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Dienstag, 2. Februar 2010

Lavendelöl innerlich eingenommen wirkt gegen Angst

Sabrina hat eine interessante Meldung auf ihrem informativen Blog: Seit gestern gibt es ein Produkt aus Kapseln, welche mit Lavendelöl gefüllt sind. Laut einer Studie von Prof. Siegfried Kasper (Medizinische Universität Wien), die im vergangenen September auf einem Phytotherapie-Kongress veröffentlicht wurde, kann sich dieses Mittel (in den Studien Silexan, jetzt Lasea) mit Diazepam, das normalerweise als Anxiolytikum (gegen Ängste) verschrieben wird, ohne Probleme messen, nur dass es kaum Nebenwirkungen habe (eventuell Aufstoßen mit Lavendelgeschmack und leichte Magen"unruhe").

    Die Indikation lautet: Unruhezustände und ängstliche Verstimmung bei Erwachsenen (ab 18 Jahre, für Kinder gibt es noch keine Erkenntnisse über die Verträglichkeit). Laut Prof. Kasper wurde diese Zubereitung an 700 Erwachsenen getestet und mit Lorazepam, ein Benzodiazepin, verglichen.
    • Lasea, 80 mg Lavandula angustifolia(standardisiert), Spitzner Arzneimittel GmbH (eine Tochterfirma von Wilmar Schwabe GmbH & Co. KG)
    • 14 St.(5489603) 9,79 Euro
    • 28 St.(5489626) 17,98 Euro
    • 56 St.(5489632) 29,95 Euro
    Eine Studie über Silexan/Lasea besagt, dass das Produkt sechs Wochen lang an 200 Patienten untersucht wurde [Woelk H, Schläfke S. A multi-center, double-blind, randomised study of the Lavender oil preparation Silexan in comparison to Lorazepam for generalized anxiety disorder. Phytomedicine (2010) Vol 17(2);94-99]. Die Wirkung beider Produkte erklärt sich über eine Hemmung der präsynaptischen spannungsabhängigen Kalziumkanäle an der Zellmembran. Das Produkt führt nicht zu einer Gewöhnung, kann langfristig eingenommen werden und wirkt nicht sedierend, ist also für Autofahrer geeignet. Seine optimale Wirkung entfaltet es erst nach zwei Wochen und führt danach sogar zu einem verbessertem Schlaf, was für angstgeplagte Menschen auch eine Erleicherung sein kann.
    Bereits 2007 wurde eine klinische Phase II Studie, die von der Charité in Berlin und der Firma Schwabe durchgeführt wurde, veröffentlicht. Es wurden 50 Patienten sechs Wochen lang mit Lasea behandelt, sie litten unter Neurasthenie (totale Erschöpfung), Postraumatischen Störungen und psychosomatischen Berschwerden, die Verbesserungen waren signifikant. [Stange R, Schaper S, Uehleke B, Dienel A, Schlaefke S. Phase II study on the effects of lavender oil (Silexan) in patients with neurasthenia, post-traumatic stress disorders or somatisation disorder. Focus Altern Complement Ther 2007; 12: 46].
    Ich wittere einen riesigen Markt! Anhand dieser Produkte können wir höchstwahrscheinlich ab sofort sehen, wie sowas läuft. Ich denke, dass wir in naher Zukunft solche Lavendelölkapseln in jedem Drogeriemarkt finden werden, vermutlich auch billiger als die Originalprodukte. So können wir verstehen, warum es für die meisten Forscher uninteressant ist, sich mit ätherischen Ölen zu befassen. 700 Menschen nach wissenschaftlichen Vorschriften durchzutesten kostet richtig viel Geld. Dann zu sehen, dass sich andere Firmen drauf stürzen, kaum dass die Ergebnisse veröffentlicht sind, ist einerseits menschlich frustrierend, aber eben auch finanziell nicht lukrativ, weil die Mitbewerber das Produkt dann billiger abgeben werden.


    Wir in Aromapraxis- und therapie Erfahrenen könnten eventuell unser Lieblings-Bio-Lavendelöl selbst in Gelatine-Leerkapseln abfüllen und für familiäre Anwendungen einsetzen, denn obige Preise sind schon heftig! Denn dass Lavendelöl eingenommen - oder sogar feinschmeckerisch genossen - werden kann, wissen wir spätestens seit Maria Kettenring's leckeren Lavendel-Eiscreme-Rezept!
    Uns kann es natürlich egal sein, Hauptsache angstgeplagte Menschen haben eine Alternative oder zumindest Ergänzung zu den Beruhigungs-Hämmern, die sie abhängig machen können.
    Annegret hat die Zusammensetzung heraus gefunden (danke und hallo nach Hamburg):
    • Lavendelöl 80 mg
    • Carminsäure +
    • Gelatine polysuccinat +
    • Glycerol 85% +
    • Patentblau V, Aluminiumsalz +
    • Rapsöl, raffiniert +
    • Sorbitol +
    • Titan dioxid 
    Bitte lasst mich wissen, wann und wo und zu welchem Preis und welcher Kapselgröße ihr Lavendelkapselpackungen von anderen Firmen in nächster Zukunft entdeckt!

    Freitag, 22. Januar 2010

    Ätherische Öle bei MRSA


    Ein Kieler Mediziner, PD Dr. Dr. Patrick Warnke, der mit australischen Kollegen zusammen arbeitet, hat mehrere Fallberichte veröffentlicht, in denen aufgezeigt wurde, dass eine von ihnen entwickelte und standardisierte Ätherisch-Öl-Mischung aus Lemongras, Eukalyptus, Teebaum, Gewürznelke und Thymian (ich berichtete hier über seine Rezepturen). Wer englisch kann, findet hier die Studie samt Kritikpunkten und Antworten der Autoren zur Kritik zum kostenlosen Herunterladen. In einem Zeitungsartikel im Guardian findet man eine leichter zu verstehende Zusammenfassung. In einer neuen Veröffentlichung plädiert Prof. Warnke dafür, dass ätherische Öle die neue Medizin gegen schwer oder nicht bekämpfbare Erreger werden müssen [Warnke PH, Becker ST, Podschun R, Sivananthan S, Springer IN, Russo PA, Wiltfang J, Fickenscher H, Sherry E. (2009). The battle against multi-resistant strains: Renaissance of antimicrobial essential oils as a promising force to fight hospital-acquired infections. Journal of craniomaxillofacial surgery, 37(7), 392-397]. Der Autor des sehr informativen Aromatherapie-Blogs der amerikanischen Firma Floracopeia ruft für das Jahr 2010 sogar das Ende der Ära der Antibiotika aus.
    Eigentlich liegt es so sehr auf der Hand:  Seit den späten Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts haben wir mit immer besser werdenden Labormöglichkeiten und Darstellungsapparaturen mehr als genug nachweisen können, wie zuverlässig ätherische Öle die meisten Mikroorganismen reduzieren oder gar abtöten können. Man braucht also wirklich nicht daran zu glauben, sondern einfach einige der zahlreichen Studien (sicherlich nicht nur hunderte, sondern wesentlich mehr an der Zahl) zu konsultieren. Und einen Arzt oder Apotheker finden, der einen im Falle einer Infektion entsprechend zu unterstützen zu bereit ist. Auch wenn Studien nicht die ganze Wahrheit über Naturheilmittel beinhalten, hilft vielleicht das Ausdrucken eines solchen Papieres und es dem Mediziner zu überreichen. Das Foto zeigt eine Manuka-Blüte im Juni (Leptospermum scoparium), die Blätter dieses Strauches werden zu einem der hoffnungsvollsten ätherischen Öle destilliert, was schwer zu bekämpfende Keime betrifft.

    PS Kurse und Vorträge in Deutschland stehen auf der Homepage meiner Website, die neuartige Profi-Ausbildung wird in Bad Camberg im Taunus (an der A3 zwischen Limburg und Frankfurt) stattfinden, die Termine werden demnächst bekannt gegeben. Sie wird in unabhängig zu buchenden Unterrichtseinheiten stattfinden, so dass man diese mit Themenschwerpunkten wie 'Ätherische Öle bei Demenzerkrankungen' oder 'Aromatherapie in der Palliativpflege' einzeln buchen kann.

    Mittwoch, 13. Januar 2010

    Ätherische Öle gegen Tumore



    Bei einem meiner regelmäßigen Telefonate mit Dr. Dietrich Wabner berichtete er mir von seinem isländischen Kollegen Steinthor Sigurdsson, der Pflanzen auf ihre Antitumor-Wirkung hin untersucht(e). Er befasste sich u. a. intensiv mit Angelica archangelica. Die Furocumarine im Öl - vor allem Imperatorin - und Extrakte aus den verschiedenen Teilen dieser traditionell viel eingesetzten europäischen Heilpflanze werden vom pharmazeutisch-medizinischen Establishment derzeit heftig attackiert. Sigurdsson fand heraus, dass sie eine deutliche Wirkung gegen manche Tumore zeigen (antiproliferativ und Apoptose [Zelltod] fördernd). Im Reagenzglas, an krebskranken Mäusen aber auch an freiwilligen Betroffenen ausprobiert. Unabhängig davon, welcher Chemotyp an Angelikaölen eingesetzt wurde. Es geht um Brustkrebs und um Bauchspeicheldrüsenkrebs.
    Zudem docken diese verteufelten Inhaltsstoffe an die menschlichen Benzodiazepin-Rezeptoren an und wirken somit ähnlich anxiolytisch (angstmindernd) wie bestimmte Psychopharmaka. Auch zeigen sie eine deutlich lebensverlängernde Wirkung auf Zellen, welche mit diversen Viren infiziert wurden (Erkältungsvirus, Coxsakie-Virus und RS-Virus). [Sigurdsson S, Ogmundsdottir H, Hallgrimsson J, Gudbjarnason S. (2005). Antitumour activity of Angelica archangelica leaf extract.] Die Furocumarine zeigten eine Anti-Acetylcholinesterase Wirkung, so dass Angelikawurzelöl vermutlich bei Menchen mit demenziellen Erkrankungen unterstützend und gedächtnisfördernd eingesetzt werden kann, sie wirken auch als Kalziumantagonist, können also verkrampftes, schmerzendes und minderdurchblutetes Gewebe lockern.
    Wer englisch kann, findet hier eine wunderbare Powerpoint-Präsentation zu den Tugenden des "pflanzlichen Erzengels"Angelika. Hier gibt's eine seiner Studien als PDF-Datei, auch in englisch.
    Übrigens: Wer Firefox als Browser benützt, kann sich ein automatisches kostenloses Übersetzungswerkzeug runterladen und als Leiste am Browserfenster installieren, die Texte werde zwar nicht grandios aber man erkennt den Sinn.

    Freitag, 18. Dezember 2009

    Freie Nase durch Menthol, Kampfer und Eukalyptus - alles nur Einbildung?



    In einer Studie wurde etwas wissenschaftlich bewiesen, das jedermann und jederfrau ganz anders erlebt. Man hat hat den Luftwiderstand in 31 Nasen (26 männlich, 5 weiblich, Alter zwischen 20 und 51 Jahren) gemessen (Rhinometrie). Einfach so, zweitens vor und nach 5-minütiger sportlicher Betätigung auf einem Ergometer und drittens auch nachdem man die Probanden jeweils fünf Minuten Kampfer-, Eukalyptus- und Menthol-Dämpfe (Foto: Mentholkristalle) durch eine Atemmaske hat inhalieren lassen.
    Objektiv öffnete sich die Luftpassage nicht nach dem Einatmen der traditionell als entstopfend und befreiend beschriebenen Duftstoffe, subjektiv berichteten die meisten Probanden von einem angenehm kühlenden Effekt  bei der Einatmung. Nach dem Sport war die Atmung signifikant erleichtert - objektiv gemessen - doch subjektiv wurde das nicht so empfunden [Burrow A, Eccles R, Jones AS. The effects of camphor, eucalyptus and menthol vapour on nasal resistance to airflow and nasal sensation. Acta Otolaryngol (1983)96: 157-161].
    Womit wir mal wieder sehen: Wissenschaftliche Studien sind nicht alles! Manche Dinge helfen, obwohl sie - rein wissenschaftlich betrachtet - nicht helfen können, siehe die vom Establishment so verachtete komplementäre Krebstherapie, sie kann DOCH helfen.
    Ich jedenfalls bleibe bei meinen bewährten Nasenbefreiungsmixturen im Falle einer verstopften Nase (toi, toi, toi, lange nichts gehabt!!!) und in ganz schlimmen Fällen greife ich sogar zu Tigerbalsam ;-), es ist ideal für Reisen, 1 g davon enthält:
    • Kampfer (racemisch) 0,250g 
    • Menthol 0,079g
    • Nelkenöl 0,015g
    • Pfefferminzöl 0,160g
    • Cajeputöl 0,130g
    • sowie Hartparaffin und weißes Vaselin
    (Rezeptur von Klosterfrau, Köln)

    PS: Hier ist der schöne Kommentar von Elli zu "Ätherische Öle sind steril", einfach wunderbar!
    Der Beitrag ist ja schon 1 Jahr alt und ich weiß nicht mehr ob ich darauf geantwortet habe.Ich kann nur sagen, ja es stimmt. Eine lustige Begebung auf Station. Wir hatten eine MRSA Patientin, isoliert natürlich. Als ich nachmittags im Zimmer war, fand ich auf dem Tisch eins unserer Sekretröhrchen. Es enthielt eine gelbliche Flüssigkeit. Ich nahm an, es sei Urin, den jemand vergessen hatte mit raus zu nehmen. Also schickte ich ihn in die Bakteriologie unseres hauses. Erst am nächsten Tag, als es bei uns etwas ruhiger war, viel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war unser Mandel/ Lavendelmix, der dort gelegen hatte, weil man keine ganze Flasche in ein MRSA Zimmer stellen wollte. Nach 2 Tagen Kam der Befund. Urin??? Kein Keimnachweis
    Das war ein unfreiwilliger Test auf Keimfreiheit
    Elli

    Sonntag, 6. Dezember 2009

    Bessere Körperhaltung und sichereres Schlucken durch ätherische Öle


    Die neue Ausgabe vom International Journal of Clinical Aromatherapy * - übrigens eine der besten Lektüren für wissenschaftlich untermauerte Anwendung von ätherischen Ölen - ist kürzlich erschienen und darin fand ich einen spannenden Artikel über Reha-Maßnahmen bei Menschen, die einen Hirnschlag erlitten haben.
    Berichtet wird beispielsweise über zwei betroffene Senioren (Mann 86 und Frau 88), die beide Probleme im erschlafften unteren Kopf-/Gesichtsbereich hatten: Hämatome im Mund und damit verbundene Schwierigkeiten bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, gestörte Zungenkoordination, Sprachstörungen. Nach fünf bzw. acht sanften Massagen mit 2%-igem Mandarinen- und Lavendelöl (Citrus reticulata und Lavandula angustifolia) in Mandelöl hatten beide wieder eine wesentlich bessere Kontrolle über die betroffenen Körperfunktionen. Bei einer 46-jährigen Frau mit ähnlichen Problemen und die ständig in der Gefahr stand, ihre dünnflüssigen Mahlzeiten zu aspirieren verhalfen fünf Gesichts-Behandlungen mit Lavendel und Bergamotte (Lavandula angustifolia und Citrus bergamia) und eine Behandlung mit Lavendel und Rosmarin (Lavandula angustifolia und Rosmarinus officinalis) zu einer normalen Nahrungsaufnahme und deutlicherem Sprechvermögen. Die Autorin Paula Mullins beschreibt weitere erfolgreichen Reha-Maßnahmen. Sie erwähnt zudem einige Studien, beispielsweise die Erkenntnis, dass Menthol (Hauptwirkstoff in Pfefferminze- und Ackerminzeölen, Mentha piperita und Mentha arvensis, in dieser Studie in synthetischer, 'naturidentischer' Form verwendet) ähnlich wie kaltes destilliertes Wasser den Schluckreflex deutlich verbesserte. Diese Maßnahme empfehlen die japanischen Wissenschaftler bei PatientInnen mit Dysphagie, also bei Schluckproblemen. Denn bei ständigem Verschlucken bzw. durch das Gelangen von Speisestückchen und Speichel in die Luftröhre ist eine große Gefahr von Lungenentzündungen gegeben, die somit reduziert werden könnte. Die Wissenschaftler empfehlen den Betroffenen, vor den Mahlzeiten eine mentholhaltige Pastille zu lutschen (Bonbon, Dragee etc) [Ebihara T, Ebihara S, Watando A, Okazaki T, Asada M, Ohrui T, Yamaya M, Arai H. Effects of menthol on the triggering of the swallowing reflex in elderly patients with dysphagia. Br J Clin Pharmacol 62(3): 369-371]
    Dieses Jahr veröffentliche ein Team um dieselben Wissenschaftler eine kleine Beobachtungsstudie an 17 älteren Personen (78 Jahre +/- 6) ohne neurologische Störungen, dass das Riechen von Pfeffer- und Lavendelduft die Stabilität ihrer Körperhaltung bei geschlossenen Augen verbesserte (nicht aber bei geöffneten Augen) [Freeman S, Ebihara S, Ebihara T, Niu K, Kohzuki M, Arai H, Butler JP. Olfactory stimuli and enhanced postural stability in older adults. Gait Posture. 2009 Jun;29(4):658-60]. Denkbar wären also unterschiedliche Pflegemaßnahmen mit Lavendelöl bei PatientInnen, deren Haltung und Körperkoordination aufgrund von neurologischen Vorfällen gestört sind.

    * PS Wer mehr über die Fachzeitschrift IJCA lesen möchte, findet hier ein Interview in englischer Sprache mit der Herausgeberin Rhiannon Harris. Sie ist die Ehefrau von Bob Harris, der eine große (kostenpflichtige) Datenbank von wissenschaftlichen Studien über die Wirkungen von ätherischen Ölen führt.

    Sonntag, 8. November 2009

    Rosendüfte braucht das Land


    Es ist wunderschön, wenn man ein funktionierendes Netzwerk hinter sich hat! Ich war vor einigen Tagen auf eine viel versprechende Studie über einen Rosenextrakt gestoßen, wollte mehr darüber wissen, fragte bei einem passionierten Studiensammler an und wenig später konnte ich dieses und noch ein ähnliches Werk komplett durchlesen. Auch wenn ich lange nicht jedes Detail verstehe (ich habe eine Phobie vor Statistiken und entsprechenden Grafiken ;-), finde ich, dass den japanischen Wissenschaftlern um Suresh Awale spannende Entdeckungen gelungen sind -auch wenn das alles bislang 'nur' im Reagenzglas stattgefunden hat. Sie untersuchten, wie ein Chloroform-Extrakt (vergleichbar einem Absolue) von Rosa damascena auf die berüchtigten Amyloid-Plaques, welche bei Morbus Alzheimer die 'Gehirnwindungen verstopfen', reagiert. Die Bestandteile der Rose regten nicht nur die Neuriten (Fortsätze) von Neuronen (Nervenzellen) signifikant zum Wachsen an, sondern unterbanden auch den Zelltod durch das Amyloid A beta(25-35). Man isolierte aus dem Rosenextrakt eine lange mehrfach ungesättigte Fettsäure (C37H64O2; sorry, ich kann hier keine tiefergestellten Zahlen schreiben), welche für diesen Effekt verantwortlich ist. Sie wirkt neuroprotektiver als die vielbeworbenen Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel mit DHA. [Awale S, Tohda C, Tezuka Y, Miyazaki M, Kadota S: Protective Effects of Rosa damascena and its Active Constituent on A beta(25-35)-induced Neuritic Atrophy. eCAM2009].
    Man kann sich denken, dass diese Entdeckung sicherlich weder mit offenen Händen noch mit freudiger Erleichterung auf Seiten des medizinischen Establishments aufgenommen wurde, schließlich wurden Rosenprodukte (zur äußeren Anwendung) bereits 2004 fast vom Markt weg-reglementiert. Wo kämen wir hin, wenn wir - wie beispielsweise Bulgaren, Iraner und Türken - auch noch Rosenprodukte essen würden und damit den lukrativen Alzheimermedikamente-Markt empfindlich stören könnten... Ähnlich soll übrigens der in der ayurvedischen Medizin bekannte Extrakt von Withania somnifera (Ashwaghanda) wirken, er wird meines Wissens nach nur von einer deutschprachigen Ätherisch-Öl Firma (Feeling) angeboten. [Tohda C, Kuboyama T, Komatsu K: Dendrite extension by methanol extract of ashwagandha (roots of Withania somnifera) in sk-n-sh cells. Neuroreport 2000;11:1981-5]
    Die zweite Studie, die ich zu lesen bekam, untersucht und vergleicht Rosendestillat, Rosenabsolue und Rosenhydrolat auf ihre Tocopherolgehalte, sowie Carotine, phenolische Inhaltsstoffe und ihre antibakterielle Wirkung. Neben für Aromapraktikerinnen vielen altbekannten Dingen fand ich bemerkenswert, dass Rosenabsolue eine große antioxidative Kapazität besitzt, also quasi ein 'Jungbrunnen' ist. Nicht nur durch den Gehalt an phenolischen Verbindungen, sondern auch durch seinen Gehalt an Vitamin A und E. Das macht es auch zu einem idealen natürlichen - freilich kostbaren - Konservierungsmittel in Naturkosmetik. [Ulusoy S, Bosgelmez-Tmaz G, Secilmis-Canbay H: Tocopherol, Carotene, Phenolic Contents and Antibacterial Properties of Rose Essential oil, Hydrosol and Absolute. Curr Microbiol (2009) 59:554-558]

    Freitag, 6. November 2009

    Viren nicht willkommen heißen

    Auf meinem anderen Blog habe ich eine Lese-Empfehlung zum Thema Schweinegrippe, Impfungen dagegen und zur wissenschaftlichen Erforschung zu diesem Themenkomplex, höchst schweinig-windig, was uns diverse Autoritäten auftischen wollen. Aber lest selbst!

    Übrigens hat die Wissenschaftlerin Dr. Candace Pert, eine der Entdeckerinnen der körpereigenen Opioid-Rezeptoren, herausgefunden, dass Viren nur durch Andocken an Rezeptoren menschliche Zellen infizieren können. Rhinoviren, die für den normalen Schnupfen verantwortlich sind, benutzen dafür unsere Noradrenalin-Rezeptoren. Wenn der Mensch sich pudelwohl fühlt, befindet sich reichlich Noradrenalin in der Nasenschleimhaut. So sind diese Rezeptoren besetzt und die Schnupfenviren haben keine Möglichkeit zum Andocken.... [Kämper H: Neurobiologische Wirkungsweisen von Heilpflanzen. Deutsche Heilpraktiker Zeitschrift, 2009; 4:16-18]

    Donnerstag, 5. November 2009

    Geschmackssensoren im Darm


    Wer unter Verstopfung leidet, sollte mehr aromatische Nahrung verspeisen. Münchener Forscher haben heraus gefunden, dass der menschliche Darm mit Riechsensoren ausgestattet ist, ganz wie die Nase auch, welche beispielsweise die Duftmoleküle von Thymol von Thymian und Mandarinenschale sowie Eugenol von Gewürznelke, Basilikum, Zimtblättern (Foto) und anderen Gewürzen "erkennen" können. So steuern sie die Darmbewegung. Die Forscher untersuchten enterochromaffine Zellen aus dem Dünndarm, die nach Aktivierung Serotonin ausschütten und so die Darmperistaltik anregen und auch die Ausschüttung von Verdauungssäften fördern.
    Möglicherweise wird allerdings ein chronisch angegriffener Reizdarm durch diese Gewürze zu sehr angeregt oder er ist übersensibilisiert worden durch künstliche, potenziell stark reizende Aromabestandteile der Nahrung (künstliche Aromen enthalten oft chlorhaltige Verbindungen als Trägersubstanz). [Braun T, Kunz L, Gratzl M, Voland P, Prinz C: Gastroenterology, Vol. 132(5), pp 1890-1]

    PS Ich wurde gefragt, wie ich es schaffe, immer solche Studien aufzutreiben. Lesen, lesen, lesen, möglichst in vier unterschiedlichen Sprachen! Und aufschreiben, damit ich es nicht vergesse, also Blog-Schreiben und mit den Wissenspuzzlesteinchen Tabellen anfertigen, denn wegen meiner früheren Zettelwirtschaft ist mir wertvolles Wissen abhanden gekommen ;-) Und natürlich mit Wissenschaftlern reden und schreiben, auf Kongresse gehen, mit KollegInnen und Firmeninhabern fachsimpeln. Und selbst von KursteilnehmerInnen und Kommentatorinnen bekomme ich wertvolle Inputs, danke an dieser Stelle!

    PPS Vielen Dank an die SpenderInnen durch Foto-CD-Kauf! Beate konnte durch den Verkauf von 25 Stück ihrer süßen Laborhündin zu einer qualitativ hohen Reha verhelfen.

    Sonntag, 1. November 2009

    Lavendel- und Orangenduft bei Senioren

    Wer eine über 100-seitige Lektüre über die wissenschaftliche Betrachtung des Einsatzes ätherischer Öle bei Senioren genießen möchte, kann sich unter dem folgenden Link eine Dissertation (Doktorarbeit) der Uni München runterladen (Autorin und Doktorandin Julia Eidt), abgegeben im vergangenen Jahr. Sie befasst sich mit Stimmung, Schlafverhalten und Lungenfunktion, wenn ätherische Öle (Orangenschale und Lavendel) eingesetzt werden.

    PS Leider kann man bei Blogger die Links nicht gleich im Linkfenster überprüfen, sorry für den Fehler, nun sollte es klappen!

    Donnerstag, 29. Oktober 2009

    Herpes simplex, Lippenbläschen und sonstige Viren



    Fast 90 Prozent aller Einwohner von Industrienationen sind mit dem Erreger der lästigen und bisweilen sehr schmerzhaften Lippenbläschen infiziert, in der Fachsprache heißt er HSV-1. Sein 'Vetter' Herpes simplex 2 (HSV-2) ist für die nicht minder angenehmen Bläschen auf den Genitalschleimhäuten verantwortlich, dieses Virus belästigt immerhin bereits bis zu 30% aller Menschen in Industrienationen. Beide sind nur schwer mit konventionellen Mitteln behandel- und kontrollierbar das sie sich in den Nervenganglien ihrer Wirte 'verstecken' und dort vermutlich ein Leben lang verbleiben - meistens inaktiv, doch in Zeiten eines geschwächten Immunsystems beispielsweise wegen Stress oder anderen Erkrankungen schlagen sie dann zu.
    Ein Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg widmet sich seit vielen Jahren diesem Thema, sie haben sich diesbezüglich vor allem den ätherischen Ölen von Leptospermum scoparium (Manuka), Melaleuca alternifolia (Teebaum) und Melissa officinalis (Echte Melisse) gewidmet. Mit Hilfe einer aufwändigen Methode namens Plaquereduktionstest kann man die Wirkung von Viren im Labor untersuchen und diese drei Öle kristallisierten sich immer wieder als besonders erfolgreich heraus. Man untersuchte nicht nur die eigentliche antivirale Wirkung sondern auch die Entwicklungs- bzw. Angriffstadien der Viren. Ein Vorbehandlung der Wirtszellen mit Manukaöl beispielsweise brachte nichts, doch nach Eindringen in die Wirtszelle konnte HSV-1 durch Manukaöl in der Replikationsphase (wenn er sich also vermehrt) empfindlich gestört werden (41%, es bildete sich weniger die Hälfte der nächsten Generation von Viren). Das heißt im praktischen Leben, dass man die Behandlung mit ätherischen Ölen sofort nach den ersten winzigen Symptomen starten sollte (zB Spannen, Jucken, Hitzegefühl). Ich nehme einfach eine Mischung aus je einen Tropfen Melissen-, Teebaum- und Manukaöl in 5 ml Olivenöl oder Aloe vera-Gel und von dieser Mixtur gebe ich alle 10 Minuten einen Tropfen auf die betreffende Stelle. Oft bricht das Ding erst gar nicht richtig aus. [Schnitzler P, Schuhmacher A, Astani A, Reichling J: Melissa officinalis oil affects infectivity of enveloped herpesviruses. Phytomed 2008 Aug 5;15(9):734-740. Reichling J, Koch C, Stahl-Biskup, E, Sojka C, Schnitzler P: Virucidal Activity of a beta-Triketone-Rich Essential Oil of Leptospermum scoparium (Manuka Oil) Against HSV-1 and HSV-2 in Cell Culture. Planta Med 2005; 71:1123-1127 Schnitzler p, Schön K, Reichling J: Antiviral activity of Australian tea tree oil and eucalyptus oil against herpes simplex virus in cell culture. Pharmazie 2001; 56 4:343-47]



    Wer sich über Pflanzen, die gegen die unterschiedlichsten Viren wirken, informieren möchte (und englisch lesen kann), sollte die Übersicht der arabischen Forscher S.A.A. Jassim and M.A. Naji runterladen und zu Gemüte führen: Novel antiviral agents: a medicinal plant perspective. Journal of Applied Microbiology 2003, 95, 412–427. Schon allein deren Quellenverzeichnis gibt zu denken: Viele Forscher untersuchen weltweit die antivirale Wirkung von pflanzlichen Substanzen, oft mit erstaunlichen Erfolgen. Warum werden solche Erfolgsmeldungen nicht an die kleinen Endverbraucher und oft wirklich interessierten Menschen weiter gegeben? (das ist eine rhetorische Frage ;-))) Ich habe jedenfalls bereits drei der oben genannten WissenschaftlerInnen in Vorträgen erlebt und muss sagen, dass sie einen überaus seriösen und klaren Eindruck machen. Sie wirken nicht wie Ökospinner, Körnerfresser oder irgendwie pflanzenverliebt-abhebende Esoteriker.

    PS Es sind immer noch Aromafoto-CDs für 27,50 Euro und einen guten Zweck bestellbar! Wer mehr als die zehnfache Menge, also über 2000 dufte Pflanzenfotos benötigt, kann für 37.50 Euro (inkl. Porto/Verpackung) die Hortus Medicus-Doppel-CD von Thomas Krummer bestellen. Nachdem er von meinem Spendenaufruf gelesen hat, schickte er Beate 15 Stück als Spende, so dass auch dieser Erlös der Reha ihrer verunglückten Labor-Beaglehündin Jeannie zugute kommen wird. Thomas hat hier ein tolles Inhaltsverzeichnis und Beispiele der Fotos gelistet. Auch diese CD ist bestellbar bei Beates Shop. Wer mit der sicheren Bezahlungsmethode Paypal nicht zurecht kommt, kann Beate eine Mail schreiben und erhält dann die ganz normal-altmodische Kontoverbindung.

    Montag, 26. Oktober 2009

    Duft zum Trösten


    Vor einigen Tagen hat meine Tuberosenblüte einen Abgang gemacht (auf dem Foto die Abbildung der Packung, so wie sie hätte aussehen sollen). Nachdem meine recht stolze Tuberosenkultur vor einigen Jahren einer Horde Schnecken zum Opfer gefallen ist, hat sich die einsame Knospe, die ich am Schlafzimmerfenster hütete, aus unbekannten Gründen vorzeitig verabschiedet. Vermutlich war es der Bewohnerin Indiens schlichtweg zu kalt. Tuberosen (Polianthes tuberosa L., Amaryllidaceae) werden aus Zwiebelchen gezogen und so hoffe ich, dass die Knolle nächsten Frühling wieder zu Kräften kommt. Denn der Duft einer einzelnen Blüte ist einfach betörend und kann sogar als störend empfunden werden! Das Absolue, das daraus hergestellt wird, duftet auf den ersten Riecher nicht besonders, doch oft wird es in 5%-iger Verdünnung (in Alkohol oder Jojoba) verkauft und dann ähnelt der Duft zumindest dem der echten Blüten.


    Dieses kostbare Absolue ist eines der ganz wertvollen 'Psycho-Mittel' in der Aromatherapie. Ich empfehle es immer in Situationen, in denen sich jemand psychisch verausgabt hat oder sich untröstlich fühlt. Nach Trauer aber auch in psychisch belastenden Jobs wie etwa der Hospizarbeit. Interessant finde ich, dass einmal in einem Kurs, als ich über 30 meiner abgebildeten 'Psycho-Duft-Karten' von den TeilnehmerInnen ziehen ließ (ohne dass sie das Motiv sehen konnten), ausgerechnet die damals sehr ausgelaugte Hospizmitarbeiterin diese Karte zog.

    Das Absolue enthält Inhaltsstoffe, die einen starken Bezug zu den Neurotransmittern (Botenstoffen) unseres Gehirnes haben:
    • knapp 20% trans-Isomethyleugenol (Phenylether)
    • bis 20% aromatische Ester wie Benzylacetat (3%), Benzylbenzoat (15.3%), Methylanthranilat (2.25%) und Methylsalicylat* (2.25%)
    • circa 1.5% Methyleugenol und Eugenol
    • 0,09% Geraniol*
    • 0.3% Phenylethanol ('Rosenalkohol')
    • Benzylalkohol
    • Spuren Indol*
    Laut einer indischen wissenschaftlichen "Kurzmitteilung" kann das Absolue insgesamt weniger, aber einzelne dieser Inhaltsstoffe (mit * markiert) den landwirtschaftlich relevanten Fruchtfäule-Pilzorganismus Colletotrichum gloeosporioides gut bekämpfen. Interessant ist zudem die Feststellung, dass das anteilig in wesentlich größerer Menge vorkommende Benzylbenzoat eine ganz schwache antimykotische Wirkung auswies und der eng verwandte Ester Benzylacetat sehr deutlich antimykotisch wirkt. Spannend ist ferner die Beobachtung, dass beim Vergleich der antimykotischen Aktivität vom Fäkal'duft'stoff Indol mit dem betäubend nach Neroli duftenden Methylanthranilat, dass ersterer bei einer Konzentration von 250 mg/L und mehr eine höhere diesbezügliche Aktivität zeigte als das Indol. Bei niederigeren Konzentrationen war jedoch Methylanthranilat wirksamer. [Eugene Sebastian J. Nidiry and C. S. Bujji Babu: Antifungal Activity of Tuberose Absolute and Some of its Constituents. Phytother. Res. 19, 447–449 (2005)] Spannend wäre nun festzustellen, inwieweit auch Pilze, die Menschen gefährlich werden können wie Candida, durch das Öl in Griff bekommen werden können. Da die Zusammensetzung dem Ylang Ylang-Öl nicht unähnlich ist, welches gegen Pilze eingesetzt wird, gehe ich davon aus, dass auch Tuberoseabsolue in diesem Bereich unterstützend eingesetzt werden kann. Dank an Thomas für die 'Studie'!

    Samstag, 17. Oktober 2009

    Schmerzlindernde Öle


    Ich bin innerhalb von 24 Stunden zweimal nach Studien befragt worden, die sich mit ätherischen Ölen bei Schmerzen befassen. Welche Art von Schmerzen, musste ich zurück fragen, denn Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Wie die Mindmap-Übersicht oben zeigt (drauf klicken, dann wird sie etwas größer), haben sich für die unterschiedlichen bereiche von Schmerzen unterschiedliche Öle bewährt.
    Bei Schmerzen am Skelett, von rheumatischen Beschwerden, Wachstumsschmerzen bis zu unfallbedingten "blauen Flecken" sind als erstes die fetten Mazerate Johanniskrautöl und Mohnblütenöl zu erwähnen, eines von beiden sollte als Grundlage für eine schmerzlindernde Einreibung/Auflage verwendet werden. Meistens wird Olivenöl zum Ausziehen verwendet und dieses enthält schmerzlindernde Substanzen die dem Grundmolekül des bekannten Schmerzmittels Ibuprofen ähneln (die wissenschaftliche Studie dazu liefere ich nach, wenn ich etwas Zeit habe).
    Gut studiert und dokumentiert sind folgende ätherische Öle und/oder ihre Hauptinhaltsstoffe bei Schmerzen:
    • Gewürznelke, Syzygium aromaticum [Eugenol und Methylsalicylat]
    • Wintergrün, Gaultheria procumbens/fragrantissima [Methylsalicylat]
    • Pfefferminze, Mentha piperita [Menthol und Menthon]
    • Lorbeer, Laurus nobilis (in einer Tierstudie ähnlich schmerzlindernd wie injiziertes Morphin)
    Die Schmerzstudie des Schmerzspezialisten und Buchautoren der Uni Kiel Hartmut Göbel ist mittlerweile hinreichend bekannt, sie weist eine ähnliche Wirkung bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp von 10%-iger Pfefferminze wie jeweils 1000mg Aspirin oder Paracetamol nach.
    Darmschmerzen wurden inzwischen von mehreren Wissenschaftlern untersucht, beispielsweise bei Reizdarm, hier wirkt eine Kombination von Kümmel- (Carum carvi) und Pfefferminzeöl in dünndarmlöslichen Kapseln besonders gut (das Öl pur schlucken bringt nicht sehr viel, da es im Magen verdaut/abgebaut wird, es soll aber erst etwas weiter 'unten' wirken).
    Eine Studie, die von PhysiotherapeutInnen dokumentiert wurde, belegt dass folgende standardisierte Ölekombination sehr gute Effekte bei Sportverletzungen (Knie- und Gelenkverletzungen, die Physiotherapie benötigten) aufweist:
    • Birke, Betula alba (Wintergrün wirkt fast identisch, da es mehr oder weniger die gleiche Zusammensetzung hat)
    • Cajeput, Melaleuca leucadendron
    • Römische Kamille, Chamaemelum nobile
    • Kampfer, Cinnamomum camphora (ich würde eher Rosmarin Ct. Borneon, enthält Kampfer, nehmen)
    • Zitrone, Citrus limonum
    • Gewürznelke, Syzygium aromaticum
    • Eukalyptus, Eucalyptus globulus
    • Zypresse, Cupressus sempervirens
    • Menthol wurde ergänzend hinzugegeben
    The effects of the application of Dermasport plus Solution Cryo in physiotherapy
    M. Le Faou, T. Beghe, E. Bourguignon, S. Dei Tos, T. Dupre, M. Saunier, J. Scaravelli. The International Journal of Aromatherapy (2005) 15, 123–128

    Mittwoch, 30. September 2009

    Heilsamer Holzduft aus Südamerika



    Der wunderschöne neue Holzboden, auf dem ich meine Studien ausbreite, duftet köstlich. Der Baum, der dieses Parkett liefert, versorgt und auch mit einem seltenen süßlich-holzig duftenden ätherischen Öl, das ich von der Firma Maienfelser habe und das ich an dieser Stelle mal kurz vorstellen möchte. Es wird aus der harzig-balsamischen Wundflüssigkeit und dem Holz eines 12 bis 15 Meter hohen Baumes aus Brasilien durch Wasserdampfdestillation gewonnen, er heißt Myrocarpus fastigiatus, Cabreuva genannt, und ist mit Erbsen, Bohnen, Ginster und Mimose verwandt (Fabaceae). Wenn das Öl gut gereift ist, erinnert es im Duft an Whiskey, es findet hauptsächlich in der Parfümindustrie Verwendung. Durch den hohen Gehalt am Sesquiterpenol Nerolidol (80%) wirkt das Öl vor allem
    • hormonell regulierend, vor allem für Männer
    • tonisierend und energetisierend
    • wundheilend (epithelisierend) und hautpflegend
    • entzündungsmindernd bei rheumatischer Polyarthritis
    Im Fachbuch von Franchomme und Pénoël wird darauf hingewiesen, dass Frauen dieses Öl nur mit Vorsicht einsetzen sollten.

    Dienstag, 29. September 2009

    Riechverlust und ätherische Öle bei Demenzen



    Ich bin jetzt soweit durch mit dem Durchforsten von Studien zum Thema Gehirndurchblutung und demenzielle Erkrankungen, die durch ätherische Öle beeinflussbar sind. Es hat mich sehr überrascht, wie viele wissenschaftliche Untersuchungen es zum Thema gibt. Ich habe ja sicherlich nur die 'Spitze des Eisbergs' gefunden und studiert.
    Die unteren beiden Reihen meiner Spickzettel bestehen aus Studien mit unruhigen Patienten, welchen mit ätherischen Ölen gut geholfen werden konnte und beinhalten auch Laborergebnisse, welche zeigen, dass manche Öle das bei der Alzheimererkrankung verminderte Acetylcholin im Gehirn - und auch sein 'Widersacher' Acetylcholinesterase - positiv beeinflussen. 24 unterschiedliche Forschungsergebnisse, von denen in der Aromapflege kaum jemand weiß oder schreibt.
    Die mittlere Reihe enthält Studien die zeigen, dass manche ätherische Öle und/oder deren Bestandteile den Blutfluss im Gehirn erhöhen und somit prophylaktisch als auch therapiebegleitend eingesetzt werden können. Die nächste Reihe befasst sich mit Studien zum Geruchssinn und wie man heutzutage am gestörten Riechen erste Indizien für eine demenzielle Erkrankung feststellen kann. Die obersten Zettelchen beziehen sich auf den generellen Einfluss von Düften auf unser Verhalten und unsere emotionalen Zustände. Nun, da das Chaos und die vielen Informationen, die ich schon länger in meinem Kopf herum trage, etwas geordnet ist, 'bastele' ich in den nächsten zwei Wochen einen Fachbeitrag.
    Ach ja, bevor jemand nachfragt, was das einzelne Blättchen beinhaltet: Das ist eine Nebenwirkung von bestimmten Düften, die man bei agitierten Patienten nicht oder sehr vorsichtig einsetzen sollte. Und wer jetzt ganz neugierig ist, sollte meine beiden Beiträge zum Thema Dünger für die grauen Zellen und Immer mal an Vanille schnuppern(nochmals) nachlesen.

    Sonntag, 27. September 2009

    Mastix, das 'grüne' Harz


    Heute erläutere ich euch aromatisches schmückendes Blattgrün in herbstlichen Blumensträußen. Denn kaum jemand ist sich dessen bewusst, dass es sich bei diesen Blättern mit den eigentümlich 'plattgedrückten' Stielen um eine Duft- und Räucherpflanze handelt, welche seit biblischen Zeiten bekannt ist. Deren Harz liefert das kostbare, grün-frisch-herb duftende Mastix- oder Pistacheöl. Sie heißt Pistacia lentiscus und ist mit den leckeren Knabber-Pistazien verwandt.
    Diese hübschen Sträucher wachsen rund um das Mittelmehr, die Blätter und noch mehr das Harz wirken sehr adstringierend (zusammenziehend), wenn man sie kaut. Im ländlichen Griechenland wird das Harz wie Kaugummi gekaut, es regeneriert und desinfiziert wundes Zahnfleisch und erfrischt den Atem. Es wird auch als Abdichtungsmittel für Weinfässer eingesetzt und gibt so dem griechischen Retsina seinen unverwechselbaren Charakter (Retsina bedeutet Harz/Geharzter). Schauspieler kennen das Harz als Klebstoff für künstliche Bärte (Dank an Peter und Helge), auch für viele andere technische Zwecke wird es eingesetzt.





    In pharmakologischen Untersuchungen konnte ein Schutz vor Magengeschwüren gezeigt werden, vermutlich durch eine Reduzierung der Produktion von Magensäure und einen ergänzenden Puffereffekt. Aber auch eine Wirkung gegen den 'Magenschreck' Helicobacter pylori, der sogar für Magenkarzinome verantwortlich sein könnte, wird diskutiert. In entsprechenden Tests führte eine Mastix-Konzentration von 125 µg/ml zu einer 50-prozentigen und 500 µg/ml zu einer 90prozentigen Vernichtung des Magenkeims.
    Desweiteren wurde - wie bei vielen monoterpenreichen ätherischen Ölen auch - eine antiarteriosklerotische Eigenschaft gefunden, diese wird mit verminderten Oxidationswerten des 'bösen' Cholesterin LDL erklärt. In einer kleinen randomisierten Doppelblindstudie mit 20 Teilnehmern wurde das Kauen eines Mastix-haltigen Kaugummis und die Entwicklung von Zahnplaque untersucht. Durch vierstündiges Kauen dieses Kaugummis reduzierte sich die Menge der plaqueverursachenden Bakterien signifikant. Untersuchungen an isolierten Bakterienkulturen belegen nicht nur eine bakteriostatische Wirkung bei Helicobacter pylori sondern auch bei Staphylococcus aureus, Lactobacillus plantarum, Pseudomonas fragi und Salmonella enteridis Quelle: Heike Lück-Knobloch.
    Das ätherische Öl, das nach senkrechtem Anritzen der Rinde des 3 bis 4 Meter hohen Strauches aus dem austretenden Harz destilliert wird, enthält bis zu 50 Prozent Monoterpene, welche für die schmerzlindernde und entzündungshemmende und kortisonähnliche Wirkung verantwortlich sind:
    • 6,5–20 % alpha-Pinen
    • 7-10% Limonen
    • 4–15 % beta-Myrcen
    • 1,5–15 % Sabinen
    • 0,2–0,8 % delta-Caren
    Dazu Spuren von Sesquiterpenen sowie Sesquiterpenolen und folgende Monoterpenole und Monoterpenester:
    • 33-44% Terpineol-4 (antibakteriell und aquaretisch wirksam)
    • 7-10% Bornylacetat (entkrampfend wirksam)
    In meinem Fachbuch habe ich folgende Indikationen aufgeführt:
    • Varizen, Hämorrhoiden
    • Thrombophlebitis
    • Prostatitis
    • Sinusitis
    • spastische Kolitis
    • Ulcus ventriculi
    Ich wende dieses recht teure, sehr milde und schleimhautverträgliche ätherische Öl fast ausschließlich für Salben und Zäpfchen gegen Beschwerden durch schmerzende Hämorriden an. Die zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung entfaltet sich bereits bei ganz hohen Verdünnungen von ein bis zwei Prozent. Schwangere sind für diese Hilfe oft sehr dankbar. In Frankreich werden Männer mit Problemen der Vorsteherdrüse mit entsprechenden Zäpfchen versorgt. Die magenschützende Wirkung wird im englischsprachigen Bereich durch einzunehmende Kapseln mit dem Harz erreicht.
    In frisch-herbe Rasierwässer oder Eau de Colognes kann man mit Spuren dieses Duftes eine fein-herb-grüne Komponente zaubern. Ideal mit Zitrusdüften und Zedernholzöl.

    Dienstag, 11. August 2009

    Transformation in Kamillenblüten



    Nach soviel Entspannung mal wieder ein paar Fakten (und ich betone nochmals ausdrücklich, dass dies hier weder eine wissenschaftliche noch eine literarische Diskussionsplattform ist ;-).
    Wer trinkt ab und zu einen Kamillentee? Welche Farbe hat er? Richtig gelblich-wässrig-transparent. Hat schon mal jemand blauen Kamillentee gebraut? Nein???!!!
    Warum ist dann das ätherische Öl aus der Matricaria recutita oder Chamomilla recutita oder auch Matricaria chamomilla (ersterer ist wohl der aktuell ganz korrekte wissenschaftliche Name - laut der "Bibel" der Botaniker "Zander" neueste Auflage!!) so richtig tintenblau (wenn es von verlässlich hoher Qualität ist)?
    Bei der Destillation entsteht eine chemische Veränderung im Molekül Matricin (Matrizin), das in dieser Vorstufe in den Kamillenblüten vorkommt.
    Es ist ein ein tricyclisches Sesquiterpenlacton, welches bis zu 3-prozentig im wunderbar duftenden CO2-Kamillenöl enthalten ist. Es wirkt auf der Haut stärker entzündungshemmend als das Azulen im destillierten Öl. Es wird vom Körper in ein wirksameres Produkt umgebaut, das circa 75 Prozent der entzündungshemmenden Wirkung von Acetylsalicylsäure (Aspirin) erreicht. (T. Hitziger, P. Höll, M. Ramadan, D. Dettmering, P. Imming, B. Hempel, Die alte junge Kamille. Pharmaz. Ztg. 2003, 148, 372-380)
    Matricin wird also während der Destillation zu Azulen (azul/azur=blau), das in verschiedenen Molekülkonfigurationen vorkommt und zu den Sesquiterpenen gezählt wird. Es wirkt auch stark entzündungshemmend (antiinflammatorisch). Ohne Destillation kein Azulen in der Kamille. Punkt.
    Die Destillation muss auch noch sehr sorgfältig beobachtet ablaufen, sonst erhält man ein eher bräunlich-grünliches ätherisches Öl, das unter ungünstigen Umständen einen unnötig hohen Anteil an potenziell hautreizenden Bisabololoxiden enthalten kann.


    Der Kamillenstoff alpha-Bisabolol wirkt fiebersenkend, antibakteriell, gegen Pilze, entzündungshemmend und beschleunigt die Abheilung von Geschwüren, vor allem im Magen.
    Das Öl der blauen Kamille wirkt übrigens eher antiallergisch, obwohl dieses viel verwendete Heilkraut oft als allergisierend abgestempelt wird. Das liegt entweder an Verunreinigungen mit Kamillenarten, die allergisierend wirksame Anthecotulide enthalten oder aber an der Sensibilisierungmit solchen unreinen Tees, Kosmetika, ätherischen Ölen etc. Also als Tee möglichst keine Durstlöscher-Discounter-Ware verwenden, sondern wirklich nur bei Bedarf einsetzen und dann höchstmögliche Bio- oder Apothekenqualität.
    Bei Kamillenöl - wie auch bei anderen Blütenölen - handelt es sich um ein Öl, das meistens durch Wasserdestillation gewonnen wird. Bei der Destillation durch Wasserdampf würde bei den meisten Anlagen wegen der Blütenwachse eine fast undurchdringbare Pampe entstehen. Die zwei Fotos zeigen den Stand um 9:30 Uhr am Beginn der Destillation und den Stand um 14 Uhr - nicht viel mehr! Und das Foto oben zweigt den Sack mit der Menge an Blütenköpfchen (und etwas Kraut), die für diese Menge - circa 5 ml - ätherischen Öles nötig sind.


    Kamillenblüten für die Qualitätsbezeichnung "aus Wildsammlung" sollten nur an Orten geerntet werden, wo die Abgase der Zivilisation noch nicht so ganz hingekommen sind, jedenfalls nicht von Straßenrändern... ;-)

    Mittwoch, 22. Juli 2009

    Duftender Pfeifenputzer


    ...oder Flaschenbürste, wie dieser momentan blühende aromatische Strauch aus der Familie der Myrtaceae auf englisch heißt (bottlebrush), sein wissenschaftlicher Name lautet (noch) Callistemon (schöne Staubblätter, Betonung auf dem i). 


    Der australische Strauch wird seit 2007 eher den Melaleucas zugeordnet, anscheinend sind sich Botaniker jedoch noch nicht so ganz darüber einig. Er sieht dem Teebaum ganz stark ähnlich, Teebaum blüht fast genau so aussehend wie die gelbe Variante (C. pallidus, Abbildung unten). Die ledrigen Blätter vom Pfeifenputzer schmecken und riechen stark nach Eukalyptus. 


    Die Samenkapseln vom Vorjahr bilden urige Gebilde am Strauch. Je nach Art enthalten die spitz zulaufenden Blätter 60 bis 80 Prozent 1,8-Cineol. Dazu mal etwas mehr und mal etwas weniger als 10 Prozent alpha-Pinen. Phellandren, Limonen und Terpineol sind um die 5 Prozent enthalten.


    Das ultra-seltene ätherische Öl aus den Blättern wirkt antibakteriell gegen unterschiedliche Bakterienstämme [Ovedeji OO & al: Chemical composition and antibacterial activity of the essential oils of Callistemon citrinus and Callistemon viminalis from South Africa. Molecules 2009 14(6):1990-1998], antimykotisch und sogar gegen Würmer (anthelmintisch) [Garg SC und Kasera HL: Anthelmintic activity of the essential oil of Callistemon viminalis. Fitoterapia 53, 5/6:179-181 1982]
    Bei den untersuchten Ölepflazen handelt es sich meistens um  Callistemon lanceolatus (Syn. C. citrinus) und C. viminalis.

    Montag, 13. Juli 2009

    Die Erde ist eine Scheibe und Pflanzen sind dumm wie Bohnenstroh


    Seit Mai wird ein erbitterter Kampf unter Botanikern auch in den öffentlichen Medien ausgefochten. Es geht nicht nur um das Wort "Pflanzenneurobiologie" sondern auch um die Konsequenzen, die dahinter stecken. Unter anderem immer wieder die alte Frage: "Sind Pflanzen intelligent?".
    Einige Forscher vergleichen diverse Zellstrukturen und ihre Reaktionen auf die Umwelt mit den nervlichen Möglichkeiten, die Tier und Mensch zur Verfügung haben. Sie haben nachweisen können, dass in der Pflanze so genannte Aktionspotenziale ausgelöst werden können, bislang laut Lehrmeinung nur möglich bei Kreaturen mit Nervensystem.
    Der Forscher Eric Brenner vom Botanischen Garten in New York konnte nachweisen, dass sich diese "Nervenimpulse" über 30 Zentimenter weit innerhalb einer Sonnenblume ausbreiten können. Er ist sich sicher, dass Pflanzen als Gesamtorganismus auf Umweltreize reagieren können, und nicht - wie bislang angenommen - nur in einzelnen voneinander getrennten Bereichen. Er und seine Forschergruppe wollen das Informationsnetzwerk innerhalb von Pflanzen entschlüsseln.
    Nicht nur er sondern auch einige andere aufgeschlossene Wissenschaftler werden darum für esoterisch oder sonstwie "verwirrt" erklärt: In einem Brief im Fachblatt Trends in Plant Biology (Bd.12, S.135, 2007) drückten kürzlich über dreissig Wissenschaftler - unter anderem David Robinson vom Heidelberger Institut für Pflanzenwissenschaften und Gerhard Thiel von der TU Darmstadt ihre Bedenken und ihre Verärgerung aus.
    Die Pflanzenneurobiologen wünschen sich von den Kritikern, dass sie weniger dogmatisch sein sollten. "Der Begriff Plant Neurobiology ist eine Metapher", erläutert Anthony Trewavas, ein Pflanzenneurobiologe der Uni Edinburgh. Auch Frantisek Baluska und Dietmar Volkmann von der Uni Bonn sind der Meinung, dass Metaphern sehr nützlich sein können, denn sie öffnen den menschlichen Geist für erweiterte Denkansätze. Sie wünschen sich, dass man auf eine neue Art und Weise über Pflanzen nachdenkt.
    Seit zwanzig Jahren untersuchen sie, wie Pflanzen auf Signale aus deren Umwelt reagieren, insbesondere im Wurzelbereich. "Wir wissen, dass Pflanzen unter der Erde intensiv miteinander kommunizieren", sagt Dieter Volkmann. "Sie reden miteinander und auch mit bestimmten Pilzen. Dieses unterirdische Kommunikationsnetz ist mindestens so gross wie das World Wide Web, es ist ein riesiges dynamisches Netz."
    "Diese Arbeitsweise unterscheidet sich kaum von einem Gehirn in der Tierwelt", meint Baluska. Im Pflanzenreich gäbe es also eine dem Nervensystem vergleichbare Struktur. Sie hat die gleichen Aufgaben, ist aber ganz anders aufgebaut.
    Selbst der sehr viel zurückhaltendere Botaniker Hubert Felle von der Universität Gießen, der seit Jahren elektrische Aktivitäten in pflanzlichen Zellkulturen misst, bestätigt, dass Pflanzen elektrische Signale benutzen, um auf die Außenwelt zu reagieren. Diese Signale befähigen Pflanzen auf Feinde wie Blattläuse oder Raupen mit Abwehrmechanismen zu reagieren.
    Besonders spannend ist die Kommunikation der Pflanzen - auch mit Tieren - mit Hilfe von Duftstoffen. Sie sind sozusagen die Buchstaben eines ungeheuer komplexen Alphabets. Wenn beispielsweise bestimmte Raupen Tomatengewächse angreifen, bilden sie einerseits Abwehrstoffe, aber mit dem Duftstoff Methyljasmonat warnen sie gleichzeitig ihre Nachbarpflanzen. Dieser Duftstoff ist in der Parfümindustrie nicht nur bekannt sondern auch äußerst beliebt.
    Kiefern "erkennen" den Kleber der gefährlichen Kiefernblattwespe, deren Larven ganze Wälder kahl fressen können, und "rufen" bald nach deren Eiablage eine andere Wespenart, welche die Eier schädigt. Diese "Buschtrommel" erfolgt mit dem Ätherisch-Öl-Duftstoff trans-beta-Farnesen und nur die "gute" Wespe versteht den "Hilferuf", selbst wenn er aus bis zu zwei Kilometern Entfernung ausgesendet wird.
    Ähnlich macht es (naturbelassener) Mais: Wird er von Raupen angefressen, sendet auch er Moleküle aus, welche Schlupfwespen anlocken. Diese legen Eier in die Raupen und die sich daraus entwickelnden Larven fressen die Raupen von innen auf! Nordamerikanischer Mais lockte in guten alten Zeit noch mit Hilfe von beta-Caryophyllen, das uns von ganz vielen ätherischen Ölen bestens vertraut ist, die für ihn wichtigen Fadenwürmer an. Deren Job ist es nämlich, den für die Maispflanze fatalen Maiswurzelbohrer in Schach zu halten.
    Diese Abwehrmechanismen kosten die Pflanze jedoch viel Energie und auch Zeit: Sie wachsen in solchen Abwehrsituationen weniger. Das mag aber die moderne Landwirtschaft gar nicht, alles muss schnellstens und scheinbar effizient vonstatten gehen. Und so werden Pflanzen diese altmodisch anmutenden und wachstumshemmenden Kommunikationmechanismen erstens weg gezüchtet. Zweitens leiden die grünen Wesen erheblichen unter Smog, Ozon und sonstwie verschmutzter Luft, denn ihre "Buschtrommeln" sind auf das saubere Transportmedium Luft und Wind angewiesen. Zudem "schwitzen" Pflanzen als Reaktion auf Sitzestress Isopren aus (ein halbes Monoterpenmolekül), welches stärker als die chemisch-duftenden "Hilferufe" riecht, welche die Nützlinge sowie andere "angesprochene" Pflanzen dann nicht mehr vernehmen können.
    Und so kommen kommen unsere grünen Freunde und Freundinnen ohne die kostspielige Unterstützung der Agrargifte nicht mehr aus. Was diese Industrie natürlich auch hoch erfreut, denn ihre Umsätze können sich sehen lassen: 2007 machte allein ein Agrargifte-Riese 5,8 Milliarden Euro Umsatz. Mit dem innovativen Wirkstoff Clothianidin, der in diversen Produkten enthalten ist, setzte man immerhin 600 Millionen Euro um. Klar, dass einem das energieraubende "Gequatsche" der Pflanzen nur Konkurrenz macht und ausgeknipst werden muss.
    Die Hoffnung, dass Pflanzen böse Absichten von geldgierigen Menschen mit ihren eigenen Giftstoffen rächen, habe ich freilich nicht. Auch wenn der Forscher Axel Mithöfer vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena aufdecken konnte, dass Limabohnen aus Südamerika auf die raspelnden Kaubewegungen ihrer Feinde, den Baumwolleulenraupen reagieren können. Man baute einen Roboter-Wurm namens MecWorm, der am Bohnenlaub knusperte. Das beeindruckte das Leguminosengewächs nicht die Bohne. Erst das Nachahmen eines ganz bestimmten Kautaktes der gefräßigen Raupe ließ die Pflanze reagieren.
    Die Rache der Pflanzen ist subtiler und betrifft leider vor allem die Unschuldigen: Babys und Kinder, deren Immunsystem oft nicht mit den veränderten Strukturen der Pflanzen umgehen kann. Was uns bleibt: möglichst nur echte und ehrlich zertifizierte Bioware aus der eigenen Region, am besten aus dem eigenen Garten, als LEBENSmittel verwenden. Und der vollständige Verzicht von billig-abstoßendem Agrargiftgiganten-Fraß vom Discounter. Fangen wir heute damit an!
    Mehr zum Thema im Buch von Florianne Koechlin: Pflanzenpalaver. Belauschte Geheimnisse der botanischen Welt. Und in der Ausgabe Juni 2009 von natur + kosmos.

    Dienstag, 9. Juni 2009

    Fachbuch über fette Öle

    Im fleißig genutzten Beitragsbereich (danke!!!) wurde nach dem Buch von Prof. Gerhard Buchbauer und seinen MitarbeiterInnen gefragt. Wie Thomas schrieb, es ist ein Fachbuch und wissenschaftlich orientiertes Nachschlagewerk. Für Ölefreaks eine Super-Fundgrube, doch für Laien entschieden zu umfangreich und stellenweise zu abstrakt geschrieben. Man kann bei Amazon etwas drin Blättern. An dieser Stelle nochmals der Link, den ich am 18.12. hier bereits empfahl. Es ist ein ganz hervorragender Artikel von Prof. Buchbauer über die wissenschaftliche Anwendung von ätherischen Ölen, den man ruhigen Gewissens bei nervigen Diskussionen, ob ätherische Öl esoterischer Quatsch seien, zitieren kann.

    Mittwoch, 29. April 2009

    Jugend forscht: ätherische Öle und Antibiotika

    In jedem Ausbildungskurs und in fast jedem Vortrag erwähne ich die hoffungsvolle Untersuchung der (damals 17-jährigen) Abiturientin Ute Runkel. In einer interessanten Biologie-Facharbeit für „Jugend forscht “ stellte sie in 816 Labortests fest, dass ätherische Öle pathogene (krankmachende) Bakterien, denen Antibiotika nichts mehr antun können, abzutöten vermögen. Sie untersuchte - in einem anerkannten Labor in Karlsruhe - die Wirkung der ätherischen Öle von
    • Aniba rosaeodora (Rosenholz)
    • Lavandula angustifolia (Echter Lavendel)
    • Melaleuca alternifolia (Teebaum)
    • Melaleuca leucadendra (Cajeput)
    • Melaleuca viridiflora (Niaouli)
    • Pelargonium graveolens (Rosengeranie)
    • zwei Thymus vulgaris-Ölen (Thymian)
    auf folgende Bakterienarten:
    • Enterococcus faecalis
    • Escherichia coli
    • Pseudomonas aeruginosa
    • Staphylococcus aureus und
    • fünfzehn unterschiedliche MRSA-Kolonien (gegen starke Antibiotika resistente Staphylokokken-Bakterien).
    Sie konnte feststellen, dass oft die Kombination aus (alleine wirkungslosem) Antibiotikum mit einem ätherischen Öl keimtötender wirkte als jede Substanz alleine genommen. Ute Runkel studierte inzwischen Angewandte Biogeographie mit den Hauptfächern Angewandte Biogeographie und Geobotanik sowie den Nebenfächern Bodenkunde und Physische Geographie. Sie bricht am kommenden Wochenende zum Endspurt nach Berkeley in Kalifornien auf, wo sie ihre Diplomarbeit fertig stellen wird (viel Erfolg und auch viel Spaß, Ute!). Ihre nützliche Jugend forscht-Arbeit kann man hier kostenlos runterladen und ihre hoch spannenden weltreisenden Aktivitäten samt tollen (auch botanischen) Fotoimpressionen aus ganz vielen Ländern sind auf ihrer Website zu verfolgen (mit E-Mail-Adresse, vielleicht für einen kleinen Dank nach dem Erhalt der Studienarbeit ???;-)

    PS Dieser Link hat sich bei mir auch seltsam benommen, die Adresszeile verschwand dauernd aus dem Browserfeld, bis ich entnervt meinen Mann um Rat fragte und er verwundert fragte, was mein Problem sei, ich hätte die ZIP-Datei doch bereits dreimal auf meinem Desktop liegen! Sie muss dann nur durch Anklicken entkomprimiert werden und dann hoffe ich für die Grundeinstellungen eurer Computer, dass sie gut auffindbar abgelegt wird, bei mir wieder auf dem Desktop. Also wahrscheinlich habt ihr sie bereits ohne sie zu sehen!!!! Moderne Technik!