Ich bin gerade sehr aufgewühlt, nachdem ich die
Filme zum Experiment
auf der Flucht gesehen habe.
Als ich dann noch diesen
Artikel auf Netzfrauen.de las, sind mir so einige Gedanken durch den Kopf gegangen. Wollen wir wirklich nicht wahrhaben, welchen Preis unser Lebensstil hat? Es ist verrückt, das Thema ist nicht neu. Im Buch
Chemie im Kleiderschrank wurde es schon vor 20 Jahren aufgezeigt!
Dazu die Ausbeutung der ärmsten Länder. Zum Beispiel die grausligen Umstände der Jeansproduktion, wie der
Film der ARD schonungslos aufzeigt.
Warum muss eine Jeanshose schon alt und abgenutzt aussehen, wenn man sie neu kauft? Warum müssen Löcher und Risse mit Absicht in ein neues Produkt aus Baumwolle, also einem kostbaren Rohstoff aus der Natur, künstlich mit schärfster Chemie erzeugt werden? Warum muss ein neues Kleidungsstück aussehen, als ob es alt sei? Mit dem Preis, dass die Hose nach einem Jahr auseinanderfällt, weil die chemische Malträtur den Stoff dermassen geschwächt hat? Ganz zu schweigen vom Blut, das daran klebt?
Schuhe sind auch so ein trauriges Kapitel. Billig billig, damit möglichst ein jeder hundert Paare davon in seinem Schrank haben kann. Produziert auf Kosten von Menschenleben. Schuhe, die nach kurzer Zeit auseinanderfallen oder falls doch haltbarer, nicht mal frisch gesohlt werden, weil das teurer ist als ein Paar neue? Und auch hier, Regale gefüllt mit pseudoalten Schuhen.
Ist unsere westliche Welt wirklich so weit, dass wir mit künstlich schäbig aussehend gemachten Kleidern unsern Wohlstand leben müssen? Und alles billig sein muss, damit wir unser Geld auch noch für anderes ausgeben könne? Tausend und ein Spielzeug, egal ob für kleine oder grosse Kinder, Hund oder Katze - Wollvorräte in Mengen, die niemals in einem Menschenleben verstrickt werden können - Bastelkram, verarbeitet mit hundert verschiedenen Werkzeugen aus Plastik (wo ist nur die Kreativität geblieben?) - etc. Die Auflistung liesse sich beliebig verlängern.
Nein, ich will hier niemanden anklagen. Denn auch ich bin nicht davor gefeit in diese Muster zu fallen. Der Gesellschaftsdruck ist enorm, die Kaufversuchungen angefeuert durch offene und versteckte Werbung, auch mit Sound- und Geruchbelästigung nicht zu unterschätzen.
Aber ich kann mich entscheiden achtsam zu sein, mich zu fragen, ob ich den Kaufwunsch wirklich befriedigen muss oder ob nicht eigentlich ein anderes Bedürfnis in mir das Konsumverhalten auslöst.
Denn zum glücklich und zufrieden sein bedarf es nicht materieller Dinge. Im Gegenteil, je einfacher man lebt, umso zufriedener wird man, denn es fordert die Kreativität geradezu heraus.
Klar, man ist eher ein Alien, wenn man nicht jedem Modehype hinterher rennt, ein Auto fährt, was nicht geleast sondern bezahlt ist, nicht mindestens einmal jährlich in den Urlaub fliegt usw. Es braucht Kraft den Versuchungen zu widerstehen. Aber es macht auch unglaublich viel Spass, zu wissen, das man das alles gar nicht braucht.
Mein Glück, dass ich schon als Kind gelernt habe, dass das Tun an sich glücklich macht. Es keine fertigen Bausätze braucht, sondern mit ein bisschen Hirnschmalz und Kreativität die tollsten Dinge entstehen können. Also mehrfache Freude und Spass, nämlich beim Entwerfen und Planen, danach beim Machen und letztendlich am Ergebnis. Die Lernprozesse, die man dabei machen darf und natürlich die Freude, wenn es, mal mehr, mal weniger, gelungen ist.
Wir haben das Glück in einer der sichersten Regionen dieser Welt leben zu dürfen. Haben wir da nicht geradezu die Pflicht achtsamer zu sein? Und dies auch mit unseren Hobbys?