Die späte Gärtnerin oder der lange Weg zum echten Gartenglück

Ich habe eigentlich schon immer gerne in der Erde rumgepusselt, obwohl ich ein
Stadtkind bin. Meine Oma wohnte zwar auch im Stadtgebiet (Bremen-Nord, genauer Grambke), hatte aber ein so riesiges Grundstück, das sich dort Platz fand für eine Art
Bauerngarten sowie für allerlei Federvieh. Vor allem die bunten Hühner hatten
es mir dort angetan.

1965, links meine Oma, rechts ich

 

Hinterhofidylle in Bremen Grambke

Zuhause hatten wir nur einen Balkon im 3. Stock, da freute ich mich immer auf
einen Besuch bei Oma. Leider starb Oma recht früh, dann war‘s vorbei mit den
Besuchen bei den Hühnern in Oma’s Garten.

Mein Ersatz: die allgemeine Grünanlage in der Ritter-Raschen-Straße. Ich im Bademantel, die schlüpferrosa Plastikwanne war mein Erfrischungsbad

 

Da aber mein Vater auch eine besondere Beziehung zu allem
hatte, was in und auf der Erde wächst, pachteten meine Eltern eine Parzelle, auf
der er nach Herzenslust gärtnern konnte. Ich bekam auch mein Eckchen für ein
Kinderbeet. Mein Vater hatte immer mehr Assoziationen zu Obst und Gemüse, mit
den Zierpflanzen hatte er es nicht so im Gegensatz zu mir. Es war schön, als Parzellenkind groß zu werden, wenn man in der Stadt wohnt.

ca. 1974 mit dem von mir ertrotzten Kaninchen auf der Parzelle

So schwor ich mir, sollte ich je ein eigenes Grundstück haben, so würde ich
mehr Zierpflanzen als Gemüse haben. Im Jahr 1990 ging mein geplanter Traum in
Erfüllung, ich konnte ein Baugründstück kaufen. Gelegen auf einem sonnigen,
sandigen, ausgelaugten ehemaligen Acker am Rande der Wildeshauser Geest.

Der ab dem Winter 1990/1991 darauf erstellte Neubau trug nicht unbedingt zur
Bodenverbesserung bei. Bauschutt und Bausand wurden einfach untergemengt, der
vorhandene Aushub an Mutterboden am Schluss darauf verteilt und es sah zunächst
ganz ordentlich aus.

die Bauherrin beim Richtfest November 1990

Nun stand ich da mit meinem leeren Grundstück voller Quecken und mit leerem
Portemonnaie (wer baut, hat hinterher garantiert nichts mehr für Gartenanlage
übrig). Außerdem überstiegen 900m2 plattes Grundstück meine planerische
Phantasie. Da wir uns auch einen Hund kurz nach dem Einzug kauften, wurde als
Allererstes ein Maschendrahtzaun ums Grundstück gezogen und nach vorne zur
Strasse ein Holzzaun erstellt.

Vorne vor dem Eingang gönnte ich mir aus geschenkten Gutscheinen 2 kleine Rhododendren. Das wars fürs Erste. Reichlich ideen- und mittellos streute ich nun überall, wo blanke Erde mich anlachte, einfach Rasensamen aus und wartete, was daraus werden würde. Was soll ohne gute Bodenvorbereitung und gute Pflege daraus wohl werden? Richtig, jahrelanges Krautzupfen war angesagt. Melde, Quecke und andere Ackerkräuter wollten sich nicht so leicht geschlagen geben. Vom gepflegten Rasen ist übrigens bis heute nicht viel zu sehen. Der mit dem Nachbarn zusammen gekaufte Vertikutierer war mehr kaputt als im Einsatz, der Rasenmäher kam nur raus, wenn alles zu schlimm zuwucherte und Dünger hatte mein„Rasen“ in den Jahren 1991 bis 2000 wohl nur 3 mal gesehen. Ich geb’s zu, ich hatte keine Zeit für den Garten dank zeitintensiver Hobbies und war auch kaum zuhause.

„Vorgarten“ 1991

Zum Einzug gab es allerlei Gesträuch von den Nachbarn und der Familie geschenkt, so das wenigstens ein Anfang gemacht werden konnte in Sachen Bepflanzung. Mangels besserer Ideen entstand zur Linken (u.a. aus den Geschenken und anderen Erwerbungen) eine freiwachsende 1-reihige Hecke mit Felsenbirnen, Rotdorn, Ebereschen, grünem und roten Hartriegel, Haselnuss, Korkenzieherhaselnuss und noch einigen anderen Sträuchern. Zur Rechten fand einige Jahre später nur ein einsamer Spierstrauch Platz und lange sollte er dort allein sein.

Neufundländer Don bewacht 1991 sein Grundstück erkennbar durch leicht abgemähten Status

 

Don gerade nach seinem Einzug Mai 1991

 

nicht lachen, das Planschbecken war nur für den Hund gedacht, Nachbarshaus zur Linken stand noch nicht Mai/Juni 1991

Wie es im Leben manchmal so geht, hat sich bei mir im Jahr 2006 Einiges
ganz gründlich geändert und ich kann mich seitdem mehr ums Haus und vor allem den
Garten kümmern! Plötzlich war meine Freude am Rumpusseln in der Erde wieder da,
die ich schon verloren glaubte! Aber wo anfangen, wenn viele Jahre Stillstand
der Rechtspflege war?

Der Einzige, der sich gelegentlich liebevoll kümmerte, war mein Vater. Das passierte immer dann, wenn wir urlaubten und meine Eltern das Haus einhüteten.

mein Vater mit seinem Tomatenstolz ca. 1995

Aber irgendwann waren sie zu alt für solche Aktion, der Garten schlummerte wieder. Die Parzelle war auch längst abgeschafft zum Kummer meines Vaters.

letzte Parzellenjahre, ca. 1998

 

Die Teichränder und sein Inneres waren dringend überholungsbedürftig. Am besten
gleich etwas verlegen, er lag zu nah am Nachbarzaun.
Was mit ihm passierte, seht Ihr im Post Projekt Gartenteich 2.0

Don im Teich 1993, blanke Folie lacht uns an, das KONNTE nicht halten!
Janne im Teich 2002, da ist der Teich schon hinüber

Der Holzzaun zur Straße war 10 Jahre nach Erstellung trotz Pflege vermodert und wurde durch einen Metallzaun ersetzt. Die Pflasterung im Vorgarten wurde erneuert und nach und nach der „Rasen“ von dort verbannt.

Ach, das mache ich anders. Alles, was ab 2006 Interessantes in Haus und Garten passierte, kommt hier nach und nach als Post 🙂
Eure allegria – Karen.

19 Gedanken zu “Die späte Gärtnerin oder der lange Weg zum echten Gartenglück

  1. Hallo Karen,was für ein toller Beitrag…ich habe einfach jede Zeile genossen. Die Fotos haben mich ebenso gefesselt – das hat deine Zeilen noch mehr leben lassen. Danke für diese Einblicke. Ich freue ich mich auf weitere Beiträge rund um Haus und Garten. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende – hoffentlich wird es so toll wie es angesagt wurde – Stine

    1. Liebe Stine,komme gerade aus dem Garten und das auch nur, weil wir gleich eine Einladung haben. Freut mich, wenn Dir der Post gefallen hat.Leider gibt es von früher nicht soviele Fotos, vor allem die Zwischenjahre fehlen, da hatte ich andere Motive.Na, Ihr werdet das noch sehen ;-)Lieben GrußKaren.

    1. Liebe Elisabeth,Nachbars Kinder kamen und fragten, oh, ist das für uns? Nee, das ist für den Hund, da dürft ihr nur einmal rein und zwar ganz zu Beginn. Das Plastikding hielt übrigens keine Woche, dann hatte Welpi es von oben her dezimiert ;-)Lieben GrußKaren.

    1. Liebe Patricia, da kommt noch eine ganze Menge hinterher, denn die "Evolution" ist noch nicht am Ende angekommen ;-)Und wird sie auch wohl nie, hi hi.Liebe GrüßeKaren

  2. Libe Karen, das war ein spannender Bericht. Ja, meist kommt alles anders wie man denkt. Ich bin gespannt auf weitere Posts von dir. Und ich bin auch ein Parzellen Kind. Ich liebte unseren Kleingarten und die Zeit dort als Kind. Überlege, ob ich auch eine Parzelle miete, denn wir wohnen auch im Block und haben zwar viel Grünfläche und Spielplatz aber dass ist ja nicht das selbe. Ich möchte auch in der Erde buddeln. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.Liebe GrüßeDiana

  3. Liebe Diana, mach das unbedingt mit der Parzelle! Ich kenne jemanden, die hat sogar 2 davon, weil eine ihr nicht gereicht hat. Könnte ich sein ;-)Lieben GrußKaren.PS: Diana hieß damals auch meine Gartenfreundin

  4. Herrlich, besonders die Bilder aus deiner Kindheit!Ich versuche meine (Stadt-)Kindern so viel Natur wie möglich erleben zu lassen. Wenn wir mit dem Rad unterwegs sind, ist das oft wie ein Ausflug in eine andere Welt – ohne Technikgedöns aber voller Leben.Liebe GrüßeChristiane

    1. Liebe Christiane,von der Parzelle aus war ich ganz oft auch alleine unterwegs. Da gab es unendlich viel Natur zu entdecken, z.B. das Bremer Blockland. Mit den Eltern gab es auch lange Touren, wir hatten kein Auto und haben es auch nie vermisst.Liebe GrüßeKaren.

  5. Danke fürs Verlinken, liebe Karen, das ist doch ein Klasse Lachfaltenrettungspost. Und natürlich darfst du ältere Posts verlinken! Ist doch schön, wenn die neue Aufmerksamkeit bekommen, das sind sie nämlich wert. Ich habe jetzt auch dein Teichposting kennengelernt – oh Mann! Wir haben nur einen Mini-Teich aus so 'ner "Nierenschüssel" aus dem Baumarkt, und wenn ich mir so durchlese, was du alles bedenken musstest, bin ich reichlich froh über unser verhältnismäßig unkompliziertes "Zwergerl". Aber schön ist so ein größerer Teich natürlich!!!Ganz herzliche weihnachtliche Rostrosen-Grüße und alles Liebevon der Traudehttp://rostrose.blogspot.co.at/2015/12/vorweihnachtliches-und.html

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert