Das mit der Zeitenwende stimmt schon, nur anders, als es Olaf Scholz gemeint hat. 100 Milliarden für die Bundeswehr sind ein schöner Anfang, wenn man plötzlich doch das Bedürfnis verspürt, eine funktionierende Armee zu haben. Eine Wende ist das gleichwohl nicht, sondern nur ein bisschen mehr Vernunft. Und ein paar Waffen an die Ukraine zu liefern, das war sicherlich überfällig, mehr aber auch nicht.
Dennoch markiert der russische Angriffskrieg tatsächlich eine Zeitenwende, er beendet nämlich die schon seit Längerem nur noch mühsam aufrechterhaltene Fiktion von Normalität und ein naives Verständnis von Krise. Bisher wurde von Politik und Öffentlichkeit immer wieder so getan, als komme mal wieder überraschend eine Krise und dann könne man dagegen A, B und C unternehmen, um anschließend routinemäßig überrascht zu sein, dass all die Maßnahmen nicht reichen, aber wenn man auch noch D, E und F hinzufügt, dann wird ganz gewiss alles wieder normal, so wie früher, aber nein, huch, da kommt ja schon die nächste Krise ...