esa ae as ELEKTRONISCHE KLANGERZEUGUNG —
ra Vs Bier esa tl Oe aa SYNTHESIZER
FLORIAN ANWANDERInhalt.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort.... : eeeveeene od
1.1. Fir wen ist dieses Buch? eeseeaaue oe 9
1.2. Was bietet dieses Buch? .......000 2 7 10
1.3. Wie ist diese Buch aufgebaut? : on
1.4. Was gibts noch? a
1.5. Dankeschon
2. Die Zeit ist reif (eine Einleitung von Jan-Hinnerk Helms) ..... 14
3. Modulare Synthesen a
3.1, Das Prinzip Klang ~ eine historische Griinderleistung 21
3.2. Erste Widerspriiche ~ Verschiedene Synthesen
3.3. Flir jede Funktion ein Modul. =
3.4. Flexibilitat als Prinzip
3.5. Es gibt keine Zwange ..
4, Spannung.. -
4.1, Strome und Tone
4.2. Geben so selig wie nehmen
4.3. Selbst ist der Forscher.....
5. Spannungsquellen.
5.1. Alles flieSt.
5.2. Die Mutter aller Spannungen
5.3. Drehknopf ...
5.4. Vom Tastendruck zur Steuerspannung
5.5. Gedriickt oder nicht
5.6. Verwechslungsgefahr
5.7. Ein Primitiv-Synthesizer
5.8. Jugend forscht
5.9, MIDI spilt analog
5.10, Fazit ..
6. Hillkurven und Portamento
6.1. Rutschpartie
6.2. Hiillkurve
6.3. Die praktische Anwendung.
6.4. Spezialfalle
6.5. Spezielle Hiillkurven
7. Oszilatore ooo
7.1. Einer far alle..
7.2. ...alle fir einen
7.3. Gemichlicher Genosse
7.4, Kurvenformen
7.5. Herrschaftsfrage ...
8. Filter... . 53
8.1. Grenzziehung.... 53
4 8.2. Typenfrage .... 53
Inhalt
3. Beziehungskiste
4. Flankensteilheit.
5. Die Technik
.6. Charakteristiken
7. Resonanz
8
9.
1
1
-
Filter im Modularsystem ....
Filter in der Subtraktiven Synthese
0. Filter-Tracking
1, Filtermodulation durch VCO...
2. Filter als Modulationsregler
8
8.
8.
8
8.
8
8
8.
8
8.
9, Audiomodulationen . 66
9.1. Verschieden Modulationsformen
9.2. Frequenzmodulation
9.3. Lineare und logarithmische FM
9.4. Analoge FM = DX7?.... oe
9.5. Audio-Pulsweitenmodulation und Amplituden-Modulation.....71
9.6. Einsatz der Cross-Modulation..... a 72
10. Hillkurveneinsatz ... 7 . : 73
10.1. Wiederholung sotnmaneneneinananenenT3
10.2, Modulationstiefe und Offset ..... 74
10.3. Hillkurvenintensitat und Sustain-Level. 76
10.4. Sustain-Wert und Hilllkurvenzeiten wT
10.5. Resonanz und Hiillkurven modulation 78
11. Dynamische Modulation
11.1. Steuerspannungsregelung
11.2. Wer steuert was? .
11.3. Filter und Modulationssteuerung...
11.4. Sondertormen se .
12, Rhythmische Modulation ..
12.1. Das Prinzip rhytinmischer Modulation
12.2. Wer wird gesteuert? :
12.3. Wie steuert man?.
12.4. LFOs als Trigger-Erzeuger..
12.5. Der Sequenzer als Modulator ...
13, Analog- und Digitaltechnik
13.1. Spannungssteuerung und Digitaltechnik
13.2. Logik
13.3. Digitales in der Praxis
13.4. Im Land der schiefen Rhythmen
14, Elektronische Perkussion .
14.1. Resonierende Filter
14.2. Oszillatoren
14.3. Rauschen
14.4. Osaillatorrauschen
14.5. Handclap
14.6. Zufall
TA. Filter on.Inhalt
15. Elektro Percussion
15.1. Cross-Modulationen
15.2. Ringmodulation
15.3. Klangerganzung 6...
15.4. Klangschichtung ..
15.5. Polyphone Modulationsquellen .
16. Flachenklange...
16.1. Der Stand der Dinge
16.2. Polyphonie
16.3. Samplen
16.4, Harmonizer ..
16.5. Mehrspurtechnik :
16.6. Polyphone Grundsignale
17. Flaichenklange in der Praxis...
17.1, Subtraktive Synthese
17.2. Eine einfache Flache
17.3, Kampf der Langeweile...
17.4, Stimmbezogene Modulation
17.5. Musikalisch einspielen
17.6. Akkorde umgewichten
17,7. Die Wiederauferstehung des Ensemble-Spiels ...
17.8. Techno und Streichquartett? ...
18. Programmierbare Modulation .
18.1. Freie und feste LFO-Modulation....
18.2. Mehrfachmodulation
18.3. Mehrfache Resonanzmodulation
18.4. Fremdgesteuerte Hiillkurven ..
19. Vocoder
19.1. Vokale und Filter
19.2. Analyse und Synthese
19.3. Der Aufbau...
19.4. Stimmhaft und stimmios
19.5. Ohne Vocoder vocoden’
19.6. Vocoder benutzen
19.7. Vocoder als Filter a
19.8. Frequenzverwechslungen .
19.9. Vocoder per MIDI
20. Vocoder und Sprache
20.1. Der richtige Untergrund
20.2, Stimmfarbe und Carrier
20.3. Stimme aufbereiten
20.4. Konsonanten
20.5. Vocoder und Bandmaschine ..
21. External Input und Envelope Follower 143
21.1. MiBerfolge. 143
21.2. Verstirkung 144
21.3. Anspruch und Wirklichkeit 144
21.4
21.5.
21.6.
Praxis.
Entscheidungsfrage ..
Gemeinsam starker
22. Anwendung des External Input Moduls .
22.1
22.2.
22.3.
22.4.
22.5)
22.6.
23. External Input ..
23.1
23.2.
23.3.
23.4.
23.5.
23.6.
24. Reprise und Finale.....
Anhang A
Anhang B
Anhang C
Anhang D
Anhang E
Index
CD-Trackliste
Noise Gate
Entknacksen.
Ducker.
Kompressor...
Gewahnlichkeit .
Booummmawuitz
Thema vo
Durchfiihrung .
Variationen
Modulation
Fuge
Ostinati und Disharmonien ....
Absolute Beginners
Tastatur-Algorithmen..
Erganzende Technik.
Modifikation Doepfer Ext. Input
Glossar
Literatur,
147
149
150
150
151
152
154
154
155
155
wl S7
157
158
160
162
166
168
172
190
196
206
Inhalt1. Vorwort
Dieses Buch basiert auf einer Artikelserie, die zwischen April 1995
und Marz 1997 in der Zeitschrift KEYS erschien, Ausléser fir diese
Serie war das Zusammentreffen der Renaissance analoger Synthe-
sizer und des Wagnisses der Firma Doepfer, ein Modularsystem
auf den Markt zu bringen.
Nun jst ein Modularsystem fur eine Zeitschriftenredaktion ein
Geschenk des Himmels, denn man kann in jeder Ausgabe ein
Modul besprechen, was einen Themenvorrat fiir mindestens ein
Jahr bedeutet. Also wurde ich mit einer Artikelserie beauftragt, in
der ich anhand des Modularsystems die Funktion von Analog-
synthesizern beschreiben sollte, Aber schon beim Schreiben der
ersten Folge stellte ich fest, da ich weit mehr als nur alte Synthe-
sizertechniken erkléren wiirde. Hier bestand die Chance, sehr
viele Aspekte der synthetischen Klangerzeugung an die Leser her-
anzutragen; Dinge, die weit iber den Einheitsbrei Ozillator-Filter-
Verstrker hinausgehen wiirden.
Im Verlauf der Serie wurde mir aus den Leserreaktionen klar, wie
wichtig auch musikalische Aspekte sind. Gleichzeitig zeigten die
Reaktionen, da® es richtig war, ein Kleines elektrotechnisches
Grundwissen in den Artikeln aufzubauen: Viele aus technischer
Sicht simple Vorginge werden durch die nicht-technische
Umschreibung nur unndtig kompliziert. All diese Einflisse kulmi-
nierten in diesem Buch.
1.1, Fiir wen ist dieses Buch?
Zunachst richtet sich mein Buch an Menschen, die sich mit einem
analogen Synthesizer bereits beschaftigen, und an solche, die das
tun wollen. Das mu8 nicht unbedingt ein Modularsystem sein,
aber mehr Spas macht es damit natiirlich schon. Letztlich kénnen
sie aber auch sehr viele Inhalte dieses Buchs in der Arbeit mit digi-
talen und natiirlich virtuell-analogen Synthesizern verwenden.
Die beste Voraussetzung fiir dieses Buch ist, wenn Sie bereits ein
bifgchen Ahnung von Synthesizern haben. Es ware gut, wenn Sie
seit einiger Zeit einen Synthesizer spielen und dabei nicht nur die
Preset-Tasten gedriickt haben. Ein bilichen Forscherdrang ist
schon nétig.
Wenn Sie gar keine Ahnung von Synthesizern haben, sollten Sie
unbedingt den Anhang A lesen. Dort finden sie eine kleine Einlei-
tung, um was es tiberhaupt bei Synthesizern geht.
Natirlich ist auch vorstellbar, da® Sie eigentlich ein DJ oder Film-
Gerauschemacher sind und mit dem Synthesizer gar keine kon-
ventionelle Musik machen wollen. Dann sollten Sie unbedingt
einen modularen Synthesizer besitzen, denn industrielle
Fertiggerate werden Ihnen fur Ihre Zwecke wenig Freude berei-
Vorwort
Diese Buch
bosiert auf einer
Artikelserie
Das Buch richtet
sich an unter-
schiedliche
Interessenten
Man sollte még-
lichst schon ein-
‘mal mit einem
Synthesizer gear
beitet haben
Fair absolute
Anféinger gibt es
einen AnhangVorwort
10
Das Buch ist
gegentiber der
Attikelserie erwei-
tert worden
Audio-CD,
Glossar, Literatur
verzeichnis und
Randbererkungen
ergiinzen den
Text
ten. Aber bitte haben Sie Verstindnis, wenn meine Erklérungen
doch sehr vom Musikmachen ausgehen ~ ich bin nun mal mit
Klavierunterticht gro® geworden, und meine Begeisterung fiir
den Synthesizer riihrt aus Zeiten, zu denen es fiir Hobby-Musiker
noch keine Computer in der Musik gab.
1.2. Was bietet dieses Buch?
Dieses Buch ist mehr als nur eine Aneinanderreihung der Artikel,
die in KEYS veréffentlicht wurden. Ein Text mu in einer Zeit-
schrift immer auf eine bestimmte Seitenanzahl passen; man
schreibt also in der Regel zunachst den Artikel mit den Inhalten,
die man vermitteln will, und dieser Text wird dann vom Autor
‘oder von der Redaktion gegebenenfalls auf den zur Verfiigung
stehenden Platz heruntergekiirzt. Hier im Buch bekommen Sie
nun die Artikel in Originallange. Zudem habe ich viele Anregungen
und Nachfragen aufgenommen und einige Kapitel iiberarbeitet.
Das betrift im besonderen Mate die Einfidhrung in Strom und
Spannung, sowie die Abschnitte zum Oszillator, zum Filter und zu
den Cross-Modulationen, die teilweise stark erweitert wurden.
Ahnliches gilt fur die beiliegende CD. Sie wurde neu aufgenom-
men, und es ist eine Vielzahl von Klangbeispielen hinzugekom-
men
Nicht zuletzt habe ich in Fufbnoten technische Hinweise oder per-
sdnliche Kommentare aufgenommen, die in einem Workshop
fehl am Platz gewesen waren. Der Text wird durch verschiedene
Anhange, ein hoffentlich verstandliches Glossar und ein Literatur-
verzeichnis erganzt.
‘Am Ende des Buches finden Sie ein Stichwortverzeichnis. Dabei
habe ich auf die unkontrollierte Wortsucherei entsprechender
Textprogramme und nicht sagende Seitenzahlen verzichtet. Statt
dessen werden die Nummern der Abschnitte angegeben, die fiir
den betreffenden Begriff im Rahmen dieses Buches am wichtig-
sten sind. So werden Sie bei "Phasendrehung” zum Kapitel iiber
Filter geschickt, weil dort die Phasendrehung erklart wird. Bei
"Gitarre” kommen Sie zum External-Input, weil dort Gitarren
benutzt werden (erklart werden die Gitarren natiirlich nicht). Das
Stichwortverzeichnis soll dazu beitragen, dal Sie dieses Buch wie-
der nutzbringend zur Hand nehmen, wenn Sie nach dem ersten
Lesen die Halfte wieder vergessen haben. (Zumindest geht das
mir immer so, wenn ich Fachbiicher lese.)
Den gleichen Zweck haben die kurzen Satze in der Randspalte.
‘Anhand dieser Marginalien kénnen Sie sich durch das Buch blat-
tem, bis Sie den Abschnitt gefunden haben, zu dem Sie etwas
wissen méchten.
1.3. Wie ist diese Buch aufgebaut?
Wenn man das Autofahren lemt, dann beginnt ein guter Fahr-
lehrer nicht mit der Erklarung der Sto&stange und hért mit der
Bremsleuchte auf. Mein Fahriehrer hat sich in der ersten Stunde
mit mir an den StraRenrand gestellt und mir beschrieben, was da
jentlich auf der StraBe passiert. Ich dachte damals, er will mich
verappeln, aber im Nachhinein gebe ich zu, dat er mir damit ein
Grundverstandnis fur das Autofahren auf den Weg mitgegeben
hat, das mich spater vor einigem Unsinn bewahrt hat. Danach
hat er sich mit mir ins Auto gesetzt und mir erst einmal das
Amaturenbrett erklart. Dann lie er mich kurz geradeaus fahren,
wieder bremsen und anhalten. So fiihrte er mich langsam ans
Autofahren heran.
In der selben Art habe ich versucht dieses Buch aufzubauen. In
den ersten Kapitein geht es grundsatzlich um das Erzeugen von
Klangen und darum, wie ein Synthesizer das macht. Daran
schlieen sich einige Kapitel iiber zentrale Bausteine des Synthe-
sizers an, etwa Klaviatur, Oszillator oder Filter. Dabei geht es aber
nicht nur um diese Bausteine, sondern auch um Denkweisen, die
Sie fur das Verstandnis anderer Module kennen soliten: So lernen
Sie etwa beim Oszillator, da bei sehr vielen Modulen vor der
Hauptfunktion ein Mischer angesiedelt ist.
Nach diesen Grundlagen geht es mit einigen Kapitein weiter, in
denen verschiedene Arbeitsgange im Mittelpunkt stehen: Audio-
modulation, Einsatz von Hillkurven, dynamische Steuerungen
und ahnliches. Dabei ist mir vor allem daran gelegen, daft Sie ein
Gefilhl fir die Arbeit mit dem Modularsystem bekommen. Nach
diesen Kapitein sollen Sie in der Lage sein, Probleme bei eigenen
Modulverschaltungen beheben zu kénnen: Wenn Ihnen zum
Beispie! bei einer Filtermodulation das Ergebnis zu “spitz” klingt,
dann sollten Sie nach diesen Kapiteln wissen, wie Sie das andern,
ohne daft ich dieses Problem hier konkret besprochen hatte. Wah-
renddessen werden Sie auch noch das eine oder andere Modul
kennenlernen, doch auf die technische Funktionsweise werde ich
dann nur noch kurz eingehen. Die sollten Sie sich mit dem Wissen
aus den Basiskapiteln erschliefBen kénnen.
Ab der zweiten Halfte des Buches kiimmern wir uns dann in meh-
reren Abschnitten um spezielle Themenkreise: digitale Techniken,
Perkussionsklange, Fldchenklange, Vocoder und die Verarbeitung
externer Signale, Zundichst geht es in diesen Kapiteln natiirlich
um die jeweiligen Spezialgebiete: Wie man eben eine Bass Drum
knackig bekommt, oder welche Voraussetzungen ein Vocoder-
tauglicher Klang mitbringen mut. Gleichzeitig sollen Sie aber in
diesen Kapiteln lemen, sich nicht mehr nur um technisches
Verstandnis und die Bedienung zu kiimmern; Sie sollen hier in die
Vielfaltigen Zusammenhange zwischen dem Erzeugen eines
Klanges und dem Erzeugen von Musik eindringen. So beschaftigt
Vorwort
Es gibt verschie-
dene Méglich
keiten, etwas zu
lernen
Die ersten sieben
Kapite! beschatti-
gen sich mit
grundlegenden
Gberlegungen
und erléutern an
den Basis-
‘Modulen die wich-
tigsten techni-
schen
Funktionsweisen
Die Kapitel 8 bis
IT vermitteln an
wichtigen
Asbeitsgangen
in Gefihl fur das
Arbeiten am
Synthesizer
Die zweite Héitte
des Buches geht
‘an Hand verschie-
dener Themen-
reise auf das
Zusammenspie!
zwischen Klang.
‘erzeugung und
Musikmachen ein
WWVorwort
12
sich das erste Kapitel zu den Flachenklangen fast nur mit musika-
lischen Aspekten; beim Vocoder ist mir die Stimmrezeption wich-
tig. Und natiirlich lernen Sie auch hier immer noch neue Module
kennen.
1.4. Was gibt’s noch?
Zwei Anmerkungen scheinen mir noch nétig: Die erste betrifft die
Klangbeispiele. Es gibt ein wunderbares Buch zu verschiedenen
alten Synthesizer, das durch eine CD erganzt wird, auf der diese
Synthesizer gespielt werden. Als ich die CD zum ersten Mal horte,
war ich entsetzt iiber das "veraltete Gedudel”. Doch anders als
meinem schreibenden und musizierenden Kollegen wird es auch
mir nicht ergehen, denn Musik ist nun mal Geschmackssache.
Sein Sie also bitte gnadig.
Der zweite Punkt betrifft die hdufige Erwahnung des Doepfer
A-100 Modularsystems in diesem Buch, Da ich Dieter Dopfer
ber den AME' schon seit Ende der siebziger Jahre kenne, kam es
fiir die Artikelserie und spater fur dieses Buch zu einer Zusammen-
arbeit, die hier nicht verschwiegen werden soll. Ich besitze neben
meinem Formant-System ein A-100. Die Klangbeispiele wurden
oft mit diesem System erstellt und fiir viele Grafiken wurden die
Frontplattenentwiirfe der A-100 Module verwendet.
Ich selbst bin immer etwas skeptisch, wenn in einem Buch ein
derart enger Bezug zu einem bestimmten Hersteller besteht. Fir
mich war gab es einfach zwei Griinde fur das A-100: zum einen
war die Zusammenarbeit mit Dépfer sehr erleichternd (oder
haben Sie Grafikdateien der Frontplatten anderer Systeme?) und
zum anderen ist ein A-100 einfach deutlich giinstiger als ein E-mu
Modular oder ein Moog System 55. Ich hoffe Sie, liebe Leserinnen
und Leser, kénnen dafiir Verstiindnis aufbringen.
Vorwort
€D Track 1: Einfiihrung in die CD
1 lee Literatures
1.5. Dankeschén
AbschlieBend machte ich mich bei einigen Leuten bedanken, die
jeder auf seine Weise zum Gelingen dieses Buch beigetragen
haben:
= Thilo M. Kramny, weil er durch sein Engagement und seine
Arbeit ein Buch wie dieses Gberhaupt erst erméglicht;
= Winfried Kumetat, der als Buch-Profi mit Ruhe und Humor den
Stapellauf dieses Werkes zuwege gebracht hat. Ahoi!
~ Bettina Stickel die das Layoutkonzept des Buches entwarf, und
Sabine Wittmann, die Herrin der Schusterjungs, die aus diesem
Konzept ein Buch machte;
— Mathis Nitschke fiir die Erstellung der CD
— Andreas Schatul, flr sachkundiges und einfihlsames Lektorieren
(und fiir den leckeren schottischen Malt Whisky, mit dem er mir
seine Lektorierungsanderungen schmackhaft machte...)
~ Allen Strange, dessen Buch “electronic music ~ systems, techni-
ques and controls” immer noch zur besten Literatur zum Thema
analog-elektronische Musiktechnik gehért';
— Dieter Dépfer, der mit seinem A-100 System gezeigt hat, daft es
sich lohnt, seine Tréume zu verwirklichen;
~ Alexander Weis, seinerzeit Redakteur der Zeitschrift KEYS, fiir
sein kompetentes und unnachgiebiges Nachfragen;
= Anselm, Elmar, Mark und Wolfgang fur zwei Jahre nach dem
néichsten Workshop drangeln;
= Tom Rotsch, Stefan Gruhl und Yann Kuhlmann, die in stunden-
langen Gesprichen so manche Idee lieferten;
= und schlieBlich jan-Hinnerk Helms, fiir seine pointierten Uberle-
gungen zum Thema Modularsysteme, mit denen dieses Buch
eréffnet wird.
Ganz besonderer Dank gilt aber simtlichen Musikerlebens-
gefahrten und -gefahrtinnen dieser Welt, die stoisch das Gepiepse
und Gesurre aus den Musikerzimmern ertragen: Ohne sie wiirde
nie Musik daraus werden.
Florian Anwander, Miinchen, im Oktober 2000
Vorwort
13Die Zeit ist reif
14
2. Die Zeit ist reif
Seien Sie ehrlich: Auch Sie haben sich bei dem Versuch, die
Bestiickung des Moog-Modularsystems auf dem Cover der LP
“Switched-On Bach” von Wendy Carlos zu dechiffrieren, beinahe
die Augen verdorben. Die Dankbarkeit kannte keine Grenzen, als
ein gewisser Herr Isao Tomita seinen Aufnahmen die Aufzahlung
aller verwendeten Synthesizermodule auf dem Plattencover mit-
lieferte.’ Sie sind nicht allein, sind es niemals gewesen: Auch uns
sind Menschen bekannt, die anstatt feuchtpubertaren Traumen
nachzuhangen und entsprechenden Bildmaterialien habhaft zu
werden, sich die Restposten schon leicht angestaubter Prospekte
von modularen Synthesizersystemen schicken lieBen. Im festen
Glauben an die Wundertatigkeit der teilweise gigantischen
Maschinen wurden Preislisten studiert und imagine Systeme am
Schreibtisch konstruiert, deren Verwirklichung jedoch Summen
verschlungen hatte, fiir die leicht ein Automobil der gehobeneren
Klasse hatte erworben werden konnen. jedoch: Die Kluft zwischen
diesen Betragen und dem, was den Besessenen tatsachlich zur
Verfiigung stand, erwies sich meist als unliberbriickbar.
Und die, die es sich schon immer leisten konnten, investierten
ihre Tantiemen lieber in die jeweils neueste technologische Ent-
wicklung: den polyphonen und spater digitalen Synthesizer oder
den Sampler. So verschwanden die analogen Monstrositaten fast
vollstandig, und kaum einer betrauerte ihren Fortgang.
Spite Rettung
So erschien bis kurz vor Ende der achtziger Jahre die allumfassen-
de Digitalisierung als héchstes Ziel. Glicklicherweise erschpften
sich die Hersteller elektronischer Musikinstrumente mehr und
mehr in der Reproduktion eines immer gleichen Klangfundus, der
den Interessenten in den unterschiedlichsten Darreichungsfor-
men schmackhaft gemacht werden sollte.
Dies durchschauend, entwickelte sich mit Techno eine Musik, die
nach anderen Klangstrukturen verlangte und - neben dem
damals eher unkonventionellen Einsatz der Sampler ~ auf langst
vergessene Instrumente und deren inspirative Méglichkeiten
zuriickgriff. Durch ihre rasante Kommerzialisierung ist sicherlich
auch diese Musik in manchen Belangen mittlerweile in Standards
erstarrt (erwahnt sei nur der Klang der anscheinend nicht totzu-
kriegenden TB-303), doch mu ihr zugute gehalten werden, da
sie ein enorm breites Interesse an analogen Instrumenten wieder-
erweckt hat. Und wer sich klanglich von der Masse absetzen will,
ee
2: De rechteNeid horn bei de Pate "BOM" on Yeo Magic Orchestra aut: Ooi einfaen
Fournecousrn se obUste sogestuceinkve der ese [Anm.o
verspiirt diber kurz oder lang das unstillbare Verlangen, mit einem
Modularsystem zu arbeiten, da er nur hier die Maglichkett sieht,
frei von vorgefertigten Strukturen schépfen zu kénnen.
Selbsterfiillende Prophezeiung
Unstillbares Verlangen, in der Tat: Durch Jager, Sammler und
Trend hochgetrieben, erreichten die Preise flr analoge Synthe-
sizer bald astronomische Hohen. Insofern kann man Herrn Dépfer
nicht genug danken, das er diesem Stradivari-Syndrom Einhalt
geboten hat und ein Modularsystem zum Normalbiirgertarif feil-
bietet.
‘Andererseits mu® sich die geneigte Klientel die Frage gefallen las-
sen, was sie mit der nun méglichen érfullung ihrer feuchten
Tréume denn iiberhaupt anstellen will. Zwar hat man jeden Para-
meter im sofortigen Zugriff, und selbst krankhafte Vorstellungen
davon, wieviele Modulationsquellen denn nun gleichzeitig an wel-
chem Ziel einsetzbar sein sollen, lassen sich bei entsprechendem
Kapitalaufwand befriedigen, doch sollte man sich fragen, ob man
bereit ist, den Preis dafur zu bezahlen: Verzicht auf jedwede
Speicherbarkeit oder auch nur exakte Reproduktion eines einmal
eingestellten Klanges; die Einbindung in ein MIDI-System zur
Aufzeichnung und Wiedergabe von Klangverlaufen ist nur mit
Zusatzgeraten maglich; und die Benutzerfreundlichkeit und Uber-
sichtlichkeit nehmen mit der Komplexitat eines Patches stetig ab
‘Wege aus dem Chaos
Die Industrie hat es hier an Lésungen nicht fehlen lassen: 1969
setzte die englische Firma EMS mit ihrem VCS3 und seinem
extrem Ubersichtlichen Kreuzschienensteckfeld einen deutlichen
Gegenpol zu dem Kabelsalat eines Moog-Systems. ARP ging
1970 mit dem 2500 Modularsynthesizer in die gleiche Richtung.
Der zu entrichtende Tribut fiir diese Ordnung war bei beiden
Instrumente ein systembedingtes Ubersprechen im Steckfeld.
Dies mag einer der Griinde dafiir gewesen sein, warum ARP
Instruments bald darauf mit dem 2600 einen anderen Weg
beschritt: Es wurde eine vorgefertigte Bestiickung geboten und
als sinnvoll erkannte Verbindungen waren vorverdrahtet. Gleich-
wohl waren alle Anschiiisse mittels Trennklinkenbuchsen auf der
Benutzeroberfliche vertreten, so da der Anwender die Werks-
festverdrahtung auf Wunsch problemlos umgehen konnte. Der
Zugewinn an Ubersichtlichkeit, besonders bei Klangen, die sich
am herkémmlichen Signalverlauf innerhalb eines Synthesizers or
entierten, war so offensichtlich, da® andere Firmen dieses Kon-
zept aufgriffen: Erinnert sei hier an die Main Console des Roland
System 700 oder an die MS- und PS-Serien von Korg (wobel die
letzteren allerdings nicht mehr alle Anschliisse zur Verftigung
stellten).
Die Zeit ist reif
15Die Zeit ist reif
16
Besondere Erwahnung muf allerdings die Lésung von E-mu
Systems finden, bot ihr exzellentes Modularsystem dem miindi-
gen Musiker doch die Méglichkeit, bevorzugte Festverdrahtun-
gen selbst direkt zwischen den Platinen zu installieren, diese aber
trotzdem durch die Ubliche Verbindung per Patchkabel aufzu-
trennen — ein wahrhaft gelungener Kompromié.
Von nicht zu unterschatzender Bedeutung fiir die Ubersichtlich-
keit eines Modularsystems war auch der Integrationsfaktor der
einzelnen Bauteile: So war Herr Moog noch der Meinung, den
Begriff “modular” im Wortsinne streng befolgen zu miissen und
verzichtete zunachst darauf, den Modulationseingangen seiner
Synthesizerbausteine Mischstufen mit Abschwachern vorzuschal-
ten. Dies erhdhte den Verkabelungsaufwand nicht unerheblich
und minderte in gleichem Mae die Ubersichtlichkeit. Die mei-
sten anderen Hersteller muteten ihren Kunden solcherart
Unbequemlichkeit nicht mehr zu und integrierten bereits Mischer
in ihre Module.
Rechtfertigen ich!
Was leisteten diese Instrumente nun, abgesehen von solchen
Beigaben wie exklusiven optischen Qualitaten, Gréfke und
umstindlicher Bedienung? Die gangige Antwort auf diese Frage
ist, erregt und euphorisiert vorgebracht, der Hinweis auf die
Klangméglichkeiten der Maschinen.
Na schon, reden wir einmal davon: Wenn man dem hervorra-
genden Buch "Vintage Synthesizers” von Mark Vail Glauben
schenken darf, emuliert der am haufigsten von Keith Emerson auf
seinem gigantischen Moog-Modularsystem eingestellte Klang
nichts weiter als einen ordinaren (Blasphemie!) Minimoog mit
erweiterten Modulationsmaglichkeiten.
Oder denken Sie an die Worte von Larry Fast, der 1983 davon zu
berichten wufte, da er auf der Buhne mit seinem Memory-
moog, einem Prophet-5 und dem Moog The Source 95 Prozent
dessen abdecken kénne, was er im Studio mit seinen modularen
ARP-, Moog- und Oberheim-Systemen erarbeiten multe.
Und mal ganz unter uns: Entspricht das, was ein Moog System
55, ARP 2600 oder Roland System 700 Lab Unit auf den CDs
eines bekannten deutschen Synthesizer-Historikers von sich
geben, dem, was sich in Ihrer klanglichen Phantasie vielleicht mit
dem Begriff Modularsystem verbindet?
Klotzen statt kleckern
Wie sollte es auch - ein System 55 verfiigt gerade mal iiber sie-
ben Oszillatoren, die Lab Unit iber derer drei und einen LFO,
ebenso wie ein ARP 2600, wobei sich dessen LFO auch nur in der
neueren Tastatur 3620 findet. Diese nackten Zahlen rauben dem
Mythos schon etwas von seiner Aura, nicht waht?
Und von Modulen wie der Festfilterbank und dem zweiten VCA
abgesehen: Was unterscheidet ein Moog System 15 derart von
einem Minimoog, das die Preisdifferenz von oftmals 7.000 DM
und mehr auf dem Gebrauchtmarkt rechtfertigt? Die Méglichkeit
der Pulsweitenmodulation und die Oszillator-Synchronisation,
selbstverstandlich, und schlieBlich ist so eine Festfilterbank ja
auch etwas GroBartiges. Aber bitte, Michael Boddicker verkiinde-
te 1980, seine besten Streicherklange erzeuge er mittlerweile
nicht mehr mit Polymoog, umfangreichen Entzerrern und Filter-
banken, sondern nur noch mit einem Oberheim Six-Voice, dessen
Klang er allerdings mittels eines hochqualitativen Volumenpedals
artikuliere,
Der Interessent tritt also die Flucht nach vorne an und sucht sein
Heil in der Anhaufung einer gro&tmoglichen Vielzahl von Mo-
dulen. Dieses Prinzip hat der in solchen Dingen niemals kleinliche
Isao Tomita bei seiner Interpretation von Grofés “Grand Canyon
Suite” befolgt: Fur die Streichersektion seines "Plasma Symphony
Orchestras” verwendete er neben einem Moog Ill und einem
System 55 noch die Sagezahnwellen von 36 (!) Oszillatoren des
Roland System 100M. Das macht in der Summe 53 Oszillatoren
— womit der Tatbestand der Véllerei erfllt ist. Daf& der Mensch
zusatzlich noch ein Synclavier I! fiir die RoRhaarsektion verwand-
te, setzt dem Ganzen ohnehin die Krone auf.
Die Wahrhe
wdliegt wieder einmal ganz woanders: Es geht darum, vielleicht
auch mal dort weiterzuarbeiten, wo ein Kiinstler wie Wendy
(damals noch ,Walter”) Carlos 1972 mit ihrer Eigenkomposition
"Timesteps” aufgehért hat. Wer mit einem Modularsystem immer
noch versucht, der imitativen Synthese zu angeblich neuen
Hohenfliigen zu verhelfen, hat ebensowenig vom Sinn dieser
Instrumente verstanden wie derjenige, der aus Bequemlichkeit
oder, noch schlimmer, Phantasielosigkeit, bis in alle Ewigkeit an
der VCO-VCF-VCA-Struktur und der mit ihr verbundenen Musik
festhalt.
Die Potenz von Modularsystem liegt zu einem GroBteil eben
darin begriindet, diese Strukturen bei Bedarf aufbrechen zu k6n-
nen: Das kénnen selbst verhaltnismaiig banale Eingriffe wie der
Einsatz eines Gitarrenverzerrers zwischen VCOs und VCF sein.
Appetizer
Nur um Ihre Phantasie im eingangs erwahnten Sine anzuheizen:
Es gibt allerlei Dinge, die dem normalen Musiker wohl auf ewig
verschlossen bleiben werden. Insbesondere die amerikanische
Firma Sound Transform Systems hat sich hier mit dem Serge
Modular Music System verdient gemacht - nicht nur, da dieses
Modularsystem seit 1974 praktisch durchgehend bis heute gefer-
Die Zeit ist reif
7Die Zeit ist reif
18
tigt wird, es hat es von allen kommerziell gefertigten Systemen
am besten verstanden, die Tastaturorientierung vergessen zu
machen und mit dem Touch Activated Keyboard Sequencer eine
einzigartige, aber sinnvolle Lésung anzubieten. Diese Kreuzung
aus einer druckempfindlichen Sensortastatur (16 Felder) und
einem gleichsam interaktiven 16stufigen Sequenzer mit vier
Potentiometerreihen muf als Geniestreich im Reiche der Synthe-
sizer-Steuergerate bezeichnet werden.
Auch die Signalbearbeitung selbst wurde bereichert, als Beispiel
seien die Wave Multipliers genannt: Von einer Art Overdrive-
Effekt bis hin zu schwer beschreibbaren Obertonanreicherungen
und -verschiebungen im Bereich der geraden oder ungeraden
Harmonischen sind hier wirklich ungewohnte Dinge méglich
und awar vollstandig spannungssteuerbar!
Lob der Sparsamkeit
Neben aufbergewohnlichen Klangméglichkeiten bietet die Arbeit
mit Modularsystemen aber noch einen nicht zu unterschatzen-
den Lemeffekt. Nicht nur, da& der Anwender sich bei entspre-
chender Ausstattung in die Grundprinzipien fast aller gangigen
Synthesen einarbeiten kann und damit ein nicht zu unterschat-
zendes Wissen erwirbt, vielmehr erlemnt er auch den Gkonomi-
schen Umgang mit technischen Ressourcen: In einem Patch nicht
benutzte Module liegen nicht sinnlos herum, sondern stehen frei
fur andere Aufgaben. Man kommt nicht so schnell in die Ver-
legenheit, brachliegende Module nur ihres schieren Vorhanden-
seins wegen einzubauen, sondern sieht sich immer mit der Frage
nach der Sinnhaftigkeit solcher Vorhaben konfrontiert.
Beileibe nicht die schlechteste Voriibung angesichts der digitalen
Studioumgebung, auf die wir uns langsam, aber unaufhaltsam
zubewegen; und in der wir angesichts der immer begrenzten
Prozessorkapazitaten entscheiden miissen, welchem Mischpult-
kanal wir nun eine ausgefeilte Klangregelung oder grofartige
Effekte angedeihen lassen wollen.
Wardigung
So laBt sich am Schluf feststellen, da es fiir modulare Synthe-
sizer wohl keine bessere Zeit der Reinkarnation hatte geben kén-
nen als exakt jetzt: * denn faktisch alle ihre Nachteile im Umgang
relativieren sich angesichts der mittlerweile fiir jeden ersthaften
Klangforscher erschwinglich gewordenen neuen Aufzeichnungs-
techniken: Die sinnvolle und kreative Arbeit mit Modularsyste-
men ist erst durch Sampling und Harddisk-Recording mit ausrei
chenden Kapazitaten méglich geworden. Zur Echtzeitsteuerung
4: De Tent stent a db 1995 [am
stehen thnen ausgereifte Technologien in Form von Sequenzern
und hochwertigen MIDI/CV-Interfaces zur Verfigung.
Und angesichts der Uberaus reichlich vorhandenen, program-
mierbaren, mehrstimmigen Synthesizer konnen Sie endlich die
vermeintlichen Untugenden der mystischen Maschinen zum
Prinzip erheben: Freuen Sie sich, daf Sie einen einmal eingestell-
ten Klang nicht exakt reproduzieren kénnen ~ so laufen Sie nie-
mals mehr Gefahr, von ewig gleicher Perfektion zu Tode gelang-
weilt zu werden.
Jan-Hinnerk Helms
Die Zeit ist reif
19Modulare Synthesen
20
3. Modulare Synthesen
Analoge Synthesizer haben wieder Hochkonjunktur, Nachdem
zwischen 1985 und 1994 von keinem Hersteller Analogsynthesi-
zer in nennenswerten Stiickzahlen gebaut wurden, gibt es zum
Zeitpunkt der Drucklegung etwa 20 verschiedene neu entwickel-
te Gerate dieser Art auf dem Markt. Allerdings hat kaum jemand
bedacht, da solche Synthesizer inzwischen von Leuten gekauft
und bedient werden, die mit anderen Geraten "gros geworden”
sind.
Daraus ergeben sich seltsame Effekte: Leute, die eigentlich nur
“den geilen Sound” wollen, und vermutlich mit einem Rompler
mit tausend Fertigklangen besser bedient waren, kaufen sich Ana-
logsynthesizer, weil die eben angesagt sind. In der Umkehrung
kaufen sich Leute die experimentierwiitig waren, aus letztlicher
Unkenntnis (leider auch oft beim Verkdufer) einen digitalen
Fertigsynthesizer, der schnell an seine Grenzen gelangt.
Es gilt also immer wieder genau hinzusehen, ob das avisierte In-
strument tatsachlich die Erwartungen des zukiinftigen Anwen-
ders erfillt: Ein aktueller “Fertig” Synthesizer hat zwar sehr wohl
Funktionen, die deutlich den klassischen Sythesizerfunktionen
entsprechen: Ob das Filter nun VEC oder DCF heift scheint ja
egal zu sein. Ein Voltage Controlled Filter filtert zwar genauso,
wie ein Digitial Controlled Filter. Man kann aber mit dem VCF
noch sehr viel mehr anstellen: Dinge, die mit dem DCF eben
nicht gehen, weil es viel zu streng in die spezielle Konstruktion
des jeweiligen Gerates eingebettet ist. Diese Einsicht kann man
nur haben, wenn man einmal erfahren hat, was eigentlich ein
Filter alles kann. Doch woher sollen das Leute wissen, die noch
nicht mal zur Schule gingen, als das Sterben der analogen Mo-
dularsynthesizer schon eingeléutet wurde?
Dieses Buch will thnen die Synthese von Klangen von ganz
“unten” an beibringen. Dabei werden wir uns sehr viel mit der
sogenannten subtraktiven Synthese beschaftigen, die leider so oft
mit "analoger Sound” gleich gesetzt wird. Sie werden aber auch
einiges Uber die FM-, Phasedistortion-, Wavetable-, Fouriersyn-
these oder die Nachbearbeitung von Samples erfahren. Daft ich
das Ganze mit analog gesteuerten modularen Synthesizern erkla-
re, hat zwei Griinde: Zum einen sind diese Syntheseformen alle
gar nicht so neu, wie man meint, und viele waren schon zu
“Urzeiten” mit eben den analogen Synthesizern machbar. Zum
anderen laBt sich mit der analogen Steuerung das meiste viel ver-
stindlicher erklaren, als wenn ich mit komplexen, digitalen
Rechnereien ankame,
Zwar werde ich an der einen oder anderen Stelle nicht um etwas
Elektrotechnik herumkommen, doch sollen Sie nicht in grauer
Modulare Synthesen
Theorie ersticken. Ich habe mich bemiht, viele Beispiele so auf-
zubauen, da Sie sie auch auf einem "normalen", also nicht-
modularen Synthesizer nachvollziehen kénnen. Zudem finden Sie
auf der belliegenden CD Klangbeispiele, die Sie sich nach dem
Lesen eines Kapitels anhéren sollten.
3.1. Das Prinzip Klang - eine historische Griinderleistung
Wenn man einen musikalisch verwertbaren Klang zu definieren
versucht, wird man meist auf drei Eigenschaften kommen, deren
Gre im zeitlichen Verlauf den Klang beschreibt. Dies sind die
Tonhihe, die Kiangfarbe und die Lautstérke des Klangs. Diesen
drei Grundeigenschaften eines Klangs getrennte elektrische
Schaltungen (die Module) zuzuweisen, sie jedoch in das einhei
liche Konzept eines Musikinstrumentes (das Modularsystem) ein-
Zugliedern — das war die grofe Leistung von Don Buchla und spa-
ter von Robert Moog, den ersten Entwicklern von Synthesizern
nach unserem heutigen Verstandnis.*
Zunachst gibt es eine Schaltung, die einen Ton iberhaupt erst
urschlich erzeugt und damit seine Tonhdhe bestimmt (und selbst
das kénnte man noch auftrennen). Dies ist der Oszillator, der
"Schwinger
Als niichstes gibt es eine Schaltung, die den Lautstdrkeverlauf des
Klangs bestimmt, dies ist der “Verstarker", oder englisch
“Amplifier”. 1n den so beliebten Modul-Kiirzeln trifft man daher
auf den Verstirker meist in der Form des “A” fur Amplifier: VCA
oder DCA.
Zuletzt steht noch die Eigenschaft Klangfarbe an. Sie wird ~ zu
Zeiten Moogs und Buchlas - vom Filter bestimmt (an der Ein-
schrankung erkennen Sie, dafk es nicht so einfach bleibt).
3.2. Erste Widerspriiche ~ die Entdeckung der verschiedenen
Synthesen
Schon in den ersten Synthesizern wurde dieses Prinzip aufge-
weicht. Denn die Klangfarbe wird auch durch den “Urton”, der
bereits im Oszillator erzeugt wird, mitbestimmt. Das kénnen Sie
héren, wenn Sie sich die Klangbeispiele auf der CD zu den Kur-
venformen des Oszillators zu Gemiite fuhren. Oder nehmen Sie
an einem analogen Synthesizer irgendeinen Klang und ander Sie
einfach nur die Ausgangskurvenform.
Die heutigen Sample Player haben diese Mitbestimmung bis zum
Extrem ausgebaut. Der Lowenanteil der Klangfarbe kommt dort
vom urspriinglichen Klang und das nachfolgende Filter variiert
eigentlich nur noch geringfligig. in den ersten Synthesizern hatte
man nur sehr begrenzte Méglichkeiten, verschiedene Grund-
klange im Oszillator selbst zu erzeugen. Daher versuchte man, im
“Module becehungwse modulre Geraasyatme sind Ubnigens nichts Muskspenaches, Fase
{etamte Mel und Foschongstetanic wed edu Kote
Ein Klang Kae
sich iiber die Ton
hohe, die Kiang-
farbe und die
Lautstdrke und
den zeitlichen
Verlaut dieser drei
Charakteristika
beschreiben
Im Modular-
system ist fiir
jedes der drei
Grundcharakteri-
stika ein Modul
zustandig,
Jede existierende
Synthese weicht
von der Reinform
dieses Grund.
rinzips ab
21Modulare Synthesen
7.
Die subtroktive
Synthese ist der
theoretischen
Dreiteilung noch
‘am nachsten
Der zeitliche
Verlaut der
Grundcharakteri-
stika wird von
weiteren
Modulen
bestimmt
Oszillator eine méglichst vielfaltig verwendbare Basisklangfarbe
zu erzeugen. Die hauptsachliche Klangformung iibernahmen
dann die Filter.
Damit haben wir auch schon die erste und allen Unkenrufen zum
Trotz immer noch am weitesten verbreitete Synthese kennenge-
lemt: die subtraktive Synthese. Subtraktiv deshalb, weil das Filter
vom eigentlich standig am Oszillator vorhandenen Ton
Klanganteile abzieht — subtrahiert. Das Gleiche gilt auch fir den
Verstarker: Er zieht vom standig vorhandenen Ton Lautstarke-
anteile ab, Der Verstarker miiftte eigentlich Verschwacher heil’en,
denn er macht das Signal nicht starker, also lauter. Sein Arbeits-
bereich geht von "gar-nicht-verstarken” bis zu "soviel-rauslassen-
wie-reinkommt”. Etwas mathematischer gesagt: Seine Verstar-
kung reicht von 0 bis 1
Es ist Ubrigens theoretisch egal, ob zuerst der Verstarker oder das
Filter eingesetzt wird. In der Praxis setzte sich aber die Reihen-
folge Oszillator -> Filter -> Verstarker durch, weil der Verstarker
beim Leisedrehen auch das Rauschen der Filterschaltungen weg-
nahm.? Beim Ausprobieren der subtraktiven Synthese kam man
schnell darauf, da& bei extrem schnellen Anderungen der
Tonhéhe neue Klangfarben entstanden. Eine Tonhéhendinderung
hei&t im Technikerjargon Frequenzmodulation, kurz FM. Man
hatte also das entdeckt, was als FM-Synthese fast zwanzig Jahre
spater im Yamaha DX7 Furore machte.
3.3. Fur jede Funktion ein Modul
Das Prinzip der ersten Synthesizer im heutigen Sine basiert also
darauf, zuerst einen Ton mit einem Oszillator zu erzeugen. Dieser
Ton ist die ganze Zeit vorhanden, solange der Synthesizer ange-
schaltet ist. Dahinter werden dann der Verstarker und das Filter
geschaltet, die dem drdge vor sich hinbrummenden Ton eine
klangliche und lautstarkenmaBige Kontur geben.
Jede dieser Funktionen wird in einer Schaltung ausgefiihrt, die in
einer Baugruppe untergebracht ist, einem Modul. Zu den drei
Basismodulen kommen nun noch verschiedene andere Schaltun-
gen in weiteren Modulen hinzu, die den zeitlichen Ablauf der
Funktionen der Basismodule bestimmten (Beachten Sie, da wir
jetzt die vier zu Anfang erwahnten Charakteristika zur Beschrei-
bung eines Tones jetzt vollstandig in einzeinen Modulen wieder-
finden)
fin Modul fur den zeitlichen Ablauf wiederum war fiir die
Regelung der Funktion aller drei Hauptmodule gleichermafen
einsetzbar. So ein Modul fiir zeitlichen Ablauf kann zum Beispiel
ein sogenannter LFO sein, was die Abktirzung fiir Low Frequency
Oscillator ist und soviel heift wie “mit niedriger Frequenz schwin-
sea ven das andr I, Bepele snd der Pobmoos oder der Kora
Modulare Synthesen
gender Oszillator”. Dieses LFO-Modul kann die Grundeigenschaft
eines jeden der drei Basismodule andern. Zum Beispiel wird die
Lautstarke lauter und leiser gemacht: es entsteht ein Tremolo.
Oder der Ton wird hdher und tiefer: das Ergebnis ist ein Vibrato. ~
Oder das Filter wabert, oder, oder, oder...
3.4, Flexibilitat als Prinzip
Wenn man nun etwa die Starke des Vibratos abschwaichen will,
dann braucht man eine Schaltung, die sich mit der Starke eines
Ereignisses befa(st - richtig: einen Verstarker. Ein Verstarkermodul
haben wir aber schon konstruiert. Um die Intensitat des Vibratos
zu steuern, nimmt man also ein weiteres Verstarkermodul (ja,
tatsichlich genau so eines wie fur die Lautstirke des Tones),
schickt den LFO hinein, regelt mit dem Verstarkermodul die
Intensitét der LFO-Schwingung und gibt erst dieses geregelte
Ergebnis auf den tonerzeugenden Oszillator.
Wenn wir jetzt nur ein kleines biffchen weiterdenken, muf uns
auffallen, da wir ja eigentlich auch schon ein Oszillatormodul
"gebaut” haben und den LFO gar nicht brauchten, wenn der
Oszillator nur langsam genug schwingt. Das gibt es tibrigens
auch: etwa der Minimoog hat gar kein eigenes LFO, sondern
kann seinen dritten Oszillator fiir diesen Zweck "abgeben”. Die
FM-Synthese wurde ganz zwangsidufig aus nichts anderem als
dieser Umstellung von Modulen geboren. Moog-Synthesizer
unterschieden erst ab dem Micromoog zwischen Niederfre-
quenz-Oszillatoren fur Modulationen und Oszillatoren fir die
Klangerzeugung.
Dreht man nun an einem solchen Synthesizer die Frequenz des
modulierenden Oszillators nach oben, so geht das Vibrato erst in
ein Geflabber tiber, um dann schlieBlich bei teils glockigen, teils
Kurzwellen-artigen Klangen anzukommen.
Wer einen MS-404 von Doepfer besitzt, kann dies an den in wei-
ten Bereichen stimmbaren Oszillatoren mitverfolgen. Wenn Sie
einen friihen Ensonig-Synthesizer besitzen, dann finden sie dort
die Amplitudenmodulation von Oszillator 2 durch Oszillator 1,
die sehr ahnliche Klange zulait.
Fiir alle von Sample Playern geschadigten Leser empfehle ich,
sich die immer noch extrem horenswerte LP “Switched On Bach”
von Wendy Carlos zu Gemiite zufiihren, die 1968 mit einem
modularen Moog-System in Mehrspurtechnik aufgenommen
wurde. Dort wird man immer wieder Klinge finden, die man
eigentlich eher einem DX7 oder einem seiner Epigonen in der S¥-
Serie zuordnen wiirde.
Kein Modul ist
darauf festgelegt,
nur spezielle
Signale zu verar-
beiten
23Modulare Synthesen
24
Ein Modul kann
in verschiedenen
Anordnungen
und Aufgaben
innerhalb einer
Verschaltung ein-
gesetzt werden
Diese Flexibititat
unterscheidet
analoge
Modularsysteme
von digitalen
Fertigsynthesizern
3.5. Es gibt keine Zwange
Wir stellen also fest, daft der Einsatz der Module an vielen ver-
schiedenen Stellen im System erfolgen kann. Zudem erkennen
wir, daB ein Modul nur an seine Funktion gebunden ist, dag
damit aber noch nichts dariiber gesagt wurde, fiir was die Funk-
tion verwendet wird. Die Verwendung bleibt einem in einem
modularen System freigestelit. Beispiel Oszillator: als Klangerzeu-
ger oder als Modulationsquelle.
Oszillator gibt Audio-
signal an Verstarker
Verstarker gibt
Tremolosignal aus
Osz. Verst.-L
Oszillator |
bewirkt im
Verstarker
periodische
Rnderung Osz.
der Lautstarke
Abb. 1: Module sind nicht an bestimmte Positionen
im System gebunden. Ein Oszillator kann einen Ton
erzeugen oder ein Tremolo bewirken
Nun werden Sie auch erkennen, warum wir in der Einleitung auf
den Unterschied zwischen analogen, modularen Synthesizern
und digitalen Klangerzeugern auf Sample-Basis hinwiesen. Auch
wenn Sie noch nicht wissen, wie ein spannungsgesteuerter Oszil-
lator genau funktioniert, so ist doch schon zu erkennen, da dies
bei digital gerechneten Funktionen erheblich schwieriger wird.
Die digitale Funktion ist ja nur ein Teil einer gesamten Rechen-
aufgabe, innerhalb derer sie nicht so einfach umgestellt werden
kann. Und selbst wenn die Rechenfunktionen in raumlich ge-
trennten Chips stattfinden, so kann man nicht einfach sagen:
,Greife jetzt fur die Lésung Deines Modulationsproblemes dies-
mal auf diesen anderen Chip zu!”, denn die Rechenarten sind
zum Teil in ihrer Genauigkeit sehr unterschiedlich.*
6: Weon ke he von dgtaln Synthesizers ree, dain mee ch Sandargerte wie zB Intent
‘on foland oder korg, Naturich gtr es mrwcten dita, module ema we den Caw,
NNovd\odul der sen Native Irunens Reaitor Auch die aigortnmen ser FM Symtese des DX?
hatlen mocubre Apeste
Modulare Synthesen
Sehr gut kann man das erkennen, wenn man versucht, in den
externen Eingang fiir Filtermodulation, den ja viele digitale
Synthesizer haben, ein Tonsignal zu geben. Wiirde man dies bei
einem analogen Gerat machen, so bekéme man eine Cross-
Modulation auf das Filter. im genannten Beispiel bekommen Sie
aber nur mehr oder minder zufallige Anderungen der Filterfre-
quenz - der Modulationseingang wird viel zu selten vom
Prozessor abgefragt. Fur die Ubliche Filtermodulation mit einem
Pedal ist die Abfragerate véllig ausreichend: Das digitale Filter mit
seinem Steuerungseingang wurde in seiner Funktion auf genau
diese Modulation konstruiert, Andere Modulationsquellen sind
hier fehl am Platz Mit Spieltrieb und Experimenten mu man sich
aber bei solchen Instrumenten zuriickhalten. Erst bei einem
modularen System kann der Anwender seiner klangschépferi-
schen Phantasien freien Laut lassen.Spannung
Ein Modul kann
ein anderes,
regeln, aber auch
selbst der
Geregelte sein
Ein elektrisches
Audiosignal ist
einfach eine
Wechselspannung
Experiment — ein
Audiosignal kann
als Strom in einer
Glahbimne sicht-
bar gemacht
werden
4. Spannung
Im vorigen Kapitel habe ich erlautert, da es fiir jede Grund-
igenschaft eines Klanges eine eigene Schaltung gibt (Tonhéhe
Oszillator, Klangfarbe = Filter und Lautstarke = Verstarker). Die
jenschaften werden von weiteren Schaltungen in
chen Verlauf verandert. Diese Schaltungen sind jeweils in einem
Modul untergebracht.
Eine zweite Erkenntnis war, daR die Module fir die Grundfunk-
tionen an sich nicht unbedingt an die Verarbeitung von Ténen
gebunden sind. Ein Verstarker kann tiberall dort eingesetzt wer-
den, wo es etwas starker oder schwacher zu machen gilt - egal,
ob dies ein Ton ist oder ein Regelmechanismus. Ein Oszillator
kann selbst einen Ton erzeugen oder die Tonhéhenanderung
eines anderen Oszillators steuern
Wie kommt es nun, da ein Modul — je nach Verschaltung ~ so-
wohl die Rolle des Geregelten als auch des Regelnden einnehmen
kann? Das Geheimnis liegt im Prinzip der Spannungssteuerung,
die dafur sorgt, da jede Information im System immer im glei-
chen Format vorliegt.’”
4.1, Stréme und Téne
Musikelektronik beruht eigentlich komplett auf dem Prinzip, da
elektrischer Strom flieRt. Sie kénnen das ganz einfach mit einer
Stereoanlage und einer Autogliihbirne nachpriifen: Wenn Sie
statt der Lautsprecher die Autogliihbime an das Lautsprecher-
kabel anschliessen, wird die Glihbirne mit der Musik aufleuchten.
Bis zum Lautsprecher ist in dem Kabel nichts anderes als elektri-
scher Strom, Erst, weil der Strom durch die Spule des Lautspre-
chers flit und die dadurch vor und zuriick bewegte Lautspre-
chermembran die Luft bewegt, entsteht ein Ton. Wenn wir also
hier von einem Audiosignal in einem Modul oder einem Kabel
sprechen, dann liigen wir ~ oder besser: Wir machen eine sinn-
volle Verkiirzung,
Um die Lautsprechermembranen tatsachlich zum Schwingen zu
bringen, mu der Strom einige Bedingungen erfilllen. Der Strom
darf nicht konstant flieBen, sondem er mufs standig starker und
schwacher werden. Denn je héher der Stromflufs ist, um so wei-
ter wird die Lautsprechermembran vom Lautsprechermagneten
weggedriickt. Ware der Strom konstant, wiirde es die Membran
nach auRen ziehen, und dort wirde sie stehen bleiben. Damit die
Lautsprechermembran vor und zuriick schwingt, mu sich der
Strom standig in seiner Starke andern.
7A dies sehr algemenen Formulenung metien dal dase Pong echt unbedingt auf ae ane
loge ganongatnrang barn cn rate hole Steszr wen Werth
fas it ammeter iicheneormat mr ben nicht mi ee Spannun, sone mi ser cg!
Gerpacherten Zan bet de eigetich such eg 06 se tar ene Tel nes Mangere ede Ur
den Wert ees Kosgparameters
Eine zweite Voraussetzung, ist, da der Strom einerseits grok
genug ist, um die Lautsprechermembran Uberhaupt zu bewegen,
andererseits darf er nicht zu gro sein, um die Membran nicht
aus der Verankerung zu reifen
Neben dieser technischen Voraussetzung kommt noch hinzu, da
die Héufigkeit der Anderungen des Stromes so sein mu, da die
durch die Lautsprechermembran angeregten Luftbewegungen
von unserem Ohr auch wahrgenommen werden. Die Haufigkeit
der Schwankungen pro Zeiteinheit nennt man die Frequenz, die
in der Einheit Hertz gemessen wird (abgekiirzt "Hz" oder "kHz"
far Kilohertz = 1000 Hz). 1 Hz entspricht einer Schwingung pro
Sekunde. Das Ohr eines erwachsenen Menschen kann
Schwingungen mit Frequenzen von etwa 20 Hz bis etwa 15.000
Hz bewut héren, bei Kinder geht dieser Bereich bis etwa
20.000 Hz. Die Fahigkeit der Gehérorgane und des Gehirns
erstreckt sich jedoch auch noch auf Frequenzen, die man nicht
mehr bewuBt identifizert und die auch dber den eigentlichen
Horbereich hinausgehen. Bei den niedrigen Frequenzen hort
zwar die Wahrnehmung durch das Ohr auf, doch unser Kérper
nimmt tieferfrequente Luftbewegungen sehr wohl war.
SchlieBlich wissen viele von uns in der Disco das Druckgefiih! in
der Magengegend zu schatzen.
Musikalisch entspricht die Verdoppelung der Frequenz einer
Oktave. Der Tonhdhenunterschied zwischen 100 Hz und 200 Hz
ist also fir unser Empfinden der gleiche wie zwischen 200 Hz und
400 Hz oder zwischen 3300 Hz und 6600 Hz: jeweils eine Oktave,
Rein zahlenmaig ist es natiirlich ein deutlicher Unterschied, ob
eine Differenz 100 Hz betragt, 200Hz, oder 3300 Hz ~ unser Ohr
hort aber nicht absolute Zahlen, sondern die Verdoppelung.
Daf die zahimaBige Dimension der Musikelektronik logarith-
misch sein mu, um dem musikalischen Gehér ein lineares Erleb-
nis zu verschaffen, wird fir uns bei sémtlichen Steuerungsfragen
in einem modularen Synthesizersystem noch sehr wichtig.*
4.2. Geben, so selig wie nehmen
Alles, was in einem analog gesteuerten Synthesizer abléuft,
benutzt also Spannungen. Das Audiosignal liegt zwischen den
einzelnen Modulen als Spannung vor. Aber auch die Regelungen,
was die Module mit dem Audiosignal anstellen sollen, wird mit
Spannungen bewerkstelligt. Nun fragen Sie, wo denn der
Unterschied liege? Die Antwort lautet: Es gibt keinen Unterschied!
Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis, um die Funktionsweise
der analogen Synthesizertechnik zu verstehen. Jede Spannung
kann zur Steuerung der Dimension eines Vorganges benutzt wer-
den. Jede Spannung kann als Audiosignal benutzt werden (wenn
‘Zerbrechen Sle skh ber woven nicht den Kopt ber aese Bagi. Im Abschnit Cross Molton
‘verde te Bag de Pr verte rn
Spannung
Die Frequenz der
Wechselspannung
smufh im mensch-
lichen Horbereich
legen
GehorméiBige
Dimensionen sind
nicht gleich elek-
trischen
Dimensionen
Es gibt keinen
Unterschied zwi-
schen Signal.
spannung und /
coder Steuer-
spannung
aSpannung
Praxisbeispiel
Eine Steuerspan-
‘nung wird zu
einer
Signatspannung
sie innerhalb des hérbaren Bereichs schwingt). Wir benutzen
zwar ab und zu die Begriffe ”Steuerspannung” oder "Signalspan-
nung”, doch tun wir das nur, um die momentane Rolle zu
beschreiben, die die jeweilige Spannung in dem einen speziellen
Zusammenhang spielt. Die Begriffe sind nur logische Kriicken
und haben nichts mit der technischen Realitat zu tun.
4.3. Selbst ist der Forscher
Wer einen Sampler, ein monophones MIDI/CV-Interface und
einen Softwaresequenzer besitzt, kann folgendes Beispiel nach-
vollziehen: Geben Sie auf dem MIDI-Kanal Ihres Interfaces in
Ihren Sequenzer die Téne Fis4, C4, Fis3, C3, Fis2, C2, Fisl und C1
ein. Editieren sie die Tone so, daft sie nur einen MIDI-Tick Abstand
haben, und bilden sie um diese vier Téne eine Schleife.
hit zane ice
ca
Hot 4 FMOTE 4 Fay y
ed OTe: | ecg ee
M4 1 S MOTE = 1 FHZ |} ——
Wet eG MOTE: =< eace, =
1 1 4 7 MOTE «4 FRE
a tS OTE ot ch
11 1 9 #e#TRACK LOOP = =
Abb. 2: Es gibt keinen Unterschied zwischen Steuer- und
Signalspannung. Was im Sequenzer als Steuerspannung kon-
zipiert wurde, wird letztlich als Signalspannung verwendet
links oben: Im Sequenzer werden absteigend Noten mit glei-
chen Intervallen zu einander programmiert. Ein Loop-Befehl
springt auf die erste Note zuriick
rechts oben: Das MIDI-Interface wandelt die Notenbefehle in
eine absteigende Treppenspannung
unten: Durch schnelles Abspielen des Sequenzers entsteht eine
Sagezahnspannung, die als Audiosignal hérbar ist
Nun lassen Sie die Sequenz so schnell wie méglich ablaufen und
sampeln das Signal, das am CV-Out des Interfaces abgegeben
wird. Je nach dem wie schnell thr Sequenzer spielen kann (und
wie schnell Ihr CV-Interface ist), werden Sie nun einen tiefen Ton
etwa um die 40 Hz héren. Wenn Sie nun diesen Sample nach
oben transponieren werden Sie den Klang eines
Sagezahnoszillators erhalten.
Wir haben also eine urspriinglich zum Steuern gedachte Span-
nung als Signalspannung benutzt (ibrigens gibt es tatstichlich
sogenannte grafische Oszillatoren, die in dieser Art frei wahlbare
Kurvenformen erzeugen). Daf auch die Umkehrung funktioniert,
haben wir schon im letzten Kapitel anhand der Frequenzmodu-
lation erlautert.
Behalten Sie bei der Betrachtung von modularen Syntheseformen
immer das Grundprinzip im Hinterkopf, da® es keinen Unter-
schied zwischen Steuersignal und Audiosignal gibt. Nur so kom-
men Sie von den verknécherten Denkweisen weg, die Ihnen in
den letzten zehn Jahren durch das beschrankte MIDI-System und
die sonst lobenswerte Anschalten-und-geht-Mentalitat der
Musikalienindustrie einzementiert wurden.
Klangbeispiele: Spannung
CD Track 2: Grundcharakteristika von Klangen
CD Track 3: _Lineare und logarithmische Tonhéhen
Spannung
29Spannungsquellen
30
Die zusammen:
haingenden
Begritfe
Spannung, Strom
und Widerstand
sind fir dos
Verstindnis eines
Modularsynthesi-
zers wichtig
5. Spannungsquellen
Im vorigen Kapitel haben Sie erfahren, da® es genaugenommen
keinen technischen Unterschied zwischen Signal- oder Steuer-
spannung gibt. Die unterschiedlichen Bezeichnungen benutzt
man nur, um die momentane Funktion zu beschreiben, die die
eine Spannung im jeweiligen Zusammenhang inne hat. Im fol-
genden stellen wir Ihnen nun Spannungen vor, die wohl immer
als Steuerspannungen genutzt werden. Es handelt sich um die
Spannungen, mit denen Klaviaturen oder Sequenzer die klanger-
zeugenden Module ansteuern.
Bevor ich thnen erlautere, wie eine Klaviatur funktioniert, miissen
wir einen kleinen Ausflug in die Physik und die Elektrotechnik
machen. Bitte versuchen Sie unbedingt, das Folgende zu verste-
hen. Es erleichtert Ihnen spater den Zugang zu anderen Berei-
chen enorm.
5.1. Alles flie®t
Bevor wir das Wort “Spannung" ganz selbstverstandlich hinneh-
men, wollen wir uns kurz Uberlegen, was das eigentlich ist. Elek-
trische "Spannung” bezeichnet den Zustand, bei dem an zwei
Orten (etwa an zwei Anschltissen an einem Gerat) eine unter-
schiedliche Elektronenkonzentration herrscht.
Die Natur ist nun — was die Elektronenkonzentration betrifft ~ sehr
auf Gleichheit an allen Orten aus. Falls es also eine Materiever-
bindung zwischen diesen beiden Orten gibt, dann werden die
Elektronen vom Ort mit den vielen Elektronen zu dem Ort mit
den wenigen Elektronen flieBen, bis an beiden Orten die gleiche
Elektronendichte herrscht. Diesen Vorgang nennt man den
Stromflu®’, Wie schnell dieser Ausgleich stattfindet, das hangt von
der Materialbeschaffenheit der Verbindung ab — besser bekannt
unter dem Namen “Widerstand”.
Die Spannung mit man in der Einheit Volt; abgekiirzt mit einem
groBen "V". Im analogen Synthesizer hat man es selten mit Span-
nungen ber 10 Volt zu tun, sowohl, was die Audiosignale
angeht, als auch, was die Steuerspannungen betrifft.
Strom mit man in Ampere, die Stréme in Synthesizern liegen
allerdings im Bereich von wenigen Milliampere. Einen Widerstand
mit man in Ohm.
Um Ampere und Ohm miissen Sie sich fiir den Rest des Buches
nicht mehr kimmern, Allerdings sollten Sie zumindest wissen,
da8 es das Ohmsche Gesetz gibt, das den direkten Zusam-
menhang zwischen diesen drei Gréfhen beschreibt. Fir den
nachsten Abschnitt heift das: Da wir den Strom vernachlassi-
gen kénnen, sind Widerstand und Spannung zueinander direkt
proportional.
5.2. Die Mutter aller Spannungen
Das Netzteil ist die wichtigste Spannungsquelle in einem
Synthesizer. Natiirlich sorgt das Netzteil in der Hauptsache dafiir,
da die elektronischen Bauteile Energie haben, um Uberhaupt zu
arbeiten, Es stellt diese Energie in der Form von zuverlissig kon-
stanten Spannungen zur Verftigung. Fast alle Synthesizer werden
mit den Spannungen +5 Volt, +12 Volt und -12 Volt betrieben.
Hoppla! Was ist das nun schon wieder: "Minus zwéif Volt"?
Im Prinzip ist es ganz einfach: Das Netzteil hat drei Anschliisse.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Anschlu8 herrschen
12 Volt, zwischen dem ersten und dem dritten herrschen 24 Volt,
woraus sich ergibt, da zwischen dem zweiten und dritten
AnschluB 12 Voit zu messen sind — denn zwélf plus zw6lf macht
vierundzwanzig
Die Bezeichnung der Anschliisse ist zundchst willkiirlich; ob das
O-Volt, 12-Volt und 24-Volt heiftt, oder -12 Volt, 0-Volt und +12-
Volt ist egal. Allerdings ist die Minus/Null/Plus-Variante fiir unse-
ren Zweck sehr praktisch, wie Sie gleich sehen werden.
5.3, Drehknopf
Eine Steuerspannung laRt sich grundsatzlich sehr einfach mit
einem sogenannten Potentiometer ’ erzeugen. Die zwei End-
anschliisse des Potentiometers werden an 0-Volt und den 12-Volt
der Versorgungsspannung des Synthesizers angeschlossen.
Zwischen dem Mittelanschluf des Potentiometers und der Masse
laBt sich eine regelbare Steuerspannung zwischen 0 Volt und
+12 Volt abgreifen (siehe Abbildung 3). In dieser Art arbeiten zum
Gesamtes Poti
Versorgungs- oe
‘spannung
__Sehleiter-
Stellung
Abb, 3: Eine einfache Steuerspannung wird mit einem Poten-
tiometer erzeugt. Die Ausgangs-spannung entspricht der
Reglerstellung
2: in Pte attri a ranean enn sade, den We th
rv veunder azn, det Pr retin Schl ene durchgeende widerstadbaty
‘SEPStiuhe le dr funk, an em man nen de verbadung der wel Wdctade derke sal
Spannungsquellen
Samtliche
Spannungen im
Synthesizer kom-
‘men uspriinglich
cus dem Netzteil
Negative
Spannungen sind
reine Definitions-
sache
Die hdurfigste
Spannungsquelle
im Synthesizer ist
das Potentio-
meter
31Spannungsquellen
32
Die Klaviatur gibt
die Tastatur-
Spannung ab,
meist Keyboard.
CV genannt
Im Prinzip ist die
Klaviatur nur ein
spezielles
Potentiometer
Beispiel bei jedem analogen Synthesizer die Regler fur die
Gesamt-Stimmung des VCOs oder der Regler fiir die Filterkenn-
frequenz
Wenn man nun die beiden Endanschliisse des Potentiometers an
-1 Volt und +1 Volt hangt, dann bekommt man am Mittel-
anschluf eine Spannung, die zum Beispiel fiir die Feinstimmung
des Synthesizers geeignet ist.”
5.4, Vom Tastendruck zur Steuerspannung
Wenn man eine Note auf einer Klaviatur spielt, dann sind fiir die
elektrotechnische Umsetzung des Tastendrucks in einen Ton min-
destens zwei Informationen notwendig: 1.) Welche Taste wird
gedriickt? 2.) Wie lange wird sie gedriickt? Diese beiden Infor-
mationen werden an den Synthesizer in zwei steuernden Span-
nungen Ubermittelt.
Die Information, welche Taste gedriickt wurde, tragt die soge-
nannte "Keyboard-Control-Voltage” (= Tastatur-Kontroll-Span-
nung). An vielen Gerdten wird der AnschluR fur diese Steuer-
spannung einfach mit “CV-In” beziehungsweise “CV-Out”
bezeichnet, obgleich der Begriff Control-Voltage alleine nichts
iiber die Verwendung oder Herkunft der Spannung aussagt.
Die Tastur eines monophonen Synthesizers ist nun im Prinzip
nichts anderes als ein Potentiometer, wie wir es im vorigen Ab-
schnitt kennengelernt haben. Jedoch wird nicht ein Potentio-
meter mit stufenlos abgreifbarem Mittelanschlu in der Form
Tastenschalter
1N2tel Volt
> *Widerstande
je 12 Tasten “se
i
¢
1 Oktave)
= 1 Volt
Keyboard
Control-
Voltage
Abb. 4: Bei der Erzeugung der Keyboard-CV wird das
Potentiometer einfach durch eine Reihe von Widerstéinden
ersetzt; die Tasten betatigen Schalter, die eine der Note
entsprechende Spannung abgreifen.
10 Wie metre steuerspannungen clechvetig af ein Mod snwrken Kanner da brauchen Si tt
hoch met zu ssn. Raptltum VcO geen wir dan Stout Stich ei
eines Drehreglers verwendet. Statt dessen besteht das Potentio-
meter aus lauter in Reihe geschalteten, gleichen Widerstanden,
welche iiber Schalter abgegriffen werden kénnen, die unter den
Tasten angebracht sind. Die Widerstande sind so bemessen, dai
sich die Spannung pro Taste um ein Zwolftel Volt andert; ein
Oktavsprung auf der Tastatur ergibt also eine Anderung der
Keyboard-CV um ein Volt.
Die technische Realitat der Tastaturschaltung sieht allerdings um
einiges komplexer aus. Vor allem ist es nétig, da die Keyboard
Spannung nach dem Loslassen der Taste gespeichert wird, da
sonst nachklingende Téne immer auf den tiefsten Ton rutschen
wiirden."’ Bei Tastaturen fiir polyphone Synthesizer (oder auch
bei einigen neueren monophonen wie dem Roland SH-101 oder
dem Korg MonoPoly) werden die Tastenschalter digital abgefragt
und aus den digitalen Informationen wie bei einem MIDI/CV-
interface die Steuerspannungen durch D/A-Wandlung gewon-
nen,
Volt/Okt oder Volt/Hz
Wenige technische Griinde und viel Firmenegoismus
brachten Korg und Yamaha in den siebziger Jahren
dazu, statt Volt/Oktave eine Volt/Hertz-Kennlinie zu
benutzen. Eine Volt/Hertz-Charakteristik macht zwar die
Konstruktion von Modulen sehr einfach, doch bekommt
man entweder einen geringen Frequenzbereich der
Oszillatoren, oder man handelt sich
Stimmstabilitétsproblemen im BaBbereich ein: Nimmt
man an, da® 1 Volt immer 400 Hertz entsprechen, so
kann man einen Fehler von 0,1 Volt in der Oktave zwi-
schen 2000 Hz und 4000 Hz vernachliissigen; man wird
die Abweichung im Musikgeschehen kaum héren. In der
Oktave zwischen 50 Hz und 100 Hz aber ergibt der glei-
che Fehler ungefdéhr einen Ganzton! Da sich die
Volt/Oktave-Charakteristik durchgesetzt hat, lag neben
diesem Manko aber sicher auch an der Marktmacht von
ARP. Moog und Roland.
{wr eden alecing ie reer Seating ete nach im Sample ita Modul enn
Spannungsquellen
33Spannungsquellen
34
Die Gate-
Spannung iber-
trigt, da® eine
Taste gedrickt
gehalten wird
und wie tange sie
gehalten wird
Wahrend die
Gate-Spannung
eine Aussage
liber eine Dauer
macht, bezeich
net ein Trigger-
Signal nur einen
Zeitpunkt
5.5. Gedriickt oder nicht
Anhand der Hdhe der Keyboard-Control-Voltage kénnen wir
Ubermittein, welche Taste gedrlickt wird. Wann und wie lange die
Taste gedriickt wird, geht jedoch aus dieser Information nicht
hervor. Daher haben monophone Synthesizer-Klaviaturen neben
den Schaltern fiir die Keyboard-CV eine zweite Schalterreihe.
Wird eine Taste gedriickt, so legt der jeweilige Schalter eine kon-
stante Spannung auf einen zweiten Ausgang, die sogenannte
Gate-Spannung. Wird die Taste wieder losgelassen, liegen an
dem Ausgang wieder 0 Volt an. Da die Gate-Spannung nur so
lange anliegt, wie die Taste gedriickt ist, kann man mit ihr die
Tatsache und die Dauer eines Tastendruckes Ubermitteln.
5.6. Verwechslungsgefahr
In diesem Zusammenhang
mu ich thnen noch den Be-
griff “Trigger” erklaren, Er wird
namlich leider selbst von Her-
stellern sehr oft im Sinne von
"Gate" verwendet, jedoch soll-
te man diese beiden Begriffe
deutlich auseinanderhalten:
Wahrend eine Gate-Spannung
ein Zeitdauer _reprasentiert
(etwa die eines Tastendruckes)
stellt ein Trigger einen Zeit-
punkt dar (etwa den nachsten
Schritt einer Sequenz - womit
noch nichts iber die Dauer des
Schrittes gesagt ist!). Die
Darstellung erfolgt dadurch,
da& eine Spannung einen ;
bestimmten Wert iiberschrei- —
tet. Je nachdem, ob die t]
Spannung ein- oder ausge-
schaltet wird, spricht man von
einem positiven oder einem Abb. 5: Obere Kurve: Trigger
negativen Trigger. Wenn man
will, kann man die Gate-
Spannung auch als Abfolge
von zwei Triggern sehen: dem
positiven Trigger beim Driicken
der Taste und dem negativen
Trigger beim Loslassen der
Taste,
markieren einen Zeitpunkt.
Dabei ist egal, ob es sich um
einen positiven Trigger [1]
oder um einen negativen
Trigger [2] handelt
Untere Kurve: Eine Gate mar-
kiert eine Zeitdauer [t]
lal fo) [el
tA hs
Abb. 6: Entscheidend fiir
die Triggerung ist das
Abb. 7: Ségezahnartige
Trigger-Signale arbeiten
Uberschreiten der oft sicherer [a], da bei
Schwellspannung [x]. Die Rechtecken Uberschwing-
Steitheit des effekte zusdtzlich zur kor-
Spannungsanstiegs (die rekten Triggerung [b] zu
sogenannte "Flanke”) ist Fehi-Triggerungen [c]
nur zweitrangig fihren kénnen
Es ist Ubrigens nicht nétig, da® eine Triggerspannung wieder
abrupt ausgeschaltet wird. Es geht ja nur um den Zeitpunkt des
Einschaltens. Eine Spannung mit dem Verlauf eines abfallenden
Sagezahns triggert oft sicherer, da ein hartes Ausschalten ein
Uberschwingen erzeugen kann, das ~ wenn es stark genug ist -
wiederum als Trigger interpretiert Man spricht von einer
"Fehl-Triggerung” (siehe Abbildung 7).
Positive und Negative Gate,
Switched-Trigger-Wirrwarr
Zwar benutzen alle Synthesizer im Inneren die im Text
beschriebene Gate-Spannung, aber aus meist firmenegoi-
stischen Griinden gibt es leider unterschiedliche Stan-
dards in der Ubertragung. Die meisten analogen Korg-
Synthesizer bendtigen eine sogenannte “negative” Gate.
Diese gibt 5-Volt bei losgelassener Taste und 0-Volt bei
gedriickter Taste aus. Die Lésung dieses Problems im
Zusammenspiel mit anderen Gerdten finden Sie im
Kopitel iiber Digitaltechnik in Modularsystemen.
Viele diltere Moog-Synthesizer haben nicht die Gate-
Spannung zur Kommunikation, sondern benutzen den
sogenannten "Switched Trigger”. Sie stellen einfach am
Eingang die Anschlisse der Tastatur-Kontakte zur
Verfiigung, ein dazu passender Ausgang eines ansteuern-
den Synthesizers stellt einen Schalter dar, der dann wie
ein ausgelagerter Schalter der Tastatur wirkt, Im Anhang
Cist eine kleine Schaltung beschrieben, die positive Gate
in Moog-Trigger umsetzt.
Spannungsquellen
35Spannungsquellen
Ein Einfachst-
Synthesizer
bendtigt nur eine
Klaviatur und
zwei Module
36
5.7. Ein Primitiv-Synthesizer
Mit Keyboard-Spannung, Gate, einem VCO und einem VCA kén-
nen wir schon einen extrem rudimentaren Synthesizer zusam-
menstellen.” Man verbindet zuniichst den Signalausgang des
COs mit dem Signaleingang des VCAs und den Signalausgang
des VCAs mit der Verstarkeranlage oder dem Mischpult. Dann
gibt man die Keyboard-Spannung in den Steuereingang des
VCOs und die Gate-Spannung in den Steuereingang des VCAs.
Wenn man jetzt eine Taste driickt, be-kommt der Steuereingang
des VCAs die Gate-Spannung, der VCA wird verstirken und den
Ton durchlassen, den der VCO schon die ganze Zeit erzeugt.
Abb. 8: Mit einem VCO, einem VCA und einem CV/Gate-
Lieferanten (gleich, ob Tastatur oder MIDI-Interface) kann man
einen extrem rudimentaren Synthesizer aufbauen. Beachten Sie,
daB das Audiosignal in der Leitung zwischen VCO und VCA die
ganze Zeit vorhanden ist. Der VCA léBt das Signal jedoch erst
durch, wenn die Gate-Spannung an seinem Steuereingang
nach oben geht
2: auch won ch be von eines Tat spreche, deere CV and Gate east 0 Kanen Sie genau
Diese Ansteuerung des VCAs durch die Gate-Spannung ist tibri-
gens in den achtziger Jahren bei sehr vielen Roland- und Korg-
Synthesizern verwendet worden. Ob beim Polysix oder beim
JX-3P, SH-101, MC-202 oder der Juno-Serie — mit dieser
Schaltung konnte man sich einen zweiten Hillkurvengenerator
sparen, der die Gerate nur wieder teurer gemacht hatte.
5.8. Jugend forscht
Vertauschen Sie nun einmal am Keyboard (oder ihrem MIDI/CV-
Interface) die Kabel fiir Gate und CV. Wenn Sie nun auf der
Klaviatur nach oben spielen, wird der Ton immer lauter, denn die
Keyboard-Spannung ist von der gespielten Note abhangig.
Die Tonhdhe hingegen springt ber etwa fiinf Oktaven oder
mehr, je nachdem, ob Sie eine Taste driicken oder nicht. Ist ja
auch klar: “Keine Taste gedriickt” ergibt 0 Volt, also den tiefsten
Ton des Oszillators, “Taste gedriickt” ergibt 5 Volt, also einen Ton
fuinf Oktave ber dem tiefsten Ton.
An diesem Minimalaufbau kann man auch sehr schén demon-
strieren, da& die Keyboardsteuerspannung und die Gate-
Spannung nicht notwendigerweise aus der gleichen Quelle stam-
men miissen. Wenn Sie einen Analogsynthesizer mit Eingangen
fiir CV und Gate besitzen, kénnen Sie folgendes Experiment mit
einer 4,5-Volt Flachbatterie nachvollziehen (Bitte benutzen Sie
dazu kein Netzteil und keine 9-Volt-Batterie. Nur bei 4,5 Volt ist
sichergestellt, da thr analoger Schatz keinen Schaden nimmt).
Stellen Sie zunachst sicher, daft thr Synthesizer einen “verniinfti-
gen” Klang erzeugt; wir empfehlen fir die Hilllkurve Attack und
Decay auf Null, volles Sustain und ein wenig Release. Stecken Sie
nun ein Kabel in den Gate-Eingang Ihres Synthesizers und halten
Sie den freien Stecker des Kabels an die beiden Pole der Batterie:
die Spitze des Steckers an Plus, den Stift an Minus. Sobald der
Stecker beide Pole beriihrt, wird thr Synthesizer einen Ton von
sich geben, ohne da® Sie die Tastatur des Gerates benutzt hatten.
Der Klangerzeugung kann es schlieflich egal sein, wer ihr die
Information gibt, da eine Taste gedriickt ist.
Daf diese Trennung durchaus auch musikalisch sinnvoll einzuset-
zen ist, kann jeder nachvollzichen, der ein Multimode-fahiges
MIDI-Interface besitzt. Verwenden Sie die Keyboard-CV und
Gate-Spannung von verschiedenen Spuren. Nun programmieren
die Spur, die die Keyboard-CV liefert, mit rhythmisch anderen
Motiven als die Spur, welche die Gate-Spannung liefert. Es
kommt zu seltsamen, aber oft sehr gut “groovenden” Figuren,
die eine teilweise ahnliche Wirkung haben wie die berihmten
TB-303 Sequenzen.
In der Umkehrung kénnen Sie die Gate rhythmisch von ihrem
Sequenzer (oder gar vom Triggerausgang einer analogen
Rhythmusmaschine) ansteuern lassen, Die Keyboard-CV jedoch
Spannungsquellen
Experiment —
Vertauschen von
Gate und CV ver-
anschaulicht die
jewellige
Funktionsweise
Man kann auch
iit verschiede-
nen Quellen fiir
Gate und CV
experimentieren
FdSpannungsquellen
38
MIDIIC
Interfaces verbin-
den die analogen
Synthesizer ber
MIDI mit den
Maglichkeiten der
Rechnersteuerung
Die Velocity wird
unabhdngig von
der Gate-
Spannung tiber-
tragen
beziehen Sie weiterhin von der Tastatur thres Synthesizers. Auf
diese Weise kénnen Sie Rhythmusmuster von der Maschine kom-
men lassen, die Tonhéhe besorgen Sie live durch die Tastatur.
5.9. MIDI spielt analog
Wenn man einen analog gesteuerten Synthesizer von einem
Computersequenzer oder einem MIDI-Keyboard aus steuert, so
mu8 man ein MIDI/CV-Interface benutzen. Dies ist eine Schal-
tung, die die digitalen MIDI-Daten auswertet und in die entspre-
chenden Analogsignale umsetzt. Prinzipiell ist dies nicht schwie-
rig. Das Interface wertet jeweils den Note-On- und den Note-Off-
Befehl aus. Der Note-On-Befehl besteht bekanntlich aus drei
Datenworten: Kanalnummer, Notennummer und Anschlagswert
(Velocity). Der Note-Off-Befeh! unterscheidet sich nur durch den
dritten Wert, der statt des Anschlagswertes die LoslaBinformation
iibertragt. Das Interface trennt nun die Information des Note-On-
Befehls auf und wandelt den Notennummernwert in die Key-
board-Control-Voltage. Die Anschlagsinformation benutzt das
Interface dazu, die Gate-Spannung einzuschalten. Dann wartet
das Interface, bis der Note-Off-Befehl kommt, mit dem es die
Gate-Spannung wieder ausschaltet.
Falls das Interface auch Velocity-Informationen auswerten kann,
so werden diese nicht (!) mit der Gate ibertragen, sondern wi
derum aber einen getrennten Spannungsausgang, der dann
eben eine Spannung fiihrt, die der Anschlagsstarke entspricht.
Wie die Anschlagsstarke im analogen Synthesizer verwertet wird
erklare ich spater ausfiihrlich
5.10. Fazit
Wie Sie vielleicht ahnen, haben wir mit diesem Kapitel die Technik
von Steuerspannungen aus einem Keyboard oder einem Interface
noch nicht ausgereizt. Doch soll uns das Grundwissen geniigen,
da& die Keyboard-CV die Tonhéhe bestimmt und die Gate-
Spannung die Tondauer. Es sei auch nicht verschwiegen, da die
Gate an einem engstirnigen, am Klavierspiel orientierten Konzept
festhalt. Ein analoger Geigen- oder Blas-Controller oder ein
Theremin steuern nur mit Kontrollspannungen und erlauben von
daher viel nuancierteres Spiel.
Klangbeispiele: Spannungquellen
CD Track
Einfachst Synthesizer
Hillkurven und Portamento
6. Hillkurven und Portamento
Im vorigen Kapitel haben wir mit Tastatur, VCO und VCA einen
rudimentaren Klangerzeuger gebaut, um Ihnen das Zusammen-
spiel von steuernden Spannungen und Klangerzeugung zu
erklaren, Der Oszillator erzeugt einen standig vorhandenen Ton.
Dessen Tonhdhe hangt von der Keyboard-Kontrollspannung ab,
die wiederum der zuletzt gedriickten Taste entspricht.
Der sténdig klingende Ton des VCOs wird vom VCA stummge-
stellt. Wenn wir nun in unserem Testaufbau eine Taste auf der
Klaviatur driicken, bekommt der VCA eine Spannung (in diesem
Fall die Gate-Spannung), die ihn veranlaft, das Signal an den
Ausgang weiterzugeben.
Das klangliche Ergebnis dieser Zusammenstellung ist allerdings
nicht sehr erbaulich. Das liegt daran, da® sich an diesem Ton
nichts dndert. Jedes Gerausch in der Natur ist standigen Ande-
rungen unterworfen.* Daher wird ein Synthesizer erst dadurch
zum interessanten Klangerzeuger, daft er uber Baugruppen ver-
fligt, mit denen er seine Klinge wahrend des Erklingens veran-
dem kann. Die Veranderungen werden ~ wie kénnte es anders
sein ~ durch Steuerspannungen hervorgerufen.
Wir wollen drei Arten von Steuerspannungen fiir Klangverander-
ungen unterscheiden:
+ Spannungen, die einen einmaligen Anderungsverlauf
vornehmen;
* Spannungen, die sich in immer wieder der gleichen Art
verandern, und
‘* Spannungen, die sich unregelmafig, meist frei bestimm-
bar andern.
Zur ersten Sorte zahlen das Portamento und die Hilllkurven, die
Thema dieses Kapitels sind; als Beispiele fir die anderen zwei
Gruppen, auf die wir spater eingehen, seien an dieser Stelle der
LFO beziehungsweise das Modulationsrad genannt.
6.1. Rutschpartie
Eigentlich alle Funktionen, die wir in diesem Kapitel besprechen,
basieren auf einem Grundprizip, das technisch korrekt als
Slewrate-Limiter zu bezeichnen ist: Anstiegsraten-Begrenzer. Im
allgemeinen kennt man die Bezeichung Glide oder Portamento.
‘Obgleich Glide fur jede beliebige Funktion zu verwenden ist, wol-
len wir sie am Beispiel der musikalischen Funktion “Portamento”
erlautern - dem Verschleifen von Tonhéhen tibergangen.
73: Diesen Schweralt kan man auch Bev avtzen Wenn man besondes Kunst Ringe
“wunseht don sang man dau at taen die "atrche™ Anderung ei
Anderung aber
die Zeit hinweg
ist das wesentl-
che Element der
Musik
Portamento und
Glide sind nur
spezielle Verwen-
dungsformen far
eine grundlegen-
de Moglichkeit,
Steuer.
spanrungen zu
bearbeiten 39Hillkurven und Portamento
40
Glide ist nicht mur
uf Tonhohen-
verdinderungen
festgelegt
Die Hiitkurve ist
das wichtigste
Modul wenn es
um zeitbezogene
Verdinderungen
von Kiéingen geht
Die Keyboard-Steuerspannung ladt einen Kondensator auf.
Kondensator funktioniert so ahnlich wie eine Autobatterie. Er
kann geladen und entladen werden. Wie bei der Autobatterie
braucht das Laden oder Entladen seine Zeit, allerdings liegen die
Ladezeiten der iublichen Kondensatoren weit unterhalb unserer
Wahmehmungsfahigkeit. Wenn man aber einen regelbaren
Widerstand in die Ladeleitung schaltet, dann kann man den Lade-
vorgang kontrolliert verlangsamen. Bei der Portamento-Funktion
wird nun ein Kondensator uber die Keyboard-CV aufgeladen. Ist
der regelbare Widerstand gleich Null, dann werden Anderungen
der Keyboard-CV sofort vom Kondensator tibemommen. Wird
der Widerstand jedoch hochgeregelt, dann braucht der Konden-
sator eine gewisse Zeit, um sich an die Anderung der Keyboard-
CV anzupassen, und entsprechend langsamer rutscht die so bear-
beitete Keyboard-CV und in der Folge die Tonhdhe auf den neuen
Wert.
Das Glide wird zwar meistens in einem Nebensatz bei der Key-
board-Control-Voitage erwahnt, doch tut man ihm damit Unrecht.
Glide kann man auf jede beliebige Steuerspannung geben.
‘Aus "spitzigen” Kurvenformen von LFOs macht das Glide speziel-
le oft sehr natiirlich wirkende Modulationsquellen. Vibrato wird
weitaus lebendiger, wenn es nicht mit einem Sinus, sondern mit
einem durch Glide verbogenen Sagezahn moduliert wird
Panning/Phaser-Kombinationen bekommen mehr Schwung,
wenn man sie mit einer trapezférmigen Kurvenform moduliert,
die man mit dem Glide aus dem Rechteck erzeugen kann.
Auf eine Spannung, die der Note-On-Velocity entspricht, wirkt
ein Glide zum Beispiel ausgleichend; allzu extreme Dynamik-
spriinge werden ausgeglichen, das Ergebnis entspricht eher der
‘“léngertristigen” Dynamikentwicklung.
6.2. Hillkurve
Das bekannteste und bedeutendste Modul fiir einmalige Ande-
rungsverlaufe ist die Hilllkurve (englisch Envelope). Im Prinzip ist.
sie ein Modul, das den Verlaut der Gate-Spannung manipuliert."*
Die einfachste Méglichkeit ist, den abrupten Vorgang zu ver-
langsamen, mit dem die Gate-Spannung an- oder ausgeschaltet,
wird. Das geht, wie Sie gerade erfahren haben, recht einfach mit
der Kombination aus Widerstand und Kondensator in der Glide-
Funktion.
14 ie ttsaeicheScratung der meen Haven berutt neh mehr det ie CateSpannung, um
‘be Rumurye eu eeeugen, Darth wid de Hallcarve wabangg som werwendstcn Cate Sgn ZU
ftp btn fost und bel eigen ARP Synthessem te noch dak nt der Cate Spancung arb
Tenvaind de Hubrven je nach anseverndem Keyboard ger Sequencer untried hoch und
Hillkurven und Portamento
Entladestrom
Abb. 9: Portamento und Hiillkurven basieren auf dem Prinzip,
da® ein Kondensator verlangsamt geladen wird. Bei der
Hallkurve werden Lade- und Entladestrom durch Dioden getrennt
Man benutzt nun bei der Hillkurvenschaltung die Gate-Span-
nung, um den Kondensator aufzuladen. Wie schnell der Konden-
sator sich aufladt, kann man mit einem regelbaren Widerstand
festlegen, der den Strom bestimmt, welcher in den Kondensator
hinein- oder aus ihm herausflie&t. Wenn man den Auflade- bezie-
hungsweise den Entladestrom mit zwei Dioden auftrennt, dann
kann man die beiden Ladezeiten unterschiedlich gestalten (siehe
Abbildung 9).
Die so erzeugte veranderliche Spannung nennt man eine Attack-
Release-Hiillkurve (AR-Hiillkurve). Die Verzégerung des Anschalt-
vorganges beschreibt der Parameter Attack, das Verzégern des
Ausschaltens der Gate-Spannung der Parameter Release.
Die am weitesten verbreitete Hilllkurve hat jedoch zwei Para-
meter mehr: das Decay (englisch fiir Abkling-Phase) und Sustain
(englisch fur Halte-Phase). In Anlehnung an die Reihenfolge der
vier Hullkurvenphasen wird ein solches Modul auch ADSR ge-
nannt: (Attack-Decay-Sustain-Release).
wich dor BaeNvosn ae
‘Sodcinepannung ia os Som
Sen
a
of ne baer oan
vom Sosaregie wi eens
$e lenge clo Tote nicht losgeenson wet
SPS Aegargeopomang te hare
Leen nfo or
—- | /reteeemena eo »
cure | | /geeeee
rasan
sm eaten
— cme: mm = Hblikurven
‘anack | Decay! Sustain | Release
Die AR-Hillkurve
(eiBt Vertiute
beim Taste-
Driicken und
beim Toste-
Loslassen zu
Die ADSR-
Halkurve ist die
am weitesten ver-
breitete Hutlkurve
41Hillkurven und Portamento
42
Der Minimal.
Synthesizer wird
um die Hillkurve
erganzt
Diese erweitete AR-Hulllkurve funktioniert etwas komplizierter. Die
Konstruktion der Hillkurve enthait eine Umschaltvorrichtung, die
betatigt wird, wenn die Spannung am Kondensator die Héhe der
Gate-Spannung erreicht hat. Daraufhin wird die Gate-Spannung
durch eine andere Spannung ersetzt, die man mit dem Regler fur
den Parameter Sustain bestimmen kann. Nun versucht der Kon-
densator diese neue Spannung anzunehmen. Natiirlich braucht
er eine gewisse Zeit, um auf diesen neuen Wert zu gelangen. Wie
lange er dafiir bendtigt, wird mit dem Parameter Decay be-
stimmt.
Letztlich kommt eine Steuerspannung heraus, die auf einen
Tastendruck hin zunachst ansteigt, dann wieder absinkt, um auf
dem Niveau des Sustain-Levels zu verharren und nach Loslassen
der Taste wieder auf Null abzusinken. Die Abbildung auf der vori-
gen Seite sagt mehr als viele Worte.
A140 ACER
Abb. 10: Die Gate wird im ADSR-Modul in eine Hiillkurve gewan-
delt, die im VCA den Lautstarkeverlauf des Signals formt
Hillkurven und Portamento
6.3. Die praktische Anwendung
Zunachst wollen wir unseren Synthesizer um das Hiill-
kurvenmodul erweitern. Wir verbinden wieder den Signal-
ausgang des VCOs mit dem Signaleingang des VCAs und den
Signalausgang des VCAs mit der Verstarkeranlage. Die Keyboard-
CV fiihren wir in den Steuereingang des VCOs. Soweit hat sich
nichts geandert. Die Gate-Spannung aus der Klaviatur schlieBen
wir nun nicht mehr am VCA an, sondern am Gate-Eingang des
Hiillkurven-moduls. Dann drehen wir jeden der vier Regler der
Hillkurve un-gefahr in Mittenstellung und verbinden den
Ausgang des Hilll-kurvenmoduls mit dem Steuereingang des
VCAs. Der Lautstarke-verlauf des Ausgangssignals ist nun nicht
mehr ein abruptes Ein- und Ausschalten, sondern entspricht dem
Spannungsverlauf des Hilllkurvenmoduls. Die Lautstarke des
eigentlich konstant klingenden Oszillatorsignals wurde im VCA in
die Spannung der Hilllkurve “eingehiillt”.
6.4, Spezialfalle
Das Prinzip der analog erzeugten ADSR-Hilllkurve ist grundsatz-
lich wohl nachzuvollzichen. Der Teufel fiirs Verstaindnis liegt je-
doch im Detail.
Wenn Sie einen analogen Synthesizer haben, dann machen Sie
einfach mal das folgende Experiment: Drehen Sie Attack und
Decay der Lautstairkehiillkurve auf die kiirzeste Zeit und stellen Sie
den Sustain-Wert auf Maximum. Nun stoppen Sie die Zeit, die
zwischen dem Loslassen einer Taste und dem vollstandigen
Verklingen des Tones vergeht. Dann nehmen Sie die Sustain-
stellung auf die Halfte herunter und messen wieder die Zeit
zwischen Taste-Loslassen und Verklingen des Tons. Bei voll aufge-
drehtem Sustain-Wert dauert das Verklingen langer als bei hal-
bem Sustain. Die gleiche Abhangigkeit besteht zwischen Sustain
und der Decay-Einstellung (siehe Abbildung 11).
Abb. 11: Bei glet-
chem Release-Wert
(in der Grafik die
Steilheit des
Abfalls) ist die
Release-Zeit um so
anger, je hoher
die Ausgangs-
spannung fiir das
Release ist
= iiliy am
Release-Dauer
13: Achtung, bel digital gerechneten Hulls in Hybrid Syteszen wie der Roan oder dem
Kong Pot it der to besdwebende Zonammenhung eventuel hat geseion
Die Wirkung der
Parameter der
Hillkurve sind oft
von anderen
Einstellungen
abhdingig
Die Release-Zeit
ist abhéingig vom
Sustain-PegelHiillkurven und Portamento
Nach nicht véllig
abgeklungenen
Release-Phasen
kann sich die
Attack-Phase ver-
kiirzen
Far typische
“Elektronik
Sequenzen” ist
eine unabhaingi-
ge AD-Hilkurve
raktisch
Unter elektronischen Gesichtspunkten braucht der Kondensator
bei héherer Sustain-Spannung und gleichbleibender Position des
Release-Reglers langer zum Entladen. Digital berechnete Hiillkur-
ven kénnen hier anders reagieren, da es dem Prozessor egal ist,
ob er die Steilheit einer Funktion berechnet oder die Dauer, die
zwischen zwei beliebig gesetzten Punkte der Funktion vergeht.
Dort kann der Release-Vorgang der Hillkurve immer gleich lang
dauern, egal wie hoch der Sustain-Pegel ist, von dem der Release-
Vorgang ausgeht.
Die gleiche Problematik gilt auch fiir die Attack-Phase. Steuert die
Gate eine Hillkurve erneut an, bevor die Release-Phase beendet
wurde, so beginnt die Attack-Phase bei einer hoheren Spannung
und dauert entsprechend kiirzer. Das kann bei "maschinellen”
Sequenzen stéren; daher konnen manche Hilllkurven iiber eine
Retrigger-Funktion vor dem neuen Attack komplett zuriickgesetzt
werden (siehe Abbildung 12). Virtuose Keyboarder jedoch nutzen
diesen Additions-Effekt um Uber die Notenabfolge und Noten-
lange die Filter-Kennfrequenz zu steuern. Weitere Erléuterungen
finden Sie im Anhang B zu Trigger-Algorithmen
Normaler Doppelanschlag Doppelanschlag
Ablaut ohne Retrigger mit Retigger
— —_ Ey
lattackdauer “Tastendruck
Abb. 12: Wird eine Hallkurve mehrfach kurz hintereinander
angesteuert, so kommt es zu unterschiedlichen Steuerungs-
verldufen, je nach dem, ob die Hillkurve mit Retrigger arbeitet.
Fir die typischen "Elektronik-Sequenzen” ist es oft wiinschens-
wert, da die Lange des Gate-Signals die eigentliche Hillkurve
nicht mehr beeinflut. Manche analogen Modularsysteme ~ etwa
der Formant — warten daher mit einer AD-Hillkurve auf, die nur
durch die positive Flanke des Gates getriggert wird und dann
unabhangig von der Gatelinge automatisch ablauft. Aber auch
digitale Synthesizer kénnen ihre meist mehrphasigen Hillkurven
auf ungestorten Ablauf stellen. Gemeinsam ist allen, da bei einer
solchen Einstellung die Sustain-Phase ausfallt.
Hillkurven und Portamento
6.5. Spezielle Hallkurven
Erst bei digitalen Synthesizern wurden die sogenannten Rate/
Level-Hullkurven eingefilhrt. Dabei wird fiir eine bestimmte
Anzahl von Schritten jeweils ein Spannungsniveau vorgegeben,
das erreicht werden soll, und die Zeit, in der der Spannungs-
wechsel vonstatten gehen soll. Mir ist derzeit kein Hersteller
bekannt, der eine solche Hillkurve als analoges Modul gebaut
hat, jedoch ware es technisch mit ertraglichem Aufwand zu reali-
sieren
Manche analogen Hardware-Sequenzer verfiigen iiber einen
“"Single-Shot’-Modus, der die Sequenz auf einen Startimpuls hin,
‘etwa ein Gate-Signal, ein einziges Mal durchlaufen lat. Wird die
Sequenz liber ein Glide-Modul gefiihrt, so kann man das Ergebnis
als mehrstufige Hiillkurve mit gleichmaRigen Zeiten, aber unter-
schiedlichen Leveln benutzen. Avanciertere Software-Sequenzer
haben inzwischen aquivalente Funktionen, die man entsprechend
liber ein MIDI/CV-Interface nutzen kann.
Klangbeispiele: Hiillkurven und Portamento
CD Track 5: Glide
CD Track 6: Glide mit unterschiedlichen Anstiegszeiten
auf Filter
CD Track 7: ADSR-Hiillkurve
CD Track 8: —_Einflu& von Gatelange auf den Verlauf der
Hallkurve
Digitale
Synthesizer arbei-
ten oft auch mit
Rate/Level-Hilll
kurven
Ein Sequenzer
kann als Hill-
kurve arbeiten
45Oszillatoren
Eine Schwingung
liegt im Oszillator
als standiger
lade- und Ent-
ladevorgang vor
7. Oszillatoren
Bislang haben wir einen Oszillator als Basismodul fiir die Klanger-
zeugung verwendet, ohne uns ernstlich um seine Funktionsweise
zu kiimmern. Allerdings kennen wir bereits eine wesentliche
Funktionsweise des Oszillators innerhalb einer subtraktiven Klang-
erzeugung: Sobald die Versorgungsspannung des Synthesizers
angeschaltet wird, erzeugt der Oszillator einen Ton. Dieser Ton ist
die ganze Zeit vorhanden; in der Standardverschaltung (VCO-VCF-
VCA) unterdriicken Filter Klanganteile des Tones und Verstirker
regeln seine Lautstarke, Am Ausgang des Synthesizers ist vom
eigentlich standig vorhandenen Ton nur noch dann etwas zu
horen, wenn die Steuerspannungen von der Tastatur oder einem
Interface das Filter und den VCA dazu auffordern.
7.1. Einer fur alle...
Die Grundschaltung des spannungsgesteuerten Oszillators, kurz
VCO, basiert in den meisten analogen Synthesizer auf dem glei-
chen Prinzip. Ein Strom ladt einen Kondensator mit einer
bestimmten Geschwindigkeit auf. Zwischen den zwei Elektroden
des Kondensators wachst dadurch eine Spannung an. Erreicht
diese Spannung einen bestimmten Schwellenwert, so wird ein
elektronischer Schalter betatigt, der den Kondensator kurz-
schlieBt und damit entleert. Da die Spannung am Kondensator
jetzt wieder Kleiner als die Schaltschwelle ist, wird der Schalter
wieder gedffnet und das Spiel kann von neuem beginnen:
—
| bl
Steuer. Signal.
Spann spanning
Goganay ‘Radio un
a
2) ble Spannung am Kondensator fp) 3.) Soba dle Spannungen gleich sind,
tester etorarespanning sx yy der Scaler batt fol und der
Seana ichon Renseceicranicole
vein te
‘oe
14) Da KondeniSatorspannung unc
Raferensspannung ject wieder
‘wieder genet, der ade
leder gebtine, der Ledovar
— Gang kann von heuer beginnen
see
Abb. 13: Die Grundfunktion des Oszillators ist ein Auf- und
Entladevorgang, der sich periodisch wiederholt.
Kondensator langsam aufladen, per Kurzschlu® abrupt entladen,
langsam aufladen, Kurzschlu... Wenn man in einem Diagramm
den Spannungsverlauf am Kondensator Uber die Zeit auftragt, so
bekommt man eine Darstellung, die einer Sage ahnelt.
Daher wird die Grundwellenform des Oszillators Saégezahn
genannt.’* Aus dieser Kurvenform werden pater smtliche ande-
ren Kurvenformen abgeleitet. Wie schnell der Kondensator autge-
laden wird, hangt von der Starke des Stroms ab, der in den
Kondensator hineingeschickt wird. Der Ladestrom wird aus einer
Spannung gewonnen, und dazu kann man — Sie ahnen es sicher
schon ~ eine Steuerspannung verwenden.”
7.2, ..alle fir einen
Die Tonhéhe wird also von einer einzigen Steuerspannung
bestimmt. Dem widerspricht aber die Tatsache, dal man an
einem Synthesizer die Tonhdhe mit verschiedensten Sachen
bestimmen kann: Tastatur, Oktave-Schalter, LFO-Modulation,
Feinstimmungsregler und so weiter. All diese Elemente liefern
schlieflich nichts anderes als Spannungen. Doch diese Spannun-
gen werden zueinander addiert und erst ihre Summe ergibt die
Steuerspannung fir die Tonhhe.
Dieses Addieren geschieht ganz einfach durch eine Mischer-
Schaltung. Bei den Standard-Synthesizern bekommt man diese
Mischer gar nicht zu sehen. In Modularsystemen hingegen, sind
sie oft sogar als eigenstindiges Modul dringend nétig. Diese
Mischer-Module kénnen natiirlich auch als Audiomischer benutzt
werden - Audiosignale sind ja genauso Spannungen, wie die
Steuersignale Spannungen sind
Fiir ein Standard-VCO ergeben sich zum Beispiel folgende Steuer-
anschliisse: Ein Regler oder Stufenschalter fir die Grobstimmung,
der die Steuerspannung fiir den kompletten Arbeitsbereich des
VCOs liefern kann (zwischen 5 und 10 Volt); ein oder zwei Regler
fur die Feinstimmung, mit einem Regelbereich von 0,2 bezie-
hungsweise 1 Volt; als drittes wird die Keyboard-CV angeschlos-
sen und als viertes gibt es meist einen Eingang fiir Modulations-
spannungen. Mit den Modulationsspannungen wollen wir uns
jetzt naher beschaftigen
7.3. Gemachlicher Genosse
Die traditionelle Tonhéhenmodulation ist das Vibrato. Dafiir
bendtigt man beim VCO eine sich regelmafig wiedetholende
Steuerspannung, Diese kommt ganz einfach wiederum aus einem
16. ie cnsige Ausrahme set der alerdngshautigverwendete_ VCO. Chip CEMSS40 der Firma
Chins ar deen Basomeentrn jen Drete Het sorgt der eetronache Shae dtar, do a
thom Ladevorgang en glee sehr Ewlodevorgang wie
{Faucher at wed! der Hinweis nai. dal che Sealing de praktschenAusiureung natin
{outlcnKorpsener it, lktroraeh infronteten empl ich de sev verstanaiche Esters dee
CO Sehatutg der tee vrgtenenSauasissung des FormantSyrthanser (eh
Uheratarveanchns)
Oszillatoren
Daraus ergibt
sich bei fast allen
Synthesizern die
Basiswellentorm
Saigezahn
Um mebrere
Einilubméglichkei
ten aut die
Tonhdhe zu
haben, bendtigt
‘man einen
Spannungs-
mischer
Bestimmte
Steuer:
spannungen fin
det man bei
jedem analogen
Oszillator
Vibrato wird mit
einem langsam
schwingenden
Oszillator
erzeugt, dem LFO
47Oszillatoren
Hillkurven erge-
ben bei der
Tonhéhenmo-
dulation nicht
wiederkehrende
Klangverléute
Oszillator, dem im einfiihrenden Kapitel erwahnten “Low
Frequency Oszillator”, kurz LFO." Das Vibrato bekommt man
iiber eine sinus- oder dreiecksférmige Spannung. Ein Rechteck
erzeugt eher einen Tiller. Wahrend es beim Sinus-Vibrato musi:
kalisch wiinschenswert ist, da die Steuerspannung auch negati
ve Anteile hat, also sowohl nach oben als auch nach unten modu-
liert, sind mit solchen rechteckférmigen Modulationsspannungen
meist nur Klangeffekte moglich. Verwendet man jedoch beim
Rechteck nur den positiven Spannungs-Anteil, so kann man mit
der Modulation tonal verwertbare Akkordspriinge erzeugen.
Der LFO unterscheidet sich vom Oszillator fir die hérbaren Téne
nur dadurch, da seine Tonhéhe nicht unbedingt spannungs-
steuerbar ist. Zudem ist die Schaltung eher darauf ausgerichtet,
da die Kurvenformen sauber erzeugt werden, als auf Stimm-
stabilitat oder Oktavreinheit. Gute LFOs kénnen und sollten aber
durchaus im Hérbereich schwingen kénnen.
Elnginge
: f Abb. 14: Der schematische
Tansee" tiewetts Aufbau eines VCOs.
\__symetn f Verschiedene Steuerspannungen
werden zundichst in Mischern
| zu einer Steuerspannung
zusammengefaBt und dann
dem eigentlichen Empfanger
zugefihrt. Den Linear-
Logarithmik-Konverter zwi-
schen Spannungsmischer und
Oszillator haben wir in der
= i
« i ry 4 Erklarung beiseite gelassen, da
er erst bei den Kreuzmodula-
tionen wesentlich wird
‘Kurvenformkonvertor
‘Ausginge
Eine weitere Modulationsquelle fur Tonhéhenmodulationen ist
die Hilllkurve. Sie macht viele Klange erst richtig interessant,
denn unser Gehér charakterisiert Klange vor allem iiber einmali-
ge Klangverlaufe. Im Gegensatz zur Modulation durch ein LFO-
Signal ist die Richtung der Hallkurvenauslenkung bei der Ton-
hohenmodulation von Bedeutung. Meistens wird man eine AD-
Hullkurve beziehungsweise eine ADSR-Kurve mit vollstindig
abgesenktem Sustain benutzen. Will man einen anderen Sustain-
i et Korg nd aaa it dr 0 “Modan Centr Ae
9: Alteran ware oigenceVerschaltungdenkoar man rmm sie worn Suan Reger auigegebene
Spanning, verte se a aa 1 ir iturin, Cad sl et Saree
‘erm Cuts Chip COM 5530 mogich sen nan PUI eee
Wert verwenden, so mul man meist aa
den Oszillator bei gedriickter Taste in AAG es 7
der Sustain-Phase der Hillkurve stim-
men" Rechteck
(Pulse)
7.4. Kurvenformen SAA Riett
Das wichtigste Charakteristikum eines (Triangle)
Owzillators sind die Kur-venformen, \_f\ {sinus
die er erzeugt. Die iblichen (Sine)
Oszillatoren in analogen Synthesizern . b Spaced Saw
bieten mindestens zwei, manchmal (Peak)
bis zu finf Kurvenformen an. Die ein-
zelnen Kurvenformen unterscheiden
sich vor allem durch den
Obertongehalt. des entstehenden Abb. 75: Die héufigsten
Klanges (was wir beim Filter noch aus- Kurvenformen analoger
fiuhrlicher besprechen werden). Oszillatoren
Moog Saw
Der Sagezahn selbst klingt kraftig hell, trompetenartig. Die wei-
cher klingende Dreieck-Kurvenform wird erzeugt, indem vom
Sagezahn die untere Halfte abgeschnitten, gleichsam nach oben
geklappt und dann das Ergebnis verstarkt wird. La&t man die
untere Halfte des Sagezahnes weg, so bekommt man einen abge-
schnittenen Sagezahn (Spaced Saw oder Peak), der etwas spitzer
als der volle Sagezahn klingt. Der Minimoog bietet eine Kurven-
form, die aus der Addition von Dreieck und Sigezahn gewonnen
wird und klanglich entsprechend zwischen den beiden Kurven-
formen liegt.
Einige Synthesizer verfiigen iiber eine Sinus-Kurvenform, die sich
theoretisch dadurch auszeichnet, gar keine Oberténe zu haben.
In der technischen Praxis ist es jedoch sehr schwierig, einen span-
nungsgesteuerten Sinus-Oszillator zu bauen, daher werden bei
allen mir bekannten analogen Synthesizern die Dreieckskurven-
formen mit einem Trick in Richtung Sinus “hingebogen” - mit
Abb. 16: Spaltet man den Sdgezahn auf, invertiert eines der bei-
den Signale und mischt die beiden Anteile, so bekommt man eine
Dreieckskurvenform
Oszillatoren
Aus der
Basiskurvenform
werden weitere
Kurvenformen
abgeleitet
Das Dreieck ist
ein ineinanderge-
Kappter
Sagezahn
Der Sinus wird
caus dem Dreieck
abgeleitet
49Oszillatoren
50
Das Rechteck ist
die bedeutendste
Kurvenform
eben dem
Saigezahn
Die Form der
Pulswelle kann
durch eine
Steuerspannung
verdndert werden
einem Erfolg, der zumindest fur normale musikalische Anwen-
dungen vertretbar ist. Sinusténe sind zum einen zum Andicken
von Bassen geeignet, zum anderen sind sie fiir Cross-Modulatio-
die wir in Kapitel 9 besprechen werden
Abb. 17: Die Rechteckkurvenform (grau) ensteht durch einen
Schaltvorgang, der immer dann ausgeldst wird, wenn der
Sagezahn (schwarz) die Steuerspannung (gestrichelt) tber- oder
unterschreitet
Die bedeutendste Kurvenform neben dem Siigezahn ist jedoch
das Rechteck, auch Pulswelle genannt. Es wird aus der Sagezahn-
kurvenform gewonnen, indem ein Spannung immer dann einge-
schaltet wird, wenn die Sigezahnspannung einen bestimmten
Schwellenwert iiberschreitet; unterschreitet der Sagezahn den
Wert, dann wird die Spannung wieder ausgeschaltet. Dauert die
eingeschaltete Phase genauso lang wie die ausgeschaltete, so
spricht man von einem symmetrischen Rechteck, das recht hohl
Klingt. Verschiebt man nun den Schwellenwert, bei dem das
Rechteck umgeschaltet wird, so werden die eingeschaltete und
die ausgeschaltete Phase ungleich lang; man spricht von einer
unterschiedlichen Pulsweite®. Im Extremfall kommt es zu einem
nadelférmigen Impuls, der letztlich ganz verschwinden kann. Die
Pulsweite wird meist in Prozent angegeben: 50 Prozent entspre-
chen einem symmetrischen Rechteck, 99,9 Prozent einem
Nadelimpuls. Fiir unser Ohr ist es Ubrigens egal, in welcher "Rich-
tung” die Pulsweite verandert wird. Ein Pulswelle mit 75 Prozent
klingt genauso wie eine Pulswelle mit 25 Prozent.
Da der Schwellenwert fur die Umschaltung durch eine Spannung
bestimmt wird, kann man die Kurvenform ganz einfach modulie-
ren — schlieBlich befinden wir uns im Reich der Spannungssteue-
rung. Das Ergebnis der Pulsweitenmodulation ist beeindruckend,
denn unser Ohr ist nicht mehr in der Lage, die beiden Umschalt-
20; Im Deutschen wind manetenl auch der Boge Pula” gebrou
vorgange der Kurvenform einem einzigen Signal zuzuordnen;
statt dessen nimmt es an, es handele sich um zwei Signale, die
gegeneinander verstimmt sind. Benutzt man zur Modulation
einen Hullkurvengenerator, so kommt es zu sehr lebendigen Klan-
gen. Wie bei der Tonhohensteuerung verwendet man fiir die
Steuerspannungen der Pulsweitenmodulation einen kleinen
Spannungsmischer.
7.5. Herrschaftsfrage
Die wohl beeindruckendste Steuerung des Oszillators ist die
Oszillator-Synchronisation. Kaum eine andere Klangformung im
analogen Synthesizer erlaubt so beissende, aggressive Klange.
Der meist kurz Syne” genannte Effekt greift direkt ins Herz des
Oszillators ein, Wie bereits erlautert, lést ein vollstindiges Aut-
laden des Kondensators einen Befehl aus, der einen Schalter be-
tatigt, welcher wiederum den Kondensator kurzschlieft. Bei der
Synchronisation zweier Oszillatoren entnimmt man nun dem
einen Oszillator (Master) diesen Befehl und leitet ihn auf den
Schalter des zu synchronisierenden Oszillators (Slave) — zusatzlich
zu dessen eigenen Befehl. Das Ergebnis ist, da& der Slave-
Oszillator nun sowohl seiner eigenen Frequenz als auch der des
Master-Oszillators folgt.
In der Praxis stimmt man den
Slave-Oszillator hdher als den
Master-Oszillator. Hort man
sich das Signal des Slave-Os-
zillators an, so erkennt man (1)
die Frequenz des Masters als
Grundton und die urspriingli-
che Frequenz des Slaves als
sehr dominanten Oberton.
Verandert man die Frequenz
des Oszillators, der als Slave (2)
arbeitet, dann wirkt das so,
als ob man die Frequenz eines
Obertones andern wiirde —
ein bei nicht-elektronischen
Musikinstrumenten_ unmégli- Bl
cher Sachverhalt. Fiir diese
Veranderung eignen sich
Hullkurven oder LFO- Abb. 18: Der Master-Oszillator
Modulationen ganz beson- [1] erzwingt im Slave-Oszillator
ders gut. [3] zusdtzliche Entladebefehle
Neben dieser meist als Hard- [2]. Die mittlere Darstellung
Sync bezeichneten Synchro- zeigt das Ausgangssignal des
nisation gibt es auch noch — "gesyncten” Slave-Oszillators
Oszillatoren
Mit Oszillator-
Synchronisation
produziert man
sehr aggressive
Klange
Hard-Sync
erzeugt unnatiir-
liche, weil stimmn
bare Obertine
51Oszillatoren
a
Der Begriff Soft:
Syne wird unter:
schiedlich ver-
wendet
Soft-Sync in
Curtis-Chips
erzeugt
Untertone
den Begriff Soft-Sync, der jedoch unterschiedlich verwendet wird.
Manchmal bezeichnet er eine Hard-Sync, die nur ab einem gewis-
sen Schwellenwert im Siave-Oszillator wirksam ist, und manchmal
ein Modulieren der Referenzspannung im Slave durch das
Audiosignal des Master-Oszillator.
Die eindeutigste Verwendung liegt im Fall von Synthesizern vor,
die mit den Curtis-ICs CEM3340 und 3345 arbeiten. Hier bedeu-
tet Soft-Sync, da zwei Oszillatoren trotz unterschiedlicher
Steuerspannungen mit der gleichen Frequenz schwingen. Die
Soft-Sync ist also eigentlich die "hartere” der beiden Varianten,
da sie nichts von der ursprlinglichen Frequenz des Slaves Ubrig
lat. Allerdings wurden Soft-Sync-Verschaltungen bei verschiede-
nen Hersteller unterschiedlich eingesetzt - mit entsprechend
unterschiedlichen Ergebnissen,
Folgt man der Spezifikation des Datenblattes zu den Curtis-Chips
und setzt als Masterkurvenform ein Rechteck mit nur negativer
Amplitude ein, so schwingt der Slave-Oszillator mit der Frequenz
des Masters oder mit einer ganzzahlig geteilten Frequenz
davon.” Setzt man allerdings andere Kurvenformen als Master ein
oder stimmt man den Slave héher als den Master, so bekommt
man Klange, die bei der Modulation des Slaves zwischen extre-
mem Gleichlauf und rabiaten Obertonverlaufen hin- und herkip-
pen
Klangbeispiele: Oszillatoren
CD Track 9: Oszillator
CD Track 10: Sagezahn
CD Track 11: Dreieck
CD Track 12: Sinus
CD Track 13: Rechteck, Pulsweitenmodulation
CD Track 14: — Synchronisation
21; Fur Muraheoretier unter han: Man tan ao dan Slave au Untertnen des Masters wingen
‘luedings handel sche ee ent um Unterne in dt Nataorolgs, onder wm sine Atoige, Se
ach de Rehertlge 12 13, 1 geste a ss
8. Filter
Filter sind wohl die Module im Synthesizer, die fur die Klangan-
derungen verantwortlich sind, die man mit einem “typischen Syn-
thesizerklang” assoziiert. Dieser Wiedererkennungswert bezieht
sich allerdings auf den, wenngleich haufigen, so doch sehr speziel-
len Einsatz mit einer Hillkurven- oder LFO-Modulation.
Dieses Kapitel wird natirlich auch darauf eingehen. Es soll hnen
aber vor allem klarmachen, daft Filter nicht nur verhinderte
Quaak-Enten sind, sondern daf es sehr viele verschiedene Filter
gibt - ganz zu schweigen von den Maglichkeiten, diese verschie~
denen Filter getrennt oder kombiniert einzusetzen
8.1, Grenzziehung
Ein Filter ist eigentlich ein fehlkonstruierter Verstarker: Wahrend
ein Verstarker mdglichst jede Frequenz des Eingangssignals mit
der gleichen Verstarkung an den Ausgang weiterleitet, ist fir ein
Filter charakteristisch, da die Verstarkung fiir verschiedene Fre-
quenzen unterschiedlich ist.
Eine wichtige GroRe um ein Filter zu beschreiben ist die Kennfre-
quenz, oft auch mit dem englischen Cutoff Frequency bezeich-
net.” Das ist die Frequenz, ab der sich das Verstarkungsverhalten
des Filters andert. Bei spannungsgesteuerten Filtern im Synthe-
sizer, den VCFs, lat sich die Kennfrequenz durch eine Spannung
bestimmen, Nach der Art, welcher Frequenzbereich sich andert,
unterscheidet man zwischen finf Filtertypen:
8.2. Typenfrage
Das Hochpassfitter (engl. High-
pass) lat alle Signalanteile ober-
halb der Kennfrequenz unveran-
dert durch, Anteile unterhalb der
Kennfrequenz jedoch werden ab-
geschwacht. Je weiter sich die Fre-
quenz des Signals von der Kenn-
frequenz des Filters zu tieferen
Pegel
yi
Bondposs ‘Abb. 19: Die vier DurchlaBarten,
die von einem State-Variable-Filter
erzeugt werden kénnen. Die
Kerb-Fitter gestrichelte Linie beim Bandpass
a gibt den theoretischen 12-dB-
Frequenz Verlauf an
22 ip Detichen wird ft der Regt "Eckirequend” ede “Grenztcauen” verwendet. Bede Bere
“werden Gem tattchhenteetmshen Sacha gerade fal be Hoch und Tifa geet ae
Uivih eter fr sleeastere un untcslreBeaechnung "kenetequens" le auch von der wiser
“chatichen Utero Dena wt
Filter
Ein Filter ist ein
unvollkommener
Verstéirker
Bei der
Kennfrequenz
verdindert sich die
Verstéirkung
Es gibt fant
Filtertypen:
Hochpass,
Tiefpass,
Bandpass,
Notchfilter,
Allpass
53Filter
54
Frequenzen hin entfernt, um so geringer ist die Verstarkung und
um so leiser wird der entsprechende Signalanteil.
Umgekehrt geht es beim Tiefpassfilter zu (engl. Lowpass), das alle
Signale unterhalb der Kennfrequenz gleichmafig durchlat und
die Signale oberhalb der Kennfrequenz mehr und mehr be-
dampft
Die Kombination aus diesen beiden Filtertypen ergibt das soge-
nannte Bandpassfilter, bei dem genaugenommen nur die Kenn-
frequenz selbst unverandert durchgelassen wird, wahrend Fre-
quenzen oberhalb und unterhalb mit zunehmendem Abstand
von der Kennfrequenz immer leiser weitergeleitet werden.
Kurvenformung
AA AAA
| A wh
Abb. 20: Vertinderung einer Sagezahnspannung bei
der Bearbeitung mit einem Tiefpassfilter (oben) und
einem Hochpassfilter (unten)
Die wesentlichste Funktion eines Filters ist, die Kurven-
form des Oszillators dynamisch zu verdindern. Die
Abbildung 20 zeigt die Signalvertinderungen durch ein
Tiefpassfilter (oben) und ein Hochpassfilter (unten),
wenn das Filter mit einer Spannung vom Maximalwert
bis zum Minimalwert gesteuert wird. Beim Tiefpassfilter
werden sémtliche Oberténe des Sagezahns unterdrtickt,
bis schlieBlich nur noch der sinusférmige Grundton ubrig-
bleibt. Das Hochpassfilter hingegen lat zu Anfang nur
hohe Oberténe durch und erst zum SchluB das volle
Frequenzspektrum samt Grundton.
23: Dies Beschreibung entprieht der There, aber nicht de chaltntechichen Prax Héngt man
{atizelicn ein wach. und wn efpteierhnereimaner, #0 vemaen these ch har elie we
Bancpas. Daraut werde ih spate nen cngehon een
Das Gegenteil des Bandpassfilters ist das Kerbfilter, meist als
Notch-Filter beschrieben. Das Notch-Filter la&t samtliche Fre-
quenzen durch, nur die Kennfrequenz und eng darum liegende
Bereiche werden unterdriickt.
8.3. Beziehungskiste
Der letzte Filter-Typ ist das Allpassfilter, das - wie sein Name schon
sagt — alle Frequenzen passieren la(st; es andert nichts an der
Verstarkung, Sie werden nun einwenden, ein Filter, das nichts fil
tert, sei ausgemachter Blddsinn. Ich miiBte Ihnen Recht geben,
wenn Filter nicht noch eine zweite Eigenschaft hatten, die ich bis-
her unterschlagen habe: an der Kennfrequenz andert sich auch
die Phasenlage des Signals.
Was aber ist die ”Phasenlage”? Genaugenommen ist die Phase
die Entfernung eines bestimmten Punktes in der Kurvenform vom
(festzulegenden) Beginn der Kurvenform. Vereinfacht gesagt, ist
die Phase die Richtung, in die eine Schwingung zuerst ausschlagt.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, wir haben zwei Sinus-Téne, im
Abstand von exakt zwei Oktaven. Bei gleicher Phasenlage werden
beide Schwingungen zunachst nach oben auslenken. Der hohere
Ton wird zwar vier Schwingungsdurchgiinge volifishren, bis der
untere Ton einen Schwingungsdurchgang gemacht hat. Aber
wenn der untere Ton zur nachsten Schwingung nach oben aus-
holt, dann wird auch die Kurve des hdhere Tones nach oben
gehen. Bei invertierter Phasenlage wird jedoch der obere Ton
zunachst nach unten auslenken
Das Erstaunliche ist, da unser Gehér Veranderungen der Phasen-
beziehungen innerhalb eines Klanges nicht wahrnimmt. Erst
wenn wir eine Vergleichsmaglichkeit haben kommen sie zum
Tragen. Wenn Sie einen Phaser haben, bei dem alternativ Ori-
ginal- oder Effekt-Signal ausgeblendet werden kénnen, dann soll-
ten Sie ein kleines Experiment machen:
Ein Phaser besteht aus einem Allpassfilter. Schicken Sie aus einem
VCO ein Rechtecksignal in den Phaser, stellen sie jegliche Mo-
dulation des Phasers ab und héren Sie sich abwechselnd Original
und Effekt an. Sie werden keinen Unterschied feststellen. Erst
wenn Sie die beiden Signale mischen und damit einen Vergleich
zwischen Original und phasenverdindertem Signal haben, horen
Sie den bekannten Phaser-klang.
Was hier tatsdichlich passiert, kinnen Sie in einem weiteren Ex-
periment beobachten: Schicken Sie die Rechteckkurvenform
eines LFOs durch den Phaser und modulieren Sie mit dem Aus-
gangssignal des Phasers die Tonhéhe eines VCOs, dessen Aus-
gangssignal Sie sich anhéren. Wenn der Phaser nur das Original.
signal ausgibt, werden Sie den bekannten Sprung zwischen zwei
‘Tonhdhen im Takt des LFOs héren. Wenn Sie aber das Effektsignal
des Phasers flir die Modulation benutzen, dann wird aus dem
Filter
An der
Kennfrequenz
indert sich ouch
die Phasenlage.
Phase ist die
Entfernung eines
bestimmten
Punktes in der
Kurventorm vom
Begin der
Kurvenform
Das Gehér
himmt Phasen-
verdnderungen
innechalb eines
Kianges nicht
wahr
Ein Phaser
besteht aus
einem
Allpasstilter|
Experiment
Nachweis der
eigentlich unhér-
baren Phasen-
verdinderung
55Filter
56
Die Phasen-
drehungseigen-
schaft nutzt man
fir Phaser,
Kerbfilter und fiir
Korrekturfilter bei
Frequenzweichen
Abb. 21: Die linke Grafik zeigt die ersten Naturténe einer Recht-
eckkurvenform in normaler Phasenlage; ganz unten das Rechteck
dargestellt. Rechts sind die schneller schwingenden Oberténe in
der Phase verschoben (achten Sie auf den Schwingungsbeginn).
Die unterste Darstellung zeigt die gesamte Kurvenform.
Erstaunlicherweise hort man keinen Unterschied zwischen den
beiden Wellen!
Tonhdhensprung ein schnelles Rutschen von oben und unten auf
die Normaitonhéhe. Was Sie héren, sind die Folgen der Veran-
derung der Phasenbeziehung zwischen dem Grundton und den
Oberténen des LFO-Rechtecks.
Die Phasenverinderung produzieren alle analogen Filtertypen,
allerdings fallen sie kaum auf, da man in industriellen Synthe-
sizern nur sehr selten das gefilterte Signal mit dem ungefilterten
mischen kann; doch gerade das ergibt reizvolle, Phaser-artige
Effekte. Im iibrigen basiert die Filterung im Kerbfilter nur zu sehr
geringem Teil auf der Absenkung durch die Hoch- und Tiefpass-
Kombination, sondern in der Hauptsache auf der Ausléschung,
die durch die gegensinnige Phasendrehung der beiden Filter
hervorgerufen wird. Die Phasendrehung des Allpassfilters kann
man neben dem schon beschriebenen Einsatz beim Phaser-Effekt
auch benutzen, um Phasendrehungen in Frequenzweichen zu
korrigieren.
8.4, Flankensteilheit
Das zweitwichtigste Cha-
rakteristikum nach dem
Filtertyp ist die sogenannte
Flankensteilheit. Ich habe
Ihnen in den vorigen Ab-
schnitten fiir Tief-, Band-
und Hochpass beschrieben,
da die Verstarkung um so
geringer wird und der ent-
sprechende Signal-anteil
um so leiser wird, je weiter
die Frequenz des Signals
von der Kennfre-quenz des
Filters entfernt ist.
Wie “schnell” nun dieses
Leiserwerden geht, besagt
die Flankensteilheit, die im Abb. 22: Bei gréBerer
Wert “dB/Okt” angegeben Flankensteilheit werden Signale
wird (sprich: deBeh pro auierhalb des Durchlassbereichs
Oktave). Filter mit 12 stérker beddimpft
dB/Okt erledigen das
Leisermachen gemachlicher und klingen daher "weicher” als Filter
mit 24 dB/Okt, deren Klangverhalten man als "zupackender”
beschreiben kénnte.
a...
6 dB/Oktave
=
12 dB/Oktave
=
24 dB/Oktave
Pegel
Frequenz
8.5. Die Technik
Grundsatzlich basiert jede Filterschaltung in analogen Synthe-
sizern auf dem Prinzip, da Kondensatoren Wechselstréme unter-
halb einer bestimmten Frequenz immer schlechter Ubertragen;
und Audiosignale sind ganz einfach Wechselstréme.™ Leitet man
das Signal einfach durch den Kondensator durch, erhalt_ man
einen Hochpass. Schaltet man den Kondensator gegen Masse,
werden die hohen Frequenzen zur Masse hin abgeleitet, und im
Signalweg bleiben nur die tiefen Frequenzen brig,
Die einfachste Filterschaltung wird mit einem Kondensator und
einem Widerstand aufgebaut. Die Kennfrequenz bestimmt sich
aus den Werten der beiden Bautelle. Man spricht von einem RC-
Glied, von englisch: Resistor (Widerstand)/Capacitor (Konden-
sator).
Diese Grundform wird nun in verschiedenen Varianten ange-
wandt. Das Moog-Filter reiht im Prinzip einfach vier solche RC-
Glieder direkt hintereinander und regelt die Widerstandswerte,
Die zweite Variante ist das sogenannte 12 dB State-Variable-Fitter,
‘24: Dieses Veron Konnen Sie sich ae cht ele, wenn Se che Aussagen zum Kondensato im
Absent cum Porsmento nochmal rcenke
Filter
57Filter
58
eine der analogen Rechentechnik entliehene Schaltung, die den
Vorteil hat, da an ihr gleichzeitig die Signale von Tiefpass-,
Hochpass- Bandpass- und Notch-Filter abgegriffen werden kén-
nen. Die Flankensteilheit des Bandpassflters betrégt beim State-
Variable-Filter nur die Halfte der anderen Filter, in diesem Fall als
nur 6 dB/Oktave.
Bei den 24-dB-Filtern, die mit Chips der Firmen SSM’ oder Curtis
aufgebaut sind, werden einzelne RC-Glieder in einen Verstirker
integriert, so daft eine Filterstufe mit 6 dB/Oktave Flankensteilheit
entsteht. Vier dieser Stufen werden hintereinander geschaltet. Bei
diesen Schaltungen kommen die Verwendung praziser Bauteil-
werte, die fast nicht von ihrem Nennwert abweichen, und die
Dimensionierung der Schaltung besonders zum Tragen. Die Auf-
teilung in verschiedene, abgeschlossene Filterstufen macht es
theoretisch méglich, Signale unterschiedlicher Flankensteilheit
abzugreifen und vor allem die Resonanzriickfuhrung beispielsweise
schon nach zwei Stufen (12 dB) vorzunehmen. Leider macht bisher
kein uns bekanntes Gerdit von dieser Méglichkeit Gebrauch.
8.6. Charakteristiken
Ein erstaunlicherweise bei Synthesizern meist vernachlassigter As-
pekt von Filter ist, da je nach Dimensionierung der einzelnen
Bauteile Filter gleicher Ausfiihrung verschiedene Charakteristiken
haben, die Namen von ihren Entwicklern tragen: Tschebyscheff,
Bessel und Butterworth. Das Ergebnis der unterschiedlichen
Charakteristiken sind unterschiedliche Werte fiir Phasenverhalten,
relativen Frequenzgang und Sprungantwort. Was es mit dem
Phasenverhalten auf sich hat, haben Sie im vorigen Abschnitt ken-
nengelemt.
Der relative Frequenzgang driickt aus, wie gleichmasig die Fre-
quenzen diesseits der Kennfrequenz tibertragen werden und wie
abrupt der Abfall der Ubertragung jenseits der Kennfrequenz
beginnt; er beeinflu&t also auch die Flankensteilheit. Extrem ist
das bei der Tschebyscheff-Charakteristik zu beobachten, die mit
einem sehr steilen Abfall aufwarten kann, dafiir aber im
Durchlatbereich wellig ist (siehe Abbildung 23). In der musikali-
schen Anwendung klingt ein Bessel-Filter gleichmafiger und wei-
cher, ein Tschebyscheff-Filter hingegen etwas ruppiger und bissi-
ger, da es deutlicher auf die Oberténe reagiert.
Neben dem relativen Frequenzgang bestimmen diese Charak-
teristika auch die sogenannte Sprungantwort. Hinter der Sprung-
antwort verbirgt sich das Problem, daR die Schaltung einem
abrupten Spannungswechsel des Eingangssignals nicht sofort,
sondern verzégert folgt, ber das Ziel hinausgeht und sich erst
ee
Oe nt ap 8 Ker alk oer iar Pop .Seen uw Hip 3109 an Rand
nach ein. paar
"Nachschwingern” auf
den neuen Wert ein-
pendelt. Das bedeutet,
da& etwa bei der
Schaltflanke eines La
Sagezahns oder beim
Um-schaltvorgang der
Rechteckkurvenform
durch das Filter - ahn-
lich einem Exciter ~
zusatzliche Oberténe
zugefiigt —_ werden.
Diese Cha-rakteristika
sind we-sentlich fur die
Unterschiede zwischen
den Klang-regelungen
und Festfiltem ver-
schiedener Hersteller
verantwortlich. Abb. 23: Die Frequenzgdnge verschie-
dener Filtercharakteristika
Pegel
Butterworth
Tschebyscheff
Frequenz
8.7, Resonanz
Natiirlich ware es wiinschenswert, die Filtercharakteristiken regel-
bar zu haben, Das lat sich im Groben erreichen, indem man wil-
lentlich eine Riickkopplung im VCF erzeugt. Dazu wird einfach
das Ausgangssignal invertiert und dem Eingangssignal beige-
mischt; das bezeichnet man als “Resonanz”. Bei keiner
Riickkoppelung entspricht das Filter der Besselkurve, je héher die
Riickkoppelung um so mehr wandelt sich die Charakteristik ber
Butterworth zu Tschebyscheff
Allerdings kommt bei erhdhter Resonanz ein zweiter Effekt
hinzu:** Wenn das riickgekoppelte Signal annahernd gleich laut,
oder gar lauter als das originale Eingangssignal ist, beginnt die
Filterschaltung zu schwingen und erzeugt einen Ton - man sagt,
"das Filter schwingt”. Der Ton ist Ubrigens ein echter Sinus (im
Gegesatz zum "hingebogenen” Sinus der VCOs).
Da die Schwingungsneigung bei hohen Frequenzen gréfer ist,
haben manche Filterschaltungen im Riickkoppelungsweg wieder-
um ein fest eingestelltes, maRig steiles Tiefpassfilter eingebaut,
das die Riickkoppelungsfahigkeit nach oben hin etwas be-
schréinkt. Optimal ist es, wenn im Riickkoppelungsweg ein Ein-
schleifpunkt vorhanden ist, um etwa mit einem VCA die Riick-
koppelung steuerbar zu machen. Darauf kommen wir spater
noch zuriick.
25: Walvend beim TchebyscetFiter de Abwaichangen von de idealen Kanne Ube de Frequene
{emessen gach snd nehmen st el dar Resonane mit der Enea von Ser Kennsesuens so
Filter
Resonane verdin-
dert einerseits
die Fitercharak
teristik.
andererseits
fahet sie im
Extremfall zu
einer Sinus-
schwingung
in resonierendes
Filter erzeugt
einen “echten”
Sinus
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