Ein Mutter-Tochter-Wochenende in Stockholm Agneta und Tilda. Eine Mutter und eine Tochter. Die Entfernung zwischen ihnen ist so groß wie die zwischen ihrem nordschwedischen Heimatort Gällivare und Stockholm, wo Tilda seit ein paar Jahren Jura studiert. In der Vergangenheit ist vieles zwischen den beiden vorgefallen, über das sie hätten reden müssen. Seit Tilda in die Stadt gezogen ist, hat sich die Kluft zwischen Mutter und Tochter noch vergrößert. Doch nun muss Agneta ihrer Tochter etwas sagen, das nicht warten kann. Für ein verlängertes Wochenende besucht Agneta Tilda in Stockholm, um endlich reinen Tisch zu machen. Dabei finden Mutter und Tochter heraus, dass sie weitaus mehr verbindet, als sie dachten, und dass es für einen Neuanfang nie zu spät ist … Eine wehmütige und wunderschöne Geschichte über eine Mutter und ihr Kind und die Kraft, die aus dieser Beziehung trotz aller Widrigkeiten erwachsen kann.
Was für ein Depri Read! Ella-Maria Nuttis “Kaffee mit Milch” ist die Geschichte vom entfremdeten Mutter-Tochter-Gespann Agneta und Tilda. Diese kann mit vielem aufwarten, positive Vibes sind aber wahrlich nicht dabei. Seite um Seite offenbart sich die unüberbrückbare Distanz der beiden, die nicht nur durch unterschiedliche Wohnorte begründet ist, sondern vielmehr im Unausgesprochenen liegt. Ein gemeinsames verlängertes Wochenende in Stockholm soll einer Annäherung helfen, vor allem, weil Agneta ihrer Tochter etwas Wichtiges mitteilen will. Schmerzhaft unbeholfen zeichnet Nutti den Umgang der Mutter mit ihrer erwachsenen Tochter, brutal abweisend porträtiert sie Tilda. Beide zerreißt es bei dem Bemühen, den Schein zugunsten der Harmonie zu wahren und gleichzeitig persönliche Grenzen zu ziehen. In den sehr kurzen, beobachtend geschriebenen Kapiteln reichen sich Schmerz und Liebe kontinuierlich die Hand, das schwierige Eltern-Kind-Verhältnis gibt es nur in dieser Kombination. Als Agneta schließlich ihr Geheimnis teilt, ist es fast schon zu spät. Die Dynamik von Mutter und Tochter und ihre jeweiligen Schicksale haben mich wirklich traurig gestimmt… Persönlich fand ich Titel und Cover für diese ernste, verzweifelte Geschichte im Nachhinein gesehen auch nicht ideal gewählt. Also: Schwere Kost auf knapp 200 Seiten.
Die Mutter Tochter Geschichte hat mich mehrmals zu Tränen gerührt, trotz des eher nüchteren Schreibstil. Der Stil hat mich an 22 Bahnen und Schirarch erinnert.
Meiner Meinung nach fehlt aber eine Triggerwarnung.
Zudem war mir bis zum Schluss nicht klar warum die beiden kein so gutes Verhältnis hatten und das fand ich schade, da ja im Klappentext darauf hingewiesen wird das die Schwierigkeiten zwischen den Beiden geklärt werden.
Ich verstehe daher auch nicht warum die Autorin ausgerechnet bei so einem Buch ein offenes Ende gewählt hat.
Kurz und knapp: Schreibstil gefiel mir sehr, es hat mich auch oft sehr berührt, aber für mein Empfinden die Probleme nur angedeutet und keine wirkliche Auflösung.
"Kaffee mit Milch" ist ein Buch, was ich irgendwie nur ganz schwer beschreiben kann. Weil es in manchen Dingen "too close to home" ist. Weil es oft wirklich wahnsinnig deprimierend ist. Weil ich gar nicht genau weiß, was ich mir am Ende nun eigentlich denken soll. Weil mich die Schreibweise der Tilda-Kapitel massiv irritiert hat und ich nicht verstehe, was das soll.
Und trotz allem würde ich das Buch wohl weiterempfehlen, weil es eben auch sehr berührend und - in den Agneta-Kapitel - sehr schön geschrieben ist. Weil es zum Nachdenken anregt. Und aus dem absolut banalsten und sinnlosesten Grund: weil es so ein wunderschönes Cover hat.