Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zahl der Seepflanzen ist verhältnißmäßig nur
geringe, da man nur 3-400 Arten hat auffinden können.
Manche derselben haben dafür aber eine um so weitern
Verbreitung, andern zeichnen sich durch eine beträchtliche Länge
aus. So erreicht der Fucus giganteus nicht selten eine
Länge von 3-400'. er steigt aber nicht senkrecht sondern
schräg in einem Winkel von 50°, aus dem Meeresboden herauf.

Man hat früher allgemein die Möglichkeit bezweifelt,
daß es in der kalten Zone über den 74° hinaus, noch Ge-
wächse geben könne. Parry hat jedoch von der Mellville['s]
Insel noch 50-60 Phanerogamen mit gebracht, die theils zu
den Ranunculaceen, Papaveraceen, und andren Familien gehören.
Die Salix arctica, diesen nordischen Baum von 3-4" Höhe,
fand er noch unter dem 75°. Aus Spitzbergen sind
nur 14-15 Arten von Pflanzen bekannt. Von der südlichen
Hemisphäre glaubte selbst Forster, daß es unter dem
60° S. Br. auf den Sandwichsinseln, keine Pflanzen mehr
gebe, aber Hueddo hat noch sogar auf der Schottlands-
insel welche gefunden, und der Kapit. Billinghausen
noch ebenfalls auf den Inseln Peter (und Alexander)?,
wenn gleich auch nur cryptoganische Gewächse.

Was das Hinaufsteigen der Pflanzendecken betrifft
so hat Saussure am Abhange des Montblanc die Silene acaulis

Die Zahl der Seepflanzen iſt verhältnißmäßig nur
geringe, da man nur 3–400 Arten hat auffinden können.
Manche derſelben haben dafür aber eine um ſo weitern
Verbreitung, andern zeichnen ſich durch eine beträchtliche Länge
aus. So erreicht der Fucus giganteus nicht ſelten eine
Länge von 3–400′. er ſteigt aber nicht ſenkrecht ſondern
ſchräg in einem Winkel von 50°, aus dem Meeresboden herauf.

Man hat früher allgemein die Möglichkeit bezweifelt,
daß es in der kalten Zone über den 74° hinaus, noch Ge-
wächſe geben könne. Parry hat jedoch von der Mellville[’s]
Inſel noch 50–60 Phanerogamen mit gebracht, die theils zu
den Ranunculaceen, Papaveraceen, und andren Familien gehören.
Die Salix arctica, dieſen nordiſchen Baum von 3–4″ Höhe,
fand er noch unter dem 75°. Aus Spitzbergen ſind
nur 14–15 Arten von Pflanzen bekannt. Von der ſüdlichen
Hemisphäre glaubte ſelbſt Forſter, daß es unter dem
60° S. Br. auf den Sandwichsinſeln, keine Pflanzen mehr
gebe, aber Hueddo hat noch ſogar auf der Schottlands-
inſel welche gefunden, und der Kapit. Billinghauſen
noch ebenfalls auf den Inſeln Peter (und Alexander)?,
wenn gleich auch nur cryptoganiſche Gewächſe.

Was das Hinaufſteigen der Pflanzendecken betrifft
ſo hat Sausſure am Abhange des Montblanc die Silene acaulis

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="55">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0513" n="507."/>
              <p>Die Zahl der Seepflanzen i&#x017F;t verhältnißmäßig nur<lb/>
geringe, da man nur 3&#x2013;400 Arten hat auffinden können.<lb/>
Manche der&#x017F;elben haben dafür aber eine um &#x017F;o weitern<lb/>
Verbreitung, andern zeichnen &#x017F;ich durch eine beträchtliche Länge<lb/>
aus. So erreicht der <hi rendition="#aq">Fucus giganteus</hi> nicht &#x017F;elten eine<lb/>
Länge von 3&#x2013;400&#x2032;. er &#x017F;teigt aber nicht &#x017F;enkrecht &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;chräg in einem Winkel von 50°, aus dem Meeresboden herauf.</p><lb/>
              <p>Man hat früher allgemein die Möglichkeit bezweifelt,<lb/>
daß es in der kalten Zone über den 74° hinaus, noch Ge-<lb/>
wäch&#x017F;e geben könne. <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116048166 http://d-nb.info/gnd/116048166">Parry</persName></hi> hat jedoch von der Mellville<supplied reason="damage" resp="#BF">&#x2019;s</supplied><lb/>
In&#x017F;el noch 50&#x2013;60 Phanerogamen mit gebracht, die theils zu<lb/>
den <hi rendition="#aq">Ranunculaceen</hi>, <hi rendition="#aq">Papaveraceen,</hi> und andren Familien gehören.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Salix arctica,</hi> die&#x017F;en nordi&#x017F;chen Baum von 3&#x2013;4&#x2033; Höhe,<lb/>
fand er noch unter dem 75°. Aus Spitzbergen &#x017F;ind<lb/>
nur 14&#x2013;15 Arten von <choice><abbr>Pfl&#xFFFC;.</abbr><expan resp="#BF">Pflanzen</expan></choice> bekannt. Von der &#x017F;üdlichen<lb/>
Hemisphäre glaubte &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534432 http://d-nb.info/gnd/118534432">For&#x017F;ter</persName></hi>, daß es unter dem<lb/>
60° S. Br. auf den Sandwichsin&#x017F;eln, keine Pflanzen mehr<lb/>
gebe, aber <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-172444462 http://d-nb.info/gnd/172444462">Hueddo</persName></hi> hat noch &#x017F;ogar auf der Schottlands-<lb/>
in&#x017F;el welche gefunden, und der Kapit. <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-133531317 http://d-nb.info/gnd/133531317">Billinghau&#x017F;en</persName></hi><lb/>
noch ebenfalls auf den In&#x017F;eln Peter <choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">(</reg></choice>und Alexander<choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">)</reg></choice><metamark>?</metamark>,<lb/>
wenn gleich auch nur cryptogani&#x017F;che Gewäch&#x017F;e.</p><lb/>
              <p>Was das Hinauf&#x017F;teigen der Pflanzendecken betrifft<lb/>
&#x017F;o hat <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118804790 http://d-nb.info/gnd/118804790">Saus&#x017F;ure</persName></hi> am Abhange des Montblanc die <hi rendition="#aq">Silene acaulis</hi><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[507./0513] Die Zahl der Seepflanzen iſt verhältnißmäßig nur geringe, da man nur 3–400 Arten hat auffinden können. Manche derſelben haben dafür aber eine um ſo weitern Verbreitung, andern zeichnen ſich durch eine beträchtliche Länge aus. So erreicht der Fucus giganteus nicht ſelten eine Länge von 3–400′. er ſteigt aber nicht ſenkrecht ſondern ſchräg in einem Winkel von 50°, aus dem Meeresboden herauf. Man hat früher allgemein die Möglichkeit bezweifelt, daß es in der kalten Zone über den 74° hinaus, noch Ge- wächſe geben könne. Parry hat jedoch von der Mellville’s Inſel noch 50–60 Phanerogamen mit gebracht, die theils zu den Ranunculaceen, Papaveraceen, und andren Familien gehören. Die Salix arctica, dieſen nordiſchen Baum von 3–4″ Höhe, fand er noch unter dem 75°. Aus Spitzbergen ſind nur 14–15 Arten von Pfl. bekannt. Von der ſüdlichen Hemisphäre glaubte ſelbſt Forſter, daß es unter dem 60° S. Br. auf den Sandwichsinſeln, keine Pflanzen mehr gebe, aber Hueddo hat noch ſogar auf der Schottlands- inſel welche gefunden, und der Kapit. Billinghauſen noch ebenfalls auf den Inſeln Peter /und Alexander/?, wenn gleich auch nur cryptoganiſche Gewächſe. Was das Hinaufſteigen der Pflanzendecken betrifft ſo hat Sausſure am Abhange des Montblanc die Silene acaulis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/513
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 507.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/513>, abgerufen am 13.12.2024.