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Leitbild Netzwerkkommune - Quo vadis?

Innovative Verwaltung

Was sollte das Selbstverständnis einer Kommune im digitalen Zeitalter sein? Im Rahmen eines aktuellen Projekts hat die KGSt das Leitbild der Netzwerkkommune entwickelt. Diese agiert in einem kommunalen Ökosystem und setzt sich die Nachhaltigkeit allen Handelns und Entscheidens zum Ziel. Was charakterisiert eine solche Kommune? Wir stellen die wichtigsten Merkmale vor.

KGSt-Kolumne | Digitale Kommune Leitbild Netzwerkkommune – Quo vadis? Was sollte das Selbstverständnis einer Kommune im digitalen Zeitalter sein? Im Rahmen eines aktuellen Projekts hat die KGSt das Leitbild der Netzwerkkommune entwickelt. Diese agiert in einem kommunalen Ökosystem und setzt sich die Nachhaltigkeit allen Handelns und Entscheidens zum Ziel. Was charakterisiert eine solche Kommune? Wir stellen die wichtigsten Merkmale vor. Als Netzwerkkommune zu denken und zu handeln heißt gleichsam, sich vom „Mikrokosmos“ Verwaltung zu verabschieden und über den Tellerrand zu schauen. Eine Netzwerkkommune versteht die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure im kommunalen Ökosystem aus Verwaltung, Konzern Kommune, örtlicher Gemeinschaft, Region, Ländern und Bund als kreative Unterstützerinnen beziehungsweise Unterstützer zur Verbesserung der Lebens-, Arbeits- und Standortqualität. Sie bindet diese bewusst in die Entwicklungs- und Innovationsprozesse der verschiedenen kommunalen Handlungsfelder ein. Co-Creation und Experimentierfreude sind dabei wichtige Grundpfeiler dieser Zusammenarbeit. Dabei stehen Wirkungs- und Ergebnisorientierung im Fokus: Eine Netzwerkkommune lässt sich von der Gemeinwohlorientierung leiten und stellt den konkreten Nutzen für die örtliche Gemeinschaft in den Mittelpunkt ihres Handelns. Sie macht angestrebte und erreichte Ziele nach innen und außen transparent. Sie evaluiert Ergebnisse und Wirkungen und stößt auf diese Weise einen systematischen Lernprozess an. Strategisch ausrichten bedeutet darüber hinaus, Strategiekonformität zwischen Zukunftsbild, strategischen Leitplanken und den konkreten Handlungen herzustellen. Dabei organisiert und orchestriert sie ihr Vorgehen über ein professionelles Programmmanagement. Autor/-in Marc Groß ist Programmbereichsleiter Organisations- und Informationsmanagement in der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt). Anika Krellmann ist Referentin im Programmbereich Organisations- und Informationsmanagement in der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt). www.innovative-verwaltung.de Das Leitbild Netzwerkkommune erfordert zugleich eine Rollenflexibilität. Die Verwaltung ist Garantin, Initiatorin, Ermöglicherin und Partnerin in Netzwerken. Das heißt, dass sie in einem effektiv agierendem Ökosystem auch Steuerungsverluste akzeptiert: Dann bietet sie beispielsweise „nur“ Plattformen – physischer oder digitaler Art –, um die handelnden Akteurinnen und Akteure zusammenzubringen. Sie ist aber nach wie vor Regulatorin, Steuerin und Auftraggeberin, wenn es klare Regelungen und Orientierungsmarken zur Stärkung des Gemeinwohls braucht. In diesem Sinne ist insbesondere eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Politik und Verwaltung ein Erfolgsfaktor. Nachhaltigkeit als Ziel und Leitmotiv Neben der Steigerung des Gemeinwohls, ist die Nachhaltigkeit Ziel und Leitmotiv der Netzwerkkommune. Daher strebt sie bei allen Managemententscheidungen immer die ökonomische, ökologische und soziale Balance an und orientiert sich an Nachhaltigkeitszielen auf nationaler und internationaler Ebene. Dabei nutzt sie aktiv die Möglichkeiten der Digitalisierung, wenn diese dabei hilft, das bestmögliche Gleichgewicht der drei Nachhaltigkeitsdimensionen zu erreichen. Eine integrierte Strategieentwicklung im oben genannten Sinne unterstützt dabei, diese Dimensionen miteinander zu betrachten und Digitalisierung sowie Nachhaltigkeit nicht länger voneinander entkoppelt zu verfolgen. Über ein an das Programmmanagement geknüpftes Projektmanagement ist diese Form der integrierten Betrachtung bis auf die operative Umsetzungsebene gesichert. Ein solches Vorgehen begünstigt zudem die erforderliche Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen und fördert den Diskurs im Ökosystem: Im Sinne der Demokratie setzt eine Netzwerkkommune auf offenes Verwaltungshandeln durch Transparenz, Partizipation und Kooperation nach innen und außen. Dadurch stärkt sie den Zugang zu Informationen und Wissen in einer demokratischen Gesellschaft und fördert deren nachhaltige Entwicklung sowie eine zukunftsfähige Verwaltung. Denn nur wenn die Kommune in ihrem Ökosystem souverän, also selbstbestimmt, selbstsicher und unabhängig, handeln kann, kann sie auch die kommunale Lebensrealität aktiv gestalten. ■ 9 | 2022 innovative Verwaltung 47