Unfallchirurg 2002 · 105:762–774
DOI 10.1007/s00113-002-0502-8
Redaktion
C.Krettek, Hannover
Leitthema
R. Meier1 • U. Lanz2 • H. Krimmer2
1Medizinische Hochschule Hannover, 2Klinik für Handchirurgie,Bad Neustadt/Saale
Teilfusionen am Handgelenk –
eine Alternative
zur Totalarthrodese
Zusammenfassung
Trotz entscheidender Erkenntnisse über Biomechanik und Funktion des Handgelenks
der letzten Jahre sieht sich der traumatologisch tätige Arzt nach wie vor mit einer Vielzahl posttraumatischer Spätschäden an
diesem Gelenk konfrontiert.Neben der früher führenden Rettungsoperation, der Totalarthrodese des Handgelenks, stehen heute
differenziertere Behandlungsverfahren zur
Verfügung.Teilarthrodesen basieren auf dem
Prinzip, den Karpus zu stabilisieren, zerstörte
Gelenkflächen auszuschalten und in den
noch erhaltenen Gelenkabschnitten eine Restbeweglichkeit aufrecht zu erhalten.Sie können unter Beachtung der Pathobiomechanik
am Handgelenk für eine zunehmende Zahl
von Indikationen mit Erfolg eingesetzt werden.Für den Patienten resultiert ein besseres
funktionelles Ergebnis als bei Panarthrodesen und eine höhere Stabilität und längere
Beschwerdefreiheit als bei Endoprothesen
oder Arthroplastiken.Dennoch sind Untersuchungen zur Verbesserung der Ergebnisse
und Wertigkeit einzelner Teilfusionen im Vergleich zu anderen Verfahren zu fordern und
zu erwarten.
T
rotz der erheblichen Wissenszunahme über Biomechanik und Funktion des
Handgelenks und verbesserter Diagnose und Therapieverfahren sehen wir uns
nach wie vor mit einer erheblichen Zahl
posttraumatischer Spätschäden konfrontiert. Neben schicksalhaften Verläufen wird die eigentliche Verletzung nicht
erkannt, bagatellisiert, falsch oder unzureichend behandelt. Eintretende Spätschäden sind meist mit erheblicher
Schmerzsymptomatik und Funktionseinschränkung der oberen Extremität
verbunden. Bis vor einigen Jahren galt
die totale Handgelenksarthrodese als
Mittel der Wahl. Heute stehen moderne
bewegungserhaltende Verfahren zur Verfügung, die der Totalarthrodese funktionell überlegen sind. Grundlage für deren differenzierte Anwendung sind neben der Vertrautheit mit der Operationstechnik genaue Kenntnisse der Anatomie, Biomechanik und Pathobiomechanik des Handgelenks und die exakte
Analyse eingetretener und zu erwartendender Veränderungen.
Anatomie und Biomechanik
des Handgelenks
Schlüsselwörter
Teilarthrodese · Handgelenk ·
Karpaler Kollaps · Posttraumatische Arthrose ·
Rettungseingriffe
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Der Unfallchirurg 9•2002
Beim Handgelenk handelt es sich um eine Einheit, die durch eine Vielzahl einzelner anatomischer Strukturen, die in
engen räumlichen und funktionellen
Kontakt stehen, gebildet wird. Betrachtet man die anatomischen und biomechanischen Besonderheiten ist es verständlich, dass nicht oder nur unzureichend versorgte Verletzungen und Erkrankungen zu erheblichen degenerativen Spätschäden führen können. Der
Karpus wird anatomisch und mechanisch in zwei Handwurzelreihen unterschieden. Die proximale Handwurzelreihe wird knöchern durch Skaphoid, Lunatum und Triquetrum gebildet und
durch intrinsische Bänder zu einer mechanischen Einheit verbunden [36]. Sie
ist sozusagen als mobiles Segment zwischen Radius und ulnokarpalen Komplex auf der einen und der distalen
Handwurzelreihe auf der anderen Seite
geschaltet. Linscheid prägte hierfür die
Bezeichnung des „interscalated segment“ [39]. Die distale Handwurzelreihe wird von Trapezium, Trapezoideum,
Kapitatum und Hamatum, wiederum
verbunden durch eine Vielzahl interossärer Bänder, gebildet und steht in relativ fixierter, immobiler Einheit mit den
Metakarpalia.
Neben geringer Verschieblichkeit
zwischen den Handwurzelknochen untereinander ist der Großteil der Handgelenksbeweglichkeit über das Radiokarpal- und das Mediokarpalgelenk gewährleistet.
Die Kraftübertragung am gesunden
Handgelenk verläuft in Neutralstellung
zu 80% über das Radiokarpal- und zu
20% über das Ulnokarpalgelenk. Untersuchungen am Mediokarpalgelenk zeig-
© Springer-Verlag 2002
Dr. Reinhard Meier
Unfallchirurgische Klinik
Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
D-30625 Hannover
E-mail:
[email protected]
www.mhh-unfallchirurgie.de
Unfallchirurg 2002 · 105:762–774
DOI 10.1007/s00113-002-0502-8
R. Meier · U. Lanz · H. Krimmer
Partial Fusion of the wrist –
an alternative procedure to the total
wrist arthrodesis
Abb.1 䉳 a Normstellung der karpalen Achsen von
Os lunatum und
Os scaphoideum,
b Palmarflexion des
Os scaphoideum
und Dorsalkippung
des Os lunatum
(DISI-Deformität)
bei skapholunärer
Dissoziation.
Abstract
Despite the important observations that
have been made concerning biomechanics
and function of the wrist joint in recent
years, the surgeon is still confronted with
a huge number of delayed posttraumatic
disorders of this joint.In the past, total wrist
fusion was the leading salvage procedure,
whereas today several salvage procedures
are available to solve these problems.Partial
wrist fusions are supposed to stabilize the
carpus, immobilize destroyed articulating
surfaces while allowing motion in the unharmed parts of the wrist.Acknowledging
pathobiomechanical laws,they have been
used for a growing number of indications with
a large benefit.The patients profit of better
functional results than can be observed in
patients with total arthrodesis of the wrist.
Furthermore, partial wrist fusion provides a
more stable situation and the absence of
pain for a longer period of time.However,
further studies evaluating the clinical outcome of these salvage procedures are necessary and to be expected in the near future.
Key words
Partial fusion · wrist joint · carpal collapse ·
posttraumatic arthritis · salvage procedure
ten einen Kraftfluss von 31% über das
Gelenk zwischen Skaphoid, Trapezium,
Trapezoideum. Zu 19% läuft die Belastungsachse über das Gelenk zwischen
Skaphoid und Kapitatum, zu 29% über
das Lunokapitalgelenk und zu 21% über
das Gelenk zwischen Triquetrum und
Hamatum [70, 71]. Während Extension
und Flexion des Handgelenks kaum Änderungen der Kraftübertragung bewirken, führt die Ulnaduktion zu einer Erhöhung des ulnokarpalen Kraftflusses
auf 28% und die Radialduktion auf 87%
des gesamten Kraftflusses über das Radiokarpalgelenk. Die Unterarmpronation hat eine Erhöhung der ulnokarpalen
Kraftübertragung mit entsprechender
Reduktion des radiokarpalen Kraftflusses bis zu 37% [5] zur Folge.
Entstehen von Arthrosen
am Handgelenk
und der Handwurzel
Watson und Ballet lösten mit ihren Arbeiten über posttraumatische Arthrosen
des Karpus nach ligamentärer Verletzung den Begriff der idiopathischen
Handgelenksarthrose ab und prägten
den Terminus des SLAC-Wrist (scapholunate advanced collapse) [72]. Hiermit
werden arthrotische Veränderungen bezeichnet, die einen in der Literatur bereits ausführlich beschriebenen, spezifischen Ablauf folgen [32, 72]. Kurz zusammengefasst kommt es nach dem
Aufbrechen des karpalen Ringsystems
durch eine skapholunäre Instabilität
oder Kahnbeinpseudarthrose in Folge
Abb.2 䉱 a Stadien des SNAC Wrist, b Stadien des SCLAC Wrist
Der Unfallchirurg 9•2002
| 763
Leitthema
natürlicher Bewegungstendenzen des
Kahn- und Mondbeins zu einer Dorsalkippung des Mondbeines und der Palmarflexion des Skaphoids einer so genannten DISI-Stellung (dorsal interscalated segment instability) [38] (Abb. 1).
Hieraus resultiert eine Inkongruenz des
ellipsoiden Gelenks und Verkantung des
Skaphoids im distalen Anteil mit dem
Processus styloideus radii und im proximalen Anteil mit der dorsalen Radiusgelenkfläche mit von hier ausgehender zunehmender Arthrose des gesamten radiokarpalen Gelenkabschnitts. Es
kommt zum Proximaltreten des Kapitatums mit Verschiebung nach radial. Die
karpale Höhe wird gemindert und der
Karpus kollabiert. Durch vermehrten
Druckanstieg im Mediokarpalgelenk bei
verminderter Kontaktfläche resultiert
das Vollbild des SLAC-Wrist mit Ausweitung der Arthrose nach mediokarpal,
mit Knorpelabrieb am Kapitatumkopf
und degenerativen Randzacken an der
Hinterkante des Lunatums. Die radiolunare Gelenkfläche ist in Folge ihrer
sphärischen Form, durch die es trotz
Dorsalextension des Lunatums zu keiner
wesentlichen Reduktion der Kontaktflächen kommt, meist ohne degenerative
Veränderungen.
Auch bei der nicht verheilten Skaphoidfraktur beobachtet man ein analoges Kollabieren des Karpus. Die Arthrose im mediokarpalen Gelenkabschnitt
betrifft jedoch neben den kapitatolunaren Gelenk auch den Gelenkanteil zwischen Kapitatumkopf und proximalen
Skaphoidfragment und wird als SNACWrist (scaphoid nonunion advanced
collapse) unterschieden [28, 34].
Obwohl die von Watson und Ruy
[75] vorgeschlagene Einteilung den oben
aufgezeigten Spontanverlauf zwar bei
der SNAC-, nicht jedoch bei der SLACWrist exakt wiederspiegelt erfährt sie jedoch zunehmend Akzeptanz und ist zur
Vereinheitlichung sinnvoll [28, 31, 34, 68]
(Abb. 2).
Eine weitere Ursache für den karpalen Kollaps stellt sie Höhenminderung
des Lunatums, dem Schlussstein der
proximalen Reihe dar. Hierbei kommt es
zum Proximaltreten des Kapitatum mit
folgender Erschlaffung der palmaren
und dorsalen Bänder. Neben einem
Ulnarshift des Karpus folgt auch das
Skaphoid wiederum den biomechanischen Kräften in die Flexion. Die hierdurch resultierende Inkongruenz im Ra-
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Der Unfallchirurg 9•2002
Abb.3 䉴 Modell
mit proximal resiziertem Lunatum,
a Proximaltreten des
Kapitatum mit
Erschlaffung der
palmaren und dorsalen Bänder,
b Ulnarshift des
Karpus,
c Flexionsstellung
des Skaphoids
diokarpal- und Mediokarpalgelenk bildet die Grundlage späterer arthrotischer
Veränderungen (Abb. 3). Diesen Mechanismus beobachtet man neben nicht
oder fehlverheilten Lunatumfrakturen
vor allem bei der fortgeschrittenen Lunatumnekrose. Auch bei fehlverheilten
distalen Radiusfrakturen kommt es bei
einer Dorsalabkippung von mehr als 20°
infolge der dann entstehenden relativen DISI Stellung zu einer vermehrten
Druckbelastung im Mediokarpalgelenk. Bereits ab einer Dorsalinklination von 10° kommt es im Radiokarpalgelenk zur Verschiebung der Kraftübertragung nach palmar im radiolunaren
Gelenkabschnitt und nach dorsoradial
im radioskaphoidalen Gelenkabschnitt,
die ab 30° in einer vermehrten Druck-
belastung radioskaphoidal und radiolunar resultiert [5]. Weitaus häufiger
sind jedoch Stufenbildungen bei nicht
exakt reponierter intraartikulärer Fraktur Ursache einer posttraumatischen
Radiokarpalarthrose.
Totalarthrodese
Die Totalarthrodese führt zum völligen
Bewegungsverlust am Handgelenk. Sie
wurde bislang vielerorts als „definitive“
Lösung zur Erlangung von Schmerzfreiheit am Handgelenk gesehen.Allerdings
zeigten Studien, dass eine vollständige
Schmerzfreiheit nicht gewährleistet werden kann und ein Restschmerz, vergleichbar dem bei Teilfusionen, resultiert [7, 14, 26, 54, 56, 58, 82].
Indikation
Die totale Versteifung des Handgelenks
hat beim zerstörten, schmerzhaftem
Handgelenk nach wie vor einen festen
Stellenwert. Bei lokalisierter karpaler Pathologie sollte jedoch nach unserer Erfahrung eine funktionserhaltende Therapie bevorzugt werden.
Operative Technik
Abb.4 䉱 a Vorgebogene, sich distal verjüngende Arthrodesenplatte der AO,
b Fortgeschrittener karpaler Kollaps mit Panarthrose von radio- und mediokarpalem Gelenk, c Behandelt mit einer Totalarthrodese
Vielfältige Verfahren zur Handgelenksarthrodese wurden beschrieben.Wir bevorzugen bei posttraumatischen Veränderungen die im folgenden beschriebene Technik mit der AO-Arthrodesenplatte [19] (Abb. 4a). Die Platte erlaubt
durch ihre werkseitige Vorbiegung eine
günstige Stellung des Handgelenks in
leichter Extension und verjüngt sich distal. Dies vermeidet weitgehend die mit
herkömmlichen Platten beobachtete Irritation der Strecksehnen.
Über einen bogenförmigen dorsalen Zugang werden nach Resektion des
Nervus interosseus posterior die Gelenke zwischen Radius, Lunatum und Skaphoid sowie zwischen Kapitatum, Lunatum und Skaphoid ferner zwischen Kapitatum und Metakarpale III entknorpelt. Wir schließen das Metakarpale III
Gelenk in die Arthrodese ein, um die
Stabilität zu erhöhen und sekundäre
schmerzhafte Arthrosen des Gelenkes
zu vermeiden. Bei der verwendeten Arthrodesenplatte ist eine Implantatentfernung meist nicht erforderlich. Liegt eine
bereits manifeste Arthrose vor, können
auch die übrigen Interkarpalgelenke mit
einbezogen werden. Nach Interposition
eines kortikospongiösen Knochenspans
wird die Platte am 3. Mittelhandknochen
und Radius fixiert. Die Plattenosteosynthese ist sofort übungsstabil. Bei Verwendung der flachen vorgebogenen
Arthrodesenplatte konnte gezeigt werden, dass eine vollständige Durchbauung auch unter Verwendung von Radiusspongiosa erfolgt [79]. Entsprechend
vermeiden wir einen Zweiteingriff am
Becken und benutzen in der Regel Knochen vom Radius (Abb. 4b, c). Dennoch
erscheint in Ausnahmefällen bei Patienten mit großem knöchernen Defekt
oder bei schlechter Knochenqualität
zum Teil die Verwendung eines kortikospongiösen Beckenkammspans zur Vermeidung eines Ulna Impaction Syndroms sinnvoll.
Der Unfallchirurg 9•2002
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Leitthema
Abb.5 䉳 Als Ergänzung
zum konventionellem
Röntgen dient die
Computertomographie
in Dünnschichttechnik
als sensitives diagnostisches Hilfsmittel
zur Erkennung arthrotischer Gelenkabschnitte. Hier bei posttraumatischer radiokarpaler Arthrose.
Ruhigstellung in einer Gipsschiene
erfolgt für zwei Wochen zur Gewährleistung einer ungestörten Wundheilung.
Ergebnisse
Bei 41 Patienten mit karpalen Kollaps
Grad III wurde durchschnittlich 32 (6-65)
Monate nach der totalen Versteifung des
Handgelenks eine Schmerzreduktion von
44% und eine Griffkraft von 72% der Gegenseite erreicht. Im modifiziertem
Mayo-Wrist-Score fand sich ein, mit 52
Punkten, befriedigendes Ergebnis. Von
den Patienten wurde das funktionelle Ergebnis (DASH) mit 45 Punkten bewertet;
die Totalfusion ist somit bei vergleichbarer Schmerzreduktion und Griffkraft der
Teilfusion unterlegen [34, 43] (Tabelle 1).
Literaturvergleich
Bei Hastings et al. wird in einer vergleichenden Arbeit die Totalarthrodese der
Teilarthrodese als überlegen angesehen
[19]. Diese Untersuchung basiert allerdings auf wenigen retrospektiv erhobenen Parametern.Andere Autoren berichten über deutlich schlechtere Ergebnisse
mit der totalen Handgelenksversteifung.
Zacharyetal.beschreibennur55schmerzfreie und stabile Handgelenke bei 73
durchgeführten Handgelenksarthrodesen [82].Bolano et al.berichten,dass über
zwei Drittel der Patienten bei der totalen
Arthrodese über Belastungsschmerz klagen [7]. Bei Sagerman et al. findet man
verbliebene Beschwerden bei 13 von 18
Handgelenksarthrodesen [56].Safar weist
auf eine hohe Komplikationsrate der Totalarthrodese am Handgelenk bei Restbeschwerden in 10-20% und einer Kraftminderung zwischen 20 und 50% hin
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Der Unfallchirurg 9•2002
[54]. Field et al. fanden bei der Hälfte ihrer 10 untersuchten Patienten noch deutliche Schmerzen [14]. Kalb et al. [26] dokumentierten ihre Ergebnisse nach totalen Handgelenksarthrosen ebenfalls mit
dem modifiziertem Mayo-Wrist-Score
und erreichten hier mit 49 Punkten funktionell ein schlechtes Ergebnis. Im DASH
Wert, der für sich die subjektive Bewertung der Gebrauchsfähigkeit der Oberen
Extremität in Anspruch nimmt, fand die
Gruppe 46 Punkte. Dies entspricht in etwa den Ergebnissen von Sauerbier et al.
[57], die 51 Punkte registrierten.
Teilarthrodesen am
Handgelenk
Thornton beschrieb erstmals 1924 eine
Teilversteifung der Handwurzel [40]. Popularisiert wurden die partiellen Fusio-
Abb.6 䉴 Die Handgelenksarthroskopie
dient als sensitivstes
diagnostisches Hilfsmittel zur Beurteilung der Gelenkflächen. Hier mit Blick
auf einen Knorpeldefekt am Skaphoid
bei SLAC Wrist
nen am Handgelenk jedoch vor allem
von der Gruppe um Watson, die mittlerweile über eine Serie von über 1000 Patienten über 24 Jahre mit sehr guten Erfolgen berichten [73, 74, 76, 77].
Das Grundprinzip von Teilarthrodesen am Handgelenk besteht darin, die
pathologisch veränderten Gelenkflächen
auszuschalten, den Karpus zu stabilisieren und die erhaltenen Gelenke zu entlasten. Grundlage jeder Teilversteifung ist
eine exakte klinische und radiologische
Diagnostik. Besonderes Augenmerk
muss hierbei neben der ursächlichen
Verletzung auf die Beurteilung der Gelenkflächen gelegt werden.Als diagnostische Hilfsmittel stehen neben dem konventionellen Röntgenbild vor allem die
Computertomographie in Dünnschichttechnik [28] (Abb. 5) und die Handgelenksarthroskopie zur Verfügung (Abb.
6). Konventionelle Schichtaufnahmen
und die Kernspintomographie sind speziellen Fragestellungen vorbehalten.
Zahlenmäßig am bedeutsamsten sind
◗ die Skaphoid-Trapezium-TrapezoidArthrodese (STT-Fusion),
◗ die Mediokarpale Teilarthrodese
◗ die Radius-Lunatum-Skaphoid
Arthrodese (RSL-Fusion) oder
◗ die Radius-Lunatum Arthrodese
(RL-Fusion).
Diese Eingriffe sollen im folgendem
beschrieben und anhand der aktuellen
Literatur ihre Wertigkeit diskutiert
werden.
Mediokarpale Teilarthrodese
Seit der Erstveröffentlichung im englischsprachigen Raum von Watson et al.
[72] und Krimmer im deutschsprachigen
Raum von 1992 [33] hat sich die Mediokarpalarthrodese seit Mitte der neunziger
Jahre zur Behandlung des fortgeschrittenen karpalen Kollaps etabliert.
Indikation
Indikation für die mediokarpale Teilarthrodese besteht beim fortgeschrittenen
karpalen Kollaps mit arthrotischen Veränderungen radioskaphoidal und evtl.
mediokarpal (Stadium II und III) [75] mit
klinischer Symptomatik. Hier ist die radiolunare Gelenkfläche in der Regel erhalten (Abb. 7a). Durch die Reposition
des Lunatums wird die Kontaktfläche mit
dem Radius in den zentralen Anteil verlagert und ein dorsales Impingement verhindert (Anschlagen des Karpus gegen
die dorsale Radiuskonsole) (Abb. 7b).
Operative Technik
Über einen S-förmig geschwungenen
dorsalen Zugang wird nach Eröffnung
des 2., 3. und 4. Strecksehnenfachs die
Handwurzel dargestellt und das Skaphoid sorgfältig und vor allem distal vollständig entfernt. Nach Entknorpelung
des Mediokarpalgelenks erfolgt die Reposition des Karpus mit Kapitatum und
Lunatum in einer Ebene und Aufrichtung des Lunatums aus der DISI-Deformität in eine Neutralstellung. Nach Anlagerung von Spongiosa aus dem Radius
wird die Reposition mit Kirschnerdrähten gehalten. Eine Implantatentfernung
erfolgt 10 Wochen postoperativ, während eine Handgelenkunterarmgipsschiene bis zum knöchernen Durchbau
nach 6-8 Wochen beibehalten wird.
Ergebnisse
97 Patienten wurden 1993 bis 1997 mit
mediokarpaler Teilarthrodese versorgt
und im Rahmen einer prospektiven Studie [34] präoperativ und durchschnittlich 29 (6-59) Monate nach Teilversteifung untersucht und neben den Standartparametern Beweglichkeit,Kraft und
Schmerz zur Beurteilung des Behandlungsergebnisses der patientenorientierte Funktionsscore für die Obere Extremität (DASH) [1, 18, 22] dokumentiert.
Abb.7 䉴 a Karpaler
Kollaps mit Arthrose
des radiokarpalen
Gelenkabschnitt und
beginnender Arthrose
zwischen dem Kapitatum und Lunatum
sowie proximalen
Skaphoidfragment
bei Skaphoidpseudarthrose (SNAC Wrist,
Stadium III).
b Versorgung mit
Mediokarpaler Teilarthrodese
Es resultierte eine deutliche Verbesserung der groben Griffkraft um 30 kPa.
Die Handgelenksbeweglichkeit betrug,
gemessen nach der Neutral-Null-Methode, in Extension/Flexion 28-0-26° und in
Radialduktion/Ulnaduktion 16-0-14°.Die
Maßnahme führte zu einer Reduktion
der Schmerzempfindung auf der visuel-
len Analogskala um 34 Punkte. Das funktionelle Ergebnis wurde von den Patienten (DASH Score) mit 33 Punkten bewertet [30]. Die Komplikationsrate betrug
11% (7 Pseudarthrosen, 1 Infektion, 3 algodystrophe Reaktionen, 3 Sehnenrupturen durch zu lange Kirschnerdrähte)
(Tabelle 1).
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Leitthema
Literaturüberblick
Große Serien existieren vor allem von
Watson et al. , die über 252 Mediokarpalarthrodesen berichten [77]. Die Autoren
beobachteten 3% Pseudarthrosen, 1,5%
algodystrophe Reaktionen und 1%
Wundinfekte. Mit 53% Extension/Flexion und 59% Radial-/Ulnarduktion bei
80% Griffkraft im Vergleich zur Gegenseite sind die Ergebnisse von Watson
et al. ebenso wie die anderer Autoren [3,
60, 28] mit unseren vergleichbar.
Skaphoid-, Trapezium- und
Trapezoid-Teilarthrodese (STT-Fusion)
Die STT Arthrodese als Fusionierung
von Skaphoid, Trapezium und Trapezoid stellt eine der am häufigsten verwendeten Teilarthrodesen am Handgelenk
dar. Erstbeschrieben von Peterson und
Lipscomb [50] wurde auch diese Teilfusion vor allem durch die Gruppe um
Watson [73, 74, 76, 77] popularisiert. Die
Autoren können inzwischen über 798
dokumentierte Fälle berichten [77].
tion des Nervus interosseus posterior
wird die Gelenkkapsel quer eröffnet und
bei intakten radioskaphoidalen Gelenkabschnitt der Gelenkknorpel von Skaphoid, Trapezium und Trapezoideum bis
auf den spongiösen Knochen abgetragen. Je ein Kirschnerdraht wird von dorsal-distal in das Trapezium und das Trapezoideum eingebracht und nach Reposition des Skaphoids auf ca. 60° sowie
Einbringen von Radiusspongiosa nach
proximal in das Kahnbein vorgetrieben.
Nach radiologischer Stellungskontrolle
werden die Drähte subkutan versenkt
(Abb. 8b). Es erfolgt eine Ruhigstellung
über mindestens sechs Wochen in einer
Unterarm-Handgelenksgipsschiene. Die
Entfernung der Implantate erfolgt nach
10 Wochen. Eine Resektion des Luna-
Indikation
Neben der symptomatischen, idiopathischen STT Arthrose besteht die Indikation zur STT Fusion bei veralteter skapholunärer Dissoziation mit statischer
Instabilität. Hier ist eine Rekonstruktion des SL-Bandes nicht mehr möglich.
Voraussetzung ist allerdings eine verschleißfreie radioskaphoidale Gelenkfläche (Abbildung 8a). Ein weiteres Einsatzgebiet ist die fortgeschrittene Lunatumnekrose, in der ein karpaler Kollaps
bei nicht mehr möglicher Sanierung des
Lunatums vorhanden ist (Stadium IIIb
nach Lichtman [37]).Auch hier gelten als
Voraussetzung intakte radioskaphoidale
Gelenkflächen.
Durch die STT-Fusion soll das Skaphoid aufgerichtet und so kongruente
Gelenkflächen geschaffen werden. Der
Karpus wird stabilisiert (Abb. 8b). Ebenfalls resultiert eine Verlagerung der
Kraftübertragung vom radiolunaren auf
den radioskaphoidalen Pfeiler [2].
Operative Technik
Wir führen die STT-Fusion über einen
dorsalen S-förmig geschwungenen Zugang durch [8]. Nach Eröffnungen des 2.
3. und 4. Strecksehnenfaches und Resek-
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Abb.8 䉴 a Skapholunäre Dissoziation mit
statischer Instabilität
jedoch verschleißfreien
radioskaphoidalen
Gelenkflächen.
b Stabilisierung durch
STT-Fusion
tums wird nicht mehr durchgeführt. Bei
Bedarf erfolgt ein Debridement.
Ergebnisse
55 Patienten mit einer STT Fusion bei
Lunatumnekrose wurden nach durchschnittlich 4 Jahren klinisch und radiologisch (inklusive CT) untersucht. Es
wurden an beiden Extremitäten präund postoperativer Zustand, Beweglichkeit, Kraft und Schmerz erhoben. Wir
dokumentierten neben dem modifizierten Mayo-Wrist-Score den Funktionsscore für die Obere Extremität (DASH).
Die STT-Fusion führte zu einer signifikanten Reduktion der Schmerzempfindung auf der visuellen Analogskala um
43 Punkte (78%). Es resultierte eine um
Literaturüberblick
Abb.9 䉳 a Posttraumatische Radiokarpalarthrose nach
fehlverheilter intraartikulärer distaler
Radiusfraktur,
b Versorgung mit RSL
Fusion
20% verbesserte Griffkraft von 53 kPa
(65% im Vergleich zur Gegenseite). Die
Beweglichkeit war in Extension/Flexion
mit 36-0-32° postoperativ um 15° (18%)
und in Ulna-/Radialduktion mit 24-0-7°
um 15° (32%) reduziert. Im Handgelenks-Score fand sich ein gutes Ergebnis
(67 Punkte). Von den Patienten wurde
das funktionelle Ergebnis (DASH) mit
27 Punkten bewertet. Radiologisch konnten 9 Pseudarthrosen, von denen 6 operationsbedürftig waren und 10 Arthrosen
des Processus. styloideus radii festgestellt werden. Eine sekundäre Resektion
des Processus styloideus radii erfolgte 5
mal [42] (Tabelle 1).
Einige Autoren beschreiben hohe Komplikationsraten nach STT-Fusion [15, 27,
35]. Jedoch zeigen neuere Untersuchungen übereinstimmend gute Ergebnisse
bei größeren Patientenzahlen im mittelfristigen Verlauf. Watson et al. berichteten über zuletzt 798 Patienten mit einem
durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum von 52 (12-197) Monaten. Die
erreichte Restbeweglichkeit betrug 75%
der Gegenseite und die Griffkraft 80%
der Gegenseite bei 4% Pseudarthrosenbildung [77]. In etwa vergleichbar sind
kürzlich aus Deutschland veröffentlichte Ergebnisse von Sauerbier et al. [59].
Die hier untersuchten 26 Patienten mit
Lunatumnekrose erreichten nach durchschnittlich 35 Monaten eine Restbeweglichkeit von 69% in Extension/Flexion
und 50% in Ulnar-/Radialduktion. Die
grobe Griffkraft betrug 64% der Gegenseite bei einer Schmerzreduktion von
28% in Ruhe, und 40% bei Belastung.
Diese Gruppe bewertete ihre Patienten
sowohl mit dem modifizierten traditionellem Mayo-Wrist-Score als auch mit
dem subjektiven Bewertungsbogen
DASH. Hier wurden mit 67,8 bzw. 24,8
Punkten jeweils gute Ergebnisse erzielt.
Auch Kalb et al. konnten bei 87 Patienten
mit 88 Operationen nach durchschnittlich 36 (6–79) Monaten einen modifizierten Mayo-Wrist-Score von 74 Punkten
und ein Ergebnis im DASH von 29 Punkten bei 7,7% Pseudarthrosen erreichen
[25]. Bei vergleichbaren Ergebnis sehen
wir in unserem Patientengut keine Indikation, wie die oben erwähnten Autoren,
bereits primär eine partielle Resektion
des Processus styloideus radii durchzuführen. Die partielle Resektion des Processus styloideus radii kann mit verhältnismäßig geringem Aufwand bei Bedarf
sekundär angewendet werden. Wir sehen in unserem Patientengut keine Indikation zu einer großen Zahl von Grif-
Tabelle 1
Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse nach (Teil-) Arthrodesen am Handgelenk
Eingriff
DASH
ROM
Extension/Flexion
ROM
Radial-/Ulnarduktion
Schmerz (VAS)
[0–100 Pkt]
Grobe Griffkraft
(Ballonvigorimeter)
Totalarthrodese
Mediokarpale Teilarthrodese
RSL Fusion
STT Fusion
45
33
26
27
–
28-0-26°
24-0-21°
30-0-32°
–
16-0-14°
10-0-16°
07-0-24°
34 Pkt.
35 Pkt.
38 Pkt.
27 Pkt.
49 kPa
52 kPa
52 kPa
53 kPa
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Leitthema
felfortsatzresektionen, um 18% radiostyloidales Impingement zu vermeiden,
zumal biomechanische Studien ein erhöhtes Risiko einer karpalen Instabilität
nach partieller Styloidresektion zeigten
[48, 65].
Radioskapholunare und Radiolunare
Teilarthrodese (RSL- bzw. RL-Fusion)
Die Arthrodesen des proximalen Handgelenks bewirken eine größere Bewegungseinschränkung als die Interkarpalarhrodesen [17].Watson empfahl bei arthrotischen Veränderungen nach distalen Radiusfrakturen vom die-punchTyp die radiolunare Fusion (RL-Fusion)
[73]. Meist sind jedoch infolge distaler
intraartikulärer Radiusfrakturen beide
Gelenkflächen, radiolunar und radioskaphoidal betroffen und eine Teilversteifung von Radius mit Lunatum und
Skaphoid (RSL-Fusion) nötig (Abb. 9).
Indikation
Die Domäne der Radiokarpalen Teilfusion besteht bei Arthrosen im radioskaphoidalen und radiolunaren Gelenk, bei
denen die mediokarpalen Flächen intakt
sind. Solche Arthrosen können posttraumatisch bei fehlverheilten distalen Radiusfrakturen, bei fortgeschrittener Lunatumnekrose, septischer oder idiopathischer Arthrose auftreten. Hauptindikation ist jedoch das Handgelenk des
Rheumatikers, da hiermit das Lunatum
als zentraler Schlussstein der proximalen Reihe reponiert und stabilisiert werden kann [10].
Operative Technik
Über einen S-förmigen dorsalen Zugang
wird das Retinakulum extensorum über
dem dritten Strecksehnenfach gespalten.
Zweites und viertes Strecksehnenfach
werden subperiostal vom Radius abgelöst. Der Nervus interosseus posterior
wird reseziert und über eine quere Kapselinzission das Radiokarpalgelenk eröffnet. Der Knorpel wird dann entfernt.
Abhängig von der Resektionsmenge
wird der ehemalige Gelenkspalt mit
Knochenchips vom Radius oder kortigiospongiosem Beckenkammspaninterponat aufgefüllt. Ein Knochenblock
wird vor allem bei größerer Verkürzung
des Radius, wie nach fehlverheilten diepunch-Frakturen benötigt um die radia-
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Der Unfallchirurg 9•2002
Abb.10 䉴 Operationssitus einer RSL Fusion
unter Verwendung
von Bohrdrähten
le Länge zu erhalten und ein Ulna-Impaction-Syndrom [16, 41] zu vermeiden.
Nach Korrektur einer möglicherweise
vorhandenen Instabilität am Karpus
(DISI-Stellung, ulnare Translokation)
werden dann mit ein Kirschnerdraht in
Längsachse des Skaphoids und zwei weitere im Lunatum plaziert. Wichtig ist
hierbei, dass die Drähte direkt am Radius gebogen und versenkt werden, um eine Strecksehnen-Irritation zu vermeiden. Eine Affektion des Mediokarpalgelenks muss hierbei vermieden werden
(Abbildung 9b,10).Die postoperative Ruhigstellung erfolgt für acht Wochen im
Handgelenkunterarmgips mit Daumeneinschluss. Die Entfernung der Kirschnerdrähte ist nicht zwingend [6].
Die neu zur Verfügung stehenden
winkelstabilen Rekonstruktionsplatten
sind eine Alternative zur Drahtosteosynthese und erlauben möglicherweise eine frühere Belastung des Handgelenks.
Erste Ergebnisse sind vielversprechend,
bedürfen jedoch noch weiterer Beobachtung (Abb. 11, 12).
Ergebnisse
18 Patienten mit Radius-Skaphoid-Lunatum-(RSL) Fusion wurden von Beyermann et al. [6] vorgestellt. Präoperativ
und durchschnittlich 18,7 (6 bis 66) Monate nach der Teilversteifung wurden die
Patienten untersucht. Es resultierte eine
deutliche Verbesserung der groben Griffkraft um 20 kPa (60%). Die Handgelenksbeweglichkeit betrug nach RSL-Fusion in Extension/Flexion 24-0-23° (69%)
und in Radialduktion/Ulnaduktion 9-016° (80%) gemessen nach der NeutralNull-Methode. Pro-und Supination wa-
ren unverändert zu den präoperativ gemessenen Werten.Die Maßnahme führte
zu einer Reduktion der Schmerzempfindung auf der visuellen Analogskala um 28
Punkte.Das funktionelle Ergebnis wurde
von den Patienten (DASH Score) mit 26
Punkten bewertet. Die Komplikationsquote betrug mit einer Pseudarthrose
und einer Infektion 11% [6].
Literaturvergleich
Große Serien existieren in der Literatur
ausschließlich bei Rheumatikern [10, 11].
Bei posttraumatischer Indikation sind
meist nur vereinzelte Fallberichte vorhanden. Neben der unseren wurden unseres Wissens in der Literatur nur zwei
größere Serien beschrieben [4, 66].
Sturzenegger et al. [66] berichten über
15 Patienten mit radiokarpaler Arthrose
als Folge fehlverheilter distaler Radiusfrakturen mit einem durchschnittlichen
Nachuntersuchungszeit von 23,8 Monaten.Die RSL-Fusion wurde unter Verwendung eines kortikospongiösen Beckenkammspans mit AO T-Platten, Shapiro
stapels und AO-Kleinfragment-Kondylenplatten durchgeführt. Die Patienten
erreichten eine Restbeweglichkeit von
30-0-17° (80%) in Extension/Flexion und
25-0-9° (96%) in Ulnar-/Radialduktion.
Die grobe Griffkraft betrug 49% der Gegenseite. Sieben Patienten waren völlig,
und 4 nahezu schmerzfrei. In dieser
Gruppe traten zwei Pseudarthrosen und
zwei persistierende Fehlstellungen des
Skaphoids auf. Zwei Patienten zeigten
Arthrose im Mediokarpalgelenk und
drei weitere Gelenkspaltverminderung
und vermehrte subchondrale Sklerosierung im lunokapitalem Gelenk in der To-
Abb.11 䉳 RSL Fusion
mittels winkelstabiler
Rekonstruktionsplatte in Kombination mit
Ulnakopfhemiresektion bei Radiokarpalarthrose und distaler
radio-ulnarer Arthrose
mographie. Nagy et al. untersuchten das
gleiche Patientenkollektiv erneut nach
8 Jahren. Inzwischen wurde die RSL-Fusion in fünf Fällen in eine Totalarthrodese bei nun fünf berichteten Pseudarthrose umgewandelt. Bei den verbliebenen
zehn Patienten konnten sie im Vergleich
zur Voruntersuchung nach 28 Monaten
keinen Unterschied in Beweglichkeit
oder Schmerzempfindung finden. Die
durchschnittliche Griffkraft hingegen
verbesserte sich auf 64% der Gegenseite.
Die beschriebenen Mediokarpalarthrosen wurden nicht klinisch relevant. Die
Autoren heben selbst hervor dass die hohe Komplikationsrate mit technischen
Fehlern assoziiert war und vermutlich
bei exakter technischer Durchführung
des Eingriffs reduziert werden kann. In
unserem Patientengut war bei anderer
operativer Technik nur eine Komplikation als Pseudarthrose zu erkennen. Bach
et al. [4] dokumentierten in ihrer retrospektiven Serie bei 36 Patienten, eine
durchschnittliche Griffkraft von 70% der
Gegenseite und eine Beweglichkeit in Extension/Flexion von 48 Grad.
Im Gegensatz zu der experimentell
erreichbaren Restbeweglichkeit von
36% in Extension/Flexion und 59% Radial-/ Ulnarduktion [52] ist in allen klinischen Serien die Radialduktion redu-
ziert [24, 46, 66]. Garcia Elias schlägt
deshalb eine Resektion des distalen Skaphoiddrittel vor [6]. Ergebnisse über
Erfolg dieser Modifikation wurden jedoch noch nicht berichtet.
Andere Teilarthrodesen
Neben den oben beschriebenen häufig
angewandten Arthrodesen ist natürlich
die selektive Versteifung jedes Gelenks
am Karpus möglich.
Die Indikation der Skaphoid-Kapitatum-Arthrodese (SC-Fusion) entspricht
der STT-Fusion [45, 51, 62]. Die Befürworter dieser Technik führen an, dass
die Handgelenksbeweglichkeit durch
die SC-Fusion weniger beeinträchtigt
wird als dies durch die STT-Fusion der
Fall ist [45, 51]. Die Ergebnisse beider
Verfahren sind in den bislang durchgeführten Studien jedoch vergleichbar [13,
35, 62]. Kontrollierte randomisierte Untersuchungen existieren nicht.
Die häufigste angeborene Fusion
am Karpus ist die zwischen Lunatum
und Triquetrum. Diese Tatsache und die
enge, straffe Artikulation zwischen beiden Knochen [63] legt eine iatrogene
Teilarthrodese in diesem Gelenk nahe.
Die Lunotriquetrale Fusion ist neben
der lokalisierten Arthrose bei lunotriquetraler Instabilität indiziert. Seltenere Indikationen stellen angeborene Fehlbildungen im LT-Gelenk dar. Eine Restbeweglichkeit ist mit Extension/Flexion
von 95% und Radial/Ulnarduktion von
97% zu erwarten [13]. Die Pseudarthrosenrate ist mit 27% angegeben [35].
Die Hamatum-Triquetrum Arthrodese wird ebenfalls bei ulnarseitiger Instabilität am Karpus eingesetzt. Allerdings ist die Beweglichkeit mit Extension/Flexion von 79% und Radial-/Ulnarduktion von 76% reduziert [13].
Die Skaphoid-Lunatum-Arthrodese (SL-Fusion) wird zur Therapie der
skapholunären Dissoziation angegeben.
Die experimentelle Beweglichkeit ist mit
89% Extension/Flexion und 85% Radial-/Ulnarduktion [13] gut. Es werden jedoch hohe Pseudarthrosen von bis zu
60% [35] berichtet. Allerdings ist eine
Durchbauung der Fusion nicht in jedem
Fall für den klinischen Erfolg entscheidend. So kann bei nicht fixierter DISI
Abb.12 䉴 Operationssitus einer RSL Fusion
unter Verwendung
eines winkelstabilen
Implantates
Der Unfallchirurg 9•2002
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Leitthema
oder PISI Fehlstellung eine Transfixation, z. B. mit einer Miniherbertschraube
im SL- bzw. LT-Gelenk ohne vorhergehende Entknorpelung erfolgen und auf
eine Implantatentfernung verzichtet werden. Die Ergebnisse von Shin et al. [64]
zeigen bei 22 Patienten, nahezu keine
Fälle mit völliger Beschwerdefreiheit
nach fünf Jahren. Insgesamt liegen nur
vereinzelt aussagekräftige Ergebnisse
vor und die Methode ist umstritten.
Diskussion
Wann immer möglich sind rekonstruktive Verfahren am Handgelenk anzustreben. Ist eine Rekonstruktion nicht mehr
möglich, werden unterschiedliche Rettungsverfahren beschrieben. Allen diesen Verfahren am Handgelenk ist eine
mehr oder weniger ausgeprägte persistierende Funktionsminderung gemeinsam. Für die Funktion des Handgelenks
sind neben der Schmerzfreiheit, Stabilität, Kraft und Beweglichkeit entscheidend. Die von Wilhelm et al. [80] beschriebene Denervierung des Handgelenks hat sich als gering invasives Verfahren mit palliativem Charakter zur
Schmerzminderung bewährt. Sie kann
jedoch das Handgelenk weder stabilisieren noch das Fortschreiten der Degeneration aufhalten und so ist die Wirksamkeit meist nur von eingeschränkter Dauer. Allerdings ist ihre partielle Anwendung bei anderen Eingriffen am Handgelenk, wie oben dargestellt, möglich
und meist sinnvoll.
Die heute verfügbaren Handgelenksprothesen haben meist erhebliche Stabilitätsprobleme,neigen zu Lockerung und
Implantatbruch und können nur in ausgewählten Fällen,wie beim Rheumatiker,
empfohlen werden [12, 44, 67]. Für den
Traumapatienten erscheint die Prothesenversorgung bei nur geringer zu erwartender Belastung indiziert.Schwerpunktmäßig werden die Prothesen nach wie
vor beim Rheumatiker eingesetzt. Auch
von den früher z. B. im Rahmen von Teilarthrodesen angewendeten Silikonprothesen zum Ersatz einzelner Karpalknochen wird heute wegen der damit vergesellschafteten Silikon-Synovialitis mit Irritation der Karpalknochen selbst von
den ehemaligen Befürwortern dieses Ersatzes abgeraten [20,21,29,74,77].Die totale Handgelenksversteifung verspricht
ein Maximum an Stabilität auf Kosten der
Beweglichkeit. Sie hat nach wie vor ihre
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Der Unfallchirurg 9•2002
Indikation bei zerstörten Handgelenken,
ist aber bei lokalisierter karpaler Pathologie bei vergleichbarer Schmerzreduktion
und Griffkraft den Teilarthrodesen auf
Grund der vollständig aufgehobenen Beweglichkeit funktionell unterlegen [26,
34,57].Nur wenige Autoren beschäftigten
sich mit der Frage, welcher Bewegungsumfang zur Bewältigung der Anforderungen des täglichen Lebens überhaupt
notwendig ist. Während Weiss et al. die
Notwendigkeit einer Restbeweglichkeit
völlig bestreiten [78] geben Ryu et al. einen Bewegungsumfang in Extension/Flexion von jeweils 40 Grad und für die Ulnar- und Radialduktion von insgesamt 40
Grad an [53]. Palmer et al. gehen von 30
Grad Extension, 5 Grad Flexion, 10 Grad
Radial- und 15 Grad Ulnarduktion aus
[49]. Diese Bewegungsumfänge können
in der Regel mit den modernen Teilarthrodesen erreicht werden. Wir schließen
uns der Meinung von Carlson an, der eine große Variationsbreite des von verschiedenen Probanden benutzen Bewegungsumfangs im Handgelenk feststellte
und ableitete, dass es schwierig ist einen
interindividuellen Bewegungsumfang
anzugeben [9].Es konnte gezeigt werden,
dass in speziellen Situationen Teilfusionen in der Lage sind, den Pathomechanismus der Degeneration zu unterbrechen und wie bei der STT Fusion nach
Lunatumnekrose zu einer teilweisen Erholung der veränderten Strukturen führen können [25, 34, 69, 77].
Eine weitere, verbreitete Rettungsoperation am Handgelenk stellt die Entfernung der proximalen Handwurzelreihe als so genannte Proximal Row Carpectomie dar. Sie setzt neben intakten radialen Gelenkflächen einen intakten Kapitatumkopf voraus. Die Ergebnisse differieren enorm. Wirklich vergleichende prospektiv randomisierte Studien betreffend
ihrer Wertigkeit vor allem gegenüber den
Teilarthrodesen sind nicht vorhanden.
Nach Safar et al. [55] resultieren schlechtere Ergebnisse, nach Wyrick et al [81]
und bei Nagy et al. [47] tendenziell bessere Ergebnisse als bei Teilarthrodesen,
jedoch sind alle diese Studien retrospektiv und zeigen zum Teil erhebliche Unterschiede des Patientenguts in den einzelnen Gruppen. Wir wenden derzeit die
Proximal Row Carpectomie nur an einem
Patientengut mit eingeschränkter Indikation an und sind mit ihrem Einsatz zurückhaltend. Bedenken bestehen vor allem dahingehend, dass neben der Bewe-
gungsminderung durch den Wegfall des
Mediokarpalgelenks die Inkongruenz des
Kapitatums in der Fossa lunata des Radius zu Langzeitschäden führen könnte.
Andere Autoren beobachteten jedoch ermutigende Langzeitergebnisse [23, 61].
Randomisierte vergleichende Studien
fehlen.Eine Schlussfolgerung zur Wertigkeit der Proximal Row Carpectomie im
Vergleich zu den Teilarthrodesen erscheint deshalb im Moment nicht zulässig und bleibt Gegenstand zukünftiger
Untersuchungen.
Fazit für die Praxis
Sind rekonstruktive Maßnahmen bei
degenerativen Veränderungen am Handgelenk nicht mehr erfolgversprechend
stehen mit den Teilarthrodesen mittlerweile bewährte Verfahren als Rettungsoperation zur Verfügung, die bei vergleichbarer Schmerzreduktion der Totalarthrodese funktionell überlegen sind.Vorraussetzung ist jedoch eine korrekte Indikationsstellung und die Beachtung der Pathobiomechanik. Die Indikation zur STT-Fusion
besteht neben der STT Arthrose, bei der
fortgeschrittenen Lunatumnekrose mit
beginnendem karpalen Kollaps (entsprechend Stadium IIIb nach Lichtman), bei
der veralteten SL-Bandverletzung mit statischer Instabilität, wenn eine ligamentäre
Rekonstruktion des SL-Bandes nicht mehr
Erfolg versprechend, und die radioskaphoidale Gelenkfläche intakt ist.
Wir führen die mediokarpale Teilarthrodese
im Stadium II und III des karpalen Kollapses
durch, wenn die arthrotischen Veränderungen im Radioskaphoidal und eventuell
im Mediokarpalgelenk zu erheblicher
Beeinträchtigung führen.
Die Indikation zur RSL-Fusion sehen wir
beim Trauma Patienten bei schmerzhaft
arthrotisch veränderten Radiokarpalgelenk, wie sie z. B. bei fehlverheilten intraartikulären Radiusfrakturen auftreten,
wenn korrigierende Maßnahmen nicht
mehr Erfolg versprechend sind. Des Weiteren findet sie bei idiopatischen und
rheumatoiden Arthrosen Anwendung.
Isolierte Versteifungen zweier Karpalknochen sind ebenfalls im klinischen Einsatz. Jedoch ist ihr Indikationsspektrum
zur Zeit noch beschränkt. Möglicherweise
bieten neue Implantate, wie die kanülierte
Herbertschraube eine technische Erleichterung und somit eine breitere Einsatzmöglichkeit.
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