Bayerische Vorgeschichtsblätter 81, 2016, S. 7–18
Neues zu jungneolithischen Kupferbeilen aus Oberbayern
Heiner Schwarzberg, München
Hans Peter Uenze
zum 80. Geburtstag gewidmet
Das nördliche Alpenvorland stellt in allen vor- und
frühgeschichtlichen Perioden einen Kulturraum von
besonderer Wichtigkeit dar, denn hier kreuzen sich die
Nord-Süd verlaufenden Kommunikationswege über die
Hochalpen bzw. in Richtung der Mittelgebirge sowie die
Routen über Oberösterreich in das Pannonische Becken
und in das heutige West- bzw. Südwestdeutschland. Besonders seit dem Übergang vom 5. zum 4. Jahrtausend
ist hier ein komplexes System von Wechselwirkungen
zu verzeichnen, das zahlreiche Rohstoffe und Güter umfasst1. Ein exzellentes Beispiel für derartige transalpine
Kontakte ist die Vermittlung frühen Kupfers in das Gebiet des heutigen Freistaates Bayern. Handelte es sich vor
einigen Jahrzehnten noch um wenige Exemplare, führt
eine steigende Anzahl jungneolithischer Kupferfunde inzwischen zu einem deutlich detaillierteren Bild. Besondere Bedeutung besitzen dabei die kupfernen Flachbeile,
von denen hier zwei bislang unpublizierte Stücke vom
Südrand der Münchner Schotterebene kurz vorgestellt
und in ihren Kontext eingebettet werden sollen.
Kupferflachbeil aus Unterhaching
Die genauen Fundumstände des Kupferbeiles aus Unterhaching (Abb. 1,1; 3,2), Lkr. München, sind nicht vollkommen klar. Es wurde wahrscheinlich um 1965 auf
dem am Südrand der Gemeinde liegenden langgestreckten Ackerstück des Landwirtes J. Weise südlich des Ziegelweges, wohl in der Nähe der Trasse der Autobahn A8,
als Einzelfund bei Feldarbeiten ausgeplügt. Der Grundeigentümer übergab das Stück an den örtlichen Volksschulrektor A. Neumeier, der es im März 2004 dem Förderverein des Heimatmuseums Unterhaching übereignete2. Vom Fundplatz selbst liegen keine Informationen
zu weiteren Funden vor, doch sind aus den unmittelbar
westlich und nordwestlich anschließenden Fluren verschiedene Spuren vorgeschichtlicher Besiedlung sowie
ein aus Luftbildern erschlossener Kreisgraben bekannt.
Die trapezförmige Beilklinge ist 9,5 cm lang, maximal 4 cm breit und bei leichter Wölbung maximal 0,8 cm
stark. Das Gewicht beträgt 187,3 g. Die Schneide ist leicht
ausgestellt, was das Stück in die Nähe des Typs „Altheim“
rückt. Der Nacken besitzt eine angedeutete Einziehung.
Die nur recht gering korrodierte Oberläche weist auf
beiden Seiten starke Grate auf, die auf den Gußprozess
zurückzuführen sind. Eindeutige Spuren einer Nutzung
oder Nachschärfung lassen sich nicht erkennen. Das Beil
besteht aus nahezu reinem Kupfer mit einem sehr geringen Arsenanteil von knapp 1 % und minimalen Spuren
von Silber3.
Kupferflachbeil aus Baierbrunn
Im Herbst 2010 machte M. Niedermeier auf der Kante des
linken Hochufers der Isar, etwa 1,5 km süd-südwestlich
von Baierbrunn, Lkr. München, im bewaldeten Gebiet einen solitären Sondenfund, den er dem Bayerischen Landesamt für Denkmalplege anzeigte4 und der von dort
im März 2016 an die Archäologische Staatssammlung
gelangte (Inv. Nr. 2016_0032).
Die recht kleine trapezförmige Beilklinge (Abb.
1,2; 3,4) vom Typ Altheim (Variante Zwerndorf) nach E.
F. Mayer5 ist 5,2 cm lang, maximal 2,8 cm breit und bei
sehr leichter Wölbung 0,6 cm stark. Das Gewicht beträgt 45,9 g. Die Schneide ist nicht ausgestellt, die Bahn
verläuft leicht schief, der Nacken besitzt eine schwache
Einziehung. Der Querschnitt des Stückes ist oval. Die
recht stark korrodierte Oberläche weist einseitig Spuren eines Grates auf, der auf den Gießprozess zurückzuführen ist. Das Beil besteht aus 99%igem Kupfer mit
einem geringen Arsenanteil von knapp 1 %6.
Jungneolithische Kupferbeile im
nördlichen Alpenvorland
Die Ursprünge des Kupferbergbaus und der europäischen Metallurgie lassen sich auf den vorderasiatischen
Raum zurückführen und reichen in Südosteuropa bis
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Töchterle 2015, 72–73.
AZ BLfD M-2012-1378-1_0-1. Die Beilklinge ist Teil der Dauerausstellung des Heimatmuseums Unterhaching. Verf. dankt
dem Vorsitzenden des Fördervereines Dr. Harald Nottmeyer für
die Möglichkeit, das Stück an dieser Stelle vorlegen zu können.
Archäolog. Staatsslg. München, Rest.-Nr. 2015/5502.
AZ BLfD M-2011-447-1_0. Verf. dankt Dr. Christian Later für
die Vermittlung und Überstellung des Beiles sowie Informationen zu den Fundumständen.
Mayer 1977, 56.
Archäolog. Staatsslg. München, Rest.-Nr. 2016/5603.
7
Heiner Schwarzberg
weit ins 6. Jahrtausend v. Chr. zurück7. Von dort wurde
die neue Technologie über den Donauraum nach Nordwesten vermittelt. Nach einer Initialphase um 4000 v.
Chr. beginnt in einzelnen Regionen (Baalberger Kultur
Mitteldeutschlands, Münchshöfener Kultur in Altbayern, Mondseekultur Oberösterreichs sowie Pfyner Kultur im Bodenseeraum) die Verwendung von kupfernen
Artefakten, die anfangs offensichtlich einen ganz besonderen Prestige- und Statuscharakter besaßen8. Insbesondere aus der Pfyner Kultur und der Mondseekultur
ist dabei über Gussformenfunde und Schmelztropfen
eine erste Metallurgie mit südosteuropäischem Kupfer
innerhalb der Siedlungen ablesbar9. Nachweise für die
jungneolithische Ausbeutung alpiner Kupfererzreviere
Abb. 1. Neufunde jungneolithischer Kupferbeile aus Oberbayern. 1 Unterhaching; 2 Baierbrunn; 3 Krautinsel; 4 Bad Aibling-Berbling. M. 2:3.
8
Jungneolithische Kupferbeile aus Oberbayern
existieren zwar in begrenztem Maße vom Mariahilfberg bei Brixlegg, vom Götschenberg bei Bischofshofen
sowie möglicherweise vom Kiechlberg in Tirol, diesen
kam jedoch erst mit dem Rückgang des Kupfertransfers
aus Südosteuropa zwischen der Mitte und dem Ende
des 4. Jahrtausends besondere Bedeutung zu, besonders
prominent mit dem kaltgeschmiedeten Randleistenbeil
der Gletschermumie vom Hauslabjoch10.
Nun strahlen auch die metallurgischen Zentren
in Oberitalien über die Alpen bzw. Südfrankreich über
die Rhône nach Mitteleuropa aus. Andere Gebiete versuchten dagegen, mit dem vertrauten Material Felsgestein Metallformen nachzuahmen11. So ähnelt z. B. der
französische Beiltyp Pauilhac den Kupferbeilen aus
dem Hortfund von Stollhof (Niederösterreich)12. Im Beildepot aus Großheubach, Lkr. Miltenberg, tritt dagegen
ein Kupferbeil aus südosteuropäischem Kupfer gemeinsam mit einem spitznackigen Beil des Typs Puy aus alpinen Gesteinen auf (Abb. 4; 5,1)13. Somit kann Europa
zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend v. Chr. in eine
(süd)östliche, metallnutzende bzw. verarbeitende, sowie
eine (nord)westliche Sphäre unterschieden werden, die
weiterhin stark am Stein als Rohstoff festhält. Mitteleuropa und insbesondere dem Nordalpenvorland kommt
dabei eine strategische Mittlerrolle zu.
Trotz intensivierter Bodendenkmalplege ist die
Gesamtzahl der jungneolithischen Kupferfunde im
Freistaat Bayern noch immer recht gering, was erneut
deutlich macht, dass die Alpen (einschließlich Oberösterreichs) die Grenze dessen darstellen, was man als
tatsächliche Kupferzeit bezeichnen sollte. Vielmehr
kann hier trotz aller zu verzeichnenden Neuerungen
von einem kupferführenden Neolithikum gesprochen
werden, das als Peripherie in abgeschwächter Form
und regional in durchaus unterschiedlichem Tempo
einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel
durchmachte14. So sind auch formal – abgesehen von
einer Knaufhammeraxt mit Rippenzier problematischer Datierung aus Herrsching am Ammersee, einer
mittlerweile verschollenen Hackenaxt aus Hafenlohr
in Unterfranken sowie einer Hammeraxt vom Typ
Şiria aus Überlingen am Bodensee – aus Süddeutschland bislang keine größeren Kupfergeräte bekannt geworden15.
Bis in die 1990er Jahre konnten in Bayern im
Prinzip nur zwei Typen jungneolithischer Flachbeile
beobachtet werden16. Hierbei handelt es sich um Beile vom Typ Stollhof, der Klingen von langgestreckttrapezförmiger, meißelartiger Grundform, geradem
Nacken und leicht gebogener Schneide umschreibt.
Längs- und Querschnitt sind etwa symmetrisch, wobei
der Längsschnitt am Nacken etwas schmaler ist17. Die
gedrungenen, stärker trapezförmigen Stücke bilden dabei die Variante Hartberg. Dieser Form entsprechen das
Beil aus dem Depotfund von Großheubach (Lkr. Miltenberg), die Stücke von Burgheim-Straß (Lkr. NeuburgSchrobenhausen), Augsburg sowie Straubing (Abb. 5,1–
4). Der Variante Hartberg nahestehende Stücke liegen
aus Burgheim-Illdorf (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen),
Langquaid-Grub (Lkr. Kelheim), Grafrath-Wildenroth
(Lkr. Fürstenfeldbruck) sowie wahrscheinlich Weißenbrunn (Lkr. Coburg) vor (Abb. 5,5–8). Anzuschließen
sind weiterhin ein Neufund aus dem Jahr 1998 aus
Moosach-Schattenhofen, (Lkr. Ebersberg) (Abb. 3,2) sowie eine 2011 entdeckte Beilklinge aus Sankt Wolfgang
(Lkr. Erding) (Abb. 3,1)18. Nicht völlig klar ist die typologische Ansprache eines 1928 entdeckten, danach in
Privatbesitz (Sammlung Frank) beindlichen und mittlerweile wohl verschollenen 11,5 cm langen Flachbeils
vom Westufer des Abtsdorfer Sees bei Saaldorf-Surheim
(Lkr. Berchtesgadener Land)19. Eine im Archiv des BLfD
beindliche, Paul Reinecke zugeschriebene Handskizze
(Abb. 2,1) ließ hier zwar zuerst eine Zuweisung zum Typ
Altheim mutmaßen, doch deutet eine unlängst im Archiv der Archäologischen Staatssammlung München
entdeckte zeitgenössische Fotoaufnahme (Abb. 3,6) eher
auf die Nähe zur Variante Hartberg (s. z. B. Abb. 6,3–4)
hin.
Die Flachbeile vom Typ Altheim nach E. F. Mayer20
besitzen einen annähernd trapezförmigen Umriss und
eine sanft gebogene, manchmal auch gezipfelte Schneide. Die leicht nach außen gebogenen Seiten des Querschnittes können teilweise scharfkantig zulaufen. Der
meist symmetrische Querschnitt besitzt leicht konvexe
oder gerade Breit- und Schmalseiten. Derartige Stücke liegen in verschiedenen Größen aus Altheim (Lkr.
Landshut), Ainring-Au (Lkr. Berchtesgadener Land), vom
Starnberger See nahe Kempfenhausen (Lkr. Starnberg),
aus einer Höhensiedlung auf dem Hesselberg bei Röckingen (Lkr. Ansbach) und aus Untersiemau-Weißenbrunn am Forst (Lkr. Coburg) vor (Abb. 5,9–13). Diesen
Stücken sind neben dem oben vorgestellten Exemplar
aus Unterhaching auch zwei bislang kaum beachtete
10,7 bzw. 18,5 cm lange kupferne Beilklingen zuzuordnen, die 1987 bzw. 1989 im steilkantenartigen Uferbereich der Insel Burgstall im Abtsdorfer See bei Saaldorf-
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Hansen 2009, 12–14.
Krause 2003, 225–231, 237–241; Krause 2011, 86–87; Stöllner
2015, 50–52.
Schlichtherle/Rottländer 1982; Obereder u. a. 1993; Schmitz
2004, 105–106; Krause 2011, 87.
Spindler 2004; Kaufmann 2015, 90.
Stöllner 2015, 46–47.
Pétrequin u. a. 2005.
Pétrequin u. a. 2008, 265; Stöllner 2015, 47.
Zur Begriffsdiskussion Krause 2003, 228–230; Stöllner 2015,
48–49.
Pászthory/Mayer 1998, 19–20 Taf. 1,1; Matuschik 1997, Abb. 1.
Die Typologie der jungneolithischen Flachbeile geht vor allem auf E. F. Mayer (1977) zurück. Nicht näher werden hier
die beilförmigen Barren vom Typ Niederosterwitz diskutiert,
die sich über den dachförmigen Querschnitt gut von den eigentlichen Flachbeilen abgrenzen lassen (Pászthory/Mayer
1998, 27–28).
Mayer 1977, 45; Pászthory/Mayer 1998, 23–24.
Later 2015, 10–11.
Irlinger 1990, 85.
Mayer 1977, 53; Pászthory/Mayer 1998, 25.
9
Heiner Schwarzberg
Abb. 2. Abtsdorfer See. Flachbeile. 1 Altfund 1928; 2–3 Funde der Jahre 1987/89. M. 2:3.
10
Jungneolithische Kupferbeile aus Oberbayern
Abb. 3. Flachbeile aus Oberbayern. 1 St. Wolfgang; 2 Unterhaching; 3 Moosach-Schattenhofen; 4 Baierbrunn; 5–7 Abtsdorfer See
(6 Altfund des Jahres 1928). M. 2:3.
11
Heiner Schwarzberg
Abb. 4. Depotfund mit einem Kupferbeil und vier Steinbeilen aus Großheubach. M. 2:3.
12
Jungneolithische Kupferbeile aus Oberbayern
Abb. 5. Kupferbeile aus Bayern. 1–4 Typ Stollhof, Variante Hartberg; 5–8 Variante Hartberg nahestehend; 9–13 Typ Altheim;
14 Typ Altheim nahestehend. 1 Großheubach; 2 Straß; 3 Augsburg; 4 Straubing; 5 Illdorf; 6 Langquaid; 7 Wildenroth; 8 Weißenbrunn;
9 Altheim; 10 Au; 11 Hesselberg; 12 Starnberger See; 13 Weißenbrunn am Forst; 14 Umgebung von Bad Staffelstein. M. 1:3.
13
Heiner Schwarzberg
Surheim (Lkr. Berchtesgadener Land) entdeckt wurden
(Abb. 2,2–3; 3,5.7)21. Trotz seiner Deformierung könnte
zudem ein von K. Pászthory und E. F. Mayer nicht näher
angesprochenes Beil aus der Umgebung von Bad Staffelstein (Lkr. Lichtenfels) am ehesten dem Typ Altheim angeschlossen werden, allerdings existieren Hinweise auf
eine jüngere Datierung des Stückes22. Als bislang nicht
in Bayern verzeichnete Variante Zwerndorf 23 mit ovalem Querschnitt ist hier trotz der starken Oberlächen-
korrosion das oben vorgestellte Stück aus Baierbrunn
(Abb. 1,2; 3,4) anzuschließen.
Ein 1988 nordöstlich von Bad Aibling-Berbling
(Lkr. Rosenheim) entdecktes 10,3 cm langes Exemplar24
(Abb. 1,4) ist den bei E. F. Mayer eher vage formulierten
„kleinen Flachbeilen“ mit leichter Tropfenform, Nacken
mittlerer Breite, recht geraden Seiten und nur leicht geschwungener Schneidenbahn zuzuweisen25. Die stark
unebene Oberläche ist zwar vor allem auf korrosive
Abb. 6. Ausgewählte Kupferbeile aus Österreich. 1–2 Typ Stollhof; 3–6 Typ Stollhof, Variante Hartberg.
1.4 Stollhof; 2.5 Fundort unbekannt; 3 Umgebung von Hartberg; 6 Retz. M. 1:3.
14
Jungneolithische Kupferbeile aus Oberbayern
Vorgänge zurückzuführen, jedoch sind wohl auch noch
Spuren des Gussprozesses zu beobachten, so dass wir
hier möglicherweise ein Halbfabrikat vor uns haben.
Von großem Interesse ist ein weiteres, bislang nur
ansatzweise diskutiertes Stück von der Krautinsel im
Chiemsee (Lkr. Rosenheim) (Abb. 1,3)26. Diese spitznackige Beilklinge steht trotz ihrer geringen Größe von
7,5 cm dem bislang in Bayern nicht beobachteten Typ
Split nach E. F. Mayer nahe27.
Bei einem mehrfach erwähnten, aber wohl während der Materialaufnahme durch K. Pászthory und
E. F. Mayer unzugänglichen „Kupferbeil unbekannter
Form“28 aus Leidersbach, Lkr. Miltenberg, handelt es
sich dagegen nicht um eine metallene Klinge, sondern
um einen kleinen rechteckigen Bronzebarren, höchstwahrscheinlich urnenfelderzeitlicher Zeitstellung (Inv.
Nr. 1905,129). Dies wird durch seine Metallzusammensetzung als eindeutige Zinnbronze belegt29. Auch der
Abb. 7. Ausgewählte Kupferbeile aus Österreich. 1–4 Typ Split; 5–7 „Kleine Flachbeile“.
1–7 Fundort unbekannt. M. 1:3.
21
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24
25
26
Irlinger 1990, 85–87; Plederer 2001, 22–23.
Pászthory/Mayer 1998, 27; Schmitz 2004, 104.
Mayer 1977, 53, 56.
Steffan/Uenze 2003, 110 Taf. 16,3.
Mayer 1977, 52.
Steffan/Uenze 2003, 145 Taf. 12,1. – Im Labor der Curt-Engelhorn-Zentrum (CEZ) Archäometrie GmbH wurden jeweils
eine Röntgenluoreszenzanalyse (EDRFA) und eine Neutronenaktivierungsanalyse (INAA) durchgeführt (Proben-Nr.
MA-134207), die beide 99%iges Kupfer mit geringen Beimi-
27
28
29
schungen von Arsen, Eisen, Wismut, Silber und Antimon
nachwiesen. Eine Bestimmung der Bleiisotopenverhältnisse
war auf Grund des zu geringen Bleigehaltes nicht durchführbar. Die Zusammensetzung deutet aber dennoch auf eine
südosteuropäische Provenienz des verwendeten Kupfers hin.
Verf. ist Herrn PD Dr. Roland Schwab vom CEZ für seine Hinweise sehr verbunden.
Mayer 1977, 51–52.
Pászthory/Mayer 1998, 27 Nr. 22; Schmitz 2004, 104.
Archäolog. Staatsslg. München, Rest.-Nr. 2016/5604.
15
Heiner Schwarzberg
angebliche Zusammenfund mit zwei neolithischen
Steinbeilen hält einer kritischen Überprüfung des Kontextes nicht stand und resultiert wohl aus einer fehlerhaften Interpretation der gut dokumentierten gemeinsamen Überstellung der Funde aus der Sammlung H.
von Haxthausens an die damalige Prähistorische Staatssammlung.
Die Chronologie der bayerischen Kupferbeile ist
aufgrund der häuig dürftigen Überlieferung ihrer
Fundkontexte noch immer problematisch und kann zumeist nur anhand von Vergesellschaftungen und weitreichenden Vergleichen erstellt werden, die ihrerseits in
den letzten Jahren sogar teilweise neu eingeordnet werden mussten: Ein Beil des Typs Stollhof stammt aus der
Siedlung von Barca in der Slowakei und datiert dort in
die Badener Kultur30. Dieser zeitliche Ansatz wird durch
die Vergesellschaftung mit einer Hammeraxt des Typs
Handlová aus dem eponymen Depotfund gestützt31. Ein
Beil der Variante Hartberg ist aus dem Hortfund von
Horodnica bekannt, der in die Stufe Cucuteni B datiert
wird32. Das Depot von Großheubach (Abb. 4), das neben
westeuropäischen Steinbeilen eine typologisch vergleichbare kupferne Beilklinge enthält, wird mit der
entwickelten Michelsberger Kultur verbunden33. Vor allem die Datierung der eponymen Siedlung von Altheim
gibt einen Anhaltspunkt für die zeitliche Stellung des
zugehörigen Kupferbeiles34. Dies wird durch den Fund
vom Auhögl unterstützt35. Gerade letztgenannte Siedlung weist zudem enge Parallelen zur Mondseekultur
auf, aus der ebenfalls zahlreiche derartige Stücke vorliegen. Eine verlässliche Aussage zur absoluten Nutzungsdauer der verschiedenen Typen gelingt leider bis heute
nicht befriedigend, muss aber ab dem zweiten und mindestens bis zum letzten Viertel des 3. Jahrtausends angenommen, in Anbetracht von Beispielen wie dem wohl
jüngeren Stück aus der Nähe von Bad Staffelstein sogar
noch später angesetzt werden.
An dieser Stelle soll die detaillierte chemische
Zusammensetzung der Beile zwar nicht weiter vertieft
und einer paläometallurgischen Studie zur jungneolithischen Kupferverwendung im nordöstlichen Alpenvorland nicht vorgegriffen werden, die Zusammenset-
Abb. 8. Ausgewählte Kupferbeile aus Österreich. 1–8 Typ Altheim; 9–10 Typ Altheim, Variante Zwerndorf. 1 Weyregg, Station
Puschacher; 2 Seewalchen; 3 Weyregg; 4 Attersee (See); 5 Attersee; 6 Fundort unbekannt; 7 Kronstorf-Unterhaus; 8 Attersee-Aufham;
9 Zwerndorf a. d. March; 10 Schlögelsbach-Kilb. M. 1:3.
16
Jungneolithische Kupferbeile aus Oberbayern
zung der vorgestellten Stücke zeigt jedoch, dass es sich
um frühe Kupferfunde mit relativ hohem Reinheitsgrad
– sog. Mondseekupfer36 – handelt. Diese etwas irreführende Benennung geht auf die frühen Untersuchungen
der Kupferfunde der südlich der Donau zwischen den
Flüssen Salzach und Enns im Salzkammergut gelegenen Fundplätze der im Spätlengyel-Kontext (Bajč-Retz)
stehenden Mondseekultur unter Leitung von R. Pittioni
sowie die spätere globale Analyse im Rahmen des Stuttgarter SAM-Projektes zurück37. Vielmehr zeigen jüngere
Studien, dass die Verbreitung derartiger Kupferobjekte
vom Iranischen Hochland bis zur Iberischen Halbinsel,
Südskandinavien und ins südliche Irland streuen, wobei sie besondere Fundschwerpunkte im Pannonischen
Becken, der nordalpinen Peripherie sowie der Norddeutschen Tiefebene aufzuweisen scheinen38. Die Herkunft
des sog. Mondseekupfers ist somit auch nicht, wie es
dem Namen nach vielleicht naheliegen mag, in den zu
einem späteren Zeitpunkt intensiv ausgebeuteten ostalpinen Kupferlagestätten, sondern eher in Südosteuropa
zu suchen. Hierbei sind insbesondere die Lagerstätten
von Majdanpek (Ostserbien) und Aibunar (Südbulgarien), nicht jedoch Rudna Glava (Ostserbien) wahrscheinliche Kandidaten39. Der insbesondere bei jüngeren Dolchen und Flachbeilen auftretende erhöhte Arsenanteil
ist durch die damit verbundene Veränderung der Härte
zu erklären. Unklar ist jedoch, ob es sich um eine gezielte Auswahl entsprechender Erze oder einen gezielten
Zuschlag von Arsenkies als Speise – und dadurch eine
Legierung – gehandelt hat40.
Ausblick
Die Vermehrung des Datenbestandes, deutliche Fortschritte bei archäometallurgischen Ansätzen, Lagerstättenanalysen sowie Provenienzbestimmungen zeigen
die Notwendigkeit einer neuen zusammenfassenden
Würdigung früher Kupferverwendung im Nordalpenraum, die keineswegs allein auf die hier exemplarisch
diskutierten Flachbeile beschränkt werden darf. Hier
sind wesentliche neue Ansätze zur Herausbildung des
Kupferbergbaus und der Kupfermetallurgie im alpinen
Raum und den damit verbundenen globalen Austauschnetzwerken zu erwarten.
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Novotná 1970, 14, 16.
Novotná 1970, 24.
Mayer 1977, 47.
Schmitz 2004, 536–537.
Saile 2014, 47. Das Beil wurde im mittleren Graben I Süd zwischen 24 und 27 m gefunden.
Schmitz 2004, 104.
Frank/Pernicka 2012, 122 Tab. 1; Pernicka/Frank 2015; s. auch
Ottaway 1982.
Pittioni 1957; ders. 1966; Junghans u. a. 1968.
Pernicka/Frank 2015, 80 Abb. 7 (nach Witte 2004).
Pernicka/Frank 2015, 81 Abb. 9.
Pernicka/Frank 2015, 79.
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(Freiberg 2004).
Abbildungsnachweis
Abb. 1,1–3; 2,3: Zeichnungen: Dr. G. Sorge, Archäolog. Staatsslg.
München.
Abb.1,4 (links u. Mitte): nach: Steffan/Uenze 2003 Taf. 16,3.
Abb. 1,4 (rechts): BVbl. Beih. 4, 1991 (Fundchronik 1988) Abb. 12,1.
Abb. 2,1 (links u. Mitte): nach: Irlinger 1990, 86 Abb. 22 (Zeichnung:
P. Reinecke).
Abb. 2,1 (rechts): Inventar der Archäolog. Staatsslg. München.
Abb. 2,2: Foto: E. Blumenau, Archäolog. Staatsslg. München.
Abb. 3,1.3: nach: Later 2015, Abb. 1.
Abb. 3,2; 4: Fotos: St. Friedrich, Archäolog. Staatsslg. München.
Abb. 3,4: Foto: Dr. G. Sorge, Archäolog. Staatsslg. München.
Abb. 3,5.7: nach: Irlinger 1990, 87 Abb. 23.
Abb. 3,6: Fotoarchiv, Archäolog. Staatsslg. München (um 1928).
Abb. 5: Zeichnungen: Pászthory/Mayer 1998, Taf. 1,9–13; 2,14–21.
Abb. 6: Zeichnungen: Mayer 1977, Taf. 9,94–95.97–100.
Abb. 7: Zeichnungen: Mayer 1977, Taf. 10,116–117.119–123; 11,129.
Abb. 8: Zeichnungen: Mayer 1977, Taf. 11, 135.139–145; 12,146.160–
161.
Bayerische Vorgeschichtsblätter 81, 2016, S. 19–31
Vorgeschichtliche Funde von der Krautinsel im Chiemsee
Ein Abschlussbericht
Hans Peter Uenze, Vaterstetten
Ein paar ungewöhnliche neolithische Neufunde von der
Krautinsel geben den Anlass, noch einmal Neufunde
von der kleinsten Insel im Chiemsee, der Krautinsel, vorzulegen1. Im Folgenden werden die Objekte aus vorrömischer Zeit behandelt. Wie bereits früher erwähnt, empiehlt es sich, die Areale Sporn und Sandbank getrennt
von der eigentlichen Krautinsel zu besprechen2. Zur
Lage, allgemeinen Fundsituation und Fundgeschichte
des Materials von der Krautinsel sei auf die einleitenden
Bemerkungen der Literatur von 2013 verwiesen3.
Katalog der Funde von der Sandbank
1. Bergung 2013
• Kleiner mesolithischer klingenartiger Abspliss; gelbbrauner Silex mit weißen Einschlüssen; seiigglatte
Oberläche. L. 2,0 cm (Abb. 1,1).
• 10 kleine bis winzige wohl mesolithische Absplisse.
• 13 kleine Abschläge und Reste aus überwiegend minderwertigem lokalem Silex-/Hornsteinmaterial.
• Sehr kleine Pfeilspitze mit konkaver Basis, dünner
brauner Plattensilex, teilweise mit schwarzer Patina;
auf der Ober- und Unterseite Reste der weißen Rinde;
sehr glatte Oberläche. L. 1,8 cm (Abb. 1,2).
• Sehr kleine dreieckige Pfeilspitze mit gerader Basis,
gelbbrauner Silex mit seiigglatter Patina. L. 1,6 cm
(Abb. 1,3).
• Basales Fragment einer größeren Silexklinge, dunkelgrau und braun gebänderter Silex, an den Schneiden ausgesplittert (Gebrauchsretusche?); Oberteil
abgebrochen; sehr glatte Oberläche; die rechte obere Kante der Abbildung zeigt leichte Glanzspuren
(wohl Sichelglanz = in der Abbildung Punktraster).
L. 5,7 cm (Abb. 1,5).
• Unterteil eines neolithischen klingenartigen Abschlages, eine Kante ist retuschiert; schwarzgrauer
Plattensilex; die hellgraue Rinde ist stellenweise erhalten. L. 2,9 cm (Abb. 1,4).
• Eine Wandscherbe eines Gefäßes der Chamer Gruppe mit ausbiegendem Rand und mit Fingertupfenleiste auf der Schulter; grau bis gelbgrau, der Ton ist sehr
grob mit kantigen Steinchen gemagert (Abb. 1,6).
• Ca. 100 überwiegend kleine Scherben verschiedener prähistorischer Gefäße, grob bis sehr grobtonig:
sechs der Scherben grau geglüht, fünf orangefarben,
beides Zeugnisse sekundären Brandes; der Rest gelbgrau, gelbbraun, graubraun bis dunkelgrau.
• Fünf etwas größere Scherben (von 5–10 cm größtem
Durchmesser) von verschiedenen großen Gefäßen;
grob bis sehr grob gemagert; eine dieser Scherben
könnte aufgrund des Abplatzens der Gefäßwand wie
bei Chamer „Aufbau-Keramik“ jener Kulturgruppe
angehören. Von diesen Scherben ist eine hellgrau
(wohl durch sekundären Brand), eine weitere hellgrau und ziegelfarben geleckt (also sicher sekundär
gebrannt).
2. Beim Betonsteg an der Südspitze der Krautinsel, ca.
4 m vom Steg im Wasser, ca. ½ m tief in Seekreide im
August 2013 gefunden
• Hälfte vom Stößel eines Mörsers oder „Klopfstein“,
der Länge nach gespalten; Konglomeratgestein; die
Oberläche ist ringsum unbearbeitet (ungeglättet),
lediglich an der Basis zeigen sich dichte feinnarbige
Arbeitsspuren. L. 18,5 cm (Abb. 2).
3. Lesefunde 2013/2014
• Sehr kleine gestielte Pfeilspitze, brauner Silex mit
einzelnen weißlichen und schwärzlichen Flecken;
seiigglatte Oberläche. L. 1,9 cm (Abb. 1,7).
• Wohl mesolithisches Klingenfragment, Spitze fehlt,
Basis erhalten, eine Kante stumpf retuschiert, die andere spanartig ausgebrochen; gelbgraubrauner Silex;
seiigglatte Oberläche. L. noch 2,9 cm (Abb. 1,8).
4. Lesefund Frühjahr 2015
• Gezähnte Sichelklinge mit stumpf retuschiertem Rücken, brauner Silex mit überwiegend schwarzer Oberläche (Patina?), seiigglatte Oberläche. L. 5,0 cm (Abb. 1,9).
5. Bergung 2015 bis Anfang 2016
• Mesolithischer Abspliss aus rötlichem Silex; extrem
glatt; L. 1,6 cm.
• Wohl mesolithischer Bohrer, Spitze abgebrochen,
graubrauner Silex; sehr glatt. L. 2,0 cm (Abb. 3,1).
• Wohl mesolithischer kleiner Abspliss aus graubraunem Silex; sehr glatt.
• Kleiner wohl mesolithischer doppelkielförmiger Abschlag, schwarz und gelbbraun geleckter Silex, eine
Längskante einseitig retuschiert (für Schäftung?),
sehr glatt. L. 2,7 cm (Abb. 3,2).
1
2
3
Vgl. Uenze 2013.
Uenze 2013, 78.
Uenze 2013, 71.
19