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Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern (circa 1730 bis 1870)

Die Parzelle St. Urbanstrasse 40–44 in Langenthal wurde 2010 vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern baubegleitend untersucht. Dabei fanden sich, neben römischen und wenigen hochmittelalterlichen Spuren, die Reste einer Hafnerwerkstatt. Aufgrund von Archivalien liess sich die Besitzergeschichte des Grundstücks ermitteln. Spätestens ab der Mitte des 18. Jahrhunderts (ab 1730?) arbeiteten vier Generationen der Hafner der Familie Staub auf diesem Grundstück. Die Produktion endete 1870. Abgesehen von den geringen Spuren eines Werkstattgebäudes, zahlreichen Funden an Fehlbränden und Brennhilfen unterschiedlichster Form, sind vor allem die Reste zweier Töpferöfen sowie eines Nebenofens von technikgeschichtlichem Interesse. Es handelt sich um im Grundriss, langrechteckige, stehende Töpferöfen vom Typ «Piccolpasso», wie sie für die Schweiz in der Neuzeit üblich sind. Nach Ausweis der Fehlbrände wurde in diesen Öfen sowohl Geschirr als auch Ofenkeramik gebrannt. In der Spätphase der Hafnerei, d.h. zwischen ca. 1840 und 1870 wurden vermutlich nur noch Ofenkacheln produziert. Die Funktion des kleinen Nebenofens konnte nicht zweifelsfrei ermittelt werden, doch könnte Abbruchschutt darauf hindeuten, dass er zur Herstellung des benötigten Blei-Zinnäschers für die Fayenceglasur verwendet wurde. Die Fayenceglasur selbst wurde auf der Sohle des Feuerungsraumes des Töpferofens geschmolzen. Blei und Zinn kauften die Staubs bei Metallhändlern in Basel. Die ältesten Produktionsabfälle reichen nur bis in das späte 18. Jahrhundert zurück, weshalb die Produktpalette des ersten Hafners Hans Staub unbekannt ist. Aus der Produktionsphase seines Sohnes Daniel haben sich eine Reihe von Fehlbränden mit qualitätvollem, spätbarockem Rocaillendekor erhalten. Leider ist der für die Hafnerei Staub in dieser Phase arbeitende Ofenmaler, der enge stilistische Beziehungen zu Produkten der Aarauer Kachelproduktion aufweist, nicht bekannt. Den Wechsel zum Formenkanon und Dekor Louis XVI bzw. des Empire vollzog die Werkstatt möglicherweise in den späten 1790er-Jahren, wobei die uns heute unbekannten Produkte hohen Qualitätsansprüchen genügt haben müssen. So lieferte Daniel Staub zwischen August 1798 und Mai 1799 fünf Öfen für den im Bau befindlichen «Nationalpalast des grossen Rates» der Helvetischen Bundesbehörden in Luzern. Für seinen Sohn Johannes, der von 1803 bis 1824 die Werkstatt übernahm, lässt sich die Zusammenarbeit mit dem Ofenmaler Johann Heinrich Egli (1776–1852) archivalisch bzw. anhand stehender Öfen und erhaltener Einzelkacheln nachweisen. Dabei reichte die Beschäftigung Eglis auch über eine erste wirtschaftliche Krise im Jahr 1819 hinaus und wurde unter dem Sohn Johannes (1801–1847?) bis mindestens in die 1830er Jahre fortgesetzt. Erst dann scheint der zum Kachelmaler ausgebildete Bruder Johann David Staub diese Funktion übernommen zu haben. Gesundheitliche Probleme und ein (archäologisch nicht nachweisbarer) Brand der Werkstatt 1845 führten 1847 zum Konkurs, wobei Johann David Staub Teile der Konkursmasse übernehmen und den Betrieb bis zu seinem Tod fortsetzen konnte. Für die staubsche Geschirrproduktion des späten 18. und des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts lassen sich vor allem Schüsseln mit einfarbigen Malhorndekoren auf roter Grundengobe, daneben aber auch Lauf- und Borstenzugdekore sowie die Produktion von Nachttöpfen und Apothekenabgabegefässen nachweisen. Sie lassen sich formal nicht von Produkten anderer bernischer Landhafnereien unterscheiden. Bei der Ofenkeramik ist sowohl die Produktion grün und gelbbraun bleiglasierter Kacheln mit Spritzdekor als auch die Herstellung weiss, blau und meergrün glasierter Fayencekacheln belegt. Kacheln mit Schablonendekor liegen nur als gebrauchte Altstücke im Töpfereiabfall, jedoch hätte eine lokale Produktion sicher keine Probleme bereitet. Entsprechend den sich wandelnden Dekorationsstilen wurden die weissen Fayencekacheln in der Hafnerei Staub überwiegend manganviolett bemalt, wobei dem Kachelmaler Johann Heinrich Egli aus Nussberg bei Winterthur, der spätestens seit 1813 auch in Aarau arbeitete, besondere Bedeutung zukommt. Dessen stilistische Entwicklung – klassizistische Landschaftsmedaillons in enger Abhängigkeit von den Hafnereien in Elgg ZH und möglicherweise dem Ofenmaler Conrad Kuhn aus Rieden ZH, wappenschildartige Spruchrahmungen, Schriftrollen und biedermeierliche Vasen bzw. Urnen – prägte nicht nur die Langenthaler Produktion, da er für zahlreiche Hafner arbeitete. Die von Johann Heinrich Egli bemalten Kachelöfen wurden zu wesentlichen Elementen der biedermeierlichen Kachelofenlandschaft des Berner Aargaus, des angrenzenden Kantons Luzern, des östlichen Aargaus, des Fricktals und von Teilen der Kantone Basel-Land bzw. Zürich. Die von ihm bemalten Kacheln waren offenbar begehrt bzw. «stilbildend». Eine Vertiefung der Forschungen zu Johann Heinrich Egli und der Kachelofenlandschaft der Deutschschweiz vom späten 18. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wäre dringend erwünscht. Angesichts des rapiden Verlustes noch stehender Öfen dieses Zeithorizontes, der sich in überquellenden Baumaterialdepots kantonaler Denkmalpflegebehörden einerseits und fehlenden musealen Sammlungskonzepten andererseits widerspiegelt, bleibt für diese Arbeiten nur noch eine kurze Zeitspanne. Nur wo Grundlagenwissen existiert, kann auch entschieden werden, was dokumentations- und erhaltenswert ist.

KERAMIK IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN HANDWERK UND KUNST Beiträge des 44. Internationalen Symposiums Keramikforschung im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, 19.–23. September 2011 Herausgegeben von Silvia Glaser Verlag des Germanischen Nationalmuseums 2015 Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern, 1730 bis 1870 Andreas Heege Töpfereiforschung in der Deutschschweiz Unter den archäologischen Studien zur materiellen Kultur kommt der Erforschung der Keramik und Ofenkeramik aufgrund der guten Erhaltungschancen und der Quantität des geborgenen Fundgutes eine besondere Bedeutung zu. Hierbei liefern Deponierungen von Haushaltsmüll einen informativen Blick auf das Verbrauchermilieu. Zumindest für die Neuzeit muss der so überlieferte Bestand durch die oberirdisch erhaltenen »Luxusobjekte« der Museumssammlungen ergänzt werden, will man einen möglichst vollständigen Eindruck gewinnen. Sonderformen oder seltene und teure Keramiken (polychrome Fayencen oder bemalte Porzellane) finden sich unter der Masse des »Alltagsgeschirrs« nur in entsprechend umfangreichen Fundkomplexen in sehr geringen Stückzahlen.1 Will man zusätzlich der Frage nach der Herkunft, dem Handel und der Verbreitung bestimmter Keramikphänomene nachgehen, so sind Fundkomplexe aus dem Milieu der Keramikproduzenten unerlässlich. Hier helfen als ausschließlicher Ersatz, wie die jüngste Vergangenheit wiederholte Male gezeigt hat, keine kunsthistorisch-stilistischen Gruppenbildungen und manchmal sogar – wenn der Ton gehandelt wird – auch keine naturwissenschaftlichen Analysen.2 Hier ist man auf »harte Fakten« in Form von Bodenfunden angewiesen. Die Erforschung des hoch- bis spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Töpferhandwerks und seiner Produkte in der Deutschschweiz steht für viele Perioden und Regionen noch ganz am Anfang. Momentan kann eine kontinuierliche Keramikproduktion und -nutzung vom 6. bis 12. Jahrhundert sogar nur für die unmittelbar an den Rhein und Frankreich angrenzenden Regionen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie Schaffhausen nachgewiesen werden. Dagegen scheinen weite Teile der Deutschschweiz bereits in fränkisch-alemannischer Zeit im Vergleich mit Südwestdeutschland eine starke Reduktion der Keramikverwendung aufzuweisen. Und zwischen dem 8. und dem späten 11. beziehungsweise frühen 12. Jahrhundert fällt dort die Keramiknutzung offenbar nahezu komplett aus.3 Archäologische Nachweise der Keramikproduktion (Töpferöfen und Abfallgruben) beschränken sich für das 6. bis 11. Jahrhundert auf das unmittelbare Hinterland von Basel.4 Für die seit dem späten 11. beziehungsweise frühen 12. Jahrhundert mit unterschiedlichen Schwerpunkten erneut einsetzende Keramikverwendung fehlen bis ins 14. Jahrhundert Hinweise auf die Herstellungsorte.5 In die Zeit um 1400 datieren Töpferofenbefunde und Töpfereiabfälle aus Winterthur und Fribourg.6 Die nächsten Produktionsnachweise folgen dann erst in der zweiten Hälfte des 15., im 16. und 17. Jahrhundert mit Ofenbefunden und Fehlbränden aus Schaffhausen,7 Zürich,8 Winterthur9 und Zug.10 Für das 18. Jahrhundert gibt es archäologische Töpfereibelege nur aus Bern,11 Burgdorf12 und Fribourg,13 während für das 19. Jahrhundert eine größere Anzahl an Befunden und Funden vorliegt. Bekannt sind Töpferöfen und Fehlbrände aus Bäriswil,14 Basel,15 Bern,16 Büren an der Aare,17 Bulle-Poterne,18 Dällikon,19 Heimberg,20 Langnau,21 Steffisburg,22 Winterthur23 und Kilchberg-Schooren.24 Für den Zeitraum des 18. und 19. Jahrhunderts mehren sich auch die archivalischen Informationen über die Hafner und teilweise sogar ihre Lebensumstände. Der Blick auf die zum Beispiel für den Kanton Bern von Adriano Boschetti-Maradi zusammengetragenen Hafnereistandorte25 oder die von Hermann Buchs für die Region Heimberg erstellten Hafnerlisten26 macht deutlich, wie wenig bis heute tatsächlich bekannt ist. So fehlen zum Beispiel für die Stadt Bern nicht nur jegliche Ausgrabungen in handwerklich arbeitenden Töpfereien, sondern auch archäologische Funde und Befunde zu den zwei bekannten Fayencemanufakturen. Die folgenden Ausführungen verstehen sich daher als ein kleiner Beitrag zur Verbesserung dieser Situation. Sie erweitern unseren Kenntnisstand zur Töpferei des 18. und 19. Jahrhunderts im Kanton Bern.27 Die Hafnerfamilie Staub Das Hafnereigewerbe lässt sich in Langenthal im östlichen Teil des Kantons Bern (Abb. 1) mit einem Hafner Heinrich Herzog bereits für das Jahr 1568 archivalisch belegen. Dies hängt 125 Abb. 1 Bekannte Töpfereistandorte im 18./19. Jh. im Kanton Bern möglicherweise auch mit der Entwicklung Langenthals zum Marktort zusammen. 1571 wurden zwei Jahrmärkte eingerichtet und ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde Langenthal zum Zentrum des Leinwandhandels und angeschlossener Gewerbe im Bereich des Emmentals und des damals bernischen Oberaargaus. Zwischen dem frühen 17. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten mehrere Generationen der Hafnerfamilie Geyser/Geiser in Langenthal, jedoch sind die Lage ihres Grundstückes und die Art der Produktion bisher unbekannt. Spätestens 1757 betrieb auch die Familie Staub in Langenthal eine Hafnerei. Vermutlich bewohnte diese seit 1730 das archäologisch untersuchte Grundstück an der heutigen St. Urbanstraße 40–44 (Abb. 2), denn ein Türsturz des Kellers, des nicht bauhistorisch untersuchten und jetzt abgebrochenen Hafner-Wohnhauses, trug dieses Datum. Vom Wohngebäude 126 Andreas Heege selber, das straßenseitig am südlichen Parzellenrand lag, fanden sich bei der Ausgrabung nur noch geringe Fundamentreste des Kellers 43 und Spuren einer Fußbodenpflasterung 44. Vom separat stehenden Werkstattgebäude, das auch in archivalischen Quellen mehrfach erwähnt wird, zeugen die Töpferöfen 46 und 47, die Lehmlagerungsgruben 48 und 71 sowie die Fundamentreste 61 und 85. Gründer der über vier Generationen nachweisbaren »Hafnerdynastie« dürfte ein Hans/Johannes Staub gewesen sein, dessen genaue Lebensdaten nicht bekannt sind. Aufgrund der Landvogteirechnungen Aarwangen beziehungsweise Trachselwald lässt er sich erstmals 1757 belegen. Auf Hans Staub folgte vermutlich um 1765/67 sein Sohn Daniel (1730?–vor April 1803). Seine Qualitäten als Ofenbauer müssen weit herum bekannt gewesen sein, denn zwischen August 1798 und Mai 1799 lieferte er fünf (klassizistische?) Öfen für den im Bau Abb. 2 Übersicht über die Ausgrabungsbefunde Langenthal, St. Urbanstraße 40–44. Neuzeitliche Befunde: rot, spätmittelalterliche: grün, römische: grau. Zusätzlich ist die ursprünglich auf der Parzelle vorhandene Bebauung eingetragen. Alle hervorgehobenen Zahlen verweisen auf die im Text genannten Befundnummern. Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 127 Abb. 3 Kachelofen des Johannes Staub, datiert 1815, Malersignatur »J.H. Egli«. Roggwil, Oberer Schmittenweg 7 befindlichen »Nationalpalast des grossen Rates« der Helvetischen Zentralbehörden, der in Luzern nach den Plänen des Zürcher Architekten David Vogel (1744–1808) entstehen sollte. Signierte Öfen aus seiner Produktionsphase sind offenbar nicht erhalten. Nach dem Tod des Vaters übernahm 1803 der Sohn Johannes (1767–1824) den Betrieb. Um das Erbe antreten zu können, musste er sukzessive seine drei Schwestern auszahlen. Außerdem hatte er für alle Schulden seines Vaters aufzukommen. In den Jahren 1805/06 und 1811 beziehungsweise 1815/16 konnte er immerhin noch einzelne kleine Ackerflächen in der Langenthaler Feldmark aufkaufen. Der Betrieb warf also offensichtlich Geld ab. Aus dieser Zeit stammen die Reste des ältesten in Funktion erhaltenen Ofens aus Staub’scher Produktion (Abb. 3–4). Der Verkauf des gesamten Besitzes am 1. Juni 1819 belegt dann die katastrophale wirtschaftliche Lage der Werkstatt in Folge der Klima-, Hungerund Wirtschaftskrise, die auf den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien nach 1815 folgte.28 Dem Verkaufspreis von 7500 Schweizer Franken standen Schulden in Höhe von 6245 Franken 7 Batzen und 41/2 Rappen gegenüber. Von den Schuldnern hatte Herr Zässlin in Basel für englisches Zinn noch 15 Franken 7 Batzen 5 Rappen zu erhalten und Leonhard Paraviziny hatte für »Glätt« (Bleiglätte) noch 77 Franken 5 Batzen ausstehen. Auf diesem Weg erfährt man, woher Johannes Staub die Rohstoffe für seine Fayenceglasuren bezog. Der Abb. 4 Detail: Wappenkartusche und gemalte Medaillons, vgl. Abb. 3 128 Andreas Heege Abb. 5 Erhaltene Kacheln eines 1834 von Johann Staub produzierten und von Johann David Staub bemalten Kachelofens. Gasthaus zum Löwen, Grossdietwil, Sandgrubenstraße 1, Kanton Luzern Ofenmaler Johann Heinrich Egli (1776–1852) aus Aarau hatte noch 160 Franken zu bekommen. Ob es ab 1819 bis zum Tod von Johannes Staub 1824 eine Produktionsunterbrechung gab, ist unklar. Nach seinem Tod versuchte seine Witwe Barbara Staub die Hafnerei für die Familie und ihren Sohn Johannes (1801– 1847?) zurückzugewinnen. Mit Unterstützung der Gemeinde Langenthal und der Vögte ihrer Kinder wurde eine vollständige Umschuldung arrangiert. Laut Kaufbrief vom 21. Juli 1825 erwarb sie erneut die gesamte Liegenschaft und übergab sie 1829 ihrem Sohn Johannes, der vermutlich ab 1825 in der ehemaligen väterlichen Werkstatt arbeitete. Ab Beginn der 1830er Jahre unterstützte ihn sein Bruder Johann David (Geburtsdatum nicht bekannt – 1870) als Kachelmaler (Abb. 5). Eine kleine Zahl von Öfen ihrer Produktion ist oberirdisch erhalten geblieben (Abb. 6). Johannes Staub war alkoholkrank und depressiv, weshalb es mit der Hafnerei, die ursprünglich Kachelöfen und Geschirr produzierte, wohl bereits ab den frühen 1830er Jahren wirtschaftlich bergab ging. Angeblich durch leichtfertig abgegebene Bürgschaftsversprechen verlor die Familie nach und nach ihren Grundbesitz und die letzte Kuh, sodass die neben der Hafnerei betriebene Landwirtschaft als Lebensgrundlage fast wegfiel. Als dann im April 1845 ein Brand das separat stehende Werkstattgebäude einäscherte, gelang es Johannes nicht, den Betrieb nach dem Wiederaufbau mit Hilfe der Brandentschädigung wieder auf wirtschaftlich gesunde Beine zu stellen. Als Notlösung ver- Abb. 6 Kachelofen des Johann und des Johann David Staub, 1835. Der zweite Ofenteil heizt den Nebenraum. Schwarzhäusern, Ländte 16, Kanton Bern Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 129 Abb. 7 Hafnerei des Johann David Staub, Langenthal, signierte und datierte Ofenkachel, 1853, Kachelmaler Johann Rudolf Burger aus Burg bei Menziken, Kanton Aargau (li. oben);drei weitere Kacheln derselben Malerhand datiert und signiert »J.D. Staub, Hafner in Langenthal 1854« kaufte er am 20. September 1845 seinem im selben Haushalt lebenden Bruder Johann David Staub die Hälfte der Liegenschaft. Dieser war von da an als selbstständiger Ofenkachelhersteller und Hafnermeister tätig. Schließlich musste Johannes gleichwohl Konkurs anmelden. Die zweite Hälfte der Liegenschaft und auch die Hälfte der wieder aufgebauten Hafnerwerkstatt wurden 1847 vom Langenthaler Garnhändler Jakob Rösch erworben. Die Hafnerfamilie musste ausziehen. Das genaue Todesdatum des Hafners Johannes Staub ist nicht bekannt. Johann David Staub erwarb am 1. Oktober 1852 von Jakob Rösch auch dessen Hälfte des Brennhauses und produzierte bis zu seinem Tod im Jahr 1870 (Abb. 7). Aus seiner Produktionsphase ist kein vollständiger Ofen mehr bekannt, jedoch lässt sich belegen, dass der auswärtige Ofenmaler Johann Rudolf Burger aus Burg bei Menziken, Kanton Aargau, für ihn arbeitete. 1871 wurde die Liegenschaft versteigert. In der Folgezeit wurde auf der Parzelle nicht mehr getöpfert. 130 Andreas Heege Die Reste der Werkstatt Vom ursprünglichen Werkstattgebäude haben sich aufgrund des bereits nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Abbruchs mit nachfolgender Neunutzung des Geländes nur sehr geringe Fundamentierungsspuren 61 gefunden (vgl. Abb. 2), vermutlich als Basis für eine aufliegende Holzschwelle. Die Ausrichtung entspricht der des jüngeren Töpferofens 47 und dem Fundamentrest 85 im Bereich der weiter östlich gelegenen Grube 48. Die Fundamentierung könnte also möglicherweise zur jüngeren Wiederaufbausphase des Werkstattgebäudes nach dem Brand von 1845 gehören, sofern Ofen 47 diese Phase repräsentiert, was nicht gesichert ist. Unklar bleibt auch, ob es sich hier um eine Außen- oder nur eine Binnenwand des Gebäudes handelt. Dementsprechend ist nicht bekannt, in welchem Gebäudeteil die Töpferöfen 46 und 47 und der Glasur(?)- beziehungsweise Zinnäscher-Schmelzofen 32 lagen, und wo sich die Arbeitsräume mit den Töpferscheiben befanden. Die drei südöstlich gelegenen Pfostengruben 23 könnten entsprechend ihrer Ausrichtung ebenfalls zum Hafnereigebäude gehört haben. Der Wasserversorgung der Liegenschaft, vermutlich aber auch der Werkstatt, diente ein mit Bollensteinen eingefasster Sodbrunnen 33. Abb. 8–24 Langenthal, St. Urbanstraße 40--44 Abb. 8 Übersicht über die Grabungsfläche mit den Resten der beiden Töpferöfen 46 und 47 sowie Grube 48 im Hintergrund Abb. 9 Ofen 46, Grabungsbilder: Ansicht von der Arbeitsgrube (links), Überblick über den Feuerungsraum Richtung Arbeitsgrube (rechts) Bei den technik- und handwerksgeschichtlich besonders interessanten Befunden der Ausgrabung handelt es sich um die zwei Töpferöfen 46 und 47 (Abb. 8–15), einen Nebenofen 32 (Abb. 16) sowie die beiden großen Gruben 48 und 71 zur Lehmlagerung (Abb. 17). Alle Befunde wurden, glaubt man den Archivalien und den Funden, erst in den späten 1870er Jahren abgebrochen und eingefüllt. Es ist also denkbar, dass es sich bei den geborgenen Funden um Betriebsabfälle und Fehlbrände aus der letzten Produktionsperiode der Hafnerei (1845/46– circa 1870) handelt. Andererseits finden sich im Bereich von Hafnereigrundstücken sehr oft unterschiedlich alte Abfallkomplexe, die erst bei der Aufgabe eines Betriebes zur Einfüllung von Gruben und Ofeneintiefungen verwendet wurden.29 In diesem Sinne sind möglicherweise die Fehlbrände von Fayencekacheln aus der sicher erst nach 1874 entstandenen Einfüllung 49 der Grube 48 zu deuten, die noch spätbarocke Rocaillenmotive zeigen (Abb. 22,5), also wohl im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert entstanden sind. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Fundkomplexe Belege für die Produktion aller Hafner der Familie Staub beinhalten. Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 131 Die Töpferöfen Bei den beiden in der Ausgrabung freigelegten Töpferöfen (Abb. 8) handelt es sich um die Reste stehender, rechteckiger Brennöfen, wie sie für die Deutschschweiz in der Zeit zwischen 1500 und dem 20. Jahrhundert charakteristisch waren.30 In solchen Öfen wurde sowohl Geschirrkeramik als auch Ofenkeramik produziert. Die beiden Öfen lösen einander ab. Vom älteren Ofen 46 sind Teile der Sohle und der Wandungen des Feuerungsraumes sowie der Einfeuerung erhalten (Abb. 9). Sie bestehen aus stark verbrannten und verschlackten Backsteinen. Dagegen fehlen vom Aufgehenden des Ofens (Lochtenne, Brennraum, Ofengewölbe, Rauchabzug) alle Spuren. Inklusive Einfeuerung hatte der Ofen Ausmaße von mindestens 3,5 m Länge und vermutlich mehr als 1,5 m Breite. Die Arbeitsgrube, von der aus der Ofen eingeheizt wurde, ist aufgrund der Überschneidung durch die jüngere Arbeitsgrube von Ofen 47 nur noch in geringen Resten erhalten und kaum sinnvoll rekonstruierbar. Der vielschichtige Aufbau der Ofensohle 82 des Feuerungsraumes von Ofen 46 (Abb. 10) zeigt die unterschiedlichsten Aktivitäten, die in der Einfeuerung abliefen. Helle, fayenceartige, aber stark aufgeschäumte Partien belegen womöglich das Schmelzen von weißer Fayenceglasur. Bei der Anlage des zweiten Ofens 47, dessen bauliche Strukturen ebenfalls aus Backstein bestehen (Abb. 11–14), wurde die ältere Arbeitsgrube in Teilen weiterverwendet und umgebaut. Die Einfassung der neuen Arbeitsgrube mit Backsteinen ist nur teilweise erhalten. Die auf der Sohle der neuen Arbeitsgrube liegenden Sandsteinplatten (Abb. 11) bilden möglicherweise eine erste Erneuerungsmaßnahme in der Arbeitsgrube. Der eigentliche Brennofen 47 wurde unmittelbar südwestlich von Ofen 46 angelegt. Er war wohl bis zum Ende der Produktion in Betrieb und hatte eine Länge von 3,75 m und eine maximale Breite von 1,5 m. Auch bei Ofen 47 fehlen alle Strukturen des Oberbaus. Vor allem ist kaum denkbar, dass der Ofen nur aus Backsteinen bestand, denn üblicherweise haben Öfen dieses Bautyps eine massiv gemauerte äußere Stützkonstruktion und nur eine innere Backsteinschale beziehungsweise Lochtenne aus Backsteinen.31 Das Fehlen jeglicher Fundamente dieser Stützkonstruktion zeigt, wie gering die Be- Abb. 11 Ofen 47, Übersicht über die Sohle der Arbeitsgrube (im Vordergrund) und die Schürmündung in der ersten Ofenphase Abb. 12 Ofen 47, Blick auf die Schürmündung mit Auflage für den Aschenrost, im Hintergrund quer geschnittene Abfolge der Ofensohlen Abb. 10 Ofen 46, Querschnitt durch die Sohle des Feuerungsraumes. Originallänge = 42,3 cm 132 Andreas Heege funderhaltung aufgrund des bereits früher erfolgten Gebäudeabbruchs ist. Von der ältesten Bauphase von Ofen 47 haben sich neben den Wandungsbereichen der Einfeuerung nur die stark verglasten und zerschmolzenen Reste der Backstein-Ofensohle erhalten. Reste einer vorgezogenen Schürmündung mit einem axialen Stützmäuerchen aus Backsteinen können möglicherweise auf eine erste partielle Reparatur zurückgehen (Abb. 12). Auf diesem Mäuerchen und den seitlichen Auflagern könnte ein Aschenrost gelegen haben, der auch für eine ausreichende Zufuhr von Verbrennungsluft zu sorgen hatte.32 Umbauten oder Erneuerungen beziehungsweise Aufstockungen in Zusammenhang mit der Aussteifung der Einfassung der Arbeitsgrube und Aufhöhungen der Einfeuerung und der vorderen Sohle des Feuerungsraumes belegen eine Mehrphasigkeit des Ofens (Abb. 13–14). Auf der neuen Ofensohle 56, die im hinteren Bereich der Feuerungskammer stark zerschmolzen ist und daher mehrlagig erscheint, entwickelte sich die jüngste, kompakt-glasartige Ofensohle. Ein Querschnitt durch diese jüngste Sohle zeigt unterschiedlich lagige, blasige Strukturen, die partiell wie überfeuerte Fayenceglasur wirken (Abb. 15). Vermutlich handelt es sich hierbei um Spuren der Herstellung der in der Hafnerei verwendeten Fayenceglasuren, wofür auch die glasartig harte Konsistenz der Ofensohle spricht, auf welcher die Glasur üblicherweise aufbereitet wurde. Dabei wurde ein fein gemahle- Abb. 13 Ofen 47, Blick auf die ältere Arbeitsgrubeneinfassung und eine Reparatur der Schürmündung und der Ofensohle im Bereich der Einfeuerung. Am linken Bildrand die Reste der Arbeitsgrube des älteren Ofens 46 Abb. 15 Ofen 47, Querschnitt durch die letzte Sohle 55 des Feuerungs raumes. Originallänge = 31,5 cm nes Gemisch aus Blei-Zinn-Asche, reinem Quarzsand, Soda (Na2CO3) oder Salz (NaCl) und gelegentlich färbenden Metallionen (Kobalt/Co oder Kupfer/Cu) auf einem Bett aus grobem Quarzsand zum Schmelzen ausgebreitet. Nach der Abkühlung des Ofens konnte die geschmolzene Glasmasse entnommen, von Unreinheiten befreit und zu einem feinen Glasurpulver vermahlen werden.33 Im Vergleich mit dem letzten noch stehenden Töpferofen dieses Bautyps in Heimberg34 sind die Langenthaler Öfen etwas kleiner. Ausgrabungen im Großen Höchhus in Steffisburg belegen jedoch, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch andernorts solche kleineren Öfen angelegt und genutzt wurden.35 Abb. 14 Ofen 47, Blick auf die letzte Phase von Arbeitsgrubeneinfassung und Ofensohle der Einfeuerung Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 133 Abb. 16 Nebenofen 32, Übersicht Der kleine Nebenofen 13 Meter östlich der Töpferöfen fand sich ein weiterer kleiner Ofen 32, der damit möglicherweise nicht mehr innerhalb des eigentlichen Werkstattgebäudes sondern in einem separaten Anbau oder Ähnlichem untergebracht war (zur Lage vgl. Abb. 2). Nach den Dimensionen (3,75 m x 1,75 m inklusive Arbeitsgrube) handelt es sich um einen Nebenofen (Abb. 16), dessen genaue Funktion momentan nicht bestimmt werden kann. In Hafnereien mit Fayenceproduktion könnten vergleichbare Öfen vor allem zur Herstellung der benötigten Blei-Zinn-Asche genutzt worden sein.36 Gruben zur Lehm- oder Materiallagerung Unmittelbar östlich der beiden Töpferöfen lag die große, rechteckige Grube 48, die mit Schicht 49 verfüllt war. Die Sohle der Grube bestand aus großen Sandsteinplatten, ihre Seitenwände waren mit Backsteinen verkleidet (Abb. 17, zur Lage vgl. Abb. 2). Aus der Hinterfüllung der Backsteinwand und aus dem Bodennivellement unter den Bodenplatten stammen zahlreiche unglasierte Ofenkachelfehlbrände und einige wenige Fayencekachelfragmente sowie spritzdekorierte, grün und gelb glasierte Kachelbruchstücke. Eine zweite, vergleichbare Grube 71 schloss sich unmittelbar nördlich an. Sie ist jedoch nur in geringen Resten erhalten. Lehmkeller oder Gruben unter dem Fußbodenniveau einer Werkstatt kommen auch in anderen Hafnerwerkstätten der Region vor. Sie dienten zur Lagerung von arbeitsfertigem Töpferton oder anderen Rohmaterialien.37 Die Qualität des Arbeitstones verbesserte sich mit der Länge der Lager- beziehungsweise Gärzeit im Lehmkeller. Parallel zur St. Urbanstraße lagen – offenbar unter freiem Himmel – zwei weitere, ähnliche Gruben 34 und 40. Die Funktion der benachbart liegenden, eher muldenförmigen Grube 41 bleibt unklar. Möglicherweise handelt es sich wie bei den nordöstlich gelegenen Gruben 24 und 30 um unspezifische Materialentnahmegruben. Die Einfüllung von Grube 14, die mit Befund 15 und 16 ganz im Süden der Parzelle lag, enthielt zahlreiche Brennhilfen und extrem stark verschlackte Fehlbrände und Schüsseln mit roter oder weißer Grundengobe auf der Innenseite, teilweise mit Malhorndekor. Möglicherweise repräsentiert der Gesamtbefund – Pfostenstellungen einer leichten Dachkonstruktion oder eines Schuppens – einen weiteren (älteren?) Aktivitätsbereich der Hafnerei Staub.38 In diesen Kontext gehört auch Grube 17, die Töpferofenschutt, Abb. 17 Lehmlagerungsgrube 48, Übersicht von Norden, im Hintergrund die Reste der beiden Töpferöfen 46 und 47 134 Andreas Heege Brennhilfen, Keramikfehlbrände und Keramikbruch in einer ganz ähnlichen Zusammensetzung enthielt. Die Funde belegen, dass selbst in größeren Abständen zu einem Werkstattgebäude auf einer Hafnereiparzelle mit vergrabenen Produktionsabfällen gerechnet werden muss. Die produzierte Geschirrkeramik Schicht 45 repräsentiert die stratifiziert geborgene Aufgabeverfüllung von Ofen 46 und ist damit, trotz der Tatsache, dass nicht geklärt ist, wann der Ofen aufgegeben wurde – nach dem Brand von 1845? – besonders wichtig. Abgesehen von der Ofenkeramik fanden sich vor allem malhornverzierte Schüsseln mit verkröpftem oder giebelförmigem Rand und roter Grundengobe (Abb. 18).39 Darunter befinden sich auch zwei Fehlbrände mit Glasurfehlern. Ein unglasierter Schrühbrand gehört zu einer Schüssel mit einem breiten, leistenförmig verdickten und gekehlten Rand.40 Ein kleines Apothekenabgabegefäß mit Binderand weist im Inneren eine schwarz und blasig aufgeschmolzene Glasur auf und ist demnach ebenfalls ein Fehlbrand aus Langenthaler Produktion (Abb. 18,4). Zu den Keramikfunden gehört auch ein Napf mit einziehendem Rand, roter Grundengobe und farbloser Glasur (Abb. 18,3). Die Gefäßform ist vom 17. bis 19. Jahrhundert kontinuierlich belegt.41 Ein Henkeltopf mit außen verstärktem Rand, einfacher Glasierung im Inneren und mit geritzter Wellenlinie außen gehört vermutlich zur ursprünglichen Werkstattausstattung der Geschirrhafnerei. Auf der Außenseite zeigen sich Spuren herabgelaufener heller und roter Grundengobe (Abb. 18,8). Vergleichbare Töpfe erscheinen erstmals zu Beginn des 18. Jahrhunderts und laufen in der Produktion noch mindestens bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts.42 Diesem Ensemble lassen sich aus typologischen Gründen weitere Inventare mit Produktionsabfällen anschließen. Aus der Baugrube von Lehmlagerungsgrube 48, also der Hinterfüllung der Backsteinauskleidung, stammen abgesehen von den zahlreichen Fragmenten an Ofenkeramik die Bruchstücke einer konischen Schüssel mit roter Grundengobe und Malhorndekor (Abb. 18,9). Ihr Rand ist leistenartig verdickt.43 Befund 14, ganz am südöstlichen Rand der Parzelle, enthielt wenige weiß oder rot engobierte und auch mit dem Malhorn dekorierte Gefäßfragmente. Hierbei handelt es sich teilweise um unglasierte, überfeuerte Schrühbrände von Schüsseln und Töpfen mit Stülpdeckelrand aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert (Abb. 19/1–7). Daneben lagen zahlreiche, stark überfeuerte oder sekundär gebrannte Gefäßfragmente konischer Schüsseln, die zum Teil mit weißer Grundengobe versehen sind und deren Innenseiten Reste von Quarzsand, Fayenceglasur und grünen Glasurtropfen anhaften (Abb. 19,1–4). 1 4 2 3 5 7 6 8 9 Abb. 18 1–8: Fehlbrände aus der Aufgabeverfüllung 45 von Ofen 46. 9: Fehlbrand aus der Baugrube und Wandung von Lehmlagerungsgrube 48. M. 1:3 Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 135 1 2 8 3 4 10 9 15 5 6 7 11 16 14 12 13 17 18 21 20 19 22 23 24 28 25 26 27 29 30 Abb. 19 1–7: Fehlbrände und Abfälle von der Glasurherstellung aus Befund 14. 8–19: Fehlbrände und Abfälle von der Glasurherstellung aus Befund 17. 20–30: Fehlbrände und Keramikabfälle aus Grube 34. M. 1:3. Der benachbarte Grubenbefund 17 erbrachte ausschließlich mit dem Malhorn verzierte Keramik mit roter Grundengobe: Schüsseln oder Teller mit verkröpftem oder schwach dreieckig verdicktem Rand beziehungsweise wenig ausgeprägtem, breitem Leistenrand. Außerdem fand sich Keramik mit Laufdekor (Abb. 19,8–19). Bei einem Teil der Funde handelt es sich auch um überfeuerte und verzogene Fehlbrände, sodass hier wohl eindeutig Langenthaler Produkte, vermutlich des späten 18. oder frühen 19. Jahrhunderts vorliegen.44 Gleichzeitig lagen in der Grubenfüllung engobierte oder nicht engobierte, schüsselartige Gefäßfragmente (Böden und Ränder) mit anhaftenden Quarzsandkörnern (Abb. 19,8–10 und 14–16), wie sie schon in Befund 14 beobachtet werden konnten. In den Gefäßen mit anhaftendem Quarzsand und Fayenceresten wurde mit großer Wahrscheinlichkeit Fayenceglasur in kleinen Mengen gefrittet oder erschmolzen. Aus der technologischen Literatur zur 136 Andreas Heege Fayenceherstellung sind allerdings keine vergleichbaren Objekte bekannt. Befund 34 (Abb. 19,20–30) enthielt zahlreiche typologisch entsprechende Fragmente von hell engobierten oder nicht engobierten Schrühbränden (Schüsseln und Töpfe), Schüsseln und Deckeln mit roter Grundengobe und Malhorndekor, Tassen und Nachttöpfen mit gelber Glasur über weißer Grundengobe, ein Gefäßfragment mit meergrüner Fayenceglasur und Bruchstücke eines Henkeltopfes mit Ausguss (Abb. 19,24). Dessen Außenseite trägt dunkelbraune Manganglasur, die Innenseite ist über einer weißen Grundengobe farblos glasiert, wie man das bei Keramik »Heimberger Art« zwischen circa 1780 und circa 1830/40 erwarten kann.45 Der Nachttopf (Abb. 19,30) weist mit seinem schräg abstehenden Rand, der von einer senkrechten, fingergetupften Leiste unterstützt wird, eine eher altertümliche Form auf – spätes 18. oder 1 2 4 3 5 7 6 8 9 12 10 14 11 15 16 13 17 18 19 20 21 Abb. 20 Fehlbrände und Keramikabfälle aus der Aufgabeverfüllung 49 von Grube 48 (nach 1874/76 eingefüllt). M. 1:3. frühes 19. Jahrhundert.46 Er hat eindeutige Glasurfehler und erweist sich damit als Langenthaler Produkt der Hafnerei Staub. Betrachtet man das Irdenware-Inventar der Einfüllung 49 von Grube 48, die den Zeithorizont der Töpfereiaufgabe nach 1870 markiert, so deuten nur wenige Elemente auf dieses Datum hin (Abb. 20). Unter den Funden ist nur eine einzige Bodenscherbe eines Henkeltopfes mit dunklen Horizontalstreifen, wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders beliebt waren (Abb. 20,17). Die übrige IrdenwareKeramik der Grubenverfüllung mit Manganglasur (Henkeltöpfe und Steckdeckel mit Perlbanddekor, Abb. 20,15, 20,18) oder Keramik mit beidseitiger weißer Grundengobe und farbloser bis schwach grünlicher Glasur (Abb. 20,16), findet Entsprechungen eher in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.47 Den größten Fundanteil macht jedoch wieder die malhornverzierte Keramik mit roter Grundengobe aus, unter der sich ebenfalls überfeuerte Fehlbrände finden. Es handelt sich überwiegend um Schüsseln mit verkröpftem, giebelförmigem oder verdicktem Rand (Abb. 20,2–4, 6–11 und 14).48 Wohl als Altstück befindet sich auch ein Exemplar mit zweifarbigem Malhorndekor und Springfederdekor im Inventar (Abb. 20,12). Als Fehlbrand liegt darüber hinaus eine Henkelschüssel mit verdicktem Rand, roter Grundengobe und grün-weißem Borstenzug- beziehungsweise Laufdekor vor, die die Belege für die Staub’sche Geschirrproduktion erfreulich vermehrt (Abb. 20,5). Tellerartige Gefäßformen sind dagegen selten vertreten, einmal mit weißer Grundengobe und gelber Glasur und einmal mit roter Grundengobe und zweifarbigem, gelb-weißem Malhorndekor (Abb. 20,1 und 13). Die Datierung der Grubenfüllung hängt an den Gefäßen aus Steingut, die ebenfalls in der Grube entsorgt wurden. Eine ovale Servierplatte mit Standring trägt die schwarzgraue Merkurmarke »Villeroy & Boch Wallerfangen«. Diese wurde ab 1874/76 in Wallerfangen (Saarland) eingesetzt und gibt dem Ensemble einen Terminus post quem.49 Schicht 54 und 53 bilden den Aufgabehorizont von Töpferofen 47. Sie erbrachten die Scherben von einem kleinen und einem großen konischen Blumentopf. Schicht 53 enthielt eine Kragenrandschüssel des späten 19. Jahrhunderts mit einer Mischung aus Malhorn- und dunklem Spritzdekor. Vieles spricht dafür, dass wir es hier mit ersten Spuren nach der Nutzungsaufgabe von Ofen 47 zu tun haben. Die produzierte Ofenkeramik Da sich wie bei der Geschirrkeramik alle Kachelvarianten etwa gleichmäßig verteilt auf alle Befunde gefunden haben, erfolgt eine typologische Besprechung. Nach den vielfältigen Funden zu urteilen – unter anderem Brennhilfen, Schrüh- und Fehlbrände, jedoch keinerlei Model –, produzierten die Hafner vor allem glatte, nicht reliefierte Ofenkacheln und Abdeckplatten (Ofenfliesen) mit meergrüner bis ultramarinblauer oder weißer Fayenceglasur sowie gelben und grünen Bleiglasuren (Abb. 21–24). Hierzu passen auch die zahlreichen nicht engobierten Schrühbrände, die aus unbekannter Ursache verworfen wurden (Abb. 21,1–7 und 10) und einzelne Stücke mit aufgetragener, nicht eingebrannter Fayenceglasur, die aber bereits vor dem zweiten Glattbrand ausgesondert wurden (Abb. 21,8). Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 137 4 3 2 5 1 6 7 8 9 10 12 11 15 14 13 18 19 16 20 17 27 24 26 22 23 28 25 21 Abb. 21 1–10: Schrühbrände ohne und mit Engobe oder nicht eingebrannter Fayenceglasur. 11–20: Fehlbrände von Abdeckplatten und Kachelfragmenten mit türkisgrüner und ultramarinblauer Fayenceglasur. 21–23: Blattkacheln mit Schablonendekor, gebrauchtes Altmaterial. 24–29: Ofenkachelfragmente mit Unterglasur-Pinseldekor, gebrauchtes Altmaterial 138 Andreas Heege 29 Bei zahlreichen Kacheln lässt sich beobachten, dass das Blatt aus einem rotbrennenden Ton besteht, während eine rückwärtige Verstärkung des Blattes und die angesetzte Zarge aus hell brennendem Ton gefertigt wurden (Abb. 21,1). Aber auch die umgekehrte Version kommt vor. Selten gibt es bei den Fehlbränden Spuren einer Überfeuerung oder Zeichen mangelnder Glasurhaftung (Abb. 21,12 und 23,7–8). Die weißen Fayencekacheln sind überwiegend manganviolett bemalt, jedoch gibt es auch wenige Fragmente mit blauer oder schwach grünlicher Bemalung (Abb. 22–23). Unter den weißen Fayencekacheln und den nicht engobierten Schrühbränden finden sich auch ganz wenige gemodelte Fragmente mit im weitesten Sinne »klassizistischen Mustern« (Abb. 21,5–6; 23,3; 23,6 und 10).50 Unter den meergrünen und weißen Fayenceglasuren kann in seltenen Ausnahmefällen eine weiße Grundengobe nachgewiesen werden (Abb. 21,15). Vermutlich handelt es sich dann um einen »Werkstattirrtum«, denn die engobierten Kacheln und Abdeckplatten/Bodenfliesen aus der Werkstatt (wenige Schrühbrände mit Engobe, zum Beispiel Abb. 21,9) tragen ansonsten einen braunen Spritzdekor und darüber grüne beziehungsweise gelbe Glasur (Abb. 24). Vor allem bei gelber Glasur zeigt der Spritzdekor stärkere, schlierige Verlaufserscheinungen, wie sie entstehen, wenn die Herstellung »nass in nass« erfolgte. Hierbei wird der dunkle Spritzdekor auf die noch feuchte Grundengobe aufgespritzt und dann überglasiert. Anschließend wird die Kachel ruckartig geschüttelt, sodass Glasur und Spritzdekor verlaufen.51 Weiße, weiß und blau bemalte beziehungsweise meergrün glasierte Fayencekacheln wurden bereits im 18. Jahrhundert in der Deutschschweiz gefertigt. Dagegen kommen vollflächige, blaue Fayenceglasuren, wie sie auch in Langenthal hergestellt wurden, bei glatten Ofenkacheln erst nach der Mitte des 18. Jahrhunderts auf.52 Gleiches gilt für die manganviolette Bemalung von Fayencekacheln, die im Zusammenhang mit der Aufnahme klassizistischer Motive im Stil Louis-seize und des Empire im Verlauf der 1770er bis 1790er Jahre in den verschiedenen Regionen der Schweiz die blaue oder polychrome Bemalung zunächst im Westen, dann aber auch in der Deutschschweiz sukzessive ablöste.53 Bei den manganvioletten Dekormotiven aus Langenthal liegen verschiedene, unterschiedlich alte Stilrichtungen vor. Neben spätbarocken Rocaillen und Blütenmotiven (Abb. 22,1–6), findet sich immerhin ein Eckkachelfragment mit einer Lorbeergirlande (Abb. 22,7, gebrauchtes Stück) und Fragmente, die vermutlich eher dem Zeithorizont von 1810 bis 1850 (Empire/ Biedermeier) zugeordnet werden können (Abb. 22,8–17). Bei dem Gesimskachel-Fehlbrand mit Rocaillenmotiven und den Eckkachelfragmenten (Abb. 22,4–6) handelt es sich möglicherweise um die einzigen erhaltenen Stücke aus der Produktionszeit von Daniel Staub der vermutlich um 1766/67 die Werkstatt übernahm. Signierte Öfen sind von ihm bislang nicht bekannt, was auch daran liegen kann, dass der für ihn arbeitende Ofenmaler seine Produkte nicht signierte. Die Malerei stimmt sehr gut mit den Rocaillenmotiven eines unsignierten, manganviolett bemalten Ofens aus der Marktgasse in Langenthal überein, der heute im Museum Langenthal ausgestellt ist.54 Andererseits stimmen die Malweise und die gewählten Motive auch so gut mit einem »HIF 1783« signierten Ofen aus Lenzburg im Historischen Museum Basel und weiteren 1785 datierten Öfen aus Lenzburg überein, dass derselbe Ofenmaler oder aber eine Herkunft der Öfen zum Beispiel aus der Werkstatt Johann Jakob Fischers oder Johann Jakob Ehrsams in Aarau angenommen werden kann.55 Zur selben unbekannten Malerhand würden auch die Fragmente Abb. 22,1–3 passen. Die Produktion vergleichbarer Motive erfolgte noch um 1800.56 Davon unterscheidet sich vermutlich aufgrund unterschiedlicher Herkunft und Stilvorlieben des Auftraggebers – ländlicher Stil des Spätbarock versus »fortschrittlich-bürgerlicher« Stil des Klassizismus/Biedermeiers? – das gebrauchte Stück mit der typischen klassizistischen Lorbeergirlande (Abb. 22,7). Es ist nicht zwingend der Langenthaler Produktion zuzurechnen. Möglicherweise handelt es sich um ein Stück eines Aarauer Kachelofens des späten 18. bis frühen 19. Jahrhunderts,57 der von Daniel oder Johannes Staub repariert wurde. Datierte Aarauer Kacheln mit Lorbeergirlanden liegen unter anderem auch zweimal aus dem Jahr 1807 vor. Sie stammen aus den Werkstätten von Jakob Andres dem Jüngeren (Ofenmaler nicht genannt)58 beziehungsweise Abraham Hässig (Maler Rudolf Hässig?).59 Lorbeergirlandendekor findet sich ansonsten in Verbindung mit trophäenartigen Gebinden aus Blumen- und Musikinstrumenten auf Kachelöfen spätbarocker Form, die der Zürcher Produktion der 1780er Jahre zugeschrieben werden. Lorbeergirlanden sind außerdem für Produkte der Hafner von Elgg (Kanton Zürich) für die Zeit zwischen 1792 und 1815 belegt.60 Dort werden sie aufgrund der Forschungen von Karl Frei, dem ehemaligen stellvertretenden Direktor des Schweizerischen Landesmuseums, mit dem Schulmeister und späteren Gemeindeamtmann Conrad Kuhn (1767–1827) von Rieden bei Wallisellen (Kanton Zürich) verbunden.61 In Elgg war neben Conrad Kuhn auch Johann Heinrich Egli als Ofenmaler tätig. Es ist vorstellbar, dass die künstlerische Ausbildung und der Motivschatz Conrad Kuhns – Lorbeergirlanden mit oder ohne Landschaftsmedaillons beziehungsweise sonnenblumenartige Blüten, bandumwundene Stabbündel, Lorbeerblattfriese, verschlungene Bänder auf Leisten- und Gesimskacheln – den Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 139 2 4 5 1 6 3 8 7 9 10 13 11 12 17 14 15 16 Abb. 22 1–6: Fayencekacheln, Fehlbrände, mit Rocaillen- und Blumendekor, vor ca. 1800. 7: Fayence-Eckkachel mit Lorbeergirlande, gebrauchtes Altstück. 8–11: Fayencekacheln im Stil des Empire, Fehlbrände, ca. 1790 bis 1815/20. 12–17: Fayencekacheln im Stil des Biedermeier, teilweise wohl gemalt von Johann Heinrich Egli aus Aarau, Fehlbrände, ca. 1820–1830. M. 1:3 140 Andreas Heege 2 1 3 4 6 5 9 7 10 8 Abb. 23 Fayencekacheln, Abdeckplatten und Ofenfuß, teilweise mit Reliefdekor im Stil des Empire/Klassizismus. 3, 6, 7 und 8: Fehlbrände. M. 1:3 Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 141 1 9 2 3 4 5 10 11 7 6 8 12 13 Abb. 24 1–13: Ofenkacheln und Abdeckplatten mit weißer Engobe, grüner oder gelber Glasur und dunklem Spritzdekor, Fehlbrände und gebrauchte Altstücke, spätes 18. und 1. Hälfte 19. Jh. M. 1:3 knapp zehn Jahre jüngeren Johann Heinrich Egli stark geprägt haben. Stilistische Verbindungen zwischen den beiden Malern, diversen Motiven aus der Produktion von Elgg – Lorbeergirlanden, Gesimskacheln mit bandumwundenen Rutenbündeln, Lorbeerblattfriese und geflochtene Bänder – sowie Fehlbränden aus Langenthal lassen sich beobachten (Abb. 22,7–8 und 10–11). Identische Bänder oder Lorbeerblattfriese tauchen in Kombination mit Rutenbündeln auch an einem Ofen von 1796 aus Egg auf, einem undatierten zylindrischen Ofen im bischöflichen Palais in Solothurn (Maler Egli),62 je einem Ofen des Salomon Spiller in Elgg von 1808 beziehungsweise 1810 (Maler Egli),63 einem 1811 datierten Ofen des Salomon Spiller von Elgg (Maler Egli)64 und an zwei 1820 und 1828 datierten Öfen von »Johann Jakob Andres älter« aus Aarau, die ebenfalls Egli bemalt hat.65 Johann Heinrich Egli, der 1813 von Nussberg bei Winterthur nach Aarau im Kanton Aargau umsiedelte, sollte in der Folgezeit aufgrund seines Arbeitsgebietes, das die Kantone Zürich, Aargau, Luzern, Solothurn und Bern umfasste, einer der wichtigsten Ofenmaler der Deutschschweiz werden. Er war zwischen circa 1813 und den 1830er Jahren nicht nur für die Hafner Staub sondern für zahlreiche weitere Hafnereien der Region tätig.66 Seiner Hand können unter den Langenthaler Funden verschiedene Fragmente zugewiesen werden (Abb. 22,9, und 12–17). Besonders charakteristisch sind die Weinranke (Abb. 22,9) und das Füllhorn (Abb. 22,16). 142 Andreas Heege Spritzdekorierte, gelb und grün glasierte Kacheln, wie sie im Fundgut vorkommen (Abb. 24), sind überwiegend eine Erscheinung der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das älteste mir bekannte Beispiel mit grünem Spritzdekor über Kachelschauseiten mit vertieftem »Zweipass-Spiegel« ist inschriftlich in das Jahr 1745 datiert,67 ein dunkelbraun marmorierter Ofen aus Ennetbaden (Kanton Aargau) in das Jahr 1769.68 Das Vorkommen dieser Dekortechnik deckt sich mit vergleichbaren grün-braunen Spritzdekoren auf Geschirrkeramik, für die es in der Deutschschweiz gute Anhaltspunkte für eine Datierung in die späte zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts gibt.69 Bei den spritzdekorierten, grünen Kacheln (Abb. 24) und bei den ultramarinblau glasierten Fayencekacheln (Abb. 21,18–19) liegen auch Fragmente mit Schmauchspuren vor, die von Kacheln stammen, die schon einmal verbaut waren. Gleiches gilt für die wenigen Kachelfragmente mit Schablonendekor unter grüner Glasur (Abb. 21,21–23) und die wenigen Fragmente mit blauem Unterglasur-Pinseldekor (Abb. 21,24–29). Zumindest für die beiden letzten Gruppen bestehen aus Langenthal keine eindeutig gesicherten Produktionshinweise. Die gebrauchten Kachelfunde belegen, dass im Kontext der Werkstatt auch alte Kacheln gelagert wurden, um bei sich bietender Gelegenheit zur Ofenreparatur verwendet oder als billiges Ersatzmaterial eingesetzt zu werden. Schlussbemerkung Die Kombination von archäologischer Ausgrabung, archivalischer Forschung und Analyse noch stehender Kachelöfen nach den Inventaren der Baudenkmalpflege beziehungsweise der schweizerischen Bauernhausforschung hat zahlreiche neue Erkenntnisse zur Geschirr- und Kachelofenproduktion im östlichen Teil des Kantons Bern im 18. und 19. Jahrhundert erbracht. Einmal mehr wird deutlich, dass in der Neuzeitarchäo- logie die Verbindung verschiedener Forschungsansätze nötig ist. Die Archäologie liefert dabei vor allem für die Erforschung der Geschirrproduktion unverzichtbares Quellenmaterial, das auf keinem anderen Weg gewonnen werden kann. Der bisherige, lückenhafte Kenntnisstand lässt im Kanton Bern weitere Ausgrabungen vor allem in den Töpfereizentren Heimberg und Langnau dringend geboten erscheinen. 1 Vgl. Andreas Heege: Keramik um 1800. Das historisch datierte Küchenund Tischgeschirr von Bern, Brunngasshalde. Bern 2010. 2 Vgl. zum Beispiel die Produktion der »Bäriswiler Keramik« in der zweiten Hälfte des 18. beziehungsweise dem frühen 19. Jahrhundert und die quasi unbekannte, in denselben Töpferöfen gleichzeitig gefertigte Parallelproduktion von »Alltagsgeschirr«, das sich von dem zeitgleicher bernischer Hafnereien offenbar nicht unterscheidet und daher bei Fundbearbeitungen nicht separiert werden kann: Andreas Heege, Andreas Kistler, Walter Thut: Keramik aus Bäriswil. Zur Geschichte einer bedeutenden Landhafnerei im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 10). Bern 2011. – Ob sich langfristig die in der Keramikforschung der Deutschschweiz alteingeführten Gruppenbildungen »Albliger Geschirr«, »Langnauer Keramik« oder »Heimberger Keramik« in dieser Ausschließlichkeit werden halten lassen, darf zumindest für die »Heimberger Keramik« stark bezweifelt werden. Ein anschauliches Beispiel zum Problem der Tonimporte liefert die naturwissenschaftliche Analyse der Keramik aus Matzendorf beziehungsweise Kilchberg-Schooren, vgl. Rudolf Schnyder: Schweizer BiedermeierFayencen, Schooren und Matzendorf. Sammlung Gubi Leemann. Bern 1990. – Albert Vogt, Marino Maggetti, Giulio Galetti: 200 Jahre keramische Industrie in Matzendorf und Aedermannsdorf 1798–1998. Matzendorf 1998. – Rudolf Schnyder: Die Ausstellung »200 Jahre Matzendorfer Keramik« von 1997 im Historischen Museum Olten. In: Keramik-Freunde der Schweiz. Mitteilungsblatt 121, 2008, S. 3–66. Matzendorfer Ton wurde unter anderem in Kilchberg-Schooren verarbeitet, was die naturwissenschaftlich analysierten, »stilistischen Querschläger« in der sog. »Matzendorfer Keramik« erklärt, vgl. Peter Ducret: Bedrucktes Steingut aus der Manufaktur Scheller in Kilchberg. In: Keramik-Freunde der Schweiz. Mitteilungsblatt Nr. 119/120, 2007, S. 10–12. 3 Vgl. hierzu Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350. Akten des Kolloquiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz, Frauenfeld 28.–29.10.2010. Hrsg. von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Archäologie Schweiz, Schweizerischer Burgenverein. Basel 2011. 4 Vgl. unter anderem Madeleine Châtelet: Eine frühmittelalterliche Töpferwerkstatt. Die archäologischen Funde von Oberwil (BL), Lange Gasse (Archäologie und Museum 47). Liestal 2004, mit der gesamten älteren Literatur. – Reto Mart, Werner Meyer, Jakob Obecht, Der Altenberg bei Füllinsdorf. Eine Adelsburg des 11. Jahrhunderts. (Schriften der ARCHÄOLOGIE Baselland 50). Basel 2013, S. 252-258. – Andreas Heege: Töpferöfen – Pottery kilns – Four de potiers. Die Erforschung frühmittelalterlicher bis neuzeitlicher Töpferöfen (6.–20. Jh.) in Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz (Basler Hefte zur Archäologie 4). Basel 2007, S. 45–51. – Vgl. zur Datierung der ältesten Töpferofenbefunde und Funde in Kaiseraugst auch Frank Siegmund: Franken in Kaiseraugst. In: Sebastian Brather, Dieter Geuenich, Christoph Huth (Hrsg.): Historia archaeologica. Festschrift für Heiko Steuer zum 70. Geburtstag (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Ergänzungsband 70). Berlin 2009, S. 339–352. 5 Einer der bedeutendsten, schweizerischen Töpferei-Fundkomplexe der vergangenen Jahrzehnte aus Luzern, Stadthofstr. 16, blieb trotz intensiver Bemühungen der Kantonsarchäologie Luzern bis heute unpubliziert: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 14, 1996, S. 150–152. 6 Peter Lehmann: Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt (Berichte der Zürcher Denkmalpflege. Archäologische Monographien 12). Egg 1992. – Gilles Bourgarel: Céramique en milieu urbain dans le canton de Fribourg: 1150–1350. In: Siedlungsbefunde und Fundkomplexe 2011 (Anm. 3), S. 427–447, bes. S. 430–431, Abb. 3. 7 Kurt Bänteli: Schaffhausen SH, Vorstadt 58–60/62. In: Jahrbuch Archäologie Schweiz 91, 2008, S. 232. – Kurt Bänteli, Martin Cordes: Herausragendes Töpferhandwerk aus dem Mittelalter. In: Schaffhauser Mappe, Magazin, H. 3, 2008, S. 8–11. 8 Lotti Frascoli: Brennofen Augustinergasse 46 in Zürich CH. In: Heege 2007 (Anm. 4), S. 279–289. 9 Lotti Frascoli: Keramikentwicklung im Gebiet der Stadt Winterthur vom 14.–20. Jahrhundert: Ein erster Überblick. In: Archäologie im Kanton Zürich 2001–2002. Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 18, 2004, S. 127–218, bes. Taf. 21–24 (Fehlbrandkomplex um 1600). – Andrea Tiziani, Werner Wild: Die frühneuzeitliche Hafnerei der Familie Pfau an der Marktgasse 60 in Winterthur. In: Archäologie im Kanton Zürich 1995–1996. Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 14, 1998, S. 225–264. 10 Eva Roth Heege: Der Töpferofen im Haus Oberaltstadt 3 in Zug CH. In: Heege 2007 (Anm. 4), S. 291–297. 11 Einige wenige Fehlbrände, Brennhilfen und Muffeln aus der Stadtgrabenfüllung unter dem Waisenhausplatz in Bern, circa 1700–1740), siehe Adriano Boschetti-Maradi: Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Museums 8). Bern 2006, S. 33 und Abb. 32, 226, 228. 12 Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 43–47. 13 Fayencemanufaktur, siehe Marino Maggetti: La faïence de Fribourg: 1753–1844. Dijon 2007. 14 Heege/Kistler/Thut 2011 (Anm. 2), S. 52–58. 15 Walter Higy, Christoph Matt: Eine Basler Ofenhafnerei des 18. Jahrhunderts: Die Hafnerei Hug und ihre Produkte. In: Archäologische Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt – Jahresbericht 2003 (2005), S. 87–110. 16 Fehlbrände und vor allem Brennhilfen aus der Stadtmüllschüttung Brunngasshalde (circa 1787–1832), siehe Heege 2010 (Anm. 1), S. 72. 17 Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 37–44. 18 Gilles Bourgarel: Bulle FR, Rue de la Poterne. In: Jahrbuch Archäologie Schweiz 91, 2008, S. 242–243. – Gilles Bourgarel: Bulle/Poterne. Les productions de l’ atelier de la Poterne à Bulle. In: Dominique Bugnon: Découvertes archéologiques en Gruyére. Quarante mille ans sous la terre. Fribourg 2009, S. 112–115. Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 143 19 Annamaria Matter: Dällikon, Mühlestraße 12, Hafnerei Gisler, Kanton Zürich CH. In: Heege 2007 (Anm. 4), S. 321–328. 20 Andreas Heege: Heimberg, Dornhaldestr. 31, Töpferei Kunz. Dokumentation des letzten stehenden Holzbrand-Töpferofens im Kanton Bern CH. In: Heege 2007 (Anm. 4), S. 309–319. 21 Andreas Heege, Andreas Kistler, Leta Büchi: langnau, Sonnweg 1 / Hinterdorfstr. 25. 164 Jahre Keramikproduktion. In: Archäologie Bern. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2015, S. 161–176. 22 Armand Baeriswyl: Steffisburg, Grosses Höchhus. Bauuntersuchung und Grabung seit November 2006. In: Archäologie Bern. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2009, S. 72–75. – Heege 2007 (Anm. 4), S. 62 sowie Beilagen-CD. 23 Frascoli 2004 (Anm. 9), Taf. 2 (Obergasse 13). – Lehmann 1992 (Anm. 6), S. 147–174 (Oberer Graben 28). – Werner Wild, Andrea Tiziani: Der 1812–1839 betriebene Töpferofen an der Steinberggasse 3 in Winterthur. In: Heege 2007 (Anm. 4), S. 299–308 (Steinberggasse 3). 24 Annamaria Matter: 150 Jahre Keramikproduktion. Die Porzellanund Fayencemanufaktur aus dem 18. und 19. Jahrhundert in KilchbergSchooren (Kanton Zürich, Schweiz). Die archäologische Untersuchung von 2003. In: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 18, 2007, S. 123–130. – Vgl. Annamaria Matter: Die archäologische Untersuchung in der ehemaligen Porzellan manufaktur Kilchberg-Schooren: Keramikproduktion am linken Zürichseeufer (1763–1906). Unter Beteiligung von Claire Blanc. Zürich 2012. 25 Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), Abb. 271. 26 Hermann Buchs: Vom Heimberger Geschirr zur Thuner Majolika. Thun 1988. 27 Eine umfangreichere und um das Thema »Johann Heinrich Egli, Ofenmaler« erweiterte Fassung dieses Beitrages liegt publiziert vor, siehe Andreas Heege: Langenthal, St. Urbanstraße 40–44. Die Hafnerei Staub und ihre Werkstatt. In: Archäologie Bern. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2011, S. 209–287. Alle archivalischen Nachweise sind dort geführt und werden hier nicht noch einmal belegt. 28 Vgl. zu dieser Naturkatastrophe und ihren Auswirkungen unter anderem Louis Specker: Die grosse Heimsuchung. Das Hungerjahr 1816/1817 in der Ostschweiz, Teil 1 und 2 (Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen 133 und 135). St. Gallen 1993/1995. – Jelle Zeilinge de Boer, Donald T. Sanders: Das Jahr ohne Sommer. Essen 2004. 29 Vgl. zum Beispiel Fundkomplexe aus der Grube D der Röhrenhütte in Bäriswil beziehungsweise das Material aus der Töpferofeneinfüllung im Grossen Höchhus in Steffisburg, hierzu Heege/Kistler/Thut 2011 (Anm. 2). – Baeriswyl 2009 (Anm. 22). 30 Heege 2007 (Anm. 4). 31 Vgl. zu den baulichen Strukturen zum Beispiel Andreas Heege: Der letzte Töpferofen im Heimberg. In: Jahresbericht Schlossmuseum Thun 2007, S. 27–37. – Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 37–40. 32 Vgl. ähnliche Strukturen im letzten stehenden Ofen in Heimberg beziehungsweise im untersuchten Töpferofen von Büren an der Aare: Heege 2007 (Anm. 20). – Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 37–40. 33 Zum technischen Ablauf der Glasurherstellung siehe Maggetti 2007 (Anm. 13), S. 22 mit weiterer Literatur. – Vgl. auch Maria Felchlin, Das Arkanum der Matzendorfer Keramiken. In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte 44,1971, S. 9–55, bes. 31–33 u. 35. 34 Heege 2007 (Anm. 20). 35 Baeriswyl 2009 (Anm. 22). 36 Literatur zu ähnlichen Nebenöfen siehe Heege 2007 (Anm. 4), Anm. 9. – Zur Herstellung der gelblichen Blei-Zinn-Asche und zu solchen Nebenöfen: Maggetti 2007 (Anm. 13), S. 22 mit Anm. 28. 144 Andreas Heege 37 Grube D in der Bäriswiler Röhrenhütte siehe Heege/Kistler/Thut 2011 (Anm. 2), Abb. 22. – Tonlagerungsgruben in der Hafnerei in der Kreuzgasse 16 in Büren an der Aare vgl. Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 40, Abb. 44. – Winterthur, Oberer Graben 28 siehe Lehmann 1992 (Anm. 6), S. 153–159. – Langnau, Sonnweg 1 siehe Heege 2015 (Anm. 21), Abb. 5. – Vgl. auch Alice Kaltenberger: Keramik des Mittelalters und der Neuzeit in Oberösterreich (Nearchos 17. Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich, Folge 23). Innsbruck 2009, S. 307 Abb. 88. 38 Die gefundenen Brennhilfen werden in diesem Beitrag ausgeklammert. 39 Valentin Homberger, Kurt Zubler: Mittelalterliche und neuzeitliche Keramik der Region Schaffhausen. Typologie, Seriation und Materialvorlage (Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 3). Schaffhausen 2010, SR 12a und SR 14a. 40 Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 91–92 Typ 23. 41 Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 94–95 Typ 27. 42 Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 75 Typ 4. – Heege 2010 (Anm. 1), Abb. 57, 59, 81. 43 Homberger/Zubler 2010 (Anm. 38), SR 16. – Etwa Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), S. 91–92 Typ 23. 44 Ähnliche Gefäßformen und Dekore, vgl. Heege 2010 (Anm. 1), Abb. 72 (circa 1787–circa 1832 sowie Boschetti-Maradi 2006 (Anm. 11), Taf. 41–47 (vor 1765). 45 Heege 2010 (Anm. 1), S. 88–90. 46 Heege 2010 (Anm. 1), Abb. 81, 83, 85 (nach 1787–um 1832). 47 Heege 2010 (Anm. 1), Abb. 62 u. 80. 48 Homberger/Zubler 2010 (Anm. 38), SR 12a, SR 12b, SR 14a, SR 16. 49 Beatrix Adler: 200 Jahre Keramiktradition Vaudrevange/Wallerfangen 1791–1991. Mettlach 1991, S. 110–111, Marke Nr. 8. 50 Vollständig weiße Empireöfen mit ähnlichen Dekormotiven zum Beispiel aus dem nahe gelegenen Aargau siehe Karl Frei: Zur Geschichte der aargauischen Keramik des 15.–19. Jahrhunderts. In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde N. F. 33, 1931, S. 73–202, bes. Abb. 41. – Michael Stettler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. 1: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 21). Basel 1948, Abb. 100. – Aus dem Kanton Waadt: Catherine Kulling: Poêles en catelles du Pays de Vaud. Confort et prestige. Les principaux centres de fabrication au XVIIIe siècle. Lausanne 2001, S. 97–105, S. 229–235. 51 Freundliche Hinweise zur Herstellungstechnik von Keramikmeisterin und Kachelofenrestauratorin Maja Fluri, Bellach (Kanton Solothurn). 52 Glatte, monochrom blaue Fayencekacheln siehe Margrit Früh: Steckborner Kachelöfen des 18. Jahrhunderts. Frauenfeld 2005, Abb. 41 (1779), 475 (1761), 486 (um 1767), 501 (um 1777), 508 (um 1780), 513 (um 1780), 516 (um 1780), 517 (1784), 538 (um 1790). 53 Marie-Thérèse Torche-Julmy: Poêles fribourgeois en céramique. Freiburg 1979, zum Beispiel Kat.Nr. 167, 230, 241. – Kulling 2001 (Anm. 49), S. 20. 54 Heege 2011 (Anm. 27), Abb. 46. 55 Frei 1931 (Anm. 49), S. 122–127. – Daniela U. Ball: Hinter dem Ofen ist mir wohl. Kacheln und Öfen aus dem Aargau 14. bis 19. Jahrhundert. Lenzburg 1995, S. 23. – Vgl. auch Pius Räber: Die Bauernhäuser des Kantons Aargau. Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau (Die Bauernhäuser der Schweiz 23). Basel 2002, S. 199 Abb. 406–407. 56 Dem Maler mit dem Monogramm »CK« = Conrad Kuhn aus Rieden (Kanton Zürich) zugeschrieben, vgl. Frei 1931 (Anm. 49), S. 130 Abb. 401. 57 Lorbeergirlanden und Medaillons im Stil des Monogrammisten »CK«, Wildegg, Haus Laué, unsignierter und undatierter Louis-seize-Ofen. Hinweise auf weitere ähnliche Öfen mit identischen Malereien in Lenzburg Haus 259 »Im Wildenstein«, signiert datiert: Johann Georg Andres Hafner in Aarau, 1800, vgl. Michael Stettler, Emil Maurer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. 2: Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 29). Basel 1953, S. 147 mit Anm. 1 und Abb. 142. 58 Hausen (Kanton Aargau), Haus Nr. 29: signiert: Andres Jünger Hafner in Aarau 1807, keine Malersignatur, siehe Stettler/Maurer 1953 (Anm. 56), S. 354 und Räber 2002 (Anm. 54), Abb. 411. – Eine nahezu exakte Entsprechung aus Russikon (Kanton Zürich), Ludetswil, Vers. Nr. 20, datiert 1805, heute abgebrochen, siehe Hans Martin Gubler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Bd. 3: Die Bezirke Pfäffikon und Uster (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 66). Basel 1978, S. 266. 59 Ball 1995 (Anm. 54), S. 24, identisch mit Peter Kleiner: Aarauer Hafner und Ofenbauer. In: Aarauer Neujahrsblätter 1996, S. 36–51, bes. S. 43 Abb. 7. 60 Heege 2011 (Anm. 27), S. 249–255. 61 Den bisherigen Forschungsstand zur Malerfamilie Kuhn aus Rieden bei Wallisellen (Kanton Zürich) bieten Frei 1931 (Anm. 49), S. 130. – Karl Frei: Elgger Keramik des 18. Jahrhunderts. In: Schweizerisches Landesmuseum in Zürich 43. Jahresbericht, 1934, S. 55–102, bes. S. 91, S. 93. – Ursula Isler-Hungerbühler: Die Malerfamilie Kuhn von Rieden. In: Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft Zürich 36, 1951, H. 2, S. 28–30. 62 Stefan Blank, Markus Hochstrasser: Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn. Bd. 2: Die Stadt Solothurn II, Profanbauten (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 113). Bern 2008, S. 426 Abb. 515 63 Zur Datierung 1808 siehe Frei 1934 (Anm. 60), Abb. 10. – Zur Datierung 1810: Elgg, Hintergasse 247 vgl. Hans Martin Gubler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Bd. 7: Der Bezirk Winterthur südlicher Teil (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 76). Basel 1986, S. 410 u. 412. 64 Seuzach (Kanton Zürich), Unter-Ohringen, Haus Schlössli: Kurzinventar der Denkmalpflege Zürich. Abgebildet auch in Rolf H. Schatz: Südbadische Ofenkeramik mit Schablonendekor. Eine Studie zur Hafnerei des 18./19. Jahrhunderts im Markgräflerland, im Wiesental und in den angrenzenden Gebieten. Lörrach 1999, Taf. 27/2–27/3. – Rolf H. Schatz: Südbadische Ofenkeramik des 16. bis 20. Jahrhunderts mit Berücksichtigung der Nordschweiz und des Oberelsass. Bestandskatalog der Sammlung Rolf H. Schatz. Kacheln aus Museen und Privatbesitz, Kachelöfen. Lörrach 2005, Taf, 24/2–24/3. 65 Ofen von 1820 in Dällikon (Kanton Zürich), Mühlestr., vgl. Emil Wagner: Lehm vom Altberg für Furttaler Ofenkacheln. In: Heimatkundliche Vereinigung Furttal. Mitteilung Nr. 16, 1986, S. 2–25, Abb. 18, 19. – Ofen von 1828 ehemals im Gasthof Ochsen in Neuendorf (Kanton Solothurn). Sammlung Jules Pfluger in der Zentralbibliothek Solothurn. – Ein weiterer zylindrischer Ofen mit Fußgesimskacheln, die mit einem verschlungenen Band bemalt sind, befindet sich im Magazin des Historischen Museums Olten, SNM, Fotoarchiv Karl Frei. 66 Eine umfassende Studie steht aus. Den bisherigen Stand der Forschung vermittelt Heege 2011 (Anm. 27), S. 256–281. 67 Sebastian Bock, Ulrike Düwell: Bestandskataloge der weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg i. Br. Band VI. Die Ofenkeramik Spätmittelalter – 19. Jahrhundert. Freiburg 2004, S. 63–68 u. Farbtaf. II–IX, XIII–XIX. – Angeblich ältere Exemplare des 17. Jahrhunderts aus dem Elsass und Breisach bedürften einer kritischen Überprüfung, siehe dieselb. S. 36. 68 Pius Räber: Die Bauernhäuser des Kantons Aargau. Bd. 1: Freiamt und Grafschaft Baden (Die Bauernhäuser der Schweiz 22). Basel 1996, S. 396, Abb. 720. 69 René Matteotti: Die Alte Landvogtei in Riehen (Materialhefte zur Archäologie in Basel 9). Basel 1994, S. 84 Farbtaf. 1. – Auch Bern, Brunngasshalde (nach 1787– circa 1832), siehe Heege 2010 (Anm. 1), S. 79–80. Abbildungsnachweis Archiv des Verfassers: 3–9. – Bern, Archäologischer Dienst Kanton Bern: 1 (Grafik Katharina Ruckstuhl), 2 (Foto Cornelia Schlup), 10, 15, 18–24 (Fotos Badri Redha), 11–14, 16 u. 17 (Fotos Leta Büchi). Die Hafnerei Staub in Langenthal, Kanton Bern 145