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Buchholz 2014 Embodiment authors copy

Zusammenfassung Freud hatte das therapeutische Ohr dafür geöffnet, wie der Körper sich an der Konversation beteiligen möchte (Dora und ihre Handtasche z. B.). Damit war in der Behandlungstechnik der Weg zur Überwindung des kartesianischen Dualismus zwischen Körper hier, geist dort gelegt. Die Behandlungstechnik eilte der Theorie voraus. Die Psychoanalyse übernimmt derzeit auch die aufgabe der rezeption von ansätzen, die dieses theoretische Desiderat überwinden könnten. Dazu werden hier neuere entwicklungen der "social cognition" und "social science" vorgestellt. es gibt Möglichkeiten, Körper und Konversation nicht gegeneinander auszuspielen, sondern den Körper im therapeutischen Sprechen zu vernehmen.

Embodiment Michael B Buchholz Forum der Psychoanalyse Zeitschrift für klinische Theorie und Praxis ISSN 0178-7667 Volume 30 Number 1 Forum Psychoanal (2014) 30:109-128 DOI 10.1007/s00451-013-0141-4 1 23 Your article is protected by copyright and all rights are held exclusively by SpringerVerlag Berlin Heidelberg. This e-offprint is for personal use only and shall not be selfarchived in electronic repositories. If you wish to self-archive your article, please use the accepted manuscript version for posting on your own website. You may further deposit the accepted manuscript version in any repository, provided it is only made publicly available 12 months after official publication or later and provided acknowledgement is given to the original source of publication and a link is inserted to the published article on Springer's website. The link must be accompanied by the following text: "The final publication is available at link.springer.com”. 1 23 Author's personal copy Forum Psychoanal (2014) 30:109–128 DOi 10.1007/s00451-013-0141-4 Originalien Embodiment Konvergenzen von Kognitionsforschung und analytischer Entwicklungspsychologie Michael B. Buchholz Online publiziert: 22. Mai 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 Zusammenfassung Freud hatte das therapeutische Ohr dafür geöffnet, wie der Körper sich an der Konversation beteiligen möchte (Dora und ihre Handtasche z. B.). Damit war in der Behandlungstechnik der Weg zur Überwindung des kartesianischen Dualismus zwischen Körper hier, geist dort gelegt. Die Behandlungstechnik eilte der Theorie voraus. Die Psychoanalyse übernimmt derzeit auch die aufgabe der rezeption von ansätzen, die dieses theoretische Desiderat überwinden könnten. Dazu werden hier neuere entwicklungen der „social cognition“ und „social science“ vorgestellt. es gibt Möglichkeiten, Körper und Konversation nicht gegeneinander auszuspielen, sondern den Körper im therapeutischen Sprechen zu vernehmen. Embodiment Convergence of cognitive research and analytical development psychology Abstract Freud opened the therapist’s listening ear for the participation of the body in conversation (e.g. Dora and her handbag). in this way the treatment technique advanced a theory and showed practical ways how to overcome Cartesian mindbody dualism. at this time, psychoanalysis takes control of the task of reception of approaches to overcome this theoretical gap. in this article recent approaches in social science and social cognition research are outlined. They present possibilities not to play off the body against conversation but to listen to the body speaking. Prof. Dr. M. B. Buchholz () göttingen, Deutschland e-Mail: [email protected] 13 Author's personal copy 110 M. B. Buchholz Die Problemlage Die Psychoanalyse hat ihre prioritäre Stellung in den akademischen Wettkämpfen deutlich geschwächt (Sandell 2012), obwohl ihre empirische Befundlage hinsichtlich nachgewiesener Wirksamkeit weitaus besser ist, als ihr nachgesagt wird (Shedler 2011). einer der gründe ist, dass sie die anschlüsse an benachbarte gebiete wenig gesucht, ja sogar eher gemieden hat. Dabei wurden oft Urteile ungeprüft vergeben, etwa dass die Kognitionsforschung nichts vom Unbewussten verstünde und das affektive vernachlässige. Solche leichthändigen und falschen Urteile zu korrigieren, ist eines der Ziele dieses Beitrags. ein anderes ist die Beobachtung, dass gerade dort, wo Freud mit manchen Formulierungen Kognitivist „avant la lettre“ war, dies zu wenig vergegenwärtigt wird. Freud war Kognitivist besonderer art, nämlich ein postkartesianischer, der subtil beobachtete, wie der Körper mitspricht, etwa wenn Dora mit dem Handtäschchen spielt, wenn ein Patient sich räuspert oder ein Flatus auf der Couch passiert. Hier hatte er mit Ferenczi (1913) durchaus Übereinstimmungen, denn sein Begriff der libido und der psychosexuellen entwicklung ermöglichte das umstandslos. Szekely (1962) erzählte dazu eine hübsche geschichte. Sie handelt von einem zweijährigen Kind auf einem Bauernhof, das beobachtet, wie ein Huhn ein ei legt. Das Kind deutet auf das Huhn, blickt aber zur Mutter und sagt: „a-a“. Die anale Organisation, so sieht es der den kleinen Beobachter beobachtende erwachsene Beobachter, bestimmt die kognitive Weltauffassung des kleinen Kindes. Freud war der genaue Beobachter, der zuließ, dass der Körper in die Konversation vordrang, dass nicht einerseits hier der Körper, dort das Bewusstsein sei, sondern dass „mind“ und „body“ am ehesten als „bodymind“ zu verstehen seien. Das gilt natürlich besonders für seine Formel, dass das ich v. a. ein körperliches sei. Das blieb aber weitgehend Programmatik. Freud hat mit solchen prägnanten Wendungen, wie so oft, ausblicke in die Zukunft gewährt. er war Kognitivist dort, wo heutige Kognitionsforscher dem Unbewussten eine immense rolle zuschreiben. Denn auch die Traumarbeit zeichnet er bekanntlich als Denken aus. Unsere aufgabe heute muss es sein, solche Programmatiken wie die von der Körperlichkeit des ich auszuarbeiten. Dazu haben wir neue theoretische Mittel an der Hand, Buchtitel wie The body in the mind (Johnson 1987) oder The philosophy of the Flesh (lakoff und Johnson 1999) oder From molecule to metaphor (Kaufman 2006) legen aufregende Perspektiven nahe. Psychoanalytiker fordern ihre Patienten nicht nur auf zu sagen, „what comes to mind?“, sondern ebenso „what comes to body?“ (Barratt 2010; geißler und Heisterkamp 2007). aber selbst hier bleibt noch ein eigentümlicher Dualismus, als ob die Trennung von Körper hier und geist dort doch noch nicht so ganz überwunden sei. Wie kann man den Körper in der Sprache hören? Dazu kann nun die moderne Kognitionsforschung einiges beitragen. es sind neben den Kognitionsforschern auch Sozialwissenschaftler, die den Körper nicht allein der Medizin überlassen möchten und sich deshalb neuerdings verstärkt mit dem Körper beschäftigen (alkemeyer et al. 2009; Dausendschön-gay und Krafft 2002; ellgring 2008; Freedman und grand1977; gibbs 2006; Forceville und Uriosaparisi 2009; gugutzer 2002; Posch 2009). etwa, wenn sie bei sozialen Formen wie dem ritual, dem Tanz oder dem Sport Wissensformen entdecken und zu beschreiben versuchen, die sich nicht dem Modell fügen, wonach ein alltäglicher Sozialteilneh- 13 Author's personal copy embodiment 111 mer gewissermaßen eine Miniausgabe des hypothesenprüfenden Wissenschaftlers sei. auch bei kollektiven ereignissen vom Fußballplatz bis zum gemeinsamen Musizieren kommen Momente des Körperlichen zur geltung, die bislang völlig unbeachtet geblieben sind. es geht nicht um „events“, es geht nicht um „repräsentation“ eines weltlichen ereignisses oder gegenstandes durch die Mittel des geistes – das würde die Trennung nur aufrechterhalten –, sondern um ganz andere Formen des Wissens. Davon habe ich an anderer Stelle einiges beschrieben, auf das ich hier nur verweisen möchte (Buchholz 2007). Vergegenwärtigungen erinnern wir uns an ein paar Stufen der entdeckung des Körperlichen ohne jede Systematik, gleichsam als freie einfälle.1 Die einlussreiche Auftrennung des Weltlichen und leiblichen einerseits, die des geistigen andererseits hat eine Tradition, die manche melancholisch, andere nur unter Protest, wieder andere ironisch zur Kenntnis genommen – und zu überwinden versucht haben. Da ist Schillers 1797 im Musenalmanach erschienenes berühmtes Distichon: Warum kann der lebendige geist dem geist nicht erscheinen? Spricht die Seele, so spricht, ach!, schon die Seele nicht mehr. Wenige nur kennen die beiden nachfolgenden Zeilen: laß die Sprache Dir seyn, was der Körper den liebenden; er nur ist’s, der die Wesen trennt und die Wesen vereint. (Mehr dazu bei Franzen 1998) Darum also wird es gehen müssen: einerseits sind wir vom anderen in seinem innersten Wesen so getrennt, dass wir Konversation brauchen, um uns einigermaßen zu verständigen. Und darin schreibt sich bestätigend die erfahrung ein, dass die Konversation eben von standardisierten Formaten bestimmt ist, in denen das individuell Vermeinte immer verloren zu gehen droht. Der individuelle gedanke und das allgemein verbrauchte Wort kommen nie ganz zueinander, das Bewusstsein umtanzt wie ein irrlicht die Konversation, und Freuds grundregel weiß genau von diesen Umständen. Schiller aber weiß hier noch mehr: dass man sich die Sprache sein lassen kann, was der Körper den Liebenden ist. In der Tat, Liebende inden eine sehr private Sprache für Handlungen und für Organe der liebe und schützen sich gerade vor den Programmierungen öffentlich-semantischer liebesmodelle. Jugendliche leiden darunter, dass sie „ich liebe Dich“ schon so oft gehört haben, und zögern, es einander zu sagen, weil sie wissen, es ist ein verbrauchtes, elendes Zitat. Sie suchen nach individuellen Formen, weil anders glaubwürdigkeit und authentizität nicht zu haben sind. Liebende wissen, dass der Tsunami der Pornograie weit mehr verheerende, weil normierende und die Kreativität in der Körperlichkeit verhindernde Wirkungen hat, 1 Und über das hinaus, was sich an linien seit der Philosophie Schopenhauers ziehen ließe (gödde und Buchholz 2012). 13 Author's personal copy 112 M. B. Buchholz als man im allgemeinen annimmt. Heinrich Heine hat gezeigt, wie man die liebe in entzückende Worte fassen kann; er behauptet einfach: Des Weibes leib ist ein gedicht, das gott der Herr geschrieben, ins große Stammbuch der natur, als ihn der geist getrieben. Der Körper also ist ein gedicht, das gedicht selbst ein leib, der poetisch singt. Braucht man also einen Körper oder gibt es nicht doch ein Selbst ohne diesen? ein sehr scharfsinniger und zugleich höchst spannender roman, Hoppe, von Felicitas Hoppe geschrieben, beschäftigt sich mit Fragen von identitätskonstruktion und Wirklichkeit. Die mit der Autorin gleichnamige, aber keineswegs identische Hauptigur Hoppe sei begleitet gewesen über die Jahre hinweg von der „quälenden Hauptfrage“ … wie es insgesamt wäre, ‚überhaupt nichts zu hören und die ganze Musik, von der wir andauernd umzingelt sind, nur zu sehen. Wie hält man das aus, lauter instrumente ohne Klang?‘ es dürfte mehr als nur ihr kindlicher Quälgeist gewesen sein, der sie dazu antrieb, bereits in ihren frühen Schuljahren ihrem Vater, ihren Mitschülern und ihren lehrern wieder und wieder dieselbe unbeantwortbare Frage vorzulegen: ‚Was möchtest Du lieber: Blind oder taub sein?‘ (Hoppe 2012, S. 56) Was wären wir also ohne die Sinnlichkeit unseres Körpers? Der große Philologe und Philosoph george Steiner (Steiner und Pfeiffer 2007, S. 79) steigert diese Frage geradezu exzessiv und lässt Freuds libidotheorie gleichsam mit einem Paukenschlag anklingen in seinem Buch Meine ungeschriebenen Bücher. Seine brisante philosophisch-experimentierende Frage lässt einen kaum los: Wie verläuft das sexuelle Wesen eines Taubstummen? nach welchen anregungen und Klängen masturbiert er oder sie? Wie erfahren Taubstumme libido und Höhepunkt? Und ein paar Zeilen weiter schreibt er mit großer Dringlichkeit für die Diskussionen um die rolle der neurowissenschaften: Doch die Frage ist von akuter Bedeutung. Sie bezieht sich auf die nervenzentren der Wechselwirkungen zwischen eros und Sprache. Sie wirft ein verwirrendes licht auf das absolut entscheidende Problem der semantischen Struktur der Sexualität, ihrer sprachlichen Dynamik. Sex spricht man, dem Sex lauscht man, laut oder schweigend, äußerlich oder innerlich, vor, während und nach dem Verkehr. Diese beiden Kommunikationsströmungen, diese beiden inszenierungen sind nicht voneinander zu trennen … Die rhetorik des Verlangens ist eine Diskurskategorie, in der die neurophysiologische Hervorbringung von Sprechakten und die des liebesaktes ineinandergreifen. Die Zeichensetzung ist analog: der Orgasmus ist ein ausrufezeichen … an keiner Schnittstelle im menschlichen System sind neurochemische Komponenten und das, was wir als die Bereiche des Bewußtseins und des Unterbewußtseins auffassen, so eng miteinander verschmolzen. Die Mentalität und das Organische bilden hier eine einheitliche Synapse … Der Begriff des ‚instinkt‘, der selbst nur bruchstückhaft verstanden wird, charakterisiert die entscheidende Zone der interaktion 13 Author's personal copy embodiment 113 zwischen dem Fleischlichen und dem intellektuellen, zwischen genitalien und geist. Diese Zone ist von Sprache gesättigt. Der nachdruck dieser Zeilen lässt keinen raum für Therapeutiken, die den Körper gegen das Sprechen ausspielen wollen, weil das ja „verkopft“ sei. nichts ist törichter. Dass Sprechen die Möglichkeit der lüge beinhaltet, gehört zu den ältesten Menschheitserfahrungen; dass sie die Möglichkeit der Standardisierung bietet, ist massenhaft vielleicht eine neuartige erfahrung. Dass aber kaum etwas so verletzt wie Worte und nichts so heilsam sein kann, wissen alle, die psychosomatische Patienten behandelt haben. Was kränkt, macht krank. es kann keinen gegensatz des Sprechens und des Körperlichen geben; wir müssen die gegenwärtigkeit des Körpers in der Sprache, besser: im Sprechen und damit in der Konversation, nicht etwa „hinter“ der Sprache suchen. Diese räumliche Metapher führt schwer in die irre. Die These des autors ist die von der Kontinuität der Konversation (Buchholz 2011). Der Körper in der Sprache Der Beschreibung der Fähigkeit, pianistische improvisation zu lernen, verdanken wir wesentliche impulse. es war der Pianist David Sudnow (1978), der in seinem Buch sehr anschaulich beschreibt, wie der „sound“ in die Finger kriecht. noten verlieren den Status einer repräsentation; vielmehr ist es das erlebnis der Finger, die plötzlich etwas spielen wollen, das in ihnen steckt. Der Klang war schon im Ohr, bevor das Klavier ihn erzeugte. Und Sudnow beschreibt genau, dass das „Wissen“ aus diesem rückkopplungssystem ein anderes war als das kontextfreie und repräsentative musikalische Wissen, das er vorher aus den noten hatte. Sein Wissen ist „embodied“ und zugleich „situiert“ – es ist lüchtig und realisiert sich nur genau in dem Moment des Spiels. Das gilt auch für andere Spiele. eine der großen und klassischen Studien der Sozialpsychologie war die Untersuchung von „street gangs“ durch Homans (1960). Darin werden Szenen der folgenden art beschrieben: ein Junge will Mitglied in einer gang werden. er muss sich dazu bewerben, aber nicht durch eine Bewerbungsmappe mit Foto und lebenslauf, sondern indem er zeigt, was er kann, etwa beim Billardspiel. er muss gegen den bisher Besten der gang antreten. Homans beschreibt nun ganz detailliert, wie bereits die anfänglichen reaktionen der umstehenden gangmitglieder entscheidende Hinweise geben, wie das alles ausgeht. Können sie den neuen gut leiden, wird er angespornt; wenn nicht, schon in den ersten Sekunden durch Kopfwegdrehen, verächtliches Schnauben bei einem Fehler oder Ähnliches niedergemacht. Und die gruppenmitglieder lesen am gesicht des „gang leader“ ab, ob sie ihn leiden mögen oder nicht. So genau kann man beobachten, wie der Körper – Miene und Blicke, atem und Körperdrehung – den Status eines neuen gruppenmitgliedes festlegt. Und das Bestürzende ist: Der neue spielt genauso so gut oder schlecht, wie sich das aus den ersten Sekunden bereits vorhersagen lässt. Jedenfalls dann, wenn er diesem Druck nicht widersteht – das schaffen immerhin einige. Wer also mitspielt, improvisierend in der Musik oder rituell beim Billard, zeigt nicht nur ein bestimmtes, nonrepräsentationales Wissen, das ihn als einen ausweist, 13 Author's personal copy 114 M. B. Buchholz der die regeln akzeptiert und beherrscht, sondern er erwirbt auch eine bestimmte soziale Position. Das neue Stichwort heißt deshalb „embodied knowledge“. es ersetzt die kartesianische Vorstellung der repräsentation, inkludiert den Körper mitsamt der lüchtigen Situation. Eine weitere, für die Psychoanalyse wichtige Konsequenz: embodied knowledge verändert die Stellung des Subjekts; es ist nicht mehr hinter seiner Praxis als ein Wesen sui generis präsent, sondern nur in seiner Praxis. Wie bloß konnte man diesen Ort des Subjekts so lange nicht erkennen? Die antwort lautet: einerseits wegen des gewaltigen Überhangs an philosophischen Traditionen, die das Subjekt immer schon in einer Zuschauerontologie (Slunecko 2012) verorteten, sodass es nie zum Handeln kam, weil es ständig nur beobachtete; philosophisch nur wenig in psychoanalytischen Territorien zur geltung kommende Phänomenologen wie Merleau-Ponty (1966, S. 234) hatten die veränderte Stellung des Subjekts so formuliert: „So bin ich selbst mein leib … und umgekehrt ist mein leib wie ein natürliches Subjekt, wie ein vorläuiger Entwurf meines Seins im ganzen“. andererseits wurde die Stellung des Subjekts aus einer methodischen grundposition heraus übersehen, die meinte, alles folge deduzierbaren regeln. Die genannten Beispiele und viele weitere Forschungen zeigen nun übereinstimmend, dass nur im Nachhinein methodische Schlaumeier kommen und die regeln rekonstruieren konnten, denen ein improvisateur, Schillers liebende, Taubstumme, Billardspieler oder andere Körperkönner wie Tänzer, Stimmkünstler oder stimmlich Trost Spendende (Poettgen-Havekost 2010) oder „poetry slammer“ usw. folgen. Will man diese regeln dann nach vorne anwenden, gerät jeder sofort in die lage des zerstreuten Professors, der Fahrradfahren lernen möchte, indem er die gesetze des freien Falls und der schiefen ebene „anwendet“. Für die psychoanalytische Praxis hatte gill einmal prägnant formuliert: Wer in der psychoanalytischen Situation eine Theorie anwenden wolle, erzeuge sich Schmalz im Dritten Ohr! „anwendung“ ist das Wort, das zu einem repräsentationalen, kartesianischen Bezugsrahmen gehört; es ist – unpraktisch. Offenbar, so die durchgängige erfahrung, müssen wir diese Dinge ganz anders denken. es geht nicht um repräsentationales Wissen, sondern um Embodied knowledge, das situiert ist und lüchtig, das durch Beschreibung leicht verfälscht wird und das nur der angemessen beobachten kann, der es am eigenen leib erfahren hat. Wer aber in labilen sozialen Konstellationen erfolgreich handeln will, muss auf ein prärelexives Können der sozialen Kompetenz („performed knowledge“) zurückgreifen, worin sich eine praktische logik des situativen Moments, des voranschreitenden Prozesses und des „gekonnten“ Umgangs mit Unsicherheit dokumentiert. Verkörpertes Wissen ist also Bedingung einer kompetenten Praxis. Bourdieu (1990) sprach hier vom „praktischen Sinn“, von goffman (1964) können wir hinzu fügen, dass das immer auch „a sense for one’s place“ sei und dass sich durch verkörpertes Wissen somit immer auch „ein Sinn für die grenze“ (Bourdieu 1990) manifestiere. Damit kommt in jede Form sozialer Praxis, und ich rechne v. a. die psychotherapeutische Konversation zu einer solchen sozialen Praxis, eine neue Möglichkeit vor, die Situation selbst verschieben und verändern zu können und ihr so innovative gehalte abzuringen. Wiederum Bourdieu hatte hier vorgeschlagen, die Frage zu sondieren, „wie sich konkrete operative Praxisgegenwarten zu ihren Kontexten verhalten“. Damit war gemeint, dass professionelle Praxis gerade nicht kontextdeterminiert ist, sondern Praxis sich Spielräume (Weymann 13 Author's personal copy embodiment 115 1989) erobert jenseits der Determination durch ihre Kontexte. Das neue ist, dass wir Subjekte nicht mehr nur als von sozialer Struktur determiniert sehen müssen, sondern als improvisateure, die in jene Strukturen des Sozialen mit Sinn für Körperlichkeit und Situiertheit neues hineintragen können. Der Strukturdeterminismus ist radikal aufgesprengt. Personen sind nicht mehr „Opfer“ ihrer Determination aus Umständen, sondern haben die Chancen, alternativen. Die werden nur in repressiven politischen Systemen beschnitten. improvisation, das sich vom englischen „to improve“ ableitet, muss als „Verbesserung“ eingedeutscht werden; der Jazzmusiker und Psychoanalytiker Steven Knoblauch (2000, 2012) sieht „improvising and accompagniment in jazz as a metaphor for clinical technique“ und führt seine Überlegungen, im Wechselgesang mit psychoanalytischen Theorietraditionen zu einem Konzept des „resonant minding“ (ebd., S. 95) fort. Wie der Körper sich im Sprechen artikuliert, dazu bietet die kognitive linguistik eine Menge Überlegungen an (Johnson 1987; lakoff und Johnson 1999). Die Wichtigste dürfte sein, dass bereits auf körperlicher erfahrungsebene dynamische, aber abstrakte Schemata die Organisation der erfahrung bewerkstelligen. Für die Psychoanalyse interessant ist, dass die rede von einem „Container“-Schema ist. Das Kind liegt „in“ einem Bett, das Bett steht „in“ einem Zimmer, das Zimmer ist „Teil eines“ Hauses, das Haus „gehört zu“ einem Dorf usw. Jedes Mal ist etwas in etwas enthalten. Diese abstrakte Struktur wird dynamisch durch ihre Projektion in andere intellektuelle Domänen, etwa in die inklusionslogik, wonach a < B < C < D und dann auch gilt, a < C bzw. D > a. Die Präposition „in“ bzw. die hier in anführungszeichen gesetzten Worte indizieren das Container-Schema ebenso wie die Vorsilbe „ent -“ in „enthalten“. Das Container-Schema ist derartig analog zu Bion gedacht, dass man sich wundert, wie wenig es zur Kenntnis genommen wurde. aber die kognitive linguistik hat noch weitere, nun über Bion hinausgehende Schemata bereit. ich habe diese an anderer Stelle ausführlich dargestellt (Buchholz 2002a, b, 2003) und möchte interessierte darauf verweisen. Hier soll es nunmehr um die Beziehung zwischen Körpern gehen, und dafür schlage ich den Begriff des „resonating alignment“ vor. Resonating alignment Was kann man sich also unter solchem „resonating alignment“ (aron 1996; Buchholz 2013; Mergenthaler 2008) vorstellen? galatzer-levy (2009) berichtet ein wahrscheinlich typisches Beispiel aus der Behandlung eines jungen Mannes, der auf Äußerungen seines analytikers regelmäßig mit längerem Schweigen reagierte und dann mit einem anderen Thema weitermachte. Darauf angesprochen, habe er gesagt: „i admit and go on.“ Diese Wendung, „admit and go on“, hat der analytiker dann vor sich hin sinnierend wiederholt, und daraus sei dann allmählich eine immer mehr ins Humorvolle sich wendende Äußerung beider geworden, die bei verschiedenen gelegenheiten gebraucht werden konnte. Das entscheidende aber sei die rhythmisierung gewesen, die durch die Wiederholung entstand. in der Tat, das erinnert an manche musikalische Momente. auch hier haben wir es mit dem anspielen eines Themas zu tun, das von einer anderen instrumentengruppe aufgenommen, im rhythmus wiederholt, aber in der musikalischen Phrase 13 Author's personal copy 116 M. B. Buchholz leicht verändert wird (Berkowitz 2010; Sudnow 1978; Tüpker 2006). Condon und Sander (1974) haben bereits vom „Hörtanz“ gesprochen: neugeborene bewegen sich rhythmisch mit dem „baby talk“, dem Singsang ihrer Plegepersonen, mit; es kommt durch die Synchronisation der rhythmen zu Momenten der Begegnung. Trevarthen (1977) betonte, wie dadurch, dass etwas wiederkehrt, die Fähigkeit geschaffen und bestätigt wird, etwas zu erwarten – ab den ersten lebenstagen! Neuerdings interessieren sich einige Forscher für die speziische Form der „Intelligenz“, die beim Tanz gebraucht wird: Sie ist nicht schlussfolgernd, sondern improvisiert aus dem Moment; sie folgt nicht regeln, sondern eher körperlichen gefühlen der Balance – nicht nur des eigenen Körpers, sondern auch des koenästhetischen gemeingefühls mit dem Körper des anderen (Schwerdt 2009). Wir inden eine ähnliche Beschreibung auch bei den Säuglingsforschern (Trevarthen 2002, 2005), die beobachten, wie Mütter sich im rhythmus dem gezappel ihres Kindes anpassen und minimale kleine Veränderungen vornehmen – nach einer langen reihe geduldiger Wiederholungen. Das kindliche Pendel, wenn ich mir diesen Schlenker hier erlauben darf, und das mütterliche Pendel synchronisieren sich miteinander. Diese Synchronisation geht über verschiedene Sinnesmodalitäten hinweg; der rhythmus eines rufes kann durch die armbewegung oder das antippen der nase des Kindes aufgenommen werden. Stern (1985) bezeichnete solche Synchronisation als „transmodal“. nach solcher Synchronisation kann die Veränderung des einen Pendels Veränderungen beim anderen nach sich ziehen, und beide zusammen evolvieren in neue Beziehungsmuster. Tronick (2007) hat gezeigt, dass es hier nicht um Beruhigung, sondern um den aufbau von Komplexität geht, den ein Bewusstsein für sich alleine nicht erreichen könnte. auf der grundlage rhythmisch synchronisierter Koppelung können sich andere Muster aulagern; das eine gibt Sicherheit, das andere ermöglicht Veränderung. Tatsächlich ist das, was Säuglinge brauchen, ein „dyadic state of consciousness“, wie der von Tronick (2007) gebrauchte ausdruck lautet. ein dyadischer Bewusstseinszustand, Synchronisation zweier individueller Bewusstseine so, dass der abhängigere und Bedürftigere von beiden wissen kann – in einem nonrepräsentationalen Sinn –, dass der andere ähnlich fühlt, denkt, erlebt, teilt und aufgrund dessen das Hilfreiche tun wird. Solche Zustände werden in der analytischen Situation gesucht, können lange nicht geschaffen und nie lange aufrechterhalten werden, aber sie haben zu wenig Würdigung gefunden, am ehesten unter dem Stichwort der „guten Stunde“. ich will ein Beispiel dafür geben. Ein Fallbeispiel ein Student beginnt seine fünfte Sitzung mit folgenden Worten: „Heute weiß ich gar nicht so genau, was ich denn erzählen könnte. eigentlich ist ja nichts Schlimmes passiert.“ Dann berichtet er, wie er mit seiner Mutter telefoniert hat und wie sehr ihn deren Besorgtheit nerve. immer sage diese am Telefon, sie mache sich solche Sorgen, ob er denn eine Freundin habe? Was seine Freunde denken? Ob er denn auch ausgehe? Und ihm geht daran der salbungsvolle und „falsche“ Ton auf die nerven, so sehr, 13 Author's personal copy embodiment 117 dass er sich etwas entlastet, indem er es vormacht, wie sie spricht; mir läuft es leicht gruselnd den rücken runter. ich weiß von dem jungen Mann, der seine naturwissenschaftliche Doktorarbeit schreibt und intellektuell ziemlich „up to date“ ist, was ihn so stört: eine gute Freundin hatte ihm schwer erschüttert erzählt, dass sein bester Freund sie vergewaltigt habe, und da erinnerte er sich plötzlich daran, wie schwer sein Vater ihn geschlagen hatte und die Mutter zuschauend daneben stand und nicht eingriff. Da habe er lange nicht an seiner Dissertation arbeiten können, weil ihm das „alles von früher hochgekommen“ sei. Und heute dieser falsche, dieser sorgenvolle Ton! Was man denn da machen könne? Wie er sich verhalten könne? Mich bedrängt diese art von Fragen danach, was man „machen“ könne, etwas, und so weise ich ihn darauf hin, dass er begonnen habe mit der Vorstellung, dass ja „eigentlich nichts Schlimmes passiert“ sei. Ob er denn die idee habe, mit seinem Therapeuten – es ist ja erst die fünfte Sitzung – könne man nur über „Schlimmes“ sprechen? nee, lacht er, natürlich nicht. eben, sage ich, dann müsste ja auch immer was „Schlimmes“ gefunden werden – und darüber müssten wir uns ja dann gemeinsam „Sorgen machen“, so, wie ihm das an seiner Mutter ja gerade nicht gefallen habe. „Das stimmt!“, sagt er erleichtert und lächelnd. Und stellt dann fest, wenn man zusammen so etwas noch mal betrachte, dann merke er richtig, wie sich sein Denken ändere. er kaut intensiv auf seinen lippen herum, was ich nun anspreche. „ich glaube, ich bin eigentlich verzweifelt, wenn ich mich an all das erinnere. Dann sage ich mir: ‚Hör auf zu lennen, Du hast doch überhaupt keinen Grund, es ist doch alles in Ordnung, lass das jetzt.‘“ Wieder lächelt er sein mir schon vertrautes „social smiling“. ich antworte: „Sie wollen hier nicht weinen, obwohl ihnen so zumute danach ist. Und dann reden Sie so per Du mit sich, vielleicht in der gleichen Weise, wie früher manchmal ihre eltern mit ihnen geschimpft haben könnten, wenn Sie weinten.“ er zuckt leicht zusammen. „Herrje!“, er bekommt Tränen in die augen: „Das mache ich immer so, dass ich dann so mit mir selbst rede. Woher wissen Sie, dass meine eltern so mit mir geredet haben?“ ich antworte, dass ich das ja gar nicht wüsste, sondern nur vermutet habe, weil es so naheliege. „ich selbst kann das immer erst sehen, wenn mir das jemand sagt“, fügt er an. „Und vielleicht lächle ich deshalb dann auch immer und immer und immer, das geht mir selbst schon so auf die nerven, ich bin immer viel zu freundlich zu allen leuten.“ Das ist natürlich nur eine kleine episode, die aber deutlich macht, wie sich für einen Moment ein dyadischer Bewusstseinszustand einstellen konnte. Mein Denken und sein Denken verbanden sich für einen augenblick so, dass eine neue lösung erkennbar und fühlbar wurde. Die entwickelte sich dann natürlich erst viel später in allen Details. Vor allem die Identiizierung mit der vergewaltigten Freundin wurde später ein wichtiges Thema, die auseinandersetzung mit der Mutter, die Wiedergewinnung eines stabilen Selbstgefühls. Hier soll dieser kleine ausschnitt lediglich illustrieren, welchen Wert das Konzept von Tronick für die therapeutische arbeit hat. Das einzelne „Bewusstsein“ braucht das des anderen manchmal, um die art von Problemen zu lösen, die wir als „neurotisch“ oder anderweitig „gestört“ bezeichnen. Dabei kommen kognitive Prozesse ins Spiel, die weit mehr sind als Wahrnehmung, Denken, Konzeptbildung, Metaphorisierung usw. Diese „anderen Prozesse“ bekommt man in den Blick, wenn man den Bezugsrahmen auf soziale Kognition hin erweitert. Vor allem wird ersichtlich, wie wenig das so verstandene Kognitive vom 13 Author's personal copy 118 M. B. Buchholz affektiven getrennt werden kann. neue, veränderte affekte kommen vielmehr ins Spiel durch einen Wechsel der Perspektive, die dieser Patient bereitwillig auf meinen Vorschlag hin einnimmt und so plötzlich etwas „sieht“, was er vorher nicht sehen konnte, was ich aber „sehen“ konnte: wie sehr er das mütterliche introjekt in die Sitzung mithineinbringt, wenn er mit sich schimpft. indem er das nun mit mir zusammen „sieht“, kann er Sensibilität für seine eigene lage gewinnen und beginnen, sich davon zu lösen. Solches metaphorische „Sehen“ ist vom affektiven nicht zu trennen. Damit bin ich bei den Metaphern angekommen, aber die neigung, darauf zu rasch abzufahren, muss ich noch etwas zurückstellen, weil ich kurz wenigstens noch die entwicklungen in der „cognitive science“ mitteilen möchte, die hier zu ganz ähnlichen Schlüssen gelangt wie die klinische erfahrung. Das neue, so hatte ich gesagt, kommt aus der veränderten Positionierung des Subjekts, das nicht mehr von seinen – inneren und äußeren Kontexten – determiniert ist, sondern sich selbst zu eben diesen Kontexten ins Verhältnis setzen kann. Und wenn es das von sich aus nicht kann, dann sucht es mit einem anderen den dyadischen Bewusstseinszustand, um eben diese Möglichkeit wiederzuerlangen. Psychotherapie heißt, dem Neuen Platz einräumen Diese Möglichkeit des neuen muss Psychotherapeuten mit nachdruck interessieren. embodiment ist ein solches neues Moment, aber es ist nur Teil einer viel umfassenderen großen revolution in den Cognitive sciences, das mittlerweile mit Sinn für ironie als „4ea“-Paradigma (Choudhury und Slaby 2012) bezeichnet wird – was gemeint ist, ergibt sich sofort. Die ältere annahme, dass menschliches Problemlösen durch eine Computeranalogie am besten zu modellieren sei, also eine art mathematischer „general problem solver“ (gPS) hatte sich als unhaltbar erwiesen (Shapiro 2011). Der einschluss des Körpers in den Problemlösungsakt, die resonanz mit menschlicher und nutzung symbolischer Umwelt haben nachdrücklich klargestellt, dass die alleinige Fokussierung auf den gPS zu erheblichen Verkürzungen führe. Seitdem hat die Cognitive science eine Wendung genommen, die Psychoanalytiker interessieren muss. Sie schließt Körper, Umwelt und ausdehnung des Selbst(gefühls) ein. Der neue Titel dafür heißt „situated cognition“ (robbins und aydede 2009), und unter diesem Titel werden Phänomene studiert, die direkte relevanz für therapeutische Praxis haben, etwa das Konzept einer „distributed cognition“ – Wissen ist nicht nur in einem, sondern in vielen Köpfen verteilt, kooperiert situativ gesteuert und fein kalibriert und aktualisiert sich lüchtig, nämlich von Situationen solcher Einstimmung abhängig. Das affektive „attunement“ bekommt damit für die leistungen der Kognition eine rolle zugewiesen, wie man es in der Therapeutik seit vielen Jahren beschrieben indet. Es geht (hier folgen neben dem affektiven nun die vierfachen „e“) um die im Folgenden beschriebenen entwicklungen. 13 Author's personal copy embodiment 119 Die embodiment-These Die embodiment-These besagt, dass Denken nicht nur angelegenheit des gehirns ist, nicht nur im Kopf geschieht, sondern der ganze Körper daran beteiligt ist (Fuchs 2008; Shapiro 2011). Diese richtung der Kognitionsforschung verläuft, wenn auch in ganz anderen theoretischen rahmungen, parallel zu den anregungen, die innerhalb der Psychoanalyse lorenzer (1988) als „Hermeneutik des leibes“ vorgebahnt hatte und die heute als Einbeziehung des Körpers klinisch große Beachtung inden (Buchholz 1995, 2002a; Scharff 2010). Psychoanalytische Untersuchungen können gut an sozialwissenschaftliche Forschungen anschließen und dabei insbesondere die Forschungen zur „multimodalen“ Metapher einschließen. Die „embedding“-These Die embedding-These besagt, dass Denken keineswegs nur mit symbolisch-repräsentationalen Mitteln operiert, sondern auch Umwelten aktiv nutzt bzw. sogar ausbeutet; dafür werde ich später ein schönes Beispiel nennen. Auch hier inden sich psychoanalytische ansätze (gerson 1996; Jacobs 1994), die mit anderen (Millikan 2009; Spivey und richardson 2009) kompatibel scheinen, zumindest daraufhin geprüft werden könnten. Die extensionsthese Die extensionsthese besagt, dass die grenzen der Kognition über die des individuellen Organismus weit hinausreichen (Überblick bei robbins und aydede 2009). Dass zu Objekten Umwelten und affektiv hoch besetzte gegenstände zählen, ist beständige klinische erfahrung. Die Psychoanalyse hat in ihrer narzissmustheorie einen ansatz entwickelt, die ausdehnung des Selbst über die grenzen des Organismus hinaus zu denken (Kohut 1973; Stein 1979). Die „enaction“-These Die enaction-These besagt etwa so viel wie das, was ich hier unter dem Stichwort der improvisation vorgestellt habe. Wir haben es also mit vier plus einer neuen entwicklung zu tun, und diese lassen uns verstehen, wie der Weg vom Körper zur Konversation vorgestellt werden kann. ich begnüge mich hier mit einer Skizze. am Beispiel von Metonymie und Metapher kann man diese Zusammenhänge am besten illustrieren. Metonymie und Metapher Seit der entdeckung der Spiegelneuronen sind gallese et al. (2007) dem „intentional attunement“, der absichtsvollen einstimmung, nachgegangen. Der entdecker der Spiegelneuronen schreibt mit psychoanalytischen autoren über „embodied simulation“. „Simulation“ meint, wie man einen anderen versteht, mit dem man koope- 13 Author's personal copy 120 M. B. Buchholz riert. Die autoren berichten davon, dass wir auf eine ziemlich unmittelbare Weise auch absichten verstehen. nehmen wir die Handlung „aus einer Tasse trinken“. Diese Handlung wird von einem Schimpansen ausgeführt, den ein anderer Schimpanse beobachtet. Die entsprechenden Spiegelneuronen für das Ziel dieser Handlung (Trinken) beginnen beim Beobachter bereits aktiv zu werden, wenn das beobachtete Tier nur einen ersten Blick auf die Tasse wirft, bevor es einen entfernten Stuhl an den hohen Tisch holt, auf dem die Tasse steht, die erst befüllt werden muss, und dann die Hand nach der Tasse ausstreckt – das heißt, der Beobachter „weiß“ bereits gut 10 Sekunden vor der Handlung um deren Ziel, bevor er es überhaupt zu sehen bekommt. Dem Beobachter wird so möglich, den gesamten Handlungsplan (S. 137) vorherzusagen. ich würde zur erklärung gestalttheoretisch2 denken: Das erblicken der Tasse ist Teil einer Handlungsgestalt, und deshalb können wir aus einem Teil auf das ganze der Handlungsgestalt schließen, weil wir die absicht ahnen. Wenn auch in engen grenzen orientieren sich bereits Primaten am sichtbaren Verhalten, welches sie als index für unsichtbare absichten nehmen; Primaten, so kann man lernen, sind keine Behavioristen (Hebb 1946; Meltzoff et al. 1999). Man sieht einen Teil und weiß ums ganze. Das „Pars-pro-toto“-Prinzip ist Vorläufergestalt dessen, was später in der Sprachentwicklung als Metonymie bezeichnet wird (Borbely 2008). Der Metonymie eignet eine „Steht-für“-Beziehung. Der nur angedeutete Blick nach der Tasse „steht für“ die gesamte Handlungsgestalt. Die Metonymie wird nicht erst mit diskursiver Symbolik erworben. Der spätere Spracherwerb baut auf dem Pars-pro-toto-Prinzip auf, das schon längst vorher gemeistert wird. Schon Schimpansen (greenspan und Shanker 2007) erkennen ganze Muster (Tomasello 2002) von Handlungsgestalten, und deshalb genügt ein Teil, um einen Beobachter die absicht nachbildend verstehen zu lassen. in menschlicher Konversation zeigt das Kind aus seinem Stühlchen heraus auf den Ball, und die Mutter bringt ihn; sie versteht die absicht. Bereits 12 Monate alte Kleinkinder suchen danach, dass ihr mentaler Zustand angemessen verstanden wird, sodass sie sich in einem Feld der „shared intentionality“ mit anderen beinden können. Die idee, dass Kinder „Sender“ sind und erwachsene deren Botschaften „empfangen“ und entschlüsseln müssten, würde genau dies grundlegende Motiv nach Shared intentionality verfehlen. So zu denken, wäre noch individualistisch, während es um „geteilte intentionalität“ geht, die sich in einem „Wir-gefühl“ ausbildet. in dieser frühen entwicklung haben wir es nicht nur mit der Perspektive der ersten und der dritten Person zu tun. es genügt nicht, sich vorzustellen, dass das Kind die eigene, egozentrische Perspektive mit einer Perspektivenübernahme des anderen, der „alterozentrischen“ Perspektive des Dritten erweitert, sondern hier geht es um eine Perspektive der zweiten Person, um die ausbildung eines „Wir“ – wir spielen Und folge darin der Beobachtung von Eagle und Wakeield (2007), dass zahlreiche Entdeckungen der neurowissenschaften im Umfeld der gestalttheorie (Wolfgang Köhler, Wolfgang Metzger und viele andere) der 1920er Jahre schon gemacht worden sind. ich habe in meinem Vortrag 2009 (DgPT-Jahrestagung, Berlin) ebenfalls auf einige solche Vorläufer hingewiesen. 2 13 Author's personal copy embodiment 121 gemeinsam, wir verabschieden uns beim gute-nacht-Sagen, wir lösen das „Wir“gefühl auch gemeinsam auf, wenn die Trennung durch den Schlaf kommt3. Doch das „Wir“ gehört nicht nur zur „primitiven“ Welt der Kinder. Die entsprechung in der Konversation zwischen erwachsenen ist, wenn einer beim essen auf das entfernt stehende Salzfäßchen zeigt und mit vollem Munde bei hoch wippendem Kinn einen laut murmelt – man versteht die absicht und reagiert nach dem Pars-prototo-Prinzip. Das ist übrigens ein Beispiel für einen registerwechsel – vom Verbalen (das wegen des vollen Mundes behindert ist) zum nonverbalen, den niemand als „primitiv“ kennzeichnen würde. Später sagt das Kind einfach „Da!“, und aus diesem kleinen Partikel wird das ganze der absicht meist sicher erschlossen. es war kein geringerer als Wilhelm von Humboldt, der in seiner Sprachtheorie von 1836 bereits formulierte, dass einwortsätze der Kinder vollständige Sprechakte seien. Sie können den ganzen Satz noch nicht sagen, aber das eine Wort „steht für“ ihn so, wie die geste des Zeigens ebenfalls für das ganze Muster steht. Das ganze ist nicht nur mehr, sondern auch früher als seine Teile. es ist ziemlich aufregend, dass die Befunde der Säuglingsforscher und die der linguisten darin zusammentreffen, dass es körperliche Mikropraktiken (Downing 2005) sind, die gleichsam in die Bildung von Konzepten hineinprojiziert werden (Dissanayake 1999, 2010; Johnson 1987; lakoff und nunez 2000; Müller 2003). Hinzu kommt die bahnbrechende entdeckung von Tomasello (2002, 2009), dass Kinder sich ab dem neunten lebensmonat in ihrer entwicklung dadurch von Primatenbabys unterscheiden, dass sie begreifen, dass äußeres Verhalten auf innere absichten schließen lässt und dass sie ebenso wie andere selbst Wesen mit kooperierenden absichten und Zielen sind. Das macht die Substanz dessen aus, was wir als Subjektwerdung, als Bildung des Selbstbewusstseins bezeichnen. in dieser vorsprachlichen konzeptbildenden Unterscheidung von sichtbarem Verhalten und unsichtbarer absicht trennt sich menschliche entwicklung von derjenigen der Primaten (Meltzoff et al. 1999). erst spät können absichten ignoriert werden, dann wird Wahrnehmung von absichten mit nachfolgender ignoranz ein Distanzierungsverfahren. Vorher aber distanziert sich das Baby mehr und mehr vom manifesten Verhalten, von der Sichtbarkeit der Phänomene, und das tut es von anfang an. es wendet sich in seiner entwicklung dem Unsichtbaren zu. Affektive Codierung indet zugleich mit der physischen statt, und wenn das Baby das versteht, mit einem zweiten gedanken gleichsam, dann fängt es selbst an, auch anderen affektive erlebnisse zuzumuten. es lächelt die Mutter – bereits mit vierzehn lebenstagen (Kugiumutziakis et al. 2005) – initiativ an, um auf ihrem gesicht ein lächeln zu erzeugen; es wirft den löffel herunter, um den affekt der Mutter zu besichtigen; es erprobt sich als „causa prima“, als erste Ursache affektiver resonanz. es wird „his majesty, the baby“, wie Freud formuliert; es wird intentionaler Souverän. Kommen wir zum Beispiel des Teetrinkens zurück. Schon der Schimpanse also kann die absicht aus der andeutung eines Blicks erraten, aber Schimpansen nutzen 3 Cacioppo et al. (2006) formulieren, dass wir es mit „people thinking about thinking people“ zu tun haben, und damit wird sehr schön auf den interaktiven Kreislauf aufmerksam gemacht. 13 Author's personal copy 122 M. B. Buchholz diese Kompetenz weder systematisch für Kooperationen, noch geben sie diese Fähigkeit an andere weiter. Wenn ein Mensch hingegen in späteren entwicklungsstufen erzählt, aus einer Tasse getrunken zu haben, dann verstehen Hörer einen solchen Satz, weil auch sie sich diese Handlung imaginieren – und diese imagination hat wiederum neuronale Korrelate auf der Basis des Systems der Spiegelneuronen. Die Daten zeigen, that listening to sentences describing actions activates different sectors of the motor system, depending on the effector used in the action described. (gallese et al. 2007, S. 139) Die entwicklungslinie ist also ungefähr so: Wir sehen also jemanden etwas tun, und die Spiegelneuronen aktivieren sich im Kopf eines Beobachters, aber wir üben die gleiche Handlung gerade nicht aus. auf der Unterscheidung von sichtbarem Verhalten und unsichtbarer absicht baut sich die nächste zwischen Darstellung und Vorstellung, imagination also, auf. Wir können uns nun etwas gehörtes vorstellen, was nicht da ist, und wir können ab diesem augenblick mit Bildern zu manipulieren beginnen. Wir hören von einem Tun wie dem Trinken aus der Teetasse, und es passiert etwas analoges; unsere imagination bleibt unsichtbar, aber höchst wirksam befördert sie die gesprächsweise Kooperation zwischen erzähler und Zuhörer (gallese 2003; Feldman 2008). Und geschickte erzähler manipulieren unsere Vorstellung so, dass es uns eine Freude wird. Wir bilden, wenn auch abgeschwächt, die affekte nach, die eine geschichte aufzurufen vermag. es war ein autor des 19. Jahrhunderts, Otto ludwig (1813–1865), der die nur „referierende“ erzählung von einer „scenischen“ erzählung unterschied (nach Hogrebe 2009). Bei der szenischen erzählung wird nicht „über“ etwas gesprochen, sondern die geschichte zieht den leser ins Miterleben hinein, dass durch das Ohr dem auge etwas mitgeteilt werde! Wir „sehen“ mit inneren Sinnen die „Szene“, von der andere sprechen, und wir sehen sie genau dann, wenn aus dem bloß Berichtenden in den Modus des Szenischen übergegangen wird. in all diesen entwicklungen ist das affektive Moment das, was Worten persönliche Bedeutung verleiht. Damit hat man schon eine Menge erklärungspotenzial, um die weiteren entwicklungsschritte zu erhellen. Kommen wir von der Metonymie zur Metapher. Interaktionen des Kindes mit Mutter und Umwelt Die interaktionen des Kindes mit Mutter und Umwelt bedeuten dem Kind in umfänglicher Weise, als was es etwas aufzufassen hat. emde (1983, 1995) hat mit dem Paradigma des „social referencing“ gezeigt, wie man sich das vorstellen kann. Kommt das Kind in eine für es neue Situation, dann schaut es fragend zur Mutter, als was es diese Situation auffassen soll: als beängstigend oder als amüsant? als rückzug oder Mut erfordernd? Die reaktion der Mutter bestimmt, als was etwas erlebt wird. Das hat mit der Fähigkeit der Mustererkennung zu tun. Der Säugling bekommt einen genoppten Schnuller in den Mund, aber er erkennt ihn wieder auf einem Bild, das 13 Author's personal copy embodiment 123 er länger anblickt als andere Schnuller. er erkennt die gleiche gestalt, auch wenn es sich um verschiedene Sinnesmodalitäten handelt. Das Kind sieht eine Katze und sagt: „Wau-wau“. Schwer zu verstehen, warum das Kind das macht. Die antwort kann (lakoff 1987; rosch 1973; Horowitz und Malle 1993; günthner und Knoblauch 1994) auf der Basis gegeben werden, dass das Kind nicht einfach kategorisiert, sondern eine metaphorische Projektion vornimmt: es sieht die (gestalt der) Katze als Hund. Das Kind nimmt eine Metapher wahr nach der Form: Der Hund ist eine Katze – und ist natürlich keine Katze. [Der Psychoanalytiker Borbely (2008) nennt das eine „hedge equation”; Stählin (1914) sprach schon früh von der „Bewusstseinslage der doppelten Bedeutung“, die es brauche, um die Metapher als Metapher zu verstehen (Buchholz 2003)]. Das alles hat mit dem Wörtchen „als“ enorm viel zu tun. Das Kind sieht und erlebt eine Situation. Das ist das Phänomen, das gleichsam unmittelbare Moment der Sinnesreizung von auge, Ohr, raum-lage-labilität und Kinästhetik. Als was es diese Situation affektiv erlebt, dazu bedarf es des von der Mutter gesicherten affektiven Wertes. nehmen wir nun einmal an, das Kind habe solche erlebnisse vielfach gehabt. es bildet sich dann ein Muster heraus, wonach dieselbe Situation mal so, mal so aufgefasst werden kann. Mal mag es mit dem Ball spielen, aber wenn es müde ist, stösst es ihn weg; mal lässt es sich vom Bruder beruhigend auf dem arm tragen, bei nächster gelegenheit aber nicht. nicht unbedingt deshalb, weil die äußeren Kontexte anders sind, sondern weil es eine entdeckung gemacht hat: es selbst kann den affekt bestimmen! Die typischen Szenen dazu sind, wenn das Kind mit dem löffel gefüttert wird: Mal wirft es den hingelegten löffel zu Boden, die Mutter muss sich bücken. Mal freut es sich offenbar, wenn der löffel im Munde gut ankommt. es kann in einem gewissen Umfang festlegen, als was etwas gilt: lustig oder ernst? Selbstbestimmt oder brav? Die Mutter ärgern und sich daran sogar erfreuen. Das Kind erobert sich emotionale Deutungshoheit. es ist dabei, ein initiatives Selbstgefühl in affektiver Verbindung mit anderen aufzubauen. etwas zu sehen „als“ ist ein charakteristisches Merkmal einer besonderen sprachlichen Figur, der Metapher. Die christliche religion sieht im „Vaterunser“ gott als Vater, und die psychoanalytische religionskritik nennt das Vaterprojektion; solche Projektion ist an sich kein pathologischer Mechanismus, denn wir sprechen in der gleichen Weise auch vom lebensabend und projizieren das Modell eines einzelnen Tagesablaufs auf das ganze leben. in beiden Fällen verstehen wir das größere als das Kleinere, das Unbekannte als das Bekannte und machen es uns so vertraut. Wir sagen aber auch: „er ist verrückt nach ihr“ und projizieren unsere Vorstellungen vom Wahnsinn auf die liebe. Diese art der Projektion ist nicht pathologisch, sondern metaphorisch. Sie ermöglicht uns, etwas im licht von etwas anderem zu sehen. Wir sehen die liebe als Wahnsinn – und wissen immer zugleich, dass sie kein Wahnsinn ist (Buchholz 2003). Wer sagen würde, „Dieses Bild ist ein Schinken“ und würde hineinbeißen, der würde das „ist“ in dieser gleichung wörtlich nehmen und damit zeigen, dass er die Metapher nicht versteht. Das Wörtchen als in diesen Wendungen zeigt uns demgegenüber genau an, wenn wir etwas in Begriffen eines anderen verstehen und zugleich um den Unterschied wissen. Das kann man auch so ausdrücken, dass wir die eine erfahrung auf eine 13 Author's personal copy 124 M. B. Buchholz andere erfahrung projizieren. Patienten begegnen erstmalig einem analytiker. Was sollen sie mit einer solchen neuen erfahrung tun? Sie begreifen das mit den erfahrungsmustern ihrer bisherigen erfahrung. Sie projizieren die alte Vergangenheit auf die neue gegenwart, und die analyse hat die aufgabe, sie zu entängstigen, sodass sie Mut inden, sich dem Neuen zu stellen. Vorsprachlicher Metapherngebrauch ermöglicht so, eine Situation als eine andere, ein Objekt als ein anderes zu verstehen. ein vorsprachliches Kind nimmt den Schlüsselbund (Tomasello 2003) und macht „brumm, brumm“; es baut eine Metapher, nutzt den Schlüsselbund als auto. Die Mutter, wenn sie denn verständig ist, belehrt das Kind nun nicht etwa über falschen Sprachgebrauch, sondern nimmt ihrerseits einen Stift und lässt den als Spaziergänger auftreten. Sie antwortet mit einer anderen vorsprachlichen Metapher. Beide spielen in affektiver resonanz; beide konsolidieren das Wir-gefühl der Verbundenheit. Wie stehen Metapher und Metonymie zueinander? Die Metapher akzentuiert die Verbindung; sie verbindet das alte mit dem neuen, die Vergangenheit mit der gegenwart, das Kleine mit dem großen, das spielende Kind mit der mitspielenden Mutter. Der Unterschied zwischen auto und Schlüsselbund, zwischen Bleistift und Fußgänger wird für die Dauer des Spiels gleichsam unterbelichtet. Die Metonymie macht genau das gegenteil. Die Unterscheidung zwischen unsichtbarer intentionalität und sichtbarem Verhalten, die erfahrung verschiedener Muster mit anderen, die Bildung von Konzepten überhaupt – dies alles akzentuiert Unterschied und Trennung, während Verbundenheit unterbelichtet bleibt. es geht dabei jeweils um akzentuierungen, denn der Wechsel von Verbundenheit und Trennung ist wohl der, der die resonanz am meisten in Schwingungen versetzt. Die sich dabei ausbildenden rhythmen haben mit Unterschied und mit gestalt zu tun. gestalt- oder Mustererkennung bezeichnen Fähigkeiten, mit der die Bindung ans Materielle überwunden wird, auch wenn das Materielle Basis bleibt. Man muss nur verstehen, wie geist nicht vertikal aus Materie entsteht, sondern horizontal durch erfahrung mit menschlichen Personen und materialen Objekten (Fuchs 2007; Hüther 2005; Sattar 2012). ab einem bestimmten entwicklungspunkt ist es nicht mehr das gehirn, das geist und Bewusstsein aus sich hervortreibt, sondern umgekehrt ist es das Bewusstsein, das sich das gehirn baut, das es braucht. So hat es der Zürcher Psychologe Werner Marx (2003) jedenfalls einmal formuliert. Bewusstsein braucht Körper – und Kultur. Schlussbemerkung all diese Überlegungen konnten hier nur angedeutet werden. Wer die Originaltexte liest, ist verblüfft, wie nahe manche autoren der Kognitionsforschung an psychoanalytische Formulierungen gelangen und diese erkennbar nicht etwa verschweigen, sondern nicht kennen. gerade deshalb ist das Verhältnis wechselseitiger anregung 13 Author's personal copy embodiment 125 derzeit einseitig; die therapeutische Praxis aber kann gewaltig von den entwicklungen proitieren. Was Freud und Ferenczi begonnen haben, indem sie die Regungen des Körpers – vom Flatus bis zur Fehlleistung, vom Blickdrehen bis zur „zerstreuten“ Bewegung – mit in die psychoanalytische Konversation aufzunehmen eingeladen haben und dafür aufmerksam wurden, könnte in systematischerer Weise in unsere Theorie und Praxis integriert werden. Man kann neue Sensibilitäten ausbilden für die Präsenz im Behandlungszimmer, für die atmosphärenwechsel beim Themenabbruch und gedankensprung, für die regungen der Peristaltik beim Durchlaufen der gehirnwindungen. nicht alles, was auf diesem Weg gehört wird, muss deshalb sofort auch ausgesprochen werden. aber es darf bemerkt werden. Der Körper ist weit mehr in der Konversation präsent, als man denkt. aber er muss sich nicht körperlich – etwa durch Berührungen – behandlungstechnisch mitteilen, sondern im Wissen um seine Präsenz im Sprechen schon. Jetzt könnte ich noch auf die rolle der gestik zu sprechen kommen, aber ich möchte lieber mit einem Zitat aus der nobelpreisrede von Herta Müller schließen, das den Zusammenhang zwischen embodiment und „embeddedness“, zwischen enaction und extension zusammen mit dem affektiven wunderbar formuliert – gerade dann, wenn dieser Zusammenhang machtvoll zerschlagen wurde: Je mehr das geschriebene mich ausraubt, desto mehr zeigt es dem gelebten, was es im erleben nicht gab. nur die Wörter entdecken es, weil sie es vorher nicht wussten. Wo sie das gelebte überraschen, spiegeln sie es am besten. Sie werden so zwingend, dass sich das gelebte an sie klammern muss, damit es nicht zerfällt. Mir scheint, die gegenstände kennen ihr Material nicht, die gesten kennen nicht ihre gefühle und die Wörter nicht den Mund, der spricht. aber um uns der eigenen existenz zu versichern, brauchen wir die gegenstände, die gesten und die Wörter. Je mehr Wörter wir uns nehmen dürfen, desto freier sind wir doch. Wenn uns der Mund verboten wird, suchen wir uns durch gesten, sogar durch gegenstände zu behaupten. Sie sind schwerer zu deuten, bleiben eine Zeitlang unverdächtig. So können sie uns helfen, die erniedrigung in eine Würde umzukrempeln, die eine Zeitlang unverdächtig bleibt ( FAZ vom 08.12.2009, S. 33). Literatur alkemeyer T, Brümmer K, Kodalle r, Pille T (Hrsg) (2009) Ordnung in Bewegung. Choreographien des Sozialen. Körper in Sport, Tanz, arbeit und Bildung. Transcript, Bielefeld aron l (1996) a meeting of minds – mutuality in psychoanalysis. analytic Press, Hillsdale Barratt BB (2010) The emergence of somatic psychology and bodymind therapy. Macmillan, Basingstoke Berkowitz al (2010) The improvising mind. Cognition and creativity in the musical moment. Oxford University Press, new York Borbely aF (2008) Metaphor and psychoanalysis. in: gibbs rW Jr (Hrsg) The Cambridge handbook of metaphor and thought. 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Zahlreiche Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift, u. a. „Die therapeutische Situation“ (Heft 4, 1988), „Familien in der Moderne. nS-Vergangenheit und „Vaterlosigkeit“ “ (Heft 1, 1989), „Die rotation der Triade“ (Heft 2, 1990), „Die regression der Triade“ (Heft 1, 1991), „arbeit am Widerstand“ (Heft 3, 1992), „Psychoanalytische Professionalität“ (Heft 1, 1997), „Die Psychoanalyse der Zukunft“ (Heft 3, 1999), „lehren aus der Psychoanalyse“ (Heft 3, 2001), „Die VerPuffung der gesellschaft“ (Heft 3, 2006), „The times they are a changing“ (Heft 4, 2008). Zuletzt erschienen „Der Besen, mit dem die Hexe liegt“ (2012, 2 Bände, hg. zus. mit Günter Gödde). 13