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Arnold Gehlen als Philosoph

2023, PHAINOMENA

Arnold Gehlen zufolge ist der Mensch von einer einzigartigen biologischen Mittellosigkeit und daher ein riskiertes Wesen, mit einer, wie Gehlen sagt, „konstitutionellen Chance, zu verunglücken“. Sie erzwingt, dass sich der Mensch wesentlich zu sich selbst verhalten muss, und zwar nicht auf der Basis einer ansonsten feststehenden Natur, sondern als offene Natur schlechthin. In der bis ins Vegetative hinein unfestgestellten und damit unwahrscheinlichen Biologie des Menschen liegt seine eigentümliche Dignität – und aus ihr erwächst auch die Frage, wie ein so monströses, von sich her formloses und versehrbares Wesen überhaupt (über)lebensfähig ist. Entscheidend für Gehlens philosophischen Ansatz ist, dass er die physischen Gegebenheiten des Menschen einbezieht und deutlich macht, dass die Biologie bereits hier von einer positiven Negativität auszugehen hat. Dies wird im vorliegenden Beitrag Schritt für Schritt rekonstruiert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei weniger auf der Hierarchie von Leistungen, mit denen der Mensch seine Mängelbedingungen ins Positive einer quasi-tierischen Sicherheit wendet, als vielmehr auf Gehlens philosophischer Einsicht in den an die Grenzen der Rationalisierbarkeit führenden Selbstüberschuss an Leben, der sich in der Natur zu einem unglaublichen Formenreichtum ausdifferenziert, im Menschen jedoch beginnt, „zu sich selbst in ein Verhältnis zu treten“. Mit dieser Einsicht steht er, wie gezeigt wird, in der Tradition der philosophische Anthropologie Platons und vor allem Nietzsches.

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