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2023, PHAINOMENA
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Arnold Gehlen zufolge ist der Mensch von einer einzigartigen biologischen Mittellosigkeit und daher ein riskiertes Wesen, mit einer, wie Gehlen sagt, „konstitutionellen Chance, zu verunglücken“. Sie erzwingt, dass sich der Mensch wesentlich zu sich selbst verhalten muss, und zwar nicht auf der Basis einer ansonsten feststehenden Natur, sondern als offene Natur schlechthin. In der bis ins Vegetative hinein unfestgestellten und damit unwahrscheinlichen Biologie des Menschen liegt seine eigentümliche Dignität – und aus ihr erwächst auch die Frage, wie ein so monströses, von sich her formloses und versehrbares Wesen überhaupt (über)lebensfähig ist. Entscheidend für Gehlens philosophischen Ansatz ist, dass er die physischen Gegebenheiten des Menschen einbezieht und deutlich macht, dass die Biologie bereits hier von einer positiven Negativität auszugehen hat. Dies wird im vorliegenden Beitrag Schritt für Schritt rekonstruiert. Das Hauptaugenmerk liegt dabei weniger auf der Hierarchie von Leistungen, mit denen der Mensch seine Mängelbedingungen ins Positive einer quasi-tierischen Sicherheit wendet, als vielmehr auf Gehlens philosophischer Einsicht in den an die Grenzen der Rationalisierbarkeit führenden Selbstüberschuss an Leben, der sich in der Natur zu einem unglaublichen Formenreichtum ausdifferenziert, im Menschen jedoch beginnt, „zu sich selbst in ein Verhältnis zu treten“. Mit dieser Einsicht steht er, wie gezeigt wird, in der Tradition der philosophische Anthropologie Platons und vor allem Nietzsches.
Internationales Jahrbuch für philosophische Anthropologie, 2012
In seiner Abhandlung Das Problem des Sprachursprungs von 1938 legt Arnold Gehlen die Grundzüge seiner Theorie vom Ursprung der Sprache dar, indem er sich in eine Perspektive stellt, in der die Sprache nicht als Objekt oder Produkt sondern als Aktivität in Verbindung mit anderen sensomotorischen Aktivitäten betrachtet wird. Die Sprachanalyse, die nicht von ihren abstrakten Formen sondern von ihrem Ursprung gerade als Aktivität ausgeht, ist einer der Aspekte die Gehlen an Ernst Cassirer2 annähert. Man kann beobachten, wie die beiden Philosophen, die sich damit beschäftigen, den Menschen zu studieren, verschiedene Sichtweisen bevorzugen, in Wirklichkeit finden die beiden hinsichtlich der Thematik der Sprache dann aus einem theoretischen Blickwinkel eine gemeinsame Perspektive.
In Darstellungen der deutschen Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts wird Hermann von Helmholtz vornehmlich als ein Modernisierer der Denkweisen seiner Zeit gesehen, der der naturwissenschaftlichen Rationalität mit zum Triumph verhilft. Da ist einerseits seine Kritik an jeder Form von offener oder verborgener Metaphysik, am Begriff der Lebenskraft, an Kants Transzendentalismus, an den kleinsten Spuren der spekulativen Naturphilosophie, am Idealismus von Schelling und Hegel, an Goethes Vorbehalten gegenüber dem Experiment, an jedem erfahrungsfeindlichen Apriorismus und Deduktivismus. Da ist andererseits seine konsequent empiristische und induktivistische Einstellung, sein wissenschaftlicher Realismus und Naturalismus, sein Aufbau einer neuen Erkenntnistheorie, die die Vernunftkritik Kants erst in physiologischer Deutung gelten lässt, seine Betonung des Experiments, sein Kampf für die Vorrangstellung der Naturwissenschaft in der Gesellschaft und für ihre Anerkennung als gleichwertiges Bildungsgut, sein Eintreten für die Freiheit der Wissenschaft, sein Fortschrittsglaube und seine Nähe zum Materialismus und Utilitarismus.
Nietzscheforschung, 2018
Stefan Wallers Dissertation über Arnold Gehlens philosophische Anthropologie versteht sich als Versuch, die Grundbergriffe dieses polymorphen Denkers (oft ganz kritisch) zu erörtern, um sich ein vollständiges Bild über Gehlens Perspektive auf den Menschen und seine Stellung und Bezugnahme zur Welt zu verschaffen. Der Ausgangspunkt der Analyse Wallers, die in drei großen Schritten entfaltet wird, ist Gehlens radikaler Begriff des Irrationalen, das allererst – so Gehlen – im philosophischen Staunen über die Welt zum Ausdruck kommt. Denn das θαυμάξειν ist nichts anderes als das Gefühl, dass die Welt mir fremd und meinem begrifflichen Denken unzugänglich ist. Anders und noch prägnanter gefasst, sind Begriff und Sein nach Gehlens Dafürhalten nicht aufeinander zu beziehen. Wie Waller ganz überzeugend zeigt, handelt es sich hier keineswegs um eine der Unerkennbarkeit des Dinges an sich (Kant) aufgrund unserer Verständnisleistung ähnliche Theorie, sondern " der Begriff des Irrationalen bezieht sich auf eine jenseits unseres Erkennens autark für sich seiende Substanz " (S. 16). Jenseits unseres Erkennens liegen aber nicht nur die Außenwelt und ihre Ereignisse, sondern auch wir selbst und unser Leben. Demzufolge hat der Mensch keinen direkten Zugang zu sich selbst, sondern " muss selbst die Mittel finden, um sein Leben führen zu können "
EDITION 20-2 Schriften aus dem Nachlass Wolfgang Harichs / mit weiteren Dokumenten und Materialien hrsg. von Andreas Heyer.-Ba-den-Baden : Tectum-Verlag.-22 cm.-Aufnahme nach Bd. 9 [#3641] [#5862] Bd. 11. Arnold Gehlen : eine marxistische Anthropologie?-2019.-596 S. : Ill.-ISBN 978-3-8288-4126-0 : EUR 59.95 Da eine ganze Reihe der Bände, die Schriften aus dem Nachlaß Wolfgang Harichs bieten, in IFB besprochen worden, 1 sei hier wenigstens noch kurz der bisher letzte Band (neben einem weiteren, der sich mit Friedrich Nietz-sche befaßt 2) angezeigt. Dies ist deshalb gerechtfertigt, weil er nach den 1 Bd. 1. Frühe Schriften.-Teilbd. 1. Neuaufbau im zerstörten Berlin.-2016.-623 S. : Ill.-ISBN 978-3-8288-3820-8 : EUR 39.95.-IFB 19-2 http://informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=9792-Teilbd. 2. Von der "Täglichen Rund-schau" zu Herder.-2016.-S. 631-1236 : Ill.-ISBN 978-3-8288-3856-7 : EUR 39.95.-IFB 17-2 http://informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=8325-Teilbd. 3. Der Weg zu einem modernen Marxismus.-2018.-S. 1243-2204 : Ill.-ISBN 978-3-8288-4125-3 : EUR 59.95.-IFB 19-2 http://informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=9791-Bd. 4. Herder und das Ende der Aufklärung / Wolfgang Harich.-2014.-638 S. : Ill.-ISBN 978-3-8288-3155-1 : EUR 39.95.-IFB 14-2 http://ifb.bsz-bw.de/bsz393765423rez-1.pdf-Bd. 6. Philosophiegeschichte und Geschichtsphilosophie : Vorlesungen.-Teilbd. 1. Von der Antike bis zur deutschen Aufklärung.-2015.-819 S.-ISBN 978-3-8288-3628-0 : EUR 49.95.-Teilbd. 2. Vom Entwicklungsgedanken der Auf-klärung bis zur Gegenwartskritik.-2015.-842 S.-ISBN 978-3-8288-3649-5 : EUR 49.95.-IFB 16-3 http://ifb.bsz-bw.de/bsz453353452rez-1.pdf-Bd. 9. Georg Lukács : Dokumente einer Freundschaft.-2017.-515 S. : Ill.-ISBN 978-3-8288-4068-3 : EUR 39.90.-IFB 18-2 http://www.informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=8999-Bd. 10. Nicolai Hartmann : der erste Lehrer.-2018.-994 S. : Ill.-ISBN 978-3-8288-4124-6 : EUR 64.95.-IFB 19-2 http://www.informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=9783 2 Harich war bekanntlich einer der entschiedensten Nietzsche-Gegner aller Zeiten und versuchte noch in den letzten Jahren der DDR die damals einsetzende Be-schäftigung mit Nietzsche zu unterbinden-ohne Erfolg.-Siehe Bd. 12. Friedrich
Hegel-Jahrbuch, 2016
Hegel als Denker des gesunden Menschenverstandes Es gibt gute Gründe, Hegel für einen Kritiker des gesunden Menschenverstandes zu halten. Denn kaum ein Anderer hat wohl so viel Spott über selbigen ausgeschüttet. Damit ist aber noch offen, um was für eine Art Kritik es sich hierbei handelt oder in welchem Verhältnis Hegels spekulatives Denken zum bloßen Verstandesdenken steht. Bekanntlich bejahen heute nicht wenige Interpreten Hegels ein oppositionäres Verhältnis zwischen spekulativem Denken und Verstandesdenken (u. a. Jens Halfwassen, Klaus Düsing, Graham Priest). Etwas verkürzt ließe sich das Verhältnis beider Formen von Denken in diesem Sinne vielleicht so ausdrücken: Das spekulative Denken zeigt am Verstandesdenken selbst zunächst dessen Nichtigkeit auf, um anschließend selbst an dessen Stelle zu treten. Dies Spekulation zeichnet sich dabei insbesondere durch eine Überwindung der Grundsätze des Verstandesdenkens-also der Sätze der Identität, des Widerspruchs und des ausgeschlossenen Dritten-aus. Diese Annahme ist jedoch aus mehreren Gründen zumindest problematisch: 1. Um was für eine Art Alternative zum Verstandesdenken kann es sich beim spekulativen Denken handeln? Wenn das spekulative Denken eine vollkommenere Alternative zum Verstandesdenken wäre, hätten wir zwei Arten von Denken. Die spezifische Differenz, die beide Arten voneinander unterscheiden würde, wäre (unter anderem) die Geltung des Satzes des Widerspruchs. Damit würde aber ein in der Spekulation angeblich außer Kraft gesetztes Verstandesgesetz wieder aktiviert: nämlich der Satz vom ausgeschlossenen Dritten. Denn entweder läge bei einem bestimmten Denkakt ein Fall spekulativen Denkens vor oder eben ein Fall von Verstandesdenken. 2. Würde Hegel die Verstandeslogik, in der der Satz des Widerspruchs Gültigkeit besitzt, durch eine spekulative Logik, in der dieser nicht gilt, ersetzen, dann würde Hegel offensichtlich einen performativen Widerspruch begehen. Hegels Aussagen bzw. Gedankenentwicklungen in der Logik lassen sich nämlich rekonstruieren, ohne dass man dabei selbst eine spekulative Logik in Anwendung bringen müsste. Zumindest in der Metasprache, in der Hegel seine Logik darstellt, bedient er sich der Logik des gesunden Menschenverstandes. Wäre nun die Logik, die dargestellt wird, eine andere Logik als die dargestellte, widerspräche dies dem ganzen Projekt von Hegels Logik. Denn in der Logik soll die Trennung von Darstellung und Dargestelltem ja gerade aufgehoben sein, da die Logik die logische Begriffsbestimmung selbst ist. Mein Vorschlag zum Verständnis des Verhältnisses von Verstandeslogik und spekulativer Logik ist deshalb folgender: 1. Unsere logischen Operationen, wie wir sie in unserer Alltagssprache und in den Spezialwissenschaften wie der Medizin, Psychologie, Physik etc. verwenden, ist für Hegel völlig in Ordnung und unterscheidet sich nicht von denjenigen logischen Operationen, von denen Hegel selbst in seinem spekulativen Denken Gebrauch macht. 2. Hegel kritisiert jedoch die Explikation dieser logischen Vollzüge durch das Verstandesdenken. In dieser liegt nämlich ein Widerspruch zwischen den explizierten Gehalten der Logik und ihrer operationalen Anwendung in dieser Explikation vor. Dieser Widerspruch lässt sich mit Dieter Wandschneiders Terminus "semantisch-pragmatische Diskrepanz"1 beschreiben. 3. Dieser Widerspruch ist anders als etwa Wandschneider, Wolfgang Wieland oder Vittorio Hösle denken jedoch nicht das Movens von Hegels immanenter Entwicklung der logischen Bestimmungen. Denn der Widerspruch zwischen Vollzug und Inhalt oder Begriff und Form der logischen Bestimmungen ist nicht in der eigentli
Eines d er auffälligsten Phänomene d er Römischen Gesellschaft d er Kaiserzeit ist d ie Bed eutung, welche d ie öffentliche Selbstd arstellung ihrer Eliten und nicht nur d er Eliten in Form von Porträtstatuen, büsten und bild ern besaß. Öffentliche Plätze und Gebäud e wie auch Häuser, Villen und Gräber waren angefüllt mit gemalten, skulpierten und in Bronze gegossenen Porträts, d ie von d er Stad t, einer Provinz, einem collegium, o d er auch von Freund en und Bewund erern o d er einem Familienmitglied gestiftet worden waren. In d er modernen Lite ratur hat man d aher gerad ezu von d er ,and eren Bevölkerung' d er Stä d te gesprochen. Was immer d er Anlass für d ie Errichtung solcher Porträts, sie waren stets Ausd ruck d er Wertschätzung d er so geehrten Person und stellten d aher d iese Person in Bild und Schrift (auf d em Sockel od er d er Basis) möglichst vorteilhaft d ar. Damit sind solche Monumente aber auch für den Historiker eine überaus wichtige Quelle von Informationen über d ie Normen und Id eale, auf d enen eine Ge sellschaft basierte. Vielfach, und auch in d iesem Band , ist auf d ie zunehmend wichtige Rolle d er Philosophie und d er Philosophen in d er Kaiserzeit hingewie sen word en, für d ie auch d ie Schriften Dions Zeugnis ablegen.' Inso fern könnte man erwarten, d ass d iese Wertschätzung auch in Porträts zum Ausd ruck kommt, sowohl in Porträts zu Ehren von Philosophen als auch in d en Porträts d er römischen Bürger, d ie sich ihrer philo sophischen Bild ung ebenso wie ihrer and eren Vorzüge rühmten. Philosophenporträts fand en sich tatsächlich in relativ großer Zahl in d en Häusern und Villen römischer Bürger. Durch sie gaben d ie Be wohner ihrer Bewund erung für die Philosophie und für bestimmte Ex ponenten d ieser Disziplin auch visuellen Ausd ruck. Gleichzeitig fiel d ieser Ausdruck d er Wertschätzung jedoch auf d ie Besitzer d er Häuser selbst zurück, d ie nun als gebild ete und d en höheren Werten d er 1 Zusammenfassend mit der älteren Lit.: HAHN U. S. 241-247.
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arXiv (Cornell University), 2000
International Journal of Cultural Property, 2022
Archéologie, société et environnement =, 2023
Аналіз та інтерпретація художнього тексту V Міжнародна наукова конференція (Київ, 16–17 травня 2024 р.) ТЕЗИ ДОПОВІДЕЙ, 2024
International Journal of e-Education, e-Business, e-Management and e-Learning, 2014
International Journal of Geriatric Psychiatry, 2010
Studies in Conservation, 2020
The Journal of The University of Duhok, 2019
Bioelectrochemistry, 2006
Cancer Informatics, 2007
Journal of Nanoelectronics and Optoelectronics, 2016
Immunity, inflammation and disease, 2017
Ciencia y Educación, 2018
2016 Eighth International Conference on Quality of Multimedia Experience (QoMEX), 2016