In: S. Grigat/J. Hoffmann/M. Seul/A. Stahl (Hg.): Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-) Deutungen des Holocaust und der „Historikerstreit 2.0“, Verbrecher-Verlag, Berlin , 2023
Überlegungen zur totalen Herrschaft gehören zu den wesentlichen Quellen der problematischsten Aus... more Überlegungen zur totalen Herrschaft gehören zu den wesentlichen Quellen der problematischsten Aussagen im postkolonialen Denken der Gegenwart. Arendt dient dabei in dreierlei Hinsicht als Anknüpfungspunkt für postkoloniale Ansätze: Im Zentrum steht, erstens, ihre Diagnose der Moderne als Prozess der Entpolitisierung und damit Depersonalisierung des Menschen zu einem Reiz-Reaktions-Bündel. Der Holocaust wird daran anschließend als Unternehmen zur totalen Beherrschung des Menschen, zur Reduktion der Person auf :nacktes Leben9, verstanden. Die Shoah wird hier von ihren antisemitischen ideologischen Motiven getrennt und in die Großerzählung eines, wie es heute heißt, :biopolitischen Kontinuums9 moderner Menschenfeindlichkeit eingereiht. Eine spezioisch postkoloniale Komponente dieser biopolitischen Theorie lässt sich, zweitens, in Arendts Bestimmung des europäischen Imperialismus in Afrika als Laboratorium der totalitären Katastrophe oinden. Die in Afrika :ausprobierten9 Formen imperialer rassistischer Herrschaft seien in Gestalt des Holocaust wie ein Bumerang nach Europa zurückgekehrt. Drittens schließlich ist Arendts Kritik der exkludierenden Nationalstaatlichkeit zu nennen, speziell der ethnischen Nationsdeoinition in multiethnischen Gemeinwesen, die von ihr auch auf die jüdische Nationalbewegung übertragen wird. Hier wird der politische Zionismus nicht als jüdische Antwort auf die Geschichte des Antisemitismus verstanden, sondern als Wiederholung der Vorgeschichte der totalitären Herrschaft. Die Analyse Arendts, auf die unzählige postkoloniale Vertreter bezugnehmen, behauptet damit eine sich radikalisierende :biopolitische9 Re-251 250 2. (UM-)DEUTUNGEN DES HOLOCAUST
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Papers by Ingo Elbe
The following bibliography, which will be updated regularly, offers an initial overview of critiques of postcolonial or antiracist interpretations of Antisemitism, the Shoah, Zionism, and Israel. Not all of the texts listed here offer fundamental critiques of postcolonial approaches. Some merely criticize specific but significant aspects of postcolonial and antiracist interpretations of the issues mentioned above.
Postkoloniale und poststrukturalistische antirassistische Theorieansätze gewinnen weltweit einen immer größeren Einfluss an Universitäten, im Politik- und Kulturbetrieb sowie in sozialen Bewegungen. Das Bild, das prominente Vertreterinnen und Vertreter dieser Ansätze dabei von Antisemitismus und Holocaust einerseits, Judentum und Zionismus andererseits zeichnen, weist allerdings systematische Verzerrungen und Fehler auf: Unterschiedliche Formen und Radikalitätsgrade der begrifflichen Entspezifizierung oder Verharmlosung von Antisemitismus, der Relativierung der Shoah sowie der Dämonisierung Israels und des Zionismus sind dabei festzustellen.
Die folgende Bibliographie, die regelmäßig aktualisiert werden soll, bietet einen ersten Überblick über Kritiken an postkolonialen, bzw. antirassistischen Deutungen von Antisemitismus, Shoah, Zionismus und Israel. Nicht alle der dabei aufgelisteten Texte sind grundlegende Kritiken an postkolonialen Ansätzen. Manche kritisieren lediglich spezielle, aber signifikante Punkte der postkolonialen und antirassistischen Deutung der oben genannten Themen.
1. Präzedenzlosigkeit und die Gefahren der Mystifizierung
2. Überlagerung der Erinnerung, Verstellung des Blicks, Holocaustrelativierung
3. Michael Rothbergs ‚Multidirektionale Erinnerung‘
Im Folgenden sollen Grundgedanken von Gadamers Hauptwerk Wahrheit und Methode und ihr aporetischer Charakter analysiert werden. Es wird sich zeigen, dass Gadamers Erörterungen einen Versuch darstellen, die Unterscheidungen von Subjekt und Objekt des Verstehens, von Interpret und Interpretandum, von Individuum und Überlieferung sowie von Erkennen und Anerkennen der Tradition aufzulösen. Dieser Versuch bringt ein Konglomerat von unversöhnlichen Widersprüchen hervor: Eine realistische technische Hermeneutik steht einer antirealistischen ontologischen Hermeneutik gegenüber, eine relativistische Bedeutungstheorie gegen eine traditionalistische und schließlich steht die Trennung von Erkennen und Anerkennen der Textbedeutung der These gegenüber, alles Verstehen sei ein Anwenden auf die Lebenspraxis und eine Übereinstimmung in der Sache
The text presents Mouffe’s explanatory approaches for the rise of right-wing populism and her left-wing populist counterstrategy. It is shown that the political-scientific diagnosis, as well as the strategic proposals are dependent upon her irrational social theory, which Mouffe gathers, to a large extent, from the treatises of the fascist philosopher of law, Carl Schmitt. Thereby, such is the proposition, an ideological Querfront is formed within the political thought, a “productive convergence of the far Right and the far Left”, as the American philosopher Banu Bargu approvingly expresses, a Querfront, which is nowadays also invoked by German extreme right-wingers.
The following bibliography, which will be updated regularly, offers an initial overview of critiques of postcolonial or antiracist interpretations of Antisemitism, the Shoah, Zionism, and Israel. Not all of the texts listed here offer fundamental critiques of postcolonial approaches. Some merely criticize specific but significant aspects of postcolonial and antiracist interpretations of the issues mentioned above.
Postkoloniale und poststrukturalistische antirassistische Theorieansätze gewinnen weltweit einen immer größeren Einfluss an Universitäten, im Politik- und Kulturbetrieb sowie in sozialen Bewegungen. Das Bild, das prominente Vertreterinnen und Vertreter dieser Ansätze dabei von Antisemitismus und Holocaust einerseits, Judentum und Zionismus andererseits zeichnen, weist allerdings systematische Verzerrungen und Fehler auf: Unterschiedliche Formen und Radikalitätsgrade der begrifflichen Entspezifizierung oder Verharmlosung von Antisemitismus, der Relativierung der Shoah sowie der Dämonisierung Israels und des Zionismus sind dabei festzustellen.
Die folgende Bibliographie, die regelmäßig aktualisiert werden soll, bietet einen ersten Überblick über Kritiken an postkolonialen, bzw. antirassistischen Deutungen von Antisemitismus, Shoah, Zionismus und Israel. Nicht alle der dabei aufgelisteten Texte sind grundlegende Kritiken an postkolonialen Ansätzen. Manche kritisieren lediglich spezielle, aber signifikante Punkte der postkolonialen und antirassistischen Deutung der oben genannten Themen.
1. Präzedenzlosigkeit und die Gefahren der Mystifizierung
2. Überlagerung der Erinnerung, Verstellung des Blicks, Holocaustrelativierung
3. Michael Rothbergs ‚Multidirektionale Erinnerung‘
Im Folgenden sollen Grundgedanken von Gadamers Hauptwerk Wahrheit und Methode und ihr aporetischer Charakter analysiert werden. Es wird sich zeigen, dass Gadamers Erörterungen einen Versuch darstellen, die Unterscheidungen von Subjekt und Objekt des Verstehens, von Interpret und Interpretandum, von Individuum und Überlieferung sowie von Erkennen und Anerkennen der Tradition aufzulösen. Dieser Versuch bringt ein Konglomerat von unversöhnlichen Widersprüchen hervor: Eine realistische technische Hermeneutik steht einer antirealistischen ontologischen Hermeneutik gegenüber, eine relativistische Bedeutungstheorie gegen eine traditionalistische und schließlich steht die Trennung von Erkennen und Anerkennen der Textbedeutung der These gegenüber, alles Verstehen sei ein Anwenden auf die Lebenspraxis und eine Übereinstimmung in der Sache
The text presents Mouffe’s explanatory approaches for the rise of right-wing populism and her left-wing populist counterstrategy. It is shown that the political-scientific diagnosis, as well as the strategic proposals are dependent upon her irrational social theory, which Mouffe gathers, to a large extent, from the treatises of the fascist philosopher of law, Carl Schmitt. Thereby, such is the proposition, an ideological Querfront is formed within the political thought, a “productive convergence of the far Right and the far Left”, as the American philosopher Banu Bargu approvingly expresses, a Querfront, which is nowadays also invoked by German extreme right-wingers.
Das Buch vergegenwärtigt die Quellen, Geschichte und Resultate dieses neuen Diskussionskontexts. Drei Stränge der Debatte werden näher beleuchtet: Die methodologische und werttheoretische Grundlagenforschung, die Staatsableitung sowie die Untersuchung der revolutionstheoretischen Implikationen der Kritik der politischen Ökonomie. Dabei wird gezeigt, dass in einem noch keineswegs abgeschlossenen Forschungsprozess die Umrisse einer bei Marx angelegten Theorie erkennbar werden, die wichtige Impulse zum Verständnis der modernen Reichtums- und Herrschaftsformen geben kann und in vielem geradezu das Gegenteil von dem zeigt, was man von Marx in marxistischen wie nicht-marxistischen Kreisen zu wissen glaubte.
Die Zeitschrift ist ein wissenschaftliches Forum für sozialtheoretische Debatten mit kritischem Anspruch. Sie greift damit ein Konzept der Kritischen Theorie auf, unterschiedliche Disziplinen wie Philosophie, Soziologie, Psychologie, Geschichtswissenschaft sowie Kultur- und Medienwissenschaften mit der Kritik der politischen Ökonomie zusammenzuführen, ohne sich auf eine bestimmte Tradition kritischer Gesellschaftstheorie zu beschränken.
Ausgangspunkt ist der medientechnische Determinismus Marshall McLuhans („The Medium is the Message“). Blume meint, dass Medien „die Botschaft bis ins innerste Erleben hinein“ (94) prägen, und überträgt diesen Gedanken auf das Phänomen des Antisemitismus.
https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/alphabet-und-antisemitismus/?fbclid=IwAR1ermB3WmFl7Uydnq3ZZV9tRh4DS2tzw336qjIfEuR12udUmlZNmZio7rM
Rezension zu
Leo Strauss, Gesammelte Schriften, Band 3: Hobbes’ politische Wissenschaft und zugehörige Schriften – Briefe, hrsg. v. Heinrich u. Wiebke Meier, J.B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2001, 799 S., 49,90 Euro
Thomas Schneider, Thomas Hobbes’ Leviathan. Zur Logik des politischen Körpers, zu Klampen, Springe 2003, 270 S., 29,- Euro
Dieter Hüning (Hg.), Der lange Schatten des Leviathan. Hobbes’ politische Philosophie nach 350 Jahren, Duncker&Humblot, Berlin 2005, 377 S., 68,- Euro
Zum Verhältnis von anthropologischem und Historischem Materialismus