Papers by David Kuchenbuch
Zum Diktieren in den Geisteswissenschaften 1800–1989, 2021
Society, Regulation and Governance
Der Beitrag befasst sich mit dem "Peckham-Experiment", einem Forschungsprojekt, das in ... more Der Beitrag befasst sich mit dem "Peckham-Experiment", einem Forschungsprojekt, das in den 1930er- und 1940er-Jahren im "Pioneer Health Centre" (PHC) durchgeführt wurde, einem Freizeit- und Gesundheitszentrum im Londoner Stadtteil Peckham. Im Fokus der Fallstudie steht die Genese neuen präventionsmedizinischen Wissens und neuer vorsorgebezogener Praktiken. Die beteiligten Experten versuchten, das "natürliche" Potential von Individuen und die sozialen Beziehungen zwischen Familien zu nutzen, um ein gesundheitsförderliches Verhalten zu stimulieren. Das "Peckham-Experiment" wird im Kontext der britischen wohlfahrtspolitischen Debatten und der biologisch-medizinischen Theorien seiner Gründungszeit analysiert. Gezeigt wird aber auch, dass der neue, stark auf Selbstverantwortung gerichtete Ansatz des PHC sich zudem aus den spezifischen Herausforderungen der "Laborsituation" ergab, die im Laufe des Experiments zur Revision interventionistis...
Frank Bösch, Caroline Moine, Stefanie Senger (Hg.), Internationale Solidarität. Globales Engageme... more Frank Bösch, Caroline Moine, Stefanie Senger (Hg.), Internationale Solidarität. Globales Engagement in der Bundesrepublik und der DDR, Göttingen (Wallstein) 2018, 264 S. (Geschichte der Gegenwart, 18), ISBN 978-3-8353-3208-9, EUR 24,90.
Technik – Macht – Raum, 2018
Ein Blick auf die eigenen, raumbezogenen, geschichtswissenschaftlichen Forschungsarbeiten des Aut... more Ein Blick auf die eigenen, raumbezogenen, geschichtswissenschaftlichen Forschungsarbeiten des Autors dient zur Reflexion über die Frage, wie sich ‚hinter' den in den Quellen überlieferten Raumrepräsentationen die Wirklichkeit historischer Räume und Raumdeterminationen erkennen lässt.
Geschichte und Gesellschaft, 2020
The commentary considers ways for historians to harness the momentum of the Anthropocene debate w... more The commentary considers ways for historians to harness the momentum of the Anthropocene debate without taking the full detour of "terrestrial-planetary" thinking. Taking cues from the example of the nuclear semiotics of the 1980s, it argues that it is their very expertise reading the social production of meaning and the formation of collective identities over the short term that enables historians to get involved in debating the new epoch in the history of the earth. But contemporary history also holds a lesson on the risks of academic interventions that align too closely with the debates of the day. Becoming a historian in the Anthropocene means remaining a historian of the Anthropocene, as well.
Den Kalten Krieg vermessen, 2018
Eine der bemerkenswertesten Spuren des Kalten Kriegs in unserem Wortgebrauch ist die "Dritte Welt... more Eine der bemerkenswertesten Spuren des Kalten Kriegs in unserem Wortgebrauch ist die "Dritte Welt".Obwohl der Sinn dieser Kategorie spätestens seit den 1980er Jahren in Zweifel gezogen wird¹,i st der Begriff nie ausd em Alltagsvokabular verschwunden. Das liegt sicherdaran, dass sein Bedeutungshof sich verschoben hat.Anfangssolltedie Dritte Welt eine jener Leerstellen im Ordnungssystem des Kalten Krieges füllen, um die es in diesem Band geht: Neben den kapitalistischen und den kommunistischenMachtbereich war ausSicht französischer Linker,die den Begriff in den späten 1950er Jahrenprägten²,eine weitere Größe getreten, die sich als Bewegung Blockfreier Staaten (↗Die Blockfreien/Bündnisfreien)zumindest zeitweiligauch institutionalisierte. Heutesteht allerdings weniger diese politische Geografie im Zentrum des Begriffs als die wirtschaftliche Schwäche und/oder Benachteiligung des durch ihn bezeichneten Staatenbündels, was auch erklärt, warum er die Formulierung "ZweiteWelt" überlebthat.Das Gefälle gegenüber der Ersten Welt erscheint nur noch größer,w ennd ie Zwischenstufe fehlt.D ie Beharrungskraft der Dritten Welt hat aber wohl auch etwas damit zu tun, dass dieses Gefälle etwas neutraler daherkommt,a ls es der Prozesscharakter ihres Begriffspendantsi mpliziert: Werh eutzutagev on "Entwicklungsländern" spricht,s ieht sich nichtselten dem Vorwurfdes Eurozentrismus ausgesetzt-ausGründen, die in diesem Beitrag thematisiert werden. Dabei wird es im Folgenden garnicht um die Dritte Welt gehen, sondern um das Sinnfeld eines Begriffs, den man als ihren normativenC ontainer betrachten kann: die "Eine Welt".D ieser Begriff ist allein deswegen wert,u ntersucht zu werden, weil er-anders als die kritische Dritte Welt-als klassischer Verheißungsbegriff Wirklichkeit und Zielvorstellungzugleich bezeichnete.Seit Ende der 1960erJahre galt: Die moralisch verwerfliche (aber oft eben auch ökologisch oder ökonomisch unsinnige)U nterteilungd er Welt musste überwunden werden. Die dergestalt zu schaffende Eine Welt wurdeaber eigentlich schon vorausgesetzt.Wer im letzten Drittel des 20.J ahrhunderts vond er Einen Welt sprach, der wollte daraufaufmerksam machen, dass Menschen überall aufdem Planeten, alsoauch über den EisernenV orhang hinweg,i nk omplizierten wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnissen zueinander standen. Und wer vor1989 die Eine Welt beschwor, der schuf also nicht einfach nur ein "Drittes" im binären Code des Kalten Kriegs,
Historische Zeitschrift, 2018
Zusammenfassung Vor rund hundert Jahren – im Ersten Weltkrieg – zum ersten Mal erprobt, ist die S... more Zusammenfassung Vor rund hundert Jahren – im Ersten Weltkrieg – zum ersten Mal erprobt, ist die Sommerzeit heute umstrittener denn je: Wird der energiepolitische Nutzen der periodischen Zeitumstellung schon lange bezweifelt, mehren sich die Hinweise auf ihre medizinischen Nachteile. Dabei waren es gerade „biopolitische“ Argumente gewesen, mit denen der britische Bauunternehmer William Willett schon 1907 in seinem Pamphlet „The Waste of Daylight“ die Maßnahme zur verbesserten gesellschaftlichen Ausnutzung der Solarenergie öffentlichkeitswirksam propagiert hatte. Das legt es nahe, die Sommerzeit als Phänomen des „hochmodernen“ social engineering zu analysieren. Wie der Aufsatz am deutschen und britischen Beispiel zeigt, macht die Sommerzeit dann sowohl die sich im späten 19. Jahrhundert immer stärker ausprägenden innergesellschaftlichen (Zeit-)Interdependenzen sichtbar als auch die sozialtechnologische Machbarkeitsgewissheit bürgerlicher Eliten und den Aufschwung des Staates als Hüter...
Neue Politische Literatur, 2019
Merkur, 2016
Die Szene spielt im Herbst 1986 an einem Ort, der auf mich heute wie ausgelost wirkt: am Rand des... more Die Szene spielt im Herbst 1986 an einem Ort, der auf mich heute wie ausgelost wirkt: am Rand des Schotterfußballfelds auf dem Pausenhof der Grundschule Breckerfeld, Ennepe-Ruhr-Kreis, nahe Hagen (Westfalen). Frisch eingeschult, werfe ich gedankenlos ein halbgegessenes Butterbrot in einen Mülleimer, und zwar vor den Augen einer Lehrerin, wahrscheinlich einer gelangweilten Pausenaufsicht. Die stellt mich prompt zur Rede -nein: Sie redet mir ins entstehende Gewissen. Ich solle an die Kinder in Afrika denken. Als Sechsjähriger weiß ich nichts von »Gutmenschen«. Ich schweige und schäme mich. Aber ganz von meiner Schuld überzeugt bin ich nicht.
Thomas Etzemüller (Hg.): Der Auftritt. Performanz in der Wissenschaft, 2019
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verz... more Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.d-nb.de abrufbar. Fuller (1895Fuller ( -1983 war alles andere als ein »armer Irrer«, der vergeblich gegen die Türen der Akademie anrannte. 1 Seinen Kritikern erschien der amerikanische Architekt, Designer, Technikphilosoph und public intellectual zwar versponnen, manchmal sogar als Quacksalber. Dennoch konnte Fuller am Ende seines langen Lebens auf nicht weniger als 47 Ehrendoktorwürden und mehrere dutzend andere Auszeichnungen wissenschaftlicher Institutionen zurückblicken. 2 Fuller hatte zwischen 1959 und 1971 auch eine Design-Professur an der Southern Illinois University (SIU) in Carbondale inne. Dort scharte er eine große Zahl engagierter wissenschaftlicher Mitarbeiter verschiedener Fachrichtungen um sich. Und doch war Fuller nicht nur eine Grenzfigur des Wissenschaftsbetriebs, er wollte auch als ebensolche gesehen werden. Fuller stellte zeitlebens seine Ungebundenheit gerade an die Konventionen und Organisationen der Wissenschaft zur Schau. Immer wieder warf er den Wissenschaftlern ganz allgemein eine unproduktive Spezialisierung vor. Er kritisierte zudem ihren Unwillen, ihre Erkenntnisse im Dienste des »Erfolgs« der Menschheit nutzbar zu machen oder ihre Einsichten zumindest auf verständliche Weise zu kommunizieren. Im Kontrast dazu betonte Fuller in seinen Publikationen und öffentlichen Auftritten, dass er selbst durch bloßes Nachdenken über das Universum, dessen Gesetze und Strukturen zu Ergebnissen und Erfindungen von größter Relevanz für die Menschen gefunden habe. Selten vergaß er, in diesem Zusammenhang seinen eigenen Harvard-Rausschmiss in den 1910er Jahren zu erwähnen. 3 Es waren wohl auch solche Äußerungen, die für einige seiner Leser und Zuhörer den Anlass bildeten, es ihm gleich zu tun und ihr Leben als Forscher zu leben, aber eben abseits der Universität, als dropouts aus der Welt der konventionellen Karrierewege mit ihren Konformitätszwängen.
Historische Zeitschrift, 2018
Vor rund hundert Jahren – im Ersten Weltkrieg – zum ersten Mal erprobt, ist die Sommerzeit heute ... more Vor rund hundert Jahren – im Ersten Weltkrieg – zum ersten Mal erprobt, ist die Sommerzeit heute umstrittener denn je: Wird der energiepolitische Nutzen der periodischen Zeitumstellung schon lange bezweifelt, mehren sich die Hinweise auf ihre medizinischen Nachteile. Dabei waren es gerade „biopolitische“ Argumente gewesen, mit denen der britische Bauunternehmer William Willett schon 1907 in seinem Pamphlet „The Waste of Daylight“ die Maßnahme zur verbesserten gesell- schaftlichen Ausnutzung der Solarenergie öffentlichkeitswirksam propagiert hatte. Das legt es nahe, die Sommerzeit als Phänomen des „hochmodernen“ social engineering zu analysieren. Wie der Aufsatz am deutschen und britischen Beispiel zeigt, macht die Sommerzeit dann sowohl die sich im späten 19.Jahrhundert immer stärker ausprägenden innergesellschaftlichen (Zeit-)Interdependenzen sichtbar als auch die sozialtechnologische Machbarkeitsgewissheit bürgerlicher Eliten und den Aufschwung des Staates als Hüter der temporalen Ordnung. Die wechselhafte politische Geschichte der Sommerzeit im Deutschland des 20.Jahrhunderts verdeut- licht aber auch, dass sich die Handlungsspielräume der „Ingenieure der Sozialen Zeit“ im Zuge transnationaler Verflechtungsprozesse ebenso stark veränderten wie angesichts der wachsenden Bedeutung der Meinungsforschung. Beide Entwicklungen werfen ein Licht auf die sozial- wie kulturhistorischen Rahmenbedingungen des staatlichen „Zeitens“ (Norbert Elias) im vergangenen Jahrhundert, aus denen sich wiederum theoretische Anregungen für die Untersuchung von Zeitregimes der Moderne ziehen lassen.
Ob Medien, Technik, Bilder, Körper oder Ökologie: Was die Geistes-und Kulturwissenschaf... more Ob Medien, Technik, Bilder, Körper oder Ökologie: Was die Geistes-und Kulturwissenschaften heute bewegt, gewinnt bereits in den frühen 1980er Jahren an Aktualität. In den Blick gerät ein Jahrzehnt, in dem sich Medien-und Technikrealitäten in den westlichen Gesellschaften spürbar wandelten und das Versprechen einer ›Wissensgesellschaft‹ in greifbare Nähe rückte. In die Karriere des »Wissens« um 1980 mischten sich historisch spezifische Erfahrungen und Zukunftsversprechen, politische Auseinandersetzungen und soziale Visionen – eine Konstellation, deren Gefüge sich inzwischen verschoben hat oder deren Bedeutung schlicht in Vergessenheit geriet. Die aktuelle Ausgabe von »Nach Feierabend« widmet sich dieser Konstellation, aus der auch die neuere wissenshistorische Forschung hervorgegangen ist. Wie hängt das heutige Theorieangebot mit den Lebenswelten der achtziger Jahre zusammen? Wie viel bleibt von den visionären Entwürfen der damaligen Zeit übrig, wenn man sie an den historischen Problemhorizont zurückbindet? Und nicht zuletzt: Was blieb auf der Strecke? Schlagworte 1980er Jahre, Medien, Ökologie, Technik, Wissen, Wissenschaftsgeschichte, Wissensgeschichte, Wissensgesellschaft Nils Güttler (Hg.), Margarete Pratschke (Hg.), Max Stadler (Hg.) Nach Feierabend 2016 Wissen, ca. 1980 272 Seiten, Broschur Güttler, Michael Hagner, u.a. diaphanes eTexT www.diaphanes.net Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) David Kuchenbuch Ökolopoly Spielen, Wissen und Politik um 1980 Frederic Vester hätte sich sicher größte Sorgen um die Zukunft gemacht, wenn er mir beim Regieren von »Kybernetien« hätte zusehen können. Trotz einer modera ten Produktionsrate und hoher Investitionen in Umweltschutz und Aufklärung geht es dem Land unter meiner Führung unverkennbar schlecht. Ein rasantes Bevölkerungswachstum lässt die Lebensqualität der Bürger rasch sinken und damit ihr Vertrauen in mich als ›Steuermann‹. Nach wenigen Jahren heißt es game over. Ich werde entmachtet und hinterlasse »extreme Bevölkerungsdichte. Überbevöl kerte Ballungsgebiete«, wie es in der Spielanleitung heißt. Immerhin, zum völligen »Zusammenbruch der Sozialstruktur. Hunger und Not« ist es nicht gekommen. 1 Ich schreibe dies im Frühjahr 2016, nachdem ich fünf Mal Ökolopoly (Abb. 1) gespielt habe. Eines zeigt der Selbstversuch direkt mit Blick auf Veränderungen, die sich seit 1980, als das »kybernetische Umweltspiel« erstmals unter diesem Namen vorgestellt wurde, vollzogen haben: Die Entwickler von Ökolopoly haben mit einer großen Bereitschaft gerechnet, Zeit zu investieren, um »vernetztes Den ken« zu lernen, denn das ist das Ziel des Spiels. 2 Ich überlasse aber nach einer Stunde frustriert dem Netz das Denken. Erwartungsgemäß finde ich auf einem SpieleNerdForum Lösungswege. Offenbar hätte ich konsequenter in die Aufklä rung der Bürger investieren und das Wirtschaftswachstum eindämmen müssen. Dann hätte sich eine nachhaltige Fortpflanzungsrate ergeben. Kybernetien wäre in einen Zustand dynamischen Gleichgewichts übergegangen. Für seine Bürger hätte sich ein »sinnerfülltes Leben« eingestellt, so die Einleitung. 3 Vielleicht kann ich mich damit trösten, dass mein Versagen bei Ökolopoly eine vergessene Facette des Komplexes ›Ökologie um 1980‹ sichtbar macht. Ein Brettspiel, das dazu einlädt, sich im heimischen Wohnzimmer als Staatsführung zu imaginieren, die natürlichsoziale Gleichgewichte wiederherstellt -das passt kaum zu den Akteuren, die einem zu diesem Komplex zuerst einfallen mögen: radikale AKWGegner in Brokdorf beispielsweise oder anarchische Gründungs grüne. Wie im Folgenden gezeigt werden soll, weisen Konzept und Entwicklungs kontext des Spiels aber nicht nur auf eine weniger erforschte, eher wissensbezo gene als aktivistischbewegungsförmige Variante ökologischen Engagements um 1980 hin. Nuancieren lässt sich am Beispiel von Ökolopoly auch die Wissens und Popularisierungsgeschichte der Kybernetik. Diese bewegte sich zu dieser Zeit in diaphanes eTexT lizenziert für David Kuchenbuch / 25.03.2017
The article explores one of the most important tropes in twentieth-century urban planning discour... more The article explores one of the most important tropes in twentieth-century urban planning discourses: the " human scale. " Drawing from printed and archival sources from Sweden and Germany, it demonstrates how, in the 1930s and 1940s, this metaphor provided urban planning experts—architects, social scientists, and housing reformers—with an important epistemological framework: it helped them define the social in technical terms and thus substantiated ideas about the malleability of society by means of spatial intervention. In practice, in both countries, the human scale informed schemes for a decentralization and delimitation of the urban fabric. Neighborhood units or settlement cells, as they were called in Germany, were to correlate with—and thus reinforce— " organic " social entities: primary groups like families and small communities of neighbors. Planners were attempting to re-calibrate urban agglomerations to what they perceived as measurable, natural social entities. They were compiling anthropometric data, claiming that quantifiable dimensions like the " pram-pushing distance " were ideal criteria in delimiting the built environment. Such data even crossed borders between political systems as different as those of the Nazi-" Third Reich " and the social-democratic " People's Home " in Sweden. Thus, notwithstanding the great differences regarding its political implication, analyzing the semantics of humanization in urban planning helps explain transnational efforts to " engineer " the social to overcome the disorder attributed to modernity itself.
Journal of Contemporary History, 2015
This article considers selective transfers of knowledge between Swedish and German architects and... more This article considers selective transfers of knowledge between Swedish and German architects and urban planners from the early 1930s to the mid-1940s. It contextualizes such transfers with regard to transnational practices of social engineering in this period. By analysing mutual observations by protagonists working in institutions such as the DAF Reichsheimstättenamt or the Swedish state commission on housing, Bostadssociala utredningen, it argues that transfers were motivated by a shared conviction that architecture and city planning could contribute to an ‘ordering’ of society. Experts in both countries were committed to the ideal of an organic community, which, to them, appeared to be threatened by modern mass society, but could be restored by spatial interventions based on objective, scientific knowledge. Due to this overarching frame of reference, architectural concepts could easily be cleared of their respective ideological context, allowing for cross-border communication. Transnational planning paradigms such as the ‘neighbourhood unit’ could be made to conform with political projects as different as the ‘Volksgemeinschaft’ in Nazi Germany and the ‘People’s Home’ (folkhemmet) in Social Democratic Sweden.
Geschichte und Gesellschaft (Vandenhoeck & Ruprecht)
In the 1970s and 1980s, Western European and American concepts of the global changed profoundly. ... more In the 1970s and 1980s, Western European and American concepts of the global changed profoundly. The article illustrates this by tracing discourses on global interdependency in this period. From the late 1960s onwards, ideas about the “limits of growth” prompted efforts by experts and supranational organisations to solve economic, environmental and social problems on a global scale. But these endeavours also prompted a countercultural criticism of the ideology of growth, development and progress, as well as of materialism and ethnocentrism, which was heavily influenced by the notion of “One World”. A “glocal” ethic emerged which considered Western consumer practices and living standards in global terms.
Journal of Modern European History, 2015
This article takes a micro-historical look at the «Peckham Experiment», conducted in South London... more This article takes a micro-historical look at the «Peckham Experiment», conducted in South London between 1935 and 1950. In the «Pioneer Health Centre», working- class families could freely organise recreational activities, their physical and social development being closely observed by physicians. The article traces how theories on social evolution were structuring the doctors’ gaze on an experimental space originally conceived to study the effects of health promotion. It also argues that the scientists’ hands-off attitude evolved out of epistemological challenges they were facing when interacting with their «guinea pigs». In a bestselling 1943 book, the experimenters were rejecting interventionist thinking, theorising on the creative potential of individuals and the power of social groups to self-organise – generating insights that were discussed around the world, still haunting British political debates today. The article thus serves as a case study on hopes placed in social experimentation in the 20th century and its «governmental» effects.
Social Engineering im 20. Jahrhundert, 2009
Modelle und Akteure des Wohnens in Architektur und visueller Kultur, 2014
Wohnbedür fnisfor schung, Bewohnerkonstrukte und Bewohnerer ziehung in Deutschland und Schweden, ... more Wohnbedür fnisfor schung, Bewohnerkonstrukte und Bewohnerer ziehung in Deutschland und Schweden, 1920er bis 1950er Jahre Wer sich mit schriftlichen Quellen zur Wohnarchitektur der Moderne befasst, erfährt viel über die Absichten von Architekten und Wohnreformern. Von den Reaktionen der von Planung Betroffenen ist weitaus seltener die Rede. Das hat, so meine ich, einen bestimmten Grund. Was die Architekten dieser Epoche von den Menschen -von den Nutzern/ Bewohnern/Mietern -hörten, war auf spezifische Weise formatiert: Es erschien als Bedürfnis. Prinzipiell meinte der Begriff Bedürfnis dabei zunächst einen grundsätzlichen Mangel; Bedürfnisse wurden als überzeitliche Größen begriffen, ihre Erfüllung nicht selten als (biologische) Existenzbedingung verstanden. Nun hatte für viele Architekten des 20. Jahrhunderts jeder Mensch ein Recht auf Bedürfnisbefriedigung, das ihm von der Gesellschaft zu garantieren sei. Deshalb wurden Bedürfnisse als quantifizierbare Limits interpretiert, als Mindeststandards. Als solche rückten sie ins Zentrum architektonischen Denkens, als sich die Architekten ab Mitte der 1920er Jahre -im Zuge der wohlfahrtspolitischen Expansion der Zwischenkriegszeit -anboten, die Wohnversorgung der Bevölkerungsmehrheit zugleich billiger und besser zu organisieren. Aus Bedürfnissen wurden Richtwerte insbesondere für den kommunalen und staatlichen Wohnungsbau abgeleitet, also Raummaße, die bei der Typisierung, der Normung und Standardisierung von Bauten und Bauteilen eingehalten werden sollten. Bedürfnisse meinten im Diskurs dieser Jahre also nicht einfach die Vorstufe eines bei entsprechender Kaufkraft entstehenden Bedarfs. Sie äußerten sich angesichts der Abkopplung der Versorgung mit Wohnraum vom Markt durch den staatlichen Wohnungsbau nicht von selbst als Nachfrage, sondern sie mussten durch Experten erst sichtbar gemacht werden. Entsprechend musste zwischen ‚richtigen' und ‚falschen' Bedürfnissen unterschieden werden. Architekten, die im Wohnungsbau tätig waren, saßen damit am Schaltwerk zwischen indivi-Bereitgestellt von | Universität Gießen Angemeldet Heruntergeladen am | 03.02.16 09:58 "Spuren im Schnee" 102 duellen Rechten und dem kollektiven Interesse, die Kosten ihrer Berücksichtigung gering zu halten. Die Erforschung von Bedürfnissen versprach Verteilungsgerechtigkeit und schuf zugleich Standards für das gute, das richtige Leben. Das bedeutete für Architekten zugleich aber auch, dass Bedürfnisbefriedigung zum Maßstab der Qualität ihrer Arbeit wurde: Sie war mehr als ein Toröffner für die Kolonisierung der Lebenswelt durch Staat und Experten, sie prägte auch Identität und Praxis dieser Experten maßgeblich mit. Architekten und andere Wohnreformer entwickelten neue Techniken, die Bewohner über ihr Wohnen sprechen zu machen. Sie bedienten sich dabei verschiedener neuer Dispositive der Datenerhebung, des polling und surveying -Fragebögen, Interviews und Beobachtung von Nutzerverhalten. Mit solchen Medien befasst sich die Geschichtswissenschaft gegenwärtig intensiv, und ich will im Folgenden demonstrieren, dass auch die Architekturgeschichte von einer Beschäftigung mit diesem Quellentypus profitieren kann. Dies kann den Blick erweitern, beispielsweise für konsumhistorische Perspektiven, etwa bezüglich der Rolle der Marktforschung fürs Bauen. Oder aber hinsichtlich einer Durchleuchtung von Gesellschaften durch Sozialexperten, die eng mit Demokratisierungsprozessen im 20. Jahrhundert in Zusammenhang stand, was auch heißt: mit der Sorge der Eliten um die Befähigung der Menschen in der Massengesellschaft, politisch verantwortlich zu partizipieren, und mit Versuchen, sie dahingehend zu beeinflussen. Die Beschäftigung mit den Wohnbedürfnissen, die Entstehung von Wohnwissen steht im Kontext der "Verwissenschaftlichung des Sozialen" (Raphael 2012), die Wissenschaft und Politik zu "Ressourcen für einander" werden ließ (Ash 2002). In eigentlich allen Fällen ging die Verdatung und Formalisierung von Wohngewohnheiten und -wünschen einher mit einem ausgeprägten Misstrauen gegenüber der Fähigkeit der Wohnbevölkerung, ihre Wünsche eigenständig zu evaluieren. Die Planer suchten das Gespräch weniger mit dem gegenwärtigen, realen, als mit dem künftigen Idealbewohner. Dieser war chronisch unterdeterminiert, eine Leerstelle, um die der Planerdiskurs kreiste, ein epistemisches Ding, das mittels machtdurchwirkter Übersetzungsvorgänge erst sichtbar gemacht werden musste, oft unter Nutzung bildgebender Verfahren. Dementsprechend beeinflusste meist eine in die Fragestellungen hineingetragene Vorstellung vom ‚richtigen' Leben die Untersuchungsergebnisse, es wurde nicht immer klar zwischen Sollen und Sein unterschieden. In der Regel interessierten nur die Bedürfnisse der ‚Normalfamilie', und Annahmen über die Rolle von Män-Bereitgestellt von | Universität Gießen Angemeldet Heruntergeladen am | 03.02.16 09:58 Pias 2013 Pias, Claus (Hg.): Kulturfreie Bilder. Erfindungen der Voraussetzungslosigkeit, Berlin: Kadmos 2013.
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