Aktuelle Debatten um den Status der altehrwürdig-modernen Unterscheidung öffentlich/privat lassen... more Aktuelle Debatten um den Status der altehrwürdig-modernen Unterscheidung öffentlich/privat lassen sich als Ausdruck der digitaltechnologisch induzierten Neuordnung soziotechnischer Kontrollpotentiale verstehen, welche bereits seit einer Weile in vollem Gange ist. Wirft man nun einen genaueren Blick auf die Theorien und Diskurse, die sich seit Ende des 19. Jh. um den Gegenstand der ‚Privatheit' herum aufgespannt haben, so wird allerdings deutlich, dass das zugrunde gelegte Privatheitsverständnis der bürgerlichen Subjektkultur des späten 17. bis frühen 20. Jh. entspringt. Während solchermaßen zentrale Charakteristika dieser Kultur diskursiv reproduziert werden, unterlaufen indessen zeitgenössische digitale Praktiken das bürgerliche Privatheitsverständnis grundlegend. Daraus ergeben sich wiederum sowohl politische als auch wissenschaftliche Probleme. Der Beitrag wird das benannte Auseinanderklaffen von Diskurs und Praxis nachzeichnen und einige der aus der Diskrepanz erwachsenden Probleme benennen, um daraufhin Parameter eines den zeitgenössischen Praktiken angemessenen, nach-bürgerlichen Privatheitsverständnisses zu benennen.
> context • In recent years, the debates surrounding radical constructivism have increasingly ... more > context • In recent years, the debates surrounding radical constructivism have increasingly paid attention to the problematic dualist logic of radical constructivism as well as that of realism. Mitterer’s non-dualism is an attempt to overcome such approaches. > Problem • Although Mitterer succeeds in identifying the flaws of dualism, he takes a reductionist position that does not account for materiality and is therefore not convincing when it comes to describing epistemic processes appropriately. > method • Having identified the conceptual problematic to be found in Mitterer, I introduce Whithead’s basic framework as an alternative non-dualistic approach. I argue that starting from Whitehead’s notion of “prehension” allows for more appropriate accounts of epistemic processes. > Results • By following this train of thought, it is possible to develop a position that is non-dualist, realist, and constructivist at the same time. > implications • The article demonstrates the need to develop process theoretical approaches to epistemology and contributes to developing an epistemologically relaxed way of arguing, as was recently called for. This implies the requirement of developing a radical process constructivism that integrates concepts such as performativity and enactment. >
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG eBooks, 2022
Als der US-amerikanische Philosoph John Dewey 1927 das Buch The Public and its Problems verfasste... more Als der US-amerikanische Philosoph John Dewey 1927 das Buch The Public and its Problems verfasste, tat er dies unter dem Eindruck sowohl neuar tiger Problemlagen, mit denen sich die damalige US-Industriegesellschaft konfrontiert sah, als auch mit Blick auf erhöhte industriegesellschaftliche Problemreichweiten. Die traditionelle politische Verfasstheit der USA, so Dewey, käme mit der gewandelten soziotechnischen Situation nicht mehr zurande, denn die Komplexität und der Einflussbereich insbesondere der technisch-wissenschaftlichen Prozesse hätten ein Niveau erreicht, das weit über die lokal überschaubaren community settings der amerikanischen Öf fentlichkeit hinausreiche: "Wir haben, kurz gesagt, die Praktiken und Ideen lokaler Stadtversammlungen geerbt. Aber wir leben, handeln und haben unser Dasein in einem kontinentalen Nationalstaat. (…) Die politi schen und juristischen Formen haben sich nur stückweise und stockend, mit großer Verzögerung, der industriellen Transformation angepasst." (Dewey 1996: 102-103) Dewey leitete hieraus die Notwendigkeit ab, die Parameter von Öf fentlichkeit neu zu bestimmen, einer der neuen Situation angemessenen Problemöffentlichkeit. Betrachtet man den heute erreichten Stand der Digi talisierung, ihre globale Reichweite und die beständige Ausweitung der digitalen Einflusssphäre, so ergibt sich ein recht ähnliches Bild, nur eben auf nunmehr globaler "Stufenleiter." Unter den Vorzeichen datafizierter Sozialität werden Digitaltechnologien in praktisch allen gesellschaftlichen Bereichen eingesetzt, letztere dabei von vornherein so gestaltet, dass sie die Sammlung, Verarbeitung und Wiedereinspeisung digital kodierter Daten in die Vollzüge des Sozialen erlauben. Ein Großteil der sog. Innovationsak tivitäten wird von monopolartigen Digitalisierungsplayern forciert, wobei allzu oft ausgeblendet bleibt, dass hierbei immer auch neuartige soziale Praktiken entstehen, die gerade nicht im Paket mit gebrauchsfertigen zi vilisatorischen Spielregeln geliefert werden. Soziodigitale Infrastrukturen 1.
Dass wertorientierte Technikgestaltung kaum umhinkommt, die gesellschaftsstrukturellen Bedingunge... more Dass wertorientierte Technikgestaltung kaum umhinkommt, die gesellschaftsstrukturellen Bedingungen mit zu reflektieren, unter denen sie agiert, ist bekannt. Der Vortrag überträgt diese Einsicht auf den Bereich der Privatheit, indem er die strukturhistorischen Konstellationen rekonstruiert, aus denen sich versch. Formen der informationellen Privatheit in unterschiedlichen Vergesellschaftungsphasen der Moderne jeweils herausgeschält haben. Bei den so identifizierten Privatheitsformen handelt es sich um a) Reputation Management; b) Rückzug; sowie c) individuelle Informationskontrolle. Basierend auf einer solchen Genealogie informationeller Privatheitspraktiken werden in einem weiteren Schritt die strukturellen Treiber zeitgenössischer Privatheit herausgearbeitet, deren Form solchermaßen als d) Unschärfegarantie erkennbar wird. Abschließend werden Konsequenzen diskutiert, die sich aus den somit herausgearbeiteten gesellschaftsstrukturellen Bedingungen zeitgenössischer Technikgestaltung ergeben.
Der Beitrag diskutiert einen innovativen, in Forschung und Lehre realisierbaren Ansatz: das „Mapp... more Der Beitrag diskutiert einen innovativen, in Forschung und Lehre realisierbaren Ansatz: das „Mapping of Controversies“ (MoC). Das Mapping bietet die Moglichkeit, den Big Data-Schatz zu heben, ohne mit starken Vorannahmen zu operieren. Der Ansatz kann gleichzeitig als Antithese zu den bisweilen neopositivistisch-objektivistisch daherkommenden Computational Social Science verstanden werden, sofern offensiv die Situierheit von Forschenden und Forschungsgegenstanden reflektiert wird. Entstanden ist das MoC im Umfeld der Science and Technology Studies beziehungsweise der Akteur-Netzwerk-Theorie. Durch die Fokussierung auf Kontroversen soll die Transformation von Gesellschaft analytisch begleitet und ein Beitrag geleistet werden zur Hervorbringung entsprechender Problem-Offentlichkeiten: Das Experimentieren mit neuen Darstellungs- und Erzahlformen zielt auf die offentliche „Bewertbar-Machung“ von Kontroversen. Wir stellen epistemologische Grundlagen des MoC vor, um daraufhin anhand von Fallbeispielen zu diskutieren, inwiefern es seine Versprechen zu halten geeignet ist. So werden Bedingungen identifiziert, die zur Umsetzung dieses vielversprechenden bewertungssoziologischen Ansatzes beitragen.
Zenodo (CERN European Organization for Nuclear Research), May 15, 2016
Inhalt 1 Einleitung 2 Kartografie als Methode 2.1 Strauss' Theorie sozialer Welten und Arenen 2.2... more Inhalt 1 Einleitung 2 Kartografie als Methode 2.1 Strauss' Theorie sozialer Welten und Arenen 2.2 Das Konzept der Kartografie in der Forschungsliteratur 2.3 Mapping sozialer Welten und Arenen nach Clarke als Visualisierungsstrategie 2.4 Das Arena-Segment des nationalen Routings 3 Routing und die Arena seiner Aushandlung 3.1 Schengen-bzw. nationales Routing als umkämpfter Lösungsvorschlag 3.2 Die beteiligten sozialen Welten und die Arena ihrer Aushandlungen 3.3 Argumente und Bewertungen in der Arena 3.4 Recht als Ressource in der Arena 3.5 Privatheit in den Diskursen der Arena 4 Begriffliche und theoretische Hintergründe 4.1 Privatheit-Ideengeschichte und theoretische Zugänge 4.2 Der Begriff der Privatsphäre in der Rechtswissenschaft 4.3 Vertrauen ins Netz 4.4 Vertrauen in der Arena 5 Reterritorialisierung und Privatheit 5.1 Zugriffsweisen auf den Wert der Privatheit 5.2 Die Verlaufskurve des nationalen Routings und die Reproduktion der Container-Gesellschaft 6 Schluss: Demokratische Alternativen der Reterritorialisierung 7 Literaturverzeichnis
Seit mehr als zehn Jahren stellen Studien immer wieder grundlegende Diskrepanzen zwischen Verbrau... more Seit mehr als zehn Jahren stellen Studien immer wieder grundlegende Diskrepanzen zwischen Verbraucherpraferenzen und -verhalten im Internet fest: Privatheitssorgen ubersetzten sich kaum in datenschutzaffines Verhalten. Unser Beitrag lokalisiert die Grunde fur dieses sog. Privacy Paradox’ auf Ebene gesellschaftsstruktureller Widerspruche: Er argumentiert mithilfe Giddens’scher Praxistheorie, dass Verbraucherinnen in den datenokonomischen Strukturen digitaler Gesellschaften mit der doppelten und widerspruchlichen Anforderung konfrontiert sind, einerseits Daten groszugig mit anderen Instanzen zu teilen, um sich als digital-vernetzte Subjekte zu konstituieren; wahrend sie andererseits doch datensparsam agieren sollen. Der Widerspruch zwischen diesen beiden Formen informationeller Selbstbestimmung kann nicht alltagspraktisch vermittelt werden. Um Selbstbestimmung zu gewahrleisten, muss deshalb nach neuen Formen der Verbraucherbeteiligung auf Ebene der Infrastruktur-Gestaltung gesucht werden.
Data protection by individual citizens, here labeled do-it-yourself (DIY) data protection, is oft... more Data protection by individual citizens, here labeled do-it-yourself (DIY) data protection, is often considered as an important part of comprehensive data protection. Particularly in the wake of diagnosing the so called "privacy paradox", fostering DIY privacy protection and providing the respective tools is seen both as important policy aim and as a developing market. Individuals are meant to be empowered in a world where an increasing amount of actors is interested in their data. We analyze the preconditions of this view empirically and normatively: Thus, we ask (1) Can individuals protect data efficiently; and (2) Should individuals be responsible for data protection. We argue that both for pragmatic and normative reasons, a wider social perspective on data protection is required. The paper is concluded by providing a short outlook how these results could be taken up in data protection practices.
Die gegenwartige digitale Destabilisierung etablierter Privatheitspraktiken erzeugt vielerorts ei... more Die gegenwartige digitale Destabilisierung etablierter Privatheitspraktiken erzeugt vielerorts einen gesellschaftlichen Problemdruck. Sozialwissenschaftliche Forschungen versuchen darauf ihrerseits zu reagieren, indem sie empirisch beobachtbare digitale Praktiken auf die Integration etablierter oder neuartiger Privatheitstechniken hin abklopfen. Die vorliegende Arbeit ist in diesem Forschungsfeld verortet und leistet einen soziologischen Beitrag zur Artikulation adaquater Problembestimmungen. Zu diesem Zweck soll im Rahmen des Artikels die empirisch beobachtbare, grundlegende Pluralitat von Privatheitspraktiken sichtbar gemacht werden. Aufbauend auf der in der Forschungsliteratur vielfach anzutreffenden, sowohl theoretisch als auch empirisch plausibel gemachten These, dass Privatheit in einem engen Zusammenhang mit historisch je kontingenten Modi der Subjektivierung zu betrachten ist, wollen wir die Frage nach den Privatheitspraktiken zudem mit der diagnostisch weiterfuhrenden Frage nach diesen Modi verknupfen: Wie konnen Subjektivierungsmodi der "`digital-vernetzten"' von denen der "`analogen"' Selbst-Konstitution unterschieden werden und lassen sich Privatheitspraktiken bestimmten Subjektivierungsmodi zuordnen? Wir bearbeiten die skizzierte Problemstellung im Rahmen einer Interviewstudie, um so den Katalog empirisch beobachtbarer Privatheitspraktiken sowie den systematischen Zusammenhang zwischen bestimmten Modi der Subjektivierung und empirisch identifizierten Praktikenformen darzustellen. Schlieslich sollen anhand dessen Desiderata des Datenschutzes benannt werden.
Aktuelle Debatten um den Status der altehrwürdig-modernen Unterscheidung öffentlich/privat lassen... more Aktuelle Debatten um den Status der altehrwürdig-modernen Unterscheidung öffentlich/privat lassen sich als Ausdruck der digitaltechnologisch induzierten Neuordnung soziotechnischer Kontrollpotentiale verstehen, welche bereits seit einer Weile in vollem Gange ist. Wirft man nun einen genaueren Blick auf die Theorien und Diskurse, die sich seit Ende des 19. Jh. um den Gegenstand der ‚Privatheit' herum aufgespannt haben, so wird allerdings deutlich, dass das zugrunde gelegte Privatheitsverständnis der bürgerlichen Subjektkultur des späten 17. bis frühen 20. Jh. entspringt. Während solchermaßen zentrale Charakteristika dieser Kultur diskursiv reproduziert werden, unterlaufen indessen zeitgenössische digitale Praktiken das bürgerliche Privatheitsverständnis grundlegend. Daraus ergeben sich wiederum sowohl politische als auch wissenschaftliche Probleme. Der Beitrag wird das benannte Auseinanderklaffen von Diskurs und Praxis nachzeichnen und einige der aus der Diskrepanz erwachsenden Probleme benennen, um daraufhin Parameter eines den zeitgenössischen Praktiken angemessenen, nach-bürgerlichen Privatheitsverständnisses zu benennen.
> context • In recent years, the debates surrounding radical constructivism have increasingly ... more > context • In recent years, the debates surrounding radical constructivism have increasingly paid attention to the problematic dualist logic of radical constructivism as well as that of realism. Mitterer’s non-dualism is an attempt to overcome such approaches. > Problem • Although Mitterer succeeds in identifying the flaws of dualism, he takes a reductionist position that does not account for materiality and is therefore not convincing when it comes to describing epistemic processes appropriately. > method • Having identified the conceptual problematic to be found in Mitterer, I introduce Whithead’s basic framework as an alternative non-dualistic approach. I argue that starting from Whitehead’s notion of “prehension” allows for more appropriate accounts of epistemic processes. > Results • By following this train of thought, it is possible to develop a position that is non-dualist, realist, and constructivist at the same time. > implications • The article demonstrates the need to develop process theoretical approaches to epistemology and contributes to developing an epistemologically relaxed way of arguing, as was recently called for. This implies the requirement of developing a radical process constructivism that integrates concepts such as performativity and enactment. >
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG eBooks, 2022
Als der US-amerikanische Philosoph John Dewey 1927 das Buch The Public and its Problems verfasste... more Als der US-amerikanische Philosoph John Dewey 1927 das Buch The Public and its Problems verfasste, tat er dies unter dem Eindruck sowohl neuar tiger Problemlagen, mit denen sich die damalige US-Industriegesellschaft konfrontiert sah, als auch mit Blick auf erhöhte industriegesellschaftliche Problemreichweiten. Die traditionelle politische Verfasstheit der USA, so Dewey, käme mit der gewandelten soziotechnischen Situation nicht mehr zurande, denn die Komplexität und der Einflussbereich insbesondere der technisch-wissenschaftlichen Prozesse hätten ein Niveau erreicht, das weit über die lokal überschaubaren community settings der amerikanischen Öf fentlichkeit hinausreiche: "Wir haben, kurz gesagt, die Praktiken und Ideen lokaler Stadtversammlungen geerbt. Aber wir leben, handeln und haben unser Dasein in einem kontinentalen Nationalstaat. (…) Die politi schen und juristischen Formen haben sich nur stückweise und stockend, mit großer Verzögerung, der industriellen Transformation angepasst." (Dewey 1996: 102-103) Dewey leitete hieraus die Notwendigkeit ab, die Parameter von Öf fentlichkeit neu zu bestimmen, einer der neuen Situation angemessenen Problemöffentlichkeit. Betrachtet man den heute erreichten Stand der Digi talisierung, ihre globale Reichweite und die beständige Ausweitung der digitalen Einflusssphäre, so ergibt sich ein recht ähnliches Bild, nur eben auf nunmehr globaler "Stufenleiter." Unter den Vorzeichen datafizierter Sozialität werden Digitaltechnologien in praktisch allen gesellschaftlichen Bereichen eingesetzt, letztere dabei von vornherein so gestaltet, dass sie die Sammlung, Verarbeitung und Wiedereinspeisung digital kodierter Daten in die Vollzüge des Sozialen erlauben. Ein Großteil der sog. Innovationsak tivitäten wird von monopolartigen Digitalisierungsplayern forciert, wobei allzu oft ausgeblendet bleibt, dass hierbei immer auch neuartige soziale Praktiken entstehen, die gerade nicht im Paket mit gebrauchsfertigen zi vilisatorischen Spielregeln geliefert werden. Soziodigitale Infrastrukturen 1.
Dass wertorientierte Technikgestaltung kaum umhinkommt, die gesellschaftsstrukturellen Bedingunge... more Dass wertorientierte Technikgestaltung kaum umhinkommt, die gesellschaftsstrukturellen Bedingungen mit zu reflektieren, unter denen sie agiert, ist bekannt. Der Vortrag überträgt diese Einsicht auf den Bereich der Privatheit, indem er die strukturhistorischen Konstellationen rekonstruiert, aus denen sich versch. Formen der informationellen Privatheit in unterschiedlichen Vergesellschaftungsphasen der Moderne jeweils herausgeschält haben. Bei den so identifizierten Privatheitsformen handelt es sich um a) Reputation Management; b) Rückzug; sowie c) individuelle Informationskontrolle. Basierend auf einer solchen Genealogie informationeller Privatheitspraktiken werden in einem weiteren Schritt die strukturellen Treiber zeitgenössischer Privatheit herausgearbeitet, deren Form solchermaßen als d) Unschärfegarantie erkennbar wird. Abschließend werden Konsequenzen diskutiert, die sich aus den somit herausgearbeiteten gesellschaftsstrukturellen Bedingungen zeitgenössischer Technikgestaltung ergeben.
Der Beitrag diskutiert einen innovativen, in Forschung und Lehre realisierbaren Ansatz: das „Mapp... more Der Beitrag diskutiert einen innovativen, in Forschung und Lehre realisierbaren Ansatz: das „Mapping of Controversies“ (MoC). Das Mapping bietet die Moglichkeit, den Big Data-Schatz zu heben, ohne mit starken Vorannahmen zu operieren. Der Ansatz kann gleichzeitig als Antithese zu den bisweilen neopositivistisch-objektivistisch daherkommenden Computational Social Science verstanden werden, sofern offensiv die Situierheit von Forschenden und Forschungsgegenstanden reflektiert wird. Entstanden ist das MoC im Umfeld der Science and Technology Studies beziehungsweise der Akteur-Netzwerk-Theorie. Durch die Fokussierung auf Kontroversen soll die Transformation von Gesellschaft analytisch begleitet und ein Beitrag geleistet werden zur Hervorbringung entsprechender Problem-Offentlichkeiten: Das Experimentieren mit neuen Darstellungs- und Erzahlformen zielt auf die offentliche „Bewertbar-Machung“ von Kontroversen. Wir stellen epistemologische Grundlagen des MoC vor, um daraufhin anhand von Fallbeispielen zu diskutieren, inwiefern es seine Versprechen zu halten geeignet ist. So werden Bedingungen identifiziert, die zur Umsetzung dieses vielversprechenden bewertungssoziologischen Ansatzes beitragen.
Zenodo (CERN European Organization for Nuclear Research), May 15, 2016
Inhalt 1 Einleitung 2 Kartografie als Methode 2.1 Strauss' Theorie sozialer Welten und Arenen 2.2... more Inhalt 1 Einleitung 2 Kartografie als Methode 2.1 Strauss' Theorie sozialer Welten und Arenen 2.2 Das Konzept der Kartografie in der Forschungsliteratur 2.3 Mapping sozialer Welten und Arenen nach Clarke als Visualisierungsstrategie 2.4 Das Arena-Segment des nationalen Routings 3 Routing und die Arena seiner Aushandlung 3.1 Schengen-bzw. nationales Routing als umkämpfter Lösungsvorschlag 3.2 Die beteiligten sozialen Welten und die Arena ihrer Aushandlungen 3.3 Argumente und Bewertungen in der Arena 3.4 Recht als Ressource in der Arena 3.5 Privatheit in den Diskursen der Arena 4 Begriffliche und theoretische Hintergründe 4.1 Privatheit-Ideengeschichte und theoretische Zugänge 4.2 Der Begriff der Privatsphäre in der Rechtswissenschaft 4.3 Vertrauen ins Netz 4.4 Vertrauen in der Arena 5 Reterritorialisierung und Privatheit 5.1 Zugriffsweisen auf den Wert der Privatheit 5.2 Die Verlaufskurve des nationalen Routings und die Reproduktion der Container-Gesellschaft 6 Schluss: Demokratische Alternativen der Reterritorialisierung 7 Literaturverzeichnis
Seit mehr als zehn Jahren stellen Studien immer wieder grundlegende Diskrepanzen zwischen Verbrau... more Seit mehr als zehn Jahren stellen Studien immer wieder grundlegende Diskrepanzen zwischen Verbraucherpraferenzen und -verhalten im Internet fest: Privatheitssorgen ubersetzten sich kaum in datenschutzaffines Verhalten. Unser Beitrag lokalisiert die Grunde fur dieses sog. Privacy Paradox’ auf Ebene gesellschaftsstruktureller Widerspruche: Er argumentiert mithilfe Giddens’scher Praxistheorie, dass Verbraucherinnen in den datenokonomischen Strukturen digitaler Gesellschaften mit der doppelten und widerspruchlichen Anforderung konfrontiert sind, einerseits Daten groszugig mit anderen Instanzen zu teilen, um sich als digital-vernetzte Subjekte zu konstituieren; wahrend sie andererseits doch datensparsam agieren sollen. Der Widerspruch zwischen diesen beiden Formen informationeller Selbstbestimmung kann nicht alltagspraktisch vermittelt werden. Um Selbstbestimmung zu gewahrleisten, muss deshalb nach neuen Formen der Verbraucherbeteiligung auf Ebene der Infrastruktur-Gestaltung gesucht werden.
Data protection by individual citizens, here labeled do-it-yourself (DIY) data protection, is oft... more Data protection by individual citizens, here labeled do-it-yourself (DIY) data protection, is often considered as an important part of comprehensive data protection. Particularly in the wake of diagnosing the so called "privacy paradox", fostering DIY privacy protection and providing the respective tools is seen both as important policy aim and as a developing market. Individuals are meant to be empowered in a world where an increasing amount of actors is interested in their data. We analyze the preconditions of this view empirically and normatively: Thus, we ask (1) Can individuals protect data efficiently; and (2) Should individuals be responsible for data protection. We argue that both for pragmatic and normative reasons, a wider social perspective on data protection is required. The paper is concluded by providing a short outlook how these results could be taken up in data protection practices.
Die gegenwartige digitale Destabilisierung etablierter Privatheitspraktiken erzeugt vielerorts ei... more Die gegenwartige digitale Destabilisierung etablierter Privatheitspraktiken erzeugt vielerorts einen gesellschaftlichen Problemdruck. Sozialwissenschaftliche Forschungen versuchen darauf ihrerseits zu reagieren, indem sie empirisch beobachtbare digitale Praktiken auf die Integration etablierter oder neuartiger Privatheitstechniken hin abklopfen. Die vorliegende Arbeit ist in diesem Forschungsfeld verortet und leistet einen soziologischen Beitrag zur Artikulation adaquater Problembestimmungen. Zu diesem Zweck soll im Rahmen des Artikels die empirisch beobachtbare, grundlegende Pluralitat von Privatheitspraktiken sichtbar gemacht werden. Aufbauend auf der in der Forschungsliteratur vielfach anzutreffenden, sowohl theoretisch als auch empirisch plausibel gemachten These, dass Privatheit in einem engen Zusammenhang mit historisch je kontingenten Modi der Subjektivierung zu betrachten ist, wollen wir die Frage nach den Privatheitspraktiken zudem mit der diagnostisch weiterfuhrenden Frage nach diesen Modi verknupfen: Wie konnen Subjektivierungsmodi der "`digital-vernetzten"' von denen der "`analogen"' Selbst-Konstitution unterschieden werden und lassen sich Privatheitspraktiken bestimmten Subjektivierungsmodi zuordnen? Wir bearbeiten die skizzierte Problemstellung im Rahmen einer Interviewstudie, um so den Katalog empirisch beobachtbarer Privatheitspraktiken sowie den systematischen Zusammenhang zwischen bestimmten Modi der Subjektivierung und empirisch identifizierten Praktikenformen darzustellen. Schlieslich sollen anhand dessen Desiderata des Datenschutzes benannt werden.
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