Books by Helge Schwiertz
Wie gelingt es migrantischen Jugendlichen, zu politischen Subjekten zu werden und für ihre Rechte... more Wie gelingt es migrantischen Jugendlichen, zu politischen Subjekten zu werden und für ihre Rechte einzutreten? Wie ist es möglich, sich Herrschaftsverhältnissen zu widersetzen und inwiefern bietet Demokratie hierbei einen Bezugspunkt?
Helge Schwiertz geht diesen Fragen nach, indem er eine radikaldemokratische Theorie entwickelt und diese mit einer qualitativen Studie zur Selbstorganisierung migrantischer Jugendlicher in Deutschland und den USA verbindet. Durch den Dialog von Empirie und Theorie trägt er damit sowohl zu einem differenzierten Verständnis migrantischer Kämpfe als auch zu demokratietheoretischen Debatten bei und zeigt auf, wie Grenzen demokratisiert werden können.
ISBN: 978-3-8376-4832-4
Papers by Helge Schwiertz
Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2021
ZusammenfassungIdentitätspolitik wird heute in der politischen Öffentlichkeit und der politischen... more ZusammenfassungIdentitätspolitik wird heute in der politischen Öffentlichkeit und der politischen Theorie auf ähnliche Weise kritisiert. Ein zentraler Topos dieser Kritik ist, dass Identitätspolitik essentialisierend sei: Sie schreibe Subjekte auf deren soziale Position fest und ergehe sich in einer Politik der Partikularität, die zu Spaltungen der nationalen Bürgerschaft und des demokratischen Diskurses (kommunitaristische und liberale Position) und zu Spaltungen innerhalb gesellschaftskritischer Bewegungen führe (kritische Position). Entgegen dieser einseitigen Kritik schlagen wir mit dem Konzept der „konstruktivistischen Identitätspolitik“ eine andere Deutung vor: Wir zeigen, dass politische Identitäten nicht essentialistisch gegeben sind, sondern aus sozialen und politischen Konstruktionsprozessen hervorgehen; dass sie aktiv durch politische (Sub-)Kulturen und Bewegungen hergestellt, erlernt und praktiziert werden. In diesen Konstruktionsprozessen wird politische Artikulations- ...
Book, Carina/Huke, Nikolai/Klauke, Sebastian/Tietje, Olaf (Hrsg.) Alltägliche Grenzziehungen: das Konzept der „imperialen Lebensweise“, Externalisierung und exklusive Solidarität. S. 73–93, 2019
In the past decade, a movement of undocumented migrant youth has emerged in the United States to ... more In the past decade, a movement of undocumented migrant youth has emerged in the United States to struggle against their criminalization and discrimination. Whereas it was first described as a movement of 'Dreamers, ' portrayed as hardworking students and cultural Americans who deserve rights despite their illegalized status, the direction of undocumented organizing shifted and moved beyond the Dreamer narrative. Based on fieldwork in California, I argue that the transforming movement of undocumented youth has the potential to emerge as a counter-hegemonic project, in that they reject discourses that reproduce the criminalization of undocumented migrants, which enables a division of the undocumented community into the 'good immigrant' versus the 'bad immigrant. ' Moreover, they move beyond a narrowly defined struggle for legislative reform and citizenship status by organizing undocumented communities in regard to intersectional power structures. In their political struggles they negotiated formal, national-cultural and meritocratic citizenship. Referring to debates on radical democracy and insurgent citizenship, I describe this political practice as radical egalitarian citizenship.
In der nationalstaatlich geordneten Welt – sowie in der Demokratieforschung und -theorie – wird M... more In der nationalstaatlich geordneten Welt – sowie in der Demokratieforschung und -theorie – wird Migration vielfach als ein Problem beschrieben. Die Positionen und Perspektiven derjenigen, die als Migrant_innen gesehen werden, und die die damit verbundenen Zuschreibungen kritisieren, werden dagegen vielfach ausgeblendet. Der Beitrag nimmt eben diese auf und analysiert migrantische Kämpfe gegen Entrechtung und repressive Migrationspolitiken in Deutschland. Die Ansätze radikaler Demokratie – insbesondere von Jacques Rancière und Etienne Balibar – ermöglichen dabei eine Wissensproduktion, in der diejenigen, die für Gleichheit und Freiheit kämpfen als politische Subjekte begriffen und ernst genommen werden. Sie bilden eine Theorie der Gleichheit ‚von unten‘ und der Gleichheit des Nicht-Identischen, die eine Objektivierung von Migration weitgehend vermeidet und durch die die Forderungen und Begehren der migrantischen Kämpfe zu deren eigenem Maßstab werden. Diese Praxis radikaler Demokratie zeigt sich in den Protestbewegungen von Geflüchteten, die seit 2012 in verschiedenen europäischen Ländern entstanden sind. Durch eine Analyse der Aktionen und Erklärungen des Protestmarsches der Geflüchteten von Würzburg nach Berlin aus dem Herbst 2012 wird untersucht, inwiefern deren politische Praxen als radikale Demokratie beschrieben werden können und wie das Verhältnis von Migration und Demokratie neu gedacht werden kann.
When a group of undocumented migrants blocked a road in San Bernardino, California, in the
summer... more When a group of undocumented migrants blocked a road in San Bernardino, California, in the
summer of 2011, it was at first sight one out of many events organized by the protest movement
of undocumented youth. While they marched down the road and started their action of civil
disobedience, they were chanting “education not deportation” and wore academic caps and tshirts
with the campaign slogan “The DREAM is coming” as a reference to higher education
and the federal DREAM Act . On the one hand, they were thus continuing the activism of the
undocumented youth movement, which became nationally known because of its struggle for the
rights of students without legal status in the US since its inception in the early 2000s (cf. Nicholls
2013; Corrunker 2012; Anguiano 2011; Unzueta/Seif 2014; Seif 2014; Costanza-Chock 2014;
Eisema/Fiorito/Montero-Sieburth 2014; Negron-Gonzales 2014, 2015). On the other hand, this
direct action was symbolic of a shift in the movement that heavily impacted the political practice
of groups, coalitions and alliances of undocumented youth in California over the last years.
Die Rede von der «Flüchtlingskrise» ist in Europa seit Mitte 2015 allgegenwärtig. Gemeint ist dam... more Die Rede von der «Flüchtlingskrise» ist in Europa seit Mitte 2015 allgegenwärtig. Gemeint ist damit vonseiten der Politik und der Medien meist eine vermeintliche Überlastung der «Kapazitäten» von Transit- und Aufnahmestaaten aufgrund einer gestiegenen Einwanderung. Die Krise lässt sich jedoch auch anders interpretieren: als Krise des Schengen-Abkommens mit seinen restriktiven Elementen, als Scheitern des bisherigen Grenz- und Migrationsregimes in Europa – und damit als Errungenschaft von Migrationsbewegungen. Denn der lange «Sommer der Migration» (Kasparek/Speer 2015) hat unübersehbar gezeigt, dass sich Mobilität nicht in feste Bahnen nach den Vorstellungen eines «Migrationsmanagements» lenken lässt, sondern ein Moment relativer Autonomie besitzt, das staatliche Kontrollversuche und nationale Grenzen unterläuft.
Das Jahr 2015 hat auf der einen Seite neue Bewegungen der Migration und der Solidarität, auf der anderen Seite jedoch eine neue Stufe staatlicher Repression und völkischer Hetze gegen Migration hervorgebracht. In Deutschland sprechen mittlerweile zwar selbst konservative PolitikerInnen von einem «Einwanderungsland» und neoliberalen Diskursen entsprechend wird Migration zudem vermehrt als «Potenzial» für die Wirtschaft betrachtet. Dennoch kann in Deutschland und der EU weiterhin von einer Hegemonie antimigrantisch geprägter Politik gesprochen werden. Denn die prinzipielle Entrechtung und Abschiebbarkeit von Nicht-StaatsbürgerInnen sind in Staat und Zivilgesellschaft nach wie vor mehrheitlicher Common Sense, auch wenn ihnen abgestufte Rechte zugesprochen werden. In den gegenwärtigen Auseinandersetzungen um das herrschende Grenzregime spitzen sich verschiedene Entwicklungen der letzten Jahre zu. Ausgehend von dieser Dynamik eröffnen sich zugleich Perspektiven eines gegenhegemonialen Projekts, das die antimigrantischen Politiken und rassistischen Mobilisierungen infrage stellt.
This article analyzes the struggles of undocumented youth in New York and their campaign for the ... more This article analyzes the struggles of undocumented youth in New York and their campaign for the New York DREAM Act, a piece of state legislation that would facilitate their access to higher education. For understanding how they can organize despite their illegalized status, I focus practices of empowerment and the emergence of political subjectivities, especially in form of the coming out. I argue that the political practice of undocumented youth comprises elements of advocacy, which aim at certain changes in legislation like the DREAM Act, but also elements of radical politics and democracy.
Von den europäischen Außengrenzen bis in die deutsche Provinz Migrantische Kämpfe und Kämpfe gege... more Von den europäischen Außengrenzen bis in die deutsche Provinz Migrantische Kämpfe und Kämpfe gegen Migration führen in Deutschland und Europa zunehmend zu einer Auseinandersetzung um das herrschende Grenzregime. Die selbstorganisierten Proteste von Geflüchteten am Oranienplatz in Berlin und an anderen Orten konnten ab 2012 deren Entrechtung und Forderungen verstärkt sichtbar machen. Die rassistischen Mobilisierungen der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) und lokaler Bürgerinitiativen verdeutlichen, dass sich Kämpfe gegen Migration und der die Gesellschaft durchziehende Rassismus insbesondere seit 2014 neu formieren. Schließlich führten die tödlichen Ereignisse im Mittelmeer im Frühjahr 2015 zu einer kritischen Verarbeitung durch Medien und Öffentlichkeit und einer repressiven Reaktion durch das europäische Migrationsregime, wobei es bereits 2013 nach dem Bootsunglück vor Lampedusa einen Aufschrei gab, der freilich schnell verhallte.
Die EU versucht, nicht-europäische Staaten in die europäischen Migrationskontrollen einzubinden u... more Die EU versucht, nicht-europäische Staaten in die europäischen Migrationskontrollen einzubinden und die eigenen Ziele zu vorgeblich gemeinsamen Zielen zu machen. Ein Beispiel dafür sind die "Mobilitätspartnerschaften", deren Konzept 2007 von der Europäischen Kommission vorgestellt wurde und die mittlerweile mit acht sogenannten Drittstaaten abgeschlossen wurden.
Peer-reviewed Journal Articles by Helge Schwiertz
Critical Sociology, 2020
This paper inquires the moral and political ambivalences of migrant support located between conte... more This paper inquires the moral and political ambivalences of migrant support located between contentious politics and humanitarian aid. Comparing Save Me and Seebrücke, two cases of pro-migrant activism in Germany claiming the safe passage of migrants to Europe, we develop the notion of 'strategic humanitarianism', a hybrid form of migrant support, in which actors combine the strategic employment of predominantly depoliticizing, narrow and humanitarian framing with a contentious repertoire of action. It entails deliberately sacrificing a 'deep' politicization of fundamental critique against contemporary migration regimes in order to achieve a 'wide' politicization and broad consensus for progressive social change. Furthermore, we carve out how distinct political contexts, in this case the issue salience and polarization of migration, influence the dynamics of mobilization and the configuration of humanitarianism and contentious politics. Despite a similar focus, thus, the 'strategic humanitarianism' of Save Me has developed a less contentious and disobedient character than Seebrücke.
New by Helge Schwiertz
Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2021
Identitätspolitik wird heute in der politischen Öffentlichkeit und der politischen Theorie auf äh... more Identitätspolitik wird heute in der politischen Öffentlichkeit und der politischen Theorie auf ähnliche Weise kritisiert. Ein zentraler Topos dieser Kritik ist, dass Identitätspolitik essentialisierend sei: Sie schreibe Subjekte auf deren soziale Position fest und ergehe sich in einer Politik der Partikularität, die zu Spaltungen der nationalen Bürgerschaft und des demokratischen Diskurses (kommunitaristische und liberale Position) und zu Spaltungen innerhalb gesellschaftskritischer Bewegungen führe (kritische Position). Entgegen dieser einseitigen Kritik schlagen wir mit dem Konzept der „konstruktivistischen Identitätspolitik“ eine andere Deutung vor: Wir zeigen, dass politische Identitäten nicht essentialistisch gegeben sind, sondern aus sozialen und politischen Konstruktionsprozessen hervorgehen; dass sie aktiv durch politische (Sub-)Kulturen und Bewegungen hergestellt, erlernt und praktiziert werden. In diesen Konstruktionsprozessen wird politische Artikulations- und Handlungsfähigkeit hergestellt, die Subjekte befähigt, Herrschafts- und Diskriminierungsverhältnisse zu kritisieren. Im Anschluss an die radikale Demokratietheorie argumentieren wir, dass die so ermöglichten partikularen politischen Perspektiven der Identitätspolitik weder die Demokratie noch die Solidarität in gesellschaftskritischen Bewegungen gefährden, sondern zu deren weiterer Demokratisierung beitragen, indem sie die universell gedachten Prinzipien der Demokratie in partikularen Auseinandersetzungen aktualisieren. Während identitätspolitische Konstruktionsprozesse zwar immer wieder zu Essentialisierungen tendieren und Ausschlüsse produzieren, ist deren kritische Reflexion der Identitätspolitik inhärent. Dieses Verständnis ermöglicht auch eine Kritik solcher Identitätspolitiken, die sich nicht an den demokratischen Werten der Gleichheit und Freiheit orientieren und kritische Selbstreflexion blockieren. Nach einem Überblick der gegenwärtigen Identitätspolitik-Kritik erarbeiten wir dieses konstruktivistische Verständnis im Anschluss an die seit den 1980er Jahren geführten Debatten der feministischen und postkolonialen Theorie. Darauf aufbauend entwickeln wir den Begriff der konstruktivistischen Identitätspolitik systematisch, indem wir drei Aspekte differenzieren: Subjektivierung, Artikulation und Repräsentation. Wir beziehen uns hierzu auf Ansätze von Foucault, Rancière, Laclau/Mouffe und Hall und illustrieren die jeweiligen Aspekte anhand migrantischer Selbstorganisierungen sowie schwuler Kultur und queerer Kritik.
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Books by Helge Schwiertz
Helge Schwiertz geht diesen Fragen nach, indem er eine radikaldemokratische Theorie entwickelt und diese mit einer qualitativen Studie zur Selbstorganisierung migrantischer Jugendlicher in Deutschland und den USA verbindet. Durch den Dialog von Empirie und Theorie trägt er damit sowohl zu einem differenzierten Verständnis migrantischer Kämpfe als auch zu demokratietheoretischen Debatten bei und zeigt auf, wie Grenzen demokratisiert werden können.
ISBN: 978-3-8376-4832-4
Papers by Helge Schwiertz
summer of 2011, it was at first sight one out of many events organized by the protest movement
of undocumented youth. While they marched down the road and started their action of civil
disobedience, they were chanting “education not deportation” and wore academic caps and tshirts
with the campaign slogan “The DREAM is coming” as a reference to higher education
and the federal DREAM Act . On the one hand, they were thus continuing the activism of the
undocumented youth movement, which became nationally known because of its struggle for the
rights of students without legal status in the US since its inception in the early 2000s (cf. Nicholls
2013; Corrunker 2012; Anguiano 2011; Unzueta/Seif 2014; Seif 2014; Costanza-Chock 2014;
Eisema/Fiorito/Montero-Sieburth 2014; Negron-Gonzales 2014, 2015). On the other hand, this
direct action was symbolic of a shift in the movement that heavily impacted the political practice
of groups, coalitions and alliances of undocumented youth in California over the last years.
Das Jahr 2015 hat auf der einen Seite neue Bewegungen der Migration und der Solidarität, auf der anderen Seite jedoch eine neue Stufe staatlicher Repression und völkischer Hetze gegen Migration hervorgebracht. In Deutschland sprechen mittlerweile zwar selbst konservative PolitikerInnen von einem «Einwanderungsland» und neoliberalen Diskursen entsprechend wird Migration zudem vermehrt als «Potenzial» für die Wirtschaft betrachtet. Dennoch kann in Deutschland und der EU weiterhin von einer Hegemonie antimigrantisch geprägter Politik gesprochen werden. Denn die prinzipielle Entrechtung und Abschiebbarkeit von Nicht-StaatsbürgerInnen sind in Staat und Zivilgesellschaft nach wie vor mehrheitlicher Common Sense, auch wenn ihnen abgestufte Rechte zugesprochen werden. In den gegenwärtigen Auseinandersetzungen um das herrschende Grenzregime spitzen sich verschiedene Entwicklungen der letzten Jahre zu. Ausgehend von dieser Dynamik eröffnen sich zugleich Perspektiven eines gegenhegemonialen Projekts, das die antimigrantischen Politiken und rassistischen Mobilisierungen infrage stellt.
Peer-reviewed Journal Articles by Helge Schwiertz
New by Helge Schwiertz
Helge Schwiertz geht diesen Fragen nach, indem er eine radikaldemokratische Theorie entwickelt und diese mit einer qualitativen Studie zur Selbstorganisierung migrantischer Jugendlicher in Deutschland und den USA verbindet. Durch den Dialog von Empirie und Theorie trägt er damit sowohl zu einem differenzierten Verständnis migrantischer Kämpfe als auch zu demokratietheoretischen Debatten bei und zeigt auf, wie Grenzen demokratisiert werden können.
ISBN: 978-3-8376-4832-4
summer of 2011, it was at first sight one out of many events organized by the protest movement
of undocumented youth. While they marched down the road and started their action of civil
disobedience, they were chanting “education not deportation” and wore academic caps and tshirts
with the campaign slogan “The DREAM is coming” as a reference to higher education
and the federal DREAM Act . On the one hand, they were thus continuing the activism of the
undocumented youth movement, which became nationally known because of its struggle for the
rights of students without legal status in the US since its inception in the early 2000s (cf. Nicholls
2013; Corrunker 2012; Anguiano 2011; Unzueta/Seif 2014; Seif 2014; Costanza-Chock 2014;
Eisema/Fiorito/Montero-Sieburth 2014; Negron-Gonzales 2014, 2015). On the other hand, this
direct action was symbolic of a shift in the movement that heavily impacted the political practice
of groups, coalitions and alliances of undocumented youth in California over the last years.
Das Jahr 2015 hat auf der einen Seite neue Bewegungen der Migration und der Solidarität, auf der anderen Seite jedoch eine neue Stufe staatlicher Repression und völkischer Hetze gegen Migration hervorgebracht. In Deutschland sprechen mittlerweile zwar selbst konservative PolitikerInnen von einem «Einwanderungsland» und neoliberalen Diskursen entsprechend wird Migration zudem vermehrt als «Potenzial» für die Wirtschaft betrachtet. Dennoch kann in Deutschland und der EU weiterhin von einer Hegemonie antimigrantisch geprägter Politik gesprochen werden. Denn die prinzipielle Entrechtung und Abschiebbarkeit von Nicht-StaatsbürgerInnen sind in Staat und Zivilgesellschaft nach wie vor mehrheitlicher Common Sense, auch wenn ihnen abgestufte Rechte zugesprochen werden. In den gegenwärtigen Auseinandersetzungen um das herrschende Grenzregime spitzen sich verschiedene Entwicklungen der letzten Jahre zu. Ausgehend von dieser Dynamik eröffnen sich zugleich Perspektiven eines gegenhegemonialen Projekts, das die antimigrantischen Politiken und rassistischen Mobilisierungen infrage stellt.