Da ich am 27.04. auf Dienstreise bin, kommt mein "Tagesthread" schon am Vorabend. Ob ich Teil 3 am Donnerstag schaffen werde, weiß ich noch nicht.
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Vorabfazit nach ca. ½ des Berichts: ich habe den Eindruck, #Adler könnte ebenso dubios sein wie #Wirecard, wobei es 2 Unterschiede gibt: die Beträge sind geringer & das Vorgehen scheint erheblich ausgefeilter. Aber ich bin kein Jurist, daher nur unqualifizierte Meinung.
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Zunächst zum Themenkomplex Meridien Capital Management ltd.
MCM erhält durch Beratungsverträge monatlich in Summe 32k €. Darüber hinaus wurden diverse Einmalzahlungen geleistet, wodurch KPMG auf Basis der ungenügenden Unterlagen von mind. 2,2 Mio. € von 2017-2021 ausgeht.
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Nur in wenigen Fällen wurden Leistungsnachweise vereinbart, in keinem Fall liegt ein Leistungsnachweis vor.
Auch wenn formal keine Verbindung zwischen Caner und MCM besteht, werden die Vorwürfe des @viceroyresearch Berichts m.E. bestätigt (S. 54ff).
MCM firmiert unter der gleichen Briefkastenanschrift wie eine von Caner geführte Beratungsgesellschaft. Mehrfach wurden Emails von oder an MCM geschrieben, die den Schluss nahelegen, dass Caner MCM nach außen vertritt.
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Caner war unmittelbar in die Kommunikation von GL & AR von Adler & MCM eingebunden, z.T. hat er Anweisungen zu Teilnehmern, Inhalten sowie Ort & Zeit von Terminen erteilt. Die Assistenz der Consensus Real Estate hat für Caner sogar die Geburtstage 2017 bis 2020 organisiert.
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In verschiedenen Emails wird eine der Assistentinnen der CRE als persönliche Assistentin von Caner bezeichnet. Interessant, dass jemandem, der nicht für eine Gesellschaft tätig ist, angeblich keine Verbindungen hat, von der Firma die Assistentin gezahlt wird.
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Die gelebte Weisungsbefugnis Caners bei Adler macht KPMG auf S. 55 mit einem Zitat sehr deutlich. Ein Management Meeting der Adler Group war geplant. Ein Teilnehmer lehnte den Termin aufgrund Terminkollision ab.
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Caner: „It is unacceptable for you to think that everybody has to accept your timetables. What is the reason that you can’t attend on the 6th? What is more important than such a strategic meeting ??!! [to be continued]
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[Fortsetzung Zitat] Caner: „We need to come together very urgently as you are acting like an uncontrolled missile and in various and ongoing breaches of several orally wnd written agreements, which is not acceptable.“
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Auf den folgenden Seiten gibt es ähnlich eindeutige Emails.
Zu MCM ergeben sich viele kritische Fragen, die zu stellen sind. KPMG hat viele davon aufgegriffen. Richtig beantwortet wurde keine einzige. Wenn es überhaupt eine Rückmeldung gab, so war diese ausweichend.
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Darüber hinaus habe die MCM ein Profit Sharing Agreement mit S.A.M. Bassan, deren Hauptaktionärin #Caners Ehefrau sei. S. 57 des Berichts zeigt, dass Caner an Bassan beteiligt ist, seine Interessen jedoch von seiner Frau vertreten werden.
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Wenn jemand dem Management direkte Anweisungen erteilen kann, er sehr intensiv in die Managementkommunikation eingebunden & Begünstigter eines Gewinnabführungsvertrags ist, kann man m.E. den Vorwurf von @viceroyresearch zur Steuerung von MCM durch Caner bestätigt sehen.
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KPMG war in seiner Bewertung vorsichtiger. Lt. KPMG habe Caner mehrfach Einfluss genommen, jedoch könne gerade vor dem Hintergrund, dass so viele Dokumente fehlen, weder eindeutig be- noch widerlegt werden, Caner sei der Entscheidungsträger im Hintergrund.
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Ich hätte mir da eine konkretere Aussage gewünscht, die m.E. durch die vorliegende Unterlagen gedeckt wären. Allerdings kann ich das Wording von KPMG nachvollziehen, da sich daraus ggf. strafrechtliche Konsequenzen ergeben können.
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Als anonymer Twitterer, der immer wieder auf seine nicht vorhandene juristische Bildung hinweist & hier nur eine eigene Meinung schildert, kann ich mir stärkere Urteile als persönliche Meinung erlauben als KPMG in diesem Fall.
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Nach deutschem Recht würde sich m.E. durchaus die Frage stellen, inwiefern Caners Verhalten mit §78 AktG vereinbar ist. Frage an Euch: ist eine solch massive Einflussnahme auf Vorstände nach Luxemburgischen Recht zulässig?
Zum Vorwurf von @Viceroyresearch an #Adler, das Netzwerk um Caner würde sich betrügerisch bereichern sehe ich Indizien. Es fließen Gelder in Millionenhöhe, bei denen die zugrunde liegenden Verträge nur mit Optimismus als „erklärungsbedürftig“ betrachtet werden können.
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M.E. sind sie fragwürdig & mind. am Rande der Legalität. Auch wenn die Vorwürfe nicht in der Klarheit belegt werden können, sind sie eindeutig nicht widerlegt. Vielmehr wurden auf Basis von erheblich gekürzten Unterlagen Indizien identifiziert.
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Dass aber zig Verträge geschlossen wurden, nachdem lt. Angaben #Adler geleistet wurde, dabei keine Leistung nachweisbar ist, bedarf in meinen Augen einer strafrechtlichen Klärung.
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Für mich vorstellbar wären ggf. Straftaten nach GWG, § 266 II & 263 StGB sowie Vergehen bzw. Straftaten im Steuerrecht. Außerdem werde ich weiter unten noch weitere, aus meiner Laiensicht möglicherweise in Frage kommende Strafnormen aufführen.
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Seit dem Bericht ist klar, dass das persönliche Netz um Caner in eine Vielzahl von Transaktionen involviert war. Gesichert ist auch, dass sie eng in die Entscheidungen involviert waren. Unklar ist, ob die #Adler-Vorstände oder Caner die Entscheidungen getroffen haben.
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Dies geschah nicht offen. Vielmehr wurde ein komplexes Netz von Firmen & Beteiligungen geschaffen, bei dem familiäre Beziehungen eine wichtige Rolle spielen. Der Versuch, den Einfluss so zu verschleiern, deutet m.E. auf Gründe zur Verschleierung hin.
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Auf die Vorwürfe zur Ehefrau Caners gehe ich nicht weiter ein, da es aus meiner Sicht selbsterklärend ist, dass sie zutreffend ist. Allerdings muss festgehalten werden, dass die KPMG-Prüfung lediglich Indizien vorlegen konnte, eindeutige Beweise fehlen.
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Wenn eine unqualifizierte Ehefrau diverse Gremienpositionen ausübt, bei denen ihr Mann maßgeblich in Entscheidungen involviert & ein wesentlicher Teil der Familie des Mannes beteiligt ist, wären andere Annahmen als die unbewiesenen Anschuldigungen m.E. realitätsfern.
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Der ganze Komplex um die „Gerresheim“-Transaktion ist sehr komplex, bedarf einiger Erklärung. Ich habe die Thematik wie folgt verstanden & wäre bei Fehlern für Hinweise dankbar.
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Brack Capital Properties, die später von Adler übernommen wurden, hat der Patrizia AG eine Gewerbeimmobilie abgekauft. Hierzu wurde von der Firma ein SPV, also eine Zweckgesellschaft, gegründet. Ziel dieser Gesellschaft war es, die Immobilie zu kaufen & zu verwalten.
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Solche SPVs sind lang etablierte, vom Gesetzgeber ignorierte Steuerschlupflöcher, durch die u.a. Grunderwerbssteuer gespart wird. Darüber hinaus werden sie i.d.R. in einer Rechtsform gegründet, bei der die Haftung beschränkt wird.
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Später übernimmt die Adler Group BCP. Danach verkauft Adler einen 75%-Anteil am SPV an den Schwager von Caner, Joseph Schrattbauer. Mit dem Verkauf wird ein Buchgewinn von ca. 230 Mio. € erzielt, da für den 75%-Anteil ein Kaufpreis von 214 Mio. € vereinbart wurde.
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ABER bislang wurden lt. @viceroyresearch nur 79% des Kaufpreises gezahlt. Außerdem wurden lt. @viceroyresearch vom SPV weitere Darlehen i.H.v. 55 Mio. € als immobilienbesicherte Darlehen und zusätzlich weitere 75 Mio. € an Schulden bei der Adler Gruppe aufgenommen.
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@viceroyresearch spekuliert, dass damit der gezahlte Kaufpreisanteil von 79 Mio. € finanziert wurde. Dazu macht @viceroyresearch die Anschuldigung „@viceroyresearch asserts that this consideration was never meant to be paid in full.“ (S. 11).
Sollte dies zutreffen, hätte das nach meinem Verständnis nach deutschem Recht gravierende Konsequenzen. Als Nichtjurist drängen sich mir folgende rechtlichen Fragen auf, zu denen ich mir von der #Jurabubble Hinweise erhoffe.
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Sofern die Vorwürfe zutreffen, der Kaufpreis sei nicht vollständig gezahlt, hätten sich die Organe des Verkäufers nach §§ 246, 266, 263 oder 283 StGB strafbar gemacht, wenn das SPV rechtswirksam auf den Käufer übertragen wurde, ohne dass eine Besicherung besteht?
Für Antworten auf die Fragen wäre ich euch dankbar, genauso wie Hinweise auf Fehler, die ich selbstverständlich umgehend korrigieren würde.
Fortsetzung wahrscheinlich erst am 28.04.
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Bei Adler wie auch bei Wirecard bin ich erneut fasziniert, wie so tief im Detail analysiert wurde. Wie Indizien aus öffentlich zugänglichen Quellen erarbeitet werden, die Prüfer, Aufsicht & Strafverfolgung bis dahin verborgen blieben. Super Leistung @AIMhonesty@viceroyresearch
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Freunde der gepflegten Prüfungsunterhaltung, es wird mal wieder Zeit. Ein neuer Bericht wurde veröffentlicht, dieses Mal zur #Adler Group. Natürlich nehme ich ihn mir gern wieder vor, um zu schauen, was der Bericht im Vergleich zu vollmundigen Pressemitteilungen besagt.
Thread
Vorab wie üblich mein Disclaimer: ich bin weder ein Mitarbeiter der #Adler Group noch von #KPMG. Ich habe auch keine persönlichen oder finanziellen Interessen an #Adler. Könnt Ihr euch deswegen auf mich verlassen? Natürlich nicht, schließlich ist dies ein anonymer Account.
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Ich bin weder Jurist noch Prüfer, daher sind alle Wertungen als persönliche Meinung zu verstehen. Quelle ist i.d.R. der Sonderprüfungsbericht von #KPMG
Es ist soweit: Teil 2 meiner Analyse des Berichts von Rödel & Partner zur Prüfung von #Wirecard durch #EY. Und es wird nicht besser... Dieser Thread behandelt den Prüfungsbericht bis S. 62 von 168. Freunde der Sonne lehnt euch zurück, holt nen Tee & genießt die Show.
Zusammenfassung des Kapitels 2.3 des Prüfungsberichts von R&P: #EY zeigt in den internen Dokumenten zur Prüfung ein sehr gutes Verständnis der TPA-Thematik & der damit verbundenen Risiken. Auch zu diesem Kapitel gilt: es ist absolutes Popcorn-Kino.
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2014 wird das TPA-Geschäft als so risikobehaftet bewertet, dass intern ein Compliance Check angesetzt wird, der Einsatz von internen Spezialisten zur Wirtschaftskriminalität („Forensiker“) als erforderlich bewertet wird. Nur für 10% des externen Forderungsbestands liegt
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Freunde der Sonne, lehnt euch zurück, holt euch nen Tee & entspannt euch, denn es wird länger. Mein Senf zum Bericht von Rödl & Partner zur Prüfung von #Wirecard durch #EY im Auftrag des #PUA. Es ist so umfangreich, dass es in mehrere Threads unterteilt werden muss.
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Vorab mein üblicher Disclaimer: bin weder WP noch habe ich finanzielle / persönliche Verbindungen zu Wirecard. Ich habe einfach nur Spaß daran, solche Berichte zu lesen & auszuwerten. Allerdings bin ich auch kein Jurist, daher sind alle Darstellungen als persönliche
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Meinung zu verstehen, sofern sie nicht als Zitate kenntlich gemacht werden. Seitenangaben beziehen sich auf den Prüfungsbericht.
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Aktuell überbieten sich einige Wahlkämpfer mit Versprechen, hochwasserbetroffene Regionen aufbauen zu lassen. Ich hoffe, die Medien stellen das als das dar, was es ist: Wahlkampf auf Kosten von Hochwasseropfern. Warum wir mehr Ehrlichkeit brauchen.
Thread
Wie üblich werde ich meine Argumentation weitgehend an den Anforderungen an die Kreditwirtschaft begründen, dies ohne jedoch Jurist zu sein. Wie üblich daher nur mit „gesundem Halbwissen“.
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Damit Kreditinstitute nur in „gesundem Umfang“ Kredite vergeben, müssen diese mit Eigenkapital unterlegt werden. Je riskanter, desto mehr Eigenkapital. Sicherheiten dürfen u.U. risikobegrenzend berücksichtigt werden. Wohnimmobilien als Sicherheiten wirken
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Am 27.04.21 verkündete der #BGH ein Urteil gegen die #Postbank, dass in der Bankenbranche für erhebliche Aufruhr sorgte. In meinen Augen ist der Jubel auf Seiten von Verbraucherschützern verfrüht.
Die #Postbank hatte Regelungen in den AGB, wonach sie Preise von Hauptleistungen an Privatkunden (!) durch einseitiges Ankündigen dann erhöhen darf, wenn der Kunde nicht aktiv dagegen Widerspruch einlegt.
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Hauptleistungen sind Leistungen, die im Rahmen des Vertragsverhältnisses typischerweise dauerhaft nachgefragt werden, beispielsweise Kontogebühren für die Kontoführung.
In diesem Vorgehen sieht der BGH (stark verkürzt) u.a. eine unangemessene Benachteiligung der Kunden,
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Der Bericht von @RolandBergerDE zur #BaFin ist da. Natürlich schaue ich ihn an, ob er meine Erfahrungen mit der BaFin widerspiegelt & ob er aus meiner persönlichen Sicht geeignet ist, die Schwächen in der Banken- & Kapitalmarktaufsicht zu adressieren.
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Vorab: ich bin mit Vorurteilen in die Analyse reingegangen. Ich bin seit vielen Jahren Berater & habe diverse Projekte gemeinsam mit Strategieberatungen gemacht. Allerdings bin ich Fachberater, die strategische Beratung liegt mir nicht. Auf Basis dieser Vorurteile habe ich
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erwartet, dass der Bericht in sehr kurzer Zeit erstellt wurde, methodisch hervorragend & logisch bestechend ist, basierend auf der beschriebenen Ausgangslage. Die Rahmendaten (3 Monate Erstellungszeitraum, laut @ChrisPruessing 800 k€ Kosten) sprechen m.E. dafür, dass
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