Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit, Nov 23, 2002
<jats:p>Im folgenden wird eine Psalmentibersetzung aus dem Hebräischen dem berühmten Hebrai... more <jats:p>Im folgenden wird eine Psalmentibersetzung aus dem Hebräischen dem berühmten Hebraisten Johannes Reuchlin zugeschrieben, interpretiert und erstmals ediert. Die Interpretation gliedert sich in vier Abschnitte. In einem ersten Schritt wird die Überlieferungsfrage geklärt. Danach wird die Übersetzung in Reuchlins Lehrtätigkeit an der Universität Tübingen 1521/22 eingeordnet. Der dritte Abschnitt beleuchtet auf dem Hintergrund der Schriften Reuchlins, welche generelle Bedeutung die hebräische Sprache in seinem Denken hat. Der vierte Abschnitt stellt seine Übersetzung in den Kontext anderer zeitgenössischer Psalmenübersetzungen und hebt anhand von Beispielen ihre Besonderheit heraus. Leitfrage dieser einführenden Darstellung ist, inwieweit sich "Freiheit" als ein Grundzug der philologischen Arbeit des Humanisten Johannes Reuchlin herausstellen läßt.</jats:p>
Die Frage nach dem Heil des Menschen eint die Menschen über Nationen, Kulturen und Religionen hin... more Die Frage nach dem Heil des Menschen eint die Menschen über Nationen, Kulturen und Religionen hinweg ebenso, wie die konkreten Antworten sie oftmals trennen. Das scheint auch innerhalb des Christentums zu gelten. So zitierte Hans Urs von Balthasar voller Zustimmung eine zentrale Aussage Karl Rahners, obgleich er dessen Theologie in ihrer konkreten Ausgestaltung zu genau diesem Punkt nicht mehr mittrug: "Wir haben die Sätze von der Macht des allgemeinen Heilswillens Gottes, der Erlösung aller durch Christus, der Pflicht zur Heilshoffnung für alle und den Satz von der wahren Möglichkeit ewiger Verlorenheit unverrechnet nebeneinander aufrechtzuerhalten." Diese wahrhaft zwiespältige Aussage weist darauf hin, dass die Frage nach dem Heil und den Grenzen des Heils aus christlicher Sicht nur richtig gestellt wird, wenn sie diese Grenzen selbst überschreitet, und dass sie nur dann wahrhaft gestellt wird, wenn das zugleich ein Ausdruck des Harrens auf Erlösung ist. Die Studie des in Cagliari auf Sizilien lehrenden Theologen Matteo Vinti sucht und findet solche Grenzüberschreitungen an einem Ort, wo man sie bisher nicht gesucht hat, weil man meinte, feste Schranken hätten die Grenzen eindeutig geschlossen gehalten, nämlich die lateinische, westliche Theologie um 1300. Er greift dabei nicht nur sowohl Balthasar als auch Rahner positiv auf, sondern zeigt an vielen Stellen überschrittene Grenzen und geöffnete Türen, breite Wege oder zumindest Holzwege, Spalten und Risse für das Heil auf. Dass solche offensichtlich eher postmodernen Bilder auch durchaus die komplexe Diskussionslage zur Frage nach Heil und Erlösung für die Nichtchristen beim Übergang vom sog. Hochmittelalter zum Spätmittelalter kennzeichnen können, zeigt die mit einer reichen Materialfülle in Freiburg noch von den beiden jüngst verstorbenen Theologen Peter Walter und Eberhard Schockenhoff begleitete Diss. Das voluminöse Buch besteht aus zwei Teilen: einer Untersuchung (1-428) und einer Quellen-Anthologie (429-620), dazu ein Quellen-und Abkürzungsverzeichnis (621-652). Die Untersuchung wiederum gliedert sich in neun unterschiedlich lange Kap., die hier kurz skizziert werden. Sie folgen gewissermaßen dem Gang des Heils von Gott als Urheber bis über die Grenzen der Kirche hinaus. Das erste Kap. gilt Gott als Letztziel, der Anschauung Gottes, dem Verhältnis von natürlichem und übernatürlichem Ziel des Menschen. Im zweiten Kap. geht es um Prädestination und Reprobation. Hier ist spannend zu sehen, wie Duns Scotus' Akzeptationslehre und de potentia absoluta-Spekulationen Ockhams, die immer wieder kritisch beurteilt werden, durchaus als Versuche gewertet werden können, die Universalität des Heilswillens Gottes zu verteidigen. Das kurze dritte Kap.
Dieser Aufsatz untersucht, wie stark der franz�sische Humanist Faber Stapulensis auf die hebraist... more Dieser Aufsatz untersucht, wie stark der franz�sische Humanist Faber Stapulensis auf die hebraistischen Schriften Johannes Reuchlins zur�ckgreift, und gew�hrt damit einen Einblick in die Werkst�tten der Philologie der Renaissancezeit. Dazu wird vor allem die Rezeption des bedeutenden Hebr�ischlehrbuches De rudimentis hebraicis (1506) in Fabers Psalmenkommentar Quincuplex Psalterium (1509/1513) verfolgt. Dabei zeigt sich, da� Faber viel st�rker als bisher angenommen Reuchlins Werk benutzt und in Fragen zum hebr�ischen Psalmentext von ihm abh�ngt. Zugleich wird die Eigenart der Denk- und Arbeitsweise der beiden Renaissancephilologen herausgearbeitet, denn Faber bleibt im Umgang mit den theologischen Autorit�ten und der traditionellen Auslegung der Heiligen Schrift viel bed�chtiger und vorsichtiger als Reuchlin.
John of Segovia (d. 1458) occupies a unique place among the wellknown late medieval theologians w... more John of Segovia (d. 1458) occupies a unique place among the wellknown late medieval theologians who studied Islam with great attention and care, transcending the horizons of their time. In more radical ways than his contemporaries, John demanded an end of military confrontations with Muslims and that the West should abandon crusading.
Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit, Nov 23, 2002
<jats:p>Im folgenden wird eine Psalmentibersetzung aus dem Hebräischen dem berühmten Hebrai... more <jats:p>Im folgenden wird eine Psalmentibersetzung aus dem Hebräischen dem berühmten Hebraisten Johannes Reuchlin zugeschrieben, interpretiert und erstmals ediert. Die Interpretation gliedert sich in vier Abschnitte. In einem ersten Schritt wird die Überlieferungsfrage geklärt. Danach wird die Übersetzung in Reuchlins Lehrtätigkeit an der Universität Tübingen 1521/22 eingeordnet. Der dritte Abschnitt beleuchtet auf dem Hintergrund der Schriften Reuchlins, welche generelle Bedeutung die hebräische Sprache in seinem Denken hat. Der vierte Abschnitt stellt seine Übersetzung in den Kontext anderer zeitgenössischer Psalmenübersetzungen und hebt anhand von Beispielen ihre Besonderheit heraus. Leitfrage dieser einführenden Darstellung ist, inwieweit sich "Freiheit" als ein Grundzug der philologischen Arbeit des Humanisten Johannes Reuchlin herausstellen läßt.</jats:p>
Die Frage nach dem Heil des Menschen eint die Menschen über Nationen, Kulturen und Religionen hin... more Die Frage nach dem Heil des Menschen eint die Menschen über Nationen, Kulturen und Religionen hinweg ebenso, wie die konkreten Antworten sie oftmals trennen. Das scheint auch innerhalb des Christentums zu gelten. So zitierte Hans Urs von Balthasar voller Zustimmung eine zentrale Aussage Karl Rahners, obgleich er dessen Theologie in ihrer konkreten Ausgestaltung zu genau diesem Punkt nicht mehr mittrug: "Wir haben die Sätze von der Macht des allgemeinen Heilswillens Gottes, der Erlösung aller durch Christus, der Pflicht zur Heilshoffnung für alle und den Satz von der wahren Möglichkeit ewiger Verlorenheit unverrechnet nebeneinander aufrechtzuerhalten." Diese wahrhaft zwiespältige Aussage weist darauf hin, dass die Frage nach dem Heil und den Grenzen des Heils aus christlicher Sicht nur richtig gestellt wird, wenn sie diese Grenzen selbst überschreitet, und dass sie nur dann wahrhaft gestellt wird, wenn das zugleich ein Ausdruck des Harrens auf Erlösung ist. Die Studie des in Cagliari auf Sizilien lehrenden Theologen Matteo Vinti sucht und findet solche Grenzüberschreitungen an einem Ort, wo man sie bisher nicht gesucht hat, weil man meinte, feste Schranken hätten die Grenzen eindeutig geschlossen gehalten, nämlich die lateinische, westliche Theologie um 1300. Er greift dabei nicht nur sowohl Balthasar als auch Rahner positiv auf, sondern zeigt an vielen Stellen überschrittene Grenzen und geöffnete Türen, breite Wege oder zumindest Holzwege, Spalten und Risse für das Heil auf. Dass solche offensichtlich eher postmodernen Bilder auch durchaus die komplexe Diskussionslage zur Frage nach Heil und Erlösung für die Nichtchristen beim Übergang vom sog. Hochmittelalter zum Spätmittelalter kennzeichnen können, zeigt die mit einer reichen Materialfülle in Freiburg noch von den beiden jüngst verstorbenen Theologen Peter Walter und Eberhard Schockenhoff begleitete Diss. Das voluminöse Buch besteht aus zwei Teilen: einer Untersuchung (1-428) und einer Quellen-Anthologie (429-620), dazu ein Quellen-und Abkürzungsverzeichnis (621-652). Die Untersuchung wiederum gliedert sich in neun unterschiedlich lange Kap., die hier kurz skizziert werden. Sie folgen gewissermaßen dem Gang des Heils von Gott als Urheber bis über die Grenzen der Kirche hinaus. Das erste Kap. gilt Gott als Letztziel, der Anschauung Gottes, dem Verhältnis von natürlichem und übernatürlichem Ziel des Menschen. Im zweiten Kap. geht es um Prädestination und Reprobation. Hier ist spannend zu sehen, wie Duns Scotus' Akzeptationslehre und de potentia absoluta-Spekulationen Ockhams, die immer wieder kritisch beurteilt werden, durchaus als Versuche gewertet werden können, die Universalität des Heilswillens Gottes zu verteidigen. Das kurze dritte Kap.
Dieser Aufsatz untersucht, wie stark der franz�sische Humanist Faber Stapulensis auf die hebraist... more Dieser Aufsatz untersucht, wie stark der franz�sische Humanist Faber Stapulensis auf die hebraistischen Schriften Johannes Reuchlins zur�ckgreift, und gew�hrt damit einen Einblick in die Werkst�tten der Philologie der Renaissancezeit. Dazu wird vor allem die Rezeption des bedeutenden Hebr�ischlehrbuches De rudimentis hebraicis (1506) in Fabers Psalmenkommentar Quincuplex Psalterium (1509/1513) verfolgt. Dabei zeigt sich, da� Faber viel st�rker als bisher angenommen Reuchlins Werk benutzt und in Fragen zum hebr�ischen Psalmentext von ihm abh�ngt. Zugleich wird die Eigenart der Denk- und Arbeitsweise der beiden Renaissancephilologen herausgearbeitet, denn Faber bleibt im Umgang mit den theologischen Autorit�ten und der traditionellen Auslegung der Heiligen Schrift viel bed�chtiger und vorsichtiger als Reuchlin.
John of Segovia (d. 1458) occupies a unique place among the wellknown late medieval theologians w... more John of Segovia (d. 1458) occupies a unique place among the wellknown late medieval theologians who studied Islam with great attention and care, transcending the horizons of their time. In more radical ways than his contemporaries, John demanded an end of military confrontations with Muslims and that the West should abandon crusading.
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