Papers by Simone Schröder
»›Natur‹ spielt im Essay eine geringe Rolle«, schreibt der Schweizer Germanist Ludwig Rohner 1966... more »›Natur‹ spielt im Essay eine geringe Rolle«, schreibt der Schweizer Germanist Ludwig Rohner 1966 in seiner klassischen Studie zur Form und Gattung des deutschen Essay. Dieser knappe Befund verweist auf zwei wichtige Zusammenhänge: zum einen auf das Verhältnis von Natur und Essayform, zum anderen auf die Frage nach der Relevanz und Wirkung naturthematischer Sujets in der deutschsprachigen Literatur. Rohners These von der relativen Nebensächlichkeit der Natur scheint sich auf ein Formverständnis zu stützen, das die intellektuelle Reflexion gegenüber der deskriptiven und poetischen Darstellung im Essay weitaus stärker gewichtet. Gerade im Miteinander von histoire- und discours-Ebene jedoch erweist sich der Essay, wie ich im vorliegenden Aufsatz zeige, als literarisches Genre, das eine genuine schreibende Auseinandersetzung mit Natur möglich macht.
The Nature Essay, 2019
The Nature Essay: Ecocritical Explorations is the first extended study of a powerful literary for... more The Nature Essay: Ecocritical Explorations is the first extended study of a powerful literary form born out of the traditions of Enlightenment and Romanticism. It traces the varied stylistic paradigms of the ‘nature essay’ down to the present day. Reading essays as platforms for ecological discourse, the book analyses canonical and marginalised texts, mainly from German, English and American literature. Simone Schröder argues that the essay’s environmental impact is rooted in its negotiation of scientific, poetic, spiritual, and ethical modes of perceiving nature. Together, the chapters on these four aspects form a historical panorama of the nature essay as a genre that continues to flourish in our time of ecological crisis. Authors discussed include: Alexander von Humboldt, Henry David Thoreau, Virginia Woolf, Robert Musil, Ernst Jünger, W.G. Sebald, Kathleen Jamie, and David Foster Wallace.
Green Letters, 2016
Reading Kate Rigby's Dancing With Disaster one feels her experiences of the landscape of her worl... more Reading Kate Rigby's Dancing With Disaster one feels her experiences of the landscape of her world imbued in the pages of her book. The book was conceived, she reports, as she witnessed a 'hurricane of flame' sweep upon Canberra, Australia's federal capital, following years of drought
Ecozon@: European Journal of Literature, Culture and Environment, 2015
Identity, place, and a sense of belonging to a specific region are factors which have shaped most... more Identity, place, and a sense of belonging to a specific region are factors which have shaped most twentieth and twenty-first century nature writing throughout Europe. This article argues that German-language nature writing is, however, a special case. Due to the appropriation of the aforementioned concepts in the Nazis’ Blood and Soil doctrine, relations to a national landscape have become problematic for most post-Shoah generation writers. Born into a nation for which belonging and Heimat once were used as a means to justify the genocide of non-Aryan groups, access to an innocent, identificatory approach to nature is cut off. It is therefore no coincidence that both W.G. Sebald in The Alps in the Sea and Peter Handke in Lesson of Montagne Sainte-Victoire turn towards foreign landscape. Instead of pondering upon a specific German or Austrian region they belong to, they describe walks through Corsica and France. By linking their experience of these surroundings to other regions, to h...
Der Klimawandeldiskurs zahlt zu den okologischen Leitdiskursen unserer Zeit. Das spiegelt sich mi... more Der Klimawandeldiskurs zahlt zu den okologischen Leitdiskursen unserer Zeit. Das spiegelt sich mittlerweile auch in der literaturwissenschaftlichen Interpretation der Darstellung atmospharischer Phanomene. Wurden Landschafts- und Wetterdarstellungen fruher vorwiegend als Handlungsfolien gelesen, vor denen literarische Figuren sich weitgehend autark ihrem Schicksal stellten, verweisen Ecocritics heute auf die Agency nichtmenschlicher Akteure.
Phänomene der Atmosphäre. Ein Kompendium literarischer Meteorologie (eds. Urs Büttner, Ines Theilen), 2017
Wurden Landschafts- und Wetterdarstellungen früher vorwiegend als Handlungsfolien gelesen, vor de... more Wurden Landschafts- und Wetterdarstellungen früher vorwiegend als Handlungsfolien gelesen, vor denen literarische Figuren sich weitgehend autark ihrem Schicksal stellten, verweisen Ecocritics heute auf die Agency nichtmenschlicher Akteure. Neue literaturwissenschaftliche Interpretationen begreifen die Atmosphäre nicht länger als unveränderliche Gegebenheit, sondern als Bereich, der sich dynamisch verändert und in Texten oft auch als solcher inszeniert wird. Da die materielle Welt Handlungsspielräume bestimmt und sich auf Wahrnehmungsmuster und Emotionen auswirken kann, nehmen literaturökologische Ansätze die textliche Ausgestaltung der Wechselwirkungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Agenzien in den Blick. Im Aufmerken auf die Risiken der Erderwärmung kommt es zu einer Richtungsänderung in der Lektüre von Klimadarstellungen, auf die ich in meinem Aufsatz am Beispiel von J.G. Ballards Science-Fiction Roman "The Drowned World" (1962) eingehe. In seiner Beschreibung einer Welt, in der sich das Klima so grundlegend gewandelt hat, dass in Europa tropische Hitze herrscht, nimmt Ballard einige zentrale ästhetische Komponenten des aktuellen Klimadiskurses vorweg. Ich zeige in meiner Analyse, wie der Text durch Darstellungsverfahren der Verschiebung die Atmosphäre in ihrer Variabilität zeigt und zugleich die menschliche Abhängigkeit vom Erdklima sichtbar wird.
Ökologische Genres. Naturästhetik - Umweltethik - Wissenspoetik (ed. Evi Zemanek), 2018
»›Natur‹ spielt im Essay eine geringe Rolle«, schreibt der Schweizer Germanist Ludwig Rohner 1966... more »›Natur‹ spielt im Essay eine geringe Rolle«, schreibt der Schweizer Germanist Ludwig Rohner 1966 in seiner klassischen Studie zur Form und Gattung des deutschen Essay. Dieser knappe Befund verweist auf zwei wichtige Zusammenhänge: zum einen auf das Verhältnis von Natur und Essayform, zum anderen auf die Frage nach der Relevanz und Wirkung naturthematischer Sujets in der deutschsprachigen Literatur. Rohners These von der relativen Nebensächlichkeit der Natur scheint sich auf ein Formverständnis zu stützen, das die intellektuelle Reflexion gegenüber der deskriptiven und poetischen Darstellung im Essay weitaus stärker gewichtet. Gerade im Miteinander von histoire- und discours-Ebene jedoch erweist sich der Essay, wie ich im vorliegenden Aufsatz zeige, als literarisches Genre, das eine genuine schreibende Auseinandersetzung mit Natur möglich macht.
Ecozon@ 6 (2015) No. 1, pp. 25-42, 2015
Identity, place, and a sense of belonging to a specific region are factors which have shaped most... more Identity, place, and a sense of belonging to a specific region are factors which have shaped most twentieth and twenty-first century nature writing throughout Europe. This article argues that German-language nature writing is, however, a special case. Due to the appropriation of the aforementioned concepts in the Nazis’ Blood and Soil doctrine, relations to a national landscape have become problematic for most post-Shoah generation writers. Born into a nation for which belonging and Heimat once were used as a means to justify the genocide of non-Aryan groups, access to an innocent, identificatory approach to nature is cut off. It is therefore no coincidence that both W.G. Sebald in The Alps in the Sea and Peter Handke in Lesson of Montagne Sainte-Victoire turn towards foreign landscape. Instead of pondering upon a specific German or Austrian region they belong to, they describe walks through Corsica and France. By linking their experience of these surroundings to other regions, to history and art, they create a truly European panorama and establish an aesthetics of transient dwelling. The form of the literary essay for which digressions, lengthy contemplations and sudden changes of discourse are typical enables them to combine a set of different perspectives on nature.
Meilensteine der Weltliteratur, 2015
Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich um einen Auszug aus einem Lexikonartikel über modern... more Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich um einen Auszug aus einem Lexikonartikel über moderne Essays der Weltliteratur. Enhalten sind darin Analysen zu kanonischen Essays sowie eine knappe Einführung in den Essay als Genre. Diskutiert werden: Alexander von Humboldt, Heinrich von Kleist, Henry David Thoreau, Virginia Woolf, Hans Magnus Enzensberger, Susan Sontag und Jean Améry. Der vollständige Artikel ist über den Kröner Verlag zu beziehen: http://www.kroener-verlag.de/details/product/meilensteine-der-weltliteratur/
Schröder/Weymann/Widmann (Eds.): "die vergangene Zeit bleibt die erlittene Zeit." Untersuchungen zum Werk von Hans Keilson, 2013
Schröder/Weymann/Widmann (Eds.): Odysseus/Passagiere. Über Selbstbestimmung und Determination in Literatur, Medien und Alltag, 2011
Schiffbruch und Mahlstrom. Zum Motiv der Abenteuerreise im Erzählwerk Edgar Allan Poes 25 S i m o... more Schiffbruch und Mahlstrom. Zum Motiv der Abenteuerreise im Erzählwerk Edgar Allan Poes 25 S i m o n e S c h r ö d e r: Sinngebungsmodelle autobiographischer Texte. Francesco Petrarcas Die Besteigung des Mont Ventoux und Jack Kerouacs Alone on a Mountaintop 39 R i c h a r d F a b e r: Postmodern qua prämodern? Alexander Kluges Die Lücke die der Teufel lässt im Vergleich mit Johann Peter Hebel und anderen Erzählern des 19. Jahrhunderts 55 V o l k e r C . D ö r r: "Schauer der Ehrfurcht gegenüber dem Bösen". Mythisches Erzählen nach 1945 73 C h r i s t i n e W a l d s c h m i d t: Dichterische Infragestellung und Bekräftigung von Sinnmöglichkeiten: Mythische Bilder in Gedichten nach 1945 85 I I . M E D I E N 1 0 3 A n d r e a s R a u s c h e r : Die Heldenreise als Do-It-Yourself-Epos und andere spielerische Fiktionen 109 S t e p h a n P a c k a r d : Formen unsere Fiktionen unsere virtuellen Welten? Zu Second Life und anderen Wirklichkeitsspielen 125 I I I . A L L T A G 1 4 7 J a k o b C . H e l l e r : Die Lenden Europas durchstechen? Andrzej Stasiuks Logbuch zwischen Selbstermächtigung und Ironie 151 E s t h e r W i d m a n n : "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen". Berge als Orte des Kultes und der religiösen Erfahrung 165 D a v i d A d l e r: Globalisierung und Flexibilisierung als Realität und Mythos
Book Reviews by Simone Schröder
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Authors discussed include: Alexander von Humboldt, Henry David Thoreau, Virginia Woolf, Robert Musil, Ernst Jünger, W.G. Sebald, Kathleen Jamie, and David Foster Wallace.
Die Autoren dieses Bandes möchten einen Anstoß zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Hans Keilson geben, indem sie ihn als Essayisten, Lyriker und Verfasser erzählender Prosa – insbesondere von Das Leben geht weiter (1933) Komödie in Moll (1947) und Der Tod des Widersachers (1959) – literaturhistorisch und -theoretisch in der Literatur des 20. Jahrhunderts verorten. Keilsons Texte werden unter anderem im Kontext der Forschungsfelder Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit, Exil-, Trauma- und Erinnerungsliteratur sowie Science Writing, Literatur und Psychoanalyse vorgestellt. Damit versteht sich das Buch auch als Einführung, die möglichst verschiedene, zentrale Facetten von Keilsons Schreiben in den Blick nimmt.