The author reports on the efforts to re-establish the „Freie Schule Wickersdorf" after the u... more The author reports on the efforts to re-establish the „Freie Schule Wickersdorf" after the unification of Germany in 1989. Founded by Paul Geheeb, Gustav Wyneken and others in Thuringia in 1906, the school developed into one of the mostfamous „progressive " boarding schools in Germany, where the unity of living and learning, the integration of the arts and crafts, and the active participation of the students was given special consideration. This heritage was destroyed under the Nazi und Communist regimes. After unification, a coalition of people tried to re-establish the school, advocating ecology, technology, democracy, and the arts as the main curricularprinciples. However, it was impossible to put this program into practice. According to the author, education is of minor importance in German public opinion at the moment, and thus all efforts failed to secure the political support and necessary funds for the resurrection of the progressive school at Wickersdorf.
Ausgehend von dem Wandel des Verständnisses von schulischem Lernen werden in 12 Thesen die wichti... more Ausgehend von dem Wandel des Verständnisses von schulischem Lernen werden in 12 Thesen die wichtigsten Veränderungen von Unterricht und Schule beschrieben sowie die daraus folgenden Konsequenzen für die pädagogischen Anforderungen an einen zeitgemäßen Schulbau abgeleitet. (DIPF/Autor)
Otto Seydel geht Ursachen und Folgen von Sprachbarrieren bzw. Missverständnissen nach. Kritisch h... more Otto Seydel geht Ursachen und Folgen von Sprachbarrieren bzw. Missverständnissen nach. Kritisch hinterfragt wird, wenn bildstarke Wortschöpfungen wie „Landschaft“ oder „Marktplatz für neue räumliche Konzepte semantisch „aufgeladen“ erscheinen. Die Achtsamkeit gegenüber der eigenen Sprache über die jeweilige Fachdisziplin hinaus soll dazu beitragen, die entscheidenden räumlichen und pädagogischen Qualitäten eines Schulgebäudes genauer zu erkennen, verständlicher zu vermitteln und wirkungsvoller zu nutzen.
Reflections on the relationship between schools and the city "Welcome to jail!" read the words on... more Reflections on the relationship between schools and the city "Welcome to jail!" read the words on a large, red banner in front of the gateway to the Herman-Hesse-Gymnasium high school in Berlin. After the autumn holidays (2000), several activists from the children's rights group K.R.Ä.T.Z.Ä. were demonstrating in front of the entrances to some Berlin schools. They were handing out leaflets designed to show the structural similarities between schools and prisons, from the strictly controlled daily schedule and "surveillance of people's private business" to the "barren, gloomy" architecture and compulsory schooling as a "day release" system. The protest was 14 years ago. Today, the topic is becoming a suitable theme for talk shows, if under other headings: the philosopher David Precht (2013), in his book about "Anna", the director Erwin Wagenhofer (2013), in his film "Alphabet", and the neural researcher Gerald Hüther (undated), in his lectures, have brought the fundamental criticism of the school as an institution up to date. This is not the place to hold the necessary debate on the basic principles of whether the German school system, in its current form, is still fit for the twenty-first century. In the medium term, at least, millions of euros are likely to be spent continuing to renovate and sometimes even build school buildings in Germany. However, it is this provocative comparison with a prison which leads to the key issue raised in this article: how is it possible, at least, to keep the school gates open? The comparison made by K.R.Ä.T.Z.Ä. suggests that it is a physically and socially hermetically sealed system. Certainly, in the past, there have been ways of looking at schools which might suggest a parallel of this kind: the school as a cocoon, as a carefully prepared "pedagogical suburb", on the sidelines, with borders that are mainly sealed off. In the Western world, schools have doubtless also always been a kind of safety net, ensuring that children and young people do not come to harm, or cause any harm, while their parents are at work all day. The strong link between compulsory schooling and supervisory duties in Germany are a clear sign of this. Over recent decades, however, this image has fundamentally changed. Proposition 10 of the Montag Foundations' handbook on the basics of "School planning and building" (2011, p. 64ff.) says: "The school opens up to the city-the city opens up to the school". In many German schools the gates now deliberately remain open-at least at certain times, and sometimes for long periods of time. Pupils go out and come back in; external experts are welcome to visit for specific projects. The older the pupils are, the more frequently they cross the threshold. Back in 197I, in his programme "Deschooling Society", a critical discourse on civilisation, Ivan Illich (2013) even called for the barrier to schooling which the city itself erects to be raised entirely. However, in Germany at least, this radical concept remains a utopia. Instead, Barbara Riekmann (2014), a former head of the German Schools Awardwinning "Max Brauer Schule" (Hamburg), describes the touch point between the school and the district as a "cell membrane" which lets through some substances, but not others. This selective permeability is, however, what keeps the independent, yet dependent, cell alive. Different qualities and quantities of matter flow in either direction.
Im SS 68 konstituierte sich an der theologischen Fakultät Güttingen ein Arbeitskreis für Hochschu... more Im SS 68 konstituierte sich an der theologischen Fakultät Güttingen ein Arbeitskreis für Hochschuldidaktik mit Dozenten und Studenten der theol. Fakultät und des pädagogischen Seminars. Nach einer allgemeinen Problemsichtung konzentrierte sich im WS 68/69 die Arbeit auf die Planung eines interdisziplinären Blockseminars über »Auferstehung« und auf die Diskussion des vorliegenden Entwurfs. Mit dem Einsatz bei konkreten Modellen soll eine grundsätzliche Reflexion auf die Lernziele des Theologiestudiums (von der aus erst eine sinnvolle Reform des Studiums möglich ist) nicht verschoben werden: Es erwies sich als zweckmäßig, diese Reflexion an konkreten Entwürfen zu kontrollieren. Als weitere Schwerpunkte der Arbeit sind Probleme der Proseminarstufe und des Praxisbezugs des Studiums vorgesehen. Im Verlauf der Arbeit wurde deutlich, daß erst die Zusammenarbeit mit Pädagogen wirklich weiterführende Ergebnisse erbringt: leider muß die Institutionalisierung solcher Zusammenarbeit (ζ. B. in Form von hochschuldidaktischen Instituten an den einzelnen Universitäten) gegenwärtig noch Wunschtraum bleiben.
Alles Sprechen geschieht aus einer Situation heraus und auf etwas hin. Sprache, die das Sprechen ... more Alles Sprechen geschieht aus einer Situation heraus und auf etwas hin. Sprache, die das Sprechen aus sich entläBt, gewinnt ihre Bedeutung nicht aus der Abstraktion eines grammatischen Systems, auch kaum aus formalen oder substantiellen Universalien. 1 Vielmehr entsteht Bedeutung zugleich mit dem syntaktischen Kontext, in dem sie erscheint, im pragmatischen Kontext einer gesellschaftlichen, geschichtlichen, politischen und, jenseits umfassender bedingender Systeme, auch individuellen Situation. Dies gilt um so mehr für die Sprache der Kirche, die weniger gegenstandsbezogen ist wie etwa die der Wissenschaft und seltener Ausdrucksfunktion hat-etwa im spontanen Bekenntnis oder in der emotional bedingten Gottbegeisterung eines einzelnen-als vor allem Appellcharakter: 2 Kirchliches Sprechen, jedenfalls in der Gemeinde, in Kultus und Verkündigung, ist dialogisches Sprechen-mit Gott, mit der Gemeinde, mit beiden. Aber das Ich, das sich an ein Du wendet, steht wie dieses nicht unangefochten im dialogischen Gefüge. Denn der Dialog und die Situation, in der er statthat, die Anrede wie das Angeredetwerden, finden ihren Ort in einer konkreten Gesellschaft zu einem konkreten Zeitpunkt. Das aber bedeutet: Institutionen, Organisationen, Traditionen gehen in jeden Appell, in jede Erwiderung ein, bestimmen sie. Neben diesen makrosoziologischen Größen-zu denen noch Alter, Geschlecht, Ausbildung, Status und Position der miteinander Redenden hinzukommen-aber gibt es audi mikrosoziologische, wie sie die Kleingruppenforschung untersucht hat. Jede Gemeinde besteht aus Untergruppen: Familien, Nachbarschaften, Anhängern der Bekenntnisbewegung und jenen, die das »Gott ist tot« nicht als An-1 Unter linguistischen Universalien< werden innerhalb einer erklärende Adäquatheit beanspruchenden Theorie der Sprachstruktur alle diejenigen Eigenschaften verstanden, die jede generative Grammatik einer natürlichen Sprache (d. h. die korrekte Beschreibung der Sprachkompetenz eines Sprechers dieser natürlichen Sprache) aufweist. Es wird zwischen substantiellen und formalen linguistischen Universalien unterschieden. Substantielle Universalien beziehen sich auf bestimmte in allen Sprachen auffindbare Einheiten (So ist etwa die Annahme der traditionellen Universalgrammatik, syntaktische Kategorien wie Nomen und Verb seien in jeder Sprache zu finden, eine Annahme über substantielle Universalien). Formale Universalien beziehen sich im Unterschied dazu auf die abstrakten Bedingungen, die jede generative Grammatik zu erfüllen hat (So ist der Vorschlag, jede generative Grammatik müsse über einen Transformationsteil verfügen, der syntaktische Tiefenstrukturen in Oberflächenstrukturen überführt, ein Vorschlag in bezug auf formale linguistische Universalien). »Substantielle Universalien. .. betreffen das Vokabular der Beschreibungsmittel der Sprache; formale Universalien betreffen dagegen mehr den Charakter der Regeln, die in Grammatiken erscheinen, und die Weise, in der sie untereinander verbunden werden können.« Vgl. N. CHOMSKY: Aspekte der Syntax-Theorie. Frankfurt a. M. 1969. S. 43-^*7 (Zitat S. 46). 1 Darstellung, Ausdruck und Appell sind, so Karl Bühler, die drei typischen Funktionen von Zeichen, spezieller der Sprache: die Darstellung drückt Gegenstände und Sachverhalte aus (es, er, sie); der Ausdruck dient dazu, den inneren Zustand des Senders (Sprechers) auszudrücken (ich); der Appell bezeichnet die Wendung an den Empfänger (du). Vgl. K. BÜHLER: Sprachtheorie. Jena 1934.
Unter Gemeinwesenarbeit versteht man gemeinhin — in Ergänzung zu den beiden klassischen Methoden ... more Unter Gemeinwesenarbeit versteht man gemeinhin — in Ergänzung zu den beiden klassischen Methoden der Sozialarbeit: Einzelfallhilfe und soziale Gruppenarbeit — jene (vor allem in Amerika und Holland entwickelten) Methoden, die bei gemeinsamen Problemen aller Bewohner eines Stadtteils, eines Bezirks, eines „Gemeinwesens" (engl, community) ansetzen. Deren Grenzen sind häufig identisch mit den Grenzen einer Kirchengemeinde. Thematisiert werden Probleme wie Wohnund Mietbedingungen; Sanierungsund Verkehrsplanung; schulische, kulturelle, medizinische, einkaufsmäßige, soziale Versorgung. Daß es dabei nicht ohne Konflikte abgeht, ist beinahe eine Selbstverständlichkeit: Anlaß und Rahmenbedingung von Sozialarbeit überhaupt sind in der Regel Konflikte, die — jetzt begeben wir uns bereits über die Grenzen einer bloß formalen Beschreibung hinaus — als Folgeoder Begleiterscheinung von bestimmten, meist ökonomischen Defizitlagen, als Folgeoder Begleiterscheinung psychischer oder materieller Unterprivilegierung angesehen werden können.
Kommunikative Kompetenz in einer sich verändernden Medienwelt, 1995
“Sollen wir das wirklich aufschreiben?” — “Ich weis gar nicht, wie man das richtig schreibt.” — “... more “Sollen wir das wirklich aufschreiben?” — “Ich weis gar nicht, wie man das richtig schreibt.” — “Das will ich Ihnen aber nicht vorlesen!” -... Unsicherheit, verstohlenes Gelachter, Abwehr — so die ersten Reaktionen meiner 7. Klasse im Deutschunterricht auf eine offensichtliche Tabu-Verletzung: Die Aufforderung, zusammen mit dem Nachbarn alle unter den Kindern ublichen Schimpfworter zu sammeln. Die Liste, die nach anfanglichem Zogern, dann aber mit unverhohlenem Vergnugen und grosem Engagement zusammen getragen wird, fullt uber eine Seite: von “Arschgeige” uber “Fettsack” bis “Wichser”. Die meisten der gesammelten “bosen Worter” erweisen sich als direkt oder indirekt sexuell besetzt. Auserdem: Fakalsprache, abfallige Tiervergleiche, Abstempelung als Ausenseiter durch Zuordnung zu einer Randgruppe, Verballhornung von Namen waren weitere Kategorien, die die Schuler entdecken. Einhelliges Urteil der Klasse zu der Frage “Welches ist die schlimmste Beleidigung?”: “Hurensohn” bei den Jungen, “Fotze” bei den Madchen. Der unter den Kindern z. Zt. angeblich “gebrauchlichste” Ausdruck lautet: “Spast”.
The author reports on the efforts to re-establish the „Freie Schule Wickersdorf" after the u... more The author reports on the efforts to re-establish the „Freie Schule Wickersdorf" after the unification of Germany in 1989. Founded by Paul Geheeb, Gustav Wyneken and others in Thuringia in 1906, the school developed into one of the mostfamous „progressive " boarding schools in Germany, where the unity of living and learning, the integration of the arts and crafts, and the active participation of the students was given special consideration. This heritage was destroyed under the Nazi und Communist regimes. After unification, a coalition of people tried to re-establish the school, advocating ecology, technology, democracy, and the arts as the main curricularprinciples. However, it was impossible to put this program into practice. According to the author, education is of minor importance in German public opinion at the moment, and thus all efforts failed to secure the political support and necessary funds for the resurrection of the progressive school at Wickersdorf.
Ausgehend von dem Wandel des Verständnisses von schulischem Lernen werden in 12 Thesen die wichti... more Ausgehend von dem Wandel des Verständnisses von schulischem Lernen werden in 12 Thesen die wichtigsten Veränderungen von Unterricht und Schule beschrieben sowie die daraus folgenden Konsequenzen für die pädagogischen Anforderungen an einen zeitgemäßen Schulbau abgeleitet. (DIPF/Autor)
Otto Seydel geht Ursachen und Folgen von Sprachbarrieren bzw. Missverständnissen nach. Kritisch h... more Otto Seydel geht Ursachen und Folgen von Sprachbarrieren bzw. Missverständnissen nach. Kritisch hinterfragt wird, wenn bildstarke Wortschöpfungen wie „Landschaft“ oder „Marktplatz für neue räumliche Konzepte semantisch „aufgeladen“ erscheinen. Die Achtsamkeit gegenüber der eigenen Sprache über die jeweilige Fachdisziplin hinaus soll dazu beitragen, die entscheidenden räumlichen und pädagogischen Qualitäten eines Schulgebäudes genauer zu erkennen, verständlicher zu vermitteln und wirkungsvoller zu nutzen.
Reflections on the relationship between schools and the city "Welcome to jail!" read the words on... more Reflections on the relationship between schools and the city "Welcome to jail!" read the words on a large, red banner in front of the gateway to the Herman-Hesse-Gymnasium high school in Berlin. After the autumn holidays (2000), several activists from the children's rights group K.R.Ä.T.Z.Ä. were demonstrating in front of the entrances to some Berlin schools. They were handing out leaflets designed to show the structural similarities between schools and prisons, from the strictly controlled daily schedule and "surveillance of people's private business" to the "barren, gloomy" architecture and compulsory schooling as a "day release" system. The protest was 14 years ago. Today, the topic is becoming a suitable theme for talk shows, if under other headings: the philosopher David Precht (2013), in his book about "Anna", the director Erwin Wagenhofer (2013), in his film "Alphabet", and the neural researcher Gerald Hüther (undated), in his lectures, have brought the fundamental criticism of the school as an institution up to date. This is not the place to hold the necessary debate on the basic principles of whether the German school system, in its current form, is still fit for the twenty-first century. In the medium term, at least, millions of euros are likely to be spent continuing to renovate and sometimes even build school buildings in Germany. However, it is this provocative comparison with a prison which leads to the key issue raised in this article: how is it possible, at least, to keep the school gates open? The comparison made by K.R.Ä.T.Z.Ä. suggests that it is a physically and socially hermetically sealed system. Certainly, in the past, there have been ways of looking at schools which might suggest a parallel of this kind: the school as a cocoon, as a carefully prepared "pedagogical suburb", on the sidelines, with borders that are mainly sealed off. In the Western world, schools have doubtless also always been a kind of safety net, ensuring that children and young people do not come to harm, or cause any harm, while their parents are at work all day. The strong link between compulsory schooling and supervisory duties in Germany are a clear sign of this. Over recent decades, however, this image has fundamentally changed. Proposition 10 of the Montag Foundations' handbook on the basics of "School planning and building" (2011, p. 64ff.) says: "The school opens up to the city-the city opens up to the school". In many German schools the gates now deliberately remain open-at least at certain times, and sometimes for long periods of time. Pupils go out and come back in; external experts are welcome to visit for specific projects. The older the pupils are, the more frequently they cross the threshold. Back in 197I, in his programme "Deschooling Society", a critical discourse on civilisation, Ivan Illich (2013) even called for the barrier to schooling which the city itself erects to be raised entirely. However, in Germany at least, this radical concept remains a utopia. Instead, Barbara Riekmann (2014), a former head of the German Schools Awardwinning "Max Brauer Schule" (Hamburg), describes the touch point between the school and the district as a "cell membrane" which lets through some substances, but not others. This selective permeability is, however, what keeps the independent, yet dependent, cell alive. Different qualities and quantities of matter flow in either direction.
Im SS 68 konstituierte sich an der theologischen Fakultät Güttingen ein Arbeitskreis für Hochschu... more Im SS 68 konstituierte sich an der theologischen Fakultät Güttingen ein Arbeitskreis für Hochschuldidaktik mit Dozenten und Studenten der theol. Fakultät und des pädagogischen Seminars. Nach einer allgemeinen Problemsichtung konzentrierte sich im WS 68/69 die Arbeit auf die Planung eines interdisziplinären Blockseminars über »Auferstehung« und auf die Diskussion des vorliegenden Entwurfs. Mit dem Einsatz bei konkreten Modellen soll eine grundsätzliche Reflexion auf die Lernziele des Theologiestudiums (von der aus erst eine sinnvolle Reform des Studiums möglich ist) nicht verschoben werden: Es erwies sich als zweckmäßig, diese Reflexion an konkreten Entwürfen zu kontrollieren. Als weitere Schwerpunkte der Arbeit sind Probleme der Proseminarstufe und des Praxisbezugs des Studiums vorgesehen. Im Verlauf der Arbeit wurde deutlich, daß erst die Zusammenarbeit mit Pädagogen wirklich weiterführende Ergebnisse erbringt: leider muß die Institutionalisierung solcher Zusammenarbeit (ζ. B. in Form von hochschuldidaktischen Instituten an den einzelnen Universitäten) gegenwärtig noch Wunschtraum bleiben.
Alles Sprechen geschieht aus einer Situation heraus und auf etwas hin. Sprache, die das Sprechen ... more Alles Sprechen geschieht aus einer Situation heraus und auf etwas hin. Sprache, die das Sprechen aus sich entläBt, gewinnt ihre Bedeutung nicht aus der Abstraktion eines grammatischen Systems, auch kaum aus formalen oder substantiellen Universalien. 1 Vielmehr entsteht Bedeutung zugleich mit dem syntaktischen Kontext, in dem sie erscheint, im pragmatischen Kontext einer gesellschaftlichen, geschichtlichen, politischen und, jenseits umfassender bedingender Systeme, auch individuellen Situation. Dies gilt um so mehr für die Sprache der Kirche, die weniger gegenstandsbezogen ist wie etwa die der Wissenschaft und seltener Ausdrucksfunktion hat-etwa im spontanen Bekenntnis oder in der emotional bedingten Gottbegeisterung eines einzelnen-als vor allem Appellcharakter: 2 Kirchliches Sprechen, jedenfalls in der Gemeinde, in Kultus und Verkündigung, ist dialogisches Sprechen-mit Gott, mit der Gemeinde, mit beiden. Aber das Ich, das sich an ein Du wendet, steht wie dieses nicht unangefochten im dialogischen Gefüge. Denn der Dialog und die Situation, in der er statthat, die Anrede wie das Angeredetwerden, finden ihren Ort in einer konkreten Gesellschaft zu einem konkreten Zeitpunkt. Das aber bedeutet: Institutionen, Organisationen, Traditionen gehen in jeden Appell, in jede Erwiderung ein, bestimmen sie. Neben diesen makrosoziologischen Größen-zu denen noch Alter, Geschlecht, Ausbildung, Status und Position der miteinander Redenden hinzukommen-aber gibt es audi mikrosoziologische, wie sie die Kleingruppenforschung untersucht hat. Jede Gemeinde besteht aus Untergruppen: Familien, Nachbarschaften, Anhängern der Bekenntnisbewegung und jenen, die das »Gott ist tot« nicht als An-1 Unter linguistischen Universalien< werden innerhalb einer erklärende Adäquatheit beanspruchenden Theorie der Sprachstruktur alle diejenigen Eigenschaften verstanden, die jede generative Grammatik einer natürlichen Sprache (d. h. die korrekte Beschreibung der Sprachkompetenz eines Sprechers dieser natürlichen Sprache) aufweist. Es wird zwischen substantiellen und formalen linguistischen Universalien unterschieden. Substantielle Universalien beziehen sich auf bestimmte in allen Sprachen auffindbare Einheiten (So ist etwa die Annahme der traditionellen Universalgrammatik, syntaktische Kategorien wie Nomen und Verb seien in jeder Sprache zu finden, eine Annahme über substantielle Universalien). Formale Universalien beziehen sich im Unterschied dazu auf die abstrakten Bedingungen, die jede generative Grammatik zu erfüllen hat (So ist der Vorschlag, jede generative Grammatik müsse über einen Transformationsteil verfügen, der syntaktische Tiefenstrukturen in Oberflächenstrukturen überführt, ein Vorschlag in bezug auf formale linguistische Universalien). »Substantielle Universalien. .. betreffen das Vokabular der Beschreibungsmittel der Sprache; formale Universalien betreffen dagegen mehr den Charakter der Regeln, die in Grammatiken erscheinen, und die Weise, in der sie untereinander verbunden werden können.« Vgl. N. CHOMSKY: Aspekte der Syntax-Theorie. Frankfurt a. M. 1969. S. 43-^*7 (Zitat S. 46). 1 Darstellung, Ausdruck und Appell sind, so Karl Bühler, die drei typischen Funktionen von Zeichen, spezieller der Sprache: die Darstellung drückt Gegenstände und Sachverhalte aus (es, er, sie); der Ausdruck dient dazu, den inneren Zustand des Senders (Sprechers) auszudrücken (ich); der Appell bezeichnet die Wendung an den Empfänger (du). Vgl. K. BÜHLER: Sprachtheorie. Jena 1934.
Unter Gemeinwesenarbeit versteht man gemeinhin — in Ergänzung zu den beiden klassischen Methoden ... more Unter Gemeinwesenarbeit versteht man gemeinhin — in Ergänzung zu den beiden klassischen Methoden der Sozialarbeit: Einzelfallhilfe und soziale Gruppenarbeit — jene (vor allem in Amerika und Holland entwickelten) Methoden, die bei gemeinsamen Problemen aller Bewohner eines Stadtteils, eines Bezirks, eines „Gemeinwesens" (engl, community) ansetzen. Deren Grenzen sind häufig identisch mit den Grenzen einer Kirchengemeinde. Thematisiert werden Probleme wie Wohnund Mietbedingungen; Sanierungsund Verkehrsplanung; schulische, kulturelle, medizinische, einkaufsmäßige, soziale Versorgung. Daß es dabei nicht ohne Konflikte abgeht, ist beinahe eine Selbstverständlichkeit: Anlaß und Rahmenbedingung von Sozialarbeit überhaupt sind in der Regel Konflikte, die — jetzt begeben wir uns bereits über die Grenzen einer bloß formalen Beschreibung hinaus — als Folgeoder Begleiterscheinung von bestimmten, meist ökonomischen Defizitlagen, als Folgeoder Begleiterscheinung psychischer oder materieller Unterprivilegierung angesehen werden können.
Kommunikative Kompetenz in einer sich verändernden Medienwelt, 1995
“Sollen wir das wirklich aufschreiben?” — “Ich weis gar nicht, wie man das richtig schreibt.” — “... more “Sollen wir das wirklich aufschreiben?” — “Ich weis gar nicht, wie man das richtig schreibt.” — “Das will ich Ihnen aber nicht vorlesen!” -... Unsicherheit, verstohlenes Gelachter, Abwehr — so die ersten Reaktionen meiner 7. Klasse im Deutschunterricht auf eine offensichtliche Tabu-Verletzung: Die Aufforderung, zusammen mit dem Nachbarn alle unter den Kindern ublichen Schimpfworter zu sammeln. Die Liste, die nach anfanglichem Zogern, dann aber mit unverhohlenem Vergnugen und grosem Engagement zusammen getragen wird, fullt uber eine Seite: von “Arschgeige” uber “Fettsack” bis “Wichser”. Die meisten der gesammelten “bosen Worter” erweisen sich als direkt oder indirekt sexuell besetzt. Auserdem: Fakalsprache, abfallige Tiervergleiche, Abstempelung als Ausenseiter durch Zuordnung zu einer Randgruppe, Verballhornung von Namen waren weitere Kategorien, die die Schuler entdecken. Einhelliges Urteil der Klasse zu der Frage “Welches ist die schlimmste Beleidigung?”: “Hurensohn” bei den Jungen, “Fotze” bei den Madchen. Der unter den Kindern z. Zt. angeblich “gebrauchlichste” Ausdruck lautet: “Spast”.
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