Naming, blaming und claiming von Diskriminierungserfahrungen Über die soziale und historische Ver... more Naming, blaming und claiming von Diskriminierungserfahrungen Über die soziale und historische Verfasstheit von Affektsemantisierungen 1 Der französische Rechtsanwalt Slim Ben Achour stellt für die seit den 2000er Jahren angestrebten Klagen gegen Diskriminierung fest, dass »end lich Worte für das [gefunden werden], was die Jugendlichen [in französi schen Vorstädten; N.T.] und ihre Familien seit Jahren erleben«. 2 Die Gleich heitsnormen und rechtlichen Prinzipien des Antidiskriminierungsrechts ermöglichen in seinen Augen, in Frankreich verdrängte Ungerechtigkeiten und alltägliche Ungleichbehandlungen zu benennen. »Wenn es keine Worte gibt, gibt es keine Realität.« 3 In dieser Hinsicht versteht sich Ben Achour in den Konflikten, in denen Migrant*innen, ihre Kinder oder andere Ange hörige ihre Arbeits-und Lebensbedingungen wie auch soziale und aufent haltsrechtliche (Un-)Sicherheit problematisieren, als Übersetzer in einem doppelten Sinn. 4 Mit seiner anwaltlichen Tätigkeit zielt er zunächst darauf, diskriminierten Personen und Gruppen zu ermöglichen, ihre Verzweiflung, Ohnmacht, Scham oder Erniedrigung als eine sozial vermittelbare Diskrimi nierungserfahrung zu beschreiben. 5 In einem zweiten Schritt geht es dem französischen Rechtsanwalt darum, diese Erfahrung in eine juristische Spra che zu übersetzen. 6 Letztere versetzt Anwält*innen in die Lage, so Ben Achour, sich für »gesellschaftlichen Wandel« einzusetzen und entsprechende gesellschaftspolitische Positionen in der Öffentlichkeit zu äußern oder sich 1 Ich danke Hans Roth, Matthias Lüthjohann und insbesondere Aletta Diefenbach für ihre hilf reichen Anmerkungen zu diesem Aufsatz und ihre Geduld mit meinen Schwierigkeiten, meine Gedanken zu Papier zu bringen. Mein Dank für die Kollaboration geht ebenfalls an Camille Noûs. 2 »Profil. Discriminations: Slim Ben Achour, tout en contrôle«, in Libération vom 29. September 2020. www.liberation.fr/france/2020/09/29/discriminations-slim-ben-achour-tout-en-contr ole_1800895 (Zugriff vom 27.06.2023). Das Zitat ist wie alle folgenden in französischer und englischer Sprache von der Autorin übersetzt worden. 3 Ebd. 4 Migrant*innen, ihre Kinder oder andere Angehörige, die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in jeweils unterschiedlicher Weise konfrontiert sind, werden im Folgenden für eine bessere Les barkeit mit der Formulierung »Migrant*innen« zusammengefasst. 5 Interview am 9. Juni 2023 in Paris. 6 »Slim Ben Achour: face aux discriminations,,il faut être très attentif à la demande d'égalitéʻ«, in SaphirNews vom 19. Januar 2022. www.saphirnews.com/Slim-Ben-Achour-face-aux-discriminat ions-il-faut-etre-tres-attentif-a-la-demanded -egalite_a28570.html (Zugriff vom 27.06.2023).
Der Islam als Thema offentlicher Auseinandersetzung hat zur Zeit in Westeuropa eine gewisse Hochk... more Der Islam als Thema offentlicher Auseinandersetzung hat zur Zeit in Westeuropa eine gewisse Hochkonjunktur. Er wird vornehmlich in seiner politischen Ideologisierung wahrgenommen und mit Extremismus oder Fundamentalismus und so mit Bildern von Terrorismus und Archaismus verbunden. Damit gilt der Islam im allgemeinen auch als Hindernis fur die Integration von Immigranten, die sich als Moslems bezeichnen. Als das absolut Andere im Gegensatz zu Vorstellungen von Republik und Demokratie der christlich-judischen bzw. im Falle des franzosischen Laizismus antiklerikalen Tradition scheint es unmoglich, diese kulturelle Dimension in die abendlandischen Gesellschaften zu integrieren. Durch die Arbeitsimmigration der 60er und 70er Jahre und die darauf folgende Familienzusammenfuhrung ist jedoch in den westeuropaischen Grosstadten eine Generation junger Moslems herangewachsen, die ein Teil dieser Gesellschaften geworden ist (vgl. Leggewie 1993; Bastenier 1994–1995). Diese Jugendlichen studieren, machen eine Ausbildung und kampfen um die Integration in den Arbeitsmarkt. Haufig leben sie in Stadtteilen, in denen soziale und wirtschaftliche Probleme kumulieren. Es handelt sich nicht um Terroristen oder „hinterwaldlerische“, in Aberglaube und Traditionen verfangene Manner und Frauen, sondern um junge Menschen mit einem modernen Konsumverhalten, die zum Beispiel in Deutschland und in Frankreich ihr Leben in einer schwierigen wirtschaftlichen und von sozialer Diskrimination gekennzeichneten Situation fuhren.
Die Religionspraxis von Muslimen ruft in Deutschland und Frankreich regelmasig offentliche Debatt... more Die Religionspraxis von Muslimen ruft in Deutschland und Frankreich regelmasig offentliche Debatten hervor, in denen uber die muslimischen Organisationen, die religionspolitische Reprasentation der Muslime und die moglichen muslimischen Ansprechpartner fur den Staat wie auch uber den frauenfeindlichen Traditionalismus, gewaltbereiten Radikalismus oder die mangelnde Bildung unter den Muslimen gestritten wird. Solche Debatten stehen in einem deutlichen Kontrast zu der alltaglichen Religionspraxis von Muslimen in bestimmten Stadtteilen deutscher und franzosischer Grosstadte. Doch zeichnen sich diese Stadtteile haufig durch multiple, sich gegenseitig verstarkende sozialstrukturelle Problemlagen aus. In dieser Hinsicht bilden Arbeitslosigkeit, prekare Schul- und Ausbildungswege wie auch Stigmatisierung der Wohnorte den sozialen Hintergrund, vor dem die Muslime in diesen Stadtteilen ihre Religiositat entwickeln.
HAL (Le Centre pour la Communication Scientifique Directe), 2022
HAL is a multidisciplinary open access archive for the deposit and dissemination of scientific re... more HAL is a multidisciplinary open access archive for the deposit and dissemination of scientific research documents, whether they are published or not. The documents may come from teaching and research institutions in France or abroad, or from public or private research centers. L'archive ouverte pluridisciplinaire HAL, est destinée au dépôt et à la diffusion de documents scientifiques de niveau recherche, publiés ou non, émanant des établissements d'enseignement et de recherche français ou étrangers, des laboratoires publics ou privés. Distributed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives| 4.0 International License
This chapter presents a review of the book Stolen Honor: Stigmatizing Muslim Men in Berlin . The ... more This chapter presents a review of the book Stolen Honor: Stigmatizing Muslim Men in Berlin . The double perspective, on men's struggle with stigmatised representations of masculinity, and on the German national imaginary, structures the book into two parts. The first part addresses representations of masculinity that have been shaped by anthropological research on the Ottoman Empire and the Turkish Republic, eighteenth-and nineteenth-century travel literature, films, and expert opinions of social advisors and scholars about the situation of Turkish immigrants in the Federal Republic of Germany. The second part of the book focuses on public debates in Germany that, in the author's opinion, contribute to the abjection of Turkish men and Islamic notions of gender. This section also includes a discussion of interpretations of universalistic principles that predominate in German society. Keywords: Berlin; German society; Muslim men; Ottoman Empire; stigmatised masculinity; Stolen Honor ; Turkish men
Presses universitaires du Septentrion eBooks, 2008
... Sous la tutelle de l'Église luthérienne-légitimée par la prédominance numérique des prot... more ... Sous la tutelle de l'Église luthérienne-légitimée par la prédominance numérique des protestants dans ce Land ... Deutsches Verwaltungsblatt, Die Bremer Klausel des Art. ... exemple dans la décision administrative de 2000 qui confirmait l'exclusion de l'enseignement public d'une ...
Territorial parameters render religious diversity an observable and social fact that can be regul... more Territorial parameters render religious diversity an observable and social fact that can be regulated on the basis of institutional arrangements. Against this background I discuss the interdependent relationships between territoriality and religious pluralization. First, territorial topoi that have been developed since the 1950s in connection with the dominant discourses in Germany and France about migration will be considered. Second, I describe two configurations of territorial parameters by examining the inclusion of Islamic religious practices in German and French policies on religion. Finally, the transformations of territorial order that have taken shape in the context of processes of Europeanization are addressed. From the vantage point of the changing state of territoriality, religious diversity is not a factor that can be determined once and for all, nor is religious pluralization an exogenous development that affects states from the outside. Rather, endogenous territorial distinctions produce the meaning of religious diversity and pluralization.
Islam muss heute in Westeuropa als ein Teil der gesellschaftlichen Realität betrachtet werden. Di... more Islam muss heute in Westeuropa als ein Teil der gesellschaftlichen Realität betrachtet werden. Dieses Faktum findet seinen historischen Ursprung in der Geschichte der Einwanderung von Arbeitern, die aus der "muslimischen Welt" vornehmlich seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Industriestaaten, wie Frankreich und Deutschland, geholt worden sind. Die Identifikation der Arbeitsimmigranten mit dem Islam wurde als Ausdruck einer fremden Kultur wahrgenommen, mit der man sich für die Dauer ihres Aufenthaltes zu arrangieren hatte. In dieser Hinsicht stieß die muslimische Religiosität dieser ersten Konfiguration des westeuropäischen Islams weder auf Widerstand in der Öffentlicheit, noch stellte sie ein Interesse für die sozial wissenschaftliche Forschung dar. 1 Der Islam der Gastarbeiter trat jedoch mit dem Familiennachzug, der in den 70er Jahre als Reaktion auf den Anwerbestopp von Arbeitskräften (in Deutschland 1973 und in Frankreich 1974) einsetzte, aus seiner Unauffalligkeit heraus und wurde von der Mehrheitsgesellschaft als ein Problem wahrgenommen. Aus den "Gästen" wurden Immigranten, die ihre islamische Religiosität in Vereinen organisierten, im Alltag praktizierten und im Straßenbild dokumentierten. Diese Entwicklung hat eine zweite Konfiguration des Islams in Westeuropa hervorgebracht: den sogenannten "verpflanzten Islam" (Bastenier/Dassetto 1984), der mit dem Aufbau ethnisch oder nationalstaatlich geprägter Gemeinschaftsstrukturen einher ging (Cesari 1994). In Deutschland konsolidierten sich türkisch-islamische Vereine, die mit der politischen Szene in der Türkei verbunden sind, während sich der französische "muslimische Identitätsmarkt" in algerisch, marokkanisch oder tunesisch beeinflusste Verbände aufteilt, die gleichzeitig mit internationalen Organisationen-wie die Jamma'at at-tabligh oder die Islamische Weltliga-konkurrieren (Kepel 1991). In diesem Kontext ist der Islam in zweifacher Hinsicht zu einem Thema der sozialwissenschaftlichen Literatur geworden: einerseits für 1 Die ethnologischen Arbeiten Werner SchifTauers (1984, 1991) sind in diesem Zusammenhang als Ausnahme zu bewerten. Er beschreibt u.a. die Wandlung der Religiosität türkischer Erstmigranten, die im Islam nicht länger eine ordnungsstiftende Regelung dörflicher Beziehungen sehen, sondern in der Religion eine Wert-und Sinnressource finden.
the management of the COVID-19 pandemic has required coordination on different territorial levels... more the management of the COVID-19 pandemic has required coordination on different territorial levels of a plurality of actors-some para-public, others non-profit, and others for-profit and private-and dealing with local differences in the impacts of the crisis, all of this under severe time constraints. The healthcare systems of the three countries represent complex institutional arrangements that have undergone far-reaching reforms, mostly involving economic liberalization, in the last four decades. In particular the funding and resources available for healthcare have been subjected to radical transformations and sometimes drastic cutbacks. In keeping with the general trend in social policy that has led to marketization and increasing emphasis on individual responsibility, this shift has influenced the coordination of a wide range of players active in diverse social and territorial spaces during the COVID-19 pandemic. In this article, we examine the social coordination of the French, German, and Italian healthcare systems facing the COVID-19 pandemic by focusing on two sets of issues. First, we analyze policy discourses and crisis management measures taken by these governments. Specifically, we examine the concept of solidarity expressed by government leaders when the initial lockdowns were put in place and legal measures and governance structures drawn on in managing the crisis. Second, we look at two key operational elements in the fight against the pandemic: introduction of test strategies and provision of intensive care beds. Both require the deployment of a specific concept of solidarity-or a deceptive version of the conceptas well as coordination of key actors. The results of our comparison lead to conclusions regarding more general changes in European welfare states.
Naming, blaming und claiming von Diskriminierungserfahrungen Über die soziale und historische Ver... more Naming, blaming und claiming von Diskriminierungserfahrungen Über die soziale und historische Verfasstheit von Affektsemantisierungen 1 Der französische Rechtsanwalt Slim Ben Achour stellt für die seit den 2000er Jahren angestrebten Klagen gegen Diskriminierung fest, dass »end lich Worte für das [gefunden werden], was die Jugendlichen [in französi schen Vorstädten; N.T.] und ihre Familien seit Jahren erleben«. 2 Die Gleich heitsnormen und rechtlichen Prinzipien des Antidiskriminierungsrechts ermöglichen in seinen Augen, in Frankreich verdrängte Ungerechtigkeiten und alltägliche Ungleichbehandlungen zu benennen. »Wenn es keine Worte gibt, gibt es keine Realität.« 3 In dieser Hinsicht versteht sich Ben Achour in den Konflikten, in denen Migrant*innen, ihre Kinder oder andere Ange hörige ihre Arbeits-und Lebensbedingungen wie auch soziale und aufent haltsrechtliche (Un-)Sicherheit problematisieren, als Übersetzer in einem doppelten Sinn. 4 Mit seiner anwaltlichen Tätigkeit zielt er zunächst darauf, diskriminierten Personen und Gruppen zu ermöglichen, ihre Verzweiflung, Ohnmacht, Scham oder Erniedrigung als eine sozial vermittelbare Diskrimi nierungserfahrung zu beschreiben. 5 In einem zweiten Schritt geht es dem französischen Rechtsanwalt darum, diese Erfahrung in eine juristische Spra che zu übersetzen. 6 Letztere versetzt Anwält*innen in die Lage, so Ben Achour, sich für »gesellschaftlichen Wandel« einzusetzen und entsprechende gesellschaftspolitische Positionen in der Öffentlichkeit zu äußern oder sich 1 Ich danke Hans Roth, Matthias Lüthjohann und insbesondere Aletta Diefenbach für ihre hilf reichen Anmerkungen zu diesem Aufsatz und ihre Geduld mit meinen Schwierigkeiten, meine Gedanken zu Papier zu bringen. Mein Dank für die Kollaboration geht ebenfalls an Camille Noûs. 2 »Profil. Discriminations: Slim Ben Achour, tout en contrôle«, in Libération vom 29. September 2020. www.liberation.fr/france/2020/09/29/discriminations-slim-ben-achour-tout-en-contr ole_1800895 (Zugriff vom 27.06.2023). Das Zitat ist wie alle folgenden in französischer und englischer Sprache von der Autorin übersetzt worden. 3 Ebd. 4 Migrant*innen, ihre Kinder oder andere Angehörige, die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in jeweils unterschiedlicher Weise konfrontiert sind, werden im Folgenden für eine bessere Les barkeit mit der Formulierung »Migrant*innen« zusammengefasst. 5 Interview am 9. Juni 2023 in Paris. 6 »Slim Ben Achour: face aux discriminations,,il faut être très attentif à la demande d'égalitéʻ«, in SaphirNews vom 19. Januar 2022. www.saphirnews.com/Slim-Ben-Achour-face-aux-discriminat ions-il-faut-etre-tres-attentif-a-la-demanded -egalite_a28570.html (Zugriff vom 27.06.2023).
Der Islam als Thema offentlicher Auseinandersetzung hat zur Zeit in Westeuropa eine gewisse Hochk... more Der Islam als Thema offentlicher Auseinandersetzung hat zur Zeit in Westeuropa eine gewisse Hochkonjunktur. Er wird vornehmlich in seiner politischen Ideologisierung wahrgenommen und mit Extremismus oder Fundamentalismus und so mit Bildern von Terrorismus und Archaismus verbunden. Damit gilt der Islam im allgemeinen auch als Hindernis fur die Integration von Immigranten, die sich als Moslems bezeichnen. Als das absolut Andere im Gegensatz zu Vorstellungen von Republik und Demokratie der christlich-judischen bzw. im Falle des franzosischen Laizismus antiklerikalen Tradition scheint es unmoglich, diese kulturelle Dimension in die abendlandischen Gesellschaften zu integrieren. Durch die Arbeitsimmigration der 60er und 70er Jahre und die darauf folgende Familienzusammenfuhrung ist jedoch in den westeuropaischen Grosstadten eine Generation junger Moslems herangewachsen, die ein Teil dieser Gesellschaften geworden ist (vgl. Leggewie 1993; Bastenier 1994–1995). Diese Jugendlichen studieren, machen eine Ausbildung und kampfen um die Integration in den Arbeitsmarkt. Haufig leben sie in Stadtteilen, in denen soziale und wirtschaftliche Probleme kumulieren. Es handelt sich nicht um Terroristen oder „hinterwaldlerische“, in Aberglaube und Traditionen verfangene Manner und Frauen, sondern um junge Menschen mit einem modernen Konsumverhalten, die zum Beispiel in Deutschland und in Frankreich ihr Leben in einer schwierigen wirtschaftlichen und von sozialer Diskrimination gekennzeichneten Situation fuhren.
Die Religionspraxis von Muslimen ruft in Deutschland und Frankreich regelmasig offentliche Debatt... more Die Religionspraxis von Muslimen ruft in Deutschland und Frankreich regelmasig offentliche Debatten hervor, in denen uber die muslimischen Organisationen, die religionspolitische Reprasentation der Muslime und die moglichen muslimischen Ansprechpartner fur den Staat wie auch uber den frauenfeindlichen Traditionalismus, gewaltbereiten Radikalismus oder die mangelnde Bildung unter den Muslimen gestritten wird. Solche Debatten stehen in einem deutlichen Kontrast zu der alltaglichen Religionspraxis von Muslimen in bestimmten Stadtteilen deutscher und franzosischer Grosstadte. Doch zeichnen sich diese Stadtteile haufig durch multiple, sich gegenseitig verstarkende sozialstrukturelle Problemlagen aus. In dieser Hinsicht bilden Arbeitslosigkeit, prekare Schul- und Ausbildungswege wie auch Stigmatisierung der Wohnorte den sozialen Hintergrund, vor dem die Muslime in diesen Stadtteilen ihre Religiositat entwickeln.
HAL (Le Centre pour la Communication Scientifique Directe), 2022
HAL is a multidisciplinary open access archive for the deposit and dissemination of scientific re... more HAL is a multidisciplinary open access archive for the deposit and dissemination of scientific research documents, whether they are published or not. The documents may come from teaching and research institutions in France or abroad, or from public or private research centers. L'archive ouverte pluridisciplinaire HAL, est destinée au dépôt et à la diffusion de documents scientifiques de niveau recherche, publiés ou non, émanant des établissements d'enseignement et de recherche français ou étrangers, des laboratoires publics ou privés. Distributed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives| 4.0 International License
This chapter presents a review of the book Stolen Honor: Stigmatizing Muslim Men in Berlin . The ... more This chapter presents a review of the book Stolen Honor: Stigmatizing Muslim Men in Berlin . The double perspective, on men's struggle with stigmatised representations of masculinity, and on the German national imaginary, structures the book into two parts. The first part addresses representations of masculinity that have been shaped by anthropological research on the Ottoman Empire and the Turkish Republic, eighteenth-and nineteenth-century travel literature, films, and expert opinions of social advisors and scholars about the situation of Turkish immigrants in the Federal Republic of Germany. The second part of the book focuses on public debates in Germany that, in the author's opinion, contribute to the abjection of Turkish men and Islamic notions of gender. This section also includes a discussion of interpretations of universalistic principles that predominate in German society. Keywords: Berlin; German society; Muslim men; Ottoman Empire; stigmatised masculinity; Stolen Honor ; Turkish men
Presses universitaires du Septentrion eBooks, 2008
... Sous la tutelle de l'Église luthérienne-légitimée par la prédominance numérique des prot... more ... Sous la tutelle de l'Église luthérienne-légitimée par la prédominance numérique des protestants dans ce Land ... Deutsches Verwaltungsblatt, Die Bremer Klausel des Art. ... exemple dans la décision administrative de 2000 qui confirmait l'exclusion de l'enseignement public d'une ...
Territorial parameters render religious diversity an observable and social fact that can be regul... more Territorial parameters render religious diversity an observable and social fact that can be regulated on the basis of institutional arrangements. Against this background I discuss the interdependent relationships between territoriality and religious pluralization. First, territorial topoi that have been developed since the 1950s in connection with the dominant discourses in Germany and France about migration will be considered. Second, I describe two configurations of territorial parameters by examining the inclusion of Islamic religious practices in German and French policies on religion. Finally, the transformations of territorial order that have taken shape in the context of processes of Europeanization are addressed. From the vantage point of the changing state of territoriality, religious diversity is not a factor that can be determined once and for all, nor is religious pluralization an exogenous development that affects states from the outside. Rather, endogenous territorial distinctions produce the meaning of religious diversity and pluralization.
Islam muss heute in Westeuropa als ein Teil der gesellschaftlichen Realität betrachtet werden. Di... more Islam muss heute in Westeuropa als ein Teil der gesellschaftlichen Realität betrachtet werden. Dieses Faktum findet seinen historischen Ursprung in der Geschichte der Einwanderung von Arbeitern, die aus der "muslimischen Welt" vornehmlich seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Industriestaaten, wie Frankreich und Deutschland, geholt worden sind. Die Identifikation der Arbeitsimmigranten mit dem Islam wurde als Ausdruck einer fremden Kultur wahrgenommen, mit der man sich für die Dauer ihres Aufenthaltes zu arrangieren hatte. In dieser Hinsicht stieß die muslimische Religiosität dieser ersten Konfiguration des westeuropäischen Islams weder auf Widerstand in der Öffentlicheit, noch stellte sie ein Interesse für die sozial wissenschaftliche Forschung dar. 1 Der Islam der Gastarbeiter trat jedoch mit dem Familiennachzug, der in den 70er Jahre als Reaktion auf den Anwerbestopp von Arbeitskräften (in Deutschland 1973 und in Frankreich 1974) einsetzte, aus seiner Unauffalligkeit heraus und wurde von der Mehrheitsgesellschaft als ein Problem wahrgenommen. Aus den "Gästen" wurden Immigranten, die ihre islamische Religiosität in Vereinen organisierten, im Alltag praktizierten und im Straßenbild dokumentierten. Diese Entwicklung hat eine zweite Konfiguration des Islams in Westeuropa hervorgebracht: den sogenannten "verpflanzten Islam" (Bastenier/Dassetto 1984), der mit dem Aufbau ethnisch oder nationalstaatlich geprägter Gemeinschaftsstrukturen einher ging (Cesari 1994). In Deutschland konsolidierten sich türkisch-islamische Vereine, die mit der politischen Szene in der Türkei verbunden sind, während sich der französische "muslimische Identitätsmarkt" in algerisch, marokkanisch oder tunesisch beeinflusste Verbände aufteilt, die gleichzeitig mit internationalen Organisationen-wie die Jamma'at at-tabligh oder die Islamische Weltliga-konkurrieren (Kepel 1991). In diesem Kontext ist der Islam in zweifacher Hinsicht zu einem Thema der sozialwissenschaftlichen Literatur geworden: einerseits für 1 Die ethnologischen Arbeiten Werner SchifTauers (1984, 1991) sind in diesem Zusammenhang als Ausnahme zu bewerten. Er beschreibt u.a. die Wandlung der Religiosität türkischer Erstmigranten, die im Islam nicht länger eine ordnungsstiftende Regelung dörflicher Beziehungen sehen, sondern in der Religion eine Wert-und Sinnressource finden.
the management of the COVID-19 pandemic has required coordination on different territorial levels... more the management of the COVID-19 pandemic has required coordination on different territorial levels of a plurality of actors-some para-public, others non-profit, and others for-profit and private-and dealing with local differences in the impacts of the crisis, all of this under severe time constraints. The healthcare systems of the three countries represent complex institutional arrangements that have undergone far-reaching reforms, mostly involving economic liberalization, in the last four decades. In particular the funding and resources available for healthcare have been subjected to radical transformations and sometimes drastic cutbacks. In keeping with the general trend in social policy that has led to marketization and increasing emphasis on individual responsibility, this shift has influenced the coordination of a wide range of players active in diverse social and territorial spaces during the COVID-19 pandemic. In this article, we examine the social coordination of the French, German, and Italian healthcare systems facing the COVID-19 pandemic by focusing on two sets of issues. First, we analyze policy discourses and crisis management measures taken by these governments. Specifically, we examine the concept of solidarity expressed by government leaders when the initial lockdowns were put in place and legal measures and governance structures drawn on in managing the crisis. Second, we look at two key operational elements in the fight against the pandemic: introduction of test strategies and provision of intensive care beds. Both require the deployment of a specific concept of solidarity-or a deceptive version of the conceptas well as coordination of key actors. The results of our comparison lead to conclusions regarding more general changes in European welfare states.
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