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Hans-Joachim Niemann

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Hans-Joachim Niemann (HJN), born 1941 in Kiel (Germany); scientist (1972 Dr. rer. nat. at University Tübingen), philosopher, editor and translator.
HJN worked as a physical chemist and head of unit in a large industrial company (experiments on the production of nuclear fuel with laser technology) and has been a freelance writer since 1984.
In the 1990s he took on teaching assignments and guest lectures on critical rationalism at the universities of Bamberg and Passau.
In 1994 he co-founded the journal Aufklärung und Kritik. He published several articles there (which were later compiled in a book, see below) and edited first publications or first translations of works by Karl Popper.
HJN is co-founder (1994) and member of the Society for Critical Philosophy, Nuremberg.
At the publishing house Mohr Siebeck (Tübingen), he has edited and translated six of the fifteen volumes Karl Poppers Gesammelte Werke in deutscher Sprache.
He is author of books:
(1) Die Strategie der Vernunft. Rationalität in Erkenntnis, Moral und Metaphysik (1993)
(2) Lexikon des Kritischen Rationalismus (2004/2006)
(3) Die Strategie der Vernunft. Problemlösende Vernunft, rationale Metaphysik und Kritisch-Rationale Ethik, with new appendices (2008)
(4) Die Nutzenmaximierer – Der aufhaltsame Aufstieg des Vorteilsdenkens (2011), a polemic against the ethics of utilitarianism.
(5) Karl Popper and the Two New Secrets of Life (2014), a contribution to the post-Darwinian theory of evolution.
(6) Hans-Joachim Niemann zum 80. Geburtstag, Sonderdruck seiner Publikationen in 'Aufklärung und Kritik' aus den Jahren 1994-2020, ed. by 'Gesellschaft für Kritische Philosophie', Nuremberg, published in: Aufklärung und Kritik, Jg. 28, Sonderdruck, 2021.
HJN wrote over a hundred articles, technical papers and book contributions on natural science, philosophy of science, philosophy and ethics. A detailed documentation with about 120 downloadable PDFs in:
https://www.researchgate.net/profile/Hans_Joachim_Niemann
He is registered ORCID-author:
https://orcid.org/0000-0003-3800-6857

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Papers by Hans-Joachim Niemann

Studienfuehrer Hans Albert. Eingerichtet als Wikibook (2006)

Russell und Popper: zwei Kämpfer für Wahrheit und Klarheit.Was sie eint und was sie trennt (2020)

Russell und Popper: zwei Kämpfer für Wahrheit und Klarheit. Was sie eint und was sie trennt Einle... more Russell und Popper: zwei Kämpfer für Wahrheit und Klarheit. Was sie eint und was sie trennt Einleitung: Ein ungleiches Verhältnis Bertrand Russell (1872-1971) und Karl Popper (1902-1994) waren zwei Philosophen, die überzeugt davon waren, dass man ohne fundierte Kenntnisse in Mathematik, Logik und Naturwissenschaften kein guter Philosoph sein könne. Beide glaubten, dass die Probleme der Erkenntnistheorie, die mit Wissen, Wahrheit, Gewissheit, Induktionsschlüssen und Logik zu tun haben, auch für Naturwissenschaften, Alltag, Ethik und Politik interessant sind und populär gemacht werden sollten. 1 Beide hatten eine starke Abneigung gegen Philosophen, die sich übermäßig kompliziert ausdrücken und ihre Aussagen undurchsichtig oder mehrdeutig machen, um sie vor Kritik zu schützen. Beide kritisierten an der sprachanalytisch orientierten ‚Oxford-Philosophie', dass sie wesentliche Aufgaben der Philosophie vernachlässige. Beide verband die Suche nach Wahrheit, das Ernstnehmen der Ergebnisse der Wissenschaft und das unermüdliche Streben nach Klarheit. Für klares Schreiben besaß Russell eine Art Naturtalent, wogegen Popper alle seine Texte dutzende Male korrigieren musste. Popper und Russell kannten sich gut, standen aber persönlich in sehr ungleichem Verhältnis zueinander: Als Karl Popper 1902 geboren wurde, war Bertrand Russell 30 Jahre alt, hatte schon sein Buch German Social Democracy (1896) veröffentlicht und Abhandlungen über Leibniz, Logik und Geometrie publiziert. Er

Über Wahrheit und Sicherheit. Mit einer Lösung des Restproblems der Induktion (2018)

Über Wahrheit und Sicherheit Mit einer Lösung des Restproblems der Induktion 1. Schwierige Zweiwe... more Über Wahrheit und Sicherheit Mit einer Lösung des Restproblems der Induktion 1. Schwierige Zweiwelten-Übergänge Als Ludwig van Beethoven seine Neunte Sinfonie komponierte, wollte er das schwierige Problem lösen, wie man aus der Welt der Töne in die Welt der Worte überwechseln und so aus der Gefühlswelt in die für den Menschen so unendlich wichtige Welt der Sprache gelangen kann. Das entspricht, wie wir heute sagen würden, dem Übergang aus Karl Poppers ‚Welt 2' in die ‚Welt 3'. 1 In der Welt 2 der Gefühle gibt es keine Wahrheit, 2 obgleich viele Menschen immer noch glauben, die Wahrheit fühlen zu können. Der Begriff ‚Wahrheit' hat nur in der Welt der Sprache eine klare Bedeutung, nämlich die, die Alfred Tarski im Einklang mit Aristoteles und dem Alltagsdenken herausgearbeitet hat: Wahrheit ist die sprachliche Übereinstimmung mit der physischen Wirklichkeit. 3 Von "alternativen Wahrheiten", wie sie nach vielen relativistischen Philosophen nun auch der derzeitige amerikanische Präsident propagiert, 4 sollten wir besser absehen. Ein Zweiwelten-Problem, das viel schwieriger ist als Beethovens Übergang von Welt 2 zu Welt 3, tritt in der Wissenschaft auf: Beim Übergang von der materiellen Welt 1 zur geistigen Welt 3. Mit Welt 1 ist die physikalische Welt gemeint, die im Wesentlichen aus Materie, Licht, Feldern und dem regelmäßigen Verhalten der Natur besteht. Auch in ihr kann nichts wahr oder falsch sein, sondern nur existierend oder nicht-existierend. Erst wenn die Forscher versuchen, das Welt-1-Verhalten in Welt-3-Worte zu fassen, taucht das Problem der Wahrheit auf und zwar, wie von Karl Popper gelehrt, 5 als absolute Wahrheit, die wir finden können, von der wir aber nie sicher wissen können, dass wir sie gefunden haben. Zum Beispiel beobachten wir eine Regelmäßigkeit am Himmel und beschreiben sie mit den Worten "Jeden Tag zieht die Sonne über den Himmel". Das scheint der Wahrheit zu entsprechen; aber man weiß nie, ob man nicht eine noch zutreffendere Theorie finden wird. Es ist ein Wunder, dass uns dieser Übergang von Welt 1 in die Welt 3 der Worte und Zahlen gelingt. Man darf es ein ‚Wunder' nennen, denn Wunder sind etwas, das man nicht erklären kann. Bisher jedenfalls hat niemand erklären können, warum uns Erklärungen gelingen, Erklärungen der sprachlosen gegenständlichen Welt in sprachlicher Formdie Zeichensprachen der Logik und der Mathematik eingeschlossen. Dass das Naturverhalten, das zur Erscheinung einer täglich aufgehenden Sonne führt, aus einem gänzlich anderen Stoff ist als die Theorie, die dieses Verhalten beschreibt, dürfte ohne längeres

Helmut Walther, H.-J. Niemann, Nachruf auf Melitta Mew, eine Förderin des Kritischen Rationalismus (2018)

Karl Poppers Vorschläge zur praktischen Moral (2018)

Karl Popper hat kein Ethik-Buch geschrieben, aber er hat in zirka siebzig Aufsätzen, Vorträgen, a... more Karl Popper hat kein Ethik-Buch geschrieben, aber er hat in zirka siebzig Aufsätzen, Vorträgen, archivierten Vorlesungen und Buchbeiträgen aus den Jahren 1927 bis 1994 so viele Texte über Ethik und Moral hinterlassen, dass damit leicht ein ganzes Buch gefüllt werden könnte. Weniger leicht ist es, dieses umfangreiche Material zu einem kleinen Übersichtsartikel wie diesem zu verdichten. Deshalb habe ich seine Ethik und Moral in zwei Teile zerlegt: Über den Ethik-Teil "Karl Poppers drei theoretische Ethiken" berichtete ich kürzlich im Handbuch Karl Popper 1 , so dass ich mich dazu hier, in Abschnitt 4 unten, sehr kurzfassen kann und so Platz gewinne für den Moral-Teil "Karl Poppers Vorschläge zur praktischen Moral" 2. Zu den ‚Vorschlägen' zähle ich auch das, was Popper über seine persönlichen Moralvorstellungen schrieb. Sie sind Vorschläge in dem Sinne, dass man sie als Vorbild in die eigene Lebensweise integrieren kann oder auch nicht. Poppers Beiträge zu Ethik und Moral waren lange Zeit nicht gut aufgearbeitet, und daher wurde fälschlicherweise oft unterstellt, die ganze Richtung, der Kritische Rationalismus, habe zur Ethik nichts sagen. Jürgen Habermas prägte im Positivismusstreit der 1960er Jahre das Wort vom halbierten Rationalismus, der sich nur auf Wissenschaft und Technik beschränke und die Ethik ausblende 3. Auch wenn sogar kritische Rationalisten ihn verbreitet haben 4 , ist dieser Eindruck falsch. Zum Beispiel hat Hans Albert seit langem Poppers Philosophie auf viele Gebiete übertragen, unter anderem auch auf die Ethik 5. Seine Arbeiten halfen bei der Ausarbeitung einer detaillierten, kritisch-rationalen Problemlösungsethik 6. Auf diese und die seitdem von anderen kritisch-rationalen Autoren publizierten Arbeiten verweise ich hier nur in einer Anmerkung 7 , um den Platz für Poppers Ansichten zu nutzen.

Der Stoff, aus dem die Seele ist

Wissenschaft kehrt immer reich zur‚ck, selbst wenn sie in der Ferne schweift: wenn sie ferne Puls... more Wissenschaft kehrt immer reich zur‚ck, selbst wenn sie in der Ferne schweift: wenn sie ferne Pulsare entdeckt, wenn sie zum Urknall, dem Anfang aller Zeiten, zur‚ckgeht und wenn sie aus der fremdartigen Nanowelt der Atome und Elementarteilchen zur‚ckkommt. Wenn man sie aber zu dem befragt, was uns gar nicht fremd und ganz in unserer N•he ist, zu unseren Gef‚hlen, unserer Seele, unserem Geist: da weiƒ sie fast nichts. Und doch schwillt die Flut wissenschaftlicher Literatur dar‚ber von Jahr zu Jahr an. Das l•sst hoffen, dass sich bald Erfolge zeigen werden. Noch aber zirkulieren zahllose Vermutungen und Hypothesen, und keine ist bisher so gereift, dass sie als Standardmodell Eingang in Lehrb‚cher oder gar Schulb‚cher finden k€nnte. Es ist noch nicht einmal klar, ob das, was wir als F‚hlen, Wollen, Denken und als seelische Stimmung tagt•glich erleben, ‚berhaupt eigenst•ndig existiert oder in Wirklichkeit nur eine Art Begleitmusik zum Funktionieren eines perfekten Computers ist. Der rein wissenschaftliche, der biologische und physikalische Aspekt ist noch sehr unbefriedigend. Ganz anders ist das bei der sch€nen Literatur von Homer ‚ber Shakespeare und Jane Austen bis Stephen Poliakoff: Sie weiƒ seit langem viel Wissenswertes ‚ber die H€hen und Tiefen, die Verirrungen und Abenteuer unsere Seele zu berichten. Aufkl•rend und bereichernd l•sst sie uns unser Inneres besser verstehen. K€nnen wir denn mehr wollen? Ja, durchaus: Wir wollen wissenschaftlich wissen. Wir wollen zum Beispiel auch wissen, wie es kommt, dass der Inhalt dieser gedruckten Buchstaben bewirken kann, dass jemand aufsteht und nachschl•gt, wer Stephen Poliakoff ist. Jemand, der sich ‚ber die Wirkung von Geist auf Materie ein Leben lang Gedanken gemacht hat, ist der in Wien geborene, englische Philosoph Karl Popper, bekannt durch seine Offene Gesellschaft und ihre Feinde. In diesem Buch bek•mpfte er die Ideologien des Nationalsozialismus und Kommunismus zugleich und stellte ihnen die Idee einer kritik-offenen und sich st•ndig reformierenden Gesellschaft entgegen. Ideen hatte Popper auch ‚ber die Ph•nomene Geist und Seele. Schon als 18-J•hriger begann er damit

Karl Popper, die Mühle bei Hunstanton und die Anfänge derMolekularbiologie Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung, Teil II

Grundzüge der Vereinheitlichenden Theorie der Ethik (VTE )

Geist als ein Kraftfeld. Bemerkungen zu Karl Poppers Ideen von 1991

Karl Popper und der biologische Ursprung von Aktivität, Wissen und Freiheit

Arthur Schopenhauer und sein nichtpreisgekröntes Meisterwerk der Ethik

Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung, Teil I

Giuseppe Franco, Interview mit Hans-Joachim Niemann, Teil 1 (2009)

Grundlagen der Kritisch Rationalen Ethik

›Der Glaube kann Berge versetzen‹, sagt man. Beobachtet hat das noch niemand, wohl aber, dass der... more ›Der Glaube kann Berge versetzen‹, sagt man. Beobachtet hat das noch niemand, wohl aber, dass der Glaube Probleme löst und mitunter sogar sehr schwerwiegende. Die Frage ist aber, ob er sie besser löst als irgendeine religionsneutrale Ethik das tun könnte. Und die noch viel weiterführende Frage, der hier nachgegangen werden soll, ist: Wie kann man überhaupt entscheiden, welche der vielen Ethiken beim Lösen ›moralisch‹ genannter Lebensprobleme die größere Leistungsfähigkeit besitzt? Die Ethik des Kritischen Rationalismus erhebt den Anspruch, nicht nur derartige Vergleiche in objektiver Weise möglich zu machen, sondern auch selber bei diesen konkurrierenden Vergleichen zu bestehen und besser als andere Ethiken tatsächliche moralische Probleme lösen zu können. Darüber hinaus kann sie die Funktionsweise moralischer Institutionen besser beurteilen und die Grenzen und Fehler anderer Ethiken besser erklären als diese das im umgekehrten Fall zu leisten imstande sind 1. Kritischer Rationalismus Der dieser Ethik zugrunde liegende ›Kritische Rationalismus‹ ist eine philosophische Denkrichtung, die keine Schule sein will. Schulen neigen zur Bildung von Dogmen; und Dogmen sind Sätze, die man gerne von aller Kritik ausnimmt. Dennoch hat auch der Kritische Rationalismus seine Grundsätze, und der wichtigste ist, alles Denken und Handeln der Kritik zu unterwerfen. Aber dieser Grundsatz ist kein Dogma; er kann kritisiert und durch etwas Besseres ersetzt werden. Das ist bei der folgenden Variante des Kritischen Rationalismus geschehen, deren zentrale Leitidee nicht Kritik ist, sondern ›Probleme lösen wollen‹ 2. Dieser Wille, Probleme lösen zu wollen, dürfte allmählich zum Synonym für ›Vernunft‹ geworden sein. Als technischer Begriff wird diese problemlösende Vernunft im Folgenden noch einmal explizit dargestellt. Sie hat viele Vorzüge, unter anderen den, dass sie auch die 1 Dieser Aufsatz ist die Ausarbeitung eines Vortrags, gehalten am 30. April 2009 an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. 2 Niemann [1993a], Kap. I. 2 Ethik in den Kritischen Rationalismus einzubeziehen in der Lage ist, was vor 1993 nie systematisch durchgeführt worden war 3. Stärker noch als die kritische Haltung hat die problemlösende Vernunft das Potenzial, eine allgemeine Lebensweise zu sein oder zu werden. Sie ist so einleuchtend, dass sie von jeder anderen philosophischen Schule übernommen werden kann, und zwar so, dass kaum jemand merkt, etwas angenommen oder übernommen zu haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass die problemlösende Vernunft teilweise im Alltagsdenken, vor allem aber im wissenschaftlichen Denken längst ihren festen Platz hat. ›Vernunft‹ als Problemlösungsmethode Diese Vernunft beziehungsweise das, was ich kritisch-rational oder ›vernünftig‹ nenne, ist tatsächlich so trivial wie die Erfindung des Rades oder des Wasserkruges,-musste aber, wie vieles andere Triviale, erst von einem großen Geist entdeckt und dann einige Jahrzehnte lang propagiert werden. Das war im vorliegenden Fall Karl Popper, der 1957 eine Methode des Problemlösens vorstellte, mit der bis dahin unwiderlegbare metaphysische Behauptungen widerlegt und daher als richtig oder falsch eingestuft werden konnten 4. Seit knapp zwei Jahrzehnten versuche ich, diese Methode zur Unterscheidung von richtiger und falscher Metaphysik zu verbreiten, nicht nur, um Metaphysik vom pauschalen Verdacht der Weltabgewandtheit und Obskurität zu befreien, sondern vor allem auch, um zu zeigen, dass dieselbe Methode ohne allzu große Schwierigkeiten auf die Ethik übertragen werden kann 5. Worum geht es dabei? Der Definition nach sind metaphysische Aussagen solche, die empirisch unprüfbare Erkenntnisse behaupten. Ein typisches Beispiel ist: ›Hinter der sichtbaren Welt gibt es unsichtbare Wesen, die uns krank machen und uns nach dem Leben trachten‹. Das war lange Zeit ein empirisch unprüfbarer, also metaphysischer Satz. Dann entdeckten Robert Koch (1843-1919) und Louis Pasteur (1822-1895) die pathogenen Mikroben, und auf einmal war dieser Geisterglaube empirisch prüfbar und hörte auf, eine unprüfbare, spekulative Metaphysik zu sein. Seit 1876 ist die Suche nach jenen bösartigen, unsichtbaren Wesen Teil einer seriösen empirischen Wissenschaft geworden.

Die Chronologie eines lebenslangen Interesses. Nachwort des Herausgebers in Karl R. Popper, Wissen und das Leib-Seele-Problem (2012)

Giuseppe Franco, Interview mit Hans-Joachim Niemann, Teil 2 (2009)

Erkenntnis, Ethik und Alltagsdenken. Ein Gespräch mit Hans-Joachim Niemann über den Kritischen Ra... more Erkenntnis, Ethik und Alltagsdenken. Ein Gespräch mit Hans-Joachim Niemann über den Kritischen Rationalismus Teil 2* Man kann die epistemologische Auffassung Poppers mit den Worten Problem-Theorie-Kritik zusammenfassen. Wie hat man das zu verstehen? Sie sprechen auf Poppers ›epistemologi-sches‹ Schema an, das zur ›episteme‹, zur Erkenntnis, führt. Leben heißt Probleme lösen. Und das wiederum heißt, irgendwelche Ziele verfolgen und sie nicht ohne Schwierigkeiten erreichen. Es ist egal, ob Sie sich dabei einen Wissenschaftler vorstellen oder einen Erstklässler auf dem Weg zur Schule. Wer Probleme hat, versucht, sie zu lösen. Wer das nicht tut, ist unvernünftig. Natürlich kann man unvernünftig sein. Aber lassen Sie uns sehen, was der vernünftige Mensch tut. Ein Erstklässler, der ein Problem mit der Schule hat, probiert etwas Neues aus. Er hat eine Theorie, wie es besser gehen könnte. Oder, weniger hochtrabend, aber methodologisch gleichbedeutend: er denkt sich eine erste Lösung aus. Zum Beispiel könnte sein erster Versuch einer Lösung sein, heute die Schule zu schwänzen. Dann fällt ihm-hoffentlich!-eine zweite Lösung ein: Doch hingehen, weil immerhin die Sportstunde Spaß macht. Und dann kommt vielleicht noch eine dritte hinzu: überhaupt immer durchhalten und danach sich mit was Schönem belohnen: Playstation, Fußball oder sonst was. Beim Wissenschaftler sind die ›versuchten Lösun-gen‹ natürlich mehrere Theorien, die er ausprobiert, die er der Kritik aussetzt und deren Lösungskraft er vergleicht. ›Versuchte Lösung‹ oder ›Theorie‹, egal, wie wir die Wörter wählen, Hauptsache,

Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution.Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung 1986

Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution. Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung Zeits... more Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution. Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie Herausgegeben von der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg Der Vorstand der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg und die Redaktion von Aufklärung und Kritik gedenken der verstorbenen Mitherausgeber in Dankbarkeit.

Über Utopien und Wunder. Eine Welt voller Möglichkeitsräume

Warum wir Utopien brauchen und wie wir sie verwirklichen können. Vortrag in Nürnberg

Die Zeitschrift "Aufklaerung und Kritik" vor 20 Jahren (2014)

Studienfuehrer Hans Albert. Eingerichtet als Wikibook (2006)

Russell und Popper: zwei Kämpfer für Wahrheit und Klarheit.Was sie eint und was sie trennt (2020)

Russell und Popper: zwei Kämpfer für Wahrheit und Klarheit. Was sie eint und was sie trennt Einle... more Russell und Popper: zwei Kämpfer für Wahrheit und Klarheit. Was sie eint und was sie trennt Einleitung: Ein ungleiches Verhältnis Bertrand Russell (1872-1971) und Karl Popper (1902-1994) waren zwei Philosophen, die überzeugt davon waren, dass man ohne fundierte Kenntnisse in Mathematik, Logik und Naturwissenschaften kein guter Philosoph sein könne. Beide glaubten, dass die Probleme der Erkenntnistheorie, die mit Wissen, Wahrheit, Gewissheit, Induktionsschlüssen und Logik zu tun haben, auch für Naturwissenschaften, Alltag, Ethik und Politik interessant sind und populär gemacht werden sollten. 1 Beide hatten eine starke Abneigung gegen Philosophen, die sich übermäßig kompliziert ausdrücken und ihre Aussagen undurchsichtig oder mehrdeutig machen, um sie vor Kritik zu schützen. Beide kritisierten an der sprachanalytisch orientierten ‚Oxford-Philosophie', dass sie wesentliche Aufgaben der Philosophie vernachlässige. Beide verband die Suche nach Wahrheit, das Ernstnehmen der Ergebnisse der Wissenschaft und das unermüdliche Streben nach Klarheit. Für klares Schreiben besaß Russell eine Art Naturtalent, wogegen Popper alle seine Texte dutzende Male korrigieren musste. Popper und Russell kannten sich gut, standen aber persönlich in sehr ungleichem Verhältnis zueinander: Als Karl Popper 1902 geboren wurde, war Bertrand Russell 30 Jahre alt, hatte schon sein Buch German Social Democracy (1896) veröffentlicht und Abhandlungen über Leibniz, Logik und Geometrie publiziert. Er

Über Wahrheit und Sicherheit. Mit einer Lösung des Restproblems der Induktion (2018)

Über Wahrheit und Sicherheit Mit einer Lösung des Restproblems der Induktion 1. Schwierige Zweiwe... more Über Wahrheit und Sicherheit Mit einer Lösung des Restproblems der Induktion 1. Schwierige Zweiwelten-Übergänge Als Ludwig van Beethoven seine Neunte Sinfonie komponierte, wollte er das schwierige Problem lösen, wie man aus der Welt der Töne in die Welt der Worte überwechseln und so aus der Gefühlswelt in die für den Menschen so unendlich wichtige Welt der Sprache gelangen kann. Das entspricht, wie wir heute sagen würden, dem Übergang aus Karl Poppers ‚Welt 2' in die ‚Welt 3'. 1 In der Welt 2 der Gefühle gibt es keine Wahrheit, 2 obgleich viele Menschen immer noch glauben, die Wahrheit fühlen zu können. Der Begriff ‚Wahrheit' hat nur in der Welt der Sprache eine klare Bedeutung, nämlich die, die Alfred Tarski im Einklang mit Aristoteles und dem Alltagsdenken herausgearbeitet hat: Wahrheit ist die sprachliche Übereinstimmung mit der physischen Wirklichkeit. 3 Von "alternativen Wahrheiten", wie sie nach vielen relativistischen Philosophen nun auch der derzeitige amerikanische Präsident propagiert, 4 sollten wir besser absehen. Ein Zweiwelten-Problem, das viel schwieriger ist als Beethovens Übergang von Welt 2 zu Welt 3, tritt in der Wissenschaft auf: Beim Übergang von der materiellen Welt 1 zur geistigen Welt 3. Mit Welt 1 ist die physikalische Welt gemeint, die im Wesentlichen aus Materie, Licht, Feldern und dem regelmäßigen Verhalten der Natur besteht. Auch in ihr kann nichts wahr oder falsch sein, sondern nur existierend oder nicht-existierend. Erst wenn die Forscher versuchen, das Welt-1-Verhalten in Welt-3-Worte zu fassen, taucht das Problem der Wahrheit auf und zwar, wie von Karl Popper gelehrt, 5 als absolute Wahrheit, die wir finden können, von der wir aber nie sicher wissen können, dass wir sie gefunden haben. Zum Beispiel beobachten wir eine Regelmäßigkeit am Himmel und beschreiben sie mit den Worten "Jeden Tag zieht die Sonne über den Himmel". Das scheint der Wahrheit zu entsprechen; aber man weiß nie, ob man nicht eine noch zutreffendere Theorie finden wird. Es ist ein Wunder, dass uns dieser Übergang von Welt 1 in die Welt 3 der Worte und Zahlen gelingt. Man darf es ein ‚Wunder' nennen, denn Wunder sind etwas, das man nicht erklären kann. Bisher jedenfalls hat niemand erklären können, warum uns Erklärungen gelingen, Erklärungen der sprachlosen gegenständlichen Welt in sprachlicher Formdie Zeichensprachen der Logik und der Mathematik eingeschlossen. Dass das Naturverhalten, das zur Erscheinung einer täglich aufgehenden Sonne führt, aus einem gänzlich anderen Stoff ist als die Theorie, die dieses Verhalten beschreibt, dürfte ohne längeres

Helmut Walther, H.-J. Niemann, Nachruf auf Melitta Mew, eine Förderin des Kritischen Rationalismus (2018)

Karl Poppers Vorschläge zur praktischen Moral (2018)

Karl Popper hat kein Ethik-Buch geschrieben, aber er hat in zirka siebzig Aufsätzen, Vorträgen, a... more Karl Popper hat kein Ethik-Buch geschrieben, aber er hat in zirka siebzig Aufsätzen, Vorträgen, archivierten Vorlesungen und Buchbeiträgen aus den Jahren 1927 bis 1994 so viele Texte über Ethik und Moral hinterlassen, dass damit leicht ein ganzes Buch gefüllt werden könnte. Weniger leicht ist es, dieses umfangreiche Material zu einem kleinen Übersichtsartikel wie diesem zu verdichten. Deshalb habe ich seine Ethik und Moral in zwei Teile zerlegt: Über den Ethik-Teil "Karl Poppers drei theoretische Ethiken" berichtete ich kürzlich im Handbuch Karl Popper 1 , so dass ich mich dazu hier, in Abschnitt 4 unten, sehr kurzfassen kann und so Platz gewinne für den Moral-Teil "Karl Poppers Vorschläge zur praktischen Moral" 2. Zu den ‚Vorschlägen' zähle ich auch das, was Popper über seine persönlichen Moralvorstellungen schrieb. Sie sind Vorschläge in dem Sinne, dass man sie als Vorbild in die eigene Lebensweise integrieren kann oder auch nicht. Poppers Beiträge zu Ethik und Moral waren lange Zeit nicht gut aufgearbeitet, und daher wurde fälschlicherweise oft unterstellt, die ganze Richtung, der Kritische Rationalismus, habe zur Ethik nichts sagen. Jürgen Habermas prägte im Positivismusstreit der 1960er Jahre das Wort vom halbierten Rationalismus, der sich nur auf Wissenschaft und Technik beschränke und die Ethik ausblende 3. Auch wenn sogar kritische Rationalisten ihn verbreitet haben 4 , ist dieser Eindruck falsch. Zum Beispiel hat Hans Albert seit langem Poppers Philosophie auf viele Gebiete übertragen, unter anderem auch auf die Ethik 5. Seine Arbeiten halfen bei der Ausarbeitung einer detaillierten, kritisch-rationalen Problemlösungsethik 6. Auf diese und die seitdem von anderen kritisch-rationalen Autoren publizierten Arbeiten verweise ich hier nur in einer Anmerkung 7 , um den Platz für Poppers Ansichten zu nutzen.

Der Stoff, aus dem die Seele ist

Wissenschaft kehrt immer reich zur‚ck, selbst wenn sie in der Ferne schweift: wenn sie ferne Puls... more Wissenschaft kehrt immer reich zur‚ck, selbst wenn sie in der Ferne schweift: wenn sie ferne Pulsare entdeckt, wenn sie zum Urknall, dem Anfang aller Zeiten, zur‚ckgeht und wenn sie aus der fremdartigen Nanowelt der Atome und Elementarteilchen zur‚ckkommt. Wenn man sie aber zu dem befragt, was uns gar nicht fremd und ganz in unserer N•he ist, zu unseren Gef‚hlen, unserer Seele, unserem Geist: da weiƒ sie fast nichts. Und doch schwillt die Flut wissenschaftlicher Literatur dar‚ber von Jahr zu Jahr an. Das l•sst hoffen, dass sich bald Erfolge zeigen werden. Noch aber zirkulieren zahllose Vermutungen und Hypothesen, und keine ist bisher so gereift, dass sie als Standardmodell Eingang in Lehrb‚cher oder gar Schulb‚cher finden k€nnte. Es ist noch nicht einmal klar, ob das, was wir als F‚hlen, Wollen, Denken und als seelische Stimmung tagt•glich erleben, ‚berhaupt eigenst•ndig existiert oder in Wirklichkeit nur eine Art Begleitmusik zum Funktionieren eines perfekten Computers ist. Der rein wissenschaftliche, der biologische und physikalische Aspekt ist noch sehr unbefriedigend. Ganz anders ist das bei der sch€nen Literatur von Homer ‚ber Shakespeare und Jane Austen bis Stephen Poliakoff: Sie weiƒ seit langem viel Wissenswertes ‚ber die H€hen und Tiefen, die Verirrungen und Abenteuer unsere Seele zu berichten. Aufkl•rend und bereichernd l•sst sie uns unser Inneres besser verstehen. K€nnen wir denn mehr wollen? Ja, durchaus: Wir wollen wissenschaftlich wissen. Wir wollen zum Beispiel auch wissen, wie es kommt, dass der Inhalt dieser gedruckten Buchstaben bewirken kann, dass jemand aufsteht und nachschl•gt, wer Stephen Poliakoff ist. Jemand, der sich ‚ber die Wirkung von Geist auf Materie ein Leben lang Gedanken gemacht hat, ist der in Wien geborene, englische Philosoph Karl Popper, bekannt durch seine Offene Gesellschaft und ihre Feinde. In diesem Buch bek•mpfte er die Ideologien des Nationalsozialismus und Kommunismus zugleich und stellte ihnen die Idee einer kritik-offenen und sich st•ndig reformierenden Gesellschaft entgegen. Ideen hatte Popper auch ‚ber die Ph•nomene Geist und Seele. Schon als 18-J•hriger begann er damit

Karl Popper, die Mühle bei Hunstanton und die Anfänge derMolekularbiologie Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung, Teil II

Grundzüge der Vereinheitlichenden Theorie der Ethik (VTE )

Geist als ein Kraftfeld. Bemerkungen zu Karl Poppers Ideen von 1991

Karl Popper und der biologische Ursprung von Aktivität, Wissen und Freiheit

Arthur Schopenhauer und sein nichtpreisgekröntes Meisterwerk der Ethik

Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung, Teil I

Giuseppe Franco, Interview mit Hans-Joachim Niemann, Teil 1 (2009)

Grundlagen der Kritisch Rationalen Ethik

›Der Glaube kann Berge versetzen‹, sagt man. Beobachtet hat das noch niemand, wohl aber, dass der... more ›Der Glaube kann Berge versetzen‹, sagt man. Beobachtet hat das noch niemand, wohl aber, dass der Glaube Probleme löst und mitunter sogar sehr schwerwiegende. Die Frage ist aber, ob er sie besser löst als irgendeine religionsneutrale Ethik das tun könnte. Und die noch viel weiterführende Frage, der hier nachgegangen werden soll, ist: Wie kann man überhaupt entscheiden, welche der vielen Ethiken beim Lösen ›moralisch‹ genannter Lebensprobleme die größere Leistungsfähigkeit besitzt? Die Ethik des Kritischen Rationalismus erhebt den Anspruch, nicht nur derartige Vergleiche in objektiver Weise möglich zu machen, sondern auch selber bei diesen konkurrierenden Vergleichen zu bestehen und besser als andere Ethiken tatsächliche moralische Probleme lösen zu können. Darüber hinaus kann sie die Funktionsweise moralischer Institutionen besser beurteilen und die Grenzen und Fehler anderer Ethiken besser erklären als diese das im umgekehrten Fall zu leisten imstande sind 1. Kritischer Rationalismus Der dieser Ethik zugrunde liegende ›Kritische Rationalismus‹ ist eine philosophische Denkrichtung, die keine Schule sein will. Schulen neigen zur Bildung von Dogmen; und Dogmen sind Sätze, die man gerne von aller Kritik ausnimmt. Dennoch hat auch der Kritische Rationalismus seine Grundsätze, und der wichtigste ist, alles Denken und Handeln der Kritik zu unterwerfen. Aber dieser Grundsatz ist kein Dogma; er kann kritisiert und durch etwas Besseres ersetzt werden. Das ist bei der folgenden Variante des Kritischen Rationalismus geschehen, deren zentrale Leitidee nicht Kritik ist, sondern ›Probleme lösen wollen‹ 2. Dieser Wille, Probleme lösen zu wollen, dürfte allmählich zum Synonym für ›Vernunft‹ geworden sein. Als technischer Begriff wird diese problemlösende Vernunft im Folgenden noch einmal explizit dargestellt. Sie hat viele Vorzüge, unter anderen den, dass sie auch die 1 Dieser Aufsatz ist die Ausarbeitung eines Vortrags, gehalten am 30. April 2009 an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. 2 Niemann [1993a], Kap. I. 2 Ethik in den Kritischen Rationalismus einzubeziehen in der Lage ist, was vor 1993 nie systematisch durchgeführt worden war 3. Stärker noch als die kritische Haltung hat die problemlösende Vernunft das Potenzial, eine allgemeine Lebensweise zu sein oder zu werden. Sie ist so einleuchtend, dass sie von jeder anderen philosophischen Schule übernommen werden kann, und zwar so, dass kaum jemand merkt, etwas angenommen oder übernommen zu haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass die problemlösende Vernunft teilweise im Alltagsdenken, vor allem aber im wissenschaftlichen Denken längst ihren festen Platz hat. ›Vernunft‹ als Problemlösungsmethode Diese Vernunft beziehungsweise das, was ich kritisch-rational oder ›vernünftig‹ nenne, ist tatsächlich so trivial wie die Erfindung des Rades oder des Wasserkruges,-musste aber, wie vieles andere Triviale, erst von einem großen Geist entdeckt und dann einige Jahrzehnte lang propagiert werden. Das war im vorliegenden Fall Karl Popper, der 1957 eine Methode des Problemlösens vorstellte, mit der bis dahin unwiderlegbare metaphysische Behauptungen widerlegt und daher als richtig oder falsch eingestuft werden konnten 4. Seit knapp zwei Jahrzehnten versuche ich, diese Methode zur Unterscheidung von richtiger und falscher Metaphysik zu verbreiten, nicht nur, um Metaphysik vom pauschalen Verdacht der Weltabgewandtheit und Obskurität zu befreien, sondern vor allem auch, um zu zeigen, dass dieselbe Methode ohne allzu große Schwierigkeiten auf die Ethik übertragen werden kann 5. Worum geht es dabei? Der Definition nach sind metaphysische Aussagen solche, die empirisch unprüfbare Erkenntnisse behaupten. Ein typisches Beispiel ist: ›Hinter der sichtbaren Welt gibt es unsichtbare Wesen, die uns krank machen und uns nach dem Leben trachten‹. Das war lange Zeit ein empirisch unprüfbarer, also metaphysischer Satz. Dann entdeckten Robert Koch (1843-1919) und Louis Pasteur (1822-1895) die pathogenen Mikroben, und auf einmal war dieser Geisterglaube empirisch prüfbar und hörte auf, eine unprüfbare, spekulative Metaphysik zu sein. Seit 1876 ist die Suche nach jenen bösartigen, unsichtbaren Wesen Teil einer seriösen empirischen Wissenschaft geworden.

Die Chronologie eines lebenslangen Interesses. Nachwort des Herausgebers in Karl R. Popper, Wissen und das Leib-Seele-Problem (2012)

Giuseppe Franco, Interview mit Hans-Joachim Niemann, Teil 2 (2009)

Erkenntnis, Ethik und Alltagsdenken. Ein Gespräch mit Hans-Joachim Niemann über den Kritischen Ra... more Erkenntnis, Ethik und Alltagsdenken. Ein Gespräch mit Hans-Joachim Niemann über den Kritischen Rationalismus Teil 2* Man kann die epistemologische Auffassung Poppers mit den Worten Problem-Theorie-Kritik zusammenfassen. Wie hat man das zu verstehen? Sie sprechen auf Poppers ›epistemologi-sches‹ Schema an, das zur ›episteme‹, zur Erkenntnis, führt. Leben heißt Probleme lösen. Und das wiederum heißt, irgendwelche Ziele verfolgen und sie nicht ohne Schwierigkeiten erreichen. Es ist egal, ob Sie sich dabei einen Wissenschaftler vorstellen oder einen Erstklässler auf dem Weg zur Schule. Wer Probleme hat, versucht, sie zu lösen. Wer das nicht tut, ist unvernünftig. Natürlich kann man unvernünftig sein. Aber lassen Sie uns sehen, was der vernünftige Mensch tut. Ein Erstklässler, der ein Problem mit der Schule hat, probiert etwas Neues aus. Er hat eine Theorie, wie es besser gehen könnte. Oder, weniger hochtrabend, aber methodologisch gleichbedeutend: er denkt sich eine erste Lösung aus. Zum Beispiel könnte sein erster Versuch einer Lösung sein, heute die Schule zu schwänzen. Dann fällt ihm-hoffentlich!-eine zweite Lösung ein: Doch hingehen, weil immerhin die Sportstunde Spaß macht. Und dann kommt vielleicht noch eine dritte hinzu: überhaupt immer durchhalten und danach sich mit was Schönem belohnen: Playstation, Fußball oder sonst was. Beim Wissenschaftler sind die ›versuchten Lösun-gen‹ natürlich mehrere Theorien, die er ausprobiert, die er der Kritik aussetzt und deren Lösungskraft er vergleicht. ›Versuchte Lösung‹ oder ›Theorie‹, egal, wie wir die Wörter wählen, Hauptsache,

Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution.Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung 1986

Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution. Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung Zeits... more Alle Lebewesen steuern ihre eigene Evolution. Bemerkungen zu Karl Poppers Medawar-Vorlesung Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie Herausgegeben von der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg Der Vorstand der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg und die Redaktion von Aufklärung und Kritik gedenken der verstorbenen Mitherausgeber in Dankbarkeit.

Über Utopien und Wunder. Eine Welt voller Möglichkeitsräume

Warum wir Utopien brauchen und wie wir sie verwirklichen können. Vortrag in Nürnberg

Die Zeitschrift "Aufklaerung und Kritik" vor 20 Jahren (2014)