Papers by Gottfried Deckenbach
Im Frühmittelalter waren Grenzsteine noch unüblich. Damals fielen Grenzen in aller Regel mit natü... more Im Frühmittelalter waren Grenzsteine noch unüblich. Damals fielen Grenzen in aller Regel mit natürlichen Landmarken zusammen, also Quellen, Mooren, Flüssen, Bächen, Schluchten und Bergzügen. Auch besonders markante Felsen oder Felsbrocken sowie Bäume und Hecken wurden zur Gebietsaufteilung herangezogen und teilweise extra angepflanzt. Gegebenenfalls wurden Furchen bzw. Gräben oder Wälle mitten durch ein Waldgebiet gezogen. Die Zahl der unterschiedlichen Gebietseigner war überschaubar. Erst ab dem Spätmittelalter begann man, Gebietsgrenzen mit Grenzpfählen und später mit Grenzsteinen zu versehen. Diese trugen nun in aller Regel die Wappen adeliger Besitzer oder die Zeichen bzw. Wappen von Klöstern, Städten oder Stiftungen sowie, neuerdings, die Zeichen von zu Wohlstand gekommenen Privatleuten. Kleine rechtlich eigenständige oder aber trotz mehrerer Anteilsparteien einvernehmlich verwaltete Orte mit eigenem Gemeindegebiet kennzeichneten ihre Grenzsteine folgendermaßen: Entweder mit sogenannten Fleckenzeichen, meist Gegenstände darstellend wie wir sie oftmals als sog. "gemeine Zeichen" in der Heraldik wiederfinden, außerdem auch mit abstrakten geometrischen Zeichen, sogenannten Hausmarken, oder aber schlichtweg nur mit dem Anfangsbuchstaben des Ortsnamens. Letzteres war noch bis vor wenigen Jahrzehnten weit verbreitet. Egal ob Wappen oder Zeichen, der "Ausweis" des Gebietsinhabers zeigt immer auf seine Seite, also niemals zum Nachbarn hin. Allgemein gilt, daß an der steinmetztechnischen Qualität der Ausführung der Wappen oder Zeichen Macht und Besitz seiner Inhaber abgelesen werden konnten. So sind die meisten Wappen oder Zeichen nur vertieft angebracht, vereinfacht gesagt in die Steinfläche eingeritzt. Wappen oder Zeichen, bei denen Wert auf Repräsentation gelegt wurde, sind aufwändig "erhaben" gearbeitet. Hier ragt das Zeichen über die restliche Steinfläche hinaus. Jahreszahlen auf Grenzsteinen sind selten. Oftmals wurden sie nur anlässlich von Streitigkeiten bzw.
Uploads
Papers by Gottfried Deckenbach