Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übe... more Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funk-und Fernsehsendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem (Fotokopie, Microkopie) oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, Ton-und Bildträgern bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des §54, Abs.2, UrhG. werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen. Druck: Beltz Bad Langensalza GmbH Printed in Germany. Das Vorhaben »Weltweites Zellwerk -Umbrüche in der kulturellen Bedeutung frühmittelalterlichen Edelsteinschmucks vor dem Hintergrund von Wirtschaftsgeschichte sowie Ideen-und Technologietransfer« (FKZ: 01UO1313A) wird im Rahmen des Programms »Die Sprache der Objekte -Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. V CONTENTS
Actor-network theory (ANT) describes all entities within a network on the same terms and undoes t... more Actor-network theory (ANT) describes all entities within a network on the same terms and undoes the hierarchy in the relationship between subject and object. Hence, nothing exists outside of constantly shifting networks of relationships in both the social and natural world. There are no external social forces beyond what and how the network participants interact at a given time. Thus, objects, ideas, processes, and any other relevant factors are seen as equally important as human beings in creating social situations. Heinrich von Kleist was one of the first German authors, if not the first, to discover the material potential, dynamics, and agency of objects. In his novellas, especially Michael Kohlhaas, he anticipates approaches of ANT, including, among others, Bruno Latour's ideas on agency, assemblage, object, and society.
Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1 an denen Theodor Fontane von den ersten Reisefeuill... more Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1 an denen Theodor Fontane von den ersten Reisefeuilletons 1859 bis zur Wohlfeilen Ausgabe 1892 immer wieder als sein offenes, fortsetzbares work in progress gearbeitet hat, sind in vielfacher Hinsicht ergiebiger Begleiter und Ausdruck seiner umfangreichen journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeiten. 2 Über die Jahre hinweg wurden die Wanderungen für Fontane zum »episodischen Großtext«, 3 zum primären Referenzkompendium seiner Stoffe, aber ebenso zu einer wertvollen Sammlung und zugleich Übung struktureller Beobachtungen und Konstellationen, beispielsweise hinsichtlich der Entwicklung von Figurendialogen, Wahrnehmungssteuerungen oder Blicklenkungen. Ob in direkten und teils wörtlichen Übernahmen von Ortsbeschreibungen, in der Disposition von Dialogen oder der Erfassung der Wahrnehmungsebenen vor Ort: Der Quellencharakter seiner monumentalen »Meta-Erzählung« 4 tritt in zahlreichen Romanen und Erzählungen mal offen, mal diskreter zutage. 5 Die Wanderungen sind »seinen Romanen […] wie eine kontrapunktische Begleitmelodie unterlegt« 6 , und sie stehen für einen grundlegenden Ansatz im Schaffen Fontanes: Der Wanderer sieht seine Aufgabe im Einsammeln, Aufzeigen und Verknüpfen von Daten, Biographien und Räumen, um Wissen und darin Erinnerungsorte preußischer Geschichte zu reaktivieren. 7 Dabei ist Fontane kein Historiker, und er will auch keiner sein, die Wanderungen sind ein poetischer Text und Fontane ein poetischer Sammler. Seine Freude am »Einsammeln« 8 und Verknüpfen von Geschichte und Geschichten vollzieht sich durch eine Auflockerung der Grenzen zwischen den Ebenen der Wahrnehmung der Landschaften und der Projektion einstiger historischer Relevanz, »der Wanderer schreitet durch die Zeit hindurch voran in eine poetisierte Vergangenheit Preußens«. 9 Seine Recherchen manifestieren sich in diversen kleinen Formen: Dorfchroniken, Kirchenbucheinträge, Memoiren, Briefwechsel, Nekrologe, »Im übrigen ist alles hinüber«. Theodor Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg als Reservoir einer Poetik der Enttäuschung Nils C. Ritter Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte
Semantik der kleinen Dinge: Siegelringe bei Thomas Mann. Eine Bestandsaufnahme von den Buddenbroo... more Semantik der kleinen Dinge: Siegelringe bei Thomas Mann. Eine Bestandsaufnahme von den Buddenbrooks bis zum Zauberberg. In: Mann_lichkeiten. Kulturelle Repräsentationen und Wissensformen in Texten Thomas Manns. Hg. von Ariane Totzke und Julian Reidy. Würzburg: Königshausen & Neumann (=Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Natur).
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übe... more Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funk-und Fernsehsendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem (Fotokopie, Microkopie) oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, Ton-und Bildträgern bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des §54, Abs.2, UrhG. werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen. Druck: Beltz Bad Langensalza GmbH Printed in Germany. Das Vorhaben »Weltweites Zellwerk -Umbrüche in der kulturellen Bedeutung frühmittelalterlichen Edelsteinschmucks vor dem Hintergrund von Wirtschaftsgeschichte sowie Ideen-und Technologietransfer« (FKZ: 01UO1313A) wird im Rahmen des Programms »Die Sprache der Objekte -Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen« vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. V CONTENTS
Actor-network theory (ANT) describes all entities within a network on the same terms and undoes t... more Actor-network theory (ANT) describes all entities within a network on the same terms and undoes the hierarchy in the relationship between subject and object. Hence, nothing exists outside of constantly shifting networks of relationships in both the social and natural world. There are no external social forces beyond what and how the network participants interact at a given time. Thus, objects, ideas, processes, and any other relevant factors are seen as equally important as human beings in creating social situations. Heinrich von Kleist was one of the first German authors, if not the first, to discover the material potential, dynamics, and agency of objects. In his novellas, especially Michael Kohlhaas, he anticipates approaches of ANT, including, among others, Bruno Latour's ideas on agency, assemblage, object, and society.
Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1 an denen Theodor Fontane von den ersten Reisefeuill... more Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 1 an denen Theodor Fontane von den ersten Reisefeuilletons 1859 bis zur Wohlfeilen Ausgabe 1892 immer wieder als sein offenes, fortsetzbares work in progress gearbeitet hat, sind in vielfacher Hinsicht ergiebiger Begleiter und Ausdruck seiner umfangreichen journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeiten. 2 Über die Jahre hinweg wurden die Wanderungen für Fontane zum »episodischen Großtext«, 3 zum primären Referenzkompendium seiner Stoffe, aber ebenso zu einer wertvollen Sammlung und zugleich Übung struktureller Beobachtungen und Konstellationen, beispielsweise hinsichtlich der Entwicklung von Figurendialogen, Wahrnehmungssteuerungen oder Blicklenkungen. Ob in direkten und teils wörtlichen Übernahmen von Ortsbeschreibungen, in der Disposition von Dialogen oder der Erfassung der Wahrnehmungsebenen vor Ort: Der Quellencharakter seiner monumentalen »Meta-Erzählung« 4 tritt in zahlreichen Romanen und Erzählungen mal offen, mal diskreter zutage. 5 Die Wanderungen sind »seinen Romanen […] wie eine kontrapunktische Begleitmelodie unterlegt« 6 , und sie stehen für einen grundlegenden Ansatz im Schaffen Fontanes: Der Wanderer sieht seine Aufgabe im Einsammeln, Aufzeigen und Verknüpfen von Daten, Biographien und Räumen, um Wissen und darin Erinnerungsorte preußischer Geschichte zu reaktivieren. 7 Dabei ist Fontane kein Historiker, und er will auch keiner sein, die Wanderungen sind ein poetischer Text und Fontane ein poetischer Sammler. Seine Freude am »Einsammeln« 8 und Verknüpfen von Geschichte und Geschichten vollzieht sich durch eine Auflockerung der Grenzen zwischen den Ebenen der Wahrnehmung der Landschaften und der Projektion einstiger historischer Relevanz, »der Wanderer schreitet durch die Zeit hindurch voran in eine poetisierte Vergangenheit Preußens«. 9 Seine Recherchen manifestieren sich in diversen kleinen Formen: Dorfchroniken, Kirchenbucheinträge, Memoiren, Briefwechsel, Nekrologe, »Im übrigen ist alles hinüber«. Theodor Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg als Reservoir einer Poetik der Enttäuschung Nils C. Ritter Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte
Semantik der kleinen Dinge: Siegelringe bei Thomas Mann. Eine Bestandsaufnahme von den Buddenbroo... more Semantik der kleinen Dinge: Siegelringe bei Thomas Mann. Eine Bestandsaufnahme von den Buddenbrooks bis zum Zauberberg. In: Mann_lichkeiten. Kulturelle Repräsentationen und Wissensformen in Texten Thomas Manns. Hg. von Ariane Totzke und Julian Reidy. Würzburg: Königshausen & Neumann (=Konnex. Studien im Schnittbereich von Literatur, Kultur und Natur).
gewissem Sinne assyrischen Sphinx verbanden, sind zwar nicht vollständig und gesichert, können ab... more gewissem Sinne assyrischen Sphinx verbanden, sind zwar nicht vollständig und gesichert, können aber im Folgenden skizziert werden.
Thomas Manns monumentaler Roman Joseph und seine Brüder ist auch eine Erzählung über Dinge und de... more Thomas Manns monumentaler Roman Joseph und seine Brüder ist auch eine Erzählung über Dinge und den ihnen eingeschlossenen narrativen Mustern und Mythologemen. Dinge können eine eigene Agency, also eine Handlungs- und Wirkmacht haben, die zu Betrug, Manipulation, Gewalt, Furor, aber auch zu Vergewisserung, Vertrauen, Vergebung motiviert: Das Fell Esaus und Jaakobs, die Ketônet passîm Rahels und Josephs, das mesopotamische rituelle Inventar Labans, die Waffen und Werkzeuge Schimeons und Levis, die Schälmesserchen Mut-em-enets oder der silberne Becher Josephs und Mai Sachmes – um nur einige aufzulisten - sie alle werden zu Aktanten im Spiel der Figuren um das eigene Ich, um Macht, Überzeugung, Erlösung, Majestät und Identität. Sie helfen, soziale Möglichkeiten, Wahrnehmungen, Botschaften und Beziehungen zu kreieren, zu verstetigen und auch zu zerstören. So lässt sich die immer wieder betonte Schönheit Josephs durch den Erzähler nicht eindeutig geschlechtlich zuweisen und fügt sich nicht in das sonst strikt binär kodierte Weltbild des alttestamentarischen Patriarchats. Dies wird durch die Agency seines bunt schillernden Gewandes getriggert, mit dem Joseph gleich einer Travestie jenseits der Dualität zwischen den Geschlechtern zu oszillieren vermag.
Joseph und seine Brüder ist überdies auch eine Erzählung über das Leben der Dinge und die Verdinglichung des Lebens. Joseph muss zunächst zum stummen Diener, zum dinglichen Inventar einer Audienzhalle im „äffischen Ägypterland“ (IV, 97) werden, bevor er zum Ernährer und somit zum Agens wird und seinen verstorbenen Vater Jaakob zur „Schmuck- und Dauerpuppe des Todes“ (V, 1808) macht.
Der Vortrag wird anhand signifikanter Beispiele versuchen aufzuzeigen, dass Dinge weit über narrative Anschaulichkeit und Symbolhaftigkeit hinausragen können und stattdessen als Mediatoren in den Raum der Erzählung eintreten und Handlungen ermöglichen, inskribieren, verstetigen. In Joseph und seine Brüder sind es oftmals die Dinge, die soziale Möglichkeiten, Botschaften und Beziehungen konstituieren, sie sind real, diskursiv und sozial
Als Symbol von Autorität, Kennzeichnung und Repräsentation sind Siegelringe historische Bedeutung... more Als Symbol von Autorität, Kennzeichnung und Repräsentation sind Siegelringe historische Bedeutungsträger im öffentlichen wie privaten Raum. Beim Versiegeln von Dokumenten bestätigen sie einen Rechtsakt, getragen am Finger ihres Besitzers haben sie als Insignie, Schmuck- oder Erbstück einen repräsentativen oder auch privaten und intimen, stets auf Ihren Träger reflektierenden Wirkungskreis. Ein Siegelring ist stets mehr als Schmuckobjekt oder Werkzeug. Die symbolische Bedeutung des Tragens eines Siegelrings wanderte schon früh in die europäische Literatur, manifestierte sich am prominentesten in der Ringparabel von Gotthold Ephraim Lessings Nathan der Weise (1779), und auch in der Literatur des 19. Jh. lassen sich Siegelringe als wiederkehrende Dingsymbole mit unterschiedlichen Verweisungsstrukturen nachzeichnen. Im Repertoire der erzählerischen Dingwelt im Frühwerk Thomas Manns begleiten Siegelringe als mobile Akteure ihre Besitzer und entfalten darin ihre spezifisch mehrschichtige Bedeutung. Die persönliche Gebundenheit und ihr Symbolgehalt machen sie zu einer Objektgruppe hoher Ambiguität, die Thomas Mann in seinem ersten Roman, den Buddenbrooks (1901) entwickelt. Ein Siegelring mit grünem Stein ist hier einerseits Symbol der Tradition und Selbstwahrnehmung einer großbürgerlichen Familie, überdies aber auch wandernder Begleiter an den Händen von Johann bis Hanno Buddenbrook. Daneben verwendet Thomas Mann Siegelringe als dingliche Attribute seiner Figuren, von Jean Jacques Hoffstede in den Buddenbrooks über den alten Herrn mit weißem Bart in der Erzählung Das Wunderkind (1903) bis hin zu dem alten Geck in der Novelle Der Tod in Venedig (1911). Oft werden sie in unüblicher und ihrer überlieferten Funktion beraubten Weise getragen und verweisen auf ihren Besitzer. Während in den Buddenbrooks der ausgestreckte Zeigefinger des tyrannischen Ordinarius Dr. Mantelsack mit einem großen Siegelring geschmückt ist, besitzt der nüchterne Schulrat Dröge in dem Roman Königliche Hoheit (1909) nur noch einen Siegelring ohne Stein an der faltigen Hand. Gänzlich verkommen zu einer Maskerade sind Siegelringe im Tod in Venedig. Hier wird die Umwertung ihrer Bedeutungsfelder signifikant vor Augen geführt: Der alte Geck - die Präfiguration Aschenbachs - trägt in seiner maßlos übertriebenen Verkleidung als Jüngling Siegelringe an seinen beiden runzeligen Zeigefingern und degradiert diese zu Attributen seiner würdelosen Travestie. Siegelringe verweisen bei Thomas Mann stets auf ihre (männlichen) Besitzer. Sie sind in ihrer Ambiguität als Dingmotive Teil der von ihm entwickelten Narrative, in denen die Figuren seiner frühen Romane und Erzählungen zwischen nervlicher Überreiztheit, ermüdender Sensibilität und übersteigerter Disziplin pendeln. Der Siegelring steht in der Dingwelt Thomas Manns zudem als Grenzgänger zwischen überkommener Repräsentation von Macht und Würde, bizarrem Statussymbol und übertriebenem Kitsch, er hat Anteil am Diskurs über die Spannung zwischen autoritärer Haltung, dekadenter Lebensmüdigkeit und emphatischer Lebensbejahung in der Literatur des Fin de Siècle. Siegelringe stehen pars pro toto für eine tiefgreifende Untersuchung zum symbolischen und narratologischen Bedeutungswandel der Dingwelten/materiellen Kultur in der Literatur um 1900.
One of the most common class of artefacts of pre-Islamic Persia are gemstones, which were used as... more One of the most common class of artefacts of pre-Islamic Persia are gemstones, which were used as seals as well as jewellery. So far, almost 10.000 seals from the Sasanian period are known, whereas few material is known from the preceding Parthian period, yet. Centred in Persia, the Sasanian dynasty ruled from the Euphrates to the Indus, holding a position of supremacy for more than four centuries (from AD 224 to 652). Their gemstones respectively seals have had the highest geographical and social distribution of all known periods of pre-Islamic Persia. The Sasanians chose colourful gemstones of different shapes, predominantly made of microcrystalline varieties of quartz. They stand out in the art of seal-cutting of the late ancient world not only for their quantity and distribution, but also in the character of themselves: this class of artefacts is significantly standardized in material, colour, shape, imagery, style and cutting techniques. In the present paper, I will focus on the selection, background, and meaning of the materials, the colours and the shapes of Sasanian seals in order to present the traditional and innovative values of this class of material culture.
Ed. Matthias Müller, Nils C. Ritter, and Pauline Selbig. Berlin: De Gruyter, 2020. ISBN: 978-3-11... more Ed. Matthias Müller, Nils C. Ritter, and Pauline Selbig. Berlin: De Gruyter, 2020. ISBN: 978-3-11-065723-4. (Publication date: November 23, 2020)
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Joseph und seine Brüder ist überdies auch eine Erzählung über das Leben der Dinge und die Verdinglichung des Lebens. Joseph muss zunächst zum stummen Diener, zum dinglichen Inventar einer Audienzhalle im „äffischen Ägypterland“ (IV, 97) werden, bevor er zum Ernährer und somit zum Agens wird und seinen verstorbenen Vater Jaakob zur „Schmuck- und Dauerpuppe des Todes“ (V, 1808) macht.
Der Vortrag wird anhand signifikanter Beispiele versuchen aufzuzeigen, dass Dinge weit über narrative Anschaulichkeit und Symbolhaftigkeit hinausragen können und stattdessen als Mediatoren in den Raum der Erzählung eintreten und Handlungen ermöglichen, inskribieren, verstetigen. In Joseph und seine Brüder sind es oftmals die Dinge, die soziale Möglichkeiten, Botschaften und Beziehungen konstituieren, sie sind real, diskursiv und sozial
Die symbolische Bedeutung des Tragens eines Siegelrings wanderte schon früh in die europäische Literatur, manifestierte sich am prominentesten in der Ringparabel von Gotthold Ephraim Lessings Nathan der Weise (1779), und auch in der Literatur des 19. Jh. lassen sich Siegelringe als wiederkehrende Dingsymbole mit unterschiedlichen Verweisungsstrukturen nachzeichnen.
Im Repertoire der erzählerischen Dingwelt im Frühwerk Thomas Manns begleiten Siegelringe als mobile Akteure ihre Besitzer und entfalten darin ihre spezifisch mehrschichtige Bedeutung. Die persönliche Gebundenheit und ihr Symbolgehalt machen sie zu einer Objektgruppe hoher Ambiguität, die Thomas Mann in seinem ersten Roman, den Buddenbrooks (1901) entwickelt. Ein Siegelring mit grünem Stein ist hier einerseits Symbol der Tradition und Selbstwahrnehmung einer großbürgerlichen Familie, überdies aber auch wandernder Begleiter an den Händen von Johann bis Hanno Buddenbrook.
Daneben verwendet Thomas Mann Siegelringe als dingliche Attribute seiner Figuren, von Jean Jacques Hoffstede in den Buddenbrooks über den alten Herrn mit weißem Bart in der Erzählung Das Wunderkind (1903) bis hin zu dem alten Geck in der Novelle Der Tod in Venedig (1911). Oft werden sie in unüblicher und ihrer überlieferten Funktion beraubten Weise getragen und verweisen auf ihren Besitzer. Während in den Buddenbrooks der ausgestreckte Zeigefinger des tyrannischen Ordinarius Dr. Mantelsack mit einem großen Siegelring geschmückt ist, besitzt der nüchterne Schulrat Dröge in dem Roman Königliche Hoheit (1909) nur noch einen Siegelring ohne Stein an der faltigen Hand. Gänzlich verkommen zu einer Maskerade sind Siegelringe im Tod in Venedig. Hier wird die Umwertung ihrer Bedeutungsfelder signifikant vor Augen geführt: Der alte Geck - die Präfiguration Aschenbachs - trägt in seiner maßlos übertriebenen Verkleidung als Jüngling Siegelringe an seinen beiden runzeligen Zeigefingern und degradiert diese zu Attributen seiner würdelosen Travestie.
Siegelringe verweisen bei Thomas Mann stets auf ihre (männlichen) Besitzer. Sie sind in ihrer Ambiguität als Dingmotive Teil der von ihm entwickelten Narrative, in denen die Figuren seiner frühen Romane und Erzählungen zwischen nervlicher Überreiztheit, ermüdender Sensibilität und übersteigerter Disziplin pendeln. Der Siegelring steht in der Dingwelt Thomas Manns zudem als Grenzgänger zwischen überkommener Repräsentation von Macht und Würde, bizarrem Statussymbol und übertriebenem Kitsch, er hat Anteil am Diskurs über die Spannung zwischen autoritärer Haltung, dekadenter Lebensmüdigkeit und emphatischer Lebensbejahung in der Literatur des Fin de Siècle. Siegelringe stehen pars pro toto für eine tiefgreifende Untersuchung zum symbolischen und narratologischen Bedeutungswandel der Dingwelten/materiellen Kultur in der Literatur um 1900.
Centred in Persia, the Sasanian dynasty ruled from the Euphrates to the Indus, holding a position of supremacy for more than four centuries (from AD 224 to 652). Their gemstones respectively seals have had the highest geographical and social distribution of all known periods of pre-Islamic Persia.
The Sasanians chose colourful gemstones of different shapes, predominantly made of microcrystalline varieties of quartz. They stand out in the art of seal-cutting of the late ancient world not only for their quantity and distribution, but also in the character of themselves: this class of artefacts is significantly standardized in material, colour, shape, imagery, style and cutting techniques.
In the present paper, I will focus on the selection, background, and meaning of the materials, the colours and the shapes of Sasanian seals in order to present the traditional and innovative values of this class of material culture.