Targum Onkelos

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Zweisprachiger Bibeltext: Zeilen alternierend Tora/Targum Onkelos. British Library Oriental MS. 1,497, 4. Buch Mose 6,3-10. 12. Jh.

Der Targum Onkelos (אונקלוס, auch: Onqelos) ist eine Übersetzung der Tora aus dem Hebräischen ins Aramäische, die schon früh im Judentum offizielle Geltung erlangt hat. Onkelos ist der angebliche „Autor der zuletzt autoritativen aramäischen Übersetzung“ und soll mit Aquila (Bibelübersetzer) identisch sein, der eine ganz neue, wörtliche Übersetzung der Bibel ins Griechische schuf.[1]

Der Basistext stammt wahrscheinlich aus dem 2. Jahrhundert. Als in Palaestina die hebräische Sprache schrittweise durch die aramäische abgelöst wurde, entstand zu den Gottesdiensten das Problem, dass die Menschen die hebräischen Texte nicht mehr verstanden. Man setzte deshalb Dolmetscher ein, so genannte Meturgemanim (hebräisch מטורגמנים), die mündlich aus dem Hebräischen teilweise sehr frei ins Aramäische übersetzten. Später wollte man präzisere Übertragungen aufzeichnen und schuf dazu die Targumim.

Der Targum Onkelos wird zuerst im Babylonischen Talmud zitiert und „unser Targum“ genannt.[2] Da die gelehrten Schulen von Sura und Pumbedita in Babylonien ihre Tätigkeit erst im 3. Jahrhundert n. Chr. aufnahmen, kann auch die Redaktion des Targum Onkelos nicht früher angesetzt werden. Der Sprachtyp ist nicht palästinisch, sondern kommt einem standard-literarischen Aramäisch näher, das auch in anderen Literaturgattungen u. a. Urkunden, Zauberschalen in ganz Babylonien Verwendung fand.[3]

Früheste Originalbelege sind als Zitate zum Beispiel von Ex 15,9–12 auf Zauberschalen (5.–7. n. Chr.) überliefert.[4]

In babylonischen Quellen wird Onkelos häufig mit Aquila gleichgesetzt. Onkelos und Aquila lebten beide im 2. Jahrhundert, waren beide Proselyten und verfassten Bibelübersetzungen, jedoch in unterschiedlichen Sprachen. Die aramäische Übersetzung des Onkelos ist vollständig erhalten, die griechische des Aquila jedoch nur in Bruchstücken. Der italienische Gelehrte Azaria dei Rossi war der erste, der sich bemühte, die Verwechslungen zwischen dem aramäischen Übersetzer Onkelos und dem griechischen Übersetzer Aquila zu entwirren. Dies ist keine einfache Aufgabe, da hier Tatsachen und Legenden ineinander verwoben sind.

  • Nathan Marcus Adler: Sefer Berʼeshit – Devarim : ʻim targum ʼOnḳelos … Wilna 1875 (fünfbändiger Kommentar zum Targum Onkelos).
  • Abraham Berliner: Targum Onkelos. Pentateuchus. 1884 (kritische Textausgabe).
  • Alec Eli Silverstone: Aqila and Onkelos. Manchester 1931.
  • Encyclopedia Judaica. Band 12, S. 1405–1406.

Einzelnachweise

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  1. Johann Maier: Das Judentum. Von der Biblischen Zeit bis zur Moderne. Kindler, München 1973, zitiert nach Lizenzausgabe Ex Libris, Zürich, S. 315.
  2. Paul V. M. Flesher, Bruce D. Chilton: The Targums: A Critical Introduction (= Studies in Aramaic Interpretation of Scripture). Baylor University Press, Waco, Texas 2011, ISBN 978-90-04-21769-0, S. 9, 142 f., 327 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 26. Juni 2015]).
  3. Christa Müller-Kessler: The Linguistic Heritage of Qumran Aramaic. In: Armin Lange, Emanuel Tov, Matthias Weigold (Hrsg.): The Dead Sea Scrolls in Context. Integrating the Dead Sea Scrolls in the Study of Ancient Texts, Languages, and Cultures (Leiden 2011), S. 215–259.
  4. Christa Müller-Kessler: The Earliest Evidence for Targum Onqelos from Babylonia and the Question of Its Dialect and Origin. In: Journal for the Aramaic Bible. Band 3, 2001, S. 181–198; Christa Müller-Kessler: Die Zauberschalentexte der Hilprecht-Sammlung, Jena und weitere Nippur-Texte anderer Sammlungen (= Texte und Materialen der Frau Professor Hilprecht-Collection. Band 7). Wiesbaden 2005, S. 12–13 und Tf. 1.2.