Marsilius von Inghen
Marsilius von Inghen (* zwischen 1335 und 1340 in der Nähe von Nimwegen, Provinz Gelderland; † 20. August 1396 in Heidelberg, Kurpfalz) war von 1362 bis 1378 Magister an der Universität Paris sowie von 1386 bis 1396 an der Universität Heidelberg. Er schrieb mehrere Kommentare zu Werken des Aristoteles über Logik, Naturphilosophie und Metaphysik, wobei er einen nominalistischen Standpunkt vertrat.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Genaueres zu seinem Elternhaus und seiner Jugend ist nicht bekannt. Das erste nachweisbare Datum zu seiner Biografie ist der 27. September 1362. An diesem Tag hielt er seine Antrittsvorlesung als Magister artium an der Universität Paris. Dort nahm er seine Arbeit auf und war 1367 und 1371 auch Rektor der Universität. Nebenbei studierte er auch Theologie. Seine Vorlesungen erfreuten sich großer Popularität. 1378 war Marsilius der Delegierte der Universität Paris am Hof von Papst Urban VI. in Tivoli. 1379 bat er seinen Kollegen Hugh von Hervort, seine Interessen in Paris zu vertreten.
Nach 1379 wird der Name von Marsilius von Inghen nicht mehr in den Aufzeichnungen der Universität Paris erwähnt. Vermutlich wurde er durch das Schisma von 1378 vertrieben.
Ab 1386 war Marsilius Magister an der Universität Heidelberg, die er in jenem Jahr unter dem Kurfürsten Ruprecht I. mit gegründet hatte und an der er insgesamt neun Mal als Rektor amtierte: Von 1386, dem Gründungsjahr der Universität, bis 1392 und nochmals vom 23. Juni bis zu seinem Tod am 20. August 1396. Von 1389 bis 1390 war er dafür verantwortlich, das Universitätsregister nach Rom zu transferieren. Danach nahm er wieder das Studium der Theologie auf. Als erstem Theologen wurde ihm in Heidelberg die Doktorwürde verliehen.
Schon wenig später verstarb Marsilius von Inghen dort und wurde in der Heidelberger Peterskirche begraben. Sein Grab ist nicht mehr erhalten, jedoch wurde 2011, zum 625. Jubiläum der Universität, eine Gedenkplatte in der südlichen Seitenkapelle, der Universitätskapelle, errichtet. Im Rektorenbuch der Universität Heidelberg hat Rektor Johann van de Noet den Tod des Vorgängers in folgenden Worten festgehalten:
„Im Jahre 1396, am 20. August, dem Tag des Heiligen Bernhard (von Clairvaux), starb der ehrwürdige Mann, Magister Marsilius von Inghen, Kanoniker und Thesaurar des St. Andreas-Stifts in Köln, der Gründer und Anheber dieser unserer Universität, ein hervorragender Doktor der Heiligen Theologie, der hier als erster promoviert worden ist. Er hat unserer Universität zahlreiche Handschriften theologischen und philosophischen Inhalts zusammen mit anderen Wertsachen vermacht. Er war Rektor und ist in der Peterskirche im Chor vor dem Hauptaltar begraben. Seine Seele ruhe in Frieden.“
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2015 wurden auf dem Heidelberger Campus Im Neuenheimer Feld die nach dem Gründungsrektor benannten „Marsiliusarkaden“ errichtet.
- 2007 gründete die Universität Heidelberg ein Center for Advanced Studies und nannte es zu Ehren von Marsilius von Inghen Marsilius-Kolleg.
- 1931 wurde ein Platz in der Heidelberger Altstadt nach dem ersten Rektor der Heidelberger Universität benannt.
Marsiliusplatz, Ausblicke, Universitätsplatz und Augustinergasse
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Blick auf den Marsiliusplatz mit der Neuen Universität, Bildmitte
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Blick von der Schulgasse auf den Marsiliusplatz
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Blick vom Marsiliusplatz auf den Innenhof der Neuen Universität
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Blick von der Augustinergasse zum Marsiliusplatz
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heike Hawicks, Harald Berger: Marsilius von Inghen und die Niederrheinlande. Zum 625. Todestag des Gründungsrektors der Heidelberger Universität (= Beiträge zur Geschichte der Kurpfalz und der Universität Heidelberg 1). Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2021, ISBN 978-3-8253-4897-7.
- Karl Alexander von Reichlin-Meldegg: Geschichte der Universität Heidelberg, Band 1, Mannheim, 1862; Scan des Kapitels über Marsilius von Inghen
- Rolf Schönberger: Marsilius von Inghen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 260 f. (Digitalisat).
- Manfred Schulze: Marsilius von Inghen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 988–1001 .
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Prantl: Marsilius von Inghen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 441.
- Literatur von und über Marsilius von Inghen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Marsilius von Inghen in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Marsilius von Inghen in Heidelberg - PDF-Datei
- Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Biographie auf der Website der Universität Heidelberg
- Weitere biografische Seite der Universität Heidelberg
- Marsilius ab Inghen im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
Personendaten | |
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NAME | Marsilius von Inghen |
KURZBESCHREIBUNG | Magister an der Universität Paris und an der Universität Heidelberg |
GEBURTSDATUM | zwischen 1335 und 1340 |
GEBURTSORT | bei Nimwegen |
STERBEDATUM | 20. August 1396 |
STERBEORT | Heidelberg |