Steppenmammut
Steppenmammut | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Skelettrekonstruktion im Spengler-Museum | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Unteres Pleistozän (Calabrium) bis Mittleres Pleistozän | ||||||||||||
1.7 Mio. Jahre bis etwa 200.000 Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
| ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Mammuthus trogontherii | ||||||||||||
(Pohlig, 1885) |
Das Steppenmammut (Mammuthus trogontherii) war ein Mammut aus dem Alt- und Mittelpleistozän von Eurasien. Dieser Elefant hat sich vermutlich im Unteren Pleistozän im östlichen Asien aus dem Südelefanten (Mammuthus meridionalis) entwickelt. Die ältesten Funde des Steppenmammuts stammen bisher aus dem Nihewan-Becken in China und datieren auf ein Alter von rund 1,66 Millionen Jahren.[1][2] Im westlichen Eurasien trat der Mammutvertreter vermutlich aber nicht vor dem ausgehenden Altpleistozän auf. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 4,7 m gehört das Steppenmammut zu den größten bekannten Rüsseltieren. Es wird vermutet, dass diese Tiere bis zu zehn Tonnen Gewicht erreichen konnten. Die spiralförmigen Stoßzähne konnten bei den Männchen über 5 m lang werden, waren aber einfacher gebogen als beim späteren Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius).
Steppenmammute waren besser an Grasnahrung angepasst als Südelefanten und drangen weit in Steppengebiete vor. Sie lebten aber auch in Waldlandschaften, was Funde aus Ostengland in einer Torfschicht, die Waldpflanzen enthielt, zeigen. Mammuthus trogontherii ist eine der ersten Mammutarten, die durch starke Behaarung an das Leben in kalten Regionen angepasst waren. Vor etwa 250.000 Jahren trat das Wollhaarmammut, das sich in Nordasien aus dem Steppenmammut entwickelte, in Europa in Erscheinung und löste seinen Vorläufer nach einer kurzen Übergangszeit vollständig ab.
Eines der vollständigsten Skelette eines Steppenmammuts wurde 1996 im serbischen Kikinda gefunden und ausgestellt. Es handelt sich bei dem Fund um ein Weibchen mit einer Gesamthöhe von 3,7 m und 3,5 m langen Stoßzähnen.[3] Das Körpergewicht des lebenden Mammuts wird auf sieben Tonnen geschätzt. Männchen könnten in diesem Gebiet noch größer und mit mächtigeren Stoßzähnen bewehrt gewesen sein.
So wurde 2009 in der Kohlegrube der serbischen Stadt Kostolac in unmittelbarer Nähe der Ausgrabungsstätte der ehemaligen römischen Grenzstadt Viminatium das nahezu unversehrte Skelett eines männlichen Steppenmammuts (Mammuthus trogontherii) entdeckt, das rekonstruiert knapp 4 m hoch war und schätzungsweise 9,4 bis 9,7 t wog.[4] Seit 2014 ist es dort in einem unterirdischen Museum ausgestellt. Das einzige montierte Skelett in Deutschland befindet sich in der Ausstellung im Spengler-Museum in Sangerhausen.
Im Februar 2021 wurde der Öffentlichkeit die Analyse einer DNA-Probe vorgestellt, die in Sibirien aus einem Zahn eines auf ein Alter von etwa 1,2 Millionen Jahre geschätzten Steppenmammuts gewonnen wurde. Sie gilt als die älteste erhaltene aDNA.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jordi Augusti, Mauricio Antón: Mammoths, Sabertooths, and Hominids. 65 Million Years of Mammalian Evolution in Europe. Columbia University Press, New York NY u. a. 2002, ISBN 0-231-11640-3.
- Adrian Lister, Paul Bahn: Mammuts – Riesen der Eiszeit. Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1997, ISBN 3-7995-9050-1.
- Zoran Markovic, Desa Djordjevic, M. Milivojevic: Description of the habitat of Mammuthus trogontherii from late Middle Pleistocene, on the basis of the accompanying flora and fauna (northern rim of the Balkan Peninsula – Loc. Kikinda). In: Вера Михайловна Подобина (Hrsg.): Эволюция жизни на Земле. = Evolution of life on the earth. Материалы I-го междунар. симп., 24–28 нояб. 1997 г., Томск. Naučno-techničeskoj literatury, Tomsk 2001, ISBN 5-89503-120-X, S. 123–124.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bilder des Mammuts im Kikinda-Museum ( vom 6. Juli 2007 im Internet Archive)
- Beschreibung des Mammuts von Edersleben bei harz-saale.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Guangbiao Wei, Hiroyuki Taruno, Changzhu Jin und Fei Xie: The earliest specimens of the steppe mammoth, Mammuthus trogontherii, from the Early Pleistocene Nihewan Formation, North China. Earth Science 57, 2003, S. 289–298 (Volltext [PDF; 1,90 MB])
- ↑ Xi Chen und Hao-wen Tong: On the hindfoot bones of Mammuthus trogontherii from Shanshenmiaozui in Nihewan Basin, China. Quaternary International 445, 2017, S. 50–59, doi:10.1016/j.quaint.2016.09.001
- ↑ Miloš Milivojević: Excavation, reconstruction and conservation of Steppe Elephant from the clay pit of the building material factory “Toza Marković” at Kikinda (Serbia). Bulletin of the Natural History Museum 4, 2011, S. 51–64 (Volltext ( des vom 1. August 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. [PDF; 2,08 MB])
- ↑ Adrian M. Lister, Vesna Dimitrijević, Zoran Marković, Slobodan Knežzević und Dick Mol: A skeleton of ‘steppe’ mammoth (Mammuthus trogontherii (Pohlig)) from Drmno, near Kostolac, Serbia. Quaternary International 276–277, 2012, S. 129–144, doi:10.1016/j.quaint.2012.03.021
- ↑ Tom van der Valk, Patrícia Pečnerová, David Díez-del-Molino, Anders Bergström, Jonas Oppenheimer, Stefanie Hartmann, Georgios Xenikoudakis, Jessica A. Thomas, Marianne Dehasque, Ekin Sağlıcan, Fatma Rabia Fidan, Ian Barnes, Shanlin Liu, Mehmet Somel, Peter D. Heintzman, Pavel Nikolskiy, Beth Shapiro, Pontus Skoglund, Michael Hofreiter, Adrian M. Lister, Anders Götherström und Love Dalén: Million-year-old DNA sheds light on the genomic history of mammoths. Nature, 2021, doi:10.1038/s41586-021-03224-9