Menstruationsbeschwerden

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Klassifikation nach ICD-10
N94 Schmerzen und andere Beschwerden, die an den weiblichen Organen und mit dem Menstruationszyklus auftreten.
N94.4 Primäre Dysmenorrhoe
N94.5 Sekundäre Dysmenorrhoe
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Menstruationsbeschwerden (lateinisch Molimina menstrualia) bezeichnen verschiedene Symptome, die vor und während der Menstruation auftreten können. Die häufigsten sind das prämenstruelle Syndrom (PMS) und die Regelschmerzen (Dysmenorrhoe: schmerzhafte oder schwierige Menstruation[1]). Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Dysmenorrhoe. Menstruationsbeschwerden sind wichtige Hinweise in der gynäkologischen Diagnostik.[2]

Wie entstehen Menstruationsschmerzen? Erklärvideo (46 sec)

Untersuchungen an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen Ende der 1950er Jahre ergaben, dass etwa 25–35 % der untersuchten jungen Frauen unter Menstruationsbeschwerden litten.[3]

Primäre Dysmenorrhoe

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Primäre Regelschmerzen setzen im Normalfall kurz nach der Menarche ein und dauern bei betroffenen Frauen meist bis zur Menopause. Auslöser für Regelschmerzen sind Prostaglandine, körpereigene Schmerzbotenstoffe, die ein Zusammenziehen der Muskulatur der Gebärmutter bei der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut hervorrufen. Durch diese Muskelkontraktion kommt es zu einer schwächeren Durchblutung der Gebärmutter, was den Schmerz auslöst. Seelische Belastung und Stress können die Symptome verstärken.[4][5]

Im Falle der primären Dysmenorrhoe ist die Menstruation selbst der Schmerzauslöser. Vor allem junge oder sehr schlanke Frauen leiden besonders in den ersten Jahren ihrer Regelblutung unter krampfartigen Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Letzteres kann von Völlegefühl und Übelkeit bis zu Erbrechen und Durchfall reichen. Einige Frauen sind so stark betroffen, dass ihnen eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt wird.[6]

In Japan dürfen Frauen seit 1947 pro Monat einen Tag unbezahlten oder bezahlten Menstruationsurlaub nehmen, in Indonesien seit 1948 zwei Tage und in Taiwan seit 2013 bis zu drei Tage pro Monat.[7] 2017 wurde in Italien der Entwurf für ein Gesetz vorgelegt, das Unternehmen verpflichten soll, weiblichen Angestellten bei Vorliegen einer ärztlichen Bescheinigung bis zu drei Tage pro Monat unter Lohnfortzahlung freizustellen.[8]

Sekundäre Dysmenorrhoe

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Der sekundäre Regelschmerz wird ausgelöst durch organische Veränderungen oder Erkrankungen. Sekundäre Dysmenorrhoe kann infolge des Gebrauchs mechanischer Verhütungsmittel (etwa Intrauterinpessar oder Diaphragma) auftreten, aber auch die Folge gynäkologischer Erkrankungen wie Myome, Zysten, Endometriose, Beckenvenensyndrom etc. sein.

Zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden können verschiedene therapeutische Mittel gewählt werden. Bei starken Regelschmerzen sollten organische Erkrankungen durch einen Gynäkologen ausgeschlossen werden.

Menstruationsstörungen

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Neben Beschwerden gibt es auch sogenannte Regeltypusstörungen:

Begriff Molimina menstrualia

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Der lateinische Begriff Molimina menstrualia (molimina dt. ‚Beschwerden‘) wird in der Literatur uneinheitlich verwendet. Während in der wissenschaftlichen Literatur damit unter anderem das prämenstruelle Syndrom beschrieben wird[18], wird in der deutschen medizinischen Literatur mit dem Begriff sowohl das Auftreten von Blutungen und Schmerzen während der Regelblutung[19], als auch monatlich zunehmende Beschwerden mit ausbleibender Regelblutung bei Hymenalatresie beschrieben.[20]

Literatur zur Geschichte der Menstruationsbeschwerden

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  • Johanna Bleker: Hysterie, Dysmenorrhoe, Chlorose: Diagnosen bei Frauen der Unterschicht im frühen 19. Jahrhundert. In: Medizinhistorisches Journal. Band 28, 1993, S. 345–374.

Einzelnachweise

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  1. Lois Jovanovic, Genell J. Subak-Sharpe: Hormone. Das medizinische Handbuch für Frauen. (Originalausgabe: Hormones. The Woman’s Answerbook. Atheneum, New York 1987) Aus dem Amerikanischen von Margaret Auer. Kabel, Hamburg 1989, ISBN 3-8225-0100-X, S. 372.
  2. Serban-Dan Costa: Die Gynäkologie. Springer, 2006, ISBN 3-540-25664-4, S. 304 hier online.
  3. P. A. König: Statistischer Beitrag zum Dysmenorrhoe-Problem. 1959 (online).
  4. W. Dick Die psychische Form der Dysmenorrhoe und deren hypnotische Behandlung, 1924 online
  5. Pierre E. Frevert, Psychosomatische Aspekte der Gynäkologie und Geburtshilfe, 2009 online (PDF; 173 kB).
  6. Florian Bayer: Debatte: Menstruationsurlaub für Frauen. In: Der Standard. 12. Dezember 2014, abgerufen am 5. April 2017.
  7. Italiens Parlament diskutiert Menstruations-Urlaub für Frauen. In: Die Welt. 30. März 2017, abgerufen am 5. April 2017.
  8. Italien: Politikerinnen fordern „Menstruationsurlaub“. In: derStandard.at. 3. April 2017, abgerufen am 5. April 2017.
  9. Hildegard Hofmann, Christine Geist (Hrsg.): Geburtshilfe und Frauenheilkunde: Lehrbuch für Gesundheitsberufe, Verlag Walter de Gruyter, 1998, S. 200
  10. Ursel Bühring, Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie, Georg Thieme Verlag, 2014, Abschnitte 29.2.2.8, 20.6.2.5, 29.2.6.5 und andere
  11. Ming-Chiu Ou: Pain relief assessment by aromatic essential oil massage on outpatients with primary dysmenorrhea: a randomized, double-blind clinical trial. In: Pubmed. Abgerufen am 2. April 2023.
  12. Ali Babar: Essential oils used in aromatherapy: A systemic review. In: Sciencedirect. Abgerufen am 2. April 2023.
  13. Wighard Strehlow: Hildegard Heilkunde von A-Z. Knaur Verlag, 2019, S. 73, 79.
  14. Beta-caryophyllene and Beta-Caryophyllene Oxide-natural componde of anticancer and analgesic properties. In: Pubmed. 5. Oktober 2016, abgerufen am 2. April 2023.
  15. Periodencreme. In: braVe care. Abgerufen am 2. April 2023.
  16. Lee et al. J Pain Symptom Manage. 2011 Apr 29.
  17. Gharloghi et al. Patient Prefer Adherence. 2012;6:137-142.
  18. Jerilynn C. Prior, Chiaki Konishi, Christine L. Hitchcock, Elaine Kingwell, Patti Janssen, Anthony P. Cheung, Nichole Fairbrother and Azita Goshtasebi: Does Molimina Indicate Ovulation? Prospective Data in a Hormonally Documented Single-Cycle in Spontaneously Menstruating Women. Hrsg.: Int. J. Environ. Res. Public Health. Band 15, Nr. 5, 2018, S. 1016, doi:10.3390/ijerph15051016.
  19. Kiechle, Marion: Gynäkologie und Geburtshilfe. Hrsg.: Kiechle, Marion. Band 2. Urban & Fischer Verlag GmbH / Elsevier, 2010, ISBN 978-3-437-42407-6.
  20. Weyerstahl, Stauber: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Hrsg.: Weyerstahl. 4. Auflage. Thieme Verlag, 2013, ISBN 978-3-13-125344-6.