Bernhard Schmidt (Optiker)
Bernhard Woldemar Schmidt (* 30. Märzjul. / 11. April 1879greg. auf der zu Estland gehörigen Insel Naissaar (deutsch Nargen); † 1. Dezember 1935 in Hamburg) war ein estnischer[1] auf astronomische Optik spezialisierter Optiker. Nach ihm ist das Schmidt-Teleskop benannt, das auch als Schmidt-Kamera oder Schmidt-Spiegel bezeichnet wird.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Jugendlicher verlor Bernhard Schmidt beim Spielen mit Schießpulver seine rechte Hand. Trotz dieser Behinderung glänzte er nicht nur durch theoretische Kenntnisse, sondern vor allem auch bei der Herstellung perfekter Linsen und Spiegel.
Bernhard Schmidt studierte von 1901 bis 1904 am Technikum Mittweida Elektrotechnik und fertigte ab 1903 in seiner Werkstatt in Mittweida handgeschliffene Spiegel und Linsen mit höchster Präzision. Neben der Herstellung der verschiedenen großen Spiegel und Objektive für astronomische Geräte verbesserte er vorhandene Optik durch Retusche. So kam er auch mit der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf in Kontakt, er wirkte dort seit 1926 als freier Mitarbeiter.
In Hamburg gelang ihm die Erfindung eines völlig neuartigen Spiegelteleskops, das heute Schmidt-Spiegel, Schmidt-Teleskop oder auch Schmidt-Kamera genannt wird. Die Schmidt-Kamera fand wegen des großen erfassbaren Bildwinkels und höchster Bildgüte bis in die Ecken der Fotoplatten bald weite Verbreitung in der Astrofotografie. Schmidt meldete seine Entwicklung nicht als Patent an.
Schmidt verwendete für die nach ihm benannten Spiegelteleskope eine Kombination aus sphärischem Spiegel und einer in dessen Mittelpunktsebene angebrachten, asphärischen Korrekturplatte (Schmidt-Platte). Damit lassen sich die Nachteile von Parabolspiegeln (kleines Bildfeld) sowie von Linsenoptiken (geringe Lichtstärke, „sekundäres Spektrum“) vermeiden. Bereits die Anordnung der Schmidt-Platte als Eintrittspupille genau im Krümmungsmitelpunkt des Hauptspiegels beseitigt die außeraxialen Bildfehler Koma und Astigmatismus.
Zur Fertigung der schwierig herzustellenden Korrekturplatte entwickelte und praktizierte Schmidt ein eigenes Fertigungsverfahren: eine planparallele Glasplatte wird mit Unterdruck gezielt verformt. In diesem Zustand wird die Platte wieder plan bzw. sphärisch geschliffen und poliert. Nach der Politur wird die Platte entspannt. Die sich ergebende Form einer solchen Platte beseitigt die sphärische Aberration des Kugelspiegels, so dass ein großes Bildfeld ohne Abbildungsfehler genutzt werden kann. Dadurch war es nun erstmals möglich, lichtstarke Teleskope mit großer numerischer Apertur und einem großen Bildfeld zu schaffen.
Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Bergedorf neben der Hamburger Sternwarte.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bernhard Schmidt ist die Hauptfigur im 1987 erschienenen Roman Vastutuulelaev (deutsch Gegenwindschiff) des estnischen Schriftstellers Jaan Kross (1920–2007).
Nach Schmidt sind der Asteroid (1743) Schmidt und (zusammen mit zwei Namensvettern) der Mondkrater Schmidt benannt. Auch der Schmidtweg im Hamburger Stadtteil Bergedorf, die Bernhard Schmidt-Grundschule und die Bernhard-Schmidt-Straße in Mittweida sind nach Bernhard Schmidt benannt.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein lichtstarkes komafreies Spiegelsystem. In: Centralzeitung für Optik und Mechanik, Band 52, 1931, S. 25–26 und Mitteilungen der Hamburger Sternwarte in Bergedorf, Band 7, Nr. 36, 1932, S. 15–17, Online verfügbar
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Richard Schorr: Bernhard Schmidt. Astronomische Nachrichten Nr. 6171, Januar 1936 Bd. 528
- Arthur Arno Wachmann: Das Leben des Optikers Bernhard Schmidt. in: Sterne und Weltraum 1962/2, S. 28–32
- Rolf Riekher: Fernrohre und ihre Meister. 2. Auflage. Verlag Technik, Berlin 1990, S. 321–326, ISBN 3-341-00791-1
- Siegfried Marx, Werner Pfau: Himmelsfotografie mit Schmidt-Teleskopen. Urania-Verlag, Leipzig 1990, 167 S., 97 Abb., ISBN 3-332-00214-7
- Erik Schmidt: Optical Illusions: The Life Story of Bernhard Schmidt, the Great Stellar Optician of the Twentieth Century. Teaduste Akadeemia Kirjastus, 1995, ISBN 9985-50-102-0.
- Erik Schmidt: Minu Onu Bernhard Schmidt. Ilmamaa, 2002, ISBN 9985-77-061-7.
- Barbara Dufner: Den Himmel fest im Blick, Eine wissenschaftliche Biografie über den Astro-Optiker Bernhard Schmidt. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, 337 S., ISBN 3-515-08097-X.
- Erik Schmidt: Bernhard Schmidt 1879–1935. 2004.
- Barbara Dufner: Schmidt, Bernhard Woldemar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 179 f. (Digitalisat).
- J. Schramm: Sterne über Hamburg – Die Geschichte der Astronomie in Hamburg. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Kultur- & Geschichtskontor, Hamburg 2010, ISBN 978-3-9811271-8-8
- Jan-Peter Domschke, Sabine Dorn, Hansgeorg Hofmann, Rosemarie Poch, Marion Stascheit: Mittweidas Ingenieure in aller Welt. Hochschule Mittweida (Hrsg.): Mittweida 2014, S. 98f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Bernhard Schmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Schmidtmuseum der Hamburger Sternwarte
- Private Seite mit Darstellung der Arbeiten Schmidts
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Barbara Dufner: Den Himmel fest im Blick. Eine wissenschaftliche Biografie über den Astro-Optiker Bernhard Schmidt. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2002, S. 18; Vgl. auch: Jaan Kross: Kaks märkust Bernhard Schmidti asjus, in: Estonia 2/1985, S. 40.
Personendaten | |
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NAME | Schmidt, Bernhard |
ALTERNATIVNAMEN | Schmidt, Bernhard Woldemar |
KURZBESCHREIBUNG | estnisch-deutscher Optiker |
GEBURTSDATUM | 11. April 1879 |
GEBURTSORT | Insel Naissaar, Estland |
STERBEDATUM | 1. Dezember 1935 |
STERBEORT | Hamburg |