„William Calley“ – Versionsunterschied

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'''William Laws Calley, Jr.''' (* [[8. Juni]] [[1943]] in [[Miami]], [[Florida]]; † [[28. April]] [[2024]] in [[Gainesville (Florida)|Gainesville]], Florida<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.washingtonpost.com/obituaries/2024/07/29/william-calley-dead-my-lai-massacre/ |titel=William Calley, Army officer and face of My Lai Massacre, is dead at 80 |werk=Washington Post |sprache=en |abruf=2024-07-30}}</ref>) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Offizier]] der [[United States Army]]. Er war der Einzige, der vor Gericht für das [[Massaker von Mỹ Lai]], ein [[Kriegsverbrechen]] während des [[Vietnamkrieg]]s, zur Verantwortung gezogen wurde.
[[Datei:My Lai massacre.jpg|mini|hochkant=1|Beim Massaker von My Lai ermordete vietnamesische Zivilisten (16. März 1968)]]
'''William Laws Calley, Jr.''' (* [[8. Juni]] [[1943]] in [[Miami]], [[Florida]]) ist ein ehemaliger [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Offizier]]. Er war der Einzige, der vor Gericht für das [[Massaker von Mỹ Lai]], ein [[Kriegsverbrechen]] während des [[Vietnamkrieg]]s, zur Verantwortung gezogen wurde.


== Leben ==
== Leben ==


=== Frühe Jahre und beruflicher Werdegang ===
=== Frühe Jahre und beruflicher Werdegang ===
William Laws Calley wurde am 8. Juni 1943 als einziger Sohn und das zweite von vier Kindern in [[Miami]], Florida geboren. Sein Vater William Laws Calley Sr., ein Baumaschinenverkäufer, hatte im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in der [[United States Navy|US-Navy]] gedient.
William Laws Calley wurde am 8. Juni 1943 als einziger Sohn und als zweites von vier Kindern in [[Miami]], Florida geboren. Sein Vater William Laws Calley Sr., ein Baumaschinenverkäufer, hatte im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in der [[United States Navy|US-Navy]] gedient.


Eine seiner Schwestern beschrieb in später als einen aktiven Jungen, "früh auf und immer gut gelaunt". Calley absolvierte zunächst die Miami Edison High School und besuchte dann ab 1963 das Palm Beach Junior College. 1964 brach er das Studium ab und arbeitete daraufhin in unterschiedlichen Berufen.
Eine seiner Schwestern beschrieb ihn später als einen aktiven Jungen, „früh auf und immer gut gelaunt“. Calley absolvierte zunächst die Miami Edison High School und besuchte dann ab 1963 das Palm Beach Junior College. 1964 brach er das Studium ab und arbeitete daraufhin in unterschiedlichen Berufen.


Am 26. Juli 1966 meldete sich Calley in einem Aufnahmezentrum in [[Albuquerque]] für den Eintritt in die Army. Im selben Jahr starb auch seine Mutter. Calley absolvierte zunächst seine Grundausbildung in [[Fort Benning]], [[Georgia]], sowie eine personalisierte Ausbildung in [[Fort Lewis]], [[Washington (Bundesstaat)|Washington]]. Er wurde in die Offiziersanwärterschule aufgenommen und begann Mitte März 1967 eine Offiziersausbildung. Nach seinem Abschluss am 5. September 1967 wurde er zum Leutnant der Infanterie ernannt.<ref>Time (Hrsg.): An Average American Boy?, [https://time.com/ time.com/],12. Mai, 1969, http://25thaviation.org/id299.htm, aufgerufen am 3. Juni 2021.</ref>
Am 26. Juli 1966 meldete sich Calley in einem Aufnahmezentrum in [[Albuquerque]] für den Eintritt in die Army. Im selben Jahr starb seine Mutter. Calley absolvierte zunächst seine Grundausbildung in Fort Benning (heute [[Fort Moore]]), [[Georgia]], sowie eine personalisierte Ausbildung in [[Fort Lewis]], [[Washington (Bundesstaat)|Washington]]. Er wurde in die Offizieranwärterschule aufgenommen und begann Mitte März 1967 eine Offizierausbildung. Nach seinem Abschluss am 5. September 1967 wurde er zum Leutnant der Infanterie ernannt.<ref>Time (Hrsg.): An Average American Boy?, [https://time.com/ time.com/],12. Mai, 1969, http://25thaviation.org/id299.htm, aufgerufen am 3. Juni 2021.</ref>


[[Datei:My Lai massacre.jpg|mini|hochkant=1|Beim Massaker von Mỹ Lai ermordete vietnamesische Zivilisten (16. März 1968)]]
=== Verbrechen ===
=== Verbrechen ===
Am 16. März 1968 nahm eine Gruppe von Soldaten, u.&nbsp;a. aus dem 1. [[Platoon]] der C-Kompanie der [[Task Force Barker]] unter dem Kommando von Leutnant Calley, die Ortschaft Mỹ Lai und andere umliegende Dörfer der Gegend in der [[Südvietnam|südvietnamesischen]] [[Quảng Ngãi (Provinz)|Provinz Quảng Ngãi]] ein und tötete dabei zwischen 347 und 504 Zivilisten. Die amerikanische Presse berichtete am 16. November 1969 erstmals über das „Massaker von Mỹ Lai“.
Am 16. März 1968 nahm eine Gruppe von Soldaten, u.&nbsp;a. aus dem 1. [[Platoon]] der C-Kompanie der [[Task Force Barker]] unter dem Kommando von Leutnant Calley, die Ortschaft Mỹ Lai und andere umliegende Dörfer der Gegend in der [[Südvietnam|südvietnamesischen]] [[Quảng Ngãi (Provinz)|Provinz Quảng Ngãi]] ein und tötete dabei zwischen 347 und 504 Zivilisten. Die amerikanische Presse berichtete am 16. November 1969 erstmals über das „Massaker von Mỹ Lai“.
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Die [[Militärgericht|Kriegsgerichtsverhandlungen]] gegen William Calley waren für den 17. November 1969 in [[Fort Benning]] angesetzt, begannen aufgrund mehrfacher Verschiebungen jedoch erst am 16. November 1970.
Die [[Militärgericht|Kriegsgerichtsverhandlungen]] gegen William Calley waren für den 17. November 1969 in [[Fort Benning]] angesetzt, begannen aufgrund mehrfacher Verschiebungen jedoch erst am 16. November 1970.


Am 29. März 1971 wurde Calley, der auf [[Befehlsnotstand]] beharrte, der vorsätzlichen Tötung von 22 Zivilisten schuldig gesprochen und am 31. März 1971 zu einer [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslangen Haftstrafe]] verurteilt. Niemand anderer seiner Einheit wurde wegen ähnlicher Taten in Mỹ Lai verurteilt. Schon am darauffolgenden Tag, dem 1. April 1971, verfügte [[Präsident der Vereinigten Staaten|Präsident]] [[Richard Nixon]] seine Haftentlassung. Calley bekam lediglich [[Hausarrest]]. Am 20. August 1971 wurde seine nominelle Strafe durch die Army auf 20&nbsp;Jahre verkürzt, danach vom [[United States Secretary of the Army|Heeresstaatssekretär der Vereinigten Staaten]] [[Howard H. Callaway]] nochmals halbiert. 1974 wurde Calley durch Callaway endgültig [[Gnadenbefugnis|begnadigt]].<ref>{{Internetquelle|autor=Cordt Schnibben|url=https://www.zeit.de/1986/38/my-lai-die-karriere-eines-kriegsverbrechers/komplettansicht|titel=My Lai - die Karriere eines Kriegsverbrechens|werk=[[Die Zeit]]|datum=1986-09-12|zugriff=2019-09-06}}</ref>
Am 29. März 1971 wurde Calley, der angab, Befehle seines Vorgesetzten [[Ernest Medina]] befolgt zu haben, und auf [[Befehlsnotstand]] beharrte, der vorsätzlichen Tötung von 22 Zivilisten schuldig gesprochen und am 31. März 1971 zu einer [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslangen Haftstrafe]] verurteilt. Niemand anderer seiner Einheit wurde wegen ähnlicher Taten in Mỹ Lai verurteilt. Schon am darauffolgenden Tag, dem 1. April 1971, verfügte [[Präsident der Vereinigten Staaten|Präsident]] [[Richard Nixon]] seine Haftentlassung. Calley bekam so lediglich [[Hausarrest]]. Am 20. August 1971 wurde seine nominelle Strafe durch die Army auf 20&nbsp;Jahre verkürzt, danach vom [[United States Secretary of the Army|Heeresstaatssekretär der Vereinigten Staaten]] [[Howard H. Callaway]] nochmals halbiert. 1974 wurde Calley durch Callaway endgültig [[Gnadenbefugnis|begnadigt]].<ref>{{Internetquelle |autor=Cordt Schnibben |url=https://www.zeit.de/1986/38/my-lai-die-karriere-eines-kriegsverbrechers/komplettansicht |titel=My Lai die Karriere eines Kriegsverbrechens |werk=[[Die Zeit]] |datum=1986-09-12 |zugriff=2019-09-06}}</ref>


=== Zuspruch und Ablehnung ===
=== Zuspruch und Ablehnung ===
Die Verurteilung von Calley führte zu Empörung in den USA. In einigen Bundesstaaten – so [[Indiana]], [[Utah]], [[Mississippi (Bundesstaat)|Mississippi]] – wurden die Flaggen aus Solidarität mit dem Angeklagten auf halbmast gesetzt und die [[Gouverneur (Vereinigte Staaten)|Gouverneure]] riefen zu Sympathiekundgebungen für Calley auf. Der Gouverneur Georgias [[Jimmy Carter]], später [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsident]], führte den ''American Fighting Man's Day'' ein und bat die Bürger Georgias, aus Solidarität mit Calley eine Woche mit eingeschalteten Lichtern zu fahren.<ref name="1970s 84">{{cite book |title= How We Got Here: The 1970s|last= Frum|first= David|authorlink= David Frum|coauthors= |year= 2000|publisher= Basic Books|location= New York, New York|isbn= 0-465-04195-7|page= |pages=84–85 |url= }}</ref> Die Parlamente [[Arkansas]]', [[Kansas]]', [[Texas]]', [[New Jersey]]s und [[South Carolina]]s forderten die Begnadigung Calleys.<ref name="1970s 84"/> [[Alabama]]s Gouverneur [[George Wallace]] besuchte Calley. Das [[Weißes Haus|Weiße Haus]] erhielt 5.000 [[Telegramm]]e mit einem Verhältnis von 100 zu 1 zugunsten einer Begnadigung.<ref name="Cookman, Claude 2007, S. 154–162">Cookman, Claude., Journal of American History; Juni 2007, Vol. 94, Issue 1, S. 154–162</ref> In einer [[Telefonumfrage]] sprachen sich 79 % für Calley und gegen das Urteil aus. 81 % hielten das Urteil für zu hart und 69 % waren der Meinung, Calley sei nur ein [[Sündenbock]].<ref name="Cookman, Claude 2007, S. 154–162"/>
Die Verurteilung Calleys führte zu Empörung in den USA. In einigen Bundesstaaten – so [[Indiana]], [[Utah]], [[Mississippi (Bundesstaat)|Mississippi]] – wurden die Flaggen aus Solidarität mit dem Angeklagten auf halbmast gesetzt und die [[Gouverneur (Vereinigte Staaten)|Gouverneure]] riefen zu Sympathiekundgebungen für Calley auf. Der Gouverneur Georgias und später [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsident]] [[Jimmy Carter]] führte den ''American Fighting Man’s Day'' ein und bat die Bürger Georgias, aus Solidarität mit Calley eine Woche mit eingeschalteten Lichtern zu fahren.<ref name="1970s 84">{{cite book |title= How We Got Here: The 1970s|last= Frum|first= David|authorlink= David Frum|coauthors= |year= 2000|publisher= Basic Books|location= New York, New York|isbn= 0-465-04195-7|pages=84–85 |url= }}</ref> Die Parlamente von [[Arkansas]], [[Kansas]], [[Texas]], [[New Jersey]] und [[South Carolina]] forderten die [[Begnadigung]] Calleys.<ref name="1970s 84"/> [[Alabama]]s Gouverneur [[George Wallace]] besuchte Calley. Das [[Weißes Haus|Weiße Haus]] erhielt 5.000 [[Telegramm]]e mit einem Verhältnis von 100 zu 1 zugunsten einer Begnadigung.<ref name="Cookman, Claude 2007, S. 154–162">Cookman, Claude., [[The Journal of American History]]; Juni 2007, Vol. 94, Issue 1, S. 154–162</ref> In einer [[Telefonumfrage]] sprachen sich 79 % für Calley und gegen das Urteil aus. 81 % hielten das Urteil für zu hart und 69 % waren der Meinung, Calley sei nur ein [[Sündenbock]].<ref name="Cookman, Claude 2007, S. 154–162"/>


Andere hingegen unterstützten den Schuldspruch und waren empört, dass nur Calley verurteilt worden war. Die ''Winter Soldier Investigation'' in Detroit, organisiert von den [[Vietnam Veterans Against the War]], protestierte Ende Januar 1971 gegen die für unzureichend gehaltene Strafverfolgung.<ref>{{cite web| url= http://www2.iath.virginia.edu/sixties/HTML_docs/Resources/Primary/Winter_Soldier/WS_02_opening.html| title=Winter Soldier Investigation: Opening Statement of William Crandell| date=31. Januar 1971| work=The 1960s Project | publisher=[[Institute for Advanced Technology in the Humanities]] an der [[University of Virginia]]}}</ref>
Andere hingegen unterstützten den Schuldspruch und waren empört, dass nur Calley verurteilt worden war. Die ''Winter Soldier Investigation'' in Detroit, organisiert von den [[Vietnam Veterans Against the War]], protestierte Ende Januar 1971 gegen die für unzureichend gehaltene Strafverfolgung.<ref>{{Internetquelle |url=http://www2.iath.virginia.edu/sixties/HTML_docs/Resources/Primary/Winter_Soldier/WS_02_opening.html |titel=Winter Soldier Investigation: Opening Statement of William Crandell |datum=1971-01-31|werk=The 1960s Project |hrsg=[[Institute for Advanced Technology in the Humanities]] an der [[University of Virginia]]}}</ref>


=== Die Zeit danach ===
=== Die Zeit danach ===
1972 veröffentlichte William Calley seine Biographie, die auf [[Deutsche Sprache|Deutsch]] unter dem Titel „Ich war gern in Vietnam“ im [[S. Fischer Verlag|Fischer Verlag]] erschien. Aus der Arbeit als Manager im [[Juwelier]]geschäft seines Schwiegervaters zog er sich 2005 zurück. Calley lebt bei seinem Sohn, nachdem er sich von seiner Ehefrau getrennt hat. Er hat außerdem eine Tochter. Im August 2009 [[Entschuldigung|entschuldigte]] sich Calley vor Mitgliedern des [[Kiwanis]] Club von Columbus in Georgia für seine Taten.<ref>tagesanzeiger.ch: {{Webarchiv | url=http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Ich-fuehle-Reue--VietnamKommandant-nach-ueber-40-Jahren/story/11231031 | wayback=2009-08-23 | text=Vietnam-Kriegsverbrecher: „Ich fühle Reue“}}</ref>
1971 veröffentlichte William Calley seine Biographie, die auf [[Deutsche Sprache|Deutsch]] unter dem Titel ''Ich war gern in Vietnam'' im [[S. Fischer Verlag|Fischer Verlag]] erschien. Aus der Arbeit als Manager im [[Juwelier]]geschäft seines Schwiegervaters zog er sich 2005 zurück. Calley lebte bei seinem Sohn, nachdem er sich von seiner Ehefrau getrennt hatte. Er hatte außerdem eine Tochter. Im August 2009 [[Entschuldigung|entschuldigte]] sich Calley vor Mitgliedern des [[Kiwanis]] Club von Columbus in Georgia für seine Taten.<ref>tagesanzeiger.ch: {{Webarchiv | url=http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Ich-fuehle-Reue--VietnamKommandant-nach-ueber-40-Jahren/story/11231031 | wayback=2009-08-23 | text=Vietnam-Kriegsverbrecher: „Ich fühle Reue“}}</ref>


Ende Juli 2024 wurde bekannt, dass Calley am 28. April 2024 im Alter von 80 Jahren in Gainesville, Florida, verstorben ist.
== Werke ==

* William Calley, John Sack: ''Lieutenant Calley: His Own Story''. Viking Adult, 1971, ISBN 0-670-42821-3.
== Publikationen ==
* William Calley: ''Ich war gern in Vietnam''. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1972.
* mit John Sack: ''Lieutenant Calley. His Own Story.'' Viking Adult, 1971, ISBN 0-670-42821-3.
** deutsch: ''Ich war gern in Vietnam.'' Aus dem Amerikan. von Gisela Beyer, Nachwort [[Klaus Horn (Psychologe)|Klaus Horn]]. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1972.


== Literatur ==
== Literatur ==
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* Tom Tiede: ''Calley: Soldier or Killer?'' Pinnacle, New York 1971.
* Tom Tiede: ''Calley: Soldier or Killer?'' Pinnacle, New York 1971.
* Michal R. Belknap: ''The Vietnam War on Trial: The My Lai Massacre and the Court-Martial of Lieutenant Calley''. University Press of Kansas, Lawrence 2002.
* Michal R. Belknap: ''The Vietnam War on Trial: The My Lai Massacre and the Court-Martial of Lieutenant Calley''. University Press of Kansas, Lawrence 2002.
* Bernd Greiner: ''Krieg ohne Fronten – Die USA in Vietnam''. Hamburger Edition, Hamburg 2007.
* [[Bernd Greiner]]: ''Krieg ohne Fronten – Die USA in Vietnam''. Hamburger Edition, Hamburg 2007.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* {{Webarchiv | url=http://www.trial-ch.org/de/trial-watch/profil/db/facts/william_calley_89.html | wayback=20080415123217 | text=Über den Prozess bei trial-ch.org}}
* {{Webarchiv | url=http://www.trial-ch.org/de/trial-watch/profil/db/facts/william_calley_89.html | wayback=20080415123217 | text=Über den Prozess bei trial-ch.org}}
* University of Missouri-Kansas City, Fakultät School of Law: [http://law2.umkc.edu/faculty/projects/ftrials/mylai/MYL_calt.HTM ''Documents relating to the court martial of William L. Calley''] (englisch)
* University of Missouri-Kansas City, Fakultät School of Law: [http://law2.umkc.edu/faculty/projects/ftrials/mylai/MYL_calt.HTM ''Documents relating to the court martial of William L. Calley''] (englisch)
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Aktuelle Version vom 28. Oktober 2024, 11:47 Uhr

William Calley (1969)

William Laws Calley, Jr. (* 8. Juni 1943 in Miami, Florida; † 28. April 2024 in Gainesville, Florida[1]) war ein US-amerikanischer Offizier der United States Army. Er war der Einzige, der vor Gericht für das Massaker von Mỹ Lai, ein Kriegsverbrechen während des Vietnamkriegs, zur Verantwortung gezogen wurde.

Frühe Jahre und beruflicher Werdegang

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William Laws Calley wurde am 8. Juni 1943 als einziger Sohn und als zweites von vier Kindern in Miami, Florida geboren. Sein Vater William Laws Calley Sr., ein Baumaschinenverkäufer, hatte im Zweiten Weltkrieg in der US-Navy gedient.

Eine seiner Schwestern beschrieb ihn später als einen aktiven Jungen, „früh auf und immer gut gelaunt“. Calley absolvierte zunächst die Miami Edison High School und besuchte dann ab 1963 das Palm Beach Junior College. 1964 brach er das Studium ab und arbeitete daraufhin in unterschiedlichen Berufen.

Am 26. Juli 1966 meldete sich Calley in einem Aufnahmezentrum in Albuquerque für den Eintritt in die Army. Im selben Jahr starb seine Mutter. Calley absolvierte zunächst seine Grundausbildung in Fort Benning (heute Fort Moore), Georgia, sowie eine personalisierte Ausbildung in Fort Lewis, Washington. Er wurde in die Offizieranwärterschule aufgenommen und begann Mitte März 1967 eine Offizierausbildung. Nach seinem Abschluss am 5. September 1967 wurde er zum Leutnant der Infanterie ernannt.[2]

Beim Massaker von Mỹ Lai ermordete vietnamesische Zivilisten (16. März 1968)

Am 16. März 1968 nahm eine Gruppe von Soldaten, u. a. aus dem 1. Platoon der C-Kompanie der Task Force Barker unter dem Kommando von Leutnant Calley, die Ortschaft Mỹ Lai und andere umliegende Dörfer der Gegend in der südvietnamesischen Provinz Quảng Ngãi ein und tötete dabei zwischen 347 und 504 Zivilisten. Die amerikanische Presse berichtete am 16. November 1969 erstmals über das „Massaker von Mỹ Lai“.

Gerichtsverhandlung

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Die Kriegsgerichtsverhandlungen gegen William Calley waren für den 17. November 1969 in Fort Benning angesetzt, begannen aufgrund mehrfacher Verschiebungen jedoch erst am 16. November 1970.

Am 29. März 1971 wurde Calley, der angab, Befehle seines Vorgesetzten Ernest Medina befolgt zu haben, und auf Befehlsnotstand beharrte, der vorsätzlichen Tötung von 22 Zivilisten schuldig gesprochen und am 31. März 1971 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Niemand anderer seiner Einheit wurde wegen ähnlicher Taten in Mỹ Lai verurteilt. Schon am darauffolgenden Tag, dem 1. April 1971, verfügte Präsident Richard Nixon seine Haftentlassung. Calley bekam so lediglich Hausarrest. Am 20. August 1971 wurde seine nominelle Strafe durch die Army auf 20 Jahre verkürzt, danach vom Heeresstaatssekretär der Vereinigten Staaten Howard H. Callaway nochmals halbiert. 1974 wurde Calley durch Callaway endgültig begnadigt.[3]

Zuspruch und Ablehnung

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Die Verurteilung Calleys führte zu Empörung in den USA. In einigen Bundesstaaten – so Indiana, Utah, Mississippi – wurden die Flaggen aus Solidarität mit dem Angeklagten auf halbmast gesetzt und die Gouverneure riefen zu Sympathiekundgebungen für Calley auf. Der Gouverneur Georgias und später US-Präsident Jimmy Carter führte den American Fighting Man’s Day ein und bat die Bürger Georgias, aus Solidarität mit Calley eine Woche mit eingeschalteten Lichtern zu fahren.[4] Die Parlamente von Arkansas, Kansas, Texas, New Jersey und South Carolina forderten die Begnadigung Calleys.[4] Alabamas Gouverneur George Wallace besuchte Calley. Das Weiße Haus erhielt 5.000 Telegramme mit einem Verhältnis von 100 zu 1 zugunsten einer Begnadigung.[5] In einer Telefonumfrage sprachen sich 79 % für Calley und gegen das Urteil aus. 81 % hielten das Urteil für zu hart und 69 % waren der Meinung, Calley sei nur ein Sündenbock.[5]

Andere hingegen unterstützten den Schuldspruch und waren empört, dass nur Calley verurteilt worden war. Die Winter Soldier Investigation in Detroit, organisiert von den Vietnam Veterans Against the War, protestierte Ende Januar 1971 gegen die für unzureichend gehaltene Strafverfolgung.[6]

Die Zeit danach

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1971 veröffentlichte William Calley seine Biographie, die auf Deutsch unter dem Titel Ich war gern in Vietnam im Fischer Verlag erschien. Aus der Arbeit als Manager im Juweliergeschäft seines Schwiegervaters zog er sich 2005 zurück. Calley lebte bei seinem Sohn, nachdem er sich von seiner Ehefrau getrennt hatte. Er hatte außerdem eine Tochter. Im August 2009 entschuldigte sich Calley vor Mitgliedern des Kiwanis Club von Columbus in Georgia für seine Taten.[7]

Ende Juli 2024 wurde bekannt, dass Calley am 28. April 2024 im Alter von 80 Jahren in Gainesville, Florida, verstorben ist.

  • mit John Sack: Lieutenant Calley. His Own Story. Viking Adult, 1971, ISBN 0-670-42821-3.
    • deutsch: Ich war gern in Vietnam. Aus dem Amerikan. von Gisela Beyer, Nachwort Klaus Horn. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1972.
  • Wayne Greenhaw: The Making of a Hero: The Story of Lieutenant William Calley Jr. Louisville. Touchstone, 1971.
  • Richard Hammer: The Court-martial of Lt. Calley. Coward-McCann, New York 1971.
  • Tom Tiede: Calley: Soldier or Killer? Pinnacle, New York 1971.
  • Michal R. Belknap: The Vietnam War on Trial: The My Lai Massacre and the Court-Martial of Lieutenant Calley. University Press of Kansas, Lawrence 2002.
  • Bernd Greiner: Krieg ohne Fronten – Die USA in Vietnam. Hamburger Edition, Hamburg 2007.
Commons: William L. Calley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. William Calley, Army officer and face of My Lai Massacre, is dead at 80. In: Washington Post. Abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  2. Time (Hrsg.): An Average American Boy?, time.com/,12. Mai, 1969, http://25thaviation.org/id299.htm, aufgerufen am 3. Juni 2021.
  3. Cordt Schnibben: My Lai – die Karriere eines Kriegsverbrechens. In: Die Zeit. 12. September 1986, abgerufen am 6. September 2019.
  4. a b David Frum: How We Got Here: The 1970s. Basic Books, New York, New York 2000, ISBN 0-465-04195-7, S. 84–85.
  5. a b Cookman, Claude., The Journal of American History; Juni 2007, Vol. 94, Issue 1, S. 154–162
  6. Winter Soldier Investigation: Opening Statement of William Crandell. In: The 1960s Project. Institute for Advanced Technology in the Humanities an der University of Virginia, 31. Januar 1971 .
  7. tagesanzeiger.ch: Vietnam-Kriegsverbrecher: „Ich fühle Reue“ (Memento vom 23. August 2009 im Internet Archive)