„Lechkanal“ – Versionsunterschied

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Der '''Lechkanal''' ist ein nicht schiffbarer, linker [[Kanal (Wasserbau)#Der Seitenkanal|Seitenkanal]] des [[Lech]]s. Er zweigt bei [[Gersthofen]] von diesem ab und mündet unterhalb von [[Meitingen]] wieder in den Fluss. Der Kanal wurde vornehmlich zur [[Stromerzeugung]] sowie zum [[Hochwasserschutz]] gebaut. Er hat eine Länge von etwa 18&nbsp;km bei einer Breite von 28&nbsp;m.
Der '''Lechkanal''' ist ein nicht schiffbarer, linker [[Kanal (Wasserbau)#Der Seitenkanal|Seitenkanal]] des [[Lech]]s. Er zweigt bei [[Gersthofen]] von diesem ab und mündet nach den Wasserkraftwerken Gersthofen, Langweid und [[Wasserkraftwerk Meitingen|Meitingen]] wieder in den Fluss. Der auch '''LEW-Werkkanal''' genannte Kanal wurde abschnittsweise zwischen 1898 und 1922 zur [[Stromerzeugung]] sowie zum [[Hochwasserschutz]] gebaut. Er hat eine Länge von etwa 18&nbsp;km bei einer Breite von 28&nbsp;m und wird in seinem Verlauf von sieben Verkehrsbrücken überspannt.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte man den Lech in diesem Abschnitt zum Hochwasserschutz eingedeicht, wodurch das Flussbett von einer Überflutungsbreite von zwei Kilometern auf etwa 80 Meter eingeschränkt wurde.<ref>Beschreibung Lechauenlehrpfad</ref>
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte man den Lech in diesem Abschnitt zum Hochwasserschutz eingedeicht, wodurch das Flussbett von einer Überflutungsbreite von zwei Kilometern auf etwa 80 Meter eingeschränkt wurde.<ref>Beschreibung Lechauenlehrpfad</ref>


Im Jahr 1898 begann ein weiterer Umbau des [[Flussbett]]s mit dem zunächst drei Kilometer langen Lechkanal für den Bau eines Kraftwerkes. Erst 1891 war zum ersten Mal bei der [[Drehstromübertragung Lauffen–Frankfurt]] eine dauerhafte Energieversorgung über eine lange Strecke gelungen. Bauherr des Kraftwerkes war die [[Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co]]. Es wurde am [[Gersthofer Wehr]] auf Höhe des heutigen [[Augsburger Müllberg]]s ein Großteil des Flusswassers in den ersten Kanalabschnitt geleitet, an dessen Ende 1901 das erste große Wasserkraftwerk am Lech in Betrieb ging und mit dem die Elektrifizierung der Region begann. Die heute übliche Kombination von Stauwehr und Wasserkraftwerk im Flusslauf wurde damals technisch noch nicht beherrscht. Zwei Jahre später wurden die Lech-Elektrizitätswerke AG gegründet. Direkt neben dem Kraftwerk wurde bereits 1900 das [[Hoechst AG#Werk Gersthofen|Werk Gersthofen]] der [[Hoechst]] gegründet.
Im Jahr 1898 begann bei [[Gersthofen]] ein weiterer Umbau des [[Flussbett]]s mit dem zunächst drei Kilometer langen Lechkanal für den Bau eines Kraftwerks. Die heute übliche Kombination von [[Wehr (Wasserbau)|Stauwehr]] und [[Laufwasserkraftwerk]] im Flusslauf war damals technisch noch nicht beherrschbar. Es wurde am Gersthofer Wehr auf Höhe des heutigen [[Augsburger Müllberg]]s ein Großteil des Flusswassers in den ersten Kanalabschnitt geleitet, an dessen Ende 1901 mit dem Kraftwerk Gersthofen das erste große Wasserkraftwerk am Lech in Betrieb ging. Es wurde als langgestreckter Blankziegelbau mit [[Pilaster]]n, Rundbogenfenstern und hell abgesetzten Gliederungselementen quer über dem Kanal errichtet, in den Ostabschnitt wurde ein zweigeschossiger Bau mit geschwungenem [[Walmdach]] integriert. Erbaut wurde es durch die Frankfurter [[Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co.]] auf Anregung der in der Nähe von Frankfurt am Main ansässigen [[Hoechst AG|Farbwerke Hoechst AG vorm. Meister, Lucius & Brüning]], die 1900 mit dem Aufbau ihres neuen [[Industriepark Gersthofen|Werks Gersthofen]] begonnen hatten. Der Kanal hat nach der Ausleitung aus dem Lech einen Kiesfang, der regelmäßig ausgebaggert wird, um ein Zusetzten des Kanals zu verhindern. Oberhalb der Staustufe wurde ein später wieder zugeschütteter See gegraben, der eine Wasserpufferung gewährleisten sollte. Die Fläche wurde nach Verfüllung zur flächenmäßigen Verdoppelung des Chemiewerks verwendet.


Nachdem erst 1891 zum ersten Mal bei der [[Drehstromübertragung Lauffen–Frankfurt]] eine dauerhafte Energieversorgung über eine lange Strecke gelungen war, begann mit dem Gersthofer Kraftwerk die Elektrifizierung der Region bis beispielsweise [[Lechhausen]]. Zwei Jahre später wurde die [[Lechwerke|Lech-Elektrizitätswerke AG (LEW)]] gegründet. 1911 wurde beim Wasserkraftwerk auf der linken Kanalseite ein [[Dampfkraftwerk]] fertiggestellt, das erst mit Kohle, später mit Heizöl befeuert wurde, um auch bei geringem Wasserstand oder bei Eisgang eine sichere Stromproduktion gewährleisten zu können. Die zweischiffige Halle wurde passend gestaltet und 1941 erweitert.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_772147.pdf|hrsg=BLfD|titel=Denkmalliste Gersthofen|zugriff=2014-05-28}}</ref>
Der Strombedarf der Region stieg in den folgenden Jahren rasch an. Deshalb bauten die LEW ab 1906 bei Langweid<ref>{{internetquelle |url=http://www.lechmuseum.de/cms_lechmuseum_inter/downloads/flyer_lechmuseum.pdf|titel=Lechmuseum|zugriff=2012-03-17|format=PDF; 5,5&nbsp;MB}}</ref> mit der Verlängerung des Kanals ein weiteres [[Kanalkraftwerk Langweid|Kraftwerk]]. Beide Stauwerke besaßen eine Schleuse für die bis dahin noch existierende [[Flößerei]] auf dem Lech sowie eine mögliche spätere Schifffahrt. 1922 wurde bei Meitingen das dritte [[Laufwasserkraftwerk]] errichtet. Der Lechkanal mit seinen direkt vor den Kraftwerken bis zu acht Meter hohen [[Deich]]en erhielt dabei seine heutige Länge von etwa 18 Kilometern und umschloss zusammen mit dem Lech einen bis Meitingen weniger als 100 Meter, danach bis 500 Meter breiten Landstreifen. Zu einer 1940 geplanten Verlängerung des Kanals bis zur Donau kam es nicht, in diesem Abschnitt wurden die Kraftwerke in den 1950er-Jahren als [[Buchtenkraftwerk|Buchtenkraftwerke]] mit Wehren errichtet.


Das Gersthofer Kraftwerk erhielt auf Weisung der bayerischen Regierung eine [[Flößerei|Floß]]-Passage, die für die damals überlegte Schiffbarmachung des Lechkanals zu einer zweistufigen [[Schleuse]] hätte ausgebaut werden können, die aber nie genutzt und bereits 1907 überbaut wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://wassersystem-augsburg.de/de/station/kraftwerk-gersthofen |titel=Kraftwerk in Gersthofen |abruf=2022-08-22 |werk=wassersystem-augsburg.de}}</ref>
In den drei Kraftwerken am Lechkanal mit je 125 m³/s Wasser waren ursprünglich ausschließlich [[Francisturbine]]n installiert. Aufgrund der technischen Entwicklung wurden später bei Erweiterungen und Umbauten in Langweid und Gersthofen [[Kaplanturbine]]n mit besseren Wirkungsgraden eingebaut. Francisturbinen laufen nur noch in Meitingen.


Der Strombedarf der Region stieg in den folgenden Jahren rasch an. Deshalb nahmen die LEW bis 1907 bei [[Langweid am Lech|Langweid]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lechmuseum.de/media/9388/lew-lechmuseum-flyer-einzelseiten.pdf|titel=Lechmuseum|zugriff=2018-09-03|format=PDF; 508&nbsp;KB}}</ref> mit der Verlängerung des Kanals als nächste Stufe das [[Kanalkraftwerk Langweid]] in Betrieb. Das Kraftwerk wurde als langgestreckter Bau quer über dem Kanal errichtet und durch Pilaster, Rundbogenfenster und hell abgesetzte Zierelemente gegliedert. An den Enden wurden zweigeschossige, pavillonartige Walmdachbauten errichtet. 1938 kam es zu einer Erweiterung auf der östlichen Seite.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_772171.pdf|hrsg=BLfD|titel=Denkmalliste Langweid|zugriff=2014-05-28}}</ref> Auch dieses Stauwerk besaß eine Schleuse für die bis dahin noch existierende [[Flößerei]] auf dem Lech sowie eine mögliche spätere Schifffahrt.
Zwischen 1989 und 1993 erneuerten die LEW auch die Triebwasserentlastungen (Wehranlagen) der drei Kraftwerke. Durch eine neue Beschichtung des Lechkanalbetts für geringere Strömungsverluste und die Maschinenerneuerung in Langweid konnte die Ausbauleistung aller drei Kraftwerke um über 1000 kW gesteigert werden. In Gersthofen werden aus 9,5&nbsp;m Fallhöhe

durchschnittlich 67,4&nbsp;GWh/a erzeugt, in Langweid aus 7,2&nbsp;m 48,9&nbsp;GWh/a und in Meitingen aus 12,5&nbsp;m 77,2&nbsp;GWh/a.
1922 wurde bei [[Meitingen]] das dritte Wasserkraftwerk errichtet. Der Walmdachbau liegt ebenfalls quer über dem Kanal und ist mit [[Lisene]]ngliederung und [[Mezzanin]] verziert.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_772177.pdf|hrsg=BLfD|titel=Denkmalliste Meitingen|zugriff=2014-05-28}}</ref> Der Lechkanal mit seinen direkt vor den Kraftwerken bis zu acht Meter hohen [[Deich]]en erhielt mit diesem Ausbau seine heutige Länge von etwa 18 Kilometern und umschloss zusammen mit dem Lech einen bis zum Kraftwerk Langweid weniger als 100 Meter, danach bis 500 Meter breiten Landstreifen. Zu einer 1940 geplanten Verlängerung des Kanals bis zur Donau kam es nicht, in diesem Abschnitt wurden in den 1950er Jahren vier [[Buchtenkraftwerk]]e mit Wehren errichtet.
<ref>{{internetquelle |url=http://www.bew-augsburg.de/cbp/wasserkraft/daten/lechkanal.asp|titel=BEW-Kraftwerke am Lechkanal|zugriff=2012-09-21}} </ref>

In den drei Kraftwerken am Lechkanal mit je 125&nbsp;m³/s Wasser waren ursprünglich ausschließlich [[Francisturbine]]n installiert. Aufgrund der technischen Entwicklung wurden später bei Erweiterungen und Umbauten in Langweid und Gersthofen (1960) [[Kaplanturbine]]n mit besseren Wirkungsgraden eingebaut. Francisturbinen laufen nur noch in Meitingen.

Zwischen 1989 und 1993 erneuerten die LEW auch die Triebwasserentlastungen (Wehranlagen) der drei Kraftwerke. Durch eine neue Beschichtung des Lechkanalbetts wurden die Sickerungsverluste ins Grundwasser des teilweise über dem Umgebungsniveau liegenden Kanals verringert und die Strömungsverluste im Kanalbett reduziert. Zusammen mit der Maschinenerneuerung in Langweid konnte die Ausbauleistung aller drei Kraftwerke um über 1000&nbsp;kW gesteigert werden. In Gersthofen werden aus 9,5&nbsp;m Fallhöhe durchschnittlich 67,4&nbsp;GWh/a erzeugt, in Langweid aus 7,2&nbsp;m 48,9&nbsp;GWh/a und in Meitingen aus 12,5&nbsp;m 77,2&nbsp;GWh/a.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bew-augsburg.de/cbp/wasserkraft/daten/lechkanal.asp|titel=BEW-Kraftwerke am Lechkanal|zugriff=2012-09-21|archiv-url=https://web.archive.org/web/20131030182143/http://www.bew-augsburg.de/CBP/Wasserkraft/Daten/LECHKANAL.asp|archiv-datum=2013-10-30|offline=ja}}</ref>

Die Gebäude aller drei Kraftwerke wurden bis 2014 unter [[Denkmalschutz]] gestellt. 2019 wurden sie als Einzelobjekte Teil der [[Welterbestätte]] [[Augsburger Wassermanagement-System]].
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Gersthofer Wehr 01.JPG|Gersthofer Wehr
Kanalkraftwerk Gersthofen 03.jpg|Kraftwerk Gersthofen
Lechmuseum Bayern 13.JPG|Kraftwerk Langweid
Kraftwerk Meitingen01.JPG|[[Wasserkraftwerk Meitingen|Kraftwerk Meitingen]]
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== Umwelt ==
== Umwelt ==
Durch den Bau des Lechkanals kam es zur Trockenlegung vieler Seitenarme und zur starken Verringerung des Wasserstandes im nunmehr nur noch 80 Meter breiten Lechbett auf dem Abschnitt zwischen Gersthofen und Meitingen, was eine Wildflusslandschaft hinsichtlich Fauna und Flora entstehen ließ.<ref>{{internetquelle|url=http://www.rufclan.de/referenz/web/lew-tacho/brandtwein.html|titel=Zu neuem Leben erweckt: Der Brandtweinbach|zugriff=2009-02-26}}</ref>
Durch den Bau des Lechkanals kam es zur Trockenlegung der Lechseitenarme und zur starken Verringerung des Wasserstandes im nunmehr nur noch 80 Meter breiten Lechbett auf dem Abschnitt zwischen Gersthofen und Meitingen, was eine Wildflusslandschaft hinsichtlich Fauna und Flora entstehen ließ.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.rufclan.de/referenz/web/lew-tacho/brandtwein.html|titel=Zu neuem Leben erweckt: Der Brandtweinbach|zugriff=2009-02-26}}</ref>


Im Rahmen der Konzessionsverlängerung wurden ab Mitte der 1990er-Jahre verschiedene Auflagen umgesetzt.<ref>{{internetquelle|url=http://oekoplanweb.de/umwelt_lechkanal.php|titel=Ökoplan – Umwelt- und Landschaftsplanung - Lechkanal Gersthofen - Meitingen|archiv-url=http://web.archive.org/web/20080318100628/http://oekoplanweb.de/umwelt_lechkanal.php|archiv-datum=2008-03-18|zugriff=2009-02-26}}</ref> Bei einer Erhöhung der Restwassermenge auf 2000 Liter Wasser pro Sekunde im Lech-Mutterbett direkt hinter dem Wehr, die nur an 90 Tagen pro Jahr überschritten wird,<ref>{{internetquelle|url=http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Armer-Hund-oder-Rueckkehr-zum-Ur-Lech-id29235482.html|titel=„Armer Hund“ oder Rückkehr zum Ur-Lech?|zugriff=2014-03-19}}</ref> wurde am Gersthofer Wehr eine [[Fischtreppe]] als Beckenpass errichtet, um [[Fischwanderung]] zu ermöglichen. Weiter wird mit Hilfe eines [[Düker]]s 1,5 Kilometer unterhalb des Wehrs seit 1995 Wasser aus dem Lechkanal unter dem Lech hindurch geleitet, um die neuangelegten bzw. reaktivierten Auebäche östlich von Gersthofen, Chardonnay- und Branntweinbach, über einen [[Quelltopf]] mit 1000 Liter Wasser pro Sekunde zu versorgen. Bei Meitingen wurde eine alte Lech-Flutrinne vom Kanal zum Lech als Mädlelech umgestaltet, deren Mündung in den Lech 2009 fischgängig ausgebaut wurde.<ref>{{internetquelle|url=http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Augsburg-Land/Lokalnews/Artikel,-Stroemung-soll-Fische-in-den-Maedlelech-locken-_arid,1479872_regid,1_puid,2_pageid,4493.html|titel=Strömung soll Fische in den Lech locken|zugriff=2009-02-26}}</ref>
Im Rahmen der Konzessionsverlängerung wurden ab Mitte der 1990er-Jahre verschiedene Auflagen umgesetzt.<ref>{{Internetquelle|url=http://oekoplanweb.de/umwelt_lechkanal.php|titel=Ökoplan – Umwelt- und Landschaftsplanung Lechkanal Gersthofen Meitingen|archiv-url=https://web.archive.org/web/20080318100628/http://oekoplanweb.de/umwelt_lechkanal.php|archiv-datum=2008-03-18|zugriff=2009-02-26}}</ref> Bei einer Erhöhung der Restwassermenge auf 2&nbsp;m³ pro Sekunde im Lech-Mutterbett direkt hinter dem Gersthofer Wehr, die nur an 90 Tagen pro Jahr überschritten wird,<ref>{{Internetquelle|url=http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Armer-Hund-oder-Rueckkehr-zum-Ur-Lech-id29235482.html|titel=„Armer Hund“ oder Rückkehr zum Ur-Lech?|zugriff=2014-03-19}}</ref> wurde am Wehr eine [[Fischtreppe]] als Beckenpass errichtet, um [[Fischwanderung]] zu ermöglichen. Weiter wird mit Hilfe eines [[Düker]]s 1,5&nbsp;Kilometer unterhalb des Wehrs seit 1995 Wasser aus dem Lechkanal unter dem Lech hindurch geleitet, um die neuangelegten bzw. reaktivierten Auebäche östlich von Gersthofen, Chardonnay- und Branntweinbach, über einen [[Quelltopf]] mit ca. 1&nbsp;m³ pro Sekunde zu versorgen.
[[Datei:Mädelelech Mündung.jpg|mini|Mädelelech mit Durchfluss zum Lech]]
Bei Meitingen wurde eine alte Lech-Flutrinne vom Kanal zum Lech mit ebenfalls ca. 1&nbsp;m³ pro Sekunde als Mädelelech umgestaltet, deren Mündung nach zwei Kilometern in den Lech 2009 fischgängig ausgebaut wurde.<ref>{{Internetquelle| url=http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Stroemung-soll-Fische-in-den-Maedlelech-locken-id5100261.html |titel=Strömung soll Fische in den Lech locken |zugriff=2009-02-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.myheimat.de/meitingen/c-natur/am-maedelelech-bei-meitingen_a2679717 |titel=Am Mädelelech bei Meitingen |abruf=2024-04-28 |autor=Reinhard Reiter |werk=Myheimat.de |datum=2015-04-12}}</ref>


== Tourismus ==
== Tourismus ==
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Die Radwege der Tourismusrouten [[Via Claudia Augusta]] und [[Romantische Straße]] verlaufen von der Kanalmündung bzw. Langweid bis Gersthofen auf dem Landstreifen zwischen Fluss und Kanal.
Die Radwege der Tourismusrouten [[Via Claudia Augusta]] und [[Romantische Straße]] verlaufen von der Kanalmündung bzw. Langweid bis Gersthofen auf dem Landstreifen zwischen Fluss und Kanal.

Im Landschaftsschutzgebiet [[Lechauen Nord]] mit seinen künstlich bewässerten Auebächen und Lechheidestreifen wurde 2016 östlich von Gersthofen der Lehrweg ''Dschungelpfad'' erneuert.<ref>[http://www.us-augsburg.de/unsere-angebote/naturlehrpfade/dschungelpfad-lechauen-nord/ Dschungelpfad Lechauen Nord]</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Commonscat|LEW-Werkkanal|Lechkanal}}
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* [http://geoportal.bayern.de/bayernatlas/default?lon=4417803.5&lat=5373106.5&zoom=7&base=951 Verlauf des Lechkanals auf dem BayernAtlas]
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
{{Navigationsleiste Wasserkraftwerke am Lech}}

[[Kategorie:Flusssystem Lech|KLechkanal Gersthofen]]
[[Kategorie:Flusssystem Lech|KLechkanal Gersthofen]]
[[Kategorie:Kanal in Bayern]]
[[Kategorie:Kanal in Bayern]]
[[Kategorie:Gewässer im Landkreis Augsburg]]
[[Kategorie:Gewässer im Landkreis Augsburg]]
[[Kategorie:Gersthofen]]
[[Kategorie:Bauwerk in Gersthofen]]
[[Kategorie:Geographie (Gersthofen)]]
[[Kategorie:Kanal in Europa]]
[[Kategorie:Augsburger Wassermanagement-System]]

Aktuelle Version vom 13. Juni 2024, 07:39 Uhr

Lechkanal
LEW-Werkkanal
Lechkanal bei Meitingen

Lechkanal bei Meitingen

Daten
Lage Bayern
  Landkreis Augsburg
Flusssystem Donau
Abfluss über Lech → Donau → Schwarzes Meer
Ausleitung beim Wehr Gersthofen nach links aus dem Lech
48° 25′ 3″ N, 10° 53′ 19″ O
Quellhöhe 457 m ü. NHN[1]
Rücklauf bei Meitingen-Ostendorf von links in den LechKoordinaten: 48° 34′ 32″ N, 10° 52′ 11″ O
48° 34′ 32″ N, 10° 52′ 11″ O
Mündungshöhe weniger als 425 m ü. NHN[2]
Höhenunterschied 32 m
Sohlgefälle ca. 1,8 ‰
Länge ca. 18 km[3]
Mittelstädte Gersthofen
Gemeinden Langweid am Lech, Meitingen

Der Lechkanal ist ein nicht schiffbarer, linker Seitenkanal des Lechs. Er zweigt bei Gersthofen von diesem ab und mündet nach den Wasserkraftwerken Gersthofen, Langweid und Meitingen wieder in den Fluss. Der auch LEW-Werkkanal genannte Kanal wurde abschnittsweise zwischen 1898 und 1922 zur Stromerzeugung sowie zum Hochwasserschutz gebaut. Er hat eine Länge von etwa 18 km bei einer Breite von 28 m und wird in seinem Verlauf von sieben Verkehrsbrücken überspannt.

Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte man den Lech in diesem Abschnitt zum Hochwasserschutz eingedeicht, wodurch das Flussbett von einer Überflutungsbreite von zwei Kilometern auf etwa 80 Meter eingeschränkt wurde.[4]

Im Jahr 1898 begann bei Gersthofen ein weiterer Umbau des Flussbetts mit dem zunächst drei Kilometer langen Lechkanal für den Bau eines Kraftwerks. Die heute übliche Kombination von Stauwehr und Laufwasserkraftwerk im Flusslauf war damals technisch noch nicht beherrschbar. Es wurde am Gersthofer Wehr auf Höhe des heutigen Augsburger Müllbergs ein Großteil des Flusswassers in den ersten Kanalabschnitt geleitet, an dessen Ende 1901 mit dem Kraftwerk Gersthofen das erste große Wasserkraftwerk am Lech in Betrieb ging. Es wurde als langgestreckter Blankziegelbau mit Pilastern, Rundbogenfenstern und hell abgesetzten Gliederungselementen quer über dem Kanal errichtet, in den Ostabschnitt wurde ein zweigeschossiger Bau mit geschwungenem Walmdach integriert. Erbaut wurde es durch die Frankfurter Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co. auf Anregung der in der Nähe von Frankfurt am Main ansässigen Farbwerke Hoechst AG vorm. Meister, Lucius & Brüning, die 1900 mit dem Aufbau ihres neuen Werks Gersthofen begonnen hatten. Der Kanal hat nach der Ausleitung aus dem Lech einen Kiesfang, der regelmäßig ausgebaggert wird, um ein Zusetzten des Kanals zu verhindern. Oberhalb der Staustufe wurde ein später wieder zugeschütteter See gegraben, der eine Wasserpufferung gewährleisten sollte. Die Fläche wurde nach Verfüllung zur flächenmäßigen Verdoppelung des Chemiewerks verwendet.

Nachdem erst 1891 zum ersten Mal bei der Drehstromübertragung Lauffen–Frankfurt eine dauerhafte Energieversorgung über eine lange Strecke gelungen war, begann mit dem Gersthofer Kraftwerk die Elektrifizierung der Region bis beispielsweise Lechhausen. Zwei Jahre später wurde die Lech-Elektrizitätswerke AG (LEW) gegründet. 1911 wurde beim Wasserkraftwerk auf der linken Kanalseite ein Dampfkraftwerk fertiggestellt, das erst mit Kohle, später mit Heizöl befeuert wurde, um auch bei geringem Wasserstand oder bei Eisgang eine sichere Stromproduktion gewährleisten zu können. Die zweischiffige Halle wurde passend gestaltet und 1941 erweitert.[5]

Das Gersthofer Kraftwerk erhielt auf Weisung der bayerischen Regierung eine Floß-Passage, die für die damals überlegte Schiffbarmachung des Lechkanals zu einer zweistufigen Schleuse hätte ausgebaut werden können, die aber nie genutzt und bereits 1907 überbaut wurde.[6]

Der Strombedarf der Region stieg in den folgenden Jahren rasch an. Deshalb nahmen die LEW bis 1907 bei Langweid[7] mit der Verlängerung des Kanals als nächste Stufe das Kanalkraftwerk Langweid in Betrieb. Das Kraftwerk wurde als langgestreckter Bau quer über dem Kanal errichtet und durch Pilaster, Rundbogenfenster und hell abgesetzte Zierelemente gegliedert. An den Enden wurden zweigeschossige, pavillonartige Walmdachbauten errichtet. 1938 kam es zu einer Erweiterung auf der östlichen Seite.[8] Auch dieses Stauwerk besaß eine Schleuse für die bis dahin noch existierende Flößerei auf dem Lech sowie eine mögliche spätere Schifffahrt.

1922 wurde bei Meitingen das dritte Wasserkraftwerk errichtet. Der Walmdachbau liegt ebenfalls quer über dem Kanal und ist mit Lisenengliederung und Mezzanin verziert.[9] Der Lechkanal mit seinen direkt vor den Kraftwerken bis zu acht Meter hohen Deichen erhielt mit diesem Ausbau seine heutige Länge von etwa 18 Kilometern und umschloss zusammen mit dem Lech einen bis zum Kraftwerk Langweid weniger als 100 Meter, danach bis 500 Meter breiten Landstreifen. Zu einer 1940 geplanten Verlängerung des Kanals bis zur Donau kam es nicht, in diesem Abschnitt wurden in den 1950er Jahren vier Buchtenkraftwerke mit Wehren errichtet.

In den drei Kraftwerken am Lechkanal mit je 125 m³/s Wasser waren ursprünglich ausschließlich Francisturbinen installiert. Aufgrund der technischen Entwicklung wurden später bei Erweiterungen und Umbauten in Langweid und Gersthofen (1960) Kaplanturbinen mit besseren Wirkungsgraden eingebaut. Francisturbinen laufen nur noch in Meitingen.

Zwischen 1989 und 1993 erneuerten die LEW auch die Triebwasserentlastungen (Wehranlagen) der drei Kraftwerke. Durch eine neue Beschichtung des Lechkanalbetts wurden die Sickerungsverluste ins Grundwasser des teilweise über dem Umgebungsniveau liegenden Kanals verringert und die Strömungsverluste im Kanalbett reduziert. Zusammen mit der Maschinenerneuerung in Langweid konnte die Ausbauleistung aller drei Kraftwerke um über 1000 kW gesteigert werden. In Gersthofen werden aus 9,5 m Fallhöhe durchschnittlich 67,4 GWh/a erzeugt, in Langweid aus 7,2 m 48,9 GWh/a und in Meitingen aus 12,5 m 77,2 GWh/a.[10]

Die Gebäude aller drei Kraftwerke wurden bis 2014 unter Denkmalschutz gestellt. 2019 wurden sie als Einzelobjekte Teil der Welterbestätte Augsburger Wassermanagement-System.

Durch den Bau des Lechkanals kam es zur Trockenlegung der Lechseitenarme und zur starken Verringerung des Wasserstandes im nunmehr nur noch 80 Meter breiten Lechbett auf dem Abschnitt zwischen Gersthofen und Meitingen, was eine Wildflusslandschaft hinsichtlich Fauna und Flora entstehen ließ.[11]

Im Rahmen der Konzessionsverlängerung wurden ab Mitte der 1990er-Jahre verschiedene Auflagen umgesetzt.[12] Bei einer Erhöhung der Restwassermenge auf 2 m³ pro Sekunde im Lech-Mutterbett direkt hinter dem Gersthofer Wehr, die nur an 90 Tagen pro Jahr überschritten wird,[13] wurde am Wehr eine Fischtreppe als Beckenpass errichtet, um Fischwanderung zu ermöglichen. Weiter wird mit Hilfe eines Dükers 1,5 Kilometer unterhalb des Wehrs seit 1995 Wasser aus dem Lechkanal unter dem Lech hindurch geleitet, um die neuangelegten bzw. reaktivierten Auebäche östlich von Gersthofen, Chardonnay- und Branntweinbach, über einen Quelltopf mit ca. 1 m³ pro Sekunde zu versorgen.

Mädelelech mit Durchfluss zum Lech

Bei Meitingen wurde eine alte Lech-Flutrinne vom Kanal zum Lech mit ebenfalls ca. 1 m³ pro Sekunde als Mädelelech umgestaltet, deren Mündung nach zwei Kilometern in den Lech 2009 fischgängig ausgebaut wurde.[14][15]

Im Kraftwerk Langweid befindet sich das Lechmuseum Bayern, in dem sowohl die Staustufe als auch der gesamte Lech mit seinem Naturraum und seiner Geschichte präsentiert werden.

Die Radwege der Tourismusrouten Via Claudia Augusta und Romantische Straße verlaufen von der Kanalmündung bzw. Langweid bis Gersthofen auf dem Landstreifen zwischen Fluss und Kanal.

Im Landschaftsschutzgebiet Lechauen Nord mit seinen künstlich bewässerten Auebächen und Lechheidestreifen wurde 2016 östlich von Gersthofen der Lehrweg Dschungelpfad erneuert.[16]

Commons: Lechkanal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karteneintrag im Oberwasser des Kraftwerks Gersthofen auf: BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
  2. Karteneintrag im Unterwasser des Kraftwerks Meitingen, 3,3 km vor dem Rücklauf, auf: BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
  3. Abgemessen auf: BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
  4. Beschreibung Lechauenlehrpfad
  5. Denkmalliste Gersthofen. BLfD, abgerufen am 28. Mai 2014.
  6. Kraftwerk in Gersthofen. In: wassersystem-augsburg.de. Abgerufen am 22. August 2022.
  7. Lechmuseum. (PDF; 508 KB) Abgerufen am 3. September 2018.
  8. Denkmalliste Langweid. BLfD, abgerufen am 28. Mai 2014.
  9. Denkmalliste Meitingen. BLfD, abgerufen am 28. Mai 2014.
  10. BEW-Kraftwerke am Lechkanal. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Oktober 2013; abgerufen am 21. September 2012.
  11. Zu neuem Leben erweckt: Der Brandtweinbach. Abgerufen am 26. Februar 2009.
  12. Ökoplan – Umwelt- und Landschaftsplanung – Lechkanal Gersthofen – Meitingen. Archiviert vom Original am 18. März 2008; abgerufen am 26. Februar 2009.
  13. „Armer Hund“ oder Rückkehr zum Ur-Lech? Abgerufen am 19. März 2014.
  14. Strömung soll Fische in den Lech locken. Abgerufen am 26. Februar 2009.
  15. Reinhard Reiter: Am Mädelelech bei Meitingen. In: Myheimat.de. 12. April 2015, abgerufen am 28. April 2024.
  16. Dschungelpfad Lechauen Nord