„Arthrose“ – Versionsunterschied

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Grundsätzlich unterscheidet man die Arthrose auch nach ihrer Ursache. Der ''Arthrosis alcaptonurica'' liegt eine vermehrte Ablagerung von [[Homogentisinsäure]] in Gelenken bei vorbestehender [[Alkaptonurie]] zugrunde. Bei der ''hämophilen Arthrose'' liegen regelmäßige [[Gelenk (Anatomie)|intraartikuläre]] Blutungen bei [[Hämophilie]] (Blutergelenk) vor. Die ''Arthrosis urica'' wird durch den mechanischen Einfluss von [[Harnsäure|Uratkristallen]] (Harnsäure) auf den gesunden [[Knorpel]] hervorgerufen.<ref>W. Pschyrembel u.&nbsp;a.: ''Klinisches Wörterbuch mit klinischen Syndromen und einem Anhang Nomina Anatomica.'' 253. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, 1977, ISBN 3-11-007018-9.</ref>
Grundsätzlich unterscheidet man die Arthrose auch nach ihrer Ursache. Der ''Arthrosis alcaptonurica'' liegt eine vermehrte Ablagerung von [[Homogentisinsäure]] in Gelenken bei vorbestehender [[Alkaptonurie]] zugrunde. Bei der ''hämophilen Arthrose'' liegen regelmäßige [[Gelenk (Anatomie)|intraartikuläre]] Blutungen bei [[Hämophilie]] (Blutergelenk) vor. Die ''Arthrosis urica'' wird durch den mechanischen Einfluss von [[Harnsäure|Uratkristallen]] (Harnsäure) auf den gesunden [[Knorpel]] hervorgerufen.<ref>W. Pschyrembel u.&nbsp;a.: ''Klinisches Wörterbuch mit klinischen Syndromen und einem Anhang Nomina Anatomica.'' 253. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, 1977, ISBN 3-11-007018-9.</ref>


Klassische Ursache einer Arthrose stellt die ''[[Dysplasie]] von Gelenken'' dar. Am Beispiel der Hüfte wird deutlich, dass die mechanisch am meisten belastete Zone bei einer physiologischen Hüftstellung eine deutlich größere Fläche darstellt, als bei einer dysplastischen Hüfte. Die Belastungen durch die auf das Gelenk einwirkenden Kräfte sind von der Gelenkform jedoch weitgehend unabhängig. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf die Hauptbelastungszone(n). Dadurch wird bei einer kleineren Zone eine höhere Druckbelastung als bei einer größeren auftreten. Die [[Biomechanik|biomechanische]] Druckbelastung des Gelenkknorpels ist somit bei einer dysplastischen Hüfte größer als bei physiologischer Hüftstellung. Diese Gesetzmäßigkeit wird allgemein ursächlich für das gehäufte Auftreten arthrotischer<!--sic--> Veränderungen an von der anatomischen Idealform abweichenden tragenden Gelenken gesehen.
Klassische Ursache einer Arthrose stellt die ''[[Dysplasie]] von Gelenken'' dar. Am Beispiel der Hüfte wird deutlich, dass die mechanisch am meisten belastete Zone bei einer physiologischen Hüftstellung eine deutlich größere Fläche darstellt als bei einer dysplastischen Hüfte. Die Belastungen durch die auf das Gelenk einwirkenden Kräfte sind von der Gelenkform jedoch weitgehend unabhängig. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf die Hauptbelastungszone(n). Dadurch wird bei einer kleineren Zone eine höhere Druckbelastung als bei einer größeren auftreten. Die [[Biomechanik|biomechanische]] Druckbelastung des Gelenkknorpels ist somit bei einer dysplastischen Hüfte größer als bei physiologischer Hüftstellung. Diese Gesetzmäßigkeit wird allgemein ursächlich für das gehäufte Auftreten arthrotischer<!--sic--> Veränderungen an von der anatomischen Idealform abweichenden tragenden Gelenken gesehen.


Sind die Folgen einer Verletzung die Ursache für einen vorzeitigen Verschleiß, so spricht man von einer ''[[Posttraumatische Arthrose|posttraumatischen Arthrose]]''. Als weitere Ursachen einer sekundären Arthrose werden mechanische, entzündliche, metabolische, chemische ([[Chinolon-Antibiotika]]), [[Trophie|trophische]], [[hormon]]elle, [[Neurologie|neurologische]] und [[Genetik|genetische]] Gründe diskutiert. In den meisten Fällen wird die Entstehung der Arthrose als [[Idiopathie|idiopathisch]], das heißt ohne derzeit fassbare Ursache, angesehen.<ref name="RoachTilley">H. I. Roach, S. Tilley: ''The Pathogenesis of Osteoarthritis.'' In: F. Bronner, M. C. Farach-Carson (Hrsg.): ''Bone and Osteoarthritis.'' Band 4, Verlag Springer, 2007, ISBN 978-1-84628-513-4.</ref>
Sind die Folgen einer Verletzung die Ursache für einen vorzeitigen Verschleiß, so spricht man von einer ''[[Posttraumatische Arthrose|posttraumatischen Arthrose]]''. Als weitere Ursachen einer sekundären Arthrose werden mechanische, entzündliche, metabolische, chemische ([[Chinolon-Antibiotika]]), [[Trophie|trophische]], [[hormon]]elle, [[Neurologie|neurologische]] und [[Genetik|genetische]] Gründe diskutiert. In den meisten Fällen wird die Entstehung der Arthrose als [[Idiopathie|idiopathisch]], das heißt ohne derzeit fassbare Ursache, angesehen.<ref name="RoachTilley">H. I. Roach, S. Tilley: ''The Pathogenesis of Osteoarthritis.'' In: F. Bronner, M. C. Farach-Carson (Hrsg.): ''Bone and Osteoarthritis.'' Band 4, Verlag Springer, 2007, ISBN 978-1-84628-513-4.</ref>
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Neben dem Alter sind mechanische Überbelastungen, (Mikro-)Traumata, durch Verlust der Sicherungsmechanismen verursachte Destabilisierungen der Gelenke sowie genetische Faktoren als Risikofaktoren für Osteoarthrose bekannt. Jedoch sind weder Entstehung noch Interventionsmöglichkeiten vollständig geklärt.<ref name="RoachTilley" />
Neben dem Alter sind mechanische Überbelastungen, (Mikro-)Traumata, durch Verlust der Sicherungsmechanismen verursachte Destabilisierungen der Gelenke sowie genetische Faktoren als Risikofaktoren für Osteoarthrose bekannt. Jedoch sind weder Entstehung noch Interventionsmöglichkeiten vollständig geklärt.<ref name="RoachTilley" />


In einem von Osteoarthrose betroffenen Gelenk ist der Gehalt von [[Stickstoffmonoxid]] erhöht. Ähnliches konnte durch mechanische Reizung von Knorpelgewebe beobachtet werden.<ref>P. Das u.&nbsp;a.: ''Nitric oxide and G proteins mediate the response of bovine articular chondrocytes to fluidinduced shear.'' In: ''Journal of Orthopaedic Research.'' 15, 1997, S.&nbsp;87–93. PMID 9066531.</ref><ref>A. J. Farrell, D. R. Blake, R. M. Palmer, S. Moncada: ''Increased concentrations of nitrite in synovial fluid and serum samples suggest increased nitric oxide synthesis in rheumatic diseases.'' In: ''[[Annals of the Rheumatic Diseases]].'' Band 51, Nummer 11, November 1992, {{ISSN|0003-4967}}, S.&nbsp;1219–1222. PMID 1466599, {{PMC|1012459}}.</ref><ref>B. Fermor u.&nbsp;a.: ''The effects of static and intermittent compression on nitric oxide production in articular cartilage explants.'' In: ''Journal of Orthopaedic Research.'' 19, 2001, S.&nbsp;729–737. PMID 11518285.</ref>
In einem von Osteoarthrose betroffenen Gelenk ist der Gehalt von [[Stickstoffmonoxid]] erhöht. Ähnliches konnte durch mechanische Reizung von Knorpelgewebe beobachtet werden.<ref>P. Das u.&nbsp;a.: ''Nitric oxide and G proteins mediate the response of bovine articular chondrocytes to fluidinduced shear.'' In: ''Journal of Orthopaedic Research.'' 15, 1997, S.&nbsp;87–93. PMID 9066531.</ref><ref>A. J. Farrell, D. R. Blake, R. M. Palmer, S. Moncada: ''Increased concentrations of nitrite in synovial fluid and serum samples suggest increased nitric oxide synthesis in rheumatic diseases.'' In: ''[[Annals of the Rheumatic Diseases]].'' Band 51, Nummer 11, November 1992, {{ISSN|0003-4967}}, S.&nbsp;1219–1222. PMID 1466599, {{PMC|1012459}}.</ref><ref>B. Fermor u.&nbsp;a.: ''The effects of static and intermittent compression on nitric oxide production in articular cartilage explants.'' In: ''Journal of Orthopaedic Research.'' 19, 2001, S.&nbsp;729–737. PMID 11518285.</ref> Mechanische Krafteinwirkungen sind wahrscheinlich ursächlich an der Entstehung von Osteoarthrose beteiligt.<ref>X. Liu u.&nbsp;a.: ''Force-mediated dissociation of proteoglycan aggregate in articular cartilage.'' In: ''Biorheology.'' 43, 2006, S.&nbsp;183–190. PMID 16912392.</ref>
Mechanische Krafteinwirkungen sind wahrscheinlich ursächlich an der Entstehung von Osteoarthrose beteiligt.<ref>X. Liu u.&nbsp;a.: ''Force-mediated dissociation of proteoglycan aggregate in articular cartilage.'' In: ''Biorheology.'' 43, 2006, S.&nbsp;183–190. PMID 16912392.</ref>


== Prävalenz ==
== Prävalenz ==
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== Diagnostik ==
== Diagnostik ==
[[Datei:ISG-Arthrose.jpg|mini|CT-Aufnahme einer Arthrose am Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbeingelenk)]]
[[Datei:ISG-Arthrose.jpg|mini|CT-Aufnahme einer Arthrose am Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbeingelenk)]]
[[Datei:Coxarthrose.jpg|mini|220px|Schematische Darstellung der radiologischen Zeichen der Hüftgelenksarthrose:<br /><br /> (1) (Rand-)Osteophyt<br />(2) subchondrale Sklerosierung<br />(3) Geröllzyste<br />(4) Gelenkspaltverschmälerung]]
[[Datei:Coxarthrose.jpg|mini|220px|Schematische Darstellung der radiologischen Zeichen der Hüftgelenksarthrose:<br /><br />(1) (Rand-)Osteophyt<br />(2) subchondrale Sklerosierung<br />(3) Geröllzyste<br />(4) Gelenkspaltverschmälerung]]
Der Patient berichtet bei der [[Anamnese]] über Gelenkschmerzen, anschließend muss geklärt werden, bei welchen Gelegenheiten dieser Schmerz auftritt. Es folgt die klinische Untersuchung der Gelenkkontur, der Funktion, der Bandstabilität, der umgebenden Muskulatur. Dann schließt sich, je nach Erfordernis, eine [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebende]] [[Diagnose|Diagnostik]] an, wie beispielsweise [[Röntgen]], [[Computertomographie]] (CT) oder [[Magnetresonanztomographie]] (MRT).
Der Patient berichtet bei der [[Anamnese]] über Gelenkschmerzen, anschließend muss geklärt werden, bei welchen Gelegenheiten dieser Schmerz auftritt. Es folgt die klinische Untersuchung der Gelenkkontur, der Funktion, der Bandstabilität, der umgebenden Muskulatur. Dann schließt sich, je nach Erfordernis, eine [[Bildgebendes Verfahren (Medizin)|bildgebende]] [[Diagnose|Diagnostik]] an, wie beispielsweise [[Röntgen]], [[Computertomographie]] (CT) oder [[Magnetresonanztomographie]] (MRT).
Zeichen einer bestehenden Arthrose sind dabei eine Verschmälerung des Gelenkspaltes, [[Sklerose]] (eine reaktive Knochenverdichtung zu beiden Seiten des Gelenkspaltes), [[Osteophyt]]enbildung an den Gelenkrändern und subchondrale Zystenbildungen des gelenkbildenden Knochens, die durch feine Rissbildungen des Knorpels und Durchtritt von Gelenkflüssigkeit in die darunter liegende Knochenschicht entstehen. Eine Verschmälerung des Gelenkspalts deutet dabei auf eine Arthritis oder eine Arthrose hin, je nachdem, ob der gelenknahe Knochen verdünnt oder verdickt ist.<ref>Joachim Grifka, Jürgen Krämer: ''Orthopädie Unfallchirurgie.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-28874-6.</ref>
Zeichen einer bestehenden Arthrose sind dabei eine Verschmälerung des Gelenkspaltes, [[Sklerose]] (eine reaktive Knochenverdichtung zu beiden Seiten des Gelenkspaltes), [[Osteophyt]]enbildung an den Gelenkrändern und subchondrale Zystenbildungen des gelenkbildenden Knochens, die durch feine Rissbildungen des Knorpels und Durchtritt von Gelenkflüssigkeit in die darunter liegende Knochenschicht entstehen. Eine Verschmälerung des Gelenkspalts deutet dabei auf eine Arthritis oder eine Arthrose hin, je nachdem, ob der gelenknahe Knochen verdünnt oder verdickt ist.<ref>Joachim Grifka, Jürgen Krämer: ''Orthopädie Unfallchirurgie.'' Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-28874-6.</ref>
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=== Operative Verfahren ===
=== Operative Verfahren ===
Die Möglichkeiten der Therapie hängen vom betroffenen Gelenk ab. So werden bei der [[Hüftgelenksarthrose]] (Coxarthrose) als gelenkerhaltende Operationen die [[Korrekturosteotomie]]n (operative Gelenkumstellung) an Oberschenkel und Becken und als Gelenkersatzoperation ([[Arthroplastik]]) eine Endoprothese empfohlen.<ref name="S1-Leitlinie:Koxarthrose">{{AWMF|https://web.archive.org/web/20101122045929/http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/033-001.htm|Koxarthrose (2009)|S1}}</ref>
Die Möglichkeiten der Therapie hängen vom betroffenen Gelenk ab. So werden bei der [[Hüftgelenksarthrose]] (Coxarthrose) als gelenkerhaltende Operationen die [[Korrekturosteotomie]]n (operative Gelenkumstellung) an Oberschenkel und Becken und als Gelenkersatzoperation ([[Arthroplastik]]) eine Endoprothese empfohlen.<ref name=":0">{{AWMF|https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/187-049|Koxarthrose|S2k|[[Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie|Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie]]|2019}}</ref>

Bei der [[Kniegelenksarthrose]] (Gonarthrose) werden als gelenkerhaltende Operationen die [[Arthroskopie]] (gegebenenfalls auch eine [[Arthrotomie]]) zu Gelenkspülung, Beseitigung mechanischer Irritationen, [[Synovektomie]], Weichteileingriff zur Verbesserung der Patellaführung und gelenknahe Osteotomien zur Korrektur in Frontal- und/oder Sagittalebene bzw. einer Tuberositasversetzung empfohlen. Als Gelenkersatz kommen [[Knieprothese]]n wie eine unikompartimentelle Schlittenprothese, eine ungekoppelte bikompartimentelle Prothese oder eine gekoppelte bikompartimentelle Prothese mit und ohne Retropatellarersatz (gegebenenfalls mit Patellamodellierung) in Frage.<ref name="S1-Leitlinie:Gonarthrose">{{AWMF|https://web.archive.org/web/20080618042800/http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/033-004.htm|Gonarthrose (2002)|S1}}</ref>
Bei einer klinisch und radiologisch gesicherten [[Kniegelenksarthrose]] (Gonarthrose) ist die alleinige [[Arthroskopie]] mit Lavage (therapeutische Spülung) und/oder [[Débridement]] nicht empfohlen aufgrund der fehlenden Wirkung und des verbundenen Operationsrisikos.<ref name=":1">{{AWMF|https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/187-050|Gonarthrose|S2k|[[Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie|Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie]]|2017}}</ref> Eine Arthroskopie kann aber zur Beschwerdebesserung beitragen, falls zusätzlich mechanisch bedingte Symptome einer Meniskusläsion oder eines freien Gelenkkörpers vorliegen. Die [[Medizinische Leitlinie|Leitlinie]] betont, dass bei einem Gelenkersatz die Indikation kritisch gestellt werden müsse. Bei der Operation werden die zerstörten Gelenkanteile entfernt und durch künstliche ersetzt. Das Entfernen der Gelenkoberflächen ist unumkehrbar; außerdem können je nach Alter des Patienten bei der Primärimplantation Wechseloperationen notwendig werden.<ref name=":1" /> Daher ist diese Operation nur bei fortgeschrittener Arthrose (Grad 3 und 4) oder bei einer vorliegenden [[Knochennekrose]] indiziert.


==== Knorpeltransplantation ====
==== Knorpeltransplantation ====
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'''Autologe Chondrozyten-Implantation'''
'''Autologe Chondrozyten-Implantation'''


Die ''[[Autologe Chondrozyten-Transplantation]]'' (ACT) ist eine Form der Behandlung mit dem Ziel, Schäden im [[Gelenkknorpel]] auszugleichen, um das Fortschreiten von Knorpelschäden zu verlangsamen, eine [[Endoprothese|Gelenkersatz]]<nowiki>operation</nowiki> hinauszuzögern und bestehende Schmerzen zu erleichtern. Das Verfahren erschien 1994 auch in Bezug auf langfristige Ergebnisse vielversprechend.<ref>M. Brittberg u.&nbsp;a.: [http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/331/14/889 ''Treatment of deep cartilage defects in the knee with autologous chondrocyte transplantation.''] In: ''[[NEJM]].'' 331, 1994, S.&nbsp;889–895. PMID 8078550.</ref> Dabei werden zuerst etwa 200 und 300 Milligramm Knorpelzellen ([[Chondrozyt]]en) arthroskopisch aus einem unbelasteten Bereich des Kniegelenkes (etwa ''[[Fossa intercondylaris]]'') entnommen, dann diese Zellen ''in vitro'' ungefähr vier bis sechs Wochen lang kultiviert, bis es genügend Zellen gibt, um sie wieder im beschädigten Bereich des Gelenkknorpels zu replantieren.
Die ''[[Autologe Chondrozyten-Transplantation]]'' (ACT) ist eine Form der Behandlung mit dem Ziel, Schäden im [[Gelenkknorpel]] auszugleichen, um das Fortschreiten von Knorpelschäden zu verlangsamen, eine [[Endoprothese|Gelenkersatz]]<nowiki>operation</nowiki> hinauszuzögern und bestehende Schmerzen zu erleichtern. Das Verfahren erschien 1994 auch in Bezug auf langfristige Ergebnisse vielversprechend.<ref>M. Brittberg u.&nbsp;a.: {{Webarchiv |url=http://content.nejm.org/cgi/content/abstract/331/14/889 |text=''Treatment of deep cartilage defects in the knee with autologous chondrocyte transplantation.'' |wayback=20090330021854 |archiv-bot=2024-07-12 05:14:41 InternetArchiveBot}} In: ''[[NEJM]].'' 331, 1994, S.&nbsp;889–895. PMID 8078550.</ref> Dabei werden zuerst etwa 200 und 300 Milligramm Knorpelzellen ([[Chondrozyt]]en) arthroskopisch aus einem unbelasteten Bereich des Kniegelenkes (etwa ''[[Fossa intercondylaris]]'') entnommen, dann diese Zellen ''in vitro'' ungefähr vier bis sechs Wochen lang kultiviert, bis es genügend Zellen gibt, um sie wieder im beschädigten Bereich des Gelenkknorpels zu replantieren.
Diese autologen Zellen sollten sich durch Bildung neuen, möglichst hyalinen Knorpels an ihre neue Umgebung anpassen. Bei der Implantation werden Knorpelzellen in Verbindung mit einer Membran (äußere Knochenhaut des Schienbeins oder Biomembran) oder einer Gerüstmatrix in den geschädigten Bereich eingebracht und mit sehr feinen Nähten oder Fibrinkleber fixiert. Das Verfahren wird in Abhängigkeit von der Größe des Knorpeldefekts durchgeführt.<ref>P. Niemeyer, S. Andereya u.&nbsp;a.: ''Autologous chondrocyte implantation (ACI) for cartilage defects of the knee: a guideline by the working group „Tissue Regeneration“ of the German Society of Orthopaedic Surgery and Traumatology (DGOU).'' In: ''Z Orthop Unfall.'' 151(1), Feb 2013, S. 38–47. PMID 23423589. [[doi:10.1055/s-0032-1328207]]</ref> Anwendende Kliniken müssen in Deutschland extra dafür zugelassen sein.
Diese autologen Zellen sollten sich durch Bildung neuen, möglichst hyalinen Knorpels an ihre neue Umgebung anpassen. Bei der Implantation werden Knorpelzellen in Verbindung mit einer Membran (äußere Knochenhaut des Schienbeins oder Biomembran) oder einer Gerüstmatrix in den geschädigten Bereich eingebracht und mit sehr feinen Nähten oder Fibrinkleber fixiert. Das Verfahren wird in Abhängigkeit von der Größe des Knorpeldefekts durchgeführt.<ref>P. Niemeyer, S. Andereya u.&nbsp;a.: ''Autologous chondrocyte implantation (ACI) for cartilage defects of the knee: a guideline by the working group „Tissue Regeneration“ of the German Society of Orthopaedic Surgery and Traumatology (DGOU).'' In: ''Z Orthop Unfall.'' Band 151, Nr. 1, Februar 2013, S. 38–47. PMID 23423589. [[doi:10.1055/s-0032-1328207]]</ref> Anwendende Kliniken müssen in Deutschland extra dafür zugelassen sein. Es gibt Hinweise zur Effektivität dieser Methode bei der Behandlung symptomatischer Knorpeldefekte des Kniegelenks.<ref>D. B. Saris u.&nbsp;a.: ''Characterized Chondrocyte Implantation Results in Better Structural Repair When Treating Symptomatic Cartilage Defects of the Knee in a Randomized Controlled Trial Versus Microfracture.'' In: ''Am J Sports Med.'' 36, 2008, S.&nbsp;235–246. [[doi:10.1177/0363546507311095]] PMID 18202295.</ref>
Es gibt Hinweise zur Effektivität dieser Methode bei der Behandlung symptomatischer Knorpeldefekte des Kniegelenks.<ref>D. B. Saris u.&nbsp;a.: ''Characterized Chondrocyte Implantation Results in Better Structural Repair When Treating Symptomatic Cartilage Defects of the Knee in a Randomized Controlled Trial Versus Microfracture.'' In: ''Am J Sports Med.'' 36, 2008, S.&nbsp;235–246. [[doi:10.1177/0363546507311095]] PMID 18202295.</ref>


==== Arthroskopische Techniken ====
==== Arthroskopische Techniken ====
In Abhängigkeit von der Defektgröße gehören hierzu verschiedene Techniken, wie die Anfrischung degenerativ veränderter Regionen des Gelenkknorpels mittels [[Healing Response]], [[Shaver (Arthroskopie)|Shaving]], [[Pridie-Bohrung]], oder die Implantation von [[Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff|Carbon]]<nowiki>-Stiften</nowiki>.
In Abhängigkeit von der Defektgröße gehören hierzu verschiedene Techniken, wie die Anfrischung degenerativ veränderter Regionen des Gelenkknorpels mittels [[Healing Response]], [[Shaver (Arthroskopie)|Shaving]], [[Pridie-Bohrung]], oder die Implantation von [[Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff|Carbon]]<nowiki>-Stiften</nowiki>.
{{Siehe auch|Autologe Matrixinduzierte Chondrogenese}}
{{Siehe auch|Autologe Matrixinduzierte Chondrogenese}}

=== Therapie bei beginnender und fortgeschrittener Arthrose ===
=== Therapie bei beginnender und fortgeschrittener Arthrose ===
In der Mehrzahl der Fälle wird eine Therapie erst begonnen, wenn die Arthrose bereits merklich schmerzt und eine deutliche Gelenkveränderung bewirkt hat. Dann ist es das Ziel der Therapie – trotz des Gelenkverschleißes – eine ausreichende Beweglichkeit und Belastbarkeit des Gelenkes noch für einige Zeit zu erhalten. Im Regelfall wird eine Arthrose konservativ behandelt. Erst wenn es zu Einschränkungen im Alltag oder im Berufsleben kommt, kann eine Operation erwägt werden.
In der Mehrzahl der Fälle wird eine Therapie erst begonnen, wenn die Arthrose bereits merklich schmerzt und eine deutliche Gelenkveränderung bewirkt hat. Dann ist es das Ziel der Therapie – trotz des Gelenkverschleißes – eine ausreichende Beweglichkeit und Belastbarkeit des Gelenkes noch für einige Zeit zu erhalten. Im Regelfall wird eine Arthrose konservativ behandelt. Meist erst wenn es zu Einschränkungen im Alltag oder im Berufsleben kommt, wird eine Operation erwogen.


[[Datei:Unterarmstütze.jpg|hochkant=0.5|mini|Unterarm&shy;geh&shy;stütze<br />''leitlinienkonforme Maßnahme der Orthopädietechnik bei Hüftgelenks&shy;arthrose<ref name="S1-Leitlinie:Koxarthrose" />'']]
[[Datei:Unterarmstütze.jpg|hochkant=0.5|mini|Unterarm&shy;geh&shy;stütze<br />''leitlinienkonforme Maßnahme der Orthopädietechnik bei Hüftgelenks&shy;arthrose''<ref name=":0" />]]


=== Konservative Therapieformen ===
=== Konservative Therapieformen ===
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==== Von Leitlinien oder Fachausschüssen empfohlene und/oder als gut belegt eingestufte konservative Therapieformen ====
==== Von Leitlinien oder Fachausschüssen empfohlene und/oder als gut belegt eingestufte konservative Therapieformen ====
* Erster Bestandteil der Behandlung ist eine umfassende Aufklärung des Patienten über die Erkrankung, deren natürlichen Verlauf und dessen therapeutische Beeinflussbarkeit. Die Beratung umfasst Themen wie das Verhalten im Alltag, die körperliche Belastung in Beruf und Sport oder [[Bewegungsmangel]], das Körpergewicht, und Training (insbesondere auch Eigenübungen) zur Beseitigung muskulärer Defizite.<ref name="S1-Leitlinie:Koxarthrose" /><ref name="S1-Leitlinie:Gonarthrose" />
* Erster Bestandteil der Behandlung ist eine umfassende Aufklärung des Patienten über die Erkrankung, deren natürlichen Verlauf und dessen therapeutische Beeinflussbarkeit. Die Beratung bezieht die psychosoziale Lebenswelt des Patienten ein, also seine Arbeitswelt, die Freizeitgestaltung, psychologische Belastungen sowie sonstige körperliche und psychosoziale Risikofaktoren.<ref name=":0" /><ref name=":1" /> Die Beratung sollen hierbei ein integraler und beständiger Teil des medizinisch-therapeutischen Managements sein.
* Medikamente aus unterschiedlichen Substanzgruppen werden zur Schmerzreduktion und zur Entzündungshemmung systemisch und/oder lokal eingesetzt. Hierzu werden [[Antiphlogistikum|Antiphlogistika]] ([[Nichtsteroidales Antirheumatikum|Nichtsteroidale Antirheumatika]] (NSAR), [[Glucocorticoide]] (nur lokal), SYSADOA (''Symptomatic Slow Acting Drugs in OA'') wie [[Chondroitin]], [[Glucosamin]], [[Diacerhein]], [[Hyaluronsäure]] und einige pflanzliche [[Drogenauszug|Extrakte]] wie beispielsweise Artischockenextrakt) und die therapeutische [[Lokalanästhesie]] empfohlen.<ref name="Fassl">C. Fassl u.&nbsp;a.: {{Webarchiv |url=http://www.springermedizin.at/fachbereiche-a-z/lost-and-found/?full=5175 |text=''SYSADOA/DMOAD-Konzept setzt auf langsame positive Effekte.'' |wayback=20121102123857}} In: ''Rheuma Plus.'' 1, 2005.</ref><ref name="medmix-sysadoa">{{Internetquelle |url=http://www.medmix.at/sysadoa-bzw-dmoad-in-der-arthrosetherapie/ |titel=SYSADOA bzw. DMOAD in der Arthrosetherapie |werk=[[MEDMIX|medmix.at]] |datum=2016-09-23 |abruf=2018-02-23}}</ref>

* Aus den Bereichen [[physikalische Therapie]] und [[Orthopädiemechaniker|Orthopädietechnik]] werden [[Physiotherapie]] ([[Mobilisation|Mobilisierung]], Muskelkräftigung, [[Dehngymnastik]] und Koordinationsschulung), [[Wärmetherapie]], [[Hydrotherapie|Hydro-]] und [[Balneologie|Balneotherapie]], [[Elektrotherapie]] sowie [[Gehstock (Rehabilitation)|Gehstock]] beziehungsweise [[Unterarmgehstütze]]n, Pufferabsätze, Keilkissen, Sitzerhöhungen, [[Arthrodesenstuhl]], Entlastungs[[orthese]]n und [[Bandage]]n empfohlen.<ref name=":0" /><ref name=":1" />
* Medikamente aus unterschiedlichen Substanzgruppen werden zur Schmerzreduktion und zur Entzündungshemmung systemisch und/oder lokal eingesetzt. Hierzu werden [[Antiphlogistikum|Antiphlogistika]] ([[Nichtsteroidales Antirheumatikum|Nichtsteroidale Antirheumatika]] (NSAR), [[Glucocorticoide]] (nur lokal), SYSADOA (''Symptomatic Slow Acting Drugs in OA'') wie [[Chondroitin]], [[Glucosamin]], [[Diacerhein]], [[Hyaluronsäure]] und einige pflanzliche [[Drogenauszug|Extrakte]] wie beispielsweise Artischockenextrakt) und die therapeutische [[Lokalanästhesie]] empfohlen.<ref name="Fassl">C. Fassl u.&nbsp;a.: {{Webarchiv |url=http://www.springermedizin.at/fachbereiche-a-z/lost-and-found/?full=5175 |text=''SYSADOA/DMOAD-Konzept setzt auf langsame positive Effekte.'' |wayback=20121102123857}} In: ''Rheuma Plus.'' 1, 2005.</ref><ref name="medmix-sysadoa">{{Internetquelle |url=http://www.medmix.at/sysadoa-bzw-dmoad-in-der-arthrosetherapie/ |titel=SYSADOA bzw. DMOAD in der Arthrosetherapie |werk=[[MEDMIX|medmix.at]] |datum=2016-09-23 |abruf=2018-02-23}}</ref><ref name="S1-Leitlinie:Koxarthrose" /><ref name="S1-Leitlinie:Gonarthrose" />
* Laut der [[Arzneimittelkommission#Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft|Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft]] (AkdÄ) ist bei Arthrose bisher nur die Wirksamkeit von [[Analgetikum|Analgetika]] ''(Schmerzmittel)'' klinisch belegt, die symptomatisch, nicht aber kausal (ursächliche Behandlung) wirken. Dazu gehören die [[Nichtsteroidales Antirheumatikum|nicht-steroidalen Antirheumatika]] (NSAR) wie zum Beispiel [[Diclofenac]], [[Ibuprofen]] oder [[Naproxen]] und die [[Cyclooxygenase-2]]-Hemmer ([[COX-2-Hemmer]], wegen gehäufter [[Herzinfarkt]]e und [[Schlaganfall|Schlaganfälle]] in die Diskussion gekommen). Derzeit sind die beiden Substanzen [[Etoricoxib]] und [[Celecoxib]] in Deutschland zugelassen. Außerdem werden in schweren Fällen die stark wirksamen Analgetika vom [[Morphin]]-Typ eingesetzt. Diese sollen jedoch ausschließlich beim Versagen der nicht-medikamentösen Therapie, bei Wirkungslosigkeit anderer Schmerzmittel und bei Unmöglichkeit eines Gelenkersatzes zur Anwendung kommen.<ref>{{Internetquelle |autor=Winfried Häuser et al. |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/145-003l_S3_LONTS_2020-10.pdf |titel=2. Aktualisierung der S3 Leitlinie „Langzeitanwendungen von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen“ |hrsg=AWMF Leitlinien-Register |datum=2020 |seiten=28 |format=PDF, 1,9MB |sprache=de |abruf=2023-09-05}}</ref>

* Aus den Bereichen [[physikalische Therapie]] und [[Orthopädiemechaniker|Orthopädietechnik]] werden [[Physiotherapie]] ([[Mobilisation|Mobilisierung]], Muskelkräftigung, [[Dehngymnastik]] und Koordinationsschulung), [[Wärmetherapie]], [[Hydrotherapie|Hydro-]] und [[Balneologie|Balneotherapie]], [[Elektrotherapie]] sowie [[Gehstock (Rehabilitation)|Gehstock]] beziehungsweise [[Unterarmgehstütze]]n, Pufferabsätze, Keilkissen, Sitzerhöhungen, [[Arthrodesenstuhl]], Entlastungs[[orthese]]n und [[Bandage]]n empfohlen.<ref name="S1-Leitlinie:Koxarthrose" /><ref name="S1-Leitlinie:Gonarthrose" />

* Laut der [[Arzneimittelkommission#Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft|Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft]] (AkdÄ) ist bei Arthrose bisher nur die Wirksamkeit von [[Analgetikum|Analgetika]] ''(Schmerzmittel)'' klinisch belegt, die symptomatisch, nicht aber kausal (ursächliche Behandlung) wirken. Dazu gehören die [[Nichtsteroidales Antirheumatikum|nicht-steroidalen Antirheumatika]] (NSAR) wie zum Beispiel [[Diclofenac]], [[Ibuprofen]] oder [[Naproxen]] und die [[Cyclooxygenase-2]]-Hemmer ([[COX-2-Hemmer]], wegen gehäufter [[Myokardinfarkt|Herzinfarkte]] und [[Schlaganfall|Schlaganfälle]] in die Diskussion gekommen). Derzeit sind die beiden Substanzen [[Etoricoxib]] und [[Celecoxib]] in Deutschland zugelassen. Außerdem werden in schweren Fällen die stark wirksamen Analgetika vom [[Morphin]]-Typ eingesetzt. Diese sollen jedoch ausschließlich beim Versagen der nicht-medikamentösen Therapie, bei Wirkungslosigkeit anderer Schmerzmittel und bei Unmöglichkeit eines Gelenkersatzes zur Anwendung kommen.<ref>{{Internetquelle |autor=Winfried Häuser et al. |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/145-003l_S3_LONTS_2020-10.pdf |titel=2. Aktualisierung der S3 Leitlinie „Langzeitanwendungen von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen“ |hrsg=AWMF Leitlinien-Register |datum=2020 |seiten=28 |format=PDF, 1,9MB |sprache=de |abruf=2023-09-05}}</ref>


==== Weitere Behandlungskonzepte ====
==== Weitere Behandlungskonzepte ====
* Bei Reizzuständen der Gelenke mit Überwärmung und Schmerz bringen ''kühlende Maßnahmen'' eine kurzfristige Besserung der Symptome.
* Bei Reizzuständen der Gelenke mit Überwärmung und Schmerz bringen ''kühlende Maßnahmen'' eine kurzfristige Besserung der Symptome.
* Die Studienergebnisse der [[German Acupuncture Trials|GERAC]]-Studien weisen auf eine Wirksamkeit der [[Akupunktur]] bei arthrosebedingten chronischen Kniegelenkschmerzen hin: Hierbei wurde im nicht verblindeten Vergleich mit der Standardtherapie eine bessere Wirkung der Akupunktur und Scheinakupunktur gefunden. Eine Wirkung, die Akupunktur von der Placebo-Gruppe (Scheinakupunktur) unterscheidet, konnte aber nicht nachgewiesen werden.<ref>{{Literatur |Autor=Hanns-Peter Scharf et al. |Titel=Acupuncture and knee osteoarthritis: a three-armed randomized trial |Sammelwerk=Annals of Internal Medicine |Band=145 |Nummer=1 |Datum=2006-07-04 |Sprache=en |DOI=10.7326/0003-4819-145-1-200607040-00005 |PMID=16818924 |Seiten=12–20}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Michael Haake et al. |Titel=German Acupuncture Trials (GERAC) for chronic low back pain: randomized, multicenter, blinded, parallel-group trial with 3 groups |Sammelwerk=Archives of Internal Medicine |Band=167 |Nummer=17 |Datum=2007-09-24 |Sprache=en |DOI=10.1001/archinte.167.17.1892 |PMID=17893311 |Seiten=1892–1898}}</ref> Da „irgendeine“ Akupunkturbehandlung wesentlich erfolgreicher als eine konventionelle Therapie ohne Nadelstiche war, liegen Überlegungen nahe, dass entweder alleine die Reizung der Haut mit Nadeln einen schmerzlindernden Effekt hervorruft und/oder dass eine konventionelle Behandlung im Rahmen einer solchen Studie einen [[Nocebo-Effekt]] besitzt, da der Kontrollgruppe diese besondere [[Therapie]]form (Nadelstiche) vorenthalten wurde.

* Auch [[Weidenrinde]]n-Extrakte (enthalten [[Salicylsäure]]) scheinen zur symptomatischen Behandlung von Arthrosepatienten geeignet.<ref>B. Schmid u.&nbsp;a.: ''Wirksamkeit und Verträglichkeit eines standardisierten Weidenrindenextraktes bei Arthrose-Patienten: Randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie.'' In: ''Zeitschrift für Rheumatologie.'' 59, 2000, S.&nbsp;314–320. [[doi:10.1007/s003930070053]]</ref><ref>A. M. Beer u.&nbsp;a.: ''Weidenrindenextrakt bei Gon- und Coxarthrose – Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung mit Kontrollgruppe.'' In: ''Z Phytother.'' 29, 2008, S.&nbsp;215–222, [[doi:10.1055/s-0028-1101525]].</ref>

* Studienergebnisse weisen auf eine Wirksamkeit der [[Akupunktur]] bei arthrosebedingten chronischen Kniegelenkschmerzen hin:
** Ergebnisse einer großangelegten Studie der Deutschen [[Ersatzkasse]]n wurden unter anderem im ''[[Deutsches Ärzteblatt|Deutschen Ärzteblatt]]''<ref name="aerzteblatt-49981">{{Literatur |Autor=Dieter Melchart, Andrea Streng, Andrea Hoppe, Susanne Jürgens, Wolfgang Weidenhammer, Klaus Linde |Titel=Akupunktur bei chronischen Schmerzen: Ergebnisse aus dem Modellvorhaben der Ersatzkassen |Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] |Band=103 |Nummer=4 |Verlag=[[Deutscher Ärzte-Verlag]] |Datum=2006-01-27 |Seiten=A-187 / B-160 / C-159 |Online=https://www.aerzteblatt.de/archiv/49981/Akupunktur-bei-chronischen-Schmerzen-Ergebnisse-aus-dem-Modellvorhaben-der-Ersatzkassen}}</ref><ref name="aerzteblatt-49984">{{Literatur |Autor=Claudia M. Witt, Benno Brinkhaus, Susanne Jena, Dagmar Selim, Christoph Straub, Stefan N. Willich |Titel=Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur – Ein Modellvorhaben mit der Techniker Krankenkasse |Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] |Band=103 |Nummer=4 |Verlag=[[Deutscher Ärzte-Verlag]] |Datum=2006-01-27 |Seiten=A-196 / B-169 / C-167 |Online=https://www.aerzteblatt.de/archiv/49984/Wirksamkeit-Sicherheit-und-Wirtschaftlichkeit-der-Akupunktur-Ein-Modellvorhaben-mit-der-Techniker-Krankenkasse}}</ref> und ''[[The Lancet]]''<ref>C. Witt u.&nbsp;a.: ''Acupuncture in patients with osteoarthritis of the knee: a randomised trial.'' In: ''The Lancet.'' 366, 2005, S.&nbsp;136–143. [[doi:10.1016/S0140-6736(05)66871-7]] PMID 16005336.</ref> präsentiert. Dabei erwies sich die [[Akupunktur]] als wirksam gegen Schmerzen im Kniegelenk bei Gonarthrose.
** Bei der [[Gonarthrose]] sind Scheinakupunktur und eine (durch Behandler mit mindestens 140&nbsp;Stunden Ausbildung und zwei Jahren Erfahrung durchgeführte) [[Akupunktur]] wirksamer als eine konventionelle leitlinienkonforme Standardtherapie zur Behandlung von [[Krankheitsverlauf|chronischen]] Schmerzen. Dieses Ergebnis erbrachte die im Dezember 2005 veröffentlichte ''gerac''-Gonarthrose-Studie. Sie fand unter den vorgegebenen Studienbedingungen keinen statistisch signifikanten Vorteil der Verumakupunktur gegenüber der Scheinakupunktur. Da „irgendeine“ Akupunkturbehandlung wesentlich erfolgreicher als eine konventionelle Therapie ohne Nadelstiche war, liegen Überlegungen nahe, dass entweder alleine die Reizung der Haut mit Nadeln einen schmerzlindernden Effekt hervorruft und/oder dass eine konventionelle Behandlung im Rahmen einer solchen Studie einen [[Nocebo-Effekt]] besitzt, da der Kontrollgruppe diese besondere [[Therapie]]form (Nadelstiche) vorenthalten wurde.<ref name="gerac-Gonarthrose-Ergebnisse">S. Witte u.&nbsp;a.: [http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/inst_med_biometrie/pdf/51_geracGA_Bericht.pdf ''Wirksamkeit und Sicherheit von Akupunktur bei gonarthrosebedingten chronischen Schmerzen: Multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie.''] (PDF; 1,6&nbsp;MB) Dezember 2005.</ref><ref>H.&nbsp;P. Scharf u.&nbsp;a.: [http://www.annals.org/cgi/content/abstract/145/1/12 ''Acupuncture and Knee Osteoarthritis – A Three-Armed Randomized Trial.''] In: ''[[Ann Intern Med]].'' 145, 2006, S.&nbsp;12–20. PMID 16818924.</ref>

* Eine Therapieoption bietet die [[Interleukin-1]] (IL-1)-[[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonist]]-Therapie: Aus dem Blut des Patienten soll ein IL-1-Antagonist gewonnen werden, der in das betroffene Gelenk injiziert wird. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapie bei Arthrose wurde in zwei randomisierten placebokontrollierten Studien untersucht. Bei der GOAT-Studie der Universität Düsseldorf konnte bei 376 Patienten gezeigt werden, dass die Interleukin-1-Antagonist-Therapie der Therapie mit [[Hyaluronsäure]] und einer Placebobehandlung nach 6 und 24&nbsp;Monaten signifikant überlegen war.<ref>A. W. Baltzer u.&nbsp;a.: ''Autologous conditioned serum (Orthokine) is an effective treatment for knee osteoarthritis.'' In: ''Osteoarthritis Cartilage.'' 17, 2009, S.&nbsp;152–160. PMID 18674932.</ref><ref>P. Wehling u.&nbsp;a.: ''Autologous conditioned serum in the treatment of orthopedic diseases: the orthokine therapy.'' In: ''[[BioDrugs]].'' 21, 2007, S.&nbsp;323–332. PMID 17896838.</ref> Eine niederländische Studie konnte zeigen, dass der IL-1-Antagonist gegenüber einem Placebo die Gelenkfunktion signifikant nach einem Jahr verbesserte und die Medikamenteneinnahme vermindert wurde, jedoch unterschied sich der WOMAC-Schmerzscore nicht gegenüber der Placebobehandlung.<ref name="yang">K. G. Yang u.&nbsp;a.: ''Autologous interleukin-1 receptor antagonist improves function and symptoms in osteoarthritis when compared to placebo in a prospective randomized controlled trial.'' In: ''Osteoarthritis Cartilage.'' 16, 2008, S.&nbsp;498–505. PMID 17825587.</ref> Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät von der Behandlung ab, da sowohl die Studien zu Grundlagen als auch die klinischen Studien mangelhaft seien.<ref>G. R. Burmester u.&nbsp;a.: ''Neufassung der Empfehlungen der Kommission Pharmakotherapie der DGRh.'' In: ''Zeitschrift für Rheumatologie.'' 66, 2007, S.&nbsp;83–84. [[doi:10.1007/s00393-006-0135-3]]</ref><ref>S. Rehart u.&nbsp;a.: ''Aktualisierte Stellungnahme zu „Orthokin“.'' September 2009.</ref> [[Wolfgang Becker-Brüser]] vom pharmakritischen ''[[Arznei-Telegramm]]'' sagt: „Sobald ich etwas in ein Gelenk injiziere, auch wenn es nur Kochsalzlösung ist, schaffe ich einen Puffer. Dadurch nehmen die Beschwerden zunächst ab. Die Effekte halten letztlich aber nicht lange an.“ Die Folge: Die Patienten kommen bald zurück und möchten eine weitere Orthokin®-Behandlung.<ref name="sz-1845487">{{Internetquelle |url=http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/umstrittene-rheuma-therapie-geld-und-gelenke-1.1845487 |titel=Umstrittene Arthrose-Therapie – Pharmafirma will kritische Mediziner mundtot machen |werk=[[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]] |datum=2013-12-17 |abruf=2015-01-22}}</ref>
* Eine Therapieoption bietet die [[Interleukin-1]] (IL-1)-[[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonist]]-Therapie: Aus dem Blut des Patienten soll ein IL-1-Antagonist gewonnen werden, der in das betroffene Gelenk injiziert wird. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapie bei Arthrose wurde in zwei randomisierten placebokontrollierten Studien untersucht. Bei der GOAT-Studie der Universität Düsseldorf konnte bei 376 Patienten gezeigt werden, dass die Interleukin-1-Antagonist-Therapie der Therapie mit [[Hyaluronsäure]] und einer Placebobehandlung nach 6 und 24&nbsp;Monaten signifikant überlegen war.<ref>A. W. Baltzer u.&nbsp;a.: ''Autologous conditioned serum (Orthokine) is an effective treatment for knee osteoarthritis.'' In: ''Osteoarthritis Cartilage.'' 17, 2009, S.&nbsp;152–160. PMID 18674932.</ref><ref>P. Wehling u.&nbsp;a.: ''Autologous conditioned serum in the treatment of orthopedic diseases: the orthokine therapy.'' In: ''[[BioDrugs]].'' 21, 2007, S.&nbsp;323–332. PMID 17896838.</ref> Eine niederländische Studie konnte zeigen, dass der IL-1-Antagonist gegenüber einem Placebo die Gelenkfunktion signifikant nach einem Jahr verbesserte und die Medikamenteneinnahme vermindert wurde, jedoch unterschied sich der WOMAC-Schmerzscore nicht gegenüber der Placebobehandlung.<ref name="yang">K. G. Yang u.&nbsp;a.: ''Autologous interleukin-1 receptor antagonist improves function and symptoms in osteoarthritis when compared to placebo in a prospective randomized controlled trial.'' In: ''Osteoarthritis Cartilage.'' 16, 2008, S.&nbsp;498–505. PMID 17825587.</ref> Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät von der Behandlung ab, da sowohl die Studien zu Grundlagen als auch die klinischen Studien mangelhaft seien.<ref>G. R. Burmester u.&nbsp;a.: ''Neufassung der Empfehlungen der Kommission Pharmakotherapie der DGRh.'' In: ''Zeitschrift für Rheumatologie.'' 66, 2007, S.&nbsp;83–84. [[doi:10.1007/s00393-006-0135-3]]</ref><ref>S. Rehart u.&nbsp;a.: ''Aktualisierte Stellungnahme zu „Orthokin“.'' September 2009.</ref> [[Wolfgang Becker-Brüser]] vom pharmakritischen ''[[Arznei-Telegramm]]'' sagt: „Sobald ich etwas in ein Gelenk injiziere, auch wenn es nur Kochsalzlösung ist, schaffe ich einen Puffer. Dadurch nehmen die Beschwerden zunächst ab. Die Effekte halten letztlich aber nicht lange an.“ Die Folge: Die Patienten kommen bald zurück und möchten eine weitere Orthokin®-Behandlung.<ref name="sz-1845487">{{Internetquelle |url=http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/umstrittene-rheuma-therapie-geld-und-gelenke-1.1845487 |titel=Umstrittene Arthrose-Therapie – Pharmafirma will kritische Mediziner mundtot machen |werk=[[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]] |datum=2013-12-17 |abruf=2015-01-22}}</ref>

* Hyaluronsäure: Der Abrieb von Knorpelsubstanz wird durch vom ungeschädigten Gelenk natürlich produzierte „Gelenkschmiere“ namens [[Hyaluronsäure]] reduziert. Der Degenerationsprozess soll während einer Dauerindikation damit ebenfalls – zumindest teilweise – reduziert oder sogar gestoppt werden können. Das Präparat muss intraartikulär injiziert werden, wobei das grundsätzliche Risiko einer Gelenkinfektion besteht. Ferner ist zu beachten, dass Hyaluronsäure in der Regel als [[Medizinprodukt]] am Markt erscheint und daher keiner [[Arzneimittelprüfung]] unterliegt. Es gibt also keine Standards, die einzelnen Produkte unterscheiden sich je nach Hersteller teilweise erheblich in ihrer Zusammensetzung. Da es sich also bei Hyaluronsäure nicht um ein [[Arzneimittel]] handelt, ist eine einheitliche Bewertung schon von daher ebenso wenig möglich wie die systematische Erfassung von [[Nebenwirkung]]en.<ref>{{Internetquelle |autor=Johannes Stöve |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-abgelaufen.pdf |titel=S2k-Leitlinie Gonarthrose |hrsg=AWMF Leitlinien-Register |datum=2018-01-18 |seiten=25–26 |format=PDF, 2,1MB |sprache=de |abruf=2023-09-05}}</ref>
* Hyaluronsäure: Der Abrieb von Knorpelsubstanz wird durch vom ungeschädigten Gelenk natürlich produzierte „Gelenkschmiere“ namens [[Hyaluronsäure]] reduziert. Der Degenerationsprozess soll während einer Dauerindikation damit ebenfalls – zumindest teilweise – reduziert oder sogar gestoppt werden können. Das Präparat muss intraartikulär injiziert werden, wobei das grundsätzliche Risiko einer Gelenkinfektion besteht. Ferner ist zu beachten, dass Hyaluronsäure in der Regel als [[Medizinprodukt]] am Markt erscheint und daher keiner [[Arzneimittelprüfung]] unterliegt. Es gibt also keine Standards, die einzelnen Produkte unterscheiden sich je nach Hersteller teilweise erheblich in ihrer Zusammensetzung. Da es sich also bei Hyaluronsäure nicht um ein [[Arzneimittel]] handelt, ist eine einheitliche Bewertung schon von daher ebenso wenig möglich wie die systematische Erfassung von [[Nebenwirkung]]en.<ref>{{Internetquelle |autor=Johannes Stöve |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-abgelaufen.pdf |titel=S2k-Leitlinie Gonarthrose |hrsg=AWMF Leitlinien-Register |datum=2018-01-18 |seiten=25–26 |format=PDF, 2,1MB |sprache=de |abruf=2023-09-05}}</ref>

* Die Substanzen Glucosamin (besonders in Kombination mit [[Dimethylsulfon|MSM]])<ref>{{Literatur |Autor=P. R. Usha, M. U. R. Naidu |Titel=Randomised, Double-Blind, Parallel, Placebo-Controlled Study of Oral Glucosamine, Methylsulfonylmethane and their Combination in Osteoarthritis |Sammelwerk=Clinical Drug Investigation |Band=24 |Nummer=6 |Datum=2004 |ISSN=1173-2563 |Seiten=353–363 |PMID=17516722}}</ref> und Chondroitin können bei positiver Disposition die Symptome der Arthrose etwas verbessern oder ihr weiteres Fortschreiten verzögern.<ref>N. Poolsup u.&nbsp;a.: ''Glucosamine long-term treatment and the progression of knee osteoarthritis: systematic review of randomized controlled trials.'' In: ''[[Ann Pharmacother]].'' 39, 2005, S.&nbsp;1080–1087. PMID 15855241.</ref> Ergebnisse über zwölf Wochen (''effectiveness results of a prototypical 12-week, double-blind, randomized placebo-controlled trial of glucosamine'') zeigten dagegen, dass Glucosamin bei der Arthrose im Knie in so kurzer Zeit offenbar nicht wirksam sein kann.<ref>T. McAlindon u.&nbsp;a.: ''Effectiveness of glucosamine for symptoms of knee osteoarthritis: results from an internet-based randomized double-blind controlled trial.'' In: ''[[Am J Med]].'' 117, 2004, S.&nbsp;643–649. PMID 15501201.</ref> Eine weitere Nahrungsergänzung, die vielversprechend scheint, ist [[S-Adenosylmethionin]]. Kleinere Studien behaupten, dass es bei der Schmerzlinderung ebenso effektiv sei wie nichtsteroidale antiinflammatorische (entzündungshemmende) Schmerzmittel (Ibuprofen, Diclofenac usw.), auch wenn es etwa vier Wochen dauert, ehe dieser Effekt einsetzt. In einer großen placebokontrollierten Studie wurden 572 Patienten mit [[Glucosamin]] oder [[Chondroitin]] oder mit einer Kombination beider Substanzen behandelt. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob eine der Behandlungen den Verlauf der Krankheit bremsen könnte. Nach einer Behandlungsdauer von 18&nbsp;Monaten konnte in keiner Behandlungsgruppe ein Vorteil gegenüber Placebo nachgewiesen werden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.newscientist.com/article/dn14842-arthritis-supplements-no-better-than-placebo.html?DCMP=ILC-hmts&nsref=news10_head_dn14842 |titel=Arthritis supplements no better than placebo |werk=newscientist.com |datum=2008-09-30 |sprache=en |abruf=2015-01-22}}</ref><ref>A. D. Sawitzke u.&nbsp;a.: ''The effect of glucosamine and/or chondroitin sulfate on the progression of knee osteoarthritis: A report from the glucosamine/chondroitin arthritis intervention trial.'' In: ''[[Arthritis & Rheumatism]].'' 58, 2008, S.&nbsp;3183–3191. [[doi:10.1002/art.23973]] PMID 18821708</ref>
* Die Substanzen Glucosamin (besonders in Kombination mit [[Dimethylsulfon|MSM]])<ref>{{Literatur |Autor=P. R. Usha, M. U. R. Naidu |Titel=Randomised, Double-Blind, Parallel, Placebo-Controlled Study of Oral Glucosamine, Methylsulfonylmethane and their Combination in Osteoarthritis |Sammelwerk=Clinical Drug Investigation |Band=24 |Nummer=6 |Datum=2004 |ISSN=1173-2563 |Seiten=353–363 |PMID=17516722}}</ref> und Chondroitin können bei positiver Disposition die Symptome der Arthrose etwas verbessern oder ihr weiteres Fortschreiten verzögern.<ref>N. Poolsup u.&nbsp;a.: ''Glucosamine long-term treatment and the progression of knee osteoarthritis: systematic review of randomized controlled trials.'' In: ''[[Ann Pharmacother]].'' 39, 2005, S.&nbsp;1080–1087. PMID 15855241.</ref> Ergebnisse über zwölf Wochen (''effectiveness results of a prototypical 12-week, double-blind, randomized placebo-controlled trial of glucosamine'') zeigten dagegen, dass Glucosamin bei der Arthrose im Knie in so kurzer Zeit offenbar nicht wirksam sein kann.<ref>T. McAlindon u.&nbsp;a.: ''Effectiveness of glucosamine for symptoms of knee osteoarthritis: results from an internet-based randomized double-blind controlled trial.'' In: ''[[Am J Med]].'' 117, 2004, S.&nbsp;643–649. PMID 15501201.</ref> Eine weitere Nahrungsergänzung, die vielversprechend scheint, ist [[S-Adenosylmethionin]]. Kleinere Studien behaupten, dass es bei der Schmerzlinderung ebenso effektiv sei wie nichtsteroidale antiinflammatorische (entzündungshemmende) Schmerzmittel (Ibuprofen, Diclofenac usw.), auch wenn es etwa vier Wochen dauert, ehe dieser Effekt einsetzt. In einer großen placebokontrollierten Studie wurden 572 Patienten mit [[Glucosamin]] oder [[Chondroitin]] oder mit einer Kombination beider Substanzen behandelt. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob eine der Behandlungen den Verlauf der Krankheit bremsen könnte. Nach einer Behandlungsdauer von 18&nbsp;Monaten konnte in keiner Behandlungsgruppe ein Vorteil gegenüber Placebo nachgewiesen werden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.newscientist.com/article/dn14842-arthritis-supplements-no-better-than-placebo.html?DCMP=ILC-hmts&nsref=news10_head_dn14842 |titel=Arthritis supplements no better than placebo |werk=newscientist.com |datum=2008-09-30 |sprache=en |abruf=2015-01-22}}</ref><ref>A. D. Sawitzke u.&nbsp;a.: ''The effect of glucosamine and/or chondroitin sulfate on the progression of knee osteoarthritis: A report from the glucosamine/chondroitin arthritis intervention trial.'' In: ''[[Arthritis & Rheumatism]].'' 58, 2008, S.&nbsp;3183–3191. [[doi:10.1002/art.23973]] PMID 18821708</ref>

* Extrakte des Pilzes [[Brasilianischer Mandel-Egerling|Agaricus blazei Murril]] haben in verschiedenen Studien gezeigt, dass sie dazu in der Lage sind, Entzündungen zu reduzieren und das Immunsystem zu modulieren, sodass sich die Entzündungsbereitschaft des Organismus insgesamt verringert.<ref>G. Hetland u.&nbsp;a.: ''The Mushroom Agaricus blazei Murill Elicits Medicinal Effects on Tumor, Infection, Allergy, and Inflammation through Its Modulation of Innate Immunity and Amelioration of Th1/Th2 Imbalance and Inflammation.'' In: ''Advances in pharmacological sciences.'' 2011. [[doi:10.1155/2011/157015]]. PMID 21912538.</ref>

* Der [[FGF-18|Fibroblasten-Wachstumsfaktor-18]] (FGF-18) regt in [[Modellorganismus|Modellorganismen]] bei [[Gelenk (Anatomie)|intraartikulärer]] Injektion die Bildung von [[Knorpel]] an.<ref name="PMID15896984">E. E. Moore, A. M. Bendele, D. L. Thompson, A. Littau, K. S. Waggie, B. Reardon, J. L. Ellsworth: ''Fibroblast growth factor-18 stimulates chondrogenesis and cartilage repair in a rat model of injury-induced osteoarthritis.'' In: ''Osteoarthritis and cartilage / OARS, Osteoarthritis Research Society.'' Band 13, Nummer 7, Juli 2005, S.&nbsp;623–631. [[doi:10.1016/j.joca.2005.03.003]]. PMID 15896984.</ref><ref name="PMID15781473">D. Davidson, A. Blanc, D. Filion, H. Wang, P. Plut, G. Pfeffer, M. D. Buschmann, J. E. Henderson: ''Fibroblast growth factor (FGF) 18 signals through FGF receptor 3 to promote chondrogenesis.'' In: ''[[The Journal of biological chemistry]].'' Band 280, Nummer 21, Mai 2005, S.&nbsp;20509–20515. [[doi:10.1074/jbc.M410148200]]. PMID 15781473.</ref> Ein [[Rekombinantes Protein|rekombinant]] produziertes humanes FGF-18 befindet sich derzeit in der [[Klinische Studie|klinischen Erprobung]] zur Behandlung von Arthrose.<ref>[http://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00911469?term=AS902330&rank=1 ''Study of AS902330 (rhFGF-18) Administered Intra-articularly in Patients With Knee Primary Osteoarthritis Who Are Candidates for Total Knee Replacement''.] clinicaltrials.gov; abgerufen am 30. Januar 2011.</ref><ref>[http://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01033994?term=AS902330&rank=3 ''A Multicenter Study of rhFGF 18 in Patients With Knee Osteoarthritis Not Requiring Surgery''.] clinicaltrials.gov; abgerufen am 30. Januar 2011.</ref>

* Die [[pulsierende Signaltherapie]], bei der das Knorpelgewebe pulsierenden Magnetfeldern ausgesetzt wird, ist bezüglich der Wirksamkeit umstritten.
* Die [[pulsierende Signaltherapie]], bei der das Knorpelgewebe pulsierenden Magnetfeldern ausgesetzt wird, ist bezüglich der Wirksamkeit umstritten.

* Eine weitere Therapie ist die [[Goldimplantation]], die seit 1975 in der Tiermedizin und seit 1996 in der Humanmedizin angewandt wird. Dabei werden kleine Goldteilchen mittels Hohlnadeln gelenknah implantiert. Anfänglich wurden die Implantate an Akupunkturpunkten gesetzt, mittlerweile häufiger an individuell ermittelten Schmerzpunkten. Studien belegen, dass aus den Goldteilchen Goldionen in das umliegende Gewebe aufgenommen werden.<ref>{{Literatur |Autor=G. Danscher |Titel=In vivo liberation of gold ions from gold implants: Autometallographic tracing of gold in cells adjacent to metallic gold |Sammelwerk=Histochemistry and Cell Biology |Band=117 |Nummer=5 |Datum=2002-05 |Seiten=447–452 |DOI=10.1007/s00418-002-0400-8}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=A. Larsen u.&nbsp;a. |Titel=Gold ions bio-released from metallic gold particles reduce inflammation and apoptosis and increase the regenerative responses in focal brain injury |Sammelwerk=Histochemistry and Cell Biology |Band=130 |Nummer=4 |Datum=2008-06-10 |Seiten=681–692 |DOI=10.1007/s00418-008-0448-1}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=O. Seifert u.&nbsp;a. |Titel=Gene expression profiling of macrophages: Implications for an immunosuppressive effect of dissolucytotic gold ions |Sammelwerk=Journal of Inflammation |Band=9 |Nummer=43 |Datum=2012-11-09 |DOI=10.1186/1476-9255-9-43}}</ref> Dies wird als eine mögliche Erklärung der antientzündlichen Wirkung herangezogen.<ref>{{Literatur |Autor=C. Zetterström u.&nbsp;a. |Titel=Pivotal Advance: Inhibition of HMGB1 nuclear translocation as a mechanism for the anti-rheumatic effects of gold sodium thiomalate |Sammelwerk=Journal of Leukocyte Biology |Band=83 |Nummer=1 |Datum=2007-10-03 |ISSN=0741-5400 |Seiten=31–38 |DOI=10.1189/jlb.0507323}}</ref> Neben doppelblinden, plazebokontrollierten Studien in der Tiermedizin (z. B.<ref>{{Literatur |Autor=G. T. Jæger u.&nbsp;a. |Titel=Double-blind, placebo-controlled trial of the pain-relieving effect of the implantation of gold beads into dogs with hip dysplasia |Sammelwerk=[[Veterinary Record]] |Band=158 |Nummer=21 |Datum=2006-05-27 |Seiten=722–726 |DOI=10.1136/vr.158.21.722}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=G. T. Jæger u.&nbsp;a. |Titel=Two years follow-up study of the pain-relieving effect of gold bead implantation in dogs with hip-joint arthritis |Sammelwerk=Acta Veterinaria Scandinavica |Band=49 |Nummer=9 |Datum=2007-03-23 |DOI=10.1186/1751-0147-49-9}}</ref>) gibt es zwei dänische Pilotstudien in der Humanmedizin. Diese [[Randomisierte kontrollierte Studie|Studien]] zeigen eine Senkung der Schmerzen und Verbesserung der Beweglichkeit bei der mit Goldimplantation behandelten Patientengruppe gegenüber der Kontrollgruppe mit Scheinimplantation (nur Nadeln eingeführt).<ref>{{Literatur |Autor=K. Nejrup u.&nbsp;a. |Titel=Randomised controlled trial of extraarticular gold bead implantation for treatment of knee osteoarthritis: a pilot study |Sammelwerk=Clinical Rheumatology |Band=27 |Nummer=11 |Datum=2008-05-24 |ISSN=0770-3198 |Seiten=1363–1369 |DOI=10.1007/s10067-008-0918-9}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=H. K. Kjerkegaard u.&nbsp;a. |Titel=Double-Blinded, Placebo-Controlled Trial of the Pain-Relieving Effect of Gold Bead Implantation on Cervical Osteoarthritis |Sammelwerk=Medical Acupuncture |Band=23 |Nummer=2 |Datum=2011-06-14 |Seiten=87–91 |DOI=10.1089/acu.2010.0775}}</ref> Größere Studien als Grundlage für die Aufnahme in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung stehen noch aus.
* Eine weitere Therapie ist die [[Goldimplantation]], die seit 1975 in der Tiermedizin und seit 1996 in der Humanmedizin angewandt wird. Dabei werden kleine Goldteilchen mittels Hohlnadeln gelenknah implantiert. Anfänglich wurden die Implantate an Akupunkturpunkten gesetzt, mittlerweile häufiger an individuell ermittelten Schmerzpunkten. Studien belegen, dass aus den Goldteilchen Goldionen in das umliegende Gewebe aufgenommen werden.<ref>{{Literatur |Autor=G. Danscher |Titel=In vivo liberation of gold ions from gold implants: Autometallographic tracing of gold in cells adjacent to metallic gold |Sammelwerk=Histochemistry and Cell Biology |Band=117 |Nummer=5 |Datum=2002-05 |Seiten=447–452 |DOI=10.1007/s00418-002-0400-8}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=A. Larsen u.&nbsp;a. |Titel=Gold ions bio-released from metallic gold particles reduce inflammation and apoptosis and increase the regenerative responses in focal brain injury |Sammelwerk=Histochemistry and Cell Biology |Band=130 |Nummer=4 |Datum=2008-06-10 |Seiten=681–692 |DOI=10.1007/s00418-008-0448-1}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=O. Seifert u.&nbsp;a. |Titel=Gene expression profiling of macrophages: Implications for an immunosuppressive effect of dissolucytotic gold ions |Sammelwerk=Journal of Inflammation |Band=9 |Nummer=43 |Datum=2012-11-09 |DOI=10.1186/1476-9255-9-43}}</ref> Dies wird als eine mögliche Erklärung der antientzündlichen Wirkung herangezogen.<ref>{{Literatur |Autor=C. Zetterström u.&nbsp;a. |Titel=Pivotal Advance: Inhibition of HMGB1 nuclear translocation as a mechanism for the anti-rheumatic effects of gold sodium thiomalate |Sammelwerk=Journal of Leukocyte Biology |Band=83 |Nummer=1 |Datum=2007-10-03 |ISSN=0741-5400 |Seiten=31–38 |DOI=10.1189/jlb.0507323}}</ref> Neben doppelblinden, plazebokontrollierten Studien in der Tiermedizin (z. B.<ref>{{Literatur |Autor=G. T. Jæger u.&nbsp;a. |Titel=Double-blind, placebo-controlled trial of the pain-relieving effect of the implantation of gold beads into dogs with hip dysplasia |Sammelwerk=[[Veterinary Record]] |Band=158 |Nummer=21 |Datum=2006-05-27 |Seiten=722–726 |DOI=10.1136/vr.158.21.722}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=G. T. Jæger u.&nbsp;a. |Titel=Two years follow-up study of the pain-relieving effect of gold bead implantation in dogs with hip-joint arthritis |Sammelwerk=Acta Veterinaria Scandinavica |Band=49 |Nummer=9 |Datum=2007-03-23 |DOI=10.1186/1751-0147-49-9}}</ref>) gibt es zwei dänische Pilotstudien in der Humanmedizin. Diese [[Randomisierte kontrollierte Studie|Studien]] zeigen eine Senkung der Schmerzen und Verbesserung der Beweglichkeit bei der mit Goldimplantation behandelten Patientengruppe gegenüber der Kontrollgruppe mit Scheinimplantation (nur Nadeln eingeführt).<ref>{{Literatur |Autor=K. Nejrup u.&nbsp;a. |Titel=Randomised controlled trial of extraarticular gold bead implantation for treatment of knee osteoarthritis: a pilot study |Sammelwerk=Clinical Rheumatology |Band=27 |Nummer=11 |Datum=2008-05-24 |ISSN=0770-3198 |Seiten=1363–1369 |DOI=10.1007/s10067-008-0918-9}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=H. K. Kjerkegaard u.&nbsp;a. |Titel=Double-Blinded, Placebo-Controlled Trial of the Pain-Relieving Effect of Gold Bead Implantation on Cervical Osteoarthritis |Sammelwerk=Medical Acupuncture |Band=23 |Nummer=2 |Datum=2011-06-14 |Seiten=87–91 |DOI=10.1089/acu.2010.0775}}</ref> Größere Studien als Grundlage für die Aufnahme in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung stehen noch aus.


==== Operation, Endoprothese (Gelenkersatz) ====
==== Operation, Endoprothese (Gelenkersatz) ====
{{Belege fehlen}}
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Zu den operativen Therapien der Arthrose gehört unter anderem neben der operativen Gelenkumstellung (Korrekturosteotomie), der Gelenkspiegelung ([[Arthroskopie]]) und der Gelenkversteifung ([[Arthrodese]]), insbesondere der künstliche Gelenkersatz ''([[Endoprothese]])''. In Deutschland wurden im Jahr 2016 etwa 400.000 endoprothetische Operationen an der Hüfte und an den Kniegelenken durchgeführt – mit steigender Tendenz.
Zu den operativen Therapien der Arthrose gehört unter anderem neben der operativen Gelenkumstellung (Korrekturosteotomie), der Gelenkspiegelung ([[Arthroskopie]]) und der Gelenkversteifung ([[Arthrodese]]), insbesondere der künstliche Gelenkersatz ''([[Endoprothese]])''. In Deutschland wurden im Jahr 2016 etwa 400.000 endoprothetische Operationen an der Hüfte und an den Kniegelenken durchgeführt – mit steigender Tendenz. Die durchschnittliche [[Standzeit]] einer modernen Hüftgelenksendoprothese liegt nach 10 Jahren bei über 95 %.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.odep.org.uk/ |titel=Orthopaedic Data Evaluation Panel (ODEP) |sprache=en-GB |abruf=2024-04-04 |kommentar=Nach den Kriterien des ODEP vom 22.02.2021 ist für eine bestmögliche Bewertung eine Standzeit von > 95% (bzw. genauer: muss das untere Konfidenzintervall der Überlebensanalyse darüber liegen) notwendig. Die Standzeiten von Prothesen unterscheiden sich deutlich und sind von vielen weiteren nicht-implantatbezogenen Faktoren abhängig.}}</ref>


== Arthrose (Gelenkbezug und Sonderformen) ==
== Arthrose (Gelenkbezug und Sonderformen) ==
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* Klaus-Dieter Thomann: ''Wirksame Hilfe bei Arthrose.'' TRIAS-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8304-3094-9.
* Klaus-Dieter Thomann: ''Wirksame Hilfe bei Arthrose.'' TRIAS-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8304-3094-9.
* Gerhard Leibold: ''Arthritis und Arthrose.'' Jopp-Oesch Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-0350-5037-6.
* Gerhard Leibold: ''Arthritis und Arthrose.'' Jopp-Oesch Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-0350-5037-6.
* Doris Schwarzmann-Schafhauser: ''Arthrose.'' In: [[Werner E. Gerabek]] u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 103.
* Doris Schwarzmann-Schafhauser: ''Arthrose.'' In: [[Werner E. Gerabek]] u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 103.
* [[Ludwig Heilmeyer]], Wolfgang Müller: ''Die rheumatischen Erkrankungen.'' In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 309–351, hier: S. 346–351 (''Die degenerativen Gelenkerkrankungen''), insbesondere S. 346–348: ''Die Arthrosis deformans (Osteoarthrosis, Osteoarthritis, degenerative joint diseases).''
* [[Ludwig Heilmeyer]], Wolfgang Müller: ''Die rheumatischen Erkrankungen.'' In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 309–351, hier: S. 346–351 (''Die degenerativen Gelenkerkrankungen''), insbesondere S. 346–348: ''Die Arthrosis deformans (Osteoarthrosis, Osteoarthritis, degenerative joint diseases).''



Version vom 12. September 2024, 16:41 Uhr

Mediale Gonarthrose MR-Darstellung eines arthrotischen Kniegelenkes. Deutlich zu sehen sind die Osteophyten im medialen (mittigen) und lateralen (seitlichen) Bereich des Gelenkspaltes und der Verschleiß oder Abrieb der Knorpelschicht im linken Bereich des Bildes. Der Knochen des Schien­bein­kopfes im mittigen Bereich ist verdichtet, eine Reaktion auf den vermehrten mechanischen Stress. Die Knorpelschicht hat ihre Dämpfungs­funktion eingebüßt.

Der Begriff Arthrose oder Arthrosis (synonym Arthrosis deformans – von altgriechisch ἄρθρον arthron, deutsch ‚Gelenk‘ und lateinisch deformare ‚verstümmeln‘) – bezeichnet eine degenerative Gelenkerkrankung (Gelenkabnutzung) und wird auch als Gelenkverschleiß, der das altersübliche Maß übersteigt, bezeichnet.

Ursächlich werden ein Übermaß an Belastung (etwa erhöhtes Körpergewicht), angeborene oder traumatisch bedingte Ursachen wie Fehlstellungen der Gelenke oder auch knöcherne Deformierung durch Knochenerkrankungen wie Osteoporose gesehen. Die Arthrose kann ebenfalls als Folge einer anderen Erkrankung, beispielsweise einer Gelenkentzündung (Arthritis) entstehen (sekundäre Arthrose) oder mit überlastungsbedingter Ergussbildung (sekundäre Entzündungsreaktion) einhergehen (aktivierte Arthrose).[1] Die Arthrose wird auch als Osteoarthrose (Osteoarthrosis) und unter anderem in der anglo-amerikanischen Fachliteratur Osteoarthritis (OA) bezeichnet, nicht zu verwechseln mit der rheumatoiden Arthritis (englisch Rheumatoid Arthritis, RA), einer chronisch entzündlichen Autoimmunerkrankung der Gelenke.

Grundsätzlich können alle Gelenke von arthrotischen Veränderungen betroffen werden. In Deutschland ist die Erkrankung am häufigsten im Kniegelenk lokalisiert.[2] Arthrose ist einer der häufigsten Beratungsanlässe in einer allgemeinmedizinischen Praxis.[3] In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an einer Arthrose.[4] Sie ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung (Arthropathie).[5]

Einteilung

Klassifikation nach ICD-10
M15-M19 Arthrose
M47 Spondylose (einschließlich Arthrose oder Osteoarthrose der Wirbelsäule, Degeneration der Gelenkflächen)
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Grundsätzlich unterscheidet man die primäre und die sekundäre Arthrose.

Bei der primären Arthrose wird eine biologische Minderwertigkeit des Knorpelgewebes unklarer Ursache angenommen. Sekundäre Arthrosen entstehen durch mechanische Überlastung (etwa bei Hüftgelenksdysplasie), entzündliche Veränderungen (etwa bei Arthritiden) oder metabolische Störungen (etwa bei Chondrokalzinose).[6] Die Häufigkeitsverteilung beider Formen wird kontrovers diskutiert.

Bei der Arthrose führt eine anfängliche Knorpelschädigung im weiteren Verlauf zu Veränderungen am Knochen:

  • Im Stadium 1 kommt es zu Rauigkeiten und Ausdünnung der Knorpelschicht, tangentiale Fissuren treten auf.
  • Im Stadium 2 wird hyaliner Knorpel durch Granulationsgewebe und minderwertigeren Faserknorpel ersetzt. Es bilden sich Pseudozysten aus nekrotischem Knorpel- und Knochengewebe (Geröllzysten).
  • Im Stadium 3 treten bereits Ulcerationen auf, das Bindegewebe und die Chondrozyten proliferieren.
  • Im Stadium 4 flacht die Knochenplatte eines Gelenkes ab. Um den Druck auf dem Gelenk dennoch abzufangen, bilden sich Randwülste am Knochen (Osteophyten).[6]

Ursachen

Hüftgelenk – die mechanische Haupt­belastungs­zone ist blau dargestellt.
Hüftgelenks-Dysplasie – die mechanische Hauptbelastungszone ist im Vergleich zur Normalvariante deutlich verkleinert.

Grundsätzlich unterscheidet man die Arthrose auch nach ihrer Ursache. Der Arthrosis alcaptonurica liegt eine vermehrte Ablagerung von Homogentisinsäure in Gelenken bei vorbestehender Alkaptonurie zugrunde. Bei der hämophilen Arthrose liegen regelmäßige intraartikuläre Blutungen bei Hämophilie (Blutergelenk) vor. Die Arthrosis urica wird durch den mechanischen Einfluss von Uratkristallen (Harnsäure) auf den gesunden Knorpel hervorgerufen.[7]

Klassische Ursache einer Arthrose stellt die Dysplasie von Gelenken dar. Am Beispiel der Hüfte wird deutlich, dass die mechanisch am meisten belastete Zone bei einer physiologischen Hüftstellung eine deutlich größere Fläche darstellt als bei einer dysplastischen Hüfte. Die Belastungen durch die auf das Gelenk einwirkenden Kräfte sind von der Gelenkform jedoch weitgehend unabhängig. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf die Hauptbelastungszone(n). Dadurch wird bei einer kleineren Zone eine höhere Druckbelastung als bei einer größeren auftreten. Die biomechanische Druckbelastung des Gelenkknorpels ist somit bei einer dysplastischen Hüfte größer als bei physiologischer Hüftstellung. Diese Gesetzmäßigkeit wird allgemein ursächlich für das gehäufte Auftreten arthrotischer Veränderungen an von der anatomischen Idealform abweichenden tragenden Gelenken gesehen.

Sind die Folgen einer Verletzung die Ursache für einen vorzeitigen Verschleiß, so spricht man von einer posttraumatischen Arthrose. Als weitere Ursachen einer sekundären Arthrose werden mechanische, entzündliche, metabolische, chemische (Chinolon-Antibiotika), trophische, hormonelle, neurologische und genetische Gründe diskutiert. In den meisten Fällen wird die Entstehung der Arthrose als idiopathisch, das heißt ohne derzeit fassbare Ursache, angesehen.[8]

Medikamentöse Ursachen für eine Arthrose können beispielsweise Antibiotika aus der Klasse der Gyrasehemmer (Fluorchinolone wie Ciprofloxacin, Levofloxacin) sein. Diese Arzneimittel führen in schlecht vaskularisierten Geweben (hyaliner Gelenkknorpel; Sehnengewebe) zu einer Komplexierung von Magnesium-Ionen, was zur Folge hat, dass irreversible Schäden am Bindegewebe entstehen. Diese Schäden sind bei Kindern und Jugendlichen in der Regel in der Wachstumsphase ausgeprägter. Tendopathien und Arthropathien sind bekannte Nebenwirkungen dieser Medikamentenklasse. Beim Erwachsenen führen diese Antibiotika nach Informationen von unabhängigen Pharmakologen und Rheumatologen zu einem beschleunigten physiologischen Abbau des hyalinen Gelenkknorpels.[9][10][11][12] Auch eine langjährige Behandlung mit Phenprocoumon kann durch Abnahme der Knochendichte bei Belastungen der Gelenkbinnenstruktur eine Arthrose begünstigen.

Neben dem Alter sind mechanische Überbelastungen, (Mikro-)Traumata, durch Verlust der Sicherungsmechanismen verursachte Destabilisierungen der Gelenke sowie genetische Faktoren als Risikofaktoren für Osteoarthrose bekannt. Jedoch sind weder Entstehung noch Interventionsmöglichkeiten vollständig geklärt.[8]

In einem von Osteoarthrose betroffenen Gelenk ist der Gehalt von Stickstoffmonoxid erhöht. Ähnliches konnte durch mechanische Reizung von Knorpelgewebe beobachtet werden.[13][14][15] Mechanische Krafteinwirkungen sind wahrscheinlich ursächlich an der Entstehung von Osteoarthrose beteiligt.[16]

Prävalenz

Das Risiko, an Arthrose zu erkranken, erhöht sich mit zunehmendem Alter.[17] Etwa zwei Drittel der Menschen über 65 Jahren sind von der Erkrankung betroffen,[8] jedoch leiden nicht alle Betroffenen auch an den Symptomen.

Symptome

Eine Arthrose kann symptomlos verlaufen. Typisch sind Anlauf- und belastungsabhängiger Schmerz. Das Ausmaß der Schmerzen korreliert jedoch nicht zwangsläufig mit dem objektiv beurteilbaren Ausprägungsgrad der Arthrose. Als weitere typische Symptome gelten ein Gelenkerguss (aktivierte Arthrose), zunehmende Deformation (Verformung) des Gelenks und Gelenkgeräusche durch zunehmende Unebenheiten der Knorpeloberfläche bei Bewegung.

Diagnostik

CT-Aufnahme einer Arthrose am Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbeingelenk)
Schematische Darstellung der radiologischen Zeichen der Hüftgelenksarthrose:

(1) (Rand-)Osteophyt
(2) subchondrale Sklerosierung
(3) Geröllzyste
(4) Gelenkspaltverschmälerung

Der Patient berichtet bei der Anamnese über Gelenkschmerzen, anschließend muss geklärt werden, bei welchen Gelegenheiten dieser Schmerz auftritt. Es folgt die klinische Untersuchung der Gelenkkontur, der Funktion, der Bandstabilität, der umgebenden Muskulatur. Dann schließt sich, je nach Erfordernis, eine bildgebende Diagnostik an, wie beispielsweise Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Zeichen einer bestehenden Arthrose sind dabei eine Verschmälerung des Gelenkspaltes, Sklerose (eine reaktive Knochenverdichtung zu beiden Seiten des Gelenkspaltes), Osteophytenbildung an den Gelenkrändern und subchondrale Zystenbildungen des gelenkbildenden Knochens, die durch feine Rissbildungen des Knorpels und Durchtritt von Gelenkflüssigkeit in die darunter liegende Knochenschicht entstehen. Eine Verschmälerung des Gelenkspalts deutet dabei auf eine Arthritis oder eine Arthrose hin, je nachdem, ob der gelenknahe Knochen verdünnt oder verdickt ist.[18]

Wenn sich ein Befund für eine minimalinvasive Intervention anbietet, kann eine Arthroskopie notwendig werden. Die Entwicklung der Arthroskopie hat in den letzten Jahren etliche Gelenke für diese Form des operativen Eingriffs zugänglich gemacht. Am häufigsten werden Arthroskopien am Kniegelenk durchgeführt, auch um präoperativ abzuklären, welcher Typ Endoprothese im Einzelfall sinnvoll ist. Meistens werden Arthroskopien jedoch eingesetzt, um zeitgleich mit der Diagnostik die erforderliche Sanierung des Gelenkes vornehmen zu können.

Durch eine Weiterentwicklung von Methoden zur Auswertung von MRT-Aufnahmen kann Arthrose bereits im Frühstadium erkannt werden.[19] Diese Technik ist auch für die Erforschung neuer Medikamente als therapiebegleitende Verlaufskontrolle von großer Bedeutung.

Behandlung

Grundsätzlich verfolgt die Therapie der Arthrose zwei Ziele: die Schmerzfreiheit unter üblicher Belastung und die Verhinderung mechanischer Einschränkungen oder Veränderungen des Gelenkes.

Dazu sind folgende Therapieansätze geeignet:

  • Schmerzfreiheit durch
    • fehlenden Reiz zur vermehrten Entstehung von Schmerzmediatoren oder
    • Unterdrückung der Schmerzwahrnehmung, beziehungsweise der lokalen Auswirkung der Schmerzmediatoren.
  • Verhinderung des Fortschreitens von Gelenkveränderungen durch
    • Beseitigung mechanischer Risikofaktoren wie Gelenkdysplasien oder anderer Ursachen, die zu vermehrter Druckbelastung des Gelenkknorpels führen,
    • Regeneration des Gelenkknorpels oder
    • endoprothetischen Ersatz der Gelenkfläche.

Konzept von „SYSADOA“ und „DMOAD“

SYSADOA (Symptomatic Slow Acting Drugs in Osteo-arthritis) sind Substanzen ohne direkte schmerzlindernde Wirkung. Sie ändern grundsätzlich den Verlauf der Arthrose als Krankheit nicht. DMOAD (Disease Modifying Osteo-arthritis Drugs – früher als Chondroprotektiva bezeichnet) sollen den Krankheitsverlauf beeinflussen. Dazu sind eine Verlangsamung der Knorpeldegeneration und/oder eine Verstärkung der Knorpelregeneration (remodelling) geeignet.[20][21]

Der Placebo-Effekt

Im Rahmen einer Metaanalyse wurden aus bereits bestehenden Arbeiten über Arthrosetherapien die unbehandelten Kontrollgruppen mit den placebobehandelten Kontrollgruppen (medikamentöse, nicht-medikamentöse und operative Placebo-Behandlungen) verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass die Scheinbehandlung bezüglich Schmerzerleichterung, Steifigkeit und subjektiver Beweglichkeit der fehlenden Behandlung statistisch signifikant überlegen war.[22]

Operative Verfahren

Die Möglichkeiten der Therapie hängen vom betroffenen Gelenk ab. So werden bei der Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose) als gelenkerhaltende Operationen die Korrekturosteotomien (operative Gelenkumstellung) an Oberschenkel und Becken und als Gelenkersatzoperation (Arthroplastik) eine Endoprothese empfohlen.[23]

Bei einer klinisch und radiologisch gesicherten Kniegelenksarthrose (Gonarthrose) ist die alleinige Arthroskopie mit Lavage (therapeutische Spülung) und/oder Débridement nicht empfohlen aufgrund der fehlenden Wirkung und des verbundenen Operationsrisikos.[24] Eine Arthroskopie kann aber zur Beschwerdebesserung beitragen, falls zusätzlich mechanisch bedingte Symptome einer Meniskusläsion oder eines freien Gelenkkörpers vorliegen. Die Leitlinie betont, dass bei einem Gelenkersatz die Indikation kritisch gestellt werden müsse. Bei der Operation werden die zerstörten Gelenkanteile entfernt und durch künstliche ersetzt. Das Entfernen der Gelenkoberflächen ist unumkehrbar; außerdem können je nach Alter des Patienten bei der Primärimplantation Wechseloperationen notwendig werden.[24] Daher ist diese Operation nur bei fortgeschrittener Arthrose (Grad 3 und 4) oder bei einer vorliegenden Knochennekrose indiziert.

Knorpeltransplantation

Autotransplantation

Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem gut erhaltene Anteile des Gelenkknorpels aus wenig belasteten Randbereichen eines Gelenkes (insbesondere des Kniegelenks) verwendet werden, um Knorpeldefekte in Hauptbelastungszonen zu ersetzen. Diese Technik wird in der Regel in konventioneller Arthrotomie durchgeführt.

Autologe Chondrozyten-Implantation

Die Autologe Chondrozyten-Transplantation (ACT) ist eine Form der Behandlung mit dem Ziel, Schäden im Gelenkknorpel auszugleichen, um das Fortschreiten von Knorpelschäden zu verlangsamen, eine Gelenkersatzoperation hinauszuzögern und bestehende Schmerzen zu erleichtern. Das Verfahren erschien 1994 auch in Bezug auf langfristige Ergebnisse vielversprechend.[25] Dabei werden zuerst etwa 200 und 300 Milligramm Knorpelzellen (Chondrozyten) arthroskopisch aus einem unbelasteten Bereich des Kniegelenkes (etwa Fossa intercondylaris) entnommen, dann diese Zellen in vitro ungefähr vier bis sechs Wochen lang kultiviert, bis es genügend Zellen gibt, um sie wieder im beschädigten Bereich des Gelenkknorpels zu replantieren. Diese autologen Zellen sollten sich durch Bildung neuen, möglichst hyalinen Knorpels an ihre neue Umgebung anpassen. Bei der Implantation werden Knorpelzellen in Verbindung mit einer Membran (äußere Knochenhaut des Schienbeins oder Biomembran) oder einer Gerüstmatrix in den geschädigten Bereich eingebracht und mit sehr feinen Nähten oder Fibrinkleber fixiert. Das Verfahren wird in Abhängigkeit von der Größe des Knorpeldefekts durchgeführt.[26] Anwendende Kliniken müssen in Deutschland extra dafür zugelassen sein. Es gibt Hinweise zur Effektivität dieser Methode bei der Behandlung symptomatischer Knorpeldefekte des Kniegelenks.[27]

Arthroskopische Techniken

In Abhängigkeit von der Defektgröße gehören hierzu verschiedene Techniken, wie die Anfrischung degenerativ veränderter Regionen des Gelenkknorpels mittels Healing Response, Shaving, Pridie-Bohrung, oder die Implantation von Carbon-Stiften.

Therapie bei beginnender und fortgeschrittener Arthrose

In der Mehrzahl der Fälle wird eine Therapie erst begonnen, wenn die Arthrose bereits merklich schmerzt und eine deutliche Gelenkveränderung bewirkt hat. Dann ist es das Ziel der Therapie – trotz des Gelenkverschleißes – eine ausreichende Beweglichkeit und Belastbarkeit des Gelenkes noch für einige Zeit zu erhalten. Im Regelfall wird eine Arthrose konservativ behandelt. Meist erst wenn es zu Einschränkungen im Alltag oder im Berufsleben kommt, wird eine Operation erwogen.

Unterarm­geh­stütze
leitlinienkonforme Maßnahme der Orthopädietechnik bei Hüftgelenks­arthrose[23]

Konservative Therapieformen

Der Wirksamkeitsnachweis von Therapiemaßnahmen bei Arthrose ist nicht einfach, da im Verlauf der Krankheit schmerzlose Phasen mit schmerzhaften Phasen abwechseln. Auch die Gelenkbeweglichkeit kann im Verlauf der Krankheit variieren. Im Bereich des Hüft- oder Kniegelenks kann man die Arthrose beispielsweise anhand der schmerzfreien Gehstrecke und der Gelenkbeweglichkeit dokumentieren.

Von Leitlinien oder Fachausschüssen empfohlene und/oder als gut belegt eingestufte konservative Therapieformen

Weitere Behandlungskonzepte

  • Bei Reizzuständen der Gelenke mit Überwärmung und Schmerz bringen kühlende Maßnahmen eine kurzfristige Besserung der Symptome.
  • Die Studienergebnisse der GERAC-Studien weisen auf eine Wirksamkeit der Akupunktur bei arthrosebedingten chronischen Kniegelenkschmerzen hin: Hierbei wurde im nicht verblindeten Vergleich mit der Standardtherapie eine bessere Wirkung der Akupunktur und Scheinakupunktur gefunden. Eine Wirkung, die Akupunktur von der Placebo-Gruppe (Scheinakupunktur) unterscheidet, konnte aber nicht nachgewiesen werden.[29][30] Da „irgendeine“ Akupunkturbehandlung wesentlich erfolgreicher als eine konventionelle Therapie ohne Nadelstiche war, liegen Überlegungen nahe, dass entweder alleine die Reizung der Haut mit Nadeln einen schmerzlindernden Effekt hervorruft und/oder dass eine konventionelle Behandlung im Rahmen einer solchen Studie einen Nocebo-Effekt besitzt, da der Kontrollgruppe diese besondere Therapieform (Nadelstiche) vorenthalten wurde.
  • Eine Therapieoption bietet die Interleukin-1 (IL-1)-Antagonist-Therapie: Aus dem Blut des Patienten soll ein IL-1-Antagonist gewonnen werden, der in das betroffene Gelenk injiziert wird. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapie bei Arthrose wurde in zwei randomisierten placebokontrollierten Studien untersucht. Bei der GOAT-Studie der Universität Düsseldorf konnte bei 376 Patienten gezeigt werden, dass die Interleukin-1-Antagonist-Therapie der Therapie mit Hyaluronsäure und einer Placebobehandlung nach 6 und 24 Monaten signifikant überlegen war.[31][32] Eine niederländische Studie konnte zeigen, dass der IL-1-Antagonist gegenüber einem Placebo die Gelenkfunktion signifikant nach einem Jahr verbesserte und die Medikamenteneinnahme vermindert wurde, jedoch unterschied sich der WOMAC-Schmerzscore nicht gegenüber der Placebobehandlung.[33] Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie rät von der Behandlung ab, da sowohl die Studien zu Grundlagen als auch die klinischen Studien mangelhaft seien.[34][35] Wolfgang Becker-Brüser vom pharmakritischen Arznei-Telegramm sagt: „Sobald ich etwas in ein Gelenk injiziere, auch wenn es nur Kochsalzlösung ist, schaffe ich einen Puffer. Dadurch nehmen die Beschwerden zunächst ab. Die Effekte halten letztlich aber nicht lange an.“ Die Folge: Die Patienten kommen bald zurück und möchten eine weitere Orthokin®-Behandlung.[36]
  • Hyaluronsäure: Der Abrieb von Knorpelsubstanz wird durch vom ungeschädigten Gelenk natürlich produzierte „Gelenkschmiere“ namens Hyaluronsäure reduziert. Der Degenerationsprozess soll während einer Dauerindikation damit ebenfalls – zumindest teilweise – reduziert oder sogar gestoppt werden können. Das Präparat muss intraartikulär injiziert werden, wobei das grundsätzliche Risiko einer Gelenkinfektion besteht. Ferner ist zu beachten, dass Hyaluronsäure in der Regel als Medizinprodukt am Markt erscheint und daher keiner Arzneimittelprüfung unterliegt. Es gibt also keine Standards, die einzelnen Produkte unterscheiden sich je nach Hersteller teilweise erheblich in ihrer Zusammensetzung. Da es sich also bei Hyaluronsäure nicht um ein Arzneimittel handelt, ist eine einheitliche Bewertung schon von daher ebenso wenig möglich wie die systematische Erfassung von Nebenwirkungen.[37]
  • Die Substanzen Glucosamin (besonders in Kombination mit MSM)[38] und Chondroitin können bei positiver Disposition die Symptome der Arthrose etwas verbessern oder ihr weiteres Fortschreiten verzögern.[39] Ergebnisse über zwölf Wochen (effectiveness results of a prototypical 12-week, double-blind, randomized placebo-controlled trial of glucosamine) zeigten dagegen, dass Glucosamin bei der Arthrose im Knie in so kurzer Zeit offenbar nicht wirksam sein kann.[40] Eine weitere Nahrungsergänzung, die vielversprechend scheint, ist S-Adenosylmethionin. Kleinere Studien behaupten, dass es bei der Schmerzlinderung ebenso effektiv sei wie nichtsteroidale antiinflammatorische (entzündungshemmende) Schmerzmittel (Ibuprofen, Diclofenac usw.), auch wenn es etwa vier Wochen dauert, ehe dieser Effekt einsetzt. In einer großen placebokontrollierten Studie wurden 572 Patienten mit Glucosamin oder Chondroitin oder mit einer Kombination beider Substanzen behandelt. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob eine der Behandlungen den Verlauf der Krankheit bremsen könnte. Nach einer Behandlungsdauer von 18 Monaten konnte in keiner Behandlungsgruppe ein Vorteil gegenüber Placebo nachgewiesen werden.[41][42]
  • Die pulsierende Signaltherapie, bei der das Knorpelgewebe pulsierenden Magnetfeldern ausgesetzt wird, ist bezüglich der Wirksamkeit umstritten.
  • Eine weitere Therapie ist die Goldimplantation, die seit 1975 in der Tiermedizin und seit 1996 in der Humanmedizin angewandt wird. Dabei werden kleine Goldteilchen mittels Hohlnadeln gelenknah implantiert. Anfänglich wurden die Implantate an Akupunkturpunkten gesetzt, mittlerweile häufiger an individuell ermittelten Schmerzpunkten. Studien belegen, dass aus den Goldteilchen Goldionen in das umliegende Gewebe aufgenommen werden.[43][44][45] Dies wird als eine mögliche Erklärung der antientzündlichen Wirkung herangezogen.[46] Neben doppelblinden, plazebokontrollierten Studien in der Tiermedizin (z. B.[47][48]) gibt es zwei dänische Pilotstudien in der Humanmedizin. Diese Studien zeigen eine Senkung der Schmerzen und Verbesserung der Beweglichkeit bei der mit Goldimplantation behandelten Patientengruppe gegenüber der Kontrollgruppe mit Scheinimplantation (nur Nadeln eingeführt).[49][50] Größere Studien als Grundlage für die Aufnahme in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung stehen noch aus.

Operation, Endoprothese (Gelenkersatz)

Zu den operativen Therapien der Arthrose gehört unter anderem neben der operativen Gelenkumstellung (Korrekturosteotomie), der Gelenkspiegelung (Arthroskopie) und der Gelenkversteifung (Arthrodese), insbesondere der künstliche Gelenkersatz (Endoprothese). In Deutschland wurden im Jahr 2016 etwa 400.000 endoprothetische Operationen an der Hüfte und an den Kniegelenken durchgeführt – mit steigender Tendenz. Die durchschnittliche Standzeit einer modernen Hüftgelenksendoprothese liegt nach 10 Jahren bei über 95 %.[51]

Arthrose (Gelenkbezug und Sonderformen)

Die folgenden Arthroseformen beziehen sich namentlich auf das jeweils betroffene Gelenk:

Aktivierte Heberden-Arthrose des rechten Zeigefingers
Röntgenbild von Fingergelenk­arthrosen (nennt man in den End­gelenken Heberden-Arthrose, in Mittel­gelenken Bouchard-Arthrose). Links im roten Kasten ein unauffälliges Bild.

Die folgenden Arthrosebezeichnungen beschreiben den Status bzw. die Herkunft der Arthrose:

Siehe auch

Literatur

  • Klaus-Dieter Thomann: Wirksame Hilfe bei Arthrose. TRIAS-Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8304-3094-9.
  • Gerhard Leibold: Arthritis und Arthrose. Jopp-Oesch Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-0350-5037-6.
  • Doris Schwarzmann-Schafhauser: Arthrose. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 103.
  • Ludwig Heilmeyer, Wolfgang Müller: Die rheumatischen Erkrankungen. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 309–351, hier: S. 346–351 (Die degenerativen Gelenkerkrankungen), insbesondere S. 346–348: Die Arthrosis deformans (Osteoarthrosis, Osteoarthritis, degenerative joint diseases).

Einzelnachweise

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  2. Robert Koch-Institut (Hrsg.): Gesundheit in Deutschland. Datentabellen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Robert Koch-Institut. Berlin.
  3. W. Fink, G. Haidinger: Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10 Jahren Allgemeinpraxis. In: ZFA – Zeitschrift für Allgemeinmedizin. 83, 2007, S. 102–108, doi:10.1055/s-2007-968157. Zitiert nach: Womit sich Hausärzte hauptsächlich beschäftigen. In: MMW-Fortschr Med. 16, 2007.
  4. Deutsche Arthrose-Hilfe: Wie häufig ist Arthrose? (Memento des Originals vom 27. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arthrose.de Abgerufen am 15. Juli 2013.
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  6. a b K. J. Bühling u. a.: Intensivkurs: Allgemeine und spezielle Pathologie. Verlag Elsevier, 2004, ISBN 3-437-42411-4, S. 84. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. W. Pschyrembel u. a.: Klinisches Wörterbuch mit klinischen Syndromen und einem Anhang Nomina Anatomica. 253. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, 1977, ISBN 3-11-007018-9.
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  50. H. K. Kjerkegaard u. a.: Double-Blinded, Placebo-Controlled Trial of the Pain-Relieving Effect of Gold Bead Implantation on Cervical Osteoarthritis. In: Medical Acupuncture. Band 23, Nr. 2, 14. Juni 2011, S. 87–91, doi:10.1089/acu.2010.0775.
  51. Orthopaedic Data Evaluation Panel (ODEP). Abgerufen am 4. April 2024 (britisches Englisch, Nach den Kriterien des ODEP vom 22.02.2021 ist für eine bestmögliche Bewertung eine Standzeit von > 95% (bzw. genauer: muss das untere Konfidenzintervall der Überlebensanalyse darüber liegen) notwendig. Die Standzeiten von Prothesen unterscheiden sich deutlich und sind von vielen weiteren nicht-implantatbezogenen Faktoren abhängig.).
  52. Wolfgang Miehle: Gelenk- und Wirbelsäulenrheuma. Eular Verlag, Basel 1987, ISBN 3-7177-0133-9, S. 175.