41564_Allgemeinmedizin leseprobe
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Römer
Allgemeinmedizin
Sicher durch Famulatur,
Praktikum, PJ und Staatsexamen
Vorwort
Herzlichen Glückwunsch! Du hast Dich für ein Fach Denken anregen. Mit der Vermittlung der leit-
mit Zukunft entschieden! symptom-orientierten Arbeitsweise im Kontrast
Im modernen Gesundheitssystem bist Du als All- zum Klinikalltag möchten wir Dich außerdem zur
gemeinmediziner der primärmedizinische Spezia- Diskussion mit Deinem Lehrarzt und Deinen
list. Breites, fachübergreifendes Wissen und gute Kommilitonen ermuntern.
kommunikative Fähigkeiten machen Dich zum Fit für die Praxis, ausgerüstet für das Examen:
Lotsen des Gesundheitswesens. Denn in der zu- Durch fortwährendes Recherchieren und Lernen
nehmend fachbezogenen Medizin ist mehr denn je sowie den kollegialen Erfahrungsaustausch bist
ein zentraler Ansprechpartner für alle Beteiligten Du immer up to date, also gut vorbereitet auf Prü-
wichtig. In gemeinsamer Entscheidungsfindung fungsfragen und nicht zuletzt darauf, Deinen Pa-
mit Deinen Patienten wirst Du beratend, motivie- tienten die aktuellsten Empfehlungen zu geben.
rend oder führend zum Gesundheitsmanager. Das Dieses Buches resultiert aus langjährigen Erfah-
Schnittstellenmanagement liegt in Deiner Hand. rungen der Autoren sowie dem Informationsbe-
Apropos Manager – auch betriebswirtschaftliches darf von Studierenden zahlreicher medizinischer
Denken wird Dir im Rahmen der Praxistätigkeit Fakultäten. Famulatur, Blockpraktikum, PJ und
abverlangt. In Bezug auf Niederlassung und Selbst- Prüfungen in der Allgemeinmedizin werfen beim
ständigkeit ist für medizinische und unternehmeri- Lehren und Lernen interessante Fragen auf. Dieser
sche Abwechslung gesorgt. Gestaltungsfreiheit neu konzipierte praxis- und prüfungsorientierte
und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ma- Studienbegleiter gibt Antwort.
chen es möglich, Work-Life-Balance! Herzlich danken möchten wir dem Elsevier-Ver-
Der perfekte Job? Das sehen wir genauso! Aber lag, allen voran Frau Kathrin Nuehse, die uns mit
egal, ob Du Allgemeinmediziner werden möchtest großem Interesse und Engagement bei der Umset-
oder noch unentschlossen über Facharztwahl und zung der Neuerscheinung unterstützte und unser
Niederlassung nachdenkst – in jedem Fall stärkt Projekt erst möglich machte und Frau Stefanie
die allgemeinmedizinische Handlungs- und Ent- Schröder, die uns während des gesamten Entste-
scheidungskompetenz Deinen zukünftigen Berufs- hungsprozesses mit Geduld und Großzügigkeit zur
alltag. Seite stand.
Mit diesem Buch möchten wir Dich deshalb in Dir als Leser danken wir schon vorab für Kritik
Deinem Studium begleiten, dir vom ersten Interes- und Anregungen.
se an der Allgemeinmedizin bis zum 3. Staatsexa- Nun genug der vielen Worte, ab in die Praxis!
men einen Leitfaden für die Praxis und zur Prü-
fungsvorbereitung an die Hand geben. Zahlreiche Essen, im März 2019
Tipps und interessante klinische Fälle werden Dich Andreas Fidrich, Gabriele Fobbe, Martina Heß-
zum eigenständigen und differenzialdiagnostischen brügge, Hermann C. Römer
Die leitsymptomorientierte Entscheidungsfindung vom Hier gibt es Vorschläge zum Lernen, Nachlesen, Vertie-
Leitsymptom zur Diagnose solltest Du Dir unbedingt fen. Frage aber auch Deinen Lehrarzt!
merken, um das Fallbeispiel zu bearbeiten.
Prüfungsfragen
Klinischer Fall PRÜFUNGSFRAGEN
Cave Praxistipp
CAVE PRAXISTI PP
Red Flags: Achte auf Symptome, die einen gefährlichen Hier findest Du Ratschläge und Empfehlungen aus dem
Verlauf erkennen lassen! praktischen Alltag.
Hidden Agenda: Spüre Situationen auf, in denen akut
beschriebene Symptome zwar die Konsultation begrün-
den, den wahren Behandlungsanlass aber verdecken!
VII
XIII
XIV
XV
40
Du solltest während des Anamnesegesprächs vermei- die regelmäßig in der Praxis sind, als auch für die
den, ständig auf den Bildschirm zu schauen. Akutpatienten, die vielleicht nur einmal in der
Praxis oder im Notdienst von Dir gesehen werden.
41
42
8 Impfstoffe
Gebührenbefreit sind: 9 Sprechstundenbedarf
ವ Patienten unter 18 Jahre
ವ Patienten mit Befreiungsausweis ihrer Krankenkasse 10 Begründungspflicht (zurzeit nicht besetzt)
ವ Kriegsopfer (BEG-, LEG-, KOV-Behandlungsschein), 11–18 Personenfeld (Daten durch Chipkarte)
Postbeamten A, Arbeits-, Schul- und Wegeunfälle, 19+25 Betriebsstättennummer
Berufskrankheiten
22 Medikamentenname, Wirkstoffbezeichnung
ವ Zivildienstleistende, Polizisten, Bundesgrenzschutzbe-
amte, Bundeswehrangehörige S. = Signatur: bezeichnet ausnahmsweise nicht die
ವ Sozialamtpatienten
Unterschrift, sondern die Gebrauchsanweisung
(z. B. jeden Morgen eine Tablette einnehmen). Je-
Erläuterung der Ziffern und Abkürzungen im Kas- des Rezept bedarf einer Gebrauchsanweisung.
senrezept in ▶ Abb. 4.3: „aut idem“ = „oder ein Gleiches“: Abgabe eines an-
deren Präparates durch den Apotheker ist mög-
1 Gebühren (Chronisch kranke Patienten mit lich, wenn Wirkstoff, Packungsgröße, Dosierung
mindestens 3 chronischen Erkrankungen kön- und Applikationsform identisch sind.
nen sich von der Gebühr befreien lassen.) „aut simile“ = „oder ein Ähnliches“: Abgabe eines
2 Noctu (Sonn- und Feiertage, wochentags zwi- Medikamentes mit ähnlicher Wirkung durch den
schen 20:00 und 8:00 Uhr) Apotheker ist möglich (z. B. Paracetamol statt ASS).
3 Sonstiger Kostenträger (Polizei, Bundeswehr, Zusätzliche Kennzeichen bei BtM-Rezepten:
etc.) A = Ausnahme: Abweichung von der Höchstmen-
ge oder -zahl, Höchstdauer (30 Tage)
4 Erkrankungsursache Unfall
S = Substitution: Markierung für eine Substitu-
5 Aut idem (Die Apotheke muss das verordnete tionsbehandlung
Medikament herausgeben, bei nicht erwünsch- Z = Zusätzlich: bei Gabe über 48 h (Wochenend-
ter Wirkung oder unerwünschter Nebenwirkung regelung)
bei Ersatzpräparaten.) N = Notfall
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Privatrezept BTM_Rezept
Für Privatversicherte, nicht Versicherte, Beamte. BTM-Rezept siehe ▶ Kap. 9.4
Privatrezeptformulare (▶ Abb. 4.4) sind derzeit
sehr unterschiedlich. Das blaue Rezeptformular 4.10.2 Krankenhauseinweisung
des Verbands der Privatversicherer ist dem roten
Es kommt vor, dass Du aus der Sprechstunde einen
Kassenrezept stark nachempfunden und vom Ver-
Patienten in die Klinik einweisen willst oder musst.
band empfohlen, aber nicht Pflicht.
Dafür nutzt Du das vorgesehene Formular
(▶ Abb. 4.5). Bitte gib dem Kollegen in der Klinik
Merke erhobene und weitere Befunde mit (letztes Labor,
MERKE
Bezugsdatum Apotheken-Nummer
geb. am
Versicherungsnummer Personennummer
Unfall
aut
*
idem
aut
*
idem
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45
1–2 Daten über die Chipkarte verfügbar Ausnahmefall ist eine rückwirkend datierte Aus-
3–6 Stammdaten und Status des Versicherten eben- stellung der AU für maximal 3 Tage möglich.
falls über Chipkarte Oft kommen die Patienten mit dem Argument in
die Praxis: „Ich brauche eine AU!“ Grundsätzlich ent-
7 Betriebsstättennummer
scheidest Du, ob eine vorübergehende Arbeitsun-
8 Arztnummer fähigkeit besteht. Nach dem Bundesausschuss der
10 Angaben Krankenursache Ärzte und Krankenkassen liegt eine Arbeitsunfä-
11–13 Frage ambulant, stationär higkeit vor, wenn der Versicherte aufgrund von
Krankheit seine ausgeübte Tätigkeit nicht mehr
14–15 Beförderungsmittel, medizinisch notwendig
oder nur unter der Gefahr der Verschlimmerung
16 Transportwege seiner Erkrankung ausführen kann [5].
17 Unterschrift, Praxisstempel Besteht bei dem Patienten eine Arbeitsunfähigkeit,
füllst Du das entsprechende Formular (▶ Abb. 4.7)
aus und händigst es in 3-facher Ausfertigung dem
4.10.4 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Patienten aus. Bei Privatversicherten erfolgt dies
Die Notwendigkeit einer AU ist ein häufiger als Dienstunfähigkeitsbescheinigung auf Privatre-
Grund für viele Patienten, Dich in der Praxis auf- zeptformular.
zusuchen. Du musst dann einschätzen, ob der Pa- Kommt der Patient mit dem Verdacht auf einen
tient mit den vorhandenen und von Dir erhobenen grippalen Infekt mit Fieber und trockenem Husten
Befunden nicht in der Lage ist, seine berufliche Tä- in Deine Praxis und bestätigt Deine Untersuchung
tigkeit auszuführen. Hierbei musst Du auch die diese Verdachtsdiagnose, kannst Du nach Deinem
Art der beruflichen Tätigkeit berücksichtigen. Im Ermessen eine AU für 3 bis 5 Tage ausstellen.
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Bei Erkrankung eines Kinds sehen viele Tarifver- Behandlungen eigener Patienten im Bereitschafts-
träge für den Erziehungsberechtigten die Möglich- dienst erforderlich.
keit eines 1- bis 2-wöchigen Sonderurlaubs pro ವ Bei ortsfremden Besuchern sowohl Heimatan-
Jahr vor, nicht jedoch bei Erkrankungen des Part- schrift als auch Einsatzort (z. B. „derzeit bei …“)
ners. Hier ist jedoch eine Haushaltshilfe möglich. eintragen.
ವ Angabe von Personalien und Krankenkasse: er-
4.10.5 Notfallschein folgt durch Einlesen der Chipkarte. Ist das nicht
möglich bzw. fehlt die Karte, musst Du die
Immer ausfüllen! Wegen der regional unterschied-
Daten handschriftlich eintragen. Cave: Wird
lichen Regelungen für das Wegegeld ist der Not-
vom Arzt irrtümlich oder fahrlässig eine nicht
fallschein (▶ Abb. 4.8) auch zur Abrechnung von
47
48
unfälle, Schul-/Kindergartenunfälle, Studentenun- den. Der Patient sollte unverzüglich in eine Kli-
fälle, Unfälle bei Pflegepersonen. nik der Maximalversorgung gebracht werden,
Wegeunfälle Kostenträger ist die zuständige Be- idealerweise in eine Berufsgenossenschaftliche
rufsgenossenschaft. Den meisten Patienten ist Unfallklinik. Häufig sind dort ohnehin D-Ärzte
nicht bekannt, welcher Berufsgenossenschaft ihr tätig.
Betrieb angehört ൺ am nächsten Werktag beim ವ Bei Verdacht oder Vorliegen einer Berufskrank-
Personalbüro des Arbeitgebers/Schulsekretariat heit kann jeder Arzt aufgesucht werden.
nachfragen. Cave: eigene Gebührenordnung
BGNT mit den Ziffern der alten GOÄ für Berufs- Merke
genossenschaften und Eigenunfallversicherungen MERKE
49
87
Der Ganzkörperstatus ist bei der Erstaufnahme und in konsensuelle Lichtreaktion (LR+/+).
folgenden Fällen indiziert: ವ Mundhöhle: Rötung/Entzündung, z. B. Zahn-
ವ Fehlen eines eindeutigen Leitsymptoms. fleisch, Tonsillen? Zahnstatus (orientierend); Gau-
ವ Vorhandene Symptome sind für Verdachtsdiagnose mensegeldeviation? Soor? Fötor? Eiterstraßen?
und Erstellung eines Behandlungskonzepts nicht aus- ವ Nase: Rhinophym? Blässe?
reichend. ವ Ohren: Cerumen? Entzündung? Trommelfell-
ವ Verdacht auf mögliche Zweiterkrankung. perforation, Erguss?
88
$XVNXOWDWLRQVVWHOOH $XVNXOWDWLRQVVWHOOH
GHU$RUWHQNODSSH GHU3XOPRQDONODSSH
Pulmonalklappe
Aortenklappe
Erb-Punkt
Trikuspidalklappe Mitralklappe
$XVNXOWDWLRQVVWHOOH $XVNXOWDWLRQVVWHOOH
GHU7ULNXVSLGDONODSSH GHU0LWUDONODSSH
89
tome? Narben? Verletzungen? Zeichen einer Le- Welche Veränderungen der RR-Werte erwartest Du bei
bererkrankung, z. B. Abdominalglatze, Caput einer zu großen oder zu kleinen Manschette?
F: Welchen Auskultationsbefund erwartest Du bei einer
medusae? Aufgetriebener Bauch (Faustregel zur
Aortenstenose?
DD: Fett, Fötus, Fäzes, Flatus = Luft, Flüssigkeit
P: Welche Untersuchungsbefunde beschreiben einen
und Tumor)?
positiven Meningismus?
ವ Auskultation: Verstärkte Peristaltik, z. B. bei
Gastroenteritis? Ohrnahe, klingende, hochfre-
quent metallische Darmgeräusche, z. B. bei
Neurologische Zusatzuntersuchung
Ileus? Spärliche oder keine Darmgeräusche,
„Grabesstille“, z. B. bei Darmparalyse, reflekto-
risch bei Perforation oder retroperitonealem Praxistipp
PRAXISTI PP
90
&KROH]\VWLWLV
0LO]DEV]HVVUXSWXU
&KROHOLWKLDVLV
LQIDUNW
8ONXVSHUIRUDWLRQ
3OHXULWLV8QWHU
1HSKUROLWKLDVLV
ODSSHQSQHXPRQLH
/HEHUDEV]HVV
$NXWHV.RURQDUV\QGURP
3OHXULWLV8QWHU
ODSSHQSQHXPRQLH 6XESKUHQHU$EV]HVV
3DQNUHDWLWLV 3DQNUHDWLWLV
$NXWHV.RURQDU 1HSKUROLWKLDVLV
V\QGURP *DVWULWLV
$SSHQGL]LWLV 'LYHUWLNXOLWLV
8UROLWKLDVLV 8UROLWKLDVLV
$GQH[LWLV $GQH[LWLV
(QW]¾QGOLFKH 2YDULDOWRUVLRQ
'DUPHUNUDQNXQJHQ 3HUIRULHUWHV$RUWHQ
2YDULDOWRUVLRQ DQHXU\VPD
7XEDUJUDYLGLW¦W 7XEDUJUDYLGLW¦W
91
Merke
MERKE
/
Reflexprüfung
ವ Eigenreflexe: aufgehoben z. B. bei Tabes dorsa-
les, Myelitis, Neuritis; gesteigert bei Funktions-
störung der Pyramidenbahnen
– Arme: Brachioradialis-, Bizeps-, Trizepsseh-
/ /
nenreflex
– Beine: Achilles- und Patellarsehnenreflex
(▶ Abb. 6.4)
6
ವ Fremdreflexe: Ziliarreflex; Bauchdecken- und
Cremasterreflex, bei frischen Paresen abge-
schwächt oder fehlend
ವ Pathologische Reflexe, z. B. Babinski-, Gordon- 0H[WHQVRU
und Oppenheimer-Reflex, Ausdruck einer Pyra- 0WLELDOLV GLJLWRUXP
DQWHULRU ORQJXV 0SHURQHXV
midenbahnschädigung
Sensibilitätsprüfung
ವ Orientierende Prüfung durch Bestreichen der
Haut, z. B. mit Wattestäbchen, Griff des Reflex-
hammers, evtl. auch mit bloßem Finger
(▶ Abb. 6.5)
ವ Geprüft werden: Berührungs-, Schmerz-, Tem-
peratur-, Vibrations- und Bewegungsempfinden
/ / 6
Prüfungsfragen
PRÜFUNGSFRAGEN
92
6.3 Punktionen und Injektionen ವ Material: Spritze (0,5–2 ml), mittlere bis feine
Kanüle (23 G/0,6 blau oder 25 G/0,5 braun).
Hinweise zur Hygiene findest Du in ▶ Kap. 6.5. Zur
ವ Vorgehen: Hautfalte leicht anheben und Kanüle
Vermeidung von Fehlern und Verwechslungen
im Winkel von 45° einstechen, Aspirationsver-
musst Du in die Technik eingewiesen werden und
such: unblutig, vorsichtige Injektion, ggf. Druck
die folgenden Punkte bei jeder Injektion beachten:
oder Brennschmerz
ವ Indikation der Applikationsform sowie Dosis
streng prüfen
6.3.3 Intramuskuläre Injektion (i. m.)
ವ Patienten zu Vorgehen und möglichen Neben-
wirkungen aufklären, Dokumentation Indikation Spezielle Impfungen (VZV,
ವ Medikament bereitstellen (inkl. Kontrolle von MMRE-V], Gelbfieber), akute Schmerztherapie,
Haltbarkeit und Beschriftung) Vitamin-B-Gabe, Medikamentengabe mit Depot-
ವ Steriles Arbeiten, Haut- und Händedesinfek- wirkung
tion, Wundverband/Pflaster Kontraindikationen Schock, V. a. Herzinfarkt,
ವ Lagekontrolle der Nadel durch Aspiration Lungenembolie, Thrombose, wegen möglicher
späterer Lysetherapie; Entzündungen, Hämatome
Merke und Ödeme im Injektionsgebiet, Koagulopathie,
MERKE
93
Merke
MERKE
Merke
MERKE
6SLQDLOLDFDDQWVXS
&ULVWDLOLDFD
Abb. 6.7 I. m. Injektion in den M. vastus lateralis [G701] Abb. 6.8 I. m. Injektion nach von Hochstetter (ventrogluteal) [L106]
94
Impfdurchführung
1. Die bevorzugte Impfstelle ist der M. deltoideus!
Ausnahme: Säuglinge, Kleinkinder, ältere und
kachektische Menschen; dann M. vastus lateralis.
2. Zu Impfenden in bequemer Position sitzen las-
sen. Bei Gefahr einer Synkope Impfung im Lie-
gen. Arm locker hängen lassen (angespannte
Muskulatur verstärkt Injektionsschmerz).
3. Injektionsstelle desinfizieren. Einwirkzeit be-
achten (Injektion durch mit Desinfektionsmit-
tel benetzte Haut ist schmerzhaft). Abb. 6.9 Tupfer auf Einstichstelle [L234]
4. Impfen mit „trockener Nadel“. Entlüften der
Kanüle obsolet (kann Schmerz und Entzün- Ansatz gut festhalten, grundsätzlich langsam in-
dung im Stichkanal verursachen). jizieren (auch spezifische Medikamentenvor-
5. Schnelles Durchstechen der Haut (reduziert schriften beachten). Tupfer auflegen (▶ Abb. 6.9),
Schmerz). Für mehr Kontrolle der Richtung nach Herausziehen der Nadel Einstichstelle
evtl. mit Punktionshand an Oberarm abstützen. komprimieren – Arm nicht beugen lassen!
6. Kanüle wie Dartpfeil zwischen Daumen und Komplikationen Hämatom (häufig; Patienten
Zeigefinger halten. in der Regel vorbeugend darauf hinweisen), Nach-
7. I. m. = 90°, s. c. = 45° Injektionswinkel blutung, Nervenverletzung, AV-Fistel (selten), pa-
8. Langsame Injektion ohne Aspiration (heute ob- ravasale Injektion
solet).
9. Impfkanüle zügig entfernen und sofort selbst- 6.3.5 Venenverweilkanüle/Anlegen
ständig entsorgen. Kein Recapping! einer Infusion
10. Austretendes Blut mit Tupfer entfernen und
Indikationen I. v. Gabe mehrerer Medikamente
Pflaster aufkleben.
und/oder Infusion, Notfallausstattung
Material Verweilkanülen, z. B. 17 G oder 18 G,
6.3.4 Intravenöse Injektion (i. v.)
hautschonendes Pflaster, evtl. Mandrin zum Ver-
Indikationen Wenn schneller Wirkungseintritt schließen, Adapter, Stauschlauch
einer Substanz erforderlich ist; vital bedrohliche Punktionsort Gut sichtbare/tastbare Vene an
Zustände; akute Schmerzen den oberen Extremitäten, Handrücken, Unterarm,
Durchführung Ellenbeuge
ವ Material: Kanüle blau, gelb oder Butterfly grün,
Spritze, Stauschlauch (RR-Manschette) Cave
ವ Injektionsort: Ellenbeuge, Unterarm, Handrü- CAVE
cken, V. jugularis externa. Ultima Ratio: Fußrü- Die Venenpunktion in der Ellenbeuge birgt die Gefahr
cken. Cave: Thrombosegefahr. Bei Dialysepa- der arteriellen Fehlpunktion! Die Venenpunktion sollte
möglichst nicht auf der Seite einer Parese, Verletzung,
tienten oder solchen, die evtl. dialysepflichtig
Shuntanlage oder LK-Entfernung erfolgen.
werden, Armvenen schonen; bei Patienten, die
einer Intensiv- oder i. v. Behandlung zugeführt
werden, direkt Venenverweilkanüle anlegen!
Vorgehen
ವ Vorgehen: Oberhalb der ausgewählten Punk-
ವ Desinfektion, Haut über Vene straff spannen,
tionsstelle Stauschlauch anlegen, Puls sollte tast-
Vene mit Verweilkanüle im 30°-Winkel punk-
bar sein. Vene palpieren, Haut großzügig desin-
tieren. Zeigt sich Blut am transparenten Ende
fizieren (Venen treten besser hervor). Kanüle
der Kanüle, Stahlmandrin zurückziehen, gleich-
mit Öffnung nach oben in leichtem Winkel (et-
zeitig Kunststoffkatheter unter Fixieren der
wa 30°) in die Vene führen, gleichzeitig mit der
Haut einige Millimeter, bei fehlendem Wider-
anderen Hand die Haut im Bereich der Vene
stand bis zum Anschlag, vorschieben, Mandrin
nach distal fixieren. Nach Lagekontrolle durch
entfernen.
Blutaspiration Stauschlauch öffnen, Nadel am
ವ Kanüle mit Pflasterstreifen sichern (▶ Abb. 6.10).
95
Praxistipp
PRAXISTI PP
Prüfungsfragen
PRÜFUNGSFRAGEN
b))ROLHQYHUEDQGVR¾EHUGLH.DQ¾OHNOHEHQGDVVGHU(LQVWLFKVLFKW
EDUEOHLEWXQGGDV(QGHGHU.DQ¾OHXQEHGHFNWLVW
96
Epidermis
Grad I
Dermis mit
elastischen
Bindegewebs- Grad II
fasern
Subcutis mit
eingelagertem
Fettgewebe Grad III
Muskeln,
Sehnen,
Knochen
Grad IV
Leitsymptome Diagnostik
ವ Hautdefekt, Schmerz, Blutung ವ Anamnese: Trauma, Unfallhergang, Mitbeteilig-
ವ Begleitverletzungen (Knochen, Gefäße, Nerven, te, Zeitpunkt
Faszienlogen) ವ Palpation, Fremdkörper
97
1 2 3
4 5 6
7 8 9 10
98
steriler physiologische Kochsalzlösung; Beläge ent- Nutze die Praxisempfehlung der Deutschen Diabe-
fernen, Nekrosen abtragen, Wundränder evtl. mit tes-Gesellschaft (DDG): diabetisches Fußsyndrom [1]
Zinkpaste schützen bei der nächsten Fußuntersuchung. Ordne den Befund
Lokale Wundtherapie Wundauflagen inert, nur nach der Wagner-Armstrong-Klassifikation (▶ Tab. 6.3)
befristet mit externen Substanzen, feuchte Wund- ein!
behandlung z. B. mit Hydrokolloiden in Kombina-
tion mit der Kompressionstherapie
99
Abb. 6.14 Inspektion: diabetischer Fuß [F493–002] Anamnese Unfallhergang und Verursacher
Inspektion Größe, Tiefe, Wundränder, Durch-
blutung, Kampfspuren, Wundverhältnisse, Lack-
Risikofaktoren Multifaktorielles Geschehen bei
mann-Stadium (▶ Tab. 6.4), Fotodokumentation
Diabetes mellitus, ungeeignetes Schuhwerk,
Therapie Wundabstrich, Wundreinigung, Fremd-
Neuropathie, pAVK, Limited Joint Mobility, Fuß-
körperentfernung, primär chirurgische Wundver-
deformitäten, Hornhautschwielen, psychosoziale
sorgung innerhalb 8–12 h abwägen, Antibiose mit
Konstellation
Amoxicillin und Clavulansäure/Cephalosporin der
Therapie Stoffwechseloptimierung, Therapie
2. Generation, Gelenkimmobilisation
von Gefäßerkrankungen, Infektionskontrolle, Dé-
bridement, effektive Druckentlastung, lokale
Wundbehandlung, Patientenschulung Cave
CAVE
(▶ Tab. 6.5).
F: Demonstriere die Palpation der Fußpulse und die Prü-
fung der Füße auf Sensibilität.
P: Wie lauten die Praxistools bei diabetischem Fußsyn- Prüfungsfragen
drom?
PRÜFUNGSFRAGEN
Klinischer Fall
KLINISCHER FALL
6.5 Hygiene
Ein 15-jähriger Junge kommt in die Sprechstunde. Er
zeigt eine Bissverletzung durch den Nachbarshund am Im Qualitätsmanagement (QM) jeder Arztpraxis
rechten Unterarm. Die Wunde blutet nicht, ist makro- ist ein Hygieneplan hinterlegt. Wichtige Basismaß-
skopisch frei von Verunreinigungen und weist keine nahmen wie die hygienische Händedesinfektion,
Bissspuren auf; unregelmäßige Wundränder sind deut- aber auch praxisrelevante Ergänzungen dienen
lich sichtbar. Welche Informationen benötigst Du er- Deinem und dem Schutz der Patienten vor Infek-
gänzend, um den Jungen zu behandeln? tionen und deren Verbreitung.
100
Lernen und Arbeiten im Fach Allgemeinmedizin - alle Infos, die Medizinstudenten sowie
Allgemeinmedizin
2019. 280 S., 118 farb. Abb., kt.
ISBN: 978-3-437-41564-7 | € [D] 30,-