Übung Gedichtanalyse

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Inhalt

Vorwort

Was ist Lyrik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Schritt 1 A: Analyse – Inhaltliche Ebene ................................. 3


1 Titel, Entstehungsjahr, Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2 Inhalt des Gedichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
3 Das lyrische Ich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
4 Der Adressat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
5 Motive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Zusammenfassung – Inhaltliche Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Test 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Schritt 1 B: Analyse – Formale Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25


1 Vers, Metrum und Kadenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
2 Reim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3 Besondere Gedichtformen: Sonett und Ballade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Zusammenfassung – Formale Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Test 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Schritt 1 C: Analyse – Sprachliche Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51


1 Satzbau und Stilfiguren auf der Satzebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
2 Wortwahl und Stilfiguren auf der Wortebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
3 Klangfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
4 Bildfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Zusammenfassung – Sprachliche Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Test 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

Schritt 2: Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
Zusammenfassung – Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Test 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
Schritt 3: Schriftliche Ausarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
1 Eine Gliederung erstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
2 Den Interpretationsaufsatz verfassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3 Sonderfall „Gedichtvergleich“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Zusammenfassung – Schriftliche Ausarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Ernstfall Klassenarbeit: Das richtige Zeitmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Test 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

Glossar und Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

Autorin: Sabina Zieglgänsberger


Vorwort

Liebe Schülerin, lieber Schüler,

man sollte „alle Tage wenigstens […] ein gutes Gedicht lesen“, so kann man es
bei Johann Wolfgang von Goethe in Wilhelm Meisters Lehrjahre nachlesen.
Auch in den Lehrplänen ist die Lektüre von lyrischen Werken fester Bestand-
teil. Dennoch schrecken viele Schülerinnen und Schüler vor Gedichtanalysen
zurück: Die Angst vor falscher Interpretation, scheinbar willkürlicher Beurtei-
lung oder einfach die Furcht, den lyrischen Text nicht zu verstehen, sind dabei
häufig genannte Ursachen. Jedoch ist die Analyse und Interpretation von Ge-
dichten keine unlösbare Aufgabe und gleicht oft ganz schlicht dem Knacken
einer Nuss. Wenn man weiß, wie und wo man bei der Schale ansetzen muss,
kann man diese auch leicht aufbrechen und zum Kern gelangen!

Dieses Buch gibt dir Schritt für Schritt eine übersichtliche Anleitung für die
Gedichtanalyse in der 9./10. Klasse. Dabei werden dir auf verständliche Weise
Fachbegriffe und Strategien vermittelt, die zu einer erfolgreichen Gedichtana-
lyse führen. Gezielte Übungen, Hilfestellungen und Tipps geben zusätzliche
Sicherheit im Umgang mit den lyrischen Texten. So kannst du jede „lyrische
Nuss“ knacken!

Schritt 1: Analyse
 Inhalt
 Form
 Sprache

Schritt 2: Interpretation
 Sinnvolle Kombination der
Ergebnisse aus der Analyse

Schritt 3: Ausarbeitung
 Gliederung erstellen
 Aufsatz verfassen

Folgendes bietet dir das Buch:


• Übersichtliche Wissenskästen und Grafiken stellen wichtige Lerninhalte
heraus und verschaffen dir einen guten Überblick über jeden Themenbereich.
• Einprägsame Tipps und anschauliche Beispiele helfen dir dabei, die Lern-
inhalte wirklich zu verstehen und auch anwenden zu können.
• Abwechslungsreiche Übungen zu den verschiedenen Aspekten eines Ge-
dichts unterstützen dich beim Festigen des gelernten Stoffs.
• Damit du deinen Leistungsstand selbst überprüfen kannst, gibt es nach
jedem Kapitel einen Test. Versuche, ihn in der vorgegebenen Zeit zu be-
arbeiten.
• Im hinteren Teil des Buches findest du ausführliche Lösungsvorschläge
zu allen Übungen und Tests. Vielleicht erscheinen dir einige der Lösungen
so „perfekt“, dass du denkst: „So würde ich das nie schaffen!“ Lass dich aber
nicht entmutigen! Wenn du die Lösungen aufmerksam liest, erhältst du viele
Anregungen, wie du dich geschickt ausdrücken und die Aufgaben gut lösen
kannst.

Viel Spaß beim Üben und viel Erfolg in deinen nächsten Klassenarbeiten!

Sabina Zieglgänsberger
Schritt 1A: Analyse – Inhaltliche Ebene r 7

2 Inhalt des Gedichts


Nun geht es an die gründlichere Lektüre des Gedichts: Mindestens zwei- bis
dreimal solltest du den Text aufmerksam und sorgfältig (jedes Wort ist wichtig)
lesen, um einen inhaltlichen Überblick zu bekommen. Zur Orientierung im
Gedicht ist es hilfreich, einen Fragenkatalog zu benutzen, um die thematischen
Beobachtungen für die spätere Interpretation festzuhalten. Auch wenn in der
schriftlichen Ausarbeitung nicht alle Beobachtungen gebraucht werden, kann
dir der Fragenkatalog wichtige Anhaltspunkte dafür liefern.

Wissen

Fragenkatalog zum Inhalt eines Gedichts:


• Worum geht es in dem Gedicht?
• Was beschreibt/erzählt/berichtet das Gedicht? Geht es beispielsweise
mehr um ein äußeres Geschehen oder um ein inneres Erleben?
• Gibt es einen zeitlichen Bezugspunkt, Verlauf oder eine Entwicklung im
Gedicht?
• Spielt sich das im Gedicht Beschriebene an einem bestimmten Ort ab?
Gibt es eine spezielle Perspektive?

Ziel in diesem frühen Analysestadium ist es vor allem, sich in dem lyrischen
Text inhaltlich zu orientieren sowie eine erste Grobgliederung (z. B. An-
fang, Hauptteil, Schluss/Fazit, Argumentationsverlauf, etc.) vorzunehmen.

3 Untersuche den Inhalt der Gedichte Mondnacht und Schöne Jugend (Text 1 und
2, S. 5 f.), indem du den Fragenkatalog durchgehst. Notiere deine Ergebnisse in
deinem ­ Heft.
a) Worum geht es jeweils in den Gedichten Mondnacht und Schöne Jugend?

b) Was beschreiben/erzählen/berichten die Gedichte Mondnacht und Schöne


Jugend jeweils? Geht es beispielsweise mehr um ein äußeres Geschehen oder
um ein inneres Erleben?

c) Gibt es einen zeitlichen Bezugspunkt, einen Verlauf oder eine Entwicklung


in den Gedichten Mondnacht und Schöne Jugend? Beschreibe diese Aspekte
gegebenenfalls kurz.

d) Spielt sich das im Gedicht Beschriebene an einem bestimmten Ort ab? Gibt
es eine spezielle Perspektive? Beschreibe diese Aspekte gegebenenfalls kurz.
8 r Schritt 1A: Analyse – Inhaltliche Ebene

Bei der ersten Orientierung kann dir zudem eine erste grobe inhaltliche Glie-
derung der einzelnen Strophen oder Textteile nützlich sein und den Zugang zu
einem Gedicht erleichtern:

Mondnacht
1 Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt, Vergleich der Natursituation mit einer
Daß sie im Blütenschimmer X (Liebes-)Beziehung zwischen Himmel
und Erde
Von ihm nun träumen müßt.
5 Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht, Der Wind streift über die Landschaft in
Es rauschten leis die Wälder, X der sternenklaren Nacht.
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte


Perspektivenwechsel von der Land-
Weit ihre Flügel aus,
X
10
schaft zu „meine Seele“ und zu einem
Flog durch die stillen Lande, inneren Sehnsuchtsausdruck
Als flöge sie nach Haus.

4 Gliedere das Gedicht Der Fischer inhaltlich. Formuliere zu jedem Abschnitt kurz
und knapp den Inhalt.

Text 3
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749 –1832)
Der Fischer (1779)
Das Wasser rauscht‫ތ‬, das Wasser schwoll, _______________________________________________

Ein Fischer saß daran, _______________________________________________

Sah nach dem Angel ruhevoll, _______________________________________________

Kühl bis ans Herz hinan. _______________________________________________

5 Und wie er sitzt und wie er lauscht, _______________________________________________

Teilt sich die Flut empor; _______________________________________________

Aus dem bewegten Wasser rauscht _______________________________________________

Ein feuchtes Weib hervor. _______________________________________________

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: _______________________________________________

10 „Was lockst du meine Brut _______________________________________________

Mit Menschenwitz und Menschenlist _______________________________________________

Hinauf in Todesglut? _______________________________________________


Schritt 1A: Analyse – Inhaltliche Ebene r 9

Ach wüßtest du, wie‫ތ‬s Fischlein ist _______________________________________________

So wohlig auf dem Grund, _______________________________________________

15 Du stiegst herunter, wie du bist, _______________________________________________

Und würdest erst gesund. _______________________________________________

Labt sich die liebe Sonne nicht, _______________________________________________

Der Mond sich nicht im Meer? _______________________________________________

Kehrt wellenatmend ihr Gesicht _______________________________________________

20 Nicht doppelt schöner her? _______________________________________________

Lockt dich der tiefe Himmel nicht, _______________________________________________

Das feuchtverklärte Blau? _______________________________________________

Lockt dich dein eigen Angesicht _______________________________________________

Nicht her in ew‫ތ‬gen Tau?“ _______________________________________________

25 Das Wasser rauscht‫ތ‬, das Wasser schwoll, _______________________________________________

Netzt‫ ތ‬ihm den nackten Fuß; _______________________________________________

Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, _______________________________________________

Wie bei der Liebsten Gruß. _______________________________________________

Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; _______________________________________________

30 Da war‫ތ‬s um ihn geschehn: _______________________________________________

Halb zog sie ihn, halb sank er hin, _______________________________________________

Und ward nicht mehr gesehn. _______________________________________________


Test 3: Analyse – Sprachliche Ebene r 73

Q Test 3 (Zeitrahmen: 30 Min.)

THEODOR STORM (1817–1888)


Die Stadt (1852)
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
5 Eintönig um die Stadt.

Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai


Kein Vogel ohn Unterlaß;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
10 Am Strande weht das Gras.

Doch hängt mein ganzes Herz an dir,


Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
15 Du graue Stadt am Meer.

Untersuche die gesamte sprachliche Ebene des Gedichts Die Stadt. Gehe dabei
Schritt für Schritt vor:

1 Untersuche den Satzbau und die Stilfiguren der Satzkonstruktion im Gedicht


Die Stadt. Bearbeite dafür die folgenden Aufgaben:
a) Markiere in dem Gedicht die Zeilensprünge und entscheide, ob
in dem Gedicht Zeilenstil vorherrscht, die Zeilensprünge über-
wiegen oder ob eine Mischung aus beidem vorliegt. _____ von 2
k Es herrscht Zeilenstil vor.
k Es überwiegen Zeilensprünge (Enjambements).
k Es liegt eine Mischung aus Zeilenstil und Zeilensprüngen vor.
b) Markiere Besonderheiten in der Stellung der Satzglieder (Inver-
sion, Ellipse). Beschreibe kurz die Wirkung dieser Besonder-
heiten. _____ von 3
________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________
74 r Test 3: Analyse – Sprachliche Ebene

________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________

c) Gibt es in dem Gedicht Auffälligkeiten im Satzbau oder taucht


eine bestimmte Satzart besonders häufig auf? Notiere deine Be-
obachtungen in der Tabelle und halte fest, wie der Satzbau und
die Satzarten wirken. _____ von 4

Auffälligkeiten Wirkung

Satzbau

Satzart

d) Untersuche das Gedicht auf wichtige Stilfiguren auf der Satz-


ebene (Anapher, Parallelismus, Antithese, Chiasmus). Markiere
sie im Text und notiere die Bezeichnung daneben. Beschreibe
kurz ihre Bedeutung bzw. Wirkung für das Gedicht. _____ von 3
________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________________________
Schritt 1 A: Analyse – Inhaltliche Ebene r 109

2
Text 1 – Vergleich Titel und Inhalt Text 2 – Vergleich Titel und Inhalt

Tatsächlicher Inhalt: Tatsächlicher Inhalt:


Der Mond steht in dem Gedicht zwar Es geht um junge Ratten, die im Körper eines
nicht im Mittelpunkt, aber sein Schein toten Mädchens eine schöne Jugend verlebt
und Licht durchdringen die gesamte haben.
Landschaft und hüllen alles in eine Art
traumhafte und sehnsuchtsvolle
Atmosphäre.

­ Leseerwartung und Inhalt des ­ Titel und Gedichttext stehen in einem


Gedichts stimmen weitgehend überein. bewussten Kontrast zueinander.

3 Text 1: Mondnacht
a) Es geht um eine vom Mondlicht eingehüllte Landschaft.
b) Es wird zum einen eine Landschaft in einer Mondnacht beschrieben und
zum anderen eine tiefe innere Sehnsuchtsempfindung ausgedrückt.
c) Ja. Der zeitliche Bezugspunkt ist eine Nacht, in der der Mond scheint; ein
Verlauf oder eine Entwicklung ist nicht festzustellen.
d) Ja. In dem Gedicht ist zwar die vom Mond beschienene Landschaft Ort des
Geschehens, dennoch scheint die innere Perspektive des lyrischen Ichs beim
„Anblick“ der Landschaft im Mittelpunkt zu stehen.

Text 2: Schöne Jugend


a) Es geht um Ratten in einer Mädchenleiche, die bei der Leichenöffnung ge-
funden werden.
b) Das Gedicht berichtet von einer Mädchenleiche und dem Leben von jungen
Ratten darin, die anschließend ins Wasser geworfen werden. Dabei werden
der tote Körper des Mädchens und das Leben der Ratten als äußeres Gesche-
hen weitgehend sachlich beschrieben.
c) Ja. In dem Gedicht lässt sich ein zeitlicher Verlauf eines Geschehens feststel-
len: die Mädchenleiche – der Fund des Rattennestes – die Tötung der jungen
Ratten.
d) Ja. Das Mädchen wird im Schilf gefunden, weshalb das Gedicht vielleicht an
einem See oder Fluss spielt. Die Perspektive scheint die eines Beobachters zu
sein, der das Geschehen möglicherweise miterlebt hat.
110 r Lösungen

4 Text 3:
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749 –1832)
Der Fischer (1779)
Das Wasser rauscht‫ތ‬, das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis ans Herz hinan. Ein Fischer angelt, als plötzlich
Und wie er sitzt und wie er lauscht, eine Nixe auftaucht.
Teilt sich die Flut empor;
Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:


„Was lockst du meine Brut Die Nixe versucht den Fischer
Mit Menschenwitz und Menschenlist zu überzeugen, wie viel besser
Hinauf in Todesglut? es für den Menschen wäre, auf
Ach wüßtest du, wie‫ތ‬s Fischlein ist dem Meeresgrund zu sein.
So wohlig auf dem Grund, Argument: Im Wasser ist es so
schön.
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,


Der Mond sich nicht im Meer? Die Nixe versucht weiter, den
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht Fischer für sich und die Tiefe zu
Nicht doppelt schöner her? gewinnen.
Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Argument: Wasser und
Das feuchtverklärte Blau? Spiegelungen darin sind
verlockend.
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ew‫ތ‬gen Tau?“

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,


Netzt‫ ތ‬ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,
Der Fischer gibt der Nixe nach
Wie bei der Liebsten Gruß.
und sie zieht ihn zu sich ins
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Wasser.
Da war‫ތ‬s um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin,
Und ward nicht mehr gesehn.
134 r Lösungen Test 3 – Analyse: Sprachliche Ebene

Q Test 3
Kennzeichnung der möglichen Punkte:
Halbe Punkte: ^
Ganze Punkte: +

1 a) x Es liegt eine Mischung aus Zeilenstil und Zeilensprüngen vor. +


Zeilensprünge finden sich in V. 1/2, 4/5, 6/7, 8/9, 13/14. +

b) Besonderheiten in der Stellung der Satzglieder:


• V. 1/2: Inversion, die durch ein zusätzliches „und“ ergänzt ist – eigent-
lich: „Die Stadt liegt seitab am grauen Strand, am grauen Meer“ ^
• V. 4/5: Inversion – eigentlich „Das Meer braust eintönig durch die Stille
um die Stadt“ ^
• V. 8/9: Inversion – eigentlich: „Nur die Wandergans fliegt mit hartem
Schrei in Herbstesnacht vorbei“ ^
• V. 11: Inversion – eigentlich: „Mein ganzes Herz hängt doch an dir“ ^
• V. 13: Inversion – eigentlich „Der Zauber der Jugend“ ^
Wirkung: Durch die Inversionen wirkt das Gedicht viel lyrischer und
melodischer (^). Einige der an den Versanfang gestellten Satzteile (wie „Und
durch die Stille“, „Eintönig“ oder „Kein Vogel“) heben die Verlassenheit und
Tristheit der Stadt hervor (^). Die Umstellung in Vers 11, der mit dem einen
Kontrast anzeigenden „Doch“ beginnt, betont den inhaltlichen Gegensatz
zwischen der Eintönigkeit der Atmosphäre (Strophe 1, 2) und dem emotio-
nalen Bezug des lyrischen Ichs zur Stadt (Strophe 3) (^). Die Inversion „Der
Jugend Zauber“ bindet die beiden Substantive, die für die intensive Bindung
des lyrischen Ichs an die Stadt stehen, eng aneinander und unterstreicht
diese so (^).
Hinweis zur Selbstbewertung: Für die volle Punktzahl musst du nicht auf
alle Aspekte des Lösungsvorschlages kommen.

c) Auffälligkeiten Wirkung

Alle Sätze sind sehr einfach und Der schlichte und anspruchslose
kurz sowie parataktisch Bau der Sätze wirkt in diesem
Satzbau konstruiert. + lyrischen Text eher beengend und
verstärkt die triste und schwere
Atmosphäre. +
Lösungen Test 3 – Analyse: Sprachliche Ebene r 135

Es lassen sich hauptsächlich ein- Die unaufgeregte Beschreibung


fache Aussagesätze finden; alle der Stadt in kurzen Aussagesätzen
direkten Wendungen an das lyri- passt zu deren trister Atmo-
sche Du, die Stadt, sind nicht mit sphäre. +
Satzbau Ausrufen (keine Ausrufezeichen) Die Emotionalität, die die letzte
verbunden. + Strophe prägt, ist dadurch, dass
keine Ausrufezeichen verwendet
werden, etwas zurückgenommen.

d) Anapher:
V. 1 „Am grauen Strand, am grauen Meer“ ^
V. 6 „Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai“ ^
V. 12, 15 „Du graue Stadt am Meer“
„Du graue Stadt am Meer“ ^
Parallelismus (hier in Form einer exakten Wiederholung):
V. 12, 15 „Du graue Stadt am Meer“
„Du graue Stadt am Meer“ ^
Das Gedicht weist keinen Chiasmus und keine Antithese auf. ^
Wirkung und Bedeutung: Die Wiederholung von Wörtern und Satzteilen
dient der Intensivierung – in Strophe 1 und 2 der Darstellung der tristen
Stadtatmosphäre (vgl. V. 1, 6), in der dritten Strophe der Darstellung des
emotionalen Bezugs des Ichs zur Stadt (vgl. V. 12 und 15). +
Hinweis zur Selbstbewertung: Für die volle Punktzahl musst du nicht auf
alle Aspekte des Lösungsvorschlages kommen.

e) Auffällige Wortwiederholungen (neben den Wiederholungen bei den


Anaphern und beim Parallelismus):
V. 11, 14 „Doch hängt mein ganzes Herz an dir […]
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir“ ^
Wirkung und Bedeutung: Diese Wiederholungen unterstreichen die gro-
ße Bedeutung der angesprochenen Stadt für das lyrische Ich. ^
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