Der Bär
Der Bär
Der Bär
Und weiß nicht, wie man sich in Gegenwart einer Dame benimmt! Gnädigste, in meinem
Leben habe ich mehr Frauen zu Gesicht bekommen als Sie Spatzen! Dreimal habe ich
mich ihretwegen duelliert! Zwölf Frauen habe ich den Laufpass gegeben, neun haben
mich sitzenlassen! So sieht das aus! Es gab eine Zeit, da habe ich mich zum
Narrengemacht, den Gefühlvollen gespielt, Süßholz geraspelt, bin vor Rührung
zerflossen, hier ein Kratzfüßchen, da ein Kratzfüßchen. Geliebt habe ich, gelitten,
geseufzt im Mondschein, weiche Knie bekommen, siedend heiß und eiskalt ist es mir
über den Rücken gelaufen .... Leidenschaftlich habe ich geliebt, bis zum Irrsinn, wie eine
Elster in allen Tonarten von Emanzipation geplappert, ich Esel, mein halbes Vermögen
mit Gefühlsduselei durchgebracht .... Aber jetzt ... hoppla! Jetzt führt ihr mich nicht
mehr an der Nase herum! Es reicht! Schwarze Augen, hingebungsvolle Blicke, blutrote
Lippen, Grübchen in den Wangen, Mondlicht, Geflüster, stockender Atem - darauf,
meine Gnädigste, gebe ich heute keinen Pfifferling mehr! Ich rede nicht von
Anwesenden, ich spreche von der Frau an sich. Alle miteinander, ob groß oder klein:
Zierpuppen, Zimperliesen, Klatschbasen, missgünstig, verlogen bis dorthinaus, eitel,
kleinlich, gnadenlos, ihre Logik bringt einen zum Aus-der-Haut-Fahren, und was das hier
anbelangt, (schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn) verzeihen Sie die
Offenheit, jeder Sperling zehnmal mehr davon als so ein Philosoph im Weiberrock! Von
außen betrachtet sind diese poetischen Geschöpfe nur Tüll und Zartheit, Halbgöttinnen,
grenzenloses Entzücken, aber schaut man in die Seele, sieht man ein ganz gewöhnliches
Krokodil! (Er packt einen Stuhl bei der Lehne, der Stuhl kracht und zerbricht) Aber was
mich am meisten empört: Dieses Krokodilbildet sich aus irgendeinem Grunde auch noch
ein, sein größter Schatz, sein Privileg und sein Vorrecht wäre das zärtliche Gefühl! Der
Teufel soll mich holen oder hängen Sie mich verkehrt herum an den Nagel da drüben,
aber kann eine Frau überhaupt jemanden lieben außer ihrem Schoßhund? ... Nur
flennen und jammern kann sie in der Liebe! Wo der Mann leidet, und Opfer bringt, da
äußert sich ihre ganze Liebe darin, dass sie mit der Schleppe wedelt und zusieht, wie sie
ihn noch besser unter die Fuchtel kriegt. Sie haben das Unglück, eine Frau zu sein, also
kennen Sie die Weibernatur aus eigener Anschauung. Sagen Sie mir ehrlich: Haben Sie in
Ihrem ganzen Leben je eine Frau gesehen, die aufrichtig, treu und beständig gewesen
wäre? Haben Sie nicht! Aufrichtig und beständig sind nur die Uralten und Hässlichen!
Eher finden Sie eine Katze mit Hörnern oder einen weißen Raben als eine Frau mit
Charakter!