Technik Zu Festen Mineraldunger
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DLG-Merkblatt 410
Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
Autoren
– DLG-Ausschuss für Technik in der Pflanzenproduktion
– Prof. Dr.-Ing. Bernd Scheufler, Hochschule Osnabrück
– Dr. agr. Norbert Uppenkamp, LWK Nordrhein Westfalen
Herausgeber:
DLG e. V.
Fachzentrum Landwirtschaft
Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt am Main
© 2017
Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder –
auch für den Zweck der Unterrichtsgestaltung – nur nach vorheriger Genehmigung durch
DLG e.V., Servicebereich Marketing, Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt am Main,
Tel. +49 69 24788-209, [email protected]
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Inhalt
1. Einleitung 5
2. Bauformen 5
2.1 Zentrifugalstreuer 6
2.1.1 Zentrifugalstreuer in Dreipunktausführung 7
2.1.2 Zentrifugalstreuer in gezogener Ausführung 8
2.1.3 Sonderausführungen 8
2.2 Pneumatikstreuer 8
6. Literatur 19
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Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
1. Einleitung
2. Bauformen
5
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2.1 Zentrifugalstreuer
Zentrifugalstreuer sind einfach in der Handhabung und weisen eine hohe Schlagkraft auf. Deren
Marktanteil beträgt ca. 90 %. Es dominieren die Zweischeibenstreuer, Einscheibenstreuer kommen in
der professionellen Landwirtschaft kaum noch zum Einsatz.
Bei den Zentrifugalstreuern wird der Dünger auf rotierende Streuscheiben aufgegeben. Der Dünger
fließt dabei infolge der Schwerkraft durch eine Auslauföffnung mit variablem Querschnitt. Auf den Streu-
scheiben befestigte Wurfschaufeln beschleunigen den Dünger, so dass er beidseitig weit nach außen
geworfen wird. Die Ausdehnung des Streufächers ist deutlich größer als die Arbeitsbreite.
Innerhalb der Feldflächen spielt diese Ausdeh-
nung kaum eine Rolle, es sei denn, es herrscht
starker Seitenwind. Schwieriger werden die Ver-
hältnisse in den Randbereichen, den Vorgewen-
den und den keilförmigen Feldausläufern.
Die Luftaufnahme (Abbildung 4) veranschau-
licht diese Verhältnisse. Es wurde einseitig im
Stand gestreut und der Grenzbereich des Streufä-
chers mit weißen Papierblättern gekennzeichnet.
Der Dünger verteilt sich auf einer nierenförmig ab-
gegrenzten Fläche. Wenn beide Streuscheiben im
Einsatz sind, ergibt sich der blau umrandete Streu-
fächer. Die Wurfweite ist in diesem speziellen Fall
genau doppelt so groß wie die Arbeitsbreite. Abbildung 4: Ausdehnung des Streufächers auf der
Je nach Einstellung bzw. Drehrichtung der Feldfläche – Arbeitsbreite b = 24 m (Quelle: Scheufler)
Streuscheiben verschieben sich diese Überlap-
pungszonen in den Außenbereichen aber auch im
Innenbereich der sich überlagernden Einzelfä-
cher. Innerhalb dieser nierenförmigen abgegrenz-
ten Fläche ist der Dünger ungleichmäßig verteilt.
Im Nahbereich des Streuers liegt mehr Dünger als
im Außenbereich. Bei der Vorwärtsfahrt summiert
sich dieser 3-dimensionale Streufächer streifen-
weise zu einem 2-dimensionalen Streubild (Abbil-
dung 5) auf. Bei der Hin- und Rückfahrt geschieht
eine Überlappung und bei einer korrekten Einstel-
lung am Streuer ergibt sich eine gleichmäßige
Verteilung auf der Ackerfläche. Abbildung 5: Streufächer streifenweise aufsummiert
Die Qualität der Querverteilung hängt ab von zum Streubild – schematisierte Darstellung
der Einstellung des Streuers (Scheibendrehzahl, (Quelle: Scheufler)
Aufgabepunkt usw.), physikalischen Eigenschaf-
ten des Düngers (Kornoberfläche, Korngrößen-
spektrum usw.) und Fremdeinflüssen (Seitenwind,
ungenaue Fahrgassenabstände usw.).
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Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
Abbildung 6: Streuer der unteren, mittleren und oberen Leistungsklasse (Quelle: Scheufler)
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DLG-Merkblatt 410
2.1.3 Sonderausführungen
Neben der angebauten und der gezogenen Ausführung wird auch die Kombination angeboten, d. h.
der 3-Punktstreuer wird an einen Vorratswagen mit Überladeschnecke angebaut (Abbildung 9).
Düngerstreuer, aufgebaut auf einem Fahrgestell, werden nur vereinzelt eingesetzt. Ab 3 t Gesamt-
gewicht muss beim Fahren im öffentlichen Straßennetz das Fahrgestell mit einer Bremsanlage ausge-
rüstet sein.
Selbstfahrende Streuer gibt es nur als Aufbaueinheit auf einem Trägerfahrzeug (Abbildung 10).
Abbildung 9: Kombination von Vorratswagen und Abbildung 10: Düngerstreuer auf einem Trägerfahr-
Dreipunktstreuer (Quelle: Scheufler) zeug (Quelle: Scheufler)
2.2 Pneumatikstreuer
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Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
Deutlich größere Betriebe mussten mit Düngerstreuern ausgerüstet werden, große Flächenleistung
stand im Vordergrund. Die Pneumartikstreuer waren für solche Betriebsverhältnisse nicht ausgelegt.
Die verschiedenen Hersteller stellten die Produktion ein.
2003 stellte die Firma Rauch auf der Agritechnica eine Neuentwicklung vor – ein gezogener Pneuma-
tikstreuer mit 36 m Arbeitsbreite (Abbildung 12). Dieser ist für die großen Betriebe im Osten ausgelegt.
Die Streubreite von Pneumatikstreuern ist nur
geringfügig größer als die Arbeitsbreite. Der ge-
samte Streufächer weist in Fahrtrichtung nur eine
geringe Breite auf.
Pneumatikstreuer werden nur noch als gezo-
gene Variante angeboten. Es ergibt sich dadurch
ein akzeptables Gewichtsverhältnis vom Leerge-
wicht GE und zugefüllter Düngermenge GD. Die- Abbildung 12: Gezogener Pneumatikstreuer mit 36 m
ses Gewichtsverhältnis bewegt sich im Bereich Arbeitsbreite (Quelle: www.rauch.de)
stapelbare
• Behälter mit eingelegtem Sieb Behälteraufsätze
• Antriebssystem Rührwerk
Streuschaufeln
• Abdrehvorrichtung.
Streuscheibe
Dünger
3.1 Vorratsbehälter
Beim Zweischeibenstreuen im Dreipunktanbau bestehen die Vorratsbehälter aus einem Hauptbe-
hälter mit zwei Trichterspitzen. Durch Behälteraufsätze lässt sich das Füllvolumen vergrößern.
Einfüllsiebe sollen verhindern, dass große Düngerklumpen in den Behälter gelangen und möglicher-
weise die Auslauföffnung verstopfen. Praktisch ist es, wenn das Einfüllsieb im oberen Behälterbereich
angebracht ist. Abgesiebte große Düngerklumpen können dann noch zerbröselt und durch das Sieb
gedrückt werden. Bei tiefliegenden Sieben besteht die Gefahr, dass es oberhalb des Siebes zur Brü-
ckenbildung kommt und der Dünger nicht mehr gleichmäßig nachrutscht.
Die Abdeckplane verhindert, dass Feuchtigkeit in die eingefüllte Düngerschüttung gelangt. Sie sollte
deshalb mit dem Behälter gut abschließen.
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Die Abdeckplanen werden in den Ausführungen handbetätigt und hydraulisch betätigt angeboten.
Die Betätigung erfolgt per Hand und Hebelarm.
3.2 Dosiervorrichtung
Mit der Dosiervorrichtung wird die Durchfluss-
menge (kg/s) verändert. Bei der Ausbringung
fließt der Dünger durch die Auslauföffnung auf die
Streuscheibe. Die Auslauföffnung ist in der Bo-
denplatte der Trichterspritze platziert. Der Quer-
schnitt der Auslauföffnung lässt sich entweder
mechanisch, mit Hilfe eines Hydraulikzylinders,
der gegen einen Anschlag fährt, oder mit einem
elektrischen Stellmotor (Aktuator) einstellen. In
Abbildung 14: Teilgeschlossene Dosiervorrichtung
letzterem Fall lässt sich die dosierte Düngermen- (Quelle: Uppenkamp)
ge während der Ausbringung variieren.
Die Dosiervorrichtung sollte aus hochwertigen Materialien – VA-Stähle oder Kunststoffe – hergestellt
sein, um Korrosion zu verhindern.
Abweichend zu dieser Art der Dosierung bietet die Firma Unia Streuer mit einer Schneckendosie-
rung und die Firma Bredal Streuer mit einer Banddosierung an.
Wenn die Veränderung der Durchflussmenge gleichzeitig zu einer Veränderung des Streubildes
führt, dann spricht man vom Mengeneffekt. Dieser Mengeneffekt wirkt sich nachteilig aus, wenn mit
wechselnden Fahrgeschwindigkeiten oder teilflächenspezifisch gedüngt wird.
Die Dosiervorrichtungen von hochwertigen Streuern sind konstruktiv so ausgelegt, dass dieser Men-
geneffekt nicht auftritt. Dazu müssen Kontur der Auslauföffnung sowie Kontur und Bewegungsverlauf
des Dosierschiebers genau aufeinander abgestimmt sein. So ist es möglich, dass sich bei kleinen und
großen Durchflussmengen die Charakteristiken der Streubilder nicht verändern.
Bei gezogenen Streuern erfolgt die Dosierung durch die Vorschubgeschwindigkeit der Förderein-
richtung in Verbindung mit einer Querschnittsveränderung im Auslaufbereich.
Bei der Betätigung der Dosiervorrichtung geht es um die Vorgänge „Öffnen“ oder „Schließen“. Die frü-
her einmal technisch realisierte Handbetätigung wird heute im professionellen Bereich nicht mehr genutzt.
Bei der einfachen Ausführung erfolgt die Schieberbetätigung mit Hydraulikzylindern, die gegen ver-
stellbare Anschläge fahren. Wenn die Schieber
einzeln betätigt werden, kann auch halbseitig ge-
streut werden. Eine Variation der Ausbringmenge
ist nicht möglich.
Mit elektrisch angetriebenen Stellmotoren lässt
sich die Schieberöffnung und damit die Ausbring-
menge während des Arbeitsgangs variieren (Ab-
bildung 15).
Dadurch kann beim Grenzstreuen einseitig die
Ausbringmenge reduzierten werden und eine Teil- Abbildung 15: Elektrische Schieberbetätigung
breitenschaltung ist möglich. (Quelle: Scheufler)
.
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Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
3.3 Rührwerk
In Verbindung mit der Dosiervorrichtung spielt das Rührwerk bzgl. der Funktion eine entscheidende
Rolle. Grundsätzlich gilt:
• Das Rührwerk sollte möglichst düngerschonend arbeiten, damit kein Mahleffekt auftritt. Geringe
Bewegungsgeschwindigkeiten sind deshalb vorteilhaft
• Die eingefüllte Düngermenge darf sich nicht verfestigen, weil es dann zur Brückenbildung kommt
• Das Rührwerk muss so wirken, dass ein gleichmäßiges Fließverhalten entsteht, unabhängig von der
Füllhöhe des Düngers im Behälter. D. h.: Die Ausfließmengen dürfen bei unterschiedlichen Füllstän-
den z. B. 2.000 l oder 3.000 l – nicht voneinander abweichen
• Gut ist es, wenn das Rührwerk die Auslauföffnung vollständig überstreicht, so dass mögliche Kluten
durchgedrückt werden
• Ferner sollten Auslauföffnung und Rührwerk konstruktiv so aufeinander abgestimmt sein, dass nach
der Entleerung keine Restmengen im Streuer verbleiben
• Das Rührwerk sollte so ausgelegt bzw. gesichert sein, dass bei fehlerhafter Handhabung keine
Gliedmaßen eingequetscht werden können.
Abbildung 16: Spiralrührwerk von Amazone (links) und Abbildung 17: Oszillierendes Zinkenrührwerk von
Rührkrone von Bogballe (rechts) (Quelle: Scheufler) Sulky-Burel (links) und pulsierend-drehendes Rühr-
werk von Rauch (rechts) (Quelle: Scheufler)
Bei den Rührwerken gibt es angetriebene und selbstantreibende Systeme (siehe Abbildung 16 und
17).
Überwiegend werden die Rührwerke direkt angetrieben. Das kann geschehen in Verbindung mit
einer horizontalen Rührwelle. Die Antriebe von Rührwerk und Streuwerk sind dann gekoppelt.
Die Streuer der Firma Bogballe haben selbstantreibende Rührwerke. Auf die verlängerten Achsen
der Streuscheiben, die als Exzenterbolzen ausgelegt sind, sitzen freidrehende Rührkronen. Die rotie-
renden Exzenterbolzen und die Reibung in der Schüttung führen dazu, dass die Rührkronen ebenfalls
rotieren.
3.4 Streuwerk
Der von der Dosiervorrichtung auf die Streuscheibe fließende Dünger wird von den Wurfschaufeln
beschleunigt und weit nach außen geworfen. Es gibt zwei unterschiedliche Arbeitsweisen.
• Streuscheiben, die in Fahrtrichtung betrachtet, nach außen drehen
• Streuscheiben, die in Fahrtrichtung betrachtet, nach innen drehen.
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Die Überlappungszone der Grundstreubilder der Einzelscheiben (im Innenbereich) ist bei den nach
außen drehenden Scheiben kleiner (max. 50 %) als bei den nach innen drehenden Scheiben (max.
85 %). Die größere Überlappungszone bewirkt, dass das Streubild weniger empfindlich auf wechselnde
Stoffeigenschaften reagiert, allerdings lässt sich halbseitiges Streuen (einfache Teilbreitenschaltung)
nicht so einfach realisieren.
Der Aufgabebereich für den Dünger sollte nahe am Mittelpunkt der Streuscheibe erfolgen. Die Um-
fangsgeschwindigkeit der Streuschaufeln ist hier noch relativ niedrig, so dass auf die Düngerkörner nur
niedrige Beschleunigungskräfte wirken. Hohe Beschleunigungskräfte führen oftmals zur Kornzerstö-
rung, es kommt zur Staubbildung. Dieser staubförmige Dünger wird nicht weit geworfen und legt sich
im Fahrgassenbereich ab.
Die Einstellung der verschiedenen Arbeitsbreiten geschieht durch Verändern der Einstellwinkel
der Wurfschaufeln auf der Streuscheibe, oder durch Verdrehen der Dosieröffnung um die Vertikalachse
oftmals in Kombination mit einer Veränderung der Scheibendrehzahl.
Große Arbeitsbreiten setzen voraus, dass die Düngerkörner den Streuer mit einer hohen Geschwin-
digkeit verlassen. Diese können durch eine hohe Scheibendrehzahl und lange Wurfschaufeln erzeugt
werden. Deshalb haben viele Hersteller mehrere Streuscheiben mit unterschiedlichen Wurfschaufeln
im Programm. Eine Streuscheibe deckt dabei einen definierten Arbeitsbreitenbereich ab.
Beim nach wie vor am häufigsten verwendeten mechanischen Antrieb ist die Streuscheibendrehzahl
direkt an die Motordrehzahl gekoppelt. Schwankungen in der Motordrehzahl wirken sich daher auf das
Streubild aus. Diese Methode ist einfach, störunanfällig und preiswert. Der Leistungsfluss erfolgt von der
Zapfwelle über Gelenkwelle, Verzweigungsgetriebe und Winkelgetriebe hin zu den Streuscheiben.
Abbildung 18: Mechanischer Antrieb des Streuwerks Abbildung 19: Hydraulischer Antrieb des Streuwerks
(Quelle: Scheufler) (Quelle: Scheufler)
Die Zapfwellendrehzahl muss während der Arbeit konstant gehalten werden, entsprechend der
Vorgabe in der Streutabelle.
Komfortabel ist das hydraulische Antriebssystem. Die Kopplung von Traktor und Maschine ist
einfach. Motordrehzahlen und damit Fahrgeschwindigkeiten – in Verbindung mit der elektrischen Schie-
berbetätigung – lassen sich problemlos variieren. Die Drehzahlen der einzelnen Streuscheiben sind
fernbedienbar einstellbar. Teilbreitenschaltung und Grenzstreuen ist einfach möglich.
Erforderlich sind:
• ein hochwertiges Bedienterminal in Verbindung mit einem Jobrechner
• eine traktorseitige Hydraulikanlage, die mindestens Q = 60 l/min bei p = 170 bar zur Verfügung stel-
len kann.
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Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
Auf der AGRITECHNICA 2007 stellte Rauch in Kooperation mit John Deere ein neues elektrisches
Antriebssystem vor. Sie nahmen damit eine Vorreiterrolle bzgl. elektrischer Antriebe auf Maschinen
und Geräten ein.
Gegenwärtig werden von den verschiedenen Traktorherstellern Konzepte erarbeitet, die von der
ursprünglichen Lösung abweichen. Wie das endgültige System aussehen wird, ist noch offen. Lediglich
für die Steckverbindung existiert bislang eine Normung, das Thema Arbeitssicherheit ist noch nicht
geklärt.
3.5 Grenzstreueinrichtung
Die Düngeverordnung [1] schreibt vor, dass durch die Düngergabe ein direkter Eintrag bzw. ein Ab-
schwemmen in oberirdische Gewässer zu vermeiden ist. Infolge dieser Auflage leiten sich drei Verfah-
ren für das Streuen an den Feldgrenzen ab.
Wird die Grenzstreufahrgasse direkt am Feldrand angelegt, wird der Streuer halbseitig abgeschaltet
und eine mittig angeordnete Grenzstreueinrichtung in den Streufächer geschwenkt. Bei nachfolgenden
Pflanzenschutzmaßnahmen muss das Gestänge ggf. einseitig eingeklappt werden. Bei größeren Ar-
beitsbreiten ergibt sich eine ungünstige Schwerpunktlage.
Üblicherweise geschieht das Grenz-, Rand- und Gewässerrandstreuen (Grabenstreuen) mit halbem
Fahrgassenabstand zur Feldgrenze.
Grenzstreuen
Die ausgebrachte Dünger-
Randstreuen
menge darf bis zur Feldgrenze
reichen, wenn kein Gewässer
die Feldgrenze bildet.
Randstreuen
Eine gewisse Düngermenge
darf über die Feldgrenze hinaus
gestreut werden, wenn die an-
grenzende Fläche für die Ver-
wendung des Düngers geeignet
ist.
Randstreuen Grenzstreuen Grabenstreuen
Gewässerrandstreuen
(Grabenstreuen)
Die ausgebrachte Dünger-
menge darf nur bis zu 1 m Ab-
stand bis zur Feldgrenze rei-
chen, wenn ein Gewässer die Abbildung 20: Streuen an den Feldgrenzen (Quelle: Scheufler)
Feldgrenze bildet.
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DLG-Merkblatt 410
Abbildung 21: Ausgeschwenkter Grenzstreuschirm Abbildung 22: Grenzstreuen durch Umkehr der Dreh-
von Rauch (Quelle: Uppenkamp) richtung (Quelle: Scheufler)
Da die Zentrifugalstreuer mit einer großen Überlappung arbeiten, müssen diese mit speziellen
Grenzstreuvorrichtungen ausgerüstet werden.
Gängig ist die Methode, einen gefächerten Streuschirm in den Streufächer zu schwenken (Amazo-
ne, Kverneland, Rauch u. a.). Die Flugbahnen der Düngerkörner werden so umgelenkt.
Bei Streuern der Firma Bogballe erfolgt zum
Grenzstreuen eine Drehrichtungsumkehr beider
Streuscheiben. Es wird dadurch ein anderer Be-
reich der Streuschaufel aktiviert. Zum Umschalten
muss der Antrieb des Streuwerks abgeschaltet
und die Drehzahl auf Null gebracht werden.
Beim französischen Hersteller Sulky wird zum
Grenzstreuen der Aufgabepunkt soweit verstellt,
dass eine zusätzliche Grenzstreuschaufel wirk-
sam wird.
Eine neuartige Grenzstreuvorrichtung wird von
Abbildung 23: Grenzstreuen durch Verlagerung des
Amazone angeboten. Durch Verschwenken eines Aufgabepunktes (Quelle: Scheufler)
Teilbereichs der Streuschaufeln durchläuft der
Dünger nur eine kurze Beschleunigungsstrecke.
Bei hydraulisch angetriebenen Streuscheiben
kann durch einseitige Reduzierung der Scheiben-
drehzahl die Arbeitsbreite kontinuierlich verändert
werden, so dass entsprechende Grenzabstände
eingehalten werden können. Grenzstreuen und
eine Teilbreitenschaltung ist auf beiden Seiten
möglich (Amazone, Rauch). Wird zusätzlich noch
der Aufgabepunkt verstellt, lässt sich die Qualität
der Querverteilung verbessern. Die Ausbringmen-
gen sind entsprechend anzupassen. Beides lässt
sich mit einem Bordcomputer realisieren, der die
Stellmotoren ansteuert. Abbildung 24: Grenzstreuen durch Wurfschaufel-
verstellung (Quelle: Scheufler)
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Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
3.6 Teilbreitenschaltung
Bei Feldspritzen gehören Teilbreitenschaltungen bis hin zu Einzeldüsenschaltungen zur Standard-
ausrüstung.
Zentrifugalstreuer bieten gegenwärtig solche Anwendungsmöglichkeiten nicht.
Durch Verdrehen des Aufgabepunktes lassen sich die Streufächer verlagern. Wie weit das möglich
ist, hängt von der Einstellung des Aufgabepunktes für das Grundstreubild ab und dem dann noch zur
Verfügung stehenden Verstellwinkel.
Eine exakte Abgrenzung wie bei Pneumatikstreuern ist nicht realisierbar, es gibt weiche Übergänge,
die sich beispielsweise bei der Überlappung auf Keilflächen sogar positiv auswirken können. Abbildung
25 zeigt das Streubild eingestellt für eine Teilbreite links außen. In diesem Fall lagen optimale Einstell-
bedingungen vor.
In der Zeit bis ca. 1985 bestanden die Düngerstreuer fast nur aus mechanischen Baugruppen, ledig-
lich die Schieberbetätigung erfolgte hydraulisch. In den darauf folgenden 25 Jahren wurden zuneh-
mend mikroelektronisch gesteu-
erte Mechanismen eingebaut.
Dieser Anteil wird in nächster
Zeit weiter ansteigen, wenn zu-
nehmend hochwertige Senso-
ren zum Einsatz kommen d. h.
es sind nicht mehr die klassisch
mechanischen Baugruppen, die
den Preis des Düngerstreuers
bestimmen, sondern die elektri-
schen Baugruppen und Senso-
ren (Abbildung 26). Bei den Her-
stellern verschieben sich somit
Abbildung 26: Veränderung der Kostenstruktur bei Düngerstreuern auch die Entwicklungsschwer-
(Quelle: Scheufler, Rauch, Amazone) punkte.
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DLG-Merkblatt 410
Die Sensoren messen die Gewichtsveränderung infolge des ausfließenden Düngers m. Diese wird
im Jobrechner mit der zurückgelegten Wegstrecke und der eingegebenen Arbeitsbreite b verrechnet,
so dass sich die Ausbringmenge Q in kg/ha exakt bestimmen lässt.
Der erste Streckenabschnitt (ca. 200 m) wird „fehlerhaft“ gedüngt, da noch kein kalkulierter Wert
vorliegt, es sein denn es wird vorher eine Abdrehprobe durchgeführt.
1 1
Q=m* * kg/ha
s b
16
Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
Druckabfall [bar]
proportional zu den Antriebsmo- 40
Ebenso gibt es eine Lösung für mechanisch angetriebene Streuwerke. Die Drehmomente werden
aus der Verwindung der Antriebswellen abgeleitet.
Merkmale der elektronischen Massenstrom-Regelung:
• Kein Kalibriervorgang erforderlich
• Indirekte Messung der Ausbringmenge durch Messung des Antriebsmomentes der Streuscheiben
• Sehr schnelle Reaktionszeit bei wechselnden Fließeigenschaften des Düngers
• Die Einstellwerte für das rechte und das linke Streuwerk werden einzeln ermittelt
• Hohe Sicherheit bei der Überwachung
• Die noch im Behälter vorhandene Düngermenge wird berechnet und nicht gemessen.
17
DLG-Merkblatt 410
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Technik zur Ausbringung fester Mineraldünger
5.1 Gestängetechnik
Das Gestänge ist ähnlich aufgebaut wie bei ge-
zogenen Pflanzenschutzspritzen. In gleichmäßi-
gen Abständen sind Verteildüsen, bestehend aus
Krümmern mit Prallblechen angeordnet (Abbil-
dung 32).
5.2 Dosiervorrichtung
Mit Nockenradwalzen erfolgt eine Zwangsdo-
sierung, die Ausbringmenge ist proportional zur
Drehzahl. Die Nockenradwalzen werden von Hy-
draulikmotoren angetrieben. Eine 6-fach Teilbrei-
tenschaltung ist möglich. Über Injektorschleusen Abbildung 32: Gestänge mit Verteildüsen
werden die dosierten Düngermengen in die Luft- (Quelle: Scheufler)
ströme eingespeist.
5.3 Besonderheiten
Die Gestängetechnik garantiert eine gleichmäßige Querverteilung auf der gesamten Arbeitsbreite.
Eine Einstellung der Querverteilung in Abhängigkeit von der Düngersorte ist nicht erforderlich.
Pneumatikstreuer sind technisch sehr hochwertige und anspruchsvolle Maschinen, entsprechend
hoch ist somit der Kaufpreis.
Die Vorteile sind:
• Einsparungen beim Kauf von Düngern, die sich mit Zentrifugalstreuern nicht genau genug ausbrin-
gen lassen
• Grenzstreuen: Die präzise Querverteilung ist bis zur Feldgrenze gewährleistet und grenzt dort scharf ab
• Vorgewendeschaltung: Im Vorgewende ist der Ein- und Ausschaltpunkt unabhängig von der Dünger-
sorte und entspricht der Arbeitsbreite, das Streubild liegt in konstanter Dosiermenge auf einer Linie
• In stark windigen Regionen, z. B. in Küstennähe, gewährleistet das Verteilergestänge eine einwand-
freie Querverteilung.
Der Einsatz in Verbindung mit den Möglichkeiten von Precision Farming ist ähnlich wie bei Pflanzen-
schutzspritzen.
6. Literatur
[1] Düngeverordnung
19
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