Wahrnehmung & Beobachtung
Wahrnehmung & Beobachtung
Wahrnehmung & Beobachtung
Janeth Hernández
Die klassische Definition von Wahrnehmung ist die Aufnahme von Reizen aus der Umwelt mithilfe
der Sinnesorgane. Ist demzufolge ein zentraler Prozess, der das Informationsmaterial der
Sinnesorgane verarbeitet.
§ Die Aufnahme eines Reizes erfolgt über Sinneszellen. Die Sinneszellen werden auch
Rezeptoren genannt und befinden sich in den entsprechenden Organen, z.B. Auge, Ohr,
Haut oder Darm.
§ Nachdem das Aufnahmeorgan erregt ist, erfolgt die Weiterleitung über Nervenbahnen zu
den spezifischen Verarbeitungszentren im Gehirn.
§ Erreicht der Reiz das Zielorgan, wird er von den Hirnzentren verarbeitet. Die Impulse aus
der Riechschleimhaut werden im Riechzentrum zusammengesetzt und wir können einen
spezifischen Geruch wahrnehmen.
§ Der Reiz kann auch an andere Zentren des Gehirns weitergeleitet werden, da sie teilweise
untereinander verbunden sind. Das Riechzentrum ist z.B. mit dem Hirnstamm, dem
limbischen System und dem Großhirn verbunden.
§ Es folgen Reaktionen in Form von Empfindungen wie Ekel, Angst, Freude, Schweißausbruch.
Sie verfolgen den Zweck der Anpassung bzw. der Veränderung.
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Grunslagen: Wahenehmung & Beobachtung
Janeth Hernández
3. Welche Sinne sind dabei beteiligt?
Theoretisch kann jeder Reiz, der auf unsere Sinnesorgane trifft, den oben genannten Prozess
durchlaufen.
Beobachtung ist im Gegensatz zur bloßen Wahrnehmung von Situationen und Gegebenheiten ein
bewusster, systematischer und zielgerichteter Vorgang, bei dem die Aufmerksamkeit auf einzelne
Phänomene gerichtet wird. Durch ihn werden Informationen gewonnen, die eine Anpassung des
Handelns an aktuelle Situationen ermöglichen.
§ Zunächst wird aus der Fülle der Wahrnehmungsreize die Aufmerksamkeit auf einzelne,
beobachtbare Kriterien oder Symptome gelenkt. Dieser Auswahlvorgang wird auch als
Selektion von Wahrnehmungsreizen bezeichnet, das Lenken auf bestimmte Symptome als
Fokussierung.
§ Im nächsten Schritt folgt die Suche nach vergleichbaren, bereits bekannten Merkmalen
aufgrund von vorhandenen Erfahrungen oder Fachwissen. Je größer das Fachwissen ist,
desto umfangreicher sind Vergleichsmöglichkeiten.
§ Daraus entsteht der Wunsch nach Erklärung. Weitere Fragestellungen grenzen
Interpretationsmöglichkeiten und Überlegungen zur Überprüfung ein.
§ Entsprechend der Fragestellung folgt die Überprüfung. Bei der speziellen Beobachtung in
der Pflege setzt dieser Schritt theoretisches Fachwissen voraus.
§ Nach der Überprüfung folgt die Bewertung der beobachteten Ergebnisse. Sie stellt die
entscheidende Voraussetzung für professionelles, pflegerisches und therapeutisches
Handeln dar.
§ Die anschließenden
pflegerischen und
therapeutischen
Maßnahmen werden
sorgfältig und mit
spezieller
Aufmerksamkeit geplant
und durchgeführt. Eine
permanente
Beobachtung und
Überprüfung der
durchgeführten
Maßnahmen sowie
deren Wirkung schließt
hier den Kreis des
Beobachtungsprozesses.
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Grunslagen: Wahenehmung & Beobachtung
Janeth Hernández
Die Beobachtung kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Je nachdem, aus welchem
Blickwinkel Beobachtung stattfindet, handelt es sich um:
§ subjektive Beobachtung: bedeutet, dass einseitig aus dem Blickwinkel der eigenen Person
beobachtet und beurteilt wird, d.h., eine einzige Person beobachtet eine andere.
§ objektive Beobachtung: ist im Gegensatz zur subjektiven Beobachtung sachlich, d.h. nicht
von Gefühlen und Vorurteilen beeinflusst. Objektive Beobachtungsergebnisse können
durch Messen bestimmter Beobachtungsmerkmale ermittelt werden.
§ Selbstbeobachtung: ist im Gegensatz zur Fremdbeobachtung auf den eigenen
Bewusstseinsablauf gerichtet. Sie wird auch als Introspektion bezeichnet.
§ Fremdbeobachtung: ist die Beobachtung eines anderen Menschen, seines Verhaltens und
seiner Äußerungen.
9. Beobachtung in der Pflege. Was bedeutet das & welches Ziel wird damit verfolgt?
Die Beobachtung in der Pflege stellt eine der wichtigsten pflegerischen Aufgaben dar. Der
Pflegealltag bietet vielfältige Möglichkeiten. Die systematische Beobachtung in der Pflege richtet
sich nach bestimmten Kriterien und Fragestellungen:
§ Zeitpunkt (Wann erfolgt Beobachtung?): Beobachtung in der Pflege erfolgt im Rahmen des
Pflegeprozesses. Sie beginnt mit dem Erstkontakt und wird intensiviert während der
Informationssammlung bzw. der Pflegeanamnese.
§ Hilfsmittel (Womit erfolgt Beobachtung?): An der Beobachtung in der Pflege sind in erster
Linie unsere Sinnesorgane beteiligt, die jedoch häufig durch Hinweise von Betroffenen oder
durch Benutzen von Hilfsmitteln komplettiert werden müssen. Eine umfassende
Beobachtung kann erreicht werden durch:
o Einsatz der Sinnesorgane,
o Informationen von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen,
o Anwendung spezifischer Instrumente,
o Anwendung spezifischer Teststreifen,
o Anwendung von Skalen,
o Informationen aus dem Pflegeteam.
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Grunslagen: Wahenehmung & Beobachtung
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8.Was kann die Beobachtung beeinflussen?
Wie die Wahrnehmung wird auch die Beobachtung durch physische und psychische Faktoren
beeinflusst, die sowohl physiologischen als auch pathologischen Ursprung haben können (s.a. S.19).
Bei vielen Pflegepersonen wird die Beobachtung beeinflusst durch die eingeschränkte eigene
körperliche Verfassung, oftmals bedingt durch Müdigkeit, Kräftemangel, zu wenig Schlaf oder zu
lange Dienstzeiten mit wenig Freizeitausgleich. Auch Schmerzen, z.B. Rücken- oder Kopfschmerzen,
lenken die Beobachtung eher auf die eigene Befindlichkeit. Der Beobachtungsradius kann durch die
geistige Verfassung z.B. aufgrund fehlender Motivation, emotionaler Stimmungslage und Stress
ebenfalls erheblich eingeschränkt sein. In vielen Fällen entstehen aus diesen Gründen nicht nur
Wahrnehmungsverzerrungen, sondern auch Beobachtungsfehler.
Quelle
Lauber, A., & Schmalstieg, P. (2017). Wahrnehmen und Beobachten. DE: Thieme.