Adobe Scan 16 Mag 2021 PDF
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von
JOHANN SEBASTIAN BACH.
Bearbeitet erlautert und mit daran ankniipfenden Beispielen und
Anweisun~en fiir das Studium der modernen Clavierspieltechnik
herausgegeben
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FERRUCCIO B. BUSONI. • -
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Zweites Heft.
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1) An dieser und den analogen Stellen steht das Zeichen .- iiber der Note. Die ausgefilhrte Notirung zelgt, wte das
Zetchen verstanden werden soli. Dass dieser Pedantismus leider am Platze ist, erkannte schon Biilow und vor ihm
Phillpp Emanuel Bach, aus dessen ,,Versuch iiber die wahre Art. das Clavier zu splelen, 1787" wtr
diesbeziiglich die folgenden, noch heute ihre volle Geltung bewahrenden Sii.tze entnehmen:
~Alle durch kleine Notgen (Niit'chen) angedeutete Manieren (Verzierungen) gehoren zur folgenden Note; folglich darf nie-
mals der vorhergehenden etwas von ihrer Geltung abgebrochen werden, lndem blos die folgende so vtel verliert. als
die kleinen Notgen betragen. Diese Anmerkung ist um so viel nothiger, je mehr gemetnlglich hierwider geftblet wlrd'.'..
,;vermoge dieser Regel werden also statt der folgenden Hauptnote dlese kleinen Notgen zum Basse oder anrlern Stlm-
men zugleich angeschlagen. Man schleirt durch sie In die folgende Note htneln ; hierwider wird gar sehr oft gefehle~ .
.. So iiberfliissig es scheinen konnte, zu erfnnern, dass die andern Stlmmen samt dem Basse zur ersten Note, wel-
che in elner Manier steckt , zugleich angeschlagen werden miissen: so oft wird demohngeach·t hlerwtder gefehlet.:i·
(Erster Theil, zweites Hauptstiick , § 28 u. 24.) ,
2) Das .. poco ritenuto" vor den Cadenzen In H dur und E dur, muss hochst dlscret und geschmackvoll ausgefuhrt wer-
den, fiir rlie hier in Frage kommende Anschlagsart 1st der vorgeschrtebene Fingersatz naturgemiiss.
N3. Nachdem Bach in dem Inhalte des I. Heftes (nach unserer Ausgabe) die vornehmsten Stufen des muslkalischen Em-
Il pfindungskreises beriihrt und den heroischen, melanchollschen, ungestiimen, reflexlven, humoristlschen Stlmmungen Jn
einer Form das Wort verliehen, die zugleich auch das technisch-vlrtuose Konnen selner Zeft vollauf entfaltet , bietet er
in diesem Praeludium, zum ersten Male, ein Tonbild von idylllscher Farbung und schlichter Zartheft des Ausdrud!:s dar
dessen Vortrag die entsprechend gleichen Attribute wiederspiegeln soli. 1 '
Il Was Biilow in Bezug auf Beethoven von dessen ,, Diabelli- Variationen" behauptet, liisst slch mit gleichem Rechte auf
dieses Gesammt-Werk anwenden: wir erblicken in ihm ,,den Mlkrokosmus des Ba ch'sch e n Gen i u s ."
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k e in g I e i eh e r Finger zur Anwendung kiime. Eine solche Applicatur_ obwohl moglich und gerechtfert1gL w1rd des-
halb nicht allgemein gepflegt. weil keine Klavter-Methode auf die Begrundung eines ahnlichen Fingersatzsystems be -
dacht ist. Wenn auch die folgenden Beispiele auf den ersten Blick abschreckend fremd erscheinen sollten, so unterlasse
Der Ubelstand des iibrigens genialen, sogenannten C ho p In' schen Fingersatzes fiir eh rom a.ti so h e Terzenleitern liegt
hauptsiichlich an dem aufeinander folgenden zweimaligen Gebrauche des Daumens auf den Untertasten e-f, li-e. Diese
Kllppe wird von einigen neueren Claviervirtuosen dadurch umgangen, dass sie von es auf e und von b auf I, mit dem
zwetten
ergiebt: Finger heruntergleiten, ein Verfahren, das sich als vol!kommen zweckmiissig bewiihrte und eln absolutes legato
In kleinen Terzen:
Beim Absteigen erfolgt das Heruntergleiten des 2. Fingers von p:9 nach / und von C?:9 nach c. Auch der 5. Finger darr
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4) Durch die Ubernahme der Alt-Figuration erleidet der Eintritt des Themas im Sopran eine Verstiimmelung. Sonach wiire an
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5) Einige Allverbesserer, welche vor Quarten·-Parallelen, jedoch vor keiner Dreistigkeit zuriickschrecken, haben das dritte
1m Contrapunkt, dem Reiche der lndlviduaJitiit. darf jede Stìmme, die Etwas zu sagen hat, ihren eigenen Weg gehen. Die-
ses Princlp, aus dem sich die .,Bach'schen Hiirten" erkliiren, hat der Meister , vorzugsweise befolgt.
m. Das Stiick erfordert einP, frisch- Jebendige, kernige Vortragsweise mit energischen ,,Pointen" bei jed,em Eintritte des
Thernas. Eine Verzéigerung des Tempos am Ende des \'orletzten Taktes i&1 , als charakterwidrig. ausgeschlossen.
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