Roger Bacon Optik Präsentation

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Seminar “GdN II: Mittelalter”

Sommersemester 2020, Dr. Thomas Bach, Gastreferent: Philipp Scholze

08.06.2020 Roger Bacon und die Optik im Mittelalter

Roger Bacon
(ca. 1219/20 – ca. 1292)
Gliederung
1. Biographie Roger Bacon
2. Programm Roger Bacons
3. Optik im Mittelalter
4. Optik bei Roger Bacon
5. Opus Maius - Übersicht
Biographie Roger Bacons
● ca. 1214 oder 1220: Geburt Roger Bacons
in Ilchester (Sommerset, England)
● 1227-1235/36: Studium der artes liberales in
Oxford
● 1237-1247/48: Magister der artes liberales in
Paris. Seit 1240 Lehrtätigkeit über Aristoteles.
Erste Schriften zur Logik.
● 1247/48: Rückkehr nach Oxford. Studien der
Naturwissenschaften und Sprachen.
Experimentelle Arbeiten
Biographie Roger Bacons
● 1256: Eintritt in den Franziskanerorden
● 1256-1279: Aufenthalt im Pariser
Franziskanerkonvent
● 1263/64: Erster Kontakt mit Kardinal Guy le
Gros de Foulques, seit 1265 Papst Clemens IV.
● 1266: Der Papst erteilt Bacon den Auftrag,
seine Reformideen darzulegen. Beginn der
Niederschrift des Opus maius, des Opus minus
und des Opus tertium
● 1268: Fertigstellung der drei Werke und
Übersendung nach Rom
Biographie Roger Bacons
● 29.11.1268: Tod Clemens' IV.
● 1270-1272: Abfassung des Compendium studii
philosophiae, der Communia naturalium und der
Communia mathematica
● 1277/78: Schwerer Konfltik mit dem
Franziskanerorden. Hausarrest, Publikationsverbot
und Verurteilung wegen novitates suspectas
● ca. 1279: Rückkehr nach Oxford. Herausgabe des
Secretum secretorum
● 1292: Abfassung des Compendium studii theologiae
● ca. 1292: Tod Roger Bacons in Oxford
Programm Roger Bacons

Reformprogramm für die Universitäten -
Polemik gegen Albertus Magnus und Thomas von
Aquin/ gegen den scholastischen disputatio-
quaestiones-distinctio-Stil

Mathematisierung

Forderung nach Beobachtung als
naturwissenschaftliche Methode

Wissenserwerb als Annäherungsprozess an die
Wahrheit durch Interpretation, Kritik und Korrektur
der Autoritäten

Forderung nach Studium der Quellen in
Originalsprache

Zweck der Wissenschaft: utilitas (Lebenspraxis),
Aufklärung, aber auch im Dienste der Ehre Gottes
und seiner Kirche
Optik im Mittelalter
● siehe Zitat von Alain de Libera sowie
schematische Darstellung
Optik bei Roger Bacon
● Synthese des optischen Wissens aus der kritischen
Sichtung der Quellen, weniger aus der Beobachtung
heraus: Experimente mit optischen Geräten eher zur
Demonstration der optischen Phänomene;
geometrisch-mathematische Auswertung
● Intromissionstheorie (d.h. Empfangstheorie) der
optischen Wahrnehmung wie Aristoteles, Avicenna,
Alhazen
● Robert Grosseteste (1175-1253): species – Kraft
Fernwirkung eines Dinges auf ein anderes durch Kraftstrahlen
/Wirkkraft: Fortpflanzung jeglicher Art von bewirkender Kausalität
durch ein Medium… wie zum Beispiel Licht von einem leuchtenden
Körper ausgehend als einer species
Opus Maius

7 Teile

1. Teil: Ursachen des Irrtums – unkritischer Berufung
auf Autoritäten wie Aristoteles (Kritik an den
schlechten Aristoteles-Übersetzungen seiner Zeit);
Heilige Schrift und Autorität der Kirche hiervon aber
ausdrücklich ausgenommen

2. Teil: Philosophie und Theologie:
Philosophiegeschichte seit den Patriarchen und
Propheten

3. Teil: Studium der Sprachen (neben Latein
Griechisch, Hebräisch, Chaldäisch und Arabisch) im
Original als Programm, erste hebräische griechische
Grammatik für lateinische Christenheit; lateinische
Übersetzung der Heiligen Schrift bedarf der
Verbesserung; guter Übersetzer muss Ausgangs- und
Zielsprache sowie Gegenstand/Inhalt gut
beherrschen
Opus Maius

4. Teil: Mathematik- Unter Einschluss von
Theologie, Astronomie,Musik und Geographie
Ziel: Mathematisierung der Naturforschung


5. Teil: Optik/Perspectiva – Wissenschaft von
der Perspektivik – aufbauend auf der
arabischen Literatur (Alhazen und al-Kindi)
selbst mit Spiegel und Linsen experimentiert;
anatomischer Aufbau des Auges: Physiologie
des Sehens; Wahrnehmungspsychologie;
Physik: Spiegel- und Linsenformen,
Strahlengänge, species-Konzept, Theo-Optik
Opus Maius

Optik: Ausstrahlung des Lichtes: Bewegung in
der Zeit (vgl. Robert Grosseteste)

Teil 6: Über die experimentelle Wissenschaft:
Wer die Wahrheit über die den
Erscheinungen zugrunde liegenden Gesetze
erkennen will, muss sich der Beobachtung
(experimentum) bedienen.
Anwendungsbezug/praktischer Nutzen der
Naturforschung: Ein weiterer Teil der
Wissenschaften: betrifft die Herstellung von
Instrumenten von wunderbar ausgezeichneter
Nützlichkeit, wie Maschinen zum Fliegen, oder zum
Herumfahren in Fahrzeugen ohne Zugtiere … oder zur
Seefahrt ohne Rudersmänner, schneller als durch
Menschenhand für möglich gehalten wird
Opus Maius

Im Opus tertium: Anleitung zur Herstellung eines
Explosivstoffes als Salpeter, pulverisierter Kohle
und Schwefel, die in bestimmten Verhältnis zu
mischen sind

Teil 7: Moralis philosophia (Moralphilosophie):
Aristoteles (Mesotes) und Seneca (stoische Ethik)
als Gewährsmänner, Auseinandersetzung mit
Judentum, Islam, Tartaren, asiatischen Religionen:
Analyse, nicht-gewalttätige Überzeugung von
Wahrheit der christlichen Religion, christliche Heils-
und Sakramentenlehre; Eschatologie: Antichrist
(Tartareneinfälle, Missstände im Klerus)
Opus Maius – 6. Teil
„“Scientia experimentalis“
„Grosseteste’s De iride devoted fewer than 1,000 words to the
rainbow. Roger Bacon, writing some thirty to forty years later and
doubtless aware of Grosseteste’s little treatise, allocated about
8,000 words to the subject in his Opus maius. The context of
Bacon’s discussion was the power of what he called “experimental
science,” with the rainbow as his primary example.
One observational result, mentioned earlier, was the universal 42◦
radius of the rainbow. As for the rainbow’s cause, Bacon
completely discounted Grosseteste’s argument on behalf of holistic
refraction, insisting that the key was to be found in the individual
droplets of moisture in the cloud (perhaps following Albertus
Magnus on this point).
The causal importance of these droplets was evident, Bacon
argued, from the fact that if the observer of a rainbow walks toward
the rainbow, it recedes from him; if he withdraws, it follows him;
and if he moves sideways, the rainbow does the same.
From this Bacon concluded that if there are multiple observers,
each sees a different rainbow. And that can be true only if, for each
of them, the rainbow is produced by a different set of droplets. As
for what happens in these droplets,
Bacon did not see how refraction could produce the known
phenomena of the rainbow. He argued instead for reflection from
small drops “infinite in number” descending from a cloud, from
each of which “reflection occurs as from a spherical mirror.“

(Lindberg/Tachau 2013, S. 506.)


Literaturverzeichnis
(Egel 2017): Egel, Nikolaus: Roger Bacons Neubegründung der Wissenschaft im 13. Jahrhundert. In: Tabula
Rasa. Zeitung für Gesellschaft und Kultur. 2.12.2017. Unter: https://www.tabularasamagazin.de/roger-
bacons-neubegruendung-der-wissenschaft-im-13-jahrhundert/ (abgerufen am 02.04.2020)

(Libera 2005): Libera, Alain de: Die mittelalterliche Philosophie. Aus dem Französischen von Therese
Schwager. München, 2005.

(Lindberg 1987): Lindberg, David C.: Auge und Licht im Mittelalter. Die Entwicklung der Optik von Alkindi
bis Kepler. Übersetzt von Matthias Althoff. Frankfurt, 1987.

(Lindberg/Tachau 2013): Lindberg, David C.; Tachau, Katherine H.: The Science of Light and Color,
Seeing and Knowing. In: Lindberg, David C.; Shank, Michael H. (Hrsg.): The Cambridge History of
Science. Volume 2. Medieval Science. New York, 2013, S. 485-511.

(Mensching 2009): Mensching, Günther: Roger Bacon. Zugänge zum Denken des Mittelalters.
Herausgegeben von Mechthild Dreyer. Band 4. Münster, 2009.

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