Einführung in Die Physik 6. Semester: (C) Bernhard Wenzel E-Mail: Bernhard - Wenzel@abendgymnasium - at

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Einführung in die Physik

6. Semester

(c) Bernhard Wenzel


E-mail: [email protected]

Wien, im Juni 2022

Abendgymnasium Wien Brünnerstrasse 72


A-1210 Wien, Austria
Willkommen am Abendgymnasium!

Motivation:

Physik gehört zum Kanon der Naturwissenschaften. Physik beschreibt Vorgänge in der Na-
tur und ist auch in der Lage Vorhersagen über die weitere Entwicklung, oder das Verhalten
von Systemen zu geben. Der Verdienst von Galileo Galilei (1564 - 1642) war die Mathe-
matik zur Beschreibung von physikalischen Vorgängen heranzuziehen. Damit wurde
Physik von einer rein beschreibenden phänomenologisch orientierten Wissenschaft, zu einer
exakten Wissenschaft gehoben. Galilei ist damit der Vater der Experimentalphysik. In der
Physik wird im Allgemeinen ein Ansatz, eine Voraussetzung, oder eine Annahme ge-
troffen, gefolgt von einer mathematischen Herleitung und dann ein Endergebnis, in Form
einer Gleichung oder Formel.

Der Weg ist das Ziel

Es ist meiner Meinung nach nicht möglich alles über Physik zu wissen (auch wenn man
das gerne so hätte). Denn wer sich mit Physik beschäftigt, wird irgendwann merken, dass
beim Nachschlagen von einem Begriff, dies zu 20 neuen Begriffen führt, usw.. Das ist der Nor-
malfall! Irgendwann lernt man damit umzugehen und die Dinge einzuordnen. Genau dann
hat man quasi schwimmen gelernt. Und wenn man ab und zu nach Perlen tauchen kann, ist
es perfekt!

Es gibt im Unterricht zwei Strategien. A) Viele Dinge in der Breite zu erörtern um ein
umfassendes Allgemeinwissen zu erwerben. Leider kann man dann bestimmte Dinge selber
nicht nachprüfen. B) Einige Themen genau auf den Grund, also in die Tiefe, zu gehen. Dies
erfordert im Allgemeinen viel Zeit. Beides zusammen geht nicht, dafür reicht die Zeit nicht.
Wir versuchen den Mittelweg. Einige Themen machen wir genau, andere streifen wir eher.
(Gilt es ja den Lehrplan einzuhalten.)

Manche Bücher bzw. Autoren verzichten ganz auf die Formeln, Herleitungen oder Mathe-
matik, weil sie ihren Studierenden nicht zutrauen diese Konzepte zu verstehen. Allerdings
ist das in etwa so, als wenn Sie eine Sprache lernen wollen, zB Französisch, dann aber be-
haupten Französisch sei so schwer und deswegen lassen Sie die Hälfte der Grammatik und
Sprachregeln weg, und versuchen dann in Frankreich Urlaub zu machen und mit den Leuten
nett ins Gespräch zu kommen (-;

Dieses Skriptum wurde mit LaT eX (gesprochen: Latech) erstellt. Seine Stärken sind die
Strukturiertheit und besonders einfache Darstellung von Formeln. Mein Motto ist das fol-
gende: Wo immer es möglich ist, werden Herleitungen und Ableitungen gezeigt. Sie brau-
chen keine Formeln auswendig können, aber Sie sollen einmal gesehen haben wie
man so etwas macht. Also all jene, die nach der Matura weiter arbeiten gehen, sollen

2
nicht mit vielen Formeln erschlagen werden. Aber all jene, die nachher auf die Universi-
tät gehen wollen, sollen die Chance haben dort auch zu bestehen. Auf der Technischen Uni
(Elektrotechnik, Maschinenbau, technische Physik, Informatik, etc.) sowie auf der Haupt-Uni
(Physik, Chemie, Mathematik, Informatik, Biologie, Genetik) steigen Sie auf hohem Niveau
ein. Bzw. müssen Sie die Studien Eingangsprüfungen STEOP bestehen um weitermachen
zu dürfen. Denn auch scheinbare nicht-technische-Studienrichtungen wie z.B. Psychologie
(Statistik zur Auswertung von Testungen!), Medizin, Biologie und Ernährungswissenschaf-
ten bauen auf Physik auf. Ich habe während meiner Zeit an der Uni einige Jahre als Tutor
beim physikalischen Praktikum für Ernährungswissenschaften gearbeitet. Dieses hatte ein
Niveau über zwei Einführungsvorlesungen in die Physik. Inklusive Atomphysik und Quan-
tenmechanik. Damit Sie dann, wenn Sie einmal an einem solchen Punkt ankommen auch
bestehen können, legt dieses Skriptum besonderen Wert auf die Darstellung von Formeln.

Ich bitte Sie lediglich um Geduld mit sich selbst (Zitat: Maria-Hoffman Ostenhoff, Analysis
I für Physik.) und das Sie sich auf den Stoff einlassen. Es ist möglich Freude und Neugierde
zu entwickeln, wenn man erkennt, dass man immer mehr versteht. Das mündet letztendlich
in Selbstvertrauen, Aufgabenstellungen zu analysieren und selbstständig zu lösen, welches
eine viel gerühmte Transferkompetenz darstellt.

3
Learning by Doing - Rechenbeispiele:

Physik ohne Berechnungen ist bestenfalls so etwas wie "Geschichte der Physik". Diese ist
an sich nicht verwerflich, im Gegenteil. Oft ist es spannend die historischen Gegebenheiten
nachzulesen, wie gegnerische Theorien sich gegenseitig versuchten zu widerlegen und oft von
unvorhergesehener Seite die Lösung für ein Problem gefunden wurde. (Big Bang versus Stea-
dy State Theorie)
Bzw. ist der Satz: "Wer nichts weiß, muss alles glauben.", hier schon treffender. Denn wir
wollen nicht stur in den Bücherglauben verfallen, dass alles stimmt was in einem Buch steht.
Wir wollen es selber nachrechnen können!

Beispiele: Um die Rechenbeispiele im Text deutlich vom Stoff abzuheben, sind sie in einer
strichlierten Box umrahmt. So können sie rasch gefunden werden. Gehen Sie bei den Beispielen
nach folgendem Muster vor:

• Analysieren Sie die Text-Angabe und finden Sie die passende Formel. Schreiben Sie die
Formel extra nochmals an!

• Fertigen Sie eine Skizze aus der Angabe an.

• Wandeln Sie falls nötig die Angabe in SI-Einheiten um! (Der häufigste Fehler ist das nicht
befolgen dieser Regel!)

• Tragen Sie die SI-Einheiten nochmal fein säuberlich in die zuvor angeschriebene Formel
ein. (Also immer die Einheit zum Zahlenwert dazuschreiben und ggf. kürzen oder mit
quadrieren.)

• Schreiben Sie jeden Rechenschritt extra an.

• Schreiben Sie das Endergebnis mit allen zu kürzenden Einheiten an und fragen Sie sich ob
das Endergebnis bezüglich der Einheit oder Größe des Zahlenwertes überhaupt stimmen
kann (Wenn bei einer Geschwindigkeit v= ... nicht m/s herauskommt, dann ist irgendwo
ein Fehler drinnen!).

Wikipedia: Ich habe erstmals Querverweise zu Wikipedia eingearbeitet. Das ist kein Test-
stoff, es ist für Interessierte und Jene, die die Absicht haben einmal auf der Uni zu studieren.
Und es hat super Abbildungen.

Youtube: Es gibt Tonnen an Material über Physik auf Youtube. Suchen Sie selber danach.
Empfehlenswert ist Prof. Harald Lesch: Alpha Centauri, Frag den Lesch und Urknall-
Weltall und das Leben.

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Wie lernt man am Besten?
Haben Sie sich schon mal gedacht, ich verstehe von alledem (Physik, Mathe, Chemie) nichts?
Willkommen im Club, mir ist es einst auch so ähnlich ergangen. Prof. Paul Wagner sagte
auf der Uni immer: "Durch kontinuierliches anstarren der Formeln, erschließt sich einem
irgendwann ihr Sinn."Damit war gemeint, man soll unserem lieben Gehirn (aka: Hirnkastel)
die Zeit geben die Dinge zu verarbeiten. Wenn Sie also zu Beginn nichts verstehen... So ist
das glasklar, denn Sie haben ja meist noch nie damit zu tun gehabt. Das schöne am Lernen
ist, dass sich jedesmal im Hirnkastel neue Neuronen bilden, die sich vernetzen und den Soff
somit speichern.

Vorschläge zum Lernen:


• Unterricht: Kommen Sie immer in den Unterricht, auch wenn Sie einmal keine Lust
haben zu kommen. Durchs kommen bleiben Sie am Ball und können nachher mit netten
Leute Kaffee trinken gehen. Wenn die Gravitation daheim am Sofa größer ist als der
Wille herzukommen, ist es schlecht!
• Das positive Neuronen Erlebnis: Wenn Sie etwas zu Ersten mal lesen, haben Sie
keinen Anspruch gleich alles zu verstehen. (Ist ja klar, die Neuronen fehlen!) Sie lesen
entspannt ein Kapitel durch und denken sich dabei, jö die lieben Neuronen bilden
sich jetzt gerade. Gönnen Sie sich also ein entspanntes positives Neuronen Erlebnis
(Zusammen mit Tee oder Kaffee).
• Farben: Benutzen Sie Leuchtstifte für Bücher und Skripten und finden Sie ihren eige-
nen Stil. (Bei mir sind Formeln und Zahlenwerte orange, Mega-wichtig gelb, Normal-
wichtig grün, etwas gegensätzliches rot, Überschriften blau ) 1 Der Sinn ist es, wenn
Sie nach Wochen und Monaten wieder auf die Seite gucken, soll ihnen das Wichtigste
gleich ins Werte Auge springen. Ein Weiterer Vorteil ist eine visuelle Lernkontrolle.
Man sieht auf einen Blick was noch nicht gelernt wurde.
• Lernen Sie nachhaltig: Denken Sie sich immer, wenn die Matura kommt, will ich
nimma 100 Seiten von vorne lernen. Erstellen Sie sich immer eine A4 Seite Zusammen-
fassung pro Themengebiet die Sie bestens können. Jetzt vernetzen Sie die Neuronen
untereinander! Handschrift geht auch ins Schreib-Gedächtnis. Lautes Sprechen beim
Wiederholen ihrer Zusammenfassung geht ins Hörgedächtnis.
• Schönschrift In der Abendschule lernt man schon mal bis in den späten Abend. Wenn
Sie spät Abends ihre eigene Schrift nicht mehr lesen können oder wollen, so empfiehlt
es sich die Zusammenfassung so schön und Übersichtlich wie möglich zu machen (ggf.
in Blockschrift).
• Lernzeiten einhalten: Finden Sie ihre beste Lernzeit heraus. Am besten immer eine
volle Stunde in etwas investieren. (10 Minuten Happen sind sinnlos..) Manche lernen
1
Dummerweise hatte das den Nachteil das ich dann irgendwann ohne Leuchtstifte nicht mehr lernen
konnte (-;

5
Vormittags, andere Untertags, andere Abends oder Nachts am besten. Bedenken Sie,
zu wenig Schlaf ist schlecht. Rauben Sie sich nicht sinnlos den Schlaf, der ist wichtig
für konzentriertes Ablegen von Prüfungen. Vor Prüfungen also immer ausschlafen!

• Bewegung: Wenn der Kopf vom Lernen brummt und nichts mehr reingeht, gehen Sie
raus an die frische Luft! Spazieren, Radfahren, Inline-Skaten, oder: Sport.

• Zeitplan erstellen: Sehr easy, die Anzahl der Seiten durch die verbleibenden Tage
dividieren. Dann pro Tag die Seiten pro Tag lernen...

• Keine Löcher zulassen! Bzw. lassen Sie sich im Unterricht nicht berieseln. Das ist
auf Dauer sicher hart, aber notwendig. Wenn Sie etwas nicht verstehen, fragen Sie im
Unterricht oder kommen Sie in die Sprechstunde. Es geht absolut nicht das jemand zu
Jahresende nicht richtig in Formeln einsetzen kann, wenn Sie vorher Zeit zu Fragen
hatten, ok?

• Abhaken der Formeln-Nummern: Versuchen Sie alle nummerierten Formeln die


Sie verstehen leicht abzuhaken. Und alle die Sie nicht verstehen mit einem Fragezeichen
oder Minus zu versehen und dann kommen Sie bitte mit Fragen zu mir.

• Rechenbeispiele: Rechnen Sie alles mit einem Taschenrechner nach. Bei Fragen...
kommen Sie zu mir! Geht nicht, gibts nicht!

• Prüfungsangst: Ab und zu kommt es vor dass jemand beim Test wieder aufsteht
und den Raum verlässt. Wenn Sie gelernt haben, dann kann eigentlich nichts passie-
ren. Jede Testsituation ist eine Möglichkeit Punkte für die Note zu sammeln! Setzen
Sie sich, atmen Sie ruhig durch und versuchen Sie ca. 5-10 Minuten an nichts zu den-
ken. Kommen Sie runter und Konzentrieren Sie sich auf ihre Atmung. Versuchen Sie
dann nochmals in Ruhe die Fragen zu beantworten. Beim Test haben Sie eine gute
Gelegenheit, mit einer etwaigen Prüfungsangst aufzuräumen. You are the boss!

Und last but not least... Wir werden ein Semester ihrer wertvollen Lebenszeit zusammen im
Physik Unterricht verbringen. Es wäre schön wenn Sie mit Freude kommen und jedesmal
etwas wachsen möchten. Physik, Astronomie und Astrophysik können sehr schön sein (wenn
man es zulässt) und hilft uns die Welt in der wir leben, besser zu verstehen.

Dieses Skriptum ist im Entstehen begriffen und nicht vollständig (ausführliche Rechnun-
gen und Abbildungen gibt es im Unterricht ) und nur eine Ergänzung zum Unterricht. Für
den Test kopieren Sie sich bitte die vollständige Mitschrift bei Ihren Kolleginnen und Kolle-
gen. Abbildungen am Beamer und an der Tafel sind für den Test Mega Wichtig!
Also kommen Sie immer in den Unterricht!

Rechtschreibfehler, Typos oder sonstiges senden Sie bitte per Email an


[email protected]

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Viel Freude, Spass und Erfolg im Unterricht,
Bernhard Wenzel

7
8
Inhaltsverzeichnis

0.1 Griechisches Alphabet: 24 Symbole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13


0.2 Vorsilben von Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
0.3 Das Umstellen von Formeln und Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
0.4 Betrag (Absolutbetrag) einer reellen Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
0.5 Signum einer reellen Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
0.6 Summen und Produktzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
0.7 Das Rechnen mit Zehnerpotenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
0.8 Das richtige Rechnen mit dem Taschenrechner . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

1 Spezielle Relativitätstheorie (SRT) 21


1.1 Vom Äther zur SRT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1.1.1 Michaelson - Morley Interferometer Experiment . . . . . . . . . . . . 23
1.1.2 Auswirkung: Äther auf EM-Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.2 Grundlagen der SRT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.3 Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.4 Begriff der Gleichzeitigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
1.5 Uhren Synchronisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.6 Relativistisches Beobachten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.7 Relativität der Gleichzeitigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1.8 Zeitdilatation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.8.1 Gedankenexperiment: Lichtuhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.8.2 Herleitung der Zeitdilatation: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.8.3 Eigenschaften des Wurzelterms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
1.8.4 Myonenzerfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
1.9 Längenkontraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
1.9.1 Kontraktion der Myonen Wegstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1.10 Erscheinungsbild relativistisch bewegter Körper . . . . . . . . . . . . . . . . 37
1.11 Koordinaten Umrechnung zwischen Bezugssystemen . . . . . . . . . . . . . . 38
1.11.1 Galilei-Transformation (G-TF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
1.11.2 Lorentz-Transformation (L-TF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
1.11.3 Addition von relativistischen Geschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . 42
1.12 Masse und Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
1.12.1 Relativistische Massenzunahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

9
1.12.2 Relativistische kinetische Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
1.12.3 Äquivalenz von Masse und Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
1.12.4 Massendefekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
1.12.5 Minkowski Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

2 Allgemeine Relativitätstheorie (ART) 53


2.1 Das Äquivalentsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
2.2 Rotverschiebung im Gravitationsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.3 Zeitverzögerung im Gravitationsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
2.3.1 GPS Satellitennavigatinossystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.4 Raumkrümmung im Gravitationsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
2.5 Messungen und Konsequenzen der Raumkrümmung . . . . . . . . . . . . . . 60
2.5.1 Lichtablenkung durch Raumkrümmung . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.5.2 Periheldrehung von Merkur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
2.5.3 Gravitationslinsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
2.5.4 Gravitationswellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

3 Quantenmechanik (QM) 65
3.1 Wiederholung: klassische Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
3.1.1 Einige Bewegungsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
3.2 Neuartige Eigenschaften der Quantenmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3.3 Auf dem Weg zur Quantenmechanik: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.3.1 Das Planck’sche Wirkungsquantum h . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.3.2 Photoelektrischer Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
3.3.3 Röntgenstrahlung (X-rays) und Röntgenspektrum . . . . . . . . . . . 78
3.3.4 Photonenimpuls und Compton Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . 79
3.4 Teilchen-Wellen Dualismus von Licht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
3.4.1 Licht im Alltag: Eine Welle? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
3.5 Welleneigenschaften der Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.5.1 De-Broglie Hypothese (1923) - Materiewellen . . . . . . . . . . . . . . 83
3.5.2 Davisson - Germer Experiment (1927) . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
3.5.3 Doppelspaltversuch mit Elektronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.5.4 Beugung makroskopischer Objekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.6 Heisenberg’sche Unschärferelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
3.6.1 Wie genau sind Teilchenbahnen bestimmbar? . . . . . . . . . . . . . 87
3.7 Beispiele Unschärferelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
3.7.1 Stabilität von Atomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
3.7.2 Tunneleffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.8 Polarisiertes Licht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.8.1 Polarisiertes Licht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.9 Erkenntnisprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.10 EPR-Experiment - Verschränkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

10
4 Interdisziplinäre Physik - Klimawandel 93
4.1 Chaos Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
4.1.1 Kausalität, Vorherbestimmbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
4.2 Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
4.2.1 Globales Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
4.2.2 Erdtemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

5 Atom, Kern und Teilchenphysik 97


5.1 Kernphysik und die Struktur der Atomkerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
5.1.1 Massen der Atomkerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
5.1.2 Atomkern Radius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
5.1.3 Kernkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
5.1.4 Kernspin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
5.2 Radioaktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
5.2.1 Ionisierende Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
5.2.2 Arten radioaktiver Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
5.2.3 Zerfallsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
5.2.4 Strahlenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
5.3 Kernenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
5.3.1 Kernfusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
5.4 Teilchenphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
5.4.1 Kosmische Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

6 Astronomie, Astrophysik und Kosmologie 107


6.1 Geschichtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
6.2 Entfernungsmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
6.3 Eigenschaften von Sternen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
6.3.1 Leuchtkraft und Helligkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
6.3.2 Leuchtkraft L . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
6.3.3 Absorptionslinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
6.3.4 Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
6.3.5 Radius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
6.3.6 Hertzsprung Russell Diagramm (HRD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
6.3.7 Masse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
6.3.8 3es Kepplergesetz für die Massenbestimmung . . . . . . . . . . . . . . 116
6.4 Extrasolare Planeten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
6.5 Veränderliche Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
6.5.1 Bedeckungsveränderliche Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
6.5.2 Pulsationsveränderliche Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
6.5.3 Novae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
6.5.4 Supernovae (SN) Typ Ia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
6.6 Sternentwicklung und Elementsynthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
6.6.1 Sternentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

11
6.6.2 Entwicklung in der Hauptreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
6.6.3 Energieproduktion durch Kernfusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
6.7 Das Riesenstadium von sonnenähnlichen Sternen . . . . . . . . . . . . . . . . 124
6.7.1 Der Weg zum Weißen Zwerg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
6.7.2 Supernovae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
6.7.3 Bildung schwarzer Löcher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
6.8 Galaxien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
6.8.1 Quasare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
6.8.2 Galaxien, Galaxien-Haufen und Superhaufen . . . . . . . . . . . . . . 127

7 Kosmologie 129
7.1 The Great Debate (1920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
7.2 Das Universum expandiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
7.2.1 Die Hubble - Humason Relation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
7.2.2 Schwierigkeiten bei der Bestimmung von H . . . . . . . . . . . . . . . 131
7.2.3 Hubble Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
7.3 Der Urknall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
7.3.1 Kosmische Hintergrundstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
7.3.2 Satelliten - COBE und WMAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
7.3.3 Grand Unified Theorie: Das frühe Universum . . . . . . . . . . . . . 134
7.4 Dunkle Energie und Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
7.4.1 Dunkle Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
7.4.2 Dunkle Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
7.4.3 Die unkonstante Gravitationskonstante . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

12
0.1 Griechisches Alphabet: 24 Symbole
Name Zeichen-klein Zeichen-groß
Alpha α A
Beta β B
Gamma γ Γ
Delta δ ∆
Epsilon , ε E
Zeta ζ Z
Eta η H
Theta θ, ϑ Θ
Iota ι I
Kappa κ K
Lambda λ Λ
Mü µ M
Nü ν N
Xi ξ Ξ
Omikron o O
Pi π Π
Rho ρ, % P
Sigma σ Σ
Tau τ T
Ypsilon υ Υ
Phi φ, ϕ Φ
Chi χ X
Psi ψ Ψ
Omega ω Ω

13
0.2 Vorsilben von Einheiten
(Preafixes and units)

Vorsilbe Abkürzung Faktor Zahlenwert


Yotta Y 1024 1 000 000 000 000 000 000 000 000
Zetta Z 1021 1 000 000 000 000 000 000 000
Exa E 1018 1 000 000 000 000 000 000
Peta P 1015 1 000 000 000 000 000
Terra T 1012 1 000 000 000 000
Giga G 109 1 000 000 000
Mega M 106 1 000 000
Kilo k 103 1000
Hekto h 102 100
Deka da 101 10
- - 100 1
Dezi d 10−1 0,1
Zenti c 10−2 0,01
Milli m 10−3 0,001
Mikro µ 10−6 0,000 001
Nano n 10−9 0,000 000 001
Piko p 10−12 0,000 000 000 001
Femto f 10−15 0,000 000 000 000 001
Atto a 10−18 0,000 000 000 000 000 001
Zepto z 10−21 0,000 000 000 000 000 000 001
Yocto y 10−24 0,000 000 000 000 000 000 000 001

Unschwer erkennbar, sind große Zahlenangaben schwer zu lesen und zu handhaben. Oft
können im Taschenrechner so viele Nachkommastellen gar nicht eingegeben werden. In der
Physik werden immer Zehnerpotenzen angegeben. Somit werden die Größenordnungen über-
sichtlicher.

14
0.3 Das Umstellen von Formeln und Gleichungen
In der Physik ist es unerlässlich bekannte Formeln und Gleichungen nach anderen Größen
umzustellen. Es gelten folgende Gesetze:
Kommutativgesetz (Vertauschungsgesetz):

a+b=b+a (1)

a·b=b·a (2)
Assoziativgesetz:
(a + b) + c = a + (b + c) (3)

(a · b) · c = a · (b · c) (4)
Distributivgesetz (Verteilungsgesetz):

a · (b + c) = a · b + a · c (5)

Besp: Geschwindigkeit umstellen nach dem Weg s, also s=... Wir führen megalangsam jeden
Schritt aus. Der Seitenstrich | bedeutet: Für die (Umrechnung) gilt: | · t, multipliziere beide
Seiten der Gleichung mal t.
s
v= (6)
t
|·t
s
v·t= ·t (7)
t
Auf der rechten Seite wird t/t gleich 1.

v·t=s·1 (8)

Und man erhält final:


s=v·t (9)

In der Regel schreibt man den multiplikations Operator nicht unbedingt immer an.
Besp: Newtonsches Gravitationsgesetz: Die Gravitationskraft FG ist
m1 · m2
FG = G · (10)
r2
ist gleichbedeutend mit:
m1 m2 1
FG = G = Gm1 m2 (11)
r2 r2
15
0.4 Betrag (Absolutbetrag) einer reellen Zahl
| x | := x f ür x ≥ 0 und − x f ür x < 0 (12)

| x | =| −x | (13)

|x|≥0 (14)

0.5 Signum einer reellen Zahl


sgn(x) := 1 f ür x > 0 (15)

sgn(x) := 0 f ür x = 0 (16)

sgn(x) := −1 f ür x < 0 (17)

x
sgn(x) = f ür x 6= 0 (18)
|x|

0.6 Summen und Produktzeichen


Summenzeichen: n
X
xi = x1 + x2 + x3 + ... + xn (19)
i=1

Rekursive Definition:
n
X n−1
X
xi := xi + xn f ür m ≤ n (20)
i=m i=m

Es gilt
n
X
xi := xm + xm+1 + ... + xn f ür m ≤ n (21)
i=m

Regeln:
n
X n
X n
X
(ai ± bi ) = ai ± bi (22)
i=1 i=1 i=1
n
X n
X
c · ai = c · ai c...Konstante (23)
i=1 i=1

Produktzeichen Y
(24)

16
0.7 Das Rechnen mit Zehnerpotenzen
Vorzeichenänderung bei Bruchwechsel:
1
= x2 (25)
x−2

1
x−3 = (26)
x3
Wird multipliziert, so werden Hochzahlen addiert:

x2 · x3 = x2+3 = x5 (27)

Wird hoch gerechnet, so werden Hochzahlen multipliziert:

(x2 )3 = x2·3 = x6 oder = x2 · x2 · x2 = x2+2+2 = x6 (28)

Die n-te Wurzel ist immer Term hoch (1/n):



x = x1/2 (29)

√ 1
3
x = x1/3 = (30)
x−1/3

Learning by Doing - Beispiele:


Zwanzig Millisekunden: 20 ms = 20 · 10−3 s = 10
20 20
3 s = 1000 s = 0,02 s

Achtung: Ein häufig vorkommender Fehler ist im Ergebnis wieder das Milli Zeichen m,
nochmals anzuschreiben, aber Milli m = 10−3 !!! Somit sind oben die 0,02 s richtig!

Besp: 2 s = 2 000 ms = 2 000 000 µs


Besp: 0,2 s = 200 ms = 200 000 µs
Besp: 2 ms = 2 000 µs = 0,002 s
Besp: 2 µs = 2 000 ns = 0,002 ms = 0,000 002 s
Besp: 200 µs = 0,2 ms = 0,000 2 s
Besp: 200 ns = 0,2 µs = 0,000 2 ms = 0,000 000 2 s

Besp: 20 000 m = 20 km = 0,02 Mm = 0,000 02 Gm


Besp: 200 km = 0,2 Mm = 0,000 2 Gm = 200 000 m
Besp: 150 Mio km = 150 000 000 km = 150 000 000 000 m = 1,5 ·1011 m

17
0.8 Das richtige Rechnen mit dem Taschenrechner

Ein häufiges Problem ist die SI Vorsilben Giga, Mega, Kilo, ..., Milli, Mikro, Nano richtig in
den Taschenrechner (TR) einzugeben.
Regel: Alle Werte müssen immer in SI-Einheiten eingegeben werden! Also in
Meter, Ampere, Kelvin, Sekunden, etc... Bei v = s / t sind das Meter und Sekunden.

Learning by Doing - Beispiele:


Besp: Berechne die Geschwindigkeit eines Teilchens das in 20 ms 1000 m zurücklegt.
1000m
v= (31)
20ms
Hier darf nicht Meter m, mit Milli m gekürzt werden!!! Die Milli bei 20 ms müssen in Zehner-
potenzen angeschrieben werden.

1000m 1 · 103 m 1
v= −3
= −3
= · 106 m/s = 0, 05 · 106 m/s = 5 · 104 m/s (32)
20 · 10 s 20 · 10 s 20
Ausnahme: Alle Werte sind in derselben Größenordnung angegeben, also in Milli.
Besp 2: Berechne die Geschwindigkeit eines Teilchens das in 20 ms, 1000 mm zurücklegt.
1000mm 1000m 100m
v= = = = 50m/s (33)
20ms 20s 2s

Nun kommen wir zum zweiten wichtigen Punkt beim Rechnen mit dem Taschenrechner.
Die Eingabe von vielen Nullen bei Giga, Mega usw... Je nach Taschenrechner Modell
sind folgende eingaben für 6 Giga Meter = 6 Gm zulässig: 6 ·109 = 6 000 000 000 , 6 E9, 6
EE9, 6 · 10ˆ(9) Das ist notwendig, da nur begrenzt nachfolgende Nullen eingegeben werden
können. Oder 6 · 10ˆ(-9), 6E-9 bei 0,000 000 006 m = 6 Nano Meter.

Der dritte wichtige Punkt ist das richtige Anschreiben von Zahlenwerten. Wir tren-
nen die Vorfaktoren von den Zehnerpotenzen. Die Vorfaktoren werden im TR berechnet, die
Zehnerpotenzen im Kopf gekürzt, die Einheiten alle am Schluss aufgeschrieben und gekürzt!

18
Learning by Doing - Beispiele:
Besp: Berechne die Gravitationskraft zwischen Erde und Sonne: G = 6,6784 ·10−11 Nm2 /kg2 ,
Masse Erde Me = 5,974 ·1024 kg, Masse Sonne Mo = 1,99 ·1030 kg, Abstand r=149 Mio km =
149 ·106 · 103 m = 1,496 ·1011 m
24 30
Me · Mo −11 2 2 5, 98 · 10 kg · 1, 99 · 10 kg
FG = G = 6, 6784 · 10 N m /kg (34)
r2 (1, 49 · 1011 m)2
Die Vorfaktoren links werden mit dem TR berechnet.
24 30
(5, 98 · 1, 99) −11 10 · 10 1
6, 6784 · 2
· 10 11 2
· 2 kg · kg · N m2 /kg 2 (35)
(1, 49) (10 ) m

Die Zehnerpotenzen in der Mitte werden eine Kopfrechnung!

10−11+24+30 kg 2 m2
35, 79761978 · · 2 N 2 = 3, 57976 · 1022 N (36)
1022 m kg

Ergebnis: Die Kraft zwischen Erde und Sonne beträgt 3,57976 ·1022 N.
Einheitenkontrolle: Nachdem die Einheit der Kraft F das Newton ist und nach dem kürzen
aller vorkommenden Einheiten tatsächlich am Ende N steht, dürfen wir annehmen richtig ge-
rechnet zu haben (-;.

19
20
Kapitel 1

Spezielle Relativitätstheorie (SRT)

Die Relativitätstheorie, die spezielle Relativitätstheorie1 (SRT) 1905 und die allge-
meine Relativitätstheorie (ART) 1915/16 wurde von Albert Einstein2 entwickelt und
ist neben der Quantenmechanik eine Erneuerung der Denkweise der Physik des 20. Jahr-
hunderts. Sie erneuerte die Vorstellungen über Raum und Zeit3 . Raum und Zeit galten
bis dahin als absolut, also unveränderbar und immer gleich. Bisher hatte sich die New-
tonsche Mechanik bei klassischen Problemen wo die Geschwindigkeit immer klein gegen-
über der Lichtgeschwindigkeit (v  c) war, gut bewährt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts
musste nach den Experimenten von Michelson und Morley, die Theorie eines Licht-Äther-
Windes verworfen werden. Einstein entwickelte nach Vorüberlegungen4 von H.A. Lorentz5
(Lorentz’sche Äthertheorie und Lorentz Transformation) und J.H. Poincaré6 , seine SRT.
Poincaré zeigte um 1900, dass bewegte Beobachter im damals angenommenen Äther ihre
Uhren mit Lichtsignalen synchronisieren müssen, um jeweils die genaue Ortszeit zu erhalten.
Poincaré vervollständigte 1905 die Lorentz’sche Theorie mathematisch. Einstein baute auf
diesen Vorarbeiten seine SRT auf und zog den Schluss das es den Äther nicht gibt!

Anfänglich war die SRT schwer bis gar nicht mit Alltagserfahrungen belegbar. Heute
kann die SRT in diversen Experimenten7 auf immer mehr Nachkommastellen genau ve-
rifiziert werden. Anwendungen sind zB Zeitmessungen und Korrekturen für Satelliten beim
GPS8 für Navigationssysteme.

1
Spezielle Relativitätstheorie https://www.youtube.com/watch?v=wznHwTT4uxg
2
https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Einstein
3
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_speziellen_Relativit%C3%A4tstheorie
4
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_speziellen_Relativit%C3%A4tstheorie#
Priorit.C3.A4t
5
https://de.wikipedia.org/wiki/Hendrik_Antoon_Lorentz
6
https://de.wikipedia.org/wiki/Henri_Poincar%C3%A9
7
https://de.wikipedia.org/wiki/Tests_der_speziellen_Relativit%C3%A4tstheorie
8
Global Positioning System: https://de.wikipedia.org/wiki/Global_Positioning_System

21
Postulate der SRT:

• Die SRT postuliert das kein Signal oder kein bewegtes Materieteil-
chen die Vakuumlichtgeschwindigkeit c0 überschreiten kann.

• Weiters fordert die SRT die Invarianz aller Naturgesetze gegen-


über der Lorentztransformation (L-TF).

• Die SRT gilt nur für unbeschleunigte Bezugssysteme (Inertial-


systeme (IS) wo gilt: v=const, a=0, und somit keine Trägheitskräf-
te auftreten) Es werden Objekte mit konstanten Geschwindigkeiten
wie zB. v = c/2 oder v = 3/4· c untersucht.

Die Lichtgeschwindigkeit c ist eine Naturkonstante und beträgt im


Vakuum genau 299 792 458 m/s. Das sind ca. 3·108 m/s. Die Lichtgeschwin-
digkeit ist eine Grenzgeschwindigkeit. Nichts (weder Materie noch Photonen)
kann schneller als die Lichtgeschwindigkeit sein! (Keine Information kann
schneller als mit Lichtgeschwindigkeit c vollständig übertragen werden, oh-
ne verloren zu gehen.)

Die Invarianz9 oder wenn physikalische Gesetze invariant sind, bedeutet das Gleichblei-
ben von physikalischen Größen bei Transformationen (TF), wie z.B. Koordinaten-TF oder
Symmetrie-TF.

1.1 Vom Äther zur SRT


Heute wissen wir: Licht ist eine elektromagnetische Welle10 die sich mit c ausbreitet. Um
1900 war das aber noch nicht klar. Das Sternlicht weit entfernter Sterne und Galaxien legt
im Raum große Distanzen zurück! Mechanische Wellen brauchen generell ein Medium um
sich auszubreiten.

• Meereswelle: Medium-Wasser (bzw. Medium-Materie)

• Schallwellen: Medium-Luft (bzw. Medium-Materie)

• Licht: ?

Die Frage war, in welchen Medium breitet sich das Sternlicht oder Licht im allgemeinen aus?
Um 1900 wurde deswegen eine Äther-Theorie aufgestellt indem ein Lichtäther mit folgen-
den Eigenschaften angenommen wurde. Der Äther sollte elektrische und magnetische
9
https://de.wikipedia.org/wiki/Invarianz
10
Siehe auch Stoff vom 5. Semester!

22
Kräfte übertragen. Diese Theorie galt es damals zu prüfen und zu verifizieren oder zu
falsifizieren. Ein Problem dabei war die Bestimmung der Erdbewegung durch den Äther. Es
müsste einen Ätherwind, mit Auswirkungen auf die Erde geben! (Ähnlich wie der Wind
Auswirkungen auf Schiffen auf dem Meer hat.)
Experimentelle Erwartungen:

• Frei drehbare Kondensatorplatten sollten sich stets normal zur Richtung der Erdbewe-
gung durch den Äther einstellen.

• Änderung vom Brechungsquotienten n von Glas, wenn Glas relativ zur Erdbewegung
im Äther gedreht wird.

1.1.1 Michaelson - Morley Interferometer Experiment


Zur Bestimmung des Äthers dachten sich Michelson und Morley folgendes Experiment11 aus:
Annahme: Licht breitet sich nach allen Richtungen mit dergleichen Lichtgeschwin-
digkeit c durch den Äther aus. Ähnlich zur Relativbewegung bei Schiffen auf dem Meer.
Die Erde bewegt sich mit der Geschwindigkeit v in einem Jahr um die Sonne (elliptische
Erdbahn12 ) und vErde um Sonne ist: ca. 30 000 m/s . Es sollten also Unterschiede in
der auf der Erde gemessenen Lichtgeschwindigkeit geben?

• Kommt Sternlicht auf Erde zu: c - v

• Entfernt sich Sternlicht von Erde weg: c + v

Aber: Das Experiment war fehlgeschlagen: es waren keine Unterschiede in der Ausbrei-
tungsgeschwindigkeit von c und keine Richtungsabhängigkeit von c feststellbar.

Interferometer Experiment 1886-87


Experiment13 zur Bestimmung der Erdgeschwindigkeit relativ zum Äther. Eine Lichtquelle
sendet Lichtstrahlen zum halb durchlässigen Spiegel Sh . Dort geht eine Hälfte weiter zum
Spiegel A, die andere Hälfte der Lichtstrahlen zum Spiegel B. Von dort gehen Sie zurück zu
Sh und treffen sich auf einem Schirm. Da die Lichtquelle kein vollständig paralleles
Licht aussendet, entstehen auf dem Schirm Interferenzringe.
Annahme: Interferometerarm mit Strecke Sh A, liegt parallel zur Bewegungsrichtung der
Erde:

• Der Teilstrahl mit der Strecke Sh A läuft dem Äther entgegen und hat die Geschwin-
digkeit c - v.
11
https://de.wikipedia.org/wiki/Michelson-Morley-Experiment
12
https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbahn
13
https://de.wikipedia.org/wiki/Michelson-Interferometer

23
• Auf dem Rückweg von der Strecke ASh hat der Teilstrahl die Geschwindigkeit c + v,
da er sich mit dem Äther mitbewegt.

Nach v = s / t, Geschwindigkeit ist Weg durch Zeit, ergibt sich für den Hin und Rückweg
umgestellt: t = s / v . Die Zeit t für die Strecke Sh ASh ist:

s s s(c + v) + s(c − v) 2sc


tSh ASh = + = = 2 (1.1)
c−v c+v (c − v)(c + v) c − v2

Mathematischer Trick:
2 2 v22
(c − v ) = c · (1 − 2 ) (1.2)
c

2sc 2sc
= v2
(1.3)
c2 −v 2
c2 · (1 − )
c2

2s 1
tSh ASh = · (1.4)
c 1 − v 2 /c2

Die Geschwindigkeit v des Teilstrahls zum senkrechten Interferometer Arm mit der Strecke
Sh B beträgt jedoch: √
vSh B = c2 − v 2 (1.5)
und die Zeit t für die Strecke Sh BSh ist somit:
√ √
s s s( c2 − v 2 ) + s( c2 − v 2 )
tSh BSh =√ 2 +√ 2 = √ √ (1.6)
c − v2 c − v2 ( c2 − v 2 )( c2 − v 2 )

2s( c2 − v 2 ) 2s
tSh BSh = √ 2 √ =√ 2 (1.7)
( c − v )( c − v )
2 2 2 c − v2
Mathematischer Trick: s
√ v2
c2 − v 2 = c · 1− (1.8)
c2

2s 2s 1
tSh BSh = √ = ·q (1.9)
c2 −v 2 c 1 − v 2 /c2

2s 1
tSh BSh = ·q (1.10)
c 1 − v 2 /c2

24
Durch die Wurzel im Term von tSh BSh wird der Nenner kleiner. Wenn der Zähler durch
einen kleineren Wert im Nenner dividiert wird, so ist der gesamte Term größer. Somit ist
tSh BSh > tSh ASh und die Teilstrahlen haben einen Gangunterschied! Die Teilstrahlen haben
somit in verschiedenen Richtungen, unterschiedliche Ausbreitungs-Geschwindigkeiten. Diese
sollten als Verschiebung der Interferenzringe messbar sein! Wenige km/s Geschwindigkeits-
unterschied würden zur Bestimmung ausreichen (vErde um Sonne: ca. 30 km/s ). Nachdem
bis heute nichts derartiges gemessen wurde! Kein Äther!

1.1.2 Auswirkung: Äther auf EM-Wellen


Wir wollen uns überlegen welche Auswirkungen der mutmaßliche Äther auf elektromagne-
tische Wellen (EM-Wellen), alias Funk und Radiosignale haben. Nachdem sich die Erde in
24h einmal um die eigene Achse dreht, muss so die Äther-Theorie einmal das Signal mit
dem Äther laufen (c+v) und einmal gegen den Äther (c-v). Das müsste einen messbaren
Unterschied in der Signallaufzeit tSignal = s/v ergeben. Guglielmo Marconi, ein italienischer
Erfinder, hatte als erster am 12.12.1901 eine drahtlose transatlantische Funkverbindung von
Europa (England-Cornwall-Poldu) nach St. John’s Canada-Neufundland (Signal Hill) zu-
stande gebracht.

Learning by Doing - Beispiel:


Berechnung des Zeitunterschiedes ∆t eines Signals von England nach Canada-Neufundland:
Weg s ist ca: 4400 km, Geschwindigkeit vErde um Sonne: ist ca. 30 km/s
s s
t1 = , t2 = (1.11)
c−v c+v
Der Unterschied zwischen den Laufzeiten ist:
s s s(c + v) − s(c − v) 2sv 2sv
∆t = t1 − t2 = − = = 2 ≈ 2 (1.12)
c−v c+v (c − v)(c + v) c −v 2 c

2 · 4400000m · 30000m/s
∆t = = 2, 95 · 10−6 s (1.13)
(2, 99 · 108 m/s)2
Ergebnis: Der Unterschied in der Signallaufzeit Tag-Nacht ist ∆t = 2, 95 · 10−6 s
Und das wäre messbar!

Die Internationale Atomzeitskala TAI: Temps Atomique International besteht aus über
200 Atomuhren. Diese werden in mehr als 50 Laboratorien weltweit zusammengeschlossen
und die Zeit wird gemittelt. Es wird eine Genauigkeit von 10−9 s erreicht. Nachdem die
Lichtgeschwindigkeit Tag und Nacht gleich ist (bzw. das Sende-Signal bei Tag und bei Nacht
gleichlange braucht.) und kein Zeitunterschied gemessen wird, folgt die

25
Bestätigung der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit durch welt-
weite Synchronisation von Atomuhren! Die Lichtgeschwindigkeit c hängt
auf Erde nicht von Ausbreitungsrichtung ab und c ist in allen
Richtungen gleich groß.

1.2 Grundlagen der SRT


Albert Einstein zog 1905 mit seiner Arbeit: Zur Elektrodynamik Bewegter Körper, den Schluss
das es keinen Äther gibt!

Relativitätsprinzip: Alle Inertialsysteme sind gleichberechtigt. Die Na-


turgesetze werden in allen Inertialsystemen durch dieselben Gleichungen
beschrieben.

Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Die Lichtgeschwindigkeit c hat


im Vakuum unabhängig von der Bewegung der Lichtquelle und des Be-
obachters immer c = 299 792 458 m/s.

Wir rechnen näherungsweise aufgerundet14 mit 300 000 000 m/s = 3·108 m/s.
Relativitätsprinzip aus Mechanik: In jedem unbeschleunigten Bezugssystem, laufen alle
Vorgänge so ab wie in einem ruhenden Bezugssystem. Einstein dehnte die Gültigkeit dieses
Prinzips auf Optik und Elektrodynamik aus.

Leiter im Feld eines Magneten


Bewegt man einen Leiter im Magnetfeld, so wird in ihm eine Spannung erzeugt. (Ursache:
Lorentzkraft, welche auf bewegte Ladungen wirkt.) Ruht der Leiter und bewegt sich der
Magnet, so wird in dem Leiter eine Spannung induziert. (Ursache: Induktionsgesetz.) Die
im Leiter erzeugte Spannung ist in beiden Fällen gleich groß. Einstein: Es kommt nur auf
die Bewegung von Leiter und Magnet relativ zueinander an.

Gedankenexperiment Lichtausbreitung
Person geht im Zug und hat Geschwindigkeit w + v. Person leuchtet mit Taschenlampe Licht
solle auch Geschwindigkeit c + v haben. WIDERSPRUCH zur Konstanz von c! Einstein löst
mit SRT diesen Widerspruch auf.
14
Lässt man diese gerundeten 207 515 m/s unter den Tisch fallen, so beträgt der Fehler 0,06917% der
Lichtgeschwindigkeit, bzw. Rechenungenauigkeit.

26
1.3 Zeit
Eine Aufgabe der Physik ist es Zeit messbar zu machen. Zur Zeitmessung sind in gleicher
Weise periodisch wiederholbare Vorgänge nötig.
• Drehung der Erde um ihre Achse: Universial Time Coordinated: UTC
Weltzeit wurde durch Erddrehung festgelegt. Abweichung bis zu 34s pro Jahr!
• Pendelschwingung
• Mechanische Uhr mit Unruh, Quarzuhr (Quarzkristalle, sind auf ca. 1s im Jahr genau.),
Atomuhr

Atomuhren
Atomuhren werden seit 1964 eingesetzt und stehen oft in Eichämtern. Sie speisen Funkuhren
und werden in Satelliten für die Synchronisation der GPS Signale benötigt. Sie erreichen eine
Genauigkeit von ca. +/- 1s in 2 Mio Jahren. Neueste Atomuhren gehen sogar +/- 1s in bis
20-40 Mio Jahren genau. Atomuhren werden später sehr wichtig sein, um die Gleichzeitigkeit
von 2 Ereignissen zu messen!

1.4 Begriff der Gleichzeitigkeit


Zu welchen Zeitpunkt 2 Ereignisse exakt gleichzeitig stattfinden, ist bei näherer Betrachtung
gar nicht so einfach festzustellen, bzw. zu messen. Wenn man 2 Experimente zugleich be-
obachtet, so erreicht uns (Auge) die Information in Form von Lichtstrahlen. Hierbei ist die
Lichtlaufzeit zu berücksichtigen! Sind die Experiment-Aufbauten (oder die zu messenden
Objekte) weit voneinander entfernt (zB. Lichtstunden oder Lichtjahre), wird es schwierig
exakte Messungen durchzuführen. Vorausgesetzt wird: Uhren müssen synchronisiert sein,
bzw. zwei Stoppuhren müssen gleichzeitig gestartet werden! (Was aber nur geht wenn die
eingehenden Signale gleichzeitig empfangen werden! Doch wann ist das?)

Gleichzeitigkeit für weit entfernte Objekte: Zwei Ereignisse an ver-


schieden Orten, in je einem Inertialsystem sind dann gleichzeitig, wenn
von Ihnen ausgehende Lichtsignale einen in der Mitte befindlichen Be-
obachter genau gleichzeitig erreichen.

Oder Anders laut


Gleichzeitigkeit Version 2: Zwei Ereignisse an verschiedenen Orten in
einem Inertialsystem sind dann gleichzeitig, wenn sie von Lichtsignalen
ausgelöst werden, die gleichzeitig von einer Lichtquelle genau in deren
Mitte ausgegangen sind.
Lichtblitze aus der Mitte würden quasi an den Uhren am Rand reflektiert werden und kom-
men dann wieder gleichzeitig in der Mitte an.

27
1.5 Uhren Synchronisation
Man kann die Uhren auf 2 Arten synchronisieren:

• Mittels Radiosignal in Mitte aller Uhren und anschließender Berechnung der Signal-
laufzeiten.

• Synchronisation von 2 Atomuhren nebeneinander, dann langsamer Transport zum Mes-


sobjekt. (Eine schnelle Bewegung beeinflusst die Atomuhr!)

1.6 Relativistisches Beobachten


Ganz wesentlich hierbei ist das Konzept des ruhenden Beobachters (im ruhenden IS)
und des mit bewegten Beobachters (im bewegten IS’). Um die Signallaufzeit von Licht-
strahlen nicht berücksichtigen zu müssen, nimmt man ein Raster oder Gitter von Be-
obachtern an. Der Raster besteht aus Maßstäben und synchronisierten Atomuhren. Vorher
werden die Atomuhren gemeinsam am selben Ort synchronisiert. Dann werden sie mit ei-
nem Beobachter zum Messort gebracht. Die Ereignisse oder Vorgänge werden vom jeweiligen
Beobachter ausschließlich am eigenen Ort erfasst. Danach werden die jeweils extra ge-
speicherten Messdaten übersendet und gemeinsam ausgewertet. Eine Wegstrecke wird z.B.
mit zwei ruhenden Uhren A und B am Weganfang (Uhr A) und Wegende (Uhr B) vorberei-
tet. Ein sich vorbei bewegendes Raumschiff führt eine Uhr C mit. Das ist dann die bewegte
Uhr C mit der Zeit t0 .

1.7 Relativität der Gleichzeitigkeit


Nun können wir relativistische Geschwindigkeiten messen. Zwei gleichlange Raumschiffe flie-
gen im All mit einer Geschwindigkeit von 2c aneinander vorbei. Dabei sind wieder 2 ruhende
Uhren A und B aufgestellt und eine Uhr C bewegt sich mit. Im Bug15 und Heck haben
jeweils beide Raumschiffe Uhren. Diese sollen beim Vorbeiflug, gleichzeitig gestartet werden.
Das passiert mit einer Blitzlampe in der Mitte, wenn die Schiffe genau nebeneinander sind.
Im eigenen Raumschiff gehen die Uhren richtig, doch im bewegten scheint die Zeit falsch zu
gehen!
Beobachter im ruhenden Raumschiff:
Ruhendes: v = 0: Die Uhren im ruhenden Schiff werden gleichzeitig gestartet.
Bewegtes: v = c/2: Die Heck-Uhr startet aus der Sicht des ruhenden früher, die Bug-Uhr
jedoch später!

Allerdings! Im (Aus der Sicht des..) bewegten Raumschiff sieht man dasselbe Phänomen
wie beim ruhenden Raumschiff! Jeder Raumfahrer kann sein eigenes Schiff als ruhend, das
15
Also vorne und hinten (-:

28
andere als bewegt betrachten! Also 2 Ereignisse die in einem Inertialsystem gleichzeitig sind,
sind es vom Standpunkt eines gleichberechtigten anderen IS nicht!

Relativität der Gleichzeitigkeit: Es gibt keine absolute Gleichzeitig-


keit von 2 Ereignissen. Passieren in einem Inertialsystem 2 Ereignisse
gleichzeitig an verschiedenen Orten, so passieren diese Ereignisse in
einem relativ dazu bewegten Inertialsystem jedoch zu verschiedenen
Zeiten !

Die Relativität der Gleichzeitigkeit16 besagt also, dass 2 Ereignisse für verschiedene Beob-
achter in verschiedenen Inertialsystemen (beschleunigtes IS’ und unbeschleunigtes IS) nicht
gleichzeitig sind. Somit ist es für 2 unterschiedliche Beobachter nicht möglich die zeitliche
Abfolge von 2 Ereignissen gemeinsam zu beurteilen.

1.8 Zeitdilatation
1.8.1 Gedankenexperiment: Lichtuhr
Eine Lichtuhr sei ein durchsichtiger Zylinder mit Blitzlampe: Ein Lichtblitz wird zum Spiegel
gesendet und von dort wieder zurück reflektiert (Also 2 mal Weg s). Dann wird die Uhr um
eine Zeiteinheit weiter gezählt.

Learning by Doing - Beispiel:


Die Uhr sei 1,5 m groß und durchsichtig ( Plexiglas ), damit der Lichtstrahl vom anderen
Raumschiff aus gesehen werden kann. Berechne die Zeiteinheit einer solchen Lichtuhr:
Nach v = s / t ist die Zeit t = 2s / c. Der Weg s = 1,5 m, gesucht ist t.
2s 2 · 1, 5m 3m
t= = = = 1 · 10−8 s = 100µs (1.14)
c c 3 · 108 m/s

Unser Raster aus Beobachtern besteht aus ruhenden 2 Uhren (Uhr A und B). Uhr C ist
im Raumschiff welches sich bewegt. Das Licht der bewegten Uhr läuft aus der Sicht eines
ruhenden Beobachters schräg auf und ab. Also ist der Weg des Lichtes der bewegten
Uhr C, aus der Sicht des ruhenden Beobachters länger!

1.8.2 Herleitung der Zeitdilatation:


Wir betrachten das Lichtsignal der bewegten Lichtuhr C. Durch die runter, rauf Bewegung
0
des Lichtsignals, sehen wir scheinbare Rechtecke! Die bewegte Zeit sei t = s/c. Mit dem Satz
von Pythagoras (a2 + b2 = c2 ) in ergibt:
16
https://de.wikipedia.org/wiki/Relativit%C3%A4t_der_Gleichzeitigkeit

29
s2 + (vt)2 = (ct)2 (1.15)
0
Einsetzen von s = ct in s2 ergibt sich:
0
(ct )2 + (vt)2 = (ct)2 (1.16)

0
c2 t 2 + v 2 t2 = c2 t2 (1.17)

0
c2 t 2 = c2 t2 − v 2 t2 = t2 (c2 − v 2 ) (1.18)

t2 (c2 − v 2 )
0
t2 = (1.19)
c2
Auf beiden Seiten der Gleichung die Wurzel ziehen und Auflösen nach t ergibt:
s
√ v2
t0 2 = t2 (1 − ) (1.20)
c2
0 1
t ·q =t (1.21)
v2
(1 − c2
)

0
t
t= q (1.22)
1 − v 2 /c2

Das ist die Formel für die Zeitdilatation t0 ... Zeit der bewegten Uhr, t...
Zeit der ruhenden Uhr. Bewegt sich ein Objekt mit einer (mitbewegten)
Uhr an einem Raster synchronisierter ruhender Uhren (ruhendes Iner-
tialsystem) vorbei, so vergeht die Zeit t0 im bewegten Objekt scheinbar
langsamer.

Man nennt die Zeit im jeweiligen System, aus der Sicht des Systems auch die Eigenzeit17 .
Der Wurzelterm wird in der Literatur auch als Gamma γ geschrieben:

s
v2
γ= 1− (1.23)
c2

17
https://de.wikipedia.org/wiki/Eigenzeit

30
Somit kann die Zeitdilatation auch so geschrieben werden:

t = t0 /γ (1.24)

31
1.8.3 Eigenschaften des Wurzelterms
Nachdem wir kaum praktische Alltagserfahrungen mit der Lichtgeschwindigkeit haben, ana-
lysieren wir nun den Wurzelterm.

1 Fall: v c
Wenn die Geschwindigkeit v sehr viel kleiner ist als die Lichtgeschwindigkeitqist (Alltags-
2
Erfahrung v  c), bemerken wir keine Zeitdilatation. Es werden alle Terme 1 − vc2 ≈ 1.
Weil v im Zähler sehr klein ist und c2 im Nenner sehr groß ist, nämlich:
2
(3·108 m/s)2 = 9 · 1016 m2 /s2 , kann man v vernachlässigen. Der Term vc2 wird Null (man sagt
2
der Term geht gegen Null: vc2 →0 bzw. c12 →0) und
√ √
1−0= 1=1 (1.25)
Somit ist:

⇒ t = t0

Es gibt im Alltag bei Geschwindigkeiten v  c


keine relativistischen Effekte!

2 Fall: v ≈ c
Hier gilt für den Wurzel Term:
s
v2
1− <1 (1.26)
c2
Daraus folgt für:
t0
t= (1.27)
0, 0xxx

⇒ t > t0

Die Zeit t0 im bewegten IS0 vergeht langsamer, als die Zeit t im ruhenden IS. Siehe Zwil-
lingsparadoxon18 . Normalerweise bedeutet x > x0 , x ist größer als x0 , bzw. x0 ist kleiner als x.
Hier meint man t0 ist nicht kleiner oder weniger, sondern im Sinne von langsamer (anstelle
schneller)!
18
Ein Zwillingsbruder der mit c/2 im Raumschiff auf Reisen geht, ist nach der Rückkehr jünger als der
auf der Erde zurückgebliebene Bruder. Das Paradoxon ist jenes, dass aufgrund der Relativität der IS jeder
behaupten kann, der andere sei gealtert!

32
Learning by Doing - Beispiel:
Ein Raumschiff fliegt mit 75% der Lichtgeschwindigkeit v = 0,75 · c.
Gesucht ist a) der Faktor wieviel mal die Zeit bei t0 schneller vergeht? b) Um wieviel mal ein
Zwillingsbruder auf der Erde gealtert ist, wenn ein Raumschiff 10 Jahre mit 75 Prozent der
Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist. v = 0,75 · c wird in v2 eingesetzt:
0
t
t= q (1.28)
1 − v 2 /c2
0
t
t= q (1.29)
1 − (0, 75c)2 /c2
0
t
t= r (1.30)
(0,752 ·c2 )
1− c2
0
t
t= q (1.31)
1 − (0, 5625)
0
t
t= √ (1.32)
0, 4375
1
t = t0 · (1.33)
0, 66143782

t = t0 · 1, 51186 (1.34)
Ergebnis a) Die Zeit vergeht bei v = 0,75 c im bewegten IS0 um 1,51186 mal schneller.
Ergebnis b) Bei einer Flugzeit von 10 Jahren sind t = t0 · 1,51186 = 10 · 1,51186
15,1186 Jahre auf der Erde vergangen.

1.8.4 Myonenzerfall
Myonen19 entstehen in der oberen Erdatmosphäre und haben ähnliche Eigenschaften wie
Elektronen. Allerdings zerfallen sie wenige Millionstel Sekunden nach ihrer Entstehung.

• t = 0 ...10000 Myonen

• t = 1µs ...6347 Myonen

• t = 1, 52µs ...5000 Myonen


19
https://de.wikipedia.org/wiki/Myon

33
Die Halbwertszeit von Myonen, bei der die Hälfte des ursprünglichen Material noch vor-
handen ist, beträgt:
T1/2 = 1, 52µs (1.35)
Der Myonenzerfall folgt einem Exponentialgesetz ähnlich wie für den Zerfall von radioaktiven
Isotopen.

Learning by Doing - Beispiel:


Berechnen Sie den Faktor der Zeitdilatation und die Halbwertszeit der Myonen wenn sie relativi-
stische Geschwindigkeiten haben. Experiment 1959 Cern. Myonen fliegen im Cern Speicherring
mit v = 99,942 Prozent der Lichtgeschwindigkeit: v = 0,999 42 c. t’=1,52 ·10−6 s, t = t’/γ. Die
Halbwertszeit des Myons welches sich bewegt, wird als t’ genommen.
T1/2
T1/2 (v) = q (1.36)
1 − v 2 /c2
1, 52 · 10−6 s 1, 52 · 10−6 s
T1/2 (v) = q =q (1.37)
c2
1 − (0, 99942 · c)2 /c2 1 − 0, 998840336 · c2

1, 52 · 10−6 s 1
T1/2 (v) = √ = 1, 52 · 10−6 s · (1.38)
0, 0011596636 0, 034053833

T1/2 (v) = 1, 52 · 10−6 s · 29, 3653 = 44, 635µs (1.39)


Ergebnis: Die Zeit wird bei 99,942 Prozent der Lichtgeschwindigkeit im bewegten IS0 um den
Faktor 29,3653 verlangsamt. Die Halbwertszeit der Myonen beträgt durch den Dilatationsfaktor
nun 44,6 µ s.

Wegen der Zeitdilatation erscheint der Myonenzerfall einem ruhenden Beobach-


ter verlangsamt.

Experiment: Hafele - Keating


1971 wurde von den Amerikanern Hafele - Keating, der Effekt der Zeitdilatation mit 4
Cäsium-Atomuhren in Flugzeugen nachgewiesen. Sie flogen 2 mal rund um die Erde. Zuerst
ostwärts, dann westwärts. Dann verglichen sie die Zeit mit der Atomuhr am Boden (United
States Naval Observatory). Gemäß der SRT gehen in einem relativ dazu bewegten System
die Uhren langsamer (Zeitdilatation). Dieser Effekt ist proportional zum Quadrat der Ge-
schwindigkeit. Die ART sagt einen zweiten Effekt voraus: Uhren in größeren Höhen (weit
weg von Massen) gehen schneller, als Uhren nahe Massen nahe der Erdoberfläche. (Uhren
nahe Massen gehen somit langsamer.) Ergebnisse: berechnet und gemessen:
Zeit gemäß ART Zeit gemäß SRT Gesamt Effekt Gemessen
ostwärts: 144±14 ns −184 ± 18 ns −40 ± 23 ns −59 ±10 ns
westwärts: 179±18 ns 96 ± 10 ns 275±21 ns 273 ± 7 ns

34
1.9 Längenkontraktion

Ein mitbewegter Beobachter in einem vorbeifliegenden Raumschiffes misst seine Länge mit
einem Maßband, alles ist dabei OK. Ein ruhender Beobachter davor braucht wieder synchro-
nisierte Uhren A,B, die entlang der Teststrecke positioniert sind. Wegen der Relativität der
Gleichzeitigkeit sind Positionsbestimmungen eines Streckenabschnittes, die im IS des ruhen-
den Beobachters gleichzeitig waren, aber zu verschiedenen Zeiten im System des bewegten
Beobachters in IS0 passiert.

Lorentzkontraktion: Aus der Sicht eines ruhenden Beobachters (im IS),


erscheint ein bewegtes Objekt (im IS0 ) in seiner Bewegungsrichtung
verkürzt. Je schneller es ist, umso kürzer erscheint es.
0
q
l=l · 1 − v 2 /c2 (1.40)

0
l... Länge vom ruhenden Gegenstand, l ...Länge bewegten Gegenstand, v.. Geschwindigkeit
q
des Objekts relativ zum ruhenden Beobachter. Der Verkürzungsfaktor beträgt 1 − v 2 /c2
Die Längenkontraktion nennt man auch nach ihrem Entdecker: Lorentzkontraktion. Das be-
deutet: Objekte die sich mit Lichtgeschwindigkeit an uns in Bewegungsrichtung
vorbei bewegen, sind für uns unsichtbar20 !

Licht ist bekanntlich unsichtbar, wir sehen nur die Reflexion an Materie, aber
das Licht (die Photonen) selbst nicht. (Denn sonst wäre das Weltall hell erleuch-
tet und wir würden keinen schwarzen Nachthimmel und keine Sterne sehen.)
Es ist möglich, da Licht ein als ein Teilchenschauer von masselosen Photonen
aufgefasst werden kann, dass der Grund warum Licht unsichtbar ist (also die
Photonen...), aufgrund der Lorentzkontraktion beruht!

20
Das Problem dabei ist, dass wir dies praktisch leider nicht testen können. Im späteren Kapitel werden
wir sehen, dass der Energieaufwand ins unendliche geht, um ein Massen behaftetes Materieobjekt auf c zu
beschleunigen. Der Science-Fiction aber, tun sich hier bezüglich nicht Massen behafteter Objekte neue Tore
auf (-;

35
Learning by Doing - Beispiel:
Ein 100m langes Raumschiff und ein 1500 m langes Mutterschiff fliegen mit 75 Prozent der
Lichtgeschwindigkeit: v= 0,75 c. Berechne a) den Verkürzungsfaktor und b),c) um wie viele
Meter sie verkürzt erscheinen.
Wir haben im vorigen Beispiel mit der Zeitdilatation den Wert in der Wurzel bereits ausge-
rechnet. Er war q
1 − v 2 /c2 = 0, 66143782 (1.41)
Ergebnis a) Der Verkürzungsfaktor beträgt 0,66143782 (allso ca. 66,144 %).
Ergebnis b) Die bewegte Länge l0 = 100m erscheint auf
0
q
l=l · 1 − v 2 /c2 = 100m · 0, 66143782 = 66, 144m (1.42)

verkürzt.
Ergebnis c) Die bewegte Länge l0 = 1500m erscheint auf

l = 1500m · 0, 66143782 = 992, 145m (1.43)

verkürzt.

1.9.1 Kontraktion der Myonen Wegstrecke

Myonen entstehen in ca. 10 km Höhe durch Zusammenprall energiereicher Teilchen aus dem
Weltraum mit Atomkernen der Erdatmosphäre. Sie bewegen sich fast mit c zur Erde.
Aus v = s/t mit s = 10 km ergibt sich für die Flugdauer

104 m
t = s/v = = 2, 98 · 10−5 s ≈ 29, 8µs (1.44)
2, 98 · 10 m/s
8

Das ist aber viel länger als die Halbwertszeit der Myonen! Wie kommen sie also zur Erde?
Durch Verlängerung der T1/2 durch die Zeitdilatation! Ein Beobachter auf den Myonen sieht
die Erde auf ihn zu fliegen. Wegen der Lorentzkontraktion werden die 10 km Höhe aber
verkürzt! Daher kann das Myon mit seinen 1,52 µs den Weg zur Erde zurücklegen.

36
Learning by Doing - Beispiel: Myon Lorentzkontraktion:
Myonen entstehen in einer Höhe von 10 km und sie fliegen fast mit Lichtgeschwindigkeit:
vM yon = 0,9998 c, also mit 99,98% c. Wir erinnern uns: Mit der normalen Halbwertszeit und
der Lichtgeschwindigkeit wäre der Weg s bevor das Myon zerstrahlt:
s = v t = 2,99 ·108 m/s · 1,5 µ s = 448,5 m
Die Zeitdilatation bringt:

s = vt = (0, 9998c) · 44, 6µs = 0, 9998 · 2.99 · 108 m/s · 44, 6 · 10−6 s = 13363m (1.45)

also ca 13 km.
l ist die Strecke vom ruhenden IS, l0 ist die Strecke vom bewegten IS0
0
q
l=l · 1 − v 2 /c2 (1.46)

q
l = 10000m · 1 − (0, 9998 · c)2 /c2 (1.47)
q
l = 10000m · 1 − 0, 99960004 · c2 /c2 (1.48)


l = 10000m · 1 − 0, 99960004 (1.49)

l = 10000m · 0, 019999 (1.50)

l = 199, 99m (1.51)


Die Länge, die das mit fast Lichtgeschwindigkeit fliegende Myon zurücklegen muss ist aus der
Sicht des Myons anstelle der 10 km auf l = 199,99 m verkürzt. Die 13 km wären auf 266 m
verkürzt. Beide Werte liegen also innerhalb der 448,5 m, also kann das Myon die Erde erreichen!

1.10 Erscheinungsbild relativistisch bewegter Körper


Objekte sollen in Bewegungsrichtung um den Lorentzfaktor verkürzt sein. Würfel erscheinen
als Quader, Kugeln als Ellipsoide. Wichtig ist die Laufzeit des Lichts zu beachten. Das
Licht von einem langen (einige Lichtjahre..) Objekt an 2 Punkten reflektiert, erreicht den
Beobachter nicht gleichzeitig. Dadurch entstehen scheinbare optische Verzerrungen. Vor al-
lem in Astronomie! Jets von aktiven Galaxien haben eine Ausdehnung bis zu 10 000 LJ und
bewegen sich scheinbar21 mit Überlichtgeschwindigkeit.

21
Wegen den relativistischen Projektionseffekten!

37
1.11 Koordinaten Umrechnung zwischen Bezugssystemen
Um Ereignisse in bewegten Bezugssystemen IS0 aus ruhenden Bezugssystemen IS beobachten
oder vergleichen zu können, müssen sie miteinander in Beziehung gesetzt werden. Das geht
mittels der...

1.11.1 Galilei-Transformation (G-TF)


Die G-TF setzt Koordinaten (x,y,z) und Zeitpunkte t in verschiedenen IS in Beziehung und
0
erlaubt ihre Umrechnung. An einem ruhenden Inertialsystem IS, bewegt sich ein zweites IS
vorbei. Annahme:
• Die X-Achsen fallen zusammen.
• Die Bewegung vom IS0 verläuft in positiver x-Achse.
• Zum Zeitpunkt t = t0 = 0 fallen beide Koordinatenursprünge zusammen.
Nach t0 , zu einem späteren Zeitpunkt t2 hat IS0 sich um Strecke vt bewegt. Passiert ein
Ereignis E in IS0 , so ist darin die Strecke vt zu addieren, um in IS die X-Koordinate zu
erhalten. (Die y,z -Koordinaten und Zeiten t und t0 bleiben gleich...)

Galilei − T ransf ormation (1.52)

x0 = x − vt ⇐⇒ x = x0 + vt0
y0 = y ⇐⇒ y = y 0
z0 = z ⇐⇒ z = z 0
t0 = t ⇐⇒ t = t0

Stillschweigende Annahme bei der G-TF: Die Existenz einer absoluten Zeit! Aber
nach Einstein gibt es das nicht (Zeitdilatation)! Die Galilei-TF kann nur in der klas-
sischen Physik angewandt werden. Nicht aber in astrophysikalischen Vorgängen!

Beweis: GT-F verletzt die Konstanz von c


Ein Lichtstrahl in X-Richtung legt den Weg: x = ct zurück. (Dies wird in Galilei-TF einge-
setzt), TODO: Finden der Gleichung in IS0 :
Man nehme die G-TF in der x-Richtung:

x0 = x − vt (1.53)

und setze x = ct dort in x ein:

x0 = ct − vt = (c − v)t (1.54)

38
Nun ersetzt man t durch t0 (da in der G-TF t = t0 ist)

x0 = (c − v)t0 (1.55)

Und man sieht, es gibt einen Term (c-v) im bewegten System. Das ist ein Widerspruch zur
Konstanz von c! Also muss mit der G-TF etwas nicht in Ordnung sein.
Fall 2: Versuchen wir die Geschwindigkeiten zu betrachten: v muss v0 sein.
Wir fordern v=s/t = s0 /t0 =v0 .
x0 x − vt
0
= (1.56)
t t
| :t
x/t − vt/t x/t − v
= = x/t − v (1.57)
t/t 1
Nun setzen wir c = x/t ein und erhalten final

x0
= ... = c − v (1.58)
t0
Was unmöglich stimmen kann.

Die Galilei-TF verletzt die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit! Es müsste


in IS und IS0 : c = c0 sein, was in der G-TF aber nicht der Fall ist.

Bei der Galilei-TF ist nur das Relativitätsprinzip erfüllt, nicht aber die Konstanz
der Lichtgeschwindigkeit!

39
1.11.2 Lorentz-Transformation (L-TF)
Man suchte nach einer TF, die bei kleinen Geschwindigkeiten vc dem klassischen Fall und
bei großen Geschwindigkeiten der SRT gehorcht. Die Lorentz-TF erfüllt das Relativi-
tätsprinzip und die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit!.

Lorentz − T ransf ormation (1.59)


x0 +vt0
x0 = qx−vt 2 ⇐⇒ x = q 2
1− v2 1− v2
c c

0 0
y =y ⇐⇒ y = y
z0 = z ⇐⇒ z = z 0
2 ·x 0 2 ·x0
t0 = t−v/c
q
2
⇐⇒ t = t q
+v/c
2
1− v2 1− v2
c c

Bei der L-TF ist das Relativitätsprinzip erfüllt: Die Bezugssysteme IS und IS0 sind gleich-
berechtigt. Gestrichene und ungestrichene Koordinaten werden vertauscht und bei der Ge-
schwindigkeit v wird das Vorzeichen invertiert: (also v mit -v).
Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist erfüllt: Ein Lichtstrahl in X-Richtung ist
x = vt somit ist c = x/t, darauf die L-TF angewandt ergibt für die Geschwindigkeit des
Lichtstrahls in IS0 ebenfalls c.

Beweis: L-TF erfüllt die Konstanz von c

TODO: c = x/t einsetzen in L-TF:

qx−vt
2
1− v2 0
x0 c x − vt
c = v = 0 = t− v ·x = = (1.60)
t q c2 t − cv2 · x
2
1− v2
c

| :t und c = x/t einsetzen


x
−vt c−v c(1 − v/c)
= = = =c (1.61)
1 − cv2 · x
t
v
1 − c2 · c 1 − v/c

Beim letzten Schritt wird ein mathematischer Trick angewandt: beim vorletzten Term wird
nur im Zähler c herausgezogen mit: c-v = c(1- vc ). Wir sehen c = c, Q.E.D. und die Welt ist
gerettet!

40
Wann geht die L-TF in die G-TF über, und wann wird die L-TF angewandt?

q der Galilei-TF die aus ihr im Grenzfall v → 0 her-


Die L-TF ist eine Verallgemeinerung
2
vorgeht. Dann werden alle Terme 1 − vc2 ≈ 1, weil v im Zähler sehr klein ist und c2 im
22
2
Nenner sehr groß ist, nämlich: (2,99·108 m/s)2 = 9 · 1016 m/s, wird der Term vc2 Null und
der Term v/c2 · x kann vernachlässigt werden. Falls sich zwei Inertialsysteme, IS und IS0
mit v  c aneinander vorbeibewegen, so geht die L-TF also in die Galilei-TF über. Bei
Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit wird die L-TF angewandt, weil jetzt der
2
Term vc2 unter der Wurzel nicht mehr verschwindet!

Herleitung Längenkontraktion
Ein Raumschiff fliegt sehr schnell (im bewegten Bezugsystem IS0 ) an ein ruhendes Space-
Dock (IS) an. Es fliegt entlang der x0 -Achse. Das Ruhesystem l0 hat x0 Heck =0, x0 Bug =l0 .
Gesucht ist die Länge l vom Raumschiff die der Stationswart im Space-Dock (IS) sieht. Mit
der L-TF werden die x Koordinaten von Bug (vorne) und Heck (hinten) zu einem bestimmten
Zeitpunkt berechnet. Die Differenz Bug - Heck ergibt die Länge.
Also l =xBug − xHeck bzw l0 =x0Bug − x0Heck . Nachdem das Raumschiff in x0 -Richtung fliegt,
wollen wir x ausrechnen (Wir brauchen x= anstelle x0 =).
Die L-TF für x0 war:
x − vt
x0 = q (1.62)
1 − v 2 /c2
q
0
x 1 − v 2 /c2 = x − vt (1.63)
q
x = x0 1 − v 2 /c2 + vt (1.64)
Bug: x0 =l0 : q
xBug = l0 · 1 − v 2 /c2 + vt (1.65)
0
Heck: x =0: q
xHeck = 0 · 1 − v 2 /c2 + vt = vt (1.66)
Differenz Bug - Heck:
q q
xBug − xHeck = (l0 1 − v 2 /c2 + vt) − (vt) = l0 1 − v 2 /c2 (1.67)
Nachdem im ungestrichenen IS, l =xBug − xHeck ist, erhalten wir:

q
l = l0 1 − v 2 /c2 (1.68)

Q.E.D.
22
Also im Falle wenn die Geschwindigkeit v sehr viel kleiner ist als die Lichtgeschwindigkeit ist: v c
(Alltags-Erfahrung), geht die L-TF in die G-TF über.

41
1.11.3 Addition von relativistischen Geschwindigkeiten
Was passiert wenn 2 Körper (Raumschiffe oder Galaxien) mit jeweils Lichtgeschwindigkeit
aneinander vorbeifliegen? Wäre die Gesamtgeschwindigkeit beider dann ∆ v = c + c =
2c, also die 2 fache Lichtgeschwindigkeit? Handeln wir uns erneut einen Widerspruch zur
Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ein? Wir ahnen schon das wir die Geschwindigkeiten
nicht einfach addieren dürfen. Wir betrachten die Bezugsysteme von Raumschiffe A
und B, in IS und IS0 und wollen die Geschwindigkeit von Raumschiff A in IS, in
das Bezugsystem von Raumschiff B in IS0 umrechnen!
Raumschiff A bewege sich relativ zu IS0 mit u0 in X-Richtung. Gesucht: Geschwindigkeit u
von Raumschiff A relativ zu IS? (Wir bezeichnen die relativistische Geschwindigkeit mit u,
damit wir mit v im Wurzelterm nicht durcheinander kommen!)
Raumschiff A: in IS0 : u0 = x0 / t0 , in IS: u = x / t. Nun muss man die L-TF Terme für x und
t einsetzen:
0
x +vt 0
q
2
x 1− v2
c x0 + vt0 x0 /t0 + v u0 + v
u= = t0 +v/c2 ·x0 = 0 = = (1.69)
t q t + v/c2 · x0 1 − v/c2 · x0 /t0 1 + v/c2 · u0
2
1− v2
c

Relativistische Geschwindigkeitsaddition: Bewegt sich ein Körper


im IS0 mit der Geschwindigkeit u0 in X-Richtung, so hat er in IS die
Geschwindigkeit:
u0 + v
u= (1.70)
1 + cv2 · u0
v ist die Geschwindigkeit von IS0 relativ zu IS.

Die Summe der Geschwindigkeiten überschreitet c hier nicht! (Weil wir c nur in einem einzi-

gen Term haben und umstellen können auf: c = ....) Die Konstanz der Lichtgeschwin-
digkeit bleibt durch die L-TF gewahrt!
Learning by Doing - Übung: rechne aus u0 =?

42
1.12 Masse und Energie
Die in der Physik berühmteste kurze Formel ist von Albert Einstein

E = mc2 (1.71)

Sie besagt das Energie gleich der Masse mal der Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat ist.
Bzw. Masse ist Energie! Kann das sein? Kann man Masse in Energie und Energie in Masse
umwandeln? Was passiert mit der Masse, wenn die Energie ansteigt und umgekehrt?

1.12.1 Relativistische Massenzunahme


Kann ein Space Shuttle, auch Space Transportation System (kurz STS) genannt, auf Licht-
geschwindigkeit c und mehr beschleunigt werden, wenn man es andauernd beschleunigen
8 m/s
würde? Nach v = at → c = at. Bei a = 10 m/s2 , t = c/a = 3·10
10m/s2
= 3 ·107 s
(60·60·24 = 86400 s pro Tag · 365 Tage = 31 536 000 s = 3,1536·107 .. ist ca > 1 Jahr).
Allerdings steigt die Masse des Raumschiffes mit zunehmender Geschwindigkeit an! Warum?

Gedankenexperiment Massenzunahme
Ein Auto mit der Masse m fährt mit der Geschwindigkeit23 w = konstant = 50 km/h gegen
eine Wand. w  c. Beim Aufprall wird der gesamte Impuls p = m · w auf die Wand übertra-
gen. Ein schnell bewegter Beobachter (mit v nahe c) sieht das Auto wegen der Zeitdilatation
in Zeitlupentempo.
∆y 0
w0 = (1.72)
∆t0
Da quer zur Bewegungsrichtung keine Lorentzkontraktion auftritt ist
∆y 0 = ∆y und somit:
∆y
w0 = (1.73)
∆t0
Für einen in der x-Richtung ruhenden Beobachter gilt x=0. Das wird in der Lorentz Trans-
formation für die Zeit t0 eingesetzt
v v
0
t− c2
·x ·0
t− c2 t
t =q =q =q (1.74)
1 − v 2 /c2 1 − v 2 /c2 1 − v 2 /c2
und man erhält aus der L-TF:
t
t0 = q (1.75)
1 − v 2 /c2

23
Wir benutzen w für die Geschwindigkeit, um nicht mit v im Wurzelterm durcheinander zu kommen.

43
Daraus ergibt sich die L-TF Transformierte Zeitdilatation
∆t
∆t0 = q (1.76)
1 − v 2 /c2
diese wird in w0 eingesetzt
q
∆y ∆y · 1 − v 2 /c2
∆y q
w0 = = 1
= =w· 1 − v 2 /c2 (1.77)
∆t0 ( √ ∆t2 2 ) ∆t · 1
1−v /c

und ergibt die Geschwindigkeitstransformation:

q
w0 = w · 1 − v 2 /c2 (1.78)

Da trotz dem Zeitlupentempo das Auto aber ein tiefes Loch hinterlässt, muss wegen der
Impulserhaltung, wenn die Geschwindigkeit w auf w0 kleiner wurde, die Masse m aber auf
m0 größer geworden sein!
Wir setzen den Impuls
p=m·w (1.79)
mit
p0 = m0 · w0 (1.80)
gleich. Also fordern wir p = p0 :

p = m · w ≡ m 0 · w 0 = p0 (1.81)

Wir transformieren p0 mit der gefundenen L-TF für w0 :


q
p0 = m0 · w0 = m0 · w 1 − v 2 /c2 (1.82)

Gleichsetzung mit p0 = p: q
m0 · w 1 − v 2 /c2 ≡ m · w (1.83)
|:w q
m0 1 − v 2 /c2 = m (1.84)

1
m0 = q ·m (1.85)
1 − v 2 /c2
Die Masse m0 eines mit v bewegten Objektes nennen wir nun dynamische Masse m.
Sie erscheint dem ruhenden Beobachter um den Faktor √ 1 2 2 größer als die Masse eines
1−v /c
ruhenden Objektes mit der Ruhemasse m0 .

44
Relativistische Massenzunahme: Bewegt sich ein Objekt mit hoher
Geschwindigkeit v, so erscheint seine dynamische Masse m einem ruhen-
den Beobachter vergrößert:
m0
m= q (1.86)
1 − v 2 /c2

m0 ...Ruhemasse

Relativistischer Impuls

Wegen p~ = m · ~v wirken sich relativistische Massenänderungen auf den Impuls aus. Mit der
Formel für die relativistische Masse schreibt sich der relativistische Impuls als:

m0
p~ = q · ~v (1.87)
1 − v 2 /c2

Relativistische Kraft

Wegen
d~p
F~ = (1.88)
dt

wirken sich relativistische Massenänderungen auf die Kraft aus.

d m0 v
F~ = ·q (1.89)
dt 1 − v 2 /c2

Das Gedankenexperiment mit dem Auto, hat uns auf eine Theorie der Massenzunah-
me geführt. Leider können wir nur Energien aufbringen um kleine Elementarteilchen auf
hohe Geschwindigkeiten zu Beschleunigen. Am Teilchenbeschleuniger im CERN, den Super-
Protonen-Synchrotron (SPS) versuchen wir die Theorie zu testen:

45
Learning by Doing - Beispiel
Teilchenbeschleuniger: CERN: kreisförmiger (Radius r = 1200m) Super-Protonen-
Synchrotron (SPS): Protonen mit der Ladung q = 1,6 ·10−19 C und Masse Proton mp =
1, 672621 · 10−27 kg, werden auf v = 0,999 997 26 c beschleunigt. Jedem Proton wurde eine
Energie von E = 400 GeV zugeführt. Ein Magnetfeld B hält die Protonen dabei auf ihrer Bahn.
Gesucht ist das Magnetfeld B = ?
Ansatz: Gleichsetzen der Zentripetalkraft Fzp mit der Lorentzkraft FLorentz .

mv 2
Fzp = (1.90)
r

FLorentz = qBv (1.91)

mv 2
qBv = (1.92)
r
mv
B= (1.93)
qr

v=99,999726 % der Lichtgeschwindigkeit sind: 0,999 997 26 · 299 792 485 m/s = 299791663,569
m/s

1, 672621 · 10−27 kg · (299791663, 569m/s) kg ms kg kg


B= −19
= 0, 00261165 = = = T (T esla)
1, 6 · 10 C · 1200m Cm Cs As · s
(1.94)

kg Wb N Vs
Einheiten: 1 As·s = m2
= Am
= m2
= 1T (T esla, magnetischeF lussdichte)

Dieses Magnetfeld von 0,00261165 Tesla wäre sehr klein. Reicht es für die Relativistische Mas-
senzunahme aus? Man setze die Geschwindigkeit v in die Formel für die rel. Massenzunahme
ein:
m0 m0
m= q =√ = 427 · m0 (1.95)
1 − v 2 /c2 1 − 0, 999997262

Das Magnetfeld B muss für Protonen mit v nahe c, also 427 mal stärker sein! m = 427 · m0

(m0 · 427)v
B= = 0, 00261165T · 427 = 1, 11517455T (1.96)
qr
Das ergibt B = 1,115 T. −→ Es sind starke supraleitende Elektromagnete nötig!

Tatsächlich! Die relativistische Massenzunahme wurde in zahlreichen Experimenten auf eine


Genauigkeit von 0,05% bestätigt!

46
1.12.2 Relativistische kinetische Energie
Ein Objekt das mit der Kraft F nach der Zeit t auf eine Geschwindigkeit v beschleunigt wird
besitzt die kinetische Energie

mv 2
Ekin = (1.97)
2
Das gilt nur im Sonderfall der klassischen Mechanik wo v  c gilt. Albert Einstein konnte
zeigen das die Energie gleich der Masse mal Lichtgeschw. zum Quadrat ist.

E = mc2 (1.98)

In der relativistischen Mechanik ist die Masse eine Funktion der Geschwindigkeit
m = m(v). Also ist die relativistische Energie:

m0 c2
E = mc2 = q (1.99)
1 − v 2 /c2

Dieser Ausdruck in eine Potenzreihe entwickelt ergibt:

m0 c2 v 2 3 v 4 15 v 6 105 v 8
E=q = m0 c2 + m0 · ( + · 2 + · + · + ...) (1.100)
1 − v 2 /c2 2 8 c 48 c4 384 c6

Man sieht das der erste Term nicht von der Geschwindigkeit v abhängt (v kommt nicht vor..)!
Wenn ein Körper in Ruhe ist, also man v=0 einsetzt, fallen alle weiteren Terme weg bis auf:

E0 = m0 c2 (1.101)
Ein Körper hat somit immer die Energie E0 . Da m0 die Ruhemasse ist, nennt man E0
Ruheenergie. Die anderen Terme hängen aber von v ab. Daher ist die kinetische Energie
eines Körpers gleich:
m0 c2
Ekin = q − m0 c2 (1.102)
1 − v /c
2 2

Die Gesamtenergie eines bewegten Objektes (Teilchen, Körpers...) ist die


Summe aus Ruheenergie und kinetischer Energie

E = E0 + Ekin = m0 c2 + Ekin = mc2 (1.103)

47
Näherungsformel für v  c
Für v  c gilt:
1 1 v2
q =1+ · (1.104)
1 − v 2 /c2 2 c2

m0 c2 1
Ekin = q − m0 c2 = m0 c2 · ( q − 1) (1.105)
1 − v 2 /c2 1 − v 2 /c2
Nun setzen wir die Näherungsformel für den Wurzelterm ein:

1 v2 1
Ekin ≈ m0 c2 · ([1 + · 2 ] − 1) = m0 v 2 (1.106)
2 c 2
Für kleine Geschwindigkeiten v geht der relativistische Ausdruck in die Newtonsche Formel
über.

Die kinetische Energie eines Körpers beträgt:


1
Ekin = m0 c2 ( q − 1) = (m − m0 )c2 (1.107)
1− v 2 /c2

Ekin = mc2 − m0 c2 (1.108)


Dieser Ausdruck stimmt für v  c mit dem Newton’schen Ausdruck für
die kinetische Energie überein.

Kommt ein Körper nahe c, so steigt seine Ekin stark an.

48
Besp: CERN SPS: Protonen
Wir überprüfen nun vom vorigen SPS Beispiel die benötigte relativistische Energie:
Ekin = (m − m0 )c2 = (427 − 1)m0 c2 = 426 · 1, 672621 · 10−27 kg · (3 · 108 m/s)2
2 2
= 426 · 1, 505 · 10−10 kg·m
s2
≈ 6, 4128 · 10−8 kg·m
s2
kg·m kg·m2
Man erinnere sich aus Physik 4. Semester: 1 J = 1 N m = s2
·m= s2
somit ist
Ekin = 6, 4128 · 10−8 J
1 eV = 1,602 18 ·10−19 J
1J = 6, 24151 · 1018 eV (Elektronen Volt)
Ekin = 6, 4128 · 10−8 J · 6, 24151 · 1018 eV = 4, 00257 · 1011 eV ≈ 400 GeV.

Nach Newton hätten die Protonen nur eine Energie von


Ekin = 12 m0 v 2 ≈ 12 m0 c2 = 7,526 ·10−11 J = 0,469 GeV.
Die kinetische Energie ist auf 400 / 0,469 ≈ 851 fachen Newtonschen Wert für Protonen
angestiegen.. Für Geschwindigkeiten nahe c wächst die relativistische Ekin über alle Grenzen.
Um ein Objekt auf c zu beschleunigen wäre unendlich viel Energie nötig... Das ist nicht
möglich! Somit können wir auch das Raumschiff nicht auf Lichtgeschwindigkeit Beschleunigern!

1.12.3 Äquivalenz von Masse und Energie


Ausgehend von Ekin = mc2 − m0 c2 soll der Zusammenhang zwischen Masse und Energie
hergeleitet werden.
Ekin
m = m0 + (1.109)
c2

Führt man einem ruhenden Objekt (Körper, Teilchen,..) eine Energie ∆E


zu, so erhöht sich die Masse des Objekts um ∆m = ∆E
c2

Das gilt allgemein für jede Art der Energiezufuhr. Im Alltag bleibt dies jedoch unbemerkt.
Energiezufuhr: 1kWh −→ ∆m = 4 · 10−11 kg. Wenn einem Körper Energie zugeführt wird,
und sich seine Masse dadurch verändert, so muss auch das Gegenteil davon Gelten!

Gibt ein Objekt (Körper, Teilchen,..) eine Energie ∆E ab, so verringert


sich die Masse des Objekts um ∆m = ∆E c2

49
1.12.4 Massendefekt
Deuterium (schwerer Wasserstoff): Kern besteht aus einem Proton mit der Masse
mp = 1.672, 62 · 10−30 kg und einem Neutron mit der Masse
mn = 1.674, 93 · 10−30 kg. Die Masse des Deuterium Kerns sollte daher aus der Summe
der beiden bestehen: mp + mn = 3347, 55 · 10−30 kg Tatsächlich werden nur 3343, 59 · 10−30 kg
gemessen. Im Atomkern sind Protonen und Neutronen durch starke Kernkräfte aneinander
gebunden.

• Um Teilchen aus den Atomkern zu befreien, muss Arbeit dazu verrichtet werden (Ener-
gie aufgewendet werden).

• Wird dem Kern ein Teilchen hinzugefügt, so wird Bindungsenergie frei!


∆E
• Die Abgabe der Bindungsenergie ∆E bedeutet einen Massenverlust ∆m = c2

Für Deuterium beträgt dieser Massendefekt: 3, 96 · 10−30 kg

Learning by Doing - Beispiel:

Berechnung Kernbindungs Energie


Man nehme den Massendefekt von Deuterium:

∆E = ∆mc2 = 3, 96 · 10−30 kg · 9 · 1016 m2 /s2 = 3, 56 · 10−13 J = 2, 22M eV (1.110)


Teilchen sind in Atomen mit mittlerer Massenzahl stärker gebunden und in Atomen mit hoher
oder geringer Massenzahl schwächer gebunden.

1.12.5 Minkowski Diagramm


Hermann Minkowski entwickelte 1908 sein Minkowski Diagramm24 , um die SRT graphisch
zu veranschaulichen. Zur Vereinfachung ist es eindimensional. Der Weg s ist auf der X-Achse,
die Zeit t ist auf der Y-Achse dargestellt. Ein Beobachter der z.B. einige Stunden spazieren
geht, wird als Linie im Diagramm dargestellt. In der Vergangenheit, ging er von Zuhause weg.
Gerade jetzt ist der am Weg und freut sich aufs Essen. In der Zukunft, wird er am Ziel, dem
Wirtshaus sein. Diese Linie im Diagramm nennt man eine sogenannte Weltlinie. Nachdem
der Beobachter den Weg s = vt geht, kann er sich, wenn er mit Unterlichtgeschwindgkeit
spaziert, nur im raumartigen Bereich (45 Grad im Bereich v<c) des Diagramms aufhalten.
Unten im Diagramm ist die Vergangenheit. Im Schnittpunkt von s und t die Gegenwart. An
der 45 Grad Linie ist v=c, dort beginnt der lichtartige Bereich. Über 45 Grad ist v>c, dort
bewegen sich zB fortschrittliche Raumschiffe mit Lichtgeschwindigkeit.
24
https://de.wikipedia.org/wiki/Minkowski-Diagramm

50
Mit einem Minkowski Diagramm lassen sich alle Aspekte der SRT an-
schaulich graphisch darstellen.

51
52
Kapitel 2

Allgemeine Relativitätstheorie (ART)

Die allgemeine Relativitätstheorie1 (ART) wurde von Albert Einstein 1915 als Fortsetzung,
bzw. als Verallgemeinerung der SRT entwickelt2 . Sie sollte die neuen Auffassungen von Raum
und Zeit mit der Newtonschen Gravitations-Theorie vereinheitlichen. Die Gravitation3 (lat.
gravitas: schwere, Massenanziehung, Gravitationskraft) ist bekanntlich eine der 4 Grundkräf-
te in der Physik. Die ART beschreibt Gravitation als eine geometrische Eigenschaft einer
vierdimensionalen Raumzeit (x,y,z,t) mittels der Differentialgeometrie4 . Auch beschreibt sie
die Wechselwirkung zwischen Materie und Feldern. Die ART zeigte das Gravitationsfelder
Einfluss auf die Zeit und ins besonders den Raum haben. Gravitationsfelder (Massen) krüm-
men5 den Raum und verlangsamen die Zeit!

Die Gesetzte der Physik müssen so beschaffen sein, dass sie für beliebig bewegte Bezugs-
systeme gelten (Zitat Albert Einstein 1916).

Die ART ist eine Verallgemeinerung der Relativitätstheorie auf Nicht-


Inertialsysteme. Also auf beschleunigte Bezugssysteme, die sich ungleich-
förmig bewegen und wo Trägheitskräfte dabei auftreten.

Die ART ist mathematisch sehr anspruchsvoll6 , sogar Einstein konsultierte befreundete Ma-
thematiker die ihm bei der Entwicklung der ART-Mathematik behilflich waren.

1
https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Relativit%C3%A4tstheorie
2
100 Jahre Allgemeine Relativitätstheorie https://www.youtube.com/watch?v=Cr6SO2ymlNE
3
https://de.wikipedia.org/wiki/Gravitation
4
https://de.wikipedia.org/wiki/Differentialgeometrie
5
Verbiegen...
6
Eigentlich müsste anspruchsvoll hier GROß geschrieben werden (-;

53
2.1 Das Äquivalentsprinzip
Grundlage der ART ist das

Äquivalentsprinzip: Ein gleichmäßig beschleunigtes Bezugssystem ist


äquivalent zu einem homogenen (gleichförmigen) Gravitationsfeld.

Einstein vermutete, dass das Äquivalentsprinzip7 immer und in der gesamten Physik gilt.
Zur Erinnerung: Inertialsysteme (IS) sind unbeschleunigte Bezugssysteme (~a=0). Die ART
behandelt also keine Inertialsysteme!

Träge und schwere Masse


Trägheitskräfte und Gravitation (ein Schwerefeld), wirken sich beide auf die
Masse eines Körpers aus. Die Äquivalenz von träger und schwerer Masse ist seit der
Newton’schen Mechanik bekannt. Die Genauigkeit der Äquivalenz wurde bisher auf 10−12
bestimmt8 . Neueste Messungen von Gravity-Probe-A oder dem Microscope-Experiment er-
gaben eine Genauigkeit bis zu 10−15 , STEP-Mission (Satellite Test of the Equivalence Prin-
ciple) bis zu 10−18 .
Der Merksatz: Auf der Erde fallen alle Körper unter Vernachlässigung des Luftwiderstan-
des, unabhängig von ihrer Masse gleich schnell, gilt streng genommen nur in homogenen
Gravitationsfeldern. Noch besser könnte man allgemein definieren:

In einem homogenen Gravitationsfeld (Schwerefeld), fallen im Vakuum


alle Körper gleich schnell.

In einem solchen homogenen Gravitationsfeld erfahren alle Körper dieselbe Fallbeschleuni-


gung ~g mit der Kraft: FG = m · ~g . Die Fallbeschleunigung ist wegen m · ~g proportional zur
schweren Masse. (Zur Erinnerung: Die schwere Masse ist wegen dem kleineren g am Mond
kleiner als auf der Erde.) Bei der Beschleunigungskraft F = ma, ist die Beschleunigung a =
F/m umgekehrt proportional zur trägen Masse. Die träge Masse ist jene, die ein antriebs-
loses Raumschiff im Weltraum [oder ein Astronaut im Weltraum treibend..], weit weg von
jedem Gravitationspotenzial hat (also wo gilt: g = 0), um mit der Beschleunigung a auf eine
Geschwindigkeit v beschleunigt zu werden.

Wollen wir in einem solchen Raumschiff, weit weg von Gravitationsfeldern von Sonnen und
Planeten, Galileis Fallexperimente durchführen, so kann man innen nicht feststellen ob sich
das Raumschiff mit a beschleunigt, oder in im Orbit eines Planeten befindet wo ein Gravi-
tationsfeld herrscht und es mit g = a angezogen wird! In beiden Fällen wird auf den Körper
eine Beschleunigung g = -a wirken! Der Absolutbetrag der auf die Körper wirkenden Ge-
wichtskraft ist immer |m · a|
7
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84quivalenzprinzip_(Physik)
8
Newton, Eötvös, Dicke, Braginski und Rudenko. https://de.wikipedia.org/wiki/E%C3%B6tv%C3%
B6s-Experiment

54
Schwerelosigkeit
Man kann die Identität von schwerer und träger Masse auch als Schwerelosigkeit eines an-
triebslos fallenden Raumschiffes ansehen. Man kann die Auswirkung von Gravitation auch als
Wirkung von Trägheitskräften definieren, wenn man das Bezugssystem entsprechend wech-
selt. Die Äquivalenz zwischen einem Trägheitsfeld und einem Gravitationsfeld (Schwerefeld)
erklärt die Äquivalenz zwischen träger und schwerer Masse. Alle physikalisch mechanischen
Abläufe sind somit ident wenn man:

• a) sich in einem beschleunigten Raumschiff im Weltall (ohne Gravitationsfeld) befindet.

• b) sich in einem Raumschiff im Orbit und somit im Gravitationsfeld eines Planeten


befindet.

Der Antrieb des Raumschiffes muss in beiden Fällen den gleichen Schub aufbringen. Bei a)
um das Raumschiff eben zu beschleunigen (F = m a). Bei b) um das Fallen ins Schwerefeld
des Planeten zu verhindern.

Weitere Folgen des Äquivalenzprinzips sind:

• In einem beschleunigtem Raumschiff, bleibt ein normal (senkrecht) zur Beschleuni-


gungsrichtung ausgesandter Lichtstahl, hinter dem Raumschiff zurück. Licht krümmt
sich im Beschleunigungsfeld. Also müsste das für ein Schwerefeld auch gelten! Ex-
perimentelle Bestätigung bei der Sonnenfinsternis 1919. (Siehe Kapitel Lichtablenkung
durch Raumkrümmung.)

• In einem beschleunigten Raumschiff braucht ein ausgesandtes Lichtsignal länger als


in einem ruhenden, weil Licht eine zusätzliche Strecke (eben die Strecke um die sich
das Raumschiff weiter bewegt) durchlaufen muss. Im ruhenden Raumschiff in einem
Schwerefeld sollte derselbe Effekt auftreten. Ein Gravitationsfeld krümmt den
Raum und Licht muss somit nahe der Raumkrümmung einen längeren Weg
zurücklegen. Experimentelle Bestätigung: Shapiro Experiment 1968 beim Abstand
Erde-Venus. (Siehe Kapitel Raumkrümmung im Gravitationsfeld.)

Durch diese Tatsachen ist das von Einstein postulierte Äquivalenzprinzip experimentell be-
stätigt!

Äquivalenzprinzip Version 2:
Es gibt keine Unterscheidungsmöglichkeit zwischen einem homogenen
Gravitationsfeld (Schwerefeld) und einer Beschleunigung.

Dadurch ist formal die Gleichberechtigung aller Bezugssysteme gesichert. Es ist die allge-
meine Relativität der Bezugssysteme. Ist es Einstein ursprünglich um eine Verallge-
meinerung der SRT bezüglich Bezugssysteme gegangen, liefert die ART eine Physikalische
Theorie zur Gravitation!

55
2.2 Rotverschiebung im Gravitationsfeld
Massen krümmen den Raum und erzeugen damit Gravitationsfelder. Ein Laserstrahl (mo-
nochromatisches9 Licht) von der Erde in Richtung Mond geleuchtet, steigt gegen das Gra-
vitationsfeld der Erde auf. Der Lichtstrahl besteht aus einem kontinuierlichen Strom aus
Photonen. Diese transportieren jeweils eine Energie (oder einen Energiebetrag) von

E =h·f (2.1)

h = 6, 626 · 10−34 Js (2.2)

h... Plancksche’s Wirkungsquantum in Js, f... Frequenz in Hertz, 1H = 1/s. Diese Energie
hat ein Massenäquivalent von
E hf
m=
2
= 2 (2.3)
c c
Wird die Masse m im Schwerefeld um die Höhe H gehoben, so ist die folgende Arbeit W
erforderlich10 .
hf
W = mgH = 2 · gH (2.4)
c
Der Lichtstrahl verrichtet auf seinem Weg die Arbeit W. Daher ist die Energie E0 der aufge-
stiegenen Photonen kleiner.
hf
E 0 = hf 0 = E − W = hf −
gH (2.5)
c2
Die Frequenz der aufgestiegenen Photonen verringert sich auf f0 :
f
f0 = f − gH (2.6)
c2
Dieser Effekt wird als Rotverschiebung bezeichnet! Die Spektrallinien von sichtbaren
Licht werden gegen das Rote Ende des Spektrums hin verschoben (Frequenzverringerung).
Violettes Licht hat die höchste Frequenz. Dann kommt blau, grün, gelb, orange, und rot.
Rotes Licht hat die geringste Frequenz, des sichtbaren Lichtspektrums.

Rotverschiebung: Steigt ein Lichtstrahl in einem Gravitationsfeld in


die Höhe, so wird seine Frequenz f auf f0 verringert, weil die aufsteigenden
Photonen Arbeit im Gravitationsfeld verrichten müssen.
gH
f 0 = f (1 − ) (2.7)
c2
9
Licht mit genau einer Frequenz oder Wellenlänge.
10
Man erinnere sich aus Physik 4.Semester: Eges = Ekin + Epot = mv 2 /2 + mgH

56
Learning by Doing - Beispiel:

Experiment Rotverschiebung: Glenn Rebka und Robert Pound


Gammastrahlen die 20 m emporsteigen erfahren folgende Rotverschiebung: g=9,81 m/s2 , c
≈ 3 · 108 m/s
f 0 = f (1 − gH
c2
) ⇒ f 0 /f = (1 − gH
c2
)

f0 /f = [ 1 - (9,81 m/s2 · 20 m) / (9 ·1016 m2 /s2 )] = ( 1 - 2,18·10−15 ) ≈ 1

Das bewirkt bei sichtbaren Licht eine Frequenzänderung von ∆ f ≈ 1 Hz

2.3 Zeitverzögerung im Gravitationsfeld


Die Rotverschiebung kann auch als Gangänderung von Licht-Uhren im Gravitationsfeld auf-
gefasst werden. Es handelt sich dabei um eine Verlangsamung der Zeit im Gravitationsfeld.

Gedankenexperiment
Laserlicht (monochromatisch und kohärent, mit fester Phasenbeziehung der elektrischen
Feldstärke) steigt von der Erde auf. Die Maxima der Sinuswelle gibt den zu messenden
Uhrentakt vor. Uhr A: ist auf der Erde, Uhr B: ist in der Stratosphäre: mit Höhe H. Uhr B
hat eine höhere11 potenzielle Energie als Uhr A.

• Uhr A geht um den Faktor (1 - gH/c2 ) langsamer als Uhr B.

• Uhr B sendet Laserlicht, dass mit erhöhter Frequenz bei Uhr A ankommt.

Wir hatten für die Rotverschiebung:

gH
f 0 = f (1 − ) (2.8)
c2
wo f die Frequenz am Boden und f’ die Frequenz in der Höhe ist. Mit f = 1/T, f... Frequenz,
T... Periodendauer eingesetzt erhalten wir

1 1 gH
0
= · (1 − 2 ) (2.9)
T T c

gH
T = T 0 · (1 − ) (2.10)
c2
11
Wegen Epot = mgH.

57
Ist eine Uhr B (mit der Periode T’ im Orbit) in einem Gravitationsfeld
mit der Höhe H über der Uhr A (am Boden), so geht Uhr A mit der
Periode T nahe großer Massen langsamer um den Faktor:
gH
TA = TB (1 − ) (2.11)
c2

Maryland Experiment
1976: Atomuhr im Flugzeug, 10 km Höhe, 14 Stunden Flug.
q
• Uhr im bewegten Flugzeug geht um Faktor 1 − v 2 /c2 langsamer: 5,7 ns

• Aber Uhr in Höhe sollte rascher gehen als Uhr am Boden: 52,8 ns

• Gesamter Zeitunterschied: 52,8 ns - 5,7 ns = 47,1 ns

Deswegen Berücksichtigung der Zeitunterschiede beim GPS (Global Positioning System)!

Eine Uhr A nahe einer kugelsymmetrischen verteilten Masse M geht


langsamer, als eine weit entfernte Uhr B.
GM
TA = TB (1 − ) (2.12)
rc2
r.. Uhrenabstand vom Massenmittelpunkt.

Learning by Doing - Beispiel

Rotverschiebung: Sonne
Untersuchen wir Photonen die im Gravitationsfeld der Sonne emporsteigen so messen wir dort
wegen der großen Masse eine größere Frequenzänderung: G = 6,673 ·10−11 m3 /(kg s2 ),
M = 1, 989 · 1030 kg, R = 9, 96 · 108 m, c = 3 ·108 m/s

GM 6, 673 · 10−11 · 1, 989 · 1030 m3 kg


f 0 /f = 1 − = 1 − · · 2 2 (2.13)
2
c R (3 · 10 ) · 9, 96 · 10
8 2 8 kg · s m /s · m
2

m3 kg
f 0 /f = 1 − 1, 48065562249 · 10−6 · = 0, 99999851934438 (2.14)
(kg · s ) m3 /s2
2

Das bewirkt bei sichtbaren Licht eine Frequenzänderung von ∆ f = 0,999 998 519 344 38

58
2.3.1 GPS Satellitennavigatinossystem
Ein GPS Empfänger berechnet seine eigene Position aus der genauen Umlaufbahn der Sa-
telliten und deren Signal Laufzeitdifferenzen. Dafür sind mindestens 3 Satelliten nötig. Für
die eigene Höhe sind mindestens 4 Satelliten nötig. Die Positionsbestimmung ist im Bereich
von 10 m bis einige cm genau.

2.4 Raumkrümmung im Gravitationsfeld


Wenn große Massen den dreidimensionalen Raum krümmen, so wird auch die Materie im
Raum mit-gekrümmt. Mit einem Maßband können wir keine Längenänderung feststellen, da
dieses im gleichen Ausmaß wie der Raum mit-gekrümmt wird.

Ein Maßstab A mit der Länge LA nahe eines Gravitationsfeldes (mit der
Masse M) wird verkürzt, als ein weit entfernter Maßstab B der Länge
LB .
GM
LA = LB (1 − 2 ) (2.15)
rc
f=1/T, r... Abstand vom Massenmittelpunkt (Schwerpunkt der Masse).

Ein Maßstab auf dem Mount Everest ist also länger als auf Meeresniveau.

Gedankenexperiment zum Maßstab


Der Kreisumfang ist nach der euklidischen Geometrie: U = 2πR. Ein Geometer würde also
bei U / (2R) = π den Wert PI erhalten. Bei einem Kreis der Erdbahn um die Sonne gibt es
eine Experimentelle Abweichung von 1,68·10−7 von PI. Der Kreisdurchmesser ist größer als
der berechnete Umfang! Die Euklidische Geometrie ist also in Sonnennähe falsch!
Nahe der großen Sonnenmasse schrumpfen die Maßstäbe. Anders gesagt:

Die Maßstäbe verkürzen sich da der Raum in der Nähe großer Massen
wie die Sonne gekrümmt wird. Die ART beschreibt also auch Raum-
krümmungen.

Shapiro Experiment zur Raumkrümmung


Shapiro machte 1965 eine Messung vom Abstand Erde - Venus mit Radarstrahlen. Der
Radarstrahl soll nahe der Sonne vorbei laufen. Da die Durchmesser nach der ART größer
sind, muss auch die Signallaufzeit der Radarstrahlen größer sein.
Shapiro’s Erfolg!: Der Weg zur Venus ist nahe der Sonne um bis zu 36 km
länger! Die Signallaufzeit Verlängerung ist durch die Raumkrümmung aufgrund des starken
Gravitationsfeldes der Sonne gegeben. Die Raumkrümmung ist bestätigt!

59
Shapiro Verzögerung: Licht nahe großer Massen bewegt sich langsa-
mer als die Vakumlichtgeschwindigkeit c0 . Auch erfährt Licht nahe großer
Massen eine Ablenkung aufgrund der Raumkrümmung.

2.5 Messungen und Konsequenzen der Raumkrümmung


2.5.1 Lichtablenkung durch Raumkrümmung
Die erste Vorhersage der ART welche Experimentell bestätigt wurde, war 1919 die Lichta-
blenkung nahe der Sonne bei einer Totalen Sonnenfinsternis. Albert Einstein wurde durch
diese Bestätigung über Nacht schlagartig zum Star12 der Wissenschaftsgemeinde!

Durch das Gravitationsfeld (Masse) der Sonne , erfahren Lichtstrahlen von dahinter lie-
genden Sternen eine Ablenkung ϑ00 in Bogensekunden.

1, 7500
ϑ00 = (2.16)
s/R

s ist der Abstand der Lichtstrahlen im Verhältnis zum Sonnenradius R . Ein Lichtstrahl
nahe des Sonnenrandes wird also maximal um 1,75” abgelenkt. Bei der totalen Sonnenfin-
sternis von 1919 (Südamerika, Afrika) wurden Sternpositionen nahe des Sonnenrandes (mit
ca. 20% Genauigkeit) vermessen. Die Sternpositionen waren leicht verschoben, genau wie die
ART es vorhersagte. Heute: Dasselbe Experiment ist mittels Radioastronomie am Tage im-
merzu durchführbar, und bestätigt die Abweichung der Positionen sehr genau. Die Raum-
krümmung durch große Massen (Sonne) bewirkt eine Lichtablenkung, durch den
Gravitationstrichter.

2.5.2 Periheldrehung von Merkur


Eine Apsidendrehung13 ist eine sich fortbewegende Drehung der ganzen Ellip-
senbahn eines Körpers. Form und Ebene der Bahn bleiben dabei gleich. Man
nennt sie auch Periheldrehung, wenn die Bahn eines Planeten dabei die Sonne umläuft (Um-
laufbahn14 ). Das sogenannte Perihel ist der sonnennächste Punkt der Bahn (Aphel wäre
der sonnenfernste Punkt). Die Bahnellipsen der Planeten drehen sich somit langsam um die
Sonne. Periheldrehungen im Sonnensystem werden meist durch die großen Planeten Jupiter
12
Den Nobelpreis für 1921 hat Albert Einstein aber für die Erklärung des Photoelektrischen Effektes
bekommen! Offenbar war dem Nobelpreis Komitee die Relativitätstheorie und ihre Konsequenzen damals zu
futuristisch (-;
13
https://de.wikipedia.org/wiki/Apsidendrehung
14
https://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufbahn

60
und Saturn verursacht. Die Formel für die Bahnelemente15 einer Ellipse16 ist:

G · M
∆ω = 6π (2.17)
a(1 − e2 )c2

ω... Winkelabstand im Bogenmaß vom Perihel vom Knoten, a... große Ellipsenhalbachse,
e...Exzentrizität der Bahn, Die Planeten durchlaufen aufgrund dieser Periheldrehung eine
Rosettenbahn.

Learning by Doing - Beispiel:


Merkur Perihelabweichung:
Bahnelemente Merkur (Epoche 1990): Siderische Umlaufzeit: 0,241 Jahre; Große Halbachse a:
57,9 Mio km.; Exzentrizität e: 0,206; Neigung in der Bahnebene gegenüber der Ekliptik: 7,0°;
Mittlere Bahngeschwindigkeit v in km/s: 47,9

6, 673 · 10−11 m3 /(kg · s2 ) · 1, 989 · 1030 kg


∆ω = 6π = 5, 01381318 · 10−7 rad (2.18)
57, 9 · 10 m(1 − 0, 206 )(3 · 10 m/s)
9 2 8 2

Es kürzen sich alle Einheiten weg, rad bleibt von Pi über. Wir wissen aus Mathe: 2 π = 360°
und 1 rad = 360°/ (2π) = 180°/π ≈ 57,29577951° somit ist

∆ω = 5, 01381318 · 10−7 rad · 57, 29577951ř = 2, 8727033446867 · 10−5 Grad (2.19)

∆ω = 2, 8727033446867 · 10−5 Grad · 600 · 6000 = 0, 10341700 (2.20)


Die jährliche Abweichung ist: ∆ω = 0, 10341700

Mit den Bahnelementen vom Merkur ergibt sich eine jährliche Abweichung von
∆ω = 0, 103800 (moderner Wert ohne Rundungsfehler) pro Bahnumlauf. In Summe sind es
ca. 575” pro Jhdt. Nach der Newton’schen Gravitationstheorie sollten es aber nur ca. 532”
pro Jhdt. sein. Die Venus verursacht Bahnstörungen von ca. 280”, Jupiter 150” und ca.
100” die restlichen Planeten. Es bleibt eine unerklärte Abweichung von 43,03” in 100
Jahren. 8,85’ = 565” können als Bahnstörungen anderer Planeten gedeutet werden. Aber
die restlichen 43,3” konnte Albert Einstein als ersten Erfolg mit der ART erklären17 ! Die
Raumkrümmung beeinflusst Planetenbahnen. Die Erde hat eine Periheldrehung von
1165” pro Jhdt. Die relativistische Effekte davon sind bei der Erde 3,8” und bei der Venus
8,6” pro 100 Jahren.
15
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnelement
16
https://de.wikipedia.org/wiki/Halbachsen_der_Ellipse
17
https://de.wikipedia.org/wiki/Periheldrehung_des_Merkur#Periheldrehung_des_Merkur

61
2.5.3 Gravitationslinsen
Gravitationslinsen18 werden durch starke Gravitationsfelder (wie etwa von Galaxien, Ga-
laxienhaufen) hervorgerufen. Sie üben eine Wirkung wie von einer Sammellinse aus und
bündeln bzw. lenken das Licht von dahinter liegenden Sternen oder Galaxien ab. Lichtstrah-
len werden dabei umso stärker zur Masse hin abgelenkt, je näher sie an der Masse vorbei
laufen. Darunter liegende Objekte können zu einem Bogen auseinander gezogen werden,
oder mehrfach abgelenkt werden (Einsteinringe, Einsteinkreuz) Bereits Newton vermutetete
1704 eine Lichtablenkung durch Gravitation. Erst Albert Einstein konnte sie mit der ART
1915/16 richtig berechnen. Es dauerte jedoch bis 1979 bis die Astronomischen Instrumente
genau genug waren um erstmalig eine Gravitationslinse zu beobachten19 .

2.5.4 Gravitationswellen
Große Massen krümmen den Raum: Sterne, Galaxien, schwarze Löcher.

Führen große Massen beschleunigte Bewegungen aus, so gerät der Raum


um sie in Schwingungen und sendet Gravitationswellen aus.

Gravitationswellen20 werden mit endlicher Geschwindigkeit, aber maximal mit der Licht-
geschwindigkeit c ausgesandt21 und sollen Längenänderungen bewirken. Versuch des Nach-
weises mit Michelson-Interferrrometern. Die Auswirkungen sollten in Größenordnungen um
10−18 bis 10−21 m sein.

Eine erste indirekte Messung wurde 1974 am Doppelsternsystem22 PSR 1913+16 - Tay-
lor + Hulse beobachtet: Ein Pulsar und ein unsichtbares Objekt umkreisen sich. Durch
Abstrahlung von Gravitationswellen sollte das System Energie verlieren und die Umlaufzeit
beeinflussen. Gemessene Daten stimmen mit 0,2 % der Theorie überein! Ebenso bestätigt
ist die Zeitdilatation nahe großer Massen (2 Pulsare deren Rotationsdauer verkürzt erscheint)

Am 11. Februar 2016 gaben die Forscher um LIGO23 bekannt, Gravitationswellen im Sep-
tember 2015 eindeutig gemessen zu haben. Schon am 15. Juni 2016 konnte eine zweite Gra-
18
https://de.wikipedia.org/wiki/Gravitationslinseneffekt
19
Gravitational lens of the sun - Its potential for observations and communications over interstellar di-
stances. Authors: Eshleman, V. R. Publication: Science, vol. 205, Sept. 14, 1979, https://www.spektrum.
de/news/gravitationslinse-enthuellt-entferntesten-stern/1556786
20
https://de.wikipedia.org/wiki/Gravitationswelle
21
Isaac Newton behauptete, dass seine Gravitationstheorie F = GmM/r2 instantan, also ohne Verzögerung
wirke. Z.b. eine Änderung im Gravitationsfeld der Sonne, wirkt sich sofort auf die Erde aus. Er wusste aller-
dings das dies eine Schwäche seiner Theorie war, denn alles braucht im Regelfall Zeit um sich auszubreiten.
Da er jedoch damals keine Möglichkeit hatte die Lichtgeschwindigkeit genau zu messen, vernachlässigte er
einfach die Signallaufzeit. Was damals als Näherung durchging, wird heute mit der ART genau vermessen.
22
https://de.wikipedia.org/wiki/PSR_1913%2B16
23
Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory/Laser-Interferometer Gravitationswellen-
Observatorium https://www.ligo.caltech.edu/

62
vitationswelle, gemessen vom 26. Dezember 2015 bekanntgegeben werden. Es dauert also
recht lange bis sich die Wissenschaft sicher ist. Der beobachtete Effekt liegt in einer Grö-
ßenordnung von 10−21 m. Das entspricht ca. 1/1000 eines Protondurchmessers pro Kilometer.

Ein tolles Video findet man hier https://www.youtube.com/watch?v=72AQsQ2v5cA und be-


züglich des experimentellen Aufwandes hier https://www.youtube.com/watch?v=iphcyNWFD10

63
64
Kapitel 3

Quantenmechanik (QM)

Als Max Planck und Werner Heisenberg als junge Studenten Physik studieren wollten, sag-
ten ihnen jeweils ihre Professoren sinngemäß:
"Suchen sie sich etwas anderes, in der Physik gibt es nichts mehr zu entdecken. Lediglich ein
paar kleine Flecken sind noch zu ergründen, aber dann wars das."

Diese damals weit verbreitete Aussage fand am Gipfel der klassischen Mechanik (auch
genannt Mechanik, Newtonsche Mechanik.)1 statt. Sie hatte eine lange traditionsreiche Ge-
schichte2 hinter sich, von Newton im 17 Jhdt. begründet (3 Newton Axiome), und war
gegen Ende des 19 Jhdt. weitgehend vollständig ausgearbeitet (Lagrange-Formalismus, Ha-
miltonsche Mechanik, Hamilton-Jacobi-Formalismus3 ). Sie beschreibt die Himmelsmechanik,
Hydrodynamik, Technische Mechanik, Biomechanik, Statik, Aerodynamik und vor allem:
Trägheitsbewegungen und auf Körper wirkende Kräfte.

Die Quantentheorie hingegen gilt als moderne Physik4 , und beschreibt mikroskopische
Systeme auf atomaren und subatomaren Level, wie: Atome, Atomkerne, Elektronen und
andere Elementarteilchen, weit besser. Die klassische Mechanik versagt auf Quantenebene.
Der 14 Dezember 1900 gilt mit der Einführung des Planck’schen Wirkungsquantums h als
die Geburtsstunde der Quantenmechanik. Die QM ist das Ergebnis der Forschungsbeiträge
vieler, während die Newtonsche Mechanik noch von einer Person (Isaac Newton) gefunden
wurde! (Unter diesem Gesichtspunkt ist es noch beachtlicher das Albert Einstein seine Re-
lativitätstheorie praktisch alleine entdeckt hat!)
Man bemüht sich bis heute die klassische Mechanik als Spezialfall der QM einzubetten,
genauso wie die Relativitätstheorie bei langsamen Geschwindigkeiten v  c in die Newton-
sche Mechanik übergeht. Eine Verbindung von der QM zu SRT und ART ist bislang nicht
erfolgreich, und wird im Allgemeinen als Suche nach der Weltformel bezeichnet.

1
https://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Mechanik
2
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Klassischen_Mechanik
3
Dass, meine sehr verehrten Damen und Herren, dauert ähnlich lange zu erlernen wie ein
Musikinstrument..(-;
4
https://de.wikipedia.org/wiki/Moderne_Physik

65
Geschichtlicher Abriss der QM:
• 1900: Wellennatur des Lichtes (Interferenz an Gittern, Polarisation, elektromagnetische
Welle)

• Teilchennatur der Elektronen

• 14.12.1900: Strahlung von glühender Materie durch Einführung des Planckschen


Wirkungsquantums erklärt. Nobelpreis 1918! h = 6,626·10−34 Js als neue Natur-
konstante!

• 1901 Nobelpreis für die Entdeckung (1895) der Röntgenstrahlen!

• 1905 Albert Einstein: Photoeffekt: Photonen treffen auf Metall und lösen Elektronen
heraus.

• 1925, Grundlagen der QM: Werner Heisenberg findet die Matrizenmechanik,

• 1926 Erwin Schrödinger führt mit der Schrödingergleichung HΨ = EΨ die Wellenme-


chanik und Wahrscheinlichkeitsaussagen ein.

• Ende 1940: Quantenelektrodynamik QED: Wechselwirkung zwischen Licht und Materie


Es folgt eine kurze Wiederholung der klassischen Mechanik. Dann stellen wir ihr ohne Her-
leitung die wichtigsten Aussagen der QM gegenüber, damit klar wird, was es bedeutet wenn
man die QM schließlich akzeptiert! Anschließend zeichnen wir die wichtigsten Etappen der
QM nach (Plancksches Wirkungsquantum, Photoeffekt,...), bis wir zu den wichtigen Eigen-
schaften der QM wie dem Doppelspaltversuch und der Heisenberg’schen Unschärferelation
kommen.

3.1 Wiederholung: klassische Mechanik


Die klassische Physik gilt für den Makrokosmos (Sandkörner, Wassertropfen, Gase, Men-
schen, Autos, Flugzeuge, etc..) Für größere Massen wie Planeten, Sonnen, Galaxien gilt die
SRT und ART. Man sucht für ein bestimmtes physikalisches Problem nach der Bewegungs-
gleichung, leitet sie z.B. per Differentialgleichungen (DGL) her, setzt in die Anfangsbedin-
gungen r0 , v0 ein und Woalaa, kann man den Ort und die Zeit eines Körpers, Teilchens,
Objektes in der Zukunft berechnen, wo es eben sein wird und wie schnell es dabei ist.

Die klassische Mechanik beschreibt alle Bewegungsabläufe und auf


Körper wirkende Kräfte in mechanischen Vorgängen (von der Pen-
delbewegung bis zu Wurfbewegungen..) und macht Vorhersagen, an
welchem Ort (x,y,z) sich ein Körper mit der Geschwindigkeit v, zu einer
gegebenen Zeit t in der Zukunft befinden wird.

66
3.1.1 Einige Bewegungsgleichungen
Die Lösung von Bewegungsgleichungen ist eine Trajektorie auf der sich ein Körper mit der
Masse m bewegen wird.

Allgemeine Form der Bewegungsgleichung


Nach dem 2.Newton Axiom war: Kraft F~ ist Masse m mal Beschleunigung ~a.
F~ = m · ~a (3.1)
Die Änderung des Impulses p~ = m~v nach der Zeit dt, also dp/dt ist ebenfalls die Kraft. In
Differential-Schreibweise
X d~p
F i = m · ai = (3.2)
dt

Bewegungsgleichung eines kräftefreien Körpers


d2 r~
(t)
Die Beschleunigung ist ~a = r̈ = dt2
und durch zweimaliges Integrieren der DGL
d2 r~(t)
m·= F~ = 0 (3.3)
dt2
erhält man als Lösung die Bahn des Körpers mit r~(t) ... dem Ort zur Zeit t.
r~(t) = v~0 · t + r~0 (3.4)
Die nach der Integration erhaltenen Integrationskonstanten v~0 sind die Anfangsgeschwindig-
keit zur Zeit t=0 und r~0 der anfängliche Ort zur Zeit t=0, des Körpers.
Der Körper bewegt sich unabhängig von der Masse (m kommt nicht vor) mit konstanter
Geschwindigkeit, geradlinig weiter.

Bewegungsgleichung eines Körpers auf den eine konstante Kraft wirkt


Sagen wir nun, der Körper der sich geradlinig wie zuerst bewegt, fällt zusätzlich hinunter.
Es wirkt zusätzlich die Schwerkraft.
F~G = m~g (3.5)
Wir setzen F mit FG gleich
d2 r~(t)
m· = m~g (3.6)
dt2
Nach erneuter Integration der DGL erhalten wir als Lösung die Bahngleichung
1
r~(t) = ~g t2 + v~0 · t + r~0 (3.7)
2
Diese Lösung stellt einen ballistischen Wurf dar. Ist v0 = 0, so handelt es sich um einen freien
Fall. Auch hier bei der Schwerkraft kommt die Masse m nirgends vor. Wir erinnern uns an
Physik 4: Alle Körper fallen bei Vernachlässigung des Luftwiderstandes gleich schnell.

67
3.2 Neuartige Eigenschaften der Quantenmechanik
Die wichtigsten Kernaussagen der QM sind:
• Während in der klassischen Physik, zB. bei Ellipsenbahn eines Planeten um das Son-
nensystem, jede Entfernung (kontinuierlich) des Planeten zur Sonne möglich ist, gilt
das bei Elektronen umkreisenden Atomkernen nicht mehr! Die Elektronenbahnen sind
diskret mit dem Planck’schen Wirkungsquantum h gequantelt! Sie müssen auf festen
vorgegebenen Bahnen sein, und können keine Zustände (Plätze) dazwischen annehmen
(einnehmen).
• In der QM kann man nicht mehr genaue Bewegungsgleichungen angeben! Durch die
Heisenberg’sche Unschärferelation, kennt man entweder den Ort des Teilchens
oder seine Geschwindigkeit (also den Impuls mit p=mv), aber nie beides zugleich!
• Das führt dazu: während wir in der klassischen Physik von Bahnen sprechen (Plane-
tenbahn, Wurfbahn, Kreisbahn, Autobahn...), können wir in der QM nicht mal mehr
vom Konzept einer Bahn ausgehen. In der QM gelten nur mehr statistische Aufent-
haltswahrscheinlichkeiten durch die Schrödinger Gleichung EΨ = H Ψ ! Man kann
also nie mit 100% -iger Bestimmtheit sagen: dieses Teilchen ist genau dort!
• Kausalität 1: während in der klassischen Physik, ein Sandkorn immer ein Sandkorn ist
und eine Meereswelle immer eine Welle... gilt in der QM der Welle-Teilchen Dualis-
mus: Je nachdem welches Experiment man auf ein und dasselbe Phänomen anwendet
(zB auf Licht..), verhält es sich entweder als Welle oder im anderen Experiment als
Teilchen. 5
• In der klassischen Physik kommunizieren 2 Objekte immer mit einer endlichen Signal-
laufzeit, maximal mit c. In der QM, können Teilchen durch Verschränkung (entan-
gelment), miteinander ihre Spins abstimmen, wo die Signalgeschwindigkeit aber grö-
ßer als die Lichtgeschwindigkeit sein muss, weil sie schon zu weit voneinander entfernt
sind, als das gelte v=s/t bzw. c=s/t!
• Kausalität 2: Während in der klassischen Physik, Albert Einstein sagte6 , der Mond ist
immer da oben auch wenn ich nicht hinsehe... Ist in der QM, alleine nur der Messvor-
gang, also die Beobachtung eines Teilchens ausschlaggebend, was damit passiert!
Kopenhagener Deutung, Bohr: Ein Elektron beginnt erst dann zu existieren, wenn ich
es beobachte. Vorher ist es als Welle vorhanden, wenn ich hinsehe wird es zum Teilchen,
dass aber durch die Heisenberg’sche Unschärferelation nicht genau bestimmt werden
kann→ Wenn es also keine Menschen gibt die hinsehen, gibt es keine Elektronen! 7
5
Na, bekommen Sie schon Kopfweh? Es kommt gleich noch besser...
6
Sie merken schon, unser Held Albert konnte sich nicht so recht mit der QM anfreunden. Auf gemeinsamen
Forschungstagungen, machte er es sich zum Spass, sich für seinen Freund Niels Bohr Gedankenexperimente
auszudenken, wie man die QM zu Fall bringen konnte. Bohrs Part war es am nächsten Tag eine Lösung
aufzutischen, was ihm auch tatsächlich immer gelang!
7
Jetzt haben wir ein sehr großes AUTSCH!!!

68
3.3 Auf dem Weg zur Quantenmechanik:
3.3.1 Das Planck’sche Wirkungsquantum h
Lange Zeit war die Spektralverteilung der Temperatur glühender Körper wegen der Ultra-
violett Katastrophe nicht erklärbar. Es geht dabei um die abgestrahlte Leistung P(λ,T) in
Abhängigkeit zur Wellenlänge λ. 1900 konnte Max Planck8 das Strahlungsverhalten eines
schwarzen Körpers erklären9 und löste damit das Problem der UV-Katastrophe.

Schwarzer Körper und Hohlraumstrahlung


Ein schwarzer Körper10 , ist ein physikalisches System, welches eine gesamte einfallende Strah-
lung absorbiert. Ein Hohlraumstrahler ist eine Box die innen kreisrund ist und nur eine kleine
Öffnung hat wo Strahlung ein und austreten kann. In einem solchen, ist die Strahlung innen
im thermischen Gleichgewicht (GG) mit den Wänden. Die Wände absorbieren und emit-
tieren die Strahlung dabei andauernd. Die kleine Öffnung stört das GG dabei nicht. Die
Temperatur der Wände lässt sich verändern, muss aber immer im GG gehalten werden. Es
zeigte sich:

Die Eigenschaften der Strahlung im Hohlraumstrahler hängen


nur von der Temperatur der Wände ab! Nicht jedoch von der Be-
schaffenheit der Wände (Metall, Keramik, Marmor, etc..) Die von einem
Körper mit der Temperatur T emittierte Strahlungsleistung Pe ist nach
dem Stefan-Boltzmann-Gesetz:

Pe = eσAT 4 (3.8)

σ = 5, 6703·10−8 W/(m2 K 4 )...Stefan-Boltzmann-Konstante, A...Fläche in m2 , e...Emissionsgrad


des Körpers (Er liegt zwischen 0 und 1), welcher von der Oberflächenbeschaffenheit des Kör-
pers abhängt. Beim schwarzen Strahler ist e = 1. Befindet sich ein Körper mit der Temperatur
T in der Umgebung einer anderen Temperatur T0 , so ist seine abgestrahlte Nettoleistung

PN etto = eσA(T 4 − T04 ) (3.9)

8
https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Planck
9
Ursprünglich wurde Planck von einem Glühbirnernhersteller beauftragt die abgestrahlte Energie vom
Glühfaden zu untersuchen. Damals konkurrierten Gaslampenhersteller mit Glühbirnenherstellern. Thomas
Alva Edison hatte 1879 die Kohlefaden Glühbirne erfunden. Daraufhin brach weltweit ein Wettlauf aus,
welche Firmen die Hauptstädte der Welt elektrifizierten und beleuchteten, weil damit viel Geld gemacht
werden konnte. Vor diesem Hintergrund sind die Arbeiten Plancks zu sehen. https://de.wikipedia.org/
wiki/Kohlenfadenlampe
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Alva_Edison
10
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_K%C3%B6rper

69
1893/94 entwickelte Wilhelm Wien11 das nach ihm benannte Verschiebungsgesetz12 .

Das Maximum der elektromagnetischen Strahlung eines schwarzen


Strahlers liegt bei der Wellenlänge λmax und lautet nach dem
Wien’schen Verschiebungsgesetz
2, 898mm · K
λmax = (3.10)
T

1896 fand Wien eine empirische Formel für das Strahlungsgesetz glühender Körper:
C 1
P(λ,T ) = 5
· (c/λT ) (3.11)
λ e
C, c... sind Konstanten. Es war jedoch für große Wellenlängen nicht korrekt.

Spektralverteilung
Das schöne an dem Hohlraumstrahler ist, dass man verschiedene Temperaturen einstellen
kann, und dabei eine ideale Kennlinie von der abgestrahlten Leistung P (λ, T ) nach der Wel-
lenlänge in µm messen kann (Also die Spektralverteilungsfunktion einer gegebenen Tempera-
tur). Die Spektralverteilungsfunktion hat ihr Maximum, beim vorhin genannten Wien’schen
Verschiebungsgesetz.
Temperaturen:
• Bis 600 °C ist die thermische Strahlung eines Schwarzkörpers nicht sichtbar, weil der
Großteil im Infraroten abgestrahlt wird.
• Bei 700 °C wird die Strahlung sichtbar, der Körper erscheint dunkelrot
• 1200 °C ein Buckel wird sichtbar, λmax verschiebt sich zu kürzeren Wellenlängen, die
Farbe geht zu hellrot über.
• 1450 °C ein ausgeprägtes Maximum ist sichtbar, die Farben gehen ins weißglühende,
λmax verschiebt sich zu noch kürzeren Wellenlängen!
Die Experimentell bestimmte Spektralverteilungsfunktion P (λ, T ) für dieses Verhalten wird
auf der linken Seite durch das Wien’sche Verschiebungsgesetz angenähert, und auf der rech-
ten Seite durch dem nach der klassischen Thermodynamik gefundenen Rayleigh-Jeans-
Gesetz13 angenähert:
8π · kb T
P(λ,T ) = (3.12)
λ4
kb ...Boltzmann Konstante. In der Mitte der Spektralverteilungskurve stimmten beide lange
Zeit nicht!
11
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Wien
12
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiensches_Verschiebungsgesetz
13
https://de.wikipedia.org/wiki/Rayleigh-Jeans-Gesetz

70
Ultraviolett Katastrophe

Das Rayleigh-Jeans-Gesetz stimmt nur für große Wellenlängen auf der rechten Seite der
Kurve. Weiter links, in Richtung Maximum hin zu kleineren Wellenlängen der Kurve, versagt
das Rayleigh-Jeans-Gesetz! Für kleinste Wellenlängen mit dem Grenzwert λ → 0 geht das
Rayleigh-Jeans-Gesetz gegen unendlich!

8π · kb T
P(λ→0,T ) = →∞ (3.13)
0
Nach der klassischen Thermodynamik würde ein schwarzer Strahler bei kurzen Wellenlängen
unendlich viel Energie abgeben! Das ist nicht möglich14 .

Planck’sche Verteilungsfunktion

Das Wien’sche Verschiebungsgesetz ist nur richtig für kleine Wellenlängen, das Rayleigh-
Jeans Gesetz ist nur richtig für große Wellenlängen. Der Bereich der Kurve dazwischen war
unbestimmt. Im Jahr 1900 gelang es Max Planck, diesen Missstand zu beheben und eine
allgemeingültige Verteilungsfunktion herzuleiten. Sein erster Schritt war eine Interpolation
zwischen den beiden halb richtigen Gesetzen.

C 1
P(λ,T ) = · (c/λT ) (3.14)
5
λ e −1

Planck ersetzte die Konstanten Wiens durch

C = 2π · h · c20 (3.15)

und
c0
c=h· (3.16)
kb
kb ...Boltzmannkonstante = 1,381 ·10−23 J/K, c0 ...Vakuumlichtgeschwindigkeit.
Somit wird die Planck’sche Interpolation zum Planckschen Strahlungsgesetz15 .

Plancksches Strahlungsgesetz:

2π · h · c20 1
P(λ,T ) = 5
· ((h· c0 )/λT ) (3.17)
λ e kb −1

14
Sogar Sterne welche dort zwar durch Kernfusion bis zu einigen 109 Jahren leben, haben irgendwann
ihren Energievorrat aufgebraucht.
15
https://de.wikipedia.org/wiki/Plancksches_Strahlungsgesetz
https://de.wikibooks.org/wiki/Formelsammlung_Physik/_plancksches_Strahlungsgesetz

71
Lösung der UV-Katastrophe
Die Gesamtenergiedichte w der schwarzkörper Strahlung muss die Summe der Spektralver-
teilungsfunktion P (λ, T ) über alle Wellenlängen sein.

X
w= P (λ, T ) (3.18)
λ=0
und in Integralschreibweise: Z ∞
w= P (λ, T ) · dλ (3.19)
λ=0
Genau hier liegt das Problem. Wird die abgestrahlte Energie, über jede einzelne Wellenlänge
λ auf integriert (bzw. summiert), kommt es wieder zur UV-Katastrophe. Max Planck nahm
an16 , die Energie des Schwarzkörpers kann also keine kontinuierliche Größe sein! Planck
nahm vorerst an, dass die Energiebeiträge pro Wellenlänge, nur in kleinen diskreten Paketen,
den Quanten emittiert und absorbiert wird, damit seine Rechnung stimmt17 und führte die
Hilfskonstante h ein18 !

Quantisierung der Strahlungsenergie:


Die Energie eines Quants ist proportional zur Frequenz der Wärmestrah-
lung.
E =h·f (3.20)

Die Planck Konstante h ist eine Proportionalitätskonstante und nennt


sich das Plancksche Wirkungsquantum:

h = 6, 626 · 10−34 J · s = 4, 136 · 10−15 eV · s (3.21)

1J = 6, 24151 · 1018 eV (3.22)


Das ebenfalls gebräuchliche reduzierte Plancksche Wirkungsquan-
tum ist
h
h̄ = (3.23)

Nun wollen wir das Planck’sche Strahlungsgesetz der abgestrahlten Leistung P(λ,T ) erneut
über alle Wellenlängen integrieren und führen: dλ... Intervallbreite, dPλ ... Leistung abge-
strahlt im Wellenlängenbereich λ bis (λ + dλ), ein:
hc20 A
dP(λ,T ) = 2π · · (hc0 /(λk T )) · dλ (3.24)
λ 5 e b −1
16
Na gut dann geht es eben nicht, dass man jeden!!! Energie Beitrag aufsummiert...
17
Und es eben nicht zur UV Katastrophe kommt...
18
https://de.wikipedia.org/wiki/Plancksches_Wirkungsquantum

72
A... Fläche des Strahlers in m2 , Bei A = 1m2 und durch Integration folgt
8π hc
P (λ, T ) = · (3.25)
λ5 e(hc/(λkb T )) − 1
Mit
f = c/λ → c=f ·λ (3.26)
folgt:
8π h · fλ
P (λ, T ) =· (h·f λ/(λk T )) (3.27)
5
λ e b −1
und wir erhalten die quantisierte Strahlungsformel, mit der Energie E = hf, mit dem Planck-
schen Wirkungsquantum h.

Quantisierte Strahlungsformel: Hier ist E=hf enthalten!


8π h·f
P (λ, T ) = · (h·f /(k T )) (3.28)
4
λ e b −1

Dies war die Geburt der Quantenmechanik!

Max Planck bestimmte damals den Wert seiner Konstante h durch Anpassung der Spektral-
verteilungsfunktion an die ermittelte Kurve des Hohlraumstrahlers und entschuldigte sich
am 14. Dezember 1900 bei der Vorstellung seines Strahlungsgesetzes für diesen mathemati-
schen Trick, wie er es nannte. Ursprünglich bezeichnete er h als Hilfskonstante, da er noch
angenommen hatte, er könnte sie irgendwann durch einen anderen mathematischen Aus-
druck entfernen und wieder mit der klassischen Physik in Einklang bringen. Es war damals
unvorstellbar, dass physikalische Vorgänge nicht kontinuierlich sind! Die Quantisierung oder
Diskretisierung von physikalischen Energien mit diskreten19 Energiewerten E = hf war da-
mals nicht vorstellbar. Man konnte oder wollte nicht wahrhaben, dass die Natur anders ist,
als es die bisherige so schöne Theorie der klassischen Mechanik voraussagte. In Wirklich-
keit war dies aber schon ein sich abzeichnender Bruch mit der klassischen Mechanik! Planck
bekam dafür 1918 den Nobelpreis für Physik zugesprochen.

19
Diskrete Energie bedeutet: Portionen von Werten und keine durchgehenden kontinuierlichen Energiewer-
te. Es sind also immer nur Werte von einem Energie-Level zum nächsten Energie-Level möglich, aber keine
Werte dazwischen. Daher der Name: Quantensprung!

73
3.3.2 Photoelektrischer Effekt
Was Max Planck noch als vorübergehende Hilfskonstante h abgetan hatte, verwendete Albert
Einstein 1905 kühn20 , um den photoelektrischen Effekt, welcher 1887 von Heinrich Hertz
entdeckt wurde, zu Erklären. 1921 bekam Einstein dafür den Nobelpreis verliehen.

Der Photoeffekt
Eine Röhre mit elektrischer Beschaltung wird Lichteinstrahlung ausgesetzt. Die Röhre be-
steht aus einer Anode (positiv) und einer Kathode (negativ). Bei Lichteinstrahlung auf
die Metalloberfläche der Kathode, werden Elektronen aus ihr gelöst.

Photoeffekt: Wenn Photonen (Lichtquanten, elektromagnetische Strah-


lung) genug Energie haben, um bei einem Stoß mit Atomen oder Mole-
külen (zB. Metalle), Elektronen aus ihren gebundenen Zustand heraus-
zulösen, so spricht man vom Photoeffekt.
Äußerer Photoeffekt: Elektronen werden aus der Metalloberfläche frei-
gesetzt und stehen als freie Ladungsträger zur Verfügung (Elektronen-
strom). Sichtbares Licht (Lichtstrahlung) reicht dafür aus.
Innerer Photoeffekt: In der Sperrschicht eines Halbleiters werden Elek-
tronen frei (eine höhere Energie ist dafür nötig).

Wenn die negativen Elektronen so viele sind, das ein Strom zur pos. Anode fließen kann,
spricht man vom Elektronenstrom. Die positive Spannung U beschleunigt die negativen Elek-
tronen sozusagen zur Anode. Dreht man die Spannung U voll auf, so erreichen alle Elektronen
die Anode, der Strom wird maximal und erreicht einen Sättigungswert. Um 1900 beobachtete
Philip Lennard, dass der Sättigungswert proportional zur einfallenden Lichtinten-
sität ansteigt. Polt man die Spannung um, und legt zwischen A und K eine negative
Spannung -U an, so werden die zur Anode wandernden Elektronen gebremst! Es erreichen
nur mehr jene Elektronen die Anode, deren kinetische Energie größer als die
Bremsspannung |U0 | ist. Die Beziehung zwischen der maximalen Bremsspannung e·U0
und der kinetischen Energie ist.
mv 2
e · U0 = ( )max (3.29)
2
e ...Elementarladung mit e = 1,602·10−19 C. Überschreitet |U| die maximale Bremsspannung
|U0 |, so wird der Elektronen Strom gleich Null (keine Elektronen erreichen die Anode)!

Die maximale Bremsspannung |U0 |, hängt nicht von der einfallenden


Lichtintensität ab!
20
Kühn deswegen, weil das Planck’sche Wirkungsquantum so neuartig war, dass viele es nicht 100% ig ernst
nahmen. Außerdem war nicht gesichert, ob das Konzept der Quantisierung der Strahlung eines schwarzen
Körpers, auch woanders Gültigkeit hatte. Aber mit h gelang Einstein der Durchbruch zur Erklärung des
Photoeffektes. Mit einem Schlag hatte Einstein die mögliche Gültigkeit von h gefestigt.

74
Man vermutete damals, dass eine Erhöhung der Lichtstrahlung auf die Kathode, auch zu
einer höheren kinetischen Energie der herausgelösten Elektronen führt. Das war aber nicht
der Fall!

Einsteins Erklärung: Licht besteht aus Teilchen den Photonen


Albert Einstein fand mit dem Planckschen Strahlungsgesetz eine Analogie zwischen elektro-
magnetischer Strahlung und idealem Gas aus Materie Teilchen. Einstein nahm Max Planck
beim Wort und postulierte, Licht mit der Energie E, sei ebenfalls quantisiert! Licht be-
steht aus Energiepaketen, den Lichtquanten (Photonen). Die Lichtteilchen (Lichtquan-
ten) nannte er Photonen.

Einsteins Teilchenmodell des Lichts: Licht mit der Frequenz f be-


steht aus Lichtquanten (Photonen) mit der Energie

E =h·f (3.30)

Planck’sches Wirkungsquantum: h = 6,626·10−34 Js

Ein durch Lichtstrahlung aus der Metalloberfläche herausgelöstes Elektron, erhält die Ener-
gie eines einzigen Lichtquants (Photon). Bei größerer Lichtintensität, erreichen zwar mehr
Photonen pro Zeiteinheit die Metalloberfläche, die absorbierte Energie eines Elektrons wird
deswegen nicht größer! Um ein Elektron aus der Metalloberfläche herauszulösen, muss näm-
lich Austrittsarbeit WA verrichtet werden.

Photoelektrische Gleichung: Die maximale kinetische Energie eines


Elektrons, ist die Energie hf eines Photons, minus der Austrittsarbeit WA
der Metalloberfläche.
mv 2
( )max = eU0 = hf − WA (3.31)
2

Zeichnet man die Bremsspannung U0 auf der y-Achse, gegen die Frequenz des Lichtes auf
der x-Achse
hf − WA
U0 = (3.32)
e
erhält man eine Gerade mit der Steigung h/e. Dort wo die Gerade die x-Achse schneidet, ist
die Grenzfrequenz wo keine Elektronen mehr herausgelöst werden können.

Experimenteller Nachweis
Der Experimentelle Nachweis der Einstein’schen These zum Photoeffekt, gelang Robert Mil-
likan erst zwischen 1914 und 1916. Auch konnte er den Wert der Planck Konstante h verifizie-
ren. Für jedes Metall existiert eine andere Grenzfrequenz fg , unterhalb der keine Elektronen

75
mehr herausgeschlagen werden können. Wenn man die kinetische Energie der Elektronen
Ekin = 0 setzt, erhält man mit die Beziehung

0 = h · fg − WA (3.33)

welche mit f = c/λ die Austrittsarbeit WA ergibt:

c
WA = h · fg = h · (3.34)
λg
Unterhalb der Grenzfrequenz fg ist die Energie der einfallenden Licht-
strahlung geringer als die erforderliche Austrittsarbeit WA , somit können
unterhalb fg keine Elektronen mehr aus dem Metall herausgelöst werden.

Die Elektronen werden beim Auftreffen von Licht instantan, ohne jede Zeitverzögerung aus
der Metalloberfläche geschlagen. Die klassische Mechanik verlangte eine Verzögerung. Die
QM jedoch, erklärte dieses wie folgt: Die Energie der Photonen ist unabhängig von ihrer
Intensität. Somit kann auch eine kleine Anzahl von Photonen sofort Elektronen aus der
Metalloberfläche schlagen.

Learning by Doing - Beispiel:


Berechne mit f=c/λ die Energie von Photonen des sichtbaren Lichtes und gib sie in eV an.
(Die Austrittsarbeit für Metalle wird in Elektronenvolt eV angegeben. Daher ist es logisch die
Energie der Photonen damit zu vergleichen.).

hc
E =h·f = (3.35)
λ
Der Wert für hc ist mit 1 J = 6,24151 ·1018 eV gleich:

h · c = 4, 136 · 10−15 eV s · 3 · 108 m/s = 1, 2408 · 10−6 eV · m = 1240, 8 eV · nm (3.36)

Violettes Licht bei 400 nm


1240, 8nm
E= = 3, 102eV (3.37)
400nm
Dunkelrotes Licht bis UV bei 700 nm
1240, 8nm
E= = 1, 773eV (3.38)
700nm
Das sind die Energien von Photonen des sichtbaren Lichts.

76
Learning by Doing - Beispiel:
A) Berechne die Austrittsarbeit von Kalium (λg = 564 nm).
B) Berechne die maximale Bremsspannung U0 von Licht bei einer Wellenlänge von 400 nm.
zu A)
hc 1240, 8eV · nm
W A = h · fg = = = 2, 2eV (3.39)
λg 564nm
1240, 8nm
E= = 3, 102eV (3.40)
400nm
Die Austrittsarbeit für Kalium ist 3,102 eV.
zu B)
mv 2
( )max = eU0 = hf − WA = 3, 102eV − 2, 2eV = 0, 9eV (3.41)
2
Die maximale Bremsspannung beträgt für Kalium -0,9 V

77
3.3.3 Röntgenstrahlung (X-rays) und Röntgenspektrum
1895 entdeckte W. Röntgen, als er mit Elektronenstrahlröhren experimentierte, dass dabei
Strahlen entstehen, welche lichtundurchlässige Materialien (nämlich fast alle: Papier, Holz,
Keramik, Metalle ) dennoch durchdringen können. Er erkannte, dass mit steigender Dichte ρ
der Materialien, die Strahlen schwächer werden. Das erste veröffentlichte Röntgen-Foto, war
die Hand seiner Frau mitsamt ihrem Ring21 . Sofort erkannte er die Bedeutung für die Me-
dizin! 1901 bekam Röntgen als erster den Nobelpreis für Physik22 und die Strahlen wurden
ihm zu Ehren nach Röntgenstrahlung (X-rays) genannt!

Die klassische Theorie des Elektromagnetismus, sagte die Existenz elektromagnetischer Wel-
len, durch beschleunigte oder abgebremste Ladungen voraus. X-rays entstehen beim
Aufprall von Elektronen auf der Anode einer Röntgenröhre. Röntgenstrahlung ist
Bremsstrahlung wenn elektrische Ladungen abgebremst oder beschleunigt werden. Das Pho-
tonenmodell erklärt die scharfe Grenze des kontinuierlichen Röntgen-Spektrums im kurzwel-
ligen Bereich.

Entstehung von X-rays: In der Röntgenröhre treffen Elektronen auf


die Anode, werden dort stark abgebremst und erzeugen durch Stoßpro-
zesse Photonen (also Licht). X-rays sind somit die Umkehrung des
Photoeffektes!
In der Röhre herrscht die Beschleunigungsspannung U. Nach dem Durchlaufen der Elektro-
nen durch diese Spannung U, haben die Elektronen die kinetische Energie

Ekin = e · U (3.42)
e ...Elementarladung mit e = 1,602·10−19 C. Mit E = h·f (und wieder hält das Plancksche
Wirkungsquantum Einzug, Die Röntgenstrahlung kann auch mit dem Teilchenmodell des
Lichts erklärt werden!) gleichgesetzt folgt
e · U = h · f = Emax (3.43)
als Maximalenergie einzelner Photonen.
c
λ·f =c bzw. f= (3.44)
λ
Die Beschleunigungsspannung U ist mit der Mindestwellenlänge verknüpft:
c
e·U =h·f =h· (3.45)
λmin
21
Auch Nikolai Tesla experimentierte mit Elektronen Röhren und machte Fotografien. Aber leider erkann-
te er nicht was er aufgenommen hatte und kam erst durch seinen Assistenten, der von Röntgen gehört
hatte, erst zwei Wochen später drauf, dass er der erste sein hätte können, der die neuartigen Strahlen von
Elektronenröhren entdeckte. Tesla holte die Fotoplatte heraus, stieß einen Schrei aus und warf sie zu Boden!
22
Pech für Tesla, Glück für Röntgen! Beinahe würden wir heute von Teslastrahlen reden, hätte er seine
verschwommene Aufnahme richtig gedeutet.

78
Wird ein einziges Photon mit der maximalen Energie eU eines Elektrons emittiert, so
entspricht dieser Emax einer Röntgenstrahlung mit der

minimalen Wellenlänge:
h·c h·c
λmin = = (3.46)
E e·U

Röntgenspektrum
Das X-ray Spektrum einer Anode aus Molybdän besteht aus scharfen Linien, dem cha-
rakteristischen Spektrum. Es schaut für jedes Anodenmaterial anders aus (Ist also cha-
rakteristisch für die Anode..) und kommt durch Übergänge innerer Elektronen im Atom
zustande. Elektronen niederer Orbitale werden herausgeschlagen. In diese freigewordenen
Orbitale können Elektronen aus höheren Orbitalen springen und Strahlung wird frei: eben
das charakteristische Linienspektrum. Ein optisches Spektrum hingegen, kommt durch
Übergänge äußerer Elektronen zustande. Dem charakteristischen Spektrum ist ein zweites,
ein kontinuierliches Bremsstrahlenspektrum überlagert.

Learning by Doing - Beispiel:


Berechne die minimale Wellenlänge bei einer Beschleunigungsspannung einer Elektronenröhre
von U = 30 kV.

h·c 6, 626 · 10−34 Js · 3 · 108 m/s


λmin = = = 413, 3nm (3.47)
e·U 1, 602 · 10−19 C · 30000V

3.3.4 Photonenimpuls und Compton Streuung


Nach der erfolgreichen Erklärung des Photoeffektes und der Röntgenstrahlung, fragte man
sich, ob Photonen nicht dennoch einen Impuls haben. Nach der SRT war die Ruhemasse:
m = √ m02 2 , somit folgt für die Energie E = mc2
1−v /c

m0
E = mc2 = q · c2 (3.48)
1 − v /c
2 2

Da die Masse auch m = E/c2 ist, folgt für den Impuls p = mv

m0 E
p= q ·v = ·v (3.49)
1 − v 2 /c2 c2

79
Und wieder können wir Planck Formel E=hf einsetzen:
E hf
p= 2
·v = 2 ·v (3.50)
c c
Nachdem sich Photonen immer mit Lichtgeschwindigkeit c bewegen wird v = c:

hf hf
p= · c = (3.51)
c2 c
und c =λ · f eingesetzt ergibt
hf h
p= = (3.52)
λ·f λ

Der Photonenimpuls p ist somit mit der Welleneigenschaft λ


verknüpft. Energie E und Impuls p von Photonen hängen mit der Fre-
quenz f und der Wellenlänge λ wie folgt zusammen:
h
E =h·f p= (3.53)
λ

Eigenschaften von Photonen:

• Licht breitet sich nach SRT und ART mit Lichtgeschwindigkeit aus. Die Lichtteilchen
(Photonen) müssen sich also immer mit Lichtgeschwindigkeit bewegen.

• Photonen sind masselose Teilchen mit m0 = 0 und besitzen aber dennoch Energie und
Impuls!! Vergleiche die klassischen Formeln!

• Für m0 = 0 und v=c wäre der klassische Impuls p = mv = √ m0


·v =√ 0
·v = 0
0
1−v 2 /c2 1−c2 /c2
und E = mc2 = √ m0
· c2 = √ 0
· c2 = 0
0
unbestimmt.
1−v 2 /c2 1−c2 /c2

• Wäre die Ruhemasse von Photonen m0 6= 0, so wäre für v=c, Energie und Impuls
unendlich.
p = √ m02 2 · v = √ 1 2 2 · v = 10 · v = ∞ · v = ∞ und
1−v /c 1−c /c
E = mc2 = √ m0
·c = √
2 1
· c2 = 1
0
· c2 = ∞ · c2 = ∞
1−v 2 /c2 1−c2 /c2
Mit Masse behaftete Teilchen können daher nie Lichtgeschwindigkeit c erreichen!

Gibt es einen realen Impulsübertrag durch Licht bzw. Lichtstrahlung?


Trifft ein Strom aus vielen Photonen auf eine Körper, so wird durch Impulsübertrag ein
Druck auf diesen ausgeübt.
Pstr
pstr = (3.54)
c·A
80
Pstr ... Strahlungsleistung auf Fläche A (Area). Der Strahlungsdruck pstr der Sonne ist bei
Kometen (Schweife) zu sein.
Herleitung: λ = c/f , N Photonen treffen mit dem Impuls p=h fc in der Zeit t auf die Fläche
A. Der Impulsübertrag (Kraftstoß) Ft ist:

1 f
Ft = N · p bzw. F = N ·h (3.55)
t c
Druck ist bekanntlich Kraft pro Fläche, somit ist der Strahlungsdruck:

F f 1
pstr = = (N h )/A = Pstr (3.56)
A tc cA

Compton Effekt (1913)


1922: Werden Röntgenstrahlen an einem Graphitblock gestreut, so verringert sich ihre Fre-
quenz. Erklärung der Frequenzverringerung mit dem Photonenmodell (Teilchenmodell!) E=hf

Compton Effekt: Bei der Streuung stoßen Photonen elastisch mit freien
Elektronen zusammen. Diese geben beim Stoß einen Teil ihrer Energie
E = hf ab, die gestreuten Photonen haben daher die geringere Energie
E0 = hf0 . Berechnung mit Erhaltungssätzen von Energie und Impuls.

Dadurch: Bestätigung der Vorhersage p = h/λ für den Photonenimpuls.

3.4 Teilchen-Wellen Dualismus von Licht


Philosophisch betrachtet:

• Sind die Wellen und Teilchen Eigenschaften des Lichtes Widersprüche der Natur? (Oder
unseren Vorstellungen..)

• Je nach Experiment ist einmal das Teilchenmodell, dann das Wellenmodell heran zu-
nehmen. Weitere Experimente könnte andere wiederum neue Modelle nötig machen.

• Es existiert eine Theorie Quantenelektrodynamik QED, die Licht korrekt beschreibt


(experimentell überprüfbar). Alltagserfahrungen sind mit Quantenmechanik nicht nach-
vollziehbar.

• Bzw. provokant: Wir wissen eigentlich noch nicht was genau eine Welle zur Welle macht
oder zu einem Teilchen (Elektron), bzw. wann ein Teilchen zur Welle wird. Teilchen
haben meistens Masse, eine Welle nicht, dafür transportiert sie Energie! Also wann wird
eine masselose Welle, die Energie transportiert, zu einem massebehafteten Teilchen?
Hat Einstein mit E=mc2 auch den Welle-Teilchen-Dualismus aufs Korn genommen?

81
Max Born These:

Die QED (Entwicklung von ca. den 20er Jahren bis - 1948 bis heute) beschreibt:

• Erzeugung und Absorption von Licht durch geladenen Materie.

• Umwandlung von Strahlung in Materie: Erzeugung von Teilchen und Antiteilchen


(Antimaterie)23 .

3.4.1 Licht im Alltag: Eine Welle?


Sonnenlicht
Beim Badeurlaub am Strand, trifft uns Sonnenlicht mit dem Intensitätsmaxima: λ =
500nm ≈ 2,5 eV Photonenenergie. PSonne = 1400W/m2 , ergibt einen Photonenfluss von ca.
N = 3,5·1021 T eilchen/(m2 s) Analogie zu Gas: Auftreffen von N Molekülen an Behälterwand
erzeugt kontinuierlichen Druck.

Wegen der hohen Anzahl N, der bei uns ankommenden Photonen, er-
scheinen sie uns in der Alltagserfahrung als Welle.

Bei kleiner Photonenanzahl N werden Teilchenaspekte sichtbar.

Beugung am Spalt, ein Wellenphänomen


Kleine Lichtintensität: erzeugt hinter Spalt bei Photoplatte nach längerer Belichtung ein
Schwärzungsmuster. Kurze Belichtung: keine Streifen, bzw. Muster Bildung. Bei Langzeitbe-
lichtung: Wo die interferierende Welle eine maximale Amplitude besitzt, bilden sich Streifen.
Dort treten die größten Feldstärken der em-Welle auf, bzw. dort treffen die meisten Photonen
auf.
Absorbierte Lichtenergie Iabs ist proportional in:

• Wellentheorie: zum Quadrat der Amplitude (Feldstärke) der Welle: Iabs ∝ E 2

• Teilchentheorie: zur Anzahl N der Photonen: Iabs ∝ N

Die Photonendichte σ ist proportional zum Quadrat der Amplitude der


Lichtwelle: σ ∝ |E|2

Keine Aussage über genaue Lage der Schwärzungspunkte. Wiederholung des Experimentes:
andere Verteilung der Schwärzungspunkte! Es sind nur Wahrscheinlichkeitsaussagen
möglich! 1927 Max Born erstellt Deutung zum Wellen-Teilchenaspekt:
23
Sie wissen: Man gebe in einen Kochtopf: matter and antimatter and does not matter, rühre einmal kräftig
um... and then... Bumm (-;

82
Born’sche Deutung (I)
Das Quadrat der Amplitude der Lichtwelle ist einer Wahrscheinlichkeit W
proportional, Photonen in einem bestimmten Raumbereich anzutreffen.
|E|2 ∝ W

Photonen, Elektronen, etc. sind neuartige24 Quantenobjekte.

3.5 Welleneigenschaften der Materie


3.5.1 De-Broglie Hypothese (1923) - Materiewellen
De Broglie stellte folgende Frage: Wenn Licht Teilcheneigenschaften hat, gilt dann auch
umgekehrt dass Elektronen als Teilchen auch Welleneigenschaften haben? Vermutung: Das
E = hf und p = λh bzw. (E= h̄ω, p~ = h̄~k) auch für Elektronen gelten. Folgerung: Ein Strahl
aus Elektronen der eine kleine Öffnung durchquert, soll an dieser gebeugt werden (Genauso
wie Licht am Spalt gebeugt wird!). Sichtbares Licht hat eine Wellenlänge von: λ = 400 nm
... 600 nm, Für Elektronen war sie unbekannt: λe = ? De-Broglie Wellenlänge leitet sich aus
der kinetischen Energie für ein freies Teilchen her. Fast steht bei der kinetischen Energie hier
p2 . Da der Impuls p=mv ist, müssen wir den Term der kinetischen Energie mit m erweitern.

mv 2 m mv 2 m2 v 2 p2
Ekin = = · = = (3.57)
2 m 2 2m 2m

2mEkin = p2 (3.58)

q
p= 2mEkin (3.59)
Nun wird p=h/λ → λ=h/p eingesetzt:

De-Broglie Wellenlänge: Ein Teilchen mit der kinetischen Energie


Ekin und der Masse m hat die De-Broglie Wellenlänge:
h
λd = √ (3.60)
2mEkin

Experimente zeigen: Bei Beschleunigungsspannungen von wenigen Volt, ist λd mit Atomab-
ständen in Kristallen vergleichbar. Diese dienen als Beugungsgitter.

24
Das waren sie zwar schon immer, aber erst jetzt sind wir am Weg das zu schnallen.

83
Learning by Doing - Beispiele:
Wellenlänge vom Elektron mit der kinetischen
√ Energie Ek = eU = 1 eV, me = 0,5 MeV Wir
hatten bei De-Broglie für den Impuls p = 2me · eU .
me = 9, 1 · 10−31 kg, e = 1,602 ·10−19 C

h h 6, 626 · 10−34 Js
λd = =√ =√ = 1, 227nm (3.61)
p 2me · eU 2 · 9, 1 · 10−31 kg · 1, 602 · 10−19 C · 1V

3.5.2 Davisson - Germer Experiment (1927)


Davisson und Germer untersuchten an den Bell-Laboratories die Elektronenbeugung25 auf
einem Nickelkristall. Sie bestätigten die De-Broglie Hypothese und bekamen dafür 1937 den
Nobelpreis.
Aufbau: Elektronenquelle, Nickel Kristall und Faraday Becher (zur Messung der Intensität
der Elektronen) im Vakuum. Die Elektronen wurden senkrecht auf die Oberfläche des Ni Kri-
stalls geschossen. Sie wurden beim Streuwinkel ϕ gestreut. Die Elektronen laufen normal zur
Kristallebene, sind also senkrecht zur Kristalloberfläche ausgerichtet. Erwartung: Streuwin-
kel und Intensität der gemessenen Elektronen sind äquivalent zueinander. Tatsächlich hängt
die Intensität aber vom Streuwinkel ab und ergibt ein Interferenz Muster. Die Maxima der
Interferenzmuster gehorchen der Bragg-Gleichung (Siehe Beugung von Röntgen Strahlen).
Die Bragg-Gleichung sagt dass Konstruktive Interferenz gegeben ist bei:

Bragg-Gleichung: für konstruktive In-


terferenz:

d · sinϕ = n · λ (3.62)

d...Abstand zwischen parallelen Gitterebenen, λ...Wellenlänge (der Röntgenstrahlung), ϕ...Winkel


zwischen Röntgenstrahl und Gitterebene(Braggwinkel), n... Zahl für die Beugungsordnung.

λ
sinϕ = n (3.63)
d
umgestellt:
d
λ= · sinϕ (3.64)
n
25
https://www.leifiphysik.de/quantenphysik/quantenobjekt-elektron/versuche/
versuch-davisson-und-germer

84
Learning by Doing - Beispiele: Gesucht: Wellenlänge aus Davisson-Germer Experiment:
De- Broglie Ansatz:

h h 6, 626 · 10−34 Js
λd = = √ = √ = nm (3.65)
p 2me · eU 2 · 9, 1 · 10−31 kg · 1, 602 · 10−19 C · 54V
Davisson Germer fanden eine Maximale Interferenz bei einem Winkel von 50°. Atomabstand
Ni-Kristall d = 0,215 nm, Beugungsmaxima 1.Ordnung: ist bei ϕ = 50ř und n=1.
0, 215nm,
λ= · sin(50ř ) = 0, 1647nm (3.66)
1
bei Ek = eU = 54 V.

3.5.3 Doppelspaltversuch mit Elektronen


Zunächst mit klassischen Teilchen (Newton Mechanik): kleine Steinchen, geschossen durch 2
kleine Öffnungen ergeben folgende Verteilung W12 = W1 + W2
Elektronen verhalten sich gänzlich anders!
• Ein Spalt offen: Beugung am Einfachspalt. Man sieht ein breites unscharfes Bild des
jeweils anderen Spalts.

• Beide Spalte offen: Interferenzbild einer Welle an Doppelspalt! mit W12 6= W1 + W2

Born’sche Deutung (II): Elektronen die durch nur einen engen Spalt
durchgehen, werden durch eine Welle ψ PSI beschrieben. Bei 2 offenen
Spalten ist die Auftritts-Wahrscheinlichkeit der Elektronen hinter den
Spalten mit ψ 2 gegeben. (Dem Quadrat der Amplitude der Welle PSI.)

Elektronen als Wellenfunktion ψ oder: Haben Elektronen überhaupt eine Bahn?


Elektronen werden als Wellenfunktion ψ dargestellt:
• ψ ist eine Wahrscheinlichkeitswelle.

• ψ 2 bestimmt die eine Aufenthalts-Wahrscheinlichkeit eines Quanten-Teilchens, Quan-


tenobjektes.
Eine reine Sinuswelle:
t x
ψ = y0 · sin2π( − ) (3.67)
T λ
hat positive und negative Anteile die sich aufheben können. Daher kann das keine Wahr-
scheinlichkeit sein! Zur Erinnerung: Photonen treffen dort ein, wo die Wellen-Intensität
am I größten war. I = ψ 2 also ist ψ 2 mit ψ 2 ≥ 0 eine Aufenthalts-Wahrscheinlichkeit.

85
Sogar einzelne Elektronen liefern das Interferenzbild, wenn beide Spalte
offen sind!!!

NUN KOMMT DAS GROßE DILEMMA26 DER QUANTENMECHANIK!

Will man wissen welchen Weg Elektronen genommen haben und bringt einen Zähler hinter
den beiden Spalten an, dann verschwindet das Interferenzbild!

Durch die Ortsbestimmung der Elektronen verschwindet das Interferenz-


muster. Weiß man durch welchen Spalt sie gegangen sind, dann interfe-
rieren sie nicht!

Man kann in ein und demselben Experiment nicht gleichzeitig


die Interferenz und die Bahn eines Quantenteilchens messen!

Also: Haben Elektronen überhaupt eine Bahn?

3.5.4 Beugung makroskopischer Objekte


Wo ist die Grenze ab der makroskopische Objekte wie Atome, Moleküle nicht mehr gebeugt
werden können? Bei mikroskopischen Quanten-Objekten wie Elektronen geht es bekanntlich.
Experiment 1999 Uni Wien: Markus Arndt, Anton Zeilinger Beugung von großen
Fulerenen (C60 Kohlenstoff Molekülen) am Beugungsgitter.

C60 Kohlenstoff Moleküle zeigen durch Beugung am Gitter Welleneigen-


schaften!

Größe von:

• Proton, Neutron: d = 1,5 ·10−15 m = 1,5 fm

• Atomkern: d = 10 ·10−15 m = 10 fm

• Atom-Durchmesser mit Elektronenwolke: d = 10−10 m

• C60 Kohlenstoff Molekül: 1 nm = 1·10−9 m

(Fermimeter) 1 fm = ·10−15 m
26
In jedem großem Dilemma, steckt das Potential für einen Nobelpreis. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch,
dass wenn sie nachher auf die Uni gehen und Physik studieren, nach 8-10 Jahren den Dr haben, dieses
Problem noch immer ungelöst ist und sie daran werken können.

86
3.6 Heisenberg’sche Unschärferelation
Teilchenbahn, Elektronenbahn in der Blasenkammer versus: Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
mit Wellenfunktionen ψ.

3.6.1 Wie genau sind Teilchenbahnen bestimmbar?


Braunsche Röhre: Bestimmt Elektronenbahn. Elektronen werden mit Spannung U beschleu-
nigt und treten durch Loch in Anode und erzeugt einen Leuchtfleck.

Wie klein darf d sein damit Interferenz scharf bleibt?


• Blendendurchmesser d  λ: e- Strahl wird aus Welle ausgeblendet.
• Blendendurchmesser d ≈ λ: Beugungserscheinugen: e- Strahl wird zu Kreiswellen (Aus-
einanderlaufen der e-).
Teilchenstrahl wo Teilchen parallel laufen: d  λ:

Teilchenbahnen sind nur mit einer Genauigkeit von einigen λd (De-


Broglie Wellenlängen) bestimmbar.

Ist d ≈ λ, so ist wegen der Beugung das Auftreffen der e- nicht vorhersagbar. Beugung:
macht Bewegungsrichtung unbestimmbar. Je genauer man den Weg der e- misst, umso breiter
(ungenauer) wird die Impulsverteilung (und umgekehrt).
Dilemma27 .
Man kann bei einem Elektronenstrahl nie gleichzeitig die genaue Ge-
schwindigkeit oder den genauen Aufenthaltsort messen.

Gedankenexperiment: Beugung am Spalt


Beugung vom e- Strahl an Einzelspalt mit Breite d.
λ
sin(α) = (3.68)
d
Winkel α: bestimmt erstes Beugungsminimum. Fast alle Teilchen breiten sich in diesem
Bereich von α aus und erzeugen ein Beugungsbild. Impulse px quer zum Teilchenstrahl
streuen mit ∆px um den Mittelwert 0.
λ h λ h
∆px ≈ p · sin(α) = p · = · = (3.69)
d λ d d
Will man also den Ort der e- mit einer Unschärfe von ∆x = d festlegen, so ergibt sich die
h
Unschärfe des Impulses automatisch zu der Größenordnung von ∆px = ∆x .

∆x · ∆px ≈ h (3.70)
27
Das wiederum öffnet der Science-fiction alle Türen. "Beam me up Scotty!"(-;

87
Heisenberg Mikroskop
Bestimmung der Unschärfe mittels des Heisenberg-Mikroskops. Die Ortsmessung vom Elek-
tron erfolgt mittels gestreuten Licht und ist abhängig vom Auflösungsvermögen des Mikro-
skops. Aus der Optik:
λ
d= (3.71)
sin(α)
Die Genauigkeit bzw. Unsicherheit der Lokalisation (Ortsbestimmung) ∆x ist:

λ
∆x = d = (3.72)
sin(α)

Ist die Wellenlänge klein, so ist sin(α) groß (also genauer), aber auf Kosten des Impulses (die-
ser ist ungenauer). Am Schirm des Mikroskopes wird ein gestreutes Photon registriert. Das
Photon ist innerhalb vom Winkel α unbestimmt → Der Rückstoß vom Elektron
ist auch unbestimmt.
h
∆px,e− ≈ ∆px,P hoton = pP hoton · sin(α) = · sin(α) (3.73)
λ
Die Genauigkeit bzw. Unsicherheit der x-Komponente vom Impuls ist:

h
∆px = · sin(α) (3.74)
λ
Nun werden Orts und Impuls Unsicherheiten multipliziert:

λ h
∆x · ∆px = · sin(α) ≈ h (3.75)
sin(α) λ

ergibt Final:

∆x · ∆px ≈ h (3.76)

Dies gilt für alle x, y, z Koordinaten:

∆y · ∆py ≈ h (3.77)

∆z · ∆pz ≈ h (3.78)
Aber keine Beschränkung für ∆x · ∆py , usw...
Eine minimalste Unschärfe h̄/2 ist durch gaußartige Funktionen (Wellenpaket) bestimmbar.

88
Heisenberg’sche Unschärferelation: Ort und Impuls von Quanten-
Teilchen können nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt werden! Orts-
unschärfe: ∆x, Impulsunschärfe: ∆p Das Produkt aus beiden ist größer
h
gleich das Plancksche Wirkungsquantum h, h̄ = 2π

1
∆x · ∆p ≥ · h̄ (3.79)
2

Seit Heisenberg kann man nur mehr Aussagen über das statistische Verhalten von Quanten-
Teilchen machen.

Es sind keine genauen Vorhersagen über einzelne Quanten-Teilchen mög-


lich. Die Heisenberg’sche Unschärferelation schränkt die Berechenbarkeit
von Abläufen von mikroskopischen Naturvorgängen ein.

Die Bahn von e- in der Nebelkammer sind durch Tröpfchenbildung aber sichtbar. Warum?
Weil der Durchmesser der Tröpfchen einige 10 µm beträgt und somit größer als λd ist, und
somit der Fehler der Ortsbestimmung viel größer als die Ortsunschärfe selber ist.

Energie Unschärfe
Es gibt aber auch eine Unschärfe in der Zeitdauer ∆t von physikalischen Vorgängen und
ihrer Energie ∆E ! Ein Wellenpaket der Länge ∆x fliegt am Messapparat vorbei. ∆t ist die
Zeitdauer, die das Wellenpaket braucht um die Wegstrecke ∆x zurückzulegen. Die kinetische
Energie eines freien Teilchens führt zur Energie Unschärfe ∆E
p2 p
Ek = −→ ∆E = · ∆p (3.80)
2m m
m
∆p = · ∆E (3.81)
p
Die Geschwindigkeit des vorbei ziehenden Wellenpaket mit v=s/t führt zur Zeit Unschärfe
∆t
∆x ∆x ∆x m
v= −→ ∆t = = = · ∆x (3.82)
∆t v p/m p
p
∆x = · ∆t (3.83)
m
Wir haben dabei p = mv → v = p/m eingesetzt und den Doppelbruch aufgelöst. Ausgehend
von der Orts - Impuls Unschärfe ∆x · ∆p ≥ 21 · h̄, setzen wir die neu gewonnenen Terme für
Energie und Zeit ein:
p m 1
∆t · ∆E ≥ · h̄ (3.84)
m p 2
und das ergibt die Energie-Zeit Unschärferelation:

89
Die Genauigkeit der Energie ∆E eines Teilchens, während eines Vorgan-
ges ∆t ist die: Energie-Zeit Unschärferelation:
1
∆E · ∆t ≥ · h̄ (3.85)
2

Der Teilcheneigenschaft Energie kann man eine Frequenz


(Welleneigenschaft) zuordnen!
.
Genauigkeit Energiemessung = Genauigkeit der Frequenzmessung

• Energieunschärfe ∆E = 0 : Entspricht unendlich langer Welle (harmonisch) mit genau


einer Frequenz.
• Energieunschärfe ∆E > 0 : Die Wellenfunktion des Teilchens ist eine Überlagerung
verschiedener Frequenzen. Dabei treten Schwebungen auf, in umso kürzeren Zeiten, je
größer die Frequenzunterschiede sind.
Die Unschärferelation folgt aus der Tatsache, dass Quantenobj. durch ihre Wellenfunktion
bestimmt sind. Durch Wiederholung der Messung von unscharfer Messwerte, schwanken diese
einzelnen Messwerte statistisch verteilt entsprechend der Wellenfunktion.

3.7 Beispiele Unschärferelation


Mit Schrödingers Wellenmechanik können Energie Niveaus von Elektronen berechnet werden.
Am besten klappt es mit dem H-Atom. Für komplexe Atome gelten Näherungen.

3.7.1 Stabilität von Atomen


Können Elektronen ihre gesamte Energie Abstrahlen und in den Kern fallen? Im Raumbe-
reich ∆x ≡ L sind Elektronen um den Kern anzutreffen. Der Ortsunschärfe ∆x entspricht
einer Impulsunschärfe ∆p. Die Elektronen bewegen sich in alle Raumrichtungen Lx , Ly , Lz ,
können aber die Atom-Umgebung nicht verlassen. Der mittlere Impuls ist Null, der aktuelle
Impuls hat die Größenordnung der Unschärfe ∆p. Es war ja ∆x · ∆p >= h/2π

p2 (∆p)2 1 h 2 h2
Ekin = = = ·{ } = (3.86)
2m 2m 2m ∆x 2mL2
Je kleiner der verfügbare Raum L, umso größer ist die kinetische Energie!
(Da L Quadrat im Nenner steht.)

Elektronen können somit nicht ihre gesamte Energie abgeben! Sie haben am absoluten Null-
punkt der Temperatur eine mindest Energie durch die Unschärferelation, die sogenannte
Nullpunktsenergie.

90
3.7.2 Tunneleffekt
Schrödingers Wellenmechanik erklärt auch den radioaktive α Zerfall. Uran U-238 zerfällt
nach 4,5 Mrd. Jahren zu Thorium Th-234

Quanten können wegen des Tunneleffektes Potential Barrieren überwin-


den. Klassische Teilchen können das nicht. Der radioaktive Alpha Zerfall
wird durch den Tunneleffekt ermöglicht.

3.8 Polarisiertes Licht


Born’sche Wahrscheinlichkeits- Deutung der Wellenfunktion Psi ψ:
Der Wert einer physikalische Größe wird durch die Messung festgelegt!

3.8.1 Polarisiertes Licht


Laserlicht ist linear polarisiert. Es schwingt nur in einer Richtung. (Eine Glühbirne sendet
unpolarisiertes Licht aus. Es schwingt in mehreren Richtungen.) Polarisationsfilter lassen
Licht in nur einer bestimmten Richtung durch.

3.9 Erkenntnisprobleme
• Erwin Schrödinger: Wellenmechanik
• Werner Heisenberg: Matrizenmechanik
• Grenzen der QM durch Unschärferelation und Wahrscheinlichkeitsinterpretation der
Wellenfunktion ψ.
• 1935 Diskussion zwischen Einstein und Bohr führten zu Gedankenexperimenten um
QM als unvollständig zu entlarven.
• EPR-Experimente (Einstein, Podolsky, Rosen)
• Einstein und Schrödinger: konnten sich mit Wahrscheinlichkeitsaussagen nicht abfin-
den: Gott würfelt28 nicht!

Es stellt sich daher die Frage: haben Elektronen überhaupt einen Impuls
oder eine Polarisation bevor sie gemessen werden?
28
Oder er lässt zu das wir uns unsere Wirklichkeit selbst erschaffen. Unsere Gedanken schaffen Wirklichkeit:
Ich möchte Musiker werden, lerne Gitarre und werde goldene Schallplatten einfahren! Ich werde Physiker,
mache den Dr und lehre alle anderen das fürchten mit einem neuen geilen Nobelpreis (-; Sie können sich so
was nicht vorstellen? Genau das ist das Problem! Zuerst muss es in die Welt der Gedanken / Vorstellung
und dann erst in die reale Welt eindringen. Lassen sie sich nicht schrecken von der Matura, 5-10 Jahren Uni
bis zum Dr. Rock ’N’ Roll!

91
Kopenhagener Deutung
Nils Bohr 1927, Kopenhagener Deutung: Ein Experiment sagt etwas über das Verhalten
von Quanten bei bestimmter Fragestellungen aus. Ein Elektron ist oder wird nur dann zum
Elektron wenn es beobachtet wird.

3.10 EPR-Experiment - Verschränkung


1935: Einstein, Podolsky, Rosen: EPR-Gedankenexperiment wurde 1972 erstmalig durchge-
führt. 1998 von Anton Zeilinger Univ. Innsbruck, jetzt Uni Wien perfektioniert.

EPR-Experiment
• Herstellung von Photonenpaaren mit Laser und doppelbrechendem Kristall.
• Ein Photon ist horizontal polarisiert, das andere vertikal. (verschränkter Zustand)
• Welches wie polarisiert ist bleibt zunächst unbekannt.
• Die Photonen werden durch getrennte Glasfaser Leitungen an weit entfernte Messsta-
tionen geführt.
• Dort treffen die Photonen auf einen Analysator und werden unabhängig voneinander
gemessen.
Die Zeit für eine erfolgreiche Messung am Photon ist kürzer, als die Zeit die eine Nachrich-
tenübermittlung29 zum anderen Messplatz nötig wäre.

Ergebnis EPR-Experiment: Die Polarisationsrichtung der Photonen ist


so lange unbestimmt, bis diese gemessen wird.

Einstein bezeichnete dies als spukhafte Fernwirkung (Verschränkung). Das EPR-Experiment


unterstützt Bohrs Kopenhagener Deutung.

Die QM besagt das Quanten solange miteinander verschränkt sind, als


keine Störung diese Verschränkung aufhebt.
Verschränkung bedeutet: Quanten werden durch eine gemeinsame
Wellenfunktion Psi ψ beschrieben, solange sie miteinander verschränkt
(also nicht unabhängig voneinander) sind.

30
Dies ist die Grundlage für die Teleportation von Eigenschaften von 3 oder mehr Photo-
nen.
29
Damit will man verhindern, dass die Photonen untereinander plaudern können. Hey ich bin gemessen
worden und habe nun diese Polarisation, mein liebes anderes Photonenpaar, übernimm bitte die andere
Polarisation.
30
Beam me up, Scotty! Energie!

92
Kapitel 4

Interdisziplinäre Physik -
Klimawandel

4.1 Chaos Theorie


Die Chaos Theorie beschäftigt sich mit chaotischen Systemen. zB Planetensystem ab 3 Kör-
perproblem, ist nicht vorher berechenbar. Störungen führen zu Instabilitäten, die Planeten
hinaus schleudern können. Newton sah unser stabiles Sonnensystem durch die Liebe Gottes
geschützt.

4.1.1 Kausalität, Vorherbestimmbarkeit


Kausalität ist der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung1 .

Starke Kausalität: Ähnliche Ursachen haben ähnliche Wirkungen zur


Folge.
Schwache Kausalität: Ähnliche Ursachen können verschiedene Wir-
kungen haben.

Das Wetter ist das bekannteste System wo Langzeitvorhersagen nicht möglich sind.
Schmetterlings-Effekt:
1961 fand Meteorologe Edward Lorenz heraus, dass Computersimulationen mit gerundeten
Anfangsbedingungen, bei nochmaliger Berechnung zu völlig anderen Ergebnissen führen. Der
Flügelschlag eines Schmetterlings kann die Ursache für eine Wirbelsturm sein.

1
Wenn Sie für Prüfungen lernen, dann schaffen sie diese auch.

93
Chaotische Systeme: Sind physikalische Systeme, die besonders emp-
findlich gegenüber minimalen Änderungen in ihren Anfangsbedingungen
sind. Minimale Unterschiede in den Anfangsbedingungen, können
zu völlig verschiedenem Verhalten des Systems führen. Es ist nicht mög-
lich das Verhalten eines Systems auf lange Zeit Voraus- zuberechnen.
Chaotische Prozesse sind nichtlinear (im Gegensatz zu einer linearen
Pendelschwingung).

zB: Mischprozesse Kaffee mit Milch.

4.2 Klimawandel
4.2.1 Globales Klima
Es unterliegt starken Schwankungen, belegt durch Analyse von Baumringen, Korallen, Eis-
bohrkernen und historischen Aufzeichnungen. Kleine Europäische Eiszeit: Mounder Mini-
mum (zwischen 15 Jhdt. und bis Mitte 19 Jhdt.)

• 1860-2000: Anstieg der globalen Mitteltemperatur um 0,6 °C

• Beginn 20 Jhdt: Zunahme globaler Niederschläge um 5-10 %

• Regenmenge in Sahelzone um 50% abgenommen, Nordeuropa und USA um 30% ge-


stiegen.

• Thermonische Ausdehnung der Meere wegen Temperaturzunahme.

• Anstieg Meeresspiegel um 3 mm p.a. durch schmelzen der Gletscher.

• Eisbedeckung um 10% gesunken die letzten 50 Jahre.

4.2.2 Erdtemperatur
Erde bekommt Energie von Sonne. Fläche Sonne: A = 6,2 ·1018 m2 . Sonne strahlt nach Stefan
Boltzmann Gesetz per Quadratmeter Sonnenoberfläche (T = 5800 K) eine Leistung von

P ∼ σ · T4 (4.1)
P = 5, 67 · 10−8 · (5800)4 W = 64, 2M W ab. Leuchtkraft Sonne:

L=P ·A (4.2)

L = 4 · 1026 W. Auf eine Radius Erdbahn (Kugel mit Radius: R = 1,5·11 m) trifft senkrecht
auf 1 m2 Erde der Energiestrom von 1400 W/m2 .

94
Solarkonstante: 1400 W/m2 . 30% davon werden von Wolken, Eis und
Wasserflächen ins All reflektiert.

Einfallender Energiestrom über Erdquerschnitt = R2 π ist ca. P = R2 π · 1000W Die Erde


strahlt mit der mittleren Temperatur ab:

4πR2 · σT 4 = R2 π · 1000W/m2 (4.3)


Umgestellt nach T ergibt dies: T = 258 K = -15°C Warum hat die Erde aber im Mittel
+15°C? Weiters zu berücksichtigen: Atmosphäre und Treibhauseffekt.

95
96
Kapitel 5

Atom, Kern und Teilchenphysik

Die Physik von Atomen und dem Atomkern bezeichnet man i.A. als Kernphysik. Die Theori-
en der mannigfaltigen Elementarteilchen als Teilchenphysik. Die Theorien nach dem Aufbau
der Atome ist mit diversen Atommodellen oder Atomtheorien bis heute nicht abgeschlos-
sen! Die Quantenmechanik ist heute die wichtigste Theorie zur Beschreibung der Atome.
Das bisherige Bohr’sche Atommodell welches in der Schule gelehrt wird (Protonen und Neu-
tronen im Kern und Elektronen in der Hülle) ist eine grobe Näherung1 , die so nicht mehr
stimmt. Wir halten fest, dass die Beschreibung von Atomen nicht abgeschlossen ist, und
immer neue Aspekte der Natur hervorbringt2 . Im 4en Semester haben wir uns mit folgenden
Atommodellen beschäftigt.

• Demokrit’sches Teilchenmodell (400 v.Chr)

• Dalton Modell (1803)

• Thomson’sches Rosinenkuchen Modell (1903)

• Rutherford’sches Modell (1911)

• Bohr’sches Modell (1913)

Es folgten das Sommerfeld’sche Modell (1916), das Schalenmodell (Chemie), das Orbital Mo-
dell (1928), das Thomas-Fermi Modell (1928), Siehe:3 Heute wissen wir durch die Schrödinger
Gleichung und das Pauli Verbot (Quantenmechanik), dass wir nicht mehr von Elektronen-
bahnen sprechen dürfen. Es handelt sich eher um Aufenthaltswahrscheinlichkeiten.

1
Die Mathematik ist einfacher zu verstehen aber nicht mehr korrekt.
2
Die Atomphysik ist so grundlegend anders als es erwartet wurde. Nur die Quantenmechanik hat heute
Erfolge Atome korrekt zu beschreiben.
3
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Atommodelle

97
5.1 Kernphysik und die Struktur der Atomkerne
Atomkerne bestimmen den Aufbau der Materie. Ausdehnung und chemische Eigenschaften
vom Atom werden durch dessen Elektronenhülle bestimmt. 1896 entdeckte Henry Bequerell
die Radioaktivität, welche einen Hinweis auf einen Kern im Atom darstellte. Rutherford
katalogisierte die radioaktive Strahlung in α, β und γ Strahlung. 1911 führten Geiger und
Marsden Streuexperimente mit α Teilchen durch, welche das Atom aus einem Kern mit dem
Kerndurchmesser von d = 1..10 ·10−15 m und einer Elektronenwolke im Abstand von ca.
0,1 nm vom Kern, zeigte. 1932 entdeckte C. Anderson das Positron (positiver Gegenspieler
vom Elektron: gleich schwer aber positive Ladung!) und J.Chadwick entdeckte das Neutron
welches ca. 13,7 Prozent schwerer als das Proton ist..

5.1.1 Massen der Atomkerne


• Proton mp = 1,6726·10−27 kg; Ladung +e

• Neutron mn = 1,6749·10−27 kg; Ladung neutral

• Elektron me− = 9,109 383 56(11)·10−31 kg; Ladung -e

• Elektronenhülle me− Hülle = 0,02 % der Masse vom Kern

• Massenzahl A: Anzahl der Kernbausteine (Nukleonen)

• Neutronenzahl N: Anzahl der Neutronen im Kern

• Kernladungszahl oder Ordnungszahl Z: Anzahl der Protonen (Bestimmt Ort im


Periodensystem der Elemente. Beim nicht ionisierten Atom gibt Z auch die Zahl der
Elektronen an.)

Die Anzahl der Neutronen im Atomkern wird berechnet durch:

N =A−Z (5.1)

Die Isotope von einem Element unterscheiden sich von der Anzahl ihrer
Neutronen.

Kerne nennt man auch Nuklide.

Element X
A
ZX (5.2)
Massenzahl A: Eisenisotop mit A = 56 wird geschrieben als:
Fe-56 oder 56
26 Fe.

98
Im Allgemeinen gibt man nicht die absolute sondern die relative Masse eines Atoms an.
Sie ist ein vielfaches der atomaren Masseneinheit u.

Die atomaren Masseneinheit u ist 1/12 der Masse vom Kohlenstoff Isotop
C-12. 1 u = 1,660 538 921 ·10−27 kg

Isotope

Isotope sind Elemente mit gleicher Protonenzahl aber unterschiedlicher Neutronenzahl. Iso-
tope bestimmen das chemische Verhalten. Wasserstoff H ist bekanntlich das im Universum
am meisten vorkommende und zugleich auch das leichteste Element.
Es gibt 3 Isotope von Wasserstoff

• 1 H normaler Wasserstoff (ein einzelnes Proton)

• 2 H oder D, schwerer Wasserstoff (Deuterium)

• 3 H oder T, Tritium

Helium He hat Isotope: 3 He, 4 He. Der Kern von 4 He ist das α Teilchen. Da die Isotope die
gleiche Anzahl an Elektronen in der Hülle besitzen, haben sie gleiche chem. Eigenschaften.

Massendefekt

Die Masse eines Atomkerns ist geringer als die Masse seiner Teilchen (Protonen und Neutro-
nen). Der Massendefekt ∆m steckt in der Kernbindungsenergie ∆ E. Diese Energie steckt
in der Bindung der einzelnen Nukleonen (Kernteilchen). Nach Einsteins E = mc2 ist der
Massendefekt:
∆E
∆m = 2 (5.3)
c

5.1.2 Atomkern Radius

Der Radius r vom Atomkern mit der Massenzahl A ist: r = 1,2·10−15 ·


A1/3 m.

Atomkerne sind also ca. 100 000 mal kleiner als das ganze Atom (Kern + Hülle) selbst. Bei
A=1 beträgt der Neutronen bzw. Protonenradius r = 1,2 ·10−15 m

99
Learning by Doing - Beispiel:

Kernbindungsenergie für Helium: He-2


mp = 1,007276u. mn =1,008665u

2mp + 2mn = 4, 031882u (5.4)

mHe = 4,002602u
∆m = (2mp + 2mn ) − mHe ≈ 0, 03u (5.5)
Mit E = mc2 folgt: 1u ≈ 1,5·10−10 J. E = 0,03 ·1, 5 · 10−10 J = 4, 5 · 10−12 J.
Die größte Bindungsenergie tritt bei Fe-56 auf.

5.1.3 Kernkraft
Die Bindungsenergie der Atomkerne wird als starke Kernkraft (auch hadronische oder
starke Wechselwirkung) bezeichnet. Die Kernkraft hat eine geringe Reichweite und fällt
schneller als 1/r2 ab. (Im Unterschied zur elektrischen Kraft und Gravitationskraft.)

Protonen und Neutronen sind durch starke Kernkräfte im Atomkern an-


einander gebunden. Ab der sehr kurzen Reichweite von 3·10−15 m werden
die Kernkräfte vernachlässigbar klein.

Jedes Teilchen im Kern wird daher nur von seinem nächsten Nachbarn angezogen.

5.1.4 Kernspin
Die einzelnen Kernbausteine haben einen sogenannten Eigendrehimpuls, den Spin. Diese
verhalten sich wie winzige Magnete. Der Atomkern besitzt somit durch alle seine Teilchen
einen daraus resultierenden Gesamtspin und ein magnetisches Moment.
Anwendungsfall in der Medizin: Kernspintomographie.

5.2 Radioaktivität
5.2.1 Ionisierende Strahlung
Radioaktive Stoffe senden ohne äußeren Einfluss ionisierende Strahlung
aus.

Diese Strahlung ist charakteristisch für jeden Stoff. Sie ionisiert die umgebende Luft und
schwärzt Photoplatten. Man riecht sie nicht, man sieht sie nicht, man hört sie nicht, man

100
fühlt sie nicht und sie ist in großen Mengen für Lebewesen tödlich. Der Nachweis gelingt nur
mit Dosimetern (photographische Filme werden geschwärzt.) Arbeiter in Kernkraftwerken
tragen welche. Oder dem Geiger Müller Zählrohr auch Geigerzähler genannt..

5.2.2 Arten radioaktiver Strahlung


• α -Strahlen: bestehen aus Helium Kernen. Sie haben in der Luft eine Reichweite von
einigen cm. Abschirmung durch ein Blatt Papier werden.

• β -Strahlen: bestehen aus schnellen Elektronen, bzw. Positronen. Sie haben in Luft
eine Reichweite von einigen Dezimetern. Abschirmung durch 5 mm dickes Aluminium
Blech.

• γ -Strahlen: hoch energetische Photonen, also elektromagnetische Strahlung. Sie ha-


ben in Luft eine Reichweite von einigen Metern. Abschirmung mit Blei oder Beton
Platten.

• Neutronen-Strahlen: wirken besonders ionisierend und haben eine hohe Durchdringungs-


Fähigkeit. Sie entsteht bei der Kernspaltung in Kernkraftwerken.

Bei der Emission von Alpha oder Beta Strahlen ändert der Atomkern seine Kernladungszahl.
Ein neues Element entsteht.

5.2.3 Zerfallsgesetz
Die Intensität beim Zerfall radioaktiver Substanzen nimmt mit der Zeit ab.

Aktivität A: Ist die mittlere Anzahl der Zerfälle pro Sekunde. Ihre Ein-
heit ist das Becquerel: 1 Bq = 1/s

dN
A= = −λN (5.6)
dt

Herleitung:
Zerfallskonstante Lambda λ bildet den Anteil der pro Zeiteinheit zerfallenen Kerne. Negatives
Vorzeichen bei Lambda bedeutet: Die Anzahl der Kerne nimmt pro Zeit ab. Annahme: Wenn
zur Zeit t0 = 0, N0 Kerne vorhanden sind, wieviele Kerne N sind nach der Zeit t vorhanden.
Die Gleichung für die Aktivität lautet:

dN
−λN = (5.7)
dt
R
|: N und dann wird nach der Zeit t integriert dt

101
Z Z
1 dN
(−λ)dt = dt (5.8)
N dt
Z
1 Z
−λ · 1 · dt =
dN (5.9)
N
1
Auf der linken Seite gilt · dt = 1· dt = t. Auf der rechten Seite gilt
R R R
N
dN = ln(N )

N
−λt = ln (5.10)
N0
Auf den ln wenden wir seine Umkehrfunktion, die Exponential-Funktion e(...) an. Sie kann
auch als exp(...) geschrieben werden.

N
exp(−λt) = exp(ln ) (5.11)
N0
und erhalten:
N
e−λt = (5.12)
N0
Und nach N umgestellt erhalten wir das:

Zerfallsgesetz: Sind zu Beginn N0 Kerne eines radioaktiven Isotops vor-


handen, so Existieren nach der Zeit t nur mehr N Kerne:

N = N0 · e−λt (5.13)

λ ..Zerfallskonstante

Wir setzen nun in t die HWZ: T/2 ein. Da die HWZ die Hälfte der Kerne ist steht rechts
N0 /2.

N0
N(T1/2 ) = N0 · e−λ·T1/2 = (5.14)
2
|: N0
1
= e−λ·T1/2 (5.15)
2
1
−λ·T1/2 =2 (5.16)
e

eλ·T1/2 = 2 (5.17)
Dann wird der ln angewandt:

ln(eλ·T1/2 ) = ln(2) (5.18)

102
λ · T1/2 = ln(2) (5.19)
und final umgestellt ergibt sich für die HWZ:

Die Halbwertszeit T1/2 ist jene Zeitdauer innerhalb die Intensität auf
die Hälfte ihres Anfangswertes abgenommen hat. Die Hälfte der ur-
sprünglich radioaktiven Kerne ist dabei in andere Kerne zerfallen. Jedes
Isotop hat eine andere Halbwertszeit.

ln(2)
T1/2 = (5.20)
λ

Der radioaktive Zerfall von Kernen lässt sich nicht durch andere physikalische oder chemische
Prozesse beeinflussen. Uran, Thorium und Kalium-40 stammen aus der Entstehungszeit un-
seres Sonnensystems. Uran-238 hat eine Halbwertszeit von 4,5 Mrd Jahren und Radium-226
hat eine HWZ von 1620 a.

5.2.4 Strahlenschutz
Radioaktive Strahlung ionisiert Materie. Trifft ionisierende Strahlung auf lebendige Organis-
men, so werden deren Moleküle gespalten. (Mensch, Tier, Pflanzen). Es entstehen Radikale
die ein aggressives chemisches Verhalten haben.
Wir unterschieden:
• Ionendosis: gibt an wie viele Ionen in 1 kg bestrahlter Materie entstehen. Einheit:
C/kg

• Energiedosis: gibt die vom Gewebe pro kg absorbierte Energie an. Einheit: 1 Gray
(Gy) = 1 J/kg.

• Äquivalentdosis H: berücksichtigt unterschiedliche Wirkungen einzelner Strahlenar-


ten. Einheit: Sievert Sv.

• Effektivdosis: ist ein Maß für die biologische Wirkung von Strahlung auf den Men-
schen.

5.3 Kernenergie
Es gibt zwei Möglichkeiten die Kernenergie nutzbar zu machen. Kernfusion, welche in My-
riaden von Sternen in Galaxien stattfindet (unsere Galaxis hat ca. 100 - 300 Milliarden Sterne,
weiters gibt es eine nahezu unendliche Anzahl von Galaxien. ). Kernspaltung: Atomkraftwer-
ke zur angeblichen günstigen und umweltfreundlichen Stromerzeugung und Atombomben die
geworfen werden, wenn Menschen Argumente ausgehen, Angelegenheiten friedlich zu lösen.

103
Da die umweltfreundliche Stromerzeugung eine Lüge ist, da es seit Beginn der Nutzung von
Atomkraftwerken keine Lösung der Endlager gibt. Tschernobyl und Fukushima sollten uns
eine Lehre sein! Und da das Abwerfen von Atombomben zur Lösung von Konflikten keine
Lösung ist, zitiere ich hier Albert Einstein:

“Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dumm-
heit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Deswegen werden die Kapitel über Kernspaltung, Atomkraftwerke und A-Bomben ihrer Ver-
antwortung überlassen. Es müsste doch politisch möglich sein Wind, Wasser bzw. Gezeiten-
kraftwerke, Solar bzw. Photovoltaik Technologie ebenso zu fördern wie die leidlichen A-
Kraftwerke. Das oft vorgebrachte Gegenargument: Solarzellen haben ja derzeit noch einen
geringen Wirkungsgrad, sollte doch den Intellekt der Physikschaffenden anfeuern dies zu lö-
sen, als Atome weiterhin zu spalten. Wir haben die Verantwortung die Erde auch
nachkommenden Generationen intakt zu hinterlassen.

5.3.1 Kernfusion
Der im Universum bevorzugte Mechanismus zur Energieerzeugung ist offensichtlich die Kern-
fusion. Blicken sie einfach mal den Nachthimmel an. Die vielen Sterne die sie leuchten sehen,
sind der lebende Beweis dafür. Sterne fusionieren Wasserstoffkerne zu Heliumkerne
unter einem Druck von Milliarden Bar. Siehe Kapitel Astrophysik.

Kernfusion: Zwei Atomkerne geringer Massenzahl werden zu einem grö-


ßeren Atomkern verschmolzen. Dabei wird Bindungsenergie freigesetzt.

Im etwas größeren Labor verwendet man als Ausgangsbasis die Wasserstoffisotope Deute-
rium und Tritium bei einer Fusions-Temperatur von 108 K.

2
1H +31 H ⇒42 He +10 n + γ (5.21)
über den Massendefekt erhält man

∆m = mD + mT − mHe − mn (5.22)

(2,014 +3,016- 4,002 -1,009) u = 0,019 u, mit ∆E = ∆mc2 erhält man

∆E = 0, 019u · c2 = 17, 6M eV (5.23)

Die Fusion von Deuterium mit Tritium zu 1g He liefert eine Energie von ca- 120 000 kWh.
Das entspricht der Verbrennungswärme von ca. 12 Tonnen Steinkohle.

104
5.4 Teilchenphysik
5.4.1 Kosmische Strahlung
1911 zeigte Rutherford durch Streuexperimente mit α-Teilchen (He-Kerne) an Goldfolien,
dass ein Atom aus einem Kern mit einer Hülle aus Elektronen bestehen muss. Als er 1919 in
einer Nebelkammer mit α-Teilchen Stickstoff beschoss, beobachtete er erstmalig eine Kern-
umwandlung.

4
2 He +14 17 1
7 N →8 O +1 H (5.24)

105
106
Kapitel 6

Astronomie, Astrophysik und


Kosmologie

6.1 Geschichtliches
• Nikolaus Kopernikus vertrat 1543 die Theorie eines heliozentrischen Weltbildes (Haupt-
werk: De revolutionibus orbium coelestium): Die Sonne sei im Zentrum und alle Pla-
neten, wie auch die Erde selbst, kreisen um die Sonne. Weiters dreht sich die Erde um
die eigene Achse.

• 1608 erfand Hans Lippershey das Fernrohr1 .

• Galileo Galilei unterstützte die Theorie von Kopernikus und richtete 1610 erstmals
ein nach Lippershey Vorlage, nachgebautes Linsen Fernrohr (Refraktor) zum Nacht-
himmel. Dabei entdeckte er die 4 großen Jupitermonde: Die Galilei’schen Monde: in
aufsteigender Entfernung von Jupiter: Io, Europa, Ganymede, Callisto.

• Johannes Kepler bewies mit Beobachtungsdaten des Dänen Tycho Brahe (1.+2. Kep-
lers Gesetz: 1609, Astronomia Nova) : Die Marsbahn ist eine Ellipse mit der Sonne im
Brennpunkt. Also: Die Sonne ist im Zentrum und alle Planeten bewegen sich auf Ellip-
senbahnen um die Sonne (1. Kepler Gesetz). Dabei überstreichen die Planeten in glei-
chen Zeiten, gleiche Flächen. Das bedeutet in Sonnennähe sind die Planeten schneller
(2. Kepler Gesetz). Und die Quadrate der Umlaufzeiten T verhalten sich wie die Ku-
4π 2
ben der großen Halbachse a der Ellipse (Bahnradien r). T 2 /a3 =const. T 2 /r3 = G(M +m)
Daraus lässt sich auch die Masse der Gestirne bestimmen ( 3. Kepler Gesetz: 1618).

• Sir Isaac Newton entdeckte 1687 das Gravitationsgesetz (Philosophiae Naturalis Prin-
cipia Mathematica), und konnte die gegenseitige Anziehung von Sonne-Planeten erklä-
ren.
1
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Lipperhey

107
• Edmond Halley (1656-1742): Fixsterne haben eine Eigenbewegung und bewegen sich
relativ zueinander.

• Robert Mayer (1814-1878) berechnete, dass eine Sonne aus reiner Kohle nach 5000
Jahren ausgebrannt sein müsste.

• Hermann Helmholtz (1821-1894) stellte eine neue Theorie für das Sonnenbrennen auf.
Die Sonne sollte durch gegenseitige Gravitationsanziehung ihrer Teilchen potentielle in
innere Energie umsetzen, und dadurch 30 Mio Jahre leuchten.

• Geologen bestimmten das Alter von Sedimenten auf mehrere 100 Mio Jahren. Durch
den radioaktiven Zerfall von Uran werden stabile Blei-Isotope produziert, welche das
Alter des Sonnensystems auf 4,6 Milliarden Jahren festsetzte.

• Sir Arthur Eddington (1882-1944) brachte die Kernfusion als Energiequelle der Sonne
ins Spiel.

• Hans Bethe (1906-2005) und Carl Friedrich Weizsäcker (1912-2007) konnten mit dem
Bethe-Weizsäcker Zyklus (Wasserstoff brennen) die Kernfusion genauer erklären.

• Edwin Hubble erkannte 1926 das die Andromeda Galaxie außerhalb unserer Milchstra-
ße liegt. Er beendete damit die Great-Debate von Curtis und Shapley 2 und katapul-
tierte damit die damals geglaubte Größe des Weltalls auf unbekannte neue Größenord-
nungen.

Mit dem Fortschritt der Technik wurden immer neue Satelliten ins All befördert und eröff-
neten neue Beobachtungs- Fenster ins Weltall

Der Blick durch ein Teleskop in den Weltraum ist immer ein Blick in die
Vergangenheit. Mit den heutigen Großteleskopen können Objekte bis zu
Entfernungen von ca. 12 Milliarden Lichtjahren beobachtet werden.

6.2 Entfernungsmessung
Die erste Methode der Entfernungsbestimmung war die Parallaxenmethode (geht bis ca.
300 Lj). Die Erde wandert in 365,25 Tagen einmal um die Sonne. Die Erdbahn ist fast
eine Kreisbahn (Der Kreis ist ein Sonderfall der Ellipse.) Den Erdbahnradius von 149,6
Mio km nennt man eine Astronomische Einheit: 1 AE. Dabei sieht es so aus, als ob nahe
Sterne einen kleinen Kreis vollführen. Die Parallaxe ist der halbe Öffnungswinkel
des aus den Sehstrahlen gebildeten Kegels. Die Entfernungen werden in Parsec (pc,
Parallaxensekunde) angegeben.
2
https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Debate_(astronomy)

108
Ein Parsec ist die Entfernung aus welcher der Erdbahnradius unter ei-
nem Winkel von 1"(einer Bogensekunde) gesehen wird.

1pc ≈ 3, 26Lj ≈ 3 · 1016 m (6.1)

Der Satellit Hipparcos hat ca. 120 000 Sternparallaxen vermessen (bis ca. 3000 Lj auf 10%
genau). Entfernungen von Galaxien werden über Supernovae Typ Ia bestimmt.

1 Lichtjahr (Lj) = 9,46·1015 m

Einheit Meter AE Lichtjahre (LJ)


1 Astronomische Einheit (AE) 149,6 ·109 1 15,8 ·10−9
1 Lichtjahr (LJ) 9,46 ·1015 63 240 1
1 Parsec (pc) 30,856 ·1015 206 265 3,2615

Learning by Doing - Beispiel: Herleitung des Parsec (pc).


Dreieck: Erde - Sonne - Parsec(1")
Abstand Erde - Sonne = 1 Astronomische Einheit: 1AE = 149,6 Mio km

M athematik : sin(α) = GK/HY, cos(α) = AK/HY, tan(α) = GK/AK; (6.2)


GK = 1 AE, α = 1”, AK ist gesucht und entspricht der Länge Parsec.

tan(100 ) = 1AE/AK = 149, 6 M io km/AK (6.3)

1AE 149, 6 M io km
AK = pc = = = ... (6.4)
tan(100 ) tan(100 )
Kann man beim tan(1”) die eine Bogensekunde einfach so mit 1 eingeben?
Tipp: 1° = 60’ = 3600” oder 1”=(1°/3600) in Grad; bzw. 1 rad = 360ř

= 57,2975°;
180° = 180·1ř = 180 · 600 = 180 · 360000 ;
1 rad = 360ř

= 180ř
π
= 180·3600”/π = 206264,806”;
1”=(1/206264,806) rad in RAD;

6.3 Eigenschaften von Sternen


Mit dem Auge kann man fern von lichtverschmutzten Städten ca. 6000 Sterne sehen. Mit
dem Feldstecher sind es ca. 50 000. Mit dem Hubble Teleskop wird die Anzahl von Galaxien
innerhalb einer Entfernung von 12·109 Lichtjahren auf ca. 50·109 geschätzt. Jede Galaxie hat
ca. 100 ·109 Sterne.

109
Sterne ( wie unsere Sonne) sind selbstleuchtende Gas Kugeln, die mittels
Kernfusion Wasserstoff in Helium umwandeln.

Die wichtigsten Zustandsgrößen, welche einen Stern beschreiben sind: Helligkeit, Leucht-
kraft, Farbe, Spektraltyp, Masse, Radius, Dichte, Schwerbeschleunigung, Effektiv Tempera-
tur, Rotation, Magnetfeld, chemische Zusammensetzung.

6.3.1 Leuchtkraft und Helligkeit


Die Helligkeit eines Sterns wird in Größenklassen (Magnitude m) angegeben und hängt ab
von seiner:

• Leuchtkraft, Entfernung, dem Absorptionsfaktor (Gas, Staub und interstellare Materie)

Größenklasse 1 sind sehr helle Sterne, Größenklasse 6 sind mit dem Auge gerade noch sicht-
bar. Man unterscheidet zwischen scheinbarer und absoluter Helligkeit.

Scheinbare Helligkeit m
Die scheinbare Helligkeit m ist jene, die wir am Nachthimmel sehen. zB: Ein sehr schwach
leuchtender Stern, könnte aber so weit entfernt sein, dass er in Wirklichkeit riesig ist und
eine sehr große Leuchtkraft hat. Nur durch die weite Entfernung erscheint er schwach. Oder
ein von der Erde aus gesehener Stern der sehr hell ist, ist in Wirklichkeit sehr winzig im
Vergleich zu anderen Sternen. Nur weil er so nahe bei der Erde ist, erscheint er so hell.

Die Scheinbare Helligkeit m eines Sternes ist jene die wir am Nacht-
himmel sehen.
Die Intensität (bzw. Strahlungsintensität, auch Strahlungsstrom I)

I = σT 4 (6.5)

ist jene Lichtenergie die pro m2 und Sekunde auf den Boden trifft.

Die Magnitude m, der scheinbaren Helligkeit, gibt den Hellig-


keitsunterschied zweier Sterne an. Zwei Sterne unterschieden sich um
eine Magnitude m, wenn sich ihre Helligkeiten um den Faktor z ≈ 2,512
unterschieden.

(T 4 ..Temperatur in Kelvin, σ = 5.669 · 10−8 mW


2 K 4 ...Stefan Boltzmann Konstante.)

z 1 ≈ (2, 512)1 = 2, 512 (6.6)


Ein Stern 2. Größe: 2m ist somit 2,512 mal lichtschwächer als ein Stern 1. Größe: 1m

110
z 5 ≈ (2, 512)5 = 100 (6.7)
∆ m = 5 bedeutet die Magnituden unterscheiden sich um den Faktor 100. Also zB. Ein Stern
mit 11m ist hundert mal lichtschwächer als ein Stern mit 6m . Die Größenklassenskala ist ein
logarithmisches Maß.
I1
m1 − m2 = −2, 5 · log( ) (6.8)
I2
Das negative Vorzeichen besagt, dass Sterne mit wachsender Magnitude lichtschwächer wer-
den. I...Strahlungsintensität, m1 ...Magnitude Stern 1

−1 I1
(m1 − m2 ) = log( ) (6.9)
2, 5 I2

I1
−0, 4 · (m1 − m2 ) = log( ) (6.10)
I2
Man wende die Umkehrfunktion des 10er Logarithmus 10(...) auf beiden Seiten der Gleichung
an:
I
log( 1 )
10 I2 = 10−0,4·(m1 −m2 ) (6.11)

Intensitätsunterschied zweier Sterne:


I1
= 10−0,4·(m1 −m2 ) (6.12)
I2

Learning by Doing - Beispiel:


∆m = m1 − m2 = 1 eingesetzt gibt: I1
I2
= 10−0,4·1 = 1/100,4 = 1 : 2,512
∆m = m1 − m2 = 5 eingesetzt gibt: I1
I2
= 10−0,4·5 = 10−2 = 1 : 100

Absolute Helligkeit M

Die absolute Helligkeit M ist die scheinbare Helligkeit, in einer Stan-


dard Entfernung von 10 Parsec (ca. 32,6 Lichtjahre) gesehen. (Wir tun
so als seien alle Sterne gleich weit (10 pc) von uns entfernt und das ist
dann ein qualitativer Vergleich ihrer Helligkeit.)

Unsere Sonne hat eine absolute Helligkeit von +4M , 87. Das ist jene Helligkeit die in 10pc
Entfernung zu sehen wäre. Würden wir die Sonne aus der Distanz von 32,6 LJ sehen, so wäre
sie ein Stern 5.Größe.

111
Modul m-M [mag]: -5 0 +5 +10 +15 +20 +25
Entfernung r [pc]: 1 10 100 1000 10 000 100 000 1 Mio

Tabelle 6.1: Entfernungsmodul (m - M)

Entfernungsmodul (m - M)
Nach der Photometrie nimmt die Helligkeit mit dem 1/r2 -Gesetz ab. Die Helligkeit eines in
10 pc befindlichen Sterns nimmt um den Faktor 1/102 ab. In Größenklassen gilt:
r[pc]
m − M = 5 · log = 5 · {log(r[pc]) − log10} (6.13)
10

m − M = 5 · {log(r[pc]) − 1} = 5 · log(r[pc]) − 5 (6.14)

Die scheinbare Helligkeit m, Entfernung r und absolute Helligkeit haben eine

Entfernungs-Leuchtkraft-Relation. (m - M) ist ein Maß für die Ent-


fernung und nennt man Entfernungsmodul.

m − M = 5 · log(r) − 5 + A (6.15)

Achtung! Entfernung r nicht in Meter sondern in Parsec eingeben !

Diese Relation nutzt man zur Bestimmung der absoluten Helligkeit M bei bekannter
Entfernung r. Oder zur Bestimmung der Entfernung, wenn die absolute Helligkeit eines
Sterns bekannt ist. Die interstellare Licht-Absorption durch Staub ist hier mit A berücksich-
tigt.

Learning by Doing - Beispiel


Besp: Sirius, r=2,7 pc M=1,4, Berechne die scheinbare Helligkeit m=?
Besp: Sonne, 1 pc = 206265 AE, Abstand r = 1AE = (1/206265)pc , M=4,87, m=?

6.3.2 Leuchtkraft L
Aus der scheinbaren Helligkeit und der Entfernung r kann die Leuchtkraft berechnet werden.
Intensität:
I = σT 4 (6.16)

L = 4πr2 · I (6.17)

112
Die Leuchtkraft L ist die gesamte Lichtenergie, die ein Stern pro Se-
kunde aussendet. Einheit Watt (W/s).

L = 4πr2 · σT 4 (6.18)

σ = 5.669 · 10−8 mW
2 K 4 ...Stefan Boltzmann Konstante

Learning by Doing - Beispiel


Besp: Berechne die Leuchtkraft L der Sonne, R = 696 342 km, T = 5 778 K

6.3.3 Absorptionslinien
Absorptionslinien, aus Sternspektren geben Aufschluss über die chemische Zusammensetzung
der Sternatmosphäre. Ein typischer Stern hat:

Element Kürzel Häufigkeit


Wasserstoff H 74 %
Helium He 24 %
Lithium, Beryllium, Koh- Li, Be, C, O, N, Ca, Fe 2%
lenstoff, Sauerstoff, Stick-
stoff, Calcium, Eisen, ..

X +Y +Z =1 (6.19)
Wasserstoff ..X = 0.74, Helium Y = 0.24, Z..schwere Elemente = 0.02

Sternspektren geben Auskunft über die Oberflächentemperatur und


Spektrallinien über die chemische Zusammensetzung von Sternen.

6.3.4 Temperatur
Mit einem Beugungsgitter kann man die Intensität I der Strahlung eines Sterns in Abhän-
gigkeit von der Wellenlänge λ messen.
1
f= (6.20)
T
f...Frequenz, T...Periodendauer
c
λ= (6.21)
f
λ... Wellenlänge, c...Lichtgeschwindigkeit
Mit dem

113
Wien’schen Verschiebungsgesetz:

λmax · T = 2, 9 · 10−3 m · K (6.22)

T...Temperatur in K

Einheit: Meter Kelvin und der Lage des Intensitätsmaximums λmax lässt sich die Oberflä-
chentemperatur eines Sterns berechnen. Üblich sind Werte zwischen 2000 K und 45 000
K (Oberflächentemperatur Sonne: T = 5778 K).

6.3.5 Radius
Mit der Leuchtkraftformel kann für die Sonne der Radius berechnet werden.
Ansatz: Ein beliebiger Stern und die Sonne werden in Beziehung gesetzt: L/L
L = 4πR2 · σT 4 2
L = 4πR · σT 4 (6.23)
L Stern dividiert durch L Sonne
L 4πR2 · σT 4
= 2
(6.24)
L 4πR · σT 4

L R2 · T 4
= 2 (6.25)
L R · T 4
L R2 T4
= ( 2 )·( 4) (6.26)
L R T
L
L R2
4 =( 2
) (6.27)
( TT 4 ) R

R2 L · T 4
( 2
) = (6.28)
R L · T 4
L · T 4
R 2 = R
2
· (6.29)
L · T 4
v
L · T 4
u
u
R= tR2 · (6.30)

L · T 4

Sternradius:
s
T2 L
R = R · 2 · (6.31)
T L

114
Learning by Doing - Beispiel
Besp: Berechne die Radien vom gelben Riesen Capella Aa und Ab (Doppelsternsystem):
Entfernung = 42 Lj, LAa = 78, 7 · L , LAb = 72, 2 · L TAa = 4970K, TAb = 5730K
T = 5778K, L = 3, 8 · 1026 W, R = 676342km

6.3.6 Hertzsprung Russell Diagramm (HRD)


Im HRD werden Sterne nach Leuchtkraft und Temperatur geordnet. Die meisten Sterne
liegen dabei auf der Hauptreihe. Geht man auf der Hauptreihe nach links, so nimmt die
Leuchtkraft mit steigender Temperatur zu. Riesen und Überriesen sind oberhalb der
Hauptreihe und leuchten bei gleicher Temperatur heller als Hauptreihensterne. Sie müssen
daher große Oberflächen bzw. Radien haben. Unterhalb der Hauptreihe liegen Zwergsterne.
Weiße Zwerge haben trotz hoher Oberflächentemperatur nur ca. 1% der Sonnen-Leuchtkraft.
Sie müssen daher kleine Radien haben. Weiße Zwerge sind ca. 100 mal kleiner als die Sonne
und haben ca. die Größe der Erde. Die Farbe (Weiß, Blau, Orange, Rot) der Sterne wird
durch die Oberflächentemperatur bestimmt.

Im HRD sind Sterne nach Leuchtkraft und Temperatur auf-


getragen. Die meisten Sterne findet man auf der Hauptreihe in der
Mitte des HRD. Das ist deswegen weil die Sterne die meiste Zeit ihres
Lebens durch Kernfusion H in He brennen und somit Hauptreihensterne
sind. Sehr Massereiche Sterne verweilen nur kurz auf der Hauptreihe, weil
sie schnell ihren H-Vorrat aufbrauchen. Haben die Sterne ihre H-Vorrat
aufgebraucht werden sie zu Roten Riesen. Rote Riesen oberhalb der
Hauptreihe sind ca. 100 mal größer als die Sonne. Weiße Zwerge un-
terhalb der Hauptreihe sind ca. 100 mal kleiner als die Sonne und bis zu
100 000 mal lichtschwächer.

Hauptreihensterne, Riesen und weiße Zwerge haben ein charakteristisches Sternspektrum


(ähnlich einem Fingerabdruck). Mit dem Spektrum erkennt man den Sterntyp und welche
Temperatur er hat. Die Temperatur bestimmt bekanntlich die Leuchtkraft und daraus lässt
sich die Entfernung bestimmen.

Mit Leuchtkraft und Helligkeit kann man die Entfernung von Hauptrei-
hensternen bestimmen. Siehe (6.15)

Lebenszyklus
Analysiert man diese Tatsache so läßt sich der Lebenszyklus von Sternen im HRD verfolgen!

115
Der Lebenszyklus von Sternen beginnt rechts unterhalb der Hauptrei-
he als Protostern. Dann wandert der Stern nach dem zünden des Was-
serstoffbrennens die Hauptreihe entlang. Kurz vor dem Ende, wenn der
Wasserstoff verbraucht bläht sich der Stern zum roten Riesen auf.
Der Stern wandert entlang des Riesenastes hinauf, Kohlenstoffbren-
nen setzt ein. Nachdem diese Phase vorbei ist (die letzten Vorräte also
verbraucht sind), wird entweder die Hülle abgestoßen und der Stern
endet als Weißer Zwerg. Oder wenn die verbleibende Masse groß ge-
nug ist explodiert er als Supernova.

6.3.7 Masse
Masse erzeugt Gravitation. Bei Sternmassen spricht man von Ihnen umgebenden Gravitati-
onstrichtern. Doppelsternsysteme: Zwei Sterne laufen in einer Ellipsenbahn um den gemein-
samen Schwerpunkt. Die beiden Sternmassen können über die Umlaufdauer und die beiden
Bahnradien r1 und r2 (große Halbachsen der Ellipsenbahn) bestimmt werden. Ein Spezialfall
der Ellipse ist der Kreis.

6.3.8 3es Kepplergesetz für die Massenbestimmung


Annahme: Zwei Körper umkreisen sich: Gegenseitiger Abstand der beiden Sterne ist:
r = r1 = r2 , der Schwerpunkt sei: M1 · r1 = M2 · r2 Die Schwerkraft F = G · M1r·M
2
2
erzeugt
m·v 2
die Zentripetalkraft Fz = r zur Bewegung um den Schwerpunkt.

F = Fz (6.32)
Stern 1:
M1 · M2 M1 · v12
G· = (6.33)
r2 r1
Mit der Bahngeschwindigkeit v=ω r → v = 2πr T
für v1 eingesetzt, T ist die Umlaufdauer
(Periode):
M1 · M2 M1 · ( 2πr
T
)2 4π 2 r1
G· = = M 1 · (6.34)
r2 r1 T2
Nun formen wir um und suchen den Term für das 3. Kepplergesetz:

M1 · M2 4π 2 r1
G· = M1 · (6.35)
r2 T2
|: M1
M2 4π 2 r1
G· = (6.36)
r2 T2
|· r2 , : (4π 2 ) gibt ein Teil Ergebnis:
M2 r2 · r1
G· = (6.37)
4π 2 T2
116
Analog gerechnet gilt für Stern 2 dieses Teil Ergebnis:
M1 r2 · r2
G· = (6.38)
4π 2 T2
Nachdem der Abstand r = r1 = r2 ist, können wir auf der rechten Seite
r 2 · r2 r 2 · r1 r3
= = 2 (6.39)
T2 T2 T
schreiben. Beide Teilergebnisse addiert
G r3
2 · 2 · (M1 + M2 ) = 2 · 2 (6.40)
4π T
ergeben sie das

3. Kepplergesetz:

G r3
· (M1 + M2 ) = (6.41)
4π 2 T2

Wenn man statt r die große Bahnhalbachse a einer Ellipse nimmt, gilt das Gesetz auch
für Ellipsenbahnen. Im Sonnensystem können kleine Massen (wie zB. jene von Kometen)
vernachlässigt werden, da die Masse der Sonne M dominierend ist.

G r3
· M = (6.42)
4π 2 T2

Learning by Doing - Beispiel


Besp: Berechne die Sonnenmasse: M
Erdbahnradius r = 1 AE = 149,6 Mio km, Umlaufdauer T = 1 a, G = 6,672 ·10−11 N m2 /kg 2
(Benutze SI-Einheiten!)

Besp: Doppelstern Sirius, gesucht ist die Masse Mb von Begleitstern Sirius B.
Daten unter:https://de.wikipedia.org/wiki/Sirius Entfernung: (8,60 ± 0,04) Lj, Um-
laufzeit..T = 50,052 a, Halbachse Sirius B: a2 = 13,48 AE,
Die große Halbachse a = 20 AE. Exzentrizität e= 0,5923
rmin = a(1-e)=8,154 AE , rmax = a(1+e) = 31,846 AE. Die große Halbachse der absoluten
Bahn von Sirius A beträgt a1 = 6.8 AE und die von Sirius B a2 = 13.7 AE. Damit erhalten
wir für das Verhältnis a2/a1=2.01. Die Einheiten, in denen die große Halbachse der absoluten
Bahnen gemessen werden, sind in diesem Fall nicht wichtig, da es hier nur auf das Verhältnis
der beiden Halbachsen ankommt.
Das Verhältnis der großen Halbachsen ist außerdem gleich dem Verhältnis der Massen. D.h.:
m1/m2 = 2.01. http://www.avgoe.de/astro/Teil04/Masse.html
Messung von Hubble-STIS (Februar 2004): Sirius B Masse = 98 Prozent M Sonne. Übrigens,
Sirius B ist der erste entdeckte weiße Zwerg!

117
Masse Leuchtkraft Beziehung
Die Massen von Sternen werden durch ihre Leuchtkraft geschätzt.

Bei Hauptreihensternen hängt die Leuchtkraft nahezu linear von der


Masse ab. Ihre Massen liegen zwischen 0,01 und 100 Sonnenmassen.

6.4 Extrasolare Planeten


Unser Sonnensystem (Solarsystem) ist mittlerweile ganz gut erforscht. Die Planeten sind:
Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Pluto wurde als Kleinplanet
rückgestuft3
Wichtige Fragestellungen:

• Ist unser Sonnensystem einzigartig oder ist Planetenbildung häufig?

• Welche Bedingungen sind für Leben nötig (Habitable Zone)?

• Gibt es in anderen Sonnensystemen auch Leben? Wenn ja in welcher weise?

Extra-Solar bedeutet: Planeten in anderen Solar also Sonnensystemen: extrasolare Plane-


ten. Extra-Galaktische Planeten jedoch, solche in anderen Galaxien können nicht festgestellt
werden!

1995 wurde der erste extrasolare Planet von Michel Mayor entdeckt:
Pegasus 51. M = 0,5 Jupitermassen, Umlaufperiode T=4 Tage.

Entdeckungs-Methode 1: Planet und Zentralgestirn kreisen um einen gemeinsamen Schwer-


punkt. Das Lichtspektrum des Sterns wird periodisch durch den Dopplereffekt verschoben.

Entdeckungs-Methode 2: Erdähnliche Planeten sind zu klein um eine Dopplerverschie-


bung hervorzurufen. Hier beobachtet man kleinste Helligkeitsänderungen der Lichtkurve des
Sterns, wenn der Planet vor dem Stern vorüberzieht und ihn etwas verdunkelt. Weltraumte-
leskope: USA - Kepler, Frankreich + EU - Corot.

Datum Entdeckte extrasolare Planeten


November 2012 850
8. Oktober 2016 3533
November 2017 3710
12. Juni 2018 3793
5. April 2019 4035
3
Es gibt ca. 300 Kleinplaneten im Sonnensystem von denen manche größer als Pluto sind.

118
Siehe: http://exoplanet.eu/
http://www.planetary.org/explore/space-topics/exoplanets/
Unlängst wurde in nächster Nachbarschaft in nur ca. 4,25 Lj ein extrasolarer erdähnlicher
Planet4 entdeckt. Proxima Centuri b.

https://de.wikipedia.org/wiki/COROT_(Weltraumteleskop)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kepler_(Weltraumteleskop)
https://de.wikipedia.org/wiki/Exoplanet

6.5 Veränderliche Sterne


Sterne wie Algol (Sternbild Perseus) erhielten ihre Namen weil sie ihre Helligkeit periodisch
ändern. 1054 Erschien ein neuer Stern, der auch tagsüber sichtbar war. Er wurde in China5
registriert. Heute befindet sich an dieser Stelle der Krebsnebel. Die Helligkeitswechsel haben
verschiedene Ursachen:

6.5.1 Bedeckungsveränderliche Sterne


Das sind Doppelsterne, die sich während eines Umlaufs gegenseitig Bedecken. Einer der
beiden ist dünkler oder kleiner und verdeckt in unserer Sichtlinie den anderen Stern. Somit
wird die Lichtkurve des Sterns periodisch dünkler. Das Algol System besteht aus 2 Sternen
mit 3,2 und 3,6 fachem R . Ihr Abstand beträgt 14 R , ihre Umlaufdauer ist 69 Stunden.

6.5.2 Pulsationsveränderliche Sterne


Diese Sterne ändern ihre Leuchtkraft periodisch (Periodendauer: Stunden bis Monate) um
das bis zu 250 fache der ursprünglichen Leuchtkraft.

Cepheiden
Sie sind Riesensterne welche ihre Temperatur um 1000 K und ihren Radius um bis zu 20%
ändern. Prototyp dieser Kategorie ist der Stern Cepheus. Der Mechanismus zur Helligkeits-
änderung entsteht durch das Pulsieren des Stern. Zwischen der Leuchtkraft und der Periode
der Helligkeit besteht ein Zusammenhang. Die Leuchtkraft L bestimmt man aus der Periode,
die Entfernung mit dem Entfernungsmodul der scheinbaren Helligkeit. Cepheiden werden zu
Leuchtkerzen im All mit einer Reichweite von 70 Mio LJ zur Entfernungsmessung.
4
http://www.planetary.org/blogs/guest-blogs/2016/0824-proxima-centauri-b-have-we.html
5
Zwei chinesische Hofastronomen wurden daraufhin geköpft, weil sie das Ereignis nicht vorausgesagt
hatten. Damals waren Astronomen und Astrologen noch fast dasselbe. Primäre Aufgaben damaliger Astro-
nomen war die Erstellung von Horoskopen und Kalender. Heute ist der Beruf des Astronomen weit weniger
gefährlich. Es sie denn sie erstellen Horoskope und werden von heutigen Astronomen gejagt..

119
6.5.3 Novae
Das sind Sterne mit eruptiven explosionsartigen Helligkeitsausbrüchen. Laut Theorie fließt
Gas (Wasserstoff) von einem roten Riesen auf einen benachbarten Weißen Zwerg. Dort
setzt an der Oberfläche kurzzeitig wieder Kernfusion ein.

6.5.4 Supernovae (SN) Typ Ia


Typ Ia SN entstehen wenn die Masse des Weißen Zwerges 1,44 M überschreitet. Dann
passiert ein Gravitationskollaps. Temperatur und Druck im Sterninneren steigen rapide an,
und Kohlenstoff Kerne verschmelzen zu schweren Kernen. Die frei werdende Energie zer-
reißt den Stern. Weil der Vorgang immer gleich abläuft, eignen sich SN Typ Ia auch als
Entfernungsmesser. Ihre scheinbare Helligkeit nimmt mit dem Quadrat der Entfernung ab.
1
m∝ (6.43)
r2
Supernovae (SN) Typ II entstehen durch sehr massereiche Sterne. Ihre Lichtkurve ist anders
als vom Typ Ia.

120
6.6 Sternentwicklung und Elementsynthese
Wasserstoff H ist das häufigste Element im Universum. Im frühen Universum bestand das
Verhältnis H:He = 3:1. Sterne haben als Energiequelle den Prozess der Kernfusion, wobei
Wasserstoff (H) zu Helium (He) fusioniert. Gas Wolken aus Wasserstoff haben ein labiles
Gleichgewicht. Aufgrund von Instabilitäten beginnt die Gaswolke unter dem Einfluss der
Gravitation zu kontrahieren (sich zusammen zuziehen). Druck und Dichte steigen an bis bei
einigen Millionen Grad Kelvin der Protostern zündet und Kernfusion (H zu He) einsetzt.
Ein Stern ist geboren. Am Ende ihres Lebens geben Sterne ihre Hülle (Asche) durch starke
stellare Winde ab. Die Hülle hat ist nun mit schweren chemischen Elementen (C,N,O,..)
angereichert. Am Ende bleibt ein Weißer Zwerg oder ein Neutronenstern übrig oder eine
SN oder ein schwarzes Loch. Dann beginnt der Prozess von neuem. Unsere Sonne ist wegen
ihrer chemischen Zusammensetzung ein Stern 3er Generation. Wir Menschen sind Kinder der
Sterne, da der Kohlenstoff in unserem Körper aus der Elementsynthese von Sternen kommt.

6.6.1 Sternentwicklung
Interstellare Gaswolken (Typische Werte: TGaswolke = 50 - 100 Kelvin, ρGaswolke = 105 Atome
cm3
)
ziehen sich aufgrund der Gravitation zusammen und kontrahieren unter dem eigenen Ge-
wicht. Die Gaswolken bestehen meist aus atomaren und molekularen Wasserstoff, Helium,
etwas CO und Staub. Wenn die Wolke einige 100 LJ groß ist und einige 1000 M Mas-
sen besitzt können sich Sterne bilden. Die Gesamtmasse ist Anfangs viel größer als einzelne
Sternmassen. Durch die gravitative Kontraktion stiegt die Dichte ρ der Wolke, während die
Temperatur T noch konstant bleibt. Dadurch werden andere Teile der Wolke instabil und
kontrahieren ebenfalls.

Bedingung für den Kollaps


Die Gravitationsenergie EG einer homogenen Kugel mit Radius R und konstanter Dichte
Rho ρ(r) = ρ0 und der Masse Mr ist

3 GM 2
EG = − (6.44)
5 R
Bei beliebiger Dichte ρ(r) bleibt die Gravitationsenergie EG in der Größenordnung

GM 2
EG ' (6.45)
R
Bei der Temperatur T haben Gasmoleküle die mittlere kinetische Energie
3
< E >= kT (6.46)
2
k.. Boltzmannkonstante, siehe Thermodynamik. Nur wenige Moleküle erreichen bei niederen
Temperaturen die Fluchtgeschwindigkeit vF mit der kinetischen Energie Ekin,F lucht = mvF2 /2

121
um aus der Gaswolke entweichen zu können. Der Großteil der Moleküle bleibt gravitativ an
die Gaswolke gebunden. Die Gaswolke kontrahiert wenn folgende Bedingung gegeben ist:

Bedingung für den Kollaps

<E> < Ekin,F lucht = EG (6.47)

3 mvF2 lucht mM
kT < =G (6.48)
2 2 R
R...Wolkenradius, M... Masse der Wolke, m...Molekülmasse
Die Masse M durch Dichte ρ und Volumen V = 4π 3
R3 ausgedrückt,
4π 3
M= ρR (6.49)
3
liefert eingesetzt die Bedingung für den Kollaps:
3 mM
kT < G (6.50)
2 R
3 Gm 4π 3
kT < · ρR (6.51)
2 R 3
Dies formen wir nach R um, um den Radius für den Kollaps zu erhalten.
3 4π 2
kT < Gm · ρR (6.52)
2 3
3 3
· kT < Gm · ρR2 (6.53)
2 4π
9 kT
< R2 (6.54)
8πG mρ
s
9 kT
R> · (6.55)
(4 · 2)πG mρ

Kollapsbedingung durch Radius R ausgedrückt:


Übersteigt der Radius der Gaswolke R den Wert
s
3 1 kT
R> · (6.56)
2 2πG mρ
dann kontrahiert die Wolke und Sterne können entstehen.

Der Orionnebel ist ein aktives Sternentstehungsgebiet.

122
6.6.2 Entwicklung in der Hauptreihe
Gaswolken kontrahieren einige Mio Jahre. Erst wenn die Dichte groß genug ist, heizt sich
die Wolke durch Zusammenstöße der Moleküle auf (kinetische Bewegungs-Energie wird in
thermische Energie umgewandelt. ). Die Kernfusion von Wasserstoff in Helium beginnt bei
einer Temperatur von ca. 7 Mio Kelvin. Dadurch steigt die Temperatur weiter an und Ener-
gie wird frei. Es kommt zu einem Gleichgewicht zwischen dem thermischen Gasdruck und
dem Gewichtsdruck und die Kontraktion der Gaswolke stoppt. Gas und Strahlungsdruck
stemmen sich gegen die Gravitation, welche die Gasschichten weiter kollabieren lassen will.
Die Strahlungsenergie wird nach Außen transportiert. Der Stern ist geboren und beginnt zu
leuchten. Siehe Adler-Nebel Damit die Kernfusion von Dauer ist, benötigt der Stern eine
Mindestmasse von 8% M . Die größten Sterne haben 100 M aber auch 150 - 250 M .

6.6.3 Energieproduktion durch Kernfusion


Das Sonnenspektrum zeigt das die Elementverteilung in den äußeren Schichten unverändert
bei H = 74%, He = 24% und 2% C,N,O, etc.. liegt. Der hohe Gewichtsdruck ist Ursache
dass bei 14 R ca. 50% von M konzentriert ist. Die Kernfusion von H zu He läuft bei ca.
15 Mio K. Pro Sekunde werden im Inneren der Sonne ca. 6,7 ·1011 kg H in He umgewandelt.
Pro Sekunde wird eine Energie von ca. 4 ·1026 J frei und gelangt als elektromagnetische
Strahlung an die Oberfläche der Sonne. Der Energietransport dauert jedoch einige 100000
Jahre, weil die Strahlung durch das Sonnenplasma (ionisiertes Gas) immer wieder absorbiert
und emittiert wird. Erst in den oberen Sternschichten erfolgt der Energietransport durch
Konvektion.

Proton-Proton-Zyklus
Die Sonne hat ca 50% ihres Wasserstoff Vorrats verbraucht. Das erzeugte He reichert sich im
Sternzentrum an. Wasserstoff H ist einem Proton 1 H gleichzusetzen (siehe Periodensystem
der Elemente 1 H). Die Kernfusion erfolgt hauptsächlich nach dem Proton-Proton-Zyklus.
Kernreaktionen sind nur bei sehr hohen Temperaturen möglich. Erst dadurch können die
positiv geladenen Protonen ihre gegenseitige elektrische Abstoßung (starke Kernkraft) über-
winden.

1
H +1 H → 2
H + e+ + ν
2
H +1 H → 3
He + γ
3
He +3 He → 4
He +1 H +1 H
• Im ersten Schritt wird durch die Bildung von schweren Wasserstoff 2 H ein Positron e+
und ein Neutron ν erzeugt. Diese Reaktion erfolgt selten. Dadurch ist der Lebenszyklus
der Sonne auf ca. 10 Mrd. Jahre bestimmt.
• Im zweiten Schritt verschmilzt ein erzeugtes schweres Wasserstoff-Teilchen mit einem
Proton. Ein 3 He Kern wird erzeugt und γ Strahlung wird frei. Die Strahlung wird
durch Paarvernichtung von Positronen erzeugt: e+ + e− → 2γ

123
• Im dritten Schritt verschmelzen zwei 3 He Kerne zu einem 4 He Kern. Dabei werden
zwei Protonen erzeugt.

Neutrinos sind sehr klein und haben einen geringen Wechselwirkungsquerschnitt mit der
restlichen Materie. Dadurch können sie die Sonne ungehindert und ohne Energieverlust ver-
lassen. Die Sonne hat noch einen H Vorrat von ca. 6 Mrd. Jahren um auf der Hauptreihe zu
verweilen. Ist der H Vorrat verbraucht, so verlässt die Sonne die Hauptreihe. Sie wird zum
Riesen und ihre Leuchtkraft steigt an. Dabei verschlingt sie alle inneren Planeten, weil ihr
Radius dann der Erdbahn entspricht.

CNO - Kohlenstoffzyklus
Massereiche Sterne mit etwa 10M haben eine viel geringere Lebensdauer (ca 10 Mio Jahre).
Da sie in ihrem Inneren eine weit höhere Temperatur haben, läuft die Kernfusion nach dem
viel rascheren CNO- Kohlenstoffzyklus ab.
12 12
C + 4p → C +4 He + 2e+ + 2ν + γ
Massereiche Sterne die jetzt gerade auf der Hauptreihe leuchten, sind also sehr junge Sterne
von einigen Mio Jahren.

6.7 Das Riesenstadium von sonnenähnlichen Sternen


Ist der H Vorrat im Kern aufgebraucht, so beginnt die Fusion von H zu He in weiter außen
liegenden Schichten. Der Stern heizt sich auf und dehnt sich gleichzeitig massiv aus und
wird zum Riesen. Stellare Winde tragen ca 30% der Sternmasse ins All. Solche Überreste
werden historisch bedingt planetare Nebel genannt6 Das weitere Schicksal hängt von der
verbleibenden Sternmasse ab.

Sterne mit M < 1,44 M (Chandrasekar Grenze) werden Weiße Zwerge.


Ist die Restmasse größer als diese 1,44 M explodiert der Stern als Super-
nova und ein Neutronenstern bleibt über. Ist die verbleibende Kernmasse
des Neutronensterns größer als M > 2...3,5 M , so kollabiert der Kern
zum schwarzen Loch.

6.7.1 Der Weg zum Weißen Zwerg


Die Temperatur steigt im Inneren von Riesen stark an. Es entsteht Kohlenstoff
4 12
3 He → C + 2γ (6.57)

Und über Kohlenstoff bildet sich Sauerstoff:


4
He +12 C → 16
O+γ (6.58)
6
Man dachte um 1800 fälschlich, es handle sich um Planeten Entstehungs-Gebiete.

124
Jedoch wird hier weniger Energie frei. Der Stern kühlt ab, der innere Druck sinkt und die
Gravitation lässt die Hülle weiter verdichten (komprimieren). Es bildete sich nun langsam
der Weiße Zwerg (WZ). Die Dichte ρ des sich bildenden Zwergsternes erreicht Werte von
109 kg/m3 und die Atome werden auf 1/100 ihres bisherigen Radius zusammengedrückt.

Warum erleidet der WZ keinen totalen Gravitationskollaps?


Der Stern hat nun eine Mio-fache Dichte und besteht aus einem entarteten Plasma, bzw.
einem See von Atomkernen und Elektronen. Die Quantenmechanik rettet den Stern vor dem
Kollaps. Elektronen auf kleinstem Raum haben wegen der Unschärferelation eine höhere
kinetische Energie. Das zusammengepresste Plasma bekommt so einen höheren Druck.
Der Druck der Elektronen hängt nur von der Dichte ab und nicht von der Temperatur im
Sterninneren. Somit kann der WZ nicht weiter kontrahieren. Beim Ende der Kernfusion
bleibt eine Kugel aus C und O über, die einen Radius von etwa 10 000 km hat. Der WZ
strahlt mit einer T= 100 000 Kelvin noch mehrere Mrd Jahre.

6.7.2 Supernovae
Ist die Restmasse eines Sterns > 1,44 M , so explodiert der Stern als Supernova. Der Heli-
umkern kontrahiert weiter und heizt sich damit auf. Nach einem kurzen Siliciumbrennen ist
mit Eisen (FE-56) das letzte Stadium der Kernfusion erreicht und stoppt. Damit hört der
Strahlungsdruck der Kernfusion auf, der bisher das Gleichgewicht zwischen der Gravitati-
on und Strahlung aufrecht erhalten hat. Somit kann die Restmasse durch die Gravitation
ungehindert ins Zentrum fallen. Erreicht sie den stabilen Eisen 56 Kern, wird an diesem
eine Schockwelle zurück reflektiert und der Stern explodiert als Supernova. Übrig bleibt ein
Neutronenstern. Sie haben eine hohe Rotationsgeschwindigkeit und ein starkes Magnetfeld
B = 108 T. Pulsierende Radioquellen, kurz Pulsar, sind heute als Neutronensterne erkannt.
Ein Pulsar befindet sich im Zentrum des Krebsnebels. zB Der Krebsnebel der 1054 durch
eine SN-Explosion entstand.

6.7.3 Bildung schwarzer Löcher


Neutronensterne haben Radien von 5 - 10 km und Massen von 1,2 - 2 M . Die mittlere
Dichte liegt bei ca. 3,7 bis 5,9 ·1017 kg/m3 . Zum Vergleich ein Atomkern hat eine Dichte von
ca.
3 ·1017 kg/m3 . Neutronensterne sind die dichtesten bekannten Objekte ohne einen Ereignis-
horizont. Oppenheimer und Volkoff berechneten eine Obere Massengrenze für Neutronen-
sterne bei 3,2 M . Übersteigt die Masse eines Neutronensterns diese Grenze, so fällt der
Stern durch die Eigen-Gravitation weiter in sich zusammen. Die Gravitation wird so stark,
sodass nicht mal mehr Licht den Gravitationskegel innerhalb vom Schwarzschildradius (auch
Ereignishorizont genannt) Rs entkommen kann. Je nach Wahl der Parameter der Tolman,
Oppenheimer, Volkoff (TOV)-Zustandsgleichung, erfolgt der Kollaps zum Schwarzen Loch
bei Kernmassen größer als M > 2... 3,5 M John Archibald Wheeler schlug 1968 den

125
Namen black hole vor. Eine Singularität, ein schwarzes Loch (SL) ist entstanden. Nachdem
kein Licht aus dem Ereignishorizont eines SL entkommen kann, ist es für uns unsichtbar,
daher der Name. Karl Schwarzschield (1873-1916) berechnete den Radius des "point of no
return", jene Grenze ab der man unweigerlich ins Schwarze Loch stürzt.

Schwarzschildradius:
2GM
Rs = (6.59)
c2

Der Schwarzschildradius beschreibt den Ereignishorizont, also die Größe und das Verhal-
ten eines nichtrotierenden und elektrisch ungeladenen statischen7 Schwarzen Loches. Folgen-
de Parameter Charakterisieren ein SL: Masse, Drehimpuls und elektrische Ladung.

Learning by Doing - Beispiele:


Berechne den Schwarzschildradius von Erde und Sonne und vergleiche ihn mit ihren jetzigen
Radien: RErde = 6378km, R = 696260km, MErde = 5, 9742 · 1024 kg, M = 1, 9891 · 1030 kg,
G = 6, 6784 · 10−11 , c = 2, 99 · 108 m/s

2GM
Rs,Erde = = 0, 0089m (6.60)
c2
Prozent vom Erdradius: 1,399 E-7 %
Rs, = 2971 m, Prozent vom Sonnenradius: 4,26 E-4 %

6.8 Galaxien
Unsere Galaxie die Milchstraße8 (Milkyway) enthält ca. 200 bis 300 ·109 Sterne der Popu-
lation I (junge Sterne). Sie hat in der Mitte einen Balken (Bulge) und gehört damit zu den
Balkenspiralgalaxien. Die galaktische Scheibe hat einen Durchmesser von ca. 100 000 LJ .
Die Breite des Bulges beträgt ca. 16 000 LJ und an den dünnsten Stellen ist die Breite der
Scheibe ca 3000 LJ. Unsere Sonne liegt in einer Entfernung von ca. 25 000 LJ. vom Zentrum.
Sie befindet sich im Orion Arm und kreist mit ca. 200 km/s um das Zentrum. Um die galak-
tische Scheibe Herum ist der Halo. Im Halo befinden sich Kugelsternhaufen. Sie haben einen
Radius von ca. 30 LJ und enthalten bis zu 1 Mio Sterne der Population II (sehr alte Sterne).
Sterne der Population II enthalten Helium und Wasserstoff. Sie sind die ersten Sterne die
nach dem Urknall gebildet worden sind. Sterne der Population I sind jüngere Sterne, die aus
der Asche der Population II Sterne entstanden sind. Sie enthalten schwerere Elemente des
7
Das Gegenteil eines statisch ruhenden SL, wäre ein dynamisches sich bewegendes und rotierendes SL.
Dort sind die Formeln komplizierter.
8
https://de.wikipedia.org/wiki/Milchstra%C3%9Fe

126
Periodensystems. Das Alter der Kugelsternhaufen wird auf 11 bis 12 Mrd Jahre geschätzt.
Sie sind damit fast so alt wie das Universum selbst (13,5 bis 13,8 Mrd Jahre). Die Kugelstern-
haufen durchfliegen die Scheibenebene. In der galaktischen Scheibe ist auch Gas und Staub
vorhanden. Das Zentrum der Milchstraße ist durch Staub und Staubwolken (Dunkelwolken)
verdeckt und nur mit Infrarot-Teleskopen zu erkunden. Emissionsnebel werden von nahen
heißen Sternen aufgeheizt und beginnen selbst zu strahlen.

Das Zentrum der Galaxis

Im Sternbild Schützen (Sagittarius) liegt das Zentrum der Galaxis. Sagittarius A ist eine
starke Radioquelle. Man konnte im Zentrum kreisende Sterne mit einer Geschwindigkeit
von ca. 1000 km/s messen. Das 3te Kepplergesetz sagt dafür eine Masse von ca. 2,6 Mio
Sonnemassen voraus. Dies wurde mittlerweile als ein schwarzes Loch identifiziert.

6.8.1 Quasare
Quasare9 (quasistellar objects) wurden als starke, weite entfernte Radioquellen mit geringer
Ausdehnung im Universum entdeckt. Es handelt sich um aktive Kerne von Galaxien. Die
Leuchtkräfte sind ca. 100 mal stärker als jene von Galaxien. Quasare ändern die Leuchtkraft
innerhalb von Tagen um bis zu 3 Größenordnungen. Mit einer Größe von Lichttagen, sind
Quasare sehr wahrscheinlich neu entstandene schwarze Löcher. Da die Entfernung bis zu 12
Mrd LJ beträgt, handelt es sich vermutlich um Junge Galaxien, die zu Beginn des Universums
gebildet wurden.

6.8.2 Galaxien, Galaxien-Haufen und Superhaufen


Lokale Gruppe

Unsere Galaxis gehört zur lokalen Gruppe10 . Sie hat einen Durchmesser von ca. 5-8 Mio
LJ besteht aus ca. 50 Galaxien inklusive der Andromedagalaxie11 (2,54 Mio LJ Entfernung)
und den beiden Magellanschen Wolken (SMC: small magellanic cloud, LMC:large magellanic
cloud) (170 000 LJ Entfernung) auf der Südhalbkugel.

Galaxien Haufen

Größere Ansammlungen von Galaxien nennt man Galaxienhaufen (cluster)12 . Sie haben
einige Tausend Mitglieder, die sich um ein gemeinsames gravitatives Zentrum bewegen.
9
https://de.wikipedia.org/wiki/Quasar
10
https://de.wikipedia.org/wiki/Lokale_Gruppe
11
https://de.wikipedia.org/wiki/Andromedagalaxie
12
https://de.wikipedia.org/wiki/Galaxienhaufen

127
Superhaufen
Superhaufen (supercluster)13 sind eine gravitativ gebundene Ansammlung mehrerer Hau-
fen. Es sind die größten Strukturen die wir durch Teleskope erkennen können. Bekannte
Superhaufen sind der Hydra-Centaurus-Superhaufen14 und der Coma Superhaufen15 . Eine
Ansammlung von Galaxien ist auch eine kosmische Struktur namens Große Mauer16 Ihr Zen-
trum ist der Coma Superhaufen. Zwischen den Haufen sind sogenannte Hohlräume (voids),
wo sich keine Materie befindet.

13
https://de.wikipedia.org/wiki/Superhaufen
14
https://de.wikipedia.org/wiki/Hydra-Centaurus-Superhaufen
15
https://de.wikipedia.org/wiki/Coma-Superhaufen
16
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fe_Mauer_(Astronomie)

128
Kapitel 7

Kosmologie

Die Frage: "Wie groß ist das Universum und aus was besteht es?", beschäftigt uns Menschen
seit wir in den Sternen-Himmel schauen. Im 19 Jhdt dachte1 man noch, das Universum sei
eben so groß wie die Milchstraße zu sehen ist. Allerdings fand man kleine nebelartige Objekte,
deren Herkunft unklar war. Charles Messier2 (1730-1817), ein französischer Astronom und
Kometenforscher, erstellte den Messier Katalog3 . In ihm sind 110 nebelartige Objekte gelistet,
um Verwechslungen mit Kometen zu vermeiden. M1 ist der Krebsnebel, M20 der Trifidnebel,
M27 der Hantelnebel, M31 die Andromedagalaxie, M45 die Plejaden, M51 die Whirlpool
Galaxie, und M110 die Galaxie NGC 205, um nur einige zu nennen.

7.1 The Great Debate (1920)


Die große Debatte4 (the great debate)5 , war eine heftige Auseinandersetzung zweier Astrono-
men, am 26 April 1920 am Smithsonian Museum of Natural History, über die Beschaffenheit
des Universums bzw. des Weltalls oder Weltraumes. Es ging vor allem um die Größe des Uni-
versums und über die Herkunft der beobachteten Spiralnebel (aus dem Messier Katalog).

• Shapely dachte die Milchstraße sei schon das gesamte Universum. Sie sei aber größer
als bisher angenommen und die Nebel seien relativ klein und sind innerhalb unserer
Milchstraße angesiedelt. Und die Sonne ist nicht im Zentrum der Milchstraße son-
dern eher am Rand. Shapely verneinte eigenständige Galaxien, da diese ansonsten
unglaublich weit entfernt sein müssten (Andromedanebel: ca. 100 Mio Lichtjahre6 ).
Diese Entfernung war International wenig bis gar nicht akzeptiert.
1
Damalige falsche Theorie und Schulstoff: Kometen seien Erscheinungen innerhalb der Erdatmosphäre,
gehen aber nicht weiter als bis zum Mond!!! Krass nicht?
2
https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Messier
3
https://de.wikipedia.org/wiki/Messier-Katalog
4
https://de.wikipedia.org/wiki/Shapley-Curtis-Debatte
5
https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Debate_(astronomy)
6
Tatsächlich ist M31 (2.54 ± 0.11) Mio LJ oder (778 ± 33) kpc entfernt.

129
• Curtis sah die Milchstraße wesentlich kleiner, und mit der Sonne in ihrem Zentrum
an und vertrat den Standpunkt die Nebel seien weit entfernte Galaxien wie unsere
eigene. Er untermauerte seine These, da im Andromeda Nebel mehr Novae sind als in
der restlichen Milchstraße. Sein Argument war, wären der Andromeda Nebel und die
Milchstraße ein Objekt, dann ist es unlogisch nur im Bereich des Andromedanebels
mehr Novae zu sehen. Es müssten die Novae in der gesamten Milchstraße gleichverteilt
sein (was aber nicht der Fall war). Somit sollte der Andromedanebel eine eigene Galaxie
mit ihrer eigenen Nova Rate sein.

Die Diskussion wurde von den beiden heftig und aggressiv gegeneinander7 geführt, aber der
Witz bei der Sache war: beide hatten gleichzeitig Recht und Unrecht! Die Milchstraße
war zwar viel Größer als angenommen (Shapely), die Sonne liegt am Rand (Shapely) aber
die Spiral Nebel sind weit entfernte Galaxien, ähnlich zur Milchstraße (Curtis).
Siehe: https://apod.nasa.gov/diamond_jubilee/debate20.html
Durch Messungen von Edwin Hubble 1924-26 konnte der Andromeda Nebel als eigenständige
Galaxie verifiziert werden.

7.2 Das Universum expandiert


7.2.1 Die Hubble - Humason Relation
Edwin Hubble stellte mit Milton Humanson 1924-26 fest, dass die Spektrallinien der meisten
Galaxien rotverschoben sind. Dies ist eine Ursache des Doppler Effektes:
v
u 1 − v/c
u
f0 = ft (7.1)
1 + v/c

Daraus kann man die Relativgeschwindigkeit von Galaxien bestimmen. Es zeigte sich, dass
die Relativgeschwindigkeit proportional zur Entfernung sind. Die Spektrallinien der Gala-
xien sind umso mehr rotverschoben, je weiter sie entfernt sind und je kleiner und licht-
schwächer die Galaxien erscheinen. Die Radialgeschwindigkeiten von Galaxien sind
umso größer je weiter sie von uns entfernt sind. Das Universum dehnt sich also
aus! Die Bestimmung des Hubble Parameters ist leider sehr schwierig. Einige Galaxien, wie
Andromeda-Galaxie (300 km/s) fliegen auf uns zu. Die Spektrallinien sind blauverschoben.
Obwohl die meisten Galaxien sich von uns entfernen, so gibt es Galaxienhaufen die sich
aufeinander zubewegen. Dort gibt es gemischte rote und blaue Anteile.

7
In Wirklichkeit war es peinlich das beide so stur gegeneinander gekämpft haben. Denn die jeweils richtige
Antwort, wurde geschmälert durch das very stubbornly’sche beharren auf den jeweiligen falschen Tatsachen.
Für alle Anderen war es eine Lehre, nicht zu voreilig und allzu vehement auf einer Theorie zu beharren (-; .

130
Die relative Rotverschiebung z der Spektrallinien weit entfernter Galaxien ist

∆λ λ − λ0
z= = (7.2)
λ0 λ0
∆λ...Differenz zwischen beobachteter Wellenlänge λ und der Laborwellenlänge λ0 (bzw. im
Ruhesystem der Galaxie). Der Rotverschiebungsfaktor z ist eine dimensionslose Zahl und
wird für Entfernungsangaben der am weitesten beobachtbaren Objekte verwendet. Die Ent-
fernung r ist
c
r=z· (7.3)
H
mit der Lichtgeschwindigkeit c. H hat als Dimension eine reziproke Zeit. Wird die Rotver-
schiebung als Doppler Effekt interpretiert, so ist die sogenannte Fluchtgeschwindigkeit

v = c · z = H0 · r (7.4)

H.. Hubblekonstante, r...Entfernung in km!


Die Hubblekonstante H berechnet sich aus der gemessenen Fluchtgeschwindigkeit zur Ent-
fernung der am weitesten sichtbaren Galaxien.

v
H= = 74km/sproM pc (7.5)
r

Ein Mpc = 3,26 Mio LJ. Das bedeutet eine Vergrößerung der Fluchtgeschwindigkeit
von um 74 km/s alle 3,26 Mio LJ!

7.2.2 Schwierigkeiten bei der Bestimmung von H


Der Wert von H muss durch Beobachtungen weit entfernter Galaxien bestimmt werden. zB
Über die Perioden Leuchtkraft Beziehung von Cepheiden. oder von Supernovae SN-Typ Ia
oder Typ II. Hubble bestimmte 1929 den Wert für H0 ' 530 km/s M pc−1 . Da waren die
Cepheiden Typen I und II noch unbekannt! A.R. Sandage bestimmte 1958 einen Wert von
H0 ' 75 km/s M pc−1 . Die Werte pendeln zwischen H0 ' 50 km/s M pc−1 und H0 ' 100
km/s M pc−1 .

7.2.3 Hubble Zeit


Wenn man die Expansion des Universums seit dem Urknall annimmt, so braucht eine Galaxie
in der Entfernung r dafür eine Zeit t.

r 1
t= = (7.6)
v H0

131
Die Zeit die wir berechnen, ist jene seit dem Urknall8 , ab der Sterne sich zu Galaxien vereinigt
haben, oder Sterne in Galaxien geboren wurden. Und wir nehmen vorerst sehr gefährlich9
an, dass diese Zeit t, zeitlich konstant gewesen ist10 .

Learning by Doing - Beispiele:


Wir berechnen das Weltalter für die 3 Hubble Werte:
Man beachte die Einheit: km/s pro Mpc
1pc = 3, 0856 · 1016 m, 1M pc = 3, 0856 · 1016 · 106 m

50 · 103 m/s
t = 1/H0 = 1/ = 6, 1712 · 1017 s = 19, 56 · 109 Jahre (7.7)
3, 0856 · 1022 m
75 · 103 m/s
t = 1/H0 = 1/ = 4, 114133 · 1017 s = 13, 45 · 109 Jahre (7.8)
3, 0856 · 1022 m
100 · 103 m/s
t = 1/H0 = 1/ = 3, 0856 · 1017 s = 9, 78 · 109 Jahre (7.9)
3, 0856 · 1022 m

Vergleichen sie aktuelle Werte von H auf


https://de.wikipedia.org/wiki/Hubble-Konstante#Messungen
vom Spitzer-Weltraumteleskop (2012), Hubble-Weltraumteleskop (2009), WMAP (2008 und
2009), Chandra (2006 und 2008), Planck (2015)

7.3 Der Urknall


Eines der erfolgreicheren Kosmologischen Modelle ist der Urknall, der besagt, dass alles in
einem kleinen Punkt vereint gewesen sein hat müssen (Raum, Zeit, Materie, Energie, Strah-
lung, Sterne, Universum, etc..) bevor es... beschlossen hat sich auszudehnen. Das Modell
wurde u.a. vom belgischen Theologen und Physiker Georges Lemaître propagiert. Fred Hoy-
le, ein Befürworter der gegnerischen Steady-State-Theory (Hermann Bondi, Thomas Gold)
wollte diese Theorie lächerlich machen und sprach so lange von einem BIG BANG (wörtlich:
Großer Knall)! bis dieser Name international anerkannt war!

Am Beginn der Zeit, vor ca. 14 Mrjd Jahren nimmt man an, das das gesamte Universum
8
Der Urknall selbst hat erst den Zeitpfeil oder die Zeit als solche entstehen lassen. Bedenken Sie, es hat
also einmal eine zeitlose Zeit im frühen Universum gegeben!(Ein schönes Wortspiel..(-;)
9
Neueste Forschungsergebnisse zeigen das die Expansion im frühen Universum rascher abgelaufen ist, und
durch die Gravitation gebremst wurde. Danach gibt es wieder eine schnellere Expansion. Wie dunkle Energie
und dunkle Materie mit der Gravitation zusammenwirken ist noch völlig unverstanden! Man glaubt, dass im
Mittel mit t=1/H gerechnet werden kann.
10
Ansonsten hätten wir eine t(t).

132
in einem winzigen Punkt konzentriert war, der Anfangssingularität. Dichte und Temperatur
werden als unendlich groß angesehen11 .

URKNALL: Beim Vorgang der Expansion, expandierte der Raum, wel-


cher eben im winzigen Punkt der Anfangssingularität war erheblich und
Materie ist dabei entstanden!

Was den Urknall ausgelöst hat, entzieht sich unserer Kenntnis.


Die Urknalltheorie wird durch folgende Tatsachen unterstützt:

• Rotverschiebung der Galaxienspektren.

• 3K Hintergrundstrahlung.

• Anzahl und Verteilung bzw. relative Häufigkeiten der Elemente im Weltall, Galaxien
und Sternen.

7.3.1 Kosmische Hintergrundstrahlung


1965 entdeckten die Amerikaner Arno Penzias und Robert Wilson eine elektromagnetische
Zentimeterstrahlung die sie keiner Quelle zuordnen konnten. Sie arbeiteten bei den Bell
Labs und sollten mit einer Antenne Satelliten Kommunikation testen. Die Strahlung kam
gleichmäßig und aus allen Richtungen an. Es war eine Art kosmischer Hintergrund-
strahlung. Die Spektralverteilung ergab eine Schwarze Strahlung mit einer Temperatur von
T = 2,7 K.

Genau diese Temperatur errechnete George Gamov 20 Jahre vorher! Es war ein Nachglühen
des Urknalls, bzw. was von seiner Temperatur heute übrig sein hat müssen! Mit einem Schlag
war der BIG BANG erneut messbar geworden!
Wenn wir die 14 Mrjd Jahre zurück beobachten, können wir allerdings nur etwa bis 380 000
- 400 000 Jahre nach dem Urknall beobachten. Das Weltall war damals undurchsichtig, da
viele freie Elektronen die Photonen absorbierten.

Die kosmische Hintergrundstrahlung von T = 2,7 K ist ein Nach-


hall der Temperaturverteilung, nach den ersten 400 000 Jahren seit dem
Urknall. Sie kommt augenscheinlich isotrop (gleichförmig) und nicht ani-
sotrop (ungleichförmig) aus allen Richtungen des Weltraumes.
11
Allerdings! muss man sagen, das die Gesetze der Physik erst im Laufe der Zeit entstanden sind! Newton
Mechanik, ART, und SRT, lediglich die Quantenmechanik könnte auch aus dieser Zeit stammen! Man be-
denke, all die zeitabhängigen Formeln und Differentialgleichungen gab es in dieser Form damals nicht! Also
gab es auch keine Dichte! denn ρ = m/V, Wenn aber Materie und damit Masse erst viel später entstanden
sind, was ist dann Dichte?

133
7.3.2 Satelliten - COBE und WMAP
Das Inflationsmodell der Kosmologie sagt voraus, dass winzige Unterschiede bzw. Fluktua-
tionen der Temperatur bei der Ausdehnung des Universums, für die Galaxienbildung
verantwortlich waren. Der Satellit COBE (Cosmic Background Explorer) hat in den 1990 er
Jahren ein erstes Bild die Temperaturverteilung geliefert. Viel genauer ist WMAP. 2002 star-
tete die NASA mit WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe) eine genaue Untersu-
chung der 2,7 K Hintergrundstrahlung. WMAP kann Temperaturunterschiede von 20·10−6 K
registrieren! Die Temperatur ist in den roten Bereichen der Karte um 10−5 K höher als bei
den blauen Bereichen. Weiters sind offenbar schon erste Sterne ca. 200 Mio Jahren nach dem
Urknall entstanden. Die Materie ist nicht gleichförmig verteilt. Galaxien konzentrieren sich
offenbar an den roten Bereichen. Sterne, Galaxien, Galaxien Haufen und Superhaufen wech-
seln sich mit den VOIDS (leere Räume) ab. Man denkt das die Temperaturschwankungen
zu Dichteschwankungen im frühen Universum führte, und eben dort die Galaxien Bildung
begünstigte. https://de.wikipedia.org/wiki/Cosmic_Background_Explorer
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilkinson_Microwave_Anisotropy_Probe

7.3.3 Grand Unified Theorie: Das frühe Universum


Alan Guth schlug 1980 eine Theorie des frühen Universums, also gleich nach dem Urknall
vor: GUT (Grand Unified Theorie). Es ist ein Inflationsmodell, in welchem sich das frühe
Universum sich mit hoher Geschwindigkeit ausdehnte.
• tU rknall = 10−43 s
Dieser Abschnitt wird Planck Zeit genannt. Ab hier beginnt die Existenz von Zeit
und Raum. Die Quantenmechanik (Quantengravitation) war die dominierende physi-
kalische Realität. Alle physikalischen Kräfte sind noch vereinigt (Gravitation, starke,
schwache Kernkraft, elektromagnetische-WW).
• tU rknall = 10−35 s
Die Inflation setzt ein (alle 10−35 s verdoppelt sich die Größe des Universums. Die Gra-
vitation trennt sich von den anderen Kräften. (GUT-Zeit) Das heute beobachtbare
Universum dehnt sich auf die Größe eines Tennisballs aus. )

• tU rknall = 10−32 s
Das heute beobachtbare Universum dehnte sich um ca. 50 Größenordnungen aus.
(Quants auf Fußball). Am Ende der Inflationsphase trennen sich starke und elek-
troschwache Kernkraft. Quarks und Leptonen entstehen. Die Leptonen gehorchen nur
mehr den Gesetzen der elektroschwachen Wechselwirkung. Das Universum besteht aus
einem See von Elektronen und Quarks. Das Universum verlangsamt sich und die Infla-
tion endet.
• tU rknall = 500000Jahre
Elektromagnetische und schwache WW trennen sich. Protonen entstehen au den Quarks.

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Einige Protonen und Elektronen werden zu Neutronen. Nukleosynthese setzt ein und
bildet He und leichte Elemente des Periodensystems.

• tU rknall = 1M ioJahre
Materie entkoppelt sich von der Strahlung und das Universum wird durchsichtig. Übrig
bleibt heute die kosmische Hintergrundstrahlung. Wir können heute bis zur kosmischen
Hintergrundstrahlung zurückblicken.

• tU rknall = 100M ioJahre


Die Sterne entstehen.

• tU rknall = 1000M ioJahre


Die Galaxien entstehen.

• tU rknall = 9000M ioJahre


Unser Sonnensystem entsteht.

7.4 Dunkle Energie und Materie


Derzeit besteht das Universum aus sichtbarer (baryonische Materie: Nukleonen [p,n] und
Elektronen [e-] ) Materie nur 4%, dunkle Materie zu ca. 23 % und dunkle Energie zu ca.
73%.

7.4.1 Dunkle Materie


Eine bis heute ungelöste Sache ist die sogenannte Dunkle Materie. Gemeint ist eine uns
unsichtbare Materie, die man zwar nicht sieht, die aber Auswirkungen auf Galaxien hat. Über
den Dopplereffekt, bzw. die Verschiebung von Spektrallinien aufgrund des Dopplereffektes,
kann man die Rotation von Galaxien berechnen. Wo sichtbares Licht im Bereich von 400
nm - 700 nm durch Staub blockiert wird, können Radiowellen und Infrarotwellen den Staub
ungehindert durchdringen und liefern Bilder (bzw. zeigen Objekte) hinter dem Staub. Da
neutraler atomarer Wasserstoff das am häufigsten vorkommende Element im Universum
ist, liefert seine Spektrallinie bei 21 cm Wellenlänge viele Informationen. Sterne werden
beobachtet es kann deren Bahngeschwindigkeit v um das Zentrum der Galaxis ermittelt
werden. Dafür setzen wir die Zentripetalkraft mit der Gravitationskraft gleich Fzp = FG

mv 2 M(r) m
=G (7.10)
r r2
M(r) ...Gesamtmasse der Sterne in einer Galaxie, r... Kugelradius der Galaxie, Die Bahnge-
schwindigkeiten liefern die Massenverteilung. Dabei kam es zur Überraschung! Unsere Sonne
sollte mit 160 km/h in einem Abstand von ca. 7940 ± 420 Parsec um das galaktische Zen-
trum laufen. Tatsächlich ist die Bahngeschwindigkeit der Sonne um das Zentrum der Galaxis
220 km/h. Das seltsame ist, die Bahngeschwindigkeit sollte aufgrund der sichtbaren

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Massenansammlung weit geringer sein! Nämlich 160 km/h. Also muss irgendwo dunkle,
unsichtbare Materie sein, die die Sterne auf den Spiralarmen auf hoher Geschwindigkeit hal-
ten. Dieses Phänomen wurde bei vielen Galaxien gemessen. Es betrifft also nicht nur unsere
Galaxis, die Milchstraße.

Dunkle Materie sorgt für eine höhere Bahngeschwindigkeit der


Sterne um das Zentrum von Galaxien, als es eigentlich möglich wäre!
Sonne: beobachtet: 220 km/h anstelle berechnet: 160 km/h

7.4.2 Dunkle Energie


Die dunkle Energie ist für die beschleunigte Ausbreitung des Raumes
an sich zuständig. Je weiter der Raum weg ist, umso schneller bewegt er
sich von uns weg. Und das aber in alle Richtungen!

Dunkle Materie hingegen ist für die höheren Radialgeschwindig-


keiten der Sterne in den äußeren Armen von Galaxien verantwortlich.

2011 haben Saul Perlmutter, Brian P Schmid, und Adam G Riess den Nobelpreis für Physik
für die Entdeckung der beschleunigten Ausdehnung des Universums bekommen.
Derzeit ist die dunkle Materie nur durch die erhöhte Radialgeschwindigkeit nachweisbar.
Bisher sind keine Wechselwirkungen von dunkler Materie mit Elementarteilchen bekannt.
Es wird versucht in Theorien Modelle dazu zu entwickeln. Auch wie sich seit dem Urknall
Materie und Antimaterie gebildet haben und sich bis zum heutigen Zeitpunkt statistisch
entwickelt haben.

7.4.3 Die unkonstante Gravitationskonstante


Neueste Forschungen lassen vermuten, dass die Gravitationskonstante G, gar nicht konstant
ist! Das Newtonsche Gravitationsgesetz

Mm
FG = G (7.11)
r2
ergibt sich auch als Näherung der Gleichungen von Einsteins ART (Gravitation ist ein Effekt
der gekrümmten vierdimensionalen Raumzeit.). Newton berechnete G mit 6,7 ·10−11 m3 /(kg ·
s2 ) Henry Cavendish bestimmte G mit einer Torsionswaage auf G mit 6,74 ·10−11 m3 /(kg · s2 )
und lag nur 1 Prozent neben dem heutigen modernen Wert. 2014 ermittelten Forscher des
Bureau International de Poids et Mesures G auf 6,67554(16) ·10−11 m3 /(kg · s2 ). Ebenfalls
2014 wurde G durch Messungen an der Universität von Florenz (LENS-14) mit einem Atom-
Spektrometer auf 6,67191(99)·10−11 m3 /(kg · s2 ). Hier gibt es bereits einen Unterschied in
der 3en Nachkommastelle! Wer hat nun recht? Die internationale CODATA Empfehlung

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von 2014 empfiehlt: G = 6,67408(31)·10−11 m3 /(kg · s2 ). Der Wert in der Klammer ist eine
Standard Unsicherheit: CODATA 2014:

G = 6, 67408 ± 0, 00031 · 10−11 m3 /(kg · s2 ) (7.12)

Es wurde auch eine Schwankung der Amplitude (Oszillation) von G mit ca. 1,6·10−14 m3 /(kg ·
s2 ) festgestellt. Die Periode beträgt ca. 6 Jahre. Der Nobelpreisträger Paul Dirac vermutete
ebenfalls eine sich mit der Zeit alternde Gravitationskonstante. G=G(t) und nimmt mit der
Zeit ab. https://www.heise.de/newsticker/meldung/Zahlen-bitte-Die-unkonstante-Gravitations
html

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