Handbuch-Energiespeicher de 11 2020
Handbuch-Energiespeicher de 11 2020
Handbuch-Energiespeicher de 11 2020
Wärme
Bewertung
Synthetische Treibstoffe
Wasserstoff
Batterien
Handbuch
Energiespeicher
Impressum
«SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher»
Herausgeber
Swiss Competence Center for Energy Research – Heat and Electricity Storage
Konzept
Thomas J. Schmidt, Jörg Roth
Wissenschaftliche Redaktion
Thomas J. Schmidt, Jörg Roth
Redaktion
Urs Steiger, steiger texte konzepte beratung, Luzern
Bernd Müller, Wissenschaft Kommunizieren, Meckenheim, Deutschland
Grafik
Tina Braun, Michael Hübner, www.huebnerbraun.ch, Zürich/Basel
Layout
Peter Lutz, www.lutzdocu.ch, Uster
Druck
Paul Scherrer Institut, Villigen
Erhältlich bei
Swiss Competence Center for Energy Research
Heat and Electricity Storage (SCCER HaE-Storage)
c/o Paul Scherrer Institut
5232 Villigen PSI, Schweiz
DOI: 10.3929/ethz-b-000441253
© SCCER HaE-Storage, 2020, 11
2
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Inhalt
1 Neue Speichertechnologien –
ein Muss für die Energiewende 6
1.1 Speicher im heutigen Energiesystem und für eine sichere Energiezukunft 8
1.2 Hohe Erwartungen an Speichertechnologien 14
2.2 Wärmespeicherung 34
2.2.1 Hochleistungs-Niedertemperatur-Wärmespeicher 34
2.2.2 Hochtemperatur-Wärmespeicher 38
3 Speicherung über mittlere und
saisonale Zeiträume 51
3.1 Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur 51
3.1.1 Saisonale Speicher fühlbarer Wärme 52
3.1.2 Eisspeicher zum Heizen und Kühlen 58
3.1.3 Saisonale Wärmespeicher mit flüssigen Sorptionsmitteln 62
3.2 Strom zu H2 66
3.2.1 Neue Materialien für Wasserstoffspeicher 66
3.2.2 Alkalische Elektrolyse zur Wasserstoffproduktion 70
3.2.3 Wasserstoffproduktion mit Redoxflow-Batterie 74
4 Literaturverzeichnis 97
3
4
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
1. Für die Realisierung der Energiestrategie 2050 sind 7. Batterien, Druckluftspeicher, Pumpspeicher, Wärme-
Speichertechnologien für Elektrizität, Wärme und Mobi- speicher sowie Power-to-X-Systeme sind in der Lage,
lität notwendig, die die zunehmenden Schwankungen in den zunehmenden Sommerstrom aufzunehmen und
der Energieversorgung ausgleichen und die es erlauben, die Energie mittelfristig oder saisonal verschoben wie-
Energie kurz- und mittelfristig sowie saisonal zwischen- der zur Verfügung zu stellen.
zuspeichern.
5
Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
1 Neue Speichertechnologien –
ein Muss für die Energiewende
6
(Kernkraft 4%)
Energie in der Schweiz heute
Elektrizität
Gesamtverbrauch Erdöl
25%
211 TWh
49%
14%
Gas
12%
Rest
(Kehricht, Biomasse)
18%
27%
Verwendung
Erzeugung
16%
Wind
Geotherm
Kehricht PV
Biomasse
Druckluftspeicher
Verwendung
Erzeugung
Supermarkt
Einsatz für
Wärme und Mobilität
synthetische Treib-
und Brennstoffe
H2
8
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
9
Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
Mehr Speicherkapazität für dezentralisiertes Strom in Batterien, für Wasserstoff und synthe-
Energiesystem tische Treibstoffe
Die Energiewende verändert auch die Struktur Batterien sind eine der gängigsten Formen, um
der Energieversorgung: Eine begrenzte Anzahl Strom direkt, aber auch eher kurzfristig zu spei-
grosser Kraftwerke deckt heute den Hauptteil chern. Die Forschung und Entwicklung an ihnen
des Strombedarfs. Künftig wird – verteilt über läuft auf Hochtouren.
das ganze Land – eine kaum übersehbare Zahl
an Wind- und vor allem Photovoltaikanlagen Im grösseren Stil sind es Pumpspeicherkraft-
Strom ins Netz einspeisen. werke, die günstigen Strom nutzen, um Wasser
den Berg hochzupumpen und es bei Bedarf wie-
der für die Stromproduktion zu nutzen.
Es braucht zusätzliche Speicher-
Noch im Entwicklungsstadium sind grosse
lösungen aller Art und überall – in
Druck luftspeicher (vgl. 2.3, S. 44). Dabei wird
den Gebäuden selbst, im Quartier,
Luft aus der Atmosphäre mit einem Kompressor
auf regionaler und nationaler Ebe- in eine Kaverne gepresst. Wird die unter Hoch-
ne. druck stehende Luft zu einem späteren Zeit-
punkt in einer Turbine expandiert, lässt sich dar-
aus erneut Strom gewinnen.
Nur für einen Teil davon besteht – sofort oder
verzögert – auch ein entsprechender Bedarf Elektrochemische Verfahren eignen sich, um
vor Ort. Bei einem Einfamilienhaus übersteigt Strom in besser speicherbare chemische Ener-
die Energieernte der Photovoltaikanlage auf gie umzuwandeln, die entweder als solche ge-
dem eigenen Dach tagsüber den Eigenbedarf. nutzt oder erneut verstromt werden kann. So
Eine hauseigene Batterie kann einen Teil die- lässt sich mit Hilfe von Strom Wasserstoff
ses Stroms aufnehmen und für den kurzfristi- (H2) gewinnen (vgl. 3.2.2, S. 70), der in einer
gen Ausgleich sorgen. Ist die Batterie geladen, Brennstoffzelle zur Stromproduktion eingesetzt
fliesst Strom ins öffentliche Netz, wo vor allem wird. Unter Zugabe von Kohlendioxid (CO2) kann
im Sommer der verfügbare Strom den akuten Wasserstoff in einem weiteren Schritt in syn-
Bedarf übersteigt. Auch auf den grossflächigen thetisches Methangas (vgl. 3.3.4, S. 92) oder
Dächern eines Gewerbegebiets kann im Hoch- andere synthetische Treibstoffe umgeformt
sommer weit mehr Energie geerntet werden als werden. Derartige «Power-to-X-Systeme» (P2X)
dort verbraucht und im Stromnetz nachgefragt sind mit Verlusten verbunden, die als Abwärme
wird. Damit diese wertvolle Energie nicht ver- anfallen und meist nicht genutzt werden kön-
loren geht, sondern verfügbar ist, wenn der Be- nen. Steht jedoch Strom aus erneuerbaren Ener-
darf dafür zu einem späteren Zeitpunkt besteht, gien in grossen Mengen und kostengünstig zur
braucht es zusätzliche Speicherlösungen aller Verfügung – wie dies im Sommer tagsüber oft
Art und überall – in den Gebäuden selbst, im der Fall ist – oder lässt sich die Abwärme bei-
Quartier, auf regionaler und nationaler Ebene. spielsweise in Industrieprozessen in geeigneter
Weise nutzen, erweisen sich P2X-Systeme als
zukunftsfähige Alternativen.
Steht Strom aus erneuerbaren Fahrzeuge mit Batteriespeichern oder Tanks für
Energien in grossen Mengen und erneuerbare Treibstoffe
kostengünstig zur Verfügung,
erweisen sich P2X-Systeme als Im Mobilitätsbereich erfordert die Energiewen-
zukunftsfähige Alternativen. de, dass Autos, Lastwagen und Busse künftig
CO2-neutral verkehren – also in erster Linie mit
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Strom aus erneuerbaren Energien oder mit er- fossiler Energieträger wie Öl und Erdgas. Auch
neuerbaren Treibstoffen. Derzeit werden in die- wenn der Wärmebedarf durch Energiesparmass-
sem Sektor 60 Prozent des Schweizer Energie- nahmen und den Klimawandel sinken wird, ein
bedarfs, jedes Jahr rund 80 Terawattstunden ersatzloser Verzicht auf den Einsatz chemischer
(TWh), aus fossilen Quellen benötigt1 und müs- Energieträger zur Deckung des Wärmebedarfs
sen ganzjährig klimaneutral ersetzt werden. im Winter wird auch künftig nicht möglich sein.
Wie beim Verkehrssektor stellt sich hier die He-
Batterien (vgl. 2.1.1, S. 26 und 2.1.2, S. 30), rausforderung, die fossilen Energieträger durch
Tanks für Wasserstoff oder synthetisches Me- Alternativen wie Biomasse, synthetische Ener-
than ersetzen dabei die bisherigen Benzin- und gieträger, erneuerbare Elektrizität und saisonale
Dieseltanks als Energiespeicher. Ob Batterie Wärmespeicher zu ersetzen.
oder Tank – beide sichern nicht nur die Energie-
versorgung der jeweiligen Fahrzeuge, sondern
könnten darüber hinaus eine wichtige Funktion
im gesamten Energieversorgungssystem ein-
Derzeit werden im Mobilitäts-
nehmen. Sind die strombetriebenen Fahrzeuge bereich 60 Prozent des Schweizer
ans Stromnetz angeschlossen, könnten ihre Energiebedarfs aus fossilen Quellen
Batterien zum Ausgleich des Stromnetzes bei- benötigt und müssen ganzjährig
tragen: Tagsüber speichern sie überschüssigen klimaneutral ersetzt werden.
Solar- und Windstrom und entlasten damit das
Netz; nach Sonnenuntergang speisen sie ihn zu-
rück. In der Summe würden sich die potenziell Vielerorts sind bereits heute Wärmepumpen
Millionen von Elektrofahrzeugen in Schweizer im Einsatz, die Umgebungswärme auf effizien-
Garagen – entsprechendes Nutzerverhalten vor- te Weise nutzbar machen. Sie geben dabei ein
ausgesetzt – zu einem enormen Stromspeicher Mehrfaches der Energie in Form von Wärme ab,
summieren. die sie in Form von elektrischer Energie aufneh-
men. Werden die Wärmepumpen mit Wärme-
Andere Fahrzeuge können mit gut speicherbaren speichern kombiniert, lässt sich eine zeitliche
synthetischen Treibstoffen wie Wasserstoff Entkoppelung erzielen. Dazu lädt eine Wärme-
oder Methan fahren. Soll der Verkehrssektor – pumpe einen Wärmespeicher, wenn die Solar-
wie mit der Energie- und Klimapolitik angestrebt anlage auf dem eigenen Dach am Mittag am
– klimaneutral und damit fossilfrei werden, ist es meisten Strom erzeugt oder erneuerbarer Strom
unumgänglich, die hierfür ganzjährig benötigte am kostengünstigsten aus dem Netz zu bezie-
Energie in den Sommermonaten in Form von hen ist.
Strom zu produzieren – zusätzlich zur heute
benötigten elektrischen Energie. Immerhin sinkt
der Energiebedarf der Fahrzeuge, aufgrund des Die Erzeugung von Wärme ist in
höheren Wirkungsgrades von Elektrofahrzeugen
der Schweiz der wichtigste Einsatz-
– und abhängig von der eingesetzten Technolo-
bereich von Energie. Rund die
gie – auf rund zwei Drittel der heute im Strassen-
verkehr eingesetzten fossilen Treibstoffe.
Hälfte der Endenergie wird dafür
aufgewendet.
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Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
Wirtschaftlichkeit
*** sehr gut geeignet/
(Minuten–Stunden)
Energieeffizienz
(Wochen–Monate)
gut verfügbar
(Stunden–Tage)
mittelfristig
kurzfristig
langfristig
Sicherheit
** geeignet/erhältlich
Umwelt
* mit Einschränkun- Speicherart
gen/Nischenprodukt
Elektrizität
Lithium-Ionen Batterie 2.1.1 *** ** – *** ** *** ** ***
Natrium-Ionen Batterie 2.1.2 *** ** – *
( )
** ** *** *
Redox-flow Batterien 3.2.3 * *** * *
( )
*** * *** *
Pumpspeicherwerke *** *** * ** ** ** ** ***
Adiabatische Druckluftspeicher 2.3 ** *** * ** *** ** *** *
Chemische Energieträger
Wasserstoff
Drucktank *** *** * * *** ** *** ***
Salzkaverne – – *** ** *** ** *** *
Metallhydride 3.2.1 – *** ** *** ** *** **
Synthetisches Methangas 3.3.4
Drucktank * *** ** ** *** ** *** ***
Untergrundlager – * *** *** *** ** *** *
Gasverteilsystem *** *** ** ** *** ** *** ***
Wasserstoff / Wiederverstromung
Brennstoffzelle: Wärme/Strom * ** *** * ** ** ** ***
Wasserstoff: andere Anwendungen
Lastwagen * *** *** * ** * ** **
Industrierohstoff *** *** *** ** *** ** *** **
Methan / Wiederverstromung
Wärmekraftkopplung: Wärme / Elektrizität *** *** *** *** * * *** ***
Gaskraftwerk: Strom(/Wärme) *** *** *** ** ** ** *** ***
Methan und andere Anwendungen
Warmwasser *** *** *** *** * ** *** ***
Fahrzeuge *** *** *** *** * * *** ***
Wärmespeicher
Sensible Wärmespeicher 3.1.1 *** ** *** *** *** *** ***
Kurzzeit Wasserspeicher ** *** *** ** *** *** *** ***
Langzeit Wasserspeicher *** *** *** *** ** *** ***
Erdreich * ** *** *** *** ** *** **
Latentwärmespeicher
Eis 3.1.2 ** *** *** *** *** *** *** ***
2.2.1
Latentspeicher höhere Temperaturen *** ** * ** *** *** *** **
2.2.2
Thermochemische Wärmespeicher
Sorption (wie NaOH) 3.1.3 * ** *** * *** *** *** *
Chemische Reaktionen * ** *** * *** *** *** *
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
13
Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
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Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
ren beispielsweise Stromkosten für den Betrieb näre Li-Ionen-Batterien werden als obere Grenze
einer Wärmepumpe, aber auch Kosten, die durch aktuell Speicherkosten von rund 1400 CHF/kWh
Energieverluste entstehen. Insgesamt weitet Speicherkapazität veranschlagt beziehungs-
sich ein ausserordentlich breites Kostenspekt- weise 420 CHF/kW installierte Leistung. Für
rum, das nach einer groben Schätzung von rund Speichersysteme, die auf der Power-to-gas-to-
einem Tausendstel Franken pro Kilowattstunde power-Technologie beruhen, liegen die Kosten
und Jahr für Tankanlagen für Heizöl, Benzin und bei 1000 bis 5500 CHF/kW, sofern Methan ver-
Diesel bis zu mehreren Franken bei Speicher- wendet wird; wesentlich günstiger fällt die Rech-
seen reicht. Verantwortlich für die niedrigen nung aus, wenn Wasserstoff (500 CHF/kW) zum
Speicherkosten für Brenn- und Treibstoffe ist Einsatz kommt.5
die relativ einfache Technologie (Low-Tech), die
bei Tankanlagen zur Anwendung kommt. Dazu Die aktuellen Betriebskosten von Energiespei-
kommt, dass fossile Treib- und Brennstoffe nicht chern werden – mit Ausnahme der Pumpspei-
zu den Vollkosten gehandelt, sondern subventio- cherkraftwerke – durch die geltenden Geset-
niert werden, solange die Umweltschäden durch zesbestimmungen verzerrt, weil Speicher als
Treibhausgase nicht im notwendigen Masse Endverbraucher betrachtet und entsprechende
auf den Treib- und Brennstoff umgelegt sind. Nutzungsentgelte und Mehrwertsteuern fäl-
Im Vergleich zu den reinen Speicherkosten der lig werden. Auch der Nutzen der Speicher zur
fossilen Brenn- und Treibstoffe sind alle anderen Netzstabilisierung wird nicht entsprechend ho-
Speichertechnologien teurer. Dies gilt speziell noriert. Bei den Speicherkraftwerken steht eine
für jene, die komplexe Steuerungssysteme oder Wende in Aussicht, steht doch zur Diskussion,
kostspielige Materialien einsetzen. die Bereitstellung der Speicherkapazität in ir-
gendeiner Form abzugelten.6 Zudem werden die
Als generelle Regel sind die Kosten von Kurz- Umweltkosten der fossilen Referenztechnolo-
fristspeichern, sofern sie oft befüllt und geleert gie, primär die Kosten der CO2-Emissionen, nicht
werden, pro Energieeinheit günstiger als von richtig abgebildet.
Langfristspeichern. Bei den Wärmespeichern
zeigt sich, dass grössere Speicher pro Energie- Sowohl die technologische Entwicklung als
einheit günstiger sind als kleinere, da die Um- auch die Marktentwicklung führen erfahrungs-
fassung eines grossen Speichervolumens im gemäss dazu, dass die Kosten für die Energie-
Verhältnis weniger aufwendig ist. speicherung sinken werden. Dies gilt zumindest
für Speicher, die auf High-Tech-Technologien
beruhen. Bei stationären Li-Ionen-Batterien wird
Die aktuellen Betriebskosten von mit einer Halbierung der Kosten bis 2030 ge-
Energiespeichern werden durch die rechnet.7 Die Kosten für Low-Tech-Speicher wie
geltenden Gesetzesbestimmungen Tankanlagen, aber auch für Speicher für sensible
verzerrt. Wärme sind nicht technologieabhängig, sondern
werden von Land- oder Baukosten bestimmt.
Die Investitionskosten grosser Pumpspeicher- Noch nicht absehbar ist, welche Geschäftsmo-
werke (mehr als 100 MW) beispielsweise liegen delle sich durchsetzen werden, beziehungswei-
bei 1000 bis 4500 Franken pro Kilowatt (CHF/ se wer wann für die Kosten aufkommen wird. Im
kW) installierte Leistung. Wesentlich günstiger Moment sind es im Gebäudebereich vorzugs-
sind die Kosten für Druckluftspeicher; sie wer- weise Private, die zur Optimierung ihrer Energie-
den mit 220 bis 1100 CHF/kW installierte Leis- kosten Batterien oder Wärmespeicher installie-
tung veranschlagt beziehungsweise mit 200 bis ren. Für grössere Wärmespeicher oder auch für
300 CHF/kWh Speicherkapazität. Der günstigs- Druckluftspeicher sind andere Investitionsmo-
te Fall bezieht sich dabei auf den in Biasca rea- delle erforderlich – beispielsweise Dienstleister,
lisierten Speicher, zu dessen Entwicklung das die die Anlagen erstellen und die gespeicherte
SCCER wesentlich beigetragen hat. Für statio- Energie vermarkten. Auch ist zu erwarten, dass
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
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Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
Elektrodenmaterial Stromableiter
Batteriemanagement Energieverbrauch
Elektrolyt, Separator, Gehäuse
gestellt werden muss. Wird Raum oberirdisch welche Materialien genutzt werden, wie Strom
beansprucht, sind damit landschaftliche Auswir- und Wärme für die Herstellung erzeugt werden
kungen verbunden wie beim Warmwasserspei- und wie energieeffizient die Herstellung abläuft
cher im Talkessel von Schwyz. Der Raumbedarf ( Abb. 1 9,10).
der Wärmespeicher ist direkt abhängig von der
Wärmekapazität des verwendeten Mediums. Diese Emissionen sind im Zusammenhang mit
Entwicklungen im Rahmen des SCCER zeigen, der Anwendung der Batterien zu betrachten. Bei
dass sich Möglichkeiten bieten, mit Hilfe be- stationären Anwendungen der Batterien hängt
stimmter Materialen das Speicherpotenzial so- deren relative Umweltbilanz stark vom Nut-
wohl von Hoch- als auch von Niedertemperatur- zungsverhalten ab und von der CO2-Intensität
speichern zu erhöhen und auf diese Weise das des gespeicherten Stroms. In der Schweiz ergibt
Volumen zu reduzieren (vgl. 2.2.1, S. 34 und sich aus der stationären Zwischenspeicherung
2.2.2, S. 38). Auch eine geschickte Steuerung in etwa eine Verdopplung der CO2-Belastung
des Lade- und Entladevorgangs kann dazu bei- des Stroms.11 Wird Strom kurz- bis mittelfristig
tragen, den Raumbedarf sensibler Wärmespei- – bis maximal wenige Stunden – gespeichert,
cher merklich zu reduzieren. schneiden Batterien hinsichtlich CO2-Bilanz im
Vergleich zu anderen Speichertechnologien am
besten ab. Für die Mittel- und Langzeitspeiche-
Die Reduktion der Treibhausgase ist rung liegen die Vorteile bei anderen Optionen
ein zentrales Ziel der Energiewende. – Druckluft- und Pumpspeicher sowie Power-X-
Systeme vor allem dann, wenn grossen Energie-
mengen gespeichert werden müssen.12
Batterien mit guter CO2-Bilanz
Es bieten sich einige Möglichkeiten, die CO2-
Die Reduktion der Treibhausgase ist ein zentra- Emissionen von Li-Ionen-Batterien künftig wei-
les Ziel der Energiewende. Damit stellt sich ter zu reduzieren: Die Produktion der Batterien
auch die Frage nach den CO2-Emissionen, die könnte mit Hilfe erneuerbarer Energie erfolgen,
mit der Produktion, dem Betrieb und der Ent- und nicht wie heute in Asien mit Strom vorwie-
sorgung von Energiespeichern verbunden sind. gend aus Kohlekraftwerken. Auch dank Recyc-
Die Herstellung gängiger Lithium-Ionen-Batte- ling liesse sich die Bilanz deutlich verbessern.
rien verursacht heute beispielsweise Treibhaus- Schliesslich können Batterien aus Elektroautos
gasemissionen von rund 100 kg pro kWh Spei- am Ende ihrer Lebensdauer in einem sogenann-
cherkapazität. Wie viel genau hängt davon ab, ten «second life» als stationäre Stromspeicher
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
6 Speicherbedarf Abbildung 2: Speicher-
in GW bedarf (in GW) in Abhän-
gigkeit der installierten
Kapazität in Wind- und
4 Photovoltaikanlagen
(über alle Szenarien, ohne
Netzerweiterung).13
Installierte Leistung
0 von Wind und Sonne
5 10 15 20 in GW
Power-to-X
Pumpspeicher
(CH4/Methanol, H2 ...)
Batterien
Jedes Speichersystem hat seine spezifischen Batterien und Power-to-X-Speicher spielen die
Vor- und Nachteile und das Energiesystem stellt entscheidende Rolle, um den zunehmenden An-
unterschiedliche Anforderungen an die Speiche- teil an Solar- und Windenergie auszugleichen
rung. Es gilt kurzzeitige Schwankungen im Se- und das Energiesystem zu stabilisieren. So sind
kundenbereich auszuregeln, Stundenreserven zu Pumpspeicherwerke darauf ausgelegt, mittlere
bewirtschaften oder – mit zunehmendem Um- bis hohe Netzspannungsebenen auszugleichen.
bau des Energiesystems – saisonalen Ausgleich Windturbinen und die Solar-Photovoltaik hin-
zu schaffen. Der Sekunden- und Stundenbereich gegen arbeiten auf mittleren bis niedrigen Span-
ist bereits heute marktrelevant. Bei der saisona- nungsebenen, auf denen sich Batterien für den
len Verschiebung ist dies allenfalls ansatzweise Ausgleich von Angebot und Nachfrage anbieten.
bei den Speicherseen der Fall und dabei dreht Entsprechend ist von einer deutlichen Zunahme
es sich primär um den Stromsektor. Wärme
wird – von Pilotprojekten abgesehen – nur in
Privathaushalten oder in Wärmeverbünden über
mehrere Stunden bis einige Tage gespeichert. Batterien und Power-to-X-Speicher
Die gute Nachricht ist: Die Speicherlösungen für spielen die entscheidende Rolle, um
diesen Bedarf – Sekunden bis Tage – sind tech- den zunehmenden Anteil an Solar-
nisch verfügbar und als Batterien, Pump- oder und Windenergie auszugleichen
Warmwasserspeicher so weit ausgereift, dass und das Energiesystem zu stabili-
sie den Endnutzerinnen und -nutzern übergeben sieren.
werden können. Für die saisonalen Speicher ist
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Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Wasser, ausgehend von den theoretischen wickeln sich Geschäftsmodelle und Investitions-
Grundlagen, bis zur 200-cm²-co-Elektroly- entscheide, die notwendig sind, um die in den
sezelle entwickelt. Damit kann sowohl der SCCER entwickelten Technologien weiter voran-
Transportsektor als auch die Industrie mit zubringen und vom Labor in das Energiesystem
erneuerbarer Energie versorgt werden (vgl. der Energiestrategie 2050 zu bringen.
3.3.4, S. 92).
Die beiden folgenden Kapitel leuchten detailliert
Diese Themen sind von grosser Bedeutung, da aus, mit welchen Speichersystemen sich das
es darum geht, jene 64 Prozent des Energiebe- SCCER beschäftigt hat, und diskutiert die sich
darfs mit erneuerbarer Energie zu versorgen, der bietenden technologischen und wirtschaftlichen
heute mit importierten fossilen Quellen gedeckt Chancen und Hindernisse.
wird. Gleichzeitig sind die übrigen 20 Prozent
des heutigen Stromsektors ebenfalls ganzjährig
mit erneuerbarer Energie zu decken. Nun sind politische Entscheide im
Sinne einer kohärenten Energie-
Bei den Forschungsarbeiten des SCCER bildeten
politik zu treffen, um die regulato-
sowohl natur- und ingenieurwissenschaftliche
rischen Hindernisse abzubauen, die
Fragestellungen als auch sozioökonomische
Aspekte das Zentrum der Arbeiten. Das SCCER
den Einsatz von Energiespeichern
hat Werkzeuge geschaffen, um kritische Fragen zurzeit noch behindern oder
hinsichtlich der systemischen Fragen und der verunmöglichen.
Umweltverträglichkeit beantworten zu können.
In verschiedenen Szenarien wurde ermittelt, wie
die Speichersysteme im Energiesystem zeitlich
und räumlich entwickelt werden sollten, um den
Energiebedarf jederzeit nachhaltig zu befriedi-
gen. Welche Rolle Power-to-X übernehmen kann,
wurde in einem Weissbuch15 zusammen mit drei
anderen SCCER gesondert untersucht. Auf dem
Gebiet der Ökobilanzierung hat die vergleichen-
de Analyse der Li-Ionen-Batterie und der Na-Io-
nen-Batterie gezeigt, dass die Na-Systeme zwar
mit umweltfreundlicheren Komponenten aus-
kommen, in der Gesamtbilanz aber nicht besser
abschneiden als die Li-Systeme, da sie doppelt
so viele Ressourcen benötigen.
21
Neue Speichertechnologien – ein Muss für die Energiewende
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
2.1 Batterien
2.1.1 Lithium-Ionen-Batterien
2.1.2 Natrium-Ionen-Batterien
2.2 Wärmespeicherung
2.2.1 Hochleistungs-Niedertemperatur-Wärmespeicher
2.2.2 Hochtemperatur-Wärmespeicher
23
2.1 Batterien
2.1 Batterien
Lithium-Ionen-Batterien Natrium-Ionen-Batterien
Vorteile Vorteile
➢ ausgereift und in Massenproduktion ➢ hohe Ströme
➢ sehr hohe Speicherdichte ➢ Rohstoffe ausreichend vorhanden
➢ langlebig ➢ Produktionsinfrastruktur von Lithium-Ionen-
➢ kontinuierliche Leistungssteigerung dank welt- Batterien nutzbar
weiter Forschung und Entwicklung
Nachteile
Nachteile ➢ geringere Energiedichte
➢ enthält geopolitisch kritische Materialien wie ➢ noch viel Forschung und Entwicklung zu
Lithium Elektrodenmaterialien nötig
➢ enthält den kritischen Rohstoff Kobalt
➢ hoher Preis bezogen auf die Speicherkapazität Reife der Technologie
für grossformatige Zellen ➢ Technologie-Reifegrad (TRL): 3–4
➢ Zellhersteller fast nur noch in Asien
Meilensteine des SCCER
Steckbriefe
Weiterer Forschungsbedarf
➢ vollständiger Verzicht auf kritische Materialien
➢ höhere Lebensdauer mit neuen Konzepten
➢ kostengünstigere Materialien für bestehende
Technologien
➢ weitere Erhöhung der Sicherheit und Zuver- Kosten
lässigkeit in CHF/kWh
➢ verbesserte Leistung bei niedrigen Tempera- 10-1
turen
10-2
Kurzfristige Speicherung
Power-to-X 10-3
Pumpspeicher
(CH4/Methanol, H2 ...)
CO2-Äquivalent
Druckluftspeicherung Batterien in g/kWh
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
! Aluminium
Kobalt
Kathode
Elektrolyt Na+
Li+
Entladen
Laden Natrium
Lithium
Graphit Bioabfälle
Na
Li Anode
Kupfer Aluminium
Elektromobilität
Speichervolumen
Batteriespeicher
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Speicherung über kurze Zeiträume — Batterien — Lithium-Ionen-Batterien
2.1.1 Lithium-Ionen-Batterien
Bedeutung für die Energiestrategie Herstellungskosten der Batterien, wird es für Haus-
2050 besitzerinnen und -besitzer noch interessanter, ihren
Lithium-Ionen-Batterien sind – etwa für portable Solarstrom zu speichern und so den Eigenanteil am
Elektronikgeräte – bereits heute nicht mehr aus Stromverbrauch deutlich zu steigern. Sie können auf
dem Alltag wegzudenken. Sie versorgen trag- diese Weise mithelfen, die Stromnetze zu entlasten.
bare Elektronikgeräte wie Laptops, Smartphones
und Tablets mit Energie und treiben Elektroautos
an – Li-Ionen-Batterien machen Strom transpor-
tabel. Ohne sie würde die Welt anders aussehen.
Dies hat auch das Nobelpreis-Komitee erkannt
und die Entwicklung von Li-Ionen-Batterien 2019
mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt. Li-Ionen-
Batterien gehören zu den Schlüsseltechnologien,
die eine Gesellschaft ohne fossilen Kohlenstoff
ermöglichen. Ihre Bedeutung widerspiegelt sich in
den Wachstumszahlen: Die weltweite Nachfrage
nach Batterien wächst voraussichtlich von etwa
300 Gigawattstunden im Jahr 2020 auf knapp
3000 Gigawattstunden im Jahr 2030 um das Zehn-
fache, hauptsächlich für die Elektrifizierung des
Autoverkehrs. Batterien eignen sich auch, um das
Angebot an und die Nachfrage nach elektrischer
Energie von Minuten bis zu mehreren Tagen aus-
zugleichen. Damit spielen sie eine entscheidende
Rolle bei der Integration der stark schwankenden
erneuerbarer Energiequellen wie Sonne und Wind in
das Stromnetz.
Doch weisen auch Li-Ionen-Batterien ihre Schat-
tenseiten auf. Ihre Herstellung erfordert eine Vielzahl
unterschiedlicher Materialien. Lithium wird heute
überwiegend in Australien und Chile gewonnen. Im-
mer wieder befürchten Expertinnen und Experten, das
begehrte Metall könnte Opfer politischer Streitigkeiten
und damit knapp werden. Die Batterieelektroden
enthalten zudem Kobalt, ein für die europäische Wirt-
schaft als kritisch eingestufter Rohstoff, wird es doch
in manchen Ländern unter fragwürdigen Umwelt- und
Arbeitsbedingungen abgebaut. Die Forschung hat
sich deshalb in den letzten Jahren darauf konzent-
riert, Batterien zu entwickeln, die mit weniger – oder Ansprechpartner
besser ohne – diese kritischen Materialien auskom- ➢ Corsin Battaglia, Materials for Energy Conversion, Empa,
men. Gleichzeitig erhoffen sich die Forschenden eine [email protected]
höhere Energiedichte, die beispielsweise eine höhere ➢ Sigita Trabesinger, Electrochemistry Laboratory, PSI,
Reichweite von Elektroautos erlaubt, eine lange [email protected]
Lebensdauer sowie grösstmögliche Sicherheit. ➢ Axel Fuerst, Smart Industrial Systems, BFH,
Auch die Produktionskosten spielen mit rund [email protected]
einem Viertel der Gesamtkosten eine relevante ➢ Maksym Kovalenko, Functional Inorganic Materials Group, ETHZ,
Rolle. Denn von ihnen hängt es ab, ob Elektroautos [email protected]
eines Tages so günstig in der Anschaffung sind wie ➢ Katharina Fromm, Departement für Chemie, Uni Fribourg
Autos, die mit Benzin oder Diesel fahren. Sinken die [email protected]
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SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
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Speicherung über kurze Zeiträume — Batterien — Lithium-Ionen-Batterien
bezogen auf die Speicherkapazität noch immer rialien. Nach 200 Zyklen erreichen die Batterien
40 Prozent teurer als kleine Consumerzellen, immerhin noch 91 Prozent ihrer Ursprungskapa-
wie sie in Notebooks und Mobiltelefonen im Ein- zität.16 Für ein Serienprodukt ist dies noch viel
satz sind. zu wenig, doch rechnen Forscher in aller Welt
damit, dass kobaltarme – eines Tages vielleicht
auch kobaltfreie – Li-Ionen-Batterien schon in
wenigen Jahren auf den Markt kommen werden.
Forscher in aller Welt rechnen
damit, dass kobaltarme – eines Ein weiterer Schwerpunkt der SCCER-Arbeiten
Tages vielleicht auch kobalt- lag auf der Entwicklung dicker positiver und
freie – Li-Ionen-Batterien schon negativer Elektroden mit hoher Energiedichte.
in wenigen Jahren auf den Markt Solche Batterien erreichen heute nach 300 Zyk-
kommen werden. len noch eine Kapazität von 74 Prozent. D
amit
eignen sich diese Elektroden bisher nur für
Anwendungen mit sehr wenigen Zyklen. Das
Den Forscherinnen und Forschern des SCCER Forscherteam entwickelt aber bereits einen
ist es gelungen, neue Kathodenmaterialien mit Elektrolyten mit einer höheren Leitfähigkeit der
optimierter Partikelgrösse zu entwickeln, die Lithium-Ionen, der schnellere und hoffentlich
nur noch ein Drittel der kritischen Rohstoffe auch eine höhere Zahl von Zyklen dieser dicken
enthalten. Pro Charge kann das Entwicklungs- Elektroden ermöglichen soll.
team bereits mehrere 100 Gramm des besseren
Kathodenmaterials herstellen. Für eine Massen- Die dicken Elektroden sind Bestandteil einer
produktion ist dies natürlich noch zu wenig. Die Demonstratorzelle, die auf einer innerhalb des
Arbeiten machen allerdings Hoffnung, dass eine SCCER aufgebauten Pilotanlage gefertigt wird.
Steigerung hin zur Grossserienfertigung in den Sie soll – im Einklang mit internationalen Road-
nächsten Jahren möglich ist. maps für Batterietechnologie – 275 Wattstun-
den pro Kilogramm erreichen. Das Team hat
Im Rahmen des SCCER ist es zudem gelun- zusammen mit Industriepartnern dazu neue und
gen, eine neuartige Generation von Kathoden- dickere graphitische Anoden entwickelt, die im
materialien mit viel grösseren Kristallgrössen Vergleich zu den aktuell üblichen Anoden auf
– sogenannten einkristallinen Materialien – zu Graphitbasis über eine doppelt so grosse Spei-
synthetisieren, die eine wesentlich bessere cherkapazität verfügen. Die Ergebnisse des
Langzeit-Zyklenstabilität versprechen. SCCER bilden die Basis für ein grosses EU-Pro-
jekt im Rahmen von «Horizon 2020», an dem elf
Gleichzeitig laufen die Bemühungen weiter, europäische Partner aus sieben Ländern betei-
kobaltfreie Materialien zu synthetisieren. Ein ligt sind, darunter die europäische Giga-Fabrik
geringerer Kobaltgehalt in den Kathodenmate- Northvolt. Die Europäische Kommission fördert
rialien erlaubt es, in den Materialien vorhande- das Projekt SeNSE mit über zehn Millionen Euro.
nes Lithium besser zu nutzen. Dadurch steigt Es ist im Februar 2020 gestartet und wird von
die Energiedichte der Batterie, während die der Empa koordiniert.17 Aus dem SCCER-Pro-
Gesamtkosten sinken – allerdings mit einem gramm entwickelte sich zudem die Teilnahme
Nachteil: Kathodenmaterialien mit wenig Kobalt an einem weiteren EU-Forschungsprojekt («HID-
zeichnen sich aus durch eine sehr hohe Ober- DEN»).
flächenreaktivität; sie zersetzen den Elektroly-
ten rascher und die Batterie kann schon nach Technische Perspektive
wenigen Lade-/Entladezyklen immer weniger
Energie speichern. Um dies zu verhindern, haben Die im Rahmen des SCCER entwickelte
die SCCER-Forschenden neuartige Elektrolyte Li-Ionen-Batterietechnologie wird in wenigen
entwickelt, die stabiler sind gegenüber diesen Jahren marktreif sein. Andere Batteriekonzep-
kobaltarmen, aber reaktionsfreudigeren Mate- te wie Festkörper-Batterien oder Batterien mit
28
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Lithium-Metall-Anoden benötigen noch einige nals in die schweizerische und europäische Bat-
zusätzliche Jahre an Forschung. Das gilt auch terieindustrie.
für die Stabilitätsoptimierung des Elektrolyten,
etwa durch Zusatz ionischer Flüssigkeiten. Ein Wie begehrt dieses Know-how ist, zeigen zahl-
Schwerpunkt künftiger Arbeiten liegt auf der reiche nationale und internationale Forschungs-
Skalierung der Prozesse – von Chargen mit we- kooperationen mit Industriepartnern. Sie unter-
nigen Gramm auf mehrere zehn bis hundert Kilo- mauern die wichtige Position der Schweiz in der
gramm. Zudem müssen die neuen Batterietypen gross angelegten Batterieforschungsinitiative
in ausgedehnten Tests beweisen, dass sie eine der EU und stärken die Position der Schweiz über
vergleichbare Lebensdauer und Sicherheit errei- die gesamte Wertschöpfungskette der Batterie-
chen wie heutige Serienprodukte. herstellung. Insgesamt kann die Schweiz damit
eine langfristige Führungsrolle in bestehenden
Wirtschaftliche Perspektive Märkten wie der Elektromobilität oder der statio-
nären Energiespeicherung einnehmen, ebenso
Li-Ionen-Batterien wurden ursprünglich für den in künftigen neu entstehenden Anwendungen
Markt der portablen Elektronik wie Notebooks wie Robotik, Luft- und Raumfahrt, Medizintech-
und Smartphones entwickelt. Batterien erobern nik oder Internet der Dinge.
jedoch immer neue Märkte: Sie elektrifizieren
die Mobilität und erhöhen die Flexibilität im
Energiesektor. Forschungskooperationen mit
Industriepartnern: Sie untermauern
Bis 2025 wird der Batteriemarkt in Europa ein
die wichtige Position der Schweiz
Volumen von 250 Milliarden Euro erreichen. Die
weltweite Nachfrage nach Batterien wird sich
in der gross angelegten Batterie-
voraussichtlich verzehnfachen – von 300 Giga- forschungsinitiative der EU.
wattstunden im Jahr 2020 auf knapp 3000 Giga-
wattstunden im Jahr 2030. Die stark steigende
Nachfrage wird derzeit überwiegend von Her-
stellern von Batteriezellen in Asien befriedigt.
Die europäische Wirtschaft ist damit in hohem
Masse von asiatischen Herstellern abhängig.
In Europa und in der Schweiz findet sich jedoch
eine starke Industrie mit Material- und Ausrüs-
tungslieferanten, die durch namhafte Investi-
tionen zum Aufbau einer europäischen Zellfer-
tigung motiviert werden sollte. Mit dem Ziel, die
Zusammenarbeit innerhalb dieser Industrie und
der Forschungslandschaft in der Schweiz zu för-
dern, wurde der «Interessenverband der Schwei-
zer Batterieindustrie BATTMAN» gegründet.
29
Speicherung über kurze Zeiträume — Batterien — Natrium-Ionen-Batterien
2.1.2 Natrium-Ionen-Batterien
30
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
31
Speicherung über kurze Zeiträume — Batterien — Natrium-Ionen-Batterien
ken im Zusammenhang mit dem Kobalt-Berg- wöhnlich hoher Kapazität und ausgezeichneter
bau. Resultat der Entwicklungsbemühungen ist Zyklenstabilität.
kobaltfreies Na0.67Mn0.6Fe0.25Al0.15O2 (NaMFA),
das kostengünstig und ungiftig ist und gute Technische Perspektive
elektrochemische Eigenschaften aufweist.19
Dennoch kamen die Forschenden zum Schluss, Die Hoffnungen auf leistungsfähige, kosten-
dass eine Na-Ionen-Batterie auf Basis dieses günstige, langlebige und ökologisch unbedenk-
liche Na-Ionen-Batterien sind realistisch. Die
Technologie hat – trotz der geringeren Energie-
Die Hoffnungen auf leistungsfähi- dichte – das Potenzial, die Lithium-Ionen-Tech-
ge, kostengünstige, langlebige und nologie zu ergänzen und teilweise zu ersetzen.
ökologisch unbedenklich Na-Ionen- Allerdings zeigen die Forschungen im Rahmen
Batterien sind realistisch. des SCCER, dass der Weg dorthin weiter ist als
gedacht. Die in Na-Ionen-Batterien gespeicherte
Energie wird teurer und weniger umweltscho-
Materials mit Li-Ionen-Batterien hinsichtlich nend sein als einst erhofft. Vor allem existieren
spezifischer Energie, Kosten und herstellungs- noch keine Materialien für die Kathode, die alle
bedingten Treibhausgasemissionen nicht kon- Anforderungen an Energiedichte und höhere
kurrenzfähig wäre.20 Die Arbeitsgruppe ent- Zellenspannung erfüllen – und die bekannten
schied daher, noch einmal neu zu starten und Elektrolyte sind nicht stabil genug.
nach radikal neuen Materialien zu suchen, um
Na-Ionen-Batterien auf ein höheres Leistungs- Wegen des grossen Potenzials der Technologie
niveau zu bringen. Neuartige kobaltfreie Schicht- sind weitere Anstrengungen zur Materialent-
und polyanionische Materialien, die bisher nur wicklung nötig und sinnvoll. Besonders metalli-
aus theoretischen Berechnungen bekannt wa- sche Anoden bieten grosse Möglichkeiten, sind
ren, sollen nun dazu führen, Na-Ionen-Batterien aber noch weitgehend unerforscht. Das gilt auch
zu realisieren, die mit Li-Ionen-Batterien konkur- für feste Elektrolyte, die eine höhere Sicherheit
renzfähig sind. bieten könnten als Li-Ionen-Batterien.
Parallel dazu untersuchte die Arbeitsgruppe Va- Ausgehend von einer ähnlichen Entwicklung wie
rianten mit umweltfreundlichen wasserbasier- bei Li-Ionen-Zellen scheint bis 2045 eine Stei-
ten Elektrolyten mit hoher Salzkonzentration. gerung der Energiedichte um den Faktor vier
Solche Konzepte sind interessant für Anwen- realistisch. Bei hoher Priorität der Forschungs-
dungen, bei denen die Sicherheit an erster Stelle aktivitäten kann die Entwicklung auch schneller
steht und die Energiedichte nicht entscheidend verlaufen, denn die Ähnlichkeit im Aufbau zwi-
ist. Sie erweitern das Stabilitätsfenster des schen Li-Ionen- und Na-Ionen-Batterie erlauben
Elektrolyts von 1,23 Volt auf mehr als 2 Volt und es, auf die weltweiten Erfahrungen der raschen
gewährleisten dadurch eine höhere spezifische Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Technolo-
Energie als herkömmliche wasserbasierte Bat- gie zurückzugreifen.
teriezellen.21 In Kombination mit ausgewählten
Elektrodenmaterialien erzielte das Entwick- Wirtschaftliche Perspektive
lungsteam sehr gute Ergebnisse mit ausserge-
Na-Ionen-Batterien sind eine Nischentechno-
logie. Es gibt weltweit nur wenige Start-up-Un-
ternehmen, die sich damit beschäftigen. Ihre
Wegen des grossen Potenzials der Produkte stehen zwar kurz vor der Serienreife,
Technologie sind weitere Anstren- deren Energiedichte ist jedoch nicht konkurrenz-
gungen zur Materialentwicklung fähig mit jener von Li-Ionen-Batterien. Die ausge-
nötig und sinnvoll. zeichnete Zyklenstabilität eröffnet jedoch viele
Geschäftsmöglichkeiten für Anwendungen, bei
32
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
33
2.2 Wärmespeicherung
2.2.1 Hochleistungs-Niedertemperatur-Wärmespeicher
Ansprechpartner
➢ Jörg Worlitschek, Institut für Maschinen- und Energietechnik,
Hochschule Luzern – Technik & Architektur,
[email protected]
34
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Phasenwechselmaterial
Anwendungsbereiche:
Beispiele für Wärmequellen: Brauchwarmwasser, Heizung
thermische Solaranlage, Klimatisierung
Photovoltaikanlage und Wärmepumpe Industrie
Energiedichte
1800 in MJ/m3
1600 AlSi
1400
200 Temperatur
Kieselsteine in °C
0 500 1000 1500
Hochleistungs-Niedertemperatur-Wärmespeicher –
das Funktionsprinzip
In vielen Fällen wäre es attraktiv, mehr Wärme Latentwärmespeicher nutzen den Phasenüber-
kompakter speichern zu können. Man stelle sich gang eines Mediums, zum Beispiel von Eis zu
vor, der heutige Warmwasserspeicher (1 m3) flüssigem Wasser, um Wärme aufzuladen. Ver-
wäre nur noch eine kleine «Thermobatterie» und festigt sich das Speichermedium, gibt es Wärme
könnte dennoch wesentlich mehr Energie zwi- zum Heizen ab. Materialien, die in solchen Spei-
schenspeichern! Dies ist das Ziel der Latentwär- chern zum Einsatz kommen, werden als Phasen-
mespeicherforschung. wechselmaterialien bezeichnet.
35
Speicherung über kurze Zeiträume — Wärmespeicherung — Hochleistungs-Niedertemperatur-Wärmespeicher
Die grosse Herausforderung dabei ist, die Wär- industrielle Kühlprozesse (z.B. Pharmaprozes-
me schnell zu speichern und dann bei Bedarf se) und den Transport von temperatursensiblen
mit hoher Leistung wieder abzugeben. Die Ge- Produkten wie Lebensmitteln im Temperaturbe-
währleistung einer ausreichend hohen Leistung reich zwischen −35 °C und −20 °C eignet – eine
ist wichtig, um beispielsweise sicherzustellen, kompakte Alternative zu Wasser-Glykol-Spei-
dass das Wasser heiss und nicht nur lauwarm chern.26
aus dem Duschkopf sprüht. Speicher mit hoher
Leistung brauchen intelligente und kostengüns- Konzept 2 – «Speicher in Kapseln»:
tige Konzepte, die es ermöglichen, einen hohen Mit Phasenwechselmaterial gefüllte Kapseln
Wärmeaustausch zu realisieren. werden in die Wasserspeicher bestehender
Heizungen gefüllt und vervierfachen damit die
Die Wärme, die beim Beladen dieser Speicher Speicherkapazität. In Kombination mit einer
für das Schmelzen des Speichermediums er- Wärmepumpe erhöht sich auf diese Weise der
forderlich ist, muss sehr schnell zugeführt wer- Eigenverbrauch von Photovoltaikstrom. Die
den können. Beim Entladen, sprich Verfestigen Hochschule Luzern hat diese neuartigen und
des Speichermaterials, gelangt die Wärme nicht vielversprechenden Latentwärmespeicher im
schnell genug heraus. Grund ist die geringe Rahmen des SCCER entwickelt. Die Arbeiten ha-
Wärmeleitfähigkeit der eingesetzten Phasen- ben bereits zu einem Spin-off (COWA) geführt.
wechselmaterialien. Sie lässt sich zwar nicht er-
höhen, doch gibt es technische Kniffe, wie sich Konzept 3 – «Phasenwechselmaterial in Disper-
die Wärme doch viel schneller in den Speicher sion»:
hinein- und wieder herausleiten lässt. Unter dem Bei diesem Technologieansatz werden Tröpf-
Dach des SCCER haben Forschende dazu wich- chen des Speichermaterials im Wasser fein ver-
tige Entwicklungsarbeit geleistet. teilt (dispergiert). Das gewählte Material verfügt
bei einer bestimmten Temperatur über eine sehr
Forschung im SCCER hohe Kühl- und Heizkapazität. Zudem lässt sich
die Flüssigkeit pumpen, was eine hohe und fle-
Im Rahmen des SCCER hat sich die Hochschule xible Leistungsabgabe ermöglicht.27
Luzern vorgenommen, erschwingliche und nach-
haltige Latentwärmespeicher zu entwickeln, die Konzept 4 – «Latentwärmespeicherung in Direkt-
sich schnell und flexibel mit hohen Leistungen kontaktspeicher»:
be- und entladen lassen. Vier Konzepte hat das Die Wärmetragerflüssigkeit wird bei diesem
Team verfolgt: Konzept direkt durch das Phasenwechselmate-
rial gepumpt, ohne dass ein zusätzlicher Wär-
Konzept 1 – «Speicher mit Wärmeübertrager»: meübertrager erforderlich ist. Das spart zum
Bei diesem Konzept ist der Wärmeübertrager einen die Kosten für den Wärmeübertrager, zum
in das Speichermaterial eingetaucht. Dieses anderen lassen sich so sehr kurze Be- und Ent-
Konzept ist am weitesten fortgeschritten und ladezeiten erreichen.28
kommerziell verfügbar. Das Forschungsteam
hat simulationsbasierte Entwurfswerkzeuge für Im Rahmen der SCCER-Aktivitäten hat die Hoch-
führende Hersteller solcher Speicher entwickelt. schule Luzern zudem neue Speichermaterialien
Ausserdem hat es gezeigt, dass sich zum entwickelt, die kostengünstiger sind, eine höhe-
schnellen Laden und Entladen von Latentwär- re Energiedichte haben und umweltfreundlicher
mespeichern auch Wärmeübertrager eignen, sind als die meisten konventionellen Phasen-
die in grossen Stückzahlen und kostengünstig wechselmaterialien.29 Darunter sind Materialien
erhältlich sind. Diese werden heute in anderen mit einem Phasenwechsel bei 35 °C für Fussbo-
Bereichen eingesetzt, zum Beispiel in Klima- denheizungen, bei 58 °C für Warmwasserberei-
anlagen von Lastwagen. Zusammen mit einem tung sowie bei −21 °C für Kühlprozesse.
Industriepartner haben die Forschenden einen
Latentwärmespeicher entwickelt, der sich für
36
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Technische Perspektive
Es besteht ein grosser Bedarf an
Die vier von der Hochschule Luzern untersuchten Technologien, die den Eigen-
Konzepte besitzen unterschiedliche Reifegrade. verbrauch von Solarstrom in
Latentwärmespeicher mit einem Wärmeüber- Privathaushalten erhöhen.
trager im Phasenwechselmaterial (Konzept 1)
sind bereits auf dem Markt erhältlich, haben
aber noch Optimierungspotenzial. Die Kapseln und Wärmepumpe bereits heute sinnvoll. Dabei
gefüllt mit Speichermaterial ( Konzept 2), die handelt es sich um eine Schlüsseltechnologie
ein Spin-off der Hochschule Luzern nun kom- zur Dekarbonisierung der Wohngebäude. Ohne
merzialisiert, werden voraussichtlich in zwei Wärmespeicher bleibt aber der Knackpunkt
bis drei Jahren auf den Markt kommen. Für das auch hier die zeitliche Verschiebung zwischen
Konzept 3 gibt es bereits Patente mit Firmen, der Stromerzeugung der Photovoltaikanlage mit
die den Einsatz konkret planen. Das sehr attrak- einer Spitze um die Mittagszeit und dem Wär-
tive Konzept der Direktkontaktspeicher benötigt mebedarf des Gebäudes beziehungsweise dem
dagegen bis zur Kommerzialisierung noch fünf Strombezug der Wärmepumpe, die vor allem in
bis zehn Jahre. den Abendstunden arbeitet.
37
Speicherung über kurze Zeiträume — Wärmespeicherung — Hochtemperatur-Wärmespeicher
2.2.2 Hochtemperatur-Wärmespeicher
sible und/oder latente Hochtemperatur-Wärme- 13 Prozent aus Heizöl und zu 6 Prozent aus Kohle.
speicher Den grössten Wärmebedarf hat die Chemieindust-
➢ Auslegung und Betrieb eines kombinierten rie mit 25 Prozent, gefolgt von der Zementindustrie
Wärmespeichers für Anwendung in adiabati- (18 %) und der Nahrungsmittelproduktion (14 %).
scher Druckluftspeicherung Die Metallverarbeitung schlägt mit 8 Prozent zu
➢ Simulation zur Optimierung des Betriebs von Buche.30 Um mehr erneuerbare Energien für die
Hochtemperatur-Wärmespeichern Wärmeerzeugung einsetzen zu können, müsste
die Wärmeproduktion vom -verbrauch entkoppelt
Weiterer Forschungsbedarf werden, was Wärmespeicher ermöglichen. Sie
➢ Optimierung des Wärmeaustauschs und der sind in der Lage, die Wärme aus Abkühlvorgängen
Lebensdauer gestaffelt auszukoppeln, zu speichern und später
➢ Skalierung und Tests in realen Anwendungen für das Vorheizen oder als Wärmequelle für eine
➢ Entwicklung serienreifer Wärmespeicher Wärmepumpe bereitzustellen.
Entsprechende Wärmepumpen sind für Tempe-
raturen von bis zu 165 °C und Leistungen von bis zu
Bedeutung für die Energiestrategie 660 Kilowatt bereits kommerziell erhältlich.31
2050 Wärmespeicher verbessern die Effizienz einer Pro-
Hochtemperatur-Wärmespeicher sind unerlässlich zesskette erheblich und reduzieren die CO2-Emis-
für die Effizienzsteigerung industrieller Prozesse sionen. Prozesswärmespeicher können auch einen
(z.B. Aluminiumverarbeitung), sind essenziell für die Beitrag leisten, um erneuerbare Stromquellen effi-
effiziente Speicherung von Strom durch adiabate zienter zu nutzen. Steht im Netz mehr elektrische
Druckluftspeicherung und können die Strompro- Energie zur Verfügung als verbraucht wird, nehmen
duktion traditioneller Wärmekraftkopplungs-Kraft- diese Speicher elektrisch erzeugte Wärme auf und
werke verbessern. Hochtemperatur-Wärmespeicher geben sie bei steigendem Bedarf wieder ab.32 Für
spielen daher eine wichtige Rolle für die Energie- industrielle Prozesse und für die thermisch-konven-
wende – vor allem auch in Anwendungsbereichen, tionelle Stromerzeugung sind Wärmespeicher für
in denen sich die Integration nachhaltiger Energie- Prozessflexibilisierung in Deutschland bereits heute
38
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Latent- Sensibel-
Wärmespeicher Wärmespeicher Kieselsteine
Hüllrohr
Al Cu Si Metalllegierung
Schutzschicht
Druckluftspeicher
1600 AlSi
1400
(Wasser/Eis) Metalllegierungen
600
Salzschmelzen
Paraffine/Ester 400
und Kiese
200 Temperatur
Kieselsteine in °C
0 500 1000 1500
wirtschaftlich interessant. Dort sollen thermische entsprechende Wärmespeicher bereits heute in der
Kraftwerke flexibler in die Stromerzeugung ein- Schweiz entwickelt werden und damit eine profitab-
gebunden werden. Die Dampferzeugung der ther- le Nische darstellen könnten.
mischen Kraftwerke ist wenig dynamisch. Die Idee
ist, dass Wärmespeicher die Wärme bei konstanter
Dampfproduktion aufnehmen in Fällen, in denen die
Dampfturbine gedrosselt werden muss, weil kurz- Ansprechpartner
zeitig zuviel Strom im Netz ist. Bei gesteigertem ➢ Sophia Haussener, Laboratory of Renewable Energy Science
Strombedarf steht diese Wärme dann schnell für and Engineering, EPFL, [email protected]
die Stromproduktion zur Verfügung.33 ➢ Maurizio Barbato, Institute for Mechanical Engineering and
Insbesondere im Süden Europas, in Nordafrika Materials Technology, SUPSI, [email protected]
und im Nahen Osten sind Solarkonzentrator-Kraft- ➢ Alberto Ortona, Institute for Mechanical Engineering and
werke (CSP) ein Anwendungsfeld für Hochtempe- Materials Technology, SUPSI, [email protected]
ratur-Wärmespeicher.34 Diese Beispiele, vor allem ➢ Andreas Haselbacher, Energy Science Center, ETHZ,
aus Deutschland, sind insofern interessant, als [email protected]
39
Speicherung über kurze Zeiträume — Wärmespeicherung — Hochtemperatur-Wärmespeicher
40
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
bei der Anwendung für die adiabatische Druck- Speichervariante, weil sie Vorteile der beiden
luftspeicherung realisierte Prototyp belegt die Speichertypen kombiniert: Sensible Speicher
Machbarkeit des Konzepts. zeichnen sich durch eine deutlich niedrigere
Energiedichte aus als latente, sind aber auch be-
Im Zentrum der Untersuchungen stand die deutend billiger. Werden die beiden Anteile ideal
Legierung in den Zylindern des Latentwärme- dimensioniert, kann ein kombinierter Speicher
speichers. Passend zur Dimensionierung des die Ausströmtemperatur zu geringeren Kosten
adiabatischen Druckluftspeichers haben die stabilisieren. Das Forscherteam hat dazu eine
Forschenden eine Legierung aus Aluminium, Methodik entwickelt, die die Dimensionierung
(Kupfer) und Silizium in Edelstahl verkapselt. Sie des kombinierten Speichers und die Material-
weist eine Schmelztemperatur von 575 °C auf auswahl vereinfacht.40
beziehungsweise 525 °C mit Kupfer. Das Team
hat die Alterung in mehrmonatigen Experimen- Die Kombination von sensiblen und
ten getestet und daraus ein numerisches Modell
latenten Wärmespeichern ist eine
abgeleitet, das Voraussagen erlaubt, ab wann
der Latentwärmespeicher mechanisch instabil
attraktive Speichervariante, weil sie
wird oder an Energiekapazität verliert. Zur Opti- Vorteile der beiden Speichertypen
mierung haben die Forschenden im Inneren der kombiniert.
Edelstahlhülle eine dünne keramische Schutz-
schicht aufgebracht, die als Diffusionsbarriere
wirkt und dadurch die Lebensdauer des Latent- Sensible Speicher lassen sich umso kompak-
wärmespeichers verlängert.36 Das Forschungs- ter gestalten, je steiler die Temperaturprofile
team konnte zudem zeigen, dass ein poröser in ihnen sind. Das Team hat deshalb mit Simu-
keramischer Schaum auf der Verkapselung die lationen drei Methoden untersucht, um die
Wärmetransporteigenschaften deutlich verbes- Temperaturprofile in sensiblen Speichern zu
sert und erlaubt, den Wärmespeicher kompak- kontrollieren. Die Kontrollmethoden verringern
ter zu gestalten.37 Detaillierte Modellierungen den Temperaturabfall während dem Entladevor-
des Wärmespeicherungs- und Entladungspro- gang und helfen dadurch, das Speichervolumen
zesses zeigten auch, dass die Wärmekonvek- besser zu nutzen. Bei Inkaufnahme geringer Ef-
tion in den auf Metalllegierungen basierenden fizienzeinbussen lässt sich auf diese Weise die
Latentwärmespeichern für eine schnelle Ladung Nutzung der Speicher für Luft und Salzschmel-
zentral ist.38 zen als Wärmetrager um 39 beziehungsweise
73 Prozent verbessern.41 Mit diesen Simulatio-
Der Latentwärmespeicher für den adiabatischen nen hat das Forschungsteam erstmals solche
Druckluftspeicher besteht aus 296 Edelstahl- Methoden systematisch miteinander verglichen.
zylindern mit einem Durchmesser von 3,5 und
einer Länge von 73 Zentimetern, die mit der Al- Technische Perspektive
Cu-Si-Legierung gefüllt sind. Den Latentwärme-
speicher hat das Forschungsteam mit einem Das Forschungsteam hat eine Pilotanlage mit
sensiblen Wärmespeicher kombiniert, der aus 170 kWhth latenter Speicherkapazität kombiniert
einer Schüttung von rund 2 Zentimeter grossen mit 5 MWhth sensibler Speicherkapazität gebaut.
Kieselsteinen aus Flussablagerungen besteht. Diese erreicht einen technischen Reifegrad zwi-
Diese sind sehr kostengünstig und halten Tem- schen «Versuchsaufbau in Einsatzumgebung»
peraturen von bis zu 550 °C aus. Experimente und «Prototyp in Einsatzumgebung» (Techno-
mit kleinen Laborspeichern und mit grossen logie-Reifegrad 5–6). Um auf dieser Basis aus
Speichern im Stollen der Druckluftspeicher- dem Latentspeicher ein marktfähiges Produkt
anlage haben die Resultate der Laborversuche zu entwickeln, sind eine Fertigungstechnologie
bestätigt (vgl. «2.3 Adiabate Druckluftspeiche- zu realisieren und die Stückkosten zu senken.
rung», S. 44).39 Die Kombination von sensiblen Die Entwicklungsarbeiten eines Unternehmens
und latenten Wärmespeichern ist eine attraktive
41
Speicherung über kurze Zeiträume — Wärmespeicherung — Hochtemperatur-Wärmespeicher
250 μm
Abbildung 3: Mit Stahl- würden dazu zwischen zwei und fünf Jahre in Wirtschaftliche Perspektive
rohren teilweise gefüll- Anspruch nehmen.
ter latenter thermischer Eine mögliche Anwendung für Hochtemperatur-
Speicher (Bild Mitte). Weitere Forschung zu schaumartigen Strukturen Wärmespeicher ist die Energiespeicherung mit
Bei voller Füllung befin- zur besseren Wärmeübertragung ( vgl. Abb. 3) adiabatischen Druckluftspeichern, für die die
den sich 296 mit einer sind ebenso wichtig wie Untersuchungen von untersuchte Wärmespeicherkombination ent-
Aluminium-Kupfer-Sili- Legierungen für einen grösseren Temperatur- wickelt wurde (vgl. «2.3 Adiabate Druckluft-
zium-Legierung gefüllte bereich sowie für lange und stark variierende speicherung», S. 44). Hochtemperatur-Wär-
Stahlrohre im Speicher. Betriebszeiten. Um die Leistungs-, Kosten- und mespeicher sind aber auch Schlüsselelemente
Links: Schnitt durch Nachhaltigkeitsvorteile derartiger effizienter bei der Prozessoptimierung in der Nahrungs-
eine Röhre ohne Dif- Kombi-Wärmespeicher in der praktischen An- mittel- oder Metallindustrie.
fusionsbarriere. Nach wendung zu demonstrieren, gilt es zudem, sol-
rund 100 Stunden bei che Systeme in reale Prozesse einzubauen und Eine Nische für den Einsatz von Hochtem-
hohen Temperaturen zu testen. peratur-Wärmespeichern ist die Speicherung
hat sich eine 250 μm von Windstrom in Norddeutschland. Ein gros-
dicke intermetallische ses Industrieunternehmen aus dem Motoren-
Zwischenschicht ge- und Maschinenbau entwickelt derzeit ein Sys-
bildet. Rechts: Schnitt tem, das mittels einer elektrisch betriebenen
durch eine Röhre mit Wärmepumpe einen sensiblen Wärmespeicher
Diffusionsbarriere; trotz füllt, vergleichbar mit jenem bei der adiabaten
hoher Temperaturen Druckluftspeicherung, der bei Bedarf aus der
hat sich keine inter- Wärme über einen Generator wieder Strom ge-
metallische Zwischen- neriert.
schicht gebildet.
Quellen: Sophia Haussener Wie erwähnt gibt es bei konventionellen ther-
(links und rechts), Viola Becat-
tini (Mitte).
mischen Kraftwerken, die wegen ihrer Trägheit
schlecht auf die schwankende Nachfrage reagie-
ren können, bereits heute einen wirtschaftlich
interessanten Einsatzbereich für Hochtempe-
ratur-Wärmespeicher. Sie helfen – bei konstan-
ter Dampfproduktion – die Turbine und damit
42
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
43
2.3 Adiabate Druckluftspeicherung
Speicherung über kurze Zeiträume — Adiabate Druckluftspeicherung
➢ Technologie-Reifegrad (TRL): 6
Weiterer Forschungsbedarf
➢ weitere Untersuchungen der Rentabilität in
künftigen Strommärkten Ansprechpartner
➢ Verhalten beim Betrieb am Stromnetz ➢ Andreas Haselbacher, Energy Science Center, ETHZ,
➢ weitere Optimierung der Wärmespeicher [email protected]
44
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Maschinenhalle Speicherhohlraum
Latent-sensibel-
Wärmespeicher
Laden Entladen
Maschinenhalle Speicherhohlraum
Kosten
in CHF/kWh
10-1
Verbraucher Energiequellen
10-2
Umgebungsluftdrucks – komprimiert, würde sie Die abgegebene Wärme fehlt während der Ex-
auf rund 1000 °C erhitzt. Der Umgang mit derart pansion, bei der sich die Luft abkühlt. Dies kann
heisser Luft stellt eine grosse Herausforderung zur Vereisung der Turbinen führen. In Huntorf
dar. In den Anlagen in Huntorf und McIntosh und McIntosh wird der Vereisung vorgebeugt, in-
wird die Druckluft in Kavernen gespeichert, dem die aus den Kavernen strömende Luft mit
die aus Salzablagerungen ausgesolt wurden. Erdgas vermischt und verbrannt wird. Galt dies
Diese Ablagerungen vertragen hohe Tempera- früher vielleicht noch als umweltfreundlich, ist
turen nicht. Das Problem der heissen Luft wird dies heute mit Rücksicht auf den Klimaschutz
in beiden Anlagen dadurch umgangen, dass die völlig indiskutabel. Aus Wind- und Sonnenener-
Luft in zwei Stufen komprimiert und nach je- gie erzeugten und gespeicherten Strom wieder
der Stufe Wärme an die Umgebung abgegeben ins Netz einzuspeisen, indem man Erdgas ver-
wird. Dieses Vorgehen hat aber seinen Preis: brennt, ist nicht sinnvoll.
45
Speicherung über kurze Zeiträume — Adiabate Druckluftspeicherung
Die Lösung des Problems liegt auf der Hand: Teilprojekte zusammengeschlossen, deren Er-
Die Wärme, die beim Komprimieren der Luft ent- gebnisse in der Folge zusammengefasst sind:43
steht, gilt es der Luft zu entziehen und in einem • Verbundprojekt «Stromspeicherung über
Wärmespeicher zu lagern. Die gekühlte Luft adiabatische Luftkompression» des Na-
kann in einer Kaverne gespeichert werden. Beim tionalen Forschungsprogramms «Energie-
Entladen wird die aus der Kaverne strömende wende» (NFP 70) des Schweizerischen
kühle Luft im Wärmespeicher erhitzt und da- Nationalfonds, (Januar 2015 bis Dezember
nach in der Turbine expandiert. Weil die bei der 2018)44.
Kompression der Luft entstehende Wärme nicht • Schweizer Kompetenzzentrum für Energie-
verschwendet wird, ist die Verbrennung von Erd- forschung für Wärme- und Elektrizitäts-
gas oder anderen fossilen Energieträgern über- speicherung (SCCER HaE) der Innosuisse,
flüssig. Es entsteht somit ein Druckluftspeicher, Phase 1 (April 2014 bis Dezember 2016) und
der im Betrieb keine Treibhausgase freisetzt. Phase 2 (Januar 2017 bis Dezember 2020).
• Projekt «Grid-to-Grid», Bundesamt für Ener-
gie (Oktober 2017 bis Juni 2019)45.
Das Ziel ist erreicht worden, einen In diesen Projekten haben sich die Forschenden
adiabatischen Druckluftspeicher vor allem folgenden Fragen gewidmet:
zu entwickeln, der die bei der • Wo sind in der Schweiz geeignete Standorte
Kompression entstehende Wärme zum Bau von Druckluftspeichern?
zwischenspeichert und mit einer • Wie lässt sich die Wärme speichern, die bei
Effizienz von bis zu 75 Prozent an der Kompression entsteht, und welche Effi-
die Effizienz von Pumpspeicher- zienzsteigerung ist damit in der Praxis mög-
lich?
kraftwerken heranreicht.
• Wie wirtschaftlich und umweltverträglich ist
ein Druckluftspeicher?
• Wie verhalten sich verfügbare industrielle
Die Forschung, zum Teil unter dem Dach des Kompressoren und Turbinen während der
SCCER, setzt hier an. Das Ziel ist erreicht wor- Lade- und Entladephasen?
den, einen adiabatischen Druckluftspeicher
(englisch: Advanced Adiabatic Compressed Air Ein Druckluftspeicher, der einen nennenswerten
Energy Storage, AA-CAES) zu entwickeln, der Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes leis-
die bei der Kompression entstehende Wärme ten soll, muss eine ausreichende Grösse haben.
zwischenspeichert und mit einer Effizienz von Für die Untersuchungen wurde eine Anlage mit
bis zu 75 Prozent an die Effizienz von Pumpspei- einer Entladeleistung von 100 MW und einer Ka-
cherkraftwerken heranreicht. Zum Vergleich: Die pazität von 500 MWh angenommen. Der dazu
Effizienzen der Anlagen in Huntorf und McIntosh notwendige Speicherhohlraum müsste 177 000
liegen bei rund 50 Prozent. Kubikmeter umfassen, was einem Würfel mit ei-
ner Kantenlänge von rund 56 Metern entspricht.
Forschung im SCCER Der Druck in diesem Volumen müsste zwischen
70 und 100 bar variieren. Die Investitionskosten
Im Rahmen des SCCER haben sich Forschen- liessen sich reduzieren, falls bereits bestehen-
de der ETHZ, der Fachhochschule der italieni- de unterirdische Hohlräume genutzt werden
schen Schweiz (SUPSI), der EPFL und des Paul könnten. Allerdings hat sich die Hoffnung zer-
Scherrer Instituts zusammen mit den industriel- schlagen, dass dafür stillgelegte Kavernen der
len Partnern ALACAES, MAN Energy Solutions Schweizer Armee in Frage kommen. Die bisher
Schweiz AG, BKW, Amberg Engineering AG, untersuchten Kavernen sind allesamt deutlich
Swissgrid und AET intensiv mit adiabatischen zu klein und der Ausbau wäre annähernd so teu-
Druckluftspeichern befasst. Dazu wurden drei er wie ein kompletter Neubau.
46
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Die Experten des SCCER HaE schlagen deshalb der Druck 10 bar, wodurch die Temperatur nur
vor, unterirdische Hohlräume als Kavernen oder 320 °C beträgt. Damit können einfachere Kom-
Schächte in Hartgestein auszuheben. Das ent- pressoren benutzt werden und entsprechend
sprechende Know-how ist eine Schweizer Kern- geringer fallen die Investitionskosten aus. Die
kompetenz. Das Volumen von 177 000 Kubik- niedrigeren Temperaturen erlauben auch kürze-
metern entspräche beispielsweise einem Tunnel re Anfahrzeiten, so dass der Druckluftspeicher
mit einem Durchmesser von 9,5 Metern und schneller beladen und entladen werden kann.
einer Länge von 2,5 Kilometern, vergleichbar mit Der Speicher kann somit rascher Energie aus
dem neuen SBB-Tunnel durch den Bözberg. Ge- dem Netz aufnehmen und bereitstellen und in
eignet wären auch mehrere parallele Kavernen der Folge höhere Preise am Strommarkt erzie-
oder Schächte. So würden vier der bei Sedrun len.
für den Gotthard-Basistunnel ausgehobenen
Schächte ein ähnliches Volumen erreichen. Die Schlüsselkomponente eines adiabatischen
Noch fehlen detaillierte Informationen dazu, wie Druckluftspeichers bildet der Wärmespeicher.
Hartgestein auf den stark schwankenden Luft- Er nimmt die Wärmeenergie auf, die bei der Ver-
druck reagiert. dichtung der Luft während des Ladens entsteht,
und gibt sie während des Entladens wieder ab.
Für die Realisierung eines Druckluftspeichers Er ermöglicht dadurch eine Anlageneffizienz von
kommen, neben den vielfach bewährten Tech- 65 bis 75 Prozent. Der Wärmespeicher sollte fol-
nologien zum Aushub von Hohlräumen, auch gende Anforderungen erfüllen:
andere ausgereifte Komponenten zum Einsatz: • geringe Wärmeverluste und hohe Effizienz,
Elektromotoren, Kompressoren, Turbinen und • kleines Volumen mit hoher Energiedichte,
Generatoren sind in vielen industriellen Leis- • konstante Temperatur beim Entladen,
tungsklassen erhältlich und können Jahrzehnte • geringe Wartungskosten und lange Lebens-
mit geringem Wartungsaufwand betrieben wer- dauer,
den. Im Prinzip eignen sich auf dem Markt er- • niedrige Kosten.
hältliche Komponenten auch für den Einsatz in
einem Druckluftspeicher. Dennoch sind einige Die Forschungsgruppe hat eine Kombination
Aspekte speziell zu beachten: Soll der Speicher von zwei Wärmespeichern untersucht und mit
grosse Energiemengen speichern, ist ein maxi- Erfolg in der Pilotanlage in Biasca TI getestet.47
maler Druck von rund 100 bar notwendig. Mit Erstellt wurde die Anlage in einem ehemaligen
einem einzelnen Kompressor ist dies aufgrund Versorgungsstollen, der für den Bau des Gott-
der beschriebenen Gründe nicht möglich. Die hard-Basistunnels angelegt wurde (vgl. Abb. 4).
Verdichtung muss entsprechend in zwei Stufen Mit Hilfe von zwei Betonverschlüssen wurde im
erfolgen. Nach der ersten Verdichtung gelangt Stollen ein Hohlraum abgetrennt, der Druckluft
die Luft in einen kleineren Hohlraum, wo ihr die mit bis zu 33 bar aufnehmen konnte, und in dem
Wärme entzogen und in einem ersten Wärme- zwei Wärmespeicher untergebracht waren. Der
speicher gespeichert wird. Mittels eines zweiten sensible Wärmespeicher besteht aus einer Be-
Kompressors wird die Luft auf 100 bar verdich- tonwanne mit einem Volumen von rund 76 Ku-
tet und in den grossen Hohlraum von 177 000 bikmetern, die mit Kieselsteinen gefüllt ist.48 Der
Kubikmetern geleitet. Dort wird ihr abermals Latentwärmespeicher, gleich daneben, umfasst
Wärme entzogen, die in einem zweiten Wärme- ein Volumen von rund 3,3 Kubikmetern und ent-
speicher gespeichert wird.46 hält Stahlrohre, die mit einer Legierung aus Alu-
minium, Kupfer und Silizium gefüllt sind. Diese
Die Forschungsgruppe hat zwei Anlagenvarian- Legierung schmilzt bei einer Temperatur von
ten untersucht, die sich unter anderem durch rund 525 °C und nimmt dabei Wärme auf, die
den Druck nach der ersten Kompression unter- sie beim Erstarren wieder abgibt.49 Beim Laden
scheiden. Bei der ersten Variante wird die Luft fliesst die komprimierte Luft zuerst durch den
auf 33 bar verdichtet, die Temperatur steigt da- Latentwärmespeicher, dann durch den sensib-
bei auf 580 °C. Bei der zweiten Variante erreicht len Speicher und schliesslich in den Hohlraum.
47
Speicherung über kurze Zeiträume — Adiabate Druckluftspeicherung
Abbildung 4: Sensibel-
latenter thermischer
Speicher in der Pilot-
anlage bei Biasca.
Links: der mit Kiesel-
steinen gefüllte sensib-
le Speicher (3,1 m hoch,
9,9 m lang und 2,4 m
breit). Rechts: der laten-
te Speicher (etwa 1,5 m
hoch, lang und breit).
Quelle: Viola Becattini
Beim Entladen des Druckluftspeichers läuft es Ladens und Entladens so von einem Speicher
genau umgekehrt: Aus dem Hohlraum strömt zum nächsten zu leiten, dass die Wärmeenergie
die Druckluft zuerst durch den sensiblen Spei- pro Volumen grösser ist als in einem einzelnen
cher, danach durch den Latentwärmespeicher. grossen Speicher. So lassen sich das Volumen
Weil die Temperatur beim Erstarren der Metall- und in der Folge die Kosten der Wärmespeiche-
schmelze im Latentwärmespeicher konstant rung reduzieren. Schliesslich kann bei einem
bleibt, sorgt dieser für eine Stabilisierung der Mehrtankspeicher die Luft während des Entla-
Temperatur der ausströmenden Luft. Auf diese dens mit Hilfe der Röhren und Ventile so durch
Weise können die Turbinen, die wiederum Strom die Tanks geleitet werden, dass die Leistung der
produzieren, effizienter arbeiten. Turbinen konstant bleibt und die Druckluftspei-
cheranlage eine konstante elektrische Leistung
Mittels Simulationen hat die Forschungsgruppe ins Stromnetz einspeist. Dies ist insofern wich-
auch eine Variante des sensiblen Wärmespei- tig, als eine schwankende Einspeiseleistung
chers untersucht, bei der der Speicherbehälter die Stabilität des Stromnetzes beeinträchtigen
in mehrere kleinere, durch Röhren und Ventile kann.
verbundene Behälter unterteilt ist. Solche so-
genannten Mehrtankspeicher können für Druck- Für die Umweltverträglichkeit von Druckluft-
luftspeicher aus drei Gründen vorteilhaft sein: speichern spielen zwei Aspekte eine Rolle: Die
Zum einen ist es einfacher, anstelle eines gros- Umweltauswirkungen und der Materialeinsatz
sen Wärmespeichers mehrere kleinere Wärme- beim Bau einerseits und die mit der Ineffizienz
speicher in den Hohlräumen unterzubringen, verbundenen CO2-Emissionen im Betrieb ande-
wenn deren Durchmesser aus Kostengründen rerseits. Im Vergleich zu Pumpspeichern haben
beschränkt sein sollte. Zudem erlauben es Druckluftspeicher den grossen Vorteil, dass die
die Röhren und Ventile, die Luft während des Landschaft oberirdisch nicht verändert werden
muss. Zudem ist der Materialeinsatz geringer,
weil keine Staumauer erforderlich ist. Der Aus-
hub des Speicherhohlraums und die Entsorgung
Im Vergleich zu Pumpspeichern ha- des ausgehobenen Gesteins fallen kaum ins Ge-
ben Druckluftspeicher den grossen wicht. Die Metalle, die für Kompressor, Turbine,
Vorteil, dass die Landschaft oberir- Generator und Latentwärmespeicher verwendet
disch nicht verändert werden muss. werden, können nach dem Abbau der Anlage re-
zykliert werden.
48
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
49
Speicherung über kurze Zeiträume — Adiabate Druckluftspeicherung
50
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
3 Speicherung über mittlere und
saisonale Zeiträume
3.1 Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur
3.1.1 Saisonale Speicher fühlbarer Wärme
3.1.2 Eisspeicher zum Heizen und Kühlen
3.1.3 Saisonale Wärmespeicher mit flüssigen Sorptionsmitteln
3.2 Strom zu H2
3.2.1 Neue Materialien für Wasserstoffspeicher
3.1 Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur
51
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur — Saisonale Speicher fühlbarer Wärme
3.1.1 Saisonale Speicher fühlbarer Wärme
52
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Speichermedium:
Wasser
Wärmedämmung
Tank
Energiedichte
1800 in MJ/m3
1600
1400
Charakteristiken von Wärmespeichermaterialien
1200 (saisonal)
1000
Eis
800 Wasser
600
Salzschmelzen
400 und Kiese
200 Temperatur
in °C Natronlauge
0 500 1000 1500
53
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur — Saisonale Speicher fühlbarer Wärme
54
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
55
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur — Saisonale Speicher fühlbarer Wärme
56
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
57
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur — Eisspeicher zum Heizen und Kühlen
3.1.2 Eisspeicher zum Heizen und Kühlen
Nachteile
Steckbrief
Weiterer Forschungsbedarf
➢ Entwicklung und Optimierung der Ice-Slurry-
Technologie mit Wasserunterkühlung
➢ Forschung und Entwicklung von enteisbaren Ansprechpartner
Wärmetauschern mit CO2 als Kältemittel ➢ Daniel Philippen, Dani Carbonell, Paul Gantenbein, Institut für
➢ Verbesserung der Wirtschaftlichkeit für kom- Solartechnik, OST Ostschweizer Fachhochschule,
pakte Speicher [email protected]
58
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
PV-Module
Wärmepumpe
Umgebungswärme
Dusche
Konverter
Energiespeicher Fussbodenheizung
(saisonal) 1200
1000
Eis
Wasser 800
Salzschmelzen 600
200 Temperatur
Natronlauge in °C
0 500 1000 1500
59
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur — Eisspeicher zum Heizen und Kühlen
me- beziehungsweise Eisspeicher, der den Pha- mepumpe muss immer mehr Strom für immer
senübergang von flüssig zu fest ausnutzt. Die weniger Wärme aufwenden. Das macht den
Wärmepumpe arbeitet so lange weiter, bis das Prozess ineffizient. Die Forschenden der Ost-
Wasser fast vollständig gefroren ist. Die Spei- schweizer Fachhochschule (OST) haben einen
chertemperatur verharrt dabei konstant bei 0 °C. Ausweg gefunden. Wird die Eisschicht zu dick,
schickt ihre Demonstrationsanlage kurzzeitig
Das Erstarren zu Eis setzt grosse Energie- heisses Wasser aus den Solarkollektoren durch
mengen frei: 335 Kilojoule beziehungsweise den Wärmetauscher. Durch dieses «De-Icing»
93 Wattstunden pro Kilogramm Wasser. Das löst sich die Eisschicht und schwimmt wegen
entspricht der Energiemenge, die die Wärme- ihres geringeren spezifischen Gewichts wie eine
pumpe entnehmen kann, wenn sie dieselbe Eisscholle an die Wasseroberfläche. Dieser Pro-
Menge Wasser von 80 °C auf 0 °C abkühlt. Oder zess wird so oft wiederholt, bis der Tank über
noch konkreter: Ein Eisspeicher mit einem Volu- dem Wärmetauscher mit Eisplatten gefüllt und
men von zehn Kubikmetern liefert die gleiche somit die gesamte Latentwärme entnommen
Energiemenge wie 110 Liter Heizöl. ist. Im nächsten Sommer schmilzt das Eis durch
die Zufuhr von Solarwärme. Der Wärmespeicher
lädt sich wieder auf – bis der Kreislauf im Winter
Eisspeicher bieten eine gute Mög- wieder beginnt.
lichkeit, um Wärme kompakt bis zu
Monaten zu speichern. Das Konzept des De-Icing hat sich erfolgreich
bewährt in einem Eisspeicher, der einen Wohn-
und Gewerbepark in Rapperswil-Jona SG ver-
Im Sommer schmilzt das Eis dank der Wärme- sorgt.55 Der Behälter besteht aus Beton und ist
zufuhr aus Solarkollektoren – in manchen Kon- 210 Kubikmeter gross, Sonnenkollektoren mit
zepten auch mit Wärme aus dem Erdreich oder einer Fläche von 120 Quadratmetern speisen
Abwärme aus dem Gebäude. Dabei fliesst die ihn mit Wärme. Auch in einem privat genutzten
gleiche Energiemenge wieder zurück in den Einfamilienhaus im Raum St. Gallen wurde das
Speicher – bis zum nächsten Winter. Die Jahres- Konzept realisiert.
arbeitszahl, die Besitzerinnen und Besitzer einer
Wärmepumpe kennen, liegt bei diesem Prozess Technische Perspektive
bei einem sehr guten Wert von 5. Mit einer Kilo-
wattstunde Strom zum Betrieb der Wärme- Das De-Icing-Konzept hat seine Machbarkeit in
pumpe lassen sich also rund fünf Kilowattstun- Tests bewiesen und sorgt für eine höhere Wirt-
den Wärme aus dem Speicher ziehen. schaftlichkeit von Eisspeichern auch für Wohn-
gebäude. Dies wird allerdings für eine weite
Ein Eisspeicher bietet sich als gute Möglichkeit Verbreitung im Wettbewerb mit anderen Spei-
an, um Wärme kompakt bis zu Monaten zu spei- cherkonzepten nicht ausreichen. Neue Ansätze
chern. Dennoch sind in der Schweiz derzeit erst sind notwendig. So verfolgt die OST auch die so
etwa 40 solcher Speicher in Betrieb. Forschende genannte Ice-Slurry-Technologie.56 Bei diesem
unter dem Dach des SCCER haben die Techno- Konzept gefriert das Wasser zwar, bleibt aber
logie nun so weiterentwickelt, dass Eisspeicher aufgrund der kleinen Eiskristalle in einem fliess-
für einen grösseren Kundenkreis interessant fähigen Zustand. Das hat den Vorteil, dass es
werden dürften. hin und her gepumpt werden kann. Weil es direkt
nach der Wärmepumpe erzeugt werden kann,
Forschung im SCCER macht es zudem den grossen Wärmetauscher
im Eisspeicher überflüssig (vgl. Abb. 5).
Beim Abkühlen des Wassers am Gefrierpunkt
bildet sich am Wärmetauscher eine Eisschicht, Der Verdampfer der Wärmepumpe versetzt das
die erst dünn ist und dann stetig wächst. Das Wasser in einen unterkühlten Zustand – es ge-
Eis wirkt dabei wie eine Isolierschicht – die Wär- friert nicht, obwohl es auf ein paar Grad unter
60
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
61
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur — Saisonale Wärmespeicher mit flüssigen Sorptionsmitteln
3.1.3 Saisonale Wärmespeicher mit flüssigen
Sorptionsmitteln
Nachteile
➢ vergleichsweise hoher Materialaufwand
➢ höhere Komplexität (gegenüber Wasserspei-
cher)
➢ weitere Optimierung notwendig
➢ offene Forschungsfragen
Steckbrief
Weiterer Forschungsbedarf
➢ weitere Optimierung der Prozessführung, vor
allem beim Entladevorgang
➢ Evaluation von Optionen für Gebäudeintegra- Ansprechpartner
tion ➢ Luca Baldini, Benjamin Fumey, Robert Weber,
➢ Demonstration unter realen Einsatzbedingun- Urban Energy Systems Laboratory, Empa,
gen [email protected]
➢ Verbesserung der Wirtschaftlichkeit ➢ Paul Gantenbein, Xavier Daguenet,
➢ Einbindung der Industrie für gemeinsame Institut für Solartechnik, OST Ostschweizer Fachhochschule,
Weiterentwicklung und Optimierung [email protected]
62
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Sonnenkollektoren (Sommer)
Natronlauge Natronlauge
(konzentriert) (verdünnt)
Sommer
Fussbodenheizung (Winter)
Winter Sommer
Natronlauge (konzentriert)
Sommer
Winter
Wasser
Winter
Wasser
Natronlauge
(verdünnt)
Niedertemparatur-Wärme Niedertemparatur-Wärme
aus Erdsonde (Winter) in Erdsonde (Sommer) Erdsonde
Energiedichte
1800 in MJ/m3
1600
1400
Charakteristiken von Wärmespeichermaterialien
1200
(saisonal)
1000
Eis
800
Wasser
600
Salzschmelzen
400
und Kiese
200 Temperatur
in °C
Natronlauge
0 500 1000 1500
63
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wämespeicherung – saisonal Niedertemperatur — Saisonale Wärmespeicher mit flüssigen Sorptionsmitteln
liche Wärmeverluste auf (vgl. 3.1.1, S. 52); da- sprechend nicht gedämmt werden. Theoretisch
mit verbunden sinkt die Speichertemperatur und behält ein Sorptionsspeicher seine Wärme ver-
der Ladezustand. Bei Latenspeichern führt dies lustfrei über Jahre. Die Speicherdichte liegt zu-
dazu, dass sich der Speicher sogar komplett dem höher als bei sensiblen Wasserspeichern.
entlädt, wenn die Speichertemperatur unter die Damit eignet er sich gut für die Überbrückung
Schmelztemperatur des Materials fällt und sich der saisonalen Diskrepanz von Wärmeerzeu-
das Material verfestigt. gung und -verbrauch. Am Markt hat sich diese
Technologie bisher noch nicht durchgesetzt, da
vor allem die verfahrenstechnischen Prozesse
Theoretisch behält ein Sorptions- noch nicht optimiert sind.
speicher seine Wärme verlustfrei
über Jahre. Die Speicherdichte Forschung im SCCER
liegt zudem höher als bei sensiblen
Ziel der Forschung der letzten Jahre war es, ei-
Wasserspeichern.
nen kompakten Sorptionsspeicher auf Basis von
Natronlauge zu entwickeln und in einer Demons-
Wegen diesen kontinuierlichen Verlusten bei trationsanlage zu testen, die sich mit einer Ent-
sensiblen Speichern und Latentspeichern kom- ladeleistung von 5 Kilowatt für ein Einfamilien-
men diese beiden Speichertypen für die Lang- haus eignet. Frühere Experimente am SCCER
zeitspeicherung nur dort zum Einsatz, wo grös- hatten gezeigt, dass der Betrieb eines Sorptions-
sere Quartiere mit Wärme versorgt und deshalb speichers noch einige Fragen aufwirft, die einer
grosse Speicher mit kleiner Oberfläche im Ver- Kommerzialisierung im Wege stehen. Die Empa
hältnis zum Volumen eingebaut werden können. und die Ostschweizer Fachhochschule (OST) ha-
Zudem findet die Energiespeicherung meist bei ben daher in den letzten Jahren unterschiedliche
niedrigen Temperaturen statt, so dass die Wär- Konzepte bestehender Speichertypen weiterent-
meverluste gering sind. In diesem Fall braucht wickelt beziehungsweise neu konzipiert. Zwei
es dann für die Wärmenutzung eine zusätzliche Ansätze wurden dabei intensiver untersucht:
Wärmepumpe. • Die Forschenden haben einen bestehen-
den Speicher mit einer Entladeleistung von
Sorptionsspeicher, eine spezielle Klasse von 1 Kilo watt so optimiert, dass der Austausch
thermochemischen Speichern, die in den letz- des Wassersdampfes mit der Lauge effekti-
ten Jahren verstärkt ins Interesse gerückt sind, ver abläuft und dadurch die Leistungsdichte
eignen sich dagegen auch für den Einsatz bei erhöht.
einzelnen Wohngebäuden oder Einfamilienhäu- • Das Team hat einen neuen Speicher mit
sern. Sorptionsspeicher bestehen aus einem einer besonders hohen Speicherdichte kon-
«Sorbent», einem granularen oder porösen Ma- zipiert und getestet. Es gelang, die anfäng-
terial wie Zeolith, Silikagel oder Metallhydrid lich geringe Entladeleistung schrittweise zu
oder auch aus Salzlösungen, die viel Wasser erhöhen. Ein Demonstrator mit 5 Kilowatt
enthalten beziehungsweise aufnehmen können. Entladeleistung geht 2020 in Betrieb.
Der Ladevorgang erfolgt, indem das Wasser, das
«Sorbat» in Form von Wasserdampf, mit solarer Die beiden Teams an der Empa und der OST ha-
Wärme der Lösung entzogen wird. Im Winter ben sich für ein flüssiges Sorbent (Natronlauge)
leitet man wieder Wasserdampf ins Sorptions- entschieden und damit gegen die bisher übli-
medium des Speichers. Bei der Anlagerung der chen festen Materialien wie Zeolith oder Silica-
Wassermoleküle an das Sorptionsmedium – der gel. Der grosse Vorteil eines solchen Konzepts
so genannten Sorption – wird Wärme frei. liegt darin, dass der Speicher mit dem Sorbent
nicht an einem Ort fest eingebaut werden muss.
Dieses Konzept der «chemischen Wärmepum- Am Prozess sind nur Flüssigkeiten beteiligt. Sie
pe» weist einen grossen Vorteil auf: Der gela- lassen sich in Tanks pumpen, die an Orten ste-
dene Speicher ist nicht warm und muss ent- hen können, wo sie möglichst wenig Platz weg-
64
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
nehmen. Leistung und Energiemenge lassen Auslegung des Absorbers/Desorbers. Die ge-
sich zudem unabhängig voneinander skalieren. wonnenen Erkenntnisse werden zudem genutzt,
Überdies ist Natronlauge eine gut verfügbare um die Speicheranlage mit einer Entladeleistung
und deshalb günstige Chemikalie.58 von 5 Kilowatt zu bauen. Sie ist ein wichtiger
Schritt in Richtung Anwendung in Gebäuden und
Beim ersten Projekt mit dem 1-Kilowatt-Demons- der Weiterentwicklung des Konzepts in Richtung
trator verwendete das Forscherteam an der OST Markt.
einen horizontalen Rohrbündel-Fallfilm-Wärme-
und Massenübertrager und eine wässrige Lauge
Anpassungen der regulatorischen
aus Natriumhydroxid (NaOH) als Sorbent; auch Bedingungen mittels CO2-Beprei-
andere Verbindungen können im Demonstrator sung könnten kompakten Sorp-
getestet werden. tionsspeichern den Markteintritt
ermöglichen.
Eine Herausforderung bietet die gründliche
Durchmischung von Wasser und Lauge. Von ihr
hängt ab, wie schnell sich der Speicher laden Technische Perspektive
und entladen lässt. Die Forschenden nutzen
dazu Röhren, an deren Aussenseite die Lauge Die im Rahmen des SCCER optimierten Sorp-
bei geringerem Prozessdruck nach unten läuft, tionsspeicher haben bewiesen, dass sich dieses
sich mit dem Wasserdampf durchmischt und Konzept für den Einsatz in kleineren Wohnein-
diesen absorbiert. Auf der Innenseite strömt heiten eignet. Aus technischer Sicht verbleibt al-
ein Wasser-Glykol-Gemisch, das die Wärme lerdings Optimierungsbedarf, vor allem in Bezug
aufnimmt oder abgibt. Das Team testete viele auf die Leistungsdichte: Der Wärmeaustausch
unterschiedliche Röhrenformen. Röhren mit be- und die Absorption sollten schneller erfolgen,
schichteter und fein strukturierter Oberfläche um die Leistung der Anlage zu steigern. Dazu
zeigten dabei eine bessere Benetzung mit der werden die Forschenden den Sorptionsprozess
Lauge.59 Beim Sorbent ist der Fall klar: Wässrige weiter untersuchen und die Reaktoren entspre-
Natronlauge erzielte bisher die besten Leistun- chend optimieren.
gen und ist sehr preiswert.
Wirtschaftliche Perspektive
Auch das zweite Konzept, das an der Empa unter-
sucht wurde, setzt auf Natronlauge als Sorbent, Unternehmen haben bereits Interesse am
verwendet aber einen anderen Typ des Absor- Konzept des flüssigen Sorptionsspeichers be-
bers/Desorbers. Dieser basiert auf einem ver- kundet. Allerdings bestehen noch Zweifel, ob
tikal montierten Spiralrohrwärmetauscher. Die solche Anlagen wirtschaftlich betrieben wer-
flüssige Lauge rinnt langsam an diesem herunter den können. Anpassungen der regulatorischen
und hat viel Zeit, Wasserdampf aufzunehmen. Bedingungen mittels CO2-Bepreisung könnten
Die dabei freigesetzte Wärme wird direkt an das kompakten Sorptionsspeichern den Markt-
Wasser abgegeben, das den Wärmetauscher eintritt ermöglichen. Ein entsprechender regu-
im Innern durchströmt. Um die Leistungsdichte latorischer Eingriff ist gerechtfertigt, weil diese
des Reaktors zu erhöhen, untersuchte das Team saisonalen Wärmespeicher im Sinne einer en-
der Empa in diesem Projekt vertieft die Wasser- geren Sektorkopplung auch das Stromnetz ent-
aufnahme und Wasserabgabe der Lauge. Sie lasten würden. Im Sommer, wenn Solarstrom
verwendeten verschiedene Analysemethoden im Überfluss zur Verfügung steht, könnte dieser
wie die Raman-Spektroskopie.60 Auch Analyse- mit Wärmepumpen Wärme erzeugen, die bis zur
möglichkeiten des Paul-Scherrer-Instituts, unter kalten Jahreszeit gespeichert wird. Im Winter,
anderem die Bildgebung mit Neutronen an der wenn der Heizbedarf am grössten, die Ausbeu-
SINQ-Spallationsquelle, kamen zum Einsatz. te in Solarzellen aber gering ist, würde weniger
Diese Studien sind noch nicht abgeschlossen, Strom durch elektrische Wärmepumpen ver-
führten aber bereits zu Optimierungen bei der braucht.
65
3.2 Strom zu H2
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Strom zu H2 — Neue Materialien für Wasserstoffspeicher
➢ Gründung eines Start-ups für Wasserstoff- (mit einem Wirkungsrad von bis zu 80 %) und
Speicher und Metallhydrid-Kompressoren klimaneutral herstellen. Wasserstoff ist vielfältig
verwendbar, etwa um in einer Brennstoffzelle Strom
Weiterer Forschungsbedarf zu erzeugen, in einer katalytischen Verbrennung
➢ Stabilität und Reversibilität komplexer Hydride Wärme zu produzieren oder als Ausgangsstoff für
➢ neue Materialien mit grösserer Speicherdichte chemische Verbindungen wie Methan, Methanol
und/oder tieferen Kosten oder Ameisensäure. An Technologien zur Erzeu-
➢ Langzeiterfahrungen gung und Verwendung von Wasserstoff wird seit
Jahrzehnten mit Erfolg geforscht. In den kommen-
den Jahren können viele davon zur Energiewende
beitragen.
Ansprechpartner
➢ Andreas Züttel, Laboratory of Materials for Renewable Ener-
gy, EPFL Sion,
[email protected]
66
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Kosten in
CHF/kWh
10-1
10-2
Langfristige Speicherung
10 -3
Pumpspeicher
CO2-Äquivalent Power-to-X
in g/kWh (CH4/Methanol, H2 ...)
200 400 600 800
67
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Strom zu H2 — Neue Materialien für Wasserstoffspeicher
68
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Wirtschaftliche Perspektive
Wasserstoff lässt sich als Energieträger bereits
heute wirtschaftlich nutzen. Ein Kilogramm –
mit aktueller Technologie und mit erneuerbarer
Energie erzeugt – kostet 9 Franken. Ab voraus-
sichtlich 2035 wird der globale Energiemarkt
auf erneuerbarer Energie basieren, dominiert
von Wasserstoff und synthetischen Kohlenwas-
Ab voraussichtlich 2035 wird der
serstoffen, die wiederum aus Wasserstoff und globale Energiemarkt auf erneuer-
Kohlendioxid aus der Luft hergestellt werden. barer Energie basieren, dominiert
Weltweit setzen immer mehr Unternehmen auf von Wasserstoff und synthetischen
diese Technologien. In der Schweiz haben Mit- Kohlenwasserstoffen.
arbeitende der EPFL in Sion 2017 ein entspre-
69
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Strom zu H2 — Alkalische Elektrolyse zur Wasserstoffproduktion
Ansprechpartner
➢ Kevin Sivula, Laboratory for Molecular Engineering of
Optoelectronic Nanomaterials LIMNO, EPFL,
[email protected]
70
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Industrie
Wasserstoff-Transport
CH4
CO2
H2
H2
H2
Strom öffentliches Wasserstoff-
Gasnetz Tankstellen
Wasserstoffgewinnung
durch Elektrolyse
Stromquelle
Wasserstoff H2 - + O2 Sauerstoff
H2
CO2
Anode Kathode !
Iridiumoxid
0H-
Kosten in
Wasser CHF/kWh
10-1
10-2
Langfristige Speicherung
10-3
Pumpspeicher
Power-to-X CO2-Äquivalent
(CH4/Methanol, H2 ...) in g/kWh
200 400 600 800
71
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Strom zu H2 — Alkalische Elektrolyse zur Wasserstoffproduktion
und ist kostengünstig. Am weitesten verbrei- Situationen, bei denen der Zugang zu grossen
tet ist die alkalische Wasserelektrolyse, bei der Produktionsanlagen auf der Basis fossiler Be-
zwei Elektroden in einen flüssigen Elektrolyten triebsstoffe nicht möglich oder nicht wirtschaft-
aus Kali- oder Natronlauge eingetaucht sind. Die lich ist. Die Hauptgründe des geringen Anteils der
Elektroden sind durch eine dünne Membran ge- Wasserstoffelektrolyse liegen – wie besprochen
trennt, die Hydroxid-Ionen (OH–) durchlässt, aber – in der geringen Stromdichte und im geringen
die Gase Wasserstoff und Sauerstoff, die an den Reinheitsgrad. Die Forschungsaktivitäten am
Elektroden entstehen, voneinander trennt. SCCER konzentrierten sich daher in erster Linie
auf die Entwicklung kostengünstiger Elektroden
Die Tatsache, dass Wasserstoff heute noch mit verbesserten Reaktions-(OER-)Eigenschaf-
vorwiegend aus fossilen Rohstoffen gewon- ten und auf die Verbesserung von Separatoren
nen wird, hat auch technische Gründe. Die ein- für alkalische Elektrolyseure.
fachste und am weitesten verbreitete Variante
der alkalischen Wasserelektrolyse hat doch Ein Mass für die OER-Eigenschaft ist die elekt-
auch einige wesentliche Einschränkungen: Die rische Spannung, bei der die Elektrolyse statt-
Reinheit des Wasserstoffs erreicht bei diesem findet. Die Differenz zwischen der tatsächlichen
Verfahren lediglich 99,5 bis 99,9 Prozent, weil und der theoretischen Spannung – Spannungs-
immer eine gewisse Menge Sauerstoff die differenz oder Überpotenzial – schränkt die
Membranbarriere (Separator) durchdringt. Dies Effizienz alkalischer Elektrolyseure ein und soll
erfordert nachträglichen Reinigungsaufwand möglichst klein sein. Forschende an der EPFL
und trübt die Gesamtbilanz. Ferner ist der Span- untersuchten etliche Materialien auf ihr Über-
nungsverlust an den heute für die Sauerstoffent- potenzial, darunter Phosphate, Borate und Oxi-
wicklungsreaktion (Oxygen Evolution Reaction, de, die alle ein ausreichend geringes Überpoten-
OER) verwendeten Katalysatoren erheblich. Zu- zial und eine zufriedenstellende OER-Leistung
sammen mit dem Elektrolyten bewirkt dies eine zeigten.65 Neueste Experimente beschäftigen
geringere Stromdichte. Alkalische Elektrolyseu- sich mit kostengünstigen Materialien wie nickel-
re sind deswegen ziemlich gross und zudem haltigem Stahl, der über noch bessere Eigen-
träge. schaften verfügt.66
Mit dem Ausbau der Wind- und Sonnenenergie Metallische Elektroden, zusammengesetzt aus
wird die Stromerzeugung künftig noch stärker einer Legierung von Eisen, Nickel und/oder Ko-
schwanken und damit werden Stromspitzen balt sind wieder als vielversprechende und kos-
zunehmen. Diese sind als kostengünstige Ener- tengünstige Anoden für die alkalische OER Re-
gieüberkapazitäten willkommen, um sie zu spei- aktion im Gespräch. Diese Elektroden besitzen
chern oder in andere Bereiche wie die Mobilität einen einfachen Aufbau, bilden im Einsatz eine
zu verschieben. katalytisch hoch aktive Oxy-Hydroxid Oberfläche
aus und haben ein sehr geringes Überpotential
Ein Elektrolyseur, der im künftigen Energiesys- für die Sauerstoffentwicklung. Forschende an
tem seine Transformationsrolle erfüllen soll, der EPFL haben kürzlich den Zusammenhang
muss diesen Schwankungen rasch folgen und zwischen der ursprünglichen Legierungszusam-
lokale Stromüberkapazitäten nutzen können – mensetzung der Sauerstoffentwicklung und der
er muss also dynamisch betrieben werden kön- sich entwickelnden katalytischen Oberfläche be-
nen. schrieben. Dazu wurden metallische Anoden mit
definiertem Eisen, Nickel und Cobalt-Verhältnis
Forschung im SCCER mittels Lichtbogenschmelzen hergestellt. Durch
diese Untersuchungen konnte die ideale Zusam-
Der Anteil der Wasserelektrolyse an der welt- mensetzung gefunden werden, die eine gute
weiten Wasserstoffproduktion beträgt derzeit Stabilität bei geringer Überspannung aufweist.
nur vier Prozent. Die Wasserstoffelektrolyse ist Dieses Ergebnis wird die Optimierung von kom-
zudem meist auf kleine Anlagen beschränkt, für merziellen Elektroden voranbringen.67
72
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Eine andere Möglichkeit, Überpotenziale zu mit 50 Jahren Erfahrung hat seinen Sitz in der
reduzieren, bietet sich mit der Elektrolyse bei Schweiz; er verfügt über eine der weltweit gröss-
hohen Temperaturen oder Drücken. Auch für ten Produktionskapazitäten für Elektrolyseure.69
diese Anwendungsmöglichkeiten hat das For-
scherteam interessante Materialien gefunden.68 Energie durch die Produktion von Wasserstoff
mittels alkalischer Elektrolyse zu speichern ist
Technische Perspektive derzeit mit Pumpspeicherkraftwerken nicht kon-
kurrenzfähig. Der Grund dafür liegt vor allem
Alkalische Elektrolyseure sind technisch weitge- beim tiefen Wirkungsgrad des Gesamtsystems
hend ausgereift. Für eine breite Anwendung zum von unter 40 Prozent bei der Rückverstromung
CO2-neutralen Speichern elektrischer Energie des Wasserstoffs in einer Brennstoffzelle. Sin-
mit Wasserstoff müssen jedoch Effizienz, Dyna- ken die Investitions- und Wartungskosten weiter,
mik und die Reinheit des gewonnenen Gases ge- könnte die alkalische Elektrolyse als Ersatz für
steigert und die Gesamtkosten gesenkt werden. fossile Brennstoffe zur Wasserstoffproduktion
jedoch mithalten. Unter den heute herrschenden
Weitere Aufmerksamkeit gilt der Entwicklung der Marktbedingungen ist dies nur mit Subventio-
Separatoren. Bestanden sie in den ersten kom- nen möglich, in Deutschland mit 0,06 Euro pro
merziellen Elektrolyseuren aus Asbest, wird heu- Kilowattstunde, in den USA mit und 0,02 Dollar
te poröses Polymer wie PVC, PTFE oder PEEK pro Kilowattstunde.70
eingesetzt. Der Trend geht hin zu Materialver-
bindungen aus porösen Polymeren und anorga-
nischen Stoffen. Das Ziel weiterer Forschung ist Die potenziellen Märkte für den
es, den Spannungsabfall und den Gasübergang Einsatz der alkalischen Elektrolyse
durch den Separator zu verringern. Nichtporöse, sind vorhanden und wachsen stark.
OH–-leitende Membranen sollen die Probleme
des Gasübergangs lösen und die Elektroden-
korrosion verringern, wenn der Elektrolyseur mit Die potenziellen Märkte für den Einsatz der
reinem Wasser gespeist wird. alkalischen Elektrolyse sind vorhanden und
wachsen stark. Kleine Elektrolyseure, die weni-
Folgende Ziele verfolgt die Wissenschaft in den ger als einen Normkubikmeter Wasserstoff pro
nächsten Jahren durch den Einsatz neuer oder Stunde erzeugen, könnten zum Befüllen von
verbesserter Materialien für Elektroden bzw. Gas flaschen dienen, mittlere Anlagen Wasser-
Membran: stoff für die Industrie erzeugen. Grosse Anlagen
• Effizienzsteigerung mittels höherer Strom- mit mehr als zehn Normkubikmetern pro Stunde
dichten und geringerer Spannungsverluste; eignen sich für die Ammoniakproduktion und
• Kostensenkung dank günstigerer Materia- den Mobilitätssektor (Stichwort: Wasserstoff-
lien, längerer Lebensdauer der Komponen- lastwagen). Bei kleinen Systemen hängen die
ten, unter anderem dank verringerter Korro- Kosten von der Anschaffung des Elektrolyseurs
sion; ab, bei grossen in erster Linie von den Kosten
• Verbesserung der Lastflexibilität mit mini- des verwendeten Stroms. Die Investitionskosten
malem Übergang von Wasserstoff bezie- betragen zwischen 800 und 1500 Euro pro Kilo-
hungsweise Sauerstoff auf die andere Seite; watt, die Wartungskosten betragen etwa zwei
• Erhöhung der Gasreinheit, vor allem bei Be- bis drei Prozent der Investitionskosten pro Jahr.
trieb unter hohem Druck. Ausserhalb von Zeiten mit Stromspitzenbedarf
– also etwa von April bis September, wenn die
Wirtschaftliche Perspektive Schweiz Strom exportiert – könnten grossen
Elektrolyseanlagen von günstigem Strom profi-
In der Schweiz hat die Wasserstofferzeugung tieren.
mit Elektrolyse eine lange Tradition. Einer der
führenden Hersteller alkalischer Elektrolyseure
73
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Strom zu H2 — Wasserstoffproduktion mit Redoxflow-Batterie
74
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Brennstoffzellen-
System
Methan
Elektromotor
Ladesäule Wasserstoff-Tank Biogasanlage
CH4
H2
Batterie CO2
Methanisierung
Batterie-Wechselrichter O2
Ionenaustauschende
Membran
Entladen Entladen
H2O
-
Graphit- +
Graphit-
Elektroden Elektroden
Oxidation Reduktion
Geladen Geladen
Elektrolysezelle
Wasserstoffgenerator
Pumpsystem Pumpsystem
Kosten in
CHF/kWh
10-1
10-2
Langfristige Speicherung
10-3
Pumpspeicher
Power-to-X CO2-Äquivalent
(CH4/Methanol, H2 ...) in g/kWh
75
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Strom zu H2 — Wasserstoffproduktion mit Redoxflow-Batterie
Die elektrische Leistung ist durch die Grösse In einem künftigen Energiesystem, in dem Was-
der Elektroden-Membraneinheit (Elektrochemi- serstoff einen zentralen Platz einnimmt, kann
sche Zelle) bestimmt. Durch die Anpassung des die Redoxflow-Technologie ebenfalls einen Bei-
Elektrolytvolumens ist die Kapazität der Batterie trag leisten.
beliebig skalierbar. Vollständig geladen ist die
Batterie, sobald der Elektrolyt auf der positiven In den letzten sieben Jahren hat die EPFL unter
Seite vollständig oxidiert und jener auf der nega- dem Dach des SCCER folgendes Konzept entwi-
tiven Seite zur gleichen Zeit vollständig reduziert ckelt: eine Redoxflow-Batterie mit einem zusätz-
ist. Wird die gespeicherte Energie genutzt, wen- lichen Kreislauf zur Herstellung von Wasserstoff
det die Flussrichtung ebenso wie die Abläufe und Sauerstoff.
in der Zelle. Der Lade/Entlade Zyklus ist nahe-
zu beliebig oft wiederholbar – die Lebensdauer Forschung im SCCER
eines solchen Systems wird mit mehreren Jahr-
zehnten angeben. Mit der Einrichtung des SCCER im Jahr 2013 ha-
ben Forschende der EPFL das Konzept der Zwei-
Dank dieser Möglichkeiten wird die Redoxflow- kreis-Redoxflow-Batterie vorgeschlagen und
Batterie immer wieder als kostengünstiger seither zu einem Demonstrator entwickelt. Dem
alternativer Energiespeicher für stationäre An- Demonstrator liegt folgende Idee zugrunde:
wendungen ins Spiel gebracht. Sie wurde in den • Auf der positiven Seite der elektrochemi-
späten 1970er-Jahren durch die NASA entwi- schen Zelle fliesst ein Elektrolyt mit Ceri-
ckelt und 1989 von einer australischen Universi- um(III)Ionen, die beim Laden zu Cerium(IV)
tät patentiert. In den letzten zehn Jahren wurde oxidiert werden. Bei Bedarf kann der gela-
dene Elektrolyt über ein Ventil in einen kata-
76
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
lytischen Reaktor umgeleitet werden, wo er diert hätte. Zudem sind die Cerium-Salze unter
mit einem Katalysator aus Ruthenium- oder sauren Bedingungen schlecht löslich. Das Gil-
Iridium-Oxiden wieder zu Cerium(III) redu- demeistersystem liess sich im Rahmen dieses
ziert wird. Der bei diesem Prozess entste- Projektes nicht modifizieren.
hende, gasförmige Sauerstoff wird in einem
Tank aufgefangen oder entweicht in die Damit der Prozess zur Wasserstofferzeugung
Luft. Die Erzeugung von Sauerstoff aus dem effizient abläuft, hat das Team die Katalysatoren
Cerium-Elektrolyten hat das Forschungs- optimiert. Sie bestehen auf der negativen Seite
team im Labormasstab demonstriert. aus Keramikkugeln, die mit Molybdän-Katalysa-
• Auf der negativen Seite der elektrochemi- tormaterialien beschichtet sind und eine grosse
schen Zelle wird ein Elektrolyt mit Vana- Kontaktoberfläche bilden. Die Kugeln befinden
dium(III)-Ionen zu Vanadium(II) reduziert. sich in einem Zylinder, in den von unten der
Auch dieser Elektrolyt kann in einen kata- flüssige Elektrolyt eingeführt wird. Der Wasser-
lytischen Reaktor umgeleitet werden. Dort stoff entweicht nach oben, wo er aufgefangen
wird das Vanadium(II) an einem Molybdän- wird. Um eine höherer Ausbeute zu erzielen, sind
Katalysator zu Vanadium(III) oxidiert. Dabei mehrere dieser Kammern übereinandergesta-
entwickelt sich Wasserstoff, der wiederum pelt und miteinander verbunden.
aufgefangen wird. Die Effizienz dieses Pro-
zesses liegt bei fast hundert Prozent. Der Demonstrator in Martigny ist in der Lage,
pro Minute jeweils bis zu einem Liter Elektrolyt
Die Wasserstoff-Produktion ist nicht zwingend vollständig in Wasserstoff beziehungsweise
und erfolgt flexibel nach Bedarf. Die Elektro- Sauerstoff umzuwandeln. Das entspricht einer
lyte können auch einfach in ihren Tanks im ers- Entladeleistung von 2,4 Kilowatt, so dass die
ten Kreislauf bleiben. Bei Stromnachfrage aus Elektrolyte nach 16,7 Stunden entladen sind.
dem Netz können sie in der Redoxflow-Zelle
verstromt werden. Wenn die Wasserstoffnach- Um den teuren Katalysator für die Sauerstoffent-
frage hoch ist, können die geladenen Elektro- wicklung auf der positiven Seite – das Iridium-
lyte aber auch gleich in den zweiten Kreislauf oxid – zu ersetzen, hat das Forscherteam meh-
fliessen. Dies ist sogar simultan zur Ladung der rere Alternativen untersucht:
Redoxflow-Batterie möglich. • ein Verfahren, um giftige Verbindungen wie
Hydrazin, Schwefeldioxid oder Schwefel-
Das Forschungsteam der EPFL hat das Konzept wasserstoff zu Stickstoff (Hydrazin) oder
mittlerweile zu einem Demonstrator entwickelt, Sulfat (Schwefeldioxid) zu oxidieren und
an dem die Wasserstoffproduktion auf der nega- unschädlich zu machen. Auf diese Weise
tiven Seite der Zelle untersucht wird. Er wird an liesse sich beispielsweise industrielles Ab-
der Electromobilis-Anlage in Martigny VS betrie- wasser behandeln.72
ben. Die Vanadium-Redoxflow-Batterie stammt • den Einsatz einer hybrid-Vanadium/Luft-
von Gildemeister Energy Solutions und leistet Elektrolysezelle, die aus dem wässrigen
10 Kilowatt bei einer Energiemenge von 40 Kilo-
wattstunden.71
77
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Strom zu H2 — Wasserstoffproduktion mit Redoxflow-Batterie
78
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
79
3.3 Wertschöpfung aus CO2
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — CO2-Elektrolyse
3.3.1 CO2-Elektrolyse
Ansprechpartner
➢ Prof. Thomas J. Schmidt, Paul Scherrer Institut PSI,
[email protected]
80
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Atmosphäre
Industrie Biomasse
Erneuerbare
Industrie Kohlenstoffdioxid CO2 Wasser Energien
Ag Cu
Au Katalysator Katalysator
!
Iridiumoxid
CO
O2
H2
CH4 CxHyOz
Elektrolyt
Kosten in bipolares Membransystem
10-1 CHF/kWh
10-2
Langfristige Speicherung
10-3
Pumpspeicher
CO2-Äquivalent Power-to-X
in g/kWh (CH4/Methanol, H2 ...)
81
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — CO2-Elektrolyse
82
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
83
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — Methanol aus CO2
➢ weitere Optimierung des Katalysators erzeugen, auf verschiedene Weise speichern und in
➢ Entwicklung technischer Katalysatoren zahlreichen Anwendungen einsetzen, zum Beispiel
➢ Bau grösserer Demonstrationsanlagen zur Stromerzeugung in Brennstoffzellen, oder es
wird bei der Befeuerung von Gasturbinen beige-
mischt. Kapitel 3.2 (S. 66) berichtet vertieft über
Wasserstoff und die einschlägige Forschung im
Rahmen des SCCER.
Die Energiedichte von Wasserstoff ist im Ver-
hältnis zu seinem Volumen jedoch sehr gering.
Diese Einschränkung liesse sich beheben, würde
Wasserstoff mit CO2 oder CO in einen flüssigen
Brennstoff aus Kohlenwasserstoffen wie Methan
(Erdgas), Methanol, Benzin oder Kerosin umgewan-
delt. Die Hydrierung von CO2 erweist sich dabei als
besonders attraktiver Ansatz, weil mit der Verwen-
dung von CO2 ein Beitrag zur Verminderung des
Klimawandels geleistet würde. Die hergestellten
Stoffe lassen sich einfacher als Wasserstoff und
über einen langen Zeitraum speichern. Zudem ste-
hen für sie bewährte Infrastrukturen zur Verfügung,
etwa das Erdgasnetz oder Tankstellen.
Ansprechpartner
➢ Christophe Copéret, Labor für Anorganische Chemie, ETHZ,
[email protected]
84
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Atmosphäre
Industrie Biomasse
Anwendungen
CO2 Kohlenstoffdioxid
CO2-Reduktion CO2-Reduktion
mit Aminen mit Katalysatoren
Methanol Katalysator
H2O
H2
nachhaltiger
Wasserstoff
Methanol
Kosten in
CHF/kWh
10-1
10-2
Langfristige Speicherung
10-3
Pumpspeicher
CO2-Äquivalent
Power-to-X in g/kWh
(CH4/Methanol, H2 ...)
200 400 600 800
85
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — Methanol aus CO2
86
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
87
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — Wasserstoffspeicher mit Ameisensäure
➢ Entwicklung von Katalysatoren ohne seltene ist vollständig klimaneutral, sofern die Energie zur
und teure Rohstoffe und ohne Additive Herstellung des Brennstoffs aus regenerativem
➢ Bau eines kompletten Moduls für unter- Strom stammt. Die dafür erforderlichen Techno-
brechungsfreie Stromversorgung logien existieren bereits, weisen aber hinsichtlich
Effizienz und Wirtschaftlichkeit noch Optimierungs-
Weiterer Forschungsbedarf bedarf auf.
➢ Verkleinerung der Anlage Ein wichtiger Aspekt ist die Speicherung des
➢ nachhaltige Produktion von Ameisensäure aus Wasserstoffs. Üblicherweise wird das leichte
CO2 und Wasserstoff Gas unter hohem Druck in Tanks gepresst, was
technisch aufwendig ist und einigen Platz erfordert.
Als Alternative bietet sich an, den Wasserstoff mit
anderen Elementen chemisch zu verbinden – vor-
zugsweise zu einer Flüssigkeit, die sich auch ohne
Druck in Tanks aufbewahren lässt.
Ansprechpartner
➢ Paul Dyson, Laboratory of Organometallic and Medicinal
Chemistry, EPFL
[email protected]
88
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
HYFORM-PEMFC
OH
CO2 Berghütte
CO2
Atmosphäre
USV-Anlagen
z.B. in Krankenhäusern
Industrie Mobilfunkanlagen
Kosten in
CHF/kWh
10-1
10-2
Langfristige Speicherung
10 -3
Pumpspeicher
CO2-Äquivalent Power-to-X
in g/kWh
(CH4/Methanol, H2 ...)
200 400 600 800
89
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — Wasserstoffspeicher mit Ameisensäure
90
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Technische Perspektive
Wirtschaftliche Perspektive
Das HYFORM-PEMFC stellt einen Meilenstein
dar auf dem Weg zur Speicherung und Strom- Ob und wie schnell sich Wasserstofftechno-
erzeugung mit Wasserstoff – allerdings noch logien durchsetzen, hängt von vielen Faktoren
nicht das Ende dieses Weges. Die beteiligten ab. Neben noch zu bewältigenden technischen
Forschergruppen und Unternehmen arbeiten Verbesserungen stellt sich die Frage nach der
daran, die Apparatur für die chemische Umset- Wirtschaftlichkeit einer Wasserstoffwirtschaft.
zung der Ameisensäure weiter zu verkleinern.
Ein Fokus der Arbeiten wird künftig darauf lie- Soll der Anteil erneuerbarer Energien an der
gen, auch die Produktion der Ameisensäure aus Energieversorgung deutlich steigen, wird auch
rein erneuerbaren Quellen und mit kostengüns- der Bedarf an Speichern zunehmen. Wasser-
tigen Katalysatormaterialien zu verbessern und stoff ist hier eine vielversprechende, aber nicht
in eine kompakte und automatisierte Apparatur die einzige Möglichkeit, bieten sich doch auch
zu packen. Sie würde einen Elektrolyseur ent- andere Prozesse unter Verwendung von Was-
halten, der Wasserstoff mit Strom aus erneuer- serstoff an als Alternative zur Erzeugung und
baren Quellen erzeugt, sowie einen Reaktor, der Speicherung von Ameisensäure. Berechnungen
die Ameisensäure aus Wasserstoff und Kohlen- im SCCER zur Wirtschaftlichkeit sind jedoch er-
dioxid herstellt. mutigend. Der Wirtschaftspartner hat errechnet,
dass der Strom aus dem kommerziell verfügba-
Dass die Erzeugung der Ameisensäure mit der ren HYFORM-PEMFC rund 20 Prozent günstiger
oben erwähnten, bereits kommerziell verfügba- ist als aus einer Batterie eines Elektrofahrzeugs.
ren Apparatur direkt kombiniert wird, ist aller- Die Herstellung der Ameisensäure ist dabei
dings nur in Ausnahmen zweckmässig. Für noch nicht berücksichtigt.
das kurzzeitige Zwischenspeichern von Strom
ist der Weg über Ameisensäure zu aufwen- Für das Speichern elektrischer Energie mit einer
dig. Alternativen wie Batterien oder die direkte schnellen Folge von Lade- und Entladezyklen er-
Speicherung von reinem Wasserstoff sind dazu weist sich Ameisensäure im Vergleich zu einem
sinnvoller. Ameisensäure ist vor allem dort in- Batteriespeicher als unwirtschaftlich. Interes-
teressant, wo ein Energievorrat über lange Zeit sant ist Ameisensäure aber für Langzeitspei-
bereitgehalten werden muss – primär also bei cher an abgelegenen Orten. So besteht grosses
unterbrechungsfreien Stromversorgungen. Da- Interesse an dieser Technologie von Betreibern
bei ist es nicht nötig, die Ameisensäure vor Ort von Telekommunikationsnetzen. Im deutschen
zu erzeugen. Solche Systeme werden vielmehr Behördenfunk sind einige Basisstationen heute
mit Tanklastwagen versorgt, wie dies heute bei mit unterbrechungsfreien Stromversorgungen
Notstromaggregaten mit Diesel der Fall ist. Eine ausgerüstet, die mit Wasserstoff betriebenen
künftige Infrastruktur wird also die Erzeugung Brennstoffzellen arbeiten.89 Für derartige An-
von Ameisensäure mit grünem Strom in grösse- wendungen ist Ameisensäure aber die bessere
ren zentralen Anlagen vorsehen und eine mobile Alternative. Sie ist preisgünstiger als Wasser-
Versorgung abgelegener Verbraucherinnen und stoff, lässt sich leicht mit Lkw transportieren
Verbraucher. und beliebig lange lagern.
91
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — Synthetisches Methan
92
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
Atmosphäre
Industrie Biomasse
Verbraucher
Methan
CH4
Katalysator
Abwärme
Strom
H2
Wasser Wasserstoff Festbett- Wirbelschicht-
Methanisierung Methanisierung
Elektrolyse Methanisierung
Kosten in
Weise macht synthetisches Methan die Schweiz CHF/kWh
unabhängiger von importiertem Erdgas.
10-1
Auf Methan kann die Schweiz mittelfristig nicht
verzichten. Doch statt es fossil aus der Erde zu ge-
winnen, lässt sich Methan auch künstlich erzeugen.
Die Rohstoffe dafür sind: Wasser, CO2 und Strom. 10-2
Wird CO2 aus Biomasse, Luft oder nur schwer zu
ersetzenden Industrieverfahren wie der Zement- Langfristige Speicherung
herstellung gewonnen und der Strom aus erneuer-
baren Energiequellen generiert, ist das produzierte 10-3
Pumpspeicher
Methan nahezu klimaneutral. Wird es verbrannt,
entsteht dabei gerade so viel CO2, wie zuvor für Power-to-X CO2-Äquivalent
in g/kWh
seine Erzeugung eingesetzt wurde. Im Falle der (CH4/Methanol, H2 ...)
Industrieverfahren würde die CO2-Emission dessen 200 400 600 800
Hauptprodukt – also beispielsweise dem Zement –
zugeschrieben, nicht der Methanverbrennung.
Ansprechpartner
➢ Markus Friedl, Institut für Energietechnik, OST Ostschweizer
Fachhochschule, [email protected]
➢ Andreas Züttel, Laboratory of Materials for Renwable Energy,
EPFL Sion, [email protected]
➢ Tilman Schildhauer, Bioenergy and Catalysis Laboratory,
PSI, [email protected]
93
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — Synthetisches Methan
94
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
des Katalysators das entstehende Wasser direkt nisse aus den Demonstrationsanlagen wissen-
aufnehmen kann. Bei diesem Verfahren sind schaftlich abzusichern.
zwei Katalysatorbetten im Einsatz: Während
das eine Methan produziert, wird das zweite mit Ein weiteres Forschungsthema ist die Kopplung
Abwärme getrocknet. Danach wird die Prozess- der Methanisierung mit der Hochtemperatur-
führung geändert und das erste Bett getrocknet. elektrolyse, mit der die Abwärme aus der Metha-
nisierung im Elektrolyseur genutzt wird. Die Elek-
Die Forschenden der OST haben die Demons- trolyse zur Herstellung des Wasserstoffs bleibt
trationsanlage in Rapperswil vollständig auto- der Knackpunkt für eine höhere Effizienz und ge-
matisiert und in einem industrienahen Umfeld ringere Kosten. In diesem Bereich sind weitere
eingesetzt: Anstrengungen notwendig, die im Rahmen des
• Entwicklung kleinerer und kostengünstiger SCCER bereits angegangen wurden und künf-
Gassensoren; tig weitergeführt werden. Schliesslich müssen
• Untersuchung der hydrodynamischen Grund- Unternehmen die Skalierung, Automatisierung
lagen der Wirbelschicht-Methanisierung am und Industrialisierung der SCCER-Technologien
PSI in einer neu errichteten Pilotanlage;94 übernehmen.
• Untersuchung der Grundlagen katalytischer
Vorgänge.95
Die Strom-zu-Methan-Technologie
Technische Perspektive verfügt über das Potenzial, fossiles
Erdgas in den kommenden Jahr-
Die Arbeiten im Rahmen des SCCER haben ge- zehnten zu ersetzen und damit
zeigt, dass die Strom-zu-Methan-Technologie einen erheblichen Beitrag im Kampf
über das Potenzial verfügt, fossiles Erdgas in gegen den Klimawandel zu leisten.
den kommenden Jahrzehnten zu ersetzen und
damit einen erheblichen Beitrag im Kampf gegen
den Klimawandel zu leisten. Wie die Demonstra- Wirtschaftliche Perspektive
toren an der OST, dem PSI und der EPFL in Sion
belegen, sind grundsätzlich alle notwendigen Die Technologie «Strom zu Methan» ist noch
Technologien bekannt. Sie müssen nun noch nicht marktreif. Derzeit ist synthetisch herge-
optimiert und zur Serienreife gebracht werden. stelltes Gas in der Schweiz nur an einer For-
Die Methanisierung ist im Demonstrator von schungsanlage in Rapperswil erhältlich, wo we-
Sion beispielsweise kombiniert mit einer Strom- nige Interessierte Fahrzeuge betanken können.
erzeugung aus Photovoltaik, Batterien, Erzeu- Die technischen Fortschritte zielen vor allem
gung und Speicherung von Wasserstoff sowie darauf ab, die Kosten zu verringern.
der Synthese von Methanol. Die Anlage ist auf
den Energieverbrauch einer durchschnittlichen Die Forschungsteams haben im Rahmen des
Familie der Schweiz ausgelegt. Der Demonst- SCCER die Kosten dieser Technologien unter-
rator zeigt insbesondere, wie die Komponenten sucht. Die Gestehungskosten für synthetisches
zusammenarbeiten.96 Methan betragen derzeit zwischen 170 und
250 Franken pro Megawattstunde, wobei der
Um Marktreife zu erreichen, empfehlen die höhere Brennwert des Gases berücksichtigt
SCCER-Forschenden für jede der Methanisie- wurde.97 An Standorten mit niedrigen Kosten
rungstechnologien den Bau von je einer Anlage für Rohgas/CO2 und erneuerbaren Strom so-
in der Grössenordnung von einem Megawatt. wie Nähe zum Gasnetz sind in der Schweiz
Auf diese Weise lassen sich die letzten Hürden Gasgestehungskosten von rund 14 Rappen pro
zur Serienfertigung bewältigen und die voll- Kilowattstunde möglich, was im Verkehrssektor
ständige Kommerzialisierung erreichen. Aus bereits heute wirtschaftlich ist. Grundsätzlich
den Anwendungen werden sich laufend neue liegen die Gestehungskosten für synthetisches
Forschungsfragen ergeben. So sind die Erkennt- Methan aber um einen Faktor zwei bis drei hö-
95
Speicherung über mittlere und saisonale Zeiträume — Wertschöpfung aus CO2 — Synthetisches Methan
96
SCCER Heat and Electricity Storage – Handbuch Energiespeicher
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