Algebra (Kurt M.) - Solutions

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Christian Karpfinger

Arbeitsbuch Algebra
Aufgaben und Lösungen mit ausführlichen
Erklärungen und Hinführungen
Arbeitsbuch Algebra
Christian Karpfinger

Arbeitsbuch Algebra
Aufgaben und Lösungen mit ausführlichen
Erklärungen und Hinführungen
Christian Karpfinger
TU München Zentrum Mathematik - M11
München, Deutschland

ISBN 978-3-662-45980-5 ISBN 978-3-662-45981-2 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-662-45981-2

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detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der
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dia
(www.springer.com)
Vorwort

Im vorliegenden Buch stellen wir zahlreiche Aufgaben zur Algebra inklusive ausführlicher
Lösungen zur Verfügung. Die Aufgaben sind dabei dem Buch Algebra, Gruppen – Ringe
– Körper von Ch. Karpfinger und K. Meyberg entnommen und um einige weitere ergänzt.
Einer knapp formulierten Musterlösung zu einer Algebraaufgabe ist oftmals nicht mehr
die Idee zur Lösungsfindung zu entnehmen. Daher haben wir gerade deswegen in der
vorliegenden Aufgabensammlung das Augenmerk stets darauf gelegt, zu motivieren, wie
man auf die Lösung kommt. Das Ziel ist dabei, den Leser zu unterstützen, selbständig
und erfolgreich ein vertieftes Verständnis der grundlegenden Strukturen der Algebra zu
entwickeln und gut auf Prüfungen vorbereitet zu sein.

Wie in jeder anderen mathematischen Disziplin auch, ist ebenso in der Algebra das Lö-
sen von Aufgaben unterschiedlichster Art und Schwierigkeitsgrade der Schlüssel für ein
erfolgreiches Studium. Nicht zuletzt aufgrund der üblicherweise fehlenden Anschaulich-
keit, sprich der Abstraktheit der Algebra, ist aber oftmals die Idee zur Lösungsfindung
nicht unmittelbar greifbar. Daher geben wir Ihnen bereits jetzt, zu Beginn, einige Tipps
und Hinweise, die beim Lösen typischer Algebraaufgaben hilfreich sind:

 Vergegenwärtigen Sie sich stets die Begriffe und Definitionen aus der Aufgabenstel-
lung. Stellen Sie sicher, dass Sie die Begriffe verstanden haben.
 Ziehen Sie Informationen aus der Aufgabenstellung und stellen Sie diese zusammen.
 Welche Sätze, Lemmata und Korollare kennen Sie zu den Themen der Aufgabenstel-
lung? Stellen Sie diese zusammen.
 Haben Sie stets die grundsätzlichen Beweistechniken (direkt, indirekt, Widerspruch)
im Blick.
 Machen Sie sich Skizzen zu ineinandergeschachtelten Mengen (etwa Untergruppen-
verbände, Ringerweiterungen oder Körpertürme).

Wir haben eine Wertung des Schwierigkeitsgrades der einzelnen Aufgaben angegeben.
 steht für einfach,  für mittelschwer,    für anspruchsvoll. Eine solche Wertung ist
zwar subjektiv, kann aber als Orientierunghilfe für den Leser dienen.
V
VI Vorwort

Es ist typisch für Algebraaufgaben, dass die Lösung oftmals ganz einfach ist, wenn man
nur weiß, wie man die Aufgabe zu lösen hat. Aber auf die entscheidende Idee zur Lö-
sungsfindung zu kommen, ist vielfach enorm schwierig. Wir haben solche Aufgaben typi-
scherweise mit    bewertet.
Sämtliche Verweise im Text auf Sätze, Lemmata und Korollare sowie angegebene Seiten-
zahlen beziehen sich auf die 3. Auflage des Buches Algebra, Gruppen – Ringe – Körper
von Ch. Karpfinger und K. Meyberg.
Die Aufgaben haben sich im Laufe vieler Jahren angesammelt. Viele Aufgabenstellungen
und auch manche Lösungen stammen von Kollegen, denen ich hiermit sehr danke, na-
mentlich erwähnt seien Detlev Gröger, Frank Himstedt, Thomas Honold, Gregor Kemper,
Kurt Meyberg, Martin Kohls und Heinz Wähling.

München, im November 2014 Christian Karpfinger


Inhaltsverzeichnis

1 Halbgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

2 Gruppen .......................................... 7

3 Untergruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

4 Normalteiler und Faktorgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

5 Zyklische Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

6 Direkte Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

7 Gruppenoperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

8 Die Sätze von Sylow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

9 Symmetrische und alternierende Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

10 Der Hauptsatz über endliche abelsche Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . 83

11 Auflösbare Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

12 Freie Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

13 Grundbegriffe der Ringtheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

14 Polynomringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
VII
VIII Inhaltsverzeichnis

15 Ideale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

16 Teilbarkeit in Integritätsbereichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

17 Faktorielle Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

18 Hauptidealringe. Euklidische Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

19 Zerlegbarkeit in Polynomringen und noethersche Ringe . . . . . . . . . . . 157

20 Grundlagen der Körpertheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167

21 Einfache und algebraische Körpererweiterungen . . . . . . . . . . . . . . . . 181

22 Konstruktionen mit Zirkel und Lineal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

23 Transzendente Körpererweiterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

24 Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

25 Separable Körpererweiterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

26 Endliche Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

27 Die Galoiskorrespondenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung . . . . . . . . . . . . . 249

29 Kreisteilungskörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

30 Auflösung algebraischer Gleichungen durch Radikale . . . . . . . . . . . . . 277

31 Die allgemeine Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283


Halbgruppen 1

1.1 Aufgaben

1.1  Untersuchen Sie die folgenden inneren Verknüpfungen N  N ! N auf Asso-


ziativität, Kommutativität und Existenz von neutralen Elementen.

(a) .m; n/ 7! mn . (c) .m; n/ 7! ggT.m; n/.


(b) .m; n/ 7! kgV.m; n/. (d) .m; n/ 7! m C n C m n.

1.2  Untersuchen Sie die folgenden inneren Verknüpfungen R  R ! R auf Asso-


ziativität, Kommutativität und Existenz von neutralen Elementen.
p
(a) .x; y/ 7! 3
x3 C y3. (b) .x; y/ 7! x C y  x y. (c) .x; y/ 7! x  y.

1.3  Mit welcher der folgenden inneren Verknüpfungen ı W Z  Z ! Z ist .Z; ı/


eine Halbgruppe?

(a) x ı y D x. (c) x ı y D .x C y/2 .


(b) x ı y D 0. (d) x ı y D x  y  x y.

1.4  Wie viele verschiedene innere Verknüpfungen gibt es auf einer Menge mit drei
Elementen?

1.5  Man begründe das allgemeine Assoziativgesetz (siehe Lemma 1.3 (Algebra-
buch)).

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 1


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_1
2 1 Halbgruppen

1.6  Man begründe das allgemeine Kommutativgesetz (siehe Lemma 1.4 (Algebra-
buch)).

1.7  Man zeige, dass die Teilmenge ZCZ i D fa Cb i j a; b 2 Zg von C, versehen


mit der gewöhnlichen Multiplikation komplexer Zahlen, eine abelsche Halbgruppe mit
neutralem Element ist. Ermitteln Sie die Einheiten von Z C Z i.

1.8  Es seien die Abbildungen f1 ; : : : ; f6 W R n f0; 1g ! R n f0; 1g definiert durch:


1 x1
f1 .x/ D x ; f2 .x/ D ; f3 .x/ D ;
1x x
1 x
f4 .x/ D ; f5 .x/ D ; f6 .x/ D 1  x :
x x1
Zeigen Sie, dass die Menge F D ff1 ; f2 ; f3 ; f4 ; f5 ; f6 g mit der inneren Verknüpfung
ı W .fi ; fj / 7! fi ı fj , wobei fi ı fj .x/ WD fi .fj .x//, eine Halbgruppe mit neutralem
Element ist. Welche Elemente aus F sind invertierbar? Stellen Sie eine Verknüpfungstafel
für .F; ı/ auf.

1.9  Bestimmen Sie alle Homomorphismen von .Z; C/ in .Q; C/. Gibt es darunter
Isomorphismen?

1.2 Lösungen

k
1.1 (a) Die Gleichheit mn D .mn /k D mnk ist für m; n; k 2 N im Allgemeinen nicht
k
erfüllt, so gilt etwa für m D n D k D 3: mn D 327 6D 39 D mnk . Also ist die
Verknüpfung nicht assoziativ. Die Verknüpfung ist auch nicht kommutativ, da etwa 32 6D
23 gilt. Aber es gibt ein rechtsneutrales Element, nämlich 1, denn es gilt für alle m 2 N:
m1 D m. Das rechtsneutrale Element 1 ist aber nicht linksneutral: 12 6D 2. Da es kein
Element e in N mit e n D n für alle n 2 N gibt, existiert kein neutrales Element.
(b) Wegen kgV.m; kgV.n; k// D kgV.kgV.m; n/; k/ und kgV.m; n/ D kgV.n; m/ für
alle m; n; k 2 N ist die Verknüpfung assoziativ und kommutativ. Wegen kgV.1; n/ D n
für jedes n 2 N ist 1 neutrales Element.
(c) Analog zu (b) zeigt man, dass die Verknüpfung assoziativ und kommutativ ist. Jedoch
gibt es kein neutrales Element, da ggT.e; n/ D n die Relation n j e impliziert.
(d) Wir setzen m ı n WD m C n C m n für m; n 2 N. Damit gilt für alle m; n; k 2 N:

m ı .n ı k/ D m ı .n C k C n k/ D m C .n C k C n k/ C m .n C k C n k/ ;
.m ı n/ ı k D .m C n C m n/ ı k D m C n C m n C k C .m C n C m n/ k :
1.2 Lösungen 3

Offenbar gilt also m ı .n ı k/ D .m ı n/ ı k, sodass die Verknüpfung assoziativ ist. Sie


ist offenbar auch kommutativ: m ı n D n ı m für alle m; n 2 N. Es gibt kein neutrales
Element, da n ı e D n mit e .1 C n/ D 0 gleichwertig ist und diese letzte Gleichung für
n; e 2 N nicht erfüllbar ist.

1.2 Wir schreiben ı für die jeweilige Verknüpfung.


(a) Diese Verknüpfung ist assoziativ, da für beliebige x; y; z 2 R gilt:
q
p 3 p 3
x ı .y ı z/ D x ı . 3 y 3 C z 3 / D x 3 C 3 y 3 C z 3
q
p 3 p 3
D 3 x3 C y3 C z3 D 3
x3 C y3 C z3
p
D . 3 x 3 C y 3 / ı z D .x ı y/ ı z :
p p
Die Verknüpfung ist wegen 3 x 3 C y 3 D 3 y 3 C x 3 kommutativ. Und es ist 0 2 R ein
neutrales Element, da 0 ı x D x für alle x 2 R gilt.
(b) Die Verknüpfung ist assoziativ, da für alle x; y; z 2 R gilt:

x ı .y ı z/ D x ı .y C z  y z/ D x C .y C z  y z/  x .y C z  y z/ ;
.x ı y/ ı z D .x C y  x y/ ı z D x C y  x y C z  .x C y  x y/ z ;

d. h. x ı .y ı z/ D .x ı y/ ı z. Wegen x ı y D x C y  x y D y ı x für alle x; y 2 R ist die


Verknüpfung auch kommutativ. Es ist 0 2 R neutrales Element, da 0ıx D 0Cx 0 x D x
für alle x 2 R erfüllt ist.
(c) Diese Verknüpfung ist nicht assoziativ, da etwa

.0 ı 0/ ı 1 D .0  0/  1 D 1 und 0 ı .0 ı 1/ D 0  .0  1/ D 1

gilt. Die Verknüpfung ist auch nicht kommutativ, da

0 ı 1 D 1 6D 1 D 1 ı 0

gilt. Angenommen, es existiert ein neutrales Element e. Dann muss dieses wegen x D
x ı e D x  e für jedes x 2 R offenbar gleich null sein, e D 0 (das Element e ist
rechtsneutral). Aber e D 0 ist nicht linksneutral, da etwa 0 ı 1 D 1 6D 1 gilt. Damit gibt
es kein neutrales Element.

1.3 (a) Mit dieser Verknüpfung ist Z eine Halbgruppe, da ı assoziativ ist:

x ı .y ı z/ D x D .x ı y/ ı z für alle x; y; z 2 Z :
4 1 Halbgruppen

(b) Mit dieser Verknüpfung ist Z eine Halbgruppe, da ı assoziativ ist:

x ı .y ı z/ D 0 D .x ı y/ ı z für alle x; y; z 2 Z :

(c) Mit dieser Verknüpfung ist Z keine Halbgruppe, da ı nicht assoziativ ist. Es gilt etwa

1 ı .1 ı 0/ D 4 6D 16 D .1 ı 1/ ı 0 :

(d) Mit dieser Verknüpfung ist Z keine Halbgruppe, da ı nicht assoziativ ist. Es gilt näm-
lich:

.0 ı 0/ ı 1 D 0 ı 1 D 1 6D 1 D 0 ı .1/ D 0 ı .0 ı 1/ :

1.4 Es sei ı eine innere Verknüpfung der dreielementigen Menge fa; b; cg. Wir können
eine Verknüpfungstafel für diese Verknüpfung aufstellen, sie hat die Form:

ı a b c
a   
b   
c   

Hierbei dienen die Sterne  als Platzhalter für die Elemente a; b; c. Je zwei verschiedene
Belegungen dieser Tafel liefern zwei verschiedene Verknüpfungen. Da es genau 39 ver-
schiedene solche Belegungen gibt (für jedes der neun Felder gibt es 3 Möglichkeiten), gibt
es somit genau 39 verschiedene Verknüpfungen.

1.5 Beweis mit vollständiger Induktion nach der Zahl n der Faktoren a1 ; : : : ; an . Die
Behauptung ist klar für n D 2. Daher sei n  3, und die Behauptung sei richtig für
beliebige Produkte mit k < n Faktoren a1 ; : : : ; ak , sodass ein solches Produkt in der
Form a1    ak geschrieben werden darf. Die letzte Multiplikation bei der Bildung eines
beliebigen Produkts P .a1 ; : : : ; an / hat dann die Form (1  i  n  2):

P .a1 ; : : : ; an / D .a1    ai / .ai C1    an / D .a1    ai / ..ai C1    an1 / an /


D .a1    an1 / an :

1.6 Beweis mit vollständiger Induktion nach der Zahl n der Faktoren a1 ; : : : ; an . Die
Behauptung ist klar für n D 2. Daher sei n  3, und die Behauptung sei richtig für
beliebige Produkte mit weniger als n paarweise vertauschbaren Faktoren.
Es seien a1 ; : : : ; an paarweise vertauschbar und  .k/ D n.
1.2 Lösungen 5

1. Fall: k 6D 1; n.

a .1/    a .n/ D .a .1/    a .k1/ / .an a .kC1/    a .n/ /


D .a .1/    a .k1/ / .a .kC1/    a .n/ an /
D .a .1/    a .n/ / an D a1    an :

2. Fall: k D n. Dann gilt a .1/    a .n/ D .a .1/    a .n1/ / an D a1    an .


3. Fall: k D 1. Dann gilt a .1/    a .n/ D an a .2/    a .n/ D a .2/ an a .3/    a .n/ D
a1    an .

1.7 Für H WD Z C Z i und a1 ; a2 ; b1 ; b2 2 Z gilt

.a1 C b1 i/ .a2 C b2 i/ D .a1 a2  b1 b2 / C .a1 b2 C b1 a2 / i 2 H ;

denn a1 a2 b1 b2 ; a1 b2 Cb1 a2 2 Z. Damit ist H eine Unterhalbgruppe von C, insbeson-


dere also eine Halbgruppe. Weil C abelsch ist, ist auch H abelsch. Es ist 1 D 1 C 0 i 2 H
das neutrale Element von H .
Wir bestimmen nun die Menge der Einheiten: Es sei x D a C b i 2 H eine Einheit. Dann
existiert ein y 2 H mit x y D 1, also 1 D jx yj2 D jxj2 jyj2 für den komplexen Betrag
j  j. Da jxj2 D a2 C b 2 (und analog jyj2 ) in N0 liegt, folgt a2 C b 2 D jxj2 D 1, sodass

.a; b/ 2 f.1; 0/; .1; 0/; .0; 1/; .0; 1/g ;

d. h. x 2 f1; 1; i;  ig. Wegen 1  1 D 1, .1/  .1/ D 1, i . i/ D 1 folgt H  D


f1; 1; i;  ig.

1.8 Wir beginnen mit der Verknüpfungstafel. Nach einfachen Rechnungen wie etwa f2 ı
f2 .x/ D 1 1 D x1x
D f3 .x/ erhalten wir:
1 1x

ı f1 f2 f3 f4 f5 f6
f1 f1 f2 f3 f4 f5 f6
f2 f2 f3 f1 f5 f6 f4
f3 f3 f1 f2 f6 f4 f5
f4 f4 f6 f5 f1 f3 f2
f5 f5 f4 f6 f2 f1 f3
f6 f6 f5 f4 f3 f2 f1

Insbesondere erhalten wir, dass f1 neutrales Element ist. Die Assoziativität ist erfüllt,
da die Menge aller Abbildungen von R n f0; 1g in sich bezüglich der Komposition ı
6 1 Halbgruppen

von Abbildungen assoziativ ist. Und die Menge der invertierbaren Elemente erhalten wir
ebenfalls aus der Verknüpfungstafel: F  D F – da das neutrale Element f1 in jeder Zeile
erscheint und auch fj ı fi D f1 im Falle fi ı fj D f1 gilt. Da die Verknüpfungstafel nicht
symmetrisch ist, ist die Verknüpfung nicht abelsch.

1.9 Es sei ' W Z ! Q ein Homomorphismus. Wegen '.0/ D '.0C0/ D '.0/C'.0/ gilt
'.0/ D 0. Weiter erhalten wir '.1/ D '.1/ aus 0 D '.0/ D '.11/ D '.1/C'.1/.
Wegen der Homomorphie folgt nun hieraus für alle n 2 N: '.n/ D n  '.1/ und '.n/ D
.n/  '.1/, sodass also ' durch '.1/ eindeutig bestimmt ist. Andererseits ist für jede
rationale Zahl r die Abbildung 'r W Z ! Q, n 7! n  r ein Homomorphismus. Also ist
f'r W n 7! nr j r 2 Qg die Menge aller Homomorphismen von Z nach Q. Für kein r 2 Q
ist 'r surjektiv, da Q 6D fn  r j n 2 Zg. Insbesondere gibt es also keinen Isomorphismus
von Z nach Q.
Gruppen 2

2.1 Aufgaben

2.1  Sudoku für Mathematiker.


Es sei G D fa; b; c; x; y; zg eine sechselementige Menge mit einer inneren Verknüp-
fung  W G  G ! G. Vervollständigen Sie die untenstehende Multiplikationstafel unter
der Annahme, dass .G; / eine Gruppe ist.

 a b c x y z
a c b
b x z
c y
x x
y
z a x

2.2  Begründen Sie: .Z; C/ Š .n Z; C/ für jedes n 2 N.

2.3  Es sei G eine Gruppe. Man zeige:

(a) Ist Aut G D fIdg, so ist G abelsch.


(b) Ist a 7! a2 ein Homomorphismus, so ist G abelsch.
(c) Ist a !7 a1 ein Automorphismus, so ist G abelsch.

2.4  Man bestimme alle Automorphismen der Klein’schen Vierergruppe V .

2k i
2.5  Für n 2 N sei En D fe n j k D 0; : : : ; n  1g die Gruppe der n-ten Ein-
heitswurzeln (mit dem üblichen Produkt der komplexen Zahlen). Begründen Sie, dass
2 i
' W Z ! En , k 7! "kn für "n D e n ein Homomorphismus ist. Bestimmen Sie den Kern
von '.
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8 2 Gruppen

2.6  Bestimmen Sie explizit die Gruppe .V / für die Klein’sche Vierergruppe V D
fe; a; b; cg und  aus dem Satz 2.15 (Algebrabuch) von Cayley.

2.7  Es sei G eine endliche Gruppe, weiter sei ' 2 Aut G fixpunktfrei, d. h., aus
'.a/ D a für ein a 2 G folgt a D e. Zeigen Sie: Zu jedem a 2 G existiert genau ein
b 2 G mit a D b 1 '.b/. Hinweis: Zeigen Sie zuerst W b 7! b 1 '.b/ ist injektiv.

2.8  Zeigen Sie: Besitzt eine endliche Gruppe G einen fixpunktfreien Automorphis-
mus ' mit ' 2 D Id, so ist G abelsch. Hinweis: Benutzen Sie Aufgabe 2.7.

2.9  Im Folgenden sind vier multiplikative Gruppen gegeben, die wir jeweils mit
G bezeichnen. Stellen Sie jeweils die Verknüpfungstafel für die Gruppe G auf; dabei sei
jeweils e das neutrale Element von G:

(a) G D fe; ag,


(b) G D fe; a; bg,
(c) G D fe; a; b; cg mit a2 D b,
(d) G D fe; a; b; cg mit a2 D b 2 D c 2 D e.

2.10  Begründen Sie:

(a) Die Menge RN0 aller reellen Folgen bildet mit der komponentenweisen Addition
.an /n C .bn /n WD .an C bn /n eine Gruppe.
(b) Die Abbildungen
 
RN0 ! RN0 ; RN0 ! RN0 ;
rW bzw. l W
.a0 ; a1 ; : : :/ 7! .0; a0 ; a1 ; : : :/ .a0 ; a1 ; : : :/ 7! .a1 ; a2 ; : : :/;

bei der die Folgenglieder um eine Stelle nach rechts verschoben bzw. nach links ver-
schoben werden, sind Homomorphismen.
(c) Die Abbildung r ist injektiv, aber nicht surjektiv, die Abbildung l ist surjektiv, aber
nicht injektiv.

2.11  Es sei 'W G ! H ein Isomorphismus von einer Gruppe .G; ı/ auf eine al-
gebraische Struktur .H; /, d. h. W H  H ! H ist eine Verknüpfung, und es gelte
'.x ı y/ D '.x/  '.y/ für alle x; y 2 G. Zeigen Sie, dass auch .H; / eine Gruppe ist.

2.12  Es sei X eine beliebige Menge. Mit 2X bezeichnen wir die Potenzmenge von
 
X, 2X D fA j A Xg. Zeigen Sie, dass .2X ; / mit der durch A B WD .A[B/n.A\B/
definierten Verknüpfung (symmetrische Mengendifferenz) eine abelsche Gruppe ist.
2.2 Lösungen 9

2.13  Zeigen Sie für n 2 N und jeden Körper K:

(a) Die Menge O.n; K/ D fA 2 K nn j A A> D En g der orthogonalen n  n-Matrizen


bildet eine Untergruppe von GL.n; K/.
(b) Die Menge SO.n; K/ D fA 2 O.n; K/ j det.A/ D 1g der speziellen orthogonalen
n  n-Matrizen bildet eine Untergruppe von O.n; K/.

2.2 Lösungen

2.1 Um die unvollständige Gruppentafel zu vervollständigen, können folgende Argumen-


te genutzt werden:

(1) In der vierten Spalte und vierten Zeile steht der Eintrag x 2 D x. Daraus folgt, dass x
das neutrale Element der Gruppe sein muss. Damit sind bereits alle Eintragungen der
vierten Spalte und der vierten Zeile eindeutig festgelegt.
(2) Die in der Gruppentafel angegebenen Gleichungen ay D c, az D b, b 2 D x, usw.
sowie die jeweils beim Ausfüllen neu dazukommenden Gleichungen, können (und
müssen) verwendet werden.
(3) In jeder Zeile und in jeder Spalte kann jedes Element der Gruppe nur genau einmal
vorkommen. Sind also in einer Zeile oder Spalte 5 der 6 Eintragungen bekannt, ist
der sechste Eintrag bereits eindeutig bestimmt.

Wir starten mit der gegebenen Gruppentafel und nutzen aus, dass aus x 2 D x folgt, dass
x das neutrale Element ist:

a b c x y z a b c x y z
a c b a a c b
b x z b x z b
c y ! c y c
x x x a b c x y z
y y y
z a x z a z x

Nun stehen in der zweiten Spalte vier von sechs Einträgen. Es fehlen die Einträge c und
z. In der ersten Zeile der zweiten Spalte kann aber das c nicht stehen, weil das c in dieser
Zeile schon aufgeführt ist. Also muss dort ein z stehen. Wir benutzen dann die beiden
Gleichungen b 2 D x und bc D z, um den Eintrag von bz zu bestimmen: bz D bbc D
10 2 Gruppen

xc D c.

a b c x y z a b c x y z
a z a c b a z a c b
b x z b b x z b c
c y c ! c y c
x a b c x y z x a b c x y z
y c y y c y
z a z x z a z x

So wie wir eben die vierte Zeile vervollständigt haben, können wir nun auch die zweite,
damit dann die erste Zeile und hiermit schließlich die letzte Zeile vervollständigen (siehe
nächste Gruppentafeln). Schließlich erhalten wir aus dieser Tafel dann wiederum

c a D .b z/ a D b .z a/ D b c D z und dann c z D c .a b/ D .c a/ b D z b D a :

Durch weiteres Anwenden der oben aufgeführten Regeln bekommen wir die komplette
Gruppentafel:

a b c x y z a b c x y z
a x z y a c b a x z y a c b
b y x z b a c b y x z b a c
c y c ! c z y x c b a
x a b c x y z x a b c x y z
y c y y b c a y z x
z c a b z x y z c a b z x y

2.2 Wir geben einen Isomorphismus von Z nach n Z an. Dazu bietet sich die folgende
Abbildung an: Für n 2 N betrachte

'n W Z ! n Z ; z 7! n z :

'n ist ein Homomorphismus: Für alle z; z 0 2 Z gilt nämlich:

'n .z C z 0 / D n .z C z 0 / D n z C n z 0 D 'n .z/ C 'n .z 0 / :

'n ist surjektiv: Für n z 2 n Z gilt 'n .z/ D n z.

'n ist injektiv: Aus 'n .z/ D 'n .z 0 / mit z; z 0 2 Z folgt n z D n z 0 . Folglich gilt z D z 0 .

Somit ist 'n für jedes n 2 N ein Isomorphismus, d. h. n Z Š Z.


2.2 Lösungen 11

2.3 (a) Für jedes a 2 G ist der innere Automorphismus a ein Automorphismus von G,
d. h. a 2 Aut G, d. h. a D Id. Somit gilt für jedes x 2 G und a 2 G: a .x/ D a x a1 D
x, folglich a x D x a für alle a; x 2 G. D. h. G ist abelsch.
(b) Da die Abbildung q W a 7! a2 ein Homomorphismus ist, gilt für alle a; b 2 G:
.a b/ .a b/ D .a b/2 D a2 b 2 D a a b b. Nach Kürzen von a und b also b a D a b.
Folglich ist G abelsch.
(c) Da die Abbildung  W a 7! a1 ein Automorphismus ist, gilt für alle a; b 2 G:
b 1 a1 D .a b/1 D a1 b 1 . Nach beidseitigem Invertieren erhalten wir a b D b a,
somit ist G abelsch.

2.4 Die Automorphismengruppe von V D fe; a; b; cg ist isomorph zu S3 : Für jeden Au-
tomorphismus ' von V gilt '.e/ D e, und die Elemente a; b; c werden durch die bijektive
Abbildung ' permutiert. Folglich kann jeder Automorphismus von V als Permutation aus
 von fa;b; cg einen
Sfa;b;cg aufgefasst werden. Andererseits induziert jede Permutation 
Automorphismus ' von V : So liefert etwa die Permutation  D ab b
c
c
a den Auto-
morphismus
' .e/ D e ; ' .a/ D b ; ' .b/ D c ; ' .c/ D a ;
da etwa
' .a b/ D ' .c/ D a D b c D ' .a/ ' .b/ :

2.5 Es seien k; l 2 Z. Dann gilt

'.k C l/ D "nkCl D "kn "ln D '.k/ '.l/ :

Somit ist ' ein Homomorphismus von Z in En . Wir bestimmen den Kern von ':
2k i
1 D '.k/ D "kn D e n , k 2 nZ:

Also gilt Kern ' D n Z.

2.6 Es gilt etwa für b 2 V : b .e/ D b, b .a/ D c, b .b/ D e, b .c/ D a. Nach


ähnlichen Rechnungen erhalten wir die Permutationen x 2 SV (x 2 V ) in der üblichen
Zweizeilenform für Permutationen:
       
e D ee aa bb cc ; a D ae ae bc bc ; b D be ac be ac ; c D ec ba ab ec :

Durch Umbenennung e $ 1, a $ 2, b $ 3, c $ 4 erhalten wir die zu V isomorphe


Gruppe V4 D fId; 1 ; 2 ; 3 g  S4 , wobei
       
Id D 11 22 33 44 ; 1 D 12 21 34 43 ; 2 D 13 24 31 42 ; 3 D 14 23 32 41 :
12 2 Gruppen

2.7 Wir begründen vorab, dass die Abbildung W b 7! b 1 '.b/ von G nach G injektiv
ist. Es seien b; b 0 2 G:

b 1 '.b/ D b 01 '.b 0 / ) b 0 b 1 D '.b 0 / '.b 1 / ) b 0 b 1 D '.b 0 b 1 /


) b 0 b 1 D e ) b 0 D b :

Somit ist injektiv. Da eine injektive Abbildung einer endlichen Menge auch surjektiv
ist, folgt, dass bijektiv ist. Somit existiert zu jedem a 2 G genau ein b 2 G mit
a D b 1 '.b/.

2.8 Nach Aufgabe 2.7 existiert


 zu a 2 G ein Element b 2 G mit a D b 1 '.b/. Somit
1
gilt '.a/ D '.b 1 / b D b 1 '.b/ D a1 . Also ist G nach Aufgabe 2.3 (c) abelsch.

2.9 Wir begründen vorab, dass in jeder Zeile der Verknüpfungstafel einer Gruppe jedes
Element der Gruppe genau einmal auftaucht. Dazu betrachten wir die Zeile zu einem
Element x:

 Jedes Element kommt höchstens einmal vor: Aus xa1 D xa2 folgt nämlich a1 D a2 .
 Jedes Element kommt mindestens einmal vor: Man findet y als x .x 1 y/.

Man begründet analog, dass in jeder Spalte der Verknüpfungstafel einer Gruppe jedes
Element der Gruppe genau einmal auftaucht.

(a) Besteht G aus zwei Elementen, so ist die Verknüpfungstafel festgelegt, sie lautet:

 e a  e a
e e a ! e e a
a a a a e

(b) Besteht G aus drei Elementen, so ist erneut die Verknüpfungstafel festgelegt: Es muss
b a D e gelten, die restlichen Einträge sind dann leicht zu vervollständigen:

 e a b  e a b
e e a b e e a b
!
a a a a b e
b b b b e a

(c) Besteht G aus vier Elementen, so ist die Verknüpfungstafel hierdurch noch nicht fest-
gelegt. Erst die zusätzliche Bedingung a2 D b legt diese fest. Man beachte, dass
a b D c gelten muss, a b D e würde zu zwei c in der letzten Spalte führen. Damit
2.2 Lösungen 13

liegt die zweite Zeile fest. Nun muss b a D c gelten, da aus b a D e folgen würde,
dass auch a b D e gilt. So fortfahrend erhält man:

 e a b c  e a b c
e e a b c e e a b c
a a b ! a a b c e
b b b b c e a
c c c c e a b

(d) Man vgl. hierzu die Klein’sche Vierergruppe von Seite 19 (Algebrabuch):

 e a b c  e a b c
e e a b c e e a b c
a a e ! a a e c b
b b e b b c e a
c c e c c b a e

Bemerkung Man beachte, dass durch eine solche Konstruktion einer Gruppentafel nicht
gewährleistet ist, dass die zugrundeliegende Menge mit dieser Verknüpfung  auch eine
Gruppe ist, sprich, dass alle Axiome einer Gruppe erfüllt sind. Insbesondere der Nachweis
des Assoziativitätsgesetzes ist meist problematisch.

2.10 (a) Die Menge G WD RN0 ist nicht leer, und es ist C wegen .an /n C .bn /n WD
.an C bn /n eine innere Verknüpfung.
Das Assoziativgesetz gilt, da für alle .an /n ; .bn /n ; .cn /n 2 G gilt:

Œ.an /n C .bn /n  C .cn /n D .an C bn /n C .cn /n D .an C bn C cn /n und


.an /n C Œ.bn /n C .cn /n  D .an /n C .bn C cn /n D .an C bn C cn /n :

Ein neutrales Element existiert, das ist offenbar die konstante Folge 0 D .0; 0; : : :/.
Jedes Element hat ein Inverses, zu .an /n 2 G ist dies offenbar .an /n 2 G.
(b) Für alle .an /n ; .bn /n 2 G gilt:

r..an /n C .bn /n / D .0; a0 C b0 ; a1 C b1 ; : : :/ D r..an /n / C r..bn /n / und


l..an /n C .bn /n / D .a1 C b1 ; a2 C b2 ; : : :/ D l..an /n / C l..bn /n / :

Also sind r und l Homomorphismen von G.


(c) Die Abbildung r ist injektiv: Aus r..an /n / D .0; a0 ; a1 ; : : :/ D 0 folgt an D 0 für
alle n, also .an /n D 0.
14 2 Gruppen

Die Abbildung r ist nicht surjektiv: Die Folge .1; 0; 0; : : :/ 2 G ist nicht Bild eines
Elements .an /n 2 G unter r.
Die Abbildung l ist surjektiv: Die Folge .a1 ; a2 ; : : :/ 2 G ist Bild des Elements
.0; a1 ; a2 ; : : :/ 2 G.
Die Abbildung l ist nicht injektiv: Die Folge .1; 0; 0; : : :/ 6D 0 liegt im Kern von l.

2.11 Wir führen die Gültigkeit der Gruppenaxiome in H auf jene in G zurück: Zu
u; v; w 2 H gibt es x; y; z 2 G mit u D '.x/, v D '.y/, w D '.z/.
Assoziativität: Es folgt
   
u  .v  w/ D '.x/  '.y/  '.z/ D '.x/  '.y ı z/
   
D ' x ı .y ı z/ D ' .x ı y/ ı z
 
D '.x ı y/  '.z/ D '.x/  '.y/  '.z/ D .u  v/  w :

Neutrales Element: Bezeichnet e das neutrale Element von G, so ist

u  '.e/ D '.x/  '.e/ D '.x ı e/ D '.x/ D u

und analog '.e/  u D u. Also ist e 0 WD '.e/ neutrales Element von H .


Inverse Elemente: Weiter gilt

u  '.x 1 / D '.x/  '.x 1 / D '.x ı x 1 / D '.e/ D e 0

und analog '.x 1 /  u D e 0 , d. h. '.x 1 / ist ein Inverses zu u.


2.12 1. Lösung : Offenbar ist kommutativ. Es sei B D X n B das Komplement von
 
B in X. Es gilt A B D .A \ B/ [ .A \ B/, A B D .A \ B/ [ .A \ B/, also
 
.A B/ C D .A \ B \ C / [ .A \ B \ C / [ .A \ B \ C / [ .A \ B \ C /. Demnach
 
besteht .A B/ C gerade aus allen Elementen von X, die in einer ungeraden Anzahl
 
der Mengen A; B; C enthalten sind. Aus Symmetriegründen ergibt sich .A B/ C D
   
A .B C /. Ferner gilt A ; D A und A A D ;. Somit ist ; das Einselement von
 
.2X ; /, und jedes Element ist zu sich selbst invers. In .2X ; / gelten also alle Axiome
einer abelschen Gruppe.
2. Lösung : Z2 WD f0; 1g ist mit der Addition modulo 2 (also 0 C 0 D 1 C 1 D 0,
1 C 0 D 0 C 1 D 1) eine Gruppe. Für A X sei A W X ! Z2 die charakteristische
Funktion von A, definiert durch A .x/ D 1 für x 2 A und A .x/ D 0 für x … A. Man prüft
leicht nach, dass A  B D A CB gilt. Somit definiert A ! A einen Isomorphismus von

der algebraischen Struktur .2X ; / auf die Gruppe ZX 2 aller Abbildungen W X ! Z2 (mit

komponentenweiser Addition). Nach Aufgabe 2.11 ist also .2X ; / selbst eine Gruppe.
2.2 Lösungen 15

2.13 (a) Da En 2 O.n; K/, ist O.n; K/ nicht leer. Jedes A 2 O.n; K/ ist invertierbar, es
gilt A> D A1 , sodass A 2 GL.n; K/. Damit gilt O.n; K/ GL.n; K/. Sind A; B 2
O.n; K/, so gilt
A B .A B/> D A B B > A> D En ;

sodass O.n; K/ O.n; K/ O.n; K/. Schließlich gilt für A 2 O.n; K/ wegen A> D A1
auch A1 .A1 /> D A> .A> /> D A> A D En , sodass O.n; K/1 O.n; K/.
(b) Da En 2 SO.n; K/, ist SO.n; K/ O.n; K/ nicht leer. Sind A; B 2 SO.n; K/, so ist
nach (a) das Produkt A B 1 orthogonal und weiter erhalten wir nach dem Determinanten-
multiplikationssatz
det.A B 1 / D det.A/ det.B/1 D 1 ;
sodass SO.n; K/ SO.n; K/1 SO.n; K/.
Untergruppen 3

3.1 Aufgaben

3.1  Es seien U1 ; : : : ; Un Untergruppen einer Gruppe G. Zeigen Sie:


" #
\
n Y
n
GW Ui  ŒG W Ui  :
i D1 i D1

3.2  Man gebe zu jeder Untergruppe U von S3 die Partitionen von S3 mit Links-
bzw. Rechtsnebenklassen nach U an. Geben Sie Beispiele für U a 6D a U an.

   
0 1 0 1
3.3  Welche Ordnungen haben die Elemente A D 1 0, B D 1 1 und A B
aus GL2 .R/?

3.4  Sind die Quaternionengruppe Q und die Diedergruppe D4 isomorph?

 1202
1 2 3 4 5
3.5  In S5 bestimme man 2 3 1 5 4 .

3.6  Es sei G eine Gruppe der Ordnung n 2 N. Zeigen Sie: j Aut G j ist ein Teiler
von .n  1/ Š.

3.7  Es sei G eine Gruppe der Ordnung n 2 N. Weiter sei m eine zu n teilerfremde
natürliche Zahl. Zeigen Sie: Zu jedem a 2 G existiert genau ein b 2 G mit a D b m .

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 17


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_3
18 3 Untergruppen

3.8  Es sei G eine endliche abelsche Gruppe. Man zeige: Besitzt G genau ein Ele-
Q Q
ment u der Ordnung 2, so gilt a2G a D u; andernfalls gilt a2G a D eG .

3.9  Es sei G eine Gruppe, deren Elemente sämtlich eine Ordnung  2 haben. Man
zeige:

(a) G ist abelsch.


(b) Wenn G endlich ist, ist jGj eine Potenz von 2.

3.10  Beweisen Sie den kleinen Satz von Fermat 3.11 (Algebrabuch) erneut für end-
liche abelsche Gruppen G. Berechnen Sie dazu für ein beliebiges a 2 G zum einen
Q Q
x2G x und zum anderen x2G .a x/.

   
3.11  Es sei D die von 12 2
1
3
4
4
3 und 1
3
2
2
3
1
4
4 erzeugte Diederuntergruppe
der symmetrischen Gruppe S4 .

(a) Bestimmen Sie alle Elemente und die Ordnung von D.


(b) Bestimmen Sie alle Untergruppen von D.

3.12  Zeigen Sie: Sind U und V Untergruppen der Gruppe G mit U V , so gilt

ŒG W U  D ŒG W V   ŒV W U  :

3.13  Zeigen Sie: Für alle m; n 2 N gilt (vgl. auch Beispiel 3.1 (Algebrabuch)):

m Z \ n Z D kgV.m; n/ Z :

3.14  Es sei K ein Körper mit drei Elementen, K D f0; 1; 2g. Wir bezeichnen mit G
die Gruppe der invertierbaren oberen .2  2/-Matrizen über K. Es sei H die Untergruppe
der invertierbaren Diagonalmatrizen von G.

(a) Welche Ordnungen haben die Gruppen


 G und H ?
1 b
(b) Für jedes b 2 K sei Ab WD 0 1 2 G. Bestimmen Sie die Linksnebenklassen Ab H
für jedes b 2 K.
(c) Bestimmen Sie die Menge aller Linksnebenklassen fA H j A 2 Gg. Verifizieren Sie
den Satz 3.9 (Algebrabuch) von Lagrange.
(d) Untersuchen Sie, für welche Ordnungen 1  d  jGj eine Untergruppe U von G der
Ordnung d existiert.
3.2 Lösungen 19

3.2 Lösungen

T
3.1 Wir setzen U WD niD1 Ui und beachten, dass U als Durchschnitt von Untergruppen
von G wieder eine Untergruppe von G ist (siehe Lemma 3.1 (Algebrabuch)). Zu zeigen
ist:
ŒG W U   ŒG W U1     ŒG W Un  :

Da der Index ŒG W H  einer Untergruppe H  G die Anzahl der verschiedenen Linksne-


benklassen a H von H in G ist, können wir die zu zeigende Ungleichung auch wie folgt
formulieren: Ist L bzw. Li die Menge der Linksnebenklassen von U bzw. Ui in G für
i D 1; : : : ; n, so ist zu zeigen:

jLj  jL1 j    jLn j :

Damit ist der Grundstein für die Beweisidee gelegt, wir zeigen:

Die Abbildung

L ! L1      Ln
'W
aU 7! .a U1 ; : : : ; a Un /

ist wohldefiniert und injektiv.


T
n
Denn: Für a; b 2 G gilt wegen U WD Ui :
i D1

a U D b U , b 1 a 2 U , b 1 a 2 Ui für alle i , a Ui D b Ui für alle i : ()

Aus der Injektivität von ' folgt nun jLj  jL1      Ln j D jL1 j    jLn j. Das war zu
zeigen.

Bemerkungen (1) Man beachte, dass nicht gefordert wird, dass G oder die Indizes ŒG W
U  und ŒG W Ui  endlich sind. Das ist auch nicht nötig. Zur Arithmetik unendlicher Kardi-
nalzahlen beachte man den Abschn. A.3 (Algebrabuch).

(2) Wir erinnern daran, dass die Implikation ) die Wohldefiniertheit und die Implikation
( in () hingegen die Injektivität liefert.

3.2 Wir verwenden die Bezeichnungen aus dem Beispiel 3.7 (Algebrabuch): U1 WD
h2 i D fId; 2 g, U2 WD h4 i D fId; 4 g, U3 WD h5 i D fId; 5 g, V WD h1 i D
fId; 1 ; 3 g.
20 3 Untergruppen

 U D S3 : Es ist fS3 g die Menge der Links- und Rechtsnebenklassen nach U .


 U D U1 : Es ist fU1 ; 1 U1 ; 3 U1 g die Menge der Linksnebenklassen nach U1
und fU1 ; U1 1 ; U1 3 g die der Rechtsnebenklassen nach U1 . Die Linksnebenklas-
se 1 U1 D f1 ; 4 g ist keine Rechtsnebenklasse, da die Rechtsnebenklassen U1 D
fId; 2 g, U1 1 D f1 ; 5 g, U1 3 D f3 ; 4 g sind.
 U D V : Es ist fV; 2 V g die Menge der Linksnebenklassen nach V und fV; V 2 g die
der Rechtsnebenklassen nach V . Die Linksnebenklasse 2 V D f2 ; 5 ; 4 g ist auch
Rechtsnebenklasse, da V 2 D f2 ; 4 ; 5 g gilt.
 U D fIdg: Es ist ffIdg; 1 fIdg; 2 fIdg; 3 fIdg; 4 fIdg; 5 fIdgg die Menge der
Linksnebenklassen nach fIdg. Wegen i fIdg D fIdg i sind die Linksnebenklassen
und Rechtsnebenklassen gleich.

Für die Untergruppen U2 und U3 geht man wie bei U1 vor.

   
3.3 Wegen A2 D 1 0
0
1 , A3
D 0 1
1 0 und A4 D E2 hat A die Ordnung 4.
 
Wegen B 2 D 1
1
1
0 und B 3 D E2 hat B die Ordnung 3.
     
Wegen A B D 1 0
1
1 , .A B/ 2
D 1 2
0 1 , . . . , .A B/2n
D 1 2n
0 1 gilt o .A B/ D 1.

3.4 Angenommen, ' ist ein Isomorphismus zwischen Q und D4 . Dann haben die Ele-
mente a und '.a/ die gleiche Ordnung (beachte '.a/r D '.ar / und '.ar / D e , ar D
e). Da ' bijektiv ist, hätte das zur Folge, dass es in Q und D4 gleich viele Elemente glei-
cher Ordnung gibt. Das ist aber falsch, die Quaternionengruppe enthält genau ein Element
der Ordnung 2, nämlich E, die Diedergruppe mehrere, etwa ˛ und ˇ 2 . Dies belegt, dass
Q und D4 nicht isomorph sind.

 
1 2 3 4 5
3.5 Es sei  WD 2 3 1 5 4. Nach dem kleinen Satz 3.11 (Algebrabuch) von Fermat
gilt  120 D Id wegen jS5 j D 5Š D 120. Wir dividieren 1202 durch 120 mit Rest, 1202 D
10  120 C 2, und erhalten somit
 
1 2 3 4 5
 1202 D  10120C2 D . 120 /10  2 D  2 D 3 1 2 4 5 :

3.6 Jeder Automorphismus ' von G erfüllt '.eG / D eG für das neutrale Element eG von
G. Die n  1 Elemente von H WD G n feG g werden durch ' permutiert. Damit kann ' als
Element der symmetrischen Gruppe SH aller Permutationen von H aufgefasst werden.
Somit kann die Automorphismengruppe als Untergruppe von SH betrachtet werden. Nach
dem Satz 3.9 (Algebrabuch) von Lagrange ist j Aut G j ein Teiler von jSH j D .n  1/Š.
Das war zu zeigen.
3.2 Lösungen 21

3.7 Wegen der Teilerfremdheit von m und n existieren bekanntlich r; s 2 Z mit r m C


s n D 1. Es sei a 2 G. Nach dem kleinen Satz 3.11 (Algebrabuch) von Fermat gilt
an D eG , da n D jGj, und damit:

a D ar mCs n D .ar /m .an /s D .ar /m :

Also erfüllt b WD ar die Eigenschaft b m D a.

3.8 Besitzt G genau ein Element u der Ordnung 2, so gilt für die Elemente a1 ; : : : ; an 2
G n fu; eG g (wobei eG wie immer das neutrale Element von G bezeichne), dass keines
der ai zu sich selbst invers ist, ai2 6D eG . Da aber jedes ai ein Inverses aj besitzt, gilt
Q
i 6D j und ai aj D eG . Wir erhalten in diesem Fall also a2G a D u, da u auch als Faktor
vorkommt und alle anderen Gruppenelemente sich zu eG kürzen.

Besitzt G nicht genau ein Element u der Ordnung 2, so enthält G entweder kein Element
Q
der Ordnung 2, es gilt dann nach dem ersten Teil a2G a D eG , oder G enthält mindes-
tens zwei verschiedene Elemente u1 ; u2 der Ordnung 2. Aber dann ist auch u3 WD u1 u2
ein Element der Ordnung 2 und u3 6D u1 ; u2 . Somit bildet V WD feG ; u1 ; u2 ; u3 g eine
Untergruppe von U WD fa 2 G j a2 D eG g. Wir zerlegen U in disjunkte Linksnebenklas-
sen nach V : U D a1 V [  [ak V mit k 2 N und erhalten als Produkt über alle Elemente
aus U :
Y Y k Y
k
aD .ai e/ .ai u1 / .ai u2 / .ai u3 / D ai4 u1 u2 u3 D eG ;
a2U i D1 i D1
Q
da ai2 D u1 u2 u3 D eG für alle i D 1; : : : ; k. Wegen a D eG (siehe erster Teil)
Q a2GnU
folgt die Behauptung a2G a D eG .

3.9 (a) Es seien a; b 2 G. Aus a2 D eG D b 2 und .a b/2 D eG folgt

a a b b D a2 b 2 D .a b/2 D a b a b ;

nach Kürzen von a und b also a b D b a.

(b) Die Beweisidee ist nicht naheliegend. Einen ersten Hinweis erhält man vielleicht durch
die Tatsache, dass wegen a2 D e für jedes a 2 G nur Nullen und Einsen als Potenzen
nötig sind, also a0 und a1 , um jedes Element a darzustellen. Das ist ein Wink auf 2m .
Apropos darstellen: Die endliche Gruppe G ist das Erzeugnis eines (endlichen) Erzeu-
gendensystems fa1 ; : : : ; am g, wobei o.ai / D 2 für alle i D 1; : : : ; m: Jedes Element
a 2 G hat dann wegen a1 D a1 die Form


a D a1 1    am
m
mit 1 ; : : : ; m 2 f0; 1g :
22 3 Untergruppen

Hier taucht nun erneut die Zahl 2m auf, nur etwas zielführender: Links stehen alle Ele-
mente aus G, rechts stehen alle möglichen Elemente, und zwar 2m , die mit dem Erzeu-
gendensystem fa1 ; : : : ; am g dargestellt werden können. Wir sind aber noch nicht fertig:
Eventuell werden rechts durch verschiedene Kombinationen von Nullen und Einsen die-
selben Elemente dargestellt. Nehmen wir also an, dass gilt


a D a11    am
m
D a D a1 1    am
m
und i 6D i für ein i 2 f1; : : : ; mg :

O. E. sei i D 1, i D 0. Dann gilt


Y j
ai D aj j :
i 6Dj

Damit ist das Element ai im Erzeugendensystem fa1 ; : : : ; am g überflüssig. Nun können


wir den Beweis einfach abschließen: Wir wählen das Erzeugendensystem fa1 ; : : : ; am g
minimal. Das ist in einer endlichen Gruppe immer möglich: Überflüssige Elemente wer-
den entfernt, solange noch die gesamte Gruppe erzeugt wird. Ist fa1 ; : : : ; am g minimal,
so besagt obige Schlussfolgerung, dass für verschiedene Kombinationen von Nullen und
Einsen in den Exponenten der erzeugenden Elemente auch verschiedene Elemente a 2 G
erzeugt werden, kurz: Die Gruppe G hat genau 2m verschiedene Elemente, noch kürzer:
jGj D 2m .

3.10 Für jedes Element a 2 G gilt G D fa x j x 2 Gg, da a W G ! G, x 7! a x eine


Bijektion ist. Da G abelsch ist, gilt mit n D jGj:
Y Y Y
an xD .a x/ D x;
x2G x2G x2G

Q
nach Kürzen von x2G x also an D eG . Damit ist der Satz von Fermat für abelsche
Gruppen bereits bewiesen.

3.11 (a) Zur Abkürzung setzen wir


   
1 2 3 4 1 2 3 4
 WD 2 1 4 3 und
WD 3 2 1 4 :

Wegen  2 D
2 D Id sind alle Elemente von D von der Form 

    oder



   . Also (wir verwenden im Folgenden die Zyklenschreibweise für Permutatio-
nen):
D D fId; .1 2/ .3 4/; .1 3/ ; .1 4 3 2/; : : : g:
„ ƒ‚ … „ƒ‚… „ ƒ‚ …



3.2 Lösungen 23

Ds
 HH

 HH
 HH
s

U2 H s U1 Hs U 3

J H 
J

J HH 
J
s


J s HH s

s
W J
W2 H WJ H
Js W
 5
W1
H 3
@ 4
HH @ 
H 
HH@ 
@
H@
Hs
fIdg

Abb. 3.1 Der Untergruppenverband der Gruppe D

Da 
ein 4-Zykel ist, gilt .
/4 D Id, also 

D

 und somit:

D D fId; ;
; 
;
; 
;

; 

g
D fId; .1 2/ .3 4/; .1 3/; .1 4 3 2/; .1 2 3 4/; .2 4/; .1 4/ .2 3/; .1 3/ .2 4/g:

Insbesondere: jDj D 8.
(b) Für jede Untergruppe U D gilt nach dem Satz von Lagrange: jU j ist ein Teiler von
jDj D 8. Die Gruppe D kann also höchstens Untergruppen der Ordnungen 1, 2, 4 oder 8
besitzen.

 Die Untergruppen von Ordnung 1 bzw. 8 sind die trivialen Untergruppen: fIdg und D.
 Die Untergruppen von Ordnung 2 werden jeweils von genau einem Element der Ord-
nung 2 erzeugt. Die Untergruppen der Ordnung 2 sind also:

W1 WD h.1 3/ .2 4/i; W2 WD h.1 2/ .3 4/i; W3 WD h.1 4/ .2 3/i;


W4 WD h.1 3/i; W5 WD h.2 4/i:

 Wir finden folgende Untergruppen der Ordnung 4:

U1 WD h.1 2 3 4/i; U2 WD h.1 2/ .3 4/; .1 4/ .2 3/i; U3 WD h.1 3/; .2 4/i :

Damit können wir schon mal einen Teil des Untergruppengraphen von D zeichnen (siehe
Abb. 3.1).
Wir begründen nun noch, dass wir bereits alle Untergruppen der Ordnung 4 gefunden
haben und Abb. 3.1 den (vollständigen) Untergruppenverband von D zeigt.
Es sei V eine Untergruppe von D mit jV j D 4 und V ¤ U1 .
24 3 Untergruppen

Da D nur genau zwei Elemente der Ordnung 4 besitzt (die invers zueinander sind) und
V ¤ U1 ist, enthält V kein Element der Ordnung 4, sondern genau drei Elemente der
Ordnung 2 und somit genau drei der Untergruppen W1 , W2 , W3 , W4 , W5 . Aus obigem
Graphen entnimmt man jedoch, dass die einzigen beiden Tripel der Untergruppen W1 ,
. . . , W5 , die nicht die ganze Gruppe D erzeugen, die beiden Tripel fW1 ; W2 ; W3 g und
fW1 ; W4 ; W5 g sind. Also ist V D hW1 [ W2 [ W3 i D U2 oder V D hW1 [ W4 [ W5 i D U3 .
Also sind tatsächlich U1 , U2 , U3 die einzigen Untergruppen der Ordnung 4, und obiger
Graph ist der Untergruppenverband von D.

3.12 Man beachte die Verschärfung des Ergebnisses aus Satz 3.13 (Algebrabuch): Wir
verzichten auf die Endlichkeit der Gruppe G in der Voraussetzung. Daher können wir das
Argument mit dem Kürzen von jU j im Beweis zum Satz 3.13 (Algebrabuch) nicht mehr
bringen (bei unendlichen Kardinalzahlen kann man nicht einfach so kürzen). Wir führen
den Beweis mit Repräsentantensystemen (und erhalten damit auch einen weiteren Beweis
der Aussage in Satz 3.13 (Algebrabuch)):

Es seien R ein Repräsentantensystem der Linksnebenklassen von V in G und S ein sol-


ches der Linksnebenklassen von U in V , sodass
[ [
GD rV ; V D s U ; ŒG W V  D jRj ; ŒV W U  D jSj :
r2R s2S

Es folgt:
!
[ [ [
GD r sU rsU : ()
r2R s2S .r; s/2RS

Nun gelte r s U D r 0 s 0 U mit r; r 0 2 R und s; s 0 2 S. Es folgt

r V D r .s U V / D r 0 .s 0 U V / D r 0 V ) r D r 0 ) s U D s 0 U ) s D s 0 ;

also .r; s/ D .r 0 ; s 0 /. Das begründet mit ():

ŒG W U  D jR  Sj D jRj jSj D ŒG W V  ŒV W U  :

3.13 Wir setzen k D kgV.m; n/ und zeigen die Gleichheit m Z \ n Z D k Z:

Wegen k 2 m Z und k 2 n Z gilt k Z m Z und k Z n Z, sodass k Z m Z \ n Z.

Es sei nun r 2 m Z \ n Z. Es gilt dann r D m u und r D n v mit u; v 2 Z. Somit ist


r ein gemeinsames Vielfaches von m und n und damit bekanntlich ein Vielfaches von k,
d. h., r D k w für ein w 2 Z. Folglich gilt auch m Z \ n Z k Z.
3.2 Lösungen 25

3.14 (a) Es gilt


   
a b a 0
GD j a; c 2 K n f0g; b 2 K und H D j a; c 2 K n f0g :
0 c 0 c

Daher gilt jGj D 2  2  3 D 12 und jH j D 2  2 D 4.


 
1 b
(b) Die verschiedenen Linksnebenklassen lauten mit Ab D , b 2 K:
0 1
         
1 0 1 0 2 0 1 0 2 0
A0 H D H D ; ; ; :
0 1 0 1 0 1 0 2 0 2
         
1 1 1 1 2 1 1 2 2 2
A1 H D H D ; ; ; :
0 1 0 1 0 1 0 2 0 2
         
1 2 1 2 2 2 1 1 2 1
A2 H D H D ; ; ; :
0 1 0 1 0 1 0 2 0 2

(c) Die Menge aller Linksnebenklassen ist damit

fA H j A 2 Gg D fH; A1 H; A2 H g :

Damit gilt ŒG W H  D 3 und somit 12 D jGj D ŒG W H  jH j D 3  4.


(d) Nach dem Satz von Lagrange kommen für Untergruppen U die Ordnungen d 2
f1; 2; 3; 4; 6; 12g (das sind alle Teiler von 12) infrage. Im vorliegenden Beispiel gibt
es auch zu jedem Teiler eine Untergruppe (das muss keineswegs so sein, ist hier aber
zufällig so); es gilt:
 
1 0
d D1W U D :
0 1
       
1 0 2 0 1 0 1 0
d D2W U D ; oder U D ; :
0 1 0 1 0 1 0 2
     
1 0 1 1 1 2
d D3W U D ; ; :
0 1 0 1 0 1
       
1 0 2 0 1 0 2 0
d D4W U D ; ; ; :
0 1 0 1 0 2 0 2
           
1 0 1 1 1 2 2 0 2 1 2 2
d D6W U D ; ; ; ; ; :
0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 2
d D 12 W U DG:
Normalteiler und Faktorgruppen 4

4.1 Aufgaben

4.1  Man gebe alle Normalteiler der Gruppen S3 und S4 an.

4.2  Bestimmen Sie die Normalisatoren aller Untergruppen der S3 .

4.3  Begründen Sie: Sind U und N Normalteiler einer Gruppe G, so auch U N .

T
4.4  Zeigen Sie: Für jede Untergruppe U einer Gruppe G ist a2G a U a1 ein Nor-
malteiler von G.

4.5  Es sei U Untergruppe einer Gruppe G. Zeigen Sie: Gibt es zu je zwei Elementen
a; b 2 G ein c 2 G mit .a U / .b U / D c U , so ist U ein Normalteiler von G.

4.6  Eine Untergruppe U einer Gruppe G heißt charakteristisch, wenn '.U / U


für jedes ' 2 Aut G gilt. Begründen Sie:

(a) Jede charakteristische Untergruppe ist ein Normalteiler.


(b) Jede charakteristische Untergruppe eines Normalteilers von G ist ein Normalteiler
von G.
(c) Ist ein Normalteiler eines Normalteilers von G stets ein Normalteiler von G?

4.7  Begründen Sie: Besitzt eine Gruppe G genau eine Untergruppe der Ordnung k,
so ist diese ein Normalteiler von G.

4.8  Bestimmen Sie alle Normalteiler und zugehörigen Faktorgruppen für die Die-
dergruppe D4 . Was ist das Zentrum von D4 ?
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 27
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_4
28 4 Normalteiler und Faktorgruppen

4.9  Es sei Q D fE; E; I; I; J; J; K; Kg die Quaternionengruppe (sie-
he Beispiel 2.1 (Algebrabuch)). Bestimmen Sie alle Untergruppen und alle Normalteiler
von Q.

4.10  Für reelle Zahlen a; b sei ta; b W R ! R definiert durch ta; b .x/ D a x C b. Es
sei G WD fta; b j a; b 2 R; a 6D 0g. Zeigen Sie:

(a) Die Menge G bildet mit der Komposition von Abbildungen eine Gruppe.
(b) Es ist N WD ft1; b j b 2 Rg Normalteiler in G.
(c) Es gilt G=N Š R n f0g.

4.11  Bestimmen Sie das Zentrum Z.G/ für G D GLn .K/ (n 2 N, K ein Körper).

4.12  Eine Gruppe G heißt metazyklisch, wenn G einen zyklischen Normalteiler N


mit zyklischer Faktorgruppe G=N besitzt. Zeigen Sie: Jede Untergruppe einer metazykli-
schen Gruppe ist metazyklisch.

4.13  Wir setzen als bekannt voraus, dass K D Z=p Z D f0; 1; ; : : : ; p  1g, p
prim, ein Körper mit p Elementen ist (vgl. Satz 5.14 (Algebrabuch)). Offenbar ist die
Menge der invertierbaren oberen .2  2/-Dreiecksmatrizen über K, nämlich
 
a b
GD 2 K 22 j a; c 2 K n f0g; b 2 K ;
0 c

eine Gruppe. Wir betrachten die folgenden Untergruppen N und U von G:


   
a b a 0
N D j a 2 K n f0g; b 2 K und U D j a; c 2 K n f0g :
0 1 0 c

(a) Zeigen Sie, dass N ein Normalteiler von G ist. Ist U auch ein Normalteiler von G?
(b) Begründen Sie, warum G=N Š K  gilt. Hierbei ist K  D K n f0g die multiplikative
Gruppe des Körpers K.
(c) Bestimmen Sie die Untergruppen U N und U \ N .
(d) Bestimmen Sie die Gruppen U N=N und U=.U \ N / so explizit wie möglich. Geben
Sie den gemäß dem 1. Isomorphiesatz existierenden Isomorphismus an.

4.14  Begründen Sie: Ist N ein Normalteiler einer endlichen Gruppe G, so gilt
aŒGWN  2 N für jedes a 2 G.
4.2 Lösungen 29

4.15  Begründen Sie die folgenden Isomorphien mithilfe des Homomorphiesatzes:

(a) GL.n; K/= SL.n; K/ Š .K  ; / für jeden Körper K.


(b) .C=Z; C/ Š .C  ; /.
(c) Zm =Zn Š Zmn für m  n, hierbei wird Zn geeignet als Teilmenge von Zm aufge-
fasst.
(d) C  =En Š C  für n 2 N und En D fz j z n D 1g.

4.2 Lösungen

4.1 Wir benutzen die Bezeichnungen aus Beispiel 3.7 (Algebrabuch).


Es sind fIdg, U1 WD h2 i D fId; 2 g, U2 WD h4 i D fId; 4 g, U3 WD h5 i D fId; 5 g,
N WD h1 i D fId; 1 ; 3 g und S3 alle Untergruppen der symmetrischen Gruppe S3 .
Da triviale Untergruppen stets Normalteiler sind, sind fIdg und S3 Normalteiler in S3 . Au-
ßerdem ist N ein Normalteiler: Dies folgt aus der Lösung zu Aufgabe 3.2 oder Lemma 4.2
(Algebrabuch), da N den Index 2 in S3 hat. Keine der drei zweielementigen Untergruppen
U1 ; U2 ; U3 ist ein Normalteiler in S3 : Beachte Aufgabe 3.2, in der gezeigt wurde, dass bei
diesen Untergruppen jeweils Linksnebenklassen existieren, die keine Rechtsnebenklassen
sind, sprich: Diese Untergruppen sind keine Normalteiler.
Die symmetrische Gruppe S4 der Ordnung 24 besitzt 30 verschiedene Untergruppen. Zwei
unter ihnen sind Normalteiler:

 V4 D fId; 1 ; 2 ; 3 g mit
     
1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4
1 D 2 1 4 3 ; 2 D 3 4 1 2 ; 3 D 4 3 2 1 :

 A4 WD fId; 1 ; : : : ; 11 g mit 1 ; : : : ; 3 2 V4 und


     
1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4
4 D 1 3 4 2 ; 5 D 1 4 2 3 ; 6 D 2 3 1 4 ;
     
1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4
7 D 2 4 3 1 ; 8 D 3 1 2 4 ; 9 D 3 2 4 1 ;
   
1 2 3 4 1 2 3 4
10 D 4 1 3 2 ; 11 D 4 2 1 3 :

Da A4 den Index 2 in S4 hat, ist A4 nach Lemma 4.2 (Algebrabuch) Normalteiler der
symmetrischen Gruppe S4 ist.
Den Nachweis, dass V4 ein Normalteiler ist, kann man mit viel Aufwand direkt führen,
eleganter ist ein kleiner Trick durch Vorgriff auf das Lemma 9.1 (Algebrabuch), dessen
30 4 Normalteiler und Faktorgruppen

Nachweis wir auch mit den bisher entwickelten Methoden führen können. Die Elemente
aus V4 sind neben Id genau die Doppeltranspositionen

1 D .1 2/ .3 4/ ; 2 D .1 3/ .2 4/ ; 3 D .1 4/ .2 3/ :

Nach Lemma 9.1 (Algebrabuch) ist



1 für jedes  2 V4 und jedes
2 S4 wieder
eine Doppeltransposition, also wieder ein Element in V4 . Das begründet bereits, dass V4
ein Normalteiler in S4 ist.

Nun fehlt noch der Nachweis, dass es keine weiteren Normalteiler in der S4 gibt. Diesen
aufwendigen Nachweis ersparen wir uns.

4.2 Wir benutzen die Bezeichnungen aus Beispiel 3.7 (Algebrabuch).

 Für die trivialen Untergruppen gilt: NS3 .fIdg/ D S3 und NS3 .S3 / D S3 .
 Für die zweielementigen Untergruppen U1 ; U2 ; U3 gilt: Nach Lemma 4.5 (Algebra-
buch) ist NS3 .Ui / eine Untergruppe von S3 für jedes i D 1; 2; 3. Da Ui NS3 .Ui /
gilt, bleibt nach Beispiel 3.7 (Algebrabuch) nur die Wahl

NS3 .Ui / D Ui oder NS3 .Ui / D S3 :

Aber aus NS3 .Ui / D S3 folgt mit Lemma 4.6 (Algebrabuch) der Widerspruch Ui E S3
(beachte Aufgabe 4.1). Also gilt NS3 .Ui / D Ui für i D 1; 2; 3.
 Für die dreielementige Untergruppe V gilt: Nach Aufgabe 4.1 ist V ein Normalteiler
von S3 . Also gilt NS3 .V / D S3 nach Lemma 4.6 (Algebrabuch).

4.3 Nach Lemma 4.4 (Algebrabuch) ist U N eine Untergruppe von G. Es sei a 2 G.
Nach Voraussetzung gelten dann die Inklusionen a U a1 U und a N a1 N . Damit
gilt auch a U N a1 D a U a1 a N a1 U N . Somit ist U N ein Normalteiler in G.

4.4 Die Lösung ist ganz einfach, wenn U ein Normalteiler von G ist, da in diesem Fall
a U a1 D U , also
\
a U a1 D U
a2G

gilt. Wir setzen nun (wie in der Aufgabenstellung verlangt) voraus, dass U nur eine Unter-
T
gruppe von G ist. Wir setzen V WD a2G a U a1 . Da für jedes a 2 G die Menge a U a1
eine Untergruppe von G ist, ist V als Durchschnitt von Untergruppen von G eine Unter-
gruppe von G. Es sei x 2 G. Wir zeigen x V x 1 D V , woraus sofort die Behauptung
V E G folgt.
4.2 Lösungen 31

Im folgenden Schluss benutzen wir, dass für jedes x 2 G gilt fx a j a 2 Gg D fa j a 2 Gg:


\ \
x V x 1 D .x a/ U .x a/1 D a U a1 D V :
a2G a2G

Somit ist V ein Normalteiler von G.

4.5 Eine Bemerkung vorab: Laut Lemma 4.7 (Algebrabuch) gibt es zu a; b 2 G stets ein
c 2 G, nämlich c D a b, mit .a U / .b U / D c U , falls U ein Normalteiler ist. In dieser
Aufgabe ist zu zeigen, dass U auch ein Normalteiler sein muss, wenn das Komplexprodukt
.a U / .b U / auf der Menge G=N der Nebenklassen eine innere Verknüpfung ist.
Diese Bemerkung lässt uns auch gleich vermuten: Falls denn tatsächlich für a; b 2 G
gilt .a U / .b U / D c U für ein c 2 G, so wird man doch vermutlich c D a b wählen
können. Diese Vermutung bestätigen wir vorab: Es seien a; b 2 G und U  G; ferner
gelte .a U / .b U / D c U für ein c 2 G. Wegen a b D a e b e 2 .a U / .b U / D c U gilt
a b U c U und somit a b U D c U .
Nun zur eigentlichen Behauptung: Zu zeigen ist, dass für jedes x 2 G gilt x 1 U x U .
Ein Blick auf die Voraussetzung und das bisher begründete Resultat .a U / .b U / D c U D
a b U liefert nun mit a D x 1 und b D x (x beliebig aus G):

x 1 U x D x 1 U x e .x 1 U / .x U / D x 1 x U D U :

4.6 (a) Da für jedes a 2 G der innere Automorphismus a W x 7! a x a1 ein Automor-
phismus ist, ist jede charakteristische Untergruppe U von G ein Normalteiler von G, da
a U a1 D a .U / U für jedes a 2 G.
(b) Es sei U eine charakteristische Untergruppe eines Normalteilers N von G. Da
a N a1 D N für jedes a 2 G gilt, ist a für jedes a 2 G ein Automorphismus von
N . Da U charakteristisch in N ist, gilt folglich a U a1 D a .U / U für jedes a 2 G,
d. h. U ist ein Normalteiler von G.
(c) Nein. In der Diedergruppe D aus Aufgabe 3.11 ist W4 ein Normalteiler von U3 und U3
ein solcher von D (jeweils als Untergruppen vom Index 2). Aber W4 ist kein Normalteiler
von D, da etwa .1 4/ .1 3/ .1 4/ 62 W4 gilt.
Wir fassen die Resultate aus (b) und (c) prägnant zusammen:

U charakteristisch in N ) U E G ;
U N EG )
U EN » U EG:

4.7 Es sei N eine Untergruppe der Ordnung k von G. Dann ist für jedes a 2 G auch
a N a1 eine Untergruppe von G; und es gilt ja N a1 j D k, da ' W x 7! a x a1 eine
Bijektion von N auf a N a1 ist. Es folgt a N a1 D N für jedes a 2 G, da N die einzige
Untergruppe der Ordnung k ist. Somit ist N ein Normalteiler in G.
32 4 Normalteiler und Faktorgruppen

4.8 Die Untergruppen der D4 kennen wir bereits aus Aufgabe 3.11. Dort haben wir zwar
die Diedergruppe als Untergruppe der S4 angegeben, aber mit den bisher entwickelten
Methoden, können wir die in Aufgabe 3.11 erzielten Ergebnisse leicht nutzen: Wir stellen
die Gruppen D aus Aufgabe 3.11 und D4 aus Abschn. 3.1.5 (Algebrabuch) gegenüber:

D D fId; .1 2/ .3 4/; .1 3/; .1 4 3 2/; .1 2 3 4/; .2 4/; .1 4/ .2 3/; .1 3/ .2 4/g ;


D4 D fId; ˛; ˇ; ˛ ˇ; ˇ 2 ; ˛ ˇ 2 ; ˇ 3 ; ˛ ˇ 3 g :

Laut Abschn. 3.1.5 (Algebrabuch) permutieren ˛ bzw. ˇ die Ecken f1; i; 1;  ig (die
wir mit den Zahlen 1; 2; 3; 4 durchnummerieren) wie folgt:

˛ $ .2 4/ und ˇ $ .1 2 3 4/ :

Wir rechnen nun einfach nach und erhalten die weiteren Zuordnungen (also einen Isomor-
phismus zwischen D und D4 ):

ˇ 2 $ .1 3/ .2 4/ ; ˇ 3 $ .1 4 3 2/ ; ˛ ˇ D .1 4/ .2 3/ ; ˛ ˇ 2 D .1 3/ ; ˛ ˇ 3 D .1 2/ .3 4/ :

Also ist die Gruppe D aus Aufgabe 3.11 isomorph zur Diedergruppe D4 . Wir kennen also
den Untergruppenverband von D4 aus Aufgabe 3.11, wir verwenden die dort benutzten
Bezeichnungen für die Untergruppen, wählen aber die Elemente aus der D4 per obiger
Zuordnung:
Neben den trivialen Untergruppen fIdg und D4 hat die D4 die Untergruppen:

W1 D hˇ 2 i; W2 D h˛ ˇ 3 i; W3 D h˛ ˇi; W4 D h˛ ˇ 2 i; W5 D h˛i

der Ordnung 2 und

U1 D hˇi; U2 D h˛ ˇ 3 ; ˛ ˇi; U3 D h˛ ˇ 2 ; ˛i

der Ordnung 4.
Die Untergruppen U1 , U2 , U3 vom Index 2 sind Normalteiler, die Faktorgruppe D4 =Ui ist
für jedes i D 1; 2; 3 zu Z2 isomorph.
Weiter ist die zweielementige Untergruppe W1 D hˇ 2 i ein Normalteiler, da

˛ ˇ i ˇ 2 .˛ ˇ i /1 D ˇ 2 2 hˇ 2 i für alle i D 0; : : : ; 3 :

Die Faktorgruppe D4 =W1 D fW1 ; ˛ W1 ; ˇ W1 ; ˛ ˇ W1 g ist eine Klein’sche Vierergruppe.


Die weiteren jeweils zweielementigen Untergruppen W2 ; W3 ; W4 ; W5 sind keine Normal-
teiler. Für den folgenden Nachweis dieser Tatsache beachte die Relationen

˛ ˇ ˛ 1 D ˇ 1 ; ˛ ˇ D ˇ 1 ˛ ; ˇ ˛ D ˛ ˇ 1

aus Abschn. 3.1.5 (Algebrabuch) und ˛ 1 D ˛:


4.2 Lösungen 33

 Zu W2 : ˛ .˛ ˇ 3 / ˛ D ˛ ˇ 2
6 W2 ,  Zu W4 : ˇ .˛ ˇ 2 / ˇ 1 D ˛ 62 W4 ,
 Zu W3 : ˛ .˛ ˇ/ ˛ D ˛ ˇ 3 62 W3 ,  Zu W5 : ˇ ˛ ˇ 1 D ˛ ˇ 2 62 W5 .

Das Zentrum Z.D4 / ist ein Normalteiler in D4 , nach obiger Rechnung gilt hˇ 2 i Z.D4 /.
Da offenbar keine der Untergruppen U1 ; U2 ; U3 das Zentrum sein kann, bleibt nur hˇ 2 i D
Z.G/ übrig.

Bemerkung Ein elegantes Argument liefert Aufgabe 5.6: Da D4 =Ui zyklisch ist, D4
aber nicht abelsch ist, kann keines der Ui das Zentrum sein.

4.9 Für jede Untergruppe U  G ist jU j ein Teiler von jQj D 8, also jU j 2 f1; 2; 4; 8g.

 Q besitzt genau eine Untergruppe der Ordnung 1, nämlich fEg.


 Q besitzt genau eine Untergruppe der Ordnung 8, nämlich Q.
 Da Q genau ein Element der Ordnung 2 enthält, nämlich das Element E, besitzt Q
genau eine Untergruppe der Ordnung 2, nämlich hEi.
 Da Q genau 6 Elemente der Ordnung 4 enthält, nämlich ˙I; ˙J; ˙K, von denen
jeweils zwei zueinander invers sind, es gilt nämlich I .I / D J .J / D K .K/ D
E (siehe Beispiel 2.1 (Algebrabuch)), und somit die gleiche Untergruppe erzeugen,
besitzt Q genau 3 Untergruppen der Ordnung 4, nämlich hI i, hJ i, hKi. Damit haben
wir alle Untergruppen von Q gefunden.

Die Untergruppen der Ordnung 1 und 8 sind trivialerweise Normalteiler von Q. Da die
Untergruppe der Ordnung 2 die einzige Untergruppe dieser Ordnung ist, ist sie ebenfalls
ein Normalteiler von Q (sogar eine charakteristische Untergruppe). Die Untergruppen der
Ordnung 4 haben alle den Index 2 und sind somit ebenfalls Normalteiler von Q. Also sind
alle Untergruppen von Q Normalteiler von Q.

4.10 (a) Für a; a0 2 R n f0g und b; b 0 2 R gilt

ta; b ta0 ; b 0 D taa0 ; ab 0 Cb ; t1; 0 ta; b D ta; b D ta; b t1; 0 ; ta1 ; a1 b ta; b D t1; 0 :

Folglich ist die Komposition eine innere Verknüpfung von G, das Element t1; 0 ein neutra-
les Element von G und jedes Element ta; b aus G invertierbar mit Inversem ta1 ; a1 b . Da
die Komposition von Abbildungen assoziativ ist, ist also G eine Gruppe.
(b) Da für beliebige a 2 R n f0g und b; c 2 R gilt:

ta; c t1; b ta1 ; a1 c D t1; d

für ein d 2 R, ist N ein Normalteiler von G.


(c) Es ist ' W G ! R n f0g, ta; b 7! a ein Epimorphismus mit Kern N . Mit dem Homo-
morphiesatz folgt G=N Š R n f0g.
34 4 Normalteiler und Faktorgruppen

4.11 Das Zentrum Z.G/ ist die Menge

Z.G/ D fA 2 G j A B D B A für alle B 2 Gg :

Aus der linearen Algebra ist bekannt, dass das Zentrum von K nn die Vielfachen der
Einheitsmatrizen bilden, sprich

Z.K nn/ D fA 2 K nn j A B D B A für alle B 2 K nn g D f En j  2 Kg :

Der Vollständigkeit halber wiederholen wir diesen Beweis:


Die Inklusion
ist klar. Es sei also A D .aij / 2 Z.K nn /. Mit Ekl bezeichnen wir
im Folgenden die Matrix aus K nn, deren .k; l/-ter Eintrag eine Eins ist und deren rest-
liche Einträge Nullen sind. Für alle k; l D 1; 2; : : : ; n gilt dann: A Ekl D Ekl A, also
Pn Pn Pn Pn
D1 aij Eij Ekl D Pi;j D1 aij Ekl Eij und somit
i;j P i;j D1 aij ıj k Ei l D i;j D1 aij ıli Ekj ,
also niD1 ai k Ei l D jnD1 alj Ekj . Also: ai k D 0 für alle i ¤ k und akk Ekl D al l Ekl
für alle k; l. Also aij D 0 für alle i ¤ j und a11 D    D ann .)
Wir zeigen nun:
Z.G/ D f En j  2 K n f0gg:

: Wegen  En B D B  En für alle B 2 GLn .K/ gilt diese Inklusion.


: Es sei A 2 Z.G/. Dann vertauscht A mit allen Matrizen En C Eij für alle i ¤ j 2
f1; : : : ; ng. Also vertauscht A auch mit allen Matrizen En C Eij  En D Eij für alle
i ¤ j 2 f1; : : : ; ng. Schließlich vertauscht A auch mit allen Matrizen Ei i D Eij Ej i
für alle i D 1; : : : ; n. Also ist A 2 Z.K nn / und somit existiert ein  2 K n f0g mit
A D  En .

4.12 Es sei G metazyklisch mit einem zyklischen Normalteiler N , für den G=N zyklisch
ist. Wir wählen eine Untergruppe U von G und zeigen, dass U metazyklisch ist, d. h., dass
sie einen zyklischen Normalteiler V enthält, für den U=V wieder zyklisch ist.
Für V bietet sich U \ N an, diese Untergruppe der zyklischen Gruppe N ist nämlich
wieder zyklisch. Und nach dem 1. Isomorphiesatz 4.12 (Algebrabuch) ist V D U \ N ein
Normalteiler von U . Zu zeigen bleibt, dass U=V zyklisch ist.
Wir schreiben U=V wieder aus: U=V D U=U \ N und beachten erneut den 1. Isomor-
phiesatz 4.12 (Algebrabuch). Es gilt hiernach

U=U \ N Š U N=N ;

und U N=N ist als Untergruppe der zyklischen Gruppe G=N natürlich wieder zyklisch,
also auch U=V .
Es ist also z. B. jede Diedergruppe Dn D h˛; ˇi mit o.˛/ D 2 und o.ˇ/ D n metazy-
klisch, da hˇi ein zyklischer Normalteiler von Dn mit zyklischer Faktorgruppe Dn =hˇi
ist.
4.2 Lösungen 35
a b x y
4.13 (a) Es seien A D 0 c 2 G und B D 0 1 2 N . Dann gilt:
      
a b x y c b acx abx C a2 y C ab
A B A1 D a1 c 1 D a1 c 1
0 c 0 1 0 a 0 ac
 
x yQ
D 2N;
0 1

hierbei haben wir yQ WD bxc 1 C ayc 1 C bc 1 2 K gesetzt. Damit ist bereits gezeigt,
dass N ein Normalteiler von G ist.
Nun zu U : Wir unterscheiden die Fälle p D 2 und p 6D 2.
1. Fall: p D 2. Dann gilt U D fE2 g mit der Einheitsmatrix E2 . In diesem Fall ist U
natürlich ein Normalteiler von G.
 
2. Fall: p > 2: In diesem Fall ist U kein Normalteiler von G, denn mit A D 10 11 2 G
und B D 20 01 2 U gilt:
     
1 1 2 0 1 1 2 1
A B A1 D D …U:
0 1 0 1 0 1 0 1

(b) Wir begründen diese Isomorphie mit dem Homomorphiesatz und benötigen dafür
einen surjektiven Homomorphismus ' W G ! K  mit Kern.'/ D N ; betrachte die
Abbildung:  
 a b
'WG!K ; 7! c :
0 c
Wegen c 6D 0 ist ' wohldefiniert.
 1 0  Diese Abbildung ' ist auch surjektiv, da für jedes

c 2 K mit der Matrix A D 0 c 2 Goffenbar '.A/ D c erfüllt ist. Weiter ist ' ein
0 0
Homomorphismus: Für beliebige a0 bc ; a0 bc 0 2 G gilt:
  0   0     0 
a b a b0 aa  a b a b0
' D' D cc 0 D ' ' :
0 c 0 c0 0 cc 0 0 c 0 c0

Und schließlich gilt Kern.'/ D N , da


     
a b a b a b
Kern.'/ D 2 G j' D1 D j a 2 K  ; b 2 K D N:
0 c 0 c 0 1

Nun folgt die Behauptung mit dem Homomorphiesatz 4.10 (Algebrabuch).


(c) Zu bestimmen sind

U N D fA B 2 G j A 2 U; B 2 N g sowie U \ N D fA 2 G j A 2 U ^ A 2 N g :
36 4 Normalteiler und Faktorgruppen
a 0 x y 
Sind A D 0 c 2 U und B D 0 1 2 N , so schöpft man wegen
    
a 0 x y ax ay
AB D D
0 c 0 1 0 c

schnell den Verdacht, dass wegen der Invertierbarkeit von a die Gleichheit G D U N gilt.
Es folgt eine Begründung dieser Tatsache:
 
Natürlich gilt U N G. Es sei nun C D a0 bc 2 G. Setze
   
a 0 1 a1 b
A WD 2 U und B WD 2N:
0 c 0 1

Dann gilt     
a 0 1 a1 b a b
AB D D DC:
0 c 0 1 0 c
Das begründet G U N und damit G D U N .
Für U \ N gilt offenbar
 
a 0
U \N D j a 2 K :
0 1

(d) Nach (c) gilt U N=N D G=N . Wir bestimmen nun eine möglichst explizite  Darstel-
lung von G=N D fA N j A 2 Gg, also der Nebenklassen A N mit A D a0 bc 2 G:
    
a b x y ax ay C b
AN D j x; y 2 K; x 6D 0 D j x; y 2 K; x 6D 0
0 c 0 1 0 c
 0 0
  
x y  
D j x 0 ; y 0 2 K; x 0 6D 0 D :
0 c 0 c

Also gilt:
 
x0 y0
G=N D fA N j A 2 Gg D j x 0 ; y 0 2 K; x 0 6D 0 j c 2 K 
0 c
 
 
D j c 2 K :
0 c

  \ N/ D
Wir bestimmen nun analog eine möglichst explizite Darstellung von U=.U
fA .U \ N / j A 2 U g, also der Nebenklassen A .U \ N / mit A D a0 0c 2 U . Es
gilt:
  0   0 
a 0 a 0 aa 0
A .U \ N / D j a0 2 K  D j a0 2 K 
0 c 0 1 0 c
 00   
a 0  0
D j a00 2 K  D :
0 c 0 c
4.2 Lösungen 37

Also gilt:
 00 
a 0 00 
U=.U \ N / D fA N j A 2 Gg D ja jc 2 K
0 c
 
 0
D j c 2 K :
0 c

Der gemäß dem 1. Isomorphiesatz existierende Isomorphismus lautet in dieser Notation


   
   0
7! :
0 c 0 c

4.14 Nach dem kleinen Satz 3.11 (Algebrabuch) von Fermat gilt ajGj D eG für jedes
a einer endlichen Gruppe G. Da ŒG W N  die Ordnung der endlichen Gruppe G=N ist,
besagt der kleine Satz von Fermat .a N /ŒGWN  D aŒGWN N D N für jedes a 2 G, da N das
neutrale Element in G=N ist. Das bedeutet aber aŒGWN  2 N .

4.15 Um eine Isomorphie der Art G=U Š H mithilfe des Homomorphiesatzes 4.10
(Algebrabuch) nachzuweisen, ist ein surjektiver Homomorphismus G ! H mit Kern U
anzugeben. Wir tun das bei den angegebenen Beispielen:
(a) Es ist det W GL.n; K/ ! K  ein surjektiver Homomorphismus mit Kern.det/ D
SL.n; K/. Also gilt GL.n; K/= SL.n; K/ Š .K  ; /.
(b) Es ist ' W .C; C/ ! .C  ; / mit z 7! e2 i z ein surjektiver Homomorphismus mit
Kern.'/ D Z, also gilt .C=Z; C/ Š .C  ; /.
(c) Es ist ' W Zm ! Zmn , .a1 ; : : : ; am / 7! .anC1 ; : : : ; am / ein surjektiver Homo-
morphismus mit Kern.'/ D f.a1 ; : : : ; an ; 0; : : : ; 0/ 2 Zm j ai 2 Zg, wobei dieser per
Identifikation als Zn aufgefasst werden kann, also gilt Zm =Zn Š Zmn .
(d) Es ist ' W C  ! C  , z 7! z n ein surjektiver Homomorphismus mit Kern.'/ D En D
fz 2 C j z n D 1g, also gilt C  =En Š C  .
Zyklische Gruppen 5

5.1 Aufgaben

5.1  Geben Sie einen weiteren Beweis von Lemma 5.1 (Algebrabuch) an.

5.2  Man bestimme den Untergruppenverband der additiven Gruppe Z360 .

5.3  Die Gruppe Z 54 ist zyklisch. Geben Sie ein erzeugendes Element a an und
ordnen Sie jedem x 2 Z 54 ein k 2 N mit 0  k < o.a/ zu, für das a D x gilt (der
k

Logarithmus zur Basis a). Welche Elemente von Z 54 sind Quadrate?

5.4  Welche der folgenden Restklassen sind invertierbar? Geben Sie eventuell das
Inverse an.

(a) 222 C 1001 Z, (b) 287 C 1001 Z, (c) 1000 C 1001 Z.

5.5  Berechnen Sie den größten gemeinsamen Teiler d von 33.511, 65.659 und
2.072.323 sowie ganze Zahlen r; s; t mit 33:511 r C 65:659 s C 2:072:323 t D d .

5.6  Es sei G eine Gruppe mit dem Zentrum Z.G/. Zeigen Sie: Ist G=Z.G/ zy-
klisch, so ist G abelsch.

5.7  Begründen Sie:

(a) Jede endlich erzeugte Untergruppe von .Q; C/ ist zyklisch.


(b) Für jedes Erzeugendensystem X von Q und jede endliche Teilmenge E von X ist auch
X n E ein Erzeugendensystem. Insbesondere besitzt Q kein minimales Erzeugenden-
system.

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40 5 Zyklische Gruppen

5.8  Man zeige:


P
(a) Für jede natürliche Zahl n gilt n D '.d /, wobei über alle Teiler d 2 N von n
summiert wird. Hinweis: Man betrachte für jede zyklische Untergruppe U von Zn
die Menge C.U / aller erzeugenden Elemente von U .
(b) Eine endliche Gruppe G der Ordnung n ist genau dann zyklisch, wenn es zu jedem
Teiler d von n höchstens eine zyklische Untergruppe der Ordnung d von G gibt.

5.2 Lösungen

5.1 Es sei U eine Untergruppe von G. Im Fall U D feg ist U zyklisch, U D hei. Daher
kümmern wir uns nun um den Fall U 6D feg.

Es sei n die kleinste natürliche Zahl mit e 6D an 2 U . Ein solches n existiert auch in
der Tat. Ist nämlich ak 2 U für ein k 2 Z, so ist auch ak 2 U . Nun begründen wir
U D han i, damit ist dann alles gezeigt.

Es gilt han i U : Mit an sind nämlich auch alle Potenzen von an in U .

Es gilt U han i: Aus ak 2 U mit k D q n C r 2 Z und 0  r < t (Division mit Rest)


folgt:
ar D akq n D ak .an /q 2 U ;

sodass r D 0 gilt wegen der Minimalität von n; d. h.

ak D aq n D .an /q 2 han i :

Das beweist U han i. Schließlich gilt die Gleichheit U D hani.

5.2 Es ist Z360 eine zyklische Gruppe der Ordnung 360. Nach Lemma 5.2 (Algebrabuch)
ist der Untergruppenverband durch die Teiler von 360 bestimmt. Die Teiler von 360 sind:
1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 12, 15, 18, 20, 24, 30, 36, 40, 45, 60, 72, 90, 120, 180, 360. Also hat
Z360 die 24 Untergruppen: h0i, h180i, h120i, h90i, h72i, h60i, h45i, h40i, h36i, h30i, h24i,
h20i, h18i, h15i, h12i, h10i, h9i, h8i, h6i, h5i, h4i, h3i, h2i, h1i. Weitere Untergruppen gibt
es nicht.

5.3 Die Tatsache, dass Z 54 zyklisch ist, wird sich im Laufe der Rechnung herausstellen.
Auch die Bestimmung von jZ 54 j D '.54/ (die Euler’sche '-Funktion) ergibt sich neben-
bei. Natürlich könnte man auch einfach die Anzahl jener k  54 aus N ermitteln, die zu
54 D 2  33 teilerfremd sind, wir tun das nicht.
5.2 Lösungen 41

Wie üblich setzen wir x WD x C 54 Z. Da wir ein erzeugendes Element a suchen, wählen
wir ein x 2 Z 54 und ermitteln sukzessive die Potenzen x , k 2 N. Wir beginnen mit 5
k

in Z 
54 (1 ist sicher kein erzeugendes Element, 2, 3 und 4 existieren in Z54 nicht). Wir
rechnen modulo 54 und erhalten

k 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
k
5 1 5 25 17 31 47 19 41 43 1 5 25 17 31 47 19 41 43 1

Also gilt o.5/ D 18. Da wegen ggT.2 n; 54/ > 1 für jedes n 2 N die Gruppe Z 54 D fa 2
Z54 j ggT.a; 54/ D 1g höchstens 27 D 54=2 Elemente haben kann, aber andererseits auch
o.5/ D 18 ein Teiler der Gruppenordnung jZ 
54 j gelten muss, erhalten wir jZ54 j D 18.
 
Damit ist begründet, dass a D 5 ein erzeugendes Element von Z54 ist: h5i D Z54 .

Obige Tabelle führt in der zweiten Zeile die verschiedenen Elemente aus Z
54 auf, es sind
dies 1, 5, 7 D 47, 11 D 43, 13 D 41, 17, 19, 23 D 31, 25, 29 D 25, 31,
35 D 19, 37 D 17, 41, 43, 47, 49 D 5, 53 D 1. Das laut obiger Tabelle zugehörige
k ist dann der Logarithmus zur Basis a, z. B. gilt mit a D 5:

k D 2 D Loga .25/ ; k D 13 D Loga .23/ ; : : :


k
Es ist x 2 Z 54 genau dann ein Quadrat, wenn in der Darstellung x D 5 mit k 2
f0; : : : ; 17g die Zahl k gerade ist. Damit erhalten wir die Quadrate 1, 25, 31, 19, 43,
5, 17, 47, 41.

Bemerkungen (1) Die Zyklizität von Z 54 entnimmt man auch ganz einfach dem Korol-
lar 14.12 (Algebrabuch) (mit n D 2  33 ).

(2) Auch '.54/ kann man ohne viel Aufwand ermitteln: Nach Lemma 6.10 (Algebrabuch)
gilt '.54/ D '.2/ '.33 / D 2  33  12  23 D 18.

5.4 Ein Element x 2 Zn ist nach Lemma 5.13 (Algebrabuch) genau dann invertierbar,
wenn ggT.n; x/ D 1 gilt. Diese Teilerfremdheit, d. h. ggT.n; x/ D 1, lässt sich leicht mit
dem euklidischen Algorithmus (siehe Abschn. 5.3.3 (Algebrabuch)) verifizieren. Sind n
und x teilerfremd, so bestimme man ganze Zahlen r und s mit 1 D r x C s n. Modulo n
besagt diese Gleichheit 1 D r x. Somit ist r das Inverse von x:

(a) Der euklidische Algorithmus liefert ggT.1001; 222/ D 1 D 55  1001 C 248  222.
Somit gilt 222 C 1001 Z 2 Z1001 , und es gilt

.248 C 1001 Z/ .222 C 1001 Z/ D 1 C 1001 Z ;

sodass 248 C 1001 Z das Inverse zu 222 C 1001 Z ist.


42 5 Zyklische Gruppen

(b) Der euklidische Algorithmus liefert ggT.1001; 287/ D 7. Somit gilt 287 C 1001 Z 62
Z1001 , d. h. 287 C 1001 Z ist nicht invertierbar.

(c) Es ist 1000 1 .mod 1001/, sodass 1000 C 1001 Z in Z


1001 liegt und zu sich selbst
invers ist.

5.5 Es gilt ggT.33:511; 65:659; 2:072:323/ D ggT.ggT.33:511; 65:659/; 2:072:323/.


Der euklidische Algorithmus (siehe Abschn. 5.3.3 (Algebrabuch)) liefert:

ggT.33:511; 65:659/ D 47 D 295  65:659 C .578/  33:511

und dann

ggT.2:072:323; 47/ D 1 D .1/  2:072:323 C 44:092  47 :

Damit erhalten wir

ggT.33:511; 65:659; 2:072:323/ D 1


D 13:007:140  65:659 C .25:485:176/  33:511 C .1/  2:072:323 :

5.6 Da G=Z.G/ zyklisch ist, existiert ein a 2 G mit G=Z.G/ D ha Z.G/i. Es seien
0
b; b 0 2 G. Dann existieren k; k 0 2 Z, c; c 0 2 Z.G/ mit b D ak c und b 0 D ak c 0 .
Demnach gilt:

0 0 0
b b 0 D .ak c/ .ak c 0 / D akCk c c 0 D .ak c 0 / .ak c/ D b 0 b :

Folglich ist G abelsch.

5.7 (a) Es sei U D ha1 ; : : : ; an i eine endlich erzeugte Untergruppe der additiven Gruppe
.Q; C/. Da Q abelsch ist, sind nach dem Darstellungssatz 3.2 (Algebrabuch) die Elemente
von U von der Form
u D 1 a1 C    C n an mit i 2 Z :

Wir bringen diese Zahl u auf einen gemeinsamen Nenner s und erhalten u 2 h 1s i, genauer:
Es seien ai D rsii 2 Q mit ri 2 Z, si 2 N, i D 1; : : : ; n gegeben. Für s WD s1    sn folgt
nun:
˚
˝ ˛
a1 ; : : : ; an 2 1s Z D rs j r 2 Z D 1s :

˝ ˛ ˝ ˛
Somit gilt U D ha1 ; : : : ; an i 1s . Als Untergruppe der zyklischen Gruppe 1s ist U
wieder zyklisch (siehe auch Lemma 5.1 (Algebrabuch)).
5.2 Lösungen 43

(b) Es sei X ein Erzeugendensystem von Q und E vorerst einelementig, E D fxg. Es sei
x D rs , r 2 Z, s 2 N. Zu zeigen ist, dass X n E ein Erzeugendensystem von Q ist, d. h.
x 2 hXi.
0
Nach dem Teil (a) gilt Q 6D hxi D rs Z. Daher existiert x 0 D rs 0 2 X mit r 0 2 Z, s 0 2 N
und x 0 6D x. Es existieren x1 ; : : : ; xn 6D x in X und k1 ; : : : ; kn ; k mit

1
k1 x1 C    C kn xn C k x D :
s2r 0

Es folgt

r 1 X n X n
xD D r0 s r 2 0 D .ki r 0 s r/ xi C k r 0 r 2 D .ki r 0 s r/ xi C .k r 2 s 0 / x 0 ;
s s r i D1 i D1

sodass x 2 hX n fxgi, also Q D hXi hX n fxgi.

Ist nun E D fy1 ; : : : ; yn g eine endliche Teilmenge des Erzeugendensystems X, so sind


nach dem eben Gezeigten auch

X1 D X n fy1 g ; X2 D X1 n fy2 g; : : : ; Xn D Xn1 n fyn g D X n E

Erzeugendensysteme von Q.

5.8 Die Hinweise zur Lösung dieser Aufgabe finden wir in Lemma 5.2 (Algebrabuch) und
Korollar 5.12 (Algebrabuch). Einerseits gilt: Ist G eine zyklische Gruppe mit jGj D n,
so gibt es n Elemente, die jeweils eine zyklische Untergruppe erzeugen. Andererseits gilt:
Zu jedem Teiler d von n gibt es genau eine Untergruppe Ud von Zn mit genau '.d /
Erzeugenden.

Wir teilen die n Elemente von G auf in (disjunkte) Klassen, in denen jeweils die Elemente
liegen, die ein und dieselbe Untergruppe U erzeugen. Etwas formaler: Für jede zyklische
Untergruppe U einer Gruppe G sei C.U / die Menge der erzeugenden Elemente von U .
Dann gilt nach Korollar 5.12 (Algebrabuch) jC.U /j D '.d /, wenn jU j D d 2 N.
Bezeichnet Z die Menge der zyklischen Untergruppen von G, so bildet fC.U / j U 2 Zg
eine Partition von G: Jedes a 2 G erzeugt die zyklische Gruppe hai, sodass a 2 C.hai/,
und kein a erzeugt verschiedene Untergruppen, sodass die Klassen disjunkt sind. Es folgt
P
jGj D jC.U /j, wobei über die verschiedenen Klassen C.U / summiert wird.

(a) Nach Lemma 5.2 (Algebrabuch) besitzt Zn zu jedem Teiler d 2 N von n genau eine
zyklische Untergruppe Ud der Ordnung d . Es folgt
X X
n D jZn j D jC.Ud /j D '.d / :
0<d jn 0<d jn
44 5 Zyklische Gruppen

(b) Aufgrund von Lemma 5.2 (Algebrabuch) ist nur eine Richtung zu zeigen und zwar:
Falls es zu jedem Teiler d von n D jGj höchstens eine zyklische Untergruppe U mit
P
jU j D d gibt, so ist G zyklisch. Nach der Vorbemerkung gilt jGj D U 2Z jC.U /j. Da es
aber zu jedem Teiler d von n D jGj höchstens eine Untergruppe dieser Ordnung d gibt,
erhalten wir mit dem Teil (a) dieser Aufgabe:
X X
n D jGj D jC.U /j  '.d / D n ;
U 2Z 0<d jn

sodass also D anstelle  in dieser Ungleichung zu setzen ist. Und das bedeutet, dass eine
zyklische Untergruppe der Ordnung n existiert. Somit ist G zyklisch.
Direkte Produkte 6

6.1 Aufgaben

6.1  Begründen oder widerlegen Sie:

(a) Z8 Š Z2  Z4 .
(b) Z8 Š Z2  V für die Klein’sche Vierergruppe V .

6.2  Man bestimme Gruppen U und N mit

(a) Z4 Š U  N .
(b) Zpk Š U  N für eine natürliche Zahl k und Primzahl p.

6.3  Man zeige: Jede Gruppe der Ordnung 4 ist entweder zu Z4 oder zu Z2  Z2
isomorph.

6.4  Es sei N ein Normalteiler einer Gruppe G. Man zeige: Es ist G genau dann
das innere direkte Produkt G D U N , U \ N D feg, von N mit einem Normalteiler U ,
wenn es einen Homomorphismus ˇ W G ! N gibt, dessen Restriktion ˇN W N ! N ,
ˇN .x/ D ˇ.x/ ein Isomorphismus ist.

6.5  Es seien U; N Normalteiler der endlichen Gruppe G mit teilerfremden Ord-


nungen und jGj D jU j  jN j. Zeigen Sie:

(a) G D U ˝ N .
(b) Aut.G/ Š Aut.U /  Aut.N /.

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46 6 Direkte Produkte

6.6  Bestimmen Sie die Lösungsmenge des folgenden Systems simultaner Kongru-
enzen:
X 7 .mod 11/ ; X 1 .mod 5/ ; X 18 .mod 21/ :

6.7  Es sei S1 WD fz 2 C j z z D 1g der Einheitskreis. Zeigen Sie:

(a) .S1 ; / ist eine Gruppe, die En WD fz 2 C j z n D 1g für jedes n 2 N als Untergruppe
enthält.
(b) Für RC WD fx 2 R j x > 0g gilt C n f0g Š RC  S1 .
(c) Es gibt einen Isomorphismus ' W R=Z ! S1 .
(d) Bestimmen Sie die Elemente endlicher Ordnung in R=Z und S1 . Bilden sie eine
Gruppe?

6.8  Die Gruppe G sei das direkte Produkt ihrer Untergruppen U und N ; und H
sei eine U umfassende Untergruppe von G. Man zeige, dass H das direkte Produkt der
Untergruppen U und H \ N ist.

6.9  Semidirekte Produkte

(a) Es seien U eine Untergruppe und N ein Normalteiler einer Gruppe G mit G D U N
und U \ N D feG g.
Begründen Sie, dass jedes Element a aus G auf genau eine Weise in der Form u v mit
u 2 U und v 2 N dargestellt werden kann und dass G=N zu U isomorph ist. Man
nennt G das semidirekte Produkt von U mit N . n  o
(b) Es seien ein Körper K und die Teilmengen G WD a0 bc j a; c 2 K n f0g; b 2 K ,
n  o n  o
N WD 10 b1 j b 2 K und U WD a0 c0 j a; c 2 K n f0g von GL2 .K/ gegeben.
Zeigen Sie, dass G, U und N die Bedingungen aus (a) erfüllen. Ist U ein Normalteiler
von G?

6.2 Lösungen

6.1 (a), (b) In der Gruppe Z8 gibt es ein Element der Ordnung 8, nämlich 1 (Z8 ist
zyklisch). Die Elemente der Gruppe Z2  Z4 bzw. Z2  V haben jedoch allesamt eine
Ordnung  4 bzw.  2, d. h.

Z8 6Š Z2  Z4 und Z8 6Š Z2  V :

Auch Korollar 6.11 (Algebrabuch) zeigt unmittelbar, dass Z8 nicht isomorph zu Z2  Z4


bzw. Z2  V ist.
6.2 Lösungen 47

6.2 (a) Es gilt etwa Z4  f0g Š Z4 Š f0g  Z4 . Wegen Korollar 6.11 (Algebrabuch) gibt
es keine nichttriviale Zerlegung Z4 Š U  N mit jU j; jN j > 1.

(b) 1. Fall: p − k. Dann gilt Zpk Š Zp  Zk (beachte Korollar 6.7 (Algebrabuch)).

2. Fall: p j k. Wir setzen p k D p r k 0 mit p − k 0 . Dann gilt Zpk Š Zpr  Zk 0 (beachte


Korollar 6.7 (Algebrabuch)).

6.3 Es sei G eine Gruppe der Ordnung 4.

1. Fall: Es sei G zyklisch. Dann gilt G Š Z4 (siehe Satz 5.3 (Algebrabuch)).

2. Fall: Es sei G nicht zyklisch. Es gibt kein Element der Ordnung 4, also gilt nach dem
Satz von Lagrange a2 D eG für jedes Element a 2 G und das neutrale Element eG von G.
Nun können wir auf Aufgabe 2.9 zurückgreifen: G ist eine Klein’sche Vierergruppe, also
G Š Z2  Z2 .

6.4 )W Es sei G D U ˝ N das innere direkte Produkt der Normalteiler U und N von G.
Dann ist jedes Element x 2 G auf genau eine Weise darstellbar als x D u n mit u 2 U
und n 2 N . Dann ist

ˇ W G D U ˝ N ! N ; x D u n 7! n

wegen
ˇ.x y/ D ˇ.u n uQ n/
Q D ˇ.u uQ n n/
Q D n nQ D ˇ.x/ ˇ.y/

für x D u n; y D uQ nQ mit u; uQ 2 U und n; nQ 2 N ein Homomorphismus. Die Restriktion


ˇN W N ! N erfüllt ˇN .n/ D n für alle N und ist somit ein Isomorphismus von N .

(W Nun sei ˇ ein Homomorphismus mit den angegeben Eigenschaften. Motiviert durch
den ersten Teil dieser Lösung, wählen wir U als Kern des Homomorphismus ˇ. Wir be-
gründen, dass G D U ˝ N gilt.

 U ist ein Normalteiler von G, da U Kern eines Homomorphismus ist (siehe Lemma 4.3
(Algebrabuch)).
 U \ N D feG g, da ˇN ein Isomorphismus ist.
 G D U N : Zu jedem a 2 G existiert wegen ˇ.a/ 2 N ein b 2 N mit ˇN .b/ D
ˇ.b/ D ˇ.a/, d. h. a b 1 2 U . Folglich gilt a 2 U N , womit G U N begründet ist.
Die Inklusion U N G ist klar.

Damit ist G D U ˝ N begründet.


48 6 Direkte Produkte

6.5 (a) Nach Lemma 4.4 (Algebrabuch) ist U N eine Untergruppe von G. Da U; N
Untergruppen von U N sind, sind nach dem Satz von Lagrange die Gruppenordnungen
jU j; jN j Teiler von jU N j, also G D U N wegen der Teilerfremdheit von jU j und jN j.

Wir benutzen wieder den Satz von Lagrange: Es ist jU \ N j ein Teiler von jU j und jN j,
also jU \ N j D 1 erneut wegen der Teilerfremdheit der Ordnungen von U und N . Es
folgt G D U ˝ N .

(b) Nach der Aussage in (a) gilt G D U ˝N . Es sei ' 2 Aut G. Dann gilt '.U /  U ˝N .
Wegen j'.U /j D jU j gilt '.U / D U (man beachte die Teilerfremdheit der Ordnungen
von U und N ). Analog gilt '.N / D N . Wir erhalten eine Abbildung
(
Aut G ! Aut U  Aut N
˚W
' 7! .'jU ; 'jN /

Die Abbildung ˚ ist offenbar ein Homomorphismus. Weiter ist ˚ injektiv, da .'jU ; 'jN /
D .IdU ; IdN / nur für ' D IdG möglich ist. Außerdem ist ˚ surjektiv, da für U 2 Aut U
und N 2 Aut N die Abbildung
(
U ˝N ! U ˝N
W .u 2 U ; v 2 N /
uv 7! U .u/ N .v/

ein Automorphismus von G D U ˝ N ist. Es folgt Aut G Š Aut U  Aut N .

6.6 In Abschn. 6.3.2 (Algebrabuch) haben wir ausführlich das Vorgehen zur Lösungsfin-
dung eines solchen Kongruenzgleichungssystems beschrieben: Es ist L D k C r Z die
gesuchte Lösungsmenge, wobei r D r1 r2 r3 und k D k1 s1 a1 C k2 s2 a2 C k3 s3 a3 mit
den wie folgt gegebenen Zutaten gegeben sind:

 r1 D 11, r2 D 5, r3 D 21
 a1 D 7, a2 D 1, a3 D 18.
 s1 D ar1 D 105, s2 D ar2 D 231, s3 D ar3 D 55.
 – k1 löst s1 X 1 (mod r1 ), etwa k1 D 2,
– k2 löst s2 X 1 (mod r2 ), etwa k2 D 1,
– k3 löst s3 X 1 (mod r3 ), etwa k3 D 13.

P3
Somit gilt k D i D1 ki ai si D 7  2  105 C 1  1  231 C 18  13  55 D 14571, also

L D 14571 C 11  5  21 Z D 711 C 1155 Z :


6.2 Lösungen 49

6.7 (a) Es ist C  D C n f0g bekanntlich eine (multiplikative) Gruppe. Da z 7! jzj D


p
z z ein Homomorphismus ist, es gilt nämlich jz wj D jzj jwj, ist S1 als Kern dieses
Homomorphismus eine (multiplikative) Untergruppe von C  , insbesondere eine Gruppe.
Für jedes n 2 N gilt

a 2 En ) an D 1 ) jajn D 1 ) 1 D jaj D a a :

Somit ist En für jedes n 2 N in S1 enthalten.

(b) Wir benutzen Lemma 6.3 (Algebrabuch): Nach dem Teil (a) ist S1 eine Untergruppe
und als solche ein Normalteiler von C  . Weiter ist auch RC ein Normalteiler von C  .

Wir setzen die Darstellung komplexer Zahlen in Polarkoordinaten .r; '/ als bekannt vor-
aus: Jedes z 2 C  hat die Form

z D r .cos ' C i sin '/ mit r 2 RC und cos ' C i sin ' 2 S1 :

Das zeigt bereits


C  D RC  S 1 :

Wegen RC \ S1 D f1g ist damit C  D RC ˝ S1 begründet. Lemma 6.3 (Algebrabuch)


zeigt nun C  Š RC  S1 .

(c) Es ist ' W x C Z 7! e2 i x ein (wohldefinierter) Isomorphismus von R=Z auf S1 :

Wohldefiniertheit und Injektivität:

e2 i.xy/ D e2 i x e2 i.y/ D 1 , 2  i .x  y/ D 2 k  i für ein k 2 Z


, x  y 2 Z , x CZ D y CZ:

Homomorphie: '..x C Z/ C .y C Z// D '..x C y/ C Z/ D e2 i.xCy/ D e2 i x e2 i y D


'.x C Z/ '.y C Z/.

Die Surjektivität ist klar.


S
(d) Definitionsgemäß ist E D n2N En die Menge der Elemente endlicher Ordnung aus
S1 . Aus a; b 2 E, etwa a 2 Er , b 2 Es , folgt .a b 1 /rs D .ar /s .b s /r D 1. Folglich gilt
E  S1 .

Es ist n .x C Z/ D 0 C Z D Z mit n x 2 Z, d. h. x 2 n1 Z gleichwertig. Es hat also x C Z


S
genau dann endliche Ordnung, wenn x 2 n2N n1 Z, d. h. x 2 Q, d. h. x C Z 2 Q=Z 
R=Z.
50 6 Direkte Produkte

6.8 Zu zeigen ist:

.i/ U; H \ N E H ; .i i/ H D U .H \ N / ; .i i i/ U \ .H \ N / D feg :

Wir sammeln erstmal Informationen aus den Voraussetzungen:

 G D U ˝ N , d. h. U; N E G, G D U N , U \ N D feg.
 U H  G.
 H \ N H; N .

Zu (i): Aus U E G folgt U E H . Weiter gilt für h 2 H :

h .H \ N / h1 D h H h1 \ h N h1 D H \ N ;

sodass H \ N E H (alternativ hätten wir auch den 1. Isomorphiesatz 4.12 (Algebrabuch)


anwenden können).
Zu (ii): Da H G D U N , hat jedes a 2 H die Form a D u v mit u 2 U , v 2 N . Es
folgt wegen U H :

v D u1 a 2 U 1 H H ; d. h. v 2 H \ N :

Somit gilt H U .H \ N /. Wegen U .H \ N / H gilt H D U .H \ N /.


Zu (iii): Aus U \ N D feG g folgt U \ .H \ N / D feG g.
Damit ist alles gezeigt.

6.9 (a) Wegen G D U N hat jedes Element a 2 G die angegebene Form. Aus u v D u0 v 0
mit u; u0 2 U und v; v 0 2 N folgt: u01 u D v 0 v 1 2 U \ N . Folglich gilt u01 u D eG D
v 0 v 1 , d. h. u D u0 , v D v 0 .
Hiernach ist die Abbildung

G ! U
'W mit u 2 U ; v 2 N
uv 7! u

wohldefiniert und surjektiv. Es gilt

'.u v u0 v/ D '.u u0 u01 v u0 v/ D u u0 D '.u v/ '.u0 v 0 / ;

denn u01 v u0 v 0 2 N . Somit ist ' ein Epimorphismus. Ferner gilt:

u v 2 Kern ' , u D e , u v 2 N :
6.2 Lösungen 51

Mit dem Homomorphiesatz 4.10 (Algebrabuch) folgt U D '.G/ Š G= Kern ' D G=N .
 
(b) Offensichtlich sind U  G und N E G. Für a0 bc 2 G gilt:
    
a b a 0 1 b a1
D 2 U N;
0 c 0 c 0 1

also G D U N . Offensichtlich ist U \ N D fE2 g. Also ist G semidirektes Produkt von


U mit N .
Es ist U kein Normalteiler, also G nicht direktes Produkt von U mit N , da:
   
1 1 1 0 1 1
62 U :
0 1 0 0 0 1
Gruppenoperationen 7

7.1 Aufgaben

7.1  Es operiere G auf der Menge X, und es sei x 2 X. Begründen Sie: Der Stabili-
sator Gx ist genau dann ein Normalteiler von G, wenn Gx D Gy für alle y 2 G  x erfüllt
ist.

7.2  Es seien X D f1; 2; 3; 4g und G D V4 WD fId; 1 ; 2 ; 3 g mit


     
1 D 12 21 34 43 ; 2 D 13 24 31 42 ; 3 D 14 23 32 41 :

Es operiert G auf X bezüglich   x WD  .x/. Bestimmen Sie die Bahnen G  2 und G  4


und die Stabilisatoren G2 und G4 .

7.3  Es sei G eine nichtabelsche Gruppe mit jGj D p 3 für eine Primzahl p. Man
zeige: jZ.G/j D p. Hinweis: Benutzen Sie Aufgabe 5.6.

7.4  Es seien G eine Gruppe und U eine Untergruppe. Weiter seien L WD fa U j a 2
Gg und R WD fU a j a 2 Gg die Mengen der Links- bzw. Rechtsnebenklassen. Zeigen
Sie:

(a) G operiert transitiv auf L bzw. R durch

g  .a U / D g a U bzw. g  .U a/ D U a g 1

(dabei heißt eine Operation transitiv auf X, wenn es zu beliebigen x; y 2 X ein


g 2 G mit g  x D y gibt). Warum ist bei der zweiten Operation eine Inversion
notwendig? Wäre auch g  .U a/ WD U a g eine gültige Operation?
(b) Für a 2 G gilt für die Stabilisatoren: Ga U D a U a1 und GU a D a1 U a.
(c) Geben Sie eine Bedingung an, wann die Operationen treu sind.

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 53


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_7
54 7 Gruppenoperationen

7.5  Bestimmen Sie bis auf Isomorphie alle nichtabelschen Gruppen der Ordnung 8.

7.6  Es sei G eine p -Gruppe.

(a) Es sei U ¨ G eine echte Untergruppe von G. Zeigen Sie: U ¨ NG .U /. Hinweis:


vollständige Induktion nach jGj.
(b) Es sei U eine maximale Untergruppe von G, d. h., es ist U ¨ G eine echte Unter-
gruppe von G, und es gibt keine Untergruppe H mit U ¨ H ¨ G. Zeigen Sie, dass
U ein Normalteiler von G ist.

7.7  Zeigen Sie, dass für die multiplikative Gruppe G D .R n f0g; / durch

 W G  R2 ! R2 ; .t; .x; y// 7! t  .x; y/ WD .tx; t 1 y/

eine Operation von G auf R2 gegeben ist. Skizzieren Sie die Bahnen dieser Operation.

7.8  Für einen Körper K und eine natürliche Zahl n wird die projektive spezielle
lineare Gruppe PSLn .K/ WD SLn .K/=Z definiert, wobei

Z WD fa En 2 K nn j a 2 K ; an D 1g:

Weiter sei
P n1 WD fhvi j v 2 K n n f0gg
die Menge aller eindimensionalen Untervektorräume von K n (man nennt P n1 den .n1/-
dimensionalen projektiven Raum über K).

(a) Bestimmen Sie die Mächtigkeiten j GLn .K/j, j SLn .K/j, j PSL2 .K/j und jP n1 j, falls
K ein endlicher Körper mit q Elementen ist.
(b) Zeigen Sie, dass

 W PSLn .K/  P n1 ! P n1 ; .A Z; hvi/ 7! A Z  hvi WD hA vi

mit A 2 SLn .K/, v 2 K n n f0g eine Operation von PSLn .K/ auf P n1 ist.
(c) Wir betrachten nun den Fall n D 2, K D Z3 und den durch die Operation  induzierten
Homomorphismus  W PSL2 .F3 / ! SP 1 . Wir setzen
( * !+ * !+ * !+ * !+)
1 0 1 1
P D p1 WD
1
; p2 WD ; p3 WD ; p4 WD
0 1 1 2

und identifizieren SP 1 mit S4 (indem wir etwa pi mit i identifizieren). Berechnen Sie
     
 10 11 Z 2 S4 und  11 01 Z 2 S4 ;

und folgern Sie, dass  W PSL2 .Z3 / ! A4 ein Isomorphismus ist.


7.2 Lösungen 55

7.2 Lösungen

7.1 Die Idee zur Lösung dieser Aufgabe ist durch Lemma 7.3 (Algebrabuch) motiviert:
Nach dem Teil (a) dieses Lemmas ist Gx eine Untergruppe von G, und nach dem Teil (b)
gilt a Gx a1 D Gax für jedes a 2 G. Damit ist Gx genau dann ein Normalteiler, wenn
Gax D Gx für alle a 2 G gilt. Nun können wir knapp die Lösung formulieren:

Gx D Gy für alle y 2 G  x , Gx D Gax für alle a 2 G


, Gx D a Gx a1 für alle a 2 G
, Gx E G :

7.2 Wegen
Id.2/ D 2; 1 .2/ D 1; 2 .2/ D 4; 3 .2/ D 3

gilt G  2 D f1; 2; 3; 4g D X. Analog erhält man G  4 D X.

Da die Elemente 2 und 4 nur unter der Identität stabil bleiben, aus   2 D 2 folgt nämlich
 D Id, gilt G2 D fIdg D G4 .

Bemerkung Den zweiten Teil hätten wir auch aus dem ersten Teil mit der Bahnenformel
aus Lemma 7.3 (Algebrabuch) folgern können: Da G  2 D 4, gilt ŒG W G2  D 4, also
G2 D fIdg, analog schließt man für G4 .

7.3 Man sammeln zuerst Informationen:

 Z.G/ ist ein Normalteiler von G ) jZ.G/j j p 3 (siehe Lemma 4.11 (Algebrabuch)
und den Satz von Lagrange).
 G ist nicht abelsch ) Z.G/ 6D G, d. h. jZ.G/j 6D p 3 .
 G ist eine p-Gruppe ) Z.G/ 6D feg, d. h. jZ.G/j 6D 1 (siehe Satz 7.7 (Algebrabuch)).
 G=Z.G/ zyklisch ) G abelsch (siehe Aufgabe 5.6).

Da 1; p; p 2 ; p 3 die einzigen Teiler von p 3 sind, muss nach der zweiten und dritten Be-
merkung jZ.G/j D p oder jZ.G/j D p 2 gelten.

Im Fall jZ.G/j D p 2 hätte die Gruppe G=Z.G/ die Ordnung p. Insbesondere wäre
G=Z.G/ zyklisch, nach der vierten Bemerkung also G abelsch. Somit bleibt nur die Mög-
lichkeit jZ.G/j D p.
56 7 Gruppenoperationen

7.4 (a) Es ist  eine Operation von G auf L: Es gilt für alle a; g; h 2 G:

 eG  .a H / D .eG a/ U D a U und
 .g h/  a U D g h a U D g  .h  .a U //.

Die Operation  ist transitiv: Es seien a U; b U 2 L. Dann erfüllt g WD b a1 2 G:

g  .a U / D g a U D b U :

Es ist  eine Operation von G auf R: Es gilt für alle a; g; h 2 G:

 eG  .U a/ D U .a eG1 / D U a und
 .g h/  U a D .U a/ .g h/1 D Ua h1 g 1 D g  .U a h1 / D g  .h  .U a//.

Die Operation  ist transitiv: Es seien U a; U b 2 R. Dann erfüllt g WD b 1 a 2 G:

g  .U a/ D U a g 1 D U b :

Ohne die Inversion erhält man im Allgemeinen keine Operation von G auf R, denn es gilt
für g; h; a 2 G (wenn man die Inversion weglässt):

 .g h/  .U a/ D U a g h,
 g  .h  .U a// D g  .U a h/ D U a h g,

also im Allgemeinen .g h/  .U a/ ¤ g  .h  .U a//. Somit ist durch g  .U a/ WD U g a


im Allgemeinen keine Operation von G auf R definiert.
(b) Für jedes a 2 G gilt:

Ga U D fg 2 G j g  .a U / D a U g GU a D fg 2 G j g  .U a/ D U ag
D fg 2 G j g a U D a U g D fg 2 G j U a g 1 D U ag
D fg 2 G j a1 g a U D U g D fg 2 G j U a g a1 D U g
D fg 2 G j a1 g a 2 U g D fg 2 G j a g a1 2 U g
D fg 2 G j g 2 a U a1 g D fg 2 G j g 2 a1 U ag
D a U a1 D a1 U a :

(c) Wir betrachten ganz allgemein eine Operation  von G auf einer Menge X und den in
Lemma 7.1 (Algebrabuch) erklärten Homomorphismus  W G ! SX , a 7! a , wobei die
Bijektion a W X ! X erklärt ist durch a .x/ D a  x.
7.2 Lösungen 57

Diese Operation ist genau dann treu, wenn  injektiv ist, also genau dann, wenn zu jedem
a 2 G n feG g ein x 2 X existiert mit a  x 6D x, da a im Fall a 6D e nicht die Identität ist.

Nun kommt der Bezug zu den Stabilisatoren ins Spiel: Es gilt Gx D fa 2 G j a  x D xg,
also \
Gx D fa 2 G j a  x D x für alle x 2 Xg :
x2X

Die Operation  ist somit genau dann treu, wenn der Durchschnitt aller Stabilisatoren trivial
ist, d. h. wenn gilt: \
Gx D feg g :
x2X

Angewandt auf die obigen beiden Operationen erhält man:

T
 G operiert genau dann treu auf L, wenn a2G a U a1 D feG g.
T
 G operiert genau dann treu auf R, wenn a2G a1 U a D feG g ist.

7.5 Es sei G eine nichtabelsche Gruppe der Ordnung 8. Weil G eine 2 -Gruppe ist, hat
jedes Element die Ordnung 1, 2, 4 oder 8. Gäbe es ein Element der Ordnung 8, so wäre G
zyklisch, insbesondere abelsch. Hätten alle Elemente von G eine Ordnung kleiner gleich
2, so wäre G nach Aufgabe 3.9 abelsch. Also existiert ein Element b 2 G der Ordnung 4.

Die Untergruppe hbi ist als Untergruppe vom Index 2 ein Normalteiler in G. Die disjunkte
Linksnebenklassenzerlegung nach hbi sei:

G D hbi [ a hbi D feG ; b; b 2 ; b 3 g [ fa; a b; a b 2 ; a b 3 g ;

wobei a 2 G n hbi. Wir ermitteln b a: Angenommen, b a 2 hbi. Dann gilt auch a D


b 3 ba 2 hbi, sodass b a 62 hbi gelten muss. Weiter ist klar, dass b a 6D a, da sonst b D
eG gelten würde. Da G nicht abelsch ist, folgt auch b a 6D a b. Also bleibt nur b a 2
fa b 2 ; a b 3 g. Angenommen, b a D a b 2 . Dann gilt a D b 3 a b 2 D b b b a b 2 D b b a D
b a b 2 . Es folgt der Widerspruch b 3 a b 2 D b a b 2 (hieraus folgt nämlich b 2 D eG ). Also
gilt
b a D a b 3 D a b 1 :

1. Fall: o.a/ D 2. Wir erhalten die Relationen:

a b a1 D b 1 ; a b D b 1 a ; b a D a b 1 :

Damit ist G Š D4 , vgl. Abschn. 3.1.5 (Algebrabuch).

2. Fall: o.a/ D 4. Die Elemente von G sind feG ; b; b 2 ; b 3 g [ fa; a b; a b 2 ; a b 3 g (siehe


oben), und mit der Vertauschungsregel b a D a b 1 (siehe auch oben) erhalten wir als
58 7 Gruppenoperationen

Quadrate der Elemente a b; a b 2 ; a b 3 :

.a b/2 D a b a b D a a b 1 b D a2 ;
.a b 2 /2 D a b 2 a b 2 D a a b 2 b 2 D a2 ;
.a b 3 /2 D a b 3 a b 3 D a a b 3 b 3 D a2 :

Da a2 ein Element der Ordnung 2 ist, muss a2 D b 2 gelten, b 2 ist das einzige Element der
Ordnung 2.
Wir schöpfen den Verdacht, dass G bis auf Isomorphie die Quaternionengruppe Q ist, vgl.
Beispiel 2.1 (Algebrabuch) und Aufgabe 4.9. Einen Isomorphismus erhalten wir durch die
Zuordnung
b$J; a$I:
Die restlichen Elemente von G gehören dann wie folgt zu den restlichen Elementen von
Q:
e $ E ; b 2 $ E ; b 3 $ J ; a b $ K ; a b 2 $ I ; a b 3 $ K :

7.6 Zu Normalisatoren vgl. Abschn. 4.2 (Algebrabuch): Für jede Untergruppe U einer
Gruppe G ist die Untergruppe NG .U / D fa 2 G j a U D U ag von G der Normalisator
von U in G, es gilt
U NG .U /  G :
Es sei G nun eine p-Gruppe mit einer Untergruppe U . Zu zeigen ist:

U ¨ G ) U ¨ NG .U / ; d. h. 9 a 2 NG .U / n U :

Es sei U ¨ G vorausgesetzt.
Fall 1. G ist abelsch. Dann gilt NG .U / D G. Also gilt U ¨ NG .U /.
Fall 2. G ist nicht abelsch. Wir sammeln vorab Informationen:

 feG g ¨ Z.G/ ¨ G (siehe Satz 7.7 (Algebrabuch)).


 Z.G/ NG .U /.
 U NG .U /.

Damit können wir einen Unterfall schnell abhandeln:


Fall 2a. G ist nicht abelsch und es gilt Z.G/ 6 U : Dann gibt es ein a 2 Z.G/nU . Es gilt
a U D U a, also a 2 NG .U /nU , also U ¨ NG .U /.
Fall 2b. G ist nicht abelsch und es gilt Z.G/ U : Wir können in diesem Fall die Un-
tergruppe U WD U=Z.G/ der Faktorgruppe G WD G=Z.G/ betrachten. Wir sammeln
Informationen und setzen zur Vereinfachung der Schreibweise Z WD Z.G/:
7.2 Lösungen 59

 G ist eine p -Gruppe, jGj < jGj.


 U ¨ G.
 a Z D Z a für jedes a 2 G.

Angenommen, es gilt
U ¨ NG .U / : ()
Dann existiert ein a D a Z 2 GnU mit a U D U a. Dies besagt aber wegen a U D
a Z U Z D a U und U a D U Z a Z D U a und a Z 62 U=Z:

a 2 NG .U / und a 62 U ; d. h. a 2 NG .U / n U :

Die Behauptung folgt also aus (), und () können wir als Induktionsbehauptung voraus-
setzen.
(b) Es sei U eine maximale Untergruppe von G. Da U eine echte Untergruppe von G
ist, können wir Teil (a) anwenden, es gilt somit U ¨ NG .U /. Da nun aber NG .U / eine
Untergruppe von G ist mit U ¨ NG .U / G folgt aus der Maximalität von U , dass
NG .U / D G gelten muss. Das bedeutet gerade U E G (siehe auch Lemma 4.6 (Algebra-
buch)).

7.7 Wir zeigen zunächst, dass  eine Gruppenoperation ist: Für alle a; b 2 G und .x; y/ 2
R2 gilt

.ab/  .x; y/ D ..ab/x; .ab/1 y/ D a  .bx; b 1 y/ D a  .b  .x; y// ;

und für das neutrale Element 1 2 G gilt

1  .x; y/ D .1 x; 11 y/ D .x; y/ :

Also ist  tatsächlich eine Operation. Für ein .x0 ; y0 / 2 R2 ist die zugehörige Bahn

G  .x0 ; y0 / D ft  .x0 ; y0 / j t 2 Gg D f.tx0 ; t 1 y0 / j t 2 R n f0gg :

Im Fall x0 y0 ¤ 0 ist das die Menge f.x; y/ 2 R2 j xy D x0 y0 g. Die Bahnen (siehe


Abb. 7.1) sind also
x0 y0
 im Fall x0 y0 ¤ 0 der Graph der Hyperbel R n f0g ! R; x 7! x
, welcher durch
den Punkt .x0 ; y0 / geht,
 im Fall x0 D 0, y0 ¤ 0 die y-Achse ohne den Punkt .0; 0/,
 im Fall x0 ¤ 0, y0 D 0 die x-Achse ohne den Punkt .0; 0/.
 im Fall x0 D y0 D 0, die Menge f.0; 0/g.

Man beachte, wie man so eine Partition von R2 in die Menge aller Bahnen erhält.
60 7 Gruppenoperationen

10

−2

−4

−6

−8

−10
−5 −4 −3 −2 −1 0 1 2 3 4 5

Abb. 7.1 Die Zerlegung des R2 in Bahnen der Operation 

7.8 (a) Es seien K ein Körper mit q Elementen und A D .a1 ; : : : ; an / 2 K nn mit Spalten
ai 2 K n für i D 1; : : : ; n. Wir überlegen uns, welche Bedingungen wir an die Spalten
stellen müssen, damit A invertierbar ist. Genau dann ist die Matrix invertierbar, wenn für
i D 1; : : : ; n jeweils ai 2 K n n ha1 ; : : : ; ai 1 iK gilt. Daher gibt es bei schon gewählten
a1 ; : : : ; ai 1 für die i-te Spalte jeweils q n  q i 1 Möglichkeiten, und damit insgesamt

Y
n1
1 Y
n
j GLn .K/j D .q n  q i / D q 2 n.n1/ .q i  1/
i D0 i D1

Möglichkeiten. Nun betrachten wir den Gruppenhomomorphismus det W GLn .K/ ! .K n


f0g; /. Dieser ist surjektiv und hat als Kern SLn .K/. Mit dem Homomorphiesatz und dem
Satz von Lagrange folgt also
Qn1 Y n
j GLn .K/j  qi /
i D0 .q
n
1
j SLn .K/j D D D q 2 n.n1/ .q i  1/:
jK n f0gj q1 i D2

Weiter ist PSL2 .K/ D SL2 .K/=Z mit Z D fa E2 j a2 D 1g. Also ist jZj D 2 für q
ungerade und jZj D 1 für q gerade. Es folgt

j PSL2 .q/j D q .q 2  1/=2 für q ungerade


7.2 Lösungen 61

und
j PSL2 .q/j D q .q 2  1/ für q gerade :

Von den q n  1 Elementen aus K n n f0g erzeugen je q  1 den gleichen eindimensionalen


Untervektorraum. Daher ist
qn  1
jP n1 j D :
q1

(b) Zunächst zur Wohldefiniertheit: Es seien A; A0 2 SL2 .K/ und v; v 0 2 K n n f0g mit
A Z D A0 Z und hvi D hv 0 i. Dann gibt es a 2 K mit a2 D 1 und A D A0 a sowie
 2 K n f0g mit v 0 D v. Es folgt

A Z  hvi D hA vi D hA0 a  v 0 i D hA0 v 0 i D A0 Z  hv 0 i :

Damit ist  wohldefiniert. Weiter gilt für A; B 2 SL2 , v 2 K n n f0g offensichtlich

En Z  hvi D hEn vi D hvi

sowie

.A Z B Z/  hvi D .A B Z/  hvi D hA B vi D A Z  hB vi D A Z  .B Z  hvi/ :

Damit ist  tatsächlich eine Operation.


   
(c) Wir schreiben A WD 10 11 und B WD 1
1
0
1 . Wir erhalten

A Z  p1 D p1 ; A Z  p2 D p3 ; A Z  p3 D p4 ; A Z  p4 D p2 ;

und damit nach Identifikation .A Z/ D .2 3 4/ 2 S4 . Analog erhalten wir

B Z  p1 D p3 ; B Z  p2 D p2 ; B Z  p3 D p4 ; B Z  p4 D p1 ;

und damit nach Identifikation .B Z/ D .1 3 4/ 2 S4 .


Wir wollen U WD Bild./ bestimmen, das schon mal die Elemente .2 3 4/ und .1 3 4/
enthält, also ist W WD h.2 3 4/; .1 3 4/i  U . In W liegen auch die Elemente

.2 3 4/ .1 3 4/ D .1 4/ .3 2/ und .1 3 4/ .2 3 4/ D .2 4/ .1 3/ :

Bekanntlich ist h.1 4/ .3 2/; .2 4/ .1 3/i eine Untergruppe der Ordnung 4 (isomorph zur
Klein’schen Vierergruppe) von W ist, also gilt 4 j jW j nach Lagrange. Weiter ist h.2 3 4/i
eine Untergruppe der Ordnung 3 von W , also 3 j jW j, und damit 12 j jW j. Da also

12  jW j  jU j D j.PSL2 .Z3 //j  j PSL2 .Z3 /j D 12


62 7 Gruppenoperationen

nach (a) gilt, muss jW j D jU j D 12 sein, und wegen W  U also W D U . Da W


von zwei Dreierzyklen (2 A4 ) erzeugt wird, ist außerdem W  A4 , und wieder wegen
jW j D 12 D jA4 j also W D A4 .
Dies zeigt also U D Bild./ D W D A4 . Es folgt auch, dass  injektiv ist, denn
j Bild./j D 12 D j PSL2 .Z3 /j, und damit liefert  W PSL2 .Z3 / ! A4 einen Isomor-
phismus.
Die Sätze von Sylow 8

8.1 Aufgaben

8.1  Es sei P eine p -Sylowgruppe der endlichen Gruppe G. Man begründe, dass p
kein Teiler von ŒNG .P / W P  ist.

8.2  Für n D 3; : : : ; 7 gebe man für jeden Primteiler p von n Š ein Element  2 Sn
mit o. / D p an.

8.3  Es sei G eine Gruppe der Ordnung 12, und n2 bzw. n3 bezeichne die Anzahl
der 2 - bzw. 3 -Sylowgruppen in G.

(a) Welche Zahlen sind für n2 und n3 möglich?


(b) Man zeige, dass nicht gleichzeitig n2 D 3 und n3 D 4 vorkommen kann.
(c) Man zeige, dass im Fall n2 D n3 D 1 die Gruppe G abelsch ist und es zwei verschie-
dene Möglichkeiten für G gibt.

8.4  Man zeige, dass jede Gruppe der Ordnung 40 oder 56 einen nichttrivialen Nor-
malteiler besitzt.

8.5  Es seien p; q verschiedene Primzahlen. Zeigen Sie, dass jede Gruppe der Ord-
nung p 2 q eine invariante Sylowgruppe besitzt.

8.6  (a) Bestimmen Sie alle Sylowgruppen von S3 .

(b) Geben Sie eine 2 -Sylowgruppe und eine 3 -Sylowgruppe von S4 an.
(c) Wie viele 2 -Sylowgruppen besitzt S5 ?

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 63


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_8
64 8 Die Sätze von Sylow

8.7  Es sei G eine nichtabelsche Gruppe der Ordnung 93. Bestimmen Sie für jede
Primzahl p mit p j jGj die Anzahl ihrer p -Sylowuntergruppen.

8.8  Es sei G eine Gruppe der Ordnung jGj 2 f75; 80; 96; 105; 132; 700g. Zeigen
Sie jeweils, dass G nicht einfach ist.

8.9  Bestimmen Sie bis auf Isomorphie alle Gruppen der Ordnung 99.

8.2 Lösungen

8.1 Wir sammeln Informationen aus der Aufgabenstellung:

 G ist endlich, p j jGj, es gelte jGj D p r m mit p − m.


 P ist eine p -Sylowgruppe, jP j D p r .
 P  NG .P /  G.

Denken wir nun an den Satz von Lagrange, so ist die Lösung unseres Problems ganz
naheliegend. Der Satz von Lagrange besagt für die Untergruppe P der endlichen Gruppe
NG .P /:
jNG .P /j D ŒNG .P / W P   jP j :
Wäre nun p ein Teiler von ŒNG .P / W P , so wäre wegen jP j D p r die Zahl p rC1 ein Teiler
von jNG .P /j. Da aber NG .P / eine Untergruppe von G ist, wäre das ein Widerspruch zum
Satz von Lagrange. Somit kann p kein Teiler von ŒNG .P / W P  sein.
Wir geben eine alternative Lösung an: Wegen jP j D p r gilt ŒG W P  D m, weiter erhalten
wir wegen P  NG .P / mit Satz 3.13 (Algebrabuch):

m D ŒG W P  D ŒG W NG .P /  ŒNG .P / W P  ;

sodass ŒNG .P / W P  j m. Daher kann p kein Teiler von ŒNG .P / W P  sein.

8.2 Ist p ein Primteiler von nŠ, so existiert nach dem Satz 8.2 (Algebrabuch) von Cauchy
in Sn ein Element  mit o. / D p.
1. Fall: n D 3. Dann gilt nŠ D 2  3, und es ist 2 bzw. 3 mit
   
1 2 3 1 2 3
2 WD 1 3 2 bzw. 3 WD 2 3 1

ein Element der Ordnung 2 bzw. 3 in S3 .


8.2 Lösungen 65

2. Fall: n D 4. Dann gilt nŠ D 23  3, und es ist 2 bzw. 3 mit


   
1 2 3 4 1 2 3 4
2 WD 1 3 2 4 bzw. 3 WD 2 3 1 4

ein Element der Ordnung 2 bzw. 3 in S4 .


3. Fall: n D 5. Dann gilt nŠ D 23  3  5, und es ist 2 bzw. 3 bzw. 5 mit
   
1 2 3 4 5 1 2 3 4 5
2 WD 1 3 2 4 5 bzw. 3 WD 2 3 1 4 5
 
1 2 3 4 5
bzw. 5 WD 2 3 4 5 1

ein Element der Ordnung 2 bzw. 3 bzw. 5 in S5 .


4. Fall: n D 6. Dann gilt nŠ D 24  32  5, und es ist 2 bzw. 3 bzw. 5 mit
   
1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6
2 WD 1 3 2 4 5 6 bzw. 3 WD 2 3 1 4 5 6
 
1 2 3 4 5 6
bzw. 5 WD 2 3 4 5 1 6

ein Element der Ordnung 2 bzw. 3 bzw. 5 in S6 .


5. Fall: n D 7. Dann gilt nŠ D 24  32  5  7, und es ist 2 bzw. 3 bzw. 5 bzw. 7 mit
   
1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7
2 WD 1 3 2 4 5 6 7 bzw. 3 WD 2 3 1 4 5 6 7
   
1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 6 7
bzw. 5 WD 2 3 4 5 1 6 7 bzw. 7 WD 2 3 4 5 6 7 1

ein Element der Ordnung 2 bzw. 3 bzw. 5 bzw. 7 in S7 .

8.3 (a) Wegen 12 D 22  3 folgt mit den Sätzen von Sylow:

n2 D 1 C k  2 ; k 2 N0 ; und n2 j 3 ) n2 2 f1; 3g

und
n3 D 1 C k  3 ; k 2 N0 ; und n3 j 4 ) n3 2 f1; 4g :
(b) Im Fall n3 D 4 besitzt G vier zyklische Untergruppen der Ordnung 3. Diese vier
Untergruppen besitzen nur das neutrale Element eG gemeinsam. Damit erhalten wir 1 C
4  2 D 9 Elemente. Die verbleibenden drei Elemente können damit nur noch in einer
2 -Sylowgruppe liegen, der Fall n2 D 3 ist damit ausgeschlossen.
(c) Im Fall n2 D 1 und n3 D 1 sind die 2 - und 3 -Sylowgruppen Normalteiler von G und
es gilt G D U ˝ V für die einzige 2 -Sylowgruppe U und einzige 3 -Sylowgruppe V von
G (vgl. Satz 8.6 (Algebrabuch) und auch Aufgabe 6.5).
66 8 Die Sätze von Sylow

Da U und V abelsch sind (es gilt nämlich jU j D 4 und jV j D 3), ist auch G als inneres
direktes Produkt von U und V abelsch. V ist als zyklische Gruppe bis auf Isomorphie
eindeutig bestimmt, es gilt V Š Z3 ; für U gibt es bis auf Isomorphie zwei Möglichkeiten:
U Š Z4 oder U Š Z2  Z2 . Für G gibt es also die einzigen beiden Möglichkeiten:

G Š Z2  Z2  Z3 oder G Š Z4  Z3 :

8.4 Wegen 40 D 23  5 folgt mit den Sätzen von Sylow:

n2 D 1 C k  2 ; k 2 N0 ; und n2 j 5 ) n2 2 f1; 5g

und
n5 D 1 C k  5 ; k 2 N0 ; und n5 j 8 ) n5 2 f1g :
Wegen n5 D 1 ist die 5 -Sylowgruppe ein nichttrivialer Normalteiler (siehe Satz 8.6 (Al-
gebrabuch)).
Wegen 56 D 23  7 folgt mit den Sätzen von Sylow:

n2 D 1 C k  2 ; k 2 N0 ; und n2 j 7 ) n2 2 f1; 7g

und
n7 D 1 C k  7 ; k 2 N0 ; und n7 j 8 ) n7 2 f1; 8g :
Da verschiedene 7 -Sylowgruppen nur das neutrale Element gemeinsam haben, gibt es im
Fall n7 D 8 bereits 1 C 8  6 D 49 Elemente in den 7 -Sylowgruppen. Es folgt in diesem
Fall also n2 D 1. Damit ist aber die 2 -Sylowgruppe ein nichttrivialer Normalteiler. Im
Fall n7 D 1 ist die 7 -Sylowgruppe ein nichttrivialer Normalteiler.

8.5 Wir benutzen die Sylow’schen Sätze und erhalten für die Anzahl np der p - und nq
der q -Sylowgruppen der Gruppe G mit jGj D p 2 q:

np 2 f1; 1 C p; 1 C 2 p; : : :g ; np j q und nq 2 f1; 1 C q; 1 C 2 q; : : :g ; nq j p 2 :

Da q eine Primzahl ist, gilt


np D 1 oder np D q :
Im Fall np D 1 ist die eindeutig bestimmte p -Sylowgruppe P nach Satz 8.6 (Algebra-
buch) ein Normalteiler. Daher gelte np D q. Da nun außerdem q D np D 1 C k  p mit
k  1 gilt, erhalten wir q > p.
Aus nq j p 2 folgt nq D 1 oder nq D p oder nq D p 2 . Da nun auch nq D 1 C kQ  q für ein
kQ 2 N0 gilt, kann nq D p nicht gelten, da q > p. Es folgt

nq D 1 oder nq D p 2 :
8.2 Lösungen 67

Im Fall nq D 1 sind wir fertig, da ein nichttrivialer Normalteiler gefunden ist. Daher
nehmen wir nq D p 2 an. Es gibt nun p 2 Sylowgruppen von Primzahlordnung q in G. Da
je zwei solche Sylowgruppen nur das neutrale Element gemeinsam haben, erhalten wir
somit p 2 .q  1/ D jGj  p 2 Elemente der Ordnung q in G. Daher folgt np D 1. Das ist
ein Widerspruch zu np D q. Somit kann nq D p 2 nicht gelten. Die q -Sylowgruppe ist
somit ein nichttrivialer Normalteiler.

8.6 (a) Die Untergruppen von S3 sind aus Beispiel 3.7 (Algebrabuch) bekannt.
Die p -Sylowgruppen von S3 sind:
D E D E D E
1 2 3 1 2 3 1 2 3
 für p D 2 W 2 1 3 ; 3 2 1 ; 1 3 2 ,
D E
1 2 3
 für p D 3 W 2 3 1 .

(b) Es gilt jS4 j D 4 Š D 23  3. Die Diedergruppe D (vgl. Aufgabe 3.11) ist eine Unter-
gruppe der Ordnung 8 von S4 , also ist D eine 2 -Sylowgruppe von S4 .
Weiterhin ist D E
1 2 3 4
U WD 2 3 1 4  S4

eine Untergruppe der Ordnung 3 von S4 , da das erzeugende Element die Ordnung 3 hat.
Somit ist U eine 3 -Sylowgruppe von S4 .
(c) Es ist jS5 j D 5Š D 23  3  5. Für die Anzahl n2 der 2 -Sylowgruppen von S5 gilt somit
nach den Sylow’schen Sätzen:

n2 1 .mod 2/ und n2 j 3  5 D 15 ; also n2 2 f1; 3; 5; 15g :

Die Elemente der 2 -Sylowgruppen sind gerade die Elemente von 2 -Potenzordnung, und
jede 2 -Sylowgruppe enthält 23 D 8 Elemente. Da es in der S5 viele Elemente von 2 -
Potenzordnung gibt (siehe unten), ist dies ein Hinweis darauf, dass n2 groß ist, also ver-
mutlich n2 D 15 gilt. Wir geben einen Überblick über die Elemente von 2 -Potenzordnung
in der S5 :

 Es gibt 54 2
D 10 Transpositionen (Vertauschungen a $ b zweier verschiedener Ele-
mente a; b 2 f1; 2; 3; 4g, die anderen Elemente bleiben fest – solche Transpositionen
haben offenbar die Ordnung 2),
 12  54
2
 32
2
D 15 Doppeltranspositionen (Vertauschungen a $ b; c $ d verschiedener
Elemente a; b; c; d 2 f1; 2; 3; 4g – solche Doppeltranspositionen haben offenbar die
Ordnung 2),
 5432
4
D 30 4-Zykel (Permutationen der Form a ! b ! c ! d ! a für verschiede-
ne a; b; c; d aus f1; 2; 3; 4g – solche haben offenbar die Ordnung 4).
68 8 Die Sätze von Sylow

Damit sind 55 C 1 D 56 Elemente in der S5 von 2 -Potenzordnung. Es ist somit ausge-


schlossen, dass n2  5 gilt. In diesem Fall besäße S5 nämlich höchstens 5  7 C 1 D 36
Elemente von 2 -Potenzordnung. Also ist n2 D 15.

8.7 Es gilt jGj D 3  31. Die beiden Sätze von Sylow liefern für die Anzahl n3 der 3-
Sylowgruppen bzw. n31 der 31-Sylowgruppen:

 n3 2 f1; 4; 7 : : :g und n3 j 31, also n3 D 1 oder n3 D 31.


 n31 2 f1; 32; 63 : : :g und n31 j 3, also n31 D 1.

Wir legen n3 fest: Wäre n3 D 1, so wäre nach Satz 8.6 (Algebrabuch) die Gruppe G das
direkte Produkt der eindeutig bestimmten und aufgrund ihrer Primzahlordnung zyklischen
Normalteiler der Ordnung 3 und 31. Damit wäre aber G abelsch, im Widerspruch zur
Voraussetzung. Also ist n3 D 31.

8.8 jGj D 75 D 3  52 : Mit den beiden Sylow’schen Sätzen erhalten wir:

n5 2 f1; 6; 11; : : :g und n5 j 3 ; also n5 D 1 :

Damit ist die 5-Sylowgruppe ein nichttrivialer Normalteiler und G somit nicht einfach.
jGj D 80 D 24  5: Mit den beiden Sylow’schen Sätzen erhalten wir:

n5 2 f1; 6; 11; : : :g und n5 j 16 ; also n5 D 1 oder n5 D 16 :

Im Fall n5 D 1 ist die 5-Sylowgruppe ein nichttrivialer Normalteiler und G somit nicht
einfach. Daher gelte n5 D 16. Je zwei verschiedene 5-Sylowgruppen sind vom neutralen
Element abgesehen disjunkt. Daher erhalten wir 4  16 D 64 Elemente der Ordnung 5. Es
verbleiben 80  64 D 16 Elemente für die damit einzige 2-Sylowgruppe, die damit ein
nichttrivialer Normalteiler von G ist. Damit ist auch in diesem Fall G nicht einfach.
jGj D 96 D 25  3: Mit den beiden Sylow’schen Sätzen erhalten wir:

n2 2 f1; 3; 5; : : :g und n2 j 3 ; also n2 D 1 oder n2 D 3 :

Im Fall n2 D 1 ist die 2-Sylowgruppe ein nichttrivialer Normalteiler und G somit nicht
einfach. Daher gelte n2 D 3. Wir betrachten die folgende Operation von G auf der Menge
Syl2 der 2-Sylowgruppen von G:

 W G  Syl2 ! Syl2 ; .a; P / 7! a P a1 :

Diese Operation liefert nach Lemma 7.1 (Algebrabuch) einen Homomorphismus  W G !


SSyl2 . Für den Kern dieses Homomorphismus gilt:
8.2 Lösungen 69

 Kern  6D G, denn sonst wäre a P a1 D P für jedes a 2 G, im Widerspruch zu


n2 6D 1.
 Kern  6D feg, denn sonst wäre  injektiv und somit G zu einer Untergruppe von SSyl2
isomorph, im Widerspruch zu jGj D 96 − 3Š.

Damit ist der Kern von  ein nichttrivialer Normalteiler von G und G daher nicht einfach.
jGj D 105 D 3  5  7: Mit den beiden Sylow’schen Sätzen erhalten wir:

n3 2 f1; 4; 7; : : :g und n3 j 35 ; also n3 D 1 oder n3 D 7 ;


n5 2 f1; 6; 11; : : :g und n5 j 21 ; also n5 D 1 oder n5 D 21 ;
n7 2 f1; 8; 15; : : :g und n7 j 15 ; also n7 D 1 oder n7 D 15 :

Im Fall n3 D 1 oder n5 D 1 oder n7 D 1 ist jeweils ein nichttrivialer Normalteiler


gefunden und G somit nicht einfach. Daher gelte n3 D 7 und n5 D 21 und n7 D 15. Da
die p -Sylowgruppen Primzahlordnung haben sind je zwei verschiedene Sylowgruppen
vom neutralen Element abgesehen disjunkt. Daher enthält G in diesem Fall mindestens

2  7 C 4  21 C 6  16 D 188 .> 105/

Elemente der Ordnung 3 oder 5 oder 7. Das ist ein Widerspruch. Folglich ist G nicht
einfach.
jGj D 132 D 22  3  11: Mit den beiden Sylow’schen Sätzen erhalten wir:

n2 2 f1; 3; 5; : : :g und n2 j 33; also n2 D 1 oder n2 D 3 oder n2 D 11 oder n2 D 33;


n3 2 f1; 4; 7; : : :g und n3 j 44; also n3 D 1 oder n3 D 4 oder n3 D 22;
n11 2 f1; 12; 23; : : :g und n11 j 12; also n11 D 1 oder n11 D 12:

Im Fall n11 D 12 und n3 D 4 hat G mindestens (beachte, dass die p -Sylowgruppen


Primzahlordnung haben und daher je zwei verschiedene Sylowgruppen vom neutralen
Element abgesehen disjunkt sind)

10  12 C 2  4 D 128

Elemente der Ordnung 11 oder 3. Die verbleibenden vier Elemente müssen dann die ein-
zige 2-Sylowgruppe bilden, die damit Normalteiler ist. Folglich ist G nicht einfach.
jGj D 700 D 22  52  7: Mit den beiden Sylow’schen Sätzen erhalten wir:

n5 2 f1; 6; 11; : : :g und n5 j 28 also n5 D 1 :

Damit ist die 5-Sylowgruppe ein nichttrivialer Normalteiler und G somit nicht einfach.
70 8 Die Sätze von Sylow

8.9 Es ist jGj D 99 D 32  11. Es gilt

n11 1 .mod 11/ und n11 j 9 ; also n11 D 1 :

Weiter ist
n3 1 .mod 3/ und n3 j 11 ; also n3 D 1 :

Somit ist G nach Satz 8.6 (Algebrabuch) isomorph zum direkten Produkt ihrer Sylow-
gruppen, die hier von Primzahlordnung bzw. Ordnung vom Quadrat einer Primzahl, in
jedem Fall also abelsch sind. Also ist G eine abelsche Gruppe der Ordnung 99, und daher
vom Isomorphietyp Z99 oder Z3  Z33 .
Symmetrische und alternierende Gruppen 9

9.1 Aufgaben

9.1  Ist  D 1    k die kanonische Zyklenzerlegung von  2 Sn mit `.1 / 


    `.k /, so nennt man das k-Tupel .`.1 /; : : : ; `.k // den Typ von  .

(a) Zeigen Sie, dass o. / D kgV.`.1 /; : : : ; `.k //.


(b) Zeigen Sie, dass zwei Permutationen aus Sn genau dann (in Sn ) konjugiert sind, wenn
sie vom selben Typ sind.
(c) Bleibt (b) richtig, wenn Sn durch An ersetzt wird?

9.2  Ermitteln Sie die kanonischen Zyklenzerlegungen von


 
 WD 12 24 31 43 59 67 75 88 96 ;
WD .1 2 3/.3 7 8/.4 6 7 9 8/; 
;  1 ;
1 :

9.3  Zeigen Sie, dass An im Fall n  5 der einzige nichttriviale Normalteiler von Sn
ist.

9.4  Wie viele `-Zyklen (` D 1; : : : ; n) gibt es in Sn ?

9.5  Zeigen Sie:

(a) Sn wird von den speziellen Transpositionen .i ; i C 1/, i D 1; : : : ; n  1 erzeugt.


(b) Sn wird von .1 2/ und .1 2 : : : n/ erzeugt.

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 71


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_9
72 9 Symmetrische und alternierende Gruppen

9.6  Man berechne die Konjugierten   1 für

(a)  D .1 2/,  D .2 3/ .1 4/. (c)  D .1 3/ .2 4 1/,  D .1 2 3 4 5/.


(b)  D .2 3/ .3 4/,  D .1 2 3/. (d)  D .1 2 3/,  D .1 2 3 4 5/.

9.7  Man zeige, dass jede endliche Gruppe isomorph ist zu einer Untergruppe einer
einfachen Gruppe.

9.8  Zeigen Sie:

(a) Jede Untergruppe von Sn (n > 2), die eine ungerade Permutation enthält, besitzt
einen Normalteiler vom Index 2.
(b) Es sei G eine endliche Gruppe der Ordnung 2 m mit ungeradem m. Die Gruppe G
enthält einen Normalteiler der Ordnung m.

9.9  Bestimmen Sie alle Automorphismen der symmetrischen Gruppe S3 .

9.10 

(a) Es sei U eine echte Untergruppe der einfachen Gruppe G; und L bezeichne die Menge
aller Linksnebenklassen von U in G. Zeigen Sie, dass G zu einer Untergruppe von
SL isomorph ist.
(b) Warum gibt es im Fall n  5 keine echte Untergruppe mit einem Index < n von An ?

9.11 

(a) Begründen Sie, dass eine einfache, nichtabelsche Gruppe mit höchstens 100 Elemen-
ten eine der Ordnungen 40, 56, 60, 63, 72 oder 84 haben muss.
(b) Man zeige, dass Gruppen der Ordnungen 40, 56, 63, 72 oder 84 nicht einfach sind.
(c) Zeigen Sie: Jede einfache Gruppe der Ordnung 60 ist zu A5 isomorph.

9.12  Gibt es in der S5 bzw. A5 Elemente der Ordnung 6?

 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
9.13  Was ist die Ordnung von  D 3 9 8 4 5 7 11 1 2 6 10 2
S11 ?

9.14  Geben Sie eine Untergruppe U der symmetrischen Gruppe S7 mit jU j D 21


an.
9.2 Lösungen 73

9.15  Bestimmen Sie für alle n  10 die maximale Ordnung eines Elements  2 Sn .

9.16  Berechnen Sie für  D .2 3 5/ .4 7 8 9 X/ 2 S10 (hierbei steht X für die Ziffer
10) das Element  1999 .

9.2 Lösungen

9.1 Wir sammeln erst mal Informationen (beachte Lemma 9.1 (Algebrabuch)):

 Die Ordnung von  2 Sn ist die kleinste natürliche Zahl r mit  r D Id, und es gilt
 s D Id genau dann wenn r j s (siehe Satz 3.5 (Algebrabuch)).
 Die Permutationen 1 ; : : : ; k der kanonischen Zyklenzerlegung  D 1    k sind
disjunkt, daher gilt i j D j i und somit .i j /v D iv jv .
 Die Ordnung eines Zyklus ist die Länge des Zyklus: `.i / D ri ) o.i / D ri .

Es seien .r1 ; : : : ; rk / der Typ und  D 1    k die kanonische Zyklenzerlegung von 


mit `.i / D ri , i D 1; : : : ; k.
(a) Wir zeigen, dass v WD kgV.r1 ; : : : ; rk / die kleinste natürliche Zahl mit  v D Id ist.
Zum einen gilt (beachte obige zweite Bemerkung):  v D 1v    kv . Da v für jedes i ein
Vielfaches von o.i / D ri ist, gilt iv D Id und somit  v D Id. Folglich ist v ein Element
mit  v D Id.
Gilt nun andererseits  s D Id für ein s 2 N, so folgt wie oben zuerst

1s    ks D Id und damit is D Id für alle i

da is jTi D  s jTi . Beachte nun obige erste Bemerkung: Es gilt: ri j s für i D 1; : : : ; k.
Folglich gilt auch v D kgV.r1 ; : : : ; rk / j s. Somit ist v  s.
Da v die kleinste natürliche Zahl mit  v D Id gilt, erhalten wir o. / D kgV.r1 ; : : : ; rk /.
(b) ): Wir betrachten zwei zueinander konjugierte Permutationen  und

1 aus Sn ,
wobei  D 1    k die kanonische Zyklenzerlegung von  sei. Es gilt



1 D
.1    k /
1 D
1
1   
k
1 :

Nun beachten wir, dass wegen


.a1 : : : as /
1 D .
.a1 / : : :
.as // (beachte die Aussage
(d) in Lemma 9.1 (Algebrabuch)) der Zyklus
i
1 dieselbe Länge hat wie der Zyklus
i für alle i. Somit sind  und

1 vom selben Typ.
74 9 Symmetrische und alternierende Gruppen

(: Es seien ;
2 Sn vom selben Typ .r1 ; : : : ; rk /. Weiter seien  D 1    k ,
D

1   
k die kanonischen Zyklenzerlegungen von ;
mit `.i / D ri D `.
i /, und i D
.i / .i / .i / .i / .i /
.a1 : : : ari /,
i D .b1 : : : bri / für i D 1; : : : ; k. Dann existiert  2 Sn mit .aj / D
.i /
bj für alle i; j . Mit dem Teil (d) von Lemma 9.1 (Algebrabuch) folgt:
Y Y Y .i / Y
   1 D  i  1 D  .a1 : : : ar.ii / /  1 D
.i /
.b1 : : : br.ii / / D
i D
:
i i i i

(c) Kann man zu zwei Permutationen  und Q aus An stets ein


aus An angeben mit


1 D Q ? Nach dem Teil (b) finden wir auf jeden Fall ein
in der Sn , das diese
Eigenschaft erfüllt (beachte den Teil ( in der Begründung zu (b)). Man vermutet schnell,
dass man nicht stets
2 An erwarten kann. Ein Beispiel ist  D .1 2 3/ 2 A3 und
Q D .1 3 2/ 2 A3 . Dass es kein
2 A3 gibt mit

1 D Q sieht man wie folgt: Die
Gruppe A3 ist abelsch, es gilt somit

1 D  6D Q für alle
2 A3 .

9.2 Zu  : Wegen 1 7! 2 7! 4 7! 3 7! 1 und 5 7! 9 7! 6 7! 7 7! 5 und 8 7! 8 gilt

 D .1 2 4 3/ .5 9 6 7/ :

Zu
: Die Permutation
ist zwar als Produkt von Zyklen gegeben, diese sind aber nicht
disjunkt, daher liegt keine kanonische Zyklendarstellung vor. Wegen 1 7! 2 7! 3 7! 7 7!
9 7! 1 und 4 7! 6 7! 8 7! 4 und 5 7! 5 gilt


D .1 2 3 7 9/ .4 6 8/ :

Zu 
: Wir erhalten analog


D .1 4 7 6 8 3 5 9 2/ :

Zu  1 und
1 : Die Bestimmung der Inversen erfolgt mit dem Teil (a) von Lemma 9.1
(Algebrabuch):

 1 D .7 6 9 5/ .3 4 2 1/ und
1 D .8 6 4/ .9 7 3 2 1/ :

9.3 Dass An für n  2 ein nichttrivialer Normalteiler von Sn ist, sollte jedem vertraut
sein, ebenso wie eine Begründung dieser fundamentalen Aussage (An ist eine Untergrup-
pe von Sn vom Index 2 und daher Normalteiler bzw. An ist als Kern des Homomorphismus
 7! sgn. / ein Normalteiler). Nicht weniger berühmt, aber deutlich schwieriger zu be-
gründen, ist die Tatsache, dass An für n  5 einfach ist und somit keine nichttrivialen
Normalteiler hat (siehe Satz 9.10 (Algebrabuch)).
Wir zeigen, dass im Fall n  5 neben An keine weiteren nichttrivialen Normalteiler in
der Sn existieren. Angenommen, N ist ein nichttrivialer Normalteiler von Sn . Wir zeigen,
9.2 Lösungen 75

dass nur N D An gelten kann. Dazu schneiden wir diesen Normalteiler N mit der An und
erhalten einen Normalteiler in der An , der wegen der Einfachheit der An nur An selbst
oder feg sein kann, präziser: Wegen des ersten Isomorphiesatzes 4.12 (Algebrabuch) gilt
An \ N E An , d. h. nach Satz 9.10 (Algebrabuch):

.i/ An \ N D An oder .ii/ An \ N D feg :

Im Fall .i/ gilt An N Sn und somit N D An , da N 6D Sn vorausgesetzt ist und An


den Index 2 in Sn hat. Dieser Fall ist damit abgehandelt.
Im Fall .ii/ beachten wir, dass An N D Sn wegen An An N Sn gilt (beachte, dass
N nichttrivial ist). Wir wenden nun den ersten Isomorphiesatz 4.12 (Algebrabuch) an und
erhalten:
Sn =N D An N=N Š An =An \ N D An =feg Š An ;
also jN j D 2, da aus Sn =N Š An folgt jAn j D jSn =N j D jSn j=jN j. Es gelte N D
fId;
g. Wir müssen begründen, dass dieser Fall nicht möglich ist und suchen daher nach
einem Widerspruch.
Da N ein Normalteiler ist, gilt

 1
 D
für jedes  2 Sn : ()

Aber nun lässt sich leicht ein Element a angeben, sodass


.a/ 6D  1
 .a/ für ein
 2 Sn : Wähle dazu ein a mit b WD
.a/ 6D a und  2 Sn mit  .a/ D a,  .b/ 6D b. Dann
gilt
./
b D
.a/ D  1
 .a/ D  1
.a/ D  1 .b/ :
Dieser Widerspruch belegt, dass der Fall (ii) nicht eintreten kann. Es gilt N D An , womit
gezeigt ist, dass An der einzige nichttriviale Normalteiler von Sn ist.

9.4 Ein `-Zyklus  2 Sn hat die Form  D .a1    a` / mit `  n und verschiedenen
a1 ; : : : ; a` 2 f1; : : : ; ng. Bekanntlich gilt:

 Es gibt genau n` verschiedene `-elementige Teilmengen von f1; : : : ; ng, je zwei ver-
schiedene Teilmengen liefern verschiedene `-Zyklen.

Damit ist es aber noch nicht getan, denn z. B. sind die 3-Zyklen .1 2 3/ und .1 3 2/ ver-
schieden, obwohl ihre Träger, nämlich f1; 2; 3g gleich sind. Aber wegen

.a1 : : : a` / D .a2 : : : a` a1 / D    D .a` a1 : : : a`1 /

können wir uns bei jedem gegebenen Träger T D fa1 ; : : : ; a` g auf einen Startpunkt a 2 T
festlegen. Es gilt dann:
76 9 Symmetrische und alternierende Gruppen

 Es gibt genau `  1 Möglichkeiten für  .a/, dann `  2 Möglichkeiten für  . .a//


usw. Folglich existieren .`  1/ Š Zyklen der Länge ` mit dem Träger T .

n
Insgesamt erhalten wir damit `
.`  1/ Š Zyklen der Länge ` in Sn .

9.5 (a) Laut Korollar 9.5 (Algebrabuch) wird Sn von den Transpositionen erzeugt. Um
nun zu zeigen, dass Sn von diesen speziellen Transpositionen erzeugt wird, reicht es aus
zu zeigen, dass jede Transposition ein Konjugiertes einer solchen speziellen Transposition
ist. Dabei können wir n  3 voraussetzen. Wir machen die folgende Beobachtung: Für
s; i 2 In WD f1; : : : ; ng mit 3  s  n und 2  i < s gilt

.i  1 ; i/ .i s/ .i  1 ; i/1 D .i  1 ; s/ :

Durch wiederholte Anwendung dieser Identität erhalten wir aus .s  1 ; s/ jedes Element
.j; s/ für alle j mit 1  j < s und somit schließlich alle Transpositionen. Die Behaup-
tung folgt daher mit Korollar 9.5 (Algebrabuch).
(b) Nach dem Teil (a) reicht es aus zu zeigen, dass jede spezielle Transposition .i; i C 1/
erzeugt werden kann. Da schon mal die spezielle Transposition .1 2/ gegeben ist, hilft uns
die folgende Beobachtung weiter: Mit  WD .1 2 : : : n/ gilt

 .i; i C 1/  1 D .i C 1; i C 2/ für 1  i  n  2 :

Und damit erhalten wir jede Transposition der Form .j; j C 1/ mit 1  j < n. Die
Behauptung folgt daher mit (a).

9.6 Die Konjugierten erhält man mit der Rechenregel (d) aus Lemma 9.1 (Algebrabuch),

 .a1 : : : a` /  1 D ..a1 /    .a` // für  2 Sn ;

und der Homomorphie  .


/  1 D .   1 / .
 1 /:

(a)    1 D .1 3/ .2 4/. (c)    1 D .1 3 5 3 4/.


(b)    1 D .1 3 4/. (d)    1 D .1 4 5 2 3/.

Beachte, dass der Typ von  bei Konjugation erhalten bleibt.

9.7 Nach dem Satz 2.15 (Algebrabuch) von Cayley bzw. dem Korollar 2.16 (Algebra-
buch) ist jede endliche Gruppe G mit jGj D n isomorph zu einer Untergruppe von Sn .
Wir bezeichnen mit  den Monomorphismus von G in Sn . Weil wir wissen, dass die alter-
nierenden Gruppen einfach sind, verlängern wir nun diesen Monomorphismus  in eine
9.2 Lösungen 77

alternierende Gruppe. Gesucht ist ein Monomorphismus ' von Sn in eine einfache Grup-
pe Am , m > n, es ist dann '..G// Am isomorph zu G und eine Untergruppe der
einfachen Gruppe Am . Die Idee beruht auf der Beobachtung:
Ist
D .a1 : : : a` / ein `-Zyklus aus Sn , so ist
0 WD .a1 C n : : : a` C n/ aus S2n , und es
gilt dann

0 2 A2n , da sgn.
/ D sgn.
0 /. Wir wählen also m D 2 n. Nun können wir
eine Abbildung von Sn in die einfache Gruppe A2n angeben:
Für  2 Sn sei  D 1    k die kanonische Zyklenzerlegung. Betrachte nun die Abbil-
dung 
Sn ! A2n
'W :
 7! 1 10    k k0
Die Abbildung ' ist ein Homomorphismus, und da i ; j0 jeweils elementfremd sind, auch
injektiv, also ein Monomorphismus.

9.8 (a) Bekanntlich ist An ein Normalteiler vom Index 2 in Sn . Mit dem ersten Isomor-
phiesatz gelingt es, diese Tatsache für die zu betrachtende Untergruppe U zu nutzen: Wir
setzen N WD U \ An und ermitteln den Index ŒU W N .
Der 1. Isomorphiesatz 4.12 (Algebrabuch) besagt U An  Sn , N E U und U An =An Š
U=N . Damit gilt ŒU W N  D ŒU An W An .
Nun kommt die ungerade Permutation  ins Spiel, die nach Voraussetzung in U liegt:
 2 U nAn . Insbesondere gilt also An ¨ U An  Sn , was wegen ŒSn W An  D 2 offenbar
U An D Sn zur Folge hat. Es folgt ŒU W N  D ŒU An W An  D ŒSn W An  D 2.
(b) Nach dem Satz von Cayley bzw. Korollar 2.16 (Algebrabuch) gibt es einen Mono-
morphismus W G ! S2m . Insbesondere ist U WD .G/  S2m eine zu G isomorphe
Untergruppe von S2m . Wegen jGj D 2 m existiert nach dem Satz von Cauchy ein  2 S2m
mit o. / D 2. Es ist  ein Produkt von elementfremden Transpositionen, und zwar von
genau m Stück, da nämlich  keinen Fixpunkt hat. Also ist sgn. / D .1/m D 1 und
somit  2 U nA2m . Nach Teil (a) existiert also ein N E U mit ŒU W N  D 2. Wegen
G Š U , besitzt also auch G einen Normalteiler vom Index 2. Das war zu zeigen.

9.9 Die Lösung dieser Aufgabe benutzt Schlüsse, die wir aus den Aufgaben zu den
Sylowsätzen gut kennen: Die S3 wird von den Transpositionen erzeugt (beachte Korol-
lar 9.5 (Algebrabuch)). Die Menge der Transpositionen bezeichnen wir mit Z, Z D
f.1 2/; .1 3/; .2 3/g. Die zu bestimmende Gruppe Aut.S3 / operiert auf Z via

 W Aut.S3 /  Z ! Z ; .'; .a b// 7! .'.a/ '.b// :

Nach Lemma 7.1 (Algebrabuch) liefert diese Operation einen Monomorphismus  W


Aut.S3 / ! SZ (beachte, dass für ' 6D Id stets eine Transposition t existiert mit '  t 6D t,
78 9 Symmetrische und alternierende Gruppen

sodass die Operation treu ist). Damit ist Aut.S3 / eine Untergruppe von SZ . Wegen
jSZ j D 3 Š D 6 gilt somit j Aut.S3 /j j 6.
Insbesondere gibt es höchstens 6 verschiedene Automorphismen von S3 .
Andererseits können wir 6 verschiedene Automorphismen von S3 angeben, nämlich die
inneren Automorphismen: Da bekanntlich das Zentrum der S3 trivial ist, Z.S3 / D fIdg,
gilt nach Lemma 4.11 (Algebrabuch) Inn.G/ Š G=Z.G/ D G=fIdg Š G. Es folgt
j Inn.G/j D jGj D 6, also Aut.G/ D Inn.G/, d. h. die Automorphismen von S3 sind
genau die inneren Automorphismen von S3 , und es gilt: Aut.S3 / Š S3 .

9.10 (a) Die Abbildung


8
< G ! SL

'W L ! L
: a 7! 'a W
x U 7! a x U

ist ein Homomorphismus. Für den Kern von ' gilt: Kern ' D G oder feG g, weil G einfach
ist. Im ersten Fall folgte U D a U D 'a .U /, d. h. a 2 U für jedes a 2 G, im Widerspruch
zu G 6D U . Daher ist ' injektiv und somit ein Monomorphismus. Die Gruppe '.G/  SL
ist zu G isomorph.
(b) Die Gruppe An ist einfach, daher können wir den Teil (a) mit G D An anwenden: Ist
U eine Untergruppe von An mit Index d > 1, so folgt mit dem Teil (a), dass G isomorph
zu einer Untergruppe von SL ist, die wiederum zu Sd isomorph ist. Wegen jAn j D 12 nŠ
und jSd j D d Š erhalten wir somit

1
2 n Š D jAn j  d Š ; also n  d :

Also hat jede echte Untergruppe von An einen Index  n.

9.11 (a) Es sei G eine einfache nicht-abelsche Gruppe mit jGj  100. Wegen der Aussa-
gen in Satz 7.7 (Algebrabuch), Lemma 8.7 (Algebrabuch) und Aufgabe 9.8 gilt

 jGj ist keine Primzahlpotenz.


 jGj ist nicht Produkt zweier Primzahlen.
 jGj 6 2 .mod 4/.

Es folgt

jGj 2 f12; 20; 24; 28; 36; 40; 44; 45; 48; 52; 56; 60; 63; 68; 72;
75; 76; 80; 84; 85; 92; 96; 99; 100g :
9.2 Lösungen 79

In der folgenden Tabelle sind H eine Gruppe mit einer dieser Ordnungen und d der größte
Primzahlpotenzteiler von jH j:

jH j 12 20 24 28 36 40 44 45 48 52 56 60 63 68 72
 d 4 5 8 7 9 8 11 9 16 13 8 5 9 17 9
jH j
d
Š 6 24 6 24 24 120 24 120 6 24 7Š 12 Š 7Š 24 8Š

jH j 75 76 80 84 85 92 96 99 100
 d 25 19 16 7 17 23 32 11 25
jH j
d
Š 6 24 120 12 Š 120 24 6 9Š 24

H besitzt nach dem Satz 8.1 (Algebrabuch) von Frobenius eine Untergruppe der Ordnung
d , also vom Index jHd j . Wenn H einfach ist, folgt mit Aufgabe 9.10:
 
jH j
jH j j Š:
d

Es folgt
G 2 f40; 56; 60; 63; 72; 84g :

(b) Für Gruppen der Ordnung 40 und 56 haben wir dies bereits ausführlich in Aufgabe 8.4
erledigt. Für die restlichen Zahlen erhalten wir mit der Bezeichnung np für die Anzahl
der p -Sylowgruppen von G (beachte insbesondere die Sylow’schen Sätze und Satz 8.6
(Algebrabuch)):

Zu jGj D 63: Es gilt 63 D 32  7. Wegen n7 j 9, n7 1 .mod 7/ gilt n7 D 1, damit


existiert ein nichttrivialer Normalteiler.

Zu jGj D 72: Es gilt 72 D 23  32 . Wegen n3 j 8, n3 1 .mod 3/ gilt n3 D 1 oder


n3 D 4. Wie in Aufgabe 8.8 zu jGj D 96 folgt wegen jGj − 4 Š, dass ein nichttrivialer
Normalteiler existiert.

Zu jGj D 84: Es gilt 84 D 22  3  7. Wegen n7 j 12, n7 1 .mod 7/ gilt n7 D 1, damit


existiert ein nichttrivialer Normalteiler.

(c) Es sei G einfach und von der Ordnung 60. Es gilt n5 j 12, n5 1 .mod 5/, also
n5 D 6, das liefert:

(1) G hat 24 Elemente der Ordnung 5.

Es gilt n2 j 15, also n2 2 f3; 5; 15g.

Im Fall n2 D 3 folgte ŒG W NG .P2 / D 3 für eine 2 -Sylowgruppe P2 , im Widerspruch zur


Aufgabe 9.10.
80 9 Symmetrische und alternierende Gruppen

Es gelte n2 D 15: Wäre P \ Q D feG g für je zwei 2 -Sylowgrupen P; Q, so gäbe


es 46 Elemente in den 2 -Sylowgruppen im Widerspruch zu (1). Somit existieren 2 -
Sylowgruppen P; Q mit einem Element z 6D eG in P \ Q. Wegen Lemma 7.8 (Al-
gebrabuch) gilt P; Q Z WD ZG .fzg/. Es folgt 4 j jZj, jZj  6, jZj j 60, also
jZj 2 f12; 20; 60g.
Es ist jZj D 60 nicht möglich: Dann folgte z 2 Z.G/, also hzi E G.
Es ist jZj D 20 nicht möglich: Es wäre ŒG W Z D 3 entgegen Aufgabe 9.10.
Somit gilt jZj D 12, d. h. ŒG W Z D 5.
Im Fall n2 D 5 hat NG .P2 / für jede 2 -Sylowgruppe P2 den Index 5 in G.
Somit existiert U  G mit ŒG W U  D 5. Es folgt mit Aufgabe 9.10:
(2) G ist zu einer Untergruppe V von S5 isomorph; und ŒS5 W V  D 2.
Nun folgt die Behauptung mit Aufgabe 9.3, da V als Untergruppe vom Index 2 ein Nor-
malteiler in S5 ist.
Alternativ können wir auch wie folgt schließen: Für jeden 3 -Zykel ı folgt .ı V /2 2 V ,
also ı 2 2 V , sodass ı D ı 2 2 V . Nun folgt mit Lemma 9.9 (Algebrabuch) A5 V , also
G Š V D A5 .

9.12 In der S5 gibt es Elemente der Ordnung 6: Jedes Produkt .a b/ .c d e/ disjunkter 2-


und 3-Zyklen hat die Ordnung 6, vgl. auch Aufgabe 9.1.
In der A5 gibt es keine Elemente der Ordnung 6: Ein Element  der Ordnung 6 wäre nach
dem Satz 9.4 (Algebrabuch) ein Produkt  D .a b/ .c d e/ disjunkter 2- und 3-Zyklen.
Jedes solche Produkt hat aber das Signum 1 und liegt somit nicht in der An .

9.13 Wir schreiben die Permutation  als Produkt disjunkter Zyklen:


 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
D D .1; 3; 8/ .2; 9/ .6; 7; 11; 10/ :
3 19 8 4 5 7 11 1 2 6 10

Mit Aufgabe 9.1 erhalten wir als Ordnung o. / D kgV.2; 3; 4/ D 12.

9.14 Wegen 21 D 3  7 wählen wir zwei Untergruppen U und N von S7 mit jU j D 3


und jN j D 7 (und U \ N D feg) und U N D N U . Es ist dann U N nach Lemma 4.4
(Algebrabuch) eine Untergruppe von S7 mit jU N j D 21.
Wegen der Primzahlordnungen von U und N sind beide Gruppen zyklisch, U D h i und
N D h
i; und die Bedingung U N D N U lautet dann: Zu .i; j / gibt es .r; s/ mit

i
j D
rs :
9.2 Lösungen 81

Dies folgt bereits aus



 1 D
k für ein k :
Wir wählen nun
D .1 2 3 4 5 6 7/ und bestimmen  so, dass 
 1 D
k für ein k gilt:
Wir probieren es zuerst mit

2 D .1 3 5 7 2 4 6/ :
Wegen

 1 D . .1/  .2/  .3/  .4/  .5/  .6/  .7// D .1 3 5 7 2 4 6/
erhalten wir
 D .2 3 5/ .4 7 6/ ;
ein Element der Ordnung 3.
Mit U D h i und N D h
i erhalten wir durch U N eine Untergruppe der S7 von der
Ordnung 21.

9.15 Wir stellen ein  2 Sn als Produkt disjunkter Zyklen dar:  D 1 2    r . Dann
gilt o.i / D ni für alle i und o./ D kgV.n1 ; n2 ; : : : ; nr / (beachte die Lösung zu Aufga-
be 9.1). Weiterhin gilt n1 C n2 C    C nr  n.

 n D 1:  D .1/ hat die Ordnung 1: max.o.// D 1.


 n D 2:  D .1 2/ hat die Ordnung 2: max.o.// D 2.
 n D 3:  D .1 2 3/ hat die Ordnung 3: max.o.// D 3.
 n D 4:  D .1 2 3 4/ bzw.  D .1 2/ .3 4/ hat die Ordnung 4: max.o.// D 4.
 n D 5:  D .1 2/ .3 4 5/ hat die Ordnung 6: max.o.// D 6.
 n D 6:  D .1 2/ .4 5 6/ hat die Ordnung 6: max.o.// D 6.
 usw.

Nach Durchspielen aller möglichen Fälle für n  10 ergibt sich die folgende Tabelle:

n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
max.o.// 1 2 3 4 6 6 12 15 20 30
Q
ni 1 2 3 4 23 23 34 35 45 235

9.16 Wegen .2 3 5/3 D .1/ und .4 7 8 9 X/5 D .1/ dividieren wir 1999 durch 3 bzw. durch
5 mit Rest und erhalten:

 1999 D .235/1999 .4789X/1999 D .235/3666C1 .4789X/5399C4 D .235/1 .4789X/4


D .235/.4X987/ :
Der Hauptsatz über endliche abelsche Gruppen 10

10.1 Aufgaben

10.1  Bestimmen Sie bis auf Isomorphie alle endlichen abelschen Gruppen der Ord-
nung 36.

10.2  Wie viele nichtisomorphe abelsche Gruppen der Ordnung 26  34  52 gibt es?

10.3  Bestimmen Sie die Automorphismengruppe A der zyklischen Gruppe Z40


bzw. Z35 und schreiben Sie A als A Š Zd1  Zd2  : : :  Zdr mit di j di C1 für
i D 1; : : : ; r  1.

10.2 Lösungen

10.1 Es gilt 36 D 22 32 . In der Primfaktorisierung der Gruppenordnung taucht also zwei-
mal der Exponent 2 auf. Wegen jP .2/j D 2 gibt es daher nach Lemma 10.5 (Algebrabuch)
bis auf Isomorphie genau 2  2 D 4 abelsche Gruppen der Ordnung 36. Es sind dies

Z4  Z9 Š Z36 ;
Z2  Z2  Z9 Š Z2  Z18 ;
Z4  Z3  Z3 Š Z3  Z12 ;
Z2  Z2  Z3  Z3 Š Z6  Z6 :

Dabei haben wir links die Zerlegung entsprechend der 1. Fassung und rechts die Zerlegung
entsprechend der 2. Fassung des Hauptsatzes angegeben.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 83
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_10
84 10 Der Hauptsatz über endliche abelsche Gruppen

10.2 Die Exponenten der Primzahlen der (kanonischen) Primfaktorisierung sind 6, 4 und
2. Daher benötigen wir die Anzahl der Partitionen der Zahlen 6, 4 und 2; diese lauten:

 6D5C1D4C2D4C1C1D3C3D3C2C1D3C1C1C1D
2 C 2 C 2 D 2 C 2 C 1 C 1 D 2 C 1 C 1 C 1 C 1 D 1 C 1 C 1 C 1 C 1 C 1 C 1.
 4 D 3 C 1 D 2 C 2 D 2 C 1 C 1 D 1 C 1 C 1 C 1.
 2 D 1 C 1.

Daher gilt jP .6/j D 11, jP .4/j D 5 und jP .2/j D 2. Nach Lemma 10.5 (Algebrabuch) ist
die Anzahl nichtisomorpher abelscher Gruppen der Ordnung 26 34 52 gleich dem Produkt
der Anzahl der Partitionen von 6, 4 und 2. Die gesuchte Zahl ist somit 11  5  2 D 110.

10.3 Wir bestimmen zunächst A D Aut.Z40 /. Nach Satz 5.15 (Algebrabuch) und Lemma
6.9 (Algebrabuch) gilt:

A D Aut.Z40 / Š Z  
40 Š Z8  Z5 :

Da alle Elemente von Z 


8 D f1; 3; 5; 7g eine Ordnung  2 haben, gilt Z8 Š Z2  Z2 .
 
Wegen Z5 D f1; 2; 3; 4g D h2i ist Z5 Š Z4 . Also A Š Z2  Z2  Z4 .
Wir bestimmen nun noch A D Aut.Z35 /. Wie oben erhalten wir zunächst:

A D Aut.Z35 / Š Z  
35 Š Z5  Z7 :

Wegen Z
7 D h2i Š Z6 gilt:

A Š Z4  Z6 Š Z4  Z2  Z3 Š Z2  Z12 :
Auflösbare Gruppen 11

11.1 Aufgaben

11.1  Zeigen Sie: Jede abelsche Gruppe G, die eine Kompositionsreihe besitzt, ist
endlich.

11.2  Geben Sie zu den beiden Normalreihen

Z D 15 Z D 60 Z D f0g und Z D 12 Z D f0g

äquivalente Verfeinerungen und die zugehörigen Faktoren an.

11.3  Man gebe alle möglichen Kompositionsreihen der Gruppe Z24 mit den zuge-
hörigen Faktoren an.

11.4  Man gebe eine Kompositionsreihe für Zpk an (p eine Primzahl).

11.5  Man bestimme die abgeleitete Reihe

Dn.0/ D Dn.1/ D   

für die Diedergruppe Dn , n 2 N. Für welche n ist die Diedergruppe Dn auflösbar?

11.6  Man bestimme die abgeleitete Reihe

Q.0/ D Q.1/ D   

für die Quaternionengruppe Q (vgl. Beispiel 2.1 (Algebrabuch)). Ist die Quaternionen-
gruppe auflösbar?
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 85
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_11
86 11 Auflösbare Gruppen

11.7  Zeigen Sie, dass jede Gruppe G der Ordnung p 2 q mit Primzahlen p; q auf-
lösbar ist.

11.8  Zeigen Sie, dass jede Gruppe G der Ordnung < 60 auflösbar ist.

11.9  Zeigen Sie, dass die Gruppe S4 auflösbar ist.

11.10  Bestimmen Sie die Kommutatorgruppe G 0 für die Gruppe G der invertierba-
ren oberen .2  2/-Dreiecksmatrizen über dem Körper K D Zp , p prim:

 
a b
GD 2K 22
j a; c 2 K n f0g; b 2 K :
0 c

11.11  Es sei G die Gruppe der invertierbaren oberen .22/ -Dreiecksmatrizen über
einem Körper K.

(a) Begründen Sie, warum G auflösbar ist.


(b) Es sei weiter H die Untergruppe von G, die aus allen Elementen von G mit Determi-
nante 1 besteht. Ist H auflösbar?

11.12  Was können Sie über das Zentrum Z.G/ und die Kommutatorgruppe G 0 einer
einfachen Gruppe aussagen?

11.2 Lösungen

11.1 Es sei G eine abelsche Gruppe mit der Kompositionsreihe G D .G0 ; : : : ; Gr /. Wir
begründen zuerst, dass die Kompositionsfaktoren, das sind die Faktorgruppen Gi C1 =Gi ,
endlich sind: Da die Gruppe G abelsch ist, sind auch alle Faktorgruppen Gi C1 =Gi abelsch.
Es sei H eine dieser Faktorgruppen. Die Gruppe H ist einfach (und abelsch), da G eine
Kompositionsreihe ist. Daher gilt hai D H für jedes a 2 H nfeH g, insbesondere ist H zy-
klisch. Somit muss H endlich sein, da sonst H Š Z und Z ist nicht einfach (siehe Satz 5.3
(Algebrabuch)). Damit ist bereits begründet, dass sämtliche Kompositionsfaktoren einer
abelschen Gruppe endlich sind. Folglich gilt für i D 0; : : : ; r  1:

ŒGi C1 W Gi  D jGi C1 =Gi j 2 N :


11.2 Lösungen 87

Wir begründen nun, dass damit auch G endlich ist: Wegen Gr D G und G0 D feg erhalten
wir nach dem Satz von Lagrange:

jGj D ŒGr W Gr1  jGr1 j


D ŒGr W Gr1  ŒGr1 W Gr2  jGr2 j D   
D ŒGr W Gr1     ŒG1 W G0  jG0 j D ŒGr W Gr1     ŒG1 W G0  2 N :

Bemerkung Wir können sogar begründen, dass jeder Kompositionsfaktor H Primzahl-


ordnung hat: Als einfache und abelsche Gruppe gilt nämlich zunächst H Š Zp für ein
p 2 N (siehe Satz 5.3 (Algebrabuch)). Da H einfach ist, ist nach Lemma 5.2 (Algebra-
buch) die Zahl p prim. Damit ist jede Faktorgruppe Gi C1 =Gi isomorph zu Zpi mit einer
Primzahl pi .

11.2 Die gegebenen Reihen haben (bis auf Isomorphie) die Faktoren Z15 ; Z4 ; Z bzw.
Z12 ; Z. Als gemeinsame Faktoren bieten sich daher Z5 ; Z3 ; Z4 ; Z an. Wir verfeinern
entsprechend die erste Reihe zu

Z D 5 Z D 15 Z D 60 Z D f0g

und die zweite zu


Z D 3 Z D 12 Z D 60 Z D f0g :

Die nun äquivalenten Reihen haben die Faktoren:

Z5 ; Z3 ; Z4 ; Z und Z3 ; Z4 ; Z5 ; Z :

11.3 Die zyklische Gruppe Znm besitzt genau eine Untergruppe der Ordnung n. Diese
Untergruppe ist m Z=n m Z. Da m Z=n m Z Š Zn , schreibt man häufig einfacher Zn an-
stelle m Z=n m Z. So erhält man die viel einfachere Schreibweise Zn E Znm , wenngleich
die Menge Zn im Allgemeinen natürlich keine Teilmenge von Zmn ist. Im Folgenden wer-
den wir dennoch Gebrauch von dieser einfachen Schreibweise machen.

Wir erhalten die vier verschiedenen Kompositionsreihen für Z24

.f0g ; Z3 ; Z6 ; Z12 ; Z24 / mit den Faktoren Z3 ; Z2 ; Z2 ; Z2 ;


.f0g ; Z2 ; Z6 ; Z12 ; Z24 / mit den Faktoren Z2 ; Z3 ; Z2 ; Z2 ;
.f0g ; Z2 ; Z4 ; Z12 ; Z24 / mit den Faktoren Z2 ; Z2 ; Z3 ; Z2 ;
.f0g ; Z2 ; Z4 ; Z8 ; Z24 / mit den Faktoren Z2 ; Z2 ; Z2 ; Z3 :
88 11 Auflösbare Gruppen

11.4 Mit der Schreibweise aus der Lösung zur Aufgabe 11.3 gilt

f0g E Zp E Zp2 E; : : : ; E Zpk :

Da zudem die Faktoren Zpi C1 =Zpi Š Zp einfach sind, ist

.f0g ; Zp ; Zp2 ; : : : ; Zpk /

eine Kompositionsreihe.

11.5 Die Kommutatoren der Elemente der Diedergruppe Dn D f˛ i ˇ j j 0  i  1; 0 


j  n  1g haben die folgende Form (man beachte die Rechenregeln für die Elemente der
Diedergruppe in Abschn. 3.1.5 (Algebrabuch)), wobei 0  r; s  n:

Œˇ r ; ˇ s  D ˇ r ˇ s ˇ r ˇ s D e ;
Œ˛ ˇ r ; ˇ s  D ˛ ˇ r ˇ s ˇ r ˛ ˇ s D ˛ ˇ s ˇ s ˛ D ˇ 2s ;
Œˇ r ; ˛ ˇ s  D ˇ r ˛ ˇ s ˇ r ˇ s ˛ D ˛ ˇ r ˇ r ˛ D ˇ 2r ;
Œ˛ ˇ r ; ˛ ˇ s  D ˛ ˇ r ˛ ˇ s ˇ r ˛ ˇ s ˛ D ˇ r ˇ s ˇ r ˇ s D ˇ 2.sr/ :

Somit gilt Dn0 D hˇ 2 i. In den Fällen n D 1 und n D 2 besagt dies Dn0 D feg. Da hˇ 2 i
abelsch ist, gilt Dn00 D feg:
Dn D hˇ 2 i D feg :

In jedem Fall ist Dn auflösbar.

11.6 In Q D f˙E; ˙I; ˙J; ˙Kg gilt A2 D E für jedes A 2 Q n f˙Eg, also A1 D
A3 D A für jedes A 2 Q n f˙Eg. Damit erhält man mit K D I J D J I und
E 2 Z.Q/ die Gleichungen

ŒI; J  D I J I J D E ; ŒI; K D I K I K D E ; ŒK; J  D K J K J D E :

Es folgt Q0 D f˙Eg, und weiter gilt Q00 D fEg. Folglich ist

Q D hEi D fEg

die abgeleitete Reihe. Insbesondere ist Q auflösbar. Das folgt aber auch schon aus der
Tatsache, dass Q eine 2 -Gruppe ist (beachte Lemma 11.16 (Algebrabuch)).
11.2 Lösungen 89

11.7 Nach Aufgabe 8.5 enthält G auf jeden Fall eine invariante Sylowgruppe.
1. Fall. Die p -Sylowgruppe P ist invariant: Es gilt jP j D p 2 und jG=P j D q.
2. Fall. Die q -Sylowgruppe Q ist invariant: Es gilt jQj D q und jG=Qj D p 2 .
Nun sind wir in der glücklichen Situation, dass in jedem Fall die Faktoren

P ; G=P ; Q ; G=Q

alles p - bzw. q -Gruppen sind, p, q prim. Daher können wir Lemma 11.16 (Algebra-
buch) anwenden: P; G=P; Q; G=Q sind auflösbar. Nun ist aber die Auflösbarkeit eine
Eigenschaft, die sich von den Faktoren auf das Produkt überträgt: Nach Satz 11.11 (Alge-
brabuch) ist in jedem Fall auch G auflösbar.

11.8 Es sind alle Gruppen der Ordnungen

pk ; p q ; p2 q

mit p, q prim und k 2 N auflösbar (beachte Lemmata 11.16 (Algebrabuch) und 11.17
(Algebrabuch) und Aufgabe 11.7). Die Zahlen, die kleiner als 60 sind und nicht von dieser
Form sind, sind
24 ; 30 ; 36 ; 40 ; 42 ; 48 ; 54 ; 56 :
Nun haben wir aber in der Aufgabe 8.4 gezeigt, dass jede Gruppe der Ordnung 40 und
56 eine p -Sylowgruppe P als Normalteiler hat. Wie in der Lösung zu Aufgabe 11.7 folgt
nun mit Lemma 11.16 (Algebrabuch) und Satz 11.11 (Algebrabuch), dass Gruppen dieser
Ordnungen auflösbar sind.
Es verbleiben die Zahlen

24 D 23  3 ; 30 D 2  3  5 ; 36 D 22  32 ; 42 D 2  3  7 ; 48 D 24  3 ; 56 D 23  7 :

Aber über Gruppen dieser Ordnung wissen wir nach Aufgabe 9.11, dass sie nicht einfach
sind, folglich einen nichtrivialen Normalteiler N enthalten. Nun können wir erneut jeweils
die Faktoren N und G=N betrachten und stellen fest, dass wegen jN j j jGj diese Faktoren
mit Ausnahme vom Fall 48 D 24  3 jeweils wieder Ordnungen von der Form p k oder p q
oder p 2 q mit p und q prim haben. Erneutes Anwenden der Lemmata 11.16 (Algebrabuch),
11.17 (Algebrabuch) und Satz 11.11 (Algebrabuch) liefert die Auflösbarkeit von Gruppen
G dieser Ordnungen.
Es bleibt der Fall 48 D 24  3: Falls nun tatsächlich eine Gruppe G der Ordnung 48 einen
Normalteiler N der Ordnung 2 hat, so hat die Faktorgruppe G=N die Ordnung 23 3. Diese
Zahl ist zwar nicht von der Form p k oder p q oder p 2 q, aber das ist kein Problem: Wir
wissen ja längst, dass jede Gruppe der Ordnung 24 D 23  3 auflösbar ist. Anwenden oben
genannter Ergebnisse liefert erneut die Auflösbarkeit von G.
90 11 Auflösbare Gruppen

11.9 Nach Lemma 11.12 (Algebrabuch) ist eine Gruppe genau dann auflösbar, wenn sie
eine abelsche Normalreihe besitzt. Wir betrachten die folgende Normalreihe in der S4 :

f.1/g E f.1/; .12/.34/; .13/.24/; .14/.23/g E A4 E S4 :

Da die Faktoren alle abelsch sind, ist dies eine abelsche Normalreihe, die Gruppe S4 also
auflösbar.

11.10 Bekanntlich (siehe Aufgabe 4.13) ist


 
a 0
U D j a; c 2 K n f0g
0 c

eine abelsche Untergruppe von G. Wir betrachten den surjektiven Homomorphismus


   
a b a 0
'WG!U; 7 ! :
0 c 0 c

Für den Kern von ' gilt offenbar


 
1 b
Kern.'/ D j b 2 K mit j Kern.'/j D jKj D p :
0 1

Laut dem Homomorphiesatz gilt nun

G= Kern.'/ Š U :

Insbesondere ist G= Kern.'/ abelsch. Nach Lemma 11.5 (Algebrabuch) gilt somit G 0
Kern.'/. Wegen j Kern.'/j D p, p prim, kommen nach dem Satz von Lagrange nur
jG 0 j D 1 oder jG 0 j D p infrage.
1. Fall: p D 2: Dann ist G abelsch (vgl. Aufgabe 4.13). Es folgt G 0 D fE2 g mit der
Einheitsmatrix E2 2 G.
2. Fall: p > 2. Dann ist G nicht abelsch. Es folgt G 0 D Kern.'/.

11.11 Die Gruppe G lautet:


 
a b
GD 2K 22
j a; c 6D 0 :
0 c

(a) Die Teilmenge  


1 b
N D 2 K 22 j b 2 K
0 1
11.2 Lösungen 91

von G ist ein Normalteiler von G, da N der Kern des Homomorphismus


 
 2 a b
' W G ! .K / ; 7 .a; c/
!
0 c

ist.

 N ist auflösbar, da N abelsch ist: Für alle b; b 0 2 K gilt


       
1 b 1 b0 1 b C b0 1 b0 1 b
D D :
0 1 0 1 0 1 0 1 0 1

 G=N ist auflösbar, da G=N abelsch ist: Nach dem Homomorphiesatz gilt nämlich

G=N D G= Kern.'/ Š Bild.'/ D ..K  /2 ; / :

Nach Satz 11.11 (Algebrabuch) ist G auflösbar.


(b) Da H Untergruppe der auflösbaren Gruppe G ist, ist H nach Lemma 11.10 (Algebra-
buch) (a) ebenfalls auflösbar.

11.12 Das Zentrum Z.G/ und die Kommutatorgruppe G 0 einer Gruppe G sind Normal-
teiler von G. Ist G einfach, so gilt G 6D feg, und G hat keine Normalteiler ungleich feg
und G. Es gibt also nur die Möglichkeiten:

 Falls G abelsch ist, so gilt Z.G/ D G und G 0 D feg.


 Falls G nicht abelsch ist, so gilt Z.G/ D feg und G 0 D G.
Freie Gruppen 12

12.1 Aufgaben

12.1  Man zeige, dass die Gruppen Z  Z, R , Sn mit n 2 N und Q nicht frei sind.

12.2  Begründen Sie die folgende projektive Eigenschaft freier Gruppen: Gege-
ben seien eine freie Gruppe F , zwei weitere Gruppen G; H und ein Homomorphismus
˛ W F ! H sowie ein Epimorphismus ˇ W G ! H . Dann existiert ein Homomorphismus
W F ! G mit ˛ D ˇ .

F ˇ

12.3  Die unendliche Diedergruppe. Begründen Sie, warum die Gruppe

G D Gp hx; y j x 2 D 1 ; x y x 1 D y 1 i

unendlich ist.

12.4  In dieser Aufgabe geben wir eine alternative Konstruktion der über X freien
Gruppe F an. Mit F bezeichnen wir die Menge der reduzierten Wörter über X [ X 0 . Für
jedes x 2 X und " 2 f1; 1g sei die Abbildung x " W F ! F erklärt durch
8  " "1 "
< "1 x x1    xr"r ; wenn x " 6D x1 1
1 D
6 x    x "r
!
7
x W
" 1 r "2
x2    xr ;
"r wenn x D x1"1
"
:
1 7! x "

"
mit der Vereinbarung x22    xr"r D 1, wenn r D 1.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 93
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_12
94 12 Freie Gruppen

(a) Zeigen Sie, dass die Untergruppe F WD hfx j x 2 Xgi der symmetrischen Gruppe SF
frei über X WD fx j x 2 Xg ist.
(b) Zeigen Sie, dass die Abbildung
(
F n f1g ! F n fIdF g
W und .1/ D Id
x1"1    xr"r 7! x1"1    xr"r

eine Bijektion ist.


(c) Zeigen Sie, dass .F; ı/ mit ı W F  F ! F , definiert durch

v ı w WD  1 ..v/  .w// für v; w 2 F

eine über X freie Gruppe ist.


(d) Folgern Sie: Zu jeder Menge X gibt es eine über X freie Gruppe.

12.2 Lösungen

12.1 Wir beachten die Bemerkungen nach Satz 12.6 (Algebrabuch) bzw. Satz 12.7 (Al-
gebrabuch): Angenommen, die additive Gruppe Z  Z ist frei. Dann wird Z  Z nicht
nur von einem Element erzeugt, da jede von nur einem Element erzeugte freie Gruppe zu
Z isomorph ist. Als freie Gruppe, die von mehr als nur einem Element erzeugt wird, ist
Z  Z dann aber nicht abelsch. Widerspruch, Z  Z kann daher nicht frei sein. Für die
multiplikative (abelsche) Gruppe R und die additive (abelsche) Gruppe Q schließt man
analog. Die symmetrische Gruppe Sn ist endlich und kann daher schon nicht frei sein.

12.2 Es sei F frei über X. Da ˇ surjektiv ist, existiert zu jedem x 2 X ein 0 .x/ 2 G
mit ˇ 0 .x/ D ˛.x/. Die so definierte Abbildung 0 W X ! G ist fortsetzbar zu einem
Homomorphismus W F ! G. Dann gilt ˇ .x/ D ˛.x/ für alle x 2 X. Wegen F D
hXi (siehe Satz 12.1 (Algebrabuch)) folgt ˇ D ˛.

12.3 Wegen Satz 12.10 (Algebrabuch) ist jede Diedergruppe homomorphes Bild von G,
sodass jGj  2 n für jedes n 2 N. Man beachte auch Beispiel 12.5 (Algebrabuch).

12.4 (a) Man beachte zuerst, dass x " ein reduziertes Wort auf ein ebensolches abbildet,
sodass x " tatsächlich eine Abbildung von F in F ist.
Offenbar gilt x " x " D IdF D x " x " , sodass x " eine Bijektion von F in F , also eine
Permutation von F ist, d. h. x " ist ein Element der symmetrischen Gruppe SF , es gilt
außerdem
1
x " D x " :
12.2 Lösungen 95

Es ist zu begründen, dass es zu jeder Gruppe G und zu jeder Abbildung ˛ W X ! G


genau einen ˛ fortsetzenden Homomorphismus ˇ W F ! G gibt. Dazu benötigen wir die
folgende eindeutige Darstellung der Elemente aus F .
Jedes  6D IdF aus F ist nach dem Darstellungssatz 3.2 (Algebrabuch) und wegen x " D
1
x " von der Form

" "i
 D x1"1    xr"r mit xi C1
i C1
6D xi für i D 1; : : : ; r  1 ; ()

" "
i C1
andernfalls kann xi i xi C1 D IdF weggelassen werden. Diese Produktdarstellung von 
"
ist eindeutig, denn  .1/ D x1"1    xr"r ist ein reduziertes Wort, sodass die Faktoren xi i
eindeutig bestimmt sind.
Ist nun G eine (beliebige) Gruppe und ˛ W X ! G eine (beliebige) Abbildung, so defi-
nieren wir eine Abbildung ˇ W F ! G durch

"
ˇ.IdF / D 1 und ˇ.x11    xr"r / D ˛.x1 /"1    ˛.xr /"r ;

"
wobei das Element x11    xr"r 2 F wie in () gegeben ist. Wegen der Eindeutigkeit dieser
Darstellung ist die Abbildung ˇ wohldefiniert und offenbar eine Fortsetzung von ˛. Und
1
ˇ ist wegen x " D x " auch ein Homomorphismus. Zu zeigen bleibt die Eindeutigkeit
von ˇ.
Für jeden ˛ fortsetzenden Homomorphismus ˇ 0 W F ! G gilt

ˇ 0 .x1"1    xr"r / D ˇ 0 .x1 /"1    ˇ 0 .xr /"r D ˛.x1 /"1    ˛.xr /"r ;

sodass ˇ D ˇ 0 . Damit ist bewiesen, dass F frei über X ist.


(b) Die Abbildung
(
F n f1g ! F n fIdF g
W und .1/ D Id
x1"1    xr"r 7! x1"1    xr"r

ist wegen der Eindeutigkeit der Darstellungen der Elemente x1"1    xr"r 2 F und
x1"1    xr"r 2 F eine Bijektion, und .X/ D X .
(c) Durch die Definition ı W F  F ! F mit

v ı w WD  1 ..v/  .w// für v; w 2 F

wird mit  1 die Multiplikation  auf F zu einer Multiplikation ı auf F übertragen: Es


wird v mit w in F multipliziert, indem man .v/ mit .w/ in F multipliziert und dann
das Ergebnis mit  1 in F überträgt.
96 12 Freie Gruppen

Wendet man die Bijektion  auf v ı w an, so erhält man

.v ı w/ D .v/  .w/ für alle v; w 2 F :

Das besagt, dass  ein Isomorphismus von .F; ı/ auf die Gruppe .F ; / ist. Somit ist
.F; ı/ eine Gruppe. Zu begründen bleibt, dass F frei ist über X.
Dazu betrachten wir eine (beliebige) Gruppe G und eine (beliebige) Abbildung ˛ W X !
G. Mithilfe von  1 erklären wir nun die Abbildung ˛ WD ˛  1 jX von X in die gegebene
Gruppe G (man beachte die untenstehende Skizze).
˛
X G
 1
˛
X
Da die Gruppe F frei über X ist (siehe (a)) existiert genau ein Homomorphismus ˇ W
F ! G, der ˛ fortsetzt. Dann ist ˇ WD ˇ  ein Homomorphismus von F in G (man
beachte die untenstehende Skizze).
ˇ
F G

ˇ
F
Dieser Homomorphismus ˇ setzt die Abbildung ˛ W X ! G fort, da für jedes x 2 X
wegen .X/ D X gilt ˇ.x/ D ˇ .x/ D ˛ .x/ D ˛.x/. Zu begründen bleibt die
Eindeutigkeit von ˇ.
Dazu betrachten wir einen ˛ fortsetzenden Homomorphismus W F ! G. Erklärt man
hierzu die Abbildung WD  1 , so ist dies ein ˛ fortsetzender Homomorphismus von
F in G (beachte die untenstehende Skizze).

F G
 1

F
Wegen der Eindeutigkeit von ˇ folgt nun D ˇ. Damit erhalten wir

D  D ˇ D ˇ:

Somit ist ˇ eindeutig. Das begründet, dass F frei über X ist.


(d) Bei dieser Konstruktion war die Menge X beliebig, damit erhalten wir, dass es zu jeder
Menge X eine über X freie Gruppe F gibt.
Grundbegriffe der Ringtheorie 13

13.1 Aufgaben

13.1  Es sei V ein endlichdimensionaler Vektorraum über einem Körper K, und


R WD End.V / bezeichne den Endomorphismenring von V . Man zeige für ' 2 R:

(a) ' ist linksinvertierbar , ' ist rechtsinvertierbar , ' ist invertierbar.
(Dabei heißt ' links- bzw. rechtsinvertierbar, wenn ein 2 R mit ' D Id bzw.
' D Id existiert.)
(b) In R ist jeder Nichtnullteiler ' 6D 0 invertierbar.

13.2  Man zeige: In Zn ist jedes Element 6D 0 entweder ein Nullteiler oder invertier-
bar.

13.3  Man gebe die Charakteristiken der Ringe Z4  Z3 , Z22


6 , Z3
22
an.

13.4  Begründen Sie: In einem Integritätsbereich R der Charakteristik p 6D 0 gilt


k k k
.a C b/p D ap C b p für alle a; b 2 R und k 2 N.

13.5  Es sei R 6D f0g ein kommutativer Ring ohne Nullteiler, in dem jeder Teilring
nur endlich viele Elemente enthält. Zeigen Sie, dass R ein Körper ist.

13.6  Es sei R 6D f0g ein Ring mit der Eigenschaft a2 D a für alle a 2 R. Beweisen
Sie:

(a) In R gilt a C a D 0 für alle a 2 R.


(b) R ist kommutativ.
(c) Hat R keine Nullteiler, so gilt R Š Z2 .

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 97


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_13
98 13 Grundbegriffe der Ringtheorie

13.7  Zeigen Sie: j Aut Q j D 1 und j Aut R j D 1.

13.8  Der Quaternionenschiefkörper. Man zeige:


n  o
a b
(a) H WD b j a; b 2 C ist ein Teilring von C 22 mit 1.
a
 
(b) Die Abbildung " W z 7! z0 z0 von C in H ist eine Einbettung.
 
0 1
(c) Mit den Abkürzungen j WD 1 0 und k D i j gilt H D C C C j D R C
R i CR j CR k.
(d) R D Z.H/ WD fz 2 H j x z D z x für alle x 2 Hg.
(e) Die Abbildung x D a C b i Cc j Cd k 7! x WD a  b i c j d k ist ein Antiauto-
morphismus von .H; / (d. h. x y D y x statt x y D x y für alle x; y 2 H).
(f) Für alle x 2 H gilt N.x/ WD x x 2 R, S.x/ WD x C x 2 R und x 2  S.x/ x C N.x/
D 0.
(g) Mit (f) folgere man, dass H ein Schiefkörper ist.
(h) Die Gleichung X 2 C 1 D 0 hat in H unendlich viele Lösungen.

13.9  Man bestimme die Kardinalzahl der Menge aller Teilringe des Körpers Q der
rationalen Zahlen. Hinweis: Betrachten Sie für jede Menge A von Primzahlen die Menge
RA aller rationalen Zahlen nz mit z 2 Z, n 2 N und der Eigenschaft, dass alle Primteiler
von n in A liegen.

n  o
a sb
13.10  Es sei K ein Körper, s 2 K und Ks WD b a j a; b 2 K . Zeigen Sie:

(a) Ks ist ein kommutativer Teilring von K 22 . Wann ist Ks ein Körper?
(b) R1 ist zu C isomorph.
(c) Für jede Primzahl p 6D 2 gibt es einen Körper mit p 2 Elementen.

13.11  Es sei d 2 Z n f1g quadratfrei (d. h.: x 2 N; x 2 j d ) x D 1) und


p p p p
ZŒ d  WD fa C b d j a; b 2 Zg ; QŒ d  WD fa C b d j a; b 2 Qg :

Zeigen Sie:
p p
(a) ZŒ d  und QŒ d  sind Teilringe
p von C. p
(b) Die Abbildung z D a C p b d 7! z WD a p  b d (a; b 2 Z bzw. a; b 2 Q) ist ein
Automorphismus von ZŒ d  bzw. von QŒ dp .
(c) Es ist N W z 7! zpz eine Abbildung von QŒ p d  in Q, die N.zpz 0 / D N.z/ N.z 0 /
für alle z; z 2 QŒ d  erfüllt; und für z 2 ZŒ d  gilt: z 2 ZŒ d  , N.z/ 2
0

f1; 1g.
13.2 Lösungen 99
p p
(d) QŒ d  ist ein Körper, ZŒ d  jedoch
p nicht.
(e) Ermitteln Sie die
p Einheiten von ZŒ
p kd , falls d < 0.
(f) Zeigen Sie, ZŒ 5 D f˙.2 C 5/ j k 2 Zg.

13.12  Es sei K WD f0; 1; a; bg eine Menge mit vier verschiedenen Elementen.


Füllen Sie die folgenden Tabellen unter der Annahme aus, dass .K; C; / ein Schiefkörper
(mit dem neutralen Element 0 bezüglich C und dem neutralen Element 1 bezüglich ) ist.

C 0 1 a b  0 1 a b
0 0
1 1
a a
b b

13.2 Lösungen

13.1 (a) Diese Aussage sollte aus der linearen Algebra bekannt sein, zumindest wird sie
dort vielfach benutzt: Nach Wahl einer Basis B kann nämlich jeder Endomorphismus ' 2
R mit seiner Darstellungsmatrix A bzgl. der Basis B identifiziert werden. Die Aussage in
(a) lautet im Matrizenkalkül dann mit der Einheitsmatrix E in etwa: Aus A B D E folgt
B A D E (und umgekehrt).
Die Endlichkeit der Dimension von V spielt eine wesentliche Rolle. Wir denken an den
wichtigen Satz der linearen Algebra: Für einen Endomorphismus eines endlichdimensio-
nalen Vektorraumes gilt: ' ist injektiv , ' ist surjektiv , ' ist bijektiv. Nun zur Lösung
der Aufgabe:
Es sei ' linksinvertierbar. Dann existiert ein 2 R mit ' D Id. Bekanntlich folgt
hieraus, dass ' injektiv ist. Als Endomorphismus eines endlichdimensionalen Vektor-
raums ist ' somit auch surjektiv bzw. bijektiv: ' ist rechtsinvertierbar und invertierbar.
Es sei ' rechtsinvertierbar. Dann existiert ein 2 R mit ' D Id. Bekanntlich folgt
hieraus, dass ' surjektiv ist. Als Endomorphismus eines endlichdimensionalen Vektor-
raums ist ' somit auch injektiv bzw. bijektiv: ' ist linksinvertierbar und invertierbar.
(b) Es sei ' 6D 0 ein Nichtnullteiler. Zu zeigen ist, dass ' invertierbar ist. Angenommen,
das ist nicht der Fall, ' ist also nicht invertierbar.
Wir geben zwei Lösungen an:
1. Lösung: Wir holen uns eine Motivation aus der linearen Algebra: Der Endomorphismus
' lässt sich nach Wahl einer Basis durch eine Matrix A darstellen. Mit ' ist auch A nicht
100 13 Grundbegriffe der Ringtheorie

invertierbar, also gibt es einen Vektor v 2 K n , n D dim.V /, v 6D 0, mit A v D 0.


Nun betrachten wir die Matrix B D .v; : : : ; v/, in jeder Spalte steht v. Es gilt dann
A B D 0, sodass A wegen B 6D 0 Nullteiler ist. Nun müssen wir nur diese Formulierung
mit Matrizen in eine Formulierung mit Endomorphismen übersetzen:

Da ' nicht invertierbar ist, ist ' nach (a) nicht injektiv. Also gibt es ein v 2 V , v 6D 0, mit
'.v/ D 0. Wir betrachten zu ' den Endomorphismus W V ! V , den wir durch lineare
Fortsetzung von b1 7! v; : : : ; bn 7! v für eine beliebige Basis B D .b1 ; : : : ; bn / von V
erhalten. Offenbar gilt 6D 0, und wir erhalten ' D 0. Also ist ' ein Nullteiler, ein
Widerspruch, der belegt, dass jeder Nichtnullteiler ' invertierbar ist.

2. Lösung. Da ' nicht invertierbar ist, ist ' nach (a) nicht surjektiv. Also gilt '.V / 6D V .
Es sei U 6D f0g das Komplement von '.V / in V , also V D '.V / ˚ U . Jedes x 2 V hat
somit eine eindeutige Darstellung der Form x D v C u mit v 2 '.V / und u 2 U . Die
Projektion

'.V / ˚ U ! U
W
vCu 7! u

erfüllt:  6D 0,  ' D 0, sodass ' ein Nullteiler ist.

13.2 Aus Lemma 5.13 (Algebrabuch) wissen wir längst, dass die invertierbaren Elemente
in Zn genau jene k sind mit ggT.k; n/ D 1. Ist nun k 6D 0 nicht invertierbar, so ist
d D ggT.k; n/ 6D 1. Zu zeigen ist nun, dass ein Element 0 6D l 2 Zn existiert mit
k l D 0; anders ausgedrückt: Gesucht ist ein l 2 f1; : : : ; n  1g mit k l 2 n Z. Hierfür
bietet sich l WD dn an. Es gilt nämlich:

n  
k
k D n D 0;
d d

also ist k ein Nullteiler.

In Z12 gilt beispielhaft

2  6 D 0 ; 3  4 D 0 ; 8  3 D 0 ; 9  4 D 0 bzw. 5  5 D 1 ; 7  7 D 7 und 11  11 D 1 :

13.3 Zu Z4  Z3 : Es ist .1; 1/ das Einselement von Z4  Z3 . Wegen 12  .1; 1/ D .0; 0/


und k  .1; 1/ 6D .0; 0/ für alle natürlichen k  11 gilt Char Z4  Z3 D 12.

 Z6  D 6 und Char Z3 D 3, wobei jeweils das Einselement die .22/-


22 22
Analog gilt Char
Einheitsmatrix 10 ist.
01
13.2 Lösungen 101

13.4 Bekannt ist der Frobeniusmonomorphismus, siehe Lemma 13.5 (Algebrabuch): Für
alle a; b 2 R gilt:
.a C b/p D ap C b p :
k k
Wir benutzen diese (wahre) Aussage als Induktionsanfang. Gilt nun .a C b/p D ap C
k
b p für ein k 2 N und alle a; b 2 R, so folgt weiter für alle a; b 2 R:

kC1
 
k p
 k 
k p kC1 kC1
.a C b/p D .a C b/p D ap C b p D ap C bp :

Damit ist die Behauptung per Induktion begründet.

13.5 Man beachte die Ähnlichkeit und den Unterschied zu der Aussage in Lemma 13.6
(Algebrabuch), wonach jeder endliche nullteilerfreie Ring mit 1 ein Schiefkörper ist. In
der vorliegenden Aufgabe haben wir zusätzlich die Kommutativitität vorausgesetzt, je-
doch fehlt die Existenz eines Einselements. Nachdem aber R ein Körper sein soll, muss
die Existenz eines Einselements aus den anderen Voraussetzungen folgen. Motiviert durch
den Beweis zu Lemma 13.6 (Algebrabuch) betrachten wir die Abbildung

R ! Ra
a W
x 7 ! xa

für a 2 R n f0g. Da R nullteilerfrei ist, ist die Abbildung a injektiv. Da R a R ein


Teilring von R ist und R a somit nur endlich viele Elemente enthält, gilt also jRj D jR aj
und damit R D R a. Folglich gibt es ein Element e 2 R mit a D a e D e a. Es folgt:

.b e  b/ a D b e a  b a D b a  b a D 0

für alle b 2 R. Damit gilt b e  b D 0, d. h. b e D b für alle b 2 R, da R nullteilerfrei ist.


Somit ist e ein Einselement bzgl. der Multiplikation.
Da für jedes a 2 R n f0g mit a 6D 0 wegen R a D R ein b 2 R mit b a D e existiert, ist a
invertierbar. Damit ist begründet, dass R ein Körper ist.

13.6 (a) Für jedes a 2 R gilt:

a C a D .a C a/2 D a2 C a2 C a2 C a2 D a C a C a C a ;

also a C a D 0.
(b) Es seien a; b 2 R. Aus

a C b D .a C b/2 D a2 C b 2 C a b C b a D a C b C a b C b a
102 13 Grundbegriffe der Ringtheorie

folgt: a b D b a. Nach (a) gilt x D x für alle x 2 R. Somit gilt für alle a; b 2 R:

a b D b a D b a :

(c) Es sei 0 6D e 2 R. Aus e 2 D e folgt

.b e  b/ e D b e 2  b e D b e  b e D 0

für alle b 2 R. Da R nullteilerfrei ist, gilt b e D b für alle b 2 R. Somit ist e Einselement
in R. Da jedes von Null verschiedene Element Einselement ist, ein solches aber eindeutig
bestimmt ist, ist e das einzige von Null verschiedene Element. Es folgt R D f0; eg. Und
als Ring ist dieser isomorph zu Z2 .

13.7 Es besagt j Aut Q j D 1 gerade, dass es genau einen Automorphismus von Q gibt.
Da die Identität IdQ ein Automorphismus von Q ist, ist somit zu zeigen: Aus
2 Aut.Q/
folgt
D IdQ . Es sei also
2 Aut Q. Bekanntlich gilt
.0/ D 0,
.1/ D 1,
.1/ D 1.
Es folgt für n 2 N:


.n/ D
.1 C    C 1/ D
.1/ C    C
.1/ D n ; und hieraus folgt
.n/ D n :
„ ƒ‚ … „ ƒ‚ …
n-mal n-mal

Das zeigt
.k/ D k für jedes k 2 Z, sodass
z 
.z/ z

D D
n
.n/ n

für alle z 2 Z, n 2 N. Damit ist gezeigt:


D IdQ , also j Aut Q j D 1.
Wir gehen analog bei Aut.R/ vor: Wir wählen ein
2 Aut R und zeigen
D IdR . Das ist
bei R aber etwas komplizierter als bei Q. Wir nehmen an,
ist nicht die Identität. Dann
gibt es ein x 2 R mit
.x/ 6D x, sodass x <
.x/ oder x >
.x/.
Bevor wir weitermachen, tragen wir Informationen zusammen:

 Für die Einschränkung


jQ gilt nach dem ersten Teil
jQ D IdQ .
 Q liegt dicht in R, d. h. zu x; y 2 R, x < y, gibt es ein r 2 Q mit x < r < y.
 Wegen
.x 2 / D
.x/2 ist
isoton, da für a; b 2 R mit a < b gilt:

b > a ) b  a > 0 ) 9 y 2 R W b  a D y2 > 0


)
.b  a/ D
.y 2 / D
.y/2 > 0 )
.b/ >
.a/ :

Nun können wir fortfahren und betrachten die zwei Fälle x <
.x/ oder x >
.x/ nach-
einander:
13.2 Lösungen 103

1. Fall: x <
.x/. Dann existiert ein r 2 Q mit x < r <
.x/, und folglich gilt
.x/ <

.r/ D r <
.x/ – ein Widerspruch.
2. Fall:
.x/ < x. Dann existiert ein r 2 Q mit
.x/ < r < x, und folglich gilt
.x/ <
r D
.s/ <
.x/ – ein Widerspruch.
Damit gilt
.x/ D x für alle x 2 R, d. h.
D IdR , d. h. j Aut R j D 1.

13.8 (a) Da mit x; y 2 H auch xy und x y in H liegen, ist H ein Teilring von C 22 . Die
Einheitsmatrix E2 ist das Einselement. (Man kann direkt nachweisen, dass jedes von Null
verschiedene Element in H ein Inverses hat, H also ein Schiefkörper ist. Dieser Nachweis
ist aber mit (f) deutlich einfacher zu führen.)
(b) Eine Einbettung ist ein Ringmonomorphismus. Offenbar gilt für alle z; z 0 2 C:
     0 
0 z C z0 0 z 0 z 0
".z C z / D D C D ".z/ C ".z 0 / und
0 z C z0 0 z 0 z0
 0    0 
zz 0 z 0 z 0
".z z 0 / D D D ".z/ ".z 0 / ;
0 z z0 0 z 0 z0

sodass " ein Homomorphismus ist, der wegen


   
z 0 0 0
".z/ D 0 ) D ) zD0
0 z 0 0

auch injektiv ist.


Da " eine Einbettung von C in H ist, können wir also C als einen Teilkörper von H
auffassen (diese Idee steckt hinter dem Begriff der Einbettung). Das werden wir gleich in
den nächsten Aufgabenteilen nutzen.
(c) Für a; b 2 C gilt
 
a b
a C b j D ".a/ C ".b/ j D ;
b a

sodass H D C CC j. Da nun bekanntlich C D RCR i gilt, erhalten wir H D C CC j D


R C R i CR j CR k.
(d) Wir weisen nach, dass R das Zentrum Z.H/ von H ist. Hierbei benutzen wir die
Identifikation via " aus dem Teil (a):
 
a b
Z.H/ R: Aus A D 2 Z.H/ folgt
b a
   
b a b a
AjDjA , D :
a b a b
104 13 Grundbegriffe der Ringtheorie

Es folgt a; b 2 R, und weiter folgt


   
a i b i ai bi
A ".i/ D ".i/ A , D :
b i a i b i a i

Dies liefert b D 0, also A D ".a/ 2 R.


 
1 0
Z.H/
R: Andererseits gilt ".a/ D a für a 2 R, sodass ".a/ M D M ".a/ für
0 1
jedes M 2 H, also R Z.H/.
(e) Wegen (a) ist x 7! x additiv, und es gilt offenbar

˛ x D ˛ x für ˛ 2 Z ; x 2 H :

Man rechnet nach (mit k WD i j):

i2 D 1 D j2 ; i j D  j i ) k2 D i j i j D 1 ;
i k D i i j D i j i D k i; j k D j i j D i j j D k j :

Damit erhalten wir

x; y 2 fi; j; kg ; x 6D y ) x 2 D 1 ; x y D y x ; x D x : ()

Ferner gilt x x D 1 D x x, x y D .x y/ D y x D y x:

x; y 2 fi; j; kg ) x y D y x :
P3 P3
Für c0 WD 1, c1 WD i, c2 WD j, c3 WD k und x D i D0 ˛i ci , y D i D0 ˇi ci mit
˛i ; ˇi 2 R folgt
0 1 !
X 3 X
3 X
3 X 3
xy D ˛i ˇj ci cj D ˛i ˇj cj ci D @ ˇj cj A ˛i ci D y x :
i;j D0 i;j D0 j D0 i D0

(f) Man rechnet nach:


! ! !
X
3 X
3 X
3
N.x/ D N ˛0 C ˛i ci D ˛0 C ˛i ci ˛0  ˛i ci
i D1 i D1 i D1
!
X
3 X
3 X
3 X
D ˛02 C ˛0 ˛i ci  ˛i ci  ˛i2  ˛i ˛i .ci cj C cj ci /
i D1 i D1 i D1 1i <j 3

X
3
D ˛i2 :
i D0
13.2 Lösungen 105

Es folgt hieraus für alle x; y 2 H:

N.x y/ D .x y/ .x y/ D x y y x D x N.y/ x D x x N.y/ D N.x/ N.y/

und
x 2 C N.x/ D x .x C x/ D x S.x/ I
und S.x/ 2 R nach Definition von x.
(g) Es sei 0 6D x 2 H. Dann gilt
 
x x D N.x/ > 0 ) x x N.x/1 D 1 ;

d. h. x ist invertierbar, und x 1 D N.x/1 x.


(h) Es sind i; j; k nach () in (e) drei verschiedene Lösungen der Gleichung X 2 C 1 D 0.
Jetzt schöpft man schnell den Verdacht, dass auch Linearkombinationen von i, j und k
Lösungen sein können. Man testet zuerst

.i C j/2 D 1  1 C i j C j i D 2

und korrigiert dann

. p1 i C p1 j/2 D  12  1
2
C 12 i j C 12 j i D 1
2 2

und stellt dann allgemeiner fest, dass jeder Punkt der Einheitssphäre im R3 , d. h.
.˛1 ; ˛2 ; ˛3 / 2 R3 mit
˛12 C ˛22 C ˛32 D 1
eine Lösung x D ˛1 i C˛2 j C˛3 k von X 2 C 1 D 0 liefert.

13.9 Wir stellen zuerst fest, dass RA für jede Menge A P von Primzahlen ein Teilring
von Q ist: Das gilt wegen der Regeln
z z0 z n0 ˙ z 0 n z z 0 z z0
˙ 0 D 0
; 0
D :
n n nn n n n n0
Nun begründen wir, dass verschiedene Teilmengen A; B P auch zu verschiedenen
Teilringen RA ; RB führen: O. E. gelte B ª A, und p 2 B n A. Dann gilt p1 2 RB . Aus
p
1
2 RA folgt p1 D nz mit z 2 Z, n 2 N, wobei n nur Primteiler aus A besitzt. Aus p z D n
folgt aber p j n – ein Widerspruch. Somit gilt RA 6D RB .
Damit haben wir eine (große) Menge verschiedener Teilringen von Q gefunden: Es gibt
mindestens so viele verschiedene Teilringe von Q wie es verschiedene Teilmengen von
P gibt. Die Menge aller verschiedener Teilmengen von P ist die Potenzmenge P .P /. Für
die Kardinalzahl ! der Menge aller Teilringe von Q gilt also !  jP .P /j D c WD jRj.
Wegen jQj D jNj gilt aber andererseits jP .Q/j D jP .N/j D c, sodass es also auch nicht
mehr als c verschiedene Teilringe von Q geben kann. Damit gilt ! D c D jRj.
106 13 Grundbegriffe der Ringtheorie

Bemerkung Für A; B P , A 6D B gilt sogar RA 6Š RB : Für einen Isomorphismus


' W RB ! RA folgte '.1/ D 1 und daher '.p/ D p für jedes p 2 B, also
     
1 D ' p p1 D '.p/ ' p1 D p ' p1 ;

somit RA 3 '. p1 / D p1 . Damit ist die folgende Verschärfung bewiesen: Es gibt genau c
paarweise nichtisomorphe Teilringe von Q.

13.10 (a) Für a; b; c; d 2 K gilt


     
a sb c sd a˙c s .b ˙ d /
˙ D 2 Ks
b a d c b˙d a˙c

und     
a sb c sd ac Csbd s .b c C a d /
D 2 Ks :
b a d c bc Cad ac Csbd
Daher ist Ks ein Teilring von K 22 ; und .Ks ; / ist offenbar abelsch.
Da eine Matrix A 2 K 22 bekanntlich genau dann invertierbar ist, wenn det  A 6D  0 gilt,
ist somit genau dann jedes von der Nullmatrix verschiedene Element A D ab sab aus Ks
in K 22 invertierbar, wenn det A D a2  s b 2 6D 0 für alle .a; b/ 6D .0; 0/ aus K 2 . Das
2
ist genau dann der Fall, wenn s 6D ab 2 , d. h., genau dann wenn s kein Quadrat in K ist. In
diesem Fall gilt
 1  
a sb 2 1 a s b
D .a  s b /
2
2 Ks
b a b a
für jedes .a; b/ 6D .0; 0/ aus K 2 .
Wir fassen zusammen: Genau dann ist Ks ein Körper, wenn s kein Quadrat in K ist.
(b) In K D R ist 1 kein Quadrat,  sodass  wegen (a) der Ring R1 ein Körper ist. Die
Elemente von R1 haben die Form ba b a . Diese Darstellung der komplexen Zahl aCi b
als .2  2/-Matrix sollte bekannt sein, es ist
 
a b
7! a C i b .a; b 2 R/
b a
(bekanntlich) ein Isomorphismus von R1 auf C.
(c) Wir können zu jeder Primzahl p einen Körper mit p Elementen angeben, nämlich
K D Zp . Enthält nun K ein Element s, das kein Quadrat ist, so ist Ks ein Körper mit
ˇ  ˇ
ˇ a sb ˇ
jKs j D ˇˇ j a; b 2 Zp ˇˇ D p 2
b a
Elementen.
13.2 Lösungen 107

Wegen .a/2 D a2 ist die Abbildung Quadrieren Zp ! Zp für p 6D 2 nicht injektiv


und somit auch nicht surjektiv: Somit besitzt K D Zp für jede Primzahl p 6D 2 ein
Nichtquadrat s und Ks ist ein Körper mit p 2 Elementen.

p p p
13.11p(a) Offensichtlich gilt z  z 0 2 ZŒ d  bzw. 2 QŒ d  für alle z; z 0 2 ZŒ d  bzw.
2 QŒ d . Wir begründen die Abgeschlossenheit bzgl. der komplexen Multiplikation:
Für alle x; y; x 0 ; y 0 2 Z (bzw. in Q) gilt:
p p p p p
.xCy d / .x 0 Cy 0 d / D .x x 0 Cd y y 0 /C.x y 0 Cx 0 y/ d 2 ZŒ d  .bzw. 2 QŒ d /:
p p
Somit sind ZŒ d  und QŒ d  Teilringe von C.
p
p ist, sind 1; d linear unabhängig über Q. Also p
(b) Da d quadratfrei lässt sich jedes Ele-
ment z von QŒ d  in eindeutiger Weise in der Form z D x C y d mit x; y 2 Q
schreiben. Somit ist die Abbildung z 7! z wohldefiniert. Offensichtlichp ist diese Abbil-
p
dung sogar
p ein selbstinverser
p Homomorphismus der additiven Gruppe ZŒ d  ! ZŒ d 
(bzw. QŒ d  ! QŒ d ). Für alle x; x 0 ; y; y 0 2 Q gilt ferner:
p p p
.x C y d / .x 0 C y 0 d / D .x x 0 C d y y 0 /  .x y 0 C x 0 y/ d
p p
D .x C y d / .x 0 C y 0 d / :

Also ist die Abbildung z 7! z ein Ringautomorphismus.


p p
(c) Es sei
p z D xCy d 2 QŒ d . Dann ist N.z/pD z z D x 2 d y 2 2 Q (bzw. p
2 Z, falls
z 2 ZŒ pd ). Alsopist N eine Abbildung von QŒ d  in Q. Für alle z D x C y d ; z 0 D
x 0 C y 0 d 2 QŒ d  gilt ferner:

N.z z 0 / D .x x 0 C d y y 0 /2  d .x y 0 C x 0 y/2 D .x 2  d y 2 / .x 02  d y 02 / D N.z/ N.z 0 / :


p

p noch die Aussage über die Einheiten. Es sei z 2 ZŒ d  . Dann existiert
Wir zeigen nun
ein z 0 2 ZŒ d  mit z z 0 D 1. Es gilt weiter: N.z/ N.z 0 / D N.z z 0 / D N.1/ p D 1.
Da N.z/; N.z 0 / ganzzahlig sind, folgt N.z/ D ˙1. Es p sei umgekehrt z 2 ZŒ d  mit
N.z/ D ˙1. Dann gilt z z D N.z/ D ˙1, also z 2 ZŒ d  .
p
(d) Wir zeigen
p zunächst, dass QŒ p d  ein Körper ist. Nach Teil (a) genügt
p es p
zu zeigen,
dass 1z 2 QŒ d  ist für alle z 2 QŒ d  n f0g. Es sei also z D x C y d 2 QŒ d  n f0g.
Dann gilt:
1 z z p
D D 2 2 QŒ d :
z N.z/ x  dy 2
p p p
Also ist QŒ d  ein Körper. Wegen 12 62 ZŒ d  ist ZŒ d  kein Körper.
p p
(e) Es sei z D x Cy d 2 ZŒ d  und d < 0. Nach Teil (c) ist z genau dann eine Einheit,
wenn N.z/ D x 2 C jd j y 2 D ˙1 ist.
108 13 Grundbegriffe der Ringtheorie
p
1. Fall d < 1: Es folgt y D 0 und x D ˙1. Also: ZŒ d  D f1; 1g.
p
2. Fall d D 1: Es folgt .x; y/ 2 f.0; ˙1/; .˙1; 0/g, also ZŒ d  D f1; 1; i;  ig.
p p
(f) Es seipE D ZŒ 5 . Wegen N.2 C 5/ D 4  1p  5 D 1 und N.1/ D 1 liegen
1; 2 C 5 in E. Da E eine Gruppe ist, folgt ˙.2 C 5/k 2 E für alle k 2 Z.
p
Nun sei a 2 E, und " WD 2 C 5. Zum Nachweis von a 2 f˙"k j k 2 Zg dürfen wir
wegen ˙a; ˙a1 2 E offenbar a  1 annehmen. Wegen " > 1 existiert ein m 2 N0 mit
"m  a < "mC1 . Es folgt 1  a "m < ", und b WD a "m 2 E.
Wir zeigen a "m D 1, d. h. a D "m (womit der Beweis erbracht wäre).
p
Annahme: 1 < b D x C y 5 mit x; y 2 Z.
Dann gilt p p
.i/ 1<xCy 5 < 2C 5:
Wegen b b D N.b/ D ˙1 (beachte (d)) gilt jbj < 1, d. h.
p
.i i/  1 < x  y 5 < 1:
p
Addition von .i/ und .i i/ liefert 0 < 2 x < 3 C 5 < 6, d. h. x 2 f1; 2g.
1. Fall: x D 1. Es folgt mit .i/: y D 1. Also gilt N.b/ D 4 – ein Widerspruch zu (d).
2. Fall: x D 2. Es folgt mit .i/: y D 0. Also gilt N.b/ D 4 – ein Widerspruch zu (d).

13.12
C 0 1 a b  0 1 a b
0 0 1 a b 0 0 0 0 0
1 1 0 b a 1 0 1 a b
a a b 0 1 a 0 a b 1
b b a 1 0 b 0 b 1 a
Die Tafel für die Multiplikation: a  b 2 K n f0g. Aus a  b D a folgte b D 1 (kann also
nicht sein). Aus a  b D b folgte a D 1 (kann also auch nicht sein): Es muss also a  b D 1
gelten. Damit kann aber nicht a  a D 1 gelten (das Inverse zu a ist ja eindeutig bestimmt),
und weil aus a  a D a die Gleichung a D 1 folgte, muss a  a D b gelten. Weiter muss
auch b  a D 1 gelten. Es bleibt noch b  b zu bestimmen. Das ist nun aber klar: b  b D 1
und b  b D b sind ausgeschlossen, es muss also b  b D a gelten.
Bei der Addition beachte man: 1 C a 2 f0; bg und 1 C b 2 f0; ag (man kann kürzen).
Angenommen, 1 C a D 0. Dann muss 1 C b D a, da inverse Elemente eindeutig bestimmt
sind. Es folgt dann:

b D a  a D a  .1 C b/ D a C a  b D a C 1:

Und das ist ein Widerspruch.


13.2 Lösungen 109

Damit ist gezeigt: 1 C a D b. Ebenso gilt (vertausche die Rollen von a und b) 1 C b D a.
Es folgt weiter: 1 C 1 D 0, da ein Inverses zu 1 existieren muss, und damit gilt auch
a C a D a  .1 C 1/ D 0 D b  .1 C 1/ D b C b.

Bemerkung Damit ist gezeigt, dass es nur einen (Schief-)Körper mit 4 Elementen geben
kann, und dieser ist zwangsläufig kommutativ, also ein Körper. Nach einem berühmten
Satz von Wedderburn (siehe Satz 29.7 (Algebrabuch)) ist jeder endliche Schiefkörper
kommutativ, also ein Körper.
Polynomringe 14

14.1 Aufgaben

14.1  Es sei R ein kommutativer Ring mit 1. Begründen Sie, dass die Menge
RŒŒX WD fP j P W N0 ! Rg mit den Verknüpfungen C und , die für P; Q 2 RŒŒX
wie folgt erklärt sind:
X
.P C Q/.m/ WD P .m/ C Q.m/ ; .P Q/.m/ WD P .i/ Q.j / ;
i Cj Dm

ein kommutativer Erweiterungsring mit 1 von RŒX ist – der Ring der formalen Potenz-
P
reihen oder kürzer Potenzreihenring über R. Wir schreiben P D i
i 2N0 ai X oder
P1
i D0 ai X (also P .i/ D ai ) für P 2 RŒŒX und nennen die Elemente aus RŒŒX Po-
i

tenzreihen. Begründen Sie außerdem:

(a) RŒŒX ist genau dann ein Integritätsbereich, wenn R ein Integritätsbereich ist.
P
(b) Eine Potenzreihe P D i 2N0Pai X i 2 RŒŒX ist genau dann invertierbar, wenn
a0 2 R gilt, d. h. RŒŒX D f 1
  
i D0 ai X j a0 2 R g.
i

(c) Bestimmen Sie in RŒŒX das Inverse von 1  X und 1  X 2 .

14.2  In QŒX dividiere man mit Rest:

(a) 2 X 4  3 X 3  4 X 2  5 X C 6 durch X 2  3 X C 1.
(b) X 4  2 X 3 C 4 X 2  6 X C 8 durch X  1.
p p
14.3  Zeigen Sie, dass 2 C 3 2 algebraisch über Z ist.

14.4  Die Automorphismen von RŒX. Es seien R ein Integritätsbereich und RŒX
der Polynomring über R. Zeigen Sie:

(a) Zu a 2 R und b 2 R gibt es genau einen Automorphismus ' von RŒX mit 'jR D
IdR und '.X/ D a X C b.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 111
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_14
112 14 Polynomringe

(b) Jeder Automorphismus ' von RŒX mit 'jR D IdR erfüllt '.X/ D a X C b mit
a 2 R und b 2 R, ist also von der in (a) angegebenen Form.
(c) Bestimmen Sie Aut.ZŒX/ und Aut.QŒX/.

14.5  Ist die Gruppe Z


54 zyklisch? Geben Sie eventuell ein erzeugendes Element an.

14.6  Prüfen Sie auf algebraische Unabhängigkeit:


p p
(a) 2 und 5 über Q.
(b) X 2 und X über R für eine Unbestimmte X über R.

14.7  Es seien R ein Integritätsbereich und P 2 RŒX. Zeigen Sie, dass die Abbil-
dung

RŒX ! RŒX
"P W
Q 7! Q.P /

genau dann ein Automorphismus von RŒX ist, wenn deg.P / D 1 gilt und der höchste
Koeffizient von P eine Einheit in R ist.

14.8  Im folgenden sind jeweils Polynome P; Q 2 RŒX über einem Ring R ge-
geben. Untersuchen Sie, ob Polynome S; T 2 RŒX mit P D S Q C T mit deg.T / <
deg.Q/ existieren, und berechnen Sie diese gegebenenfalls (bzw. begründen Sie, warum
diese nicht existieren).

(a) P D 4X N C 1, Q D 3X
N 4 C 2X N 2  X 2 Z8 ŒX.
(b) P D X C 2, Q D 3X C 1 2 QŒX.
3 2

(c) P D 3X 3 C 2X 2 , Q D 3X 2 C 1 2 ZŒX.
(d) P D 6X 4  2X 3 C 3X 2 , Q D 2X 2 C 1 2 ZŒX.
(e) P D 3X N C 1,
N 3 C 2X N Q D 6X
N 2 C X 2 Z8 ŒX.

14.2 Lösungen

14.1 Man beachte die Ähnlichkeit bzw. den Unterschied von RŒX und RŒŒX:

 RŒX ist die Menge aller Folgen in R mit endlichem Träger,

RŒX D fP j P W N0 ! R ; P .i/ D 0 für fast alle i 2 N0 g ;


14.2 Lösungen 113

 RŒŒX ist die Menge aller Folgen in R.

RŒŒX D fP j P W N0 ! Rg ;

Damit gilt RŒX RŒŒX. Da die Verknüpfungen C und  in RŒŒX analog (bzw. ver-
allgemeinernd) zu den Verknüpfungen C und  in RŒX erklärt sind, können wir auf
den Nachweis der Ringaxiome für .RŒŒX; C; / auf den entsprechenden Nachweis der
Ringaxiome für .RŒX; C; / verweisen (siehe Lemma 14.1 (Algebrabuch)). Damit ist
.RŒŒX; C; / ein kommutativer Erweiterungsring mit 1 von RŒX, das Einselement ist:
8
< N0 !  R
1W 1 ; falls n D 0 :
: n 7!
0 ; falls n 6D 0

(a) Ein Integritätsbereich ist ein nullteilerfreier, kommutativer Ring mit 1. Da sowohl R
als auch RŒŒX kommutative Ringe mit 1 sind, ist in dieser Aufgabenstellung alleine die
Nullteilerfreiheit zu betrachten:
): Ist RŒŒX ein Integritätsbereich, so ist RŒŒX nullteilerfrei. Wegen R RŒŒX (nach
Identifikation) ist dann auch R nullteilerfrei und daher ein Integritätsbereich.
(: Es sei R ein Integritätsbereich, also nullteilerfrei. Wir multiplizieren zwei Elemente
P; Q ungleich dem Nullelement aus RŒŒX und zeigen, dass auch das Produkt ungleich
P P1
0 ist: Es seien P D 1i Dm ai X , Q D
i
j Dn bj X 2 RŒŒX mit am ; bn ¤ 0. Dann ist
j

P Q D am bn X mCn C evtl. Terme höherer Potenz .

Da R nullteilerfrei ist, ist am bn ¤ 0, also P Q ¤ 0. Folglich ist RŒŒX nullteilerfrei und


somit ein Integritätsbereich.
P
(b) Wir zeigen RŒŒX D f 1 
i D0 ai X j a0 2 R g:
i
P1 P
: Es sei P D i Dm ai X i 2 RŒŒX, am ¤ 0. Dann gibt es ein Q D j1Dn bj X j 2
RŒŒX, bn ¤ 0 mit P Q D 1. Wie in (a) gezeigt, gilt dann:

1 D P Q D am bn X mCn C evtl. Terme höherer Potenz .

Ein Koeffizientenvergleich liefert m D n D 0 und damit a0 b0 D 1, also a0 2 R .


P P1

: Es sei P D 1 i 
i D0 ai X , a0 2 R . Wir definieren Q D j D0 bj X 2 RŒŒX rekursiv
j

durch:
b0 WD a01 und bj WD a01 .aj b0 C aj 1 b1 C    C a1 bj 1 /
für j > 0. Dann gilt P Q D Q P D 1, also P 2 RŒŒX.
(c) Aus der Formel in (b) folgt
X X
.1  X/1 D X i und .1  X 2 /1 D X 2i :
i 2N0 i 2N0
114 14 Polynomringe

14.2 Die wohlbekannte Division mit Rest (siehe Lemma 14.6 (Algebrabuch)) liefert:

(a) 2 X 4  3 X 3  4 X 2  5 X C 6 D .2 X 2 C 3 X C 3/ .X 2  3 X C 1/ C .X C 3/.

(b) X 4  2 X 3 C 4 X 2  6 X C 8 D .X 3  X 2 C 3 X  3/ .X  1/ C 5.

p p
14.3 Gesucht ist ein Polynom P D an X n C    a1 X C a0 2 ZŒX, das a WD 2 C 3 2
als Nullstelle hat, P .a/ D 0. Wir bestimmen ein solches Polynom P wie folgt durch
geschicktes, sukzessives Potenzieren, um die Wurzeln zu eliminieren. Es gilt:
p p
3
p
a WD 2C 2 ) .a  2/3 D 2 :

Nun schreiben wir diese dritte Potenz mit der Binomialformel aus und erhalten
p p 2 p
.a  2/3 D a3  3 2a C 3  2a  2 2 D 2:
p
Wir sortieren die Terme: Alle Terme, in denen 2 vorkommt, kommen nach rechts, der
Rest nach links: p
a3 C 6 a  2 D 2 .3 a2 C 2/ :

Nun wird quadriert:


.a3 C 6 a  2/2 D 2 .3 a2 C 2/2 :

Wir multiplizieren aus und schaffen alles nach links:

a6 C 36 a2 C 4 C 12a4  4 a3  24 a D 18 a4 C 24 a2 C 8 ,
a6  6 a4  4 a3 C 12 a2  24 a  4 D 0 :
p p
Also ist a D 2C 3
2 Nullstelle des Polynoms

P D X 6  6 X 4  4 X 3 C 12 X 2  24 X  4 2 ZŒX :

14.4 (a) Die Existenz eines eindeutig bestimmen Endomorphismus ' mit den gewünsch-
ten Eigenschaften folgt sofort aus Satz 14.3 (Algebrabuch). Dann ist aber noch zu begrün-
den, dass dieser Endomorphismus bijektiv ist. Das machen wir nach bekannter Manier,
indem wir zeigen, dass es einen Endomorphismus mit ' D IdRŒX  D ' gibt, aber
eines nach dem anderen:

Nach Satz 14.3 (Algebrabuch) existiert genau ein Endomorphismus ' von RŒX mit
'jR D IdR und '.X/ D a X C b. Um das gesuchte zu bestimmen, lösen wir nach
X auf: Es gilt
X D a1 .'.X/  b/ D '.a1 X  a1 b/ :
14.2 Lösungen 115

Erneut wegen Satz 14.3 (Algebrabuch) gibt es einen Endomorphismus von RŒX mit

.X/ D a1 X  a1 b ; jR D IdR :

Es folgt
' jR D IdR D 'jR und ' .X/ D X

sowie
'.X/ D .a X C b/ D a .a1 X  a1 b/ C b D X :

Aufgrund der Eindeutigkeitsaussage in Satz 14.3 (Algebrabuch) gilt

' D IdRŒX  D ';

sodass ' 2 Aut RŒX.


P
Alternative: Wegen '.a1 X  a1 b/ D X ist ' surjektiv: '. ai .a1 X  a1 b/i / D
P P P
ai X i ; und ' ist injektiv: 0 D '. niD0 ai X i / mit an 6D 0, d. h. niD0 ai .a X Cb/i D 0
liefert an an D 0, somit an D 0.
P
(b) Es sei ' 2 Aut RŒX und '.X/ DW Y . Es existiert A D niD0 ai X i 2 RŒX mit

X
n
X D '.A/ D ai Y i : ()
i D0

Wegen deg Y i D i deg Y (vgl. die Gradformel in Lemma 14.4 (Algebrabuch)) folgt
deg Y D 1, also Y D a X C b mit a; b 2 R, a 6D 0, und ai D 0 für i  2 in (),
d. h. X D a0 C a1 .a X C b/. Dies hat a1 a D 1, also a 2 R zur Folge.
(c) Für ' 2 Aut ZŒX und ' 2 Aut QŒX gilt '.1/ D 1 und damit '.n/ D '.1C  C1/ D
n, '.n/ D '.n/ D n für n 2 N sowie im zweiten Fall, also für ' 2 Aut QŒX,
'.z/
'. nz / D '.n/ D nz für z 2 Z, n 2 N. Das begründet:

'jZ D IdZ bzw. 'jQ D IdQ :

Jetzt können wir die Aussagen in (a) und (b) anwenden, es folgt:

Aut ZŒX D f'Y j Y D ˙X C z ; z 2 Zg ;


Aut QŒX D f'Y j Y D a X C b ; a; b 2 Q ; a 6D 0g ;

wobei
X
n X
n
'Y W ai X i 7! ai Y i :
i D0 i D0
116 14 Polynomringe

14.5 Wegen 54 D 2  33 ist Z   


54 Š Z2  Z27 Š Z27 nach Korollar 14.12 (Algebrabuch)
zyklisch.
Ein erzeugendes Element haben wir bereits in der Lösung zur Aufgabe 5.3 angegeben:
Z 
54 D h5i. Wegen '.54/ D '.2/ '.3 / D 18 gilt jZ54 j D 18 (hier bezeichnet ' natürlich
3

die Euler’sche '-Funktion).

Bemerkung Mit dem Korollar 14.12 (Algebrabuch) ist es einfach zu entscheiden, ob Z n


zyklisch ist oder nicht. Das Korollar liefert aber keinen (effizienten) Algorithmus, um ein
erzeugendes Element zu bestimmen. Hier ist man tatsächlich im Allgemeinen auf Probie-
ren angewiesen: Sind a1 ; a2 ; : : : die ersten Elemente von Z n , so testet man sukzessive,
ob die Elemente ai die Ordnung '.n/ haben. Ist aber erst mal ein Element a der Ord-
nung '.n/, sprich ein Erzeuger a von Z n , gefunden, so kennt man nach Korollar 5.11
(Algebrabuch) alle Erzeuger; es sind dies dann fak j ggT.'.n/; k/ D 1g.

p p
14.6 (a) Die Frage ist, ob es ein Polynom 0 6D P 2 QŒX1 ; X2  gibtpmit P . 2;
p 5/ D 0.
p man schnell die (polynomiale) Relation . 2/  5 . 5/ D2 0.
2 2 2
Durch Probieren
p findet
Damit sind 2 und 5 über Q algebraisch p pabhängig: Es ist nämlich 0 6D P WD X1 
2
X
5 2
2
2 QŒX 1 ; X 2  ein Polynom mit P . 2; 5/ D 0.
(b) Wie im Teil (a) findet man durch Probieren, dass X 2 und X über R algebraisch abhän-
gig sind: Es ist 0 6D P D X1  X22 2 RŒX1 ; X2  ein Polynom mit P .X 2 ; X/ D 0.

14.7 Bei der Abbildung "P wird in das Polynom Q 2 RŒX das Polynom P eingesetzt.
Daher betrachten wir den Satz 14.5 (Algebrabuch) zum Einsetzhomomorphismus: Nach
P
diesem Satz ist "P mit mit R0 D RŒX ein Ringendomorphismus. Es sei P D niD0 ai X i ,
deg P D n. Zu zeigen ist nun:
"P ist genau dann bijektiv, wenn n D 1 und an D a1 2 R .
)W Es sei "P bijektiv. Dann muss es ja auch ein Polynom Q geben mit Q.P / D X.
Hier bietet es sich an, den Grad links und rechts zu vergleichen: Rechts ist der Grad 1,
also muss er das links auch sein, somit haben P und Q den Grad 1, genauer: Es existiert
P
Q D kiD0 bi X i mit deg Q D k in RŒX, sodass

X
k
bi P i D Q.P / D X :
i D0

Wegen deg P i D i n (beachte die Gradformel in Lemma 14.4 (Algebrabuch)) folgt n D


1 D k, d. h.

P D a0 C a1 X ; Q D b0 C b1 X ; Q.P / D b0 C b1 .a0 C a1 X/ D X :
14.2 Lösungen 117

Nun liefert ein Koeffizientenvergleich b1 a1 D 1, also a1 2 R , und b1 D a11 , sowie


b0 C b1 a0 D 0, d. h. b0 D a0 a11 , d. h. Q D a11 a0 C a11 X.
Insbesondere gilt n D 1 und an D a1 2 R .
(W Es gelte n D 1 und an D a1 2 R , d. h. P D a0 C a1 X mit a1 2 R . Für
Q WD a11 a0 C a11 X folgt

./ Q.P / D X und ./ P .Q/ D X :

Behauptung: "P "Q D IdRŒX  D "Q "P (womit die Bijektivität von "P bewiesen ist).
Begründung: Offenbar gilt "P "Q jR D IdR D "Q "P jR . Wegen ./, ./ folgt die Behaup-
tung mit Satz 14.3 (Algebrabuch).

Bemerkung Den zweiten Teil hätten wir mit einem Hinweis auf die Lösung zu Aufga-
be 14.4 wesentlich verkürzen können.

14.8 Wir führen (mit Ausnahme bei (e)) jeweils eine Polynomdivision durch:
(a) Der Leitkoeffizient von Q ist invertierbar, sodass Polynomdivision in jedem Fall
klappt. Wir erhalten

N 2 C 4X
S D 4X N C 4;
N N C 1N :
T D 6X

(b) Auch hier ist der Leitkoeffizient (in Q) invertierbar, und es ist

1 1
SD X ; T D  X C2:
3 3
(c) Wir ignorieren vorläufig die Tatsache, dass wir eine Division mit Rest über Z durch-
zuführen haben, und führen eine solche über Q durch: Wir erhalten

2 2
SQ D X C 2 QŒX und TQ D X  2 QŒX :
3 3
Angenommen, es gibt auch S; T 2 ZŒX mit P D S Q C T und deg.T / < deg.Q/.
Da ZŒX QŒX und die Elemente S und T , die man bei der Division mit Rest erhält,
offenbar eindeutig bestimmt sind, gälte also S D SQ und T D TQ . Damit existieren also
keine S; T 2 ZŒX mit den genannten Eigenschaften.
(d) Eine Polynomdivision über Q liefert S D 3X 2  X; T D X 2 ZŒX.
(e) Aus Gradgründen gilt S D a X C b und T D c X C d mit a; b; c; d 2 Z8 , woraus
durch einen Koeffizientenvergleich 3N D 6N a folgt. Diese Gleichung ist aber in Z8 nicht
lösbar, sodass es keine Polynome S; T 2 Z8 ŒX mit den gewünschten Eigenschaften
gibt.
Ideale 15

15.1 Aufgaben

15.1  Bestimmen Sie für die folgenden Ideale A von R ein Element a 2 R mit
A D .a/:

(a) R D Z, A D .3; 8; 9/. (b) R D Z18 , A D .3; 8; 9/.

15.2  Zeigen Sie: Für eine nichtleere Teilmenge M eines Ringes R besteht .M / aus
allen endlichen Summen von Elementen der Form n a, r a, a s, r a s mit a 2 M , r; s 2 R
und n 2 Z. Folgern Sie:

(a) Besitzt R ein Einselement, so gilt


( n )
X
.M / D ri ai si j ri ; si 2 R; ai 2 M; n 2 N :
i D1

(b) Ist R kommutativ, so gilt


( n )
X
.M / D ri ai C ni bi j ri 2 R; ai ; bi 2 M; ni 2 Z; n 2 N :
i D1

15.3  Lokalisierung. Es sei R ein Integritätsbereich mit dem Primideal P . Zeigen


Sie:

(a) S WD R n P ist eine Unterhalbgruppe von .R; /.


(b) M WD f ps j p 2 P; s 2 Sg ist die Menge der Nichteinheiten des Ringes RS WD
f as j a 2 R; s 2 Sg.
(c) M ist ein Ideal von RS , das alle Ideale 6D RS von RS umfasst.
(d) Im Fall R WD Z; P WD p Z für eine Primzahl p, gilt RS =M Š Zp .

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 119


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_15
120 15 Ideale
p
15.4  Es sei R ein kommutativer Ring mit dem Ideal A. Man nennt A WD fa p2
R j an 2 A für ein n 2 Ng das Radikal von A. Man nennt A reduziert, wenn A D A
gilt. Zeigen Sie:
p
(a) A ist ein Ideal in R.
(b) A ist genau dann reduziert, wenn R=A keine nilpotenten Elemente 6D 0 besitzt. Dabei
heißt ein Element a eines Ringes nilpotent, wenn an D 0 für ein n 2 N.
(c) Primideale sind reduziert. p
(d) Bestimmen Sie das sogenannte Nilradikal N WD .0/ in Zn sowie Zn =N .

15.5  Es seien R ein kommutativer Ring mit 1, H eine Unterhalbgruppe von .R; /
mit 0 62 H und A ein Ideal von R mit A \ H D ;. Man zeige:

(a) Die Menge X aller A umfassenden, zu H disjunkten Ideale von R besitzt bzgl.
maximale Elemente. Hinweis: Zorn’sches Lemma.
(b) Die maximalen Elemente von X sind Primideale.

15.6  Führen Sie einen direkten Beweis von Lemma 15.18 (Algebrabuch): Jedes
maximale Ideal eines kommutativen Ringes R mit 1 ist ein Primideal.

15.7  Geben Sie einen weiteren Beweis von Korollar 15.17 (Algebrabuch) an: Ein
Ideal M 6D R eines kommutativen Ringes R mit 1 ist genau dann maximal, wenn R=M
ein Körper ist.

15.8  Begründen Sie: Ein kommutativer Ring R mit 1 ist genau dann ein lokaler
Ring, wenn die Menge R n R der Nichteinheiten ein Ideal in R ist.

15.9  Zeigen Sie: Jede Untergruppe der additiven Gruppe Z=nZ (n 2 N) ist ein
Ideal des Ringes Z=nZ. Bestimmen Sie die maximalen Ideale von Z=nZ.

p
15.10  In jedem kommutativen Ring ist das Nilradikal N WD .0/ der Durchschnitt
D aller Primideale. Hinweis: Verwenden Sie Aufgabe 15.5.

p
15.11  Verifizieren Sie die folgenden Gleichungen für Idealprodukte in ZŒ 5:
p p
(a) .2; 1 C p 5/  .2; 1  p 5/ D .2/. p
(b) .2; 1  5/  .3; 1  5/ D .1  5/.
15.1 Aufgaben 121

15.12  Beweisen Sie die folgende Verallgemeinerung des chinesischen Restsat-
zes 6.8 (Algebrabuch): Es sei R ein Ring mit 1, und es seien A1 ; : : : ; An Ideale von R mit
Ai C Aj D R für alle i 6D j (paarweise Teilerfremdheit) . Dann ist die Abbildung

R=.A1 \    \ An / ! R=A1      R=An
W
a C A1 \    \ An 7! .a C A1 ; : : : ; a C An /

ein Ringisomorphismus.

15.13  Wir betrachten den Ring R D ZŒX und die Ideale

 I WD ff 2 R j f .1/ 0 .mod 3/g,  L WD f3 p C .X  1/ q j p; q 2 Rg,


 J WD .3/,  M WD .10; X/.
 K WD .X  1/,

(a) Zeigen Sie, dass I und L tatsächlich Ideale von R sind.


(b) Zeigen Sie: J 6 K, K 6 J , J; K L I .
(c) Geben Sie ein Element in .J \ K/ n f0g an.
(d) Bestimmen Sie ein Erzeugendensystem von L  M .
(e) Geben Sie einen surjektiven Ringhomomorphismus W R ! Z an mit Kern D K.
Wie lautet der Homomorphiesatz? Ist K Primideal bzw. maximales Ideal?
(f) Geben Sie einen surjektiven Ringhomomorphismus W R ! Z3 ŒX an mit
Kern D J . Wie lautet der Homomorphiesatz? Ist J Primideal bzw. maximales
Ideal?
(g) Geben Sie einen surjektiven Ringhomomorphismus W R ! Z3 an mit Kern D I .
Wie lautet der Homomorphiesatz? Ist I Primideal bzw. maximales Ideal?
(h) Zeigen Sie I D L.
(i) Zu welchem bekannten Ring ist R=M isomorph? Ist M Primideal bzw. maximales
Ideal?

15.14  Im Folgenden ist im kommutativen Ring R D ZŒX jeweils ein Ideal I gege-
ben. Untersuchen Sie, ob I prim, maximal, oder keines von beiden ist. Geben Sie jeweils
eine kurze Begründung an.

(a) I D .3; X C 3/. (c) I D .2X C 3; X C 1/. (e) I D .X  2/.


(b) I D .8; X C 1/. (d) I D .X 5 /. (f) I D .21; 28/.

15.15  Es sei D der Ring der differenzierbaren Funktionen f W R ! R, mit punkt-


weise definierter Addition und Multiplikation.

(a) Zeigen Sie, dass die Menge I WD ff 2 D j f .0/ D f 0 .0/ D 0g ein Ideal in D ist.
122 15 Ideale

(b) Wir betrachten nun den Polynomring RŒX und das von X 2 erzeugte Ideal .X 2 / D
fp  X 2 j p 2 RŒXg in RŒX. Geben Sie einen surjektiven Ringhomomorphismus W
RŒX ! D=I an, und folgern Sie RŒX=.X 2 / Š D=I mit dem Homomorphiesatz.

15.16  Es sei R ein kommutativer Ring. Wir betrachten die Teilmenge
( )
X
n
A WD ai X i 2 RŒX j n 2 N; ai 2 R; a1 D 0 RŒX
i D0

des Polynomrings über R in der Variablen X.

(a) Zeigen Sie: A ist ein Teilring von RŒX.


(b) Es sei weiter RŒX1 ; X2  der Polynomring über R in den beiden Variablen X1 und X2 .
Zeigen Sie, dass durch

W RŒX1 ; X2  ! A; f .X1 ; X2 / 7! f .X 2 ; X 3 /

ein surjektiver Ringhomomorphismus gegeben ist.


(c) Folgern Sie A Š RŒX1 ; X2 =.X13  X22 / mit dem Homomorphiesatz.

15.2 Lösungen

15.1 (a) Wegen 9; 8 2 A gilt auch 9  8 D 1 2 A. Somit gilt A D Z, genauer A D .1/ D


Z.
(b) Analog zu (a) erhalten wir A D .1/ D Z18 .

15.2 Ist A ein Ideal, das M enthält, dann enthält es mit a 2 M per Definition eines
Ideals auch alle Vielfachen n a mit n 2 Z und r a, a s, r a s mit r; s 2 R; dann auch alle
endlichen Summen von solchen Elementen. Andererseits ist aber die Menge
(
X X X X
SD ri ai si C ri0 ai0 C ai00 si00 C ni ai000 j
endl. endl. endl. endl.
)
ri ; si ; ri0 ; si0 2 R; ai ; ai0 ; ai00 ; ai000 2 M; ni 2 Z

ein Ideal in R, denn die Differenz zweier Elemente aus S ist wieder eine Summe der
angegebenen Art, und offensichtlich ist S auch invariant unter Links- und Rechtsmultipli-
kationen. Damit ist S das kleinste Ideal, das M enthält, d. h. .M / D S.
15.2 Lösungen 123

(a) Hat R ein Einselement, dann kann man r a D r a 1, a r D 1 a r und für n 2 Z


ebenfalls n a D n .1 a/ D .n 1/ a 1 setzen. Wir sehen, dass die Summen aus .M / D S
P
sich alle in der Form ri ai si , ai 2 M , ri ; si 2 R schreiben lassen.
endl.

(b) Ist R kommutativ, dann sind wegen r a s D .r s/ a und a r D r a die Summen aus S
P P
alle von der Form i ri ai C i ni ai0 .

15.3 (a) Zu zeigen ist die Abgeschlossenheit der Multiplikation, d. h. a; b 2 S ) a b 2


S. Angenommen, a b 62 S für a; b 2 S. Dann gilt aber a b 2 P . Da P aber ein Primideal
ist, folgt a 2 P oder b 2 P ; das widerspricht a; b 2 S D R n P .
(b) Offenbar ist RS WD f as j a 2 R; s 2 Sg mit C und  (die wie üblich erklärte Addition
bzw. Multiplikation von Brüchen) ein Ring, da S nach (a) multiplikativ abgeschlossen ist.
Zu zeigen ist:
M D RS n RS :
: Es sei p
s
2 M . Dann gilt p
s
2 RS . Angenommen, p
s
2 RS . Dann existieren b 2 R; t 2
S mit
1 p b pb
D D ; d. h. p b D s t 2 S ;
1 s t st
sodass s t 2 P , also s 2 P oder t 2 P gilt. Dieser Widerspruch belegt: p
s 2 RS n RS .

: Es sei a
s 2 RS n RS . Angenommen, a
s 62 M . Dann gilt a 62 P und daher s
a 2 RS . Es
folgt
a s as 1
D D ;
s a sa 1
sodass a
s
2 RS . Dieser Widerspruch zeigt as 2 M .
p0
(c) Für ps ; s0 2 M und a
t 2 RS mit p; p 0 2 P , a 2 R, s; s 0 2 S gilt

p p0 ps 0  sp 0 a p ap
 0 D 2 M und D 2M;
s s ss 0 t s ts

weil p s  s p 0 2 P und a p 2 P . Somit ist M ein Ideal in RS .


Ein Ideal A 6D RS von RS enthält nach Lemma 15.4 (Algebrabuch) keine Einheit. Mit
dem Teil (b) folgt A M .
(d) Gesucht ist ein Isomorphismus zwischen Zp und RS =M . Bei der Suche nach Isomor-
phismen eines Faktorringes in einen Ring ist oftmals der Homomorphiesatz nützlich. Nach
dem Homomorphiesatz 15.12 (Algebrabuch) erhalten wir einen solchen Isomorphismus
aus einem Epimorphismus  W Z ! RS =M mit Kern p Z. Wir betrachten die Abbildung

Z ! RS =M
W :
z 7! z
1
CM
124 15 Ideale

 Die Abbildung  ist offenbar ein Ringhomomorphismus.


 Wir bestimmen den Kern von : Es gilt

z z
CM DM , 2 M , z 2 pZ:
1 1

Damit ist p Z der Kern von .


 Die Abbildung  ist surjektiv: Zu zeigen ist hierzu, dass zu a
s
2 RS , d. h. a 2 R; s 2 S,
ein z 2 Z existiert mit
a z a  zs a z
C M D C M ; d. h. D  2M:
s 1 s s 1

Wir haben damit die Surjektivität von  gezeigt, wenn wir nur nachweisen können,
dass zu a 2 Z und s 2 S D Z n p Z ein z 2 Z existiert mit a  z s 2 p Z, d. h. a D
z s C p k für ein k 2 Z. An dieser letzten Gleichung erkennt man nun leicht, wie man
vorgehen kann: Nach Korollar 5.5 (Algebrabuch) existieren wegen der Teilerfremdheit
von s und p ganze Zahlen x; y 2 Z mit x sCy p D 1. Multiplikation dieser Gleichung
mit a liefert
a  .a x/ s D .a y/ p 2 p Z D P :

Mit der Wahl z D a x folgt die Surjektivität von .

Damit liefert der Homomorphiesatz die zu zeigende Isomorphie Zp Š ZZnpZ =M .

p
15.4
p (a) Wir gehen p wie folgt vor:pWir wählen x; y 2 A und z 2 R und zeigen x C y 2
A und x z 2 A. Dann ist A ein Ideal. p Da derpRing R kommutativ ist und ein
Einselement hat, ist dann nämlich auch x 2 A, also A eine Untergruppe von .R; C/:
p
Zu x; y 2 A existieren r; s 2 N mit x r ; y s 2 A. Es folgt

rCs 
X 
r Cs
.x C y/rCs D x i y rCsi 2 A ;
i
i D0

p
also x C y 2 A, denn

falls i  r W x i y rCsi D x r .x i r y rCsi / 2 A ;


falls i  r W r C s  i  s ) x i y rCsi D .x i y rCsi s / y s 2 A :
p
Und .x z/r D x r z r 2 A, d. h. x z 2 A.
p
(b) ): Es sei A reduziert, also A D A. Angenommen, es gibt in R=A ein nilpotentes
Element x C A ungleich 0, d. h. x C A 6D A und .x C A/n D x n C A D A. Dann gilt
15.2 Lösungen 125
p
aber x 62 A und x n 2 A, sodass x 2 A n A. Dieser Widerspruch belegt, dass R=A kein
nilpotentes Element 6D 0 enthält.

(: R=A enthalte keinpnilpotentes Element 6D 0. Angenommen, A ist nicht reduziert.


Dann existiert ein x 2 A n A. Es folgt x n 2 A für ein n 2 N und x 62 A. Damit ist aber
das Element x C A ungleich 0 und nilpotent. Dieser Widerspruch zeigt, dass A reduziert
ist.

Man beachte, dass man die Behauptung auch kurz und bündig wie folgt begründen kann:
p
x C A 6D A nilpotent , x 62 A und x n C A D .x C A/n D A , x 2 A n A:

(c) Zum Nachweis bietet sich die Aussage in (b) an, da der Faktorring R=A nach einem
Primideal A nach Lemma 15.15 (Algebrabuch) nullteilerfrei ist, insbesondere gilt x n 6D 0
für alle x 6D 0. Folglich enthält R=A keine nilpotenten Elemente 6D 0. Nach (b) ist A
somit reduziert.

(d) Für x 2 Z existiert genau dann k 2 N mit x k 2 n Z, d. h. n j x k , wenn jeder Primteiler


ein Teiler von x ist. Wenn p1 ; : : : ; pr die verschiedenen
von n p p Primteiler von n sind, gilt
somit .0/ D fx C n Z j p1    pr j xg. Beispielsweise gilt .0/ D f0; 10g in Z20 .
p pp p
Wegen N D N (allgemeiner gilt offenbar A D A) ist N reduziert. Nach (b)
enthält Zn =N daher keine nilpotenten Elemente 6D 0. Da das Nilradikal von Zn =N aber
gerade die Menge aller nilpotenten Elemente von Zn =N ist, ist somit dieses Nilradikal
gerade f0g, sprich fN g.

15.5 Wir benutzen das Zorn’sche Lemma und gehen analog vor wie im Beweis zum Satz
von Krull, siehe Satz 15.19 (Algebrabuch):

Die Menge X aller A umfassenden, zu H disjunkten Ideale von R ist nicht leer, X 6D ;,
weil A 2 X und bzgl. der Inklusion eine geordnete Menge.

(a) Es sei K 6D ; eine Kette in X, d. h.:

C ; C 0 2 K ) C C 0 oder C 0 C :
S
Wir zeigen, dass B WD C 2K C ein Ideal von R ist: Zu x; y 2 B existieren C; C 0 2 K
mit x 2 C , y 2 C 0 und o. E. C C 0 , sodass x r 2 C B für jedes r 2 R und
x  y 2 C 0 B.

Weiter ist B zu H disjunkt: Wegen C \ H D ; für jedes C 2 K gilt nämlich auch


B \ H D ;.

Damit ist also B ein zu H disjunktes Ideal von R und somit ein Element von X, B 2 X.
126 15 Ideale

Weiterhin ist B offensichtlich eine obere Schranke von K in .X; /. Somit ist .X; /
induktiv geordnet und besitzt nach dem Lemma von Zorn ein maximales Element.
(b) Es sei M 2 X maximal in .X; /. Wir begründen, dass M ein Primideal ist: Ange-
nommen, es gilt a b 2 M , aber a 62 M; b 62 M . Dann gilt M ¨ .a/ C M , M ¨ .b/ C M ,
also wegen der Maximalität von M notwendig ..a/ C M / \ H 6D ;, ..b/ C M / \ H 6D ;,
etwa h D r a C m 2 H , h0 D r 0 b C m0 2 H mit r; r 0 2 R und m; m0 2 M . Es folgt

H 3 h h0 D .r a C m/ .r 0 b C m0 / D r r 0 a C r a m0 C r 0 b m C m m0 2 M

im Widerspruch zu H \ M D ;. Dieser Widerspruch belegt, dass M ein Primideal ist.

15.6 Es sei M ein maximales Ideal von R. Für a; b 2 R gelte a b 2 M . Es sei o. E.


a 62 M . Dann gilt wegen der Maximalität von M (beachte Lemma 15.8 (Algebrabuch)
(a)):
.a/ C M D R a C M D R :
Es existiert also ein r 2 R und m 2 M mit

1 D r a C m ; also b D r a b C m b :

Wegen r a b 2 M und m b 2 M gilt b 2 M . Folglich ist M ein Primideal.

15.7 (: Es sei R=M ein Körper. Dann gilt M 6D R, da R=M als Körper mindestens
zwei Elemente enthält. Es sei A ein Ideal, das M enthält, M A R. Wir zeigen
A D M oder A D R, dann ist M maximal.
Es ist A=M ein Ideal des Körpers R=M . Da ein Körper aber nur die trivialen Ideale .0/
und .1/ enthält, gilt A=M D .0/ oder A=M D R=M , d. h. A D M oder A D R. Damit
ist diese Richtung bewiesen.
): Es sei M ein maximales Ideal. Zu zeigen ist, dass R=M ein Körper ist. Dazu reicht
es aus zu zeigen, dass jedes 0 6D a C M 2 R=M invertierbar ist: Es sei a C M 6D 0,
d. h. a 2 R n M . Wegen der Maximalität von M ist nun .a/ C M ein Ideal, das M echt
umfasst, also .a/ C M D R. Folglich existieren m 2 M und r 2 R mit

1 D r a C m:

Aber das bedeutet gerade

.r C M / .a C M / D 1 C M :

Somit ist a C M invertierbar (das Inverse ist r C M ).


15.2 Lösungen 127

15.8 (: Ist die Menge M D R n R ein Ideal des kommutativen Ringes R mit 1, so ist
dieses Ideal M

 maximal, da jedes Ideal A mit M ¨ A R nämlich eine Einheit enthält und somit
A D R erfüllt (beachte Lemma 15.4 (Algebrabuch)), und
 das einzige maximale Ideal von R, da jedes (maximale) Ideal A ¨ R keine Einheiten
enthält und somit A M erfüllt.

Somit ist R ein ein lokaler Ring.


): Der kommutative Ring R mit 1 sei ein lokaler Ring mit einzigem maximalen Ideal
M . Wir zeigen die Gleichheit M D R n R :
M R n R : Da M ein maximales Ideal in R ist, gilt M ¨ R. Somit enthält M keine
Einheiten von R, es gilt also M R n R .
R n R M : Für jede Nichteinheit a 2 R n R ist .a/ D R a ein von R verschiedenes
Ideal. Nach dem Satz 15.19 (Algebrabuch) von Krull liegt .a/ in einem maximalen Ideal,
das nur M sein kann: .a/ M . Wegen a 2 .a/ gilt a 2 M , d. h. R n R M .

15.9 Wir sammeln erst mal Informationen:

 Die additive Gruppe Zn ist zyklisch, Zn D h1i D f0; 1; : : : ; n  1g.


 Jede Untergruppe U der zyklischen Gruppe Zn ist zyklisch, U D hd i (siehe Lem-
ma 5.1 (Algebrabuch)).
 Eine endliche zyklische Gruppe hat zu jedem Teiler d der Gruppenordnung n genau
eine Untergruppe der Ordnung d (siehe Lemma 5.2 (Algebrabuch)).

Ist nun U eine Untergruppe der additiven Gruppe Zn , so gilt U D hd i für einen Teiler d
von n. Für jedes u 2 U und a 2 Zn gilt u D k d C n Z mit k 2 Z und a D a C n Z und
daher a u 2 U . Somit ist U ein Ideal.
Damit sind die Ideale von Z=nZ genau die Untergruppen von .Z=nZ; C/. Die maximalen
Ideale finden wir nun als die maximalen Untergruppen, und das sind offenbar genau jene
Untergruppen vom Primzahlindex. Sind also p1 ; : : : ; pr die Primteiler von n, so sind die
maximalen Ideale von Z=nZ genau die Gruppen bzw. Ideale:

hp i i D .p i / ; i D 1; 2; : : : ; r :

15.10 Wir beachten die Definition aus Aufgabe 15.4 und zeigen D D N , wobei
p
 N D .0/ D fa 2 R j an D 0 für ein n 2 Ng.
T
 D D P R P der Durchschnitt aller Primideale P von R.
128 15 Ideale

D N : Es sei a 2 D. Angenommen, a 62 N , d. h. an 6D 0 für alle n 2 N. Dann


ist die Menge H WD fa; a2 ; a3 ; : : :g eine Unterhalbgruppe von .R; / mit 0 62 H . Nach
Aufgabe 15.5 existiert ein Primideal P von R mit P \H D ;. Da a 2 H , gilt also a 62 P ,
folglich a 62 D. Dieser Widerspruch belegt a 2 N , d. h. D N .

N D: Es sei a 2 N . Dann existiert ein n 2 N mit an D 0. Da für jedes Primideal P


natürlich 0 2 P gilt, erhalten wir also an 2 P für jedes Primideal P . Es folgt a 2 P oder
an1 2 P , also a 2 P oder an2 2 P , : : : schließlich folgt a 2 P für jedes Primideal P
von R. Dies impliziert a 2 D, d. h. N D.

15.11 Wir nutzen im Folgenden den Darstellungssatz 15.3 (Algebrabuch) und Lem-
ma 15.9 (Algebrabuch), wonach

.a; b/ D .a/ C .b/ :

Außerdem beachten wir Lemmata 15.8 (Algebrabuch) und 15.9 (Algebrabuch), wonach:

Œ.a/C.b/Œ.c/C.d / D .a/ .c/C.b/ .c/C.a/ .d /C.b/ .d / D .a c/C.b c/C.a d /C.b d / :

(a) Es gilt:
p p p p
.2; 1 C 5/  .2; 1  5/ D Œ.2/ C .1 C 5/  Œ.2/ C .1  5/
p p
D .2/  .2/ C .2/  .1 C 5/ C .2/  .1  5/
p p
C .1 C 5/  .1  5/
p p
D .4/ C .6/ C .2 .1 C 5// C .2 .1  5// D .2/ :

Zur Begründung des letzten Gleichheitszeichens beachte man, dass die Inklusion offen-
sichtlich ist und die Inklusion
wegen 2 D 6  4 gilt.

(b) Es gilt:
p p p p p
.2; 1  5/  .3; 1  5/ D .6/ C ..1  5/2 / C .2 .1  5// C .3 .1  5//
p p p
D ..1 C 5/  .1  5// C ..1  5/2 /
p p
C .2 .1  5// C .3 .1  5//
p
D .1  5/ :

Zur Begründung des letzten Gleichheitszeichens p


beachte man, dass of-
p die Inklusion p
fensichtlich ist und die Inklusion
wegen 1  5 D 3 .1  5/  2 .1  5/
gilt.
15.2 Lösungen 129

15.12 Zu zeigen ist, dass ein (wohldefinierter) surjektiver und injektiver Homomor-
phismus ist. Wie üblich zeigen wir die Injektivität und Wohldefiniertheit in einem Zug:

a C A1 \    \ An D b C A1 \    \ An
, a  b 2 Ai für alle i D 1; : : : ; n
, .a C A1 ; : : : ; a C An / D .b C A1 ; : : : ; b C An / :

Somit ist wohldefiniert und injektiv.


Wegen

..a C A1 \    \ An /.b C A1 \    \ An //
D .a b C A1 \    \ An /
D .a b C A1 ; : : : ; a b C An /
D .a C A1 ; : : : ; a C An /.b C A1 ; : : : ; b C An /
D .a C A1 \    \ An / .b C A1 \    \ An /

ist multiplikativ. Analog (mit C anstelle ) zeigt man, dass auch additiv ist. Somit ist
ein Homomorphismus.
Nun kommen wir zum Nachweis der Surjektivität. Zu zeigen ist: Zu beliebigen b1 ; : : : ; bn
2 R existiert ein a 2 R mit

.a C A1 \    \ An / D .a C A1 ; : : : ; a C An / D .b1 C A1 ; : : : ; bn C An / ;

d. h.
a C Ai D bi C Ai für alle i D 1; : : : ; n :
Wir begründen die Existenz eines solchen a, indem wir vorab die folgende Gleichheit
zeigen: \
R D Aj C Ai für j D 1; : : : ; n : ()
i 6Dj

Wegen der paarweisen Teilerfremdheit existieren ai 2 Aj und ci 2 Ai für i D 1; : : : ; n,


i 6D j mit
1 D ai C ci ; folglich gilt 1 D .a1 C c1 /    .an C cn / :
Daher folgt () mit Lemma 15.4 (Algebrabuch).
Nun seien b1 ; : : : ; bn 2 R vorgegeben. Zu jedem j existieren wegen () Elemente aj 2
T
Aj und xj 2 i 6Dj Aj mit aj C xj D bj .
Für a D x1 C    C xn und jedes i folgt
0 1 0 1
X X
a  bi D @ xj A C .xi  bi / D @ xj A  ai 2 Ai  Ai D Ai ;
j 6Di j 6Di

also a C Ai D bi C Ai . Folglich ist auch surjektiv.


130 15 Ideale

15.13 (a) I ist ein Ideal von R, denn: Offenbar gilt 0 2 I . Sind f; g 2 I , so gilt f .1/
0 .mod 3/ und g.1/ 0 .mod 3/. Damit gilt auch .f Cg/.1/ D f .1/Cg.1/ 0 .mod 3/,
also f C g 2 I . Für beliebiges h 2 ZŒX gilt weiter .h f /.1/ h.1/ f .1/ 0 .mod 3/.
Somit gilt f C g; h f 2 I . Folglich ist I ein Ideal.
Es ist L das von 3 und X  1 erzeugte Ideal in R, L D .3; X  1/. Als solches ist L
insbesondere ein Ideal von R.
(b) Da 3 2 J nK, gilt J 6 K. Da X 1 2 K nJ , gilt K 6 J . Da .3/; .X 1/ .3; X 1/,
gilt J; K L. Da 3; X  1 2 I , gilt L D .3; X  1/ I .
(c) Es gilt J  K J \ K, sodass etwa 3 .X  1/ 2 .J \ K/ n f0g.
(d) Es gilt L  M D .3; X  1/  .10; X/ D .30; 3 X; 10 X  10; X 2  X/.
(e) Die Abbildung W R ! Z, f 7! f .1/ ist ein surjektiver Ringhomomorphismus. Es
gilt

f 2 Kern , f .1/ D 0 , 9 q 2 ZŒX W f D .X  1/ q , f 2 .X  1/ D K :

Damit gilt Kern D K. Der Homomorphiesatz besagt hier R=K Š Z.


Da Z ein Integritätsbereich ist, ist K somit ein Primideal. Da Z kein Körper ist, ist K
nicht maximal. Beachte Lemma 15.15 (Algebrabuch) und Korollar 15.17 (Algebrabuch).
(f) Wir betrachten den Ringhomomorphismus

X
n X
n
W R ! Z3 ŒX ; f D ai X i 7! .f / D ai X i mit ai D ai C 3 Z 2 Z3 :
i D0 i D0

Wir bestimmen den Kern von , es gilt

X
n
f D ai X i 2 Kern , ai D 0 8 i D 0; : : : ; n
i D0

, 3 j ai 8 i D 0; : : : ; n
, f D 3 g mit einem g 2 ZŒX
, f 2 .3/ D J :

Da surjektiv ist, erhalten wir mit dem Homomorphiesatz

ZŒX=.3/ Š Z3 ŒX ; kurz R=J Š Z3 ŒX :

Da Z3 ŒX ein Integritätsbereich aber kein Körper ist, ist J ein Primideal aber nicht maxi-
mal (beachte Lemma 15.15 (Algebrabuch) und Korollar 15.17 (Algebrabuch)).
15.2 Lösungen 131

(g) Wir betrachten den Homomorphismus

W R ! Z3 ; f 7! f .1/ D f .1/ C 3 Z 2 Z3 :

Für den Kern von gilt:

f 2 Kern , f .1/ D 0 , f .1/ 0 mod 3 , f 2 I :

Damit gilt Kern D I . Der Homomorphiesatz liefert R=I Š Z3 . Da Z3 ein Körper ist,
ist I ein maximales Ideal und daher auch ein Primideal (beachte Korollar 15.17 (Algebra-
buch) und Korollar 15.18 (Algebrabuch)).

(h) Nach (a) gilt L I . Zu zeigen bleibt damit I L: Es sei f 2 I . Polynomdivision


durch X  1 liefert f D q .X  1/ C r mit q 2 ZŒX, r 2 Z. Nun gilt

q.1/ .1  1/ C r D f .1/ 0 mod 3 ;

sodass r 0 mod 3, d. h., es gibt ein l 2 Z mit r D 3 l. Damit erhalten wir

f D q .x  1/ C l 3 2 .X  1; 3/ D L :

(i) Betrachte den Homomorphismus

 W ZŒX ! Z10 ; f 7! f .0/ D f .0/ C 10 Z :

Wir zeigen M D .10; X/ D Kern : Die Inklusion M Kern  ist klar. Es sei f 2
Kern . Division von f mit Rest durch X liefert f D q X C r mit r 2 Z. Damit gilt
.f / D q.0/ 0 C r C 10 Z D 0 C 10 Z. Es folgt r 2 10 Z, sodass f 2 .X; 10/ D M .

Also gilt Kern  D M . Mit dem Homomorphiesatz erhalten wir

R=M D R= Kern  Š Z10 :

Da Z10 kein Integritätsbereich ist, ist M nicht prim und nicht maximal.

15.14 (a) Wir behaupten: I ist Kern des surjektiven Homomorphismus

W ZŒX ! Z3 ; f 7! f .3/ D f .3/ C 3Z:

und begründen dies nochmals ganz ausführlich:


132 15 Ideale

(i) ist Homomorphismus: Für alle f; g 2 ZŒX gilt

.f  g/ D .f  g/.3/ D f .3/  g.3/ D .f /  .g/

und
.f C g/ D .f C g/.3/ D f .3/ C g.3/ D .f / C .g/ :
Dies zeigt, dass Ringhomomorphismus ist.
(ii) ist surjektiv, denn für ein m 2 Z=3Z mit m 2 Z ist .m  1ZŒX  / D m.
(iii) Es gilt .3; X C 3/ D Kern. /: Wegen .3/ D 3 D 0 und .X C 3/ D 3 C 3 D 0
gilt die Inklusion .3; X C 3/ Kern. /. Es sei umgekehrt f .X/ 2 Kern. /. Wir
machen Polynomdivision mit Rest von f .X/ durch X C 3. Es gibt also Polynome
q.X/; r.X/ 2 ZŒX mit f .X/ D q.X/.X C 3/ C r.X/ und deg.r.X// < deg.X C
3/ D 1, also ist r.X/ D r 2 Z eine Konstante. Wegen f .X/ 2 Kern. / gilt
.f .X// D f .3/ D 0, also

0 D .f .X// D f .3/ D q.3/..3/ C 3/ C r D q.3/  0 C r D r:

Also ist r D 0, also r C 3Z D 0 C 3Z D 3Z, so dass es l 2 Z gibt mit r D 3l. Wir


erhalten somit:

f .X/ D q.X/.X C 3/ C r.X/ D q.X/.X C 3/ C l  3 2 .X C 3; 3/ D I;

was die Inklusion Kern. / .3; X C 3/ beweist, also gilt insgesamt I D .3; X C
3/ D Kern. /.

Nun, da I D Kern. / nachgewiesen ist, können wir den Homomorphiesatz anwenden: Er


liefert
ZŒX=.3; X C 3/ D ZŒX=I D ZŒX= Kern. / Š Bild. / D Z3 :
Damit ist ZŒX=I ein Körper (nämlich isomorph zum Körper Z3 ), und damit I ein maxi-
males Ideal, also erst recht prim.

Bemerkungen (1) Man kann sich auch überlegen, dass I D .3; X C 3/ D .3; X/ gilt,
deshalb ist I auch Kern des surjektiven Homomorphismus 0 W ZŒX ! Z3 , f .X/ 7!
f .0/ C 3Z. Wieder erhält man, dass R=I Š Z3 ein Körper und damit I ein maximales
Ideal ist.
(2) Genauso gut ist jeder Homomorphismus k W ZŒX ! Z3 , f 7! f .k/ C 3Z mit
k 2 3Z (diese Bedingung braucht man, damit k .X/ D k C 3Z D 0 C 3Z gilt).
(b) Es ist I Kern des surjektiven Homomorphismus

W R ! Z8 ; f 7! f .1/ C 8Z :
15.2 Lösungen 133

Zur Begründung: Klar ist .8/ D .X C 1/ D 0, und damit I Kern. /. Umgekehrt


schreibe man ein f 2 Kern. / mittels Polynomdivision durch X C 1 in der Form f D
q.X/.X C 1/ C r mit r 2 Z. Es folgt .f / D q.1/.1 C 1/ C r C 8Z D 0 C 8Z, also
r 2 8Z. Es gibt also l 2 Z mit r D 8l und damit f D q.X/.X C1/C8l 2 .X C1; 8/ D I .
Da nun also R=I Š Z8 kein Integritätsbereich ist, folgt, dass I kein Primideal ist.
(c) Es ist 2X C 3  2.X C 1/ D 1 2 I , also I D R. Damit ist I nicht prim und nicht
maximal.
(d) Es gilt X  X 4 2 I , aber X; X 4 62 I . Damit ist I nicht prim und nicht maximal.
(e) Es ist I Kern des surjektiven Homomorphismus W R ! Z, f .X/ 7! f .2/. Die
Inklusion I Kern. / ist offensichtlich, die andere gewinnt man wie in .b/ mittels
Division mit Rest durch X  2. Es folgt dass R=I Š Z ein Integritätsring (aber kein
Körper) ist und damit I ein Primideal (und nicht maximal).
(f) Offensichtlich ist I D .7/. Es ist I Kern des surjektiven Homomorphismus
X
n X
n
W R ! Z7 ŒX; f D ak X 7! .f / D
k
.ak C 7Z/X k ;
kD0 kD0

d. h. Reduktion der Koeffizienten modulo 7: Genau dann liegt f im Kern, wenn alle Ko-
effizienten durch sieben teilbar sind, also wenn f 2 I gilt. Dies zeigt R=I Š Z7 ŒX. Da
Z7 ein Integritätsring (sogar Körper) ist, ist auch Z7 ŒX ein Integritätsring, allerdings aber
kein Körper. Daher ist I Primideal, aber nicht maximal.

0
15.15 (a) Die Nullfunktion 0D W R ! R, x 7! 0 liegt wegen 0D .0/ D 0D .0/ D 0 in I .
0
Es seien f; g 2 I und h 2 D. Offenbar ist auch .f C g/.0/ D .f C g/ .0/ D 0, also
f C g 2 I und h g.0/ D 0 D .h g/0 .0/ D h.0/ g 0 .0/ C h0 .0/ g.0/, also h g 2 I . Dies
zeigt I E D.
(b) Es sei  W D ! D=I der kanonische Epimorphismus und W RŒX ! D der
Ringhomomorphismus, der jedem Polynom f die Polynomfunktion x 7! f .x/ zuordnet.
Wir setzen
WD  ı W RŒX ! D=I :
ist surjektiv: Für ein f 2 D ist

.f .0/ C f 0 .0/X/ D f C I ;

denn für die Funktion g WD .f .0/ C f 0 .0/ X/ 2 D gilt g.x/ D f .0/ C f 0 .0/ x für alle
x 2 R, also ist

.g  f /.0/ D f .0/  f .0/ D 0 D .g  f /0 .0/ D f 0 .0/  f 0 .0/ ;

also g  f 2 I , d. h. .f .0/ C f 0 .0/ X/ D .g/ D g C I D f C I .


134 15 Ideale

Pn
Es sei nun f D kD0 ak X k 2 RŒX mit ak 2 R für alle k. Dann gilt

f 2 Kern. / , .f / 2 I , .f /.0/ D a0 D 0 D .f /0 .0/ D a1 , f 2 .X 2 / :

Es folgt Kern. / D .X 2 /. Mit dem Homomorphiesatz folgt die Behauptung

RŒX= Kern. / D RŒX=.X 2 / Š D=I :

15.16 (a) Mit f; g 2 A sind auch f  g; f g 2 A, damit ist A ein Teilring von RŒX.
(b) Offenbar gilt R A und X 2 ; X 3 2 A, und da A ein Teilring ist, folgt somit
f .X 2 ; X 3 / 2 A für alle f 2 RŒX1 ; X2 . Damit ist wohldefiniert.
Als Einsetzhomomorphismus ist jedenfalls ein Homomorphismus.
Für die Surjektivität genügt es offenbar zu zeigen, dass jedes X n mit n ¤ 1 im Bild von
liegt, denn jedes Element aus A ist eine R-Linearkombination dieser X n ’s, und es gilt
jR D IdR . Es gilt
X 2n D .X 2 /n D .X1n / für n  0

und
X 2nC1 D .X 2 /n1 .X 3 / D .X1n1 X2 / für n  1 :
Damit folgt also A D Bild. /.
(c) Wir zeigen Kern D .X12  X23 / DW I . Gemäß dem Homomorphiesatz gilt dann

A Š RŒX1 ; X2 =I :

Da .X13  X22 / D X 6  X 6 D 0 gilt I Kern , also bleibt die Inklusion


zu zeigen.
Es sei also f .X1 ; X2 / 2 Kern . Da X13  X22 2 I gilt X13 C I D X22 C I . Die Restklasse
f .X1 ; X2 / C I ändert sich also nicht, wenn man jedesmal, wenn X2 in einer Potenz > 1
auftaucht, X22 C I durch X13 C I ersetzt. Am Ende bleiben dann X2 C I ’s nur in maximal
erster Potenz übrig. Also gibt es Polynome p.X1 /; q.X1 / 2 RŒX1  mit

f .X1 ; X2 / C I D p.X1 / C X2 q.X1 / C I :

Da f 2 Kern und I Kern , gilt also

0 D .f / D .p.X1 / C X2 q.X1 // D p.X 2 / C X 3 q.X 2 / :

In p.X 2 / kommen nur gerade Potenzen von X vor, in X 3 q.X 2 / nur ungerade Potenzen
von X. Also muss p.X 2 / D 0 und X 3 q.X 2 / D 0 gelten, was p.X1 / D 0 D q.X1 /
impliziert. Also gilt f C I D 0 C I und damit f 2 I .
Teilbarkeit in Integritätsbereichen 16

16.1 Aufgaben

16.1  Man zeige, dass für a; b 2 R (R ein Integritätsbereich) gilt: a j b, a 6 b ,


.b/ ¨ .a/.

16.2  Man beschreibe die Äquivalenzklassen bezüglich der Elemente a eines In-
tegritätsbereiches R mit a2 D a.

16.3  Für welche natürlichen Zahlen n > 1 gilt in Zn ŒX die Teilbarkeitsrelation
X 2 C 2X j X 5  10 X C 12 ?

16.4  Ist X 2  2 2 ZŒX irreduzibel?

16.5  Sind die folgenden Polynome irreduzibel?

(a) X 2 C X C 1 in Z2 ŒX. (b) X 2 C 1 in Z7 ŒX. (c) X 3  9 in Z11 ŒX.

16.2 Lösungen

16.1 Die Behauptung folgt unmittelbar aus den Aussagen (a) und (b) in Lemma 16.5
(Algebrabuch):
a j b ; a 6 b , .b/ .a/ ; .a/ 6D .b/ :

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 135


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_16
136 16 Teilbarkeit in Integritätsbereichen

16.2 In einem Integritätsbereich gilt wegen der Nullteilerfreiheit

a2 D a , a2  a D 0 , a .a  1/ D 0 , a D 0 oder a D 1 :

Bezeichnet Œa die Äquivalenzklasse von a bzgl. , so gilt: Œ0 D f0g, da die Null das
einzige zu null assoziierte Element ist, und Œ1 D R , da genau die Einheiten e zu 1
assoziiert sind, 1 j e und e j 1.

16.3 Division von P WD X 5  10 X C 12 durch Q WD X 2 C 2X mit Rest liefert:

P D Q .X 3  2 X 2 C 4 X  8/ C .6 X C 12/ :

Es folgt:
Q j P , 6 X C 12 D 0 , 6 D 0 , n 2 f2; 3; 6g :

16.4 Es ist X 2  2 eine Nichteinheit ungleich 0. Aus Gradgründen ist höchstens eine
Zerlegung der Art

X 2  2 D a .b X 2 C c X C d / oder X 2  2 D .a X C b/ .c X C d /

möglich. Im ersten Fall folgte a b D 1, woraus a 2 ZŒX D Z folgte.


Im zweiten Fall erhalten wir durch Koeffizientenvergleich:

a c D 1 ; b d D 2 ; a d C b c D 0 :

Hieraus folgt a D c D ˙1, b D 1; d D 2 oder b D 1; d D 2. Aber damit ist die
Gleichung a d C b c D 0 nicht erfüllbar. Also ist X 2  2 irreduzibel.

16.5 Aus Gradgründen und da Zp ŒX D Zp n f0g gilt, ist eine echte Zerlegung jeweils
durch eine Nullstelle gegeben.
(a) Da das Polynom P D X 2 C X C 1 keine Nullstelle in Z2 hat, es gilt nämlich P .0/ D
1; P .1/ D 1, ist es irreduzibel.
(b) Da das Polynom P D X 2 C 1 keine Nullstelle in Z7 hat, es gilt nämlich P .0/ D 1,
P .1/ D 2, P .2/ D 5, P .3/ D 3, P .4/ D 3, P .5/ D 5, P .6/ D 2, ist es irreduzibel.
(c) Da das Polynom P D X 3  9 in Z11 ŒX die Nullstelle 4 hat, es gilt nämlich P .4/ D
3
4  9 D 55 D 5  11 D 0, ist P D X 3  9 über Z11 reduzibel. Wir erhalten mit der
Polynomdivision:
X 3  9 D .X  4/ .X 2 C 4 X C 5/ :
Faktorielle Ringe 17

17.1 Aufgaben

17.1  Es sei G der Ring der ganzen Funktionen einer komplexen Veränderlichen z.
Man zeige:

(a) G ist ein Integritätsbereich.


(b) G  D ff 2 G j Es gibt h 2 G mit f .z/ D eh.z/ g.
(c) Für f 2 G gilt: f ist Primelement , f ist unzerlegbar , Es gibt c 2 C und
g 2 G  mit f .z/ D .z  c/ g.z/,
(d) G ist nicht faktoriell.

p p
17.2  Zeigen Sie, dass die Elemente 9 und 3 .2 C 5/ aus ZŒ 5 kein kgV
besitzen.

17.3 

(a) Beweisen Sie, dass das Polynom a X 2 C b X C c vom Grad 2 über einem Körper K
 4 a c kein Quadrat in K ist.
mit Char K 6D 2 genau dann irreduzibel ist, wenn b 2 p
(b) Zeigen Sie,
p dass 3 X 2
C4 X C3 als Polynom über ZŒ 5 irreduzibel, aber reduzibel
über QŒ 5 ist.

p p p
17.4  Man begründe: Die Elemente 2, 3, 4 C 10, 4  10 sind im Ring ZŒ 10
unzerlegbar, aber keine Primelemente.

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 137


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_17
138 17 Faktorielle Ringe
p
17.5  Wir betrachten den Ring R D ZŒ 3. Zeigen Sie:

(a) R D f˙1g.
(b) Das Element 2 2 R ist irreduzibel, aber nicht prim.
(c) Der Ring R ist nicht faktoriell.

17.6  Es sei R ein Integritätsbereich. Wir betrachten den Unterring


( )
X
n
A WD ai X 2 RŒX j n 2 N; ai 2 R; a1 D 0 RŒX
i

i D0

des Polynomrings über R in der unabhängigen Variablen X, vgl. Aufgabe 15.16.

(a) Zeigen Sie, dass die Elemente X 2 ; X 3 2 A beide irreduzibel sind.


(b) Zeigen Sie, dass X 2 ; X 3 2 A beide nicht prim sind. Ist A faktoriell?
Hinweis: Betrachten Sie Zerlegungen von X 6 2 A.

17.2 Lösungen

17.1 Bei dieser Aufgabe setzen wir voraus, dass der Leser mit Grundkenntnissen der
Funktionentheorie, sprich der Theorie von Funktionen einer komplexen Veränderlichen
vertraut ist. Unter einer ganzen Funktion versteht man eine Funktion f , die auf ganz C
holomorph ist. Die Menge G der ganzen Funktionen ist ein Ring, da die Differenz und
das Produkt ganzer Funktionen wieder eine ganze Funktion ist.
(a) Das Einselement des Ringes G ist die Funktion f W C ! C, f .z/ D 1 für alle
z 2 C. Der Ring G ist natürlich kommutativ. Wir begründen die Nullteilerfreiheit von
G: Es sei f 6D 0. Dann existiert ein a 2 C mit f .a/ 6D 0. Weiter gibt es wegen des
Identitätssatzes für holomorphe Funktionen eine Umgebung U von a mit f .z/ 6D 0 für
alle z 2 U . Angenommen, g f D 0 für ein g 2 G. Dann folgt g.z/ D 0 für alle z 2 U .
Damit gilt erneut nach dem Identitätssatz für holomorphe Funktionen g D 0. Somit ist G
ein Integritätsbereich.
(b) Wir setzen M D ff 2 G j Es gibt h 2 G mit f .z/ D eh.z/ g und zeigen G  D M .
G  M : Es sei f 2 G  . Wir müssen zeigen, dass eine ganze Funktion h existiert
mit f .z/ D eh.z/ , d. h. f .z/ eh.z/ D 1. Aus dieser letzten Gleichung erhalten wir durch
beidseitiges Differenzieren, wobei wir die Produktregel anwenden, einen Hinweis, welche
Funktion wir für h wählen können, es gilt:

f 0 .z/ eh.z/ f .z/ h0 .z/ eh.z/ D 0 ; also .f 0 .z/  f .z/h0 .z// eh.z/ D 0 : ()
17.2 Lösungen 139

Da f invertierbar ist, existiert ein g 2 G mit

g.z/ f .z/ D 1 für alle z 2 C :

Folglich hat f keine Nullstellen in C. Wir können somit die Gleichung in () durch f
dividieren und erhalten h0 D f 0 =f wegen eh.z/ 6D 0 für alle z 2 C. Damit haben wir die
entscheidende Idee zur Lösung gefunden, die sich nun kurz wie folgt formulieren lässt:
Mit f ist auch f 0 =f in G und besitzt eine Stammfunktion h0 . Da .f eh0 /0 D eh0 .f 0 
f h00 / D 0 gilt, ist die Funktion f eh0 konstant, d. h. f .z/ D eh.z/ mit einer geeigneten
Funktion h, d. h. f 2 M .
M G  : Es sei f 2 M , dann gilt f .z/ D eh.z/ für eine ganze Funktion h. Es ist
auch g mit g.z/ D eh.z/ ganz, außerdem gilt f .z/ g.z/ D 1 für alle z 2 C, sodass f
invertierbar ist, es gilt g D f 1 . Dies belegt f 2 G  .
(c) Wir machen einen Ringschluss und beginnen ganz links:
Ist f ein Primelement, so ist f unzerlegbar.
Nun sei f 2 G unzerlegbar. Weil f keine Einheit ist, hat f eine Nullstelle c (siehe
Lösung zu (b)). Eine Potenzreihenentwicklung von f um c liefert
1
X
f .z/ D ai .z  c/i D .z  c/ g.z/ ; g 2 G :
i D1

Wäre g keine Einheit, so wäre f zerlegbar. Also gilt g 2 G  .


Nun gebe es zu f 2 G ein c 2 C und ein g 2 G  mit f .z/ D .zc/ g.z/. Wir begründen,
dass z c ein Primelement ist (wegen g 2 G  ist dann auch f ein Primelement und somit
alles bewiesen). Es gelte .zc/ j h hQ für h; hQ 2 G. Dann gilt h.c/ h.c/
Q D 0, d. h. h.c/ D 0
Q
oder h.c/ D 0. Eine Potenzreihenentwicklung liefert .z  c/ j h oder .z  c/ j h. Q Damit
ist z  c ein Primelement, also auch f .
(d) Nach (c) hat jedes endliche Produkt von Primelementen nur endlich viele Nullstellen.
Die Sinusfunktion ist aber eine ganze Funktion mit unendlich vielen verschiedenen Null-
stellen, insbesondere also kein Produkt von endlich vielen Primelementen. Folglich ist G
nicht faktoriell.

p p
17.2 Angenommen, es existiert ein kgV v D c C d 5 von 9 und s WD 3 .2 C 5/.
Wegen p p
.2 C 5/ .2  5/ D 9
p p
ist 2 C 5 einp
p Teiler von 9. Daher sind 9 .2 C 5/ und 3  9, also auch 3  9  9 .2 C
5/ D 9 .1  5/ Vielfache von 9 und s. Damit haben wir
p
9 j v j 3  9 und v j 9 .1  5/ :
140 17 Faktorielle Ringe
p
Wir wenden nun die multiplikative Normfunktion N W a C b 5 7! a2 C 5 b 2 an und
erhalten
p
34 D N.9/ j N.v/ j N.3  9/ D 36 und N.v/ j N.9 .1  5/ D 34  6 D 35  2 ;

sodass N.v/ 2 f34 ; 35 g.

Wir begründen nun, dass N.v/ D 35 nicht möglich ist: Angenommen, N.v/ D 35 . Dann
gilt
35 N.v/ c 2 C 5 d 2 c 2 C d 2 6 3 .mod 4/ ;

da die Summe zweier Quadrate ganzer Zahlen kongruent 0, 1 oder 2 modulo 4 ist. Wegen
35 3 .mod 4/ ist das aber ein Widerspruch. Somit gilt

N.v/ D 34 D N.s/ ;

sodass v D ˙9 und v D ˙s (beachte die Aussage (8) in Lemma 17.5 (Algebrabuch)) –


ein Widerspruch, die Elemente s und 9 haben kein kleinstes gemeinsames Vielfaches.

17.3 (a) Das Polynom P D a X 2 C b X C c sei irreduzibel. Angenommen, b 2  4 a c ist


ein Quadrat in K, d. h. b 2  4 a c D d 2 für ein d 2 K. Wir setzen nun

d b 1
v1;2 WD ˙  D  .b d / 2 K :
2a 2a 2a

(Auf diese Darstellung kommt man leicht, wenn man an die Mitternachtsformel aus der
Schulzeit denkt, nach der man die Nullstellen eines Polynoms vom Grad 2 ermittelt.) Es
folgt
 
1 1
P .v1;2 / D a 2 .b d / C b
2
.b d / C c
4a 2a
1 2 b2 bd
D .b 2 b d C .b 2  4 a c//  ˙ C c D 0:
4a 2a 2a

Somit hat P eine Nullstelle in K und ist damit reduzibel über K. Widerspruch. Es ist
b 2  4 a c somit kein Quadrat.

Nun sei b 2  4 a c kein Quadrat in K. Angenommen, das Polynom P D a X 2 C b X C c


ist reduzibel über K. Es hat dann eine Nullstelle v 2 K, d. h. P .v/ D a v 2 C b v C c D 0,
also
     
b c b 2 c b2 b 2  4ac b 2
0 D v2 C vC D vC C  2 ; d. h. D v C :
a a 2a a 4a 4a2 2a
17.2 Lösungen 141

 2
Somit ist b 2  4 a c D 2 a .v C 2a b
/ ein Quadrat in K. Widerspruch. Das Polynom P
ist somit irreduzibel über K.
p
(b)pMan beachte: Da QŒ 5 ein Körper ist, können wir den Teil (a) anwenden; da
ZŒ 5 jedoch kein Körper ist, müssen wir das Problem in diesem Fall auf anderem
Wege lösen.
p
In dem Körper
p K WD QŒ 5 ist P D 3 X 2 C4 X C3 nach (a) reduzibel, weilp42 433 D
20 D .2 5/2 ein Quadrat in K ist. Die Nullstellen von P sind  23 ˙ 13 5, sodass
  
2 1p 2 1p
P D3 XC  5 XC C 5 :
3 3 3 3
p
Angenommen, P ist in R WD ZŒ 5 reduzibel. Aus Gradgründen folgt

P D a .b X 2 C c X C d / oder P D .a X C b/ .c X C d /

mit a; b; c; d 2 R, wobei nach Teil (c) von Lemma 14.4 (Algebrabuch) im 1. Fall a 62
R D f˙1g (vgl. Aufgabe 13.11 (e)).
1. Fall: 3 X 2 C 4 X C 3 D a .b X 2 C c X C d /. Es folgt a b D 3, a c D 4. Da 3 nach
p (Algebrabuch) unzerlegbar ist, folgt a D ˙3, also c D ˙ 3 im Widerspruch
4
Lemma 17.5
zu 3 62 ZŒ 5.
4

2. Fall: 3 X 2 C 4 X C 3 D .a X C b/ .c X C d /. Es folgt a c D 3, a d C b c D 4,
b d D 3, also wegen Lemma 17.5 (Algebrabuch) o. E. a D 3, c D 1 (man gehe notfalls
zu P D .a X  b/ .c X  d / über), sodass 3 d C b D 4. Das ist aber mit b d D 3,
d. h. .b; d / 2 f˙.3; 1/; ˙.1; 3/g, nicht verträglich.

p p
17.4 Es sei N W u C v 10 7! u2  10 v 2 die (multiplikative) Norm auf ZŒ 10 (vgl.
Lemma 17.5 (Algebrabuch)).

 2 und 3 sind
p unzerlegbar: Ist p D a b eine Zerlegung einer Primzahl p mit Elementen
a; b 2 ZŒ 10, so gilt p 2 D N.a/ N.b/, also

N.a/ D ˙1 oder N.a/ D ˙p 2 oder N.a/ D ˙p :

Im Fall N.a/ D ˙1 ist a eine Einheit (also p D a b keine echte Zerlegung), im


Fall N.a/ D ˙p 2 ist b eine Einheit (also p D a b keine echte Zerlegung) und im
Fall N.a/ D ˙p ist a unzerlegbar. Höchstens
p in diesem
p letzten Fall erhalten wir eine
echte Zerlegung. Es sei a D u C v 10 2 ZŒ 10, u; v 2 Z. Die Gleichungen
N.a/ D a a D ˙p lauten in den Fällen p D 2 und p D 3:

˙2 D u2  10 v 2 und ˙ 3 D u2  10 v 2 :

Offenbar sind diese Gleichungen in Z nicht lösbar. Somit sind 2 und 3 unzerlegbar.
142 17 Faktorielle Ringe
p p p p
 4C 10 und 4 10 sindpunzerlegbar: Ist 4˙p 10 D a b eine Zerlegung von 4˙ 10
mit Elementen a; b 2 ZŒ 10, so gilt N.4 ˙ 10/ D 6 D N.a/ N.b/, also

N.a/ 2 f˙1; ˙2; ˙3; ˙6g :

Da N.a/ 2 f˙2; ˙3g nach dem ersten Teil der Lösungpdieser Aufgabe p nicht vorkom-
men kann, ist a oder b eine Einheit, also sind auch 4 C 10 und 4  10 unzerlegbar.
 2 und 3 sind keine Primelemente: Wegen
p p
2  3 D .4 C 10/ .4  10/
p p
ist 2 ein Teiler des Produkts .4 C 10/ .4  10/. Aber 2 teilt keinen der Faktoren.
Somitpist 2 kein Primelement;
p das gilt ebenso für 3.
 4 C 10 und 4  10 sind keine Primelemente: Wegen
p p
.4 C 10/ .4  10/ D 2  3
p p
ist 4 C p10 ein Teiler des Produkts 2  3. Aber 4 C 10 teilt
p keinen der Faktoren. Somit
ist 4 C 10 kein Primelement; das gilt ebenso für 4  10.

17.5 (a) Wegen 1  1 D 1 D .1/  .1/ sind ˙1 Einheiten in R. Wir zeigen, dass es
keine weiteren Einheiten gibt: Ist x eine Einheit in R, so existiert ein y 2 R mit x y D 1,
wegen der Multiplikativität der Normabbildung
p
N W R n f0g ! N ; x D a C b 3 7! a2 C 3 b 2
p
folgt N.x/ D a2 C 3 b 2 D 1 für die Einheit x D a C b 3. Es folgt somit b D 0 und
a D ˙1, d. h. x D ˙1.

(b) Angenommen, die 2 2 R ist reduzibel, 2 D x y mit Nichteinheiten x; y 2 R. Anwen-


p
den der Norm liefert 4 D N.x/ N.y/, also N.x/ D 2. Das ist aber für x D a C b 3
nicht möglich, da die Gleichung 2 D a2 C 3 b 2 keine Lösung in Z2 hat. Somit ist die 2
irreduzibel in R.

Die 2 ist ein Teiler von 4, also gilt


p p
2 j .1 C 3/ .1  3/ :
p p
Aber die 2 teilt weder 1 C 3 noch 1  3; damit ist die 2 kein Primelement in R.

(c) Wäre R faktoriell, so wäre jedes irreduzible Element auch ein Primelement. Das ist
nach (b) nicht der Fall in R, also ist R nicht faktoriell.
17.2 Lösungen 143

17.6 (a) Es ist klar, dass R A RŒX D R gilt, und damit A D R . Damit sind
X 2 ; X 3 jedenfalls beide keine Einheiten und natürlich beide nicht Null. Angenommen, es
gilt X 2 D fg mit f; g 2 A. Da deg.f / C deg.g/ D 2 haben entweder beide Polynome
Grad 1, was aber in A nach Definition nicht geht, oder ein Polynom hat Grad 0 und das
andere hat Grad 2. Wir nehmen o. E. an, dass f D a0 2 R und g D b2 X 2 C b0 2 A
gilt, mit a0 ; b0 ; b2 2 R. Aus fg D a0 b2 X 2 C a0 b0 D X 2 folgt a0 b2 D 1, also ist
f D a0 2 R D A eine Einheit. Es folgt, dass X 2 irreduzibel ist. Analog folgt aus
X 3 D fg, dass entweder ein Polynom Grad 1 haben muss, was aber in A nicht geht,
oder eben ein Polynom Grad 0 und das andere Grad 3. O. E. also f D a0 2 R und g D
b3 X 3 Cb2 X 2 Cb0 , und aus fg D X 3 folgt wieder a0 b3 D 1, so dass f D a0 2 R D A
Einheit ist.
(b) Es sind X 2 und X 3 ein Teiler von X 6 D X 2  X 4 D X 3  X 3 . Wäre X 2 prim , so müsste
wegen X 2 j X 3  X 3 auch X 2 ein Teiler von X 3 (in A) sein, was es wegen X 62 A aber
nicht ist. Also ist X 2 nicht prim. Analog: Wäre X 3 prim, so müsste es wegen X 3 j X 2  X 4
ein Teiler von X 2 oder X 4 sein, was es aber beides nicht ist.
Hauptidealringe. Euklidische Ringe 18

18.1 Aufgaben

18.1  Es seien R ein Hauptidealring und c; a1 ; : : : ; an 2 R.

(a) Zeigen Sie, dass die Diophantische Gleichung a1 X1 C    C an Xn D c genau dann


in R lösbar ist, wenn c durch einen ggT d von a1 ; : : : ; an teilbar ist.
(b) Die Gleichung a X C b Y D c mit a; b 2 R n f0g besitze eine Lösung .x; y/ 2 R2 .
Beschreiben Sie alle Lösungen dieser Diophantischen Gleichung.
(c) Bestimmen Sie alle Lösungen .x; y/ 2 Z2 von 102 X C 90 Y D 108.

18.2  Bestimmen Sie mithilfe des euklidischen Algorithmus in ZŒi einen ggT von
a D 31  2 i und b D 6 C 8 i und stellen Sie ihn in der Form r a C s b mit r; s 2 ZŒi dar.

p
18.3  Bestimmen Sie die Einheiten in ZŒ 6.

p
18.4  Man zeige, dass ZŒ 26 unendlich viele Einheiten hat.

p
18.5  Man bestimme in ZŒ 6 alle Teiler von 6.

p
18.6  Man bestimme in ZŒ 5 alle Teiler von 21.

18.7  Man zerlege in ZŒi die Zahlen 3, 5, 7, 70 und 1 C 3 i in Primelemente.


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C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_18
146 18 Hauptidealringe. Euklidische Ringe

18.8  Gegeben ist der euklidische Ring ZŒi mit dem euklidischen Betrag N W z !
z z. Bestimmen Sie jeweils zu a; b 2 ZŒi Elemente q; r 2 ZŒi mit a D q b C r und der
Eigenschaft N.r/ < N.b/ (Division mit Rest), wobei

(a) a D 10 C 11 i, b D 2 C 3 i.
(b) a D 4 C 7 i, b D 1 C 2 i.
(c) a D 137, b D 35.

18.9  Begründen Sie jeweils, ob die angegebene Aussage richtig oder falsch ist. Es
ist jeweils R ein Teilring des Integritätsbereichs S.

(a) Ist R faktoriell, so auch S.


(b) Ist S faktoriell, so auch R.
(c) Ist a 2 R irreduzibel (bzw. prim) in R, so auch in S.
(d) Ist a 2 R irreduzibel (bzw. prim) in S, so auch in R.
(e) Ist S euklidisch mit einem euklidischen Betrag ' W S n f0g ! N0 , so auch R mit der
entsprechend eingeschränkten Funktion 'jR .

18.10  Es sei R D ZŒi der euklidische Ring der ganzen Gauß’schen Zahlen.

(a) Begründen Sie, warum 11 ein Primelement und 13 kein Primelement in R ist.
(b) Begründen Sie, warum .11/ D 11 R ein maximales Ideal in R ist.
(c) Zerlegen Sie das Ideal .13/ D 13 R in ein Produkt zweier maximaler Ideale.

18.11  Es sei


˚a

R WD b
2 Q j a; b 2 Z; ggT.30; b/ D 1 Q :

(a) Zeigen Sie, dass R ein Unterring von Q ist.


(b) Bestimmen Sie die Menge der Einheiten R . Gilt R \ Q D R ?
(c) Zeigen Sie, dass R ein Hauptidealring ist, und bestimmen Sie alle Ideale von R. Wel-
che Ideale sind maximal, welche prim?
(d) Bestimmen Sie (bis auf Einheiten) alle irreduziblen Elemente von R. Sind diese auch
prim?

18.12  Bestimmen Sie einen ggT von 26 C 13 i und 14  5 i im Ring ZŒi.

18.13  Begründen Sie, warum eine natürliche Zahl der Form 4 n C 3 mit n 2 N
nicht als Summe zweier Quadrate ganzer Zahlen darstellbar ist.
18.2 Lösungen 147

18.14  Sind A; B; C paarweise teilerfremde natürliche Zahlen mit 2 j B und A2 C


B 2 D C 2 , so nennt man .A; B; C / ein primitives Pythagoräisches Tripel. Beweisen Sie:
Es gibt (eindeutig bestimmte) u; v 2 N mit ggT.u; v/ D 1 und

A D u2  v 2 ; B D 2uv; C D u2 C v 2 ;

und genau eine der beiden Zahlen u; v ist gerade. Geben Sie mit dieser Information die 5
kleinsten – nach der Größe von C geordneten – primitiven Pythagoräischen Tripel an.

18.2 Lösungen

18.1 (a) Wir benutzen den Hauptsatz 18.3 (Algebrabuch) über den ggT, hiernach gilt für
d 2 ggT.a1 ; : : : ; an /:

a1 R C    C an R D .a1 ; : : : ; an / D .d / D d R :

Damit erhalten wir:

 Ist die Diophantische Gleichung a1 X1 C    C an Xn D c in R lösbar, so existieren


r1 ; : : : ; rn 2 R mit
c D a 1 r1 C    C a n rn 2 d Z :

Somit ist c ein Vielfaches von d , d. h. d j c.


 Gilt d j c, so ist c 2 d R D a1 R C    C an R, also ist die Diophantische Gleichung
a1 X1 C    C an Xn D c in R lösbar.

(b) Es sei L R2 die Lösungsmenge von a X C b Y D c. Für .x 0 ; y 0 / 2 R2 gilt:

.x 0 ; y 0 / 2 L , a x 0 C b y 0 D c , a .x 0  x/ D b .y  y 0 / :

Es sei d 2 ggT.a; b/ und a D d a0 , b D d b0 . Es sind a0 ; b0 teilerfremd. Kürzen durch


d führt zu
a0 .x 0  x/ D b0 .y  y 0 / :

Mit Lemma 17.4 (Algebrabuch) (c) folgt

b0 j .x 0  x/ ; d. h. x 0  x D t b0 für ein t 2 R ;

und
a0 t b0 D b0 .y  y 0 / ; d. h. y  y 0 D t a0 :
148 18 Hauptidealringe. Euklidische Ringe

Es folgt
.x 0 ; y 0 / D .x C t b0 ; y  t a0 / :
Umgekehrt gilt für beliebige t 2 R und .x 0 ; y 0 / D .x C t b0 ; y  t a0 /:

a x 0 Cb y 0 D a .xCt b0 /Cb .yt a0 / D cCt .a b0 b a0 / D cCt .d a0 b0 d b0 a0 / D c :

Das beweist L D f.x C t b0 ; y  t a0 / j t 2 Rg.

Bemerkung Um also die Lösungsmenge L der Diophantischen Gleichung a X C b Y D


c zu bestimmen, braucht man nur eine Lösung .x; y/ zu kennen. Eine solche kann man
oft erraten, falls nicht, so liefert der euklidische Algorithmus aus Satz 5.7 (Algebrabuch)
(beachten Sie die Bemerkung im Anschluss an diesen Satz) eine Lösung .x; y/ durch
Bestimmen von d 2 ggT.a; b/ D a r C b s, r; s 2 Z. Multiplikation dieser Gleichung
mit dc liefert x D dc r und y D dc s.
(c) Wegen 6 2 ggT.102; 90/ und 6 j 108 ist 102 X C 90 Y D 108 in Z lösbar und
die Lösungsmenge L Z2 stimmt mit der von 17 X C 15 Y D 18 überein. Wir stellen
1 2 ggT.17; 15/ in der Form 1 D 17 r C 15 s mit dem euklidischen Algorithmus dar:

17 D 1  15 C 2 ; 15 D 7  2 C 1

liefert:
1 D 15  7  2 D 15  7  .17  15/ D .7/  17 C 8  15 :
Es folgt 18 D .7  18/  17 C .8  18/  15, d. h.

.126; 144/ 2 L :

Nach (b) ist L D f.126 C 15 t; 144  17 t/ j t 2 Zg. Die kleinste Lösung erhält man für
t D 8, nämlich .6; 8/.

18.2 Die Idee zur Lösung dieser Aufgabe wird durch den Beweis von Lemma 18.8 (Al-
gebrabuch) nahegelegt: In C gilt

a 31  2 i 17 13
D D  i:
b 6C8 i 10 5

Der zu a
b nächstgelegene Gitterpunkt aus ZŒi ist somit q1 WD 2  3 i. Es ist

r1 D a  q1 b D .31  2 i/  .2  3 i/ .6 C 8 i/ D 5 I

und
b 6C8 i 6 8
D D  i:
r1 5 5 5
18.2 Lösungen 149

Der zu b
r1
nächstgelegene Gitterpunkt aus ZŒi ist q2 WD 1  2 i. Es ist

r2 D b  q2 r1 D .6 C 8 i/  5 .1 C 2 i/ D 1  2 i ;

und
r1 5
D D 1  2 i 2 ZŒi :
r2 12 i
Somit gilt d WD 1  2 i 2 ggT.a; b/, und schließlich erhalten wir durch Rückwärtssubsti-
tution

d D 1  2 i D b  5 .1 C 2 i/
D b C .a  .2  3 i/ b/ .1 C 2 i/
D .1 C 2 i/ a C .1  .2  3 i/ .1 C 2 i// b
D .1 C 2 i/ a C .7  i/ b :

p p
18.3 Man vgl.pauch Aufgabe 13.11: Ist x D a C b 6 2 ZŒ 6 eine Einheit, so gibt
es ein y 2 ZŒ 6 mit x y D 1. Anwenden der multiplikativen Norm N W z 7! z z ergibt

1 D N.1/ D N.x y/ D N.x/ N.y/ D .a2 C 6 b 2 / N.y/ mit N.y/ 2 N :

Somit muss a2 C 6 b 2 D 1 gelten, d. h. b D 0 und a D ˙1. Damit ist gezeigt: Ist


p Einheit, so gilt x D ˙1. Da umgekehrt 1 und 1 Einheiten sind, erhalten wir
x eine
ZŒ 6 D f˙1g.

p
p 18.3 bringt uns auf die Idee, ein Element u C v 26 mit
18.4 Die Lösung zu Aufgabe
seinem Konjugierten u  v 26 zu multiplizieren:
p p
.u C v 26/ .u  v 26/ D u2  26 v 2 :

p ˙1 D p
Da die Gleichung u2  26 v 2 etwa die Lösung .u; v/ D .5; 1/ hat, erhält man nun,
dass s WD 5 C 26 2 ZŒ 26 eine Einheit ist, es gilt nämlich
p p
.5 C 26/ .5 C 26/ D 1 :

Mit s ist aber auch s k für jedes k 2 Z eine Einheit. Das liefert unendlich viele verschie-
dene Einheiten.

p Wegen der Multiplikativität der Normabbildung N W z 7! z z gilt (mit einem b 2


18.5
ZŒ 6):

a j 6 ) 6 D a b ) N.6/ D N.a/ N.b/ ) N.a/ j N.6/ :


150 18 Hauptidealringe. Euklidische Ringe
p
Die Teiler a von 6 finden wir somit unter jenen Elementen aus ZŒ 6, derenpNormen
p von N.6/ D 36 2sind. Wir
Teiler bestimmen erst mal alle Elemente a D u C 6 v 2
ZŒ 6 mit N.a/ D u C 6 v 2 f1; 2; 3; 4; 6; 9; 12; 18; 36g:
2

N.a/ D 1 ) a D ˙1 ;
N.a/ 2 f2; 3; 12; 18g ) N.a/ D u2 C 6 v 2 ist nicht lösbar,
N.a/ D 4 ) a D ˙2 ;
p
N.a/ D 6 ) a D ˙ 6 ;
N.a/ D 9 ) a D ˙3 ;
N.a/ D 36 ) a D ˙6 :
p
Folglich sind ˙1; ˙2; ˙ 6; ˙3; ˙6 die Kandidaten für die Teiler von 6. Wegen 6 D
p 2 p
 6 D 2  3 ist f˙1; ˙2 ˙ 6; ˙3; ˙6g die Menge aller Teiler von 6.

18.6 Die Motivation für das folgende pVorgehen entnehmen


p wir der Lösung zu Aufga-
be 18.5. Wir listen zuerst die a D u C 5 v 2 ZŒ 5 auf, deren Normen Teiler von
N.21/ D 441 sind, es gilt also N.a/ D u2 C 5 v 2 2 f1; 3; 7; 9; 21; 49; 63; 147; 441g.

N.a/ D 1 ) a D ˙1 ;
N.a/ 2 f3; 7; 63; 147g ) N.a/ D u2 C 5 v 2 ist nicht lösbar,
p
N.a/ D 9 ) a 2 f˙3; ˙.2 ˙ 5/g ;
p p
N.a/ D 21 ) a 2 f˙.4 ˙ 5/; ˙.1 ˙ 2 5/g ;
p
N.a/ D 49 ) af˙7; ˙.2 ˙ 3 5/ ;
N.a/ D 441 ) a D ˙21 :

Wegen
p p p p
21 D 3  7 D .4 C 5/ .4  5/ D .1 C 2 5/ .1  2 5/
p p
sind ˙1; ˙3; ˙7; ˙.4 ˙ 5/; ˙.1 ˙ 2 5/; ˙21 Teiler von 21.
p p p
Aber
p ˙.2˙ 5/; ˙.2˙3 5/ sind keine Teiler von 21, da z. B. 21 D .2C 5/ .uC
v 5/ auf die in Z nicht lösbare Gleichung 9 v D 21 führt.

18.7 Die Primzahlen 3 und 7 sind nicht Summe von zwei Quadraten, die Primzahl 5 D
22 C 12 hingegen schon. Nach Lemma 18.8 (Algebrabuch) sind damit die Primzahlen 3
und 7 Primelemente in ZŒi und 5 D .2 C i/ .2  i/ eine Zerlegung der Primzahl 5 in
Primelemente. Als Zerlegung der Zahl 70 erhalten wir

70 D 2  5  7 D .1 C i/ .1  i/ .2 C i/ .2  i/ 7 ;
18.2 Lösungen 151

wobei diese Faktoren alles Primelemente sind. Und schließlich erhalten wir für 1 C 3 i

.1 C 3 i/ .1  3 i/ D 10 D 2  5 D .1 C i/ .1  i/ .2 C i/ .2  i/ ;

wobei nun rechts die Kandidaten für Primteiler von 1 C 3 i stehen, wir testen 1  i per
Division (mit Rest):

1C3i .1 C 3 i/.1 C i/ 2 C 4 i
D D D 1 C 2 i :
1i 2 2

Damit erhalten wir die Primzerlegung 1 C 3 i D .1  i/ .1 C 2 i/.

18.8 Wir dividieren jeweils a durch b in C und erhalten ab D c C d i. Sodann wählen wir
die ganzen Zahlen cQ und dQ , die am nächsten zu c und d liegen (beachte den Beweis zur
ersten Aussage in Lemma 18.8 (Algebrabuch)):

(a) Es gilt
   
a 10 C 11 i .10 C 11 i/.2  3 i/ 53  8 i 1 2
D D D D 4C  1 i:
b 2C3i 13 13 13 13

Damit erhalten wir q D 4  i und damit

r D a  q b D .10 C 11 i/  .4  i/ .2 C 3 i/ D 1 C i :

(b) Es gilt
 
a 4 C7i .4 C 7 i/.1  2 i/ 19  i 1 1
D D D D 4  i:
b 1 C2i 5 5 5 5

Damit erhalten wir q D 4 und damit

r D a  q b D .4 C 7 i/  4 .1 C 2 i/ D  i :

(c) Es gilt
a 137 3
D D4 :
b 35 35
Damit erhalten wir q D 4 und damit

r D a  q b D 137  4  35 D 3 :
152 18 Hauptidealringe. Euklidische Ringe

18.9 (a) und (b). In den Ringinklusionen


p
Z ZŒ 5 C

oder auch
K KŒX 2 ; X 3  KŒX; K ein beliebiger Körper ,

ist jeweils der mittlere Ring nicht faktoriell (beachte Abschn. 17.2 (Algebrabuch) bzw.
Aufgabe 17.6) und die beiden äußeren Ringe sind jeweils faktoriell. Also sind (a) und (b)
beide falsch.
(c) Die Aussage ist falsch, wie man etwa an den Beispielen

2 2 Z Q oder X 2 C 1 2 RŒX CŒX

sieht: Es ist 2 irreduzibel in Z, aber Einheit in Q. Es ist X 2 C 1 irreduzibel in RŒX, aber


Produkt der Nichteinheiten X C i, X  i in CŒX.
(d) Auch diese Aussage ist falsch: Das Element 2 X 2 ZŒX QŒX ist in QŒX asso-
ziiert zu X, also irreduzibel. In ZŒX ist 2 X als Produkt der irreduziblen Elemente 2 und
X selbst nicht irreduzibel.
(e) Wieder falsch: Der Ring S D QŒX ist euklidisch (mit dem euklidischen Betrag deg),
aber der Teilring R D QŒX 2 ; X 3  ist nicht einmal faktoriell, also erst recht nicht eukli-
disch (mit keinem euklidischen Betrag). Oder auch der Ring RQ WD ZŒX S ist nicht
euklidisch (mit keinem euklidischen Betrag), da RQ kein Hauptidealring ist.

18.10 (a) Die Einheiten von R sind 1; 1; i;  i (siehe Lemma 18.8 (Algebrabuch)).
Der Ring R ist euklidisch, somit sind Primelemente und unzerlegbare Elemente ein und
dasselbe. Ein Element ist also genau dann ein Primelement, wenn es sich nicht als Produkt
von zwei Nichteinheiten schreiben lässt.
Für das Element 13 2 R gilt

13 D 32 C 22 D .3 C 2 i/ .3  2 i/ :

Da 3 ˙ 2 i keine Einheiten sind, ist 13 kein Primelement.


Für das Element 11 2 R gelte

11 D .a C b i/ .c C d i/ :

Dann gälte
121 D 11  11 D N.11/ D .a2 C b 2 / .c 2 C d 2 / ;
18.2 Lösungen 153

sodass 11 ein Teiler von a2 C b 2 bzw. von c 2 C d 2 wäre, was offenbar nicht möglich ist,
somit ist 11 unzerlegbar, also ein Primelement.
(b) Da 11 ein Primelement ist, ist 11 unzerlegbar. Als unzerlegbares Element erzeugt 11
nach Lemma 16.5 (Algebrabuch) in dem Hauptidealring R D ZŒi ein maximales Ideal
.11/ D 11 R.
(c) Wegen 13 D .3 C 2 i/ .3  2 i/ liegt die Vermutung nahe, dass

.13/ D .3 C 2 i/ .3  2 i/

eine Zerlegung des Ideals .13/ in ein Produkt von maximalen Idealen ist. Wir begründen
das: Nach Lemma 15.9 (Algebrabuch) gilt die Gleichheit .13/ D .3 C 2 i/ .3  2 i/. Und
da die Elemente 3 ˙ 2 i wegen N.3 ˙ 2 i/ D 13 prim und somit auch unzerlegbar sind
(eine echte Zerlegung hätte Faktoren, deren Normen echte Teiler von 13 wären), sind die
Ideale, die von 3 ˙ 2 i erzeugt werden, maximal.

18.11 Wir sammeln für die Lösung dieser Aufgabe wichtige Ergebnisse: Ist R ein Haupt-
idealring, so gilt für ein Ideal f0g ¤ A R die Äquivalenz

A maximales Ideal , A Primideal , A D .a/ ; wobei a 2 R unzerlegbar ist :


˚a

Es sei nun R WD b
2 Q j a; b 2 Z; ggT.30; b/ D 1 Q.
(a) Mit ab ; c
d 2 R sind auch

a c ad bc a c ac
 D und D
b d bd b d bd
Elemente von R. Somit ist R ein Unterring von Q.
(b) Wir zeigen:
na o
R D 2 Q j a; b 2 Z; ggT.30; b/ D ggT.30; a/ D 1 :
b

: Es sei ab 2 R mit ggT.30; b/ D 1. Dann gibt es dc 2 R mit bd


ac
D 1 und ggT.30; d / D
1. Aus ac D bd und ggT.30; bd / D 1 folgt auch ggT.30; a/ D 1.

: Ist umgekehrt a
b
2 R mit ggT.30; a/ D 1, so ist auch b
a
2 R und damit a
b
2 R .
Zum Zusatz: Nein, die angegebene Gleichung gilt nicht, da R \ Q D R n f0g ¤ R .
(c) Es sei A R ein Ideal. Dann ist A \ Z Z ein Ideal, und da Z Hauptidealring ist,
gibt es d 2 Z mit A \ Z D .d /. Dann gilt auch A D .d /: Die Inklusion
ist klar. Es
sei umgekehrt ab 2 A mit ggT.30; b/ D 1. Dann ist b ab D a 2 A \ Z D .d /, also gibt es
r 2 Z mit a D rd . Da br 2 R wegen ggT.30; b/ D 1 folgt ab D br d 2 .d /.
154 18 Hauptidealringe. Euklidische Ringe

Also ist R ein Hauptidealring, und alle Ideale sind von der Form .a/ mit einem a 2 Z.
Dabei lässt sich a im Fall a ¤ 0 eindeutig schreiben als a D 2i 3j 5k b mit ggT.30; b/ D 1,
und dann ist offenbar .a/ D .2i 3j 5k /. Die Ideale von R sind also das Nullideal und die
Ideale
.2i 3j 5k / mit i; j; k 2 N0 :
Diese sind paarweise verschieden, denn für i 0 ; j 0 ; k 0 2 N0 mit .i; j; k/ ¤ .i 0 ; j 0 ; k 0 / ist
0 0 0
2i i 3j j 5kk 62 R nach (b). Maximal sind offenbar genau die drei Ideale .2/; .3/; .5/,
und das sind dann nach der Vorbemerkung auch alle von Null verschiedenen Primideale.
Das Nullideal ist das einzige noch fehlende Primideal.
(d) Aus der Vorbemerkung und (c) folgt, dass (bis auf Einheiten) durch 2; 3; 5 ein voll-
ständiges Repräsentantensystem an unzerlegbaren Elementen gegeben ist, und da R als
Hauptidealring faktoriell ist, sind diese unzerlegbaren Elemente auch prim.

18.12 Zur Bestimmung des ggT benutzen wir den euklidischen Algorithmus: Mit ˛ D
26 C 13 i und ˇ D 14  5 i gilt ˛  ˇ 1 D 221
1
.26 C 13 i/.14 C 5 i/ D 221
1
.299 C 312 i/.
1
Der zu ˛ ˇ nächstgelegene Gitterpunkt aus ZŒi ist ı D 1 C i, es gilt:

26 C 13 i D .14  5 i/.1 C i/ C .7 C 4 i/ I

beachte, dass N.7 C 4 i/ < N.14  5 i/.


Wir führen eine weitere Division mit Rest durch: Mit ˛ D 14  5 i und ˇ D 7 C 4 i gilt
˛  ˇ 1 D 65
1
.14  5 i/.7  4 i/ D 65
1
.78  91 i/. Mit ı D 1  i gilt

14  5 i D .7 C 4 i/.1  i/ C .3  2 i/ I

beachte, dass N.3  2 i/ < N.7 C 4 i/.


Wir führen eine weitere Division mit Rest durch: Mit ˛ D 7 C 4 i und ˇ D 3  2 i gilt
˛  ˇ 1 D 13
1
.7 C 4 i/.3 C 2 i/ D 1 C 2 i. Mit ı D 0 gilt

7 C 4 i D .2  3 i/.1 C 2 i/ C 0 I

Damit ist 3  2 i der ggT der angegebenen Zahlen.

18.13 Angenommen, eine Zahl der Form 4 n C 3 mit n 2 N ist Summe zweier Quadrate:

4 n C 3 D x 2 C y 2 mit x; y 2 Z :

Dann gilt modulo 4 eine Gleichheit der Form

3 x 2 C y 2 .mod 4/ mit x; y 2 Z :
18.2 Lösungen 155

Es gilt aber

02 0 .mod 4/ ; 12 1 .mod 4/ ; 22 0 .mod 4/ ; 32 1 .mod 4/ :

Die Summe zweier Quadrate ist somit niemals kongruent 3 modulo 4. Zahlen der Form
4 n C 3 sind nicht Summe zweier Quadrate.

18.14 Sind A; B; C paarweise teilerfremd mit A2 C B 2 D C 2 , so ist C ungerade und von


den Zahlen A; B genau eine gerade, also lässt sich die Zusatzbedingung 2 j B stets durch
eventuelles Vertauschen von A; B erfüllen. Wir benutzen im Folgenden ohne Kommentar,
dass ZŒi faktoriell ist, also im Wesentlichen wie für ganze Zahlen argumentiert werden
darf.
Für ˛ D A C B i 2 ZŒi gilt ˛ ˛ D C 2 . Ein gemeinsamer Teiler ı von ˛ und ˛ teilt sowohl
˛ C ˛ D 2 A als auch  i .˛  ˛/ D 2 B. Wegen ggT.A; B/ D 1 gibt es S; T 2 Z mit
S A C T B D 1, also sind A; B auch in ZŒi teilerfremd. Es folgt ı j 2.
Andererseits gilt wegen ˛ ˛ D C 2 auch ı j C 2 , wegen ggT.2; C 2 / D 1 also ı 2 ZŒi .
Somit ist ggT.˛; ˛/ D 1, genauer 1 2 ggT.˛; ˛/. Daraus folgt zusammen mit ˛ ˛ D C 2 ,
dass ˛ selbst zu einem Quadrat in ZŒi assoziiert ist, d. h. es gibt ˇ D u C v i 2 ZŒi und
 2 ZŒi D f˙1 ˙ ig mit ˛ D " ˇ 2 D " .u2  v 2 C 2 u v i/. Wegen 2 j B ist " D ˙1.
Indem wir nötigenfalls ˇ durch i ˇ ersetzen, können wir ˛ D ˇ 2 , d. h. A D u2  v 2 ,
B D 2 u v annehmen. Dann ist

C 2 D .u2  v 2 /2 C .2 u v/2 D .u2 C v 2 /2 ;

also C D u2 C v 2 . Wegen ggT.A; B/ D 1 gilt ggT.u; v/ D 1 und genau eine der beide
Zahlen u; v ist gerade. Die Eindeutigkeit von u; v oder – was dasselbe ist – von ˇ folgt
aus der Tatsache, dass von den beiden infrage kommenden Wurzeln ˙ˇ nur ˇ positiven
Real- und Imaginärteil hat. Die 5 kleinsten primitiven Pythagoräischen Tripel sind

.u; v/ A B C
.2; 1/ 3 4 5
.3; 2/ 5 12 13
.4; 1/ 15 8 17
.4; 3/ 7 24 25
.5; 2/ 21 20 29

Das Tripel .7; 24; 25/ ist allerdings nur zur Hälfte primitiv, da es aus .3; 4; 5/ durch Qua-
drieren entsteht: .3 C 4 i/2 D 7 C 24 i. Man kann das auch so ausdrücken: 2 C i, 3 C 2 i,
4 C i und 5 C 2 i sind Primelemente in ZŒi während 4 C 3 i D i.2  i/2 kein Primelement
ist.
Zerlegbarkeit in Polynomringen und noethersche
Ringe
19

19.1 Aufgaben

19.1  Man bestimme den Inhalt I.P / folgender Polynome aus ZŒX:

(a) 26 X 6 C 352 X 4 C 1200 X C 98, (b) 13 X 4 C 27 X 2 C 15.

19.2  Welche der folgenden Polynome sind in QŒX irreduzibel ?

(a) X 3  2. (e) X 5  2 X 4 C 6 X C 10.


(b) X 2 C 5 X C 1. (f) X 4 C 11 X 3 C 34 X 2 C 46 X C 232.
(c) X 3 C 39 X 2  4 X C 8. (g) X 5 C X C 1.
(d) 3 X 3  5 X 2 C 128 X C 17.

19.3  Es sei p eine Primzahl. Wie viele (i) normierte, (ii) normierte reduzible, (iii)
normierte irreduzible Polynome vom Grad 2 gibt es in Zp ŒX ? Bestimmen Sie alle Poly-
nome vom Typ (iii) für p D 2 und p D 3.

19.4  Für welche n 2 Z ist X 3 C n X 2 C X C 1 in ZŒX reduzibel?

19.5  Zeigen Sie: Das Polynom X 2 C Y 2  1 2 KŒX; Y  ist irreduzibel über KŒX.

19.6  Methode von Kronecker. Es sei R ein unendlicher Integritätsbereich mit der
Eigenschaft, dass jedes von null verschiedene Element nur endlich viele Teiler hat und
diese in endlich vielen Schritten zu bestimmen sind. K bezeichne den Quotientenkörper
von R.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 157
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_19
158 19 Zerlegbarkeit in Polynomringen und noethersche Ringe

(a) Es sei P 2 RŒX mit deg P D n > 1 und m WD maxfk 2 N j 2 k  ng. Zeigen Sie:
(i) Es gibt verschiedene a0 ; ; : : : ; am 2 R, sodass Ti WD fr 2 R j r j P .ai /g für jedes
i D 0; : : : ; m endlich ist.
(ii) Zu jedem b WD .b0 ; : : : ; bm / 2 T0      Tm DW T gibt es genau ein Qb 2 KŒX
mit deg.Qb /  m und Qb .ai / D bi für i D 0; : : : ; m.
(iii) P ist genau dann reduzibel in RŒX, wenn es ein b 2 T gibt, sodass Qb 2
RŒX n R ein Teiler von P in RŒX ist.
(b) Beweisen Sie: Jedes Polynom aus RŒX lässt sich in endlich vielen Schritten in über
R irreduzible Polynome zerlegen.
(c) Man zerlege mit der Methode von Kronecker das Polynom 2 X 5 C 8 X 4  7 X 3 
35 X 2 C 12 X  1 in irreduzible Faktoren über Z.

19.7  Es seien K ein Körper und R WD KŒŒX der formale Potenzreihenring über
K. Geben Sie alle Ideale von R an. Ist R noethersch?

19.8  Es seien K ein Körper und S eine unendliche Menge. Mit punktweiser Addi-
tion und punktweiser Multiplikation wird R WD K S D Abb.S; K/ zu einem Ring. Zeigen
Sie, dass R nicht noethersch ist.

19.9  Untersuchen Sie jeweils, ob die folgenden Polynome im angegebenen Ring


(bzw. den angegebenen Ringen) irreduzibel sind.

(a) X 5 C 2X 3  12X C 6 2 ZŒX. (d) X 2013 C 18X 2012 C 30X  21 2 QŒX.


(b) X 3 C 4 2 ZŒX; RŒX. (e) 2X 2 C 2X C 4 2 ZŒX; RŒX.
(c) X 3 C X C 1 2 Z2 ŒX. (f) X 8  30X 4 C 90X 3  180 2 QŒX.

19.10  Bestimmen Sie die Primzerlegung der folgenden Polynome in den jeweils
angegebenen Polynomringen:

(a) X 7 C 6X 6 C 36X 5 C 15X 4  6X  21 2 QŒX.


(b) 2X 4  4X 3 C 8X 2  4X C 4 2 ZŒX.
(c) X 4 C 2X 3 C X 2 C 2X 2 Z3 ŒX.
(d) X 4 C 1 2 ZŒX; QŒX; RŒX; CŒX.
(e) 12X 2  2X  24 2 ZŒX; QŒX.

19.11 

(a) Bestimmen Sie alle normierten irreduziblen Polynome vom Grad 4 in Z2 ŒX.
(b) Bestimmen Sie alle normierten irreduziblen Polynome vom Grad 3 in Z3 ŒX.
19.2 Lösungen 159

19.12  Zeigen Sie mit dem Reduktionssatz 19.8 (Algebrabuch), dass die folgenden
Polynome irreduzibel sind:

(a) X 3 C 9X 2  2012X C 2015. (d) X 3  14X 2 C 6X C 20.


(b) X 3  213X  2239. (e) X 3 ˙ aX 2 ˙ .a C 1/X ˙ 1 für a 2 Z.
(c) X 3 C 10X 2 C 40X C 11.

19.2 Lösungen

19.1 Wir bestimmen jeweils den ggT der Koeffizienten:

I.26 X 6 C 352 X 4 C 1200 X C 98/ D f˙2g und I.13 X 4 C 27 X 2 C 15/ D f˙1g :

19.2 Die wesentlichen Techniken zum Feststellen der Irreduzibilität eines Polynoms aus
QŒX lauten:

(i) Das Eisensteinkriterium 19.9 (Algebrabuch) (eventuell mit einer Transformation).


(ii) Der Reduktionssatz 19.8 (Algebrabuch).
(iii) Ein Polynom vom Grad 2 und 3 ist irreduzibel über Q, wenn es keine Wurzel in Q
hat.
(iv) Ein Polynom vom Grad  4 ist irreduzibel über Q, wenn es keine Wurzel in Q hat
und keine Polynome vom Grad  2 abgespalten werden können.

Die letzten beiden Methoden finden auch über endlichen Körpern vielfach Gebrauch. Oft-
mals kann man hierbei alle möglichen Elemente einsetzen und so nachweisen, dass keine
Wurzel existiert. Gelegentlich ist es auch möglich, alle irreduziblen Polynome kleinen
Grades anzugeben (siehe Aufgabe 19.3) und nachzuweisen, dass keines dieser Polynome
Teiler eines gegebenen Polynoms ist.
(a) Dieses Polynom ist nachpEisenstein
p p p D 2 irreduzibel,
mit
2 i
siehe (i). Alternative: Die
drei (komplexen) Wurzeln 3 2;  3 2;  2 3 2 mit  D e 3 liegen nicht in Q, siehe (iii).
p
5˙ 21
(b) Dieses Polynom ist irreduzibel, da die Wurzeln x1=2 D 2
nicht in Q liegen,
siehe (iii).
(c) Dieses Polynom ist irreduzibel: Wir reduzieren modulo 3, siehe (ii), und erhalten das
Polynom P D X 3 C 2 X C 2 über Z3 . Dieses Polynom über Z3 ist irreduzibel, da es keine
Wurzeln in Z3 hat, es gilt nämlich P .0/; P .1/; P .2/ 6D 0, siehe (ii).
(d) Wie in (c) gilt: Reduktion modulo 2 liefert das über Z2 irreduzible Polynom X 3 C
X 2 C 1, siehe (ii) und (iii). Das Polynom ist also irreduzibel.
160 19 Zerlegbarkeit in Polynomringen und noethersche Ringe

(e) Dieses Polynom ist nach Eisenstein mit p D 2 irreduzibel, siehe (i).
(f) Wir führen die Transformation X ! X  1 durch und erhalten das Polynom P D
3 X 3  14 X 2 C 147 X  119. Nun liefert Eisenstein mit p D 7 die Irreduzibilität des
Polynoms, siehe (i).
(g) Dieses Polynom ist reduzibel, siehe (iv): Offenbar hat das Polynom X 5 C X C 1 keine
Wurzel in Q, da als solche nach Lemma 19.7 (Algebrabuch) nur ˙1 infrage kommen. Wir
machen also den Ansatz:

X 5 C X C 1 D .X 3 C a X 2 C b X C c/ .X 2 C d X C e/
D X 5 C .a C d / X 4 C .a d C b/ X 3 C .a e C c C b d / X 2
C .b e C c d / X C c e :

Es folgt c e D 1, also c D 1 D e oder c D 1 D e. Wir setzen c D 1 D e und erhalten:

b C d D 1; a C1 Cbd D 0; a Cd D 0; ad Cb D 0:

Es folgt b D 0 oder d D 1. Wir setzen b D 0. Dann folgt d D 1, a D 1. Damit


erhalten wir die Zerlegung

P D .X 3  X 2 C 1/ .X 2 C X C 1/ :

19.3 Ein normiertes Polynom vom Grad 2 über Zp hat die Form

P D X 2 C b X C c mit b; c 2 f0; 1; : : : ; p  1g :

(i) Es gibt p 2 (je p Möglichkeiten für b bzw. c) solche Polynome über Zp .


(ii) Die reduziblen Polynome unter den p 2 Polynomen aus (i) sind genau die Polynome
.X  u/ .X  v/ mit u; v 2 Zp . Es gibt davon genau p .p C 1/=2 verschieden viele
(p.p  1/=2 mit u ¤ v und p mit u D v).
(iii) Also gibt es p 2  p .p C 1/=2 D p.p  1/=2 irreduzible normierte Polynome vom
Grad 2 in Zp ŒX.

Für p D 2 ist das einzige solche Polynom

X2 C X C 1 ;

für p D 3 sind es die drei Polynome

X 2 C X  1 und X 2  X  1 und X 2 C 1 :

Wegen p .p  1/=2  1 gibt es stets (mindestens) ein irreduzibles quadratisches Polynom


P 2 Zp ŒX.
19.2 Lösungen 161

19.4 Das Polynom P D X 3 C n X 2 C X C 1 ist in ZŒX genau dann reduzibel, wenn


es eine Nullstelle in Z hat (da P normiert ist, kann man P nicht als Produkt einer Nicht-
einheit und Polynom vom Grad 3 schreiben). Als Nullstellen kommen nach Lemma 19.7
(Algebrabuch) höchstens ˙1 infrage. Und es gilt

P .1/ D 3 C n D 0 , n D 3 und P .1/ D 1 C n D 0 , n D 1 :

Also ist P genau dann zerlegbar in ZŒX (und QŒX), wenn n 2 f3; 1g.

19.5 Wir fassen das Polynom P D X 2 C Y 2  1 auf als ein Polynom in Y mit Koeffizi-
enten aus KŒX, d. h. P D Y 2 C .X 2  1/ 2 .KŒX/ŒY . Der konstante Koeffizient X 2  1
von P wird vom Primelement p D X  1 2 KŒX geteilt, es gilt

X 2  1 D .X  1/ .X C 1/ ;

und damit p j X 2 1 und p 2 − X 2 1. Nach Eisenstein mit diesem p ist daher X 2 CY 2 1
irreduzibel in KŒX; Y .

19.6 (a) (i) Weil m  n, P höchstens n verschiedene Nullstellen und R unendlich ist, gibt
es verschiedene a0 ; : : : ; am 2 R mit P .ai / 6D 0 für i D 0; : : : ; m. Nach Voraussetzung
ist dann jedes Ti endlich.
(ii) Wähle das Lagrange’sche Interpolationspolynom Qb zu b 2 T , also das eindeutig
bestimmte Polynom Qb mit deg Qb  m und Qb .ai / D bi für i D 0; : : : ; m:

X
m
.X  a0 /    .X  ai 1 / .X  ai C1 /    .X  am /
Qb D bi :
i D0
.ai  a0 /    .ai  ai 1 / .ai  ai C1 /    .ai  am /

(iii) Man beachte: RŒX D R .


)W Nach Voraussetzung gibt es P1 ; P2 2 RŒX n R mit P D P1 P2 . Offenbar ist
deg P1 oder deg P2 kleiner oder gleich m. Es sei o. E. deg P1  m. Weil P1 jRŒX  P , folgt
P1 .ai / jR P .ai /, d. h. P1 .ai / 2 Ti für i D 0; : : : ; m. Mit b WD .P1 .a0 /; : : : ; P1 .am // 2
T ist dann aufgrund der Eindeutigkeitsaussage in (ii) P1 D Qb .
(W Nach Voraussetzung gibt es ein P 0 2 RŒX mit P D Qb P , und es folgt deg P 0 
n  m  1. Also sind Qb ; P 0 62 R , somit ist P zerlegbar in RŒX.
(b) Nach Voraussetzung über R wird jede aufsteigende Kette von Hauptidealen in R
stationär, sodass nach Satz 17.1 (Algebrabuch) jedes 0 6D a 2 R n R Produkt irredu-
zibler Elemente von R ist. Es genügt daher, die Behauptung für jedes primitive Polynom
P 2 RŒX n R zu beweisen. Ist deg P D 1, so ist P irreduzibel. Ist deg P > 1, so sei
T wie in (a) konstruiert. Da T endlich ist, lässt sich durch Probieren feststellen, ob ein
162 19 Zerlegbarkeit in Polynomringen und noethersche Ringe

b 2 T mit Qb 2 RŒX n R und Qb jRŒX  P existiert oder nicht. Ist dies nicht der Fall,
so ist P irreduzibel. Gibt es aber ein solches b, so folgt P D Qb S mit S 2 RŒX und
1  deg Qb < deg P . Also ist auch 1  deg S < deg P , und Qb ; S sind primitiv. Nun
verfahre man ebenso mit Qb und S an Stelle von P . Da die Grade der entstehenden Po-
lynome immer kleiner werden, bricht das Verfahren nach endlich vielen Schritten ab und
man erhält die gewünschte Zerlegung von P .
(c) Wegen m D 2 benötigen wir zur Interpolation drei Stellen a0 ; a1 ; a2 . Wir wählen
a0 D 0, a1 D 2, a3 D 3, da dann P .a0 / D 1, P .a1 / D 19, P .a2 / D 1 wenig Teiler
besitzen (das erspart Arbeit). Es folgt

T D f˙.1; 1; 1/ ; ˙ .1; 1; 1/ ; ˙.1; 19; 1/ ; ˙.1; 19; 1/ ;


˙ .1; 1; 1/ ; ˙.1; 1; 1/ ; ˙.1; 19; 1/ ; ˙.1; 19; 1/g :

Für b D .1; b1 ; b2 / 2 T ist

1 b1 b2
Qb D  .X  2/ .X C 3/ C X .X C 3/ C X .X  2/ ;
6 10 15
d. h.
30 Qb D .5 C 3 b1 C 2 b2 / X 2 C .5 C 9 b1  4 b2 / X C 30 :
Da nur die Polynome Qb 2 ZŒX n f˙1g in Betracht kommen, braucht man nur die
.b1 ; b2 / 6D .1; 1/ zu berücksichtigen, für die

30 j 5 C 3 b1 C 2 b2 und 30 j 5 C 9 b1  4 b2 :

Dies ist genau für .b1 ; b2 / D .19; 1/ der Fall. Hierfür ist Qb D 2 X 2  6 X C 1 und
P D Qb S mit S D X 3  X 2 C 6 X  1 2 ZŒX. Qb und S sind irreduzibel, denn jede
ganzzahlige Nullstelle wäre Teiler des letzten Koeffizienten 1 bzw. 1.

19.7 Es sei A ¤ f0g ein Ideal von R. Jedes P 2 A, P ¤ 0 lässt sich in eindeutiger Weise
P
in der Form P D 1 i Dd ai X mit ad ¤ 0 schreiben. P
i
Wir wählen ein P 2 A, P ¤ 0,
so dass d minimal ist. Dann ist P D X d Q mit Q D 1 i D0 ai X
i d
und a0 6D 0. Nach

Aufgabe 14.1 ist Q 2 R , also X 2 A und somit A D hX i. Die Ideale von R sind
d d

also f0g und hX i i für i 2 N0 . Insbesondere ist R ein Hauptidealring. Somit ist R auch
noethersch, da jeder Hauptidealring noethersch ist.

19.8 Die Elemente von R sind Abbildungen f W S ! K. Um zu zeigen, dass R nicht


noethersch ist, geben wir eine aufsteigende Folge von Idealen Ai in R an, die nicht statio-
när wird. Hierzu bietet es sich an, die Ai als die von Elementen f1 ; : : : ; fi 2 R erzeugten
Ideale zu wählen, d. h.,

A1 D .f1 / A2 D .f1 ; f2 / A3 D .f1 ; f2 ; f3 /    :


19.2 Lösungen 163

Damit ist schon mal gesichert, dass wir eine aufsteigende Folge von (ineinandergeschach-
telten) Idealen haben. Nun müssen wir noch Sorge dafür tragen, dass die Inklusionen
jeweils echt sind, d. h., dass sogar ¨ gilt. Dazu reicht es aus, wenn wir das jeweils neu
hinzukommende fi so wählen, dass es nicht schon im vorhergehenden Ai 1 liegt, und das
geht beispielsweise wie folgt: Da S unendlich ist, gibt es eine Folge .s1 ; s2 ; s3 ; : : :/ 2 S N
mit verschiedenen si , also si 6D sj für i 6D j . Nun erklären wir für i 2 N wie folgt Abbil-
dungen fi W S ! K, also Elemente aus R:
(
1 ; falls s D si ;
fi .s/ WD
0 ; sonst.

Damit ist gewährleistet, dass die Folge der Ideale Ai D .f1 ; f2 ; : : : ; fi / R definiert
durch Ai D .f1 ; f2 ; : : : ; fi / für i 2 N nicht stationär wird, es ist

A1 ¨ A2 ¨ A3 ¨ : : :

eine echt aufsteigende Kette von Idealen. Somit ist R nicht noethersch.

19.9 Beachten Sie die Methoden zum Nachweis der Irreduzibilität von Polynomen, die
wir in der Lösung zu Aufgabe 19.2 zusammengefasst haben.
(a) Das Polynom ist nach Eisenstein mit p D 2 irreduzibel in QŒX, wegen der Normiert-
heit also auch in ZŒX.
(b) Nach Lemma 19.7 (Algebrabuch) kommen als rationale Nullstellen nur ˙1; ˙2; ˙4
infrage, keine dieser Zahlen ist aber Nullstelle des Polynoms X 3 C 4, sodass dieses Poly-
nom aus Gradgründen irreduzibel in QŒX und damit in ZŒX ist. Es ist aber reduzibel in
RŒX, da es als Polynom vom ungeraden Grad 3 nach dem Zwischenwertsatz eine Null-
stelle in R hat.
(c) Das Polynom f D X 3 C X C 1 hat keine Nullstelle in Z2 , da f .0/; f .1/ 6D 0. Aus
Gradgründen ist f daher irreduzibel.
(d) Das Polynom ist nach Eisenstein mit p D 3 irreduzibel in QŒX.
(e) Wegen f D 2X 2 p
C 2X C 4 D 2 .X 2 C X C 2/ ist f reduzibel in ZŒX. Die Nullstellen
von f sind 2 .1 ˙ 1  8/ 2 C n R, daher ist f irreduzibel in RŒX.
1

(f) Nach Eisenstein mit p D 5 ist das angegebene Polynom irreduzibel in QŒX. Man
beachte, dass die Primzahlen 2 und 3 für Eisenstein nicht taugen, da 22 und 32 den nullten
Koeffizienten 180 teilen.

19.10 Wir bezeichnen das Polynom jeweils mit f .


(a) Nach Eisenstein mit p D 3 ist f 2 QŒX irreduzibel, also auch in ZŒX. Damit haben
wir die Primzerlegung von f schon gefunden.
164 19 Zerlegbarkeit in Polynomringen und noethersche Ringe

(b) Es ist
f D 2 .X 4  2X 3 C 4X 2  2X C 2/:

Da beide Faktoren irreduzibel sind (beim 2. Faktor folgt das aus Eisenstein mit p D 2),
ist dies bereits die Primzerlegung von f .
(c) Es ist
f D X .X 3  X 2 C X  1/ D X .X  1/ .X 2 C 1/ :

Da alle diese Faktoren irreduzibel sind (bei den ersten beiden ist dies aus Gradgründen
offensichtlich und der letzte Faktor hat keine Nullstelle in Z3 ), handelt es sich um die
Primzerlegung von f .
(d) Wir erhalten zunächst über C die Faktorisierung

f D X 4 C 1 D .X 2 C i/.X 2  i/
    
D X  p1 .1 C i/ X C p1 .1 C i/ X  p1 .1 C i/ X C p1 .1 C i/
2 2 2 2

in vier (irreduzible) Linearfaktoren. Wir beachten: Ist z eine Nullstelle eines reellen Poly-
noms, so auch sein konjugiert Komplexes z, und es gilt

.X  z/.X  z/ D .X  .z C z/X C zz/ D .X 2  2Re.z/X C jzj2 / 2 RŒX:

Wenn z selbst nicht reell ist, hat dieses quadratische Polynom dann keine reellen Null-
stellen und ist damit über RŒX irreduzibel. Durch solches Zusammenfassen der Paare
konjugiert komplexer Nullstellen erhalten wir also die Zerlegung von f als Produkt irre-
duzibler reeller Polynome zu
p p
f D .X 2  2X C 1/.X 2 C 2X C 1/ 2 RŒX:

Ist nun p 2 QŒX irgend ein Teiler von f 2 QŒX, so muss, weil ja erst recht p 2 RŒX
liegt, p ein Teilprodukt aus den irreduziblen Faktoren der Faktorisierung von f 2 RŒX
sein. Das einzige solche Produkt, das in QŒX liegt, ist aber f selbst. Damit ist f 2 QŒX
irreduzibel.
(e) Die Nullstellen von f sind 3
2 und  43 . Damit erhalten wir zunächst
  
f D 12 X  32 X C 43 2 QŒX;

und da 12 Einheit in QŒX ist, ist also f als Produkt zweier irreduzibler Polynome ge-
schrieben. Weiter gilt
f D 2 .2X  3/ .3X C 4/ 2 ZŒX :

Es sind hierbei die drei Faktoren 2; 2X  3; 3X C 4 2 ZŒX irreduzibel.


19.2 Lösungen 165

19.11 (a) Hat ein reduzibles Polynom vom Grad 4 keinen Linearfaktor als Teiler, so ist
es Produkt zweier irreduzibler Polynome vom Grad 2, also gleich .X 2 C X C 1/2 D
X 4 C X 2 C 1, da X 2 C X C 1 das einzige normierte irreduzible Polynom vom Grad 2 ist
(siehe Aufgabe 19.3).
Damit sind
X4 C X3 C X2 C X C 1 ; X4 C X3 C 1 ; X4 C X C 1

die normierten irreduziblen Polynome vom Grad 4.


(b) Zur Erinnerung: Ein Polynom vom Grad 3 über K ist genau dann irreduzibel, wenn es
keine Nullstelle in K hat. Damit erhalten wir durch Ausschließen all jener Polynome, die
eine Nullstelle in K haben, sofort die irreduziblen Polynome vom Grad 3. Im Folgenden
geben wir daher nur noch die normierten irreduziblen Polynome vom Grad 3 an:

X3  X C 1 ; X3  X2  X  1 ; X3 C X2 C X  1 ;
X3  X  1 ; X3 C X2  1 ; X3  X2 C X C 1 ;
X3 C X2  X C 1 ; X3  X2 C 1 :

19.12 Es sei jeweils P das gegebene (normierte) Polynom aus ZŒX und der Homo-
morphismus von Z nach Zp des Reduktionssatzes 19.8 (Algebrabuch). Wir geben jeweils
eine Primzahl p an, so dass P irreduzibel ist, dann ist auch P irreduzibel.
(a) Mit p D 2 ist P D X 3 C X 2 C 1 2 Z2 ŒX irreduzibel.
(b) Mit p D 2 ist P D X 3 C X C 1 2 Z2 ŒX irreduzibel.
(c) Mit p D 3 ist P D X 3 C X 2 C X  1 2 Z3 ŒX irreduzibel.
(d) Mit p D 3 ist P D X 3 C X 2  1 2 Z3 ŒX irreduzibel.
(e) Mit p D 2 ist, je nachdem, ob a gerade oder ungerade ist, P D X 3 C X C 1 bzw.
P D X 3 C X 2 C 1 in Z2 ŒX irreduzibel.
Grundlagen der Körpertheorie 20

20.1 Aufgaben

20.1  Es seien K ein Körper der Charakteristik p 6D 0 und a 6D 0 ein Element aus
K. Zeigen Sie: Für ganze Zahlen m; n gilt m a D n a genau dann, wenn m n .mod p/.

20.2  Bestimmen Sie (bis auf Isomorphie) alle Körper mit 3 und 4 Elementen.

20.3  Begründen Sie: ŒR W Q D jRj.

20.4  Man zeige: Die Charakteristik eines Körpers mit p n Elementen (p Primzahl)
ist p.

20.5  Es sei P 2 RŒX ein Polynom vom Grad 3. Begründen Sie: RŒX=.P / ist kein
Körper.

20.6  Es sei ' W K ! K ein Automorphismus eines Körpers K. Zeigen Sie, dass
F WD fa 2 K j '.a/ D ag ein Teilkörper von K ist. Begründen Sie auch, dass für alle a
aus dem Primkörper P von K gilt: '.a/ D a.

20.7  Es seien E und F Zwischenkörper einer Körpererweiterung L=K, und es be-
zeichne E F den kleinsten Teilkörper von L, der E und F enthält. Für r WD ŒE W K,
s WD ŒF W K und t WD ŒEF W K beweise man die folgenden Aussagen:

(a) t 2 N , r 2 N und s 2 N.
(b) t 2 N ) r j t und s j t.
(c) r; s 2 N und ggT.r; s/ D 1 ) t D r s.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 167
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_20
168 20 Grundlagen der Körpertheorie

(d) r; s 2 N und t D r s ) E \ F D K. p
(e) Es besitzt X 3  2 2 QŒX genau eine reelle Nullstelle
p
3
2 und zwei nichtreelle
Nullstellen ˛; ˛ 2 C. Für K WD Q, E WD K. 2/ und F WD K.˛/ zeige man:
3

E \ F D K, r D s D 3 und t < 9.

20.8  Bestimmen Sie den Grad der folgenden Teilkörper K von C über Q und je-
weils eine Q-Basis von K:
p p p p
(a) K WD Q.p2; 3/,
p (d) K WD Q. p8; 3 C 50/,
(b) K WD Q.p18; p
10
2/,p p (e) K WD Q.p3
2; u/, wobei u4 C 6u C 2 D 0,
(c) K WD Q. 2; i 5; 2 C 7/, (f) K WD Q. 3; i/.

20.9  Bestimmen Sie die Minimalpolynome ma; Q der folgenden reellen Zahlen a
über Q:
p p p
(a) a WD p
1
2
.1 Cp 5/, (c) a WD p
3
2Cp
3
4,
(b) a WD 2 C 3, (d) a WD 2 C 2.
3

p p
20.10  Es seien p; q Primzahlen, p 6D q, L D Q. p; 3 q/. Man zeige:

p p
(a) L D Q. p 3 q/.
(b) ŒL W Q D 6.

p p p p
20.11  Man zeige, dass für a; b 2 Q gilt: Q. a; b/ D Q. a C b/.

p
20.12  Es sei K WD Q. 3; i; "/, wobei i; " 2 C mit i2 D 1 und "3 D 1, " 6D 1
gelte.

(a) Bestimmen Sie ŒKpW Q und eine Q-Basis von K.


(b) Zeigen Sie, dass 3 C i ein primitives Element von K=Q ist und geben Sie dessen
Minimalpolynom über Q an.

20.13  Es sei a 2 C eine Wurzel von P D X 5  2 X 4 C 6 X C 10 2 QŒX.

(a) Man bestimme ŒQ.a/ W Q.


(b) Zu jedem r 2 Q gebe man das Minimalpolynom von a C r über Q an.
20.2 Lösungen 169

20.14 Eine Zahl a 2 C heißt ganz algebraisch, wenn a Wurzel eines Polynoms P aus
ZŒX mit höchstem Koeffizienten 1 ist. Man zeige:

(a) Zu jeder über Q algebraischen Zahl z gibt es ein a 2 Z, sodass a z ganz algebraisch
ist.
(b) Ist a 2 Q ganz algebraisch, so ist bereits a 2 Z.
(c) Ist a 2 C ganz algebraisch, so sind auch a C m; m a mit m 2 Z ganz algebraisch.

20.15  Es seien a1 ; a2 2 C algebraisch über Q. Wir setzen K1 D Q.a1 /, K2 D


Q.a2 / sowie L D Q.a1 ; a2 /. Dabei gelte K1 \ K2 D Q. Ist der Grad ŒL W Q ein Teiler
von ŒK1 W Q ŒK2 W Q?

20.2 Lösungen

20.1 Es sei a 6D 0 ein Element aus K. Nach Lemma 13.4 (Algebrabuch) gilt p a D 0.
Es gelte m n .mod p/ für ganze Zahlen m; n. Dann gilt n D m C k p für ein k 2 Z.
Es folgt n a D m a C k p a D m a, da p a D 0.
Nun gelte m a D n a für ganze Zahlen m; n. Es folgt .m  n/ a D 0. Folglich ist die
(additive) Ordnung p von a 6D 0 ein Teiler von m  n (vgl. den Satz 3.5 (Algebrabuch)),
sodass m  n D k p für ein k 2 Z, d. h. m n .mod p/.

20.2 Es sei K ein Körper mit 3 Elementen: K D f0; 1; ag. Da es bis auf Isomorphie nur
eine Gruppe der Ordnung 3 gibt, gilt .K; C/ Š .Z3 ; C/. Da die multiplikative Gruppe
K  D f1; ag wegen a2 D 1 festliegt, kann es bis auf Isomorphie höchstens einen Körper
mit 3 Elementen geben. Da .Z3 ; C; / ein solcher ist, haben wir bereits alle bestimmt.
(Man vgl. auch die Aufgabe 13.12.) Es sei K ein Körper mit 4 Elementen: K D
f0; 1; a; bg. Da es bis auf Isomorphie nur eine Gruppe mit drei Elementen gibt, gilt
.K  ; / Š .Z3 ; C/. Es ist somit die Multiplikation eindeutig festgelegt. Wegen 2 x D 0
für alle x 2 K, ist die additive Gruppe .K; C/ der Ordnung 4 eindeutig festgelegt:
.K; C/ Š .Z2  Z2 ; C/. Damit ist auch die Addition fix: Es gibt höchstens einen Körper
mit 4 Elementen. Wir geben ein Beispiel an:
Die Menge Z2  Z2 wird mit den Verknüpfungen

.a; b/ C .c; d / D .a C c; b C d / und .a; b/  .c; d / D .a c  b d; a d C b c  b d /

zu einem Körper (man weise dies nach). Es ist auch Z2 ŒX=.X 2 C X C 1/ ein Körper mit
4 Elementen (siehe Lemma 21.1 (Algebrabuch)).
170 20 Grundlagen der Körpertheorie

20.3 Wir werden nun wiederholt die Rechenregeln für Kardinalzahlen aus dem Ab-
schn. A.3.2 (Algebrabuch) anwenden.
Es sei T eine Q-Basis von R. Wegen ŒR W Q D jT j ist jT j D jRj zu zeigen, dies folgt
aus der folgenden Behauptung:
.]/ jRj D maxfjT j; jQjg.
Wegen jQj < jRj folgt aus .]/ dann jT j D jRj, denn wäre jT j < jRj, so ergäbe sich der
Widerspruch
jRj  jT j  jQj D maxfjT j; jQjg < jRj :
Zu beweisen ist also .]/. Wir benötigen eine Hilfsaussage:
.] ]/ Es sei T eine unendliche Menge, und E .T / bezeichne die Menge aller endlichen
Teilmengen von T . Dann gilt jT j D jE .T /j.
Begründung von .] ]/: Es ist jT j  jE .T /j, da ftg 2 E .T / für jedes t 2 T .
Für jedes n 2 N sei nun En WD fE 2 E .T / j jEj D ng.
Offenbar gilt
jEn j  jT n j D jT j :
Wegen [
E .T / D En [ f;g
n2N

folgt
jE .T /j  @0  jT j D jT j :
Damit ist .] ]/ begründet.
p p
Begründung von .]/: Es ist T eine unendliche Menge: f1; 2; 3 2; : : :g T .
Jedes x 2 R hat eine eindeutige Darstellung der Form
X .x/ .x/
xD  t t mit  t 2 Q
t 2T

.x/
und endlichem Träger Tr.x/ WD ft 2 T j  t 6D 0g. Es folgt Tr.x/ 2 E .T / n f;g für
x 6D 0.
Es sei SE WD fx 2 R j Tr.x/ D Eg für E 2 E .T / n f;g. Dann gilt
[
R n f0g D SE disjunkt ;
E2E .T /nf;g

und jSE j D jQ n f0gjjEj D jQj. Es folgt

.] ]/
jRj D jR n f0gj D jE .T / n f;gj  jQj D jT j  jQj D maxfjT j; jQjg :
20.2 Lösungen 171

20.4 Es sei K ein Körper mit p n Elementen. Nach dem kleinen Satz 3.11 (Algebrabuch)
von Fermat gilt p n  1 D 0. Wegen p n  1 D .p  1/n erhalten wir hieraus .p  1/n D 0.
Da Körper nullteilerfrei sind, folgt p  1 D 0. Mit dem Satz 3.5 (Algebrabuch) über die
Ordnung von Gruppenelementen folgt nun, dass die Ordnung von 1 ein Teiler von p ist.
Da p prim ist und 1 6D 0 gilt, erhalten wir Char K D o.1/ D p.

20.5 Bekanntlich hat jedes Polynom P 2 RŒX vom Grad 3 (nach dem Zwischenwert-
satz) eine Nullstelle in R. Also ist P nicht irreduzibel, es gilt P D R S mit Polynomen
R und S vom Grad 1 bzw. 2. Insbesondere sind die Elemente R C .P /; S C .P / vom
Nullelement 0 D .P / in RŒX=.P / verschieden. Wegen

.R C .P //  .S C .P // D R S C .P / D .P /

hat der Ring RŒX=.P / Nullteiler und kann somit kein Körper sein.

20.6 Die Elemente aus F D fa 2 K j '.a/ D ag sind genau jene Elemente aus K, die
unter dem Automorphismus ' fix bleiben, man spricht in diesem Zusammenhang auch
von einem Fixkörper. Wir weisen nach, dass F ein Teilkörper von K ist: Wegen '.0/ D 0
und '.1/ D 1 gilt 0; 1 2 F . Es seien a; b 2 F; b 6D 0. Dann gilt:

'.a  b/ D '.a/  '.b/ D a  b und '.a b 1 / D '.a/ '.b/1 D a b 1 :

Folglich liegen auch a  b und a b 1 in F . Es ist somit F ein Teilkörper von K.

Nun sei a 2 P , P der Primkörper von K. Für jedes n 2 N gilt:

'.n/ D '.1
„ C ƒ‚ 1/ D n  '.1/ D n :
   C…
n-mal

Wegen '.0/ D 0 und '.1/ D 1 folgt '.n/ D n für alle n 2 Z.

Im Fall P D Zp für eine Primzahl p folgt nun bereits die Behauptung, da:

'.n/ D '.n 1/ D n '.1/ D n für alle n 2 Zp :

Und im Fall P D Q ebenso, da für jedes z


n
2 Q:

z '.z/ z
' D D :
n '.n/ n
172 20 Grundlagen der Körpertheorie

20.7 Wir haben die Situation mit den Zwischenkörpern E, F und E F von L=K in der
folgenden Skizze dargestellt.

EF

E t F

r s

K
(a) )W Ist t endlich, so sind natürlich auch r und s endlich.
(W Es seien r; s 2 N. Nach dem Gradsatz 20.3 (Algebrabuch) ist t D ŒE F W E  r. Ist
also ŒE F W E endlich, so ist auch t endlich. Um nun zu zeigen, dass ŒE F W E endlich
ist, vergleichen wir die Körpererweiterung E F=E mit der Körpererweiterung F=K, von
der wir wissen, dass diese den (endlichen) Grad s hat. Wir zeigen ŒE F W E  s 2 N,
genauer:
.]/ Jede Basis fb1 ; ; : : : ; bs g von F=K ist ein Erzeugendensystem von E F=E.
Es sei a 2 E F . Es existieren dann f1 ; : : : ; fn 2 F mit a 2 E.f1 ; : : : ; fn /. Für jedes
i D 1; : : : ; n gilt ŒK.fi / W K 2 N, da F=K endlich ist. Folglich ist fi algebraisch über
K. Dann ist aber fi auch algebraisch über E.fi ; : : : ; fi 1 /. Es folgt

E.f1 ; : : : ; fn / D ...E.f1 /.f2 // : : :/.fn / D ...EŒf1 Œf2 / : : :/Œfn  D EŒf1 ; : : : ; fn  :

Daher gibt es ein P 2 EŒX1 ; : : : ; Xn  mit a D P .f1 ; : : : ; fn /. Da jeder Ausdruck


f1i1    fnin 2 F als K-, also auch als E-Linearkombination von b1 ; : : : ; bs geschrieben
werden kann, gilt dies auch für a.
Gemäß .]/ ist somit ŒE F W E 2 N, es folgt

t D ŒE F W E  r 2 N :

(b) Da E und F Zwischenkörper der (endlichen) Erweiterung E F=E sind, ist das gerade
die Aussage (a) in Korollar 20.4 (Algebrabuch).
(c) Gemäß (a) und (b) gilt t 2 N, r j t und s j t. Wegen ggT.r; s/ D 1 erhalten wir r s j t,
insbesondere r s  t.
Ist fa1 ; : : : ; ar g bzw. fb1 ; : : : ; bs g eine Basis von E=K bzw. F=K, so ist fai bj j i D
1; : : : ; r; j D 1; : : : ; sg ein Erzeugendensystem von E F=K. Es folgt t  r s.
Damit gilt t D r s.
20.2 Lösungen 173

(d) Wegen t D r s folgt (mit den Bezeichnungen in (c)), dass fai bj j i D 1; : : : ; r; j D


1; : : : ; sg K-linear unabhängig ist. O. E. sei dabei a1 D 1 D b1 . Ist nun c 2 E \ F , so
gibt es li 2 K, i D 1; : : : ; r, mj 2 K, j D 1; : : : ; s, mit

X
r X
s
cD li a i D mj bj ;
i D1 j D1

also
X
r X
s
.l1  m1 / 1 C li a i C .mj / bi D 0 :
i D2 j D2

Da insbesondere f1; a2 ; : : : ; ar ; b2 ; : : : ; bs g K-linear unabhängig ist, folgt li D 0 für


i D 2; : : : ; r, also c D l1 1 2 K.
p
(e) Das Polynom X 3  2 2 QŒX besitzt genau eine reelle Nullstelle 3 2 und zwei Null-
stellen ˛; ˛ 2 C n R:
p
3
p
3
X 3  2 D .X  2/ .X  ˛/ .X  ˛/ D .X  2/ .X 2  .˛ C ˛/ X C ˛ ˛/ :
p
D m˛; Q D X 3  2, und für E D Q. 2/, F D Q.˛/ folgt r D s D 3.
3
Also ist m p
3
2; Q
Wegen ŒE \ F W Qpj 3 und E 6D F ist ferner ŒE \ F W Q D 1, d. h. E \ F D Q. Nun
ist aber E F D Q. 3 2; ˛/, also

t D ŒE.˛/ W E  r D 3 deg.m˛; E / :
p
Da X  2 Teiler von X 3  2 in EŒX ist, gilt X 2  .˛ C ˛/ X C ˛ ˛ 2 EŒX und daher
3

deg.m˛; E / D 2, d. h. t D 6 < 9.

20.8 Wir halten die folgende Idee zur Lösung dieser typischen Aufgabenstellung fest:

 Ist der Grad einer einfachen (algebraischen) Körpererweiterung Q.a/=Q zu bestim-


men, so ermittle man den Grad des Minimalpolynoms ma; Q . Nach Lemma 21.1 (Al-
gebrabuch) gilt ŒQ.a/ W Q D deg ma; Q .
 Ist der Grad einer (algebraischen) Körpererweiterung Q.a; b/=Q zu bestimmen, so er-
mittle man die Grade der einfachen Körpererweiterungen Q.a/=Q und Q.a; b/=Q.a/
(z. B. mithilfe der Minimalpolynome ma; Q und mb; Q.a/ ) und wende dann den Grad-
satz 20.3 (Algebrabuch) an:

ŒQ.a; b/ W Q D ŒQ.a; b/ W Q.a/  ŒQ.a/ W Q :

Man beachte, dass die Aussage in Aufgabe 20.7 (c) oftmals eine erhebliche Vereinfa-
chung liefert: Falls ŒQ.a/ W Q D r und ŒQ.b/ W Q D s und ggT.r; s/ D 1, so gilt
ŒQ.a; b/ W Q D r s.
174 20 Grundlagen der Körpertheorie

Bei Adjunktion von mehr als zwei Elemente lässt sich das Verfahren leicht verallgemei-
nern.
p
X 2  2 2 QŒX irreduzibel,
(a) Nach Eisenstein ist p p und es ist 2 eine p
Nullstelle dieses
Polynoms. Also ist ŒQ. 2/ W Q D 2 und f1; 2g eine Q-Basis von Q. 2/.
p p
Es ist 3 eine Nullstelle des Polynoms X 2  3 2 Q. 2/ŒX, sodass gilt:
p p p
ŒQ. 2; 3/ W Q. 2/  2 :
p p p
Wir schließen aus, dasspdie Erweiterung
p Q. 2; 3/=Q. 2/ den Grad p 1 hat. Angenom-
p
men doch, dann gilt 3 2 Q. 2/. Dann gibt es ˛; ˇ 2 Q mit 3 D ˛ C ˇ 2.
Quadrieren liefert
p
3 D ˛2 C 2 ˛ ˇ 2 C 2 ˇ2 :
p
Wegen 2 62 Q folgt ˛ ˇ D 0, also ˛ D 0 oder ˇ D 0. Im ersten Fallp folgt 3 Dp2 ˇ 2 , im
zweiten Fall 3 D ˛p2
. Beides
p ist wegen
p ˛; ˇ 2 Q unmöglich, also ist 3 62 Q. 2/. Wir
erhalten daher ŒQ. 2; 3/ W Q. 2/ D 2 und somit
p p p p p p
ŒQ. 2; 3/ W Q D ŒQ. 2; 3/ W Q. 2/  ŒQ. 2/ W Q D 2  2 D 4:
p p p p
Ferner ist f1; 3g eine Q. 2/-Basis von Q. 2; 3/. Damit ist
p p p p
f1 ; 2; 3 ; 2 3g
p p
eine Q-Basis von Q. 2; 3/.
p p p p
(b) pWegenp 18 D p3. 2/5 ist 18 ein Q. 2/, folglich gilt K D
10 10
p Element von
Q. 18; 10 2/ D Q.10 2/. Das Element 10 2 ist Nullstelle des Polynoms X 10 2 2 QŒX,
welches
p nach Eisenstein
p mit p D 2 irreduzibel ist. Somit gilt ŒK W Q D 10, und
f1; 10 2; : : : ; .10 2/9 g ist eine Q-Basis von K.
p p p p p p p p
(c) Wegen 2 p 2 Kp gilt K D Q. 2; i 5; 2 C p7/ p D Q.p 2; pi 5; 7/. Wie in (a)
zeigt p ŒQ. 2; 7/ W Q D 4, und es ist f1; 2; 7; 2 7g eine Q-Basis von
p man:
Q. 2; 7/.
p p p
Wegen .i 5/2 2 Q. 2; 7/ erhalten wir
p p
ŒK W Q. 2; 7/  2 :
p p p
Da die nichtreelle
p p Zahl i 5 sicher nicht in Q. 2; 7/ R enthalten ist, folgt weiter
ŒK W Q. 2; 7/ D 2. Also
p p p p
ŒK W Q D ŒK W Q. 2; 7/  ŒQ. 2; 7/ W Q D 2  4 D 8 :
20.2 Lösungen 175
p p p
Ferner ist f1; i 5g eine Q. 2; 7/-Basis von K und somit
p p p p p p p p p p p p
f1; 2; 7; i 5; 2 7 ; i 2 5 ; i 5 7 ; i 2 5 7g

eine Q-Basis von K.


p p p p p p p p
Wegen 8 D 2 2 und p 50 D 5p 2 gilt Q. 8; 3 C 50/ D Q.2 2; 3 C 5 2/ D
(d) p
p ist K D Q. 8; 3 C 50/ eine quadratische Erweiterung von Q mit Q-
Q. 2/. Daher
Basis f1; 2g.

(e) Die Zahl u ist Nullstelle des nach Eisenstein mit ppD 2 über Q irreduziblen Polynoms
X 4 C 6 X C 2, also gilt ŒQ.u/ W Q D 4. Wegen ŒQ. 3 2/ W Q D 3 und ggT.4; 3/ D 1 ist
p p p j
ŒQ. 3 2; u/ W Q D 12. Eine Q-Basis von Q. 3 2; u/ ist z. B. f 3 2 uk j 0  j  2; 0 
k  3g.
p p
(f) Wegen i … R gilt erst recht
p i … Q. 3/. Dasp Minimalpolynom
p von
p i über Q. 3/ bleibt
C 1. Es folgt
also X 2 p p ŒQ. 3; i/ W Q D ŒQ. p 3/.i/ W Q. 3/  ŒQ. 3/ W Q D 2  2 D 4,
und f1; 3; i; i 3g ist eine Q-Basis von Q. 3; i/.

20.9 Das Minimalpolynom eines über Q algebraischen Elementes a bestimmt man durch
geschicktes Potenzieren, um die Wurzeln zu eliminieren und so schließlich eine polyno-
miale Gleichung
a n C    C a1 a C a0 D 0

zu erhalten. Es ist dann X n C    C a1 X C a0 ein normiertes Polynom, das a als Nullstelle


hat. Ist dieses Polynom dann auch irreduzibel, so ist es das Minimalpolynom von a.
 p 2 p
(a) Es ist a2 D 1C2 5 D 1C2 5 C 1 D a C 1, also a2  a  1 D 0. Wegen a 62 Q ist
also ma; Q D X 2  X  1.
p p p p
(b) Es gilt a  2 D 3. Quadrieren liefert a2  2 2a C 2 D 3, d. h. a2  1 D 2 2a.
Erneutes Quadrieren liefert a4  2a2 C 1 D 8a2 . Damit ist X 4  10 X 2 C 1 2 QŒX ein
normiertes Polynom, das a als Nullstelle hat.

Die Schwierigkeit besteht nun darin, nachzuweisen, dass X 4 10 X 2 C1 irreduzibel ist, wir
behelfen uns mit einem Trick: Wenn wir begründen können, dass das Minimalpolynom
von a den Grad 4 haben muss, so ist das Polynom X 4  10 X 2 C 1 zwangsläufig das
Minimalpolynom von a (und somit irreduzibel).
p p p p
Wegen a 2 Q. 2; 3/ und ŒQ. p2; p 3/ W p
Q p
D 4 ist der Grad des Minimalpolynoms
von ap Teiler von 4. Es sind 1; 2; 3; 2 3 Q-linear unabhängig. Wegen a2 D
ein p
5 C 2 2 3 ist a somit keine Nullstelle eines quadratischen Polynoms. Somit hat ma; Q
den Grad 4.
176 20 Grundlagen der Körpertheorie
p p
(c) Es gilt a  3 2 D 3 4. Wir potenzieren mit 3 und erhalten mit der binomischen Formel
die Gleichung
p
3
p
3
p
3
p
3
a3  3 2a2 C 3. 2/2 a  2 D 4 ; d. h. a3  6 D 3a. 2a  . 2/2 / :
p p
In dieser letzten Klammer setzen wir a D 3
2C 3
4 ein und erhalten dann

a3  6 D 6 a ; d. h. a3  6 a  6 D 0 :

Damit ist X 3  6 X  6 2 QŒX ein normiertes Polynom, das a als Nullstelle hat. Dieses
Polynom ist nach Eisenstein mit p D 2 irreduzibel und damit das Minimalpolynom von
a.
p p
(d) Für a D 2 C 3 2 gilt .a2  2/3 D 2. Somit ist a Nullstelle des Polynoms

P D X 6  6 X 4 C 12 X 2  10

Da dieses Polynom P über Q irreduzibel ist (Eisenstein mit p D 2), ist P D ma; Q das
Minimalpolynom von a.

p p p p
20.10 (a) Wir setzen a WD p 3 q und zeigen Q.a/ D Q. p; 3 q/. Dazu begründen
wir, dass die zwei Mengen ineinander enthalten sind:
p p p p p p
: Da a D p 3 q 2 Q. p; 3 q/ gilt, erhalten wir Q.a/ Q. p; 3 q/.

: Es gilt
p p
a3 D p q p und a4 D p 2 q 3
q:
p a3 p a4 p p
Folglich gilt pD pq ;
3 q D
p2 q
2 Q.a/. Somit gilt auch Q. p; 3 q/ Q.a/.

(b) Es ist X 2  p 2 QŒX irreduzibel. Folglich ist mpp; Q D X 2  p. Es gilt also


p p
ŒQ. p/ W Q D 2. Weiterhin ist X 3  q irreduzibel über Q. p/ (die drei Nullstel-
p
len dieses Polynoms, zwei zueinander konjugiert komplexe und eine reelle, nämlich 3 q,
p
liegen allesamt nicht in Q. p/). Wir wenden nun den Gradsatz an:

p p p p p p
ŒQ. p; 3 q/ W Q D ŒQ. p/. 3 q/ W Q. p/ ŒQ. p/ W Q D 3  2 D 6 :

Ergänzend bestimmen wir das Minimalpolynom des Elementes a aus dem ersten Teil:
Weil das normierte Polynom X 6  p 3 q 2 das Element a als Nullstelle hat und ŒQ.a/ W
Q D 6 gilt, muss X 6  p 3 q 2 das Minimalpolynom von a sein.
20.2 Lösungen 177

20.11 Wir dürfen o. E. a 6D b voraussetzen, da in diesem Fall die Gleichheit offenbar gilt.
p p p p
Wir begründen die Gleichheit Q. a; b/ D Q. a C b/ wie üblich durch den Nach-
weis, dass die beiden Mengen ineinander enthalten sind:
p p p p p p p p
: Da a C b 2 Q. a; b/ gilt, erhalten wir Q. a C b/ Q. a; b/.
p p p p

: Zu zeigen ist a; b 2 Q. a C b/. Um dies zu zeigen, schreiben wir a  b


reichlich kompliziert, es gilt
p p p p
a  b D . a C b/ . a  b/ :
p p p p
Weil aC b 2 Q. a C b/, ist demnach auch

p p ab p p
a b D p p 2 Q. a C b/ :
aC b
p p p p p p p p
Somit sindpauch . a C b/ C
p . a  b/ und
p . a C b/  . a  b/ Elemente aus
p p p
Q. a C b/. Es folgt a; b 2 Q. a C b/.

20.12 (a) Wir überlegen zuerst, was " für eine Zahl ist: Wegen "3 D 1 ist " eine der
2 i 4 i 2 i
drei (komplexen) Nullstelle von X 3  1 2 QŒX, die bekanntlich 1; e 3 ; e 3 D e 3
lauten. Damit gilt:

2
p p
" D e˙ i 3 D cos 2
3
˙ i sin 2
3
D  12 ˙ 2
3
i 2 Q. 3; i/ :
p p
Folglich ist " 2 Q. 3; i/, d. h. K D Q. 3; i/.

Es ist mp3; Q D X 2  3 und mi; Q D X 2 C 1.


p
Weil X 2 C 1 über Q. 3/ irreduzibel ist, erhalten wir
p p
ŒK W Q D ŒK W Q. 3/ ŒQ. 3/ W Q D 2  2 D 4 :
p p p p
Es sind f1; 3gp eine Q-Basis
p von Q. 3/=Q und f1; ig eine Q. 3/-Basis von K=Q. 3/.
Damit ist f1; 3; i; i 3g eine Q-Basis von K=Q.
p p
(b) Es ist Q. 3 C i/ D Q. 3; i/ zu zeigen.
p p p p
: Da 3 C i 2 Q. 3; i/, gilt die Inklusion Q. 3 C i/ Q. 3; i/.
p p

: Es gilt . 3 C i/ . 3  i/ D 4. Damit erhalten wir:

p 4 p
3i D p 2 Q. 3 C i/ :
3Ci
178 20 Grundlagen der Körpertheorie
p p p
Da die Elemente 3Cipund 3i in Q. 3Ci/ liegen, liegen auch Summe und Differenz
dieser Elemente in Q. 3 C i/,
p p p p p
. 3 C i/ C . 3  i/ ; . 3 C i/  . 3  i/ 2 Q. 3 C i/ :
p p p p
Es folgt 3; i 2 Q. 3 C i/, d. h. Q. 3; i/ Q. 3 C i/.
p p
Da 3 C i ein primitives Element von K=Q ist, hat das Minimalpolynomp von 3Ci
p
nach (a) den Grad 4 über Q, deg m 3Ci; Q D 4. Außerdem gilt für a D 3 C i:
p
a2 D 2 C 2 3 i ; also .a2  2/2 D 12 :

Es folgt
a4  4 a2 C 16 D 0 ; sodass mp3Ci; Q D X 4  4 X 2 C 16 :

20.13 (a) Das Polynom P ist nach Eisenstein mit p D 2 irreduzibel. Folglich ist P das
Minimalpolynom seiner Nullstellen. Insbesondere folgt ŒQ.a/ W Q D 5.
(b) Da für jedes r 2 Q auch das Polynom Q WD P .X  r/ mit P irreduzibel über Q ist,
und Q.a C r/ D 0 für jedes r 2 Q gilt, ist Q das Minimalpolynom von a C r für r 2 Q.

20.14 Es sei z 2 C über Q algebraisch. Es existieren dann a0 ; : : : ; an 2 Q mit

an z n C an1 z n1 C    C a1 z C a0 D 0 : ()

Multiplikation dieser Gleichung mit dem Produkt der Nenner der rationalen Zahlen
a0 ; : : : ; an zeigt, dass wir a0 ; : : : ; an 2 Z annehmen dürfen.
Wir multiplizieren die Gleichung () mit ann1 2 Z und erhalten eine Gleichung der Form

.an z/n C bn1 .an z/n1 C    C b1 .an z/ C b0 D 0 mit b0 ; : : : ; bn1 2 Z : ()

Die Gleichung () besagt, dass an z mit an 2 Z ganz algebraisch ist.


(b) Es sei a D pq 2 Q ganz algebraisch. O. E. gelte ggT.p; q/ D 1. Es gibt ganze Zahlen
a0 ; : : : ; an1 2 Z mit
 n  n1  
p p p
q
C an1 q
C    C a1 q
C a0 D 0 : ()

Multiplikation der Gleichung () mit q n und anschließendes Umstellen liefert

p n D q d mit einem d 2 Z :
20.2 Lösungen 179

Wegen ggT.p; q/ D 1 folgt hieraus q D ˙1. Folglich gilt a 2 Z.


(c) Es sei a 2 C ganz algebraisch. Folglich existiert ein normiertes Polynom P 2 ZŒX
mit P .a/ D 0.
Für jedes m 2 Z ist das Polynom Q D P .X  m/ ein normiertes Polynom aus ZŒX.
Und es gilt Q.a C m/ D 0. Folglich ist a C m für jedes m 2 Z ganz algebraisch.
 
Analog ist für jedes m 2 Z das Polynom R D P m1 X mdeg P ein normiertes Polynom
aus ZŒX mit R.a m/ D 0. Folglich ist auch a m für jedes m 2 Z ganz algebraisch.

Bemerkung Die Menge der ganz algebraischen Zahlen bilden sogar einen Ring. Dies ist
nicht ganz einfach zu zeigen.

20.15 Nein, das muss nicht sein. Wir grabenpin unseren bisherigen
p Beispielen und finden
mit den über Q algebraischen Zahlen a1 WD 3 2 und a2 WD 3 2 e2 i =3 ein Gegenbeispiel:
Es sind a1 und a2 Nullstellen des über Q irreduziblen Polynoms p D X 3 2, sodass K1 D
Q.a1 / und K2 D Q.a2 / jeweils den Grad 3 über Q haben. Weiter hat L D Q.a1 ; a2 /
bekanntlich den Grad 6 über Q. Außerdem gilt K1 \ K2 D Q:

ŒK1 W Q D 3 ; ŒK2 W Q D 3 ; ŒL W Q D 6 ; K1 \ K2 D Q ; aber 6 − 9 :


Einfache und algebraische Körpererweiterungen 21

21.1 Aufgaben

21.1  Es sei a 2 C eine Wurzel des Polynoms P D X 3 C 3 X  2 2 QŒX.

(a) Zeigen Sie, dass P irreduzibel ist.


(b) Stellen Sie die Elemente a1 ; .1 C a/1 und .1  a C a2 / .5 C 3 a  2 a2 / von Q.a/
als Q-Linearkombinationen von f1; a; a2 g dar.

21.2  Es sei K.a/=K eine einfache algebraische Erweiterung vom ungeraden Grad.
Man zeige K.a2 / D K.a/.

p p p p
21.3  Sind 2C 3 und 2 3 über Q konjugiert?

21.4  Es sei M ¤ K ein Zwischenkörper von K.X/=K. Zeigen Sie:

(a) Es ist jedes Element aus K.X/ n K transzendent über K.


(b) Es ist jedes Element b 2 K.X/ n K algebraisch über M .

p p
21.5  Bestimmen Sie Aut.Q. 2; 3//. Um welche Gruppe handelt es sich ?

21.6  Es sei L D K.X/ der Körper der rationalen Funktionen in einer Unbestimm-
ten über K. Zeigen Sie:˚Es ist t 2 L genau dann ein primitives Element

der Körpererwei-
a X Cb
terung L=K, wenn t 2 c X Cd j a; b; c; d 2 K; a d  b c 6D 0 .

21.7  Es sei L=K eine Körpererweiterung. Zeigen Sie, dass L=K genau dann eine
algebraische Körpererweiterung ist, wenn jeder Teilring von L mit K R ein Teilkörper
von R ist.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 181
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_21
182 21 Einfache und algebraische Körpererweiterungen

21.8  Zeigen Sie: Eine Körpererweiterung L=K ist genau dann algebraisch, wenn
L D K.S/ mit einer Teilmenge S L, in der jedes Element algebraisch ist über K.

21.9  Zeigen Sie: Für jedes q 2 Q sind cos.q / und sin.q / über Q algebraisch.

21.10  Es sei an 2 C eine Wurzel des Polynoms X n  2 2 QŒX, weiter sei S WD


fan j n 2 Ng. Zeigen Sie: Q.S/=Q ist algebraisch und ŒQ.S/ W Q 62 N.

21.11  Es sei a 2 C eine Nullstelle


p von P WD X 3  6X 2  2 2 QŒX. Wir setzen
K WD Q.a/ C. Es sei weiter b WD 5 2 C, und wir setzen L WD Q.b/ C und
4

M WD Q.a; b/ C.

(a) Zeigen Sie, dass P irreduzibel ist, und bestimmen Sie den Körpergrad ŒK W Q, sowie
eine Q-Basis von K.
(b) Bestimmen Sie das Minimalpolynom mb; Q und den Körpergrad ŒL W Q, sowie ein
Q-Basis von L.
(c) Schreiben Sie die wie folgt angegebenen Elemente von K jeweils in der Form c0 C
c1 a C c2 a2 (ci 2 Q):

1 1 1
(i) a3; (ii) a5  2 a4 ; (iii) ; ; (iv) :
a a2 a2 C 1

(d) Zeigen Sie: Für alle c 2 K n Q ist Q.c/ D K.


(e) Bestimmen Sie die Grade ŒM W Q, ŒM W K, ŒM W L und geben Sie eine Q-Basis
von M an.

p p p p
21.12  Wir betrachten die Körper K D Q. 3/, L D Q.i 2/, M D Q. 3; i 2/
C.

(a) Bestimmen Sie jeweils eine Basis (des Erweiterungskörpers als Vektorraum über dem
Teilkörper) und den Grad für die Körpererweiterungen K=Q, L=Q, M=K.
(b) Bestimmen Sie Basis und den Grad von M=Q.
p eine p
(c) Es sei ˛ WD 3 C i 2 2 M . Bestimmen Sie das Minimalpolynom von ˛ über den
Körpern Q; K; L; M , und zeigen Sie Q.˛/ D M .
21.2 Lösungen 183

21.2 Lösungen

21.1 (a) Ein Polynom P vom Grad 3 ist über Q genau dann irreduzibel, wenn es keine
Nullstelle in Q hat. Nach Lemma 19.7 (Algebrabuch) kommen als rationale Nullstellen
nur ˙1; ˙2 infrage. Wegen P .˙1/ 6D 0 und P .˙2/ 6D 0 ist P somit irreduzibel.

(b) Es ist Q.a/ ein Vektorraum über dem Körper Q, und da P nach (a) irreduzibel ist,
ist f1; a; a2 g eine Basis von Q.a/ über Q. Daher ist jedes Element aus Q.a/ als Linear-
kombination von f1; a; a2 g mit Koeffizienten aus Q darstellbar, d. h., zu jedem x 2 Q.a/
gibt es 1 ; 2 ; 3 2 Q mit x D 1 1 C 2 a C 3 a2 . Das wesentliche Hilfsmittel zur
Bestimmung der Koeffizienten 1 ; 2 ; 3 ist die Gleichung P .a/ D 0; a ist ja nach Vor-
aussetzung eine Nullstelle von P , ausgeschrieben lautet diese Gleichung

a3 C 3 a  2 D 0 : ()

(a) Zu a1 : Wir formen die Gleichung in () um, sodass wir eine Gleichung der Art
a b D 1 erhalten (es ist dann b D a1 das Inverse von a):

1 
a3 C 3 a  2 D 0 ) a 2
a2 C 3
2
D 1 ) a1 D 3
2
C 12 a2 :

Zu .1 C a/1 : Um .1 C a/ aus der Gleichung in () zu separieren, dividieren wir das


Polynom P D X 3 C 3 X  2 durch X C 1 mit Rest (und setzen dann a ein), es gilt:

X 3 C 3 X  2 D .X C 1/ .X 2  X C 4/  6 :

Durch Einsetzen von a erhalten wir wegen P .a/ D 0:

.aC1/ .a2 aC4/6 D 0 ) .aC1/ 16 .a2 aC4/ D 1 ) .1Ca/1 D 23  16 aC 16 a2 :

In Aufgabe 21.11 (c) verallgemeinern wir diese Methode des Separierens des Faktors
.1 C a/ auf das Separieren von Faktoren höheren Grades, etwa .1 C a2 /.

Zu .1  a C a2 / .5 C 3 a  2 a2 /: Wir multiplizieren zuerst aus und erhalten

.1  a C a2 / .5 C 3 a  2 a2 / D 5  2 a C 5 a3  2 a4 :

Nun nutzen wir wieder () aus: Es gilt hiernach a3 D 3 aC2 und somit a4 D 3 a2 C2 a.
Wir setzen dies ein und erhalten:

.1  a C a2 / .5 C 3 a  2 a2 / D 15  21 a C 6 a2 :
184 21 Einfache und algebraische Körpererweiterungen

21.2 Da a2 2 K.a/ gilt, gilt die Inklusion K.a2 / K.a/. Wir begründen im Folgenden
a 2 K.a2 /, es gilt dann auch die Inklusion K.a/ K.a2 /; damit ist dann K.a2 / D K.a/
gezeigt.

Nach Lemma 20.5 (Algebrabuch) sind die Elemente aus K.a2 / rationale Funktionen in a2 .
Der Nachweis von a 2 K.a2 / ist also dann erbracht, wenn wir begründen können, dass es
.a2 /
Polynome f und g aus KŒX gibt mit a D fg.a 2 / . Ein Umstellen dieser letzten Gleichung
zur folgenden Gleichung liefert die entscheidende Idee zur Lösung der Aufgabe, es gilt:

f .a2 /  a g.a2 / D 0 :

Das Minimalpolynom ma; K 2 KŒX von a über K hat a als Nullstelle. Wir fassen die
geraden bzw. ungeraden Potenzen von X im Minimalpolynom ma; K von a zusammen
und erhalten eine Darstellung der Form

ma; K D X P .X 2 / C Q.X 2 / :

Hierbei gilt P 6D 0 und P .a2 / 6D 0, da deg ma; K ungerade ist. Da aber a Nullstelle von
ma; K ist, erhalten wir
Q.a2 /
aD 2 K.a2 / :
P .a2 /

p (b) ist das Polynom X  10 X C 1 2 QŒX das Minimalpo-


4 2
21.3 Nach Aufgabe
p 20.9
lynom von a D 2 C 3. Die weiteren Nullstellen erhalten wir durch die Substitution
X 2 D u: Die Nullstellen von u2  10 u C 1 sind
p
10 ˙ 100  4 p p p
u1=2 D D 5 ˙ 24 D 5 ˙ 2 2 3 :
2

Als Wurzeln aus u1 und u2 erhalten wir


p p p p p p p p
x1 D 2C 3 ; x2 D  2  3 ; x3 D 2  3 ; x4 D  2 C 3 :

Es sind somit x1 ; : : : ; x4 die vier verschiedenen


p Nullstellen
p p Q irreduziblen Po-
pdes über
lynoms X  10 X C 1. Insbesondere sind 2 C 3 und 2  3 über Q konjugiert.
4 2

21.4 (a) Um zu zeigen, dass b D P =Q 2 K.X/ n K transzendent über K ist, ist nachzu-
weisen, dass b nicht Nullstelle eines Polynoms S 2 KŒY  n f0g ist.

Wir wählen b D P =Q 2 K.X/ n K, wobei wir o. E. eine gekürzte Darstellung, d. h.


ggT.P; Q/ D 1 wählen. Angenommen, es gilt S.b/ D 0 für ein von Null verschiedenes
21.2 Lösungen 185

P
Polynom S D niD0 si Y i 2 KŒY . Nach Division durch eine geeignete b-Potenz können
wir n  1 und s0 sn ¤ 0 annehmen. Dann zeigt aber

X
n  i 1 X
n
S.b/ D si P
Q D  si P i Qni D 0 ;
i D0
Qn i D0

dass Q ein Teiler von P n und P ein Teiler von Qn ist. Wegen ggT.P; Q/ D 1 hieße das
Q j P und P j Q im Widerspruch dazu, dass P; Q nicht beide konstant, also auch nicht
assoziiert sind. Demnach ist b transzendent über K.
(b) Es genügt offenbar zu zeigen, dass X algebraisch über M ist. Es sei diesmal b D
P =Q 2 M n K. Dann ist X Wurzel des Polynoms S WD P .Y /  b Q.Y / 2 M ŒY . Wäre
S das Nullpolynom, so wäre mit n D deg Q der Koeffizient pn  b qn von S bei Y n gleich
0, also b D pn =qn 2 K. Widerspruch! Also ist X tatsächlich algebraisch über M .

21.5 Aus Aufgabe 20.11 wissen wir, dass


p p p p
K D Q. 2; 3/ D Q. 2 C 3/ :

Und p der Lösung zu Aufgabe 21.3 kennen wir das Minimalpolynom ma; Q von a D
p aus
2 C 3 über Q sowie dessen sämtliche Nullstellen, es gilt:

ma; Q D X 4  10 X 2 C 1 D .X  a1 / .X  a2 / .X  a3 / .X  a4 / ;

wobei
p p p p p p p p
a1 D a D 2C 3 ; a2 D  2  3 ; a3 D 2  3 ; a4 D  2 C 3 :

Es folgt

K D Q.a1 / D Q.a2 / D Q.a3 / D Q.a4 / und ma1 ; Q D ma2 ; Q D ma3 ; Q D ma4 ; Q :

Es sind folglich die vier Q-Automorphismen, die gegeben sind durch

'1 W a1 7! a1 ; '2 W a1 7! a2 ; '3 W a1 7! a3 ; '4 W a1 7! a4 ;

verschiedene Automorphismen von K: f'1 ; : : : ; '4 g Aut K; insbesondere '1 D Id.


Nun sei ' 2 Aut K. Dann gilt bekanntlich 'jQ D IdQ . Wegen

.'.a1 //4  10 .'.a1 //2 C 1 D '.a14  10 a12 C 1/ D '.0/ D 0

ist '.a1 / eine Wurzel von ma1 ; Q . Also gilt '.a1 / 2 fa1 ; : : : ; a4 g. Es folgt ' 2
f'1 ; : : : ; '4 g.
186 21 Einfache und algebraische Körpererweiterungen

Wir haben gezeigt: Aut K D f'1 ; : : : ; '4 g.


Es gibt bis auf Isomorphie nur zwei Gruppen der Ordnung 4, nämlich die zyklische Grup-
pe Z4 und die Klein’sche Vierergruppe Z2  Z2 . Wegen

'22 .a1 / D '2 .a2 / D '2 .a1 / D a2 D a1

gilt '22 D Id, und es gilt analog '32 D '42 D Id. Damit hat in Aut K jedes Element
höchstens die Ordnung 2. Somit kann Aut K nicht zyklisch sein (beachte Lemma 5.2
(Algebrabuch)). Folglich ist Aut K eine Klein’sche Vierergruppe.

21.6 Wir erinnern daran, dass t genau dann ein primitives Element der Körpererweiterung
K.X/=K ist, wenn K.t/ D K.X/ gilt.
Wir stellen der Lösung der Aufgabe das folgende Ergebnis voran, auf das wir mehrfach
zurückgreifen werden:
.]/ Ist t D .a X C b/=.c X C d / mit a; b; c; d 2 K und a d  b c ¤ 0, so gilt t … K.
Denn: Angenommen, t 2 K. Wir multiplizieren t D .a X C b/=.c X C d / mit c X C d
und erhalten t .c X C d / D a X C b. Da t 2 K ist, liefert ein Koeffizientenvergleich
t c D a, t d D b, also a d  b c D 0. Dieser Widerspruch belegt, t 62 K.
(: Es sei t D .a X C b/=.c X C d / mit a; b; c; d 2 K und a d  b c ¤ 0. Wir
zeigen K.t/ D K.X/: Wegen t 2 K.X/ gilt K.t/ K.X/. Durch Auflösen von t D
.a X C b/=.c X C d / nach X erhält man

d t C b
XD 2 K.t/ ;
ct a

wobei der Nenner wegen t … K (siehe .]/) ungleich Null ist. Also ist K.X/ D K.t/.
): Es sei nun t D P =Q, P; Q 2 KŒX n f0g, ggT.P; Q/ D 1, ein primitives Element
von K.X/=K. Dann existieren Polynome S; T 2 KŒX n f0g, ggT.S; T / D 1, mit X D
S.t/=T .t/. Es seien r D deg S, s D deg T , m D maxfr; sg. Dann gilt

X
s X
r X
s X
r
X ti .P =Q/i D sj .P =Q/j ) X ti P i Qmi D sj P j Qmj : ()
i D0 j D0 i D0 j D0

Wir setzen erst einmal deg Q > deg P voraus, denn dann können wir wegen deg.Qm / >
deg.P Qm1 / > deg.P 2 Qm2 / >    den Grad beider Seiten von () angeben. Wegen
ggT.S; T / D 1 ist entweder s0 ¤ 0 oder t0 ¤ 0. Im Fall t0 ¤ 0 hat die linke Seite den
Grad 1 C m deg Q, die rechte dagegen höchstens den Grad m deg Q. Widerspruch! Also
ist t0 D 0, s0 ¤ 0 und somit 1 C .m  i0 / deg Q D m deg Q mit i0 D minfi j ti ¤ 0g.
Daraus folgt i0 D deg Q D 1, deg P D 0, d. h. t D b=.c X C d / wie behauptet.
21.2 Lösungen 187

Wie erreichen wir nun deg Q > deg P ? Im Fall deg Q < deg P hat t 0 WD 1=t D P =Q
die gewünschte Gestalt, im Fall deg Q D deg P hat t 0 WD t  c D .P  c Q/=Q mit ge-
eignetem c 2 K die gewünschte Gestalt. In beiden Fällen entsteht t 0 D .A t C B/=.C t C
D/ aus t durch Anwenden einer gebrochen-linearen Transformation mit Koeffizienten
A; B; C; D 2 K, A D  B C ¤ 0. Nach dem ersten Teil des Beweises ist auch t 0 ein
primitives Element von K.X/=K, also t 0 D b=.c x C d / und damit

D t 0 C B D c XbCd C B BcX CBd Db


tD D D :
C t0  A C c XbCd  A A c X C C b  A d

Schließlich ist wegen t … K (vgl. .]/) die Determinante dieser gebrochen-linearen Trans-
formation ungleich Null.

21.7 ): Das steht bereits in Lemma 21.7 (Algebrabuch).


(: Wir zeigen, dass jedes a 2 L Nullstelle eines vom Nullpolynom verschiedenen Po-
lynoms ist. Dann ist jedes a 2 L algebraisch über K, d. h., L=K ist eine algebraische
Erweiterung.
O. E. sei a 2 L n f0g. Nach Voraussetzung ist R WD KŒa ein Teilkörper von L. Insbeson-
dere existiert ein P 2 KŒX mit a1 D P .a/, d. h. a P .a/ D 1. Also ist a Nullstelle des
Polynoms X P  1 2 KŒX n f0g. Folglich ist a algebraisch über K.

21.8 ): Ist L=K algebraisch, so wähle man einfach S D L. Es ist dann L D K.S/, und
es ist jedes Element aus S algebraisch über K.
(: Das steht bereits in Teil (a) von Lemma 21.5 (Algebrabuch).

21.9 Gesucht ist eine algebraische Körpererweiterung K=Q mit cos.q / 2 K bzw.
sin.q / 2 K. Da cos.q / und sin.q / Real- und Imaginärteil von eq i sind, gilt

1  q i  1  q i 
cos.q / D e C eq i und sin.q / D e  eq i ;
2 2i

liegen cos.q / und sin.q / in der Erweiterung K D Q.i; eq i / von Q. Bleibt zu begrün-
den, dass diese Erweiterung algebraisch ist: Für q D nz , z 2 Z und n 2 N, gilt bekanntlich
 q i 2n
e D 1. Somit ist eq i als Nullstelle des Polynoms X 2n  1 2 QŒX algebraisch
über Q. Da i bekanntlich algebraisch über Q ist, ist somit K algebraisch über Q.

21.10 Die Tatsache, dass Q.S/=Q algebraisch ist, steht bereits in Lemma 21.5 (Algebra-
buch). Nun nehmen wir an, dass ŒQ.S/ W Q endlich ist, ŒQ.S/ W Q D m 2 N. Wir
betrachten das Polynom X mC1  2 2 QŒX vom Grad m C 1. Dieses Polynom ist nach
188 21 Einfache und algebraische Körpererweiterungen

Eisenstein mit p D 2 irreduzibel. Das Element amC1 hat daher den Grad m C 1 über Q.
Wir erhalten somit den Widerspruch

m C 1 D ŒQ.amC1 / W Q  ŒQ.S/ W Q D m :

Folglich gilt ŒQ.S/ W Q 62 N.

21.11 (a) Das Polynom P ist nach Eisenstein mit p D 2 irreduzibel. Damit erhalten wir
für K D Q.a/:
ŒK W Q D deg.P / D 3 ;

da P als normiertes irreduzibles Polynom mit P .a/ D 0 das Minimalpolynom von a ist.
Es ist f1; a; a2 g eine Q-Basis von K.

(b) Das Element b ist Nullstelle von Q D X 4  5, das nach Eisenstein mit p D 5
irreduzibel ist. Somit ist Q Minimalpolynom von b. Es gilt für L D Q.b/:

ŒL W Q D deg.Q/ D 4 :

Es ist f1; b; b 2 ; b 3 g eine Q-Basis von L.

(c) Wir gehen vor wie in der Lösung zu Aufgabe 21.1 (b): Die für alles Weitere entschei-
dende Gleichung lautet:
P .a/ D a3  6 a2  2 D 0 : ()

(i) Zu a3 : Wegen () gilt a3 D 6 a2 C 2.

(ii) Zu a5  2 a4 : Division von X 5  2 X 4 durch P mit Rest liefert

X 5  2 X 4 D .X 3  6 X 2  2/ .X 2 C 4 X C 24/ C .146 X 2 C 8 X C 48/ :

Damit erhalten wir durch Einsetzen von a und Ausnutzen von ():

a5  2 a4 D 146 a2 C 8 a C 48 :

(iii) Zu a1 bzw. a12 : Wir dividieren die Gleichung a3  6 a2 D 2 (siehe ()) durch 2 und
klammern a aus; dabei erhalten wir:

a . 12 a2  3 a/ D 1 also 1
a D 1
2 a2  3 a :

Durch Division dieser letzten Gleichung durch a erhalten wir weiter:

1
a2
D 1
2 a  3:
21.2 Lösungen 189

(iv) Zu a21C1 : Wir separieren a2 C 1, indem wir das Polynom P mit Rest durch X 2 C 1
dividieren und dann a einsetzen, das liefert:

P D .X 2 C 1/ .X  6/ C .X C 4/ ) 0 D .a2 C 1/ .a  6/ C .a C 4/ :

Die Problematik ist, dass der Rest X C 4 den Grad 1 und nicht den Grad 0 hat. Der
Trick besteht nun im weiteren Dividieren mit Rest; wir wenden also den euklidischen
Algorithmus an, um zu den Polynomen P und Q D X 2 C 1 Polynome S und T zu
bestimmen, die
S P C T Q D R 3 ggT.P; Q/
erfüllen. Wegen der Irreduzibilität von P ist R eine Konstante. Durch Einsetzen von a
erhalten wir dann aus dieser Gleichung mit R1 T .a/ das Inverse von a2 C 1.
Wir führen den euklidischen Algorithmus durch:

X 3  6X 2  2 D .X 2 C 1/ .X  6/ C .X C 4/
X 2 C 1 D .X C 4/ .X  4/ C 17

und erkennen 17 als ggT von P D X 3  6X 2  2 und Q D X 2 C 1. Folglich erhalten wir

17 D Q  .X C 4/ .X  4/
D Q  ŒP  Q .X  6/ .X  4/
D Q Œ1  .X  6/ .X C 4/ C P .X C 4/
D Q.X 2 C 2 X C 25/ C P .X C 4/ :

Durch Einsetzen von a erhalten wir wegen P .a/ D 0:

1
a2 C1
D  17 a C
1 2 2
17 aC 25
17 :

(d) Für jedes c 2 K n Q gilt Q ¨ Q.c/ K und damit ŒQ.c/ W Q > 1. Wegen

3 D ŒK W Q D ŒK W Q.c/ ŒQ.c/ W Q

folgt nun aber ŒQ.c/ W Q D 3 und damit ŒK W Q.c/ D 1, also Q.c/ D K.


(e) Zu ŒM W Q: Für M D K.b/ gilt

ŒM W Q D ŒM W K ŒK W Q D ŒK.b/ W K ŒK W Q D deg.mb; K /  3  12 ;

da deg.mb; K /  4 wegen ŒL W Q D 4, wobei L D Q.b/.


Wegen ŒK W Q j ŒM W Q und ŒL W Q j ŒM W Q gilt wegen der Teilerfremdheit von
3 D ŒK W Q und 4 D ŒL W Q auch 12 j ŒM W Q.
190 21 Einfache und algebraische Körpererweiterungen

Es folgt ŒM W Q D 12. Wegen ŒM W Q D ŒM W K ŒK W Q und ŒM W Q D ŒM W L ŒL W


Q folgt mit ŒK W Q D 3 und ŒL W Q D 4

ŒM W K D 4 und ŒM W L D 3 :

Somit ist

f1; a; a2 g eine Q-Basis von K und f1; b; b 2 ; b 3 g eine K-Basis von M :

Wir erhalten damit die folgende Q-Basis von M :

fai b j j 0  i  2; 0  j  3g :

p
21.12 (a) Es ist X 2  3 das Minimalpolynom
p von 3 über Q, denn p es ist irreduzibel
(z. B.
p Eisenstein mit p D 3) und hat 3 als Nullstelle. Also ist ŒQ. 3/ W Q D 2 und
f1; p 3g ist eine Q-Basis von K. Genauso sieht man, dassp X 2
C 2 das Minimalpolynom
von i 2püber Q ist, sodassp ŒL W Q D p 2 ist und f1; i 2g eine Basis von L=Q ist. Da
K D Q. 2/ R aber i 2 62 R, ist i p 2 62 K, also ŒM pW K  2. Es folgt, dass X 2 C 2
auch über K das Minimalpolynom von i 2 ist, und f1; i 2g ist eine Basis von M=K.
p p
(b) Nach (a) ist f1; 3g eine Basis von K=Q und f1; i 2g ist eine Basis von M=K. Nach
dem Gradsatz 20.3 (Algebrabuch) ist daher
p p p p
f1; 3 ; i 2 ; i 2 3g ()

eine Basis von M=Q, und es ist ŒM W Q D ŒM W KŒK W Q D 2  2 D 4.


(c) (i) Um das Minimalpolynom von ˛ über Q zu bestimmen, bestimmen wir alle Lösun-
gen der Gleichung
0 C 1 ˛ C 2 ˛ 2 C 3 ˛ 3 C 4 ˛ 4 D 0;
und schreiben dazu zunächst 1; ˛; ˛ 2 ; ˛ 3 ; ˛ 4 in der Basis ():
p p p p
1 D 11 C 0  p3 C 0  i p2 C 0  i p2p3
˛ D 01 C 1  p3 C 1  i p2 C 0  i p2p3
˛2 D 11 C 0  p3 C 0  i p2 C 2  i p2p3
˛3 D 0  1 C .3/  p3 C 7  i p2 C 0  i p2p3
˛ 4 D 23  1 C 0 3 C 0i 2 C 4i 2 3

Das zugehörige LGS hat somit die Koeffizientenmatrix


0 1
1 0 1 0 23
B 0 1 0 3 0 C
B C
@ 0 1 0 7 0 A
0 0 2 0 4
21.2 Lösungen 191

mit Lösungsmenge L D Q  .25; 0; 2; 0; 1/. Das Minimalpolynom von ˛ über Q ist
somit gleich X 4  2X 2 C 25. Damit ist ŒQ.˛/ W Q D 4, und wegen Q.˛/ M und
ŒM W Q D 4 ist also M D Q.˛/.
Alternativ hätten wir auch so weiter argumentieren können: Die Basisdarstellung ergibt,
dass 1; ˛; ˛ 2 linear unabhängig sind. Daher ist ŒQ.˛/ W Q > 2 und gleichzeitig ein Teiler
von 4, also gleich 4. Nun ist
p 2 p p
.˛  3/ D ˛ 2  2 3˛ C 3 D .i 2/2 D 2

Daraus erhalten wir p


.˛ 2 C 5/ D 2 3˛; ()
und Quadrieren dieser Gleichung liefert schließlich ˛ 4 2˛ 2 C25. Dies liefert ein Polynom
vierten Grades, das ˛ als Nullstelle hat und somit das Minimalpolynom von ˛ über Q sein
muss.
(ii) Da ŒQ.˛/ W K D ŒQ.˛/WQ
ŒKWQ D 2, ist ein normiertes Polynom vom Grad 2 aus KŒX,
welches ˛p als Nullstelle hat, das Minimalpolynom über K. Aus () erhalten wir dieses
zu X 2  2 3X C 5.
(iii) Genauso
p muss p über L Grad 2 haben. Durch Quadrieren
p das Minimalpolynom p von
.˛  i 2/ D 3 finden wir ˛ 2  2 i 2˛  2 D 3, und somit ist X 2  2 i 2X  5 das
Minimalpolynom über L.
p p
(iv) Es ist X  3  i 2 das Minimalpolynom von ˛ über M .
Konstruktionen mit Zirkel und Lineal 22

22.1 Aufgaben

22.1  Man zeige, dass a D 2 cos 2 7


Wurzel des Polynoms X 3 C X 2  2 X  1 2
QŒX ist und folgere, dass das reguläre 7-Eck nicht mit Zirkel und Lineal konstruierbar
ist.

22.2  Man zeige:

(a) Ein Winkel ˛ kann genau dann mit Zirkel und Lineal gedrittelt werden, wenn das
Polynom 4 X 3  3 X  cos ˛ über Q.cos ˛/ zerlegbar ist.
(b) Für jedes n 2 N mit 3 − n ist die Dreiteilung von ˛ D 2 n mit Zirkel und Lineal
möglich.

22.3  Ist die Zahl  D e2 i =13 mit Zirkel und Lineal konstruierbar?

22.2 Lösungen

22.1 Bei den meisten Aufgaben zur Konstruktion mit Zirkel und Lineal liefert das Korol-
lar 22.3 (Algebrabuch) das wesentliche Argument: Falls ŒQ.a/ W Q 6D 2r für ein r 2 N0 ,
so ist a nicht mit Zirkel und Lineal (aus der Startmenge S D f0; 1g) konstruierbar. Man
beachte, dass wir mit genau diesem Argument die Unlösbarkeit der drei klassischen Pro-
bleme im Abschn. 22.2 (Algebrabuch) nachgewiesen haben.
Wir zeigen, dass das reguläre 7-Eck nicht mit Zirkel und Lineal (aus der Startmenge S D
2 i
f0; 1g) konstruierbar ist: Angenommen, doch. Es ist also z D e 7 konstruierbar. Dann
ist aber auch a D 2 cos 2 7
D z C z konstruierbar. Im Folgenden begründen wir, dass
a Nullstelle des über Q irreduziblen Polynoms X 3 C X 2  2 X  1 ist. Dann gilt aber
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 193
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_22
194 22 Konstruktionen mit Zirkel und Lineal

ŒQ.a/ W Q D 3 6D 2r , r 2 N0 . Widerspruch, das reguläre 7-Eck ist nicht mit Zirkel und
Linear konstruierbar.
Es folgt der Nachweis, dass a Nullstelle von P D X 3 CX 2 2 X 1 ist, und P irreduzibel
2 i
ist: Für z D e 7 gilt:

0 D z 7  1 D .z  1/ .z 6 C z 5 C z 4 C z 3 C z 2 C z C 1/ ;

also gilt wegen z 6D 1 und z z D 1:

z 6 C z 5 C z 4 C z 3 C z 2 C z C 1 D 0 und z D z 1 :

Damit erhält man:

a3 C a2  2 a  1 D .z C z/3 C .z C z/2  2 .z C z/  1
D z3 C 3 z2 z C 3 z z2 C z3 C z2 C 2 z z C z2  2 z  2 z  1
D z3 C 3 z C 3 z6 C z4 C z2 C 2 C z5  2 z  2 z6  1
D z6 C z5 C z4 C z3 C z2 C z C 1 D 0 :

Somit ist a Nullstelle von P . Mit dem Reduktionssatz 19.8 (Algebrabuch) (man reduziere
modulo 2) erhält man die Irreduzibilität von X 3 C X 2  2 X  1 über Q. Damit gilt

ma; Q D X 3 C X 2  2 X  1 :

Es folgt ŒQ.a/ W Q D 3.

22.2 (a) O. E. sei S WD f0; 1; z WD cos ˛ C i sin ˛g. Bekanntlich gilt

cos ˛ D 4 cos3 ˛
3  3 cos ˛3 ;

d. h. cos ˛3 ist Wurzel von

4 X 3  3 X  cos ˛ 2 Q.cos ˛/ :

Wir setzen
z0 WD cos ˛3 C i sin ˛3 und K0 WD Q.cos ˛; i sin ˛/ :

)W Es sei z0 aus S konstruierbar. Dann ist auch cos ˛3 aus S konstruierbar. Folglich ist
ŒK0 .cos ˛3 / W K0  nach Korollar 22.3 (Algebrabuch) eine 2 -Potenz.
Da i sin ˛ Wurzel von
X 2 C .1  cos2 ˛/ 2 Q.cos ˛/ŒX
22.2 Lösungen 195

ist, gilt ŒK0 W Q.cos ˛/  2. Damit sind die Körpergrade

ŒK0 .cos ˛3 / W Q.cos ˛/ und ŒQ.cos ˛; cos ˛3 / W Q

2 -Potenzen.
Da cos ˛3 Wurzel von 4 X 3  3 X  cos ˛ ist, folgt die Behauptung.

(W Ist 4 X 3 3 X cos ˛ zerlegbar über Q.cos ˛/, so auch über K0 ; daher gilt ŒK0 .cos ˛3 / W
K0   2.
Wegen .i sin ˛3 /2 C 1  cos2 ˛
3 D 0 ist

ŒK0 .cos ˛3 ; i sin ˛3 / W K0 .cos ˛3 /  2 ;

sodass wegen z0 2 K0 .cos ˛3 ; i sin ˛3 / die Behauptung folgt.

(b) Offenbar sind mit ; ı auch r C s ı für alle r; s 2 Z aus S konstruierbar.


Nun sei ˛ WD 2n
mit 3 − n, und o. E. sei S D f0; 1; cos ˛ C i sin ˛g. Da 4 X 3  3 X  1
die Wurzel  2 hat, ist 2  nach (a) dreiteilbar, d. h. ˇ WD 2
1
3
konstruierbar aus f0; 1g S.
Trivialerweise ist ˛ konstruierbar. Wegen ggT.3; n/ D 1 existieren r; s 2 Z mit

˛
3
D 2
3n
Dr 2
n
Cs 2
3
D r ˛Csˇ;

d. h., ˛ ist dreiteilbar.

22.3 Die Zahl  ist eine Nullstelle des irreduziblen Polynoms

X 12 C X 11 C    C X C 1 2 QŒX :

Damit hat Q./ den Grad 12 über Q. Konstruierbare Elemente haben nach Korollar 22.3
(Algebrabuch) eine Zweierpotenz als Grad über Q. Da 12 keine Zweierpotenz ist, ist 
somit nicht konstruierbar.
Transzendente Körpererweiterungen 23

23.1 Aufgaben

23.1  Zeigen Sie, dass B D fg eine Transzendenzbasis von Q.; i/=Q ist. Geben
Sie eine weitere Transzendenzbasis C von Q.; i/=Q an, sodass Q.B/ 6D Q.C / gilt.

23.2  Zeigen Sie: trg.C=Q/ D jRj.

23.2 Lösungen

23.1 Da  über Q transzendent ist, ist  algebraisch unabhängig, die Menge fg
also transzendent über Q. Da ŒQ.; i/ W Q./ D 2, insbesondere endlich ist, ist
Q.; i/=Q./ algebraisch. Folglich ist fg eine Transzendenzbasis.
Es gilt Q.; i/ D Q. i; i/. Es folgt ŒQ.; i/ W Q. i/  2, also (beachte den Grad-
satz) ŒQ. i/ W Q 62 N, wonach  i transzendent über Q ist. Da aber Q.; i/=Q. i/
algebraisch ist (die Erweiterung ist ja endlich), ist gezeigt, dass auch C D f ig eine
Transzendenzbasis von Q.; i/=Q ist. Und da Q./ R und Q. i/ ¨ R gilt, folgt
Q.B/ 6D Q.C /.

23.2 Zur Lösung dieser Aufgabe benutzen wir Begriffe und Ergebnisse aus Kap. 24 (Al-
gebrabuch).
Wir zitieren ein Ergebnis, das wir in der Lösung zu Aufgabe 20.3 bewiesen haben:
.] ]/ Es sei T eine unendliche Menge, und E .T / bezeichne die Menge aller endlichen
Teilmengen von T . Dann gilt jT j D jE .T /j.
Es sei E die Menge aller endlichen Teilmengen einer (existierenden) Transzendenzbasis
B von C=Q. Nach .] ]/ gilt jE j D jBj (es ist klar, dass B nicht endlich ist, es wäre ja
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 197
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_23
198 23 Transzendente Körpererweiterungen

sonst C abzählbar). Wir bezeichnen mit K einen algebraischen Abschluss des Körpers K.
Nach Lemma 20.5 (Algebrabuch) gilt
[ [
B Q.B/ D Q.E/ C Š Q.E/ : ()
E2E E2E

Nach Lemma 21.9 (Algebrabuch) gilt


ˇ ˇ ˇ ˇ
ˇ[ ˇ ˇ[ ˇ
ˇ ˇ ˇ ˇ
ˇ Q.E/ˇ D ˇ Q.E/ˇ :
ˇ ˇ ˇ ˇ
E2E E2E

Damit erhalten wir aus () mit jQ.E/j D @0 für jedes E 2 E und den Regeln zur Kardi-
nalzahlarithmetik:
ˇ ˇ
ˇ[ ˇ
ˇ ˇ
jBj  jCj D ˇ Q.E/ˇ  jE j  @0 D maxfjE j; @0 g D jE j D jBj :
ˇ ˇ
E2E

Folglich gilt jRj D jCj D jBj D trg.C=R/.


Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper 24

24.1 Aufgaben

24.1  Bestimmen Sie für die folgenden Polynome aus QŒX jeweils einen Zerfäl-
lungskörper in C und den Grad dieses Zerfällungskörpers über Q:

(a) X 2  3, (c) X 4  2 X 2  2, (e) X 6 C 1,


(b) X 4  7, (d) X 4 C 1, (f) X 5  1.

24.2  Man gebe Wurzeln a1 ; a2 ; a3 des Polynoms X 4  2 2 QŒX an, sodass


Q.a1 ; a2 / nicht isomorph zu Q.a1 ; a3 / ist.

24.3  Für a; b 2 Q seien P D X 2 C a, Q D X 2 C b irreduzibel über Q. Für


welche a; b sind die Zerfällungskörper von P und Q isomorph? Wann sind sie gleich (als
Teilkörper von C)?

24.4  Man gebe den Zerfällungskörper L von P D X 4 2 X 2 C2 über Q an, zerlege


P über L in Linearfaktoren und bestimme ŒL W Q.

24.5 

(a) Es sei L=K eine algebraische Erweiterung. Ist jeder algebraische Abschluss von L
auch ein algebraischer Abschluss von K und umgekehrt?
(b) Existieren algebraische Abschlüsse E; F eines Körpers K derart, dass F zu einem
echten Teilkörper von E isomorph ist?

24.6  Es seien a1 ; a2 ; a3 2 C die Wurzeln von X 3  2 2 QŒX. Man zeige, dass die
Körper Q.ai / für i D 1; 2; 3 paarweise verschieden sind.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 199
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_24
200 24 Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper

24.7  Man zeige, dass je zwei irreduzible Polynome vom Grad 2 über Zp (p eine
Primzahl) isomorphe Zerfällungskörper mit p 2 Elementen besitzen.

24.8  Es sei L D K.S/ ein Erweiterungskörper von K und jedes Element a 2 S


algebraisch vom Grad 2 über K. Begründen Sie, dass L=K normal ist.

p p p
24.9  Man zeige, dass die Erweiterungen
p Q.i 5/=Q, Q..1 C i/ 4 5/=Q.i 5/ nor-
mal sind, jedoch nicht Q..1 C i/ 4 5/=Q.

24.10  Man zeige:

(a) Ein algebraisch abgeschlossener Körper hat unendlich viele Elemente.


(b) Es sei F ein algebraischer Abschluss eines endlichen Körpers F . Dann gibt es für
jedes a 2 F n f0g ein q 2 N mit aq D 1.

24.11  Es sei L ein Zerfällungskörper von P 2 KŒX über K, und n WD degK P .

(a) Zeigen Sie, dass ŒL W K ein Teiler von n Š ist.


(b) Geben Sie ein Beispiel mit n  3 an, bei dem ŒL W K D n Š gilt.
(c) Geben Sie ein Beispiel an, bei dem n < ŒL W K < n Š gilt.

24.12  Man bestimme den Zerfällungskörper von X 6 C 1 über Z2 .

2 i 2 i
24.13  Zeigen Sie: Die Körpererweiterung Q.e n C e n /=Q (n 2 N) ist nor-
mal. Hinweis: Verwenden Sie die Kennzeichnung (2) aus Satz 24.13 (Algebrabuch), und
2 i k 2 i k
ermitteln Sie eine Rekursionsformel für ˛k WD e n C e n mit k 2 N.

24.14  Man überprüfe die folgenden Körpererweiterungen auf Normalität:


p p p p
(a) Q. 2 C 2/=Q, (b) Q. 1 C 3/=Q.

24.15  Es seien K ein algebraischer Abschluss des Körpers K und K.X/ bzw. K.X/
der Körper der rationalen Funktionen in der Unbestimmten X über K bzw. K. Zeigen Sie,
dass K.X/=K.X/ normal ist.

24.16  Es seien E; F; K; L Körper mit K E; F L und E F WD E.F / das


sogenannte Kompositum von E und F . Beweisen Sie: Sind die Erweiterungen E=K und
F=K normal, so auch E F=K und E \ F=K.
24.2 Lösungen 201

24.17  Wir betrachten einen Körperturm K L M mit endlichen Körperer-


weiterungen L=K und M=L. Welche der folgenden Aussagen ist richtig, welche falsch?
Begründen Sie Ihre Antworten.

(a) Ist M=K normal, so ist auch M=L normal.


(b) Ist M=K normal, so ist auch L=K normal.
(c) Sind M=L und L=K normal, so ist auch M=K normal.

24.18  Wir betrachten das Polynom P WD X 4  10X 2 C 20 2 QŒX. Zeigen Sie: Es


ist L WD QŒX=.P / ein Körper, und die Körpererweiterung L=Q ist normal.

24.19  Welche der folgenden Körpererweiterungen sind normal? Begründen Sie Ihre
Antworten!
p
(a) Q. p5; i/=Q.
(b) Q.i 5/=Q.
4

(c) Q.t/=Q.t 4 /. (Hierbei ist t eine Transzendente.)

24.2 Lösungen

24.1 Das folgende Vorgehen ist naheliegend: Wir bestimmen jeweils die Nullstellen
a1 ; : : : ; an des gegebenen Polynoms in C, adjungieren diese Nullstellen an Q und er-
halten so den Zerfällungskörper Q.a1 ; : : : ; an /, wobei wir natürlich die Nullstellen ai
gleich weglassen, deren Adjunktion überflüssig ist, d. h. die Q.a1 ; : : : ; ai 1 ; ai / D
Q.a1 ; : : : ; ai 1 / erfüllen. Haben wir dann erst mal den Zerfällungskörper K D Q.a1 : : : ;
an /, so bestimmen wir nach altbekannter Manier den Grad ŒK W Q (siehe Aufgabe 20.8).
p p p
(a) Wegen X 2  3 D .X  3/ .X C 3/ ist Q. 3/ ein Zerfällungskörper. p Nach Eisen-
stein ist X  3 2 QŒX irreduzibel
2
p und somit das Minimalpolynom von 3. Also ist der
Grad des Zerfällungskörpers ŒQ. 3/ W Q D 2.
p p p p p
(b) Wegen X 4  7 D .X  4 7/ .X C 4 7/ .X  i 4 7/ .X C i 4 7/ ist Q. 4 7; i/ ein
Zerfällungskörper von X 4 p7. Nach Eisenstein p ist X 4  7 2 QŒX irreduzibel und
p somit
W Q D 2 Q.
4 4 2 4
das Minimalpolynom
p von
p 7. Also
p ist ŒQ. 7/ 4. Wegen i 7/ und
i 62 Q. 4 7/ R ist ŒQ. 4 7; i/ W Q. 4 7/ D 2 und somit
p
4
p
4
p
4
p
4
ŒQ. 7; i/ W Q D ŒQ. 7; i/ W Q. 7/  ŒQ. 7/ W Q D 2  4 D 8:
pp pp pp
(c)
pp Wegen X 4
 2 X
pp
2
 2 D .X C
ppi 3  1/ .X  i 3  1/ .X C 3 C 1/ .X 
3 C 1/ ist Q. 3 C 1; i 3  1/ Zerfällungskörper. Nach Eisenstein ist X 4 
202 24 Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper

pp  pp 2 p p
2 X 2 2 irreduzibel, also ŒQ. 3 C 1/ W Q D 4. Wegen i 3  1 2 Q. 1 C 3/
pp pp pp pp pp
und i 3  1 62 Q. 3 C 1/ ist ŒQ. 3 C 1; i 3  1/ W Q. 3 C 1/ D 2,
also q q
p p
ŒQ. 3 C 1; i 3  1/ W Q D 2  4 D 8:

i
(d) Wegen X 4 C 1 D .X  "/ .X C "/ .X  i "/ .X C i "/ mit " D e 4 ist Q."; i/ ein
Zerfällungskörper von X 4 C 1. Wegen "2 D i gilt Q."; i/ D Q."/. Reduktion modulo 2
zeigt, dass X 4 C 1 2 QŒX irreduzibel ist. Somit ist X 4 C 1 das Minimalpolynom von ".
Also ist ŒQ."/ W Q D 4.
.2kC1/ i
(e) Die Wurzeln von X 6 C 1 sind "k WD e 6 , k D 0; : : : ; 5. Es gilt offenbar

"1 D "30 ; "2 D "50 ; "3 D "70 ; "4 D "90 ; "5 D "11
0 :

Also ist
Q."0 ; : : : ; "5 / D Q."0 /

der gesuchte Zerfällungskörper. Weiter gilt:

X 6 C 1 D .X 4  X 2 C 1/ .X 2 C 1/ :

Da "0 Wurzel des über Q irreduziblen Polynoms X 4  X 2 C 1 ist, gilt ŒQ."0 / W Q D 4.


2 i
(f) Analog zu (e) findet man den Zerfällungskörper Q."1 / mit "1 D e 5 . Weiter gilt:

X 5  1 D .X  1/ .X 4 C X 3 C X 2 C X C 1/

mit dem über Q irreduziblen Polynom X 4 C X 3 C X 2 C X C 1. Also gilt ŒQ."1 / W Q D 4.

24.2 Wir geben erst mal alle vier (verschiedenen)


p p des über Qpirreduziblen Poly-
Wurzeln p
noms X 4  2 aus C an, es sind dies a1 WD 4 2; a2 WD  4 2; a3 WD i 4 2; a4 WD  i 4 2.
Nun gilt offenbar
p
4
Q.a1 ; a2 / D Q.a1 / und Q.a1 ; a3 / D Q. 2; i/ :
p p
Wegen ŒQ.a1 / W Q D 4 und ŒQ. 2; i/ W Q D 8 können die Körper Q.a1 / und Q. 2; i/
4 4

nicht isomorph sein.

p p
24.3 Da ˙ a bzw. ˙ b die Nullstellenp(aus C n Q, da P und Q irreduzibel über
p
Q) von P bzw. Q sind, ist Q. a/ bzw. Q. b/ ein Zerfällungskörper von P bzw. Q.
24.2 Lösungen 203

p p
Wir nehmen nun an, dass ' ein Isomorphismus von Q. a/ auf Q. b/ ist. Dann gilt
p p
'. a/ D a0 C a1 b mit a0 ; a1 2 Q ;
p
da die Elemente aus Q. b/ diese Form haben. Wir quadrieren diese Gleichung und be-
achten die Homomorphie von ' wie auch die Tatsache 'jQ D IdQ (siehe Aufgabe 20.6):
p 2 p p
 a D '.a/ D '. a / D '. a/2 D a02  b a12 C 2 a0 a1 b : ()
p
Folglich muss a0 a1 D 0 gelten, da b 62 Q. Aber a1 D 0pist nicht möglich, da sonst
p p
'.Q. a// D Q im Widerspruch zu '.Q. a// D Q. b/ gelten p würde. Es gilt
p
also a0 D 0. Aus () folgt hiermit ab D a12 und damit a D ˙a1 b. Das hat
p p
Q. a/ D Q. b/ zur Folge: Sind die Körper isomorph, so sind sie sogar gleich.
p p
Wir fassen zusammen: Die Zerfällungskörper Q. a/ und Q. b/ von P und Q in C
sind genau dann isomorph (also auch gleich), wenn ab ein Quadrat in Q ist.

24.4 Die vier verschiedenen Wurzeln des nach Eisenstein mit p D 2 über Q irreduziblen
Polynoms P D X 4  2 X 2 C 2 sind
p p p p
1 C i;  1 C i; 1  i;  1  i:
p p
Also ist L D Q. 1 C i; 1  i/ ein Zerfällungskörper von P .
Da P irreduzibel ist, gilt
p p p p
ŒQ. 1 C i/ W Q D 4 ; und es gilt ŒQ. 1 C i; 1  i/ W Q. 1 C i/ 2 f1; 2g :
p p
Angenommen, 1  i 2 Q. 1 C i/. Dann existieren a0 ; a1 ; a2 ; a3 2 Q mit
p p p p p
1  i D a0 C a1 1 C i C a2 .1 C i/ C a3 .1 C i/ 1 C i , 1  i D b C c 1 C i

für b; c 2 Q. Folglich gilt


p p
b 2 D 1  i Cc 2 .1 C i/  2 c 2 ; insbesondere 2 2 Q.i/ ;
p p p
ein p
Widerspruch.
p Folglich gilt ŒQ. 1 C i; 1  i/ W Q. 1 C i/ D 2 und damit
ŒQ. 1 C i; 1  i/ W Q D 8.

24.5 (a) Ein algebraischer Abschluss E von L ist nach Definition ein algebraisch ab-
geschlossener Erweiterungskörper von L, für den gleichzeitig E=L algebraisch ist. Da
mit E=L und L=K auch die Erweiterung E=K algebraisch ist (algebraisch über alge-
braisch bleibt algebraisch), ist E auch ein algebraischer Abschluss von K. Umgekehrt
204 24 Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper

gibt es zwar algebraische Abschlüsse von K, die L nicht enthalten, die Aussage ist aber
trotzdem richtig (bis auf Isomorphie): Ist E ein algebraischer Abschluss von K, so lässt
sich der Monomorphismus IdK W K ! K nach Satz 24.12 (Algebrabuch) zu einem
K-Monomorphismus ' W L ! E fortsetzen. Damit gilt K '.L/ K für den al-
gebraischen Erweiterungskörper '.L/ von K. Und es ist E ein algebraischer Abschluss
von '.L/.
(b) Ja, sowas gibt’s. Allerdings kann F kein Zwischenkörper von E=K sein: Wäre K
F E, so wäre mit E=K auch E=F algebraisch, also E D F , da ein algebraisch
abgeschlossener Körper keine echte algebraische Erweiterung besitzt.
Nun konstruieren wir das angekündigte Beispiel: Da je zwei algebraische Abschlüsse von
K isomorph sind, genügt es, einen Körper K zu finden, dessen algebraischer Abschluss zu
einem seiner echten Teilkörper isomorph ist. Es sei K0 WD k.X1 ; X2 ; X3 ; : : : / der Körper
der rationalen Funktionen in abzählbar unendlich vielen Unbestimmten über einem (belie-
bigen) Körper k. Dann gilt K WD K0 .X/ Š K0 . Es sei nun E ein algebraischer Abschluss
von K. Als algebraisch abgeschlossener Oberkörper von K0 enthält E einen algebraischen
Abschluss E0 von K0 . (Der Teilkörper E0 E aller über K0 algebraischen Elemente ist
in diesem Fall algebraisch abgeschlossen: Jedes nichtkonstante Polynom f 2 E0 ŒX hat
in E eine Wurzel ˛; ˛ ist algebraisch über E0 , also – algebraisch über algebraisch bleibt
algebraisch – auch algebraisch über K0 und liegt somit in E0 .) Da X transzendent über
K0 ist, ist X … E0 , also E0 ¨ E. Wegen K0 Š K gilt E0 Š E.

2 i p p p
24.6 Es sei " WD ep3 . Dann sind 3p2, 3 2 ", p 3
2 "2 die drei
p verschiedenen Wurzeln
p
von X  2. p
3
Da Q. 2/ R, gilt Q. 2/ 6D Q. 2 "/; Q.
3 3 3
p
3
2 "2 /, da sowohl
p Q. 3 2 "/
Q. 2 "2 / nichtreelle enthalten. Gälte Q. 2 "/pD Q. 2p
3 3 3
wie
p auch p p Zahlen
p "2 /, so folgte
2 1
. 2 "/ . 2 " / D 2 2 Q. 2 "/ – ein Widerspruch zu Q. 2/ 6D Q. 2 "/.
3 2 3 3 3 3 3

24.7 Es seien P und Q irreduzible Polynome vom Grad 2 über Zp . Ist a eine Wurzel von
P und b eine solche von Q, so sind L D Zp .a/ und M D Zp .b/ Zerfällungskörper von
P und Q. Wegen Zp .a/ D fx C y a j x; y 2 Zp g und Zp .b/ D fx C y b j x; y 2 Zp g
gilt jLj D p 2 D jM j.
Durch 'jZp D IdZp und '.a/ D b ist ein Zp -Monomorphismus ' W L ! M gegeben.
Wegen jLj D jM j ist dieser Monomorphismus auch surjektiv, sprich ein Isomorphismus.

Bemerkung In Satz 26.2 (Algebrabuch) werden wir die viel allgemeinere Aussage be-
weisen, dass je zwei endliche Körper mit gleich vielen Elementen isomorph zueinander
sind.

24.8 Wir weisen die Normalität der algebraischen Erweiterung L=K mithilfe der Kenn-
zeichnung (2) aus Satz 24.13 (Algebrabuch) normaler Körpererweiterungen nach: Wir
24.2 Lösungen 205

wählen ein a 2 L D K.S/ und begründen, dass '.a/ 2 L für einen beliebigen K-
Monomorphismus ' W L ! L gilt, hierbei sei L ein algebraischer Abschluss von L.
Zu a 2 L gibt es nach Lemma 20.5 (Algebrabuch) endlich viele Elemente a1 ; : : : ; an 2 S
mit a 2 K.a1 ; : : : ; an /. (Man beachte, dass S auch unendlich sein kann.) Da die Er-
weiterung K.a1 ; : : : ; an /=K normal ist (wir begründen das weiter unten), gilt für einen
K-Monomorphismus ' W L ! L nach der Kennzeichnung (2) aus Satz 24.13 (Algebra-
buch) normaler Körpererweiterungen '.a/ 2 K.a1 ; : : : ; an / L. Folglich ist L=K nach
der Kennzeichnung (2) normal.
Es bleibt zu begründen, dass K.a1 ; : : : ; an /=K mit a1 ; : : : ; an 2 S normal ist. Es seien
P1 ; : : : ; Pn die Minimalpolynome vom Grad 2 von a1 ; : : : ; an . Dann ist K.a1 ; : : : ; an /
der Zerfällungskörper des Polynoms P D P1    Pn über K (da die Polynome vom Grad 2
über K.a1 ; : : : ; an / zerfallen, beachte auch das Beispiel 24.11 (Algebrabuch)) und als
solcher nach der Kennzeichnung (1) aus Satz 24.13 (Algebrabuch) normaler Körperer-
weiterungen normal über K.

24.9 Aus Beispiel 24.11 (Algebrabuch) wissen wir, dass jede quadratische Erweiterung
normal ist. Daher verschaffen wir uns erst mal einen Überblick über die Grade der Kör-
pererweiterungen, die quadratischen Körpererweiterungen können wir dann sofort als
normale Erweiterungen identifizieren:
p
 Wegen mi p5; Q D X 2 C 5 (Eisenstein mit p D 5) gilt ŒQ.i 5/ W Q D 2.
p
 Wegen m.1Ci/ p D X 4 C 20 (Eisenstein mit p D 5) gilt ŒQ..1 C i/ 5/ W Q D 4.
4
4
5; Q
 p 2 p p p
 Wegen .1 C i/ 5 D 2 i 5 gilt Q.i 5/ Q..1 C i/ 5/, mit dem Gradsatz
4 4

p p
folgt ŒQ..1 C i/ 4 5/ W Q.i 5/ D 2.

Damit ist bereits begründet, dass die Körpererweiterungen


p p
4
p
Q.i 5/=Q und Q..1 C i/ 5/=Q.i 5/

normal sind.
p
Um nachzuweisen, dass die Körpererweiterung Q..1 C i/ 5/=Q nicht normalpist, ge-
4

ben wir ein irreduzibles Polynom


p aus QŒX an, das eine Wurzel in Q..1 C i/ 4 5/ hat,
aber nicht über Q..1 C i/ 5/ zerfällt (beachte die Kennzeichnung (3) aus Satz 24.13
4

(Algebrabuch) normaler Körpererweiterungen).


p Hierzu bietet sich das Minimalpolynom
des primitiven
p Elementes .1 C i/ 4
5 an: Das Polynom
p P D X 4 C 20 hat eine Wurzel in
Q..1 C i/ 5/, zerfällt aber nicht über Q..1 C i/ 5/. Der Zerfällungskörper von P ist
4 4

nämlich p p p
4 4 4
Q..1 C i/ 5; .1  i/ 5/ D Q. 5; i/ :
p
Und dieser hat offenbar den Grad 8 über Q. Folglich ist die Erweiterung Q..1Ci/ 4 5/=Q
nicht normal.
206 24 Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper

24.10 (a) Angenommen, K ist ein algebraisch abgeschlossener Körper mit nur endlich
vielen Elementen. Es seien a1 ; : : : ; an die endlich vielen verschiedenen Elemente von K.
Wir betrachten nun das Polynom

P D .X  a1 /    .X  an / C a 2 KŒX ; wobei a 2 K n f0g :

Dieses Polynom hat wegen P .ai / D a für alle i D 1; : : : ; n keine Nullstelle in K. Das ist
ein Widerspruch zur algebraischen Abgeschlossenheit von K. Es ist nicht möglich, dass
K nur endlich viele Elemente hat, d. h. K ist unendlich.
(b) Die Formel aq D 1 erinnert an den kleinen Satz 3.11 (Algebrabuch) von Fermat, der in
einer endlichen (multiplikativen) Gruppe gilt. Eine solche Gruppe erhalten wir wie folgt:
Für jedes a 2 F n f0g ist F .a/ n f0g eine endliche multiplikative Gruppe (beachte, dass
F nach Voraussetzung endlich ist). Und nun liefert der kleine Satz von Fermat bereits
ajF .a/j1 D 1.

24.11 (a) Wir führen den Beweis durch vollständige Induktion nach n D deg P .
Für n D 0 oder n D 1 ist L D K, also ŒL W K D 1 j 1 D nŠ.
Es sei nun n > 1, und die Behauptung sei richtig für alle m < n. Wir dürfen annehmen,
Q
dass P normiert ist. Da P über L zerfällt, gibt es ai 2 L mit P D niD1 .X  ai /.
Q
1. Fall: P ist irreduzibel. Wir setzen Q WD niD2 .X  ai /. Dann ist L Zerfällungskörper
von Q über K.a1 /, also nach Induktionsannahme ŒL W K.a1 / ein Teiler von .n  1/ Š.
Somit ist
ŒL W K D ŒL W K.a1 /  ŒK.a1 / W K D ŒL W K.a1 /  n
ein Teiler von .n  1/ Š  n D n Š.
2. Fall: P ist nicht irreduzibel. Dann gibt es Polynome S; T 2 KŒX mit deg S; deg T  1
und P D S T . Nach eventuellem Umnummerieren dürfen wir annehmen, dass S D
Qk Qn
i D1 .X  ai / und T D i DkC1 .X  ai / mit deg S D k ist. Also ist L Zerfällungs-
körper von T über K.a1 ; : : : ; ak / und K.a1 ; : : : ; ak / ist Zerfällungskörper von S über K.
Nach Induktionsannahme ist also der Grad ŒL W K.a1 ; : : : ; ak / ein Teiler von .n  k/ Š
und ŒK.a1 ; : : : ; ak / W K ein Teiler von k Š Somit ist

ŒL W K D ŒL W K.a1 ; : : : ; ak /  ŒK.a1 ; : : : ; ak / W K

ein Teiler von k Š .n  k/ Š. Dies wiederum ist ein Teiler von n Š (man denke an den Bino-
mialkoeffizienten).
In jedem Fall ist somit ŒL W K ein Teiler von n Š.
(b) Wir wählen K D Q und betrachten das Polynom P D X 3  2 2 QŒX p vom Grad
2 i
n D 3. Nach dem Beispiel 21.1 (Algebrabuch) hat der Zerfällungskörper Q. 3 2; e 3 /
den Grad 3 Š D 6 über Q.
24.2 Lösungen 207

(c) Wir wählen K D Q und betrachten das Polynom P D X 4 Cp20 vom Grad n D 4.
Nach der Lösung zur Aufgabe 24.9 hat der Zerfällungskörper Q. 4 5; i/ den Grad 8 mit
4 < 8 < 4 Š über Q.

24.12 Das Polynom P D X 6 C 1 ist über Z2 reduzibel, z. B. gilt P .1/ D 0. Wir zerlegen
das Polynom P erst mal soweit wie möglich, es gilt:

X 6 C 1 D .X 3 C 1/2 D Œ.X C 1/ .X 2 C X C 1/2 :

Der Teiler Q D X 2 C X C 1 von P ist irreduzibel, da Q.0/ 6D 0 6D Q.1/. Es sei a eine


Wurzel dieses über Z2 irreduziblen Polynoms Q. Dann ist

Z2 .a/ D fx C y a j x; y 2 Z2 g D f0; 1; a; 1 C ag

ein Zerfällungskörper von P D X 6 C 1 und ŒZ2 .a/ W Z2  D 2. Das Polynom P D X 6 C 1


hat über Z2 .a/ die Zerlegung:

P D X 6 C 1 D .X 3 C 1/2 D .X C 1/2 .X C a/2 .X C .1 C a//2 :

2 i
24.13 Wir setzen  WD e n und ˛ WD  C  1 . Da ˛ 2 Q./ und  eine Nullstelle von
X n  1 2 QŒX ist, ist Q.˛/=Q eine algebraische Körpererweiterung. Um zu zeigen, dass
Q.˛/=Q normal ist, verwenden wir die Kennzeichnung (2) aus Satz 24.13 (Algebrabuch)
normaler Körpererweiterungen: Es sei ' W Q.˛/ ! A für einen algebraischen Abschluss
A von Q (und auch von Q.˛/) ein Q-Monomorphismus. Zu zeigen ist '.˛/ 2 Q.˛/.
Dann folgt '.Q.˛// D Q.˛/, also die Behauptung.
Weil Q./=Q.˛/ algebraisch ist, können wir den Monomorphismus ' nach Satz 24.12
(Algebrabuch) zu einem Monomorphismus W Q./ ! A fortsetzen, insbesondere gilt
' D jQ.˛/ .
Da  die Ordnung n hat, hat auch ./ 2 A die Ordnung n. Folglich gilt

./ D  k für ein k 2 N mit ggT.k; n/ D 1 :

Damit gilt
'.˛/ D .˛/ D . C  1 / D  k C  k :
Wir zeigen ˛k WD  k C  k 2 Q.˛/ für alle k 2 N. Es sei k 2 N 2 . Dann gilt

. k1 C  1k / . C  1 / D  k C  k C  k2 C  2k ;

also ˛k D ˛ ˛k1  ˛k2 . Es ist ˛0 D 2, ˛1 D ˛, folglich gilt ˛k 2 Q.˛/ für alle k 2 N.


Insbesondere folgt '.˛/ 2 Q.˛/. Die Erweiterung Q.˛/=Q ist somit normal.
208 24 Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper

24.14 Es ist jeweils die Frage, ob der Erweiterungskörper Zerfällungskörper eines Poly-
noms aus QŒX ist. Hier bietet sich natürlich jeweils an, ein Polynom zu wählen, das das
primitive Element als Nullstelle hat, zu betrachten:
p p
(a) Wir setzen a D 2 C 2 und erhalten .a2  2/2 D 2. Damit ist a Nullstelle des
Polynoms P D X 4  4 X 2 C 2. Mit der Substitution u D X 2 erhalten wir alle Nullstellen
von P , es gilt:
q q q q
p p p p
X  4 X C 2 D .X  2 C 2/ .X C 2 C 2/ .X  2  2/ .X C 2  2/ :
4 2

p p
Nun
p überlegen wir, ob alle Nullstellen in Q. 2 C 2/ liegen, dabei reicht es, wenn wir
p
2  2 betrachten. Es gilt:
p p 2
q p 2C 2 2 q
p 2 p
2 2D p p D p p 2 Q. 2 C 2/ :
2C 2 2C 2
p p
Da psomit Q. 2 C 2/ Zerfällungskörper von P 2 QŒX ist, ist die Körpererweiterung
p
Q. 2 C 2/=Q normal.
p p
(b) Wir setzen a D 1 C 3 und erhalten .a2  1/2 D 3. Damit ist a Nullstelle des
Polynoms P D X 4  2 X 2  2. Mit der Substitution u D X 2 erhalten wir alle Nullstellen
von P , es gilt:
q q q q
p p p p
X 4  2 X  2 D .X  1 C 3/ .X C 1 C 3/ .X  1  3/ .X C 1  3/ :
p p
Wieder überlegen
p wir, ob alle Nullstellen in Q. 1 C 3/ liegen,p dabei reicht es wieder,
p p
wenn wir 1  3 betrachten.
p Und hier fällt sofort auf, dass 1  p62 R p
3 gilt. Damit
p
kann P nicht über Q. 1 C 3/ zerfallen. Die Körpererweiterung Q. 1 C 3/=Q ist
somit nicht normal (beachte die Kennzeichnung (3) aus Satz 24.13 (Algebrabuch) norma-
ler Körpererweiterungen).

24.15 Da K Zerfällungskörper der Menge KŒX über K ist, ist die algebraische Erwei-
terung K=K nach Kennzeichnung (1) aus Satz 24.13 (Algebrabuch) normaler Körperer-
weiterungen normal. Wir weisen die Normalität von K.X/=K.X/ mittels der Kennzeich-
nung (2) aus Satz 24.13 (Algebrabuch) nach: Es sei dazu M ein algebraischer Abschluss
von K.X/. Wir zeigen, dass für jeden K.X/-Monomorphismus ' W K.X/ ! M gilt
'.K.X// K.X/. Hieraus folgt dann die Behauptung.
Es sei also ' ein solcher Monomorphismus. Weiter sei P =Q 2 K.X/. Da K algebraisch
abgeschlossen ist, gilt
Qn
P i D0 .X  ai /
D a Qm für a; ai ; bj 2 K :
Q j D0 .X  bj /
24.2 Lösungen 209

Wegen '.X/ D X gilt:


Qn
i D0 .X  '.ai //
'.P / D '.a/ Qm :
j D0 .X  '.bj //

Da wie oben bemerkt K=K normal ist, gilt hierbei '.a/; '.ai /; '.bj / 2 K. Also gilt
'.P / 2 K.X/. Es ist somit K.X/=K.X/ normal.

24.16 Wir haben die Situation mit den Zwischenkörpern E, F , E F und E \F von L=K
in der folgenden Skizze dargestellt.

EF

E E \F F

normal normal
K
Zu E F=K: Die Erweiterungen E=K und F=K seien normal. Nach der nach Kenn-
zeichnung (1) normaler Körpererweiterungen aus Satz 24.13 (Algebrabuch) sind dann
E D K.W / und F D K.W 0 / für die Wurzelmengen W von S KŒX und W 0 von
S 0 KŒX.
Für W; W 0 L gilt E.F / D K.W [ W 0 /, und W [ W 0 ist die Wurzelmenge von
S [ S 0 KŒX. Folglich ist die Erweiterung E F=K normal.
Zu E \ F=K: Wir benutzen Kennzeichnung (3) normaler Körpererweiterungen aus
Satz 24.13 (Algebrabuch): Es sei a 2 E \ F eine Wurzel des Polynoms P 2 KŒX und
weisen nach, dass sämtliche Wurzeln von P in E \ F liegen. Da E=K und F=K normal
sind und das Polynom P 2 KŒX die Nullstelle a 2 E bzw. a 2 F hat, zerfällt das
Polynom P über E bzw. über F in Linearfaktoren, d. h.

Y
n Y
n
P Db .X  ai / 2 EŒX bzw. P D c .X  bi / 2 F ŒX ;
i D1 i D1

wobei a D ai für ein i 2 f1; : : : ; ng bzw. a D bj für ein j 2 f1; : : : ; ng.


Wegen der Eindeutigkeit der Faktorisierung von P in L sind die Nullstellenmengen
fa1 ; : : : ; an g E und fb1 ; : : : ; bn g F gleich. Also liegen alle Wurzeln von P in
E \ F . Folglich zerfällt P über E \ F – es ist also E \ F=K normal.
210 24 Algebraischer Abschluss. Zerfällungskörper

24.17 (a) ist richtig. Ist nämlich M=K normal, so ist M Zerfällungskörper eines Poly-
noms P 2 KŒX LŒX, also ist M auch Zerfällungskörper des Polynoms P aus LŒX.
p p
(b) ist falsch, beachte das Beispiel K D Q, L D Q. 4 2/, M D Q. 4 2; i/. Es ist M
Zerfällungskörper des Polynoms P D X 4  2 2 QŒX, es gilt nämlich
p
4
p
4
p
4
p
4
P D .X  2/ .X  i 2/ .X C 2/ .X C i 2/ ;

und somit p p p p p
4 4 4 4 4
Q.˙ 2; ˙ i 2/ D Q. 2; i 2/ D Q. 2; i/ D M :

Somit ist M=K normal. Aber L=K ist nicht normal, da das über K irreduzible Polynom
P zwar eine Nullstelle in L hat, aber nicht über L zerfällt.
(c) ist falsch, vgl. Beispiel 2 in 24.11 (Algebrabuch).

24.18 Beachte im Folgenden Lemma 21.1 (Algebrabuch): Das Polynom P D X 4 


10X 2 C 20 2 QŒX ist nach Eisenstein mit p D 5 irreduzibel; also ist L D QŒX=.P / ein
Körper und L Š Q.a/ C, wobei a 2 C eine Nullstelle von P bezeichne. Wir zeigen
Q.a/=Q ist normal, wegen der genannten Isomorphie ist dann auch L=Q normal.
Die Nullstellen von P erhalten wir über die Substitution u D X 2 als
q q
p p
a1;2;3;4 D ˙ 1
2
.10 ˙ 100  80/ D ˙ 5 ˙ 5 :
p p
Wir setzen a D a1 D 5 C 5 und zeigen a2 ; a3 ; a4 2 Q.a/; es ist dann Q.a/ als
Zerfällungskörper von P über Q normal über Q:

 a2 2 Q.a/, da a2 D p
a.
p p p p p p p
2 .a2 5/
 a3 D 5  5 D p p
. 5 5/ . 5C 5/
D 255
a D 2 5
a D a 2 Q.a/.
5C 5
 a4 2 Q.a/, da a4 D a3 .

p
24.19 (a) Es istp Q. 5; i/ Zerfällungskörper des Polynoms .X 2  5/.X 2 C 1/ 2 QŒX,
folglich ist Q. 5; i/=Q normal.
p p
(b) Es ist i 4 5 eine Nullstelle des irreduziblen
p Polynoms
p X 4
 5 2 QŒX. Auch 4
5 ist
Nullstelle dieses Polynoms. Aber es ist 4 5 62 Q.i 4 5/. Es gilt nämlich
p
4
p
4
ŒQ. 5/ W Q D ŒQ.i 5/ W Q D deg.X 4  5/ D 4 ;
p p p p
und wäre 4 5 2 Q.ip4 5/, so wäre aus Gradgründen Q.i 4 5/ DpQ. 4 5/ R. Also
zerfällt X 4 5 in Q.i 5/ nicht in Linearfaktoren und somit ist Q.i 5/=Q nicht normal.
4 4
24.2 Lösungen 211

(c) Es ist P WD m t; Q.t 4 / D X 4  t 4 2 Q.t 4 /ŒX das Minimalpolynom von t über Q.t 4 /.
Es ist nämlich das primitive Polynom P 2 QŒt 4 ŒX irreduzibel nach Eisenstein mit dem
Primelement t 4 des faktoriellen Rings QŒt 4 , und daher ist P auch in Q.t 4 /ŒX irreduzibel;
man beachte, dass Q.t 4 / der Quotientenkörper von QŒt 4  ist.
In einem algebraischen Abschluss hat das Polynom P die Nullstellen ik t, k D 0; 1; 2; 3
Q
(wobei i die imaginäre Einheit bezeichne), d. h. P D 3kD0 .X  ik t/, wobei aber i t 62
Q.t/, so dass P über Q.t/ŒX nicht in Linearfaktoren zerfällt. Die Körpererweiterung ist
daher nicht normal.

Bemerkung Man müsste eigentlich genauer überlegen, warum die folgenden Aussage
gilt: Es enthält Q.t/ kein Element i mit i2 D 1. Es könnte ja sein, dass es Polynome
p; q 2 QŒt gibt, sodass . pq /2 D 1 gilt. Man kann nun aus der folgenden Polynomglei-
chung p 2 C q 2 D 0 einen Widerspruch finden, z. B. folgt, dass p und q gleiche Grade
haben, und dann kann man die höchsten Koeffizienten addieren. Tatsächlich kann man
i 62 Q.t/ auch aus i 2 C n Q und der Inklusion Q.t/ C.t/ folgern. Genauer: Ist
K L eine Körpererweiterung und t eine (auch über L) unabhängige Variable, so gilt
.LnK/\K.t/ D ;. Ist nämlich ˛ 2 L\K.t/, so folgt ˛ D fg mit Polynomen f; g 2 KŒt,
g ¤ 0. Wir lesen diese Gleichung in L.t/, und aus ˛ g D f folgt, dass es a; b 2 K, a ¤ 0
gibt mit ˛ a D b, also ˛ D ba 2 K.
Separable Körpererweiterungen 25

25.1 Aufgaben

25.1  Es sei K ein Körper der Charakteristik p > 0. Zeigen Sie: Ist L=K eine
endliche Körpererweiterung mit p − ŒL W K, so ist L=K separabel.

25.2  Man untersuche, ob die folgenden Polynome aus QŒX mehrfache Wurzeln
haben:

(a) X 5 C 6 X 3 C 3 X C 4. (c) X 5 C 5 X C 5.
(b) X 4  5 X 3 C 6 X 2 C 4 X  8.

25.3  Es seien K ein Körper der Charakteristik p > 0 und P 2 KŒX irreduzibel.
Man zeige:
n
(a) Es gibt ein n 2 N0 und ein separables Polynom Q 2 KŒX mit P .X/ D Q.X p /.
(b) Jede Wurzel a von P in einem Zerfällungskörper L von P hat die Vielfachheit p n .

25.4  Es sei L=K eine algebraische Körpererweiterung. Zeigen Sie:

(a) Wenn K vollkommen ist, so ist auch L vollkommen.


(b) Wenn L vollkommen und separabel über K ist, so ist auch K vollkommen.

Begründen Sie, dass man in (b) auf die Separabilität von L=K nicht verzichten kann.

25.5  Welche der folgenden Körpererweiterungen besitzen ein primitives Element?


Bestimmen Sie gegebenenfalls ein solches.

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 213


C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_25
214 25 Separable Körpererweiterungen
p p
(a) Q.p2; 3 p
3/=Q.p (c) K.X; Y /=K.X C Y; X Y /.
(b) Q. 1; 2; 3/=Q.

25.6  Es seien E ein Körper der Charakteristik p > 0, L WD E.X; Y / der Körper
der rationalen Funktionen in den Unbestimmten X; Y über E und K WD E.X p ; Y p / L.
Zeigen Sie:

(a) ŒL W K D p 2 .
(b) Für alle a 2 L gilt ap 2 K.
(c) L=K ist nicht einfach, d. h., es gibt kein primitives Element von L=K.

25.7  Es seien K ein Körper der Charakteristik p > 0, L eine algebraische Erwei-
n
terung von K und P WD fa 2 L j ap 2 K für ein n 2 Ng. Zeigen Sie:

(a) Es ist P ein Zwischenkörper von L=K.


(b) Ein Zwischenkörper M von L=K ist genau dann rein inseparabel über K, wenn M
P . Man nennt P deshalb auch den rein inseparablen Abschluss von K in L.
(c) Ist L algebraisch abgeschlossen, so ist P der kleinste vollkommene Zwischenkörper
von L=K; entweder gilt P D K oder ŒP W K D 1.

Hinweis: Benutzen Sie in (b) und (c): Für jedes n 2 N und jedes b 2 K n K p ist das
n
Polynom X p  b 2 KŒX irreduzibel über K – beweisen Sie dies.

25.8  Es seien L=K eine endliche Körpererweiterung und S der separable Ab-
schluss von K in L. Die Zahl ŒL W Ki WD ŒL W S heißt der Inseparabilitätsgrad von K
über L. Zeigen Sie, dass für jeden Zwischenkörper M von L=K gilt:

ŒL W Ks D ŒL W M s ŒM W Ks und ŒL W Ki D ŒL W M i ŒM W Ki :

Hinweis: Es sei K ein algebraischer Abschluss von K mit L  K. Jeder Isomorphismus


' W M ! K besitzt gleich viele Fortsetzungen (wie viele?) auf L.

p p
25.9  Es sei L WD Q. 2; 3 5/ C.

(a) Bestimmen Sie den Grad ŒL W Q, und geben Sie den Separabilitätsgrad ŒL W Qs an.
(b) Geben Sie alle Homomorphismen L ! Q an, wobei Q C der algebraische Ab-
schluss von Q ist.
25.2 Lösungen 215

25.10  Im Folgenden ist jeweils ein Körper L D Q.a; b/ gegeben. Bestimmen Sie
alle 2 Q, so dass L D Q.a C b/ gilt, indem Sie die Methode aus dem Beweis des
Satzes vom primitiven Element verwenden:
p
(a) L D Q.i;p 2/.p
(b) L D Q. 3 2; i 3/.

25.11  Der Teilkörper K von C habe einen ungeraden (endlichen) Grad über Q.
Begründen Sie: Ist K=Q normal, so gilt K R.

25.12  Im Folgenden ist jeweils ein Polynom P 2 KŒX über einem Körper K
gegeben. Untersuchen Sie, ob P separabel ist.

(a) P D X 3  X 2  X C 1 2 QŒX.
(b) P D X 10  5X 7 C 30X 2 C 10 2 RŒX.
(c) P D X 3 C X 2 C 1 2 F2 ŒX.
(d) P D Y 9 C X Y 3  X 2 .F3 ŒX/ŒY .

25.13  Es seien L=K eine endliche Körpererweiterung vom Grad ŒL W K D n,


a 2 L und i W L ! K für i D 1; : : : ; n Körperhomomorphismen von L in einen
algebraischen Abschluss von K mit i jK D IdK für alle i D 1; : : : ; n und i .a/ ¤ j .a/
für alle 1  i ¤ j  n. Zeigen Sie: L D K.a/.

25.2 Lösungen

25.1 Eine Körpererweiterung L=K ist separabel, wenn sie algebraisch ist und für jedes
Element a 2 L das Minimalpolynom ma; K nur einfache Wurzeln in einem algebraischen
Abschluss von K hat. Da L=K endlich ist, ist L=K schon mal algebraisch. Nun sei ma; K
das Minimalpolynom für ein a 2 L. Da ma; K irreduzibel über K ist, können wir den
Teil (c) aus Lemma 25.1 (Algebrabuch) anwenden: ma; K hat genau dann nur einfache
Wurzeln, wenn m0a; K 6D 0 gilt. Zu begründen bleibt damit m0a; K 6D 0:

Wegen n WD deg ma; K D ŒK.a/ W K gilt deg ma; K j ŒL W K. Nach Voraussetzung gilt
p − deg ma; K . Folglich gilt m0a; K D n X n1 C    mit n 6D 0. Somit gilt m0a; K 6D 0.

25.2 Die zwei wesentlichen Methoden zur Lösung dieser Aufgabenstellung für ein P 2
QŒX basieren auf Lemma 25.1 (Algebrabuch):
216 25 Separable Körpererweiterungen

 Ist das Polynom P irreduzibel, so ist es wegen Char Q D 0 separabel und hat daher
keine mehrfachen Wurzeln (in C).
 Man bestimme mit dem euklidischen Algorithmus Q D ggT.P; P 0 /.
– Falls deg Q D 0, so hat P keine mehrfachen Nullstellen.
– Falls deg Q  1, so findet man die mehrfachen Nullstellen unter den linearen Teilern
von Q.

(a) Für das Polynom P D X 5 C 6 X 3 C 3 X C 4 gilt P 0 D 5 X 4 C 18 X 2 C 3. Mit dem


euklidischen Algorithmus findet man ggT.P; P 0 / D 1, sodass P nur einfache Wurzeln
hat.
(b) Für das Polynom P D X 4 5 X 3 C6 X 2 C4 X 8 gilt P 0 D 4 X 3 15 X 2 C12 X C4.
Mit dem euklidischen Algorithmus findet man ggT.P; P 0 / D .X  2/2 , sodass P die 3-
fache Nullstelle 2 hat.
(c) Nach Eisenstein mit p D 5 ist P D X 5 C 5 X C 5 irreduzibel. Somit hat P nur
einfache Wurzeln.

25.3 (a) Zur Lösung dieser Aufgabe beachten wir die Aussage (b) des Lemmas 25.2
(Algebrabuch), das besagt: Ist P 2 KŒX irreduzibel und inseparabel, so gibt es ein Q 2
KŒX mit P .X/ D Q.X p /. Man beachte, dass der Grad von Q kleiner ist als der Grad
von P ; außerdem ist mit P auch Q irreduzibel. Das gibt den Anstoß für die folgende
Lösung dieser Aufgabe:

 Ist P separabel, so wähle n D 0, es ist dann Q D P .


 Ist P hingegen inseparabel, so gibt es nach der Aussage (b) in Lemma 25.2 (Al-
gebrabuch) ein Q1 2 KŒX mit P .X/ D Q1 .X p /, wobei Q1 irreduzibel ist und
deg Q1 < deg P . Ist nun Q1 separabel, so wähle n D 1, es ist dann Q D Q1 .
 Ist Q1 hingegen inseparabel, so gibt es erneut nach Lemma 25.2 (Algebrabuch) ein
2
Q2 2 KŒX mit Q1 .X/ D Q2 .X p /, also P .X/ D Q2 .X p /, wobei Q2 irreduzibel ist
und deg Q2 < deg Q1 .
 usw.

Aus Gradgründen bricht dieses Verfahren ab. Folglich gibt es ein separables Polynom
n
Qn 2 KŒX mit P .X/ D Qn .X p /. Wähle somit Q D Qn .
(b) Wir wenden den Teil (a) dieser Aufgabe an: Das Polynom Q D Qn aus der Lösung
zum Teil (a) ist irreduzibel und separabel, besitzt also nur einfache Wurzeln im Zerfäl-
n
lungskörper L von P : Zu a 2 L mit 0 D P .a/ D Q.ap / existiert somit ein R 2 LŒX
n n
mit Q D .X  ap / R und R.ap / 6D 0. Es folgt
n n n n n n
P D Q.X p / D .X p  ap / R.X p / D .X  a/p R.X p / ;
25.2 Lösungen 217

n n n
man beachte, dass .X p  ap / D .X  a/p wegen Char K D p gilt (siehe auch Aufga-
be 13.4).
n
Also gilt .X  a/p j P . Damit hat a mindestens die Vielfachheit p n . Angenommen, die
n n
Vielfachheit ist echt größer, sprich .X  a/p C1 j P . Das führt auf .X  a/ j R.X p / und
n
damit zu dem Widerspruch R.ap / D 0. Somit ist die Vielfachheit von a genau p n .

25.4 Falls Char K D 0 gilt, so ist K nach dem Satz 25.5 (Algebrabuch) von Steinitz
vollkommen. Jeder Teilkörper und jeder Erweiterungskörper von K hat damit ebenfalls
Charakteristik 0 und ist wieder vollkommen. Wir dürfen daher o. E. Char K D p > 0
voraussetzen.

(a) Es sei K vollkommen und L=K algebraisch. Nach der Aussage (b) des Satzes 25.5
(Algebrabuch) von Steinitz ist L genau dann vollkommen, wenn L D Lp . Wir begründen
diese Gleichheit:

Lp L: Das ist klar.

L Lp : Es sei a 2 L. Wir zeigen, dass a die p-te Potenz eines Elements b aus L ist,
d. h. a D b p für ein b 2 L, etwas genauer ausgedrückt zeigen wir:
!p
(i) X
n X
n X
n
i p (ii) p i p (iii)
aD ai a D bi a D bi a i
2 Lp ;
i D0 i D0 i D0

wobei ai ; bi 2 K gilt. Wir begründen, warum die Gleichheitszeichen gerechtfertigt sind:

Zu (i): Da K vollkommen ist und L=K algebraisch ist, ist a separabel über K. Folglich
gilt K.a/ D K.ap /, beachte Lemma 25.3 (Algebrabuch). Es existiert also ein P 2 KŒX
P P
mit a D P .ap /. Es sei P D niD0 ai X i . Es gilt also a D niD0 ai ai p .

Zu (ii): Wir schreiben die Koeffizienten ai 2 K als p-te Potenzen gewisser bi 2 K. Da


p
K vollkommen ist, gilt K p D K. Somit existieren b0 ; : : : ; bn 2 K mit bi D ai für alle
Pn P n p
i D 0; : : : ; n. Es gilt also i D0 ai ai p D i D0 bi ai p .
P p
Zu (iii): Wegen
P  Char K D p können wir die Potenz p ausklammern, es gilt niD0 bi ai p D
n i p
i D0 bi a .

Damit ist L Lp begründet, insgesamt gilt L D Lp .

(b) Wir zeigen K D K p . Wegen K p K reicht es aus, K K p zu begründen: Es sei


a 2 K. Da L vollkommen ist, gilt Lp D L, also b p D a für ein b 2 L. Ist b sogar in K, so
ist alles begründet. Um dies nachzuweisen, betrachten wir das Minimalpolynom mb; K 2
KŒX. Dieses Minimalpolynom ist ein Teiler von X p a D X p b p D .X b/p 2 LŒX.
Nun kommt die Separabilität ins Spiel: Da b separabel über K, gilt mb; K D X  b, sodass
b 2 K.
218 25 Separable Körpererweiterungen

Zu dem Zusatz: Wir begründen, dass ein nichtvollkommener Körper K durchaus einen
vollkommenen algebraischen Erweiterungskörper L haben kann. Dazu stellen wir vorab
erst mal fest:
Jeder algebraisch abgeschlossene Körper L ist vollkommen.
Denn: O. E. sei Char L D p > 0. Wir begründen Lp D L. Wegen Lp L, ist nur
L Lp zu begründen. Es sei a 2 L. Angenommen, es gibt kein b 2 L mit b p D a. Dann
hat das Polynom X p a 2 LŒX keine Nullstelle in L. Das widerspricht der algebraischen
Abgeschlossenheit von L. Somit ist L vollkommen.
Nun finden wir leicht ein Beispiel, das die Behauptung im Zusatz begründet: Es sei K
ein nicht vollkommener Körper. Dann existiert ein inseparables Polynom P 2 KŒX.
Es sei a eine mehrfache Wurzel eines irreduziblen, normierten Faktors von P in einem
algebraischen Abschluss L von K. Es ist dann a 2 L nicht separabel über K, und L ist
als algebraisch abgeschlossener Körper natürlich vollkommen.

25.5 Man beachte den Satz 25.6 (Algebrabuch) vom primitiven Element bzw. die etwas
gröbere, aber dafür deutlich prägnantere Variante Korollar 25.7 (Algebrabuch): Zu jeder
endlichen, separablen Körpererweiterung L=K gibt es ein primitives Element, d. h. ein
c 2 L mit L D K.c/. Der Beweis des Satzes vom primitiven Element ist konstruktiv: Zu
a; b 2 L wird ein c D a C b bestimmt, sodass K.a; b/ D K.c/ gilt. Das Element ist
hierbei aus K, aber nicht in der Menge

f.aj  a/ .b  bi /1 j j D 1; : : : ; rI i D 2; : : : ; sg

zu wählen, wobei a D a1 ; a2 ; : : : ; ar die verschiedenen Wurzeln von ma; K und b D


b1 ; b2 ; : : : ; bs die von mb; K in einem Zerfällungskörper sind.
p p
(a) Die Erweiterung Q. 2; 3 3/=Q ist endlich und separabel. Also existiert
p p ein primitives
3
Element. Wir bestimmen die Wurzeln der p Minimalpolynome
p von 2; 3 und setzen
2 i
dazu  WD e 3 . Das Minimalpolynom von 2 bzw. von 3 3 über Q ist
p p p3
p
3
p
3
mp2; Q D .X  2/ .X C 2/ bzw. m p 3
3; Q
D .X  3/ .X   3/ .X   2 3/ :

Wähle folglich ( )
p p
2 2 2 2
2 Qn 0; p p ; p p ;
3
3  3 3 3 3  3 3 2
etwa D 1: Es gilt somit
p p3
p p
3
Q. 2; 3/ D Q. 2 C 3/ :
p p p
(b) Die Erweiterung Q. 1; 2; 3/=Q ist endlich und p separabel.
p Also existiert
ein primitives Element. Wir bestimmen zuerst ein c mit
p Q. p1; 2/ D Q.c/. Dazu
benötigen wir die Wurzeln der Minimalpolynome von 1; 2:
25.2 Lösungen 219
p
Wegen mi; Q D X 2 C 1 und mQ . 2/ D X 2 C 2 wählen wir

2 i
2 Qn 0; p p ;
2 C 2

etwa D 1. Es gilt somit


p p p p p
Q. 1; 2/ D Q. 1 C 2/ D Q..1 C 2/ i/ :
p p
Nun bestimmen wir ein d mit Q..1 C p 2/ i; p3/ D Q.d /. Dazu benötigen wir die
Wurzeln der Minimalpolynome von .1C 2/ i; 3: Wegen m.1Cp2/ i; Q D X 4 C6 X 2 C
p p p p
1 D .X  .1 C 2/ i/ .X C .1 C 2/ i/ .X  .1  2/ i/ .X C .1  2/ i/ und
mp3; Q D X 2 C 3 wählen wir
( p p p p p )
2.1 C 2/ i .1 C 2/ i .1 C 2/ i .1  2/ i .1 C 2/ i
2 Qn 0; p ; p ; p ;
2 3i 2 3i 2 3i

etwa D 1. Wir erhalten


p p p p p p p p
Q. 1; 2; 3/ D Q..1 C 2/ i; 3/ D Q. 1 C 2 C 3/ :

(c) Die Erweiterung K.X; Y /=K.X C Y; X Y / ist endlich, da X und Y Lösungen der
quadratischen Gleichung .t  X/.t  Y / D t 2  .X C Y / t C X Y 2 K.X C Y; X Y /Œt
sind. Im Fall Char K D 0 ist die Erweiterung zudem separabel. Es existiert dann ein
primitives Element.
Falls nun z. B. X … K.X C Y; X Y /, so hat die Körpererweiterung K.X; Y /=K.X C
Y; X Y / den Grad 2, und es gilt K.X; Y / D K.X CY; X Y /.X/; X ist damit ein primitives
Element. Wir begründen daher:

X … K.X C Y; X Y / :

Angenommen, X 2 K.X C Y; X Y /. Dann kann man X als rationale Funktion in X C


Y und X Y darstellen: X D P .X C Y; X Y /=Q.X C Y; XY / mit P; Q 2 KŒs; t,
ggT.P; Q/ D 1. Durch Einsetzen von X für Y in XQ.X C Y; XY / D P .X C Y; XY /
folgt offenbar
X Q.0; X 2 / D P .0; X 2 / :

Da links ein ungerades und rechts ein gerades Polynom in X steht, folgt weiter P .0; X 2 /
D Q.0; X 2 / D 0, also auch P .0; t/ D Q.0; t/ D 0. Die Polynome P; Q sind somit
beide durch s teilbar. Das ist ein Widerspruch zur Voraussetzung ggT.P; Q/ D 1. Damit
ist X … K.X C Y; X Y / begründet.
220 25 Separable Körpererweiterungen

Ein weiteres Argument – mehr im Sinne der Galoistheorie – ist folgendes: Der K-
Automorphismus X 7! Y , Y 7! X fixiert K.X C Y; XY / elementweise, aber nicht
K.X; Y /. Also ist K.X C Y; XY / ¤ K.X; Y /. Somit ist K.X; Y / eine quadratische
Erweiterung von K.X C Y; XY /, und jedes Element aus K.X; Y / n K.X C Y; XY /, z. B.
X oder Y , ist ein primitives Element dieser Erweiterung.

25.6 Diese Aufgabe wiederholt etwas ausführlicher das Beispiel 25.9 (Algebrabuch): Es
wird eine endliche, nichteinfache Körpererweiterung L=K konstruiert, insbesondere ist
L=K auch nicht separabel.
(a) Das gilt wegen ŒE.X; Y / W E.X p ; Y / ŒE.X p ; Y / W E.X p ; Y p / D p p D p 2 .
(b) Es sei a 2 L. Dann existieren aij ; bij 2 E mit
P
i;j aij X i Y j
aD P :
i;j bij X i Y j

Folglich ist P p
i;j aij X pi Y pj
a D P
p
p 2K:
i;j bij X pi Y pj
(c) Gäbe es ein a 2 L mit K.a/ D L, so folgte mit (b) der Widerspruch

p  deg ma; K D ŒL W K D p 2 :

25.7 (a) Wir zeigen, dass Produkt, Summe und Inverse von Elementen aus P wieder in
P liegen. Es ist P dann ein Teilkörper von L. Da P den Körper K umfasst, folgt hieraus
die Behauptung.
m n
Es seien a; b 2 P , also ap 2 K und b p 2 K für gewisse m; n 2 N. Ist nun etwa
n m nm n n n
m  n, so gilt ap D .ap /p 2 K und folglich auch .a b/p D ap b p 2 K,
n n n n
.a C b/p D ap C b p 2 K, . a /p D apn 2 K, d. h. a b; a C b; a 2 P .
1 1 1

(b) Wir begründen vorab den Hinweis: Für jedes n 2 N und jedes b 2 K n K p ist das
n n n
Polynom X p  b 2 KŒX irreduzibel über K: Wäre X p  b D .X  a/p 2 P ŒX
zerlegbar über K, so hätte es wegen der eindeutigen Faktorisierung in P ŒX einen Teiler
e e e e
.X  a/r mit 1 < r < p n , und .X p  ap /s D X r  s ap X r1 ˙    lieferte s ap 2 K,
pe pn
also a 2 K – ein Widerspruch, da a 2 K mit n minimal gewählt wurde.
n
Es seien a 2 P n K und n 2 N minimal mit b WD ap 2 K. Dann ist b … K p , denn
n n1
aus ap D c p mit c 2 K folgte ap D c 2 K, was entweder der Minimalität von n
n
widerspräche (für n  2) oder a 2 K nach sich zöge (für n D 1). Das Polynom X p b 2
n
KŒX ist wegen .X p b/0 D 0 nicht separabel. Also ist jedes a 2 P nK inseparabel über
K, und damit ist jeder Zwischenkörper von P =K per definitionem rein inseparabel über
25.2 Lösungen 221

K. Es bleibt zu zeigen, dass im Fall a 2 L n P der Körper K.a/ ein über K separables
Element b … K enthält. Hier stützen wir uns auf Lemma 25.4 (Algebrabuch): Es existiert
n
n 2 N, sodass b WD ap über K separabel ist. Wegen a … P ist b … K.

(c) Es sei W L ! L, a 7! ap die Frobeniusabbildung. (Da L algebraisch abgeschlos-


sen – also insbesondere vollkommen ist, ist ein Automorphismus von L.) Ist M ein
vollkommener Zwischenkörper von L=K, so gilt 1 .M / D M , also n .M / D M für
n
jedes n 2 N. Aus ap 2 K M folgt demnach a 2 M , d. h. es gilt P M . Da L
algebraisch abgeschlossen ist, existiert zu a 2 P ein c 2 L mit c p D a. Ferner gibt es ein
nC1 n
n 2 N mit c p D ap 2 K, woraus offenbar c 2 P folgt. Somit ist P D .P / voll-
kommen. Schließlich sei P ¤ K, d. h. K sei nicht vollkommen, und es sei a 2 K n K p .
n
Es sind dann die Polynome X p  a, n 2 N, sämtlich irreduzibel über K. Also existieren
für jedes n 2 N Elemente a 2 L mit ŒK.a/ W K D p n , woraus natürlich ŒL W K D 1
folgt.

25.8 Nach Definition des Separabilitätsgrades ist ŒL W K D ŒL W Ks  ŒL W Ki , also


ŒL W Ki D ŒL W K=ŒL W Ks . Die Multiplikativität von ŒL W Ki folgt damit aus der Mul-
tiplikativität von ŒL W K und der Multiplikativität von ŒL W Ks , die wir nun zeigen: Es
sei K ein algebraischer Abschluss von K mit L K. Nach Lemma 25.11 (Algebrabuch)
gilt ŒL W Ks D j MonK .L; K/j. Die Identität auf K besitzt ŒM W Ks D j MonK .M; K/j
Fortsetzungen zu einem Isomorphismus  W M ! K. Eine davon ist die Identität auf
M , die ihrerseits ŒL W M s Fortsetzungen zu einem Isomorphismus
W L ! K besitzt.
Wenn wir nun zeigen, dass jedes  2 MonK .M; K/ genau ŒL W M s Fortsetzungen zu
einem Isomorphismus e  W L ! K besitzt, so folgt durch Abzählen aller Fortsetzungen
der Identität auf K offenbar ŒL W Ks D ŒL W M s ŒM W Ks . Zum Beweis sei S die
separable Hülle von M in L. Nach dem Satz vom primitiven Element ist S D M.c/ eine
einfache Erweiterung. Nach dem Beweis zu Lemma 25.11 (Algebrabuch) erhält man, dass
ŒL W M s D ŒS W M  gleich der Anzahl der Wurzeln des Minimalpolynoms mc; M von c
über M ist. Die Anzahl der Fortsetzungen von  auf S ist gleich der Anzahl der verschie-
denen Wurzeln des Polynoms mM .c/ 2  .M /ŒX (d. h.  wird auf die Koeffizienten
angewandt) in K. Dieses Polynom ist separabel (wegen .mc; M /0 D .m0c; M / ¤ 0) und
hat denselben Grad wie mc; M , also auch die gleiche Anzahl ŒS W M  von Wurzeln in K.
Somit besitzt  genau ŒL W M s Fortsetzungen auf S, und der Beweis von Lemma 25.11
(Algebrabuch) zeigt, dass die Fortsetzung auf L jeder solchen Fortsetzung eindeutig ist.
Damit sind wir fertig.
p p
25.9 (a) Der Gradsatz liefertp ŒL W Q D ŒL W Q. 2/  ŒQ. 2/ W Q p  3  2 D 6.
Da L den Unterkörper Q. 2/ vom Grad 2 und den Unterkörper Q. 3 5/ vom Grad 3
besitzt, sind 2 und 3 Teiler von ŒL W Q, also ŒL W Q D 6. Wegen Charakteristik 0 ist die
Körpererweiterung L=Q separabel, also ŒL W Qs D ŒL W Q D 6.
(b) Nach (a) wissen wir, dass es p
genau 6 Homomorphismen
p L ! Q gibt. Jeder solche
3
Homomorphismus ist durch . 2/ und . 5/ eindeutig bestimmt.
222 25 Separable Körpererweiterungen
p p
pX 2 p 2 QŒX ist und dieses Polynom nur die Nullstellen ˙ 2
2
Da 2 eine Nullstelle
p von p
besitzt, folgt . 2/ 2 f 2;  2g. Analog:p3 5 istp eine Nullstelle
p von X 3  5 2 QŒX,
nur die Nullstellen 5,  5,  2 5 mit  WD e2i=3 . Also ist
3 3 3
undpdieses Polynom
p p hat p
. 5/ 2 f 5;  5;  5g. Die 6 Homomorphismen L ! Q sind also gegeben durch:
3 3 3 2 3

p p p p
'1 D Id W 2 7! 2; 3
5 7! 3 5;
p p p p
'2 W 2 7! 2; 3
5 7!  3 5;
p p p p
'3 W 2 7! 2; 3
5 7!  2 3 5;
p p p p
'4 W 2 7!  2; 3 5 7! 3 5;
p p p p
'5 W 2 7!  2; 3 5 7!  3 5;
p p p p
'6 W 2 7!  2; 3 5 7!  2 3 5:

p
25.10 (a) Wir benötigen die Minimalpolynome von i und 2 über Q und deren Nullstel-
len:
mi; Q D X 2 C 1 D .X  i/ .X C i/ ;
p p
mp2; Q D X 2  2 D .X  2/ .X C 2/ :
p
Nach dem Beweis des Satzes 25.6 (Algebrabuch) gilt L D Q.i C 2/ für jedes
 
i . i/ i
2 Q n 0; ˙ p p D Q n 0; ˙ p D Q n f0g :
2  . 2/ 2
p
Da für D 0 offenbar L 6D Q.i C 2/, ist damit die gesuchte Menge gefunden.
p p
(b) Wir benötigen die Minimalpolynome von 3 2 und i 3 über Q und deren Nullstellen:
p3
p3
p
3
mp 3
2; Q
D X 3  2 D .X  2/ .X   2/ .X   2 2/ ;
p p
mi p3; Q D X 2 C 3 D .X  i 3/ .X C i 3/ ;
2 i p
wobei  pD e 3 Dp 12 C 12 3 i. Nach dem Beweis des Satzes 25.6 (Algebrabuch) gilt
L D Q. 3 2 C i 3/ für jedes

p
3 1 p
3   2 p3 1  2
2 Q n 0; ˙ 2 p ; ˙ 2 p ; ˙ 2 p D Q n f0g :
2i 3 2i 3 2i 3
p p
Da für D 0 offenbar L 6D Q. 3 2 C i 3/, ist damit die gesuchte Menge gefunden.

25.11 Da K=Q separabel ist, existiert nach dem Satz vom primitiven Element ein a 2 K
mit K D Q.a/. Ist P 2 QŒX das Minimalpolynom von a, so liegen wegen der Norma-
lität von K=Q sämtliche Nullstellen von P in K. Da der Grad n des Minimalpolynoms
P gleich dem Grad der Körpererweiterung K=Q ist, ist n nach Voraussetzung ungerade.
25.2 Lösungen 223

Das Polynom P hat somit nach dem Zwischenwertsatz eine reelle Nullstelle b 2 R. Weil
nun K D Q.a/ D Q.b/ gilt, folgt die Behauptung, K D Q.b/ R.

25.12 (a) Es ist P D .X  1/2 .X C 1/, also ist P separabel.


(b) Es ist P nach Eisenstein mit p D 5 irreduzibel über QŒX und damit separabel, denn
Q ist vollkommen (dass hier P 2 RŒX angegeben ist, macht dafür keinen Unterschied).
(c) Es ist P als Polynom vom Grad 3 ohne Nullstellen irreduzibel über F2 ŒX und damit
separabel (denn F2 ist vollkommen).
(d) Es ist P nach Eisenstein mit p D X irreduzibel und P 0 D 0. Damit ist P nicht
separabel.

25.13 Es sei P 2 KŒX das Minimalpolynom von a. Aus P .a/ D 0 folgt auch 0 D
i .P .a// D P .i .a// für i D 1; : : : ; n. Also hat P mindestens die n paarweise verschie-
denen Nullstellen i .a/, i D 1; : : : ; n. Also gilt ŒK.a/ W K D deg P  n. Da aber
K.a/ L, gilt auch ŒK.a/ W K  ŒL W K D n, also gilt ŒK.a/ W K D n D ŒL W K.
Hieraus folgt L D K.a/.
Endliche Körper 26

26.1 Aufgaben

26.1  Man gebe alle erzeugenden Elemente der Gruppen Z  


7 , Z17 , Z41 an.

26.2  Man gebe die Verknüpfungstafeln eines Körpers K mit 9 Elementen an.

26.3  Es sei K WD F3 der Körper mit 3 Elementen. Das irreduzible Polynom P WD


X 3  X C 1 2 KŒX hat in dem Körper L WD KŒX=.P / ein Nullstelle.

(a) Geben Sie eine K-Basis von L an und bestimmen Sie jLj.
(b) Bestimmen Sie eine Zerlegung von P in LŒX in irreduzible Faktoren.
(c) Bestimmen Sie ein erzeugendes Element von L .

26.4  Man gebe die Struktur der additiven Gruppe des Körpers F16 an.

p2 p
26.5  Es sei p > 2 eine Primzahl. Zeigen Sie, dass es über Zp genau 2 normierte
irreduzible quadratische Polynome gibt.

26.6  Zerlegen Sie alle über F2 irreduziblen Polynome vom Grad  3 in Produkte
irreduzibler Polynome aus F4 ŒX.

26.7  Es seien p eine Primzahl und P 2 Zp ŒX irreduzibel. Man zeige: P teilt
n
X p  X genau dann, wenn deg P ein Teiler von n ist.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 225
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_26
226 26 Endliche Körper

26.8  Es seien p eine Primzahl und I.d; p/ die Menge der irreduziblen normierten
Polynome aus Zp ŒX vom Grad d .
n Q Q
(a) Zeigen Sie: X p  X D d jn . P 2I.d;p/ P /.
(b) Wie viele Elemente enthält I.1; p/, I.2; p/, I.3; p/?

26.9  Es sei F ein algebraischer Abschluss des Körpers Zp (p eine Primzahl). Zu
jedem n 2 N enthält F genau einen Teilkörper Fpn mit p n Elementen. Es sei weiter q 6D p
eine Primzahl. Zeigen Sie:
S
(a) F D n2N FpnŠ (wie sind Addition und Multiplikation erklärt?).
S
(b) Fq 1 WD n2N Fpqn ist ein echter, unendlicher Teilkörper von F.
(c) Es ist  WD h˚i  Aut F eine unendliche Gruppe; dabei sei ˚ W F ! F, x 7! x p
der Frobeniusautomorphismus.
(d) Fq 1 ist ein vollkommener Körper.
(e) Es gibt Automorphismen ' von F mit ' 62  .

26.10  Es sei a 2 Fpr ein Element der multiplikativen Ordnung n (d. h. n 2 N
minimal mit an D 1; solche Elemente heißen primitive n-te Einheitswurzeln in Fpr ; sie
existieren genau dann, wenn n ein Teiler von p r  1 ist). Zeigen Sie, dass das Minimal-
polynom von a über Zp die Gestalt

2 s1
ma; Zp D .X  a/ .X  ap / .X  ap /    .X  ap /

hat, wobei s die Ordnung von p in Z


n ist.

26.11  Zeigen Sie: Das Polynom X q  XY q1 2 Fq ŒX; Y  hat die Primzerlegung
Y
X q  XY q1 D .X  aY / :
a2Fq

26.12  Welche der folgenden Körpererweiterungen sind normal? Begründen Sie Ihre
Antworten!

(a) F81 =F9 .


(b) F25 .t/=F25 .t 8 /. (Hierbei ist t eine unabhängige Variable)

q
26.13  Es seien p und q Primzahlen. Zeigen Sie, dass das Polynom P D X p X 2
q
Zp ŒX in p verschiedene Faktoren vom Grad 1 und in p qp verschiedene Faktoren vom
Grad q zerfällt.
26.2 Lösungen 227

26.2 Lösungen

26.1 Da 7, 17 und 41 Primzahlen sind, sind die Restklassenringe Z7 , Z17 und Z41 nach
Satz 5.14 (Algebrabuch) endliche Körper, die multiplikativen Gruppen Z  
7 , Z17 und Z41
sind nach Lemma 26.1 (Algebrabuch) zyklisch.
Zuerst stellen wir fest:

 Z 
7 D f1; : : : ; 6g, insbesondere gilt jZ7 j D 6.
 Z 
17 D f1; : : : ; 16g, insbesondere gilt jZ17 j D 16.
 Z41 D f1; : : : ; 40g, insbesondere gilt jZ

41 j D 40.

Wir bestimmen nun jeweils ein erzeugendes Element, also ein a 2 Z7 mit o.a/ D 6 bzw.
a 2 Z17 mit o.a/ D 16 bzw. a 2 Z 
41 mit o.a/ D 40. Ein solches Element findet man
durch Probieren, wobei man mit 2 beginnt:

 Zu Z7 :
2 3
2; 2 D 4; 2 D 1 :
Folglich gilt o.2/ D 3 6D 6, 2 ist kein erzeugendes Element. Wir testen den nächsten
Kandidaten:
2 3
3; 3 D 2; 3 D 6 :
Da o.3/ ein Teiler von 6 ist, aber o.3/ weder 1 noch 2 noch 3 ist, muss o.3/ D 6 gelten.
Es ist somit a D 3 ein erzeugendes Element von Z 
7 , d. h. Z7 D h3i.
 Zu Z17 :
2 3 4 5 6 7 8
2; 2 D 4; 2 D 8; 2 D 16; 2 D 15; 2 D 13; 2 D 9; 2 D 1 :

Folglich gilt o.2/ D 8 6D 16, 2 ist kein erzeugendes Element. Wir testen den nächsten
Kandidaten:
2 3 4 5 6 7 8
3; 3 D 9; 3 D 10; 3 D 13; 3 D 5; 3 D 15; 3 D 11; 3 D 16 :

Da o.3/ ein Teiler von 16 ist, aber o.3/ weder 1 noch 2 noch 4 noch 8 ist, muss o.3/ D
16 gelten. Es ist somit a D 3 ein erzeugendes Element von Z 
17 , d. h. Z17 D h3i.
 Zu Z41 : Hier findet man analog (zum Glück) bereits in 2 ein erzeugendes Element, d. h.
Z
41 D h2i.

Man beachte, dass man die Rechnung etwas hätte abkürzen können: Da als Element-
ordnungen ohnehin nur Teiler der Gruppenordnung infrage kommen, erkennen wir ein
erzeugendes Element a bereits dann als ein solches, falls at 6D 1 für jeden positiven ech-
ten Teiler t der Gruppenordnung.
228 26 Endliche Körper

Da wir nun jeweils ein erzeugendes Element kennen, können wir mithilfe von Korol-
lar 5.11 (Algebrabuch) jeweils sämtliche erzeugende Elemente angeben, es gilt:

5
 Zu Z7 : Es sind 3; 3 alle Erzeugende von Z 7.
3 5 7 9 11 13 15
 Zu Z17 : Es sind 3; 3 ; 3 ; 3 ; 3 ; 3 ; 3 ; 3 alle Erzeugende von Z 17 .
3 7 9 11 13 17 19 21 23 27 29 31 33 37 39
 Zu Z41 : Es sind 2; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2 ; 2
alle Erzeugende von Z 41 .

26.2 Der nach Satz 26.2 (Algebrabuch) bis auf Isomorphie eindeutig bestimmte Körper
K D F32 mit 9 Elementen ist der Zerfällungskörper von X 9 X über Z3 . Wir zerlegen das
Polynom so weit wie möglich per Polynomdivision, wobei wir die Nullstellen 0; 1; 2 2
Z3 kennen:

X 9  X D X .X  1/ .X  2/ .X 2 C 1/ .X 2 C X  1/ .X 2  X  1/ :

Man beachte auch das Beispiel 26.1 (Algebrabuch). Als Nullstellen von X 9  X, sprich
als Elemente von F9 erhalten wir mit a als Wurzel von X 2 C 1 (d. h. a2 D 1 D 2):

F9 D f0; 1; 1; a; a; 1 C a; 1  a; 1 C a; 1  ag :

Unter Berücksichtigung von 2 D 1 erhalten wir für die Addition die Verknüpfungstafel:

C 0 1 1 a a 1Ca 1  a 1 C a 1  a

0 0 1 1 a a 1Ca 1  a 1 C a 1  a
1 1 1 0 1Ca 1  a 1 C a 1  a a a
1 1 0 1 1 C a 1  a a a 1Ca 1a
a a 1 C a 1 C a a 0 1a 1 1  a 1
a a 1  a 1  a 0 a 1 1Ca 1 1 C a
1Ca 1 C a 1 C a a 1a 1 1  a 1 a 0
1a 1  a 1  a a 1 1Ca 1 1 C a 0 1
1 C a 1 C a a 1 C a 1  a 1 a 0 1a 1
1  a 1  a a 1a 1 1 C a 0 a 1 1Ca
26.2 Lösungen 229

Unter Berücksichtigung von a2 D 1 erhalten wir für die Multiplikation die Verknüp-
fungstafel:

 0 1 1 a a 1Ca 1a 1 C a 1  a

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
1 0 1 1 a a 1Ca 1a 1 C a 1  a
1 0 1 1 a a 1  a 1 C a 1a 1Ca
a 0 a a 1 1 1 C a 1Ca 1  a 1a
a 0 a a 1 1 1a 1  a 1Ca 1 C a
1Ca 0 1Ca 1  a 1 C a 1a a 1 1 a
1a 0 1a 1 C a 1Ca 1  a 1 a a 1
1 C a 0 1 C a 1a 1  a 1Ca 1 a a 1
1  a 0 1  a 1Ca 1a 1 C a a 1 1 a

Man beachte, dass die additive Gruppe .K; C/ isomorph zu Z3 Z3 und die multiplikative
Gruppe .K  ; / isomorph zu Z8 ist.

26.3 Zur Lösung der Aufgabe ist es sinnvoll, den Teil (b) von Lemma 21.1 (Algebrabuch)
und den Satz 24.2 (Algebrabuch) (inklusive der Beweise) zu rekapitulieren. Mithilfe dieser
Ergebnisse wissen wir sofort, dass L D KŒX=.P / Š K.a/, wobei a eine Nullstelle von
P aus einem algebraischen Abschluss von K ist. Außerdem kennen wir den Grad ŒL W
K D 3, da der Grad des (irreduziblen) Polynoms P auch der Grad der Körpererweiterung
ist. Weiter ist f1; a; a2 g eine K-Basis von K.a/. Wir betrachten nun wie gefordert den
Körper F3 ŒX=.P / und schreiben für Q 2 F3 ŒX einfacher Q WD Q C .P /.
2
(a) Es ist f1; X; X g eine K -Basis von L (beachte den Beweis von Satz 24.2 (Algebra-
buch)). Weiter ist dimK .L/ D 3 und jLj D 33 D 27.

(b) Zuerst beachten wir Korollar 26.4 (Algebrabuch): Die (endliche) Körpererweiterung
L=K des endlichen Körpers K ist separabel und normal. Folglich hat das Polynom P in
L drei verschiedene Nullstellen, wobei wir die Nullstelle x bereits kennen, es gilt (beachte
den Beweis von Satz 24.2 (Algebrabuch)):

3
P .X/ D X  X C 1 D P D 0 :

Gesucht sind die weiteren zwei Nullstellen unter den verbleibenden 26 Kandidaten (be-
achte jLj D 27). Wir finden diese leicht, wenn wir an den Frobeniushomomorphismus
230 26 Endliche Körper

3
denken, laut diesem gilt etwa .X C b/3 D X C b 3 . Setzen wir nun für b die Elemente
˙1 ein, so sehen wir sofort
3
P .X ˙ 1/ D .X ˙ 1/3  .X ˙ 1/ C 1 D X  X C 1 D P D 0 :

Also besitzt P die drei paarweise verschiedenen Wurzeln X; X C 1; X  1, es ist somit

P D .X  X/ .X  X  1/ .X  X C 1/ 2 LŒX :

eine gesuchte Zerlegung.


(c) Es ist a WD X 2 L ein Kandidat für einen Erzeuger der zyklischen Gruppe L . Es
sei o.a/ die Ordnung von a. Wegen jL j D 26 folgt o.a/ 2 f1; 2; 13; 26g. Nach (a) gilt
a; a2 ¤ 1, also o.a/ 2 f13; 26g. Wir begründen o.a/ 6D 13, also a13 6D 1, es folgt dann
o.a/ D 26, sodass a ein Erzeuger von L ist:
Wir dividieren das Polynom X 13 durch das Polynom P mit Rest und setzen dann a ein,
wir erhalten (unter Beachtung von 2 D 1):

a13 D .a3  a C 1/ .a10 C a8  a7 C a6 C a5  a4 C a2 C a C 1/  1 D 1 :

Folglich gilt a13 ¤ 1, es ist somit a D X ein erzeugendes Element von L .

26.4 Nach dem Hauptsatz 10.4 (Algebrabuch) über endliche abelsche Gruppen, ist
.F16 ; C/ ein Produkt zyklischer 2 -Gruppen. Da aber jedes Element von F16 eine (additi-
ve) Ordnung  2 hat, es gilt nämlich a C a D 0 für jedes a 2 F16 wegen Char F16 D 2,
bleibt nur F16 Š Z2  Z2  Z2  Z2 .

26.5 Es gibt genau p 2 normierte Polynome vom Grad 2:

X 2 C a X C b 2 Zp ŒX :

Unter diesen Polynomen sind genau jene zerlegbar, die sich als Produkt zweier linearer
Polynome darstellen lassen:

X 2 C a X C b D .X  a1 / .X  a2 / 2 Zp ŒX :

Das sind p .p1/


2 Polynome mit a1 ¤ a2 und p Polynome mit a1 D a2 , folglich ist diese
Anzahl der zerlegbaren normierten quadratischen Polynome:
p .p  1/ p .p C 1/
Cp D :
2 2
Damit verbleiben
p .p C 1/ p .p  1/
p2  D
2 2
irreduzible normierte quadratische Polynome.
26.2 Lösungen 231

26.6 Zunächst konstruieren wir den Körper F4 : Das Polynom P WD X 2 C X C 1 2 F2 ŒX


ist irreduzibel über F2 , da es keine Nullstelle in F2 hat, P .0/ 6D 0 6D P .1/. Also ist
F2 ŒX=.P / Š F4 . Wir setzen a WD X C .P / 2 F4 . Folglich gilt F4 D f0; 1; a; 1 C ag.
Dann gilt:

Grad 0: Von diesem Grad gibt es keine irreduziblen Polynome.

Grad 1: X, X C 1 sind die einzigen irreduzible Polynome von diesem Grad, die wir
betrachten müssen. Beide bleiben irreduzibel über F4 .

Grad 2: Das einzige Polynom vom Grad 2, das keine Nullstelle in F2 besitzt, ist P D
X 2 C X C 1. Es hat nach Konstruktion von F4 die Nullstelle a. Die zweite Nullstelle von
P kann nur 1 C a sein, tatsächlich gilt wegen des Frobeniushomomorphismus

P .1 C a/ D .1 C a/2 C .1 C a/ C 1 D 1 C a2 C 1 C a C 1 D a2 C a C 1 D 0 :

Also gilt wegen a2 C a C 1 D 0, d. h. a2 D a C 1:

X 2 C X C 1 D .X C a/ .X C a2 / :

Grad 3: Es sind X 3 CX C1 und X 3 CX 2 C1 die einzigen beiden Polynome dieses Grades,


die wir untersuchen müssen. Angenommen, eines dieser beiden Polynome besitzt eine
Wurzel b 2 F4 . Dann wäre 3 D ŒF2 .b/ W F2  ein Teiler von ŒF4 W F2  D 2, ein Widerspruch.
Also haben die beiden Polynome keine Wurzeln in F4 und sind somit irreduzibel.

n n
26.7 Es sei P ein Teiler von X p  X, also X p  X D P Q. Jede Wurzel a von P
n
liegt in Fpn , da der Körper Fpn gerade die Menge aller Wurzeln von X p  X ist. Folglich
ist der Körper Zp .a/ mit einer Wurzel a von P ein Zwischenkörper von Fpn =Zp mit
ŒFpn W Zp  D n, also ist deg P D ŒZp .a/ W Zp  ein Teiler von n.

Es sei nun k WD deg P ein Teiler von n, also n D k l für ein l 2 N. Wir zeigen, dass jede
n
Nullstelle a von P auch eine Nullstelle von X p  X ist; es ist dann P ein Teiler von
n
X p  X:

Ist a eine Nullstelle von P , so gilt ŒZp .a/ W Zp  D k, da P irreduzibel ist. Folglich gilt
k
jZp .a/j D p k . Nach dem kleinen Satz von Fermat gilt ap D a. Es folgt nun

n kl
 k pk.l1/ k.l1/
ap D ap D ap D ap D  D a:

n
Folglich ist a auch Nullstelle von X p  X. Weil dies für jede Nullstelle von P gilt, teilt
n
P das Polynom X p  X.
232 26 Endliche Körper

26.8 (a) Wir formulieren vorab die zu beweisende Aussage in Worten: Das Polynom
n
X p  X ist das Produkt aller über Zp irreduzibler normierter Polynome vom Grad d ,
wobei d die (positiven) Teiler von n durchläuft.
Die entscheidende Idee zum Beweis dieser Aussage entnimmt man der Genau-dann-wenn-
Aussage in Aufgabe 26.7, die wir für ein über Zp irreduzibles Polynom P in knapper Form
wie folgt wiedergeben:
n
P j X p  X , deg P j n : ()
!
Q Q n
Wir setzen nun Q WD P und zeigen Q D X p  X:
d jn P 2I.d;p/

Es sei P 2 I.d; p/, wobei d ein Teiler von n ist. Nach der Richtung ( in () ist P ein
n
Teiler von X p  X. Es folgt
0 1
Y Y
QD @ P A j Xp  X ;
n

d jn P 2I.d;p/

da verschiedene irreduzible Polynome teilerfremd sind.


n
Nach der Richtung ) in () ist aber auch jeder irreduzible Faktor von X p X ein Faktor
n
von Q. Folglich gilt Q D X p  X.
n
(b) Ein Gradvergleich bei der in (a) nachgewiesenen Darstellung von X p  X liefert eine
Formel für jI.d; p/j, also für die Anzahl der über Zp irreduziblen normierten Polynome
vom Grad d . Ein solcher Vergleich liefert nämlich:
X
pn D jI.d; p/j d : ()
d jn

Wir beginnen nun mit d D 1: Bekanntlich gilt I.1; p/ D fX C a j a 2 Zp g. Damit gilt

jI.1; p/j D p :

Wir betrachten nun d D 2: Die Formel in () liefert mit n D 2:


X
p2 D jI.d; p/j d D jI.1; p/j  1 C jI.2; p/j  2 ;
d j2

also
jI.2; p/j D 1
2 p .p  1/ :
Wir beginnen nun mit d D 1: Bekanntlich gilt I.1; p/ D fX C a j a 2 Zp g. Damit gilt

jI.1; p/j D p :
26.2 Lösungen 233

Wir betrachten schließlich d D 3: Die Formel in () liefert mit n D 3:


X
p3 D jI.d; p/j d D jI.1; p/j  1 C jI.3; p/j  3 ;
d j3

also
jI.3; p/j D 1
3 p .p 2  1/ :

26.9 Wir begründen vorab (auch wenn das nicht verlangt wird) die in der Aufgabenstel-
lung gemachte Behauptung, dass es zu jedem n 2 N in F genau einen Teilkörper mit p n
Elementen gibt: Da F algebraisch abgeschlossen ist, zerfällt für jedes n 2 N das Polynom
n
Pn WD X p X 2 Zp ŒX über F. Da die Nullstellenmenge von Pn gerade der (bis auf Iso-
morphie eindeutig bestimmte) Körper Fpn ist, enthält F tatsächlich für jedes n 2 N einen
Teilkörper mit p n Elementen, und dieser ist als Nullstellenmenge von Pn in F eindeutig
bestimmt.
(a) Wir begründen die Gleichheit der beiden Mengen, wie das so üblich ist:
S
n2N FpnŠ F: Das folgt bereits aus der Aufgabenstellung, wonach für jedes n 2 N der
Körper FpnŠ in F enthalten ist.
S
F n2N FpnŠ : Es sei a 2 F. Dann gilt Zp .a/ F und Zp .a/ Š Fpr für ein r 2 N.
r S
Folglich gilt ap D a, also a 2 Fpr FprŠ . Es folgt F n2N FpnŠ .
S
Zur Definition von C: Es seien a; b 2 n2N FpnŠ . Folglich existieren n; m 2 N mit
a 2 FpnŠ und b 2 FpmŠ . Setze k WD maxfm; ng und damit aCb 2 FpkŠ . Die Multiplikation
ist analog erklärt.
S
(b) Fq 1 ist ein Körper: Die Teilmenge Fq 1 WD n2N Fpqn von F bildet mit analogen
Verknüpfungen wie in der Lösung zu Teil (a) einen Körper und ist somit ein Teilkörper
von F.
Fq 1 ist unendlich: Angenommen, der Körper Fq 1 ist endlich, etwa jFq 1 j D n 2 N.
Wegen
n
jFpqn j D p q > n

enthält der Körper Fq 1 einen Teilkörper Fpqn mit mehr Elementen als Fq 1 selbst – ein
Widerspruch.
r
Fq 1 6D F: Es gibt eine Zahl r 2 N mit r − q n für alle n 2 N. Es zerfällt X p  X
über F, nicht aber über Fq 1 , es hätte sonst Fq 1 einen Teilkörper mit p r Elementen. Das
wäre ein Widerspruch: Fpr Fpqn für ein n 2 N einerseits, aber r − q n für alle n 2 N
andererseits. Folglich ist Fq 1 ein echter Teilkörper von F.
(c) Klar ist, dass G D h˚i eine Untergruppe von Aut F ist. Es ist G genau dann unendlich,
wenn ˚ unendliche Ordnung hat. ˚ n .a/ D a für ein n 2 N und alle a 2 F liefert aber
234 26 Endliche Körper

n
den Widerspruch ap D a für alle a 2 F – es wäre F endlich, da jedes a 2 F Wurzel von
n
X p  X wäre. Folglich ist G unendlich.
(d) Wir zeigen Fq 1 D .Fq 1 /p : Wegen .Fq 1 /p Fq 1 ist nur die Inklusion Fq 1
.Fq 1 /p zu begründen: Es sei a 2 Fq 1 . Es gibt dann ein n 2 N mit a 2 Fpqn . Folglich ist
qn
ap D a, also  qn 1 p
a D ap 2 .Fq 1 /p :

(e) Da Fq 1 nach dem Teil (b) ein echter Teilkörper des algebraisch abgeschlossenen
Körpers F ist, ist Fq 1 nicht algebraisch abgeschlossen. Folglich gibt es ein über Fq 1
irreduzibles Polynom P vom Grad größer oder gleich 2 mit zwei verschiedenen Nullstel-
len a; b 2 F (nach (d) ist Fq 1 vollkommen, weswegen P separabel ist, also a 6D b gilt).
Es ist dann durch
W Fq 1 .a/ ! Fq 1 .b/ ; .a/ D b

ein Isomorphismus 6D Id erklärt. Es sei ' eine Fortsetzung von zu einem Automor-
phismus von F (beachte Satz 24.12 (Algebrabuch)). Wir zeigen: ' 62 G.
Wäre ' D ˚ r für ein r 2 Z, so wähle ein n 2 N mit q n > r. Es folgte dann für alle
c 2 Fpqn :
r
c p D ˚ r .c/ D c :
r n
Somit hätte das Polynom X p  X mehr Wurzeln als möglich, nämlich p q .

26.10 Es sei ma; Zp das Minimalpolynom einer primitiven n-ten Einheitswurzel a 2 Fq ,


q D p r , über Zp . Das Minimalpolynom habe das folgende Aussehen bzw. die folgende
Zerlegung über einem Zerfällungskörper

X
r
ma; Zp D hi X i D .X  a1 / .X  a2 /    .X  ar / ; ()
i D0

wobei o. E. a D a1 gelte.
Es sei ' 2 Aut Fq die Frobeniusabbildung ' W b 7! b p und W Fq ŒX ! Fq ŒX die durch
X 7! X erklärte Fortsetzung von ' auf Fq ŒX, d. h.

X
r X
r
p
WP D hi X i 7! .P / D hi X i :
i D0 i D0

Wir wenden auf ma; Zp an, siehe ():

X
r
p p
.ma; Zp / D hi X i D .X  ap / .X  a2 /    .X  arp / :
i D0
26.2 Lösungen 235

p
Da die Koeffizienten von ma; Zp in Zp liegen, gilt hi D hi und somit .ma; Zp / D
ma; Zp . Folglich ist neben a auch ap eine Nullstelle von ma; Zp . So fortfahrend erkennen
2
wir, dass mit a auch ap D '.a/, ap D ' 2 .a/ etc. Nullstellen von ma; Zp sind. Weil
p2 ps1
1; p; p 2 ; : : : ; p s1 in Z p
n paarweise verschieden sind, sind auch a, a , a ; : : : ; a
paarweise verschieden. Also ist

2 s1
h WD .X  a/ .X  ap / .X  ap /    .X  ap /

ein Teiler von ma; Zp . Für den Nachweis von h D ma; Zp gibt es verschiedene Möglich-
keiten:

1. Weg : Wir zeigen, dass die Koeffizienten von h in Zp liegen oder – wegen Zp D fa 2
Fq j ap D ag damit gleichwertig –, dass .h/ D h gilt. Weil W h 7! .h/ ein Ringau-
tomorphismus ist, gilt
   s1 
.h/ D X  '.a/ .X  '.ap / : : : .X  '.ap /
2 s1 s
D .X  ap / .X  ap /    .X  ap / .X  ap /
2 s1
D .X  ap / .X  ap /    .X  ap / .X  a/
D h;

s
letzteres wegen p s 1 . mod n/, d. h. ap D a. Somit ist h das normierte Polynom
minimalen Grades in Zp ŒX, das die Wurzel a hat.

s s
2. Weg : Wir zeigen ŒZp Œa W Zp   s. Aus ap D a folgt b p D b für jedes b 2 Zp Œa,
s s
weil b 7! b p ein Körperautomorphismus ist. Da das Polynom X p  X in Fq nicht mehr
als p s Wurzeln haben kann, folgt jZp Œaj  p s oder äquivalent dazu ŒZp Œa W Zp   s.
Wegen ŒZp Œa W Zp  D deg ma; Zp gilt also ŒZp Œa W Zp  D s und h D ma; Zp .

26.11 Für alle a 2 Fq gilt die Gleichung aq D a bzw. aq a D 0. Das normierte Polynom
X q  X vom Grad q hat also die q paarweise verschiedenen Nullstellen a 2 Fq . Damit
gilt zunächst die Gleichung
Y
Xq  X D .X  a/:
a2Fq

1. Lösung. Wir ersetzen in dieser Gleichung die Variable X durch X Y


(Einsetzhomomor-
phismus), wobei wir die Inklusion Fq ŒX Fq .X; Y / beachten. Dies ergibt

 X q Y  
Y  X
Y D X
Y a :
a2Fq
236 26 Endliche Körper

Da rechts genau q Faktoren stehen, ergibt Multiplikation dieser Gleichung mit Y q die
Faktorisierung Y
X q  XY q1 D .X  aY /:
a2Fq

Da jeder der Faktoren als normiertes Polynom vom Grad 1 in X (über dem Grundring
R D KŒY ) irreduzibel ist, haben wir somit die Primzerlegung über dem faktoriellen
Ring Fq ŒX; Y .
2. Lösung. Wir setzen R D KŒY  und betrachten f D X q  Y q1  X 2 RŒX. Dieses
Polynom vom Grad q in X über R hat die q Nullstellen aY mit a 2 Fq , denn .aY /q 
Y q1  aY D Y q .aa  a/ D 0. Da R ein Integritätsbereich ist und f ein normiertes
Polynom vom Grad q ist (als Polynom aus RŒX), folgt also
Y
f D .X  aY /:
a2Fq

(Dass dies ein Produkt von Primelementen ist, folgt wie zuvor.)

26.12 (a) Es ist F81 Zerfällungskörper von X 81  X 2 F3 ŒX F9 ŒX, also ist die
Körpererweiterung normal. (Man beachte auch: 81 D 34 , 9 D 32 und 2 j 4, daher gilt
überhaupt F9 F81 ).
(b) Es ist F25 .t/ Zerfällungskörper des Polynoms P WD X 8  t 8 2 .F25 .t 8 //ŒX, und da-

mit ist die gegebene Körpererweiterung normal. Man beachte nämlich, dass F25 zyklisch
ist, also ein Element  der Ordnung 24 enthält. Damit ist WD  3 ein Element der mul-
tiplikativen Ordnung 8, und P hat die acht paarweise verschiedenen Nullstellen k t mit
k D 0; : : : ; 7. Also zerfällt P über .F25 .t//ŒX in

Y
7
P D .X  k t/;
kD0

und die Nullstellen erzeugen F25 .t/ über F25 .t 8 /.

q
26.13 Die Menge der Nullstellen von P D X p  X bildet (in einem algebraischen
Abschluss von Zp ) einen Körper mit p q Elementen; das ist der Körper Fpq . Unter den
p q Nullstellen befinden sich die Nullstellen 0; 1; : : : ; p  1 2 Zp . Damit können wir f
zerlegen:
f D X .X  1/    .X  p  1/ g1    gr :
Die Polynome g1 ; : : : ; gr seien hierbei irreduzibel; aus Gradgründen gilt deg.g1    gr / D
p q  p. Zu zeigen bleibt:

pq  p
deg.gi / D q für alle i D 1; : : : ; r und r D :
q
26.2 Lösungen 237

Ist ˛ eine Nullstelle von gi für ein i 2 f1; : : : ; rg, so gilt

Zp Zp .˛/ Fpq :

Es gilt Zp .˛/ D Fps mit einem s, das bekanntlich ein Teiler von q ist. Da q eine Primzahl
ist, bleiben nur die Möglichkeiten s D 1 oder s D q. Da ˛ 62 Zp , gilt s D q, d. h.

Zp .˛/ D Fpq für jede Wurzel ˛ von g1 ; : : : ; gr :

pq p
Das begründet deg.gi / D q für jedes i D 1 : : : ; r. Und folglich gilt auch r D q
.
Die Galoiskorrespondenz 27

27.1 Aufgaben

27.1  Es sei L ein Körper mit Primkörper P . Zeigen Sie: Aut L D  .L=P /.

p p
27.2  Bestimmen Sie die Galoisgruppe  von Q. 2; 3/=Q. Ist die Körperer-
p p galoissch? Geben Sie alle Untergruppen von  und alle Zwischenkörper von
weiterung
Q. 2; 3/=Q an.

 2 i 
27.3  Man bestimme  .L=Q/ mit L D Q./ für  D exp 5
, dazu alle Unter-
gruppen U von  .L=Q/ und alle Fixkörper F .U /.

27.4  Es sei L WD Q.X/ der Körper der rationalen Funktionen über Q. Für a 6D 0
P .aX /
bezeichne "aX den Q-Automorphismus Q
P
7! Q.aX /
von L. Zeigen Sie:

(a) L=Q ist galoissch.


(b) Der Zwischenkörper Q.X 2 / von L=Q ist abgeschlossen.
(c) Für a 2 Q n f0; 1; 1g gilt h"aX iC D Q, und Q.X 3 /C D fIdL g.

Folgern Sie: Die Abbildungen E 7! E C von Z.L=Q/ in U. .L=Q// und  7! C von
U. .L=Q// in Z.L=Q/ sind weder injektiv noch surjektiv.

27.5  Es sei K ein Körper mit p n Elementen (p eine Primzahl) und L eine endliche
Erweiterung von K vom Grad m. Zeigen Sie:  .L=K/ Š Zm .

27.6  Es seien K=Q eine Erweiterung vom Primzahlgrad p > 2. Für den normalen
Abschluss N von K gelte ŒN W K D 2. Zeigen Sie:  .N=Q/ Š Dp .
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 239
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_27
240 27 Die Galoiskorrespondenz

27.7  Es seien E; F; K; L Körper mit K E; F L und ŒL W K < 1.

(a) Sind E=K und F=K galoissch, so auch E F=K, E \ F=K, E F=E \ F , E=E \ F
und F=E \ F , und es gilt  .E F=E \ F / Š  .E=E \ F /   .F=E \ F /.
(b) Ist E=K galoissch, so gilt ŒE F W K D ŒE W K ŒF W K , E \ F D K.
(c) Die Aussage in (b) stimmt nicht für beliebige endliche Erweiterungen.

27.8 Es sei L=K eine Galoiserweiterung mit der Galoisgruppe  .L=K/ und a 2 L ein
Element mit  .a/ 6D a für alle  2  .L=K/,  6D Id. Zeigen Sie: L D K.a/.

27.2 Lösungen

27.1 Es sei  2 Aut L. Wie in Aufgabe 20.6 gezeigt wurde, gilt  .a/ D a für jedes
a 2 P . Folglich gilt  2  .L=P /. Umgekehrt ist natürlich jedes  2  .L=P / ein
Automorphismus von L. Es folgt Aut L D  .L=P /.

27.2 Man beachte, dass jede Körpererweiterung L=K eine Galoisgruppe  D  .L=K/
hat, es ist dies die Gruppe der K-Automorphismen von L. Ist die Körpererweiterung L=K
auch endlich und galoissch, so gilt darüberhinaus j j D ŒL W K nach Lemma 27.2
(Algebrabuch), d. h., durch Angabe so vieler K-Automorphismen wie der Grad der Kör-
pererweiterung vorgibt, hat man die Galoisgruppe bestimmt.

Im Allgemeinen ist das Bestimmen der Galoisgruppe  einer Körpererweiterung ein nicht
ganz leichtes Unterfangen. Ein methodisches Vorgehen zum Bestimmen der Galoisgrup-
pe einer endlichen Galoiserweiterung wird in Abschn. 28.3 (Algebrabuch) vorgestellt. Bei
endlichen Galoiserweiterungen K=Q vom kleinen Grad ŒK W Q liefert die folgende Me-
thode, die auf dem eben Geschilderten und Aufgabe 27.1 basiert, im Allgemeinen einfach
die Galoisgruppe  :

Gib so viele Q-Automorphismen  von K D Q.a1 ; : : : ; ar / an, wie der Grad der
Körpererweiterung K=Q vorgibt. Dabei ist  eindeutig durch Angabe der Bilder von
a1 ; : : : ; ar bestimmt. Und jedes ai wird nach Lemma 27.1 (Algebrabuch) durch  auf eine
Nullstelle des Minimalpolynoms mai ; Q abgebildet.
p p p p
Da die endliche Erweiterung Q. 2; 3/=Q normal und separabel ist, ist Q. 2; 3/=Q
galoissch. Wir bestimmen
p p p p
 D  .Q. 2; 3/=Q/ D Aut.Q. 2; 3// :
27.2 Lösungen 241

Da die Erweiterung galoissch ist, hat  genau vier Elemente, d. h. j j D 4. Weil die
Abbildungen
( p p ( p p
2 7! p2 2 7! p 2
1 W p ; 2 W p ;
3 7 ! 3 3 7! 3
( p p ( p p
2 7! 2 2 7! p2
3 W p p ; 4 W p
3 7!  3 3 7!  3

offenbarpvierpverschiedene Automorphismen (die wir erneut mit 1 ; : : : ; 4 bezeichnen)


von Q. 2; 3/ erklären, ist damit bereits  ermittelt:  D f1 ; : : : ; 4 g.

Man beachte, dass  zur Klein’schen Vierergruppe isomorph ist,  Š Z2  Z2 , da offen-


bar jedes der vier Elemente eine Ordnung  2 hat, i2 D Id D 1 für alle i.

Die Untergruppen von  sind

 ; h2 i ; h3 i ; h4 i ; fIdg :

Wegen
p p p p p p p p p p
2 . 3/ D 3 ; 3 . 2/ D 2 ; 4 . 6/ D 4 . 2 3/ D  2 . 3/ D 6
p p p p p
erhalten wir die drei echten Zwischenkörper Q. 2/; Q. 3/; Q. 6/ von Q. 2; 3/=Q.
Wir fassen das Ergebnis in dem folgenden Untergruppen- und (zugehörigen) Zwischen-
körperverband in Abb. 27.1 zusammen.

 Q
2 2 2 2
2 2
p p p
h2 i h3 i h4 i Q. 3/ Q. 2/ Q. 6/
2 2
2 2 2 2
fIdg p p
L D Q. 2; 3/
p p
Abb. 27.1 Der Untergruppen- und Zwischenkörperverband zur Galoiserweiterung Q. 2; 3/=Q

Bemerkung Bei dieser Körpererweiterung war es einfach, die Zwischenkörper als Fix-
körper der Untergruppen der Galoisgruppen zu erkennen bzw. zu bestimmen. Im Allge-
meinen kann das durchaus kompliziert sein. Im Abschn. 28.2 (Algebrabuch) geben wir
zwei systematische Methoden an, mit deren Hilfe man den Fixkörper zu einer Untergrup-
pe der Galoisgruppe bestimmen kann. Man vergleiche auch die weiteren Aufgaben.
242 27 Die Galoiskorrespondenz

27.3 Wir gehen vor wie in der Lösung zu Aufgabe 27.2: Um die Galoisgruppe  D
 .Q./=Q/ zu bestimmen, zeigen wir, dass die endliche Erweiterung Q./=Q galoissch
vom Grad 4 ist und geben dann vier verschiedene Q-Automorphismen von Q./ durch
Angabe der Bilder von  an. Die möglichen Bilder von  finden wir unter den Nullstellen
des Minimalpolynoms von :
Wegen  5 D 1 ist  eine Nullstelle von X 5  1 2 QŒX. Es gilt

X 5  1 D .X  1/.X 4 C X 3 C X 2 C X C 1/ :

Es sind ;  2 ;  3 ;  4 die vier verschiedenen Nullstellen des über Q irreduziblen Polynoms


X 4 C X 3 C X 2 C X C 1, das hiermit das Minimalpolynom m; Q von  über Q ist. Da
Q./=Q hiermit normal und wegen Char Q D 0 separabel ist, ist Q./=Q galoissch.
Wegen ŒQ./ W Q D 4 enthält  D  .Q./=Q/ D Aut.Q.// genau vier Elemente,
j j D 4. Weil die Abbildungen

1 W  7!  ; 2 W  7!  2 ; 3 W  7!  3 ; 4 W  7!  4

offenbar vier verschiedene Automorphismen (die wir erneut mit 1 ; : : : ; 4 bezeichnen)


von Q./ liefern, ist damit bereits  ermittelt:  D f1 ; : : : ; 4 g.
Man beachte, dass  isomorph zu Z4 ist,  Š Z4 , da das Element 2 die Ordnung 4 hat,
es gilt 2 ./ D  2 und 22 ./ D  4 6D .
Die Untergruppen von  sind
 ; h4 i ; fIdg :
Da h4 i die einzige echte Untergruppe von  ist, ist nur der Fixkörper F .h4 i/ zu bestim-
men. Dazu bestimmen wir ein Element a 2 Q./ n Q mit 4 .a/ D a:
Es sei a D a0 C a1  C a2  2 C a3  3 2 Q./. Dann gilt wegen  5 D 1 und  4 D
1     2   3

4 .a/ D a0 C a1  4 C a2  8 C a3  12
D a0 C a1 .1     2   3 / C a2  3 C a3  2
D .a0  a1 /  a1  C .a3  a1 /  2 C .a2  a1 /  3 :

Die Bedingung 4 .a/ D a liefert damit per Koeffizientenvergleich

a1 D 0 und a2 D a3 :

D. h. a D a0 C a2 . 2 C  3 / mit a0 ; a2 2 Q. Wegen

4 . 2 C  3 / D  8 C  12 D  2 C  3

ist Q. 2 C  3 / somit der gesuchte echte Zwischenkörper. Wir fassen das Ergebnis in dem
Untergruppen- und (zugehörigen) Zwischenkörperverband in Abb. 27.2 zusammen.
27.2 Lösungen 243

 Q
2 2

h4 i Q. C  3 /
2

2 2

fIdg L D Q./

Abb. 27.2 Der Untergruppen- und Zwischenkörperverband zur Galoiserweiterung Q./=Q

27.4 Eine Bemerkung vorab: Um zu zeigen, dass eine endliche Körpererweiterung L=K
galoissch ist, begründet man typischerweise, dass L=K normal und separabel ist (siehe
Korollar 27.11 (Algebrabuch)). In der vorliegenden Aufgabe haben wir es aber nicht mit
einer endlichen Erweiterung zu tun, sodass wir auf die Definition zurückgreifen müssen:
L=K heißt galoissch, wenn K der Fixkörper der Galoisgruppe  .L=K/ ist:
(a) Wir zeigen  C D F . / D Q für  WD  .L=Q/. Da die Inklusion Q  C
natürlich gilt, ist nur  C Q nachzuweisen.
Es sei P
Q 2  C mit P; Q 2 QŒX, wobei o. E. P und Q teilerfremd sind, ggT.P; Q/ D 1.
Für jedes b 2 Q ist die Abbildung "X Cb mit "X Cb W X 7! X C b, "X Cb jQ D IdQ ein
P
Element von  . Da Q 2  C ist gilt
 
P P .X C b/ P
"X Cb D D :
Q Q.X C b/ Q
Folglich gilt für alle b 2 Q

P .X C b/ Q  P Q.X C b/ D 0 :

Insbesondere gilt durch Einsetzen von 0 in X:

P .b/ Q.0/  P .0/ Q.b/ D 0 ; folglich P Q.0/  P .0/ Q D 0 :

Es ist Q.0/ 6D 0, sonst wäre P .0/ D 0, also ggT.P; Q/ 6D 1. Damit


P P .0/
D 2 Q:
Q Q.0/

(b) Es ist die Gleichheit Q.X 2 /CC D Q.X 2 / zu begründen. Nach Lemma 27.3 (Algebra-
buch) gilt Q.X 2 / Q.X 2 /CC . Wir zeigen im Folgenden, dass ŒL W Q.X 2 /CC  D 2 gilt.
Wegen ŒL W Q.X 2 / D 2 liefert das dann die Gleichheit Q.X 2 /CC D Q.X 2 /.
Wir zeigen vorab

Q.X 2 /C D  .Q.X/=Q.X 2 // D fIdL ; "X g : ()


244 27 Die Galoiskorrespondenz

Da IdL D "X und "X offenbar Q.X 2 /-Automorphismen von L D Q.X/ sind, gilt
fIdL ; "X g
Q.X 2 /C . Wir begründen Q.X 2 /C
fIdL ; "X g: Für ' 2 Q.X 2 /C
gilt 'jQ D Id, '.X 2 / D X 2 und '.X 2 / D '.X/2 . Folglich gilt '.X/ 2 f˙Xg, d. h.
' 2 fIdL ; "X g. Damit ist die Gleichung in () bewiesen.
Wegen Teil (a) von Lemma 27.2 (Algebrabuch) gilt für den Zwischenkörper E WD
Q.X 2 /CC von Q.X/=Q:

j .L=E/j  ŒL W E ; d. h. jE C j  ŒL W E : ()

Wir fassen () und () zusammen, dabei beachten wir Lemma 27.3 (Algebrabuch):

2 D jQ.X 2 /C j D jQ.X 2 /CCC j  ŒL W Q.X 2 /CC  :

Wegen Q.X 2 / Q.X 2 /CC gilt aber auch ŒL W Q.X 2 /CC   2. Damit ist ŒL W
Q.X 2 /CC  D 2 nachgewiesen, es folgt die Behauptung.
(c) Offenbar gilt Q h"aX iC D F .h"aX i/.
Es sei P
Q
2 h"aX iC . Dann gilt
 
P P .aX/ P
"aX D D :
Q Q.aX/ Q

Ein Koeffizientenvergleich von P .aX/ Q D P Q.aX/ liefert deg P D deg Q. Weiter


gilt (o. E. sei ggT.P; Q/ D 1, also auch ggT.P .aX/; Q.aX// D 1):

P .aX/ Q D P Q.aX/ ) P P .aX/ :

Folglich ist adeg P D 1, d. h. deg P D 0.


Es gilt fIdL g Q.X 3 /C D  .Q.X/=Q.X 3 //. Es sei ' 2 Q.X 3 /C . Dann gilt '.X/3 D
 3
'.X 3 / D X 3 , also '.X
X
/
D 1, wonach '.X / '.X /
X über Q algebraisch ist. Also gilt X 2 Q
(bekanntlich ist jedes Element aus Q.X/ n Q transzendent über Q), sodass '.X/ D q X
für ein q 2 Q. Wegen '.X/3 D q 3 X 3 D X 3 gilt q D 1, also '.X/ D X, es folgt
' D IdL .
Die Abbildung E 7! E C von Z.L=Q/ in U. .L=Q// ist nicht injektiv: Es gilt nämlich
Q.X 3 / 6D Q.X/, aber Q.X 3 /C D Q.X/C .
Sie ist nicht surjektiv: E mit E C D h"aX i wäre wegen E E CC D h"aX iC D Q gleich
Q; aber QC D  6D h"aX i.
Die Abbildung  7! C von U. .L=Q// in Z.L=Q/ ist nicht injektiv: h"aX i 6D  , aber
h"aX iC D Q D  C .
27.2 Lösungen 245

Sie ist nicht surjektiv:  mit C D Q.X 3 / wäre wegen  CC D Q.X 3 /C D fIdL g.
Aber fIdL gC D L 6D Q.X 3 /.
Insbesondere sind Q.X 3 / und h"aX i nicht abgeschlossen:

Q.X 3 /CC D fIdL gC D L 6D Q.X 3 / ; h"aX iCC D QC D  6D h"aX i :

27.5 Zur Lösung dieser Aufgabe müssen wir nur Lemma 26.5 (Algebrabuch) zitieren.
Dieses Lemma besagt, dass jede endliche Körpererweiterung L=K endlicher Körper L
und K vom Grad m eine zyklische Galoisgruppe  D  .L=K/ der Ordnung m hat, d. h.
 Š Zm .
Nebenbei bemerkt: Die (endliche) Körpererweiterung L=K ist nach Korollar 26.4 (Alge-
brabuch) separabel und normal, also galoissch.

27.6 Da N=Q normal und separabel ist, ist N=Q galoissch. Die Galoisgruppe von N=Q
hat die Ordnung

j .N=Q/j D ŒN W Q D ŒN W K ŒK W Q D 2 p :

Teil (c) von Lemma 8.7 (Algebrabuch) besagt  .N=Q/ Š Z2p oder  .N=Q/ Š Dp .
Wenn wir also nur zeigen können, dass  .N=Q/ nicht zyklisch ist, so bleibt nur
 .N=Q/ Š Dp übrig. Wir zeigen, dass  .N=Q/ zwei verschiedene Untergruppen
der Ordnung 2 hat, nach Lemma 5.2 (Algebrabuch) ist  .N=Q/ dann nicht zyklisch, die
Aufgabe also gelöst.
Wegen N 6D K ist K=Q nicht normal, sodass es nach der Kennzeichnung (2) normaler
Körpererweiterungen in Satz 24.13 (Algebrabuch) einen Q-Monomorphismus ' W K !
K (wobei K ein algebraischer Abschluss von K und damit auch von Q bezeichne) mit
'.K/ 6D K. Da N=K normal ist, ist '.K/ ein Teilkörper von N , genauer:

N
2 2

K 2p '.K/
p p
Q

Da N=K algebraisch ist, können wir den Q-Monomorphismus ' W K ! K nach


Satz 24.12 (Algebrabuch) zu einem Q-Monomorphismus 'Q W N ! K fortsetzen. Da K
auch ein algebraischer Abschluss von N ist, ist ' wegen der Normalität von N=Q ein
246 27 Die Galoiskorrespondenz

Automorphismus von N , d. h. '.N / D N . Somit gilt '.K/ N . Mit N=K ist nach
Satz 27.6 (Algebrabuch) auch die Erweiterung N='.K/ galoissch, sodass gilt

j .N=K/j D ŒN W K D 2 und j .N='.K//j D ŒN W '.K/ D 2 :

Die zwei Untergruppen  .N=K/ und  .N='.K// von  .N=Q/ haben somit die gleiche
Ordnung 2. Bleibt zu begründen, dass die beiden Untergruppen von  .N=Q/ verschieden
sind: Es sei h1 i WD  .N=K/ und h2 i WD  .N='.K//. Da K 6D '.K/, gilt 1 6D 2 .

27.7 Wir stellen den Verband der Zwischenkörper E, F , E F und E \ F von L=K in
der folgenden Skizze dar.

EF

E E \F F

galoissch galoissch
K
(a) Nach Aufgabe 24.16 sind E F=K und E \ F=K normal. Mit E ist auch der kleinere
Körper E \ F separabel über K, und mit E und F ist auch E F D K.E [ F / separabel
über K. Also sind E F=K, E \ F=K beide galoissch. Der Körper E F ist dann auch über
dem größeren Körper E \ F galoissch; gleiches gilt für E und F . Es bleibt zu zeigen,
dass der folgende Gruppenhomomorphismus

h W  .E F=E \ F / 7!  .E=E \ F /   .F=E \ F / ;  7! . jE ;  jF /

ein Isomorphismus ist. Wegen der Normalität von E=K ist  jE ein Automorphismus von
E, also ist, da gleiches auch für  jF gilt, h wohldefiniert. Es gilt

Kern h D f 2  .E F=E \ F / j  jE[F D IdE[F g D fIdEF g ;

da E F von E [ F erzeugt wird. Also ist h injektiv. Um die Surjektivität von h nach-
zuweisen, geben wir uns E 2  .E=E \ F / und F 2  .F=E \ F / vor. Nach dem
Translationssatz 27.14 (Algebrabuch) existieren  2  .E F=F /,
2  .E F=E/ mit
 jE D E ,
jF D F . Für das Element 
2  .E F=E \ F / gilt dann h.
/ D
.
jE ; 
jF / D .E ı IdE ; IdF ıF / D .E ; F / wie gewünscht.
(b) Nach dem Translationssatz 27.14 (Algebrabuch) sind auch E=E\F , E F=F galoissch
und es gilt  .E F=F / Š  .E=E \ F /, also speziell

ŒE F W F  D j .E F=F /j D j .E=E \ F /j D ŒE W E \ F  :
27.2 Lösungen 247

Daraus folgt:

ŒE W K ŒF W K D ŒE W E \ F  ŒF W E \ F  ŒE \ F W K2
D ŒE F W F  ŒF W E \ F  ŒE \ F W K2
D ŒE F W K ŒE \ F W K ;

also

ŒE W K ŒF W K D ŒE F W K , ŒE \ F W K D 1 , E \ F D K :

p p 2 i
(c) Für E WD Q. 3 2/, F WD Q.! 3 2/ mit ! WD e 3 gilt:

 ŒE W Q D ŒF W Q D 3,
 E \ F D Q, aberp
 ŒE F W Q D ŒQ. 3 2; / W Q D 6 ¤ 9 D ŒE W Q ŒF W Q.

Man beachte, dass die Erweiterungen E=Q und F=Q beide nicht normal sind.

27.8 Es sei a 2 L. Da L=K galoissch ist, ist auch die Erweiterung L=K.a/ galoissch.
Wir betrachten die Situation korrespondierender Untergruppen und Zwischenkörper in
Abb. 27.3.

 .L=K/ K

 .L=K.a// K.a/

fIdg L

Abb. 27.3 Der Zwischenkörper K.a/ mit korrespondierender Untergruppe  .L=K.a//

Da K.a/ der Fixkörper von  .L=K.a// ist,

K.a/ D F . .L=K.a/// D fx 2 L j  .x/ D x für alle  2  .L=K.a//g ;

erhalten wir
 .a/ D a für alle  2  .L=K.a//  .L=K/ :
Nach Voraussetzung gilt  D Id, d. h. j .L=K.a//j D 1, es folgt ŒL W K.a/ D 1, d. h.
L D K.a/.
Der Zwischenkörperverband einer
Galoiserweiterung
28

28.1 Aufgaben

28.1  Es sei K ein Körper mit q Elementen, und K.X/ sei der Körper der rationalen
Funktionen in X über K. Ferner sei
 Cbdie Gruppe der Automorphismen von K.X/, die
aus den Abbildungen  W R 7! R ca XXCd , a; b; c; d 2 K, a d  b c 6D 0 besteht.

(a) Zeigen Sie, dass  die Galoisgruppe von K.X/=K ist.


(b) Man zeige j j D q 3  q.
(c) Es seien R D fX 7! a X j a 2 K˝  g, T D fX 7! X˛ C b j b 2 Kg, A D fX 7!
a X C b j a 2 K  ; b 2 Kg, S D X 7! 1=.X C 1/ . Bestimmen Sie jeweils den
Fixkörper von R, T , A, S und  .

28.2  Man bestimme die Galoisgruppe des Polynoms P D X 3  10 über


p
(a) Q , (b) Q.i 3/.

28.3  Man bestimme die Galoisgruppe von P D X 4  5 über


p p
(a) Q , (b) Q. 5/ , (c) Q. 5/ , (d) Q.i/ .

28.4  Man bestimme für n 2 N die Galoisgruppe von X n  t über C.t/.

28.5  Man bestimme die Galoisgruppen von P D .X 2  5/ .X 2  20/ und Q D


.X 2  2/ .X 2  5/ .X 3  X C 1/ über Q.

28.6  Es sei P ein irreduzibles Polynom aus QŒX mit abelscher Galoisgruppe
Q .P /. Man zeige: jQ .P /j D deg P .
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 249
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_28
250 28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung

28.7  Es sei P D X 3 C X C 1 2 QŒX und L C ein Zerfällungskörper von P .

(a) Zeigen Sie, dass P 2 QŒX irreduzibel ist.


(b) Zeigen Sie, dass P in C genau eine reelle Nullstelle a sowie ein Paar konjugiert
komplexer Nullstellen b; b 2 C n R besitzt.
(c) Folgern Sie  .L=Q/ Š S3 .
(d) Zeigen Sie, dass durch die komplexe Konjugation
W L ! L, z 7! z ein nichttrivialer
Automorphismus von L gegeben ist.
(e) Bestimmen Sie den Fixkörper K WD F .h
i/. Ist K=Q galoissch? Was ist die Galois-
gruppe von L=K? Berechnen Sie auch die Grade ŒK W Q und ŒL W K.
(f) Zeigen Sie: Es gibt genau einen Körper K 0 L mit ŒK 0 W Q D 2. Ist K 0 =Q ga-
loissch?

28.8  Gegeben ist das Polynom P D X 3 C X 2  2X  1 2 QŒX.

(a) Begründen Sie, warum P über Q irreduzibel ist.


(b) Begründen Sie, warum P eine reelle Nullstelle a im Intervall 1; 2Œ besitzt.
(c) Begründen Sie, warum mit a auch b D  ˛C11
eine Nullstelle von P ist.
(d) Begründen Sie, warum Q.a/ ein Zerfällungskörper von P ist.
(e) Bestimmen Sie den Isomorphietyp der Galoisgruppe von P über Q.

28.9  Es sei P WD X 4 C 1 2 QŒX, und K C sei der Zerfällungskörper von P


über Q.

(a) Bestimmen Sie ein 1 2 C mit positivem Real- und Imaginärteil, so dass die vier
Nullstellen von P durch k WD 1 i k1 ; k D 1; 2; 3; 4 gegeben sind.
(b) Bestimmen Sie den Grad ŒK W Q sowie die Galoisgruppe  WD  .K=Q/, und zeigen
Sie, dass P irreduzibel ist.
(c) Bestimmen Sie einen Homomorphismus W  ! S4 mit  .k / D  . /.k/ für  2  ,
k D 1; 2; 3; 4.
(d) Bestimmen Sie alle Teilkörper von K sowie die gemäß der Galoiskorrespondenz zu-
gehörigen Untergruppen von  .

28.10  Es seien P WD X 4 C 4 X 2 C 2 2 QŒX und L C Zerfällungskörper von


P.

(a) Zeigen Sie, dass P 2 QŒX irreduzibel ist.


(b) Es sei a 2 L eine Nullstelle von P . Zeigen Sie, dass dann auch a0 WD a3 C 3 a eine
Nullstelle von P ist.
(c) Zeigen Sie, dass die Galoisgruppe  .L=Q/ isomorph zur zyklischen Gruppe Z4 ist.
(d) Bestimmen Sie alle Zwischenkörper von L=Q.
28.2 Lösungen 251

28.11  Geben Sie zwei irreduzible Polynome P; Q 2 QŒX an, deren Galoisgrup-
pen gleich viele Elemente haben, aber nicht isomorph sind.

28.2 Lösungen

28.1 Einige Bemerkungen vorab: Der Körper


n o
K.X/ D P
Q
j P; Q 2 KŒX; Q 6D 0

der rationalen Funktionen ist der Quotientenkörper des Polynomrings KŒX. Das Einset-
zen X X
' W KŒX ! K.X/ ; P D ai X i 7! P .t/ D ai t i
i 2N0 i 2N0

eines Elements t 2 K.X/ ist nach dem Satz 14.5 (Algebrabuch) zum Einsetzhomo-
morphismus ein Ringhomomorphismus von KŒX in K.X/. Diesen Homomorphismus
' können wir nach Satz 13.9 (Algebrabuch) zu einem Monomorphismus  W K.X/ !
K.X/ fortsetzen:
P .t /
 W K.X/ ! K.X/ ; Q P
7! Q.t /:

Cb
Nach Aufgabe 21.6 ist t D ca XXCd mit a; b; c; d 2 K und a d  b c 6D 0 ein primitives
Element von K.X/=K, d. h. K.t/ D K.X/, sodass also  in diesem Fall auch surjektiv,
sprich ein Automorphismus von K.X/ ist.

(a) Die Galoisgruppe von K.X/=K ist

 .K.X/=K/ D f 2 Aut.K.X// j  jK D IdK g :

Zu zeigen ist, dass  D  .K.X/=K/ gilt: Es sei  2  . Offenbar gilt  .a/ D a für
jedes a 2 K. Das zeigt   .K.X/=K/. Ist nun  2  .K.X/=K/, so bildet  die
Unbestimmte X auf ein primitives Element ab, .X/ D t mit K.t/ D K.X/. Es folgt
Cb
(siehe oben) t D ca XXCd mit a; b; c; d 2 K und a d  b c 6D 0. Somit gilt  2  , folglich
ist auch  .K.X/=K/  begründet.

(b) Nach dem Teil (a) haben wir eine Beschreibung der Elemente von  : Jedes  2  ist
durch Elemente a; b; c; d 2 K mit a d  b c 6D 0 gegeben. Wir zählen nun die Elemente
von  , indem wir jedes  aus  wie folgt mit einer Nebenklasse invertierbarer Matrizen
identifizieren, die wir dann leicht zählen können:
a X Cb
Betrachte
 im Folgenden zu c X Cd
mit a; b; c; d 2 K mit a d b c 6D 0 die (invertierbare)
Matrix ac db 2 GL.2; K/.
252 28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung

a X Cb a0 X Cb 0
Es seien ;
2  , .X/ D c X Cd
,
.X/ D c 0 X Cd 0
. Man berechnet

Cb 0 0
a
.X/ C b a a0 XXCd 0 Cb .a a0 C b c 0 /X C a b 0 C b d 0
.
 /.X/ D D ac0 X Cb 0 D :
c
.X/ C d c c 0 X Cd 0 C d .c a0 C d c 0 / X C c b 0 C d d 0

 a b   a0 b0

Demnach gehört
 zu c d c0 d 0
, d. h., die Abbildung
 
a b
W GL.2; K/ !  ; 7! 
c d

ist ein Antihomomorphismus. Um einen Homomorphismus zu erhalten, wenden wir einen


kleinen Trick an, wir betrachten die Abbildung
 
Q W GL.2; K/ !  ; a b
7!  1 :
c d
a b 
Der Kern dieses nun richtigen Homomorphismus besteht aus allen Matrizen A D c d
Cb
mit ca XXCd D X, es gilt unter der Voraussetzung a d  b c 6D 0:

aX Cb
D X , aX C b D c X 2 C d X
cX Cd
, aDd; bDcD0
, A 2 Z WD f E2 j  2 K n f0gg :

Der Homomorphiesatz ergibt nun

 Š GL.2; K/=Z :

Die gesuchte Mächtigkeit von  erhalten wir somit durch Bestimmen von

j GL.2; K/=Zj D j GL.2; K/j=jZj :

Wegen jZj D q  1 und da ein zweidimensionaler Fq -Vektorraum .q 2  1/ .q 2  q/


geordnete Basen hat, gilt

jGj D j GL.2; K/j=jZj D .q 2  1/ .q 2  q/=.q  1/ D q 3  q :

(c) Es gilt ŒK.X/ W U C  D jU j für U   , also folgt aus u 2 U C und ŒK.X/ W K.u/ D
jU j tatsächlich U C D K.u/. Wegen jRj D q  1 und .a X/q1 D aq1 X q1 D X q1
für a 2 K  gilt RC D K.X q1 /. Wegen jT j D q und der Invarianz von X q  x D
Q C
b2Fq .X  b/ unter X 7! X C b gilt T D K.X q  X/. Ein primitives Element von
28.2 Lösungen 253

AC fällt nicht so leicht vom Himmel, aber aus Gradgründen ist klar, dass man die Norm
von X bezüglich A nehmen kann:
Y
NA .X/ D .X/
 2A
Y Y
D .a X C b/
a2K  b2K
Y 
D .a X/q  a X
a2K 
Y
D .a X q  a X/
a2K 

D .X  X/q1 :
q

 
Also ist AC D K .X q X/q1 . (Das Element u3 D .x q x/q1 D u2 lässt sich wegen
q1

K.u3 / K.x / auch als rationale Funktion in u1 D x


q1 q1
darstellen; explizit: u3 D
˚

; X 7!  XXC1 .
q
u1 .u1  1/q1
D u1 C u1 C    C u1 .) Es gilt S D X 7! X; X 7!  X C1
2 1

Die Norm von X bezüglich S liegt leider in K, also probieren wir es mit der Spur von X
bezüglich S :

1 X C1 X .X 2 C X/  X  .X C 1/2 X3  3 X  1
SpS .X/ D X   D D :
X C1 X X CX
2 X2 C X
 3 
Der Grad im Zähler ist 3 D jSj wie erhofft, also S C D K X X3 X 1
2 CX . Zum Aufspüren
einer geeigneten Invarianten für  benützen wir, dass sich jedes g 2  n A wegen

aX Cb a ad  bc
D  2
cX Cd c c .X C d=c/

auf genau eine Weise in der Form g D gb ˛ mit gb W X 7! 1=.X Cb/ und ˛ 2 A darstellen
lässt. (Es ist fgb j b 2 Kg [ f1g also ein Vertretersystem für die Linksnebenklassen von
A in  .) Es folgt
X X X 
Sp .X/ D ˛.X/ C gb ˛.X/
˛2A b2K ˛2A
X 1 1 q1
D .X q  X/q1 C 
.X C b/q X Cb
b2K
X .X  X q /q1
D .X q  X/q1 C
b2K
.X C b/q 2 1
!
X 1
D .X  X/
q q1
 1C
b2K
.X C b/q 2 1
254 28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung
0 1
1 XY
D  @.X q  X/ q 2 1
C .X C a/ q 2 1 A
.X q  X/q 2 q b2K a¤b
!
1 X q 2 1
q 2 1
D  .X  X/
q
C .X C b/q1
1
.X q  X/q 2 q b2K
0 ! 1
1 X q 2  1 X
q 2 1 
 @.X q  X/q 1 C .x C b/.q1/j A :
2
D
.X q  X/q 2 q j D0
j
b2K

Da der Grad des Polynoms in der Klammer gleich .q 2  1/ q D j j ist, haben wir in
jedem Fall die gesuchte Invariante gefunden. Man kann zeigen, dass die rechte Summe in
der Klammer gleich 1 ist. Als Ergebnis haben wir also
!
q 2 1
.X q
 X/ C 1
C DK :
.X q  X/q 2 q
 2  2
(Wieder lässt sich u5 D .X q X/q 1 C1 =.X q X/q q wegen  C AC als rationale
qC1 q
Funktion in u3 D .X q  X/q1 darstellen: u5 D .u3 C 1/=u3 .)

28.2 Die Galoisgruppe eines Polynoms P über K ist die Galoisgruppe  .L=K/ der Kör-
pererweiterung L=K, wobei L ein Zerfällungskörpers von P 2 KŒX ist.
p 2 i
(a) Im Fall K D Q ist L D Q.a; "/ mit a D 3 10 und " D e 3 2 C ein Zerfäl-
lungskörper von P D X  10. Der Grad der Körpererweiterung Q.a; "/=Q ist 6. Um
3

 D  .Q.a; "/=Q/ zu bestimmen, reicht es aus, 6 verschiedene Q-Automorphismen

1 ; : : : ;
6 von Q.a; "/ anzugeben. Solche sind gegeben durch


1
2
3
4
5
6
a! a a a " a " a "2 a "2
"! " "2 " "2 " "2

Wegen
22 D Id;
42 D Id ist  nicht zyklisch, sodass  Š S3 .
Nebenbei bemerkt: Wenn es nur darum geht, den Isomorphietyp von  zu bestimmen, so
greift man vorteilhaft auf Lemma 28.5 (Algebrabuch) zurück: Im vorliegenden Fall liefert
dieses Lemma sofort  Š S3 .
p 2 i
(b) Im Fall K D Q.i 3/ gilt " D e 3 2 K, da:
2 i
p
"De 3 D cos. 2
3
/ C i sin. 2
3
/ D  12 C i 2
3
:
p
Daher zerfällt das Polynom P D X 3  10 über dem Körper L D K. 10/:
p p p
X 3  10 D .X  10/ .X  10 "/ .X  10 "2 / :
28.2 Lösungen 255
p p
Es gilt also ŒK. 10/ W K D 3. Die Galoisgruppe  D  .K. 10/=K/ ist folglich zu Z3
isomorph, die drei verschiedenen Elemente von  sind gegeben durch

p p1 p2 p 3 2
10 ! 10 10 " 10 "
p
28.3 Wir setzen a D 4
5 und zerlegen P (über C):

P D X 4  5 D .X  a/ .X C a/ .X  i a/ .X C i a/ : ()

Das Polynom P hat also die vier Nullstellen a, a, i a,  i a.


p
(a) Im Fall K D Q ist L D Q.a; i/ mit a D 4 5 ein Zerfällungskörper von P D
X 4  5 über Q. Der Grad der Körpererweiterung Q.a; i/=Q ist offenbar 8. Um  D
K .P / D  .Q.a; i/=Q/ zu bestimmen, reicht es aus, 8 verschiedene Q-Automorphismen

1 ; : : : ;
8 von Q.a; i/ anzugeben. Solche sind gegeben durch


1
2
3
4
5
6
7
8
a! a a ia i a a a ia i a
i! i i i i i i i i

Damit ist  D f
1 ; : : : ;
8 g. Wir bestimmen zusätzlich noch den Isomorphietyp von  :
Es seien ˛ D
5 ; ˇ D
3 2  gegeben durch

˛.a/ D a ; ˛.i/ D  i und ˇ.a/ D i a ; ˇ.i/ D i :

Es folgt ˛ 2 .a/ D a, ˛ 2 .i/ D i, also ˛ 2 D Id. Und für ˇ gilt: ˇ 2 .a/ D a i i D a, also
ˇ 3 .a/ D a i, folglich ˇ 4 .a/ D a sowie ˇ k .i/ D i. Hieraus folgt ˇ 2 6D Id, ˇ 4 D Id.
Das zeigt o.˛/ D 2, o.ˇ/ D 4; und ˛ 62 hˇi, sodass  D h˛; ˇi D hˇi [ ˛ hˇi.
Nun gilt ˛ ˇ ˛ 1 .a/ D ˛ ˇ.a/ D ˛.a i/ D a i, ˛ ˇ ˛ 1 .i/ D ˛ ˇ. i/ D ˛. i/ D i,
sodass ˛ ˇ ˛ 1 D ˇ 3 D ˇ 1 . Folglich ist die Galoisgruppe  zur Diedergruppe D4
isomorph,  Š D4 (vgl. Abschn. 3.1.5 (Algebrabuch)).
p
(b) 1. Lösung, elementar: Über K D Q. 5/ zerfällt P D X 4  5 in ein Produkt quadra-
tischer Faktoren, die nicht weiter über K zerfallen:
p p
X 4  5 D .X 2  5/ .X 2 C 5/ :
p
Damit ist L D K.i; 5/ Zerfällungskörper von P . Offenbar ist der Grad von L=K
4

gleich 4. Die vier Elemente der Galoisgruppe K .P / sind gegeben durch


 p p  p p
5 7! 5 7!  5
4 4 4 4
5
1 W ; 2 W ;
i 7! i i 7! i
 p p  p p
5 7! 5 7!  5
4 4 4 4
5
3 W ; 4 W :
i 7!  i i 7! i
256 28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung

Da jedes Element eine Ordnung  2 hat, gilt K .P / D f1 ; : : : ; 4 g Š Z2  Z2 .


2. Lösung,
p unter Verwendung des Hauptsatzes der p endlichen Galoistheorie: Da K D
Q. 5/ ein Zwischenkörper von L=Q mit L D K.i; 4 5/ ist, erhalten wir die Galoisgrup-
pe K .P / nach dem Hauptsatz der endlichen Galoistheorie als Untergruppe  .L=K/
von  D  .L=Q/ D f
1 ; : : : ;
8 g (siehe Teil (a)): p Da offenbar genau die Elemente p

1 ;
2 ;
5 ;
6 (mit der Notation aus (a)) das Element 5 festlassen, z. B. gilt mit a D 4 5:
p p

2 . 5/ D
2 .a2 / D
2 .a/2 D .a/2 D a2 D 5 ;

erhalten wir  .L=K/ D f


1 ;
2 ;
5 ;
6 g, offenbar gilt K .P / D  .L=K/ Š Z2  Z2 .
p p
p K D Q. 5/ D Q.i 5/ ist P D X  5 irreduzibel
4
(c) 1. Lösung, elementar: Über
Q.i 5/ und zerfällt auch nicht in ein Produkt mit quadratischen
(es hat keine Wurzel inp
Faktoren). Da L D K. 4 5/ ein Zerfällungskörper von P ist und L=K den Grad 4 hat, ist
die Galoisgruppe K .P / gegeben durch
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
1 W 5 7! 5 ; 2 W 5 7!  5 ; 3 W 5 !
7 i 5 ; 4 W 5 !
7 i 5:

Wegen 22 D Id D 32 ist K .P / D f1 ; : : : ; 4 g eine Klein’sche Viergruppe, d. h.


K .P / Š Z2  Z2 .
2. Lösung,
p unter Verwendung des Hauptsatzes der endlichen p Galoistheorie: Da K D
Q.i 5/ ein Zwischenkörper von L=Q mit L D K.i; 4 5/ ist, erhalten wir die Ga-
loisgruppe K .P / nach dem Hauptsatz der endlichen Galoistheorie als Untergruppe
 .L=K/ von  D  .L=Q/ D f
1 ; : : : ;
8 g (siehe Teil (a)): p Da offenbar genau die
Elemente
1 ;
2 ;
7 ;
8 (mit der Notation aus (a)) das Element i 5 festlassen, erhalten
wir  .L=K/ D f
1 ;
2 ;
7 ;
8 g, offenbar gilt K .P / D  .L=K/ Š Z2  Z2 .
p
(d) 1. Lösung, elementar: Über K D Q.i/ ist P irreduzibel. Da L D K.a/ mit a D 4 5
ein Zerfällungskörper von P ist und L=K den Grad 4 hat, ist die Galoisgruppe K .P /
gegeben durch
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
p
4
1 W 5 7! 5 ; 2 W 5 7!  5 ; 3 W 5 !
7 i 5 ; 4 W 5 !
7 i 5:

Wegen K .P / D h3 i ist K .P / D f1 ; : : : ; 4 g zyklisch, K .P / Š Z4 .


2. Lösung, unter Verwendung des Hauptsatzes der endlichen Galoistheorie: Analog zu (b)
und (c) erhalten wir mit dem Hauptsatz der endlichen Galoistheorie unmittelbar K .P / D
 .L=K/ D f
1 ;
2 ;
3 ;
4 g Š Z4 (mit der Notation aus (a)).

28.4 Das Polynom P D X n t ist nach Eisenstein mit p D t irreduzibel über K WD C.t/.
2 i
Mit " WD e n 2 K erhalten wir die Zerlegung
p p p
X n  t D .X  n
t / .X  " n t /    .X  "n1 n t /
28.2 Lösungen 257
p
von P , sodass L D K. n t / ein Zerfällungskörper von P über K ist. Somit ist die Galois-
gruppe zyklisch vom Grad n. Ein erzeugendes Element ist gegeben durch
p p
 W n t 7! " n t :
p p
28.5 Wir beginnen mit dem PolynompP D .X 2  5/ .X 2  20/: Wegen 20 D 2 5
zerfällt P über dem Körper L D Q. 5/, der somit ein Zerfällungskörper von P über
Q ist. Wegen ŒL W Q D 2 enthält die Galoisgruppe  D Q .P / genau zwei Elemente,
diese sind gegeben durch
p p p p

1 W 5 7! 5 und
2 W 5 7!  5 :

Es gilt somit  Š Z2 .
Wir betrachten nun das Polynom Q D .X 2 2/ .X 2 5/ .X 3 X C1/: Zuerst kümmern wir
uns um den Faktor QQ WD X 3  X C 1: Dieses Polynom QQ hat genau eine reelle Nullstelle
a 2 R und damit genau zwei nichtreelle Nullstellen b; c 2 C n R; das begründet man
beispielsweise wie folgt:
Als Polynom vom Grad 3 hat QQ nach dem Zwischenwertsatz der Analysis eine reelle
Nullstelle a 2 R. Die Ableitung QQ 0 D 3 X 2 1 ist für alle Werte aus RnŒ p1 ; p1  größer
3 3
als 0, d. h., die Polynomfunktion QQ ist auf den Intervallen .1;  p1 / und . p1 ; 1/ streng
3 3
monoton steigend. Für alle Werte x aus dem problematischen Intervall Œ p1 ; p1  gilt
3 3
aber:
Q
Q.x/ D x 3  x C 1 D x .x 2  1/ C 1 > 0 ;
sodass in diesem Intervall keine reelle Nullstelle von QQ liegt. Damit kann aber QQ nur eine
reelle Nullstelle a haben. Die anderen beiden Nullstellen b und c von QQ sind zwangsläufig
komplex (und zueinander konjugiert, d. h. c D b), es gilt

QQ D .X  a/ .X  b/ .X  c/ :

Q zur symmetrischen Gruppe


Nach Lemma 28.5 (Algebrabuch) ist die Galoisgruppe Q .Q/
Q
S3 isomorph, Q .Q/ Š S3 , genauer


1
2
3
4
5
6
a! a a b b c c
b! b c a c a b
c! c b c a b a

Die anderen beiden Faktoren von Q D .X 2  2/ .X 2  5/ .X 3  X C 1/, nämlich X 2  2


und X 2  5 sind deutlich einfacher zu verarzten: Die Galoisgruppe
p von X 2  5 ist zu Z2
isomorph, sie besteht aus den Q-Automorphismen von Q. 5/, die gegeben sind durch
p p p p
1 W 5 7! 5 und 2 W 5 7!  5 :
258 28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung

Und analog ist die Galoisgruppe


p von X 2  2 zu Z2 isomorph, sie besteht aus den Q-
Automorphismen von Q. 2/, die gegeben sind durch
p p p p
1 W 2 7! 2 und 2 W 2 !
7  2:

Nun fügen wir alles mit Aufgabe 27.7 zusammen: Es gilt Q .Q/ Š Z2  Z2  S3 .

28.6 1. Lösung: Das Polynom P hat n D deg.P / verschiedene Nullstellen a1 ; : : : ; an


in einem Zerfällungskörper L. Aufgrund des Teils (b) von Lemma 28.4 (Algebrabuch)
wissen wir, dass es n (verschiedene) Q-Automorphismen
1 ; : : : ;
n von L, also Elemente
von Q .P /, gibt mit


1 .a1 / D a1 ;
2 .a1 / D a2 ; : : : ;
n .a1 / D an :

Wir zeigen nun, dass es keine weiteren Q-Automorphismen von L gibt, falls Q .P /
abelsch ist; kurz:

 2 Q .P / )  D
r für ein r 2 f1; : : : ; ng :

Dazu ist zu begründen, dass  .ai / D


r .ai / für alle i D 1; : : : ; n gilt: Es sei  2 Q .P /.
Dann gilt  .a1 / D ar für ein r 2 f1; : : : ; ng. Weil Q .P / abelsch ist, folgt wegen
 .a1 / D
r .a1 /:

 .ai / D  .
i .a1 // D
i . .a1 // D
i .ar / D
i .
r .a1 // D
r .
i .a1 // D
r .ai /

für jedes i 2 f1; : : : ; ng. Somit gilt  D


r .
2. Lösung: Es sei L der Zerfällungskörper des Polynoms P . Da Q .P / D  .L=K/
abelsch ist, ist jede Untergruppe von Q .P / ein Normalteiler von Q .P / und somit für
jeden Zwischenkörper E von L=K die Erweiterung E=K nach dem Teil .c/ des Hauptsat-
zes 27.10 (Algebrabuch) der endlichen Galoistheorie galoissch, insbesondere ist K.a/=K
für jede Nullstelle a des Polynoms P galoissch. Da das irreduzible Polynom P 2 KŒX
in K.a/ die Nullstelle a besitzt, und die Erweiterung K.a/=K insbesondere normal ist,
zerfällt P also in K.a/ in Linearfaktoren, also ist K.a/ L bereits der Zerfällungskörper
von P . Damit gilt L D K.a/, und somit gilt deg P D ŒK.a/ W K D ŒL W K D jQ .P /j.

28.7 (a) Da P vom Grad 3 über Q ist, ist P genau dann irreduzibel, wenn P keine
Nullstelle in Q hat. Als Nullstellen kommen aber nur die Teiler des konstanten Gliedes
1 infrage, also ˙1 (beachte Lemma 19.7 (Algebrabuch)). Da diese aber keine Nullstellen
sind, ist P irreduzibel.
(b) Das Polynom P hat aufgrund des Zwischenwertsatzes wegen limx!˙1 P .x/ D ˙1
eine Nullstelle a in R. Da die Polynomfunktion x ! P .x/ weiterhin wegen P 0 D
28.2 Lösungen 259

3 X 2 C 1 streng monoton steigend ist, ist a die einzige reelle Nullstelle von P , die we-
gen der Separabilität von P einfach ist. Damit müssen die weiteren Nullstellen von P
nichtreell sein. Da P reelle Koeffizienten hat, sind die beiden weiteren Nullstellen kom-
plex konjugiert zueinander; es seien dies b; b 2 C n R.

(c) Da L=Q als normale und separable Erweiterung galoissch ist, gilt ŒL W Q D
j .L=Q/j (beachte Korollar 27.11 (Algebrabuch)). Weiter gilt ŒQ.a/ W Q D 3 und
ŒL W Q.a/ > 1, da L nichtreelle Elemente enthält. Der Gradsatz liefert nun

ŒL W Q D ŒL W Q.a/ ŒQ.a/ W Q > 3 ;

sodass ŒL W Q D 6, da ŒL W Q j 3Š D 6. Damit ist  .L=Q/ isomorph zu S3 oder Z6 . Da


jedes  2  .L=Q/ die Nullstellen von P permutiert und eindeutig bestimmt ist durch die
Werte  .a/,  .b/,  .b/ erhalten wir einen Monomorphismus

' W  .L=K/ ! Sfa;b;bg Š S3 ;  7!  jfa;b;bg :

Damit ist  .L=K/ nicht zyklisch, also  .L=K/ Š S3 .

Wir hätten das Ergebnis auch direkt aus Lemma 28.5 (Algebrabuch) folgern können, die
durchgeführten Schlüsse dienen aber zugleich der Förderung des Verständnisses.

(d) Wegen
.L/ D L (beachte
.a/ D a,
.b/ D b,
.b/ D b,
jQ D IdQ ),
2 D IdL
und der Homomorphie von
ist
ein Automorphismus von L.

(e) Da die reelle Nullstelle a unter Konjugation festbleibt, vermuten wir natürlich schnell,
dass K D F .h
i/ D Q.a/ gilt. Wir begründen das mithilfe der Gradformel, die besagt

6 D ŒL W Q D ŒL W K ŒK W Q :

Zum einen gilt natürlich Q.a/ K, also ŒK W Q  3, da ŒQ.a/ W Q D 3 (P mit


deg P D 3 ist das Minimalpolynom von a über Q). Weiterhin ist F .h
i/ wegen
.b/ D
b 6D b ein echter Teilkörper von L, d. h. ŒL W F .h
i/ > 1. Damit haben wir begründet:

K D Q.a/ ; ŒK W Q D 3 und ŒL W K D 2 :

Die Erweiterung K=Q ist nicht galoissch, da das Polynom P in K die Nullstelle a hat,
aber nicht über K zerfällt (K=Q ist somit nicht normal). Die Erweiterung L=K ist ga-
loissch mit Galoisgruppe  .L=K/ D h
i (beachte den Hauptsatz der Galoistheorie 27.10
(Algebrabuch)).
260 28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung

L
2

K D Q.a/ 6

Q
(f) Die Gruppe S3 hat genau eine Untergruppe vom Index 3, nämlich A3 . Damit ist
K 0 D F .A3 / der einzige Zwischenkörper mit ŒK 0 W Q D ŒS W A3  D 2. Da A3 ein
Normalteiler in der S3 ist, ist die Erweiterung K 0 =Q galoissch (beachte den Hauptsatz der
Galoistheorie 27.10 (Algebrabuch)).

28.8 (a) Wir benutzen den Reduktionssatz 19.8 (Algebrabuch), wobei wir modulo 2 re-
duzieren: Da P D X 3 C X 2 C 1 keine Nullstelle in Z2 hat, P .0/ 6D 0 6D P .1/, ist P über
Z2 aus Gradgründen irreduzibel. Somit ist P auch über Z irreduzibel, folglich auch über
Q.
(b) Wegen P .1/ D 3 < 0 und P .2/ D 7 > 0 folgt mit dem Zwischenwertsatz, dass P
eine Nullstelle im offenen Intervall 1; 2Œ hat.
(c) Wir bestimmen P .b/, es gilt:
 1 
P .b/ D P  aC1 D  .aC1/
1
3 P .a/ D 0 :

(d) Wegen a > 0 gilt b D  ˛C1 1


< 0, sodass a und b verschiedene Nullstellen von
P sind, a 6D b. Da mit a auch b ein Element von Q.a/ ist, a; b 2 Q.a/, liegt auch
die dritte Nullstelle c von P in Q.a/, es gilt nämlich für diese dritte Nullstelle c wegen
P D .X  a/ .X  b/ .X  c/:
abc D 1:

Somit ist c D 1
ab 2 Q.a/. Somit ist Q.a/ der Zerfällungskörper von P .
(e) Da die Erweiterung Q.a/=Q algebraisch, separabel und normal ist, ist sie galoissch.
Für die Galoisgruppe  von P über Q gilt j j D ŒQ.a/ W Q D deg ma; Q für das
Minimalpolynom ma; Q von a über Q. Da P irreduzibel und normiert ist, ist P dieses Mi-
nimalpolynom. Wegen deg P D 3 erhalten wir also, dass  genau drei Elemente enthält,
damit gilt  Š Z3 .

28.9 (a) Die vier (verschiedenen) Nullstellen von P sind die vier verschiedenen 4-ten
Wurzeln von 1, die bekanntlich gegeben sind durch

i 3i 5i 7i


e 4 ; e 4 ; e 4 ; e 4 :
28.2 Lösungen 261

i p
Offenbar hat nur 1 D e 4 D 12 2.1Ci/ sowohl einen positiven Real- wie auch positiven
Imaginärteil (man denke an die Euler’sche Formel ei ' D cos ' C i sin '). Dann ist
p p p p
1 D 12 2.1 C i/; 2 D 12 2.1 C i/; 3 D 12 2.1  i/; 4 D 12 2.1  i/ ; ()

insbesondere 2 D 1 i, 3 D 1 i2 , 4 D 1 i3 .
p p
(b) Es ist i D 12 2 K, also ist auch 2 D 2 1 =.1 C i/ 2 K. Dies zeigt K D Q. 2; i/ D
Q.1 / und damit ŒQ.1 / W Q D ŒK W Q D 4 D deg P . Damit ist P insbesondere
p auch
Minimalpolynom von 1 und als solches irreduzibel. Die Galoisgruppe von Q. 2; i/=Q
besteht dann aus den vier Q-Automorphismen
 p p  p p
2 7! 2; 2 7!  2 ;

1 W ;
2 W ;
i 7! i i 7! i
 p p  p p
2 7! 2; 2 7!  2 ;

3 W ;
4 W :
i 7!  i i 7! i

(c) In Lemma 28.4 (Algebrabuch) wird der Homomorphismus



 ! SW
'W

7!
jW

mit der Menge W D f1 ; : : : ; 4 g aller Wurzeln von P angegeben. Wir verlängern diesen
Homomorphismus um einen Isomorphismus SW ! S4 , sprich, wir identifizieren i mit
dem Index i.
Wir geben W  ! S4 an, indem wir die Bilder .
1 /; : : : ; .
4 / angeben (beachte ()):

 Wegen
1 .1 / D 1 ,
1 .2 / D 2 ,
1 .3 / D 3 ,
1 .4 / D 4 gilt .
1 / D .1/.
 Wegen
2 .1 / D 3 ,
2 .2 / D 4 ,
2 .3 / D 1 ,
2 .4 / D 2 gilt .
2 / D .1 3/ .2 4/.
 Wegen
3 .1 / D 4 ,
3 .2 / D 3 ,
3 .3 / D 2 ,
3 .4 / D 1 gilt .
3 / D .1 4/ .2 3/.
 Wegen
4 .1 / D 2 ,
4 .2 / D 1 ,
4 .3 / D 4 ,
4 .4 / D 3 gilt .
4 / D .1 2/ .3 4/.

Insbesondere ist  zur Klein’schen Vierergruppe isomorph.


(d) Die Teilkörper sind Q; K sowie gemäß der Galoiskorrespondenz
p p
F .h
2 i/ D Q.i/; F .h
3 i/ D Q. 2/; F .h
4 i/ D Q.i 2/ :

28.10 (a) Das Eisenstein-Kriterium mit p D 2 liefert, dass P irreduzibel ist.


(b) Wir setzen a0 D a3 C 3 a in das Polynom P ein und multiplizieren das aus:

P .a0 / D .a3 C 3 a/4 C 4 .a3 C 3 a/2 C 2


D a12 C 12 a10 C 54 a8 C 112 a6 C 105 a4 C 36 a2 C 2 :
262 28 Der Zwischenkörperverband einer Galoiserweiterung

Weil a eine Nullstelle von P ist, gilt P .a/ D a4 C 4 a2 C 2 D 0. Nun führen wir eine
Division von P .a0 / durch P .a/ mit Rest und finden den Rest 0:

P .a0 / D .a4 C 4 a2 C 2/ .a8 C 8 a6 C 20 a4 C 16 a2 C 1/ D 0 :


„ ƒ‚ …
DP .a/D0

Somit ist mit a auch a0 D a3 C 3 a eine Nullstelle von P .


(c) Wir bestimmen zuerst die Mächtigkeit von  .L=Q/: Wegen j .L=Q/j D ŒL W Q ist
hierzu der Grad der Körpererweiterung L=Q zu ermitteln:
Laut (b) sind a; a0 ; a; a0 vier Nullstellen von P . Wir zeigen auf zweierlei Arten, dass
diese vier Nullstellen verschieden sind:

 Die elegante Art: Da f1; a; a2 ; a3 g eine Q-Basis von Q.a/ ist und somit verschie-
dene Linearkombinationen von f1; a; a2 ; a3 g auch verschiedene Elemente von Q.a/
erzeugen, sind die Elemente

a ; a0 D a3 C 3 a ; a ; a0 D a3  3 a

verschieden.
 Die direkte Art: Wegen a 6D 0 6D a0 , sind sowohl a und a wie auch a0 und a0
verschieden.
Es gilt auch a 6D a0 : Angenommen, a D a0 . Wegen p a0 D a3 C 3 a giltpdann a3 C
2 a D a .a p C 2/ Dp0, d. h. a D 0 oder a D i 2 oder a D  i 2. Wegen
2

P .0/; P .i 2/; P . i 2/ 6D 0 kann das nicht sein.


Analog begründet man, a 6D a0 . Damit sind a; a0 ; a; a0 verschieden.

Wir erhalten hiermit wegen P D .X  a/ .X  a0 / .X C a/ .X C a0 / für den Zerfällungs-


körper L:
L D Q.a; a0 ; a; a0 / D Q.a/ :
Insbesondere gilt damit

j .L=Q/j D ŒL W Q D ŒQ.a/ W Q D deg ma; Q D deg.P / D 4 :

Die Galoisgruppe  hat somit vier Elemente, diese sind gegeben durch


1 W a 7! a ;
2 W a 7! a0 ;
3 W a 7! a ;
4 W a 7! a0 :

Wir bestimmen schließlich noch den Isomorphietyp von  .L=Q/: Wegen


22 .a/ D
2 .a0 / D
2 .a3 C 3 a/ D
2 .a/3 C 3
2 .a/ D .a0 /3 C 3 a0
D .a3 C 3 a/3 C 3 .a3 C 3 a/
D a9 C 9 a7 C 27 a5 C 30 a3 C 9 a
D a ;
28.2 Lösungen 263

wobei wir im letzten Schritt per Division mit Rest

.a9 C 9 a7 C 27 a5 C 30 a3 C 9 a/ D .a4 C 4 a2 C 2/ .a5 C 5 a3 C 5 a/  a D a


„ ƒ‚ …
DP .a/D0

erhalten haben.
Wegen
2 .a/ 6D a ist die Ordnung von
2 größer als 2 und somit  .L=Q/ zyklisch,
 .L=Q/ Š Z4 .
(d) Da Z4 nur genau eine nichttriviale Untergruppe besitzt und diese den Index 2 hat, folgt
aus dem Hauptsatz der Galoistheorie, dass L=Q genau einen nichttrivialen p Zwischenkör-
p
per besitzt und dieser den Grad 2 über
p Q hat. Wir wählen die Nullstelle a D 2 C 2 2
L von P . Dann ist offensichtlich 2 2 Q.a/. Die Zwischenkörper von L=Q sind also:
q
p p
Q; Q. 2/; L D Q. 2 C 2/ :

28.11 Die kleinsten Gruppen, die gleich viele Elemente haben, aber nicht isomorph sind,
sind Z4 und Z2  Z2 . Wir suchen nun zwei Polynome P und Q über Q mit Q .P / Š Z4
und Q .Q/ Š Z2  Z2 . Unsere bisherigen Beispiele (siehe Aufgaben 27.2 und 27.3)
zeigen
Q .X 5  1/ Š Z4 und Q ..X 2  2/ .X 2  3// Š Z2  Z2 :
Jedoch sind die Polynome PQ D X 5  1 und QQ D .X 2  2/ .X 2  3/ nicht irreduzibel. Das
Problem ist aber gleich gelöst: Bei PQ dividieren wir den Faktor X  1 weg und erhalten
das irreduzible Polynom

P D X 4 C X 3 C X 2 C X C 1 mit Q .P / Š Z4 :
p p p p
p Q. 2; 3/ D Q. 2 C 3/ bestimmen wir das Minimalpolynom von a D
Und wegen
p
2 C 3 über Q; es gilt:
p
a2 D 5 C 2 6 ) .a2  5/2 =4 D 6 ) a4  10a2 C 1 D 0 :

Damit erhalten wir das irreduzible Polynom

Q D X 4  10X 2 C 1 mit Q .Q/ Š Z2  Z2 :


Kreisteilungskörper 29

29.1 Aufgaben

29.1  Man bestimme die n-ten Kreisteilungspolynome ˚n für 1  n  24.

29.2  Man zeige:

(a) Für jede ungerade natürliche Zahl m > 1 gilt ˚2m .X/ D ˚m .X/.
(b) Für natürliche Zahlen n und Primzahlen p ist
(
˚n .X p /; falls p j n;
˚np .X/ D
˚n .X p /=˚n .X/; falls p − n:

29.3  Man zerlege ˚12; Z11 über Z11 .

29.4  Man bestimme alle Zwischenkörper von Qn =Q für n D 5; 7; 9.

29.5  Man gebe das Minimalpolynom einer primitiven siebten Einheitswurzel über
Z2 an.

29.6  Es sei  6D 1 eine n-te Einheitswurzel. Man zeige 1 C  C    C  n1 D 0.

29.7  Es seien 1 ; : : : ; n die n-ten Einheitswurzeln. Man zeige 1k C2k C  Cnk D 0
für jedes k mit 1  k  n  1.

29.8  Es gelte 0 < p D Char K, und es n 2 N mit p − n. Zeigen Sie: Kn =K ist


galoissch mit zyklischer Galoisgruppe.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 265
C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_29
266 29 Kreisteilungskörper

29.9  Man gebe ein Verfahren zur Konstruktion des regulären 5-Ecks an.

29.10  Für welche n 2 f1; : : : ; 100g ist ein reguläres n-Eck konstruierbar?

29.11  Es seien m; n natürliche Zahlen mit ggT.m; n/ D 1 und m eine primitive


m-te Einheitswurzel über Q. Zeigen Sie: Das n-te Kreisteilungspolynom ˚n .x/ 2 QŒx
ist sogar über Q.m / irreduzibel.

29.12  Bestimmen Sie den Isomorphietyp der Galoisgruppe des Polynoms P D


X 4 C X 3 C X 2 C X C 1 2 Z2 ŒX über Z2 .

29.13  Es sei  eine primitive n-te Einheitswurzel über Q, wobei n  2 gelte. Be-
gründen Sie, warum
ŒQ. C  1 / W Q D 12 '.n/

gilt (' bezeichne die Euler’sche '-Funktion).

29.2 Lösungen

29.1 Die Berechnung der Kreisteilungspolynome ˚n erfolgt rekursiv mithilfe des Teils
(a) von Lemma 29.4 (Algebrabuch), wonach gilt
Y
Xn  1 D ˚d :
0<d jn

Wir haben mit dieser rekursiven Berechnung bereits in Abschn. 29.2.2 (Algebrabuch)
begonnen und dort ˚1 ; : : : ; ˚6 ermittelt. Da für jede Primzahl p das p -te Kreisteilungs-
polynom ˚p D X p1 C X p2 C    C X C 1 ist, bleiben nur noch die ˚n zu bestimmen,
für die n keine Primzahl ist: Wegen

X 8  1 D ˚1 ˚2 ˚4 ˚8 und ˚1 D X  1 ; ˚2 D X C 1 ; ˚4 D X 2 C 1

gilt

X8  1
˚8 D D X4 C 1 :
.X  1/ .X C 1/ .X 2 C 1/

Wegen
X 9  1 D ˚1 ˚3 ˚9 und ˚1 D X  1 ; ˚3 D X 2 C X C 1
29.2 Lösungen 267

gilt

X9  1
˚9 D D X6 C X3 C 1 :
.X  1/ .X 2 C X C 1/
Wegen

X 10  1 D ˚1 ˚2 ˚5 ˚10 und ˚1 D X  1 ; ˚2 D X C 1 ; ˚5 D X 4 C X 3 C X 2 C X C 1

gilt

X 10  1
˚10 D D X4  X3 C X2  X C 1 :
.X  1/ .X C 1/ .X 4 C X 3 C X 2 C X C 1/
Setzt man dies fort bis zu ˚24 , so erhält man die folgende Liste von Kreisteilungspo-
lynomen. Man beachte, dass man sich so manche Rechnung unter Zuhilfenahme von
Aufgabe 29.2 ersparen kann:

n ˚n
1 X 1
2 X C1
3 X2 C X C 1
4 X2 C 1
5 X C X C X2 C X C 1
4 3

6 X2  X C 1
7 X6 C X5 C X4 C X3 C X2 C X C 1
8 X4 C 1
9 X C X3 C 1
6

10 X4  X3 C X2  X C 1
11 X C X C X C X7 C X6 C X5 C X4 C X3 C X2 C X C 1
10 9 8

12 X4  X2 C 1
13 X C X C    C X2 C X C 1
12 11

14 X  X5 C X4  X3 C X2  X C 1
6

15 X8  X7 C X5  X4 C X3  X C 1
16 X8 C 1
17 X C X C    C X2 C X C 1
16 15

18 X6  X3 C 1
19 X C X C    C X2 C X C 1
18 17

20 X8  X6 C X4  X2 C 1
21 X 12  X 11 C X 9  X 8 C X 6  X 4 C X 3  X C 1
22 X  X9 C X8  X7 C X6  X5 C X4  X3 C X2  X C 1
10

23 X 22 C X 21 C    C X 2 C X C 1
24 X8  X4 C 1
268 29 Kreisteilungskörper

Nebenbei bemerkt: Da die Kreisteilungspolynome ˚n über Q irreduzibel sind, haben wir


so auch die Zerlegungen der 24 Polynome X 1; X 2 1; X 3 1; : : : ; X 24 1 in irreduzible
Faktoren bestimmt, z. B. gilt

X 18  1 D .X  1/ .X C 1/ .X 2 C X C 1/ .X 2  X C 1/ .X 6 C X 3 C 1/ .X 6  X 3 C 1/ :

29.2 (a) Bevor wir die Aufgabe lösen, beobachten wir diesen zu zeigenden Sachverhalt
in der Tabelle der Lösung zu Aufgabe 29.1; dort erkennt man sofort:

˚6 .X/ D ˚3 .X/ ; ˚10 .X/ D ˚5 .X/ ; ˚14 .X/ D ˚7 .X/ ; : : :

Wir vergleichen die Polynome ˚m .X/ und ˚2m .X/ mit m  3 und stellen fest:

 ˚m .X/ und ˚2m .X/ haben beide den gleichen Grad, es gilt nämlich mit der Eu-
ler’schen '-Funktion:

deg.˚2m / D '.2 m/ D '.2/ '.m/ D '.m/ D deg.˚m / :

 ˚m .X/ und ˚2m .X/ sind beide normiert, wegen m  3 ist nämlich deg.˚m / D '.m/
gerade.
 ˚m .X/ und ˚2m .X/ haben beide nur einfache Nullstellen, es sind nämlich ˚m .X/
und ˚2m .X/ irreduzibel und wegen Char Q D 0 separabel.

Es genügt demnach zu zeigen, dass jede Nullstelle von ˚2m .X/ auch eine Nullstelle von
˚m .X/ ist; hieraus folgt die Behauptung ˚2m .X/ D ˚m .X/:
Es sei  2 C eine Nullstelle von ˚2m .X/, d. h. ˚2m ./ D 0. Es ist  somit eine primitive
2 m-te Einheitswurzel über Q. Wegen . m /2 D 1 ist  m eine Nullstelle von X 2  1. Somit
gilt  m D 1 oder  m D 1, da andere Nullstellen nicht infrage kommen. Da aber  eine
primitive 2 m-te Einheitswurzel ist, ist  m D 1 ausgeschlossen, es gilt somit  m D 1. Da
m ungerade ist, heißt das ./m D 1. Also ist  eine m-te Einheitswurzel, die zwangs-
läufig primitiv ist. Es folgt ˚m ./ D 0, da die primitiven m-ten Einheitswurzeln gerade
die Nullstellen von ˚m sind. Anders ausgedrückt:  ist eine Nullstelle von ˚m .X/.
(b) Wir gehen wie im Teil (a) vor: Wegen '.n p/ D p '.n/ für p j n und '.n p/ D
.p  1/ '.n/ für p − n haben auch hier jeweils beide Seiten den gleichen Grad und
sind normiert. Es sei  eine primitive p n -te Einheitswurzel. Dann ist  p eine (notwendig
primitive) n -te Einheitswurzel. Demnach ist jede Wurzel von ˚np .X/ auch Wurzel von
˚n .X p /, woraus schon die angegebene Formel im Fall p j n folgt. Im Fall p − n ist
für jede primitive n-te Einheitswurzel  auch  p eine primitive n-te Einheitswurzel, also
jede Wurzel von ˚np .X/˚n .X/ auch eine Wurzel von ˚n .X p /. Das beweist die zweite
Formel.
29.2 Lösungen 269

29.3 Nach dem Teil (c) von Lemma 29.4 (Algebrabuch) erhalten wir ˚12; Z11 ganz ein-
fach aus dem 12-ten Kreisteilungspolynom ˚12 über Q, indem wir einfach die (ganzzah-
ligen) Koeffizienten von ˚12 modulo 11 reduzieren. Wegen ˚12 D X 4  X 2 C 1 erhalten
wir somit mit Aufgabe 29.1:

˚12; Z11 D X 4  X 2 C 1 :

Während Kreisteilungspolynome über Q irreduzibel sind, muss das bei Kreisteilungs-


polynomen über anderen Körpern keineswegs zutreffen. Im vorliegenden Fall finden
wir etwa per Koeffizientenvergleich eine Zerlegung von ˚12; Z11 : Dazu machen wir mit
a; b; c; d 2 Z11 den Ansatz:

˚12; Z11 D X 4  X 2 C 1 D .X 2 C a X C b/ .X 2 C c X C d /
D X 4 C .a C c/ X 3 C .a c C b C d / X 2 C .a d C b c/ X C b d :

Es folgt das System von Gleichungen

a C c D 0 ; a c C d C b D 1 ; a d C b c D 0 ; b d D 1 :

Wir probieren es mit b D 1 D d und finden

a C c D 0 ; a c D 3 bzw. c D a ; a2 D 3 :
2
Wegen 5 D 3 erhalten wir somit mit a D 5, b D 1, c D 5 und d D 1 die Zerlegung

˚12; Z11 D X 4  X 2 C 1 D .X 2 C 5 X C 1/ .X 2  5 X C 1/ :

29.4 Zur Erinnerung: Es ist Qn ein Zerfällungskörper des Polynoms X n  1 über Q,


es gilt Qn D Q./ für jede primitive n-te Einheitswurzel . Die Erweiterung Qn =Q ist
insbesondere galoissch, für die Galoisgruppe  D  .Qn =Q/ gilt  Š Z n (beachte
Lemma 29.8 (Algebrabuch)). Mittels des Hauptsatzes der endliche Galoistheorie erhalten
wir aus dem Untergruppenverband von  den Zwischenkörperverband von Qn =Q.
Wir setzen n D e2 i =n , kürzen aber in den jeweiligen Teilaufgaben n mit  ab und
beachten, dass  D n eine primitive n-te Einheitswurzel ist, d. h.  n D 1, wobei n die
kleinste natürliche Zahl mit dieser Eigenschaft ist, kurz o./ D n.
Zu Q5 =Q: Es gilt  .Q5 =Q/ Š Z 5 Š .Z4 ; C/. Die vier verschiedenen Q-Automorphis-
men
1 ; : : : ;
4 von Q5 , also die Elemente von  .Q5 =Q/ sind gegeben durch


1 W  7!  ;
2 W  7!  2 ;
3 W  7!  3 ;
4 W  7!  4 :

Das einzige Element der Ordnung 2 ist


4 W  7!  4 D  1 . Nach dem Hauptsatz
der Galoistheorie gibt es somit genau einen nichttrivialen Zwischenkörper, nämlich den
270 29 Kreisteilungskörper

Fixkörper F ./ von  D h


4 i D f
1 ;
4 g  .Q5 =Q/. Zur Bestimmung von F ./ be-
nutzen wir die Methode mit der Spur (vgl. Lemma 28.3 (Algebrabuch)): Da B D f1; g
ein Erzeugendensystem von Q5 ist, ist f1;  C  1 g wegen
1 .1/ C
4 .1/ D 2 und

1 ./ C
4 ./ D  C  1 ein Erzeugendensystem von F ./. Wegen  D e2 i =5 D
cos.2=5/ C i sin.2=5/ gilt  C  1 D 2 cos.2=5/. Daher erhalten wir den Zwischen-
körperverband in Abb. 29.1.

Q.e2 i =5 /
2

Q.cos.2=5//
2

Abb. 29.1 Der Zwischenkörperverband von Q5 =Q

Wir machen uns die Mühe und bestimmen Q.C 1 / D Q.cos.2=5// konkreter: Wegen
 4 C  3 C  2 C  C 1 D 0 gilt:

. C  1 /2 D  2 C  2 C 2 D 1     1 ;

sodass
p  C  1 D 2 cos.2=5/ Nullstelle von X 2 C X  1 D 0 ist, d. h. cos.2=5/ D
. 5  1/=4. Es gilt somit
p
Q. C  1 / D Q.cos.2=5// D Q. 5/ :

Zu Q7 =Q: Es gilt  .Q7 =Q/ Š Z 7 Š .Z6 ; C/. Die sechs verschiedenen Q-Automor-
phismen
1 ; : : : ;
6 von Q7 , also die Elemente von  .Q7 =Q/ sind gegeben durch


1 W  7!  ;
2 W  7!  2 ;
3 W  7!  3 ;
4 W  7!  4 ;
5 W  7!  5 ;
6 W  7!  6 :

Das einzige Element der Ordnung 2 ist


6 W  7!  6 D  1 . Und das einzige Element der
Ordnung 3 ist
2 W  7!  2 . Nach dem Hauptsatz der Galoistheorie gibt es somit genau
zwei nichttriviale Zwischenkörper, nämlich die Fixkörper F ./ und F ./ Q von

 D h
6 i D f
1 ;
6 g und Q D h
2 i D f
1 ;
2 ;
4 g  .Q7 =Q/ :

Zur Bestimmung der Fixkörper erhalten wir mit der Methode mit der Spur (vgl. Lem-
ma 28.3 (Algebrabuch)) aus dem Erzeugendensystem B D f1; g von Q7 wegen
1 ./ C

6 ./ D  C  1 und
1 ./ C
2 ./ C
4 ./ D  C  2 C  4 die Fixkörper:

F ./ D Q. C  1 / und F ./ D Q. C  2 C  4 / :


29.2 Lösungen 271

Wegen  D e2 i =7 D cos.2=7/Ci sin.2=7/ gilt C 1 D 2 cos.2=7/. Daher erhalten


wir den Zwischenkörperverband in Abb. 29.2.

Q.e2 i =7 /
2
  3
Q cos.2=7/

3
Q. C  2 C  4 /

2
Q

Abb. 29.2 Der Zwischenkörperverband von Q7 =Q

Wir machen uns die Mühe und bestimmen Q. C  2 C  4 / konkreter und geben auch das
Minimalpolynom von  C  1 an: Das Minimalpolynom von 2 cos.2=7/ ist X 3 C X 2 
2 X 1 wegen .C 1 /3 D  3 C 3 C3 .C 1 / D 1 2 2
 C22.C
1
/D 1.C
1 2 1 1 2
 / C 2 . C  /. (Man kann genauso gut X  . C  / X  . C  / X  . 3 C
 3 / D X 3 CX 2 2 X 1 direkt ausrechnen.) Das Minimalpolynom von  WD  C 2 C 4
ist X 2 C X C 2p wegen 2 D  2 C  4 C  8 C 2 . 3 C  5 C  6 / D  C 2 .1  /. Also
ist  D .1 ˙ i 7/=2, wobei wir uns die Berechnung des Vorzeichens eigentlich
p sparen
könnten, aber natürlich zu neugierig sind: Tatsächlich ist  D .1 C i 7/=2 wegen
Im./ D sin.2=7/ C sin.4=7/ C sin.8=7/ D sin.2=7/  sin.=7/ C sin.4=7/ > 0.
Es gilt insbesondere p
Q. C  2 C  4 / D Q.i 7/ :

Zu Q9 =Q: Es gilt  .Q9 =Q/ Š Z 9 Š .Z6 ; C/. Der Zwischenkörperverband von


Q9 =Q hat also dasselbe Aussehen wie der von .Q7 ; Q/. Die sechs verschiedenen Q-
Automorphismen
1 ; : : : ;
6 von Q9 , also die Elemente von  .Q9 =Q/ sind gegeben
durch


1 W  7!  ;
2 W  7!  2 ;
3 W  7!  4 ;
4 W  7!  5 ;
5 W  7!  7 ;
6 W  7!  8 :

Das einzige Element der Ordnung 2 ist


6 W  7!  8 D  1 . Und das einzige Element der
Ordnung 3 ist
3 W  7!  4 . Nach dem Hauptsatz der Galoistheorie gibt es somit genau
zwei nichttriviale Zwischenkörper, nämlich die Fixkörper F ./ und F ./ Q von

 D h
6 i D f
1 ;
6 g und Q D h
3 i D f
1 ;
3 ;
5 g  .Q9 =Q/ :

Zur Bestimmung der Fixkörper erhalten wir mit der Methode mit der Spur (vgl. Lem-
ma 28.3 (Algebrabuch)) aus dem Erzeugendensystem B D f1; g von Q9 wegen
1 ./ C
272 29 Kreisteilungskörper

6 ./ D  C  1 und
1 ./ C
3 ./ C
5 ./ D  C  4 C  7 die Fixkörper:

F ./ D Q. C  1 / und F ./ D Q. C  4 C  7 / :

Wegen  D e2 i =9 D cos.2=9/Ci sin.2=9/ gilt C 1 D 2 cos.2=9/. Daher erhalten


wir den Zwischenkörperverband in Abb. 29.3.

Q.e2 i =9 /
2
  3
Q cos.2=9/

3
Q. C  4 C  7 /

2
Q

Abb. 29.3 Der Zwischenkörperverband von Q9 =Q

29.5 Wegen Char Z2 D 2 − 7 sind die primitiven siebten Einheitswurzeln die Nullstellen
des 7-ten Kreisteilungspolynoms ˚7; Z2 . Nach dem Teil (c) von Lemma 29.4 (Algebra-
buch) erhalten wir ˚7; Z2 einfach aus dem 7-ten Kreisteilungspolynom ˚7 über Q, indem
wir einfach die (ganzzahligen) Koeffizienten von ˚7 modulo 2 reduzieren, damit gilt:

˚7; Z2 D X 6 C X 5 C X 4 C X 3 C X 2 C X C 1 :

Da Kreisteilungspolynome über Z2 nicht notwendig irreduzibel sind, versuchen wir das


Polynom zu zerlegen und finden durch Probieren schnell die folgende Zerlegung in weiter
über Z2 irreduzible Faktoren:

˚7; Z2 D X 6 C X 5 C X 4 C X 3 C X 2 C X C 1 D .X 3 C X 2 C 1/ .X 3 C X C 1/ :

Es ist also z. B. X 3 C X 2 C 1 Minimalpolynom einer primitiven siebten Einheitswurzel.

29.6 Das folgt wegen  6D 1 und  n D 1 aus

.1 C  C    C  n1 / .  1/ D  n  1 D 0 :

29.7 Wir setzen  D e2 i =n . Es sind dann ;  2 ; : : : ;  n1 ;  n D 1 die n verschiedenen


Einheitswurzeln. Wir setzen o. E. i D  i für i D 1; : : : ; n. Es gilt dann wegen  n D 1
29.2 Lösungen 273

Pn1 1q n
und der geometrischen Summenformel i D0 qi D 1q
für q 6D 1:

1k C 2k C    C nk D  k C  2k C    C  .n1/k C 1


D 1 C  k C . k /2 C    C . k /n1
1  . k /n 1  . n /k
D D D 0:
1  k 1  k

29.8 Nach Lemma 29.8 (Algebrabuch) ist die Körpererweiterung Kn =K galoissch und
die Galoisgruppe  .Kn =K/ ist isomorph zu einer Untergruppe von Z n . Es bleibt zu zei-
gen, dass  .Kn =K/ zyklisch ist. Wir erinnern an das Kapitel zu den endlichen Körpern,
insbesondere an Lemma 26.5 (Algebrabuch): Ist K ein endlicher Körper, so ist Kn eine
(endliche) Erweiterung von K, und die Gruppe  .Kn =K/ aller K-Automorphismen von
Kn ist zyklisch. In diesem Fall jKj 2 N ist die Aussage somit korrekt. Den allgemeinen
Fall führen wir nun gewissermaßen mit dem Translationssatz 27.14 (Algebrabuch) auf
diesen endlichen Fall zurück: Es sei P der Primkörper von K, also P Š Zp . Dann ist
Pn ein Teilkörper von Kn , und es gilt Pn K D Kn , da zum einen Pn K Kn gilt und
zum anderen Pn K ein Zwischenkörper von Kn =K, über dem X n  1 zerfällt, wegen der
Minimalität von Kn gilt also Pn K D Kn .
Nun ist Pn =P galoissch und  .Pn =P / zyklisch (siehe oben). Nach dem Translationssatz
ist dann Kn =K galoisch und

 .Kn =K/ !  .Pn =.Pn \ K//
 7!  jPn

ein Isomorphismus. Als Untergruppe von  .Pn =P / ist  .Pn =.Pn \ K// und damit auch
 .Kn =K/ zyklisch.

29.9 Wegen '.5/ D 4 D 22 ist das reguläre 5-Eck, also eine primitive 5-te Einheitswurzel
nach Satz 29.10 (Algebrabuch) mit Zirkel und Lineal konstruierbar. Es ist Q5 D Q."/ mit
2 i
" WD e 5 . Die Galoisgruppe  .Q5 =Q/ Š Z4 wird von dem durch  ."/ D "2 gegebenen
Automorphismus  erzeugt, es gilt offenbar

k 1 2 3 4
 k ."/ "2 "4 "3 "

Der Untergruppenverband der Galoisgruppe  .Q5 =Q/ ist demnach fIdg fId;  2 g
 .Q5 =Q/. Der laut Galoiskorrespondenz zugehörige Zwischenkörperverband von Q5 =Q
ist damit Q F .h 2 i/ Q5 .
Zur Berechnung von F .h 2 i/ beachte, dass f"i j i D 1; : : : ; 4g eine Basis von Q5 =Q ist.

w WD SpfId; 2 g ."/ D " C "1 2 F .h 2 i/ und w 0 WD  .w/ D "2 C "2 :


274 29 Kreisteilungskörper

Da w 6D w 0 gilt w 2 F .h 2 i/ n Q.

Wegen  .w 0 / D w folgt

mw; Q D .X  w/ .X  w 0 / D X 2  .w C w 0 / X C w w 0
D X 2  ." C "2 C "3 C "4 / X C ." C "2 C "3 C "4 /
D X2 C X  1 :

p p
Nun ist w > 0 und w 0 < 0, also 2 cos 2
5
D w D 12 . 5  1/ und w 0 D  12 . 5 C 1/. Es
folgt
p p
F .h 2 i/ D Q.w/ D Q. 5/ und cos 2 5 D 4 . 5  1/ :
1

Damit erhält man ein Verfahren zur Konstruktion des regulären Fünfecks.

29.10 Laut Satz 29.10 (Algebrabuch) ist ein regelmäßiges n-Eck mit n  3 genau dann
konstruierbar, wenn n D 2j p1    pr mit j 2 N0 und verschiedenen fermatschen Prim-
zahlen p1 ; : : : ; pr . Daher ermittle man alle Zahlen der Form n D 2a  3b  5c  17d mit
a 2 N0 und fb; c; d g 2 f0; 1g (beachte, dass die Zahlen 3, 5, 17 die einzigen fermat-
schen Primzahlen  100 sind). Man erhält die Zahlen 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12, 15, 16, 17,
20, 24, 30, 32, 34, 40, 48, 51, 60, 64, 68, 80, 85, 96.


29.11 Es seien K D Q.m /, d D ŒK.n / W K D Q.m ; n / W Q.m / . Das Minimal-
polynom von n über K hat den Grad d und ist ein Teiler des Minimalpolynoms ˚n von
n über Q. Es gilt also d  deg ˚n D '.n/, und wir müssen d D '.n/ zeigen. We-
gen ggT.m; n/ D 1 ist m n eine primitive m n-te Einheitswurzel. Also ist Q.m ; n / D
Q.mn / der m n-te Kreisteilungskörper über Q, und es gilt ŒQ.m ; n / W Q D '.m n/.
Wegen ggT.m; n/ D 1 gilt außerdem '.m n/ D '.m/ '.n/. Somit haben wir

ŒQ.m ; n / W Q.m / ŒQ.m / W Q D ŒQ.m ; n / W Q D '.m/ '.n/;

und Kürzen durch ŒQ.m / W Q D '.m/ zeigt wie gewünscht d D '.n/.

Bemerkung Die vorangehende Betrachtung zeigt noch Q.m / \ Q.n / D Q. Für nicht
notwendig teilerfremde Zahlen m; n gilt Q.m ; n / D Q.kgV.m;n/ /, Q.m / \ Q.n / D
Q.ggT.m;n/ /, und das Zerfallen des Kreisteilungspolynoms ˚n in Q.m / wird dadurch
auch geregelt: Ist v D kgV.m; n/, d D ggT.m; n/, so zerfällt ˚n in Q.m / in lauter
irreduzible Faktoren vom Grad ŒQ.v / W Q.m / D '.v/='.m/ D '.n/='.d /, und es gibt
demnach '.d / solche Faktoren.
29.2 Lösungen 275

29.12 Wegen
X 5  1 D .X  1/ .X 4 C X 3 C X 2 C X C 1/
ist der 5-te Kreisteilungskörper K5 über K D Z2 (das ist der Zerfällungskörper von X 5 1
über K) auch der Zerfällungskörper von P über K. Nach Lemma 29.8 (Algebrabuch) ist
Kn =K dann galoissch, wenn Char K − n. Das ist hier erfüllt, n D 5 und Char K D 2.
Nach dem eben erwähnten Lemma ist die Galoisgruppe zu einer Untergruppe von Z 5
isomorph und genau dann zu Z 5 isomorph, wenn P irreduzibel über K ist.

Wir zeigen, dass P irreduzibel über K ist: Wegen P .0/ 6D 0 6D P .1/ hat P keine Wurzel
in K. Falls P einen Teiler vom Grad 2 hat, so hat P auch einen irreduziblen Teiler vom
Grad 2. Das einzige irreduzible Polynom vom Grad 2 über Z2 lautet X 2 C X C 1 (siehe
Aufgabe 19.3). Eine Division mit Rest liefert:

P D .X 2 C X C 1/ X 2 C X C 1 :

Damit ist begründet, dass P irreduzibel ist. Damit ist die Galoisgruppe von P über K zu
Z
5 Š Z4 isomorph.

29.13 Wegen ŒQ./ W Q D '.n/ und Q Q. C  1 / Q./ liefert der Gradsatz

'.n/ D ŒQ./ W Q D ŒQ./ W Q. C  1 / ŒQ. C  1 / W Q :

Die Aufgabe ist gelöst, wenn wir nur ŒQ./ W Q. C  1 / D 2 begründen können.
Wegen
 . C  1 / D  2 C 1
ist  eine Wurzel des Polynoms X 2  . C  1 / X C 1 2 Q. C  1 /ŒX; somit gilt
ŒQ./ W Q. C 1 /  2. Im Fall ŒQ./ W Q. C 1 / D 1 wäre aber Q./ D Q. C 1 /.
Das ist nicht möglich, da  2 C n R und  C  1 2 R. Somit gilt ŒQ./ W Q. C  1 / D 2.
Auflösung algebraischer Gleichungen durch
Radikale
30

30.1 Aufgaben

30.1  Man zeige: Liegt eine Wurzel eines über Q irreduziblen Polynoms P in einer
Radikalerweiterung von Q, so liegt auch jede andere Wurzel von P in einer Radikaler-
weiterung.

30.2  Man zeige, dass ein Polynom P über Q mit der Diedergruppe Dn als Galois-
gruppe durch Radikale auflösbar ist.

30.3  Geben Sie alle Teilkörper des Zerfällungskörpers von X 15  1 2 QŒX als
Radikalerweiterungen von Q an.

30.4  Es sei L Zerfällungskörper von X 7  1 2 QŒX. Geben Sie einen Unterkörper


von L an, der keine Radikalerweiterung von Q ist.


    Zeigen
30.5  Sie: Es sei p  5 eine Primzahl. Für das Polynom Pp D X 3 X 
2 X  4    X  2.p  3/  2 gilt Q .Pp / Š Sp .

30.2 Lösungen

30.1 Es sei L eine Radikalerweiterung von Q, in der eine Wurzel a von P liege. Ist N die
normale Hülle von L=K, so liegt jede weitere Nullstelle von P in N . Nach Lemma 30.8
(Algebrabuch) ist N=K eine Radikalerweiterung. Hieraus folgt die Behauptung.
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C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_30
278 30 Auflösung algebraischer Gleichungen durch Radikale

30.2 Wegen Char Q D 0 dürfen wir Korollar 30.11 (Algebrabuch) anwenden: Die Die-
dergruppe Dn ist nach Aufgabe 11.5 für jedes n 2 N auflösbar. Damit ist das Polynom P
durch Radikale auflösbar.

2 i
30.3 Der Zerfällungskörper von X 15  1 über Q ist Q./ mit  D e 15 . Es gilt  WD
 .Q./=Q/ Š Z 15 Š Z2  Z4 . Die Elemente von  sind die Q-Automorphismen von
Q./, die gegeben sind durch

k W  7!  k mit ggT.15; k/ D 1 ;

also  D fId; 2 ; 4 ; 7 ; 8 ; 11 ; 13 ; 14 g mit

o.2 / D 4 ; o.4 / D 2 ; o.7 / D 4 ; o.8 / D 4 ; o.11 / D 2 ; o.13 / D 4 ; o.14 / D 2 :

Die Untergruppen der Ordnung 4 von  sind:

h2 i ; h7 i ; h4 ; 11 i :

Und die Untergruppen der Ordnung 2 von  sind:

h4 i ; h11 i ; h14 i :

Damit erhalten wir den Untergruppenverband (der Vollständigkeit halber geben wir auch
gleich den noch zu bestimmenden Zwischenkörperverband mit an) in Abb. 30.1.

 Q

h2 i h7 i h4 ; 11 i h2 iC h7 iC h4 ; 11 iC

h4 i h11 i h14 i h4 iC h11 iC h14 iC

hIdi Q./

Abb. 30.1 Der Untergruppen- und Zwischenkörperverband der Galoiserweiterung Q./=Q

Wir ermitteln h2 iC mit der Methode mit der Spur (vgl. Lemma 28.3 (Algebrabuch)):
Wegen
Sph2 i ./ D  C  2 C  4 C  8 2 h2 iC n Q
30.2 Lösungen 279

gilt mit  WD  C  2 C  4 C  8 :
h2 iC D Q./ :
Wir bestimmen nun Q./ als Radikalerweiterung:
Es ist  Wurzel eines Polynoms aus QŒX vom Grad 2, die zweite Wurzel dieses Polynoms
ist ; damit lautet das Polynom:

.X  / .X  / D X 2  . C / X C   :

Wegen

2 4 8 X
14
 D  C  2 C  4 C  8 ;  D  C  C  C  D  7 C  11 C  13 C  14 und k D 0
kD0

erhalten wir mit  5 C 10 C 15 D 0,  3 C. 3 /2 C. 3 /3 C. 3 /4 D 1 und 1C 5 C 10 D 0:

 C  D 1 und   D 4 :
p
Also ist  Wurzel von X 2  X C 4, folglich gilt  D 1
2
.1 C 15/, somit erhalten wir:
p
h2 iC D Q. 15/ :

Wir ermitteln h7 iC mit der Methode mit der Spur (vgl. Lemma 28.3 (Algebrabuch)):
Wegen
Sph7 i ./ D  C  7 C  4 C  13
gilt mit  WD  C  7 C  4 C  13 :

h7 iC D Q./ :

Wir bestimmen nun Q./ als Radikalerweiterung: Es ist  Wurzel eines Polynoms aus
QŒX vom Grad 2, die zweite Wurzel ist :

.X  / .X  / D X 2  . C / X C   :

Analog zu oben erhält man

 C  D 1 und   D 1 :
p
Also ist  Wurzel von X 2  X C 1, folglich  D 1
2 .1 C 3/:
p
h7 iC D Q. 3/ :
280 30 Auflösung algebraischer Gleichungen durch Radikale

Wir ermitteln h4 ; 11 iC : Wegen

Sph4 ; 11 i ./ D  C  4 C  11 C  14

gilt für  WD  C  4 C  11 C  14 :

h4 ; 11 iC D Q./ :

Wir bestimmen nun Q./ als Radikalerweiterung: Es ist  2 R Wurzel eines Polynoms
aus QŒX vom Grad 2. Weil das Minimalpolynom von  keine zweifache Wurzel haben
kann, brauchen wir ein zweites Element aus Q./, das ebenfalls unter h4 ; 11 i festbleibt:

Sph4 ; 11 i . 2 / D  2 C  8 C  7 C  13 DW  0 :

Also X 2  . C  0 / X C   0 :
Nach einer Rechnung analog zu oben erhält man

 C  0 D 1 und   0 D 1 :
p
Also ist  Wurzel von X 2  X  1, folglich  D 1
2
.1 C 5/:
p
h4 ; 11 iC D Q. 5/ :

Wir ermitteln h4 iC : Wegen h4 iC D h2 iC h7 iC gilt


p p
h4 iC D Q. 15; 3/ :

Analog erhält man


q  q 
p p
h11 iC D Q 2 .5  5/ und h14 iC D Q 6 .5  5/

und schließlich
s q  !
p p
Q./ D Q 2 5 6 .5  5/  2  28 :

30.4 Es gilt  WD  .L=Q/ Š Z


7 Š .Z6 ; C/: Es ist  W  7!  ein erzeugendes
3

Element der Gruppe  .


Wir erhalten den Untergruppen- und Zwischenkörperverband in Abb. 30.2.
30.2 Lösungen 281


2

h 2 i 3

3
h 3 i

2
fIdg
Q
2

h 2 iC 3

3
h 3 iC

2
Q./

Abb. 30.2 Der Untergruppen- und Zwischenkörperverband der Galoiserweiterung Q./=Q

Wir ermitteln h 2 iC mit der Methode mit der Spur (vgl. Lemma 28.3 (Algebrabuch)):

Sph 2 i ./ D  C  2 C  4 DW " 2 h 2 iC :

Die zweite Wurzel des Minimalpolynoms von " ist "0 D " D  1 C  2 C  4 D  6 C
 4 C  2 ; damit gilt:
.X  "/ .X  "0 / D X 2 C X C 2 :
p
Wegen " D 12 .1 C 7/ erhalten wir:
p
h 2 iC D Q. 7/ :
p
Der Zwischenkörper Q. 7/ ist eine einfache Radikalerweiterung von Q.
Wir ermitteln h 3 iC mit der Methode mit der Spur (vgl. Lemma 28.3 (Algebrabuch)):

Sph 3 i ./ D  C  1 :

Also gilt
h 3 iC D Q. C  1 / und ŒQ. C  1 / W Q D 3 :
p p
Wäre dies eine Radikalerweiterung, so wäre  C  1 D 3 a für ein a 2 Q mit 3 a 62 Q.
Weil h 3 i Normalteiler in  ist, wäre Q. C  1 / normal über Q (beachte den Teil (c)
des Hauptsatzes der endlichen Galoistheorie 27.10 (Algebrabuch)). Der Zwischenkörper
Q. C  1 / enthielte also auch die dritten Einheitswurzeln – ein Widerspruch zu Q. C
 1 / R.
282 30 Auflösung algebraischer Gleichungen durch Radikale

30.5 Wir zeigen, dass das Polynom Pp irreduzibel ist und genau zwei nichtreelle Null-
stellen hat. Die Behauptung folgt dann aus Lemma 28.5 (Algebrabuch).
Pp
Irreduzibilität: Wir setzen Pp .x/ D j D0 aj X j 2 QŒx. Wegen p  5 kommt in der
angegebenen Darstellung für Pp der Faktor .X  2/ .X  4/ vor. Zusammen mit a0 D 2
haben wir also 2 j aj für 0  j  p  1, 4 − a0 . Das Eisenstein-Kriterium mit p 0 D 2
liefert die Irreduzibilität von Pp .
Es gibt genau zwei nichtreelle Nullstellen: Die Anzahl der reellen Wurzeln von Pp be-
stimmen wir mit einer Kurvendiskussion: Für x  0 ist Pp .x/ < 0. Für x  2 .p  3/ C 1
ist Pp .x/ > 0. Für x D 4 k C 1, 0  k  .p  3/=2, sind 2 k C 3 Faktoren des Produkts
 
X 3 .X 2/ .X 4/    X 2 .p 3/ positive ganze Zahlen, p 32 k Faktoren negative
ganze Zahlen, und ˙3 kommt als Faktor vor. Also ist Pp .4k C 1/  1. Analog schließt
man Pp .x/ < 0 für x 2 Œ4k C 2; 4k C 4, 0  k  .p  5/=2; zusammengefasst:
8
ˆ
<2 für x D 2k, 0  k  p  3;
ˆ
Pp .x/ D > 0 für x D 4k C 1, 0  k  .p  3/=2;
ˆ
:̂< 0 für x 2 Œ4k C 2; 4k C 4, 0  k  .p  5/=2:

Das Polynom Pp hat nach dem Zwischenwertsatz mindestens 2 Wurzeln ˛2k ; ˛2kC1 in
Œ4k; 4k C 2 für k 2 f0; 1; : : : ; .p  5/=2g und eine weitere Wurzel ˛p3 in Œ2.p 
3/; 2.p  3/ C 1. Da ˇ0 D 0 eine zweifache Wurzel von Pp0 ist, hat Pp0 genau eine Wurzel
ˇkC1 2 Œ2k; 2k C 2, 0  k  .p  5/=2, und deswegen einheitliches Vorzeichen in
.2k; ˇkC1 / und in .ˇkC1 ; 2k C 2/. Neben ˛0 ; : : : ; ˛p3 gibt es also keine weiteren reellen
Wurzeln von Pp , und wir sind fertig.
Die allgemeine Gleichung 31

31.1 Aufgaben

31.1  Stellen Sie die folgenden symmetrischen Funktionen jeweils explizit durch
elementarsymmetrische Funktionen dar.

(a) X12 C X22 C X32 2 QŒX1 ; X2 ; X3 .


(b) X14 C X13 X2 C X12 X22 C X1 X23 C X24 2 QŒX1 ; X2 .
(c) X13 C X23 C X33 2 QŒX1 ; X2 ; X3 .

31.2  Bestimmen Sie jeweils die Diskriminante des Polynoms P und entscheiden
Sie, ob P eine doppelte Nullstelle in C hat:

(a) P D X 4 C 1 2 RŒX.
p
(b) P D X 3  6X C 2 2 2 RŒX.
(c) P D .X 7  2X 3 C X  1/3 2 RŒX.

31.3  Es sei P 2 RŒX ein normiertes Polynom, welches in Linearfaktoren zerfällt.


Zeigen Sie: DXP D DP  P .0/2 .

31.4  Es sei K ein Körper mit Char K … f2; 3g. Bringen Sie die Gleichung ax 3 C
bx C cx C d D 0 mit a; b; c; d 2 K, a ¤ 0, durch eine geeignete Substitution auf die
2

Form x 0 3 C px 0 C q D 0.

31.5  Bestimmen Sie mit den cardanoschen Formeln die Wurzeln des Polynoms
P D X 3  6 X C 2 2 QŒX.
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C. Karpfinger, Arbeitsbuch Algebra, DOI 10.1007/978-3-662-45981-2_31
284 31 Die allgemeine Gleichung

31.2 Lösungen

31.1 Da die elementarsymmetrischen Funktionen den Körper der symmetrischen Funk-


tionen erzeugen, ist jede der angegebenen symmetrischen Funktionen eine Summe
von Vielfachen von Produkten von Potenzen der elementarsymmetrischen Funktionen
s1 ; : : : ; sn (siehe Abschn. 31.1.2 (Algebrabuch)), die in den hier gegebenen Fällen n D 2
und n D 3 lauten:

 n D 2: s1 D X1 C X2 ; s2 D X1 X2 .
 n D 3: s1 D X1 C X2 C X3 ; s2 D X1 X2 C X1 X3 C X2 X3 ; s3 D X1 X2 X3 .

(a) Wir haben den Fall n D 3. Es liegt nahe, vorab s22 zu bestimmen:

s22 D .X1 X2 C X1 X3 C X2 X3 /2
D .X1 X2 /2 C 2 .X1 X2 / .X1 X3 C X2 X3 / C .X1 X3 C X2 X3 /2
D X12 X22 C X12 X32 C X22 X32 C 2 X12 X2 X3 C 2 X1 X22 X3 C 2 X1 X2 X32 :

Nun erkennt man sofort:

X12 X22 C X22 X32 C X12 X32 D s22  2s1 s3 :

(b) Wir haben den Fall n D 2. Es liegt nahe, vorab s14 zu bestimmen:

s14 D .X1 C X2 /4 D X14 C 4 X13 X2 C 6 X12 X22 C 4 X1 X23 C X24 :

Nun erkennt man sofort:

X14 C X13 X2 C X12 X22 C X1 X23 C X24 D s14  3s12 s2 C s22 :

(c) Wir haben den Fall n D 3. Es liegt nahe, vorab s13 zu bestimmen:

s13 D .X1 C X2 C X3 /3 D X13 C 3 X12 .X2 C X3 / C 3 X1 .X2 C X3 /2 C .X2 C X3 /3


D X13 C X23 C X33
C 3 X12 X2 C 3 X12 X3 C 3 X1 X22 C 6 X1 X2 X3 C 3 X1 X32 C 3 X22 X3 C 3 X2 X32 :

Nun erkennt man sofort:

X13 C X23 C X33 D s13  3s1 s2 C 3s3 :


31.2 Lösungen 285

31.2 Da sich die Diskriminante bei Erweiterung des Grundkörpers nicht ändert, können
wir auch jeweils P 2 CŒX annehmen.
(a) Da

P D X 4 C 1 D .X 2 C i/.X 2  i/
p p p p
D .X  12 2.1 C i// .X C 12 2.1 C i// .X  12 2.1 C i// .X C 12 2.1 C i//

erhalten wir für die Diskriminante das Produkt über die Quadrate der Differenzen aller
Nullstellen zu DP D 28 D 256. Somit hat P keine doppelte Nullstelle.
(b) Aus der Formel DX 3 CpX Cq D 4p 3  27q 2 erhalten wir DP D 648, und somit hat P
keine doppelte Nullstelle.
(c) Da p (mindestens) eine doppelte Nullstelle hat, ist DP D 0.

Qn Q
31.3 Es sei P D i D1 .X  ai / mit allen ai 2 R. Dann ist DP D i <j .ai  aj /2 und
!
Y Y
DXP D .0  ai /
2
 .ai  aj /2 D P .0/2  DP :
i i <j

31.4 Eine Substitution, die den quadratischen Term zum Verschwinden bringt, ist x 0 D
ax C b=3. Es gilt x 0 3 D a3 x 3 C a2 bx 2 C ab 2 x=3 C b 3 =27, also x 0 3 C .ac  b 2 =3/x 0 C
2b 3 =27  abc=3 C a2 d D 0, d. h. p D ac  b 2 =3, q D 2b 3 =27  abc=3 C a2 d .

31.5 Die Polynomfunktion f mit f .x/ D x 3  6x C 2 hat wegen f .1/ D 1 < 0,


f .0/ D 2 > 0, f .1/ D 3 < 0, f .C1/ D C1 > 0 nach dem Zwischenwertsatz
3 reelle Nullstellen. Nach dem Eisenstein-Kriterium mit p D 2 ist f über Q irreduzibel.
Wir erhalten die Wurzeln mit den cardanoschen Formeln aus Satz 31.8 (Algebrabuch):
Mit p D 6 und q D 2 erhalten wir zuerst die Diskriminante

DP D 27 q 2  4 p 3 D 756 D 22  33  7 :

Wir ermitteln a0 und b 0 aus dem erwähnten Satz:


s q
0 2 1 p 3 p
a D 3  C p 756 D 1 C i 7 ;
2 6 3
s q
0 2 1 p 3 p
b D   p
3
756 D 1  i 7 :
2 6 3

Damit 3 a0 b 0 D p D 6 erfüllt ist, müssen wir b 0 D a0 nehmen. Damit erhalten


p
wir die
drei Wurzeln v1 ; v2 ; v3 mit der primitiven dritten Einheitswurzel " D 1Ci2 3 :
286 31 Die allgemeine Gleichung
p p 
 v1 D a0 C b 0 D 2 Re
3
1 C i 7 ,
 p p 
 v2 D "2 a0 C " b 0 D 2 Re " 1 C i 7 ,
3

 p p 
 v3 D " a0 C "2 b 0 D 2 Re "2 1 C i 7 ,
3

p
wobei wir uns a0 fest gewählt denken – etwa als die dritte Wurzel von 1 C i 7 mit dem
kleinsten positiven Argument.

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