Sonograph I e
Sonograph I e
Sonograph I e
Natalie Jaspers
Sonographie
– organ- und
leitsymptomorientiert
1 23
Priv.-Doz. Dr. Guido Michels
Klinik III für Innere Medizin
Universitätsklinikum zu Köln
Kerpener Str. 62
50937 Köln
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Vorwort
Die Sonographie ist ein rasch verfügbarer, verlängerter Untersuchungsarm und hochspezialisiertes
Diagnostikum gleichermaßen. Das Spektrum der Untersuchungsmöglichkeiten hat in den letzten
Jahren deutlich zugenommen. Viele Kolleginnen und Kollegen sämtlicher Fachdisziplinen – ob Innere
Medizin, Allgemeinmedizin, Chirurgie oder Intensivmedizin – werden schon frühzeitig mit dem So-
nographiegerät konfrontiert. Dabei sollte das einzelne Ultraschallbild nicht isoliert betrachtet werden,
sondern in Zusammenschau aller klinischen Befunde und differenzialdiagnostischen Überlegungen.
Über allgemeine Grundlagen bis zur speziellen Ultraschalldiagnostik haben wir mit diesem Buch ver-
sucht, die Lücke zwischen sonographischer Bildgebung und Klinik didaktisch zu schließen.
Die Erstellung eines derartigen Buches ist ohne die Hilfe zahlreicher Kolleginnen und Kollegen kaum
denkbar. An dieser Stelle möchten wir uns bei allen beitragenden Autorinnen und Autoren herzlich
bedanken.
Damit dieses Werk weiter reifen kann, sind wir allen Lesern für Anregungen, Kritik und Verbesse-
rungsvorschläge sehr dankbar.
Inhaltsverzeichnis
5.2.4 Akute periphere arterielle Verschlusskrankheit . . . . 265 7.2.2 Prozedere der perkutanen Leberbiopsie
5.2.5 Chronische arterielle Verschlusskrankheit . . . . . . . . . 266 nach Menghini – »Leberblindpunktion« . . . . . . . . . . . 309
5.2.6 Aneurysmata peripherer Arterien (allgemein) . . . . . 268 7.3 Nierenbiopsie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .310
5.2.7 Aneurysma spurium (Pseudoaneurysma, 7.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310
falsches Aneurysma) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 7.3.2 Prozedere der Nierenbiopsie bei Eigennieren
5.2.8 Dissektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 und Transplantatnieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310
5.2.9 Arteriovenöse Fisteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269 7.4 Transthorakale Punktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .312
5.2.10 Entzündliche Gefäßerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . 270 7.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
5.2.11 Angeborene Gefäßpathologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 7.4.2 Prozedere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
5.3 Hirnversorgende Arterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .271 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
5.3.1 Allgemeine Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
5.3.2 Stenosekriterien und -graduierungen . . . . . . . . . . . . . 271 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317
5.3.3 Gefäßverschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 G. Michels, N. Jaspers, Ch. Feldmann
5.3.4 Intima-Media-Dicke in der A. carotis communis . . . 273 A Sonographische Kenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . .318
5.3.5 Besondere Befunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 Kenngrößen Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
5.3.6 A. vertebralis und A. subclavia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 Kenngrößen Gallenblase/Gallenwege . . . . . . . . . . . . . 318
5.4 Periphere Venen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .275 Kenngrößen Pankreas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
5.4.1 Einteilung des Venensystems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Kenngrößen Milz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
5.4.2 Beinvenenthrombose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 Kenngrößen Niere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
5.4.3 Varikosis/Varizen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Kenngrößen Magen-Darm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
5.5 Abdominelle Arterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .279 B Qualitätssicherung in der Sonographie
5.5.1 Aorta abdominalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 und DEGUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .320
5.5.2 Truncus coeliacus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 Allgemeines zur Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . . 320
5.5.3 Arteria mesenterica superior (AMS) . . . . . . . . . . . . . . . 280 Erwerb der fachlichen Befähigung . . . . . . . . . . . . . . . . 320
5.5.4 Akuter Mesenterialarterienverschluss (AMV) . . . . . . 280 Qualifikation der Ausbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
5.5.5 Arteria mesenterica inferior (AMI) . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Anforderungen an die apparative Ausstattung . . . . 320
5.5.6 Arteriae renales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Ärztliche Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
5.5.7 Nierenarterienstenose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 Sanktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
5.6 Abdominelle Venen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .283 DEGUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
5.6.1 Vena cava inferior (VCI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
5.6.2 Lebervenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
5.6.3 Vena portae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
6 Kontrastsonographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287
H. Kinkel
6.1 Kontrastsonographie im Abdomen . . . . . . . . . . . . .288
6.1.1 Technischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288
6.1.2 Untersuchungsvoraussetzungen und
Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
6.1.3 EFSUMB-Leitlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290
6.1.4 Kontrastverhalten typischer fokaler
Leberläsionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
6.1.5 Extrahepatische Kontrastmittelanwendungen . . . . . 299
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
Autorenverzeichnis
Allgemeine Sonographie
N. Jaspers, G. Michels
1.2 Geräteeinstellungen – 9
1.2.1 Geräteparameter – 9
1.2.2 Sondentypen – 10
Literatur – 20
1.1 Technische und physikalische Grundlagen ▬ Im Ultraschallgerät erfolgt Umwandlung dieser elektri-
1 schen Signale in Bildpunkte
N. Jaspers, G. Michels
Impuls-Echo-Verfahren
▬ Schallköpfe sind Sonden, die Schallwellen (bzw. eine Serie
1.1.1 Definition von Ultraschall bzw. von Ultraschallwellen) aussenden und reflektierte, zum
Sonographie Schallkopf zurückkehrende Schallwellen empfangen können
▬ Prinzip des Echolots (⊡ Abb. 1.2):
Definition – Aus der Laufzeit (Zeit zwischen dem ausgesendeten Signal
Ultraschall: Schallwellen mit Frequenzen, die oberhalb und dem reflektierten und wieder empfangenen Impuls)
des vom Menschen wahrnehmbaren Frequenzbereichs kann – bei bekannter Schallgeschwindigkeit – die Tiefe
(>20.000 Hz) liegen (⊡ Abb. 1.1) bzw. die Entfernung des Reflektors errechnet werden
▬ Infraschall: Schallfrequenzen <20 Hz ▬ Entwicklung des Echolotprinzips durch den Physiker
▬ Menschliches Gehör: 20–20.000 Hz Behm 1921 nach dem Untergang der Titanic zur Vermei-
dung ähnlicher Katastrophen in der Schifffahrt
▬ Ultraschallsysteme legen eine Schallgeschwindigkeit (Laufge-
Definition schwindigkeit) im Gewebe von 1540 m/s zugrunde ( unten)
Sonographie oder Ultraschalldiagnostik: Nutzung der
(teilweisen) Reflexion von Ultraschallwellen an Grenzflächen Ausbreitung von Ultraschall im biologischen
unterschiedlicher Gewebe im Körper zur Beurteilung von Gewebe
Organen und pathologischen Strukturen. Grundlagen und Kenngrößen zu Schallwellen
▬ Schallwellen (⊡ Abb. 1.3)
– Sind an Materie gebunden
1.1.2 Erzeugung, Ausbreitung und Empfang – Sind im Vakuum nicht ausbreitungsfähig
von Ultraschallwellen – Breiten sich aus in Luft, Flüssigkeiten sowie biologi-
schem Gewebe in Form von Longitudinalwellen bzw.
(Umgekehrter) piezoelektrischer Effekt von Zonen mit Über- und Unterdruck (Verdichtungs-
und Verdünnungszonen)
Definition
▬ Kenngrößen von Schallwellen
▬ Piezoelektrischer Effekt: werden elastische Körper
– Amplitude (maximaler Druck, »Höhe« der Welle)
verformt, entsteht eine elektrische Polarisation bzw. eine
– Frequenz f (Anzahl der Schwingungen pro Sekunde [1/s])
elektrische Spannung
– Wellenlänge λ (Abstand zweier Wellenberge bzw. mini-
▬ Indirekter piezoelektrischer Effekt: bei Anlage einer
maler Abstand der Punkte gleicher Phase [m])
Wechselspannung werden elastische Körper verformt
– Schallgeschwindigkeit c (Geschwindigkeit, mit der sich
Schallwellen in einem beliebigen Medium ausbreiten
▬ Entdeckung des piezoelektrischen Effekts durch das Ehe- [m/s])
paar Curie 1880
! Merke
▬ Hochfrequente elektrische Spannung regt spezielle im
Der physikalische Zusammenhang zwischen Fre-
Schallkopf eingelagerte Kristalle zu Schwingungen an (indi-
quenz f, Wellenlänge λ und Schallgeschwindigkeit c
rekter Piezoeffekt)
lautet: c = f x [m/sec = 1/s x m].
▬ Diese Schwingungen erzeugen Druckschwankungen in
Form von Ultraschallwellen
▬ Durch zurückkehrende, auf die Kristalle im Schallkopf
auftreffende Ultraschallwellen entsteht eine Spannung
$t $t: Laufzeit
(direkter Piezoeffekt) $x = c
C: Schallgeschwindigkeit
$x: Entfernung
Infra-
schall Hörbereich des menschlichen Ohrs Ultraschall
$x
Sprache
Frequenz(f)
(Hz)
<16 63 300 3150 8000
10 100 1000 10000 20000
⊡ Abb. 1.1 Frequenzbereiche ⊡ Abb. 1.2 Prinzip des Echolots. Berechnung der Entfernung
1.1 · Technische und physikalische Grundlagen
3 1
▬ Wellenlänge Axiales Auflösungsvermögen
▬ Ist ein Maß für Detailerkennbarkeit: ▬ Auflösungsvermögen in Ausbreitungsrichtung der Schall-
– Je kürzer die Wellenlänge, desto geringer die Größe ge- wellen
rade noch erkennbarer Strukturen ▬ Kleinster Abstand zwischen zwei in Ausbreitungsrichtung
– Je größer die Wellenlänge, desto schlechter die Auflösung des Ultraschallsignals liegenden reflektierenden Gewebe-
schichten, die gerade noch getrennt wahrgenommen wer-
Schallgeschwindigkeiten in unterschiedlichen Geweben den können
▬ Schallgeschwindigkeit ▬ Das axiale Auflösungsvermögen ist durch die Länge eines
– Ist abhängig vom schwingenden Medium bzw. von des- Ultraschallimpulses bestimmt und entspricht meist einer
sen Dichte und Kompressibilität oder mehrerer Schallwellenlängen
– Nimmt mit der Steifigkeit (»Festigkeit«) der Materie zu ▬ Je höher die Sendefrequenz bzw. je kürzer die damit ver-
– Ist z. B. in Knochen deutlich höher als in Luft (⊡ Tab. 1.1) bundene Wellenlänge, umso höher ist die Auflösung
Verdünnung
¬
®
®
¬
®
®
«
« Nahfeld
Verdichtung
®
®
¬
®
®
«
Wellenlänge
O ¬
« Fokuszone
Amplitude
¬
« Fernfeld
Zeit
Beispiel: Der Ductus Wirsungianus ist gut darstellbar, wenn ▬ Niedrige Frequenz, schlechteres Auflösungsvermögen,
1 senkrecht vom Ultraschallsignal und am besten innerhalb der bessere Eindringtiefe
Fokuszone getroffen; die rechts und links lateralen Anteile des ▬ Eindringtiefe wird außerdem durch Streuung und Absorp-
Pankreasganges sind dagegen nicht oder nur unscharf erkenn- tion beeinflusst
bar (⊡ Abb. 1.5).
! Merke
Eine bessere Ortsauflösung geht daher immer auf Kos-
Elektronische Fokussierung (⊡ Abb. 1.6)
ten der sonographischen Untersuchungstiefe.
▬ Verschiebung der Fokuszone in variable Tiefen durch zeit-
lich versetzte Ansteuerung der Piezoelemente ! Merke
▬ Bei modernen Ultraschallgeräten ist auch die Verwendung 3,5 MHz-Konvexscanner für die Abdomensonographie
mehrerer Fokuszonen möglich (aber: Verminderung der mit guter Eindringtiefe, aber eingeschränkter Detailer-
Bildwiederholungsrate wegen der für jede Fokuslage erneut kennbarkeit
anzusteuernden Schallelemente) 7,5 MHz-Linearschallkopf für die Schilddrüse, Small-
parts und die Darmsonographie mit hoher Ortsauflö-
Zusammenhang zwischen Frequenz, sung, aber nur geringer Eindringtiefe
Auflösungsvermögen und Eindringtiefe
▬ Hohe Frequenz, gutes Auflösungsvermögen, geringe Ein- Schallwelleneigenschaften und Abschwächungs-
dringtiefe (⊡ Tab. 1.2) mechanismen
Reflexion
▬ Reflexion von Schallwellen an Grenzflächen im Körper ist
Grundlage für die Darstellung von Organen mit der Ultra-
schalltechnik
▬ Je größer der Impedanzunterschied an der Grenzfläche
zwischen zwei Stoffen, desto stärker die Reflexion von
Schallwellen
Definition
Impedanz: Widerstand, der der Ausbreitung von Schallwel-
len entgegenwirkt; wird durch die Eigenschaften des Aus-
breitungsmediums bestimmt: Z = ρ×c
(Z: Impedanz [kg/s×m2]; ρ: Dichte der Materie [kg/m3];
c: Schallgeschwindigkeit [m/s])
Beispiele: Luft 0,0004 kg/s×m2, Knochen 6,66 kg/s×m2, sons-
tiges Gewebe 1,4–1,7 kg/s×m2
! Merke
⊡ Abb. 1.5 Pankreasgang
Totalreflexion z. B. beim Übergang von Weichteilge-
webe zu Knochen (⊡ Abb. 1.7), Kalk, Metall oder Luft
(⊡ Abb. 1.8): (Entstehung eines Echos mit sehr hoher
Intensität; dorsal davon Schallschatten).
⊡ Tab. 1.2 Anhaltswerte für axiales und laterales Auflösungsvermögen sowie Eindringtiefe in Abhängigkeit von verwendeter Sendefrequenz bzw.
Wellenlänge
Sendefrequenz [MHz] Wellenlänge [mm] Axiales Auflösungsvermögen [mm] Laterales Auflösungsvermögen [mm] Eindringtiefe [mm]
Streuung z Beispiel: Warum ist der Tageshimmel blau und nicht schwarz?
▬ Auf glatte Oberflächen treffende Schallwellen erfahren In der Erdatmosphäre wird das Sonnenlicht an den Luftmole-
eine gerichtete Reflexion (Einfallswinkel = Ausfallswinkel) külen, kleinsten Wassertropfen und den Staubteilchen diffus ge-
(⊡ Abb. 1.9) streut. Je kürzer die Wellenlänge, desto stärker die Streuung von
Lichtwellen. Deshalb wird der blaue Anteil des Sonnenlichts stär-
ker gestreut als der rote oder gelbe Anteil, und der Tageshimmel
auf der Erde erscheint blau. Je mehr Partikel in der Atmosphäre
sind (z. B. Bewölkung, Smog), desto mehr wird auch längerwelli-
ges Licht gestreut, und der Himmel erscheint grau oder weiß.
Der Himmel bei Planeten ohne Atmosphäre ist dagegen
schwarz (so sieht z. B. ein Raumfahrer auf dem Mond einen
schwarzen Himmel).
Brechung
▬ Änderung der Ausbreitungsrichtung von Schallwellen, die
schräg auf Grenzflächen treffen (v. a. Grenzflächen mit
glatter Oberfläche und hoher Impedanz)
1.1.3 Bildentstehung
A-Mode
▬ A-Mode: Amplitudenmodus (⊡ Abb. 1.10)
▬ Einfachste Umsetzung des Impuls-Echo-Prinzips, erste
Darstellungsform in der Sonographie
▬ Eindimensionale Abbildung der reflektierten Schallwellen
in einem Diagramm: Darstellung der empfangenen Echos
in Abhängigkeit von der Zeit
▬ Echostärke entspricht der Amplitude; hintereinander dar-
gestellte Amplituden entsprechen Echos aus der jeweiligen
⊡ Abb. 1.8 Totalreflexion an Luft. Kolon transversum, Oberbauchquerschnitt Eindringtiefe (je höher die Amplitude, desto echoreicher ist
Gewebe in der entsprechenden Tiefe)
▬ Anwendung heutzutage kaum noch; selten in der Augen-
heilkunde (Dickenbestimmung der Hornhaut) oder in der
HNO (z. B. Nasennebenhöhlendiagnostik)
B-Mode
Reflexion Streuung ▬ B-Mode: Brightness-Mode
▬ Darstellung der Echos nicht als Ausschläge, sondern als Bild-
⊡ Abb. 1.9 Reflexion und Streuung punkte mit unterschiedlicher Helligkeit auf dem Monitor
6 Kapitel 1 · Allgemeine Sonographie
2D-Real-Time-Verfahren
▬ Häufigste Methode in der Ultraschalldiagnostik heut-
zutage (!)
▬ Aus einzelnen Linien zusammengesetztes Bild, wobei für
jede Linie ein Schallstrahl ausgesendet und wieder empfan-
gen wird
▬ Zweidimensionales Schnittbild entsteht durch automati-
schen Schwenk des Schallstrahls und Synchronisierung der
B-Mode-Darstellung in Echtzeit
▬ Kopplung mit B-Mode, M-Mode und Dopplersonographie
möglich ⊡ Abb. 1.11 Schallschatten bei Gallenstein
EKG
Rechter Ventrikel Schallkopf
T
Aorta
⊡ Abb. 1.13 Schallschatten mit Reverberationen dorsal lufthaltiger Struk- ⊡ Abb. 1.15 Zystenrandschatten
turen. Aerobilie nach Papillotomie
⊡ Abb. 1.14 Schallverstärkung dorsal einer Zyste. Kleine Leberzyste ⊡ Abb. 1.16 Rauschen
8 Kapitel 1 · Allgemeine Sonographie
Nebenkeulenartefakt (Bogenartefakt)
▬ Schallphänomen: echodichte, bogige Linien in echoarmen
oder echofreien Strukturen (z. B. Gallenblase, Harnblase)
(⊡ Abb. 1.21)
▬ Ursache: schwächere Schallbündel aus dem lateralen Teil der
Schallkeule (sog. Nebenkeulen) können an abseits liegenden
starken Reflektoren Echos hervorbringen, die interpretiert
werden, als kämen sie aus der Richtung der Hauptkeule
⊡ Abb. 1.17 Wiederholungsechos im Gefäßlumen der A. carotis commu- ▬ Vermeidung oder Reduktion: Kippen des Schallkopfes
nis. Helle, linienförmige Echos mit gleichen Abständen im Lumen oder Änderung der Anlotebene
⊡ Abb. 1.18 Reverberationsartefakte. Intraabdominelle Luft nach Laparo- ⊡ Abb. 1.19 Spiegelartefakt. Leberhämangiom
skopie
1.2 · Geräteeinstellungen
9 1
Laufzeitartefakt
▬ Schallphänomen: Verzerrung bzw. scheinbares Näherrü-
cken bestimmter Gewebestrukturen
▬ Ursache: Schallgeschwindigkeit variiert je nach Gewebe,
so dass ein sog. Streulinsenartefakt entstehen kann, der die
Abbildung distal oder dorsal davon verzerrt
▬ Je kürzer die Laufzeit, umso »näher« erscheint die Struktur
▬ Beispiel: Vorwölbung der Leberoberfläche unterhalb eines
Rippenknorpels (Knorpel als Streulinse: Schallgeschwin-
digkeit im Knorpel höher als im umgebenden Gewebe,
b dorsal gelegene Leberoberfläche erscheint im Vergleich
zum umgebenden Parenchym näher) (⊡ Abb. 1.22)
⊡ Abb. 1.20a,b a) Schichtdickenartefakt in Gallenblase. Verwaschener
Saum der Gallenblasenwand ( Pfeil); b) Reduktion des Schichtdickenar-
tefakts. Unauffällige, zarte Gallenblasenwand nach Änderung des Anlot- 1.2 Geräteeinstellungen
winkels
N. Jaspers
1.2.1 Geräteparameter
▬ Tiefenausgleich (TGC, »time gain control«): laufzeitabhän- – Real-time-compound-imaging oder Sono-CT: Verbesse-
1 gige Verstärkung (also Verstärkung über die gesamte Bild- rung der Darstellbarkeit von Strukturen mit nur kleinen
breite für eine bestimmte Bildtiefe), um eine gleichmäßige Impedanzsprüngen. Körperstrukturen werden von zwei
Helligkeit des gesamten Bildes zu erzielen, da je nach Ge- Winkeln angestrahlt, wodurch zwei unterschiedliche
webe die Echos unterschiedlich reflektiert oder absorbiert Bilder entstehen, die dann zusammengesetzt werden und
werden. Beispiel: Ausgleich der Überstrahlung dorsal einer verschmelzen mit dem Vorteil, dass mehr Strukturen un-
gut gefüllten Harnblase ter einem günstigen Winkel (90°) angestrahlt werden
▬ Fokusposition (Ort der höchsten Auflösung) festlegen
▬ Dynamik: dynamischer Bereich ist das Verhältnis von
niedrigster und höchster Signalamplitude bzw. der Bereich 1.2.2 Sondentypen (⊡ Abb. 1.23, ⊡ Abb. 1.24, ⊡ Abb. 1.25)
zwischen schwarz und weiß, der der niedrigsten und der
höchsten Signalamplitude zugerechnet wird. Lässt sich ma- Linearschallkopf
nuell verstellen. Niedriger dynamischer Bereich: »Hartes« ▬ Lineare Anordnung der Piezoelemente
Bild, verminderte Information über Gewebestruktur; hoher ▬ Parallele Schallausbreitung mit Entstehung einer rechtecki-
dynamischer Bereich: »Weiches«, kontrastreiches Bild, das gen Abbildung (eine trapezoidförmige Abbildung ist mög-
allerdings mehr Bildrauschen aufweist lich bei Linearschallköpfen mit virtuellem Vektor)
▬ Preprocessing: Anpassung von Bildparametern am laufen- ▬ Vorteile: gute Auflösung schallkopfnaher Strukturen (gute
den Bild (Verbesserung von Signalqualität und Auflösung Eignung für Untersuchung von Schilddrüse, Small Parts,
beim Empfang der Echos) Haut oder Gelenken)
▬ Postprocessing: Bearbeitung gespeicherter Bilder, z. B. ▬ Nachteile: große Auflagefläche, schwierige Ankopplung bei
durch Änderung der Kennlinie (bzw. der Graustufen) und gekrümmten Flächen
Kontrastverstärkung (Hervorheben des Kontrastes z. B.
zwischen Weichteilgewebe und Knochen) Konvexschallkopf
▬ Moderne Ultraschallgeräte verfügen immer mehr über ▬ Anordnung der Sendeelemente in Reihe wie bei Linear-
Möglichkeiten, über digitale Bildverarbeitung und weiter- schallkopf
entwickelte Schallkopftechniken Kontrast und Auflösungs- ▬ Konvexe Krümmung der Ankopplungsfläche
vermögen von Ultraschallbildern zu verbessern: ▬ Großflächigere (fächerförmige) Bilddarstellung v. a. in der
– Tissue harmonic imaging (THI) basiert auf nichtlinea- Tiefe bei verminderter Auflagefläche
ren Wechselwirkungen von Schallstrahlen mit Gewebe: ▬ Vorteile: gute Übersicht (Eignung für Abdomensonogra-
Ultraschall wird mit einer Grundfrequenz gesendet, und phie)
Signale mit der doppelten Frequenz (sog. Oberwelle oder ▬ Nachteile: Auflösungsvermögen geringer als beim Linear-
2. harmonische Schwingung) werden für die Bildgebung schallkopf, Verzerrungen im Nah- und Fernbereich
genutzt. Dadurch Verbesserung der Kontrast- und räum-
lichen Auflösung; wegen der geringeren Amplitude der Sektorschallkopf
nichtlinearen Frequenzanteile allerdings Grenzen in gro- ▬ Bei früher gebräuchlichen mechanischen Sektorschallköp-
ßer Tiefe, bei Fettleber und Adipositas und im Nahfeld fen werden Piezoelemente durch Drehung in verschiedene
– Contrast harmonic imaging (CHI) nutzt die Intensi- Positionen gebracht, wodurch sich Ultraschallimpulse ra-
tätserhöhung der harmonischen Frequenzanteile durch diär ausbreiten und ein sektorförmiges Bild erzeugen
Echokontrastverstärker ▬ Bei heutigen elektronischen Sektorschallköpfen werden li-
– 3D-Sonographie: hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit near angeordnete Sendeelemente gezielt elektronisch ange-
der Ultraschallgeräterechner ermöglicht die Schnittbild- steuert (phasenverschobene Ansteuerung, »phased array«),
darstellung vieler Bildebenen durch Organe in kurzer wodurch das Schallfeld über das zu untersuchende Gebiet
zeitlicher Abfolge, die eingelesen und gespeichert werden geschwenkt wird und ein sektorförmiges Bild erzeugt wird
und aus denen anschließend die dritte Bildebene (dritte ▬ Vorteile: sehr kleine Ankopplungsfläche (deshalb gute Eig-
Dimension) berechnet wird. Weitere Bildverarbeitung im nung für schwieriger zugängliche Regionen wie das Herz
eingefrorenen Bild möglich. 4D-Schall: 3D-Sonographie oder das Schädelinnere bei Säuglingen)
+ 4. (zeitliche) Dimension, d. h. bewegte 3D-Bilder
– Matrix-Array-Schallköpfe: Piezokristalle werden zwei-
dimensional bzw. mehrzeilig angeordnet, wobei jeder
Wandler selektiv angesteuert werden kann. Vorteile:
Elektronische Fokussierung nicht nur in der lateralen
Ebene, sondern auch senkrecht dazu möglich = weitge-
hende Elimination von Schichtdickenartefakten (z. B.
auch kleinste zystische Läsionen echofrei zu erkennen)
sowie Verbesserung der Penetrationsfähigkeit (bei glei- Linearsonde Konvexsonde Sektorsonde
cher Eindringtiefe können höhere Schallfrequenzen ver-
wendet werden) ⊡ Abb. 1.23 Scanbereich der unterschiedlichen Sondentypen
1.3 · Sonographische Standarduntersuchung
11 1
▬ Nachteile: schlechte Bildauflösung im schallkopfnahen Be- 1.3 Sonographische Standarduntersuchung
reich, Verzerrungen in schallkopfnahen und -fernen Arealen
N. Jaspers, G. Michels
Spezialsonden
EUS-Sonden
▬ Endoskopischer Ultraschall mit Longitudinal- oder Radial- 1.3.1 Voraussetzung
scannern (Ankopplung über einen mit Flüssigkeit gefüllten
Ballon) Patientenseitige Vorbereitung
▬ Minisondensysteme (über Biopsiekanal des Endoskops ▬ Nüchterner Patient für die Abdomensonographie, Inter-
eingeführt; Ankopplung hier mit luminaler Wasservorlauf- ventionen und KM-Sonographie; Ausnahme: Notfälle
strecke) ▬ Nicht unbedingt nüchtern für Sonographie der Schilddrüse
▬ Indikationen: und des Halses, von Pleura, Lunge, Nieren, Leiste, Harnblase
– Lokoregionäres Tumorstaging ▬ Harnblase möglichst voll (bessere Beurteilbarkeit des Un-
– Detektion kleiner Tumore in Pankreas oder ableitenden terbauches und der Beckenorgane)
Gallenwegen (sensitivstes Verfahren für Nachweis von ▬ Rückenlage, möglichst mit flachem Oberkörper (max. 300
Pankreas-, Papillen- oder distalen Gallengangskarzino- angehobener Oberkörper)
men <1 cm) ▬ Bauch und Unterbauch ganz frei machen (ggf. Gürtel und
– Beurteilung der Resektabilität gastrointestinaler Tumore Hosenknopf öffnen lassen). Abdecken von Kleidungsstü-
– Weitere Abklärung einer unklaren Cholestase cken mit Handtüchern oder Papier
▬ Feinnadelpunktionen tumorsuspekter Tumoren im pankre- ▬ Arme hinter den Kopf (dadurch streckt sich die Bauchde-
atobiliären System oder suspekter Lymphknoten cke) oder locker neben den Körper legen lassen
▬ Interventionelle Endosonographie (z. B. endosonographi-
sche Zystenpunktion oder -ableitung) Untersucherseitige Vorbereitungen
▬ Untersuchungsmaterialen (Ultraschallgel, Unterlagen für die
TEE-Sonden Liege, Handtücher oder Einmaltücher für Patienten- und
▬ Endoskopischer Ultraschall ohne Optik; Betrachtung des Schallkopfsäuberung, spezielle Desinfektionstücher für die
Herzens vom Ösophagus aus ohne störende Rippen und Schallköpfe ect.) kontrollieren und ggf. rechtzeitig nachfüllen
Lunge ▬ Höhe des Monitors, des Bedienfeldes und des Untersu-
chungshockers individuell anpassen
Rektal- oder Vaginalsonden ▬ Passenden Schallkopf auswählen und Geräteeinstellungen
▬ Stabförmige Sonden zur Untersuchung des Rektums oder optimieren ( oben)
der Genitalorgane (⊡ Abb. 1.25) ▬ Rechte Hand »gelig«: Führung des Schallkopfes, Verbesse-
▬ Je nach Sonde ist radiales und seitliches oder frontales rung der Ankopplung und der Darstellbarkeit der Organe
lineares Schnittbild möglich durch genügend Gel, durch Variieren der Anlotebene, ggf.
durch kontrollierte Kompression, um störende Luft beiseite
zu schieben
▬ Linke Hand »trocken«: ständig auf Bedienfeld, um Ultra-
schallbild zu optimieren (Eindringtiefe, Bildausschnitt,
Gesamthelligkeit, Tiefenausgleich ect.)
▬ Führung des Schallkopfkabels möglichst so, dass es trocken
▬ Atemkommandos und ggf. Lageänderung des Patienten,
um Darstellbarkeit bestimmter Organe und Strukturen zu
verbessern
! Merke
Untersuchung immer im Zusammenhang mit Indika-
tion, Anamnese und Klinik bewerten!
⊡ Abb. 1.24a–d Schallköpfe. a) Konvexschallkopf, b) Linearschallkopf,
c) Sektorschallkopf, d) 3D-Schallkopf
1.3.2 Standardschnitte
▬ Obere Hälfte des Monitorbildes zeigt die ventralen ▬ Abweichend von den u. g. Standardschnitten (⊡ Abb. 1.26–
1 bzw. die dem Schallkopf zugewandten Körperteile, die 1.55) können auch bei Lageanomalien oder interessanten
untere Hälfte die dorsalen bzw. die dem Schallkopf fern Strukturen andere Schnittebenen verwendet werden (Doku-
gelegenen mentation der Anlot- und Schnittebenen mit Piktogrammen)
a a
b b
⊡ Abb. 1.27a,b a) Oberbauchlängsschnitt; b) L: Leber; AO: Aorta; K: Kar- ⊡ Abb. 1.29a,b a) Paramedianer Längsschnitt; b) L: Leber; GB: Gallen-
dia; TC: Truncus coeliacus; AMS: A. mesenterica superior; VRS: V. renalis blase; VCI: V. cava inferior; VP: V. portae; ARD: A. renalis dextra
sinistra; VP: V. portae
1.3 · Sonographische Standarduntersuchung
13 1
⊡ Abb. 1.36 Subkostaler Schrägschnitt rechts ⊡ Abb. 1.37 Subkostaler Schrägschnitt rechts
1.3 · Sonographische Standarduntersuchung
15 1
⊡ Abb. 1.40 Hoher seitlicher Interkostalschnitt links ⊡ Abb. 1.41 Hoher seitlicher Interkostalschnitt links
⊡ Abb. 1.44 Subkostaler Schrägschnitt links ⊡ Abb. 1.46 Verlängerter hoher Interkostalschnitt rechts/Schulter-Nabel-
Schnitt
a a
b b
⊡ Abb. 1.45a,b a) Subkostaler Schrägschnitt links; b) L: Leber; M: Magen ⊡ Abb. 1.47a,b a) Verlängerter hoher Interkostalschnitt rechts/Schulter-
(nach Frühstück) Nabel-Schnitt; b) L: Leber; VCI: V. cava inferior; AO: Aorta; P: Pankreas; AH:
A. hepatica
1.3 · Sonographische Standarduntersuchung
17 1
⊡ Abb. 1.48 Mittelbauchquerschnitt ⊡ Abb. 1.49 Mittelbauchquerschnitt; VCI: V. cava inferior; AO: Aorta;
WS: Wirbelsäule
1.3.3 Standarduntersuchungsgang
1
! Merke
Die Aneignung eines schematisierten Untersuchungs-
ganges (Vorteile: kein Organ wird vergessen, das kom-
plette Abdomen wird eingesehen, Pathologien fallen
eher auf) trägt zu einer qualitativen Sonographieunter-
suchung bei.
Kippen des Schallkopfes nach kaudal, Darstellung der Begrenzung/Kontur Gut/schlecht, scharf/unscharf, Kontur
V. lienalis als Leitstruktur für das Pankreas glatt/wellig/höckerig/unregelmäßig
▬ Für Pankreaskopf vom Querschnitt aus den Schall-
Echogenität Normal, echoreich, echoarm, echofrei,
kopf ca. 300 gegen den Uhrzeigersinn drehen und isoechogen
etwas nach kaudal kippen, für Pankreaskorpus und
Schallabschwächung Normal, gering, ausgeprägt
-kauda Schallkopf vom Querschnitt aus in Richtung
linke Schulter kippen Struktur Homogen/inhomogen, vergröbert,
▬ Durchmustern des Pankreas auch im Oberbauch- fleckig
längsschnitt Raumforderung Begriff nur dann verwenden, wenn
▬ Darstellung des Pankreasschwanzes auch im Trans- Struktur tatsächlich raumfordernd, also
kostalschnitt durch das Schallfenster Milz verdrängend auf Umgebungsstrukturen
▬ Durch kontinuierliches Ziehen des Schallkopfes wirkt wie Verlagerung von Gefäßen, Vor-
wölbung der Organoberfläche
vom Oberbauch- in den Mittelbauchquerschnitt
sowie vom Oberbauch- in den Mittelbauch- Beziehung zu Umge- Z. B. verdrängend, infiltrierend
längsschnitt Darstellung der Aorta mit ihren bungsstrukturen
Gefäßabgängen, der V. cava inferior sowie des Vaskularisation im FKDS Hypo-, hypervaskularisiert
Retroperitoneums
▬ Durch weiteres Verschieben des Schallkopfes in den
Unterbauchlängsschnitt Abbildung von Harn-
blase, Geschlechtsorganen und Douglas/Ret- 1.4.2 Schriftlicher Befund und
rovesikalraum, dabei Schallkopf auch nach rechts Bilddokumentation
und links kippen oder verschieben, um gesamten
Unterbauch einzusehen Befunddokumentation
▬ Aufsetzen des Schallkopfes oberhalb der Symphyse, ▬ Möglichst direkt im Anschluss an Untersuchung
Durchmustern der Harnblase und Geschlechtsorgane ▬ Freihand oder unter Verwendung von Formblättern, stan-
im Unterbauchquerschnitt dardisierten Bögen, EDV-unterstützen Systemen
▬ Nach der KBV-Vereinbarung von Qualitätssicherungs-
maßnahmen nach § 135 Abs. 2 SGB V zur Ultraschalldia-
▬ Optimierungsmöglichkeiten für die Darstellung einzelner gnostik vom 31.10.2008 in der Fassung vom 15.10.2010 ist
Organe werden in Kap. 2 beschrieben. der sonographierende Arzt zu folgender Dokumentation
verpflichtet:
– Patientenidentität (Name und Alter)
1.4 Dokumentation und Befundung – Untersucheridentifikation
– Untersuchungsdatum
N. Jaspers, G. Michels – Fragestellung bzw. Indikation der Untersuchung
▬ Die exakte und eindeutige Beschreibung eines Ultraschall- – Ggf. eingeschränkte Untersuchungsbedingungen bzw.
befunds ist von enormer Wichtigkeit für die Reproduzier- Beurteilbarkeit
barkeit und Interpretation – Organspezifische Befundbeschreibung, außer bei Nor-
▬ Es sollte eine klare und möglichst einheitliche Nomenkla- malbefunden
tur verwendet werden (wie von der Nomenklaturkommis- – (Verdachts-)Diagnose
sion Sektion Innere Medizin der DEGUM und ÖGUM – Abgeleitete diagnostische und/oder therapeutische
empfohlen) Konsequenzen und/oder abgeleitetes anderweitiges
Vorgehen
20 Kapitel 1 · Allgemeine Sonographie
Bilddokumentation
1 ▬ Möglichkeiten der Bilddokumentation (auf gute Bildquali-
tät achten!):
– Videoprinter
– Videobanddokumentation
– Kamera
– Digitale Bildverarbeitung und -archivierung
▬ Identifikation des Patienten
▬ Ausreichende Beschriftung bzw. Dokumentation der
Schnittrichtung
▬ Bei Normalbefund: Darstellung von einer oder mehreren
geeigneten Schnittebenen zur Belegung des Normalbe-
funds im Sinne der Fragestellung
▬ Bei pathologischem Befund: Darstellung in 2 Schnittebe-
nen oder – wenn dies nicht möglich ist – in einer Schnit-
tebene
Literatur
Organbezogene Sonographie
N. Jaspers, H. Kinkel, E. Heuser, G. Michels, St. Hauslaib, M. Kochanek
2.1 Leber – 24
2.1.1 Anatomie und Sonomorphologie – 24
2.1.2 Untersuchungsablauf und Optimierungsmöglichkeiten (Standardschnitte, Leitstrukturen und
Lagerungsmöglichkeiten) – 31
2.1.3 Sonopathologie diffuser Lebererkrankungen – 31
2.1.4 Sonopathologie fokaler Leberveränderungen – 41
2.1.5 Sonopathologie der Lebergefäße – 58
2.1.6 Transplantatleber – 65
Literatur – 69
2.2 Gallenblase – 70
2.2.1 Anatomie und Sonomorphologie – 70
2.2.2 Untersuchungsablauf und Optimierungsmöglichkeiten (Standardschnitte, Leitstrukturen und
Lagerungsmöglichkeiten) – 71
2.2.3 Cholezystolithiasis – 72
2.2.4 Entzündliche Gallenblasenveränderungen – 73
2.2.5 Gallenblasentumoren – 76
2.2.6 Postoperative Zustände – 78
2.3 Gallenwege – 79
2.3.1 Anatomie und Sonomorphologie – 79
2.3.2 Untersuchungsablauf und Optimierungsmöglichkeiten (Standardschnitte, Leitstrukturen und
Lagerungsmöglichkeiten) – 80
2.3.3 Cholestase – 80
2.3.4 Gallengangsteine – 82
2.3.5 Gallengangentzündungen – 83
2.3.6 Gallengangtumoren – 84
2.3.7 Postinterventionelle Zustände – 86
2.4 Pankreas – 89
2.4.1 Anatomie und Sonomorphologie – 89
2.4.2 Untersuchungsablauf und Optimierungsmöglichkeiten (Standardschnitte, Leitstrukturen und
Lagerungsmöglichkeiten) – 91
2.4.3 Sonopathologie diffuser Pankreasparenchymveränderungen – 92
2.4.4 Sonopathologie fokaler Parenchymveränderungen – 96
2.1 Leber in der Leberpforte in Arterien des rechten und linken Le-
berlappens (⊡ Abb. 2.2 u. ⊡ Abb. 2.3)
N. Jaspers ▬ Varianten sind nicht selten: teilweise oder komplette Ver-
sorgung aus der A. mesenterica superior, Abgänge aus der
2 A. gastrica sinistra oder der A. gastroduodenalis, Ursprung
Wichtiges auf den ersten Blick aus der Aorta (3–6% d. F.); klinische Relevanz dieser
▬ Die Sonographie ist bei Lebererkrankungen das primäre Normvarianten z. B. für Operationen (Cholezystektomie,
und wesentlichste Untersuchungsverfahren. Leberchirurgie)
▬ Sowohl bei Hepatopathien als auch bei fokalen Leberläsi- ▬ Lebervenen münden nahe des rechten Vorhofes in die
onen kann sie wegweisende Informationen bringen und V. cava inferior, die an der Dorsalseite der Leber rechts
nicht selten auch direkt zu einer Diagnose führen. lateral des Lobus caudatus verläuft
▬ Ein Quantensprung gerade in der Diagnostik fokaler Lä- ▬ Anlage meist von drei Lebervenenstämmen (rechte, mitt-
sionen stellt die KM-Sonographie dar, die in einem extra lere und linke Lebervene); häufig frühzeitige weitere Auf-
Kapitel behandelt wird. zweigung der linken Lebervene
▬ Venöser Abfluss des Lobus caudatus meist über eigene
Venen, die einige Zentimeter kaudal der drei großen Ve-
nenstämme in die untere Hohlvene münden (aus diesem
2.1.1 Anatomie und Sonomorphologie Grund kann sich eine Hypertrophie des Lobus caudatus bei
Budd-Chiari-Syndrom entwickeln)
Lebertopographie ▬ Lig. venosum (Verbindung der Pars umbilicalis des linken
▬ Leber hat eine Zwerchfellseite (Facies diaphragmatica) Portaderastes mit der V. cava inferior in Höhe des Ostiums
und eine Eingeweideseite (Facies visceralis): ⊡ Abb. 2.1 der linken Lebervene und Begrenzung der Segmente I und
▬ Verbindung der ventrokranialen und ventrokaudalen Flä- II) enthält obliterierten Ductus venosus Arantii
che der Leber über die Ligg. falciforme et teres hepatis ▬ Ligamentum hepatoduodenale
mit der vorderen Bauchwand – Zieht schräg über die V. cava hinweg in die Leberpforte
▬ Lig. teres hepatis enthält die obliterierte Nabelvene (Ver- – Gefäßbündel aus Pfortader, A. hepatica und Gallengang
lauf: von der Bauchdecke zur ventralen Leberkontur, weiter (Glisson-Triade), zweigt sich nach Eintritt in die Leber
zwischen den Segmenten III und IV zum linken Pfort- astartig bis in die Peripherie auf
aderast) – Pfortaderhauptstamm verläuft dorsal des DHC und der
▬ Fixierung der Leber am Diaphragma an der Area nuda A. hepatica; nach Aufzweigung unterkreuzt A. hepatica
▬ Verbindung der Leber mit den viszeralen Organen über dexter den DHC
das Lig. hepatogastrale (Omentum minus) und Lig. he-
patoduodenale (letzteres enthält Pfortader, A. hepatica, Segmenteinteilung der Leber
Gallengang, Lymphgefäße und Nerven) ▬ Einteilung der Leber in acht Segmente nach Couinaud
▬ Nachbarstrukturen bzw. -organe, die teilweise die Lebe- (französischer Chirurg; 1957) (⊡ Abb. 2.4, ⊡ Abb. 2.5,
runterseite imprimieren: gastroösophagealer Übergang, ⊡ Abb. 2.6):
Kardia, Magen, Duodenum, rechte Niere und Nebenniere, – Linker Leberlappen: Segment I (Lobus caudatus), II, III
rechte Kolonflexur, Bursa omentalis und IV (Lobus quadratus)
– Rechter Leberlappen: Segmente V,VI, VII und VIII
Leberdurchblutung ▬ Ziel dieser Einteilung: Möglichkeit der Teilresektion von
▬ Doppelte Blutversorgung: Lebergewebe unter Schonung der Versorgung des restli-
– Pfortader (70%) chen Organs
– A. hepatica (30%) ▬ In der Befundung fokaler Leberläsionen möglichst genaue
▬ Pfortader: Zusammenfluss der V. lienalis und V. me- Lokalisation durch Segmentangabe, zumindest Angabe des
senterica superior im Konfluens, zuvor Verbindung der Leberlappens
V. mesenterica inferior mit V. mesenterica superior oder ▬ Einteilung erfolgt anhand der Lebervenen an der Periphe-
V. lienalis rie der jeweiligen Segmente und anhand der Pfortaderäste
▬ Zufluss von Venen aus der ventralen Pylorusregion (V. im Zentrum der Segmente
praepylorica) und der kleine Kurvatur des Magens (V. co-
ronaria ventriculi) sowie von der Gallenblase (V. cystica) Morphologie
zum Pfortaderstamm z Lebergröße
▬ Anastomosen der Pfortader und ihrer Zuflüsse bestehen zu ▬ Lebergrößenbestimmung kann nur richtungsweisend sein,
mesenterialen Gefäßen und zu V. cava superior und infe- »Normwerte« variieren stark (abhängig von der Konstitution
rior (bei portaler Hypertension können sich über portoca- ect.; Beispiel: lange, aber flache Lebern bei Asthenikern)
vale Anastomosen Kollateralkreisläufe entwickeln) ▬ Verlaufsbeobachtungen bei bestimmten Erkrankungen
▬ A. hepatica entspringt aus Truncus coeliacus, nach Abgabe sinnvoll (dann auf reproduzierbaren Messort, z. B. Medio-
von Gefäßästen an Pankreas und Duodenum Aufzweigung klavikularlinie achten!)
2.1 · Leber
25 2
Appendix fibrosa
V. cava inferior Area nuda hepatis
= Pars affixa
a Facies diaphragmatica,
Ansicht von vorn-oben Margo inferior
Ligamentum falciforme
Vesica biliaris hepatis
= fellea
Ligamentum teres
hepatis
Area nuda
V. portae hepatis V. cava inferior = Pars affixa
⊡ Abb. 2.1 Leber (Facies diaphragmatica und Facies visceralis). Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
26 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
V. hepatica intermedia
A. hepatica propria
⊡ Abb. 2.2 Strukturen der Leberpforte. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
z Leberform
▬ Ventral konkave, dorsal konvexe oder gerade Konturen mit
spitz zulaufenden Rändern sowohl im Längs- als auch im
Querschnitt
▬ Im Längsschnitt dreiecksförmiger linker Leberlappen
(⊡ Abb. 2.8), etwas runder wirkender rechter Leberlappen
(⊡ Abb. 2.9)
▬ Kaudaler Leberrand in rechter Medioklavikularlinie <450
▬ Zunehmend rundere Konturen und stumpfe Leber-
randwinkel bei Volumenzunahme (z. B. bei Fettleber)
(⊡ Abb. 2.10)
z Leberkontur
▬ Glatte Oberfläche mit Einkerbungen an der Interlobärfis-
sur, im Gallenblasenbett und am Lig. venosum
▬ Darstellung der Leberoberfläche auch mit hochauf-
⊡ Abb. 2.3 Leberpforte im subkostalen Schrägschnitt. Strukturen von ven- lösenden Schallköpfen: Leberkapsel als kontinuierli-
tral nach dorsal: DHC, A. hepatica im Aufzweigungsbereich, V. portae, rechts che, scharf begrenzte, echoreiche Linie ventralseitig
unten im Bild VCI
(⊡ Abb. 2.11)
▬ Konturunregelmäßigkeiten und Randkonturverplumpung
bei zunehmendem Leberumbau
▬ Längsdurchmesser in der rechten Medioklavikularlinie (Dia- ▬ Leberkapselreflex erscheint dann inhomogen und teilweise
phragmaoberrand bis Leberspitze): 10–14 cm (⊡ Abb. 2.7) unterbrochen (⊡ Abb. 2.12)
▬ Tiefendurchmesser im Interkostalschnitt (Zwerchfellkuppel ▬ Konturvorwölbungen, Unregelmäßigkeiten, Höckerungen
bis Leberunterrand): 12–16 cm lassen sich besser an der dorsalen Seite der Leber darstellen
▬ Summe aus Längsdurchmesser + Sagittaldurchmesser (bes- (z. B. im Bereich der Gallenblase, die dadurch imprimiert
ser geeignet, um konstitutionelle Besonderheiten auszuglei- werden kann) (⊡ Abb. 2.13)
chen): <24–26 cm ▬ Kontureinziehungen können im Rahmen von Neoplasien,
▬ Hypertrophien oder Atrophien von Leberlappen oder nach Trauma oder Segmentresektion, im Bereich der
bestimmter Segmente möglich bei Z.n. Lebersegmentresek- Zwerchfellinsertionen (sog. Zahn-Furchen) oder akzes-
tionen, bei lobulären oder segmentalen Durchblutungsstö- sorischer Leberlappen auftreten (⊡ Abb. 2.14, ⊡ Abb. 2.15,
rungen oder bei Galleabflussstörungen ⊡ Abb. 2.16, ⊡ Abb. 2.17)
2.1 · Leber
27 2
II
VII
VIII
IV a
I
III
VI
IV b
⊡ Abb. 2.5 Lebersegmente, kranialer Querschnitt ⊡ Abb. 2.6 Lebersegmente, Querschnitt in Höhe der Pfortadergabel. Zwi-
schen Gallenblasenlager und V. cava inferior verläuft die Grenze zwischen
rechtem und linkem Leberlappen (weiße Linie)
28 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.7 Lebergröße MCL ⊡ Abb. 2.10 Längsschnitt MCL bei Fettleber
⊡ Abb. 2.8 Längsschnitt linker Leberlappen ⊡ Abb. 2.11 Leberkapsel bei normaler Leber
⊡ Abb. 2.9 Längsschnitt rechter Leberlappen ⊡ Abb. 2.12 Leberkapsel bei Zirrhose
2.1 · Leber
29 2
⊡ Abb. 2.13 Leberunterrand bei Zirrhose. Klobige, bucklige Leberoberflä- ⊡ Abb. 2.16 Konturunregelmäßigkeit nach Segmentresektion. Hemihepa-
che mit Impression der Gallenblase tektomie rechts
⊡ Abb. 2.14 Impressionen der Leberoberfläche durch Zwerchfellinserti- ⊡ Abb. 2.17 Kontureinziehung bei Neoplasie
onen. Dreieckige echoreiche Gebilde im Bereich der Zwerchfellinsertionen:
Hypertrophie der Zwerchfellmuskulatur z. B. bei Ventilationsstörungen
z Echomuster
▬ Homogen, Echogenität gleich oder vergleichbar mit Nie-
renparenchym (sofern keine Nierenerkrankung vorliegt);
⊡ Abb. 2.18
▬ Echoverstärkung, inhomogenes oder vergröbertes Echo-
muster bei Lebererkrankungen (⊡ Abb. 2.19, ⊡ Abb. 2.20)
z Gefäßarchitektur
▬ Lebervenen normalerweise mit gestrecktem, gradlinigem
Verlauf, ohne Konturschwankungen, sehr schmal in der
Peripherie und nach zentral zum Lebervenenstern mit
zunehmendem Kaliber
▬ Scheinbar ohne Wandbegrenzung außer bei orthograder
Anlotung (⊡ Abb. 2.21, ⊡ Abb. 2.22, ⊡ Abb. 2.23)
▬ Normale Gefäßweite 10 mm (gemessen an der mittleren
⊡ Abb. 2.15 Riedelscher Leberlappen. Lateral kaudal der Gallenblase durch Lebervene ca. 1 cm vom Zufluss in VCI entfernt)
Kontureinziehung vom Lobus dexter abzugrenzen
30 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.18 Normale Leberechogenität, Vergleich mit rechter Niere ⊡ Abb. 2.21 Rechter Leberlappen von subkostal, rechte Lebervene
⊡ Abb. 2.19 Leberparenchym bei Fettleber ⊡ Abb. 2.22 Rechter Leberlappen von subkostal
⊡ Abb. 2.20 Chronische Hepatitis C ⊡ Abb. 2.23 Rechter Leberlappen von subkostal. Lebervenenstern
2.1 · Leber
31 2
▬ Leberparenchymschäden wie Fibrose/Zirrhose einherge- ▬ Längsschnitt: Im Epigastrium beginnen, zunächst Ver-
hend mit Kaliberschwankungen und Rarefizierungen der schieben des Schallkopfes nach links lateral am unteren
Lebervenen Rippenbogen entlang, um linken Leberlappen komplett
▬ Pfortaderäste intrahepatisch nur segmental, astartig dar- einzusehen, dann Versetzen nach rechts lateral am unteren
stellbar, vom Hilus bis in die Peripherie mit abnehmendem Rippenbogen entlang. Dabei Beurteilung v. a. der Form
Kaliber und der Konturen
▬ Echoreiche »Uferbegrenzung« (echoreiche Wandreflexe ▬ Interkostalschnitte: Nutzung mehrerer Interkostalschnit-
durch orthograde Anlotung) tebenen, dabei Kippbewegungen des Schallkopfes. Güns-
▬ Normale Gefäßweite im Hilus <13 mm, intrahepatisch tige Anlotungsebene für rechts laterale Leberanteile sowie
<11 mm für die Leberkuppel und für FKDS der Pfortader
▬ Querschnitte: Wieder Beginn im Epigastrium, ganz flaches
Aufsetzen des Schallkopfes mit kranialer Schallrichtung,
2.1.2 Untersuchungsablauf und ruhige, fächerförmige Kippbewegung von kranial nach
Optimierungsmöglichkeiten kaudal. Mehrfache Wiederholung dieser Bewegung, dabei
(Standardschnitte, Leitstrukturen sukzessives Versetzen des Schallkopfes von links nach
und Lagerungsmöglichkeiten) rechts lateral. Beurteilung v. a. parenchymaler Veränderun-
gen (diffuse und/oder fokale Veränderungen)
▬ Untersuchung in Rückenlage am nüchternen Patienten ▬ Ziel: Leber sollte komplett und in mehreren überlappenden
▬ Systematischer Untersuchungsablauf, immer Anlotung von Schnittebenen eingesehen werden; Leberanteile, die nicht
drei Ebenen: Längsschnitte, Querschnitte, Transkostal- suffizient eingesehen werden können, müssen im schriftli-
schnitte (hohe und verlängerte Interkostalschnitte jeweils chen Befund erwähnt werden (⊡ Abb. 2.24)
in variierenden Interkostalräumen) ▬ Optimierungsmöglichkeiten:
– Atembewegungen des Patienten nutzen
– Tiefe Inspiration für die Längs- und Querschnitte (»in
den Bauch atmen«)
– Eher ruhige, flache Atembewegungen für die Beurteilung
subdiaphragmaler Leberabschnitte bei transkostaler An-
lotung
– Linksseitenlage v. a. für die rechts lateralen Leberseg-
mente und die Leberpforte (Leber »fällt« auf den Schall-
kopf zu)
⊡ Abb. 2.25 Steatosis hepatis, Vergleich Leber- und Nierenparenchym ⊡ Abb. 2.27 Steatosis hepatis, abgerundeter Leberunterrand
⊡ Abb. 2.26 Dorsale Schallabschwächung bei Steatosis hepatis ⊡ Abb. 2.28 Leichte Fettleber I
2.1 · Leber
33 2
Akute Hepatitis mit Entwicklung eines akuten Leberversagens, Entstehung
Vorbemerkungen einer chronische Hepatitis (fehlende Ausheilung nach
▬ Diffuse Leberentzündung, meist viraler Genese (seltener >6 Monaten)
autoimmun- oder medikamenteninduziert, Hämochroma-
tose, Morbus Wilson, α1-Antitrypsinmangel) Sonographische Befunde
▬ Virale Hepatitis: 95% verursacht durch Hepatitisviren A bis ▬ Meist unauffälliger Befund
E, der Rest bedingt durch CMV, EBV und andere Hepati- ▬ Gelegentlich vergrößertes, druckschmerzhaftes Organ
tisviren ▬ Diffus echoarm
▬ Häufig einzige sonographische Merkmale: Vergrößerte Hi-
Klinik luslymphknoten (im Lig. hepatoduodenale), Splenomegalie
▬ Grippale Symptome, gastrointestinale Beschwerden (Ap- und ggf. Aszites und verdickte Gallenblasenwand
petitlosigkeit, Druckschmerz im rechten Oberbauch, Übel-
keit), Arthralgien Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Ggf. Ikterus, Pruritus ▬ Sonographische Unterscheidung der einzelnen Ursachen
▬ Komplikationen: Protrahiert verlaufende Hepatitis (Tran- nicht möglich
saminasenerhöhung >3 Monate), fulminante Hepatitis ▬ Leberfibrose
▬ Normalbefund
Weiterführende Diagnostik
▬ Ggf. LBP
Chronische Hepatitis/Leberfibrose
Vorbemerkungen
▬ Virus-induzierte chronische Hepatitis, Autoimmun-
hepatitis
▬ Erkrankungen, die unter dem Bild einer chronischen He-
patitis verlaufen können: Toxische oder medikamentöse
Leberschäden, hereditäre Stoffwechselkrankheiten (Hämo-
chromatose, Morbus Wilson, α1-Antitrypsinmangel)
Klinik
▬ Häufig Beschwerdefreiheit
▬ Müdigkeit (häufigstes Symptom bei Lebererkrankungen!),
Abgeschlagenheit, uncharakteristische Oberbauchbe-
schwerden
⊡ Abb. 2.29 Leichte Fettleber II
▬ Arthralgien
▬ Ikterus
⊡ Abb. 2.30 Ausgeprägte Fettleber. Große, runde, verplumpte Leber mit ⊡ Abb. 2.31 Leberfibrose bei chronischer Hepatitis C
schlecht abgrenzbaren Lebervenen
34 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Hämochroma- Eisenablagerung mit Organgewebeschäden, autoso- Vergrößerung der Leber, erhöhte Echodichte, frühzeitige Zeichen des
tose mal-rezessive Vererbung mit unterschiedlicher Pene- Leberumbaus bzw. der Leberzirrhose, hohes HCC-Risiko! (⊡ Abb. 2.35)
tranz, Prävalenz in Europa 1:1000 (m:w 10:1)
Morbus Wilson Kupferspeicherkrankheit infolge Gendefekt, Zeichen der Fettleber, zunehmende Fibrosierungen, Progression zur
autosomal-rezessive Vererbung, Prävalenz ca. 1:30.000 Leberzirrhose im Endstadium mit makronodulärem Umbau
PBC Chronische nicht-eitrige Cholangitis mit noch ungeklär- Inhomogenes Parenchym mit Fibrosesepten, Zeichen des Pfortader-
ter Ätiologie; >90% Frauen hochdruckes, im Spätstadium mikronoduläre Leberzirrhose
Kongenitale Häufig Kombination mit zystischer Nierendegeneration Erhöhte Echodichte der Leber, Fibrosesepten, Hypertrophie des Lobus
Fibrosen oder mit Gallengangspathologien wie Caroli-Syndrom, caudatus, extrahepatisch erweiterte Portalvene mit Kalibersprung in der
Choledochuszysten, Leberzysten Leberpforte, kräftige A. hepatica, Splenomegalie
Chronische Häufigste Porphyrie, 50% erworben (sporadisch), die Zeichen von Verfettung und Fibrose, ggf. fokale Steatosen und
hepatische andere Hälfte mit autosomal-dominantem Erbgang, echoreich umsäumte Herde (nicht immer vorhanden, aber charakteri-
Porphyrie, Prävalenz 15:100.000, m:w: 2–3:1, Erkrankungsgipfel stisch: wie Metastasen imponierend, allerdings ohne raumfordernden
Porphyria 4. Lebensjahrzehnt, auslösende Faktoren: Alkohol, chro- Charakter: Blutgefäße werden nicht beeinträchtigt, keine Konturvorwöl-
cutanea tarda nische Hepatitis C, Hämochromatose, Östrogene ect. bungen; KM-Sonographie: unauffällig)
Regredienz der sonographischen Befunde möglich (z. B. nach Weglas-
sen der Noxe)
Häufig Entstehung von Zirrhose; erhöhte Krebsgefahr! (⊡ Abb. 2.36)
Granulomatöse Multisystemerkrankungen unklarer Genese, in 40–70% Meist nur Hepatosplenomegalie, vergrößerte Hiluslymphknoten, bei
Hepatitis, Beteiligung von Leber und Milz (Autopsieberichte), verfetteter Leber ggf. ausnahmsweise Nachweis echoarmer rundlicher
Sarkoidose Prävalenz in Westeuropa 50/100.000, Häufigkeitsgipfel Herde von 1–3 cm Größe (hochauflösenden Schallkopf verwenden!),
zwischen 20 und 40 Jahren sofern die extrem kleinen Granulome sich zu Konglomeraten zusam-
menhäufen (⊡ Abb. 2.37)
Mukoviszidose Autosomal-rezessive Erbkrankheit mit unterschied- Vermehrte Echogenität des Leberparenchyms, häufig Zeichen der Le-
lichen Mutationen im CFTR-Gen, häufigste angeborene berverfettung, periportale Reflexanhebung auf dem Boden von Fibrosie-
Stoffwechselkrankheit der weißen Bevölkerung in rungen, fleckige, pseudotumoröse Parenchymstruktur durch unterschied-
Europa und USA (1:2500 Geburten); 10% der liche Verfettungszonen und fokal biliäre Zirrhosen, später multilobulärer
erwachsenen Patienten entwickeln eine biliäre Zirrhose zirrhotischer Umbau, Zeichen der Pfortaderhypertension (⊡ Abb. 2.32)
Bilharziose Weltweit ca. 400 Mio. Infizierte, Vorkommen in Tropen Bindegewebsvermehrung im Bereich der Pfortaderaufzweigung (»Pfei-
und Subtropen, Infektion durch Baden in infizierten fenstielfibrose«), Netz aus fibrösen Septen ohne sonstige Zirrhosemerk-
Binnengewässern, in Europa und Nordamerika nur Rei- male, glatte Organkonturen, ggf. Verkalkungen der Leberkapsel und im
sende und Immigranten aus entsprechenden Ländern Bereich von sklerosierten Pfortaderästen,
betroffen; Erreger der Darm- und Leberbilharziose: extrahepatisch Zeichen der portalen Hypertension (⊡ Abb. 2.33)
Schistosoma mansoni (außerdem S. japonicum, S. in-
tercalatum, S. mekongi); Absiedlung in den Mesente-
rialgefäßen (= Ausscheidung der Eier über den Stuhl),
bei Verstopfung der Portalgefäße mit Pärchenegeleiern
Entstehung einer granulomatösen Entzündung, Bildung
von Mikroabszessen und Kollageneinlagerung
Benigne Gutartige Hamartome, bestehen aus Knötchen fibro- Inhomogenes Parenchym mit echoreichen Herden. Kombination mit
Cholangiome/ tischer Gallengänge, i.d.R. <5 mm anderen Duktalplattenmalformationen wie polyzystische
von-Meyenburg- Nierendegeneration, Leberzysten oder mit Caroli-Syndrom möglich
Komplexe (⊡ Abb. 2.34)
2.1 · Leber
35 2
Sonographische Differenzialdiagnostik Klinik
(⊡ Tab. 2.1; ⊡ Abb. 2.32–2.37) ▬ Asymptomatisches Frühstadium (meist laborchemischer
▬ Beginnende Leberzirrhose Zufallsbefund)
▬ Regeneratknoten ▬ Ikterus, Pruritus, unspezifische Oberbauchbeschwerden
▬ Lebersteatose oder Steatohepatitis
▬ Inhomogene Leberverfettungen
▬ Akute/chronische Stauungsleber
▬ Diffuse Lebermetastasierung
Weiterführende Diagnostik
▬ LBP, Fibrosebestimmung (z. B. mittels Fibroscan), Laparos-
kopie
a b
b c
⊡ Abb. 2.32a,b a) Multilobulär zirrhotischer Umbau bei Mukoviszi- ⊡ Abb. 2.33a,b,c a) Schistosomiasis, Bindegewebsvermehrung im Bereich
dose. b) Multilobulär zirrhotischer Umbau bei Mukoviszidose, von der Pfortaderaufzweigung, fibröse Septen. b) Schistosomiasis, Zeichen der
subkostal portalen Hypertension. c) Schistosomiasis, glatte Organoberfläche
36 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.34 Von-Meyenburg-Komplexe und Zystenleber ⊡ Abb. 2.36 Chronisch hepatische Porphyrie und chronische Hepatitis C.
Randbetonte echoreiche Herde ohne Beeinflussung der Blutgefäße
⊡ Abb. 2.35 Hämaochromatose. Zirrhose bei Hämochromatose ⊡ Abb. 2.37 Sarkoidose. Echoarme, max. 2,5 cm große Herde bei histolo-
gisch gesicherter Sarkoidose
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.38–2.40) ▬ CCC (in 8% der PSC-Erkrankten Entwicklung eines CCC!
▬ Wandverdickungen der extra- und intrahepatischen Diagnose nur schwer; Cave: Entwicklung höhergradiger
Gallengänge (⊡ Abb. 2.38, ⊡ Abb. 2.39) Stenosen, Bestimmung CA 19–9, ggf. KM-Sonographie)
▬ Fokale Gallengangsektasien mit perlschnurartigem
Verlauf (⊡ Abb. 2.40) Weiterführende Diagnostik
▬ Stenosen auch im DHC möglich ▬ ERCP, ggf. mit Intervention, MRCP, LBP
▬ Zunehmende Vernarbung der Gallenwege
▬ Frühzeitig Ausbildung einer biliären Zirrhose mit Stauungsleber
Zeichen der portalen Hypertension Vorbemerkungen
▬ Rechtsherzinsuffizienz mit Rückstau in V. cava inferior und
Sonographische Differenzialdiagnostik Lebervenen
▬ Sekundär sklerosierende Cholangitis (auf dem
Boden von Gallengangssteinen, rez. infektiösen Klinik
Cholangitiden, ischämischer Cholangiopathie, ▬ Symptome der Rechtsherzinsuffizienz
Caroli-Krankheit oder -Syndrom, nach Gallenwegs- ▬ Rechtsseitige Oberbauchschmerzen (v. a. bei akuter Stau-
operationen) ungsleber durch Leberkapselschmerz bei Hepatomegalie)
▬ Autoimmuncholangitis (⊡ Abb. 2.41) ▬ Ikterus
2.1 · Leber
37 2
⊡ Abb. 2.42 Stauungsleber. Dilatierte rechte Lebervene ⊡ Abb. 2.44 Stauungsleber. Undulierender bzw. teils retrograder Pfortader-
fluss bei Trikuspidalinsuffizienz
Klinik
▬ Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung,
unspezifische Oberbauchsymptome, Gewichtsverlust
▬ Leberhautzeichen
▬ Veränderungen auf dem Boden hormoneller Störungen:
Bauchglatze, Gynäkomastie, Hodenatrophie beim Mann;
Menstruationsstörungen, evtl. sekundäre Amenorrhö bei
⊡ Abb. 2.43 Akute Stauungsleber. Stark undulierender Pfortaderfluss bei
der Frau
Rechtsherzinsuffizienz
Dekompensationszeichen
– Aszites ▬ Bauchumfangzunahme bei Aszites
– Vornehmlich rechtsseitiger Pleuraerguss ▬ Caput medusae
– Splenomegalie ▬ Malnutrition, Kachexie
– FKDS der Pfortader: Undulierender Pfortaderfluss mit ▬ Stärkere Blutungsneigung
evtl. retrogradem Rückfluss (Flussprofil ähnelt dem der ▬ Hepatische Enzephalopathie
Lebervenen); ⊡ Abb. 2.42, ⊡ Abb. 2.43, ⊡ Abb. 2.44 ▬ Leberausfallkoma
Weiterführende Diagnostik
▬ Echokardiographie, ggf. Herzkatheteruntersuchung Sonographische Befunde
Leberzirrhose
Vorbemerkungen Sonographische Zeichen der Leberzirrhose
▬ Endstadium verschiedener Lebererkrankungen: (⊡ Abb. 2.45–2.54)
– Alkoholabusus (ca. 50% in Industrieländern) ▬ Direkte Zeichen
– Virushepatitis B, C, D (45% in Industrieländern) – Vergrößerte (z. B. Anfangsstadium der Fettzirrhose)
– Andere Ursachen (5%) wie PSC, PBC, Autoimmunhe- oder atrophische Leber (⊡ Abb. 2.45)
patitis, toxische Lebererkrankungen, Stoffwechsel- oder – Veränderung der Proportionen: verplumpter, vergrö-
Speicherkrankheiten, kardial bedingte Zirrhose, tropi- ßerter Lobus caudatus und Hypertrophie der Seg-
▼
sche Infektionskrankheiten, biliäre Zirrhose
2.1 · Leber
39 2
⊡ Abb. 2.45 Kleine Zirrhoseleber. Dekompensierte Leberzirrhose mit Aszites ⊡ Abb. 2.48 Hypertrophierter Lobus caudatus
40 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.49 Leberzirrhose. Höckerige Oberfläche, Pfortaderthrombose, ⊡ Abb. 2.52 Umgehungskreislauf über paraumbilikale Venen
Aszites. Nebenbefundlich Pleuraerguss rechts
⊡ Abb. 2.50 Leberzirrhose. Portale Hypertension, Pfortaderamputation ⊡ Abb. 2.53 Bauchdeckenkollaterale am Bauchnabel
⊡ Abb. 2.51 Rekanalisierte Umbilikalvene ⊡ Abb. 2.54 Leberzirrhose, kleine Leber mit TIPS
2.1 · Leber
41 2
Sonographische Differenzialdiagnostik Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Unterscheidung Regeneratknoten versus HCC schwierig! ▬ Fokale benigne oder maligne Raumforderungen
! Merke
Jede neu aufgetretene fokale Läsion in der HCC-Sur- Differenzialdiagnosen der intrasegmentalen bzw.
veillance ist zunächst suspekt! Knoten <1 cm sollten diffusen Steatoseherde
engmaschig sonographisch kontrolliert und auf Wachs-
▬ Porphyrie
tumstendenz beobachtet werden (z. B. alle 3 Monate),
▬ Regeneratknoten
Herde >1 cm sollten mit einer Kontrastmittelbildgebung
▬ Hämangiomatose
abgeklärt werden (KM-Sonographie u/o CT u/o MRT).
▬ Extramedulläre Blutbildung
▬ Hypertrophie des Lobus caudatus: Budd-Chiari-Syndrom ▬ Mykotische Abszesse
▬ Metastasenleber ▬ Multilokuläres HCC
▬ Filiae
▬ Cholangiome (von-Meyenburg-Komplexe)
2.1.4 Sonopathologie fokaler Leberveränderungen
Klinik
▬ Keine spezifischen Symptome
! Merke
Fokale, diffuse oder segmentale Andersverfettungen
haben keinen raumfordernden Charakter, d. h. sie wir-
ken nicht verdrängend auf die Lebergefäße und über-
schreiten nicht die Organkonturen. ⊡ Abb. 2.56 Fokale Mehrverfettung im linken Leberlappen
42 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.57 Segmentale Andersverfettungen im Bereich einer Pankreas- ⊡ Abb. 2.60 Diffuse Steatoseherde
karzinommetastase
Leberzysten
Vorbemerkungen
▬ Solitäre Leberzysten bei 3–5% der Menschen >50 Jahre,
häufig mehrzählig
▬ Flüssigkeitsgefüllter Raum mit epithelialer Auskleidung
Klinik
▬ Meist asymptomatischer Zufallsbefund in der Sonographie
oder mittels anderer Bildgebung
▬ Selten Symptome (Druckgefühl, Schmerzen im rechtsseitigen
Oberbauch) bei Zysten >5–10 cm Ø und bei Komplikationen
(Einblutungen, Infektionen, Ruptur, Kompression von Gal-
lenwegen oder Strukturen des Gastrointestinaltraktes)
⊡ Abb. 2.61 Kleine Leberzyste ⊡ Abb. 2.62 Leberzysten. Echofreie, dysontogenetische Leberzyste neben
einer eingebluteten Zyste
Solitäre Choledochuszysten mit oder ohne gleichzeitig dilatierten Ungekammerte, glatt begrenzte, rundliche zystische
Gallengangszysten Gallenwegen unklarer Ätiologie; >80% ᄛ; in 2/3 Läsionen, häufiger im rechten Leberlappen lokalisiert
Manifestation im Kindesalter mit Ikterusschüben, später
evtl. rez. Cholangitiden
Caroli-Krankheit und Caroli-Krankheit: Nicht-hereditär, Gallengangsektasien, Segmental oder diffus auftretende, wenige Millimeter bis
Caroli-Syndrom Fehlen weiterer Organschäden mehrere Zentimeter messende Ektasien der großen Gallen-
Caroli-Syndrom: Kombination aus Duktektasien, kongeni- wege mit Verbindungen zu normal weiten Cholangien, ggf.
taler Leberfibrose oder autosomal-dominanter zystischer Nachweis von eingedickter Galle oder Bilirubinsteinen
Nierendegeneration Bei Caroli-Syndrom Kombination mit biliären Mikrohama-
In 2–3% Entartung zum cholangiozellulären Karzinom rtomen (von-Meyenburg-Komplexen), Zeichen der Leber-
möglich fibrose, evtl. Hinweise auf Pfortaderhochdruck
Postoperatives Serom Wundsekretansammlungen nach Operation; meist unkom- Echofreie Läsionen nach resezierenden Operationen; nach
plizierter Verlauf, Resorption oft erst nach Wochen oder Abkapselung Aussehen wie zystische Leberherde
Monaten oder Ausbildung von Pseudozysten möglich
Nekrosen nach Nach ablativen Verfahren (Radiofrequenzverfahren, Laser- Echofreier Herd nach tumorablativem Verfahren, im Verlauf
tumorablativen oder Kryoablation) Entstehung von Koagulationsnekrosen Vernarbung und Verkalkung möglich (⊡ Abb. 2.67)
Verfahren
Biliäres Zystadenom Sehr selten; nahezu ausschließlich in allen Altersstufen Gekammerte, teilweise sehr große (bis 30 cm) RF mit un-
oder Zystadeno- betroffen; maligne Entartung nur in Einzelfällen terschiedlich dicker Wand, vorwiegend intrahepatisch und
karzinom bevorzugt im rechten Leberlappen wachsend, echofrei mit
echogenen wandständigen Anteilen und bei Einblutungen
oder muzinösem Sekret reflexreicheres Lumen möglich;
knötchenartige Gebilde müssen an Entartung denken lassen
Gefäßmissbildungen Meist asymptomatischer Zufallsbefund; evtl. Trauma, B-Bild-sonographisch tubuläre echofreie Strukturen mit un-
Operation oder Punktion in der Anamnese terschiedlicher Größe (DD Zyste DD erweiterter Gallengang),
Ätiologie arterioportaler Fisteln: Iatrogen nach Biopsie oder ggf. mit weiteren, untereinander kommunizierenden
OP, durch Gewebszerfall nach tumorablativen Therapien, tubulären echofreien Strukturen; FKDS: Blutfluss in der
durch Gewalteinwirkung, im Rahmen von einschmel- Struktur nachweisbar; pulsatiler Fluss: arterielles Aneurysma,
zenden Entzündungen arterioportale Fisteln; venöses Dopplerprofil: fokale Phlebek-
Ätiologie portovenöser Fisteln: Leberzirrhose, Morbus Osler, tasien, portovenöse Fisteln (⊡ Abb. 2.63a,b, ⊡ Abb. 2.64a,b)
sehr selten kongenital
44 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
a b
a b
⊡ Abb. 2.65 Lebermetastase eines Pankreaskarzinoms neben einer Leber- ⊡ Abb. 2.66 Zystisch imponierende Metastase bei neuroendokrinem
zyste in Fettleber Tumor des Rektums. Zentrale Nekrose bei schnellem Tumorwachstum
2.1 · Leber
45 2
⊡ Abb. 2.67 Nekrose nach RFA bei HCC ⊡ Abb. 2.68 Zystenleber. Teils echofreie, teils reflexogene Zystenlumina bei
Einblutungen bzw. aufgrund von Artefakten
! Merke
Zystische Neoplasien (Metastasen schnell wachsender, ge-
fäßreicher Tumoren wie malignes Melanom, NET, Lungen-
oder Brustkrebs, muzinöse Adenokarzinome, Sarkome
oder seltener primärer Lebermalignome mesenchymalen
Ursprungs) können echofreie Areale aufweisen: Wegen des
schnellen Tumorwachstums wird das Zentrum nur noch
schlecht mit Blut versorgt, so dass Nekrosen entstehen
(⊡ Abb. 2.65, ⊡ Abb. 2.66)
Non-Hodgkin-Lymphome können sich sehr echoarm
bzw. je nach Geräteeinstellung echofrei und mit dorsaler
Schallverstärkung darstellen!
Zystenleber
Vorbemerkungen
▬ Häufig (in bis zu 75%) assoziiert mit autosomal-dominan-
ter polyzystischer Nierenkrankheit (ADPND); außer Nie-
ren- und Leberzysten auch Milz-, Pankreas- und Mesente- ⊡ Abb. 2.69 Zystenleber. Zyste mit Sediment in Rechtsseitenlage
rialzysten möglich
▬ Sehr selten autosomal-dominant vererbte polyzystische
Lebererkrankung unabhängig von ADPND
▬ ᄛ > ᄝ betroffen (2:1)
Klinik
▬ Anzahl und Größe der Zysten nimmt mit dem Alter zu,
klinische Beschwerden meist zunehmend in 4.–6. Lebens-
dekade durch Hepatomegalie: Oberbauchschmerzen und
Symptome auf dem Boden von Verdrängungserscheinun-
gen (durch Druck auf Magen, Darm ect.)
▬ Lebersyntheseleistung bleibt allermeist erhalten
Zystische Echinokokkose
Vorbemerkungen
▬ Befall durch den Hundebandwurm (Echinococcus cysticus;
Eier mit Proglottiden werden von infizierten Hunden aus-
2 geschieden, fäkal-orale Übertragung auf Zwischenwirte wie
den Menschen, aus den Eiern schlüpfende Finnen dringen
in Darmschleimhaut ein und gelangen über Blut- und
Lymphgefäße zu Leber oder Lunge, seltener in ZNS, Nie-
ren, Milz, Knochen)
▬ Prävalenz in Deutschland etwa 1%
Klinik
▬ Wegen des langsamen Wachstums der Hydatiden (1 cm/
Jahr) nur bei etwa 10% der Befallenen symptomatisch
▬ Indolente Hepatomegalie, ggf. Vorwölbung der Bauchdecke
Weiterführende Diagnostik
▬ Echinokokkusserologie (in ca. 5% d. F. seronegativ; dann
Diagnose ggf. über Zystenpunktion unter Medikamenten-
schutz (!) zur Verhinderung einer Keimaussaat mit mikros-
kopischem Nachweis von Scolices)
Leberabszess
Vorbemerkungen
▬ Fokale Entzündung (solitär oder multiple Herde) durch
Bakterien, Pilze, Protozoen mit Einschmelzung ⊡ Abb. 2.72 Leberabszess
▬ 50–60% Aszendierung über die Gallenwege, 10–15% Ein-
schwemmung über Pfortader, 5–10% über A. hepatica
▬ Bei mehr als der Hälfte Vorliegen einer biliopankreatischen
Krankheit, hiervon etwa 50% mit Neoplasie ⊡ Tab. 2.4 Zysteneinteilung nach Lewall
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Siehe zystische bzw. echofreie Leberläsionen (⊡ Tab. 2.3)
Weiterführende Diagnostik
▬ Klinik, Labor, ggf. Aspiration/Drainage mit Erregerdiagnostik
⊡ Abb. 2.73 Kleiner Abszess bei Cholangitis. Patientin mit rezidivierenden Leberhämatom, Leberbiliom
Cholangitiden bei PSC; multiple Abszesse bis max. 2,5 cm Vorbemerkungen
▬ Stumpfe oder penetrierende Lebertraumen
▬ Iatrogen nach Leberpunktionen, perkutanen Gallengangs-
drainagen, operativen Eingriffen
Klinik
▬ Schmerzen im rechten Oberbauch, bei frischem Trauma
oder aktiver Blutung Blässe, Kreislaufkollaps, Schock
▬ Postoperativ oder bei länger zurückliegendem Trauma oft
Beschwerdefreiheit, Zufallsbefund
Sonographische Befunde
▬ Änderung der Sonomorphologie im Zeitverlauf!
▬ Anfangs oder bei frischem Trauma scharf begrenzte, echo-
reiche oder gemischt echogene Raumforderung
▬ Innerhalb der ersten Tage zunehmend echoärmer bzw. -freier
▬ Nach 2–3 Wochen Organisation des Hämatoms mit progre-
dient echogenem Inhalt durch bindegewebige Durchsetzung
⊡ Abb. 2.74 Amöbenabszess. Patient nach längerem Indienaufenthalt mit ▬ Intrahepatische Verkalkungen können Residuen nach Ge-
rechtsseitigen Oberbauchschmerzen websverletzungen darstellen
▬ Subkapsuläre Hämatome (⊡ Abb. 2.76, ⊡ Abb. 2.77a,b,
⊡ Abb. 2.78a,b)
– Echoarme oder echoreiche Raumforderungen mit Kom-
pression des Leberparenchyms und dadurch konkaver
Begrenzung der komprimierten Leber
– Subkapsuläre Hämatome verschwinden meist nach
6–8 Wochen, Hämatome und Biliome können allerdings
auch noch Jahre nach dem Trauma sichtbar sein
▬ Biliome (⊡ Abb. 2.79)
– Entstehung durch Wandruptur einer der Gallengänge
– Können subkapsulär, intrahepatisch oder extrahepatisch
auftreten und weisen Binnensepten auf (wegen der durch
Cholsäuren ausgelösten fibrinösen Entzündung)
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Abszesse, infizierte Hämatome, Metastasen mit Einschmel-
zungen
⊡ Abb. 2.75 Hepatische Candidiasis bei HIV. Patient mit HIV und Burkitt- Weiterführende Diagnostik
Lymphom, Aplasie unter Chemotherapie ▬ Anamnese, Klinik, KM-Sonographie, ggf. CT
48 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.77a,b a) Subkapsuläres Hämatom und Kontusionsherde nach ⊡ Abb. 2.79 Subkapsuläres Biliom nach PTCD
Tritt in den Bauch beim Fußballspielen. b) Subkapsuläres Hämatom von
subkostal
2.1 · Leber
49 2
Hämangiom
Vorbemerkungen
▬ Häufigster benigner Lebertumor (ca. 4% der Bevölkerung),
unklare Ätiologie
▬ Meist solitär, in 15–25% multipel auftretend
▬ Assoziation mit Hämangiomen in anderen Organen, mit
FNH oder mit Morbus Osler
▬ Keine Entartung
Klinik
▬ Meist asymptomatischer Zufallsbefund
▬ Oberbauchschmerzen bei größeren Hämangiomen (>5 cm)
durch Leberkapselspannung, durch Einblutung, Ruptur
oder Infarzierung oder durch Verdrängungserscheinungen
im Intestinaltrakt
▬ Wachstumstendenz (z. B. in der Schwangerschaft) wird
beobachtet, Östrogeneffekte werden vermutet; ebenso ⊡ Abb. 2.80 Kleines kapilläres Hämangiom
Schrumpfungstendenz möglich
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Leberadenom
▬ FNH
▬ Hämangioendotheliom
▬ HCC/fibrolamelläres Karzinom
▬ Filiae
Weiterführende Diagnostik
▬ KM-Sonographie
▬ Mehrheitlich unifokal
▬ Langsame Größenzunahme bei jüngeren Menschen mög-
lich; Schrumpfungstendenz bei vielen ab dem 40. Lebens-
jahr
▬ Keine Entartungstendenz
Klinik
▬ Meist ohne Beschwerden, Zufallsbefund
▬ Gelegentlich Oberbauchschmerzen
▬ Portale Hypertension und Ruptur sind Raritäten
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Hämangiom
▬ HCC/fibrolamelläres Karzinom
▬ Cholangiozelluläres Karzinom
▬ Filiae
Weiterführende Diagnostik
▬ KM-Sonographie, bei Zweifeln 2. Verfahren mit KM-Ein-
satz oder Szintigraphie, ggf. Biopsie mit Grobnadel ⊡ Abb. 2.86 FNH
2.1 · Leber
51 2
Adenom
Vorbemerkungen
▬ Sehr seltener gutartiger Lebertumor, meist ᄛ in gebärfähi-
gem Alter betroffen
▬ Adenominzidenz stieg mit oraler Kontrazeption an
▬ Assoziation mit Einnahme anaboler oder androgener
Steroide, zur Gravidität und zu Glykogenosen
▬ Geringe Entartungstendenz
▬ Bei ≥10 Adenomen in der Leber spricht man von Leber-
adenomatose
Klinik
▬ Symptomlos
▬ Akute Abdominalschmerzen bei Infarzierung oder Ruptur
des Tumors mit evtl. lebensbedrohlicher Blutung
▬ Häufigste Komplikation: Blutung (10% d. F.)
⊡ Abb. 2.87 FNH mit zentraler Narbe. Imprimierung des Gallenblasenlu-
mens durch die FNH Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.89–2.91)
▬ Glatt konturierte, häufig umkapselte, echoarme oder
echoisogene Raumforderungen (in fettreichen Lebern auch
echoarme Textur) (⊡ Abb. 2.89, ⊡ Abb. 2.90)
▬ Größe: 5–30 cm
▬ Zentrale Nekrosen oder Einblutungen häufig (bis zu 70%,
v. a. bei größeren Tumoren)
▬ Selten Verkalkungen (v. a. nach Hämorrhagien)
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ FNH
▬ Hämangiom
▬ HCC/fibrolamelläres Karzinom
▬ Filiae
Weiterführende Diagnostik
▬ KM-Sonographie, MRT, Histologie
⊡ Abb. 2.89 Leberadenom bei junger Frau ⊡ Abb. 2.90 Histologisch bzw. operativ gesichertes Adenom
52 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.91 Leberadenomatose. Mehr als 10 Adenome in der Leber einer ⊡ Abb. 2.92 HCC in zirrhotischer Leber
jungen Frau
Klinik
▬ Druckschmerz im rechten Oberbauch
▬ Leistungsknick, Abmagerung ⊡ Abb. 2.93 Leberzirrhose, HCC
▬ Evtl. Dekompensation einer bestehenden Zirrhose
▬ Evtl. neu aufgetretener Aszites
▬ Zum Zeitpunkt der Diagnose häufig schon multifokales
Wachstum (50%), Pfortaderthrombose (25%) und Infiltra-
tion von Lebervenen oder VCI (10%)
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Fokale Andersverfettungen
▬ Regeneratknoten
▬ Dysplastische Knoten
▬ Hämangiome
▬ FNH
▬ Leberadenom
▬ Metastasen
▬ Fibrolamelläres Karzinom:
– Primäres Leberkarzinom der nicht-zirrhotischen Leber
– Überwiegend junge Menschen betroffen (>90%
<35 Jahre alt)
⊡ Abb. 2.95 HCC mit Invasion des rechten Pfortaderastes. Zugrunde lie- – 5–25 cm große lobulierte Neoplasien, überwiegend mit
gende Erkrankung: chronische Hepatitis B
zentralen Narben
– In 50% abdominelle Lymphadenopathie (wegen der
meist erst relativ späten Diagnosestellung!)
– Wichtigste DD: FNH, Adenom
Weiterführende Diagnostik
▬ KM-Sonographie, AFP, ggf. 2. bildgebendes Kontrastver-
fahren, Histologie
Malignomverdacht Klinik
▬ Invasives Wachstum (Gefäßinfiltration) ▬ Ikterus (oft schmerzlos)
▬ Inhomogene Textur, im Verlauf sich ändernde Textur ▬ Rechtsseitige Oberbauchschmerzen
▬ Segmentale Dilatation der Gallengänge
▬ Gefäßreichtum Sonographische Befunde (⊡ Tab. 2.5, ⊡ Tab. 2.6,
▬ Im Verlauf Größenzunahme ⊡ Abb. 2.97–2.99)
Sonographische Differenzialdiagnostik
! Merke ▬ HCC
HCC-Surveillance: ▬ Lymphom
▬ Halbjährliche Screeninguntersuchungen (Ultraschall ▬ Metastasen mit segmentaler Cholestase
+ AFP) bei Hochrisikopatienten ( oben) ▬ Mirizzi-Syndrom
▬ Jährliche Screeninguntersuchungen bei Patienten
mit niedrigem HCC-Risiko Weiterführende Diagnostik
▬ Engmaschigere Kontrolle (z. B. alle 3 Monate) auffäl- ▬ ERCP, Endosonographie, KM-Sonographie, CT, Histologie/
liger Knoten <1 cm Zytologie
54 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.97 CCC. Tumorzapfen in rechter Lebervene ⊡ Abb. 2.99 Zentrales CCC (Klatskin-Tumor Bismuth IV). Prästenotische
Dilatation der intrahepatischen Gallenwege
Klinik
▬ Gewichtsabnahme, B-Symptomatik
▬ Oberbauchschmerzen
⊡ Abb. 2.98 Peripheres CCC mit Einziehung der Leberoberfläche und ▬ Ikterus
lokalem Aszitessaum ▬ Weitere Symptome in Abhängigkeit des Primarius
2.1 · Leber
55 2
Sonographische Befunde (⊡ Tab. 2.7; ⊡ Abb. 2.100–2.104) Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Einzelne oder häufig multiple Tumoren, meist echoarm ▬ HCC
oder seltener echoreich, manchmal mit echofreien Arealen ▬ CCC
(zystisches Wachstumsmuster, Nekrosen) ▬ Gutartige Lebertumoren (Hämangiom, FNH, Adenom)
▬ Größere Metastasen meist mit echoarmem Randsaum ▬ Abszesse
(»Halo«) ▬ Granulome
▬ Filiae desselben Tumors können unterschiedliche Echoge- ▬ Leberzysten bei sehr echoarmen Filiae
nitäten aufweisen (unterschiedlichen Tumorgenerationen ▬ Und weitere
entsprechend)
▬ Raumfordernder Effekt (Konturvorwölbungen, ggf. Weiterführende Diagnostik
»Krebsnabel« mit narbiger Einziehung der Geschwulst, ▬ KM-Sonographie, CT/MRT, Histologie, entsprechende
Verdrängung von Gefäßen oder Cholangien) Untersuchungen zur Primärtumorsuche
▬ Fokales Wachstum oder diffuse Infiltration
▬ Bei diffuser Infiltration nicht immer metastatische Herde
abzugrenzen; gelegentlich fällt »lediglich« ein inhomogenes
Parenchym mit andersartiger Echogenität auf
▬ Verkalkte Metastasen z. B. bei muzinösen Adenokarzino-
men (Kolon, Mamma, Ovar, Magen), Melanom, Sarkom,
unter Chemotherapie
▬ Zystische Metastasen entstehen auf dem Boden gefäßrei-
cher Filiae (schnelles Wachstum führt zu zentralen Nekro-
sen und liquider Degeneration) oder muzinöser Adenokar-
zinome
▬ Lymphome stellen sich sehr echoarm, gelegentlich nahezu
reflexfrei dar
▬ Thrombosen von Pfortaderästen oder Lebervenen DD
Tumorinfiltration mit »Krebszapfen«
! Merke
Resektabilität von Lebermetastasen ist nicht mehr
gegeben, wenn die Filiae
▬ in die A. hepatica infiltrieren,
▬ in große Portalgefäße einbrechen,
▬ in beide Gallengänge einwachsen.
Leberinfarkt
Vorbemerkungen
▬ Selten aufgrund der dualen Blutversorgung der Leber,
meist liegt zusätzlich ein Strömungshindernis im portalve-
nösen Kreislauf vor
▬ Embolie oder Thrombose der Leberarterie bzw. ihrer Äste
(Arteriosklerose, myeoloproliferatives Syndrom, Sichelzel-
lanämie, nach Lebertransplantation, Koagulopathie, iatro-
gene Embolisation z. B. zur Tumortherapie ect.)
▬ Schockzustand, z. B. unter Varizenblutung
▬ Kokainintoxikation
b
Klinik
⊡ Abb. 2.102a,b a) Lebermetastasen bei Magenkarzinom. b) Typisches ▬ Oberbauchschmerzen, ggf. mit Ausstrahlung in Schulter
»Schießscheibenmuster« (»target-type-sign«) der Lebermetastase. Darstel- oder Rücken
lung mit Linearschallkopf: echoarmer Randsaum (Halo), echoarmes, verflüs-
sigtes bzw. nekrotisches Zentrum
▬ Übelkeit, Erbrechen
▬ Fieber, Leukozytose
▬ Leberwerterhöhung
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Fokale Andersverfettung
▬ Abszesse
▬ Zystische/nekrotische Metastasen
▬ Zahn‘scher Pseudoinfarkt
– Verschluss eines intrahepatischen Pfortaderastes mit
⊡ Abb. 2.103 Metastasenleber bei neuroendokrinem Tumor. Teilverkalkte oder ohne Kombination mit akuter arterieller Durchblu-
Lebermetastasen tungseinschränkung
2.1 · Leber
57 2
⊡ Abb. 2.105 Kleiner Infarkt. Dreiecksförmiger echoarmer Bezirk mit Basis ⊡ Abb. 2.108 Hämangioendotheliom. Intrahepatische Verkalkungen
zur Leberoberfläche
Epitheliales Auftreten in der 2.–8. Lebensdekade, bevorzugt ᄛ Multifokales Auftreten mit kleinen Herden (5 mm) oder
2 Hämangioendotheliom Bösartige Tumoren ausgehend von den Lebersinusoiden großen Raumforderungen bis 15 cm Größe, die konfluieren
Druck im Oberbauch auf dem Boden der Hepatomegalie, können; häufig Infiltration beider Leberlappen; bevorzugt
Gewichtsverlust, selten Ikterus subkapsuläres Auftreten mit Organeinziehungen; Deforma-
tion befallener Segmente, unauffällige Architektur und ggf.
Hypertrophie des nicht befallenen Leberparenchyms; meist
echoarme Textur; Verkalkungen können vorkommen; Budd-
Chiari-Syndrom möglich (⊡ Abb. 2.107, ⊡ Abb. 2.108)
Angiosarkom Bevorzugt ältere Männer (6.–7. Lebensdekade) nach Kleinzystische, schwammartige, die Leber durchsetzende
Exposition mit Vinylchlorid, Arsen oder Thorotrast (früher Areale
verwendetes Röntgenkontrastmittel) oder bei Vorliegen
einer Leberzirrhose oder Hämochromatose
Infauste Prognose; Metastasierung in Lunge, Knochen, Milz.
Cave: Biopsie bei hoher Blutungsneigung!
Peliosis hepatis Einzelne oder viele blutgefüllte Zysten bis zu 25 mm Größe, Sehr echoarme oder echofreie Herde von wenigen
die mit Sinusoiden oder Lebervenen kommunizieren; Millimetern bis Zentimetern
Ursachen: Entzündungen (Tuberkulose, Vaskulitis), Steroide (DD Zysten, zystische oder nekrotisierende Metastasen,
(orale Kontrazeptiva, Anabolika), HIV bzw. Aids, Malnutri- Adenom, FNH, Hämangiom, Abszesse, Angiosarkom,
tion, Haarzellleukämie, Infektion mit Bartonella henselae Eklampsieleber) (⊡ Abb. 2.109a,b)
Häufig asymptomatisch; unspezifische Symptome wie
Abgeschlagenheit, Fieber, Druckgefühl im Oberbauch,
Gewichtsabnahme
Inflammatorischer Gutartige, sehr seltene Läsion entzündlicher Genese, Meist solitäre, gelegentlich auch mehrere Herde bevorzugt
Pseudotumor Ätiologie unklar im rechten Leberlappen oder im Hilus; Größe der Herde
Häufig asymptomatisch; unspezifische Symptome wie Ab- von 2 bis selten auch >20 cm; Verdrängungserscheinungen
geschlagenheit, Fieber, Druckgefühl im Oberbauch, möglich, keine Infiltration
Gewichtsabnahme (DD ältere Abszesse, HCC, CCC, Metastasen, Lymphom)
(⊡ Abb. 2.106)
– Vasokonstriktion der Lebervenen in der Umgebung ⊡ Tab. 2.9 Klassifikation mit entsprechenden Ursachen
– Hyperämie des Lebergewebes, keine Nekrosen!
Klassifikation Ursachen
– Echoarme dreiecksförmige Bezirke mit Basis zur Leber-
kapsel Prähepatischer Pfortaderthrombose (Koagulopathie, Östrogene,
Block myeloproliferatives Syndrom, Leberzirrhose,
– Vorwölbung der Organkontur im akuten Stadium durch
septisch z. B. bei Nabelschnurinfektion des
Ödem Neugeborenen)
Pfortaderkompression oder -invasion
Weiterführende Diagnostik (Lymphknoten, Tumoren, Pankreaszysten)
Peritonitis
▬ KM-Sonographie, CT/MRT
Intrahepatischer Präsinusoidal: Bilharziose, Lebermetastasen,
Seltene fokale Leberläsionen (⊡ Tab. 2.8) Block (>90% d. F.) myeoloproliferative Erkrankungen
Sinusoidal: Leberzirrhose (80% d. F.)
Postsinusoidal: VOD; Schäden durch Immun-
suppressiva
2.1.5 Sonopathologie der Lebergefäße Posthepatischer Budd-Chiari-Syndrom
Block
Portale Hypertension
Vorbemerkungen (⊡ Tab. 2.9, ⊡ Abb. 2.110)
Klinik Sonographische Befunde bei intrahepatischem Block
▬ Gastrointestinale Blutungen bei Ösophagus- oder Fundus- (⊡ Abb. 2.111–2.113)
varizen ▬ Dilatation der Pfortader: Intrahepatisch >11–13 mm,
▬ Sichtbare Kollateralvenen (z. B. Caput medusae) extrahepatisch >13–15 mm, Aufhebung der atemsynchro-
▬ Bauchumfangszunahme, Vorwölbung des Bauches, ver- nen Lumenänderung
strichener Nabel oder Nabelhernie, evtl. Dyspnoe bei ▬ Rarefizierte intrahepatische Seitenäste, Kalibersprung zwi-
Aszites schen Pfortaderhauptstamm und peripheren Pfortaderäs-
▬ Panzytopenie bei Hypersplenismus ten bis hin zur »Pfortaderamputation«
2.1 · Leber
59 2
V. azygos V. hemiazygos
II
Äste der V. epigastrica
inferior V. colica media
V. gastroomentalis dextra
Pfortader
V. cava V. mesenterica superior
III
V. rectalis inferior
Plexus venosus rectalis
⊡ Abb. 2.110 Pfortaderkreislauf und portokavale Anastomosen. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
Maligner Aszites Peritonealkarzinose Exsudat: Echogene, schwimmende Partikel; »gefangener« Aszites bei Verklebung von
Peritonealblättern; knötchenförmige Auflagerungen und Verdickung der Peritonealblätter
(auch mit höherfrequentem Schallkopf ansehen!)
Entzündlicher SBP bei portalem Aszites (ca. 15% Exsudat: Echogene, schwimmende Partikel; echogene Fibrinfäden
Aszites d. F.), bakterielle Peritonitis ande- Ggf. freie Flüssigkeit nur am Ort des Entzündungsgeschehens (z. B. perivesikaler Flüssigkeits-
rer Genese, Peritonealtuberkulose saum bei akuter Cholezystitis; freie Flüssigkeit im rechten Unterbauch bei Appendizitis ect.)
⊡ Abb. 2.112 Cruveilhier-von-Baumgarten-Syndrom. Kollateralen zwischen ⊡ Abb. 2.114 Kurzstreckige Milzvenenthrombose. Ausbildung großer Fun-
Vv. paraumbilicales im Lig. teres hepatis und Bauchwandvenen dusvarizen mit Z.n. Varizenblutung bei kurzstreckiger Milzvenenthrombose
während der Schwangerschaft
2.1 · Leber
61 2
Akute Pfortaderthrombose
Vorbemerkungen
▬ Thromboseneigung (z. B. Polycythaemia vera, Östrogen-
einnahme, paraneoplastisch ect.)
▬ Septisch bedingte Pfortaderthrombose (z. B. Nabelschnur-
infektion des Neugeborenen)
▬ Pfortaderkompression oder -infiltration (Tumoren, Pank-
reatitis/Pankreaszysten, Lymphknoten)
▬ Leberzirrhose
▬ Peritonitis
▬ Verletzungen
Klinik
▬ Starke Oberbauchschmerzen
▬ Evtl. akutes Abdomen mit möglicher Darmgangrän bei
zusätzlicher Thrombose der V. mesenterica superior oder
der V. lienalis ⊡ Abb. 2.116 Pfortaderthrombose bei Leberzirrhose
Sonographische Befunde
▬ Verbreitertes Pfortaderlumen und fehlende Komprimier-
barkeit
▬ Pfortaderlumen nicht echofrei: Perakut sehr echoarme,
später echogenere Thromben, ggf. mit echoarmem
Randsaum
▬ FKDS: Bei kompletter Thrombose fehlendes Flusssignal,
bei inkompletter Thrombose Restfluss mit Darstellung des
umspülten Thrombus
▬ Wandständige Thromben manchmal noch über Monate
oder Jahre nachweisbar
▬ Akuter Verschluss peripherer Pfortaderäste kann zu einem
Zahn’schen Pseudoinfarkt führen ( dort)
⊡ Abb. 2.115 Pfortaderthrombose bei HCC ⊡ Abb. 2.118 Intrahepatische Pfortaderthrombose bei Lebermetastasie-
rung
62 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.119 Komplette Pfortaderthrombose bei Pankreaskopfkarzinom ⊡ Abb. 2.121 Kavernöse Transformation. Kollateralvenen im Leberhilus
⊡ Abb. 2.120 Randständige Thrombose des Pfortaderhauptstammes ⊡ Abb. 2.122 Alte Pfortaderthrombose. Pfortaderlumen komplett echogen
und teilweise verkalkt, Umgehungskreisläufe im Leberhilus
Chronische Pfortaderthrombose
Vorbemerkungen
▬ Länger bestehende Thrombose der Pfortader, Ätiologie
oben
Klinik
▬ Meist asymptomatischer Zufallsbefund
▬ Klinische Zeichen der Umgehungskreisläufe
Klinik
▬ Bei Dysfunktion Wiederauftreten von Aszites oder
Varizen
Portaler 40–60
Einstromtrakt
Stentmitte 70–100
Ausflusstrakt 100–180
⊡ Abb. 2.126 TIPS-Kontrolle proximal
64 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.127 TIPS-Kontrolle Mitte ⊡ Abb. 2.130 Flussumkehr der intrahepatischen Pfortaderäste bei regel-
rechter TIPS-Funktion. Außerdem kräftige Arterienäste (Arterialisierung bei
Leberzirrhose)
Budd-Chiari-Syndrom
Vorbemerkungen
▬ Kompletter oder teilweise Verschluss der Lebervenen
▬ Risikofaktoren: Myeloproliferative Erkrankungen
(Polycythaemia vera ect.), Gerinnungsstörungen,
chronische Infektionen und Entzündungen, Tumoren,
Traumen, Schwangerschaft, Kontrazeptiva, angeborene
membranöse Einschnürungen oder Verschlüsse (v. a.
in Asien)
Klinik
▬ Akute Bauchschmerzen
▬ Aszites
▬ Befall nur einer Lebervene meist asymptomatisch
Sonographische Befunde
⊡ Abb. 2.128 TIPS-Kontrolle, distal
(⊡ Tab. 2.12; ⊡ Abb. 2.131, ⊡ Abb. 2.132)
Morbus Osler-Weber-Rendu
Vorbemerkungen
▬ Hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie, autosomal-
dominant erblich
▬ Häufigkeit: 1:20.000 bis 1:40.000
Klinik
▬ Punktförmige Teleangiektasien (besonders an Lippen,
Zunge, Gaumen, Nasenschleimhaut)
▬ Rezidivierende Nasen- oder Magen- und Darmblutungen
▬ Evtl. Hämoptoe bei arteriovenösen Malformationen in der
Lunge
▬ Arteriovenöse Malformationen der Leber meist Zufalls-
befund
Sonographische Befunde
▬ Erweiterung der extrahepatischen A. hepatica auf >1 cm
▬ Intrahepatisch weite, geschlängelte Arterien mit hohem
Blutfluss dilatierte Lebervenen und dopplersonographi-
⊡ Abb. 2.132 Chronisches Budd-Chiari-Syndrom. Sklerosierte Venen-
schem Bild von AV-Fisteln
stränge, Leopardenfellmuster
▬ Multiple tubuläre echofreie Strukturen entsprechend den
arteriovenösen Malformatinen
▬ Dilatierte Lebervenen
▬ Im Verlauf Zeichen der portalen Hypertension sowie des
Veno-occlusive disease (VOD) zirrhotischen Umbaus
Vorbemerkungen
▬ Sinusoidales Obstruktionssyndrom mit Endothelschäden
terminaler Lebervenen, Thrombose und sekundärer Skle- 2.1.6 Transplantatleber
rose
▬ Auftreten nach Konditionierungstherapie vor geplanter Einleitung
Knochenmarktransplantation (klinisch meist 6–20 Tage ▬ Lebertransplantationen nehmen seit der ersten Transplan-
nach Transplantation manifest) oder nach anderen Chemo- tation am Menschen 1963 (durch Starzl in Denver) und der
therapien meist in Kombination mit Bestrahlung, andere Einführung von Cyclosporin als Immunsuppressivum 1980
Medikamente wie Azathioprin an Häufigkeit zu und sind mittlerweile ein anerkanntes the-
rapeutisches Verfahren für die terminale Leberinsuffizienz
Klinik sowie für ausgewählte Fälle mit hepatozellulärem Karzinom
▬ Oberbauchschmerzen auf dem Boden der Hepatomegalie ▬ Durch Verbesserungen der chirurgischen Techniken sowie
▬ Aszites der immunsuppressiven Regime zunehmender Erfolg mit
▬ Hyperbilirubinämie >2 mg/dl 5-Jahres-Überlebensraten von insgesamt etwa 80%
66 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
▬ Neben Kadaverleberspende auch Splitting (Aufteilung ei- – A. hepatica wegen eines postoperativ erhöhten Gefäßwi-
ner Leber auf zwei Patienten) und Leberteil-Lebendspende derstandes initial mit niedriger oder manchmal fehlen-
möglich der diastolischen Flussrate
▬ OP-Technik: Orthotope Lebertransplantation nach Hepat- ▬ Pfortader
ektomie (mit supra- und infrahepatischer Vena-cava-Ana- – Messungen am Konfluens aufgrund des Einschallwinkels
stomosierung oder mit nur einer Vena-cava-Anastomose >600 ungünstig
und Erhalt der Empfänger-Vena-cava) – Optimaler Zugang: Transkostal im geraden Verlauf des
▬ Hospitalletalität (abhängig vom präoperativen Zustand des Hauptstammes kurz vor Aufteilung in Segmentäste
Patienten) in den ersten 30 Tagen 5–10% – Frequenzspektrum der Pfortader ist abhängig von Nah-
▬ Höchstes Risiko für Mortalität im ersten Jahr nach Trans- rungsaufnahme, Tageszeit, körperlicher Aktivität, Köper-
plantation, insbesondere in den ersten 3 Monaten (Trans- haltung sowie von Medikamenteneinnahme
plantatdysfunktion, vaskuläre oder biliäre Komplikationen – Mittlere gemittelte Geschwindigkeit (TAVmax) zwischen
oder Infektionen) 13 und 22 cm/s
▬ Ultraschall inkl. Dopplersonographie ist diagnostisches – Fluss der V. portae üblicherweise hepatopetal mit wenig
Verfahren der Wahl zur Detektion früher und später atemabhängigen Schwankungen, Flussgeschwindigkeit
Transplantatkomplikationen (⊡ Tab. 2.13) kann v. a. in den ersten postoperativen Tagen deutlich
erhöht sein (40–60 cm/s)
Untersuchungsablauf – Gelegentlich vorübergehend helikaler (spiralförmiger)
▬ Sonographische Darstellung der Leber üblicherweise in Blutfluss in der Pfortader nach Transplantation (schein-
Längs- und Querschnitten von subkostal und transkostal; bares Auftreten zweier entgegengesetzter Strömungen,
wegen der OP-Narbe in den ersten postoperativen Tagen bedingt durch unterschiedliche Dopplerwinkel bei
evtl. nur von transkostal einzustellen spiralförmigem Fluss) (bei längerer Persistenz V. a. Ste-
▬ Beurteilung von Lebergröße und Leberparenchym hin- nose)
sichtlich diffuser oder fokaler Veränderungen im intraindi- ▬ Lebervenen
viduellen Verlauf – Normale triphasische Wellenform der Lebervenen
▬ Untersuchung der intra- und extrahepatischen Gallenwege
▬ Nachweis intrahepatischer, perihepatischer oder intraabdo- Parenchymveränderungen
mineller Flüssigkeiten ▬ Diffuse Parenchymveränderungen: Rejektionen, Reperfu-
▬ Darstellung der Lebergefäße (Leberarterie inkl. ihrer Seg- sions- oder Ischämieschäden, Wiederauftreten der Grund-
mentgefäße, Pfortader mit Aufzweigungen, Lebervenen, krankheit (Hepatitis C, Autoimmunhepatitis, seltener auch
untere Hohlvene) und Untersuchung B-Bild-sonographi- PSC)
scher Veränderungen (Stenosen, Thrombosen, Pseudo- ▬ Fokale Veränderungen: Infarkt/Nekrosen, Hämatome,
aneurysmata ect.) Abszesse, Biliome, Neoplasien
▬ Abszesse können nach Transplantation gehäuft auftre-
Dopplersonographie: ten, allerdings immer auch nach Ursache suchen: Gal-
▬ A. hepatica inkl. ihrer intrahepatischen Äste rechts und leleckage, Leberarterienthrombose, Z.n. Leberbiopsie
links ect.
– Darstellung der Anastomose, Darstellung der A. hepatica
propria von interkostal (ggf. in LSL) neben der V. portae Peri- und intrahepatische postoperative Flüssig-
– Ableitung der arteriellen Flusskurve (normal rascher keitsverhalte
systolischer Peak, kontinuierlicher diastolischer Fluss), ▬ Intraabdominelle, extrahepatische Flüssigkeitsansammlun-
Messung der maximalen Flussgeschwindigkeit und Be- gen werden nach Transplantation nahezu immer gefunden
stimmung von Indizes wie Resistance-Index und Pulsati- (Aszites, Serome, Hämatome, Abszesse, Lymphozelen,
litäts-Index (RI normal zwischen 0,5 und 0,7 Galleextravasate)
2.1 · Leber
67 2
Gallenwegskomplikation Ultraschallbefunde
Ischämisch bedingte Multiple Gallengangsstrikturen, beginnend meist im Bereich der Bifurkation und nach peripher sich ausbreitend
Gallengangsstrikturen Fokal segmentale Gangdilatationen
Ggf. echogenes Material innerhalb der dilatierten Gallenwege (abgeschilferte Epithelien, Debris)
Fehlende sonographisch feststellbare Dilatation der Gallenwege bei multiplen Gallengangsstrikturen möglich!
2.2 Gallenblase ▬ Blutversorgung durch die A. cystica (in der Regel aus dem
R. dexter der A. hepatica propria)
H. Kinkel
! Merke
2 Varianten der Gefäßversorgung sind chirurgisch rele-
Wichtiges auf den ersten Blick vant.
V. hepatica intermedia
A. hepatica propria
⊡ Abb. 2.137 Anatomie der Gallenblase. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
2.2 · Gallenblase
71 2
⊡ Abb. 2.138 Anatomie der Gallenblase ⊡ Abb. 2.141 Phrygische Mütze . Knickbildung im Bereich des Fundus,
Normvariante
Rückenlage
▬ Untersucht wird zuerst in Rückenlage am nüchternen Pati-
enten
▬ Die Gallenblase erscheint bei Schallkopfführung im sub-
kostalen Längsschnitt von medial nach lateral etwa in
Höhe der Medioklavikularlinie
▬ Nach einem Durchfächern des Organs in Längsachse er-
folgt ein Verschieben des Schallkopfs über das Organ im
Querdurchmesser
▬ Auf echoreiche Veränderungen im Gallenblasenlumen
sowie auf Verdickungen und irreguläre Anteile der Wand
⊡ Abb. 2.140 Gallenblasendivertikel achten
72 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
▬ FKDS zum Ausschluss von Gallenblasenwandvarizen bei ▬ Gehäuftes Auftreten bei Morbus Crohn (insbesondere bei
portaler Hypertension und zur Darstellung der Gallenbla- ausgedehnter Dünndarmresektion) und nach Gastrektomie
senwanddurchblutung besonders bei Cholezystitis
Klinik
2 Linksseitenlage ▬ Gallenblasensteine sind symptomarm
▬ Alle Patienten sollten neben der Rückenlage auch in Links- ▬ Oberbauchdruck und postprandiale Übelkeit sind häufige
seitenlage untersucht werden Beschwerden
▬ Steine und Polypen sind gelegentlich nur in der Linkseiten- ▬ Komplikationen von Gallensteinen:
lage darstellbar – Akute oder chronische Entzündung
▬ Der Ductus cysticus und das Lig. hepatoduodenale mit – Gallengangsverschluss mit Cholangitis und biliäre Pank-
DHC, Pfortader und A. hepatica werden in Linksseitenlage reatitis
oftmals besser einsehbar – Steinperforation
– Gallensteinileus
Untersuchung der Gallenblase nach Reizmahlzeit
▬ Eine Reizmahlzeit (z. B. Frühstück mit Brötchen und Ei, Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.143, ⊡ Abb. 2.144,
Kaffee und Orangensaft oder eine Tafel Schokolade) provo- ⊡ Abb. 2.145)
ziert die Gallenblasenkontraktion ▬ Echoreiche Struktur im Gallenblasenlumen mit dorsaler
▬ Das Messen des Volumens vor und ca. 30 min nach einer Schallauslöschung (bei nicht-kalkhaltigen Steinen nicht
Reizmahlzeit gibt Anhalt über die Gallenblasenkontraktilität unbedingt vorhanden)
▬ Normal ist eine Volumenabnahme nach Reizmahlzeit um ▬ Solitär oder multipel, unterschiedliche Größe
50% ▬ »Rolling stone«-Phänomen bei Lagerung (im Gegensatz
▬ Bei fehlender Kontraktion nach Reizmahlzeit muss nach zum Polypen oder Tumor)
der Ursache für einen Verschluss des Ductus cysticus ge- ▬ Sludge-Phänomen kann nach langen Fastenphasen physio-
sucht werden (meist Stein, selten Tumor) logisch sein und tritt vermehrt z. B. nach Antibiotikathera-
pie auf
! Merke
▬ Infundibuläre Steine oder Steine im Ductus cysticus kön-
Berechnung des Gallenblasenvolumens:
nen die Kontraktion der Gallenblase verhindern
V = Länge×Breite×Höhe × 0,5
Sonographische Differenzialdiagnostik
Ursachen für eine nicht darstellbare Gallenblase ▬ Polyp oder Tumor
(⊡ Tab. 2.16)
Weiterführende Diagnostik
⊡ Tab. 2.16 Ursachen für eine nicht darstellbare Gallenblase ▬ Laboruntersuchung zum Ausschluss einer Cholestase oder
Ursache Abhilfe
Entzündung
▬ Die Sonographie ist die Methode der Wahl zur Diagnostik
Postprandiale Kontraktion Re-Untersuchung nüchtern
▬ Endosonographie kann hilfreich sein
Agenesie oder Dystopie Anamnese, 2. (erfahrener) ▬ KM-Sonographie zur Differenzierung zwischen Sludge/
Untersucher Stein und Polyp/Tumor
Steinvolle Gallenblase 2. (erfahrener) Untersucher
2.2.3 Cholezystolithiasis
Vorbemerkungen
▬ In der westlichen Welt altersabhängige Prävalenz von 15–20%
▬ Prädispositionsfaktoren sind:
– Weibliches Geschlecht (w:m = 2:1), Gravidität und Hor-
mone
– Höheres Alter, Adipositas, Ernährung und heriditäre
Faktoren (familiäre Belastung, ethnische Abstammung) ⊡ Abb. 2.143 Gallenblasensludge
2.2 · Gallenblase
73 2
2.2.4 Entzündliche
Gallenblasenveränderungen
Cholezystitis
Cholezystitis
▬ Akute Cholezystitis (⊡ Abb. 2.146)
– Gallenblasenhydrops
– Pericholezystitis
– Phlegmonöse Cholezystitis
– Gallenblasenempyem (⊡ Abb. 2.147)
– Gallenblasenperforation (⊡ Abb. 2.148)
▬ Chronische Cholezystitis
– Schrumpfgallenblase (⊡ Abb. 2.149)
– Porzellangallenblase (⊡ Abb. 2.150)
⊡ Abb. 2.148 Gallenblasenperforation
74 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.151 Gallenblasenwandverdickung bei akuter Hepatitis ⊡ Abb. 2.154 Gallenblasenwandverdickung bei akuter Nephritis
2.2 · Gallenblase
75 2
Ursache Besonderheit
Hypoproteinämie Aszites
⊡ Abb. 2.161 Melanommetastase der Gallenblase ⊡ Abb. 2.162 Hämatom nach Cholezystektomie
Klinik
▬ Bei Hämatomen kann es zu Schmerzen und Abfall des
Hämoglobins kommen, Abszesse gehen mit Fieber und
Schmerzen einher
▬ Ein Biliom kann bei Druck auf die Leberkapsel ebenfalls
Schmerzen verursachen
! Merke
Im Ligamentum hepatoduodenale verlaufen folgende
drei Strukturen:
1. A. hepatica communis
2. DHC
⊡ Abb. 2.164 Normale intrahepatische Gallenwege 3. Pfortader
Vesica biliaris
= fellea
A. und V. cystica
Ductus cysticus
A. hepatica propria
A. gastrica dextra
Rückenlage
▬ Untersuchung zuerst in Rückenlage am nüchternen Patien-
⊡ Abb. 2.166 Anatomie DHC proximal ten
▬ Aufsuchen der intrahepatischen Gallenwege sowohl des
linken als auch des rechten Leberlappens bei der Schall-
kopfführung im subkostalen Längsschnitt von medial nach
lateral
▬ Nach Durchfächern der Leber in Längsachse Verschieben
des Schallkopfs über das Organ im Querdurchmesser
▬ Auf echoarme Erweiterung sowie auf Verdickungen und
irreguläre Anteile der Wand der Gallenwege achten
▬ Duplex-Modus hilft bei der Differenzierung zwischen
Gallengang und Gefäßen. (Cave: bei Anlotwinkel von 90°
kein vernünftiges Signal im normalen Farbdoppler. Ggf.
Änderung der Schallkopfposition, Verwendung des Power-
Dopplers)
▬ DHC im Lig. hepatoduodenale aufsuchen. Leitstruktur
des Ligaments ist die V. portae. Meist schräge Schallkopf-
richtung von der rechten Schulter in Richtung linke Spina
iliaca anterior
▬ Entweder sich dem Ligament von ventral von der V. li-
enalis über den Confluens nähern und die Pfortader im
⊡ Abb. 2.167 Unterkreuzung der A. hepatica im »advanced dynamic flow« Längsschnitt darstellen oder die Pfortader vom Leberhilus
aus aufsuchen
Linksseitenlage
▬ Alle Patienten neben der Rückenlage auch in Linkssei-
tenlage untersuchen, da Lig. hepatoduodenale mit DHC,
Pfortader und A. hepatica in Linksseitenlage oftmals besser
einsehbar
▬ Darstellen des distalen und des intrapankreatischen DHC
mit Gallenblase als Schallfenster
2.3.3 Cholestase
Klinik
▬ Abhängig von der Grundkrankheit und Ursache der Cho-
lestase
▬ Ikterus und Juckreiz abhängig von der Höhe des Serumbi-
⊡ Abb. 2.168 Anatomie DHC distal lirubins
2.3 · Gallenwege
81 2
Sonographische Befunde ▬ Sonographisch nicht nur die Höhe der Obstruktion nach-
▬ Abflussbehinderung der Gallenwege mit konsekutivem weisbar, sondern auch die Dauer und Schwere der Choles-
Galleaufstau bedingt eine sonographisch nachweisbare tase abschätzbar, sofern es sich um eine distale Abflussstö-
Erweiterung der Gallenwege abhängig von der Höhe des rung handelt
Abflusshindernisses (⊡ Tab. 2.19) ▬ Bei Abflussbehinderung auf Papillenniveau beginnt die Cho-
▬ Erweiterte Gallenwege stellen sich echoarm bzw. echofrei lestase mit dem Auffüllen der Gallenblase mit Gallenflüssig-
dar und verlaufen intrahepatisch parallel zu den Gefäßen keit; Bild einer prallelastisch gefüllten, großen Gallenblase
▬ Im nächsten Schritt Erweiterung des Ductus cysticus – dieser
! Merke sonographisch darstellbar – und danach Dilatation des DHC.
Paralleler Verlauf von intrahepatisch gestauten Gallen- Kompression des Gallengangs an der Unterkreuzungsstelle
wegen und Gefäßen bezeichnet man als Doppelflinten- der A. hepatica dexter verschwindet mit steigendem Druck
phänomen (⊡ Abb. 2.169). im Gallengangsystem (⊡ Abb. 2.170, ⊡ Abb. 2.171)
⊡ Abb. 2.169 Doppelflintenphänomen ⊡ Abb. 2.170 Erweiterter Ductus cysticus bei Papillenstein
Chlolestaseform Ursachen
Intrahepatische Cholestase
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Leberparenchymverkalkung, Aerobilie, Pfortaderthrom-
bose, PSC, CC, aszendierende Cholangitis, Askarien und
Clonorchis senensis (Asien)
Weiterführende Diagnostik
▬ Laboruntersuchungen, genetische Bestimmung
▬ ERCP, MRCP, Leberpunktion (Fibrosebestimmung), KM-
Sonographie, CT
⊡ Abb. 2.172 Intrapankreatisch erweiterter DHC
Weiterführende Diagnostik
▬ Labordiagnostik (Hepatitisserologie, Tumormarker etc.)
▬ KM-Sonographie, CT, MRT, ggf. Leberpunktion
2.3.4 Gallengangsteine
⊡ Abb. 2.173 Caroli-Syndrom I
Intrahepatische Gallengangsteine/Caroli-Syndrom
Vorbemerkungen
▬ Isolierte Gallengangsteine sind selten
▬ Caroli-Syndrom: nach dem französischen Gastroenterolo-
gen Jacques Caroli (1902–1979)
▬ Seltene autosomal rezessiv vererbte diffuse oder umschrie-
bene Ektasie der Gallenwege (Störung der Entwicklung der
Gallenwege aus der Duktalplatte)
▬ Assoziation mit der polyzystischen Nierenerkrankung
(ebenfalls autosomal rezessiv)
Klinik
▬ Häufig Manifestation erst im Erwachsenenalter, obwohl
angeborene Erkrankung
▬ Rezidivierende Cholangitisschübe mit Fieber und Ober-
bauchschmerzen
▬ Gelegentlich Ikterus
▬ Komplikationen: cholangitische Sepsis und Leberabszesse
▬ Fortschreiten der Erkrankung mit Leberzirrhose, CC oder
HCC (selten). (Indikation zur LTX) ⊡ Abb. 2.174 Caroli-Syndrom II
2.3 · Gallenwege
83 2
Extrahepatische Gallengangsteine
Vorbemerkungen
▬ Gallengangsteine entweder primär im Gallengang gebildet
(Pigmentsteine) oder aus Gallenblasensteinen sekundär
in den Gallengang dort weitergewachsen ( Gallenblasen-
steine)
▬ 70–80% der Gallengangsteine sekundäre Steine
▬ 80–95% der Gallengangsteinträger haben auch Gallenbla-
sensteine
Klinik
▬ Ikterus und Cholestase sowie Übelkeit und rechtsseitige
Oberbauchschmerzen
▬ Bei ventilartigem Verschluss intermittierende Symptomatik
möglich
▬ Komplikationen: biliäre Pankreatitis, rez. Cholangitiden
und Leberabszesse ⊡ Abb. 2.176 Multiple Choledochussteine
▬ Asymptomatische Gallengangsteine: in weniger als 50%
symptomatisch; ca. 20% können spontan abgehen
! Merke
Symptomatische Gallengangsteine sind immer Behand-
lungsindikation.
▬ Asymptomatische Gallengangsteine können/sollten
behandelt werden.
▬ Kleine Gallengangsteine (<8 mm) können spontan
über die Papilla Vateri passieren.
Sonographische Befunde
▬ Intra- und extrahepatische Cholestase ( oben)
▬ Echoreicher Sludge oder Steine im DHC ggf. mit dorsaler
Schallauslöschung
▬ Positiver Steinnachweis ist beweisend, negativer Be-
fund schließt Gallengangstein nicht aus (⊡ Abb. 2.175,
⊡ Abb. 2.176, ⊡ Abb. 2.177)
⊡ Abb. 2.177 Präpapillärer Stein im DHC
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Aerobilie des Gallengangs, Blutkoagel, Mirizzi-Syndrom,
Pankreaskopfverkalkung, distales CC oder Pankreastumor
Weiterführende Diagnostik
▬ Labor (γ-GT, Bilirubin etc.), Endosonographie, MRCP,
ERCP ggf. PTC
2.3.5 Gallengangentzündungen
Klinik
▬ Im Frühstadium asymptomatisch, später Ikterus und Juck-
reiz, Oberbauchschmerzen und Fieber
▬ Häufigste Komplikation: bakterielle Cholangitis
2 ▬ Im weiteren Verlauf Zirrhose mit Indikation zur LTX
▬ Deutlich erhöhtes Risiko für Entstehung eines CC!
(15–20% Lebenszeitrisiko)
Sonographische Differenzialdiagnostik
⊡ Abb. 2.178 Intrahepatische Gallengangsunregelmäßigkeit bei PSC ▬ Aszendierende Cholangitis, Aids-Cholangiopathie, CC
Weiterführende Diagnostik
▬ Labor (pANCA), MRCP, ERCP. Leberpunktion
Sekundäre Cholangitis
Vorbemerkungen
▬ Auftreten bei schwerkranken Intensivpatienten mit un-
terschiedlicher Grunderkrankung oder nach Polytrauma
immer bei lebergesunden Patienten
▬ Diskutiert wird eine ischämische Schädigung der Gallen-
wege
▬ Komplikation: rezidivierende Cholangitiden bei Abflussbe-
hinderung unterschiedlicher Ursache; Spätfolge rez. Cho-
langitiden: Zirrhose
Klinik
▬ Neuaufgetretener Ikterus sowie Erhöhung der Leberen-
zyme und Cholestaseparameter
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ PSC, CC
Weiterführende Diagnostik
▬ MRCP, ERCP, CT
2.3.6 Gallengangtumoren
Intrahepatische Gallengangtumoren
Vorbemerkungen
▬ Seltener Tumor der Gallenwege, meist Adenokarzinom der
Adenom-Dysplasie-Karzinom-Sequenz folgend
▬ Prädisponierende Faktoren: PSC, parasitäre Erkrankungen
der Gallenwege, rez. Cholangitiden, chronische Salmonel-
⊡ Abb. 2.180 Lymphknoten im Ligamentum hepatoduodenale bei PSC lose, Caroli-Syndrom
2.3 · Gallenwege
85 2
Klinik Weiterführende Diagnostik
▬ Keine Frühsymptome ▬ Tumormarker (CEA, CA-19–9), KM-Sonographie, ERCP mit
▬ Oberbauchbeschwerden und zunehmender Ikterus Bürstenzytologie und duktaler Endosonographie, MRCP, CT
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.181, ⊡ Abb. 2.182) Extrahepatische Gallengangtumoren (⊡ Tab. 2.20)
▬ Sonographische Detektion eines Cholangiokarzinoms oft- Vorbemerkungen
mals schwierig. Häufig lediglich die konsekutive Cholestase ▬ Prädisponierende Faktoren: parasitäre Erkrankungen der
darstellbar GW, chronische Salmonellose sowie rez. Cholangitiden,
▬ Echoarme Raumforderung distal der erweiterten Gallen- PSC, Caroli-Syndrom
wege ▬ Einteilung des Gallengangs nach Longmire in 3 Abschnitte:
▬ Vergrößerte Lymphknoten im Lig. hepatoduodenale proximaler, mittlerer und distaler Gallengang
▬ Nachweis von intrahepatischen Filiae (meist echoarm)
Klinik
Sonographische Differenzialdiagnostik ▬ Keine Frühsymptome, im späteren Krankheitsverlauf
▬ Gallengangsteine Oberbauchschmerzen, Gewichtsverlust und Inappetenz
▬ Gallengangstenosen ▬ Courvoisier-Zeichen: Schmerzloser Ikterus sowie prall
▬ Mirizzi-Syndrom: Gallenblasenhalsstein mit Kompression elastische Gallenblase
des Ductus hepatocholedochus
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.183, ⊡ Abb. 2.184)
▬ Verdickung des DHC und Erweiterung der Gallenwege
proximal der Stenose
▬ Vergrößerte LKs im Lig. hepatoduodenale
Bismuth-Klassifikation Ausbreitungsform
Klinik
▬ Cholestase mit kolikartigen Oberbauchschmerzen, Übelkeit
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Bei entsprechender Anamnese: nach ERCP vergessener Stein
▬ Bei Spontanblutung: GG-Stein oder Tumor
⊡ Abb. 2.187 Gas im Pfortadersystem bei septischer Divertikulitis ⊡ Abb. 2.189 Intraduktaler Koagel nach ERC mit Papillotomie
⊡ Abb. 2.188 Aerobilie des DHC bei liegendem Stent ⊡ Abb. 2.190 Nach erneuter ERC mit Entfernung des Koagels
88 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Klinik Choledochojejunostomie
▬ Nur bei Stentverschluss: Übelkeit, Oberbauchschmerzen Vorbemerkungen
und Ikterus ▬ Operative Therapie bei unterschiedlichen Indikationen
▬ Komplikation: aszendierende Cholangitis
Klinik
Sonographische Befunde ▬ Nur bei aszendierender Cholangitis oder Stenose klinische
▬ Sowohl distales als auch proximales Stentende darstellen: Beschwerden
Lagekontrolle
▬ Nach Aerobilie als Zeichen der Durchgängigkeit suchen Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.193)
▬ Plastikstents: echoreich-echoarm-echoreiche Doppelkontur ▬ Typische Anatomie: Verkürzung oder Fehlen der extrahe-
im DHC (⊡ Abb. 2.191) patischen Gallenwege und Jejunalschlinge in direkter Be-
▬ Metallgitterstent: Gitterstruktur darstellbar (⊡ Abb. 2.192) ziehung zum Leberhilus
▬ Häufig echoreiches Material im distalen Gallengangsystem,
manchmal Nachweis einer Pendelperistaltik von Chymus
in den dann weiten distalen Gallengang
▬ Nachweis einer Aerobilie
▬ Bei Anastomosenstenose intrahepatische Cholestase und
Verlust der Aerobilie
! Merke
Bei Choledochojejunostomie postoperativ routinemä-
ßige sonographische Kontrolle der Anastomosenmor-
phologie.
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Bei entsprechender Anamnese keine Differenzialdiagnose
Weiterführende Diagnostik
▬ ERC bzw. PTC, wenn ERC nicht möglich, Cholangiosko-
pie, MRCP
⊡ Abb. 2.191 Plastikstent im DHC
Pankreastopographie Pankreasmorphologie
▬ Lage: retroperitoneal (umgeben von Duodenum, Leber, ▬ Echostruktur (⊡ Abb. 2.196)
Magen, Milz), ventral der V. lienalis und des Konfluens; – Scharf begrenztes Organ mit homogenem, mitteldich-
Pankreaskopf ist hakenförmig um V. und A. mesenterica tem, feinkörnigem Echomuster (geringfügig echoreicher
superior gewunden (⊡ Abb. 2.194, ⊡ Abb. 2.195) als normale Leber)
▬ Ausdehnung: etwa in Höhe des 1. und 2. Lendenwirbelkör- – Jüngere Patienten: echoarm (etwa isoechogen zum lin-
pers dorsal der Bursa omentalis, im Querschnitt vom Duo- ken Leberlappen)
V. portae hepatis
Ductus cysticus
Ductus hepaticus
communis
Ligamentum Ligamentum
hepatoduodenale phrenicosplenicum
(res.) = phrenicolienale
– Schnittrand –
A. gastroduodenalis
A. und V. splenica
= lienalis
A. pancreatico- M. suspensorius duodeni und
duodenalis superior Ligamentum suspensorium
duodeni = Treitz’scher Muskel
A. und V. mesen- und Treitz’sches Band
terica superior Flexura duodenojejunalis
A. pancreatico-
duodenalis inferior
Pars horizontalis
= inferior duodeni Magen, Colon transversum
und Jejunum entfernt
⊡ Abb. 2.194 Lage des Pankreas. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
90 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Ductus pancreaticus
Ductus pancreaticus
accessorius
accessorius
2 = Santorini’scher Gang
Ductus pancreaticus
Ductus pancreaticus
= Wirsung’scher Gang
a b
a Der Ductus pancreaticus accessorius (Santorini’scher Gang) mündet b Ductus pancreaticus und Ductus pancreaticus accessorius
in den Ductus pancreaticus (Wirsung’scher Gang), ca. 30% der Fälle. münden getrennt und bilden keine Anastomosen, ca. 10% der Fälle.
⊡ Abb. 2.195 Mündungsvarianten der Pankreasgänge und Lage des DHC im Pankreaskopf. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen.
Springer, Heidelberg
⊡ Abb. 2.196 Pankreas normal. Pankreas im Querschnitt ⊡ Abb. 2.197 Echoarmer Processus uncinatus
! Merke
Die V. lienalis gilt als wichtigste Leitstruktur.
⊡ Abb. 2.202 Pankreaskauda, Anlotung von ventral subkostal ⊡ Abb. 2.205 Pankreaskopf mit umgebendem duodenalem C
Pankreaslipofibromatose
Vorbemerkungen
▬ Alter, fettreiches Essen und Adipositas sowie Alkoholkon-
sum führen zu zunehmender Lipomatose, bindegewebigem
Umbau und später zu Atrophie des Organs, in westlichen
Ländern häufigste Veränderung des Pankreas
Weiterführende Diagnostik
▬ Nicht notwendig
Akute Pankreatitis
Vorbemerkungen
▬ Inzidenz: 10–20/100.000/Jahr
▬ Ätiologie:
– Gallenwegserkrankungen (Choledochussteine, Stenose
der Papilla vateri), ca. 55%
– Alkoholabusus, ca. 35%
– Weitere Ursachen, ca. 10% (Medikamente wie Diure-
tika, β-Blocker, Östrogene, Glukokortikoide, Antibio-
tika, Antikonvulsiva, NSAIDs, Zytostatika ect.; here-
ditäre Pankreatitis; ausgeprägte Hypertriglyzeridämie;
post-ERCP; nach Bauchtrauma; Virusinfektionen;
penetrierendes Ulcus ventriculi oder duodeni; Pankreas
divisum; Hyperkalzämie bei primärem Hyperparathy-
⊡ Abb. 2.204 Pankreaskorpus, Querschnitt reoidismus)
2.4 · Pankreas
93 2
1
Pancreas
5 1: in die Bursa omentalis
5 2: in das Mesocolon
transversum
2
1 5 3: in die Radix mesenterii
5 4: in das kleine Becken und
in die Leistenregion
5 5: in den Retroperitoneal-
raum
3
5
4
4
Klinik
▬ Epigastrische Schmerzen in 90%, klassisch gürtelförmig, ⊡ Abb. 2.207 Vom Pankreas ausgehende Nekrosestraßen. Aus: Tillmann
akutes Abdomen (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
▬ Übelkeit, Erbrechen, Inappetenz, Ileussymptomatik, Fieber,
Ikterus
▬ Schweres septisches Krankheitsbild (10–20%) möglich genes Zystenlumen, nach 6–8 Wochen Ausbildung einer
▬ Cullen- und Grey-Turner-Zeichen (bläuliche Flecken peri- entzündungsbedingten Pseudomembran
umbilikal oder in den Flanken; prognostisch ungünstig) ▬ Abszesse: entstehen durch Infektion von Nekrosen oder
Pseudozysten; runde oder polyzyklische, inhomogene
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.207–2.210) Struktur, echofrei/echoarm, Wandverdickung, gelegentlich
▬ Sonographie sollte erstes und wichtigstes diagnostisches Nachweis von Luft oder Spiegelbildung
Verfahren sein zur ätiologischen Einordnung der Pankrea- ▬ Thrombosen: Milzvenen- und/oder Pfortaderthrombose
titis: Biliäre Genese (Choledocholithiasis)? Tumor? ▬ Biliäre Abflussstörung: Choledocholithiasis wichtiges DD
der akuten Pankreatitis! Umgekehrt auch DHC-Kompres-
z Akute ödematöse Pankreatitis sion infolge der Pankreasorganschwellung möglich
▬ Meist diffuse (selten segmentale) Organvergrößerung ▬ Einbruch in Nachbarorgane: Leber, Milz, Intestinum
▬ Echoarme verwaschene oder scheckige Echostruktur mit
! Merke
noch relativ scharfer Abgrenzbarkeit zur Umgebung
Parenchymveränderungen noch Wochen bis Monate
nach akuter Pankreatitis nachweisbar!
z Akute nekrotisierende Pankreatitis
▬ Zunehmend unscharfe bzw. aufgehobene Organgrenzen
▬ Fokale oder ausgedehnte echoarme oder echofreie Areale Sonographische Differenzialdiagnostik
im Parenchym (Nekrosen oder Einblutungen) oder echo- ▬ Chronische Pankreatitis (mit akutem Pankreatitisschub),
reiche Strukturen (Fettgewebsnekrosen, Koagel) akute Cholezystitis, Cholangitis, Ileus, Magen/Darmperfo-
ration
z Begleiterscheinungen und Komplikationen
▬ Flüssigkeitssaum/-ansammlung peripankreatisch, in der Weiterführende Diagnostik
Bursa omentalis (zwischen Magenhinterwand und Pank- ▬ Labor (Pankreas-, Leber-, Entzündungsparameter)
reasvorderfläche), pararenal, perisplenisch, perihepatisch, ▬ Erweiterte Bildgebung:
mesenterial, Douglas-Raum, linksseitiger Pleuraerguss – KM-Sonographie (gute Abgrenzbarkeit nekrotischer
▬ Nekrosestraßen: inhomogene, echoarme bis echofreie Zo- Areale)
nen oder abgrenzbare Massen, oft echoreiche Binnenstruk- – Endosonographie (ggf. Option der endosonographischen
tur; Ausbreitung in präformierte Räume: vorderer oder Punktion von Pseudozysten, Abszessen oder fraglichen
hinterer Pararenalraum, mesenterial, mesokolisch, links Raumforderungen)
subphrenisch (⊡ Abb. 2.207) – MRCP oder ERCP (nur bei Hinweis auf Obstruktion des
▬ Pankreaspseudozysten: echoarme oder echofreie Läsionen, DHC!)
bei Einblutungen oder Infektion echoreiches und inhomo- – Angio-CT (hohe Strahlenbelastung!)
94 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.208 Diffuse ödematöse Pankreatitis ⊡ Abb. 2.210 Akute Pankreatitis mit Flüssigkeitsansammlung in der Bursa
omentalis. Echoarme Zone zwischen Magenhinterwand und Pankreasvor-
derfläche
Chronische Pankreatitis
Vorbemerkungen
▬ Inzidenz (in Deutschland): 8/100.000/Jahr
▬ Ätiologie:
– Alkoholabusus, ca. 80%
– Idiopathisch, ca. 15%
– Weitere Ursachen, ca. 5% Medikamente ( oben), Hy-
pertriglyzeridämie, Hyperparathyreoidismus, hereditäre
Pankreatitis (z. B. Mutationen des Chloridkanalgens
(CFTR) bei zystischer Fibrose), Autoimmunpankreatitis
Klinik
▬ Rezidivierende Schmerzen, Triggerung durch opulente
Mahlzeiten oder Alkohol
a
▬ Manifeste Maldigestion (Diarrhö, Fettstühle, Gewichts-
abnahme) bei einer Dysfunktion von 90% des Pankreas-
gewebes
▬ Schmerzfreie Intervalle möglich
▬ Ausbildung eines Insulinmangeldiabetes bei ca. 30% der
Patienten im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium
▬ Ggf. Ikterusschübe
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Tumoren des Pankreas, DHC oder im Bereich der Papille
mit Dilatation des Pankreasganges
▬ Pankreaskarzinom
▬ Zystische Pankreastumoren (selten!): Seröse oder muzinöse
Zystadenome, Zystadenokarzinome, intraduktale papilläre
muzinöse Neoplasien (IPMNs)
a
Weiterführende Diagnostik
▬ Endosonographie, ERCP (Nachweis bzw. Behebung von
Komplikationen wie Choledochusstenose, Pankreasgang-
steinen)
Duktales Pankreaskarzinom
Vorbemerkungen
▬ Jährliche Inzidenz 15/100.000, nach Kolon- und Magenkar-
zinom dritthäufigster Tumor des Verdauungstraktes
▬ ᄝ>ᄛ, mittleres Erkrankungsalter 69 Jahre
▬ Ätiologie unbekannt; genetische Disposition sowie Risiko- b
faktoren: Zigarettenrauchen, hoher Alkoholkonsum, Adi-
positas, chronische Pankreatitis
▬ Meist duktale Adenokarzinome
▬ Häufigste Lokalisation: Pankreaskopf (70%)
Klinik
▬ Oft fehlende Frühsymptome
▬ Schmerzloser Ikterus
▬ B-Symptomatik
▬ Chronische Oberbauchbeschwerden
▬ Selten: Glukoseintoleranz oder Thrombophilie
a a
b b
⊡ Abb. 2.215a,b a) Infiltrierend wachsendes Pankreasschwanzkarzinom. ⊡ Abb. 2.217a,b a) Kleines Pankreaskopfkarzinom. b) Massiv dilatierter
Subkostale Anlotung. b) Pankreasschwanzkarzinom, von translienal DHC (und intrahepatische Cholestase) auf dem Boden des kleinen Pankre-
askopftumors. Patientin stellte sich mit schmerzlosem Ikterus vor
⊡ Abb. 2.216 Pankreaskopfkarzinom, dilatierter Ductus Wirsungianus ⊡ Abb. 2.218 Pankreasschwanzkarzinom mit Milzinfiltration
proximal des Tumors
98 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Fokale Pankreatitis bzw. chronische Pankreatitis (schwie-
rigste Differenzialdiagnose!)
▬ Pankreasabszess
2 ▬ Neuroendokrine Tumoren
▬ Pankreasmetastasen: z. B. bei Bronchialkarzinom, malignes
Lymphom
▬ Zystische Tumoren: meist mehrkammerig im Lumen,
solider polyzyklischer Tumor (DD: Pseudozyste, Zyst-
adenom)
Weiterführende Diagnostik
▬ KM-Sonographie, Endosonographie, falls nicht verfügbar
MRT, CT-Angiographie
Pankreaspseudozysten Konsolidierte Nekrose nach akuter oder bei chronischer Echofreie oder echoarme, rundliche, scharf begrenzte
Pankreatitis (ca. 10%) Struktur (⊡ Abb. 2.221)
Rückbildung in etwa 50% (mit zunehmender Größe der Ggf. echogene Binnenstrukturen (Einblutungen, Debris
Zyste unwahrscheinlicher) ect)
Klinik (Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Inappetenz) ent- Glatte Zystenwand, bis zu 5 mm Dicke, selten mit Kalzifi-
sprechend der Zystengröße kationen
Ausbildung einer Zystenwand nach ca. 6 Wochen
Therapieindikation (z. B. endogastrale Drainage) bei
symptomatischen Zysten >5 cm oder Infektion
Dysontogenetische Solitär sehr selten. Multipel bei fam. polyzystischer Glatt begrenzt, dünnwandig, max. 5 cm groß, echofrei
Zysten Nierenerkrankung (⊡ Abb. 2.220)
Parasitäre Zysten Rarität Dicke Zystenwand, häufig mit Wandverkalkungen, ggf. mit
Binnenstrukturen bei Tochterzysten
Neuroendokrine In 55% funktionell/hormonell aktiv Rundliche, relativ scharf vom umgebenden Pankrea-
Tumoren Je nach Hormonsekretion Unterscheidung zwischen gewebe abgrenzbare, echoarme Raumforderungen
des Pankreas Insulinom, Gastrinom, VIPom, Glukagonom (⊡ Abb. 2.222–Abb. 2.224)
Insulinome (häufigster endokriner Tumor) meist benigne, Meist kein Überschreiten der Pankreaskonturen
die anderen häufig maligne
⊡ Abb. 2.220 Dysontogenetische Pankreaszysten. Patientin mit polyzysti- ⊡ Abb. 2.222 NET. Hepatisch metastasierter neuroendokriner Tumor des
scher Nierenerkrankung und Leberzysten Pankreas
⊡ Abb. 2.224 NET bei MEN I. Echoarmer Tumor, proximal davon dilatierter
Ductus Wirsungianus
100 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
V. cava inferior
A. phrenica
inferior sinistra
Glandula supra-
V. suprarenalis renalis sinistra
dextra Truncus coeliacus
V. suprarenalis
sinistra
A. renalis dextra
A. mesenterica
Ren dexter superior
V. renalis dextra
Aorta abdominalis
N. subcostalis
A. mesenterica
A. und V. testi- inferior
cularis dextra
Ureter dexter N. iliohypogastricus
N. iliohypo-
gastricus Ureter sinister
M. psoas major N. ilioinguinalis
A. und V. iliaca
communis A. und V. testi-
N. ilioinguinalis cularis sinistra
N. cutaneus femoris
lateralis
M. iliacus A. und V. sacralis
N. cutaneus mediana
femoris lateralis Plexus rectalis
superior
N. genito- Colon sigmoideum
femoralis
Vesica urinaria
⊡ Abb. 2.225 Organe des Retroperitoneums. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
2.5 · Nieren und harnableitende Wege
101 2
2.5.1 Anatomie und Sonomorphologie hohen Flüssigkeitsanteil), jede Niere besitzt 8–20 Markpy-
ramiden (angedeutet als auf dem Kopf stehendes Dreieck,
Nieren also Spitze zum Nierenbecken). Manchmal sonographische
▬ Im Retroperitonealraum gelegen, lateral der Wirbelsäule Darstellung so echoarm bzw. echofrei, dass Verwechslung
(⊡ Abb. 2.225, ⊡ Abb. 2.231) mit Zysten möglich ist!
▬ Längsachse verläuft von kranial-medial-dorsal nach kaudal- ▬ Zwischen den Markpyramiden liegen die Columnae rena-
lateral-ventral (⊡ Abb. 2.227) les (auch Bertini-Säulen), Ausläufer der Rinde (manchmal
▬ Nierenhilus mit A./V. renalis und Ureterabgang verlässt die schwierige Abgrenzung zu Raumforderung, hier FKDS
Nieren nach medial-ventral im 45°-Winkel, der Ureter liegt hilfreich)
dorsal der Gefäße (⊡ Abb. 2.226) ▬ Normale Nierengröße:
▬ Rechte Nierenvene ist mit ca. 4 cm relativ kurz und oft von – Länge 10,0–11,5 cm
ventral von Darmgasen überlagert – Breite 5,0–7,0 cm
▬ Linke Nierenvene überkreuzt die Aorta knapp unterhalb
des Abgangs der A. mesenterica superior und unterkreuzt
diese (»Nussknackerphänomen«)
▬ Zwischen Nieren und Wirbelsäule liegt beidseits der
M. psoas major, dorsal der Nieren liegt der M. quadratum
lumborum
▬ Das deutlich echoärmere Parenchym umgibt das echorei-
che Pyelon (anatomisch korrekte Bezeichnung: Sinus rena-
lis)
▬ Pyelon besteht aus:
– Den sich zum Nierenbecken vereinenden, Urin-sam-
melnden Kelchen (Calices renalis)
– Gefäßaufzweigungen von A. und V. renalis und
– Fettgewebe
▬ Parenchym besteht aus: Rinde und Mark
▬ Nierenrinde: enthält die Nierenkörperchen (Glomeruli),
pro Niere ca. 1 Million
▬ Nierenmark: enthält den Tubulusapparat v. a. die Sammel-
rohre, zu erkennen als echoärmere Markpyramiden (durch ⊡ Abb. 2.227 Rechte Niere im Längsschnitt
Cortex renalis
Papilla renalis
Papillenspitze
V. renalis A. renalis Calices majores
sinistra sinistra
Pelvis renalis
Ureter
Rami ureterici
⊡ Abb. 2.226 Medianer Längsschnitt durch eine linke Niere. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
102 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Ureter
▬ Entspricht in seiner Form einem abgeplatteten Schlauch,
ausgekleidet mit Übergangsepithel (Urothel), muskuläre
Wand mit innerer Längs- und äußerer Ringmuskel-
schicht
▬ Uretermaße:
– Länge 25–30 cm
– Durchmesser 4–7 mm
▬ Unterscheidung von 3 Abschnitten: Pars abdominalis, Pars
pelvica und Pars intramuralis mit 3 physiologischen Eng-
stellen:
– Am Beginn des Ureters (Übergang vom Nierenbecken)
– An der Überkreuzung der Iliakalgefäße am Übergang ins
⊡ Abb. 2.229 Renkulierung
kleine Becken (⊡ Abb. 2.230)
– Beim Durchtritt durch die Blasenhinterwand im Trigo-
num vesicae (engste Stelle) (⊡ Abb. 2.232)
▬ Lageverschiebungen möglich, da nur lockere Einbettung in
umgebendes Bindegewebe
▬ Urintransport durch peristaltische Bewegungen (1- bis
4-mal/min)
▬ Sonographisch normalerweise nicht darstellbar, da die
normale Flüssigkeitsfüllung sehr gering ist
Gaster
Bursa omentalis Flexura
Ligamentum coli dextra
gastrocolicum Pancreas
Mesocolon transversum Pars horizontalis
Jejunum = inferior duodeni
Flexura duodenojejunalis Aorta abdominalis
Colon transversum V. cava inferior und
Truncus sympathicus
Peritoneum parietale Ureter
Hepar
Colon descendens
M. psoas major
Ren dexter
M. quadratus
Querschnitt durch den Rumpf in Höhe lumborum
des zweiten Lendenwirbels, untere
Schnittfläche, Ansicht von oben.
⊡ Abb. 2.231 Peritoneum parietale und viscerale. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
▬ Hilfreich: Arme über Kopf, tiefe Inspiration Niere mit Muskulatur »verbacken« sein, und dieses Gleiten
▬ Schallfenster in der lateralen Flanke oder von dorsal kann dann fehlen)
▬ Gute Darstellbarkeit der Nieren von ventral gelingt nur
in wenigen Fällen, am ehesten auf der rechten Seite bei Ureter
schlanken Patienten in Inspiration von ventral durch die ▬ Lagerung des Patienten analog der Untersuchung der
Leber als Schallfenster hindurch im Längs- und Quer- Nieren
schnitt ▬ Beginn im Flankenlängsschnitt, durch Kippung nach
▬ Lagerung auf die Seite bei schlechter Einsehbarkeit ventral Einschallen der Hilusregion (⊡ Tab. 2.23)
▬ Beginn im Flankenlängsschnitt unterhalb des Rippenbo- ▬ Harnjet-Darstellung: im B-Bild Unterbauchquerschnitt auf
gens. Ziel ist es, zunächst die maximale Längsausdehnung Höhe der Harnblase mit Einstellung der Ureterostien, dann
zu messen. Für Querschnitt Drehung um 90° gegen den im FKDS mit niedriger PRF und hohem GAIN (da sehr
Uhrzeigersinn niedriger Fluss) langsames Schallkopfkippen nach kranial
▬ In beiden Ebenen Fächerung der Niere durch Kippung des und kaudal (Jet kann in verschiedenen Richtungen auftre-
Schallkopfes ten); ⊡ Abb. 2.233
▬ Für die rechte Niere in selteneren Fällen Interkostal-
raum mit Leber als Schallfenster für Darstellbarkeit
notwendig ⊡ Tab. 2.23 Leitstrukturen und Schallkopfpositionen
▬ Rechte Niere von Leber, rechter Kolonflexur und Duode-
num von ventral größtenteils verdeckt. Rechter Leberlap- Ureterabschnitt Sonographische Beschreibung
pen überlagert den Oberpol, rechte Kolonflexur und das Pars abdominalis Flankenlängsschnitt, Ureter verläuft auf
Duodenum den Unterpol der Psoasfaszie nach kaudal-medial, auf
▬ Linke Niere liegt weiter kranial und großteils vom Rippen- der rechten Seite lateral in Nähe der V. cava
bogen verdeckt, hier meistens Interkostalraum als Schall- inferior
fenster notwendig Pars pelvica Lateraler Unterbauchschrägschnitt, Über-
▬ Linke Niere von Milz, Magen und linker Kolonflexur von (⊡ Abb. 2.230) tritt ins kleine Becken, Leitstruktur sind die
ventral verdeckt. Magen überlagert den Oberpol, Milz Iliakalgefäße, Ureter überkreuzt A./V. iliaca
überragt die Niere etwa in ihrer kranialen Hälfte. Linke communis oder externa und verläuft dann
zur Harnblase hin medial der A. iliaca in-
Kolonflexur liegt in der Regel weiter kranial als die rechte
terna
Kolonflexur und verdeckt den kaudalen Anteil der linken
Niere Pars intramuralis Unterbauchquerschnitt auf Höhe der Harn-
▬ Im Normalfall atemabhängiges Gleiten der Nieren auf dem (⊡ Abb. 2.232) blase, Ureter tritt von dorsal, in schrägem
Verlauf durch die Harnblasenwand
M. iliopsoas (bei Tumoren, Entzündungen, Abszessen kann
104 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.232 Distaler Ureter, Pars intramuralis. Durchtritt des rechten Ure- ⊡ Abb. 2.234 Dystope Niere. Lage der linken Niere rechts lumbal
ters durch die Harnblasenwand
Klinik
⊡ Abb. 2.233 Harnjet. Leichte Anhebung des Ostiumdaches während des ▬ Bei Hypoplasie analog der einseitigen Nierenagenesie (evtl.
Harnjets
Niereninsuffizienz)
Sonographische Befunde
2.5.3 Sonopathologie der Nieren inklusive ▬ Die Niere kann pelvin (präsakral), lumbal (im Verlauf der
Transplantatniere A. iliaca) oder abdominal (zu kaudale Lage im Vergleich
zur Gegenseite) gefunden werden
Einseitige Nierenagenesie ▬ Am häufigsten lumbale dystope Lage (⊡ Abb. 2.234)
Vorbemerkungen
▬ Von Geburt an fehlende Nierenanlage Doppelniere
▬ Durch kompensatorische Hypertrophie der Gegenseite Vorbemerkungen
keine unmittelbare Nierenfunktionseinschränkung, evtl. im ▬ In der Embryonalzeit kommt es zur doppelten Anlage des
späteren Leben Niereninsuffizienz durch sekundäre FSGS Nierenbeckens auf einer Seite, mit Verschmelzung der
(fokal-segmentale Glomerulosklerose) Nierenparenchyme beider Anlagen
▬ Die beiden Ureteren können komplett getrennt in die Blase
Sonographische Befunde münden oder sich im Verlauf davor auf unterschiedlicher
▬ Fehlender Nierennachweis auf einer Seite Höhe vereinigen
▬ Kompensatorische Hypertrophie der gegenseitigen Niere ▬ Bei komplett getrenntem Verlauf mündet dabei typischer-
weise der zur kaudalen Anlage gehörende Ureter an üb-
Sonographische Differenzialdiagnose licher Stelle, der zum kranialen Anteil gehörende Ureter
▬ Dystope Nierenlage ( unten) distal davon in die Blase
2.5 · Nieren und harnableitende Wege
105 2
a b
⊡ Abb. 2.235a,b a) Doppelniere rechts. Doppelniere B-Bild. b) Doppelniere rechts. Nach Kippen des Schallkopfes nach kranial Darstellung des doppelt an-
gelegten Nierenhilus
Klinik
▬ Die Doppelnierenanlage führt meistens nicht zu klinischen
Symptomen und ist in der Regel ein Zufallsbefund
▬ In selteneren Fällen von getrennt mündenden Ureteren
kann eine Neigung zu vesikoureteralem Reflux mit evtl.
gehäuften aszendierenden Harnwegsinfektionen oder
Harnstauung kommen
Sonographische Befunde
▬ Komplette Doppelniere fällt durch eine Parenchymbrücke
auf, die die Niere vollständig in zwei Teile mit je eigenem
Pyelon teilt, evtl. an dieser Stelle Einziehung der Oberflä-
che (⊡ Abb. 2.235a,b, ⊡ Abb. 2.236)
▬ Meist über die Norm vergrößerte Niere
▬ Evtl. Harnstau des kranialen Nierenbeckens
Hufeisenniere ⊡ Abb. 2.236 Doppelniere FKDS. Doppelt angelegter Hilus und Gefäßbaum
Vorbemerkungen im FKDS
Klinik
▬ Klinische Symptome bestehen nicht
Sonographische Befunde
▬ Der Verdacht ergibt sich, wenn auf beiden Seiten die Un-
terpole der Nieren nicht klar abgegrenzt zur Umgebung
darstellbar sind
▬ Bei guten Schallbedingungen kann die Parenchymbrücke
präaortal dargestellt werden (⊡ Abb. 2.237, ⊡ Abb. 2.238a,b,c)
Akutes Nierenversagen
Vorbemerkungen (⊡ Tab. 2.24)
Klinik
▬ Spezifische Symptome für ein akutes Nierenversagen exis-
tieren nicht ⊡ Abb. 2.237 Hufeisenniere, Parenchymbrücke präaortal
106 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Sonographische Befunde
▬ Das prärenale Nierenversagen führt nicht zu sonographi-
schen Veränderungen
▬ Ein postrenales Nierenversagen wird durch Nachweis des
Harnstaus gestellt
▬ Ein renales Nierenversagen kann mit einem unauffälligen
Befund einhergehen
▬ Mögliche sonographische Auffälligkeiten bei akutem rena-
lem Nierenversagen sind:
– Größenzunahme durch Parenchymschwellung
c – Verminderte Echogenität des Parenchyms (⊡ Abb. 2.239)
– Seltener vermehrte Echogenität des Parenchyms
⊡ Abb. 2.238a,b,c Hufeisenniere. a) Parenchymbrücke präaortal, b) rechter (⊡ Abb. 2.240)
und c) linker Unterpol – Verminderte und verwaschene Abgrenzung der Markpy-
ramiden
– Vermehrte Echoarmut der Markpyramiden mit vermehr-
ter Abgrenzung, evtl. auch Vergrößerung
▬ FKDS zum Nachweis einer fehlenden arteriellen oder ve-
nösen Perfusion in A. oder V. renalis
▬ Unterscheidung der Ursache des renalen Nierenversagens
ansonsten nicht möglich
2.5 · Nieren und harnableitende Wege
107 2
Differenzialdiagnose der einseitigen
Nierenvergrößerung (⊡ Tab. 2.26)
Akut Chronisch
Weiterführende Diagnostik
▬ Laborchemisch durch Blut- und Urindiagnostik
⊡ Abb. 2.240 Akutes Nierenversagen. Vergrößertes Organ, vermehrte Pa- ▬ Nach Ausschluss prärenaler und postrenaler Genese evtl.
renchymechogenität Nierenbiopsie
▬ Angio-CT zur Bestätigung von Nierenarteriendissektion,
-verschluss oder Nierenvenenthrombose
Chronische Niereninsuffizienz
Vorbemerkungen
Differenzialdiagnose der beidseitigen ▬ Häufigste Ursachen in Deutschland sind Diabetes melli-
Nierenvergrößerung (⊡ Tab. 2.25) tus, gefolgt von arterieller Hypertonie
▬ Deutlich seltener sind chronische Glomerulonephritiden,
⊡ Tab. 2.25 Akute und chronische Nierenvergrößerung angeborene Erkrankungen wie v. a. ADPKD (autosomal-
dominant polycystic kidney disease, mit 1:400 häufigste
Akut Chronisch Erbkrankheit der Niere), chronischer Harnstau, Ablage-
Akutes renales Nierenversagen Frühstadium der diabetischen rungserkrankungen wie Amyloidose, chronisch interstiti-
jeglicher Genese Nephropathie elle Erkrankungen, rezidivierende Pyelonephritiden u. a.
▬ Histologisch bindegewebige Vernarbung der Glomeruli mit
Beidseitige Nierenvenenthrom- Amyloidose, Morbus Fabry
bose (nephrotisches Syndrom) (⊡ Abb. 2.242) Untergang der zugehörigen Nephrone und interstitieller
Fibrose, im fortgeschrittenen Stadium ohne Nachweismög-
Beidseitiger akuter Harnstau Zystennieren ( weiter unten: lichkeit der zugrunde liegenden Genese (Ausnahme: Hyd-
⊡ Abb. 2.249)
ronephrose)
108 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Klinik
▬ Verminderte Leistungsfähigkeit durch renale Anämie
▬ Gichtanfall
▬ Renaler Hypertonus
2 ▬ Ödeme
▬ Im Endstadium Urämiesymptome: Appetitlosigkeit,
Übelkeit, Gewichtsverlust, Juckreiz, Konzentrations- und
Schlafstörung, Tremor
⊡ Abb. 2.242 Amyloidose. Vergrößerte Niere bei Amyloidose (Länge ⊡ Abb. 2.245 Schrumpfniere rechts. Einseitige Schrumpfniere nach rez.
13,2 cm) Pyelonephritiden; linke Niere normal groß und morphologisch unauffällig
2.5 · Nieren und harnableitende Wege
109 2
⊡ Abb. 2.246 Schrumpfnieren. Kaum noch abgrenzbare, sehr echoreiche ⊡ Abb. 2.247 Parapelvine Nierenzysten
Nieren. Peritonealdialyse
⊡ Abb. 2.248 Pararenale Nierenzyste. Echofreie, runde Struktur, scharfe ⊡ Abb. 2.250 Eingeblutete Zyste bei Zystennieren
Begrenzung, dorsale Schallverstärkung
⊡ Abb. 2.249 Zystenniere rechts bei ADPKD ⊡ Abb. 2.251 Zystisches Nierenzellkarzinom
II Dünne Septen mit Wanddicke max. 1 mm oder geringe Verkalkungen oder homogen echo- –
gener Zysteninhalt <3 cm
IIF (F= Follow-up) Wie II, jedoch multiple Septen oder kurzstreckige nicht-kontrastierte Wandverdickung oder im –
KM-Sono diskrete KM-Aufnahme
III Irreguläre Septen oder Septendicke >1 mm oder multiple KM-aufnehmende Septen oder Bis 50%
irreguläre oder breite Verkalkungen
Angiomyolipome Gutartige Nierentumoren bestehend aus Fett, glatten Kugeliger, sehr echoreicher homogener Tumor (⊡ Abb. 2.252)
Muskelfasern und Gefäßen 1/3 mit dorsaler Schallabschwächung
Keine Entartungstendenz Meistens <5 cm
Vorkommen solitär oder bei Morbus Bourneville-Pringel Im Parenchym gelegen ohne Konturvorwölbung der
(tuberöse Sklerose, Phakomatose, autosomal-dominant, Nierenoberfläche
bei bis zu 80% Angiomyolipome) Keine verstärkte Vaskularisation im FKDS nachweisbar aufgrund
Hauptkomplikation Blutungen v. a. bei >4 cm Größe niedriger Flussgeschwindigkeiten
Einblutungen bei einer Größe >4 cm möglich (dann echoarm bis
isoechogen zum Parenchym möglich)
Onkozytome Ebenfalls benigne Tumoren, Wachstum meistens Kein sicheres sonographisches Unterscheidungsmerkmal zu
enkapsuliert Nierenzellkarzinom vorhanden
Nierenzellkarzinome Gehen von Tubulusepithelien aus; machen ca. 80–85% Keine sichere Größe, unterhalb der ein Karzinom ausgeschlos-
der malignen Nierentumoren aus, verschiedene sen werden kann (⊡ Abb. 2.251, ⊡ Abb. 2.253, ⊡ Abb. 2.254,
histologische Varianten (am häufigsten klarzelliges ⊡ Abb. 2.255a,b)
Karzinom) Vielfältige Gestalt
Risikofaktoren: Echogleich, echoreicher oder echoärmer zum umgebenden
Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Adipositas, Exposition Parenchym
mit Cadmium, Asbest, Trichlorethylen (Petroleumverar- Vorwölbung der Organkontur
beitung), chronische Niereninsuffizienz mit sekundären Evtl. echoarmer Randsaum durch Gefäßverdrängung
Zysten, Analgetikanephropathie Zystisches Karzinom s. auch Bosniak-Einteilung (⊡ Tab. 2.27)
(Phenacetin-ASS-Kombination), frühere Chemotherapie/ Im FKDS Verdrängung des normalen Gefäßbaumes, evtl. irregulär
immunsuppressive Therapie oder Bestrahlung in den Tumor ziehende Gefäße
Genetische Disposition: im Rahmen des von-Hippel- Mit zunehmendem Wachstum regressive Veränderungen
Lindau-Syndroms u. a. (Verkalkungen, nekrotische Areale)
Evtl. Lymphknotenvergrößerung paraaortal, evtl. Leber-
metastasen
Weiterführende Diagnostik
▬ Bei unsicherem Befund KM-Sonographie, CT oder MRT
▬ Bei Erfüllung aller Kriterien für ein Angiomyolipom
( oben) Kontrolle nach 3, 6 und 12 Monaten, bei
⊡ Abb. 2.254 Hypernephrom. Nahezu isoechogene RF der rechten Niere, Größenkonstanz keine weitere Abklärung erforder-
sonographischer Zufallsbefund lich
2.5 · Nieren und harnableitende Wege
113 2
Nierensteine und Verkalkungen
Vorbemerkungen
▬ Nierensteine treten mit einer Prävalenz von 5% auf, bei
25% der Patienten kommt es zu rezidivierenden Steinen
▬ Zusammensetzung:
– 75% kalziumhaltig (Kalziumoxalat > Kalziumphosphat)
– 15% Harnsäuresteine
– 10% Struvit-Magnesium-Ammonium-Steine
▬ Begünstigende Faktoren:
– Harnabflussstörung mit Kelchektasie
– Fehlbildungen (vor allem Hufeisennieren und ektope
Lage)
– Markschwammnieren
– Bakterielle Infektionen mit Urease-Bildnern
▬ Verkalkungen treten bei verschiedenen Erkrankungen auf
Klinik
▬ Keine Symptome bei Verkalkungen und solange Steine im
⊡ Abb. 2.257 Nephrolithiasis. Twinkling-Artefakt dorsal eines Konkrements
Parenchym oder Nierenbecken gelegen sind
in der rechten Niere
▬ Akut einsetzender kolikartiger Schmerz, Übelkeit, Kalt-
schweißigkeit bei Steinabgang in den Ureter mit Schmerz-
ausstrahlung von der Flanke bis in die Leiste, Skrotum und
Labien durch die Druckerhöhung
▬ Chronische Niereninsuffizienz bei Nephrokalzinose
⊡ Tab. 2.29 Nephrokalzinose: Unterscheidung von medullärer, kortikaler und globaler Nephrokalzinose. Einteilung nach Hoyer
2 Medullär I Verlust der kortikomedullären Differenzierung, diskrete Erhöhung der Echogenität im Pyramidenbereich oder
Erhöhung der Echogenität in der Spitze der Pyramiden
IIa Erhöhte Echogenität im Randbereich der Pyramiden und im perimedullären Kortexbereich bei Aussparung des
Zentrums der Pyramiden ohne dorsale Schallschatten (»white ring sign«)
Klinik
▬ Zeichen des Harnwegsinfektes: Dysurie, Pollakisurie
▬ Einseitiger Flankenschmerz, selten beidseitiges Auftreten
▬ Immer Fieber, Hypotonie und Tachykardie bei beginnen-
der Urosepsis
▬ Komplizierte Pyelonephritis: Anhaltende Krankheitssym-
ptome oder rekurrierende Symptome trotz antibiotischer
Therapie bei begünstigenden Faktoren wie: Reflux, Harn-
abflussstörung bei Nierensteinen, Diabetes mellitus, resis-
tente Keime. Mögliche Entwicklung von:
– Abszess, intra- oder perirenal
– Emphysematöse Pyelonephritis: Überwiegend Diabeti-
ker, aber auch andere Ursachen für Immunsuppression,
lebensbedrohlicher Verlauf, am häufigsten durch E.coli
– Xanthogranulomatöse Pyelonephritis: seltene chro-
⊡ Abb. 2.259 Nephrokalzinose bei Hyperoxalurie nische Pyelonephritis mit schwerem destruierendem
Verlauf, meist durch infizierte Nierensteine mit Ersatz
des Nierenparenchyms durch xanthomatöse Granulome
▬ Bei Uretersteinen außerdem Darstellung des Harnjets im (Xanthomzellen = lipidreiche Makrophagen). Klinisch
Seitenvergleich, auf okkludierter Seite oft schwacher »Dau- Fieber, Gewichtsverlust, Krankheitsgefühl
erharnjet« bei fehlender pulsatiler Entleerungsmöglichkeit – Papillennekrosen
(⊡ Abb. 2.258)
▬ Vor Abgang Steinlage im Parenchym oder Nierenbecken Sonographische Befunde
möglich ▬ Nur bei schweren Verläufen sonographische Verände-
▬ Selten komplette Ausfüllung des Pyelons durch einen gro- rungen:
ßen solitären Stein – Vergrößerte Niere mit verwaschener PP-Grenze und
▬ Verkalkungen meist nur wenige Millimeter groß, im Paren- ödematösem Parenchymsaum
chym gelegen, gehäuft an den Papillenspitzen – Echoarm betonte Markpyramiden
– Verdickung des Urothels >2 mm (⊡ Abb. 2.260)
Weiterführende Diagnostik ▬ Schmerzverstärkung bei gezielter Schallkopfpalpation
▬ Versuch der Steinanalyse vor allem bei rezidivierenden ▬ Reduzierte Perfusion im FKDS im Seitenvergleich
Koliken ▬ Atemverschieblichkeit vermindert
▬ Low-Dose »Stein-CT« ▬ Abszess: unscharf begrenztes echoarmes, evtl. inhomoge-
▬ Abklärung auf o. g. Erkrankungen mit Hyperkalzurie bei nes Areal
multiplen oder rezidivierenden Steinen und Verkalkungen ▬ Emphysematöse Pyelonephritis:
▬ Untersuchung auf Harnwegsinfektion – Im Parenchym stark hyperechogene Areale mit Schall-
schatten
Akute Pyelonephritis – Unterscheidung von 3 Stadien: 1=Gasansammlung ein-
Vorbemerkungen seitig im Nierenparenchym, 2=Gasansammlung auch
▬ Fast immer aufsteigender Harnwegsinfekt, selten hämatogen perirenal, 3=bilateral und Gaseinschlüsse außerhalb der
▬ Häufigster Erreger: E.coli Gerota-Faszie
2.5 · Nieren und harnableitende Wege
115 2
Grad 0 Normalbefund
Harnstau
Vorbemerkungen
▬ Abflussbehinderung des Urins
▬ Lokalisation vom Ureterabgang bis zur Urethra möglich
▬ Durch den Harnstau Druckerhöhung im Nierenbecken
▬ Akut vorwiegend durch Nierensteinabgang, seltener Blut-
koagel oder abgestoßene nekrotische Papillen
▬ Vielfältige Ursachen des chronischen Harnstaus
– Ureter: Strikturen, Urothel-Karzinom, Kompression von
außen z. B. bei retroperitonealer Fibrose oder Tumoren
wie Lymphomen, Karzinomen des Uterus oder der Ova-
⊡ Abb. 2.261 Harnstau I. Grades
rien, Ureter duplex bei Doppelniere
– Harnblase: Blasenkarzinom, Blasenentleerungsstörung
mit Überlaufblase, chronischer Reflux
– Urethra: Strikturen, Prostatavergrößerung, Urethralklap-
pen (angeboren), Phimose
Klinik
▬ Akuter Harnstau mit Nierenkolik ( oben)
▬ Chronischer Harnstau meistens symptomlos, jedoch zu-
nehmende Niereninsuffizienz, vor allem wenn beide Nie-
ren betroffen sind
Sonographische Befunde
▬ Einteilung in vier Schweregrade, abhängig von Dauer
und Ausmaß der Druckerhöhung im Nierenbecken
(⊡ Tab. 2.30)
▬ Uretererweiterung evtl. mit intraluminaler Verlegung,
Tumorkompression von außen (⊡ Abb. 2.266)
▬ Evtl. Blasenwandverdickung
▬ Evtl. Prostatavergrößerung ⊡ Abb. 2.262 Harnstau II. Grades
116 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.263 Harnstau III. Grades ⊡ Abb. 2.264 Harnstau III.–IV. Grades. Nahezu vollständiger Parenchym-
schwund
a b
⊡ Abb. 2.266 Katheter im Ureter zur Schienung bei Tumor-bedingtem ⊡ Abb. 2.267 Ampulläres Nierenbecken
Harnstau
2.5 · Nieren und harnableitende Wege
117 2
Sonographische Differenzialdiagnose ▬ Abszess/Emypem (Druckschmerz bei Schallkopfpalpation,
▬ Ampulläres Nierenbecken: angeborene Variante mit Er- Lufteinschlüsse mit Reverberationen, klinische Infekt-
weiterung des Nierenbeckens, jedoch ohne begleitende zeichen)
Erweiterung des Kelchsystems und ohne Hinweise auf ▬ Nierenzellkarzinom mit Übergreifen auf das Nierenbecken
eine Abflussstörung mit Uretererweiterung und normale ▬ Atypische Zyste
Parenchymbreite, da keine Druckerhöhung ursächlich ▬ Hilus-Lymphknoten-Metastase (extrarenale, das Nieren-
(⊡ Abb. 2.267) becken verdrängende oder infiltrierende Raumforderung)
▬ Gefäßanschnitte können das Bild eines Harnstaus vortäu-
schen, Diagnose durch FKDS Weiterführende Diagnostik
▬ Parapelvine Nierenzysten ▬ KM-Sonographie
▬ Ergänzende Schnittbildgebung (CT)
Weiterführende Diagnostik
▬ KM-Sonographie oder CT bei V. a. tumoröse Genese Transplantatniere
▬ Urologische Diagnostik bei V. a. Reflux, Prostatavergröße- Einleitung (⊡ Tab. 2.31)
rung ▬ Nierentransplantation ist ein etabliertes Nierenersatzver-
▬ Neurologische Diagnostik bei V. a. neurogene Blasenent- fahren
leerungsstörung ▬ Nierenspende durch Verstorbenen (Leichenspende) oder
Lebenden (Lebendspende)
Nierenbeckenkarzinom ▬ Transplantation nicht orthotop, sondern extraperitoneal ins
Vorbemerkungen kleine Becken (Fossa iliaca)
▬ Urothelkarzinom ▬ Gefäßanastomosen arteriell und venös in der Regel an die
▬ Kanzerogene: Rauchen, diverse Chemikalien (u. a. Farbbe- Iliakalgefäße (externa), durch geschlängelten Gefäßverlauf
standteile, Diesel, Arsen), Phenacetin, Bestrahlung, Cyclo- sonographische Darstellbarkeit evtl. erschwert
phosphamid ▬ Eigennieren bleiben in situ, Ausnahme häufig bei großen
▬ Evtl. sog. Abtropfmetastasen in der Harnblase Zystennieren durch Platzproblematik
▬ Ureterimplantation mit sog. Anti-Reflux-Plastik im Trigo-
Klinik num vesicae
▬ Meistens asymptomatisch ▬ Zur Vermeidung von Harnleiterstrikturen wird in der
▬ Evtl. Schmerzen, Hämaturie Transplantationsoperation ein Doppel-J-Katheter eingelegt,
der für 6–8 Wochen belassen wird und sonographisch
Sonographische Befunde darstellbar ist
▬ Echogenität variabel (echoarme, echoreiche, inhomogene ▬ Kontrolle der Eigennieren: Regelmäßige Mitkontrolle, da
Tumoren) in den fibrotisch veränderten Nieren und evtl. vorhande-
▬ Unregelmäßig begrenzte Raumforderung, verdrängendes nen Zysten ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von
Wachstum Nierenzellkarzinomen besteht (⊡ Abb. 2.268)
▬ Irreguläre Gefäßversorgung im FKDS
▬ Evtl. regressive Veränderungen (Nekrosen, Verkalkungen) Sonographische Besonderheiten als Normalbefund
▬ Harnstau durch größere Tumoren (⊡ Abb. 2.269, ⊡ Abb. 2.270)
▬ Organgröße: Als »funktionelle« Einzelniere kann es zur
Sonographische Differenzialdiagnose Hypertrophie kommen, so dass eine Größe auch >11,5 cm
▬ Sinuslipomatose (erhöhter Fettgehalt im Sinus, i.d.R. beid- normal ist (Verlaufsdokumentation!)
seitig im höheren Lebensalter, multiple echoarme Areale) ▬ Nierenbecken: Regelmäßig besteht eine Erweiterung des
▬ Nierenbeckenausgussstein (stark echogen, dorsaler Schall- Nierenbeckens, sonographisch im Sinne eines Harnstaus I°,
schatten) selten II° (Verlaufsdokumentation!)
Treten vor allem in den ersten Tagen nach Transplantation auf Akute Abstoßungen (Hauptrisiko innerhalb des 1. Jahres, vor allem innerhalb der
Minderperfusion durch Anastomosenstenosen ersten 3 Monate)
Kinking oder Torsion der Arterie, Kompression der Arterie Calcineurininhibitor-Überdosierungen (Minderperfusion durch Vasokonstriktion)
durch Flüssigkeitsverhalt Chronische Abstoßungen
Deutlich seltener venöse Komplikationen Virale Infektionen (CMV, BKV)
(vor allem Venenthrombose) Rekurrenz der Grunderkrankung
Klinisch meist abrupter deutlicher Diureserückgang Transplantatarterienstenose
AV-Fisteln nach Biopsie
118 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Postoperative Flüssigkeitsverhalte
▬ Häufig sind postoperative perirenale Hämatome
(relativ rasche Änderung der Echogenität im Verlauf);
⊡ Abb. 2.271
2 ▬ Seltener sog. Urinome als Folge einer Ureterleckage (ent-
wickeln sich meist innerhalb der ersten 2 Wochen nach
Transplantation; echofreie, gut abgrenzbare Flüssigkeitsver-
halte) (⊡ Abb. 2.272a,b)
▬ Oder sog. Lymphozelen als Folge gestörten Lymphabflus-
ses (auch früh nach Transplantation, echofreie, häufig sep-
tierte Flüssigkeitsansammlungen)
▬ Abszesse als Komplikation jeglichen Flüssigkeitsverhaltes
möglich: echoarmes oder -freies Areal, evtl. mit Luftein-
schlüssen und evtl. mit Septen, Druckschmerz bei gezielter
Schallkopfpalpation
▬ Eindeutige Unterscheidung von Urinomen und Lymphoze-
⊡ Abb. 2.268 Nierenzellkarzinom bei Zystennieren, Z.n. NTX len sonographisch nicht möglich
▬ Dokumentation von Ausdehnung und Lage, Verlaufs-
kontrollen
▬ Bei fehlender Rückbildung oder hochgradigem V. a. ein
Urinom, Superinfektion oder durch die Flüssigkeitsan-
sammlung bedingte Harnabflussstörung besteht Indika-
tion zur Punktion (Urinom: hoher Kreatinin- und Harn-
stoffgehalt)
z Transplantatarterienthrombose
▬ Frühe schwerwiegende, aber seltene postoperative Kompli-
kation
▬ Sistieren der Diurese
▬ Sonographischer Befund: Fehlende Farbdarstellung des
Parenchyms, arteriell und venös
▬ Rasche chirurgische Intervention
z Transplantatvenenthrombose
▬ Ebenfalls relativ seltene Komplikation in der postoperati-
⊡ Abb. 2.271 Kleines postoperatives Hämatom perirenal ven frühen Phase
Renal Extrarenal
⊡ Abb. 2.272a,b a) Blasenfistel nach NTX. Echofreies Areal ventral der ⊡ Abb. 2.273 Unauffällige Transplantatniere in der rechten Fossa iliaca
Transplantatniere in der rechten Fossa iliaca mit echoreichen Septen und mit regelrechtem Flussprofil. Normaler Widerstandsindex; RI berechnet
Lufteinschlüssen, ausgehend von der Harnblase. b) Blasenfistel. Echoreiche von 0,68
bandförmige, in Rückenlage ventral gelegene Strukturen mit Reverberatio-
nen: Lufteinschlüsse
120 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
a b
⊡ Abb. 2.274a,b AV-Fistel. a) Diffuse Flussspektren am Oberpol der Transplantatniere nach Punktion am Vortag. b) Arterialisiertes Flussprofil in der Vene
2.6 · Nebennieren
121 2
2.6 Nebennieren
▬ Generell kann eine Abgrenzung zu Veränderungen der
St. Hauslaib Organnachbarschaft schwierig sein (z. B. Verwechslung
mit Nieren- oder Pankreaspseudozysten, Nierenzellkarzi-
nom, Milzvenenthrombose).
Wichtiges auf den ersten Blick ▬ Insbesondere bei der Einschätzung kleiner Nebennieren-
▬ Die Nebennieren sind bei fehlenden pathologischen tumoren ist die Endosonographie der radiologischen
Veränderungen schwierig darstellbar. Hier ist das Ziel der Bildgebung mittels CT oder MRT überlegen.
Sonographie, Vergrößerungen auszuschließen. Neben
häufigen gutartigen Veränderungen, die jedoch durch
Hormonproduktion zu Symptomen führen können, gibt
es auch maligne Primärtumoren der Nebennieren. Au- 2.6.1 Anatomie und Sonomorphologie (⊡ Abb. 2.275)
ßerdem sind die Nebennieren mögliche Lokalisation für
hämatogene Metastasen, an erster Stelle von Bronchial- ▬ Paarig angelegte, Hormon-produzierende Organe mit
karzinomen. Rinde und Mark (in der Rinde Bildung von Mineralokor-
▼
tikoiden wie Aldosteron, Glukokortikoiden und Androge-
V. cava inferior
A. phrenica
inferior sinistra
Glandula supra-
V. suprarenalis renalis sinistra
dextra Truncus coeliacus
V. suprarenalis
sinistra
A. renalis dextra
A. mesenterica
Ren dexter superior
V. renalis dextra
Aorta abdominalis
N. subcostalis
A. mesenterica
A. und V. testi- inferior
cularis dextra
Ureter dexter N. iliohypogastricus
N. iliohypo-
gastricus Ureter sinister
M. psoas major N. ilioinguinalis
A. und V. iliaca
communis A. und V. testi-
N. ilioinguinalis cularis sinistra
N. cutaneus femoris
lateralis
M. iliacus A. und V. sacralis
N. cutaneus mediana
femoris lateralis Plexus rectalis
superior
N. genito- Colon sigmoideum
femoralis
Vesica urinaria
⊡ Abb. 2.275 Organe des Retroperitoneums. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
122 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
nen, im Mark Bildung von Adrenalin und Noradrenalin) ▬ Linksseitig wird der Schallkopf wie zur Darstellung der Milz
▬ Lage kappenförmig in der Fettkapsel kranial-medial an den in einem interkostalen Flankenschrägschnitt aufgesetzt und
Nierenoberpolen zunächst Milzunterpol und Nierenoberpol eingestellt. Analog
▬ Größe variabel, Dicke meistens <1 cm, Länge bis mehrere zur rechten Seite wird der Schallkopf nach medial gekippt
2 Zentimeter Richtung Aorta, bis die Niere aus dem Bild verschwindet
▬ Im Normalbefund sonographisch nur schwierig darstellbar
– Rechts ca. 80–90%
– Links ca. 20–40% 2.6.3 Sonopathologie
▬ Dokumentation: nicht routinemäßig notwendig, zum
Ausschluss eines Nebennierenprozesses Einschallen der ! Merke
Nebennierenregion Vergrößerungen einer Nebenniere sind möglich durch:
▬ Im Vergleich zu umgebenden Strukturen echoarme Dar- ▬ Zystenbildung
stellung ▬ Einblutung oder Abszess
▬ Hyperplasie
▬ Benigne Adenome (Hormon-produzierend oder
2.6.2 Untersuchungsablauf und Optimierungs- inaktiv)
möglichkeiten (Standardschnitte, Leit- ▬ Karzinome
strukturen und Lagerungsmöglichkeiten) ▬ Benigne oder seltener maligne Phäochromozytome
▬ Metastasen
▬ Die Untersuchung erfolgt in Rückenlage analog zu den
Schallfenstern der Nieren (Arme über Kopf, Inspiration) Nebennierenzyste
– Rechte Nebenniere: Kaudal des rechten Leberlappens, Sonographische Befunde
als Leitstruktur dient die V. cava inferior, die ventro- ▬ Typische Kriterien für eine Zyste:
medial angrenzt (⊡ Abb. 2.276) – Glatte Berandung
– Linke Nebenniere: medio-kaudal des Milzunterpols, – Austrittsschallverstärkung
als Leitstruktur dienen Aorta und Pankreasschwanz, die – Homogenes echofreies Binnenmuster
ebenso ventro-medial angrenzen
▬ Zum Ausschluss eines Nebennierenprozesses wird die Klinik
Nebennieren-Region eingeschallt ▬ Keine, asymptomatisch
▬ Rechtsseitig wird im Flankenlängs- oder subkostalen
Schrägschnitt zunächst der Oberpol der rechten Niere Sonographische Differenzialdiagnose
eingestellt und nun langsam nach medial geschallt, bis der ▬ Abgrenzung zu häufigeren Nierenzysten durch fehlenden
Nierenoberpol aus dem Bild verschwunden und die V. cava Kontakt zum Nierenoberpol
eingestellt ist. Bei Schwierigkeiten Versuch in Linksseiten-
lage, oder von ventral im subkostalen Querschnitt zwi- Nebenniereneinblutung
schen oberem Nierenpol, dorsomedialem Leberrand und Vorbemerkungen
quer getroffener VCI ▬ Ätiologie:
– Trauma
– Gerinnungsstörungen (auch orale Antikoagulation)
– Sepsis (z. B. Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom bei
Meningokokken-Sepsis)
– Hypoxie im Geburtsvorgang
Klinik
▬ Evtl. akute Nebenniereninsuffizienz (bei beidseitiger Schä-
digung und in Abhängigkeit von Ausmaß)
Nebennierenhyperplasie
Vorbemerkungen
▬ Ätiologie unbekannt
⊡ Abb. 2.276 Rechte Nebenniere. Normale Morphologie der rechten ▬ Auftreten ein- oder beidseitig
Nebenniere ▬ Hyperplasie der Nebennierenrinde
2.6 · Nebennieren
123 2
Klinik Nebennierenadenom
▬ Durch vermehrte Hormonproduktion: Vorbemerkungen
– Meistens Mineralokortikoide (Aldosteron): Hypertonie, ▬ Meistens unilateral
Hypokaliämie ▬ Zufallsbefunde: sog. Inzidentalome, da häufig hormonin-
– Selten Glukokortikoide: adrenales Cushing-Syndrom aktiv
▬ In Studien bei bis zu 4,4% der Untersuchten
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.278)
! Merke
▬ Länglich bis rundlich Inzidentalom (⊡ Abb. 2.279, ⊡ Abb. 2.280)
▬ Echoarm, homogen ▬ Zufällig durch bildgebende Verfahren (Sonographie,
▬ Größenzunahme beträgt in der Regel nur wenige Zentimeter CT, MRT) diagnostizierter, Tumor der Nebenniere
▬ Meist asymptomatisch
Weiterführende Diagnostik ▬ Inzidentalome sind in etwa 85% hormoninaktiv und
▬ Endosonographie in 15% hormonaktiv
▬ Renin-Aldosteron-Quotient, Kochsalzbelastungstest
▬ Diagnose hormoninaktiv oder -aktiv durch endokrinologi- Klinik
sche Diagnostik ▬ Keine bei hormoninaktiven Tumoren
– Screening-Test: Katecholamin im 24h-Urin, Dexametha- ▬ Hormonaktive Tumoren analog Nebennierenhyperplasie je
son-Hemmtest, Kalium im Serum und Blutdruckmoni- nach gebildetem Hormon (Glukokortikoide mit Cushing-
toring Syndrom, seltener Aldosteron mit Hypertonie und evtl.
– Erweiterte Diagnostik: MIBG-Szintigraphie, etc. Hypokaliämie)
⊡ Abb. 2.277 Eingeblutete Nebenniere links bei einem Säugling, kurz ⊡ Abb. 2.279 Inzidentalom
nach der Geburt
⊡ Abb. 2.278 Nebennierenhyperplasie ⊡ Abb. 2.280 Inzidentalom. Subkostalschnitt, Nebennieren-RF direkt neben
der VCI
124 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Sonographische Befunde
▬ Glatt begrenzte, homogen echoarme Strukturen
▬ Größe meistens <4 cm
▬ Mit zunehmender Größe auch Inhomogenitäten und Ent-
2 rundung möglich
Weiterführende Diagnostik
▬ Mittels Dichtemessungen im CT Diagnose eines Adenoms
(in Abgrenzung zu Karzinom, Phäochromozytom oder
Metastase) relativ sicher
▬ Diagnose hormoninaktiv oder -aktiv durch endokrinologi-
sche Diagnostik analog der Hyperplasie
▬ In Zweifelsfällen Feinnadelbiopsie oder operative Resek-
tion
⊡ Abb. 2.282 Nebennierenmetastase bei Mammakarzinom ⊡ Abb. 2.285 Nebennierenmetastase rechts bei HCC
Ureter
Ductus deferens
Rectum
Vesica urinaria
Excavatio
rectovesicalis
Ampulla ductus
deferentis
Prostata und Pars
Diaphragma urogenitale und prostatica der Urethra
Pars membranacea der Urethra Septum rectoprostaticum
= Denonvillier’sche Faszie
Centrum tendineum perinei
Corpus penis
Bulbus penis und
M. bulbospongiosus
Corpus spongiosum
penis
Glans penis
⊡ Abb. 2.286 Beckenorgane des Mannes. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
2.7 · Urogenitaltrakt
127 2
▬ Lymphabfluss in iliakale, prävesikale und präsakrale
Lymphknoten
▬ Sonomorphologie: homogenes, im Vergleich zum umge-
benden Gewebe echoärmeres Binnenecho (⊡ Abb. 2.287)
Samenbläschen
▬ Paarig angelegt
▬ Produktion des Hauptanteils der Ejakulatflüssigkeit
▬ Aufbau aus einem mehrfach gewundenen Drüsen-
gang von ca. 15 cm Länge, durch die Windungen aber
Längenausdehnung von ca. 5 cm (Gesamt LxBxD ca.
5x2x1 cm)
▬ Verlauf des Drüsengangs durch die Prostata und Mündung
in den Ductus ejaculatorius
▬ Sonomorphologie: im Vergleich zur Umgebung homogen ⊡ Abb. 2.288 Hoden. Fein granuläres, homogenes Muster
echoarm
Glandula vesiculosa
= Vesicula seminalis
⊡ Abb. 2.287 Prostata, Samenbläschen und Samenleiter. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
128 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
▬ Samenleiter verlässt mit den Gefäßen (A/V testicularis, ▬ Physiologische Größenänderungen des Uterus:
A/V ductus deferentis) Hodensack nach kranial, über- – Präpubertär: Länge bis 3 cm, Breite bis 1 cm, Dicke bis
kreuzt den Ureter und mündet von dorsal in die Prostata 1 cm
▬ Sonomorphologie: fein granuläres homogenes Echomus- – Geschlechtsreife Frau: 5–9 cm Länge, Breite bis 4 cm,
2 ter von Hoden und Nebenhoden. Hodenkapsel echoarm, Dicke bis 3 cm
Samenstrang im Vergleich etwas echoreicher mit fleckiger – Multipara: Länge bis 10 cm, Breite bis 5 cm, Dicke bis 6 cm
Struktur – Senium: Länge bis 4,5 cm, Breite bis 2 cm, Dicke bis 1,5 cm
▬ Im Vergleich zur Vagina nach ventral gekippt, man be-
zeichnet dies auch als Anteflexio-Anteversio-Position
2.7.3 Weiblicher Genitaltrakt ▬ Lymphabfluss der Cervix iliacal, des Corpus uteri inguinal
(Uterus, Vagina, Ovarien) ▬ Sonomorphologie: Endometrium stellt sich im Vergleich
zum Myometrium als echoreiches Band dar, die Endomet-
Uterus (⊡ Abb. 2.290–Abb. 2.293) riumdicke wird als Summe beider Endometriumschichten
▬ Unterscheidung von Corpus und Cervix uteri (Gebärmut- angegeben (ohne dazwischen liegendes Kavum)
terhals, Übergang in Vagina), Korpus, kranialer Anteil des
Uterus mit Mündung der Tuben auch Fundus uteri Vagina
▬ Anatomischer Aufbau aus drei Schichten: Endometrium, ▬ Entspricht dünnwandigem abgeplattetem Muskelschlauch
Myometrium, Perimetrium ▬ Länge: bis 11 cm
▬ Physiologische Änderungen des Endometriums: ▬ Von innen nach außen: Schleimhaut, Muskelschicht, Bin-
– Post menstruationem: kein Endometrium erkennbar degewebsschicht (Adventitia)
– Prämenstruell: 8–15 mm ▬ Sonomorphologie: Darstellung in Schichten: Echoarme
– Postmenopausal: <8 mm (wenn keine Hormonsubstitu- Vorder- und Hinterwand (Muskelschicht), getrennt durch
tion) echoreichen Eintritts-, Mittel- und Austrittsschall
Ligamentum suspensorium
ovarii = Ligamentum
infundibulopelvicum
Tuba uterina = Salpinx
Ovarium
Ligamentum teres
Ligamentum ovarii proprium
= rotundum uteri
Plica rectouterina
Fundus und Corpus uteri
Excavatio rectouterina
= Douglas’scher Raum
Excavatio vesicouterina Pars posterior Fornix vaginae
Cervix uteri = hinteres und
Vesica urinaria Pars anterior vorderes
Scheidengewölbe
Ampulla recti
Septum vesicovaginale
und Septum urethrovaginale
Septum rectovaginale
⊡ Abb. 2.290 Beckenorgane der Frau. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
2.7 · Urogenitaltrakt
129 2
Tuben
▬ Muskelschlauch als Verbindung von Ovar zu Uterus (sog.
Corpus uteri Tubenwinkel im Bereich des Fundus uteri), ca. 10–15 cm
lang, 3 mm dick
▬ Befestigung über bindegewebigen Halteapparat (Mesosal-
pinx)
Cervix uteri ▬ Bestehend aus vier Abschnitten (von Ovar nach
Uterus):
– Infundibulum, Ampulla, Isthmus, Pars intramuralis
– Infundibulum und Ampulla machen ca. 2/3 der Länge
aus, Pars intramuralis ist ca. 1 cm lang
▬ Sonomorphologie: echoreiche Doppelkontur
Vagina
Ovarien
▬ Mandelförmige Organe mit einer Größe von ca. 3×2×1 cm
▬ Lage intraperitoneal mit »schwebender« Fixierung durch
Bänder
▬ Anatomisch Unterscheidung von 2 Zonen:
2 Anteflexio
des Corpus uteri gegen die Cervix uteri
– Markzone (Blut- und Lymphgefäße)
– Rindenzone (Follikelreifung)
▬ Sog. Tertiärfollikel (Durchmesser 0,3–1 cm). Aus mehreren
2 Anteversio
des Uterus gegen die Vagina
kleinen Tertiärfollikeln wird in jedem Zyklus ein sog. do-
minanter Follikel selektioniert und zum sog. sprungreifen
⊡ Abb. 2.291 Schematische Darstellung von Anteflexio und Anteversio. Graaf-Follikel
Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg ▬ Sonomorphologie: echoarme Darstellung mit Zysten
Epoophoron
Hilus ovarii
Tunica mucosa
Tunica muscularis Tunica serosa = Perimetrium Rami ovaricus
= Myometrium und Tela subserosa und tubarius Ligamentum
suspensorium
Pars uterina ovarii mit
Fundus uteri tubae Vasa ovarica
Ostium
uterinum
tubae
uterinae
Cornu uteri
sinistrum
Corpus uteri sprungreifer Follikel
⊡ Abb. 2.292 Frontalschnitt durch Uterus, Tube und Ovar. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
130 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.296 Rechtes Samenbläschen sowie intramuraler Verlauf und ⊡ Abb. 2.299 Zervix und Vagina einer jungen Frau im Längsschnitt
Ostium des rechten Ureters
⊡ Abb. 2.297 Harnblase, Samenbläschen und Rektum ⊡ Abb. 2.300 Frühschwangerschaft. Unterbauchquerschnitt
Tuben
▬ Im Unterbauchquerschnitt beidseitig vom Fundus
uteri nach lateral zu den Ovarien ziehend
▬ Sonographisch Darstellung am Übergang zum
Uterus meistens möglich, im lateralen Verlauf
dagegen vor allem bei pathologischen Verände-
rungen
Ovarien
▬ Darstellung auf Höhe der Harnblase am besten im
Unterbauchquerschnitt
⊡ Abb. 2.298 Uterus einer jungen Frau im Längsschnitt ▬ Lage dorso-lateral der Harnblase
132 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Klinik
▬ Evtl. Symptome durch Harnabflussstörung
▬ Restharnbildung mit Neigung zu Harnwegsinfektionen
▬ Gehäufte Steinbildung
▬ Bei großen Ureterozelen: evtl. abdominelle palpable Masse,
Inkontinenz ⊡ Abb. 2.302 Ureterozele
Sonographische Befunde
▬ Divertikel: Meist ausladende Ausbuchtung der kompletten – Druckbedingt
Blasenwand (⊡ Abb. 2.301) – Diffus in der Wand wachsendes Blasenkarzinom
▬ Pseudodivertikel: eher rundliche flüssigkeitsgefüllte Struk- – Maligne Infiltration aus Nachbarorganen
tur mit schmaler echoreicher Wand in Kontakt zur Blasen-
wand Klinik
▬ Ureterozele: glatt berandete mit Flüssigkeit gefüllte, »zysti- ▬ Symptome durch Harnabflussstörung
sche« Struktur im Bereich der Uretermündung (also latero- ▬ Makrohämaturie bei maligner Ursache
dorsale kaudale Blasenwand). Evtl. Dilatation des Ureters ▬ Evtl. Schmerzen, B-Symptomatik
(⊡ Abb. 2.302)
Sonographische Befunde
Weiterführende Diagnostik ▬ Wanddicke >8 mm im gefüllten Zustand ist pathologisch
▬ Bei klinischer Symptomatik Zystoskopie, Ausscheidungsu- (⊡ Abb. 2.303)
rographie ▬ Bei maligner Ursache evtl. auch intraluminales Wachstum,
inhomogen, irregulär mit zunehmender Größe, evtl. nekro-
Blasenwandverdickung tische Veränderungen, Verkalkungen
Vorbemerkungen ▬ Bei infiltrierendem Karzinom der Nachbarorgane evtl.
▬ Verdickung der gesamten Blasenwand: chronische Harnab- Darstellbarkeit des Primärtumors bzw. des Wachstums per
flussstörung (sog. Balkenblase) continuitatem
▬ Umschriebene Verdickung: ▬ Evtl. Lymphknotenvergrößerung Iliakalstrombahn
2.7 · Urogenitaltrakt
133 2
Weiterführende Diagnostik
▬ Zystoskopie
▬ CT
Papillome, Karzinom
Vorbemerkungen
▬ Papillome sind gutartige bzw. Karzinome maligne Tumo-
ren des Urothels
Klinik
▬ Papillome: i.d.R. asymptomatisch, selten Hämaturie
▬ Karzinome: evtl. Makrohämaturie, B-Symptomatik,
Schmerzen
Weiterführende Diagnostik
▬ Zystoskopie
Differenzialdiagnose intravesikale
Veränderungen
Blasenkatheter (⊡ Abb. 2.306)
▬ Stark echogene Struktur
▬ Länglicher Katheter ins Blasenlumen ragend
▬ Am Blasenboden Ballon mit echofreier Binnenstruktur
⊡ Abb. 2.307 Blutkoagel und Luft in Harnblase nach Eingriff bei Blasen-
tamponade
Blasentamponade
▬ Bei starken Blutungen kann es zur weitgehenden bis komplet-
ten Ausfüllung der Blase durch koaguliertes Blut kommen
▬ Sonographisch echoreich gefüllte Harnblase
Benigne Prostatahyperplasie
Vorbemerkungen
▬ Häufigste Veränderung der Prostata im zunehmenden
Lebensalter
▬ Zunahme stromaler Anteile in der Innenzone (Mittellappen)
▬ Größenzunahme gleich- oder unregelmäßig
Klinik
▬ Harnstrahlabschwächung
▬ Restharnbildung mit evtl. rezidivierenden Infektionen
▬ Schmerzhafter Harnverhalt ⊡ Abb. 2.309 Stark gefüllte Harnblase mit Sediment
2.7 · Urogenitaltrakt
135 2
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.310, ⊡ Abb. 2.311)
▬ Vergrößerung der Prostata
▬ Echostruktur ist im Vergleich zum Normalbefund meistens
echoärmer
▬ Seltener inhomogenes Muster aus echoarmen und echo-
reicheren Arealen
▬ Evtl. zentrale Verkalkungen
▬ Evtl. Imprimierung des Blasenbodens
Weiterführende Diagnostik
▬ PSA
▬ Digital-rektale Untersuchung
▬ TRUS (Transrektaler Ultraschall)
▬ Evtl. Biopsie
Prostatakarzinom
Vorbemerkungen ⊡ Abb. 2.310 Prostatahyperplasie. Echoarme Struktur, leicht inhomogen
und vergröbert, Imprimierung des Blasenbodens
▬ Häufigstes Karzinom des Mannes >80 Jahre
▬ Entsteht typischerweise in der Außenzone
Klinik
▬ Im Gegensatz zu Prostatahyperplasie lange asympto-
matisch
▬ Seltener Harnstrahlabschwächung
▬ Evtl. Symptome durch Infiltration von Blase (Hämaturie),
Rektum (Schmerzen, Fistelung)
▬ Evtl. Symptome durch ossäre Metastasierung
Weiterführende Diagnostik
▬ PSA
▬ Digital-rektale Untersuchung
▬ TRUS (Transrektaler Ultraschall)
▬ Biopsie
Klinik
▬ Schmerzen
▬ Fieber
▬ Dysurie
Sonographische Befunde
▬ Akute Prostatitis: echoarme Vergrößerung
▬ Chronische Prostatitis: Verkleinerung, erhöhte Echo-
genität, Verkalkungen (⊡ Abb. 2.313) ⊡ Abb. 2.312 Prostatakarzinom
136 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Weiterführende Diagnostik
▬ Mikrobiologische Untersuchung
▬ TRUS (transrektaler Ultraschall)
Hämatozele Sonographische Darstellung je nach Alter des Hämatoms echoarm bis echoreich und evtl. inhomogen
(rez. Blutungen, schrittweise Organisation)
2.7.7 Sonopathologie von Uterus, Vagina, Septum, welches jedoch keine vollständige Trennung be-
Ovarien wirkt bei normaler Uterusform
▬ Uterus bicornis: inkomplette Verschmelzung der beiden
Fehlbildungen Uterusanlagen, als Uterus bicornis unicollis mit einer ge-
Vorbemerkungen meinsamen Zervix, oder als Uterus bicornis bicollis mit
▬ Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane aus den auch getrennter Zervix
paarigen Müller-Gängen, Verschmelzung beider Uterus- ▬ Uterus und Vagina duplex: komplett getrennte Anlage mit
und Vaginalanlagen zu je einem Organ zwei einhörnigen Uteri und zwei Vaginae
▬ Einseitige Agenesie (Uterus unicornis): einseitig komplett
fehlende Anlage durch Fehlen eines Müller-Ganges (beid- Klinik
seitig meistens nur bei schweren multiplen, nicht lebensfä- ▬ Aplasie und Atresie des Uterus: Primäre Amenorrhö
higen Fehlbildungen) ▬ Uterus bicornis und duplex: Abortneigung, evtl. Sterilität,
▬ Aplasie: stark unterentwickelte Organanlage, z. B. als Apla- geburtshilfliche Komplikationen
sia uterovaginalis (Mayer-v.Rokitansky-Küster-Syndrom) ▬ Hymenalatresie: Bis zur Pubertät meist unbemerkt, dann
mit normalen Ovarien, Tuben und Uterushörnern (Über- monatlich auftretende Schmerzen im Unterbauch mit zu-
gangsbereich von Tuben zu Uteruskorpus) nehmender Stärke ohne Regelblutung
▬ Atresie: Verschluss von Uterus, Zervix und/oder Vagina,
vor oder nach der Geburt erworbene Stenosierung z. B. Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.314, ⊡ Abb. 2.315,
durch Infektionen, Verätzungen ⊡ Abb. 2.316)
▬ Hymenalatresie: angeborener fehlender Durchbruch am ▬ Aplasie und Atresie: fehlende Darstellbarkeit
Hymen (normalerweise bindegewebige Platte mit einer ▬ Hymenalatresie: aufgetriebene Vagina mit echoreichem
oder mehreren Öffnungen) Material (Blutkoagel), evtl. bis in das Uteruskavum (Häma-
▬ Uterus septus: vom Fundus uteri nach kranial ziehendes tometra) oder sogar die Tuben (Hämatosalpinx) reichend
Sonographische Befunde
▬ Retroflexio-Retroversio: im Längsschnitt Kippung des
Uterus nach dorsal
▬ Descensus: zu kaudale Lage, Formveränderung
2
Weiterführende Diagnostik
▬ Transvaginaler Ultraschall
Uterusmyome
Vorbemerkungen
▬ Benigne Tumoren des Myometriums mit bindegewebigen
Anteilen
▬ Auftreten einzeln oder multipel
Klinik
▬ Evtl. asymptomatisch
⊡ Abb. 2.315 Uterus bicornis ▬ Häufig Blutungsstörungen
▬ Evtl. Schmerzen durch verdrängenden Charakter oder bei
Stieldrehung
Sonographische Differenzialdiagnose
⊡ Abb. 2.316 Zustand nach Hysterektomie. Fehlende Darstellung des
Uterus
▬ Gestielte Myome, intraligamentäre Myome: Adnextumor
(myometriale Echogenität, Verbindung zum Uterus)
▬ Sarkom: keine pathognomonischen Kriterien für Ent-
artung, malignitätsverdächtig sind:
▬ Uterus bicornis und duplex: im Unterbauchquerschnitt – Rasches Wachstum und Strukturveränderungen von
auffallende Teilung des Corpus uteri bzw. auch der Myomen
Zervix – Wachstum in der Postmenopause
Uteruslageänderungen Uterusmalignome
Vorbemerkungen Vorbemerkungen
▬ Retroflexio-Retroversio-Position als Formvariante oder ▬ Häufigstes Malignom Zervixkarzinom (Endometrium im
durch Entzündungen, Endometriose, Adhäsionen Zervixbereich)
▬ Im höheren Alter durch Lockerung des Halteapparats ▬ Endometriumkarzinom bei Lokalisation im Corpus uteri
Descensus uteri ▬ Selten myometriale Sarkome
Klinik Klinik
▬ Formvariante Retroflexio-Retroversio ohne Symptome ▬ Postmenopausale Blutungen
▬ Retroflexio-Retroversio durch Adhäsionen, Endometriose ▬ Zyklusunabhängige Blutungen
evtl. mit Schmerzen, evtl. zyklusabhängig ▬ Symptome durch Infiltration benachbarter Organe (Blase,
▬ Im höheren Alter durch Lockerung des Halteapparats Rektum) oder der Haut, Schmerzen, venöse/lymphatische
Descensus uteri Abflussstörungen der Beine
2.7 · Urogenitaltrakt
139 2
a b
⊡ Abb. 2.318 Kleines Uterusmyom und Ovarialzyste links. Unterbauch- ⊡ Abb. 2.319 Großes, verkalktes Uterusmyom. Totale Schallauslöschung
querschnitt dorsal des Myoms
Sonographische Befunde
z Endometriumkarzinom (⊡ Abb. 2.320)
▬ Endometriumverbreiterung (prämenopausal >15 mm,
postmenopausal >8 mm)
▬ Inhomogenes Echomuster, echoreicher als das Myo-
metrium
▬ Zystische Veränderungen (meist >3 mm, evtl. auch
deutlich größer)
▬ Unregelmäßige Begrenzung und Wachstum zum
Myometrium hin
▬ Flüssigkeitsverhalt mit Erweiterung des Uterus-
kavums
a b
⊡ Abb. 2.322 Ovula Nabothi. Kleine zystische Läsion in der Zervix ⊡ Abb. 2.324 Tampon
Sonographische Differenzialdiagnose
▬ Ovula Nabothi (Naboth-Zyste): Retentionszyste durch
Verlegung einer Zervixdrüse durch Überwachsung mit
vaginalem Plattenepithel (⊡ Abb. 2.322)
▬ Myome ( dort)
Weiterführende Diagnostik
▬ CT, MRT, PET
a b
⊡ Abb. 2.325a,b a) Varikosis der Adnexgefäße. B-Bild. b) Varikosis der Adnexgefäße, FKDS
142 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Weiterführende Diagnostik
▬ Evtl. Verlaufskontrolle nach 6–8 Wochen: Funktionszysten
nicht mehr oder kleiner darstellbar
▬ Beidseitige Befunde, vor allem postmenopausal und bei
Vorliegen eines der für Karzinom beschriebenen Befunde
a
( unten) immer gynäkologische Vorstellung und transva-
ginaler Ultraschall
⊡ Abb. 2.326 Rechtes Ovar bei Aszites, Tertiärfollikel. Junge Patientin mit
Leberzirrhose bei PSC ⊡ Tab. 2.38 Differenzialdiagnosen zystischer Ovarveränderungen
Sonographische Differenzialdiagnose
▬ Gestieltes Myom
▬ Extrauteringravidität
▬ Abszedierende Appendizitis (rechtsseitig, typische Klinik,
Darstellung in Verbindung zum terminalen Ileum), absze-
dierende Divertikulitis (linksseitig, typische Klinik, Verbin-
dung zum Kolon)
▬ Hämato- oder Pyosalpinx
▬ Beckenniere (fehlende Niere an orthotoper Lokalisation,
Nierenstrukturen)
Weiterführende Diagnostik
⊡ Abb. 2.329 Eingeblutete Ovarialzyste ▬ Bei Vorliegen eines der Malignitätskriterien transvaginaler
Ultraschall, ggf. CT
Klinik
▬ Endometriose: Zyklusabhängige Schmerzen, Endometriose
auch an anderen Lokalisationen (z. B. Myometrium, Ap-
pendix, retroperitoneal), Zyklusunregelmäßigkeiten
▬ Ovarialtumoren: palpable abdominelle Masse, Druckge-
fühl, Schmerzen, bei Malignität Gewichtsverlust, Symp-
tome durch Metastasierung
Sonographische Befunde
▬ Endometriose: initial zystische Struktur bis 5 mm, durch
Einblutung aber zunehmend echogener Inhalt und Grö-
ßenzunahme, bei rezidivierenden Einblutungen mit fri-
schem und älterem Blut auch inhomogene Darstellung
(dann Unterscheidung zu Karzinom nicht möglich!)
▬ Hinweise auf Malignität:
– Größe >5 cm
– Doppelseitiges Auftreten
– Inhomogenes Echomuster, zystische und solide Anteile
– Unscharfe Begrenzung, unregelmäßige Oberfläche
– Septen >2 mm
– Aszites
144 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Margo superior
Ligamentum phrenicosplenicum
= phrenicolienale
Cauda pancreatis
⊡ Abb. 2.330 Milz mit Milzhilus. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
2.8 · Milz
145 2
2.8.2 Untersuchungsablauf und ▬ Die Größenbestimmung der Milz wird im Interkostal-
Optimierungsmöglichkeiten schnitt links bzw. subkostalem Schrägschnitt links oder
(Standardschnitte, Leitstrukturen hohem Flankenschnitt links mit dem größten Polab-
und Optimierungsmöglichkeiten) stand unabhängig zum Milzhilus gemessen (⊡ Abb. 2.331,
⊡ Abb. 2.332)
▬ Zur typischen Oberbauchsonographie gehört auch die ▬ Der Querdurchmesser wird senkrecht dazu im Milzhilus
Darstellung der Milz ermittelt
▬ Idealerweise liegt der Patient leicht auf der rechten Körper- ▬ Die Bestimmung der Milzdicke oder -tiefe (auch im Hilus
seite gemessen) ist zur Volumenbestimmung hilfreich, wird aber
▬ Um den Interkostalraum zu erweitern, ist es hilfreich, den selten durchgeführt
linken Arm des Patienten hinter dem Kopf verschränken
zu lassen
▬ Der Schallkopf wird in der linken mittleren Axillarlinie am 2.8.3 Sonopathologie
unteren Rippenbogen parallel zum Rippenbogen aufgesetzt
und leicht kranial unter den Rippenbogen gekippt Milzverkleinerung/Hyposplenie und Asplenie,
▬ Unter tiefer Inspiration des Patienten, ggf. auch in Atem- Vorbemerkungen
mittellage oder Exspiration, ist es in der Regel möglich, die ▬ Angeborenes Fehlen der Milz: sehr seltene Krankheitsform,
gesamte Milz darzustellen familiär gehäuft
▬ Zustand nach chirurgischer Entfernung der Milz (z. B.
nach Polytrauma)
▬ Milzatrophie nach wiederholter Infarzierung (z. B. Sichel-
zellanämie, Thalasämie) oder wiederholten arteriellen Em-
bolien (septische Embolien, absolute Arrhythmie)
Milzvergrößerung/Hypersplenie,
Vorbemerkungen (⊡ Tab. 2.39)
! Merke
Grundsätzlich können viele pathologische Veränderungen
sowohl als fokale Milzläsionen als aber auch als diffuse
Läsionen auffallen. Dies macht die genaue Artdiagnose
bzw. Differenzialdiagnose mitunter sehr schwierig.
Klinik
▬ Die Klinik einer Organvergrößerung bzw. Milzveränderun-
gen sind initial unspezifisch und nicht richtungsweisend
⊡ Abb. 2.331 Vergrößerte Milz, Messung ▬ Häufig erst bei massiver Organvergrößerung kommt es zu
Kapselspannungsschmerzen im linken Oberbauch
▬ Akute Schmerzen können aber auch alle vaskulär beding-
ten Veränderungen verursachen
▬ Milzverkleinerungen, Hyposplenismus oder Asplenie kön-
nen mit rezidivierenden Infekten einhergehen
Milzzyste Lymphombeteiligung
Milzabszess Chronisch myeloproliferative
Lymphomebeteiligung Erkrankungen
Milzinfarkt Infektiöse Erkrankungen
Milztrauma (z. B. EBV-Infektion)
Metastase Hämolytische Anämien
Hämangiom Venöse Stauung
Milzverkalkung (im Rahmen z. B. einer Leberzirrhose)
Speichererkrankungen
⊡ Abb. 2.332 Sehr große, kaum auf einem Bild darstellbare Milz, Mes-
Milztrauma/Milzruptur
sung. Patientin mit CML
146 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Tab. 2.40 Sonographische Befunde diffuser und fokaler Milzveränderungen (⊡ Abb. 2.335–2.345)
Lymphombeteiligung Häufig klassische B-Symptome (AZ Verschlechterung, Fieber, Meistens echoarmer Herd
Nachtschweiß, Gewichtsverlust) Unterschiedliche Größe (⊡ Abb. 2.337–2.339)
Meistens auch an anderen Orten Lymphome Rundlich und glatt begrenzt
Meist verbunden mit einer Splenomegalie
Im FKDS Vaskularisation
Milzinfarkt Arterielle Embolie (bei Herzrhythmusstörungen, Tumorzellen, Meistens echoarm (⊡ Abb. 2.343–2.345)
Cholesterinembolien ect.) Unterschiedliche Größe, häufig keilförmig, teilweise
Häufig akut schmerzhaft, aber teilweise auch schmerzlos irregulär begrenzt
Fehlende Vaskularisation im Infarktbereich
Weiterführende Diagnostik
▬ Keine weitere bildgebende Diagnostik bei diffuser paren-
chymatöser Milzvergrößerung (Sonographie hilft in der
ätiologischen Einordnung und ist bestens geeignet zur
Größenverlaufskontrolle)
▬ KM-Sonographie bei V. a. Milzrupturen, Milzinfarkten und
auch fokalen Milzläsionen
▬ Bei weiterhin nicht einzuordnenden Befunden ggf. CT/
MRT bei fokalen Veränderungen und zur Umfelddiagnos-
tik ⊡ Abb. 2.335 Splenomegalie bei Leberzirrhose
⊡ Abb. 2.333 Normale Milz mit Nebenmilz ⊡ Abb. 2.336 Hepatosplenomegalie. Leber und Milz scheinen sich im Ober-
bauch zu berühren
⊡ Abb. 2.334 Übriggebliebene Nebenmilzen nach Splenektomie ⊡ Abb. 2.337 Splenomegalie. Große, kugelige Milz bei CLL
148 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.338 Milz bei CLL. Multiple kleinste echoarme Herde in der vergrö- ⊡ Abb. 2.341 Großes superinfiziertes Milzhämatom
ßerten Milz
⊡ Abb. 2.339 Kleine, sehr echoarme Milzläsionen bei NHL ⊡ Abb. 2.342 Milzmetastase bei HCC
⊡ Abb. 2.345 Milz bei Sichelzellanämie. Noch normal große Milz, echoreich
aufgrund Fibrosierung nach rez. Infarkten, mit echoarmen »Inseln« (noch
normales Milzgewebe)
150 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
! Merke
Normale Lymphknoten
Sonomorphologisch lässt sich der »normale Lymph-
Hilus
knoten« in zwei Zonen aufteilen:
▬ Zentraler echoreicherer Hilus (mit Hilusgefäß),
▬ Periphere echoärmere Rinde.
▬ Die B-Bild-Sonographie zusammen mit der Power-
Doppler-Sonographie (ggf. auch KM-Sonographie)
ist eine zuverlässige diagnostische Methode zur
Differenzierung und Kategorisierung vergrößerter
oberflächlich gelegener Lymphknoten.
Ultraschallkriterien im B-Bild
z 1. Größe
▬ Die Größe des Lymphknotens ist abhängig von der Lokali-
sation
▬ In der Regel wird ein maximaler Querdurchmesser des Vas lymphaticum
afferens
Lymphknotens im Ultraschallbild gemessen
▬ Je nach Lokalisation des Lymphknotens werden unter-
schiedliche Normwerte angegeben:
– Zervikal bis 5 mm
– Thorakal bis 10–15 mm ⊡ Abb. 2.347 Halbschematische Darstellung eines Lymphknotens mit zu-
– Retroperitoneal bis 10 mm und abführenden Lymphgefäßen. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie
– Iliakal bis 12 mm des Menschen. Springer, Heidelberg
2.9 · Lymphknoten/Lymphknotenstationen
151 2
Nodi brachiales
Nodi pectorales
Nodi superolaterales
Tractus horizontalis
Nodi superomediales
⊡ Abb. 2.348 Lymphbahnen und regionäre Lymphknoten. Vordere Rumpfwand. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
152 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Tractus
horizontalis
ctus verticalis
Typ IV Keine Gefäße (Avaskularisation) Nekrotische Areale von malignen Lymphknoten oder bei Abszedierungen
z 4. Begrenzung
▬ Regulär, meist bei benignen Lymphknotenvergröße- Differenzialdiagnosen von Lymphadenopathien
rungen (lokalisiert versus generalisiert)
▬ Irregulär (oftmals mit Malignitätsverdacht verbunden), ▬ Lokalisierte Lymphadenopathien
teils Einwachsen in umliegende Gewebe – Zervikale Lymphknotenvergrößerungen
– Infektionen: bakterielle Pharyngitiden, dentogene
z 5. Druckdolenz Abszesse, Otitis media, Mononukleose, Zytomegalie,
▬ Ohne spezielle Kompressionsmanöver kann eine Aussage Toxoplasmose, virale Hepatitis, Infektion durch Ade-
zur Druckdolenz gemacht werden: novirus (als okuloglandulare Erkrankung bei epide-
– Druckdolenz = eher entzündlich-reaktive Lymphknoten mischer Keratokonjunktivitis), Katzenkratzkrankheit,
– Keine bis fehlende Druckdolenz = eher maligne Lymph- Tuberkulose (Lymphknotentuberkulose)
▼
knoten
154 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Literatur
⊡ Abb. 2.355 Lage der Appendix, Varianten. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
158 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Omentum majus
Colon transversum
Mesocolon transversum
Flexura coli dextra
Pars Jejunum
ascendens
Duo- Pars Flexura
denum descendens duodenojejunalis
Pars
horizontalis
= inferior
Plica caecalis vascularis
Caecum
Mesoappendix
= Mesenteriolum
Appendix vermiformis
Colon sigmoideum
Ileum
Recessus iliocaecalis
superior
Recessus iliocaecalis
inferior
⊡ Abb. 2.357 Dünndarm und Dickdarm. Ansicht von vorn. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
Gastroduodenaltrakt
▬ Untersucht wird in Rückenlage am nüchternen Patienten,
allerdings kann viel Luft im Magen nach einer längeren
Nüchternphase die Untersuchungsbedingungen auch ein-
schränken Lageänderungen können dann die Diagnostik
erleichtern (LSL für Fornix und Korpus, RSL für Antrum
und Pylorus)
▬ Hilfreich für die Feindiagnostik des Wandaufbaus oder die ⊡ Abb. 2.359 Kardia, Fornix
Beurteilung der Magenentleerung ist eine Magenfüllung
mit 500–1000 ml Flüssigkeit (am besten Tee oder Orangen-
saft mit Strohhalm)
▬ Gastroösophagealer Übergang im Längsschnitt dorsal
des linken Leberlappens ventral bzw. links lateral der Aorta
(⊡ Abb. 2.358)
▬ Kardia und Fornix durch Drehung des Schallkopfes ge-
gen den Uhrzeigersinn in den subkostalen Schrägschnitt
(⊡ Abb. 2.359)
▬ Fornix von translienal bzw. im Interkostalschnitt links
dorsal der Milz, lateral und kaudal angrenzend der Milz-
hilus mit seinen Gefäßen und die Pankreasschwanzregion
(⊡ Abb. 2.360)
▬ Korpus und Antrum in Oberbauch Längs- und Quer-
schnitten dorsal und kaudal des linken Leberlappens vor
den großen Bauchgefäßen. Antrum und v. a. Pylorus
erscheinen mit deutlich dickerer echoarmer Tunica mus-
cularis, Pylorus stellt sich als echoarme »Einschnürung«
ventral des Pankreaskopfes dar, gefolgt vom Bulbus duo-
deni, der luftgefüllt und mit zarterer Wand imponiert ⊡ Abb. 2.360 Fornix. Fornixdarstellung von translienal; Patientin mit Spleno-
(⊡ Abb. 2.361–2.364) megalie bei CLL
2.10 · Gastrointestinaltrakt
161 2
⊡ Abb. 2.362 Antrum im Längsschnitt ⊡ Abb. 2.365 Pars descendens duodeni, Pankreaskopf
Intestinaltrakt
▬ Es ist nicht unbedingt notwendig, die Untersuchung am
nüchternen Patienten vorzunehmen
▬ Doppleruntersuchungen der Mesenterialgefäße sollten
allerdings standardisiert am nüchternen Patienten erfolgen
▬ Die retrograde oder orthograde Flüssigkeitsfüllung des
⊡ Abb. 2.363 Pylorus und Bulbus duodeni Darmes (Hydrokolonsonographie) ist eine Möglichkeit,
die Kolonwand und pathologische Prozesse wie Polypen
162 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.368 Ileocoecaler Übergang ⊡ Abb. 2.371 Normale Appendix quer getroffen zwischen terminalem
Ileum und Coecum
⊡ Abb. 2.369 Bauhin-Klappe ⊡ Abb. 2.372 Retrocoecal hochgeschlagene Appendix. Appendix dorsal
des rechten Leberlappens darstellbar
164 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Klinik
▬ Völlegefühl
⊡ Abb. 2.379 Distales Sigma und Rektum, Längsschnitt. Patient mit Mor- ▬ Druckgefühl im Oberbauch
bus Crohn ▬ Übelkeit/Erbrechen
▬ Refluxsymptomatik
▬ Inappetenz
▬ Gewichtsverlust
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Wandverbreiterung aus anderer Ursache
Weiterführende Diagnostik
▬ Endoskopie mit Biopsie/Histologie, Ureaseschnelltest
⊡ Abb. 2.382 Ulcus duodeni. Fixierte Luftsicheln in der Ulkusnische ⊡ Abb. 2.383 Magenkorpuskarzinom. Asymmetrische echoarme Darmwand-
verdickung mit Aufhebung der Schichtung, Einengung des Magenlumens
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Benigne und maligne Ulzera bzw. Lymphome sind sono-
graphisch nicht sicher zu unterscheiden
Weiterführende Diagnostik
▬ Endoskopie mit Biopsie/Histologie
▬ Endosonographie bei Malignitätsverdacht
Magenkarzinom
Vorbemerkungen
▬ Weltweit eine der häufigsten tumorbedingten Todesursa-
chen (!)
▬ Rückläufige Prävalenz in den westlichen Industrienationen
▬ Erkrankungsgipfel: zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr
▬ Abnehmende Häufigkeit distaler Magenkarzinome a
Klinik
▬ Symptome treten erst spät und meist bei fortgeschrittenem
Tumorleiden auf (!)
▬ Gewichtsverlust
▬ Oberbauchschmerzen
▬ Appetitlosigkeit
▬ Abneigung gegen Fleisch
▬ Völlegefühl
▬ Übelkeit/Erbrechen b
▬ Teerstühle, Hämatemesis
⊡ Abb. 2.384a,b a) Kardiakarzinom. b) Kardiakarzinom. Deutlich verdickte
Magenwand mit aufgehobener Schichtung
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.383, ⊡ Abb. 2.384a,b,
⊡ Abb. 2.385)
▬ Lokalisierte, asymmetrische, meist echoarme Wandverdi-
ckung mit destruierter Schichtung oder langstreckig diffus
168 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
und zirkulär verdickte Magenwand mit mehr oder weniger ▬ Risikofaktoren: Helicobacter-pylori-Infektion, Autoimmu-
erhaltener Schichtung bei diffus-infiltrierendem bzw. szir- nerkrankungen, Immunsuppression, chronisch-entzündli-
rhösem Karzinom che Veränderungen
▬ Rigide Magenwand, komprimiertes oder auch stenosiertes
2 Lumen Klinik
▬ Lymphknotenstatus und Lebersonographie (!) ▬ Oberbauchschmerzen
▬ Übelkeit/Erbrechen
Sonographische Differenzialdiagnostik ▬ AZ-Verschlechterung
▬ Magenlymphome ▬ Gewichtsverlust/B-Symptomatik
▬ Metastasen (selten; können hämatogen gestreut oder per
continuitatem die Magenwand infiltrieren) Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.386)
– Malignes Melanom ▬ Meist sehr echoarm verdickte Magenwand mit aufgehobe-
– Mamma- oder Bronchialkarzinom ner Schichtung
– Leber-, Kolon- oder Pankreaskarzinom ▬ Lokalisiert (polypös oder ulzerierend) oder längerstreckig
▬ Entzündlich bedingtes Magenwandödem diffus infiltrierend
▬ Echoreicher Chymus ▬ Gelegentlich disseminierte echoarme intramurale Knoten,
▬ Entzündlich bedingte Prozesse (Abszesse, Empyem) in rigide Wand, die aber häufig noch die typischen Faltenkon-
peritonealen Falten und Spalten turen erkennen lässt
▬ Adenome (nur größere Adenome in mit Flüssigkeit gefüll-
tem Magen darstellbar; Wandschichtung komplett erhalten; Sonographische Differenzialdiagnostik
ggf. zuführendes Gefäß im FKDS erkennbar) ▬ Magenkarzinom
▬ Übrige DD: Abschn. 2.9.3
Weiterführende Diagnostik
▬ Endoskopie mit Biopsie, weiteres Staging mit Endosono- Weiterführende Diagnostik
graphie ▬ Endoskopie, Histologie, Staging mit Endosonographie,
▬ CT/MRT, ggf. Laparoskopie DT/MRT
Magenlymphom GIS-Tumoren
Vorbemerkungen Vorbemerkungen
▬ Primär gastrointestinale Lymphome sind insgesamt selten ▬ 1% aller gastrointestinalen Tumoren
(ca. 0,4/100.000 Einwohner/Jahr) ▬ >50% im Magen lokalisiert
▬ Etwa 5% aller Magenmalignome ▬ Seltener (in absteigender Reihenfolge) im Dünndarm,
▬ 80% der gastrointestinalen Lymphome gehören der B-Zell- Dickdarm, Ösophagus
Reihe an ▬ 2/3 sind maligne: 50% der malignen Stromatumoren sind
▬ 10% der gastrointestinalen Lymphome gehören der T-Zell- bei Diagnose schon metastasiert (meist in Leber)
Reihe (hier meist bei Vorliegen einer Sprue) ▬ Häufigkeitsgipfel 5.–7. Lebensjahrzehnt
⊡ Abb. 2.385 Magenkarzinom. Echoarmer, stenosierender Magentumor mit ⊡ Abb. 2.386 Magenlymphom. Echoarme Magenantrumwand mit aufgeho-
völlig aufgehobener Wandschichtung bener Schichtung
2.10 · Gastrointestinaltrakt
169 2
Klinik
▬ Symptome treten meist erst sehr spät auf
▬ Oberbauchschmerzen und/oder Zeichen der GI-Blutung
Sonographische Befunde
(⊡ Abb. 2.387, ⊡ Abb. 2.388, ⊡ Abb. 2.389)
▬ Kleine, benigne Tumoren meist scharf begrenzt und echo-
arm
▬ Häufig einer bestimmten Magenwandschicht zuzuordnen
▬ Größere und maligne entartete Tumoren häufig gemischt
echogen mit zystischen Arealen
▬ Meist gute Vaskularisation
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ unten
⊡ Abb. 2.387 GIST-Tumor des Magens. Sehr echoarme, nahezu echofreie, Weiterführende Diagnostik
runde, scharf begrenzte RF im Magenantrum
▬ Endoskopie, Histologie, Endosonographie, CT/MRT
Ileus
Vorbemerkungen
▬ Definition: Transportstörung des Darminhaltes mit intra-
luminaler Flüssigkeits- und Gasansammlung und Darm-
distension
▬ Mechanischer Ileus: Verschluss des Darmlumens durch
Lumenverlegung, durch Wandprozesse oder durch Kom-
pression von außen
– Beispiele mechanischer Dünndarmileus: Briden oder
Adhäsionen, Hernien, Tumoren, Invagination
– Beispiele mechanischer Dickdarmileus: Kolonkarzinom,
Divertikulitis, Koprostase
▬ Paralytischer Ileus: Darmlähmung bei entzündlichen oder
metabolischen Ursachen (Peritonitis, Sepsis, Urämie, Ke-
⊡ Abb. 2.388 GIST-Tumor des Magens, gute Perfusion im Farbdoppler toazidose, Elektrolytstörungen), bei Peritonealkarzinose,
postoperativer Darmatonie, als Reaktion auf Galle- oder
Nierenkoliken, Pankreatitis, Hodentorsion, Ovarialstieldre-
hung, als Folge eines Traumas, einer Ischämie
Klinik
▬ Übelkeit/Erbrechen, Miserere
▬ Abdominelle, krampfartige Schmerzen
▬ Stuhlverhalt
⊡ Abb. 2.390 Dünndarmileus. Schon etwas länger bestehender, mechani- ⊡ Abb. 2.393 Dickdarmileus. Aufspreizung der Haustren
scher Dünndarmileus
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Andere Erkrankungen oder Zustände, die mit vermehrter
Flüssigkeitsfüllung und Distension der Darmschlingen
einhergehen:
– Sprue
⊡ Abb. 2.391 Paralytischer Ileus. Typisches Klaviertasten- oder Stricklei- – Morbus Whipple
terphänomen – Ausgeprägte Enteritis
– Infektionen bei Aids
– Intestinale Pseudoobstruktion
– Darmvorbereitung vor Koloskopie
Weiterführende Diagnostik
▬ Röntgen-Abdomen
▬ Gastrographinpassage
▬ CT-Abdomen
! Merke
Die Diagnose eines Ileus ist sonographisch deutlich
früher (ca. 4 h) als röntgenologisch nachweisbar;
allerdings ergänzendes Verfahren, falls Sonogra-
phie nicht eindeutig, z. B. bei ausgeprägtem Mete-
orismus.
Sprue
Vorbemerkungen
⊡ Abb. 2.392 Flüssigkeitsgefülltes Kolon vor Koloskopie. Hier liegt kein ▬ Unverträglichkeitsreaktion gegenüber Gliadinfraktion des
Ileus vor! Glutens bei genetischer Disposition
2.10 · Gastrointestinaltrakt
171 2
▬ Prävalenz in den westlichen Ländern 1–2% mit steigender
Tendenz
▬ Erhöhtes Risiko für bestimmte Malignome (v. a. Lym-
phome) und andere Autoimmunerkrankungen sowie er-
höhte Mortalität
Klinik
▬ Chronische Diarrhö
▬ Meteorismus
▬ Völlegefühl
▬ Übelkeit/Erbrechen
▬ Appetitlosigkeit
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Akute Gastroenteritiden
▬ Darmlymphom (Cave: an Zahl und Größe zunehmende
mesenteriale Lymphome!)
Weiterführende Diagnostik
▬ Laborchemische Untersuchungen (Anti-Gewebetransgluta-
⊡ Abb. 2.395 Invagination
minase-Antikörper-Serologie)
▬ ÖGD mit tiefen Duodenalbiopsien
▬ Hydro-MRT des Dünndarms, Röntgenuntersuchung nach
Sellink, Kapselendoskopie Klinik
▬ Akute, krampfartige Bauchschmerzen
Invagination/Intussuszeption ▬ Erbrechen, Schonhaltung
Vorbemerkungen ▬ Tastbare Resistenz
▬ Einstülpung eines Darmabschnittes in den kaudal folgen- ▬ Abwehrspannung
den Abschnitt ▬ Hochgestellte Darmgeräusche, zunehmende Ileussympto-
▬ Häufigste Lokalisation (80–90%): ileocoecaler Übergang matik
▬ Meist sind Kinder betroffen ▬ Blutig-schleimige Durchfälle als Spätsymptom
▬ Ätiologie: ▬ Asymptomatische Zufallsbefunde: v. a. bei Kindern und
– In 90% d. F. idiopathisch Jugendlichen möglich; dann meist nur kurzes, reversibles
– Sonstige Ursachen: Gastroenteritis, Lymphadenitis, ana- Ereignis
tomische Ursachen wie Meckel-Divertikel, submuköse
Blutungen, Darmtumoren Sonographische Befunde
▬ Gehäuftes Auftreten bei zystischer Fibrose, Sprue, Morbus ▬ Typisches »Bull-eye«-Phänomen (»Darm-in-Darm«,
Crohn »Schießscheibe«); ⊡ Abb. 2.395
▬ Sehr selten im Erwachsenenalter, z. B. nach chirurgischen ▬ Zunehmendes echoarmes Darmwandödem
Eingriffen ▬ Dilatation der vorgeschalteten Darmabschnitte
▬ Bei Erwachsenen gezielte Suche nach Tumoren, Darmpoly- ▬ Pendelperistaltik
pen, Lymphomen ▬ Aszites (⊡ Abb. 2.396)
172 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.396 Invagination. In Darmschlinge »eingestülpter« Mesenteri- ⊡ Abb. 2.397 Kissenartiges Darmwandödem
alstiel; vorgeschaltete Dünndarmschlingen dilatiert, Aszites zwischen den
Darmschlingen
⊡ Abb. 2.400 Sigma bei Morbus Crohn, Remissionsstadium ⊡ Abb. 2.402 Kleiner paraluminaler Abszess bei akutem Schub eines be-
kannten Morbus Crohn. Echoarmes, unscharf begrenztes Areal angrenzend
an eine Ileumschlinge im rechten Unterbauch mit kleinen Lufteinschlüssen
a a
b b
⊡ Abb. 2.401a,b a) Morbus Crohn, terminales Ileum längs. Echoarme ⊡ Abb. 2.403a,b a) Mehrere kleine mesenteriale sowie größere oberfläch-
Wandverdickung, teilweise mit Aufhebung der Wandschichtung. b) Morbus lich gelegene Abszesse bei akutem Schub eines Morbus Crohn. b) Größe-
Crohn, terminales Ileum quer rer oberflächlicher Abszess
2.10 · Gastrointestinaltrakt
175 2
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Ileocoecaler Befall: infektiöse Enterokolitiden (v. a. Ileo-
⊡ Abb. 2.405 Kurzstreckige, am ehesten narbige Stenose im prätermina- coecitis wie durch Yersinien, Darmtuberkulose), Mitreak-
len Ileum tion der Ileocoecalregion bei Appendizitis
▬ Kolonbefall: Colitis ulcerosa, infektiöse Kolitis, Divertiku-
litis mit Begleitkolitis, ischämische Kolitis
Weiterführende Diagnostik
▬ Koloskopie, Gastroskopie, MR-Sellink
Colitis ulcerosa
Vorbemerkungen
▬ Typisches Manifestationsalter: 20–40 Jahre, zweiter Gipfel
60–70 Jahre
▬ Beide Geschlechter gleich häufig betroffen
▬ Stagnation der Prävalenz (3–4 Neuerkrankungen pro
100.000 Einwohner/Jahr) in Europa und Nordamerika
▬ Ätiologie weiterhin unklar; genetische Faktoren, entzündli-
che und immunologische Ursachen, Hygienestandard und
Ernährung sowie psychosoziale Faktoren spielen eine Rolle
▬ Sonographie in der Initialdiagnostik zusätzlich zur Kolos-
⊡ Abb. 2.406 Narbige, sehr kurzstreckige Anastomosenstenose. Z.n. Ileo-
kopie und in der Verlaufsdiagnostik anerkannt zur Bestim-
coecalresektion; kurzstreckige narbige Stenose im Anastomosenbereich mit mung der Befallsausdehnung, evtl. Komplikationen und
rezidivierenden (prä)-Ileuszuständen bedingt auch der Aktivität
176 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Divertikulitis
Vorbemerkungen
▬ In industrialisierten Ländern treten Divertikel mit zuneh-
mendem Alter häufiger auf (10% bei 40-Jährigen, 50% bei
70-Jährigen)
▬ 75–80% bleiben asymptomatisch
▬ 75% der symptomatischen Divertikelkranken entwickeln
⊡ Abb. 2.407 Colitis ulcerosa. Sigma mit echoreich betonter Wandschich- Divertikulitis
tung, teilweise echoarme Darmwandveränderung mit Aufhebung der ▬ 25% der symptomatischen Divertikelkranken entwickeln
Schichtung, nicht wandüberschreitend
Divertikelblutung
▬ 25% der Patienten mit Divertikulitis haben komplizierten
Verlauf (Abszesse, Stenosen, Perforationen, Fisteln)
▬ In 95% Sigma betroffen, nur 15% rechtsseitiges Kolon,
Rektum ist nie befallen
▬ Sensitivität und Spezifität der Sonographie bis zu 97% (ver-
gleichbar mit CT-Diagnostik)
Klinik
▬ »Linksseitenappendizitis«: lokalisierte, v. a. linksseitige
abdominelle Schmerzen, Abwehrspannung, Fieber
▬ Ggf. Stuhlunregelmäßigkeiten, Inappetenz, Übelkeit und
Gewichtsverlust
⊡ Abb. 2.409 Sigmadivertikulose. Blandes Divertikel: echoreicher Luftreflex ⊡ Abb. 2.411 Sigmadivertikulitis. Echoarmer Hof um das mit Luft gefüllte
angrenzend an das Darmlumen, verdickte Lamina muscularis Divertikel, echoreiche Haube
⊡ Abb. 2.410 Sigmadivertikel. Luftartefakt angrenzend an das Sigmalumen; ⊡ Abb. 2.412 Sigmadivertikulitis
betonte Lamina muscularis
178 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
▬ Appendizitis
▬ Urogenitale Ursachen (Harnwegsinfekt, akuter Harnver-
halt, Nierenkolik, Epididymitis, Hodentorsion, Adnexitis,
eingeblutete oder stielgedrehte Ovarialzyste, Extrauterin-
2 gravidität)
▬ Bauchwandhernie
▬ Aortenaneurysmaperforation
▬ Psoashämatom oder -abszess
Weiterführende Diagnostik
▬ Laborchemische Untersuchungen
▬ Computertomographie:
– V. a. bei schlecht schallbaren Patienten
– Bei Divertikulitis im rektosigmoidalen Übergang und
a
evtl. Komplikationen im kleinen Becken
– Falls Sonographie auch bei gefüllter Blase nicht ausrei-
chen sollte
Akute Appendizitis
Vorbemerkungen
▬ Häufigkeitsgipfel: Kindesalter
▬ Sonographischer Nachweis einer Appendizitis gelingt dem
erfahrenen Untersucher in >80% d. F.
▬ Ätiologie: Verschluss des Appendixlumens durch Kot-
steine, Fremdkörper, Adhäsionen von außen oder Para-
siten
Klinik
▬ Schmerzen: beginnen häufig im rechten oder mittleren
Oberbauch, wandern dann in den rechten Unterbauch
b
▬ Übelkeit/Erbrechen
▬ Subfebrile Temperaturen (ggf. axillär-rektale Temperatur-
⊡ Abb. 2.413a,b a) Appendizitis. b) Appendizitis. Querschnitt der Appendix
differenz): bei Perforation hohes Fieber
▬ Bei klinischer Untersuchung typisch Druckschmerz im
Mc Burney (Mitte zwischen Nabel und rechter Spina
iliaca), Blumberg-Zeichen (Loslassschmerz bei Palpation
im linken Unterbauch), Rovsing-Zeichen (Schmerzen bei
Ausstreichen des Kolons)
▬ Oligosymptomatische Klink bei atypischer Appendixlage
und bei älteren Patienten
⊡ Abb. 2.415 Tubuläre Struktur im rechten Unterbauch bei Z.n. Ileocoe- ⊡ Abb. 2.417 Appendicitis epiploica
calresektion. Die tubuläre, blind endende Struktur kann nach Appendekto-
mie nicht dem Wurmfortsatz entsprechen; sie ist das blinde Ileumende nach
End-zu-Seit-Anastomosierung
Klinik
▬ Akute, lokalisierte Schmerzen im rechten oder linken
Unterbauch
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Appendizitis
▬ Divertikulitis
▬ Kolitis
▬ Urogenitale Ursachen
⊡ Abb. 2.416 Appendixmukozele. Asymptomatische Appendixverdickung
bei Patientin mit Mukoviszidose; normale Darmwand, kein Druckschmerz,
keine Umgebungsreaktion, deutliche Verdickung der Appendix Weiterführende Diagnostik
▬ Keine, falls sonographisch eindeutige Befunde; CT
Infektiöse Enterokolitiden
Sonographische Differenzialdiagnostik (⊡ Abb. 2.415–2.416) Vorbemerkungen
▬ Ileocoecitis ▬ Ätiologie: virale, bakterielle und parasitäre Ursachen
▬ Morbus Crohn ▬ Häufigste Erreger: Rota-, Noro-, Adenoviren, Salmonellen,
▬ Adenexitis u. a. gynäkologische Erkrankungen Yersinien, Campulobacter jejuni, E. coli, Shigellen, Enta-
▬ Meckel-Divertikulitis moeba histolytica, Lamblien
▬ Erreger bei HIV-Erkrankungen und Immunsupprimierten:
Weiterführende Diagnostik zusätzlich CMV, Herpes-simplex, Kryptosporidiose, Darm-
▬ Bei unklaren Fällen: CT-Abdomen und/oder endovaginaler tuberkulose
Ultraschall
Klinik
Appendicitis epiploica ▬ Je nach Erreger stehen mehr Durchfälle (wässrig, blutig-
Vorbemerkungen schleimig) oder abdominelle Schmerzen und Tenesmen im
▬ Torsion einer Appendix epiploica mit konsekutiver Ischä- Vordergrund
mie bzw. Infarkt und Fettgewebsnekrose ▬ Fieber, Übelkeit, Erbrechen
180 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Sonographische Befunde
z Allgemein
▬ Keine spezifischen sonographischen Befunde, alle Wand-
veränderungen möglich: Unauffällige Darmwand, akzen-
2 tuierte Schichtung, gyriforme Wandschwellung, echoarme
Wandverdickung, echoreich betonte Schichtung, wand-
überreifende Prozesse
▬ Lokalisation, Schichtungstyp und Umgebungsreaktion
(Lymphadenopathie ect.) können allerdings richtungswei-
sende Befunde darstellen
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Andere infektiöse Enterokolitiden
▬ CED (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, mikroskopische
Kolitis)
▬ Ischämische Kolitis
▬ Divertikulitis
▬ Darmtuberkulose
▬ Darmlymphom
a
Weiterführende Diagnostik
▬ Anamnese
▬ Stuhldiagnostik
▬ Ggf. Endoskopie; bei V. a. pseudomembranöse Kolitis flexi-
ble Rektosigmoidoskopie ausreichend
Neutropene Kolitis
Vorbemerkungen
▬ Auftreten im Rahmen einer Neutropenie oder Agranulo-
zytose mit einer Inzidenz von 3–33%
▬ Relativ hohe Rezidivrate bei erneuter Aplasie
▬ Multifaktorielle Pathogenese: direkte Darmwandschädi-
gung durch neoplastische Infiltrate, durch Zytostatika und
Infiltration der Darmwand mit Keimen
b Klinik
▬ Rezidivierende, kolikartige Schmerzen v. a. im rechten
⊡ Abb. 2.419a,b a) Pseudomembranöse Kolitis bei AML. Pankolititis, echo- Unterbauch
arme Wandverdickung, aufgehobene Schichtung, intramurale Luftreflexe. ▬ Fieber, Diarrhö
b) Pseudomembranöse Kolitis bei AML. Linksseitiges Kolon mit kissenarti-
gem Wandödem
▬ Unspezifische Begleitsymptome wie Nausea, Erbrechen,
Mukositis und Stomatitis
Sonographische Befunde
Sonographische Befunde ▬ Häufigster Befall: Ileocoecalregion
z Allgemeines ▬ Ggf. weitere Lokalisationen gleichzeitig (z. B. Sigma) oder
▬ Keine pathologischen Veränderungen bei Antibiotika- Pankolitis
assoziierter Diarrhö ohne Kolitis ▬ Akzentuierte oder echoarm verdickte Darmwand, oft ver-
▬ Allenfalls vermehrter Flüssigkeitsgehalt des Kolons mehrte Flüssigkeitsfüllung der Darmschlingen
▬ Mechanischer (Sub)-Ileus mit Aufweitung der vorgeschal-
z Pseudomembranöse Kolitis teten Darmabschnitte
▬ Bevorzugter Befall linksseitiges Kolon; häufig auch Panko- ▬ FKDS: Hypervaskularisation der Darmwand
litis (!) ▬ Intramurale Lufteinschlüsse und Aszites bei schwerem
▬ Symmetrische Wandverdickung mit echoarm betonter Verlauf
Schichtung
▬ Bei schwerem Verlauf: Verlust der Wandschichtung, pseu- Sonographische Differenzialdiagnostik
dotumoröse Wandverdickung, ausgedehnter Befall, ggf. ▬ Andere infektiöse Enterokolitiden
intramurale Lufteinschlüsse (Pneumatosis coli), perilumi-
nale Flüssigkeit (⊡ Abb. 2.419a,b) Weiterführende Diagnostik
▬ Mikrobiologische und serologische Diagnostik
z Penicillin-induzierte segmental-hämorrhagische Kolitis
▬ Segmentale Darmwandveränderung v. a. des rechten Ko-
lons oder Transversums ohne Beteiligung des Coecums
182 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Ischämische Kolitis
Vorbemerkungen
▬ Unterscheidung der ischämischen Kolitis
– Akute und chronische mesenteriale Ischämie
2 – Nichtokklusive und okklusive Ischämie (NOMI bzw.
OMI)
▬ Häufigste Ursache ischämischer Darmerkrankungen
– Arteriosklerose (>90%)
– Weitere Ursachen okklusiver Ischämien: arterielle Em-
bolie, arterielle Thrombose auf dem Boden der Arte-
riosklerose, Mesenterialvenenthrombose, Vaskulitiden,
Darmwandeinblutungen, Trauma, Invagination
▬ Faktoren, die NOMI begünstigen: Schock, akute Herzin-
suffizienz, Sepsis sowie weitere kreislaufkompromittierende
Zustände
▬ Bei akutem Intestinalarterienverschluss ist in 85% d. F. die
AMS (Versorgung von Dünndarm und proximalem Dick- ⊡ Abb. 2.420 Ischämische Kolitis, Sigma
darm) und seltener das Versorgungsgebiet des Truncus
coeliacus (Magen, Pankreas, Leber, Gallenblase) betroffen
Klinik
z Akute Ischämie (⊡ Tab. 2.44)
Phasen Klinik
z Chronische Ischämie
⊡ Abb. 2.421 Truncus-coeliacus-Stenose. Aliasing
▬ Symptome in der Regel erst bei Vorliegen von Stenosen
mehrerer Gefäße
▬ Angina abdominalis (krampfartige Schmerzen postpran-
dial, v. a. nach fettreichen Mahlzeiten) ! Merke
▬ Diarrhö, Gewichtsverlust Diagnostisches Zeitintervall bestimmt Überleben! Nur
▬ Ischämische Kolitis mit blutigen Diarrhön bei Stenose der in der Frühphase (0–12 h) sind akzeptable Behand-
A. mesenterica inferior lungsergebnisse zu erzielen (!)
Weiterführende Diagnostik
▬ Diagnostik der Wahl bei akuter Mesenterialischämie ist
arterielle DSA mit Interventionsoption und in OP-Bereit-
schaft
Klinik
▬ Benigne Dünndarmtumoren sind häufig asymptomatische ⊡ Abb. 2.423 Dünndarmpolyp. Perfusion im Farbdoppler (ADF)
Zufallsbefunde
▬ Krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diar-
rhö, okkulte oder sichtbare Blutung, Gewichtsverlust
Sonographische Differenzialdiagnostik
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.422, ⊡ Abb. 2.423) ▬ Entzündliche oder ischämische fokale Darmwandverände-
▬ Fokale Wandverdickungen oder umschriebene intramurale rungen
Raumforderungen, die gelegentlich bestimmten Wand- ▬ Darmwandhämatom (echoarme bzw. echofreie, unscharf
schichten zugeordnet werden können abgrenzbare, avaskuläre intramurale Raumforderung,
▬ Unregelmäßige Begrenzung, inhomogene Strukturen, lokalisierter Schmerz bei gezielter Schallkopfpalpation,
wandüberschreitende Prozesse, Vergrößerung umgebender meist anamnestisch schlechte Gerinnungssituation oder
Lymphknoten stellen Malignitätskriterien dar stattgehabte Manipulation am GI-Trakt, rasch wechselndes
▬ Gastrointestinale Stromatumoren zeigen sich glatt be- sonographisches Bild im Verlauf)
grenzt, echoärmer und meist hypervaskularisiert dar, die
großen (>5 cm), malignen Stromatumoren sind polyzyk- Weiterführende Diagnostik
lisch mit inhomogener, gemischt echogener Struktur mit ▬ Endoskopie, MR-Sellink, CT
echoarmen und echoreichen Arealen (Nekrosen, Einblu-
tungen und Verkalkungen) Kolonkarzinom
▬ Lymphominfiltrate stellen sich als meist sehr echoarme, Vorbemerkungen
hypervaskularisierte, segmentale Wandverdickungen dar ▬ Zweithäufigstes Karzinom in Deutschland (70.000 Neuer-
(⊡ Abb. 2.422) krankungen und 30.000 Todesfälle pro Jahr)
184 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
▬ Inzidenz steigt mit zunehmendem Alter (95% treten im ▬ Evtl. Destruktion der Darmwand und Infiltration der Um-
Alter >50 Jahre auf) gebung
▬ Ätiologie: Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, geneti- ▬ Verschmälertes und verlagertes Lumen
sche Prädisposition, Risikofaktoren ▬ Vergrößerte regionale Lymphknoten
2 ▬ Aszites
Klinik ▬ Gelegentlich kann vermutliches Tumorstadium bei fortge-
▬ KRK wird erst in fortgeschrittenen Stadien symptomatisch schrittenen KRK sonographisch bestimmt werden
(!) mit: – T2: Lamina muscularis wird nicht überschritten
– Abdominellen Schmerzen – T3: Serosa wird erreicht
– Stuhlunregelmäßigkeiten – T4: Infiltration der Nachbarorgane
– Rektalen Blutabgängen
– Gewichtsverlust Sonographische Differenzialdiagnostik
– Ileussymptomatik ▬ Polypen
▬ Entzündlich bedingte Darmwandveränderung
Sonographische Befunde (⊡ Abb. 2.424, ⊡ Abb. 2.425) ▬ Darmwandischämie
▬ Asymmetrische, echoarme Wandverdickung mit aufgeho- ▬ Lymphombefall
bener Struktur (⊡ Abb. 2.424)
▬ Fehlende Kompressibilität Weiterführende Diagnostik
▬ Fehlende Peristaltik ▬ Komplette Koloskopie, CT
Klinik
▬ Bauchschmerzen
▬ Stuhlverhalt
▬ Tastbare Walze im rechten Unterbauch
⊡ Abb. 2.425 Karzinom des Colon transversum ⊡ Abb. 2.426 Mukoviszidose. Wandverdickung mit echoreich betonter
Schichtung im Bereich des Coecums, leicht dilatierte Darmschlingen
2.10 · Gastrointestinaltrakt
185 2
▬ Vorgeschaltete Darmabschnitte dilatiert
▬ Ileuszeichen
Sonographische Differenzialdiagnostik
▬ Invagination
▬ Appendizitis
Weiterführende Diagnostik
▬ Ggf. Gastrographinpassage
! Merke
Bei entsprechender Anamnese daran denken, chirurgi-
sche Intervention vermeiden (!)
Literatur
Byrne MF, Farrell MA, Abass S, Fitzgerald A, Varghese JC, Thornton F, Murray
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nography of the superior mesenteric artery, clinical evaluation and the
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Farag Soliman M et al (2004) Primärdiagnostik der akuten Sigmadivertikulitis,
Sonografie versus Computertomografie, eine prospektive Studie. Ultra-
schall in Med 25, 342–347
Hoffmann J C et al (2008) S3-Leitlinie »Diagnostik und Therapie des Morbus
Crohn« Ergebnisse einer Evidnz-basierten Konsensuskonferenz der
Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
zusammen mit dem Kompetenznetz Chronisch entzündliche Darmer-
krankungen. Z Gastroenterol 46: 1094–1146
Hoffmann J C et al (2004) S3–Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Colitis
ulcerosa« Ergebnisse einer Evidenz-basierten Konsensuskonferenz der
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zusammen mit dem Kompetenznetz Chronisch entzündliche Darmer-
krankungen. Z Gastroenterol 42: 979–983
Hollerweger A, Macheiner P, Dirks K, Dietrich F (2006) Zur Differenzialdiag-
nose segmentaler echoarmer Ödeme des Dünndarmes. Ultraschall in
Med 27: 234–239
Mauch M, Seitz K (2007) Divertikulitis. Ultraschall in Med 28, 346–371
Meckler, Hollerweger, Dietrich; Sonographische Differenzialdiagnose Krank-
heiten des Gastrointestinaltraktes. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
Möller K (2008) Ultraschalldiagnostik des Dünndarms. Endo heute 21:
145–155
Tillmann B (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
186 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Diaphragma
Hepar
Bursa omentalis
Duodenum
Colon transversum Mesocolon transversum
Intestinum tenue
Rectum
Vesica urinaria
Prostata
Omentum minus
Cardia
Ligamentum hepatogastricum Ligamentum gastrosplenicum
= gastrolienale
Pars superior duodeni
Flexura duodenojejunalis
Colon descendens
Colon ascendens
Pars horizontalis duodeni Pars ascendens duodeni
Radix mesenterii
Sulcus paracolicus
Recessus intersigmoideus
⊡ Abb. 2.428 Retroperitonealraum. Nach Entfernung der intraperitoneal gelegenen Organe mit Darstellung der sekundär retroperitoneal gelegenen Or-
gane. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
188 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
2
V. cava inferior
A. phrenica
inferior sinistra
Glandula supra-
V. suprarenalis renalis sinistra
dextra Truncus coeliacus
V. suprarenalis
sinistra
A. renalis dextra
A. mesenterica
Ren dexter superior
V. renalis dextra
Aorta abdominalis
N. subcostalis
A. mesenterica
A. und V. testi- inferior
cularis dextra
Ureter dexter N. iliohypogastricus
N. iliohypo-
gastricus Ureter sinister
M. psoas major N. ilioinguinalis
A. und V. iliaca
communis A. und V. testi-
N. ilioinguinalis cularis sinistra
N. cutaneus femoris
lateralis
M. iliacus A. und V. sacralis
N. cutaneus mediana
femoris lateralis Plexus rectalis
superior
N. genito- Colon sigmoideum
femoralis
Vesica urinaria
⊡ Abb. 2.429 Retroperitonealraum. Primär retroperitoneal gelegene Organe und Leitungsbahnen des Retroperitonealraums. Aus: Tillmann (2009) Atlas der
Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
2.11 · Bauchdecke, Bauchhöhle und Retroperitoneum
189 2
M. intercostalis
externus M. rectus abdominis
M. transversus abdominis
M. rectus
abdominis
Schnittkante der
Lamina anterior Vagina musculi
M. obliquus internus recti abdominis
abdominis Lamina posterior
Linea semilunaris
= Spieghel’sche Linie
M. obliquus internus
M. obliquus abdominis
externus
abdominis
M. obliquus externus
abdominis
Linea arcuata
= Linea semicircularis
= Douglas’sche Linie
M. pyramidalis Fascia transversalis
M. rectus abdominis
Funiculus
spermaticus
⊡ Abb. 2.430 Muskeln der Bauchwand. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
190 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
2
M. obliquus Ligamentum falciforme
externus hepatis
abdominis M. obliquus internus
abdominis Ligamentum teres hepatis
mit V. paraumbilicalis
M. transversus abdominis
a Fascia transversalis und
Peritoneum parietale
Aponeurosen der Mm. obliquus externus
abdominis, obliquus internus abdominis
und transversus abdominis
Tela subserosa
Ligamentum umbilicale A. epigastrica inferior und
mediale Vv. epigastricae inferiores
Fascia transversalis und
Peritoneum parietale
Ligamentum umbilicale
medianum = Chorda urachi
Plica umbilicalis Plica umbilicalis mediana
lateralis
= Plica epigastrica
Plica umbilicalis medialis a Oberhalb des Nabels;
b b Aufbau der Rektusscheide unterhalb des
Nabels, kaudal von der Linea arcuata.
⊡ Abb. 2.431 Querschnitt der Bauchwand. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
Pathologie Charakteristika/Sonographiebefund
Pathologie Charakteristika/Sonographiebefund
Bauchwand- Epigastrische Hernie (Hernia epigastrica): Bruchpforte ist die Linea alba zwischen Processus xiphoideus und Nabelregion
hernien Nabelhernie (Hernia umbilicalis): Anulus umbilicalis als Bruchpforte
Narbenhernie: Operationsnarben als Bruchpforte, z. B. nach medianer Laparotomie
Spieghel-Hernie (Hernia semilunaris): Bruchpforte zwischen Linea semilunaris und lateraler Rektusdiastase
Leistenhernie (Hernia inguinalis): Ausstülpung des Peritoneums samt Inhalt durch eine angeborene (persistierender Processus
vaginalis, Hernia congenita) oder erworbene (Faszien- oder Muskellücken, Hernia acquisa) Schwachstelle im Bereich des Leisten-
kanals (Canalis inguinalis)
Schenkelhernie (Hernia femoralis): Lacuna vasorum unterhalb des Lig. inguinale als Bruchpforte
Sonographiebefund: abhängig vom Bruchinhalt (inhomogen: flüssigkeitshaltige Darmabschnitte, fetthaltiges Omentum, Aszites
bei Nabelhernie, etc.), Darstellung und Ausmessung (in mm) der Bruchpforte, Perfusionsüberprüfung mittels Doppler
Diagnostisch wichtig ist die Beweglichkeit des Inhalts, etwa bei einem Valsalva-Manöver oder beim langsamen Aufrichten
(epigastrische Hernie): fehlende Darmmotilität bei einer inkarzerierten Hernie; erweiterte Darmabschnitte mit atypischer
Peristaltik sind Zeichen eines mechanischen Ileus; ggf. Überprüfung der Reponierbarkeit des Bruchinhaltes
Rektusdiastase Nachweis des Auseinanderweichens der Rektusmuskulatur im Bereich der Linea alba, insbesondere bei Anspannung der
Bauchdecke (beim Aufrichten aus dem Liegen wölbt sich die Bauchwand vor)
Pathologie Charakteristika/Sonographiebefund
Aszites Aszitesentwicklung bei portaler Hypertonie, Hypalbuminämie (z. B. nephrotisches Syndrom), Natriumretention
(bei sekundärem Hyperaldosteronismus mit Abnahme des kolloidosmotischen Drucks – Ödeme – RAAS (Renin-Angiotensin-
Aldosteron-System)↑: Na+-Rückresorption ↑), neoplastisch (z. B. Ovarialkarzinom), entzündlich, kardial
(Herzinsuffizienz mit RAAS ↑), pankreatogen oder iatrogen (z. B. als Komplikation bei Zustand nach Talkum-Pleurodese)
Darstellung von Aszites bereits in kleinsten Mengen (>10 ml), da die echofreie bzw. echoarme Flüssigkeit gegen die
echoreichen Bauchorgane/Strukturen gut kontrastiert
Typische Stellen der Aszitesdarstellung: perihepatisch, perisplenisch, perirenal, Douglas-Raum
Ggf. Darstellung von Aszites an untypischen Stellen, z. B. postoperativ bei Verwachsungen (»gefangener Aszites«)
Aszites: echofrei, enthält häufig feine Echos durch z. B. fibrinhaltigen Inhalt (ggf. mit Fibrinfäden) oder Beimengungen von
chylöser Flüssigkeit oder Blut (ggf. sedimentierte Echos bei frischer Blutung)
Seerosenphänomen: bei ausgedehntem Aszites sind die in der Flüssigkeit flottierenden Dünndarmschlingen deutlich zu
sehen
Bei einer Peritonealkarzinose oder anderen malignen Prozessen sind die Darmschlingen nicht flottierend bzw. verbacken und
nur atemabhängig beweglich
Freie Luft im Freie Luft als Leitsymptom der Perforation eines Magen- oder Darmabschnitts; ggf. iatrogen, wie z. B. nach laparoskopischen
Abdomen (Pneu- Eingriffen
moperitoneum) Luftblasen verursachen starke Echos mit Artefakten (Schallschatten und Reverberationen, »schmutziger Schatten«)
Patient liegt in Linksseitenlage (30–45°), so dass sich die freie Luft zwischen Leber und Bauchwand ansammelt
Detektion: am besten Linearschallkopf mit 7,5 MHz
Differenzialdiagnosen: Recessus phrenicocostalis oder Darmgas bei z. B. Chilaiditi-Syndrom (Verlagerung des Kolons zwischen
rechtem Leberlappen und Zwerchfellkuppe, sog. Interpositio coli hepato-diaphragmatica)
Freie Flüssigkeit Freie Flüssigkeit meist im Rahmen von inflammatorischen Prozessen oder Blutungen
Ggf. Punktion zur differenzialdiagnostischen Abklärung Blut versus Aszites – bei akuter/frischer intraabdomineller Blutung sind
der periphere und »intraabdominelle« Hb-Wert identisch
Peritonitis Peritonitis als sekundäre Reaktion auf ein primär entzündetes Bauchorgan (z. B. bei Appendizitis)
Sonderform: sekundäre bakterielle Besiedlung eines vorbestehenden Aszites – sog. spontan bakterielle Peritonitis (SBP) – bei
Leberzirrhose (>250 neutrophile Granulozyten/μl oder >500 Leukozyten/μl Aszites), hier sollte bereits bei V. a. eine SBP eine
sonographisch gesteuerte Aszitespunktion veranlasst werden (bei jeder Verschlechterung eines Patienten mit Zirrhose daran
denken)
Umschriebene oder ausgedehnte Flüssigkeitsansammlung; Nachweis von feinen bandförmigen Echos (Fibrin, Fibrinfäden) in
der Flüssigkeit; ggf. Darstellung von verklebten, kaum beweglichen Darmschlingen; ggf. Darstellung von Gasreflexen
192 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Pathologie Charakteristika/Sonographiebefund
Flüssigkeit im Flüssigkeitsansammlungen im Retroperitoneum sind meist entzündlich bedingt oder es handelt sich um Urin
Retroperitoneum oder Blutungen
Flüssigkeiten im Retroperitoneum sind durch die umgebenden anatomischen Strukturen meist auf den Ort der
Entstehung limitiert
Freie Luft im Retroperitoneum Pneumoretroperitoneum (selten) bei Perforation eines intraabdominellen Hohlorgans, bei Tumoren,
(Pneumoretroperitoneum) Entzündungen, infolge eines Traumas oder iatrogen
Echos mit Schallschatten und weiteren Artefakten (die hinter dem Schallschatten gelegenen Organe und
Strukturen sind nicht mehr erkennbar)
Peritonealkarzinose Verdicktes Peritoneum, knötchenförmige Verdickungen auf den Peritonealblättern, verklebte Darmschlingen
Aszites, häufig mit Binnenechos oder Septen, teilweise gekammert
Schon geringe Mengen Aszites bei Tumorerkrankung sind verdächtig auf eine Peritonealkarzinose
Tumorinfiltration von Omentum oder Bauchdecke möglich (echoarme, unscharf abgrenzbare, bizarre
Tumormassen)
Retroperitoneale Fibrose (Mor- Vermehrung des Bindegewebes durch Os sacrum und Nierenbecken
bus Ormond) Ursache unbekannt
Primäre Form: evtl. Störung der Fibrinolyse, Proliferation der Fibroblasten, Austritt von Fibrin in das Gewebe
Sekundäre Formen: Assoziation zwischen einem inflammatorischen Aortenaneurysma, einem operativen Ein-
griff, mit Medikamenten (Methysergid, Ergotamin usw.) oder mit Bestrahlung
Spätfolgen sind Ureterstenosen und Stenosen oder Thrombosen der venösen oder auch arteriellen Gefäße
Echoarme Manschette (1–2 cm) um die großen Gefäße, relativ homogen, evtl. Wandverkalkungen der Aorta
liegen innerhalb des echoarmen Saumes, ggf. Zusatzbefunde wie ein ursächliches Aneurysma oder Nieren-
beckendilatation (Ureter sind meist mit einbezogen)
⊡ Abb. 2.434 Fadengranulom. Patientin mit Schmerzen nach Cholezystek- ⊡ Abb. 2.436 Lipom. Echoreiche, scharf begrenzte, ovale Raumforderung in
tomie; nicht resorbierbarer Faden in der Bauchdecke darstellbar der Subkutis, gut verschieblich
194 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.439 Aszites perihepatisch und kleiner Pleuraerguss rechts ⊡ Abb. 2.442 Peritonealkarzinose und Infiltration des Omentum majus
bei Pankreaskarzinom
2.11 · Bauchdecke, Bauchhöhle und Retroperitoneum
195 2
⊡ Abb. 2.443 Peritonealkarzinose bei Pankreaskarzinom. Infiltration von ⊡ Abb. 2.446 Flüssigkeitsverhalt parakolisch mit Lufteinschlüssen. Insuffi-
Peritoneum und Omentum zienz der biliodigestiven Anastomose
⊡ Abb. 2.444 Freie intraabdominelle Luft, Komplikation bei PEG-Anlage. ⊡ Abb. 2.447 Freie intraabdominelle Luft nach Laparoskopie. Echoreicher,
Bandförmiger, stark echogener Reflex mit Reverberationen zwischen Bauch- bandförmiger Reflex prähepatisch mit Reverberationen
wand und Leberkapsel
⊡ Abb. 2.445 Peritonealkarzinose bei metastasiertem Endometriumkarzi- ⊡ Abb. 2.448 Fibrosierende Peritonitis. Gekammerter Aszites, Fibrinfäden
nom. Minimal Aszites und knötchenförmige isoechogene peritoneale Raum-
forderung im Morrison-Pouch
196 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.449 Ausgeprägter Aszites. »Seerosenphänomen« im Aszites ⊡ Abb. 2.451 Riesiger retroperitonealer Tumor, Leiomyosarkom
schwimmende Dünndarmschlingen
Cartilago thyreoidea
M. constrictor
Ligamentum pharyngis
cricothyreoideum inferior
oberer Pol = conicum
Lobus dexter
Cartilago glandulae
cricoidea threoideae
Cartilago Pars fundiformis des
trachealis I M. constrictor
Lobus dexter
pharyngis inferior
glandulae
Killian’sches = Killian’scher
thyreoideae
Dreieck Schleudermuskel
Isthmus
Lobuli glandulae
glandulae thyreoideae
thyreoideae Glandulae
Laimer’sches parathyreoideae
Dreieck superior und
Cartilago inferior
unterer Pol trachealis V
Trachea
Längsmuskulatur des
Glandula
Oesophagus
parathyreoidea
inferior
a Ansicht von vorn b Ansicht von hinten
⊡ Abb. 2.453 Schilddrüse und Epithelkörperchen. Ansicht von vorn und hinten. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
198 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
⊡ Abb. 2.454 Querschnitt durch den Hals in Höhe der Schilddrüse. Ansicht von kranial. Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer,
Heidelberg
2.12 · Schilddrüse
199 2
Neugeborene <2
2- bis 6-Jährige ≤5
7- bis 9-Jährige ≤9
Frauen ≤18
Männer ≤25
Schilddrüsenmorphologie
▬ Echostruktur
– Glatte Außenkontur, homogene Struktur mit im Ver-
gleich zur umgebenden Halsmuskulatur echoreicherem
Parenchym
▬ Schilddrüsenvolumen (Einschätzung gemäß der Formel
Länge×Breite×Tiefe×0,5)
– Addition der Volumina der beiden Schilddrüsenlappen b
und des Isthmus zum Gesamtvolumen (⊡ Tab. 2.48)
▬ Schilddrüsenlappengröße (große Variationsbreite) ⊡ Abb. 2.457a,b a) Schilddrüse im Transversalschnitt mit Messung.
(⊡ Abb. 2.457a,b) b) Schilddrüse im Longitudinalschnitt mit Messung
– Breite 1–3 cm, Tiefe 1–2 cm, Länge 4–7 cm
– Form
– Schmetterlingsförmig in der Frontal- und brillenförmig – Bestimmung der maximalen systolischen Geschwindig-
in der Querschnittebene keiten (»peak systolic velocity«, PSV) der zuführenden
▬ FKDS: Gefäße (A. thyreoidea superior et inferior): Normwerte
– Information zur Durchblutung und damit indirekt zur zwischen 0,2 und 0,5 m/s
Funktion (aber: semiquantitativ und subjektiv; abhängig – Beurteilung der Vaskularisation einer Raumforderung
von Gerät, Schallkopf, Einstellungen und Untersucher) im Vergleich zum umgebenden Parenchym
200 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
Volumenbestimmung bei sehr großen Schilddrüsen Szintigraphie, Röntgen-Thorax, Tracheazielaufnahme und Ösophagus-
breischluck bei großer retrosternaler Struma, neuere Ultraschallverfahren wie
Panoramaverfahren oder 3D-Sonographie
2.12.4 Entzündliche und immunogene ▬ Minderperfusion oder fehlende Durchblutung in den echo-
Schilddrüsenveränderungen armen Bezirken im Vergleich zum normal durchbluteten
umgebenden Schilddrüsengewebe
Akute Thyreoiditis ▬ FKDS: normale PSV (»peak systolic velocity«)
2 Vorbemerkungen
▬ Sehr seltene Erkrankung Weiterführende Diagnostik
▬ Prädisponierend sind immunsupprimierte Zustände ▬ Typische Klinik und Sonographie führen in ca. 90% zur
▬ Infektion mit Bakterien, lokal oder durch hämatogene Diagnose!
Streuung bei Sepsis auftretend ▬ Schilddrüsenhormone (initial oft Hyperthyreose, später
wieder Euthyreose), BSG und CRP, Feinnadelpunktion
Klinik
▬ Akuter Beginn mit Fieber, lokalen Schmerzen, Lymphkno- Chronisch lymphozytäre Thyreoiditis
tenschwellung und -druckschmerz, Hautrötung (Hashimoto-Thyreoiditis, Autoimmunthyreoiditis)
Vorbemerkungen
Sonographische Befunde ▬ Häufigste Ursache einer Hypothyreose
▬ Unscharfe Organkonturen ▬ Prävalenz: 5–10%, ᄛ:ᄝ = 9:1 (v. a. Frauen zwischen 30 und
▬ Inhomogene Echostruktur 50 Jahren)
▬ Echoarme oder echofreie Areale im Bereich von Ein- ▬ Gehäufte Assoziation mit anderen Autoimmunerkran-
schmelzungen kungen
Seltene Thyreoiditisformen
⊡ Tab. 2.51 Seltene Thyreoiditisformen
⊡ Abb. 2.461 Hashimoto-Thyreoiditis ⊡ Abb. 2.463 Morbus Basedow. Hypervaskularisation, »Vaskuläres Inferno«
nach Ralls
Weiterführende Diagnostik
▬ Autoantikörper: TRAK (>95%), Anti-TPO-Antikörper
(70%), ggf. Szintigraphie
Weiterführende Diagnostik
▬ Diagnostisch in Zweifelsfällen oder therapeutisch zur
Entlastung bei großen symptomatischen Zysten Feinnadel-
punktion ( unten)
2
Schilddrüsenadenome
Vorbemerkungen
▬ Epitheliale Neubildungen
▬ Endokrin aktive autonome Adenome (szintigraphisch hy-
perfunktionell, »heiß«) sind deutlich häufiger als endokrin
nicht-aktive Adenome (szintigraphisch hypofunktionell,
»kalt«)
Klinik
▬ Symptome der Hyperthyreose bei endokrin aktiven Adeno-
men ( unten)
⊡ Abb. 2.464 Kleine Zyste (2 mm) neben einem Adenom
Sonographische Befunde (⊡ Tab. 2.52, ⊡ Abb. 2.465a,b)
▬ Runde, glatt begrenzte, umkapselte Knoten
⊡ Tab. 2.52 Sonomorphologie und Histologie von Adenomen ▬ Homogenes Strukturmuster
▬ Meist geschlossener echoarmer oder echofreier Randsaum,
Histologie Wahrscheinlicher
sonographischer Befund
im FKDS ringförmig verlaufenden Gefäßen entsprechend
(vollständiger Gefäßsaum entspricht Benignitätskriterium)
Mikrofollikuläres Adenom Meist echoarm ▬ Echogleiche Adenome sind häufig nur durch den
Normofollikuläres Adenom Meist echogleich Randsaum nachweisbar
▬ Ein echoarmer Knoten, erniedrigtes TSH in Kombination
Makrofollikuläres Adenom Meist echoreich
mit gesteigerter Rand- und Binnenvaskularisation im
Größe von Normofollikeln: 75–250 μm, Größe von Mikrofollikeln: ≤75 μm, FKDS weist mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Auto-
Größe von Makrofollikeln: >250 μm. nomie hin
Szintigraphie Tastbare und/oder sonographisch abgrenzbare Schwangerschaft Lage, Form und Größe der Schilddrüse, ggf.
Herdbefunde (Knoten ≥1 cm) Strenge Indikations- Nachweis ektopen Schilddrüsengewebes
V. a. fokale oder diffuse Autonomie bei latenter stellung bei Kindern Darstellung von Arealen mit verminderter oder
oder manifester Hyperthyreose und Jugendlichen vermehrter Stoffwechselaktivität
Diagnostisch nicht eindeutige Abgrenzung von (je nach Ausmaß der Nuklidanreicherung):
Morbus Basedow gegen chronisch lymphozytäre – Kalter Knoten: speichert nicht oder kaum
Thyreoiditis – Warmer Knoten: speichert etwas mehr als das
Nach Radiojodtherapie oder Alkoholinstillations- umgebende Schilddrüsengewebe
therapie zur Einschätzung des Therapieerfolges – Heißer Knoten: speichert stark, übriges Schild-
Verlaufskontrolle unbehandelter autonomer drüsengewebe speichert deutlich geringer
Adenome oder gar nicht
Unifokale, multifokale oder diffuse Autonomie
Insgesamt verminderte Nuklidanreicherung
Klinik
▬ Klinische Tumorzeichen nur bei 1/3 der Patienten, Auftre-
ten erst sehr spät
▬ Jeweils 1/3 Zufallsbefunde während der Sonographie bzw.
bei histologischer Begutachtung eines Strumaresektates
! Merke
Follikuläre Karzinome metastasieren vorwiegend hä-
matogen, papilläre Karzinome lmyphogen. Regionale
Lymphknotenmetastasen eines papillären Karzinoms
fallen oft vor dem eigentlichen Primärtumor auf!
206 Kapitel 2 · Organbezogene Sonographie
2 Hyperthyreose Hypothyreose
Schilddrüsenautonomie: meist Manifestation im höheren Meist solitäre oder auch mehrere echoarme Läsionen mit Normal bis leicht
Lebensalter; häufigste Ursache: Jodmangelstrumen gesteigerter Binnen- und Randvaskularisation erhöht
(uni- oder multifokale Autonomie)
Bei disseminierter Autonomie diffuse Mehrdurchblutung
Passager bei subakuter Thyreoiditis de Quervain Fokal vermindert oder fehlend Normal
Passager bei chronisch lymphozytärer Thyreoiditis Hashimoto Diffus vermindert oder normal Normal
Literatur
Leitsymptomorientierte Sonographie
St. Hauslaib, N. Jaspers, M. Kochanek, J. Mertens, G. Michels, M. Stenner
Literatur – 246
! Merke
Es muss entschieden werden, ob ein notfallmäßiges Häufige Arbeitsdiagnosen des akuten Abdomens
chirurgisches Vorgehen erforderlich ist, ob für gezielte ▬ Perforation (z. B. Ulkus, Divertikulitis, Gallenblase)
Diagnostik noch Zeit vorhanden ist und ob ein konser- ▬ Entzündung (z. B. Appendizitis, Cholezystitis)
vativer Behandlungsversuch gerechtfertigt ist ▬ Kolik (z. B. Nieren-, Gallenkolik)
▬ Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Chirurgen, ▬ Blutung/Schock (z. B. Bauchaortenaneurysmaruptur,
Radiologen und Internisten ist absolut notwendig Extrauteringravidität)
▬ In der Akutsituation häufig nur limitierte Anamnese ▬ Obstruktion (z. B. Bridenileus, inkarzerierte Hernie)
und Untersuchung möglich
⊡ Tab. 3.2 Ursachen eines akuten Abdomens (n= 2279 Patienten aus ⊡ Tab. 3.3 Ursachen des akuten Abdomens
11 chirurgischen Kliniken)
Ursache Häufigkeit [%]
Endgültige Diagnose Alter <50 Jahre Alter ≥50 Jahre
Appendizitis 54
Unspezifischer Bauch- 490 (32%) 74 (10%)
schmerz Akute Cholezystitis 14
Erkrankung Kennzeichen
Akute Gallenblasenwandverdickung ≥3 mm (DD: Gallenblasenwandverdickung auch bei anderen Erkrankungen wie z. B. akute
Cholezystitis Hepatitis, Hypoalbuminämie, Herzinsuffizienz, Sepsis, Aids, Leberzirrhose); in Zweifelsfällen kann eine Doppleruntersuchung bei
einer akuten Cholezystitis eine Hypervaskularisation der Gallenblasenwand aufzeigen
Dreischichtung (echoarme Separation der Wandschichten)
Pericholezystitis (Flüssigkeit perivesikulär, fleckige, echoarme Veränderungen im Gallenblasenbett)
Positives sonographisches Murphy-Zeichen (gezielte Fingerpalpation unter sonographischer Sicht; wichtigstes Zeichen zur Ab-
grenzung anderer Ursachen der Wandverdickung)
Gallenblasenhydrops; Steine/Sludge
Sonderformen:
– Emphysematöse Cholezystitis: 2% der Fälle; Infektion mit Gasbildnern, sonographischer Nachweis intramuraler Gasansamm-
lung; sonographisches Murphy-Zeichen kann fehlen
– Akalkulöse Cholezystitis: Cholezystitis bei der keine Gallensteine ursächlich sind; 5–10% d. F., meist schwer kranke Patienten
(z. B. nach größeren Operationen, Verbrennungen, Polytrauma, bei Aids-Patienten, hyperkalorische Ernährung, Sepsis)
Prädisponierende Faktoren scheinen langes Fasten (bzw. parenterale Ernährung), Immobilität und hämodynamische
Instabilität (bzw. lokale Ischämie) zu sein. Die Ultraschalldiagnostik ist sehr schwierig, da klassische Zeichen oft fehlen und die
Begleitumstände oftmals selber eine Gallenblasenwandverdickung bewirken können und das sonographische Murphy-Zeichen
nicht interpretierbar ist. Hohe Letalität (10–50%) durch Verkennung der Ursache (Differenzialdiagnose asymptomatische »Inten-
siv-Gallenblase«)
Sensitivität und Spezifität der Sonographie:
– Cholezystolithiasis: Sensitivität: 95% und Spezifität 99%
– Sonographisches Murphy-Zeichen: Sensitivität 86% und Spezifität 35%
– Bei den Zeichen: Gallenstein+ sonographischer Murphy+ Wandverdickung+ Flüssigkeitssaum+ Hydrops kommt die
Sonographie auf eine positive Prädiktion von 99%
Gallenblasen- Kontinuitätsunterbrechung der Wand – häufig im Fundusbereich (Wandischämie bei überdehnter Gallenblase dort am ausge-
perforation prägtesten) mit abgekapselter Flüssigkeit im Gallenblasenbett (gedeckte Perforation) oder subphrenisch rechts oder intraperi-
toneale freie Flüssigkeit (freie Perforation)
Selten: bilioenterische Fistel/Gallensteinileus: »leere« Gallenblase mit Luftnachweis (Aerobilie), Ileuszeichen, ggf. Konkrement-
▼ nachweis im Darm, meist terminales Ileus
212 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
Erkrankung Kennzeichen
Leberabszess Flüssigkeitsgefüllte Raumforderung (echofrei, echoarm, echoinhomogen, echodicht) in der Leber mit »dicker« Wand und evtl.
Gasgehalt (Wiederholungsechos), unregelmäßig geformt, meist unscharf begrenzt
Differenzialdiagnosen: Amöben-Abszess (singulär oder multiple, meist rechter Leberlappen), Parasiten (Pneumocystis jirovecii
macht zunehmend extrapulmonale Infektion – meist diffuser Befall mit winzigen echogenen Läsionen, mitunter dichte Verkal-
kungen)
Lebertumoren Eine massive Einblutung oder Ruptur eines malignen oder benignen Lebertumors (HCC, FNH, Adenom, Hämangiom, Leberzy-
benigne/maligne ste) kann zu einem akuten Krankheitsbild führen
Fokaler Leberherd mit unregelmäßigen, teils echoarmen, teils echoreichen Reflexen, teils septiert, ggf. freie Flüssigkeit (Blut)
perihepatisch, in der Milzloge und retrovesikal
Auch eine durch Raumforderungen bedingte Kapselspannung der Leber kann zu Schmerzen führen
Leberhämatom Unscharf begrenzt, anfangs echofrei oder echoreich später zunehmend echoarm oder inhomogen, unregelmäßig geformt
Wichtig ist die Unterscheidung eines rein subkapsulär gelegenen Hämatoms von einer Verletzung mit Kapselruptur und Blutung
in die Peritonealhöhle
Infizierte Hämatome können eine Randvaskularisierung aufweisen (Nachweis von Gefäßen in der Farbdopplersonographie)
Leberruptur/-riss/ Meist echoarme Unterbrechung der Leberkontur, oft entlang von Pfortaderästen oder Lebervenen, freie Flüssigkeit, Hämatom
-lazeration evtl. auch retroperitoneal
Stauungsleber Bei akuter Stauung: echoarme Vergrößerung der Leber und Abrundung der Kontur
Bei chronischer Stauung eher echodichter und inhomogener durch fibrotischen Umbau
Erweiterung der Lebervenen bis in die Peripherie (am Lebervenenstern >10 mm) ohne respiratorische Kinetik
Runde, mehr als 20 mm weite V. cava inferior und fehlende Doppelpulsation, Atemmodulation eingeschränkt
Häufig zusätzlich: Pleuraergüsse, vergrößerter rechter Vorhof, Aszites
Lebervenen- Bei Verschluss der großen oder kleinen Lebervenen entsteht der Symptomenkomplex der postsinosuidalen Hypertension
verschluss Budd-Chiari-Syndrom: die größeren Lebervenen sind partiell oder komplett verschlossen (meist durch Thrombosen, aber auch
bindegewebige Septen, Tumoren) mit teilweise Verschluss der V. cava inferior
Das Ausmaß der Abflussstörung und evtl. Kollateralen bestimmt das klinische Bild
Hepatomegalie, meist fleckiger Umbau der Leber durch Parenchymnekrosen, Aszites, fehlender Nachweis von Lebervenen oder
mit Thrombusnachweis
Bei einem kompletten Verschluss: hepatofugaler oder stagnieren des portalen Flusses in der Farbdopplersonographie
Der Lobus caudatus ist beim chronischen Budd-Chiari-Syndrom vergrößert (eigene drainierende Venen), evtl. Splenomegalie
Veno-occlusive Verschluss der kleinen Lebervenen (meist nach Knochenmarktransplantation, nach Chemotherapie oder Bestrahlung, verschie-
disease (VOD) dene Medikamente) – die großen Lebervenen stellen sich normal dar
Der Pfortaderfluss ist vermindert, bidirektional oder hepatofugal
Der Verschluss der kleinen Venen ist nicht direkt darstellbar
Pfortader- Entwickelt sich die Pfortaderthrombose chronisch, macht sie keine Symptome, sondern ist ein Zufallsbefund
thrombose Akute Thrombosen können klinisch als »akutes Abdomen imponieren
Pfortaderthrombosen sind meist multifaktoriell – prothrombotische und lokale Faktoren, wie z. B. entzündliche lokoregionäre
Erkrankungen, Tumorerkrankungen des Intestinaltraktes, Leberzirrhose alleine führt eher selten zu einer Pfortaderthrombose,
häufiger aufgrund eines hepatozellulären Karzinoms
Bei länger bestehenden Thrombosen kommt es zur Ausbildung von Kollateralen, sog. kavernöse Transformation
Fehlende Darstellbarkeit eines Gefäßlumens im Lig. hepatoduodenale, schwach echogene bis echoreiche Thromben im Gefäß-
lumen. Fehlender Fluss in der Farbdopplersonographie bzw. Darstellung von Teilthrombosen und Restlumen. Aszites ist nicht
obligat. Bei länger bestehenden Thromben (ca. 12 Monate) kommt es zur Ausbildung einer kavernösen Transformation (Gefäß-
▼ konvolut im Lig. hepatoduodenale bzw. Leberhilus)
3.1 · Akutes Abdomen
213 3
Erkrankung Kennzeichen
Frische Thromben sind echofrei und können nur im Dopplerverfahren dargestellt werden
Äußerst langsame Pfortaderflüsse, die auch mit sensitiven Geräten nicht nachweisbar sind, können mit einer Pfortaderthrom-
bose verwechselt werden. Hier hilft die KM-Sonographie weiter
Bei »Einwachsen« der Thrombose in die V. mesenterica superior/Milzvene kann es zu einer Darmgangrän kommen
Perinephritischer Raumforderung um die Niere, flüssigkeitsgefüllt, meist dicke Kapsel, ggf. inhomogener, geschichteter Inhalt oder Lufteinschlüsse
Abszess
Nephrolithiasis Ein Nierenbeckenstein mit oder ohne Aufstau ist sonographisch gut zu diagnostizieren
Schwieriger ist die Darstellung eines Harnleitersteins im mittleren Drittel oder prävesikal mit nur geringem Aufstau
Fast alle Steine zeigen typischerweise harte Eintrittsechos mit dorsalem Schallschatten, z. T. erkennt man nur den Schallschatten
(bei Steinen im reflexreichen Mittelechokomplex der Nieren)
Bei kleinen Steinen kann der Schallschatten fehlen (Differenzialdiagnosen: Verkalkungen und Luft im Nierenhohlsystem,
Nephrokalzinose, Nierentuberkulose, Nierenarterienverkalkung, verkalkte Papillen, verkalktes Urothelkarzinom)
Nierentrauma Hämatome: je nach Alter und Ausmaß echoreich, echoarm oder inhomogen. Lazeration: lineare Konturunterbrechungen, die bei
der Nierenfraktur durch die gesamte Niere verlaufen
Subkapsuläre Hämatome: Abflachung der darunter liegenden Nierenkontur
Nierenfragmentation: multiple, isoliert liegende Fragmente mit umgebender Blut und Urinansammlung
Nierenzell- Vielgestaltiges sonographisches Bild: der Tumor kann die Nierenkontur nach außen überschreiten, in das Hohlraumsystem vor-
karzinom wachsen oder sich infiltrativ im Parenchym der Niere ausbreiten
Der Tumor ist häufig isoechogen oder echoarm, selten echoreich
Nekrosen, Einblutungen oder septierte Zystenbildung kommen hinzu
Niereninfarkt Meist keilförmige, sonst auch runde oder ovaläre echoarme Läsion im Nierenparenchym
Farbdopplersonographie negativ
Nierenabszess Flüssigkeitsgefüllte Raumforderung in der Niere mit dicker Wand und evtl. Wiederholungsechos bei Gaseinschlüssen
Zystennieren Autosomal-dominante Form: beide Nieren betroffen. Kortikale und medulläre Zysten unterschiedlicher Größe
Die Ausprägung kann asymmetrisch sein
Anfangs normal große Nieren mit multiplen Zysten, später Nierenvergrößerung und zunehmende Anzahl an Zysten und zuneh-
mende Größe der Zysten
Durch Einblutung oder Infektion kommt es zu Wandverdickung der Zysten, sowie zu Binnenechos, Flüssigkeitsspiegeln und
Verkalkungen
Autosomal-rezessive Form: vergrößerte, echoreiche Nieren, Markrindengrenze aufgehoben, gelegentlich Zysten
▼
214 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
Erkrankung Kennzeichen
Nierenzysten Normalerweise Zufallsbefunde, bei Einblutung kommt es zu Schmerzen, bei Infektion zu Fieber. Runde, glatt begrenzte, echo-
freie Raumforderung mit dorsaler Schallverstärkung
Kommt es zu Binnenechos, Septierungen, Wandverkalkungen oder intraluminalen Raumforderungen spricht man von kompli-
zierten Zysten. Diese Zysten sind nicht sicher benigne
3 Binnenechos/Septierungen entstehen bei/nach Einblutung oder Infektion
Bei einer Infektion kommt es oft zur Verdickung der Zystenwand, Lufteinschlüsse sind richtungsweisend
Malignitätsverdacht: Septen >1 mm, umschriebene Wandverdickungen, noduläre Auflagerungen oder dicke, amorphe Verkalkungen
Magentumor Wandverdickung (exzentrisch) mit Destruktion der Wandschichtung, fehlende Peristaltik, verminderte oder aufgehobene
Kompressibilität, unregelmäßige Außenkontur bzw. wandüberschreitender Prozess, vergrößerte Lymphknoten, Aszites, Fern-
metastasen
Differenzialdiagnosen: Magenlymphom, Metastasen, Ulcus ventriculi
Pleuritis Unterbrechung oder Aufrauhung der Pleura, subpleurale Herde, lokalisierte oder wandständige Ergüsse, teils mit echogenen
Fibrinfäden und Fibrinauflagerungen auf der Pleura
Farbdopplersonographisch lassen sich teilweise viele Gefäße in der Pleura darstellen (entzündliche Hyperämie)
Pleuraempyem Dicke geschichtete Wand, mäßig echogen, gerundete Begrenzung, teilweise Kammerung, echogener, flüssiger Inhalt
Pneumothorax Aufgehobene Atemverschieblichkeit der Totalreflexionslinie, grobes Querstreifenmuster von artifiziellen Wiederholungsechos
Mit hochauflösenden Schallköpfen fehlt die Schichtfolge: echogene Pleura parietalis, echoarmer Pleuraspalt, echogene Pleura
visceralis
Ausmaß des Pneumothorax kann sonographisch nicht erfasst werden, sonographisch präsentiert sich ein kleiner Mantelpneu-
mothorax ebenso wie ein Totalkollaps
Myokardinfarkt Mehr als zwei Drittel der Fehldiagnosen bei einem Myokardinfarkt resultieren aus einer fehlgedeuteten abdominellen Sympto-
matik (meist Hinterwandischämie)
Ein Myokardinfarkt kann echographisch vermutet werden bei ventrikulärer Dyskinesie mehrerer benachbarter Ventrikelbe-
reiche, anormale Myokardkontraktionen oder eine schwere systolische Dysfunktion
Ggf. Perikardergussnachweis als Komplikation ( Kap. 4)
Lungenembolie Durch Verschluss der Lungenstrombahn akuter Druckanstieg im rechten Ventrikel und rechtsventrikuläre Dilatation ( Kap. 4)
Sehr gut von subkostal einsehbar
Andere Ursachen Ösophagusspasmen, Ösophagusruptur, Gastritis, Magen-Duodenalulzera ohne Perforation, Magenausgangsstenose ( unten),
von Schmerzen Cholangitis, Sphinkter-Oddi-Dysfunktion, Papillenstenose, Kolitis ( unten), Divertikulitis ( unten), Kolontumor ( unten),
vorwiegend im retrozökale Appendizitis ( unten), Interkostalneuralgie, Pneumonie, Perikarditis, Pankreatitis ( unten), Pankreaskarzinom
rechten Ober- ( unten), Pankreaspseudozysten ( unten), Gefäßverschluss der Mesenterialgefäße ( unten)
bauch
Sonographisch nicht oder nur bedingt darstellbare ▬ Hämatologische Erkrankungen: Leukosen, Hämophi-
Krankheitsbilder, die ebenfalls als akutes Abdomen lie, Sichelzellanämie
imponieren können ▬ Intoxikationen: z. B. Blei, Arsen, Quecksilber
▬ Pulmonale Erkrankungen: Pleuritis, Pneumonie, Pneu- ▬ Autoimmunerkrankungen: Panarteriitis nodosa,
mothorax, Lungenembolie, Lungeninfarkt systemischer Lupus erythematodes, Purpura Schoenlein-
▬ Kardiovaskuläre Erkrankungen: Angina pectoris, Henoch, Vaskulitiden
Perikarditis, Myokardinfarkt, akute Herzinsuffizienz, Aneu- ▬ Infektionen: Typhus, Parathypus, akutes rheumatisches
rysma dissecans der thorakalen Aorta Fieber, Malaria, Tuberkulose, Herpes zoster
▬ Neurologische Erkrankungen: Diskusprolaps, Wirbel- ▬ Sonstiges: Rippenfraktur, Rippenmetastasen, familiäres
frakturen, Tabes dorsalis Mittelmeerfieber
▬ Metabolische und endokrine Erkrankungen: Diabe-
tes mellitus, Urämie, akute intermittierende Porphyrie,
Nebennierenrindeninsuffizienz, Hyperparathyreoidismus,
Hyperlipidämie, Hypoglykämie, Hämochromatose, Amy-
loidose
▼
3.1 · Akutes Abdomen
215 3
3.1.4 Sonographische Differenzialdiagnosen
Erkrankung Kennzeichen
Erkrankungen der Milz Merke: die meisten fokalen Veränderungen in der Milz sind echoarm (70%). Eine Differenzierung ist sonographisch meist
( Abschn. 2.8) nicht möglich
Milzabszess: fokale Läsion (z. B. Linksherzendokarditis), teilweise auch multipel vorkommend (z. B. Candidose bei Neutro-
penie), unterschiedlicher Echomorphologie, oftmals echoarm. Evtl. geschichteter Inhalt oder Luftkuppel. Negativ in der
Farbdopplersonographie. Fallen eher selten durch Schmerzen auf, meist nur Fieber
Milzinfarkt: meist keilförmige (40%) Milzläsion (Basis zur Kapsel, Spitze zum Hilus gerichtet), es kommen jedoch auch
runde oder ovale Läsionen vor. Anfangs echoarm etwas inhomogen, im Verlauf zunehmend echodicht. Kein Signal in der
Farbdopplersonographie
Milzruptur: gemischt echoreich-echofreie Areale, unscharf begrenzt. Konturunterbrechung, Kapselabhebung, beglei-
tendes Pleurahämatom/Hämatothorax. Freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle; subkapsuläre Flüssigkeitsansammlung ohne
Kapselruptur bei zweizeitiger Ruptur
Milzhämatom: echokomplexer Herd, je nach Alter unterschiedliche Echodichte, ggf. Verkalkungen
Milzmetastasen: oftmals Zufallsbefund, machen selten Schmerzen, z. B. bei kleinzelligem Bronchialkarzinom, Mamma-
oder Kolonkarzinom. Rundlich, gut abgegrenzt, mit Halo, meist echoarm. Echoreiche Metastase häufig bei Kolonkarzinom.
Farbdopplersonographie negativ
Milzlymphom: primär von der Milz ausgehend oder sekundärer Mitbeteiligung. Schmerzen oft nur bei Splenomegalie.
Sonographisches Bild: homogene Splenomegalie, ein oder mehrere echoarme Herde
Splenomegalie:
– Leichte Vergrößerung: Infektionen, Leberzirrhose, portale Hypertension, kardiale Stauung, rheumatische Erkrankungen,
akute Leukämie, maligne Lymphome, hämolytische Anämie
– Ausgeprägte Vergrößerung: chronische Leukosen, Polyzythämie, hämolytische Anämie, Speicherkrankheiten, chronische
Infektionen (z. B. Malaria, Leishmaniose), Myelofibrose
Milzvenenthrombose: echogene Thromben im Lumen der V. lienalis ( auch Pfortaderthrombose oben). Fehlender
Fluss im Duplex. Es entwickelt sich eine Splenomegalie, später Fundusvarizen, Varizen im Milzhilus, ggf. splenorenaler
Shunt
Andere Ursachen von Akutes Koronarsyndrom, Hinterwandinfarkt, Lungenembolie, Pleuritis, Pneumonie, Pleuraempyem, Perikarditis,
Schmerzen vorwiegend Ösophagusspasmen, Gastritis, Pankreatitis, Kolitis, Divertikulitis, Pyelonephritis, Ulkusperforation, Ösophagusruptur,
im linken Oberbauch Pankreastumor, Pankreaspseudozyste, Nephrolithiasis, Nierentumor, Magentumor, Kolontumor, subphrenischer Abszess,
Interkostalneuralgie, Porphyrie, Gefäßverschluss der Mesenterialgefäße
Erkrankung Kennzeichen
Erkrankungen Akute Pankreatitis: anfangs sonographisch meist unauffällig (80% der interstitiellen Pankreatitis sind sonographisch ohne
des Pankreas Befund). Diagnostik meist durch Sub-/Ileus mit Meteorismus stark erschwert. Echoarme Vergrößerung des Pankreas, unre-
( Abschn. 2.4) gelmäßig begrenzt. Peripankreatisches Fettgewebe echoreich (bei ödematöser Infiltration), Flüssigkeit in der Bursa omen-
talis. Die Sonographie kann nur einen begrenzten Beitrag zur Diagnose und Einschätzung des Schweregrades bei akuter
Pankreatitis leisten. Die Sonographie dient mehr zur Klärung der Ätiologie (biliär, Pankreasgangsteine) und Entdeckung
von Komplikationen der Pankreatitis (Nekrosestraßen, häufig im linken Peritonealraum; Abszesse; später Pseudozysten).
Ggf. Pankreasgang Erweiterung ≥3 mm, ggf. DHC Erweiterung
Pankreaskopfkarzinom: lokale unscharf und unregelmäßig begrenzte, polyzyklische Raumforderung mit feinen Aus-
läufern (»Tumorfüßchen«). Meist echoärmer als das normale Pankreasparenchym. Bei größeren Tumoren zunehmend
inhomogen. Zystische Tumoren sind oft mehrkammerig, mit teils soliden polyzyklischen Tumoranteilen. DD: Pseudozyste
und Zystadenokarzinom schwierig. Sekundärveränderungen: tumorbedingte extrahepatische Cholestase, Leber-/Lymph-
knotenmetastasen, Aszites, Thrombose der Vv. portae, lienalis oder mesenterica superior, Retentionsmagen bei Duode-
nalstenose
Pankreasabszess: echofreie oder komplex echofreie oder echoarme oder gemischt echogene Läsion, mit oder ohne Sep-
ten, Wandverdickung, gelegentlich Nachweis von Luft und Spiegelbildung
Zystische Pankreasprozesse: Pankreaspseudozysten: nach akuter (selten, ca. 10%) oder chronischer Pankreatitis (häufig,
in ca. 60%), teils mit Anschluss an das Pankreasgangsystem), solitär oder multiple auftretend, spontane Rückbildung mög-
lich (in ca. 50%, bei Zysten >6 cm und Persistenz >6 Wochen ist eine spontane Rückbildung unwahrscheinlich). Zystische,
rundliche Struktur mit intensivem Eintritts- und Austrittsecho, echofreier Inhalt, dorsaler Schallverstärkung, Randschatten.
▼ Die Zystenwand ist glatt, selten unregelmäßig oder verkalkt
216 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
Erkrankung Kennzeichen
Keine sonographische Differenzierung zu echten Zysten möglich (echte Zysten besitzen eine Epithelauskleidung). Zysten-
inhalt teils echoreich, teils mit Septen durchzogen. In großen Zysten Pankreassequester abgrenzbar. Nach Einblutungen,
bei Blutkoageln oder Abszedierung: echoreiche Binnenstrukturen mit echoarmen Arealen, Spiegelbildung. Echodichte Re-
flexe mit kometschweifartiger dorsaler Schallverstärkung entsprechen Gaseinschlüssen. Diese sind pathognomonisch für
3 Abszedierungen; DD: dysontogenetische Zysten, neoplastische Zysten, Zysten anderer benachbarter Organe
Pankreastrauma: leichtes Trauma: Flüssigkeitssaum um das Pankreas, evtl. Organschwellung. Bei Ruptur: austretender
Pankreassaft führt zu Nekrosehöhlen und Aszites. Evtl. lassen sich zwei Organteile darstellen
Ileus Die Untersuchbarkeit des Patienten hängt wesentlich vom Untersuchungszeitpunkt ab. In der Frühphase des Ileus (hier
noch weitgehend gas-/luftleeres Abdomen) ist die Sonographie gut durchführbar und hat einen hohen Stellenwert. Bei
fortgeschrittenen Ileusformen mit massiver Gasansammlung ist der diagnostische Wert der Sonographie eingeschränkt
Enthalten die Darmabschnitte vorwiegend Flüssigkeit und kaum Luft, zeigen sich auf der röntgenologischen Nativaufnah-
me nur wenig Spiegel und so kann ein ausgeprägter Ileus dem radiologischen Nachweis entgehen. Darüber hinaus ist die
Stärke der Sonographie die Darstellung der Peristaltik (fehlende vs. Pendelperistaltik)
Häufig lässt sich auch die Ursache des Ileus erkennen, wobei hier allerdings das Spiral-CT in der Literatur als sensitiver
angegeben wird. Anhand der Wandstruktur der dilatierten, flüssigkeitsgefüllten Darmabschnitte kann auch eine Höhendia-
gnostik des Ileus gelingen (Kerckring-Falten im Jejunum, Ileumabschnitte relativ »glatt«, im Kolon typischer Haustrierung)
Ileus-Typen:
– Mechanischer Ileus: Klaviertastenphänomen, dilatierte, flüssigkeitsgefüllte Darmschlingen, Stenose- oder Pendelperistal-
tik, ggf. Aszites. Der Nachweis eines Hungerdarms belegt einen mechanischen Ileus
– Paralytischer Ileus: Klaviertastenphänomen, max. dilatierte, atone Darmschlingen, Fehlen jeglicher Peristaltik, reflexrei-
che intraluminale Flüssigkeit, ggf. Aszites
Invagination Doppelkokarde, typisches Darm-im-Darm-Bild. Bei länger andauernder Invagination zunehmend echoarme
Wandveränderung des Invaginats (Wandödem, Ischämie)
Ggf. Erweiterung der vorgeschalteten Darmabschnitte
Gastroenteritis Viel echofreie Flüssigkeit innerhalb der Darmschlingen, oftmals lebhafte Peristaltik
Retroperitoneales Echoarme bis echodichte retroperitoneale Raumforderung (zwischen Psoas, Leber/Milz, Niere; im Querschnitt entlang
Hämatom Aorta und V. cava inferior)
Abdominelle vaskuläre V. cava-Thrombose: häufigste Ursache ist die aszendierende Becken-Beinvenenthrombose. Andere Ursachen sind lokale
Pathologien Wandschädigung durch Trauma oder Op sowie Tumorleiden (z. B. Nierenzellkarzinom mit Appositionsthrombose bei
Nierenvenenthrombose, direkter Tumoreinbruch oder paraneoplastisch)
Echodichter Inhalt im Lumen der V. cava, präthrombotische Gefäßerweiterung, mangelnde Kompressibilität, fehlende
Atemmodulation, dopplersonographisch fehlendes Strömungssignal (Cave: schlechter Anlotwinkel, mangelnde Signal-
verstärkung, zu hohe Puls-Repetitions-Frequenz), Zunahme der Flussgeschwindigkeit bei Teilthrombose
Teilthrombosen bzw. Restlumen lässt sich farbdopplersonographisch besser darstellen
Distal der Thrombose Aufhebung der Strömungsmodulation oder Strömungsumkehr
Mesenterialinfarkt: Mesenterialarterienverschluss verläuft dramatischer als der deutlich seltenere Mesenterialvenenver-
schluss, beides sind jedoch schwere akute Erkrankungen mit einem charakteristischen 3-phasischen Krankheitsverlauf
Mit der Sonographie bzw. Farbdopplersonographie lassen sich jedoch nur proximale Gefäßverschlüsse direkt erkennen
Trias aus 1. Segmentäre Darmwandverdickung (meist unbewegliche Darmabschnitte), 2. Ileus (paralytisch), 3. Verschluss
der A/V. mesenterica superior oder inferior (Farbdopplersonographie)
Es lassen sich mitunter auch Gasansammlungen in der Darmwand, hämorrhagischer Aszites (Punktion) oder freie Luft bei
Perforation eines gangränösen Darmabschnitts darstellen
Als Ausdruck einer septischen Erkrankung im Bauchraum lassen sich teilweise Luftechos in der Mesenterial- und Portal-
venenströmung darstellen, die sich in den Lebersinusoiden als echogene Konglomerate ansammeln können
Aortenaneurysma: Farbdopplersonographie erleichtert die Darstellung des Restlumens bei Teilthrombosen, die Erfassung
von Wanddissektionen und Darstellung der Nierenarterienabgänge
– Aneurysma verum: meist asymptomatisch. Abdominelle Schmerzen zeigen eine Komplikation im Sinne einer Penetrati-
on oder Perforation (80% gedeckte Perforation) an. Die Thrombosierung des Aneurysmas kann zu peripheren Durchblu-
tungsstörungen, abgeschwemmte Thromben zu Embolien führen
– Aneurysma dissecans: Einriss der Intima und Separation der Media. Akute thorakoabdominelle Schmerzen, je nach Aus-
dehnung und Lokalisation verbunden mit Herzbeuteltamponade und Organischämien. Intraluminal Darstellung der
flottierenden, echogenen Dissektionsmembran. Mittels Dopplersonographie bessere Identifikation von falschem und
wahrem (systolische Expansion, diastolischer Kollaps) Lumen, Thromben und Wandhämatomen
Wichtig: Beurteilung der Perfusion der wichtigsten parietalen (Aa. renales, Aa. Iliacae) und viszeralen
(Tr. coeliacus, A. mesenterica sup.) Äste der Aorta
Andere Ursachen von Akutes Koronarsyndrom, Perikarditis, Hiatushernie, Ösophagitis, Ösophagusruptur, Ösophagusulkus, Ösophagusspasmen,
Schmerzen vorwiegend Ösophagustumor, Gastritis, Duodenitis, Magenulkus, Duodenalulkus, eosinophile Gastroenteritis, Magentumor,
im Epigastrium/Mittel- Cholezystitis, Sphinkter-Oddi-Dysfunktion, Dumpingsyndrome, Sprue (Zöliakie), Morbus Whipple
bauch (Infektion mit Tropheryma whipplei), Interkostalneuralgie, Lymphom, Perforation
3.1 · Akutes Abdomen
217 3
Erkrankung Kennzeichen
Musculus-psoas- Psoasabszess: meist Ausbreitung von benachbarten entzündlichen Prozessen oder als Komplikation nach viszeral
Erkrankungen chirurgischen Eingriffen. Echoarme oder inhomogene Psoasauftreibung bis hin zu umschriebenen, teils auch echofreien
Raumforderung mit dicker Wand im M. psoas, evtl. mit Wiederholungsechos bei Gasgehalt
Psoas(ein)blutung: fast ausschließlich bei Patienten mit prädisponierenden Erkrankungen (postoperativ, Hämophilie,
von-Willebrand-Syndrom, Thrombozytopenien, Antikoagulation, Wirbelsäulenverletzungen, retroperitoneal rupturiertes
Aortenaneurysma)
Andere Ursachen von Nephrolithiasis, Pyelonephritis, Pankreatitis, Gastritis, Divertikulitis, Cholezystitis, Salpingitis, Myomeinblutung,
Schmerzen vorwie- Endometriose, Gefäßverschluss, Kolontumor
gend im rechten
Unterauch
218 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
Erkrankung Kennzeichen
Divertikulitiden Divertikulitis:
– Kann im gesamten (Dick-)Darm vorkommen – Prädilektionsstelle ist das Sigma
– Echoarme Wandverdickung (>4 mm, im Querschnitt Target-Sign)
– Farbdopplersonographisch Hypervaskularisation
3 – Die entzündeten Divertikel sind als echoarme Ausbuchtungen der Darmwand darstellbar
– Oftmals echoreicher Halo um das entzündete Divertikel, eingeengtes Darmlumen, evtl. parakolisch sog. »Lufthauben«
(Luft im Divertikel), freie Flüssigkeit, Fistelbildung zu benachbarten Organen und Abszessen
Gedeckte Perforation: parakolischer Abszess und (chronische) Peritonitis kommen; Aszites mit Fibrinfäden durchzogen
(spinnennetzartig zwischen den Darmschlingen und parenchymatösen Organen)
Freie Perforation: Zusätzlich freie Luft (30° Seitenlage)
Kolonkarzinom Für die Diagnose eines Kolonkarzinoms hat die Sonographie eine niedrige Sensitivität (<35%)
Pathologische Kokarde mit einseitig echoarmer Wandverdickung, aufgehobener Wandstruktur, ggf. Infiltration in die
Umgebung
Fehlende Peristaltik, verminderte/aufgehobene Kompressibilität
Fernmetastasen, Aszites, Lymphknoten-Vergrößerungen
Andere Ursachen Pyelonephritis, Nephrolithiasis, Ovarialkarzinom, Ovarialzysten, Salpingitis, Adnexitis, Extrauteringravidität, Endometriose,
von Schmerzen Hodentorsion, Morbus Crohn, Leistenhernie, Invagination, Gefäßverschluss der Mesenterialgefäße
vorwiegend im
linken Unterbauch
Erkrankung Kennzeichen
Urologische Infektiöse Zystitis: diffuse Blasenwandverdickung. Es können sich entzündliche Pseudopolypen zeigen, die nicht von einer
Erkrankungen Neoplasie zu unterscheiden sind. Nachweis von Luft in der Harnblasenwand oder im Lumen bei emphysematöser Zystitis
Blasentamponade: inhomogene, teils echoreiche Raumforderung in der Blase
Akuter Harnverhalt: prallgefüllte Harnblase
Hodentorsion Zunächst inhomogene Hodenschwellung, später Hoden zunehmend echoarm, teils mit echoreicheren Arealen (Einblu-
tungen). Gelegentlich Begleithydrozele, Vergrößerung des Nebenhodens, Farbdopplersonographie: fehlende Perfusion
Inkarzerierte – Bruchsack mit Darminhalt, Darmwandverdickung, echoarmer Saum. Evtl. Folgen der Einklemmung z. B. mechanischer
Hernie Ileus
Akute Gastroenteritis, Keine Veränderungen der Darmwandmorphologie, häufig vermehrter intes- Amöbiasis: meist Pankolitis
virale oder parasitäre tinaler Flüssigkeitsgehalt und gesteigerte Peristaltik. Lambliasis: akzentuierte
Enterokolitiden mesenteriale LKs, Amöbiasis: unspezifische Darmwandveränderungen wie
leichte Wandverdickung mit erhaltener Schichtung. Cave extraintestinale
3 Manifestation der Amöbiasis (z. B. Amöbenabszess der Leber)
Morbus Crohn Wandverdickung im akuten Stadium oft asymmetrisch und echoarm, Schich- Meist terminales Ileum bzw. Ileocoecalre-
tung häufig aufgehoben, meist entzündlich bedingte Fettgewebsreaktion gion, gesamter Magen-Darm-Trakt kann
des umgebenden Mesenteriums (sehr echogenes, schlechter komprimier- segmental affiziert sein
bares Gewebe um die Darmschlingen), Fisteln und Abszedierungen oder
Stenosen mit prästenotischer Dilatation möglich
Colitis ulcerosa Wandschichtung bleibt erhalten, bei höhergradiger Aktivität echoarm ver- Kontinuierliche Darmwandveränderung,
breiterte Wand (insbesondere verbreiterte Mukosa) mit verwaschener distales Kolon und Rektum nahezu immer
Grenze zur Submukosa, keine mesenteriale Umgebungsreaktion, Haustren- betroffen, Ausdehnung auch weiter oral-
verlust wärts möglich bis Totalbefall des Kolons
Ischämische Kolitis Symmetrische echoarme Darmwandverdickung mit verwaschener oder auf- Häufigster Befall linke Kolonflexur, Colon
gehobener Wandschichtung mit abruptem Übergang vom erkrankten zum descendens und Sigma (Perfusionsgrenze
nicht-erkrankten Darmsegment, bei obstruktiver Form (mit akuter Bedro- zwischen A. mes. sup. und inf. (linke Ko-
hung des Patienten) erhebliche asymmetrisch echoarm verdickte Darmwand lonflexur) und A. mes. inf. und A. iliaca int.
des ischämischen Abschnittes mit Entwicklung eines Ileus, hier fehlende (rektosigmoidaler Übergang)
Wandperfusion in der FKDS
Pseudomembranöse Symmetrische Wandverdickung mit echoarm betonter Schichtung, bei Bevorzugter Befall linksseitiges Kolon,
Kolitis schwerem Verlauf Verlust der Wandschichtung, pseudotumoröse Wandver- häufig auch Pankolitis
dickung, ausgedehnter Befall, ggf. intramurale Lufteinschlüsse (Pneumatosis
coli), periluminale Flüssigkeit
Penicillin-induzierte Segmentale Darmwandveränderung mit scharfer Begrenzung zum nicht be- Rechtes Kolon oder Transversum ohne
segmental- fallenen Darm, ausgeprägte, echoarme, teils asymmetrische Darmwandver- Beteiligung des Coecums oder terminalen
hämorrhagische Kolitis dickung mit aufgehobener Schichtung. Komplette Restitutio nach Absetzen Ileums
der Penicillinmedikation
Neutropene Kolitis Ausgeprägt echoarme, transmurale Darmwandveränderung, mechani- Besonders Beteiligung der Ileocoecal-
scher (Sub)-Ileus mit Aufweitung vorgeschalteter Darmabschnitte mög- region, meist Pankolitis
lich, bei schwerem Verlauf intramurale Lufteinschlüsse und periluminal
Flüssigkeit
Tumoren im Kurzstreckige, asymmetrische, echoarm verdickte Darmwand mit Aufhebung Kolon deutlich häufiger betroffen als
Intestinaltrakt der Schichtung, ggf. zipflige Ausziehungen bzw. Infiltration in Umgebung, Dünndarm
vergrößerte Begleitlymphknoten, prästenotische Dilatation
Mikroskopische oder Keine pathologischen oder allenfalls unspezifische sonographische Be- Kolon
kollagene Kolitis funde wie vermehrte Flüssigkeitsfüllung des Kolons, betonte Darmschich-
tung sowie leicht verbreiterte Lamina submucosa. Keine entzündlich
bedingte Umgebungsreaktion, kein Nachweis vermehrter mesenterialer
Lymphknoten
3.3 · Ikterus
221 3
Bride, Hernie, Vermehrte Flüssigkeitsfüllung der Darmschlingen, prästenotisch dilatierte, Dünn- oder Dickdarm; im Bereich alter OP-
Bridenileus runde Darmschlingen, bei mechanischem Ileus Hyperperistaltik, Pendelpe- Narben; bei Hernien im Bereich einer ggf.
ristaltik, im späteren Stadium Aperistaltik; ggf. Lokalisation der Obstruktion darstellbaren Bruchpforte
möglich: Vorgeschaltete Darmdilatation, distal der Stenose »Hungerdarm«
(entleerte Darmschlingen, aufeinanderliegende Mesenterialblätter), evtl.
Darstellung der Adhäsion einer Darmschlinge am Peritoneum bzw. Darm-an-
Darm oder Knickbildung in einem Darmsegment darstellbar, interenterisch
freie Flüssigkeit (Spätzeichen)
Paralytischer Ileus Weite, aperistaltische Dünndarmschlingen, dilatiertes Kolon Dünn- und Dickdarm
Morbus Crohn mit Segmentale Wandverdickung mit Lumeneinengung und prästenotischer Di- Meist terminales Ileum bzw. Ileocoecalregion,
entzündlich bedingter latation, ggf. weitere Crohn-typische Befunde ( oben); Hinweise für DD ent- seltener proximaler Dünndarm
Stenose oder Striktur zündlich bedingte Stenose oder Striktur geben FKDS und KM-Sonographie
Colitis ulcerosa mit Verbreiterte Kolonwand mit verschmälertem Lumenreflex, prästenotisch dila- Ausbreitung kontinuierlich von Rektum nach
Stenose tierter Dickdarm mit vermehrter Gasfüllung und Aufspreizen der Haustren proximal
(cave: Malignom!)
Tumoren im Echoarme, von der Darmwand ausgehende Raumforderungen mit Auf- Kolonkarzinom häufigste Ursache des Dick-
Intestinaltrakt hebung der Wandschichtung, prästenotische Dilatation, vergrößerte Be- darmileus; Dünndarmtumoren sehr selten
gleitlymphknoten, ggf. Komplikationen (Ileus, Invagination); bei Lymphom-
beteiligungen des GI-Traktes sehr echoarme, hypervaskularisierte Tumoren
Divertikulitis Segmentale echoarme Darmwandverdickung, prominente M. propria, echo- Sigma; rechtsseitige Divertikulitis sehr selten
reiche oder echoarme Divertikel mit echoarmem Halo und umgebender
echoreichen Haube (perikolische Entzündungsreaktion), ggf. Obstruktion mit
prästenotischer Dilatation
– Risikofaktoren für Hepatitis oder HIV-Infektion Welche Fragen kann/sollte die Sonographie bei
– Exposition gegenüber toxischen Substanzen (Medika- der Ikterusdiagnostik beantworten? (⊡ Abb. 3.1)
mente, beruflich, Hobby) ▬ Beurteilung der Leber
– Familienanamnese: Erkrankungen der Leber oder der – Intrahepatische Gallengänge erweitert?
Hämatopoese? – Aerobilie?
▬ Körperliche Untersuchung – Leberumbau/Leberzirrhosezeichen?
– Inspektion bei Ikterus: Gallengangsverschluss bei Chole- – Lebervenenstauung (kardial bedingt?, Thrombose der
3 lithiasis (evtl. zusätzlich acholischer Stuhl und bierbrau- V. cava/Lebervenen?)
ner Urin), Leberabszess, biliäre Pankreatitis – A. hepatica perfundiert?
– Intrahepatische Raumforderungen: solitär, multiple, Me-
Leberhautzeichen tastasenleber?
– Teleangiektasien (»Spider naevi«) – Abszessverdächtige Läsion?
– Xanthelasmen – Echinokokkuszyste?
– Mundwinkelrhagaden – Hepatholithiasis?
– Lacklippen und Lackzunge ▬ Beurteilung der Gallenblase
– Parotisschwellung – Courvoisier-Zeichen? (ein (klinisches) Zeichen: tast-
– Palmar- oder Plantarerythem bare, prall-elastisch gefüllte, nicht schmerzhafte Gallen-
– Dupuytrensche Kontraktur blase + Ikterus spricht für eine maligne Obstruktion des
– Weißnägel DHC),
– Trommelschlegelfinger – Gallenblasenhydrops?
– Fehlen der männlichen Sekundärbehaarung, Bauch- – Sonographisches Murphy-Zeichen?
glatze, Hodenatrophie, Gynäkomastie – Steine? (= auch bei länger bestehender Hämolyse (Biliru-
– Caput medusae binsteine), Sludge?, Wandverdickung?) (DD: Cholezysti-
– Unterschenkelödeme und Aszites tis, akute Hepatitis), Tumor?
– Anhalt für portale Hypertension? Splenomegalie? ▬ Bei biliärer Obstruktion
(= hämolytischer Ikterus oder portale Hypertension?) – Lokalisation der Verschlusshöhe? (welche Abschnitte der
– Graues Hautkolorit bei Hämochromatose? Gallenwege sind erweitert?)
– Kayser-Fleischer-Kornealring bei Morbus Wilson – Intrahepatisch nur eine Seite mit Gallengangsdilatation?
– Xanthome bei primär biliärer Zirrhose (PBC) – Obstruktionsursache erkennbar (Steine, Sludge, Tumor,
▬ Basisdiagnostik entzündliche Veränderung, Lymphknoten in der Leber-
– Basislabor: Blutbild/Differenzialblutbild, Retikulozy- pforte)?
ten, CRP, GPT, GOT, γ-GT, AP, LDH, Haptoglobin, ▬ Beurteilung des Pankreas
Bilirubin (gesamt, direkt und indirekt), Lipase, Seru- – Pankreasgröße – Pankreaskopf?
melektrophorese, Quick/INR, Albumin, Cholineste- – Hinweis auf Tumor?
rase – Pankreasgangweite?
– Hepatozellulärer Schaden: GOT, GPT > AP, γ-GT – Zeichen der Pankreatitis (akut/chronisch [Zyste])?
– Intra-/extrahepatische Cholestase = cholestatisches ▬ Beurteilung des Pfortadersystems
Schädigungsbild: AP, GGT > GOT, GPT – Zeichen der portalen Hypertension?
– Pfortaderthrombose?
– Aszites?
Sonographie ▬ Beurteilung der Milz
▬ Die Gallenwegsbeurteilung (mechanisch/obstruktiv vs. – Splenomegalie? (= portale Hypertension oder länger be-
nicht-obstruktiv) gelingt sonographisch mit einer Sicher- stehende Hämolyse)
heit von >95%.
▬ 80% der Ursachen für einen Ikterus lassen sich sonogra- ! Merke
phisch klären. Zu beachten sind folgende sonographische Befundkon-
▬ Die Sonographie ist das bildgebende diagnostische Ver- stellationen:
fahren der ersten Wahl zur Abklärung eines Ikterus. ▬ Falsches Doppelflintenphänomen bei ausgeprägter
▬ Gelingt es nicht die Ursache einer Obstruktion in der Zirrhose: Verwechslung mit intrahepatischen Ästen
transabdominellen Sonographie nachzuweisen, ist die der Leberarterie, die oft kompensatorisch erweitert
Endosonographie Methode der zweiten Wahl. sind
▬ Falls keine Diagnose nach Labor und transabdomineller ▬ Grauzone: keine intrahepatische Gallengangser-
Sonographie getroffen werden kann, erfolgt je nach weiterung, DHC zwischen 6–9 mm: DD: beginnende
Problemstellung und Verfügbarkeit: Speziallabor, Endo- oder rückläufige distale Obstruktion, Z. n. CHE,
sonographie, MRT plus MRCP, CT, ERCP, sonographische Gallengangsteine, Leberzirrhose: oft erst spät oder
Punktion. kaum intrahepatische Gallengangsdilatation wegen
fester Leberkonsistenz
3.3 · Ikterus
223 3
Sonographie
Labor:
Hepatozellulärer Schaden: GOT, GPT >AP, GGT
Intrahepatische Cholestase: AP, GGT > GOT, GPT
Weiterführende DiagnosƟk:
5 Labor: z.B. Virologie, AutoimmundiagnosƟk,
HFE-Gen-BesƟmmung etc.
5 Leberbiopsie
5 ERCP/MRCP bei V.a. PSC
Psychogene Genese
Ätiologie der Dyspnoe ▬ Hyperventilationssyndrom
Kardiovaskuläre Genese ▬ Panikattacken
▬ Akutes Koronarsyndrom (ACS) ▬ Angst
▬ Linksherzinsuffizienz = Asthma cardiale, u. a. zusätzlich ▬ Schmerz
reflektorische Bronchokonstriktion
▬ Arrhythmien (supraventrikulär, ventrikulär) Neurologische Genese
▬ Schrittmacherdysfunktion ▬ (Neuro-)muskuläre Erkrankungen, z. B. Myasthenia gravis,
▬ Arterielle Hypertonie, Cor hypertensivum Guillain-Barre-Syndrom
▬ Akutes Vitium, z. B. akutes Mitralvitium durch Sehn- ▬ Versagen der Atemmuskulatur, z. B. myasthene Krise
fadenabriss ▬ Zwerchfellhochstand/-parese
▬ Endokarditis, Myokarditis ▬ Erhöhter Hirndruck
▬ Perikarderguss, Perikardtamponade ▬ Intrazerebrale Blutung
▼ ▼
226 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
Andere Ursachen
3 ▬ Hyper-/Hypothyreose
▬ Anämie ⊡ Tab. 3.15 Sonographische Differenzialsonographie bei Dyspnoe
▬ Fieber, septisches Geschehen
Kardiogene Dyspnoe = Pulmonale Dyspnoe =
▬ Metabolische Azidose, z. B. Coma diabeticum oder Nie- Echokardiographie Pleurasonographie
reninsuffizienz (Urämie)
▬ Vocal Cord Dysfunction (funktioneller Laryngospasmus) Akute kardiale Dekompensation Pleuraerguss/Pleuraempyem
(z. B. Aortenvitium) Pneumothorax
▬ Kyphoskoliose
Lungenembolie (bei Rechtsherz- Lungenembolie
▬ Säureaspiration bei gastroösophagealer Refluxkrankheit belastungszeichen) Karzinom/pleuranahes
(GERD) assoziiert mit chronischem Husten Perikarderguss/-tamponade Bronchialkarzinom mit ggf.
▬ Abdominelle Raumforderung (z. B. Hepatosplenomegalie, Pulmonale Hypertonie Atelektase
Gravidität, Adipositas) Rechts-/Linksherzinsuffizienz Pneumonie (Hepatisation der
Lunge)
Konvex- oder Sektorschallkopf (3–5 MHz) Rechter Recessus costodiaphragmaticus, Zwerchfell, subpulmonale
Liegende Position Prozesse
Subkostale, transdiaphragmale Anlotung durch die Leber
Konvex- oder Sektorschallkopf (3–5 MHz) Vier Herzhöhlen, unteres Mediastinum, Seitenvergleich der
Liegende Position Zwerchfellbeweglichkeit
Substernale Anlotung
akut chronisch
Abklärung - Dyspnoe
⊡ Tab. 3.17 Wichtige sonographisch detektierbare Pathologien von Thoraxwand, Pleura und Lunge
Pleuraerguss (Perkussionsnachweis: ca. Nachweis von kleinen Pleuraergüssen in Exspiration im Recessus costodiaphragmaticus posterior et
300–400 ml; radiologische Nachweis- lateralis am sitzenden Patienten
grenze: ca. 150 ml; sonographisch: ca. Pleuraerguss-Volumetrie:
5 ml) – V [ml]=(ME [cm]+ZL [cm])x70; ME=maximale Ergusshöhe, ZL=basaler Zwerchfell-Lungen-Abstand
(Goeke-Formel)
– V [ml]=laterale Ergusshöhe [cm]x90
Transsudat (echofrei): Eiweißgehalt <2,5g%
Exsudat (mit Binnenechos): Eiweißgehalt >2,5g%
Pleurametastasen/Pleurakarzinose Häufig knotig und unregelmäßig begrenzte Pleurastrukturen bei gleichzeitig bestehendem
Pleuraerguss
Lungenembolie Einige Zentimeter große keilförmige Herde, die zum Hilus hin oft gerundet sind
Meist dorsobasale Lokalisation
Ggf. Nachweis eines schmalen Pleuraergusses
Pneumothorax Fehlen des Gleitzeichens bzw. des Power-slide-Zeichens (fehlende Atemverschieblichkeit des
Reflexbandes an der Pleura visceralis)
Fehlen von Unregelmäßigkeiten der Pleuraoberfläche, insbesondere von Kometenschweifartefakten
Fehlen der pulssynchronen Pleuraverschieblichkeit
Fehlen von präinterventionell nachweisbaren subpleuralen Läsionen
228 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
Sonographische Disziplinen
▬ Halssonographie (bei V. a. Struma, Abschn. 3.8)
▬ Pleurasonographie zur Differenzialdiagnostik bei V. a.
Pleuraerguss, etc. (⊡ Abb. 3.3, ⊡ Abb. 3.4, ⊡ Abb. 3.5,
⊡ Abb. 3.6 u. ⊡ Abb. 3.7)
▬ Echokardiographie zur Differenzialdiagnose bei V. a.
3 Perikarderguss (⊡ Abb. 3.8), Myokardinfarkt (Wandbewe-
gungsstörungen, Pumpfunktionsstörungen), etc.
▬ Abdomensonographie zur Differenzialdiagnose bei
V. a. Aszites (⊡ Abb. 3.9), freie Flüssigkeit, Hepatospleno-
megalie, etc.
⊡ Abb. 3.3a,b Atelektase bei großem Pleuraerguss rechts. a) Hoher trans- ⊡ Abb. 3.6 Fibrinöser Pleuraerguss links. Transkostaler Zugang (hoher Flan-
kostaler Zugang rechts; dreieckige echoarme Transformation der kaudalen kenschnitt links). Gekammerter Erguss mit Fibrinfäden nach rezidivierenden
Lungenspitze bei Exspiration. b.) Teilweise Wiederbelüftung der atelektati- Punktionen bei Ovarialkarzinom
schen Lunge bei Inspiration
3.5 · Abklärung Dyspnoe
229 3
⊡ Abb. 3.7 Schrittmachersonde. Substernaler Strahlengang ⊡ Abb. 3.9 Metastasiertes Gallenblasenkarzinom, Infiltration der Leber-
kapsel und des Zwerchfells Deutliche Verdickung und unscharfe Abgren-
zung der Leberkapsel und des Zwerchfells, Aszitessaum
! Merke
Bei unklarer Ätiologie bzw. weiterhin bestehendem
Pleuraerguss muss eine abklärende Thorakoskopie
(meist videoassistierte Thorakoskopie, sog. VATS) ver-
anlasst werden.
Rechtsherzbelastung Vergrößerter rechter Ventrikel (grob orientierend: RV > LV, RVEDD >30 mm)
(z. B. Lungenembolie) Paradoxe Septumbewegung mit Hypo-/Akinesie, vor allem der freien RV-Wand
Trikuspidalinsuffizienz bei relevanter pulmonaler Hypertonie: Trikuspidal-Refluxjet (normal <2,8 m/s, leichte Form
2,8–3,4 m/s, mittelgradig >3,4 m/s)
Dilatation der Pulmonalarterien
V. cava inferior (VCI): nicht atemvariabel >2 cm, Lebervenenstauung als indirekte Zeichen einer RVEDP-Erhöhung,
erweiterte zentrale Lebervenen >1 cm, Lebervenen-Reflux
Evtl. direkter Thrombusnachweis in zentralen Pulmonalarterien (im TEE)
3.6 Tumorsuche
▬ Zufallsbefund bei der sonographischen Routineuntersu-
M. Kochanek chung
▬ Die sonographische Bildgebung sollte bei Tumorverdacht
durch weitere bildgebende Verfahren, wie Computerto-
3.6.1 Definition und Symptomatik mographie, Kernspintomographie oder nuklearmedizini-
sche Verfahren (meist 18FDG-PET/PET-CT), untermauert
3 Die sonographische Tumorsuche hat drei mögliche Vorge- werden
hensweisen.
Gastrointestinale Wechselndes Stuhlverhalten Echoarme Rundherde, oft entlang der großen Zusätzliche Abklärung durch
Tumoren Blutbeimengung Gefäße CT sinnvoll und teilweise un-
Gewichtsverlust Zeichen eines Ileus/Subileus erlässlich
Maligne Lymphome: B-Symptomatik Nachweis von vergrößerten LK ( Abschn. 2.9) Sonographisch gesteuerte LK-
Non-Hodgkin- Ggf. Blutbildveränderungen Sekundäre Komplikationen wie Thrombosen, Punktion möglich
Lymphome Tastbare schmerzlose LK Kompressionssyndrome
Morbus Hodgkin
Mammakarzinom Unspezifische Klinik Echoarm bis echoleer (sehr variable Echogenität) DD: Mammazysten ebenfalls
Tastbare Resistenz Häufig inhomogenes Binnenecho echoleer
Ggf. axilläre LK nachweisbar Unscharfer Randsaum mit Tumorausläufern Mammographie zur
weiterführenden Diagnostik
Sarkom Klinik erst durch Komplikationen bei Erst die Komplikationen bei Tumorausbreitung Keine
fortgeschrittenem Stadium werden sonographisch darstellbar
Bronchialkarzinom Unproduktiver Husten (teils blutig) Ggf. Darstellung von Kompressionsatelektasen Keine
Pleuraerguss mit Dyspnoe oder Pleuraerguss
Bei Metastasen ggf. lokale
Beschwerden
Schmerzen bei
Knochenmetastasen
3.7.2 Diagnostik
3.7.3 Differenzialdiagnose und
z Anamnese und körperliche Untersuchung Sonographiebefunde
▬ Anamnese (Geschlechtserkrankungen, HIV, B-Symptoma-
tik?)
▬ Körperliche Untersuchung (Haut, Nasennebenhöhlen, Differenzialdiagnose »unklares Fieber«
Herzgeräusch, Lymphknoten, Hepatosplenomegalie, Augen ▬ Infektiöse Ursachen (ca. 25%)
[Sehstörungen], Zahnstatus, Wunden, Druckschmerz über – Einteilung nach Erregern: bakteriell, viral, parasitär, Pilze
Temporalarterien?) – Einteilung nach Ort des Auftretens: lokalisierte oder
▬ Familienanamnese = sog. autoinflammatorische Syndrome generalisierte Infektionen (⊡ Tab. 3.20)
bzw. hereditäre periodische Fiebersyndrome ▬ Bindegewebs-/Autoimmunerkrankungen (Kollage-
– Familiäres Mittelmeerfieber nosen/Vaskulitiden; ca. 25%)
– Hyper-IgD- und periodisches Fieber-Syndrom – Hier sind das adulte Still-Syndrom und der systemische
– PAPA-Syndrom (familiäre rekurrierende Arthritis) Lupus erythematodes die häufigsten Diagnosen bei
– Blau-Syndrom und Early-onset-Sarkoidose, etc. FUO
▬ Reiseanamnese (Auslandsaufenthalte?, Tropenrück- – Vaskulitiden: hier wird am häufigsten die Arteriitis
kehrer?) temporalis (Morbus Horton) als Prototyp besonders
▬ Medikamentenanamnese (neu angesetztes Medikament?) bei Menschen über der 6. Lebensdekade mit FUO ge-
▬ Berufsanamnese (Pilze?, Tierkontakte?) funden
▬ Anfertigung eines Fieberprotokolls (6-mal/Tag Tempera- – Granulomatöse Erkrankungen: die häufigsten nicht-
turbestimmung über den Tag) infektiologischen Ursachen für eine granulomatöse
▬ Ggf. Fremdanamnese (insbesondere bei Kindern und Erkrankung sind die Sarkoidose (Morbus Boeck) und
älteren Patienten) der Morbus Crohn, die beide mit Fieber einhergehen
können (⊡ Tab. 3.21)
z Laborchemische Untersuchungen ▬ Neoplasien (hämatologische oder solide Tumoren) oder
▬ Basislabor (Leberwerte, Kreatinin, Elektrolyte, BSG, paraneoplastisch (ca. 15%)
CRP) einschließlich Differenzialblutbild, ggf. Blutaus- – Am häufigsten sind hämatologische Malignome wie
striche Non-Hodgkin-Lymphome, Hodgkin-Lymphome und
▬ Immundiagnostik (ANA, ANCAs, ds-DNA, Rheumafaktor, Leukämien
C3, C4) ▬ Andere Ursachen
▬ Ggf. Knochenmarkbiopsie-Untersuchung – Endokrinopathien (⊡ Tab. 3.22)
– Medikamenten-induziertes/assoziiertes Fieber (keine
z Mikrobiologische/serologische Untersuchungen sonographische Diagnostik möglich)
▬ Blut- (3-mal), Urin- und Sputumkulturen (auf pathogene – Drogen-induziertes/assoziiertes Fieber (keine sonogra-
Keime, inkl. Tbc) phische Diagnostik möglich)
▬ Abstriche bei Wunden – Physikalische Ursachen (keine sonographische Diag-
▬ Tuberkulin-Intrakutan-Test nostik möglich)
▬ Serologisches Screening: CMV, EBV, HIV, Hepatitisserolo-
gie, etc.
▬ Ggf. Untersuchung von Liquor oder Bronchialsekret (BAL) ! Merke
oder transbronchiale Biopsien Bei etwa 30–50% der Patienten mit Fieber unklarer
Genese lässt sich keine Diagnose stellen.
z Bildgebung
▬ Abdomensonographie einschließlich Retroperitoneum
▬ Sonographie der Lymphknotenstationen, insbes. Hals-
region
▬ Echokardiographie (transthorakal, transösophageal)
3.7 · Unklares Fieber
233 3
Hyperthyreose Struma Diffuse, eher echoarme Schilddrüsen- DD: akute Thyreoditis durch Viren/
Unruhe, Tachykardie vergrößerung Bakterien/Trauma (Einschmelzungen
Fieber bis >40°C Hypervaskularisation im Duplex und echofreie Areale)
Erbrechen/Durchfälle
3 Somnolenz
M. sternocleidomastoideus (res.)
und A. sternocleidomastoidea Ansa cervicalis (profunda)
Radix superior der M. und Ramus thyreohyoideus
Ansa cervicalis (profunda)
Muskelast für den
Venter superior des M. omohyoideus (res.)
M. omohyoideus und
Bursa subcutanea
Ramus muscularis
prominentiae laryngeae
A. carotis communis und
V. jugularis interna
M. sternohyoideus und
Radix inferior der Ramus muscularis
Ansa cervicalis
(profunda) M. sternothyreoideus und
Ramus muscularis
Ansa cervicalis
(profunda) Venter inferior des
Lamina profunda M. omohyoideus und
= prevertebralis Ramus muscularis
der Fascia colli
⊡ Abb. 3.10 Hals in der Frontalebene (oberflächliche Ebene). Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
236 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
Os hyoideum
3 M. omohyoideus (res.)
M. sternohyoideus (res.)
Lig. thyreohyoideum medianum
A. thyreoidea superior
V. thyreoidea superior M. thyreohyoideus
M. sternothyreoideus
A. carotis communis Ramus cricoideus der A. thyreoidea
superior und Nodus prelaryngeus
V. jugularis interna
M. cricothyreoideus
N. vagus Cartilago cricoidea
A. und V. thyreoidea Cartilago trachealis
inferior V. thyreoidea inferior
Truncus sympathicus und
Ganglion cervicale
medium
A. subclavia
Nodi pretracheales M. sternocleido-
mastoideus
V. jugularis anterior
Arcus venosus
jugularis
Plexus thyreoideus
impar
⊡ Abb. 3.11 Hals in der Frontalebene (tiefe Ebene). Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
3.8 · Unklare Halsschmerzen
237 3
⊡ Abb. 3.12 Hals in der Horizontalebene (in Höhe der Schilddrüse). Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
238 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
3.8.4 Topographische Sonographie des Halses liegt ein wesentlicher Vorteil darin, dass es sich beim Ul-
(⊡ Abb. 3.13–3.15) traschall um ein dynamisches Echtzeitverfahren handelt.
Dies ermöglicht neben der Beurteilung von Flussverhalten
! Merke und Komprimierbarkeit der zu untersuchenden Strukturen
Bei weiter unklaren Halsschmerzen sind ergänzende auch die bildgestützte Feinnadelaspirationszytologie zur
bildgebende Verfahren (z. B. CT oder MRT des Halses, Diagnosesicherung. Anwendung findet in der Regel die
Röntgenbreischluck) sowie eine HNO- oder ggf. gastro- B-Mode-Sonographie ggf. in Kombination mit der Farb-
3 enterologische Abklärung erforderlich. duplexsonographie
⊡ Abb. 3.13 Hals submental median (transversal). Dig: Venter anterior des
M. digastricus, Myl: M. mylohyoideus
Ib
Ia II
III
V
VI IV
Halszysten
Pathogenese und Klinik
▬ Laterale Halszysten: Entstehung aus heterotopen Epithe-
leinschlüssen in zervikalen Lymphknoten
▬ Mediane Halszysten: mit Flüssigkeit gefüllte Residuen des
Ductus thyreoglossus
▬ Laterale Halszysten treten typischerweise im 2. und 3. Le-
bensjahrzehnt auf, während mediane Halszysten überwie-
gend vor dem 5. Lebensjahr in Erscheinung treten
▬ Laterale Halszysten sind in der Regel größer
▬ Bei Infektion einer Halszyste kann es zur Abszessbildung
kommen
Sonographische Diagnostik
▬ Halszysten: typische Charakteristika = gutartige, mit Flüs-
sigkeit gefüllte Raumforderung: ⊡ Abb. 3.18 Mediane Halszyste. Sagittale Ansicht. MB: Mundbodenmusku-
– Glatt begrenzte Kapsel latur
– Homogenes Binnenecho
– Relative Schallverstärkung
▬ Größere Zysten: Lymphknotenveränderungen (akute
– Sonographisch kompressibel Lymphadenitis colli, Lymphom, Metastase)
– Proteine bzw. Epithelien innerhalb einer Zyste imponie- Pathogenese und Klinik
ren als sog. »Schneegestöber«
– Die Zysten sind in der Farbduplexsonographie frei von
Blutgefäßen Lymphknotenpathologien der Hals-Kopf-Region
▬ Mediane Halszysten (⊡ Abb. 3.17 u. ⊡ Abb. 3.18): ▬ Unspezifische Lymphadenitis colli
– Meist direkter Bezug zum Zungenbein – Vorkommen bei primären Entzündungslokalisationen
– Anheftung im Verlauf des Ductus thyreoglossus im Abflussgebiet der zervikalen Lymphknoten (Oro-
▬ Gelegentlich kann ein Zystengang hier auch kranial des pharynx, Tonsillen, Nasopharynx, Mundschleimhaut,
Zungenbeins weiterverfolgt werden Zähne, Kopfhaut, Ohrmuschel, Gehörgang)
– Häufigste benigne Lymphknotenerkrankung
Therapie ▬ Spezifische Lymphadenitis colli
▬ Die Therapie von Halszysten ist immer die komplette chi- – Beispiel: Toxoplasmose, HIV-Erkrankung, Katzenkratz-
rurgische Exstirpation, bei medianen Halszysten mitsamt krankheit, Brucellose, Tularämie, EBV-Infektion
▼
dem mittleren Anteil des Zungenbeins
240 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
▬ Lymphknotenmetastasen
– Auftreten v. a. von Tumoren der Kopf-Hals-Region =
zervikale, meist schmerzhafte Lymphknotenschwellung
▬ Lymphome
– Manifestationsort: Kopf-Hals-Region als zweithäufigster
Manifestationsort nach dem Abdomen
3
Sonographische Diagnostik
! Merke
Die Sonographie stellt den Goldstandard in der Lymph-
knotendiagnostik der Kopf-Hals-Region dar.
Therapie
! Merke
Im Zweifel und bei ausbleibender Besserung unter an-
tibiotischer Therapie sowie nicht richtungweisendem
Serum-Titer ist eine histologische Abklärung durch eine ⊡ Abb. 3.20 Lymphknotenmetastase. Lymphknotenmetastase eines
operative Lymphknotenexstirpation anzustreben. Oropharynxkarzinoms. ACC: A. carotis communis, VJI: V. jugularis interna
Entzündliche Lymphknoten <2 cm, glatt begrenzt, länglich bis ovalär geformt, echoarm, Hilusfettzeichen
Lymphknotenmetastasen Gefäßkompression und -invasion, prall ovalär oder rund, schlecht abgrenzbar, hyporeflexiv und homogen
Maligne Lymphome Prall ovalär bis dreieckig oder rund, ausgesprochen echoarm und nahezu vollständig homogen, Verdrängungen,
aber keine Infiltration
3.8 · Unklare Halsschmerzen
241 3
Erkrankungen der Speicheldrüsen
(Sialadenitis, Sialolithiasis)
Pathogenese und Klinik
! Merke
Die akute Sialadenitis ist durch eine meist einseitige
schmerzhafte Schwellung der entsprechenden Drüse
gekennzeichnet.
z Sialolithiasis
▬ Ätiologie: Speichelstase im Gangsystem
⊡ Abb. 3.22 Lymphom. Lymphknotenkonglomerat rechts zervikal bei mali- ▬ Häufigkeit: in 80% d. F. ist die Gl. submandibularis betrof-
gnem Lymphom. LK: Lymphknoten fen, in 20% die Gl. parotidea
▬ Klinik: charakteristisch sind nahrungsabhängig auftretende
Schmerzen mit einer plötzlichen Schwellung der Drüse
Sonographische Diagnostik
! Merke
Sowohl für die Sialadenitis (akute Entzündung einer
Speicheldrüse) sowie für die Sialolithiasis (Steinleiden)
stellt die Sonographie das bildgebende Verfahren der
ersten Wahl dar. In beiden Fällen ist die Drüse (im Sei-
tenvergleich) vergrößert.
▬ Sialadenitis
– Die Sialadenitis weist häufig ein unauffälliges Parenchym
auf, kann sich aber im Ultraschall durch ein aufgelo-
ckertes Drüsenparenchym, teilweise in Kombination mit
zahlreichen hyporeflexiven Arealen als Ausdruck sog.
Mikroabszesse präsentieren
– Das Gangsystem ist in der Regel nicht nachweisbar
⊡ Abb. 3.23 Lymphom. Multiple Lymphknoten bei malignem Lymphom. – In der Farbdopplersonographie ist das Drüsenparen-
LK: Lymphknoten chym hypervaskularisiert
242 Kapitel 3 · Leitsymptomorientierte Sonographie
! Merke
Bei fixiertem Tumor und Fazialisparese besteht immer
der V. a. einen malignen Prozess.
Sonographische Diagnostik
▬ Diagnostik der Wahl ist die Sonographie in Kombination
mit der Feinnadelpunktion, die erste Hinweise auf die
3 Dignität des Tumors liefert und so das weitere therapeuti-
sche Vorgehen bestimmt
▬ Allein das sonographische Erscheinungsbild erlaubt keine
histologische Diagnose
▬ Pleomorphe Adenom
– Das pleomorphe Adenom präsentiert sich im Ultraschall
als glatt begrenzter oder höckeriger Tumor, der insge-
samt echoarm ist
– Häufig findet sich eine gelappte Randung. Man sieht ho-
mogene Binnenechos und nur selten eine dorsale Schall-
⊡ Abb. 3.25 Oropharynxkarzinom. Tonsillenkarzinom rechts mit zervikaler verstärkung
Filia MB: Mundbodenmuskulatur – Die Vaskularisation ist schwach
▬ Zystadenolymphom
– Das Zystadenolymphom ist insgesamt weicher als das
▬ Auch zeigt sich oft eine Weichteilverlagerung durch die pleomorphe Adenom
raumfordernde Wirkung des Tumors – Es ist im Ultraschall scharf begrenzt, echoarm bis echo-
▬ Eine Beurteilung der Größenausdehnung sowie eine Mit- leer und weist häufig eine segelförmige Unterteilung auf
tellinienüberschreitung im Falle von Zungenkarzinomen – Oft besitzt es eine starke dorsale Schallverstärkung und
sind problemlos möglich kräftige Gefäße in den echoreichen Arealen
▬ Die Untersuchung erfolgt standardmäßig in 2 Ebenen – Ein multilokuläres sowie bilaterales Wachstum wird
▬ Insbesondere bei einem CUP-Syndrom (»cancer of unk- beim Zystadenolymphom in 10% d. F. beobachtet
nown primary«) ist die sonographische Diagnostik hilf- ▬ Maligne Speicheldrüsentumoren sind inhomogen echo-
reich, da kleinere Tumoren der Tonsillen, als häufigste arm und weisen ein diffuses Wachstum auf
Primärlokalisation, in der MRT und CT oftmals nicht
erkannt werden Therapie
▬ Jeder Speicheldrüsentumor sollte operativ entfernt werden.
Therapie Zum einen, um eine definitive Histologie zu gewinnen,
▬ Je nach Tumorstadium: verschiedene operative Verfahren zum anderen um eine Gefährdung des N. facialis zu ver-
(Laser assistiert, enoral, von außen, Defektdeckung durch meiden, die mit zunehmender Tumorgröße durch den
Lappen) oder Radio-/Chemotherapie Tumor selbst bzw. durch die dann erschwerte Operation
resultiert (⊡ Abb. 3.26 u. ⊡ Abb. 3.27)
Speicheldrüsentumoren
Pathogenese und Klinik Nasengerüstfrakturen
▬ Speicheldrüsentumoren machen etwa 2% aller menschli- ▬ Der Ultraschall lässt sich auch in der Frakturdiagnostik des
chen Tumoren aus Gesichtsbereiches gut einsetzen, da die Knochenkontur gut
▬ Die Gl. parotidea ist am häufigsten betroffen, gefolgt von erkannt werden kann
der Gl. submandibularis und den kleinen Speicheldrüsen ▬ Dies erweist sich besonders bei Schwangeren und Kindern
▬ Etwa 70% aller Tumoren der Gl. parotidea sind gutartig, als vorteilhaft, um eine Strahlenbelastung zu vermeiden
bei den kleinen Speicheldrüsen sind etwa 70% maligne ▬ Gut zugänglich sind das Nasengerüst, der Jochbogen und
▬ Die Gl. submandibularis nimmt eine Zwischenstellung ein der Orbitarahmen
▬ In der Gl. sublingualis finden sich nie Tumoren ▬ Im Falle einer Fraktur weist die Knochenkontur eine
▬ Die häufigsten gutartigen Tumoren sind das pleomorphe Verschiebung oder einen Bruchspalt auf, welcher sonogra-
Adenom gefolgt vom Zystadenolymphom (Warthin- phisch als hypoechogene Unterbrechung der hyperechoge-
Tumor) nen Kontur sichtbar wird (⊡ Abb. 3.28 u. ⊡ Abb. 3.29)
▬ Die Ätiologie dieser Tumoren ist bislang nicht geklärt ▬ Oft wird ein begleitendes, dem Knochen aufliegendes Hä-
▬ Einziger Risikofaktor für die Entstehung eines Zystade- matom oder Ödem sichtbar
nolymphoms ist Tabakrauch ▬ Die Einsatzmöglichkeiten des Ultraschalls erlauben dar-
▬ Klinisch manifest werden benigne Speicheldrüsentumoren über hinaus eine einfache intraoperative Kontrolle nach
durch eine langsam progrediente, indolente Schwellung in entsprechendem Repositionsmanöver bzw. chirurgischer
der entsprechenden Region Versorgung
3.8 · Unklare Halsschmerzen
245 3
Literatur
Notfallsonographie
G. Michels, N. Jaspers
4.1 Allgemeines
⊡ Tab. 4.1 Abklärung »Dyspnoe«
4.2 Indikationen
4.2.3 Kardiale Dyspnoe und Peri-Reanimation –
4.2.1 Akuter Thoraxschmerz fokussierte Echokardiographie
Fragestellungen Maßnahmen
Eingeschränkte Pumpfunktion oder Wandbewegungsstörungen bei Myokardischämie Inotropika, duale Antikoagulation, Herzkatheterlabor
(»eye-balling« ist in der Notfallsituation ausreichend) informieren
Volumenstatus, insbesondere bei V.a. Hypovolämie = »leerer rechter Vorhof und kollabierter Volumentherapie
rechter Ventrikel« bei hyperkontraktilem linken Ventrikel, verminderter Durchmesser V. cava
inferior
Echte PEA (pulslose elektrische Aktivität): elektromechanische Entkopplung mit Nachweis Abklärung von Hypovolämie, Perikarderguss, akute
von elektrischer Aktivität im Oberflächen-EKG bei fehlendem kardialem Auswurf (fehlende Rechtsherzbelastung und Pneumothorax
Wandbewegung)
Pseudo-PEA: Nachweis von elektrischer Aktivität im EKG und sonographisch minimalem Abklärung einer hochgradig eingeschränkten
kardialem Auswurf (Wandbewegungen), jedoch ohne signifikantem palpablem Puls myokardialen Pumpfunktion und kausale Behandlung
! Merke
Thoraxsonographie (Lunge und Pleura) 4.2.4 Akutes Abdomen
▬ Linearschallkopf (7,5–10 MHz) oder Konvexschall-
kopf für Abdomensonographie oder Echokardiogra- ▬ Differenzierung zwischen »akutem chirurgischem Abdo-
phiesonde men« und »akutem internistischem Abdomen«: Anamnese,
▬ Anlotungspunkte: 6 anteriore Quadranten des vent- Klinik, Labordiagnostik und Sonographie
ralen Thorax
▬ B-Mode: horizontale A-Linie (~ Pleura parietalis et ! Merke
visceralis) und vertikales Kometenschweifartefakt Anhand der rein klinischen Untersuchung kann ein
(Taschenlampenphänomen) akutes Abdomen mit intraperitonealer Blutung weder
▬ M-Mode: horizontale A-Linie und Nachweis des Lun- diagnostiziert noch ausgeschlossen werden. Deswegen
genpulses (passive pulssynchrone Bewegung der gewinnt die Sonographie in der Notfallmedizin zuneh-
Subkutis und der Lunge) mend an Bedeutung.
250 Kapitel 4 · Notfallsonographie
Organ Differenzialdiagnosen
Leber Rechtsherzinsuffizienz (dilatierte Lebervenen), Hepatitis, Leberzirrhose mit Zeichen der portalen Hypertension,
Stauungsleber, Budd-Chiari-Syndrom, Venous occlusive disease (VOD), Pfortaderthrombose, Leberabszess,
Hämatom, Leberruptur/Leberriss, Leberarterienverschluss/Leberinfarkt, Kontrolle Lebertansplantat/TIPSS
Milz Milzinfarkt, Milzhämatom (freie Flüssigkeit, Koller-Tasche), Milzabszess, Splenomegalie (portale Hypertension,
Rechtsherzinsuffizienz, Milzvenenthrombose), Hyposplenie, freie Flüssigkeit in der sog. Koller-Tasche z. B. bei
zweizeitiger Milzruptur
⊡ Tab. 4.4 Wertigkeit verschiedener bildgebender Verfahren bei der Diagnostik der Aortendissektion
Untersuchungsmethode Sensitivität [%] Spezifität [%] Positiver Vorhersagewert [%] Negativer Vorhersagewert [%] Accuracy [%]
CT 94 87 92 90 91
Ultraschall 60 83 81 62 70
Angiographie 88 94 96 84 98
4.2 · Indikationen
251 4
Aszites – bei akuter/frischer intraabdomineller Blu-
⊡ Tab. 4.5 Sensitivität und Spezifität der einzelnen Ultraschallzeichen
bei akuter Appendizitis tung sind der periphere und der »intraabdominelle«
Hb-Wert identisch)
Kriterium Sensitivität [%] Spezifität [%] ▬ Cholestase (»Hirschgeweih«, Beurteilung des DHC)
Schmerz über der Appendix 86 68 ▬ Ileuszeichen (»Klaviertastenphänomen«, dilatierte
Darmschlingen)
Echoreiche 86 97
Fettgewebsalteration
▬ Abdominalen Aortenaneurysmas
▬ Steinen (Gallenblase, Nierenbeckenkelchsystem)
Durchmesser ≥6 mm 100 68 Einige extra-abdominelle Erkrankungen manifestieren
Kein intraluminales Gas 85 79 sich gelegentlich durch eine rein abdominelle Sympto-
matik, weswegen neben der Sonographie weitere Un-
Fehlende Komprimierbarkeit 97 20
tersuchungen dringend notwendig sind (radiologische
Runde Querschnittsform 100 37 Diagnostik [z. B. Röntgen-/CT-Thorax], EKG, Laborche-
Appendikolith 28 96
mie, etc.) (⊡ Tab. 4.3, ⊡ Tab. 4.4, ⊡ Tab. 4.5 [nach Rettenba-
cher et al. 2000] u. ⊡ Tab. 4.6).
Blutfluss in Appendixwand 79 31 Der Nachweis von »freier abdominaler Flüssigkeit« in
Vergrößerte mesenterielle LK 20 70 der Sonographie bei hämodynamisch instabilen Patien-
ten ist ausreichend, um die Indikation zur Laparotomie
Freie Flüssigkeit 60 58
zu stellen.
Epigastrium
Entzündung: Ösophagitis, Gastritis, Duodenitis, Cholezystitis, eosinophile Gastroenteritis, Pankreatitis, Perikarditis
Raumforderung/Irritation: Magentumor, Dumpingsyndrome, V. cava-Thrombose, Interkostalneuralgie, Sprue (Zöliakie), Morbus Whipple (Infektion mit
Tropheryma whippelii), retroperitoneales Hämatom, Ösophagusspasmen
Obstruktion: Kolontumor, Nephrolithiasis, Leistenhernie, Invagina- Obstruktion: Kolontumor, Nephrolithiasis, Leistenhernie, Meckel-Divertikel, ileo-
tion coecale Invagination
Hepatitis Akute Hepatitis: meist normal, gelegentlich vergrößert und druckschmerzhaft, diffus echoarm; häufig vergrößerte Hiluslymph-
knoten und Splenomegalie; verdickte Gallenblasenwand möglich
Chronische Hepatitis: Leber meist normal, Übergang in Fibrose/Zirrhose möglich, ggf. grobkörnige Parenchymstruktur oder
Lymphknoten in Leberpforte und Splenomegalie
4 Leberzirrhose – Vergrößerte (MCL >15 cm) oder verkleinerte Leber (MCL <10 cm)
– Hypertrophierter Lobus caudatus (DD: Budd-Chiari-Syndrom)
– Asymmetrische Vergrößerung des linken Leberlappens, kleiner rechter Leberlappen
– Kontur: bucklig, bikonvex, höckerige Oberfläche
– Echomuster: fein- bis grobkörnig, inhomogen
– Stumpfer Leberwinkel >45°
– Kaliberschwankungen bzw. Rarefizierung der Lebervenen
Zeichen der – Dilatation der V. portae: intrahepatisch >11 mm, extrahepatisch: >13 mm
portalen – V. portae mit Vmax <11 cm/s, ggf. Flussumkehr (hepatofugaler Fluss)
Hypertension – Rarefizierte Seitenäste bis Pfortaderamputation
– Splenomegalie
– Aszites (perihepatisch, perisplenisch, Morison-Pouch, Excavatio rectovesicalis/Douglas-Raum)
– V. lienalis >12 mm
– Kollateralwege (z. B. rekanalisierte Umbilikalvene im Lig. falciforme [Cruveilhier-von-Baumgarten-Syndrom], Milzvarizen,
gastrale Varizen, Kollateralvenen in der Gallenblasenwand etc.)
– Gallenblasenwandverdickung
Budd-Chiari- – Ausmaß der Abflussstörung und Kollateralen bestimmen das klinische und sonographische Bild
Syndrom – Hepatomegalie, seltener mit Splenomegalie
– Fleckiges Parenchym durch Parenchymnekrosen (»Leopardenfell«)
– Fehlende Abgrenzbarkeit der Lebervenen und/oder der V. cava inferior
– Ggf. intrahepatische Kollateralen, insbesondere im Bereich der Leberkapsel
– Evtl. neu aufgetretener Aszites
– Dopplersonographie: Abweichungen vom normalen atem- und herzschlagmodulierten Fluss, Flussumkehr oder fehlender Fluss
in den Lebervenen
– Chronisches Budd-Chiari-Syndrom: hypertrophierter Lobus caudatus (eigene drainierende Venen; DD: Leberzirrhose)
Venous occlu- – Es existieren keine direkten sonographischen Zeichen (rein histopathologische bzw. Ausschlussdiagnose)
sive disease – Offene große Lebervenen
(VOD bzw. – Thrombotischer Verschluss der mikroskopisch kleinen Lebervenen (<1 mm)
sinusoidales – Ausschluss anderer Ursachen (z. B. Cholestase, Budd-Chiari, medikamentös-toxischer Leberschaden, Hepatitis)
Obstruktions- – Indirekte Zeichen: Aszites, Hepatomegalie, Splenomegalie, wandverdickte Gallenblase
syndrom) – Dopplersonographie: Pfortaderfluss vermindert, bidirektional oder hepatofugal
Leberabszess – Inhomogene, echoarme Struktur mit unscharfer Begrenzung, ständig wechselndes Bild
– Echoarmer Randsaum, ggf. Nachweis von Gasblasen
– Fehlende Binnendurchblutung im FKDS (verstärkte Vaskularisation des Randsaumes im KM-Sonographie)
– Entstehungswege: hämatogen, aszendierend (cholangitisch), fortgeleitet (bei Cholezystitis)
– Hämatogene Abszesse häufig multipel auftretend, fortgeleitete solitär (mit entsprechenden sonographischen
Veränderungen z. B. auch der Gallenblase)
– Differenzialdiagnosen: Echinococcus granulosus, eingeblutete Zyste, Hämatom, nekrotische/zystische Neoplasien
– Bei entsprechender Anamnese an Amöbenabszess denken (sonographisch nicht von pyogenem Abszess zu unterscheiden)
Hämatom Subkapsuläre Hämatome: echoarme, inhomogene Raumforderungen mit Zusammendrängen der peripheren Gefäße.
Kompression des Leberparenchyms und oft konkaver Begrenzung
Intrahepatische Hämatome: unregelmäßig konfigurierte Zonen im Lebergewebe, abhängig vom Alter der Hämatome: frische
Hämatome oft echoreich, innerhalb der 1. Woche zunehmend echoarm und besser abgrenzbar, nach 2–3 Wochen zuneh-
mende Unschärfe durch Resorption. Infizierte Hämatome können eine Randvaskularisierung aufweisen
Perihepatische Hämatome: Verlagerung der Leber
Differenzialdiagnosen: Zyste mit Einblutung, Leberinfarkt, Abszess, HCC, Metastase
Leberarterienver- – Keilförmige, zunächst echoreiche, dann echoarme Läsion mit Basis zur Organperipherie
schluss/Leberinfarkt – Duplexsonographie: fehlende Signale aus der A. hepatica
Kontrolle = – Komplikationen nach Lebertransplantation sind: Abstoßungsreaktionen, vaskuläre Komplikationen (Thrombose, Stenose,
Lebertransplantat Aneurysma, Infarkt), Gallenwegskomplikationen (Stenosen, Undichtigkeiten, Biliome, Abszess), Hämatome, Serome, Tumo-
(LTX) ren (HCC, NHL)
– Beurteilung des Leberparenchyms: diffuse oder fokale Auffälligkeiten (Infarkt, Abszess, Tumor, Biliom)
– Untersuchung der intra- und extrahepatischen Gallenwege (Aufstau, Striktur, Steine)
– Intraabdominelle Flüssigkeitsansammlungen (Hämatom, Biliom, Abszess, Serom, Pseudoaneurysma)
– Beurteilung von V. portae, A. hepatica einschließlich Segmentarterien, Lebervenen, und V. cava (Durchgängigkeit, Stenose,
Thrombose, Pseudoaneurysma)
Kontrolle = – TIPSS: Verbindung zwischen V. portae (meist rechter Pfortaderhauptast) und einer Lebervene
Transjugulärer – Farbdopplersonographische Kontrollen: Messungen proximal, distal und Mitte des Stents; Darstellung einer
intrahepatischer Flussumkehr der peripheren Portalvenen
portosystemischer – Flussgeschwindigkeiten: 60–180 cm/s
Shunt (TIPSS) – Klinische Zeichen einer Dysfunktion: Wiederauftreten von Varizen oder Aszites
– Sonographische Zeichen einer Dysfunktion (Thrombose, Okklusion, Stenose): fehlender Fluss bei komplettem
Verschluss, Flussgeschwindigkeitszunahme im Bereich der Stenose und Abnahme außerhalb der Stenose
– Prädilektionsstelle für Thrombose/Stenose: Übergang zwischen TIPS und Lebervenen
Cholezystolithiasis – »Steinkriterien«: intraluminaler echogener Reflex (ab 1–2 mm Steingröße) bzw. echoreiche Struktur, dorsaler Schall-
schatten (ab 2–3 mm Größe), Lagevariabilität (»rolling stones«)
– Sediment/Sludge: physiologisch bei parenteraler Ernährung und nach Fasten (wenige Tage Nulldiät können genügen),
schwach bis mittel echoreiches Sediment ohne Schallschatten, das sich entsprechend der Schwerkraft glatt /flachbogig
ausrichtet
– Gries: echoreicher Sludge mit Schallschatten, Vorliegen von multiplen kleinsten Konkrementen
– Tonnensteine: sehr große solitäre Konkremente, die das Lumen weitestgehend ausfüllen
– Differenzialdiagnosen: Gallenblasenempyem
Aerobilie – Echoreiche, bewegliche Reflexe (können bei Umlagerung zum höchsten Punkt wandern)
(Luftansammlung in – »Kometenschweife« in Gallenwegen
Gallenwegen) – Ursachen: Z. n. ERCP mit Papillotomie, Endostenteinlage im Gallengang, biliodigestive Anastomose, spontane
biliodigestive Fistelentstehung, bakteriell/Gasbildner (Cholangitis)
– Differenzialdiagnosen: Gefäßkalk, Hepatikolithiasis (Gallengangsteine)
Hämobilie (Blutung ins – Echodichtes Material in Gallenwege/Gallenblase mit oder ohne Cholestase
hepatobiliäre System) – Symptome: Ikterus, kolikartige Bauchschmerzen, gastrointestinale Blutung
– Ursachen: Tumor, Trauma, iatrogen (Leberpunktion, TIPS-Anlage, perkutane transhepatische Cholangiographie, Operati-
▼ on, Papillotomie, Stentanlage in die Gallengänge)
254 Kapitel 4 · Notfallsonographie
Akute Cholezystitis – Meistens Nachweis einer Cholezystolithiasis (steinbedingter Verschluss des Ductus cysticus)
– Echoarme generalisierte oder segmentale Wandverdickung (>3 mm) mit Separierung der Wandschichten (»Dreischich-
tung«)
– Ödem in der angrenzenden Leber sowie freie Flüssigkeit um die Gallenblase
– Murphy-Zeichen: Druckdolenz der Gallenblase bei gezielter Fingerpalpation unter sonographischer Sicht oder bei ge-
zielter Palpation mit dem Schallkopf
– Akalkulöse Cholezystitis: akute Cholezystitis ohne Konkrement, bei Patienten mit HIV/AIDS, Älteren, Diabetikern,
Chemotherapie, Intensivpatienten (asymptomatische »Intensiv-Gallenblase«); hohe Letalität durch Verkennen der
Ursache!
4 – Emphysematöse Cholezystitis: schwere Form durch Infektion mit Gasbildnern (Immunschwäche, Diabetiker), Nachweis
von intramuralen Gasansammlungen; glatte, wandständige, sehr intensive Reflexe (DD: Porzellangallenblase)
– Sekundäre Cholezystitis: z. B. im Rahmen einer chronischen Pankreatitis
Gallenblasenhydrops – »Prallfüllung« der Gallenblase auf dem Boden eines Abflusshindernisses (Zystikus- oder Choledochusstein oder Folge
entzündlicher Verschlüsse)
– Größe: Gallenblasenlänge >10 cm und >4 cm Breite, Druckdolenz
– Beweis: fehlende Kontraktion bzw. Entleerung nach Reizmahlzeit (z. B. Ei, Schokolade), Volumenbestimmung vorher/
nachher
– Differenzialdiagnosen: große atone Gallenblase nach parenteraler Ernährung, Nahrungskarenz und bei Intensivpati-
enten sind stark gefüllte Gallenblasen keine Seltenheit
Gallenblasenempyem – Organ mit entzündlichem Sludge gefüllt (»echogene Gallenblase«) mit Verbreiterung der Gallenblasenwand
– Häufig begleitendes Ödem in der Leber und freie Flüssigkeit um die Gallenblase
Nicht-entzündliche/ – Unterschiedliche Struktur und Echogenität: echoarm, echoreich, homogen, inhomogen, lamelliert
druckindolente Gallen- – Ursachen: z. B. Rechtsherzinsuffizienz, Leberzirrhose mit Aszites (portale Hypertension), Hypoproteinämie,
blasenwanddickung Niereninsuffizienz, akute Hepatitis, Pankreatitis, kontraktiler Zustand nach Nahrungsaufnahme
Splenomegalie – Portale Stauungsmilz: Milzvergrößerung bei portaler Hypertension bei Leberzirrhose, nach Milzvenen- oder Pfortader-
thrombose
– Hämatoonkologisch: Hodgkin- oder Non-Hodgkin-Lymphome, myeloproliferative Erkrankungen (CML), akute Leukä-
mien
– Infektionen: akute Infekte (Mononukleose, Masern), chronische Infekte (Malaria, Tbc, Endokarditis)
– Autoimmunerkrankungen: Kollagenosen, Morbus Werlhof, Autoimmunhämolyse
– Sonstige Ursachen: Sarkoidose, Amyloidose, Hämochromatose
Milzvenenthrombose – Schwach echogen bis echoreiche Thromben im Gefäßlumen der V. lienalis dorsal des Pankreas
– Splenomegalie und Aszites bei isolierter Milzvenenthrombose
– Dopplersonographie: fehlende Strömung oder bei inkompletter Thrombose Rest-Flow
Nierenvenen- – Akut: Befunde unspezifisch, vergrößerte, echoarme Niere mit Verlust der normalen Nierendifferenzierung.
thrombose Ggf. Darstellung des Thrombus in der Nierenvene- dieser ist jedoch fast echofrei und wird so leicht übersehen
– Chronisch: kleine, vermehrt echoreiche Niere
Nierentrauma – Intrarenale Hämatome: je nach Ausmaß und Alter echoreich, echoarm oder inhomogen
– Lazeration: lineare Konturunterbrechungen
– Subkapsuläre Hämatome: führen zur Abflachung der Nierenkontur
– Nierenfragmentation: multiple, isoliert liegende Nierenfragmente mit umgebender Blutung und Urinansammlung
Subileus/Ileus – Diagnose eines Ileus sonographisch deutlich früher (ca. 4 h!) als röntgenologisch
– Dilatierte, stark flüssigkeitsgefüllte, kreisrunde Darmschlingen
– Dünndarm: »Klaviertastenphänomen« oder »Strickleiterphänomen« (Kerckring-Falten), Ileumschlingen bei fehlenden
Kerckring-Falten glattwandig
4 – Kolon: Aufspreizen der Haustren (>3 cm), massive Überblähung des Kolons
– Peristaltik: gesteigerte (Pendel-) Peristaltik bei mechanischem Ileus, aufgehobene Peristaltik bei Paralyse
– »Hungerdarm«: entleerter Darm distal der Stenose bei mechanischem Ileus
– Darmwand initial gespannt, im Verlauf Darmwandverdickung auf dem Boden ödematöser, entzündlicher, ischämischer
oder tumuröser Genese
– Aszites: Flüssigkeitsexsudation in die freie Bauchhöhle als Begleitphänomen
– Differenzialdiagnosen mechanischer Ileus: Bridenileus, Invagination (v. a. bei Kleinkindern), inkarzerierte Hernie, ent-
zündlich bedingte Stenose (z. B. bei Morbus Crohn oder bei Divertikulitis), Tumor
– Differenzialdiagnosen paralytischer Ileus: Pankreatitis, Peritonitis, mesenteriale Gefäßverschlüsse, postoperative
Darmatonie
Divertikulitis – Begleitkolitis: segmentale echoarme, akzentuierte Darmwandverdickung, Darmlumen eingeengt durch Schwellung
– Entzündetes Divertikel: echoarme »Ausbuchtungen« der Darmwand, evtl. zentral echoreiche Reflexe (Luft in den Diver-
tikeln), echoarmer Randsaum (»Halo«), eingebettet in eine echoreiche »Haube« (entzündlich bedingte Fettgewebsreak-
tion)
– Häufig nur ein Segment bzw. nur einzelne Divertikel befallen!
– Farbdopplersonographie: segmentale, inflammatorische Hypervaskularisation
– Komplikationen: Abszessbildung, Fistelbildung zu benachbarten Organen (echoarme, außerhalb des Darmes gelegene
Strukturen, können z. T. mit Luft gefüllt sein), Perforation (periintestinal gefangene/freie peritoneale Gasansammlung)
– Differenzialdiagnosen: chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Haustrierung in der Regel erhalten bei
Divertikulitis), Malignome (Architektur der Darmwand bei Divertikulitis erhalten)
Literatur
Gefäßsonographie
G. Michels, S. Karasch, Ch. Feldmann, Th. Karasch
5.1 Grundlagen der Doppler- und und von den sich bewegenden zellulären Blutbestand-
Duplexsonographie teilen zum größten Teil zum Schallkopf reflektiert.
Abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit der
G. Michels, S. Karasch, Ch. Feldmann vorbeifließenden korpuskulären Elemente erfährt die
Sendefrequenz eine Frequenzänderung, den sog. Dopp-
lershift
5.1.1 Dopplereffekt – Der Dopplerwinkel darf 60° nicht überschreiten,
sonst wird er zu ungenau. Wird dieser Winkel über-
▬ Frequenzverschiebung an vorbeifließenden Erythrozyten, schritten, zeigen die meisten Geräte dies als War-
d. h. Ultraschallwellen werden an Erythrozyten reflektiert nung an
– Annäherung des Erythrozyten in Richtung Schallkopf: ▬ Spektralanalyse des Frequenz-Zeit-Spektrums
Frequenzzunahme, heller Ton, Verkürzung der zurück- – Ermittlung der Frequenzshift durch den Vergleich der
5 gesandten Wellenlänge ausgesandten (Ultraschallsendefrequenz) und empfan-
– Bewegung des Erythrozyten vom Schallkopf weg: Fre- genen (reflektierten) Frequenz
quenzabnahme, dunkler Ton, Verlängerung der zurück- – Erfassung mittels Fourier-Analyse
gesandten Wellenlänge (im Vergleich zur ausgesandten)
▬ Dopplergleichung z Dopplerverfahren (allgemein)
▬ Spektrale Dopplerverfahren (⊡ Tab. 5.1)
z Dopplerformel: Δf = (2 × v × f0 × cos α)/c – CW-Doppler (»continuous wave«)
▬ Δf = Dopplershift bzw. Frequenzshift – PW-Doppler (»pulsed wave«)
▬ v = Blutströmungsgeschwindigkeit ▬ Farbdopplerverfahren
▬ f0 = Ultraschallsendefrequenz – Color-Doppler
▬ cos α = Winkel zwischen Ultraschallstrahl und Strömungs- – Power-Doppler
richtung (Einstrahlwinkel), d. h. bei einem Einstrahlwinkel
von 90° (cos α 90°=0) lässt sich kein Blutfluss registrieren
▬ c = Schallausbreitungsgeschwindigkeit im Gewebe (ange- 5.1.2 Spektrale Dopplerverfahren
nommene 1540 m/s)
– Die Dopplerverschiebung Δf (Hz) ist dabei der Strö- Parameter spektraler Dopplerverfahren
mungsgeschwindigkeit v (cm/s) und der Ultraschallsen- ▬ Vmax: systolische Maximalfrequenz (-geschwindigkeit)
defrequenz f0 (MHz) proportional ▬ Vmean: mittlere Frequenz (-geschwindigkeit)
– Bei einem Einstrahlwinkel von 90° (cos α 90°=0) lässt ▬ Vmin: früh-/enddiastolische Maximalfrequenz (-geschwin-
sich somit kein Blutfluss registrieren digkeit)
– Zusammengefasst: von einem stationären Schallkopf ▬ TAVmean: die über die Zeit gemittelte (»time averaged«)
wird eine bestimmte Ultraschallsendefrequenz emittiert mittlere Geschwindigkeit
Eigenschaften: Eigenschaften:
– Kontinuierliche Aussendung von Ultraschallwellen – Intermittierende Aussendung von Ultraschallwellen
– Anwendung von 2 Piezokristallen, welche sowohl – Anwendung von nur 1 Piezokristall: fungiert abwechselnd als Sender und Empfänger
als Sender als auch als Empfänger fungieren, d. h. – Zyklus zwischen Senden und Empfangen nennt man auch pulse-repetition frequency (PRF)
die Aufzeichnung der Frequenzänderung erfolgt – PRF muss mindestens doppelt so hoch sein wie die zu registrierende Dopplerverschiebung
lückenlos – Messungen von Frequenzen bzw. Frequenzshifts nur bis zur Nyquist-Grenze, d. h. die
– Registrierung hoher Frequenzshifts Wellenlänge darf nicht kürzer sein als das 2fache der registrierten Wellenlänge
– Messung hoher Geschwindigkeiten, – Überschreitung der Nyquist-Grenze: Geschwindigkeits-(Farb-)Umschlag (hellrot-hellblau
z. B. Blutflussgeschwindigkeiten über Stenosen über weiß), sog. Aliasing-Phänomen
– Nyquist-Grenze abhängig von Eindringtiefe
Vorteile: Vorteile:
– Erfassung solcher hohen Blutflussgeschwindig- – Verbesserte räumliche Auflösung, Tiefenzuordnung möglich (Tiefenselektivität)
keiten, da beim CW-Doppler kein Aliasing-Phäno-
men auftritt
Nachteile: Nachteile:
– Fehlende Ortsauflösung, fehlende – Es werden nur niedrige Geschwindigkeiten wahrgenommen (Aliasing)
Tiefenselektivität – Sample-Volume ~ PW-Messvolumen: räumliche abgegrenzte Empfangsregion, ൈ bis des
– Unter Umständen gleichzeitige Erfassung verschie- Gefäßvolumens, sonst entstehen Wandpulsationen, die als Artefakte in Erscheinung treten
dener Strömungen (oder Strömungsrichtungen)
5.1 · Grundlagen der Doppler- und Duplexsonographie
263 5
▬ Indizes ▬ Darstellung kleinkalibriger Gefäße und bogigen Gefäßver-
– Pulsatilitäts-Index (PI) nach Gosling: PI=(Vmax – Vsyst)/ läufen, z. B. Kinking
TAVmean ▬ Optimal zur Unterscheidung von Gefäßstrukturen und
– Resistance-Index (RI) nach Pourcelot: RI=(Vmin – Vdiast)/ Nicht-Gefäßstrukturen unter schwierigen Schallbedingun-
Vmax gen, z. B. bei der Lebersonographie: Unterscheidung zwi-
– Beide Indizes sind weitgehend unabhängig vom Einfalls- schen Gefäß und Gallengang
winkel
! Merke 5.1.5 Frequenz-Zeit-Profile
Aliasing-Phänomen: Geschwindigkeiten bzw. Fre-
quenzverschiebungen, welche die Nyquist-Grenze
Muskelarterie
überschreiten (N=PRF/2), werden bei der Darstellung
▬ Muskelarterien: z. B. A. carotis externa, A. radialis, ab
abgeschnitten und erscheinen in der entgegengesetz-
A. iliacae, ab A. subclavia (⊡ Abb. 5.1)
ten Strömungsrichtung.
▬ Merkmal: Muskelarterien sind durch einen hohen periphe-
ren Widerstand gekennzeichnet
▬ Komponenten des Frequenz-Zeit-Profils einer Muskel-
5.1.3 Duplexsonographie arterie:
– Systole: steiler systolischer Strömungsanstieg und -abfall
Definition und offenes systolisches Fenster, d. h. laminare Strömung
▬ Duplex-Mode, eine Kombination aus ohne Turbulenzen
– B-Bildverfahren (zweidimensionale Real-time-Sonogra- – Diastole: kurzer frühdiastolischer Rückfluss (DIP), feh-
phie, B=Brightness) und lende enddiastolische Strömung
– PW-oder CW-Dopplersonographie ▬ Arterielle Dopplerkurve einer Muskelarterie
▬ Triplex-Mode: gleichzeitige »Real-time«-Darstellung von – Physiologisch: bi- oder triphasisch
B-Bild, Farbdoppler- und spektralem PW-Doppler – Pathologisch (z. B. Arterienverschluss/poststenotisch):
monophasisches Profil ohne frühdiastolischen Rückfluss
Duplex-Verfahren (DIP) und mit enddiastolischer Vorwärtsströmung
▬ Konventionelle Duplexsonographie (ohne Farbe)
▬ Farbduplexsonographie (gängigstes Verfahren, unten) Parenchymversorgende Arterien
▬ Parenchymarterien: z. B. Aa. carotides internae, Aa. ver-
Farbkodierung tebrales, Aa. renales, Aa. hepaticae, A. thyroidea superior,
▬ Rot: auf den Schallkopf zu, wenn möglich arterielle ortho- Aa. uterinae bei Schwangeren (⊡ Abb. 5.2)
grade Strömungsrichtung ▬ Merkmal: Parenchymarterien besitzen einen geringeren
▬ Blau: vom Schallkopf weg, wenn möglich venöse Strömung peripheren Widerstand
oder retrograde arterielle Strömung ▬ Komponenten des Hämotachygramms (Frequenz-Zeit-
▬ Gelb-grün: Turbulenzen, d. h. treten zur gleichen Zeit viele Profils) einer Parenchymarterie:
verschiedene Geschwindigkeiten auf, so wird dieses Phäno- – Systole: weniger steiler Anstieg
men mit einer weiteren Farbe kodiert (Varianzkodierung) – Diastole: physiologischer positiver holodiastolischer
▬ Farbhelligkeit: die Strömungsgeschwindigkeit wird durch Fluss (fehlt bei Muskelarterien)
die Farbhelligkeit kodiert, d. h. eine Zunahme der Strö-
mungsgeschwindigkeit wird durch eine Zunahme der Hel-
ligkeit (z. B. von rot nach gelb) angezeigt
5.1.4 Farbduplex-Verfahren
Color-Doppler
▬ Charakteristikum: frequenzkodiert und winkelabhängig
Power-Doppler
▬ Charakteristikum: amplitudenkodiert und weniger win-
kelabhängig
▬ Die Gefäßkonturen lassen sich im Ggs. zum Duplex-Mode
exakt voneinander abgrenzen
▬ Eine Strömungsrichtung ist nicht erfassbar
▬ Kein Aliasing-Phänomen ⊡ Abb. 5.1 Doppler-Frequenz-Zeit-Spektrum einer Muskelarterie (A. bra-
▬ Erfassung von langsamen Strömungen sind möglich chialis)
264 Kapitel 5 · Gefäßsonographie
– A. femoralis: 7 m/s
– A. tibialis: 9–10 m/s
– Faustformel: Die mittlere Geschwindigkeit des Blutflus-
ses beträgt 1 m/s
▬ Dopplerdruckmessung
– Messung über Knöchel- und Armarterien, d. h. Doppler-
druckmessung über schlecht komprimierbaren Arterien,
da der Gewebedruck größer ist als der Arteriendruck
– Laplace-Beziehung: K = p × (r/2d); K = Wandspannung,
r = Gefäßradius, p = Innendruck, d = Wanddicke
! Merke
Die systolische Signalverbreiterung ist nur wenig win-
5 kelabhängig.
>100 Gut
A
80–100 Ausreichend
C
distaler Stenosegrad (NASCET) 50–80 Mäßig
B-A* 100%
B <50 Unzureichend (kritisches Druckniveau)
⊡ Abb. 5.3 Berechnung des lokalen und distalen Stenosegrades ⊡ Tab. 5.3 Knöchel-Armarterien-Index
(ECST: European Carotid Surgery Trial, NASCET: North American Symptomatik
Carotid Endarterectomy Trial, siehe auch Revision der DEGUM-Kriterien und Druckdifferenz p Arm/Knöchel Hämodynamische
Transfer in NASCET-Stenosierungsgrade) [mmHg] Kompensation
40 Gut
5.2.3 Knöchel-Armarterien-Index 60 Ausreichend
(»ankle brachial index«, ABI)
80 Mäßig
▬ Abklärung arteriosklerotischer Gefäßveränderungen Druckquotient (Knöchel/Arm-Index) alleine vermittelt keine Vorstellung vom
▬ Diagnose/Ausschluss einer arteriellen Verschlusskrankheit Systemdruck und dem absoluten peripheren Druck.
(AVK)
▬ Screening einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
(pAVK) – Pathologisch (Sensitivität 85%): ABI ≤0,9, Zeichen der
! Merke pAVK und deutlich erhöhtes Risiko für koronare- oder
Der Knöchel-Armarterien-Index (ABI) stellt für die Diag- zerebrovaskuläre Ereignisse
nostik der pAVK eine gute Screening-Methode dar. – ABI >1,3 zeigt Mediasklerose an (z. B. bei Diabetes mel-
litus), Mönckeberg-Sklerose
Durchführung – Absolutwert: gibt die Durchblutungsreserve wieder,
▬ Voraussetzung: 10–15 min Ruhepause im Liegen (je schwe- zeigt am sichersten die Gefährdung einer Extremität an
rer die pAVK, desto länger) (⊡ Tab. 5.2 u. ⊡ Tab. 5.3)
– In liegender Position ist der systolische Druck in den
Beinarterien etwa 10% höher (aufgrund von Pulswellen- Belastungsuntersuchungen
reflexion in distalen Gefäßabschnitten, Amplifikation) ▬ Indikation: falls der ABI unter Ruhebedingungen einen
als in Armarterien Normalbefund (>1) aufweist, obwohl Claudicatio-Be-
▬ Bestimmung der systolischen Blutdruckwerte schwerden angegeben werden, sollten Belastungsuntersu-
– Armarterien = A. brachialis bds. (!): nach der Riva-Roc- chungen durchgeführt werden
ci-Methode oder dopplersonographisch, bei Druckunter- ▬ Möglichkeiten: Laufband, Treppen laufen, Kniebeugen,
schieden den höchsten Wert verwenden Zehenstände
– Beinarterien = A. tibialis posterior (dorsal des Malleo- ▬ Normaler ABI kurz nach Belastung: keine pAVK
lus medialis) und A. dorsalis pedis auf dem Fußrücken ▬ Abnahme des ABI nach Belastung um 15–20%: Hinweis
oder interdigital (jeweils bds.): dopplersonographische für eine pAVK
Bestimmung (Dopplersonde: ~8 MHz), jeweils den nied-
rigsten Wert heranziehen
▬ Berechnung des ABI für jede Seite 5.2.4 Akute periphere arterielle
– Maß für die periphere arterielle Kompensation: ABI = Verschlusskrankheit
niedrigster Knöchelarteriendruck/höchster Armarterien-
druck Definition
▬ Plötzlich auftretende, embolisch oder thrombotisch be-
Interpretation dingte Okklusion einer Arterie
– ABI-Schwellenwert: 1 (bis >0,9) ▬ Im Allgemeinen versteht man darunter Verschlüsse von
– Physiologisch (Spezifität 85%): ABI >1 Extremitätenarterien, die sog. akute Extremitätenischämie
266 Kapitel 5 · Gefäßsonographie
5 Lokalisationen Definition
▬ Untere Extremität (85% d. F.): häufig Verschluss der A. fe- ▬ Stenosierende und okkludierende Veränderungen der
moralis (Femoralisbifurkation) mit gleichzeitiger Okklu- Aorta und der Extremitätenarterien (⊡ Tab. 5.5)
sion von Unterschenkelarterien, Verschluss der A. poplitea ▬ >90% untere Extremität betroffen
vor Trifurkation ▬ >95% verursacht durch Atherosklerose
▬ Obere Extremität (15% d. F.)
▬ Prädilektionsstellen: Bifurkationen, z. B. Aortenbifurkati- Ätiologie
onsverschluss (Leriche-Syndrom) ▬ Meist chronisch obliterierende Atherosklerose (>95%)
▬ Risikofaktoren: vor allem Nikotinabusus und Diabetes
Klinik mellitus (hier vor allem Unterschenkel-Arterien betroffen),
z 6 P’s nach Prat (1954) in »zeitlicher« Reihenfolge arterielle Hypertonie, Hyperlipoproteinämie, familiäre
▬ Pulslosigkeit (»pulselessness«) Disposition
▬ Blässe (»paleness«) ▬ Seltene Ursachen (5%): Thrombangitis obliterans (Morbus
▬ Schmerz (»pain«) Winiwarter-Buerger), Takayasu-Arteriitis
▬ Gefühlsstörung (»paresthesia«)
▬ Bewegungsunfähigkeit (»paralysis«) Lokalisationen
▬ Schock (»prostration«) ▬ Meist >90% ist die untere Extremität betroffen
▬ Einteilung nach Lokalisation: Einetagen- oder Mehreta-
Stadien der akuten Extremitätenischämie generkrankung; bei der pAVK liegt in der Regel eine Meh-
(⊡ Tab. 5.4) retagenproblematik vor
Anmerkung: bei hochgradigen Stenosierungen ist häufig kein Puls distal der Stenose mehr tastbar; bei ausreichender Kollateralisierung sind Patienten häufig
noch asymptomatisch.
5.2 · Periphere Arterien
267 5
▬ Besonderheiten: bei Diabetes mellitus sind häufig die Un- ⊡ Tab. 5.8 Einteilung der aortoiliakalen Läsionen nach der TASK 2
terschenkelarterien und der Abgangsbereich der A. femo-
ralis profunda betroffen. Bei Thrombangitis obliterans sind TASK-Stadium Beschreibung
nahezu immer die Unterschenkel- und Unterarmarterien TASK A – Ein- oder beidseitige Stenose der A. il. comm.
betroffen – Ein- oder beidseitige Stenose <3 cm der A. il.
externa
Ätiologie z Nachsorge
▬ Meist iatrogen, z. B. nach Gefäßpunktion (Angiographie/ ▬ Anlage eines Druckverbandes nach Thrombininjektion
Intervention an peripheren, kardialen, abdominellen oder ▬ 24 h Bettruhe
zentralen Arterien) ▬ Duplexsonographische Befundkontrolle am folgenden Tag
▬ Schuss- und Stichverletzungen
Lokalisationen
▬ A. femoralis communis aufgrund der dort stattfindenden
Punktionen
▬ Aa iliacae, wenn sich Dissektion der Aorta fortsetzt
Klinik
▬ Keine Klinik oder Symptome des akuten Arterienver-
schlusses ( dort)
Sonographische Diagnostik
▬ B-Bild: bewegter Intimalappen im Arterienlumen
▬ Evtl. Flussbeschleunigung im Doppler
Definition
▬ Unter einer arteriovenösen Fistel versteht man eine kom-
⊡ Abb. 5.5 Aneurysma spurium binierte Arterien- und Venenverletzung an korrespondie-
270 Kapitel 5 · Gefäßsonographie
z Ätiologie
▬ Autoimmun, entzündliche Ätiopathogenese
z Lokalisationen
▬ Prädilektionsstellen: A. temporalis superficialis
z Klinik
▬ Kopfschmerzen, Sehstörungen
▬ Kauschmerzen (Masseterschmerz)
▬ Müdigkeit, Abgeschlagenheit
Anmerkung: Die indirekten Dopplerkriterien werden erst bei höhergradigen Stenosen (>80–90%) wahrgenommen.
Parameter Filiforme Stenose (kaum oder nicht hörbar) Mittelgradige Stenose (hörbar)
5.3.3 Gefäßverschlüsse
Sonographische Zeichen
▬ B-Mode: komplett verlegende Strukturen im Gefäßlumen
(⊡ Abb. 5.8)
▬ Farbdoppler- oder Power-Mode: obligater Nachweis der
fehlenden Strömung in dem Gefäßsegment (fehlenden
Farbkodierung im Farbdoppler- oder Power-mode), jeweils
niedrige und hohe Pulsrepetitionsfrequenz
▬ Ableitung eines Stumpfsignals vor dem Verschluss dopp-
lersonographisch für eine Gefäßokklusion (»Pauken-
schlagphänomen«)
a
schen Intima und Gefäßlumen) nach Oberkante echoreich 5.3.6 A. vertebralis und A. subclavia
(Grenze zwischen Media und Adventitia) nach der »lea-
ding edge«-Methode Allgemeines
▬ Messlokalisation: A. carotis communis ~1–2 cm proximal ▬ Hämodynamisch wirksame Schulter- oder Armarteriens-
des Bulbus tenosen und -verschlüsse lassen sich klinisch oft schon
▬ Messung an der Schallkopf-fernen Arterienwand an niedrigeren Blutdruckwerten auf der betroffenen Seite,
– Schallkopf-ferne Arterienwand: entspricht der histologi- dem fehlenden oder abgeschwächten Radialispuls und
schen IMD auskultatorisch erfassbaren Stenosegeräuschen erkennen
– Schallkopf-nahe Arterienwand: zeigt Wiederholungs- ▬ Abgangsbereich der A. vertebralis aus der A. subclavia
echos [Reverberationen], so das falsch hohe Werte ge- Prädilektionsstelle für Stenosen und Verschlüsse
messen werden ▬ Blutdruckdifferenz an den Armen >20 mmHg: Untersu-
▬ Bestimmung der IMD in der Enddiastole, da sie zu diesem chung der A. subclavia
5 Zeitpunkt die maximale Dicke aufweist ▬ Farbkodiert gelingt vollständige Darstellung der A. verteb-
▬ Bei Vorliegen von Plaques ist die Messung der IMD in der ralis rechtsseitig in etwa 90% und linksseitig bei 70–80%
Regel überflüssig
Stenosen und Verschlüsse
▬ Bei einseitigen proximalen Hindernissen der A. subclavia
5.3.5 Besondere Befunde erfolgt der Kollateralfluss häufig über die beiden Aa. verte-
brales
Dissektionen ▬ Ipsilaterale A. vertebralis zeigt mit zunehmender Versor-
▬ Häufig im Zusammenhang mit dissezierenden Aor- gung des Armes zunächst ein systolisch reduziertes Strö-
tenaneurysmata (Typ I DeBakey; Stanford A) mungsprofil, das über eine Pendelströmung (inkomplettes
▬ Dissektion über die A. carotis communis bis in die A. caro- Steal-Phänomen) bis zu einem komplett retrograden Fluss
tis interna oder externa (⊡ Abb. 5.10) (komplettes Steal-Phänomen) übergehen kann
▬ Isolierte Dissektionen der A. carotis interna (traumatisch, ▬ Vertebro-vertebrale Kollateralisation: Strömungsgeschwin-
auch nach Bagatellverletzungen oder spontan, besonders digkeit in der kontralateralen A. vertebralis erhöht
bei fibromuskulärer Dysplasie) ▬ Subclavian-Steal-Syndrom: Minderversorgung des hin-
▬ Im B-Bild häufig noch flottierende Membran im Gefäßlumen teren Hirnstromgebietes mit vertebrobasilären Durchblu-
▬ Im Farbdoppler zwei Lumina mit unterschiedlicher Strö- tungsstörungen
mungsrichtung, -geschwindigkeit ▬ Subclavian-Steal-Phänomen: alleinige Diagnose dieses
▬ Die Frequenzspektren entsprechen dem lokalen Stenose- Kollateralweges ohne Beschwerden
grad, bis hin zum vollständigen Gefäßverschluss ▬ Provokationsmanöver bei V. a. Subklaviastrombahnhin-
▬ Signale variieren entsprechend der häufig, im Mittel bin- dernis: suprasystolische 3- bis 5-minütige Sperre am ipsilat.
nen 4–6 Wochen einsetzenden, spontanen Rekanalisierung Oberarm zur Stimulation einer Hyperämie
▬ Typisches sog. Schwapp-Phänomen mit vorwärts und ▬ Führt zur Zunahme der geschilderten Kollateralströme
rückwärts gerichteten systolischen Strömungsanteilen ▬ Bei Subklaviastenosen in ~17% komplettes und ~83% in-
▬ Bei distaler Okklusion fehlende diastolische Strömungs- komplettes Steal-Phämonen und
anteile ▬ Bei Verschlüssen in ~84% komplettes und ~16% inkom-
plettes Steal-Phänomen zu erwarten
▬ Bei Subklaviastenosen ist in etwa 17% mit einem kom-
pletten und in etwa 83% mit einem inkompletten Steal-
Phämonen zu rechnen, während bei Verschlüssen in ca.
84% ein komplettes und in etwa 16% ein inkomplettes
Steal-Phänomen auftritt
▬ Verschlüsse der A. vertebralis werden häufig über präfor-
mierte extrakranielle Kollateralen wiederaufgefüllt
▬ Kollateralgefäße: Truncus thyreocervicalis und costocer-
vicalis sowie vertebro-vertebrale Anastomosen von der
kontralateralen Vertebralarterie
▬ Über Vertebralis-Okzipitalis-Anastomose kann dem hin-
teren Stromgebiet über Äste der A. carotis externa Blut aus
dem vorderen Hirnkreislauf zugeführt werden
Dissektionen
▬ Wichtige Differenzialdiagnose akuter ischämischer
Hirninsulte besonders bei jüngeren Patienten, nach einem
⊡ Abb. 5.10 Dissektion der A. carotis communis Trauma, bei fibromuskulärer Dysplasie
5.4 · Periphere Venen
275 5
▬ Farbduplexsonographie: Wandverdickung mit hetero- ▬ Punkt der maximalen Einengung nicht immer direkt du-
genem Echo, irreguläre Begrenzung des Lumens, kein plexsonographisch einsehbar, daher indirekte Kriterien
Farbsignal im Lumen, hochgradige Stenose oder auch wichtig (Stenosen, thrombotische Gefäßwandauflagerun-
Lumeneinengung ohne hämodynamische Wirksam- gen, arterielle Aneurysmen)
keit
▬ Intramurales Hämatom, Dissektionsmembran,
2 Lumina 5.4 Periphere Venen
▬ Bei distaler Gefäßokklusion Stumpfsignal (Pauken-
schlagphänomen), Strömungsprofil mit hohem Wi- Ch. Feldmann, Th. Karasch, G. Michels
derstand, verminderte systolische und enddiastolische
Strömungsgeschwindigkeit
5.4.1 Einteilung des Venensystems (⊡ Tab. 5.15)
Neurovaskuläre Kompressionssyndrome
▬ Von der oberen Thoraxapertur bis zur Axilla muss die Charakteristikum von Venen: atemabhängiges Schließen und
A. subclavia zusammen mit der gleichnamigen Vene und Öffnen der Venenklappen führen zu einem atemmodulierten
Anteilen des Plexus brachialis 3 präformierte Engen pas- Blutfluss (⊡ Abb. 5.11)
sieren
▬ Symptome: Schmerzen, Par- und Hypästhesien und moto-
rische Ausfälle wechselnder Lokalisation
▬ Skalenus- bzw. Halsrippensyndrom: Einengung der Skale-
nuslücke durch Halsrippe, Exostose der 1. Rippe oder ab-
norme Position bzw. Verdickung der M. scalenus anterior
oder medius
– Nur <10% der Patienten mit einer Halsrippe (Häufigkeit:
0,5–1% der Bevölkerung, ~47% bilateral) werden symp-
tomatisch
– Zunehmende Stenose, Aneurysma, Gefäßverschluss oder
arterio-arterielle Embolien in Unterarm- oder Fingerar-
terien
▬ Kostoklavikuläres Syndrom: Gefäßkompression im
Bereich der Durchtrittsstelle zwischen Klavikula und
1. Rippe. Hierbei wirken Schwäche der Schultergürtelmus-
kulatur, Rippenkallus oder Exostosen begünstigend
▬ Hyperabduktionssyndrom: Kompression des Gefäß-
nervenstranges bei Abduktion und Elevation des Armes
unter der Sehne des M. pectoralis minor oder Processus ⊡ Abb. 5.11 Atemmodulierte Strömung in Venen (abhängig von Inspira-
coracoides tion und Exspiration), vor (rechts) und nach (links) Valsalva
Venen- Ober- und Unterschenkel- Vv. Iliacae Perforansvenen: Faszienlücken entlang der
beschreibung innenseite: V. saphena V. femoralis communis et superficialis oberflächlichen Venen (man rutscht quasi
magna V. poplitea beim Palpitieren mit dem Finger hinein)
Mittig auf der Wade: Vv. tibiales anterior Perforansgruppen: früher gel. Eigennamen
V. saphena parva Vv. tibiales posterior (Dodd, Hunter, Boyd, Shermann, Cockett)
Vv. fibulares
Die Unterschenkelvenen sind paarig angelegt!
Untersuchungs- Liegender oder stehender Becken und Oberschenkelvenen in Rückenlage Sitzender oder stehender Patient
position Patient V. poplitea in Bauch-/Seitenlage oder im Sitzen, (hervortreten sog. blow-outs)
Unterschenkelvenen im Sitzen oder im Stehen
5.4.2 Beinvenenthrombose
Allgemeines
▬ Thrombose: partielle oder komplette Verlegung
von Beinvenen durch ein intravasales Blutgerinnsel
(⊡ Abb. 5.12)
▬ Komplikationen: Lungenembolie, postthrombotisches
Syndrom
▬ Zur Diagnosestellung einer Venenthrombose reicht in
aller Regel das »B-Bild« aus! (Kompressionssonographie)
▬ Venen sollten von proximal nach distal »abgefahren«
werden
5 ▬ Die Thromboseentstehung erfolgt meistens in den Venen-
klappentaschen
▬ Hauptmanifestation: untere Extremität bzw. aszendierend
aus dem Bereich der Unterschenkelvenen
Ätiologie
Risikofaktoren Beinvenenthrombose
Erworbene Risikofaktoren:
▬ Hohes Alter
▬ Operation
▬ Trauma
▬ Unfallverletzungen
▬ Immobilisation/Parese
▬ Malignom (Hyperkoagulabilität)
▬ Chemotherapie
▬ Z.n. tiefer Venenthrombose (TVT)
▬ Diabetes mellitus
▬ Schwangerschaft (5fach erhöhtes Risiko)
▬ Nephrotisches Syndrom
▬ Adipositas ⊡ Abb. 5.12 Tiefe Beinvenenthrombose
▬ Varikosis
▬ Orale Kontrazeptiva (relativ 2- bis 5faches Risiko)
▬ Rauchen ⊡ Tab. 5.16 Wells-Score zur Bestimmung der klinischen Wahrschein-
lichkeit des Vorhandenseins einer TVT
Anmerkung: bei erfahrenen Untersuchern auch im Bereich der Unterschenkelvenen Sensitivität: >90%, Spezifität: >90–95%.
Stadium/ Klinik
Klasse
Krankheitsbild Beschreibung
5.5.2 Truncus coeliacus ▬ Verlauf: ca. 5–7 cm parallel zur Aorta abdominalis, wird
von der linken Nierenvene unterkreuzt
Allgemeine Aspekte und Kenngrößen ▬ Riolan-Anastomose: zwischen A. mesenterica superior und
▬ Ursprung: 12. BWK bis LWK 1 A. mesenterica inferior
▬ Trifurkation des Truncus coeliacus (nur in ca. 50–60% d. F.) ▬ Durchmesser: ca. 0,5–0,7 cm
– A. hepatica communis (A. gastrica dextra, A. gastroduo- ▬ Form und Beziehung des Strömungssignals zur Nulllinie
denalis, A. hepatica propria) (enddiastolische Nullströmung) ist abhängig vom Digesti-
– A. lienalis (kaliberkräftigster Ast) onszustand
– A. gastrica sinistra (meist nicht darstellbar) ▬ Strömungssignal
▬ Durchmesser: >0,6 cm – Nüchtern: bi- oder triphasisch
▬ Strömungssignal: monophasisch – Postprandial: monophasisch
▬ Strömungsgeschwindigkeiten (nahrungsabhängig): ▬ Strömungsgeschwindigkeiten (nahrungsabhängig):
5 – Vmax (systolisch): 1–2 m/s – Nüchtern: Vmax 1–2 m/s, RI 0,8–0,9
– Vdiastolisch 0,3–0,6 m/s – Postprandial: Vmax>2 m/s, RI <0,7
Allgemeines
5.5.3 Arteria mesenterica superior (AMS) ▬ Hauptmanifestation: meist A. mesenterica superior (AMS)
betroffen, mittleres Jejunum-Segment, da am wenigsten
Allgemeine Aspekte und Kenngrößen kollateralisiert
▬ Ursprung: ca. 0,5–2 cm unterhalb des Truncus coeliacus, ▬ Ungefähr 0,5–2% aller akuter Abdominalbeschwerden sind
LWK 2 auf eine akute viszerale Ischämie zurückzuführen
Krankheitsbild Beschreibung
Funktionelle Truncus coeliacus – Ursache: Kompression des Truncus coeliacus durch tiefen Ansatz lumbaler Zwerchfellanteile mit/ohne
Stenose, Synonyme: Kompressions- Irritation des Plexus coeliacus
syndrom des Truncus coeliacus, ab- – Epidemiologie: häufig junge, schlanke Frauen
dominelles Kompressionssyndrom, – Klinik: evtl. abdominale Beschwerden (verstärkt bei Exspiration), chronische postprandiale Oberbauch-
Median arcuate ligament syndrome schmerzen
(MALS), Dunbar-Syndrom – Sonographische Kennzeichen/Duplexsonographie: atypischer Verlauf des Truncus coeliacus mit Fluss-
beschleunigung
Milzinfarkt Ursachen:
– Thrombosen/Embolien (z. B. Vorhofflimmern, Morbus embolicus, Endokarditis, Sepsis etc.)
– Hämato-onkologisch (z. B. Polycythaemia vera, Leukämien, Sichelzellenanämie etc.)
– Arteritiden (z. B. Panateriitis nodosa, Wegener-Granulomatose, Thrombarteriitis obliterans etc.)
– Iatrogen (z. B. nach Herzkatheteruntersuchung etc.)
Einteilung:
– Akuter Milzinfarkt
– Chronisch rezidivierender Milzinfarkt (z. B. Sichelzellenanämie)
Klinik:
– Akute Schmerzen im linken Oberbauch mit Ausstrahlung in die linke Schulter bei akutem Milzinfarkt,
asymptomatisch bei der chronischen Verlaufsform
Sonographische Kennzeichen:
– Keilförmige, echoarme Läsionen als Zeichen der Perfusionsausfälle
– Ggf. perisplenischer Aszites
– Ggf. Nachweis von Pseudozysten bei altem Milzinfarkt
– Im Farbduplex Perfusionsdefekt segmental darstellbar
– Der Nachweis einer Organischämie ist im B-Bild nicht immer eindeutig, daher ggf. KM-Sonographie oder
KM-CT
5.5 · Abdominelle Arterien
281 5
▬ Altersgipfel: 70–80 Jahre (kardiovaskuläre Komorbidität) 5.5.6 Arteriae renales
▬ Inzidenz: 1/100.000 Einwohner pro Jahr
▬ Letalität (durchschnittlich): 70% Allgemeine Aspekte und Kenngrößen
▬ Ursprung: unterhalb des Abganges der A. mesenterica
Ursachen superior
▬ Okklusive viszerale Ischämie – arterieller Verschluss ▬ Charakteristikum von Nierenarterien
– 30–40%: arterielle Thrombose – Parenchymarterien
– 30–35%: embolisch (meist Vorhofflimmern) – Erhöhter enddiastolischer Fluss
– 2%: dissezierendes Aortenaneurysma, Vaskulitiden ▬ Einstellung/Beurteilung der Nierenarterien
▬ Okklusive viszerale Ischämie – venöser Verschluss – Im Abgangsbereich
– 10–15%: venöse Thrombose – Im Nierenhilus
▬ Nicht-okklusive viszerale Ischämie (angioplastische Re- – Im medialen Gefäßabschnitt
aktion) ▬ Aufsuchen der Nierenarterien – abgangsnah
– 25–45%: non-okklusiver Mesenterialinfarkt (NOMI) – Lage des Patienten: Rückenlage
– Low-cardiac output syndrome: kardiogener Schock, Ka- – Patient sollte möglichst nüchtern sein, da Nierenarterien
techolamintherapie (Vasokonstriktion vor allem durch hinter Querkolon liegen
Adrenalin, Noradrenalin), Herzinsuffizienz – Schallkopf subxiphoidal aufsetzen und quer nach kaudal
– Vor allem nach herzchirurgischen Eingriffen und Patien- führen
ten mit Sepsis – Einstellen von V. lienalis und A. mesenterica superior
– Mittels Doppler linke und rechte Nierenarterie para-
Klinik (⊡ Tab. 5.23) aortal aufsuchen
– Die rechte Nierenarterie verlässt die Aorta bei
Sonographische Diagnostik 10–11 h, die linke bei 4–5 h. Für die linke Arterie
muss der Schallkopf etwas im Uhrzeigersinn gedreht
! Merke
werden
Das Zeitintervall bis zur Diagnosestellung bestimmt
▬ Aufsuchen der Nierenarterien – Nierenhilus
das Überleben bei mesenterialer Ischämie.
– Lage des Patienten: evtl. Bauchlage, sonst Seitenlage
▬ Farbduplexsonographie (Flankenposition)
– Wandödem – Parenchymarterien: in Exspiration und Atemstillstand
– Motilitätsänderungen ▬ Durchmesser: ca. 0,3–0,5 cm
– Aszites ▬ Strömungssignal
– Direkte Darstellung von Stenosen/Thrombosen – Monophasisch
– Aortendissekat = eingeschränkte Bedingungen durch ge- – Flussprofile mit »early systolic peak« (ESP)
blähtes Abdomen – Nachweis eines systolischen Fensters
▬ Strömungsgeschwindigkeiten
– Vmax systolisch <1,8 m/s (0,8–1,2 m/s)
5.5.5 Arteria mesenterica inferior (AMI) – Venddiastolisch: 0,2–0,5 m/s
▬ Resistance-Index (RI) intrarenal: 0,55–0,65
▬ Ursprung: ca. 3 cm proximal der Aortenbifurkation, LWK3 – Resistance-Index nach Pourcelot RI = (Vmin–Vdiast)/
▬ Nur unter optimalen Schallbedingungen darstellbar, sonst Vsyst
nur selten sonographisch beurteilbar – Messung des RI intrarenal, nicht direkt in der Nieren-
▬ Bei Fragestellungen bezüglich der A. mesenterica inferior arterie
eignen sich angiographische bildgebende Verfahren (z. B. – Mindestens 3 Segment-/Interlobärarterien aus verschie-
Angio-CT) besser denen Nierensegmenten heranziehen
Hauptlokalisation Abgang oder proximaler Anteil der Nierenarterie Mittlerer oder distaler Anteil der Nierenarterie
(perlschnurartige multiple Stenosen)
Prognose einer PTA/Stent Ca. 20% Restenose Gut (ca. 15% Restenose)
Heilung der Hypertonie nur bei 5–20%
Verbesserung (Verminderung der Medikamentenanzahl)
bei 30–70%
Keine Verbesserung 6–60%
5.6 · Abdominelle Venen
283 5
Krankheitsbild Beschreibung
Venöse Stauung (kardiale Einfluss- VCI >20 mm, aufgehobene Kompression, Aufhebung der Atemvariabilität
stauung) Gefäßerweiterung der intrahepatischen Vv. hepatica >10 mm, Stauungszirrhose (Cirrhose cardiaque): prähepa-
tischer Block
Vena-cava-Filter (VCF) Indikationen für einen Vena-cava-Filter: wenn eine Antikoagulanzientherapie nicht möglich ist und gleichzeitig
die Gefahr auf eine drohende (fulminante) Lungenembolie besteht
Kontrollen:
– Vor dem Entfernen eines VCF (Ausschluss, dass sich keine größeren Thrombusmassen im/am Filter befinden)
– Bei Komplikationen: Fehlplatzierungen, Dislokationen etc.
5
⊡ Tab. 5.28 Veränderungen/Erkrankungen der Lebervenen
Krankheitsbild Beschreibung
Budd-Chiari-Syndrom (venookklu- Ursache: Thrombose unter Ovulationshemmer, Thrombozythämie, Tumorverlegung einzelner oder aller Leber-
sive Krankheit, Lebervenenthrom- venen
bose, posthepatischer Block) Epidemiologie:
– Primäres Budd-Chiari-Syndrom (junge Patienten: Gerinnungsstörungen etc.)
– Sekundäres Budd-Chiari-Syndrom (meist ältere Patienten: Tumor etc.)
Sonographische Kennzeichen:
– Ausmaß der Abflussstörung und Kollateralen bestimmen das klinische und sonographische Bild
– Hepatomegalie, seltener mit Splenomegalie
– Fleckiges Parenchym durch Parenchymnekrosen (»Leopardenfell«)
– Fehlende Abgrenzbarkeit der Lebervenen und/oder der V. cava inferior
– Ggf. intrahepatische Kollateralen, insbesondere im Bereich der Leberkapsel
– Evtl. neu aufgetretener Aszites
– Dopplersonographie: Abweichungen vom normalen atem- und herzschlagmodulierten Fluss, Flussumkehr
oder fehlender Fluss in den Lebervenen
– Chronisches Budd-Chiari-Syndrom: hypertrophierter Lobus caudatus (eigene drainierende Vene; DD: Leber-
zirrhose)
Venenverschlusskrankheit (Venous Ursache: bindegewebige Obliteration kleinster Zentralvenen (<1 mm) ohne Verschlüsse größerer abführender
occlusive disease, VOD bzw. sinuso- Lebervenen durch primäre Schädigung von Endothelzellen der Sinusoide und kleinster Lebervenen (z. B. durch
idales Obstruktionssyndrom) Chemotherapie, Immunsuppressiva, Kreuzkrautgewächse, Z. n. Bestrahlungstherapie)
Sonographische Kennzeichen:
– Fehlen von direkten sonographischen Zeichen
– Offene große Lebervenen
– Ausschluss anderer Ursachen (z. B. Cholestase, Budd-Chiari-Syndrom, medikamentös-toxischer Leberscha-
den, Hepatitis)
– Indirekte Zeichen: Aszites, Hepatomegalie, Splenomegalie, wandverdickte Gallenblase
– Dopplersonographie: Pfortaderfluss vermindert, bidirektional oder hepatofugal
Krankheitsbild Beschreibung
Kontrolle TIPSS (Stent zwischen – Farbduplexsonographische Kontrollen: Messungen proximal, distal und Mitte des Stents
V. portae und rechter Lebervene) – Darstellung einer Flussumkehr der peripheren Portalvenen
– Flussgeschwindigkeiten: 60–180 cm/s
– Klinische Zeichen einer Dysfunktion: Wiederauftreten von Varizen oder Aszites
– Sonographische Zeichen einer Dysfunktion (Thrombose, Okklusion, Stenose): fehlender Fluss
bei komplettem Verschluss, Flussgeschwindigkeitszunahme im Bereich der Stenose und Ab-
nahme außerhalb der Stenose
– Prädilektionsstelle für Thrombose/Stenose: Übergang zwischen TIPS und Lebervenen
Kontrastsonographie
H. Kinkel
Literatur – 302
Gerätevoraussetzungen
▬ Um eine kontinuierliche Darstellung der Kontrast-
mittelbläschen zu ermöglichen, wird die nichtlineare
Antwort der Bläschen auf eintreffende Wellen sichtbar
gemacht
▬ Damit die Kontrastbläschen nicht zerstört werden,
darf nur ein sehr niedriger Schalldruck auf die Bläs-
chen einwirken. Man spricht vom sog. Low-MI-Ultra-
⊡ Abb. 6.1 Kontrastmittelaufbau am Beispiel SonoVue schall
6.1 · Kontrastsonographie im Abdomen
289 6
– Bei der Amplitudenmodifikation werden zwei Wellen
MI = Mechanischer Index mit der gleichen Phase ausgesendet, wobei die zweite
▬ MI = Pmax/√f (f: Ultraschallfrequenz, Pmax: Spitzenwert des Welle die halbe Amplitude der ersten hat. Die reflek-
Unterdrucks) tierten Wellen werden elektronisch voneinander sub-
▬ MI entspricht der Sendeleistung eines Ultraschallgerätes trahiert, wobei die zweite Welle zusätzlich verdoppelt
und muss vom Gerätehersteller auf dem Bildschirm ange- wird. Auch hier entsteht bei der linearen Reflexion
zeigt sein ein Nullvektor, bei der nichtlinearen (Bläschenant-
▬ Beim Kontrastultraschall sollte der MI <0,1 sein wort) abermals ein verwertbares Signal (⊡ Abb. 6.4 u.
⊡ Abb. 6.5)
⊡ Abb. 6.2 Phasenverschiebung lineare Reflexion ⊡ Abb. 6.4 Amplitudenmodifikation lineare Reflexion
⊡ Abb. 6.3 Phasenverschiebung nichtlineare Reflexion ⊡ Abb. 6.5 Amplitudenmodifikation nichtlineare Reflexion
290 Kapitel 6 · Kontrastsonographie
zu dünn sein. Dann optional Drei-Weg-Hahn an den Zu- zerstören die Bläschen). Immer geraden Schenkel des Drei-
gang adaptieren Wege-Hahns für das Kontrastmittel verwenden (⊡ Abb. 6.6)
▬ Untersucher muss sich auf die Atemmöglichkeiten des Pati- ▬ Zum Zeitpunkt der Kontrastmittelgabe Uhr im Ultraschall-
enten einstellen, damit nach KM-Gabe die zu untersuchende gerät starten
Läsion im Schallfenster bleibt und nicht »veratmet« wird ▬ Entweder im Doppelbildschirm links Kontrastbild und
▬ Optimales Schallfenster aufsuchen. Die zu untersuchende rechts fundamentales B-Bild schallen oder nach Applika-
Region sollte möglichst nah am Schallkonvektor liegen tion des Kontrastmittels in den Kontrastmodus umschalten
▬ Nach welcher Zeit das Kontrastmittel ein Organ erreicht, (⊡ Abb. 6.6)
hängt im Wesentlichen von zwei patientenbedingten Fakto-
! Merke
ren ab:
Immer daran denken:
– Stelle der Injektion (je weiter peripher, desto länger
▬ Ist der Patient aufgeklärt?
braucht das KM)
▬ Ist das Kontrastmittel gut geschüttelt?
– Herzminutenvolumen bzw. kardiale Pumpfunktion
▬ Liegt der Zugang richtig?
▬ Arbeitet der Patient mit?
Vorbereitung und Durchführung der
6 ▬ Läuft die Uhr?
Untersuchung
▬ Kontrastmittel vorbereiten und Assistenzperson im Raum,
die das Kontrastmittel appliziert
▬ Kontrastmittel abhängig von dem untersuchten Organ als 6.1.3 EFSUMB-Leitlinien
Bolus applizieren (⊡ Tab. 6.2)
Grundsätzliches
z Kontrastmittelapplikation ▬ Die 2004 erschienene und 2008 aufgefrischte Leitlinie der
▬ Kontrastmittelmenge neben dem Organ (⊡ Tab. 6.2) auch European Federation of Societies for Ultrasound in Medicin
vom Patienten (Adipositas) und vom verwendeten Gerät and Biology (EFSUMB) (Albrecht 2004; Claudon 2008) er-
abhängig läutert die Grundsätze der Kontrastsonographie und sollte
▬ Unmittelbar nach Kontrastmittelgabe 10 ml Kochsalzlösung von allen Kontrastanwendern als klinische Handlungsan-
über den zweiten Schenkel des Drei-Wege-Hahn injizieren weisung verstanden und umgesetzt werden
▬ Grundsätzlich kein Kontrastmittel über einen Filter spritzen ▬ Die Kontrastsonographie setzt eine ausreichende B-Bild-
und wenn möglich auch nicht »um die Ecke« (Scherkräfte Erfahrung und hinreichende Ausbildung des Untersuchers
voraus
▬ Vor CEUS immer B-Bild-Sonographie und Dopplersono-
⊡ Tab. 6.2 Organbezogene Kontrastmittelapplikation graphie durchführen
▬ In der Leber anfangs kontinuierlicher Schall über 60–90 s,
Organ Bolus (in ml Kontrastlösung SonoVue) dann intermittierende Beschallung in der Spätphase
Leber 1,2–2,4 ▬ Arterielle Phase liefert Informationen über die Vaskulari-
sation und die Durchblutungskinetik von fokalen Läsionen
Milz 0,4–1,2 und Organen in Echtzeit
Pankreas 0,6–1,8 ▬ In der Befundbeschreibung sollten die in ⊡ Tab. 6.3 aufge-
listeten Begriffe für die Kontrastmittelintensität von foka-
Niere 1,0–1,8
len Läsionen verwendet werden
▬ Bilddokumentation via Video oder digitales Medium ist
grundsätzlich erforderlich
▬ Low-MI-Untersuchung mit kontinuierlicher Charakteri-
sierung des Blutflusses ist die Methode der Wahl bei CEUS
von fokalen Leberläsionen
Terminus Beschreibung
! Merke
Das Auswaschphänomen ist das Kriterium für Leber-
fremdgewebe. Bei der Frage nach Metastasen daher
immer so lange schallen wie noch Kontrastmittelsignal
vorhanden ist. Manche Metastasen waschen sehr früh
aus, manche können erst sehr spät auswaschen.
Arteriell 0–35
Portalvenös 30–120
Spät >120
Hämangiom
▬ Das typische Perfusionsmuster eines Hämangioms ist eine
über alle Phasen isoechogene zentripetale Füllung der Lä-
sion von außen nach innen (⊡ Abb. 6.14–6.18)
▬ In der arteriellen Phase kommt es im Randbereich zu
einem nodulären Anfluten, dass durch die kavernös erwei-
terten Gefäße bedingt ist (⊡ Abb. 6.15)
▬ Das im CT und MRT als typisches Irisblendenphänomen
beschriebene Zulaufen des Hämangioms lässt sich auch im
CEUS nachweisen. Teilweise bedarf es mehrerer Minuten
bis es zu einem kompletten Füllen eines Hämangioms
kommt
▬ Besonders bei kleinen Hämangiomen findet man als
Sonderform das Highflow-Hämangiom. Auch hier
kommt es zu einem zentripetalen Kontrastmittelfluss
6 mit einem sehr schnellen Zufließen der Läsion mit Kon-
⊡ Abb. 6.9 Kontrastphasen der fokalen Verfettungsstörung trastmittel
⊡ Abb. 6.10 Fokale Verfettung B-Bild ⊡ Abb. 6.12 Fokale Verfettung portalvenöse Phase
⊡ Abb. 6.11 Fokale Verfettung arterielle Phase ⊡ Abb. 6.13 Fokale Verfettung Spätphase
6.1 · Kontrastsonographie im Abdomen
293 6
▬ Kontrastmittelaussparungen sind relativ häufig und be-
sonders bei größeren Hämangiomen Ursache hierfür sind
thrombosierte Areale des Blutschwämmchens
▬ Wie das B-Bild ist auch das Kontrastmittelmuster der Hä-
mangiome sehr heterogen (⊡ Abb. 6.15)
▬ Hämangiome zeigen kein Auswaschphänomen. Durch
langes Beschallen kann es jedoch besonders beim
Hämangiom zu einem »Pseudoauswaschphänomen«
kommen. Ursache hierfür ist eine Zerstörung der Kon-
trastbläschen durch zu lange Beschallung. Daher ins-
besondere bei Hämangiomen auf eine intermittierende
Untersuchung achten
⊡ Abb. 6.15 Hämangiom arterielle Phase ⊡ Abb. 6.18 Kontrastphasen des Hämangioms
294 Kapitel 6 · Kontrastsonographie
⊡ Abb. 6.19 Kontrastphasen der fokal nodulären Hyperplasie ⊡ Abb. 6.22 Fokal noduläre Hyperplasie portalvenöse Phase
⊡ Abb. 6.20 Fokal noduläre Hyperplasie B-Bild ⊡ Abb. 6.23 Fokal noduläre Hyperplasie Spätphase
6.1 · Kontrastsonographie im Abdomen
295 6
Adenom
▬ Adenome sind arteriell gut perfundierte Tumoren mit ei-
ner zentripetalen Blutfüllung
▬ Arteriell hyperechogenes Kontrastverhalten mit körbchen-
artiger Perfusion von außen (⊡ Abb. 6.24–⊡ Abb. 6.28)
▬ Meist scharfe Grenze zum umgebenden Lebergewebe,
manchmal mit einem dann aber typischen hypoechogenen
Saum
▬ Kontrastmittelaussparende Nekrosen und Einblutungen
sind häufig
▬ Portalvenös isoechogen, in der Spätphase isoechogen oder
hypoechogen zum Lebergewebe (⊡ Abb. 6.27 u. ⊡ Abb. 6.28)
▬ Kein Auswaschphänomen
▬ Die Differenzialdiagnose zum Highflow-Hämangiom und
zur nicht-klassischen FNH ist besonders schwierig
▬ Wegen der Blutungsgefahr großzügige Indikation zur Re-
sektion ⊡ Abb. 6.26 Adenom arterielle Phase
⊡ Abb. 6.24 Kontrastphasen des Adenoms ⊡ Abb. 6.27 Adenom portalvenöse Phase
Abszess
▬ Immer Anamnese und Klinik bedenken!
▬ Hyperechogener Randsaum sowohl in der arteriellen
als auch in der portalvenösen Phase (⊡ Abb. 6.29–6.33;
insbesondere ⊡ Abb. 6.31 u. ⊡ Abb. 6.32)
▬ Zentrale Kontrastmittelaussparung
▬ In der Spätphase wird die Randzone zunehmend
hypoechogen (⊡ Abb. 6.33)
▬ Umgebendes Lebergewebe zeigt häufig eine flächige
hyperechogene Zone als Zeichen der entzündlich
bedingten Hyperperfusion
⊡ Abb. 6.29 Kontrastphasen des Abszess ⊡ Abb. 6.32 Abszess portalvenöse Phase
⊡ Abb. 6.34 Kontrastphasen der Metastase ⊡ Abb. 6.37 Hypoperfundierte Metastase arterielle Phase
6
⊡ Abb. 6.39 Metastase Spätphase ⊡ Abb. 6.40 Kontrastphasen des HCC
6.1.5 Extrahepatische
Kontrastmittelanwendungen
Nieren-CEUS
▬ CEUS gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Detektion
und Differenzierung maligner und benigner Tumoren der
Niere (⊡ Abb. 6.45)
▬ Komplexe zystische Läsionen und besonders die Kontrast-
mittelaufnahme von deren Septen lassen sich im CEUS
ausgezeichnet darstellen
▬ Weitere Indikationen für CEUS der Niere sind vaskuläre
Nierenerkrankungen (⊡ Abb. 6.46), die Transplantat- ⊡ Abb. 6.47 Nierenruptur mit Hämatom
300 Kapitel 6 · Kontrastsonographie
Milz-CEUS
▬ Auch in der Milz kann CEUS zur Detektion und Differen-
zierung von benignen und malignen Tumoren eingesetzt
werden, wobei die Datenlage für die Milz deutlich geringer
ist als für CEUS der Leber; allerdings sind Milzläsionen
auch erheblich seltener als Leberläsionen
6 ▬ Zum Ausschluss eines Milzinfarktes (⊡ Abb. 6.48) und
einer Milzruptur (⊡ Abb. 6.49) erhöht CEUS die diag- ⊡ Abb. 6.48 Vermeintlich unauffällige Milz im B-Bild bei Patient mit
Flankenschmerzen
nostische Treffsicherheit. Auch bei unauffälligem B-Bild
(⊡ Abb. 6.50) sollte daher CEUS bei klinischer Sympto-
matik bei diesen Fragestellungen großzügig eingesetzt
werden
Pankreas-CEUS
▬ Auch wenn die Ultraschalluntersuchung des Pankreas
schwierig ist, kann CEUS bei der Frage nach solidem oder
zystischem Tumor im klinischen Einsatz von Vorteil sein
(⊡ Abb. 6.51)
▬ Die Tumorbegrenzung und die Abgrenzung von Gefäßen
sind mit dem Kontrastultraschall besser möglich als im
B-Bild
▬ Der neuroendokrine Tumor (NET) zeigt im Gegensatz
zum Pankreaskarzinom in der CEUS ein hyperechogenes
Verhalten (⊡ Abb. 6.52)
▬ Kontrastmittelsonographisch kann die ödematöse von
der nekrotisierenden Pankreatitis differenziert werden
(⊡ Abb. 6.53)
⊡ Abb. 6.49 CEUS mit großem Milzinfarkt (gleicher Patient wie Abb. 6.48)
▬ Seit einiger Zeit kann die Kontrastmittelsonographie auch
endosonographisch erfolgen
Darm-CEUS
▬ Neben Tumoren von Magen, Dünn- und Dickdarm lässt
sich CEUS sehr gut bei entzündlichen Erkrankungen des
Magen-Darm-Traktes einsetzen
▬ Die Abgrenzung der Divertikulitis in Ausdehnung und
Verlauf kann mit CEUS eingeschätzt werden (⊡ Abb. 6.54),
Abszesse lassen sich mit CEUS besser differenzieren als im
B-Bild
▬ Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
(CIBD) kann durch Einsatz einer Quantifizierung der
Kontrastmittelkinetik eine Aussage über die Vaskulari-
sation des entzündeten Darmsegmentes gemacht wer-
den (⊡ Abb. 6.55 u. ⊡ Abb. 6.56). Zukünftig könnte die
Kontrastsonographie bei der Therapieplanung und Ver-
laufskontrolle bei Patienten mit CIBD eine zunehmende
Rolle spielen
⊡ Abb. 6.50 Milzruptur nach Verkehrsunfall
6.1 · Kontrastsonographie im Abdomen
301 6
⊡ Abb. 6.51 Abszess bei akuter Divertikulitis ⊡ Abb. 6.54 Nekrotisierende Pankreatitis mit Pankreasschwanznekrose
⊡ Abb. 6.52 Terminales Ileum bei Morbus Crohn ⊡ Abb. 6.55 NET des Pankreas in der arteriellen Phase
⊡ Abb. 6.53 Hypervaskularisiertes terminales Ileum im CEUS (Patient wie ⊡ Abb. 6.56 Pankreaskarzinom
Abb. 6.52)
302 Kapitel 6 · Kontrastsonographie
Literatur
Albrecht T et al. (2004) Guidelines for the use of contrast agents in ultra-
sound. Ultraschall in Med. 25: 249–256
Claudon M et al. (2008) Guidelines and good clinical practice recommanda-
tions for contrast enhanced ultrasound (CEUS) Update 2008. Ultraschall
in Med. 29: 28–44
6
7
Interventionelle Sonographie
J. Mertens, G. Michels, St. Hauslaib, N. Jaspers
Literatur – 315
Organ Anwendungsgebiete
Thorax (CT- oder sonographisch-gesteuert, Cave: Thoraxwand: Metastase, Tumor, Lunge: Abszess, Tumor, Mediastinum: Metastasen, primäre
bei Emphysempatienten = Pneumothoraxgefahr) Tumoren, Perikard: Erguss, Pleura: Erguss, Empysem, Hämatothorax
Schallkopf
▬ Zur perkutanen Punktion können Linear-, Sektor-,
Vektor- oder Curved-Array-Scanner verwendet werden
▬ Es stehen auch spezielle Biopsieschallköpfe oder sog.
Attachments zur geführten Punktion zur Verfügung
Punktionsmethode
! Merke
Die Wahl der Punktionstechnik ist in erster Linie von
der persönlichen Präferenz und Punktionserfahrung
abhängig; jede Technik hat ihre eigenen Vor- und Nach-
teile. ⊡ Abb. 7.2 Freihandpunktion unter sonographischer Sicht
Möglichkeiten Beschreibung
Nach sonographischer Ortung Festlegen des Punktionsortes (z. B. Hautmarkierung), der Punktionsrichtung und der Einstichtiefe, danach
wird blind (»aus dem Gedächtnis«) punktiert, z. B. geeignet für oberflächlich gelegene Prozesse oder bei
großen Pleura-/Perikardergüssen
Unter sonographischer Sicht Der Punktionsvorgang wird durch Aufsetzen der Schallsonde (kleiner Abstand aus Sterilitätsgründen erfor-
derlich) kontinuierlich beobachtet – Nadel gut sichtbar, Punktionsweg variabel/korrigierbar, Punktion aus
mehreren Arealen möglich – schwierig bei kleinen, oberflächlichen Prozessen. Schallkopf kann mit einer
sterilen Hülle, die mit (ggf. sterilem) Ultraschallgel gefüllt ist, überzogen werden. Hierfür stehen spezielle
Schallkopfhüllen zur Verfügung, ein steriler Handschuh kann ebenso genutzt werden. Zur Herstellung des
Oberflächenkontaktes kann ein Desinfektionsspray oder steriles Ultraschallgel verwendet werden
7.1 · Grundlagen sonographischer Punktionen und Drainageeinlagen
307 7
z 2. Geführte Punktion (⊡ Abb. 7.3)
▬ Schallkopf + Attachement: relativ kostengünstig, Punk-
tionsweg vorgegeben, Punktionsweg kann evtl. elektro-
nisch eingeblendet werden, Nadeln gut sichtbar, Nahfeld
jedoch nicht einsehbar. Desinfektion des Attachments
notwendig
▬ Punktionsschallkopf: teuer, Punktionsweg nur wenig
variabel, Bildgebung im Bereich der Nadeldurchtritts-
stelle am Schallkopf eingeschränkt, Nadeln meist nicht
gut sichtbar, Nahfeld gut einsehbar. Desinfektion des
Schallkopfs notwendig
0,55 24 –
! Merke 0,6 23 –
Anstieg der Komplikationsrate mit
0,7 22 –
▬ Zunehmender Nadeldicke
▬ Dauer des Punktionsvorgangs und 0,8 21 –
▬ Anzahl der Punktionsversuche 0,9 20 –
1,0 19 3
z Feinnadelaspirationspunktion
▬ Platzierung der Nadelspitze in der Läsion bzw. Raumforde- 1,2 18 –
rung, unter Sog fächerförmig punktieren durch Vor- und 1,35 – 4
Zurückbewegen der Nadel im zu punktierenden Herd
1,4 17 –
▬ Dabei werden die Zellen in die Kanüle eingesaugt. Kein
Sog beim Zurückziehen der Nadel (Material gelangt sonst 1,6 16 –
in die Spritze und Tumorzellen können leichter in den 1,67 – 5
Punktionskanal verschleppt werden)
1,8 15 –
▬ Anfertigen eines zytologischen Ausstrichpräparats (nach
Absprache mit dem Pathologen – lufttrocknen oder alko- 2,0 14 6
holfixieren z. B. mit Fixierspray – Merckofix) 2,3 – 7
▬ Grobe Gewebspartikel können zur histologischen Untersu-
2,4 13 –
chung verwendet werden
308 Kapitel 7 · Interventionelle Sonographie
▬ Die zytologische Untersuchung ist störanfällig und erfor- nüchterner Patient, außer bei sehr oberflächennahen Punk-
dert viel Erfahrung vom Pathologen. Sie lässt meist nur die tionszielen
Unterscheidung benigne vs. maligne zu ▬ Aufklärung des Patienten über Ablauf der Punktion und
▬ Ein negativer Befund kann ein Malignom jedoch nicht das postinterventionelle Procedere
ausschließen, da nur der positive Malignitätsnachweis gilt ▬ Thrombozytenaggregationshemmer möglichst 4–5 Tage
▬ Für mikrobiologische Untersuchungen: Ausstrichpräparat vorher absetzen, außer bei notfallmäßig durchgeführten
anfertigen, ggf., je nach Absprache, mit Gram-Färbung und Punktionen (z. B. Dyspnoe bei Pleuraerguss, Abszess)
eine Kultur anlegen ▬ Ggf. antibiotische Abdeckung bei Punktion eines Abszesses
▬ In >60% d. F. reicht eine Punktion aus, um genügend Ma- (ca. 1 h vor dem Eingriff Gabe eines Antibiotikums, bei
terial zu gewinnen Mehrfachpunktionen evtl. 1–2 Wochen Antibiotikathera-
pie, bei erfolgreicher Drainage i. d. R. 3–4 Tage Antibioti-
z Schneidbiopsien katherapie ausreichend)
▬ Schneidbiopsien sind zur Typisierung maligner und benig- ▬ Sonographischen Status erheben
ner Tumoren notwendig ▬ Anschließend Festlegung der »4P« ( unten)
▬ Der Gewebszylinder kann histologisch bearbeitet und auch Punktionsweg: der Punktionsweg ist hinsichtlich Ge-
immunhistologisch untersucht werden fäße, Darm und anderen potentiellen Hindernissen zu
▬ Zur Verfügung stehen: Einhandnadeln (Untersucher sono- prüfen. Prinzipiell sollte der Punktionsweg so kurz wie
7 graphiert und punktiert) sowie Punktionspistolen möglich sein. Manchmal ist es notwendig, einen längeren
▬ Es gibt 3 verschiedene Techniken: Punktionsweg zu wählen, um eine ausreichende Paren-
– Sure-Cut-Nadel (Menghini-Prinzip): nach Erreichen chymdeckung des Punktionsortes zu erreichen (z. B.
des Punktionsziels wird durch Zurückziehen des Hämangiome in Kapselnähe, Parenchymdeckung von
Kolbens ein Unterdruck erzeugt. Durch eine schnelle ca. 1–2 cm empfehlenswert, damit sich Blutungen selber
Vorwärtsbewegung wird dann der Zylinder abgeschnit- komprimieren)
ten. Beim Zurückziehen wird der Zylinder durch den ▬ Punktionsort: die Nadel sollte weitestgehend vertikal ein-
Unterdruck in der Nadel gehalten. Vorteile: einfacher geführt werden. Darm, Gefäße, Gallenblase, Gallenwege,
Punktionsvorgang, lange Gewebszylinder. Nachteil: Ge- der Lungenrezessus (Gefahr eines Pneumothorax und von
webszylinder können verloren gehen bei Versagen des Materialverschleppung) sowie interponierte Organe sind
Unterdrucks (Gefahr der Tumorzellverschleppung) zu umgehen
– Tru-Cut-Prinzip: nach Erreichen des Punktionsziels
! Merke
wird eine Biopsiekammer geöffnet, das Gewebe abge-
»4P«: Punktionsziel, Punktionsort, Punktionsrichtung,
schnitten und in der Biopsiekammer gehalten, die sich
Punktionsweg
wieder schließt. Vorteil: Gewebszylinder gehen nicht
verloren (keine Tumorzellverschleppung), Nachteil:
relativ kleine Zylinder im Verhältnis zum Nadeldurch- z 2. Durchführung
messer ▬ Patientenlagerung
– Bio-Pince-Prinzip: durch den Punktionsvorgang wird ▬ Unsteriles Sonogel entfernen
der Gewebszylinder abgeschnitten und mit in die Nadel ▬ Desinfizieren des Punktionsortes
genommen – eine spezielle Haltevorrichtung schnellt ▬ Evtl. Lokalanästhesie
vor und fixiert somit den Zylinder in der Nadel. Vor- ▬ Während des Punktionsvorganges Atempause oder flache
teil: Gewebszylinder gehen nicht verloren Atmung
Drainagen: z 3. Nachsorge
▬ Zwei verschiedene Techniken kommen zur Anwendung: ▬ Verarbeitung des Punktionsmaterials
– Seldinger-Technik: technisch einfacher, zeitaufwendiger, ▬ Kompression des Punktionsgebietes (Sandsack, Lagerung,
häufig Assistenz notwendig, gut für schwierig erreich- manuelle Kompression)
bare/tief liegende Prozesse ▬ Überwachungszeit: bei diagnostischen Punktionen 2–3 h,
– Trokartechnik (Direktpunktion): zeitsparend, technisch vor Entlassung Abschlusssonographie (freie Flüssigkeit,
etwas schwieriger (wobei zunehmend knickstabile Ka- Hämatome, andere Komplikationen?)
thetermaterialien auf den Markt kommen, die das Punk- ▬ Abszessdrainagen: können entfernt werden (direkt kom-
tieren vereinfachen) Anwendungsgebiete z. B.: Drai- plett oder schrittweise (zentimeterweise)), wenn Entzün-
nagen des Pleuraraums, Aszites, nicht zu tief liegende, dungswerte abgefallen sind, Fieberfreiheit gegeben ist, der
relativ gut erreichbare Prozesse Abszess geschrumpft ist und sich nur noch wenig, klares
Sekret über die Drainage entleert
Ablauf
z 1. Vorbereitung Darstellung der Punktionsnadel
▬ Prüfen der Indikation und Kontraindikationen (Gerin- ▬ In Schallkopfebene geführte Nadel: Nadelschaft erscheint
nungsstatus, Antikoagulation, Einverständniserklärung; als echogener strichförmiger Doppelreflex
7.2 · Leberpunktion
309 7
▬ Die Darstellung der Nadel ist abhängig vom Winkel zwi- ▬ Bei V.a. Vorliegen eines hepatozellulären Karzinoms und
schen Nadel und Ultraschallstrahl. Großer Winkel: Nadel der Möglichkeit zu einer kurativen Resektion oder Trans-
ist besser darstellbar; kleiner Winkel: Zielgenauigkeit plantation sollte die Punktion aufgrund des Risikos der
besser. Zwischen diesen beiden Winkeloptionen muss der Tumorzellverschleppung unterbleiben. (HCC-verdächtige
bestmögliche Kompromiss gefunden werden. Bei kleinem Läsionen bei Leberzirrhose: typische früharterielle Hyper-
Winkel kann die Nadeldarstellung durch Harmonic Ima- vaskularisation mit schnellem Auswaschen in der Paren-
ging, SieScape oder Sono-CT verbessert werden chymphase (KM-Sono, CT oder MRT), je nach Größe der
▬ Bei schwierigem Zugang (interkostal) oder kleinem Organ Läsion 1–2 bildgebende Verfahren und ggf. AFP-Bestim-
(Schilddüse) kann die Nadel oft nicht in Schallkopfebene, mung zur Diagnosestellung notwendig)
sondern nur parallel dazu eingeführt werden. Der Nadel- ▬ Diffuse Leberveränderungen: Biopsie mit einem Na-
schaft ist dann nicht detektierbar, die Nadelspitze zeigt sich deldurchmesser von 1,2–1,8 mm anzustreben (Leitlinie
als heller Doppelreflex DGVS, »Bioptische Diagnostik der chronischen Hepatitis«,
▬ Nadeldetektion verbessern durch: ein kurzes Vor- und Schirmacher et al. 2004)
Zurückbewegen der Nadel oder des Mandrins, variieren ▬ In 15–30% d. F. lässt sich bei laparoskopisch gesicherter Le-
der Schallkopfposition oder einen kurzen Sog. Farbdopp- berzirrhose diese in der Leberblindpunktion (histologisch)
lersonographisch kann die Nadel durch Sog, Instillation nicht nachweisen (hoher sampling error) (Poniachik et al.
von Flüssigkeit oder Bewegung sichtbar gemacht werden 1996)
▬ Punktionspistolen: der Stichkanal ist oft noch mehrere ▬ Leberabszess: Ein- oder Mehrfachpunktionen (Abszess
Sekunden nach Punktion nachweisbar (luftgefüllt) <10 cm) sind, wenn möglich, einer Drainage vorzuziehen,
▬ Drainagen: stellen sich als helle Doppelkontur dar. Nach orientierend: bis 300 ml Einmalpunktion meist ausreichend.
Instillation von Flüssigkeit ist der gesamte Verlauf gut dar- Abszessaspiration und ggf. Kochsalzspülungen am besten
stellbar mit Zystenpunktionsset (flexible Kunststoffkanüle) durchzu-
führen. Erfolgsrate der perkutanen Abszesstherapie: 70–95%,
Letalitätsrate 5% (bei chirurgischer Intervention bis zu 40%)
7.2 Leberpunktion
Eigennieren Transplantatnieren
▬ Aufklärung am Vortag ▬ Die Biopsiezylinder werden möglichst nativ, nur mit NaCl
▬ Hauptrisiko: Blutungen perirenal, retroperitoneal bzw. angefeuchtet, unmittelbar an die Pathologie übergeben. Ist
im kleinen Becken und in die ableitenden Harnwege, dies logistisch nicht möglich, erfolgt die Konservierung in
nach der Literatur (Stratta et al. 2007; Mendelssohn u. Formalin
Cole 1995):
– 1,5–8% Hämatom
– 0,1% Chirurgische Intervention Besonderheit zur Durchführung bei
– 0,07% Notfall-Nephrektomie Transplantatnieren
– Makrohämaturie mit Risiko der Gerinnselbildung und ▬ Die Durchführung erfolgt im Unterschied zur Eigen-
Nierenkolik oder Blasentamponade (5–16%) nierenbiopsie in Rückenlage (Organ wird extraperi-
▬ Aktuelle Laborwerte für Hb, Thrombozyten und Gerin- toneal mit Gefäßanschluss an die Iliakalgefäße ins
nung kleine Becken transplantiert und liegt nahe unter
▬ Blutdruckwerte >160/100 mmHg sollten medikamentös Hautniveau)
gesenkt werden, v.a. bei begleitender Niereninsuffizienz ▬ Die Biopsie erfolgt am Oberpol (aufgrund der räumli-
mit Kreatinin >2 mg/dl (Sidham et al. 2005) chen Nähe zu den Iliakalgefäßen am Unterpol)
▬ Als adäquate Transplantatnierenbiopsie nach internati-
z 2. Durchführung onaler Konsensuskonferenz (Banff-Klassifikation) gelten
▬ Die Punktion wird in Bauchlage mit möglichst gestrecktem Biopsien mit mind. 10 Glomeruli sowie einem Gefäßan-
Rücken durchgeführt schnitt (mind. A. arcuata)
▬ Eine Seitenbevorzugung besteht außer bei Einzelniere nicht ▬ Das weitere Vorgehen ist analog zu den Eigennieren-
bzw. nur aufgrund von anatomischen Gegebenheiten (Lage biopsien
zu Rippenbogen, Leber und Milz)
▬ Schallkopf wird etwas unterhalb des Rippenbogens parallel
zu diesem aufgesetzt und der Unterpol der Niere in der z 3. Nachsorge
Bildmitte eingestellt ▬ Zur Reduktion von Blutungen erfolgt eine Kompression
▬ Zunächst Lokalanästhesie unter Ultraschallsicht bis zur mit Sandsack
Nierenkapsel – Eigennieren: 4–6 h auf Sandsack liegend
▬ Die Nadel wird dabei parallel zum Strahlenverlauf jedoch – Transplantatnieren: 2–4 h Sandsack auf dem Unterbauch
mit leichter Kippung auf den Schallkopf zu eingeführt, um ▬ Um eine Gerinnselbildung im Harnleiter mit konsekutiver
die Nadelspitze auf der Niere zu sehen Nierenkolik zu vermeiden, werden die Patienten angehal-
▬ Die Biopsienadel wird in den Nadelhalter nach Spannung ten, reichlich zu trinken
des Auslösemechanismus eingelegt ▬ Bei der ersten Miktion erfolgt die Kontrolle auf Vorliegen
▬ Analog der LA-Spritze wird die Spitze der Biopsienadel einer Hämaturie, wenn positiv weitere Kontrollen bei jeder
auf der Nierenoberfläche platziert und die Nadel für Miktion
ca. 2 cm in die Niere über die angelegte Spannung ge- ▬ Blutdruck wird je nach Ausgangsniveau mindestens stünd-
schossen lich kontrolliert
▬ Der gewonnene Zylinder wird unmittelbar unter dem ▬ Wir führen nach ca. 2 h eine sonographische und Hb-Kon-
Lichtmikroskop betrachtet zur Abschätzung der Relation trolle durch, wobei ein Hämatom von >2 cm unmittelbar
von Rinde/Mark, Zahl der Glomeruli, Gefäßanschnitte nach Biopsie ein erhöhtes Blutungsrisiko anzeigt (Ishikawa
▬ I.d.R. werden zwei Biopsiezylinder gewonnen für licht- et al. 2009)
(verschiedene Färbungen, Immunfluoreszenz) sowie elekt- ▬ Bei unauffälligen Befunden und mit Sistieren einer evtl.
ronenmikroskopische Untersuchungen Makrohämaturie ist die Überwachung abgeschlossen
312 Kapitel 7 · Interventionelle Sonographie
Lobus superior
Fissura horizontalis Lobus superior
pulmonis dextri
Vesica biliaris
= fellea
Colon transversum
Jejunum
Colon ascendens
⊡ Abb. 7.4 Lungen- und Pleuragrenzen. Ansicht von vorn. Aus: Aus: Tillmann (2009) Atlas der Anatomie des Menschen. Springer, Heidelberg
7.4 · Transthorakale Punktion
313 7
Fissura obliqua
Fissura obliqua
Lobus inferior
Oesophagus
Lobus inferior
Diaphragma
Gaster Hepar
= Ventriculus
▬ Auswahl von Punktionskanülen: ab einem Nadeldurchmes- ▬ Erreichen des Pleuraraumes: Nachlassen des Widerstandes
ser von ≥1 mm steigt die Komplikationsrate deutlich an, am Spritzenstempel
d. h. Nadeln ≤0,7 mm Durchmesser sind praktisch mit fast ▬ Nach einer Probeaspiration sollte nicht erneut eine Lokal-
keinen Komplikationen assoziiert anästhesie durchgeführt werden, da Gefahr der Verschlep-
▬ Zu beachten ist, dass die Pleura parietalis sensibel und pung von Bakterien und insbesondere Karzinomzellen
vegetativ innerviert ist, so dass neben Schmerzen bei Punk- (Impfmetastasen)
tion auch vegetative Reaktionen mit Kollaps möglich sind ▬ Hautinzision mit 11-er-Einmalskalpell bei Anlage einer
Pleuradrainage oder lediglich Einführen einer Führungs-
kanüle (am Oberrand der Rippe) in Richtung der Läsion
7.4.2 Prozedere (deutet die Spitze der Führungskanüle in beiden Ebenen
auf die Raumforderung, so ist die Punktion durch die
z 1. Vorbereitung Flügelkanüle mit der Punktionskanüle zieltreffersicher
▬ Allgemeine Vorbereitungen: oben ( Abschn. 7.1) möglich; bei Punktion den Patienten bitten, die Luft anzu-
▬ Sonographie der Thoraxwand und der Pleurahöhle/ halten)
Lungen: ▬ Ggf. zuvor Trokar oder Direktpunktion der Pleurahöhle
– Thoraxwandläsionen: Anwendung von hochfrequenten (Einmalpunktion oder Einlage eines Pleurakatheters und
Linearschallköpfen Anschluss an ein Auffangbeutel [auf Betthöhe] oder Was-
7 – Pleuraraum und Lungenoberfläche: Anwendung von serschloss bzw. Anschluss an ein aktives Sogsystem bei
Sektorschall- oder ggf. Konvexschallköpfen großem Pleuraerguss)
▬ Markierung von Punktionsstellen: ▬ Aufarbeitung des Biopsiematerials: zuerst Herstellung des
– Pleurapunktion: an verschiedenen Stellen möglich und Abrollpräparates (zytologische Befundung) und anschlie-
stets nach vorheriger Ultraschallkontrolle – auch unter ßend Überführung des Biopsats in Fixierlösung (meist
farbkodierter Duplex-Sonographie, um die Punktion von Formalin, histopathologische Befundung)
größeren Gefäßen zu vermeiden (ggf. CT-Thorax) ▬ Aufarbeitung des Pleurapunktats (Zytologie, Pathologie,
– Punktion bei Pneumothorax: Patient in sitzender Lage in Mikrobiologie, Hauptlabor [Exsudat, Transudat])
Monaldi-Position ▬ Bei putridem Pleuraerguss immer pH-Wert-Bestimmung
– Punktion von thorakalen/thoraxwandnahen Raumforde- (pH-Wert <7,2: parapneumonischer Erguss; pH-Wert <7,0:
rungen: sämtliche Positionen möglich, sehr variabel Empyem) und Glukose-Bestimmung (<40 mg/dl: kompli-
▬ Blutbild und Gerinnungsparameter (nicht älter als 7 Tage) zierter parapneumonischer Erguss, Empyem)
▬ Patientenaufklärung
! Merke
▬ Patientenlagerung
Während der Nachweis von malignen Zellen in der
– Punktion eines Pleuraergusses/Pneumothorax: optimal
Nadelzytologie diagnostisch ist, schließt ein negativer
am sitzenden Patienten (die Pflegekraft hält dabei den
Befund dagegen einen malignen Prozess nicht aus, da
Patienten von vorne)
ein sog. sampling error vorliegen könnte.
– Punktion von thoraxwandnahen oder subpleuralen Lä-
sionen: Rücken-, Seiten- oder Bauchlage (ggf. Gabe von
Midazolam zur Anxiolyse) z 3. Nachsorge
▬ Monitoring: EKG, Blutdruck, O2-Sättigung ▬ Bei nur kleiner Inzision bzw. Einmal-Drainageneinlage:
▬ Utensilien zur Pleurapunktion: Desinfektionsmittel, sterile Verband
Abdecktücher, Einmalskalpell, Einmalkanülen (lange 1-er- ▬ Bei großer Inzision bzw. Drainagenanlage oder Blutung:
Nadel, kleine Nadel für Lokalanästhesie der Haut), sterile Hautnaht mit Fixierung des Katheters/Drainage plus Ver-
Kompressen, Lokalanästhetikum (Infiltrationsanästhesie, band
z. B. Lidocain), sterile Handschuhe, Absaugeinheit, ggf. ▬ Postinterventionell sollte immer ein Röntgen-Thorax ver-
Pigtailkatheter oder sonstige Pleuradrainagesets (z. B. anlassen (Pneumothorax?)
Pneumokath-System) ▬ Versendung des Materials zur Pathologie (fixierte Biopsie-
▬ Utensilien zur sonographischen oder CT-gesteuerten zylinder), Zytologie (luftgetrocknetes Abrollpräparat des
Punktion: zusätzlich Führungskanüle (Flügelkanüle, ca. Biopsiezylinders) und Mikrobiologie
1,5 mm Außendurchmesser) ▬ Komplikationen überprüfen: Pneumothorax (Röntgen-
Thorax), Hautemphysem (durch Hustenattacken; Luft wird
z 2. Durchführung in die Subkutis gepresst), Reexpansionsödem bei zu schnel-
▬ Patienten über jeden Arbeitsschritt stets informieren lem und vielem Ablassen von Pleuraerguss (progrediente
▬ Hautdesinfektion (Einwirkzeit beachten!) Dyspnoe trotz Entlastung des Pleuraergusses), Hautblutun-
▬ Lokalanästhesie der Haut (intrakutane Quaddel mit kleiner gen (Kompression von außen), Nervenirritationen, etc.
Nadel), Subkutis und der Interkostalmuskulatur und des
Stichkanals mit langer Nadel ! Merke
▬ Sensible (schmerzhafte) Bereiche: intrakutan und Pleura Die Komplikationsrate steigt mit zunehmender Nadel-
parietalis (äußeres Pleurablatt) dicke.
Literatur
315 7
Literatur
A Sonographische Kenngrößen
G. Michels, N. Jaspers
Parameter Werte
Einteilung in linken und rechten Leberlappen Linker Leberlappen: Segmente I, II, III und IV
(Lokalisation fokaler Läsionen) Rechter Leberlappen: Segmente V, VI, VII und VIII
Trennlinie beider Leberlappen: V. cava, mittlere Lebervene, Pfortaderhauptstamm und Interlo-
bärfissur (Lage der Gallenblase)
Parameter Werte
Parameter Werte
Pankreasgang ≤2 mm
319
Anhang
Kenngrößen Milz
Parameter Werte
Allgemeine Maße »4711« (Beurteilung von links interkostal, größter Längen- und Tiefendurchmesser bei Darstel-
lung des Milzhilus max. 11–12 bzw. 4–5 cm)
V. lienalis <10 mm
Parameter Werte
Parenchym-Pyelon-Verhältnis Verhältnis Summe aus ventraler und dorsaler Parenchymdicke zum Nierenbecken
Normalerweise 2:1 mit deutlicher Altersabhängigkeit
Altersabhängigkeit: <40 Jahre 1,8–2:1; 40–60 Jahre 1,7:1; >60 Jahre 1:1
Ureterbreite 2–8 mm
Parameter Werte
Kolon/Rektum Wanddicke: 2 mm
Lumenweite: linksseitiges Kolon: bis 3–4 cm, rechtsseitiges Kolon/Zökum: bis 6–8 cm
320 Anhang
B Qualitätssicherung in der Sonographie chungstechnik. Der Aufbaukurs kann durch eine mind.
und DEGUM 4-wöchige ständige Tätigkeit ersetzt werden, die unter
Anleitung eines nach § 8 Buchstabe b oder c qualifizier-
Ch. Feldmann, G. Michels ten Arztes durchgeführt wird. Zwischen Grund- und
Abschlusskurs soll ein Zeitraum von mindestens 9 Mo-
naten liegen
Allgemeines zur Qualitätssicherung – Abschlusskurs zur Vervollständigung der Kenntnisse
und Fähigkeiten. Voraussetzung für die Teilnahme am
▬ Maßgeblich für die Qualitätssicherung in der Sonogra- Abschlusskurs ist der Nachweis der nach Buchstabe a
phie sind die Neufassung der Ultraschall-Vereinbarung erforderlichen Ultraschalluntersuchungen in Form von
nach § 135 Abs. 2 SGB V und die Überprüfung der ärzt- Schrift- und Bilddokumentationen. Bis zu einem Drittel
lichen Dokumentation nach § 11 der Vereinbarung, die dieser Untersuchungen kann bereits bei der Teilnahme
seit dem 01.04.2009 gültig ist am Aufbaukurs anerkannt werden, wenn die Schrift-
▬ In der Ultraschall-Vereinbarung wird der Erwerb der fach- und Bilddokumentation den fachlichen Anforderungen
lichen Befähigung, die Anforderungen an Ausstattung und genügt. Der Abschlusskurs darf frühestens 9 Monate
Dokumentation exakt beschrieben nach dem Grundkurs gemacht werden. Der theoretische
▬ Abgerechnet werden können Ultraschalluntersuchungen Teil des Abschlusskurses darf auch computergestützt im
nur dann, wenn die Kassenärztliche Vereinigung auf An- Selbststudium erfolgen
trag die Genehmigung erteilt hat
In allen Fällen müssen Untersuchungen für den jeweiligen
Bereich in vorgeschriebenen Zahlen nachgewiesen werden und
Inhalte der Vereinbarung von Qualitätssicherungs- ein Kolloquium bei der jeweiligen Kassenärztlichen Vereini-
maßnahmen nach § 135 Abs. 2 SGB V zur Ultraschall- gung durchgeführt werden.
diagnostik
▬ §§ 447: Erwerb der fachlichen Befähigung (nach der Wei-
terbildungsordnung, in einer ständigen Tätigkeit, durch Qualifikation der Ausbilder
Ultraschallkurse, durch eine computergestützte Fortbil-
dung i.V.m. Ultraschallkursen) ▬ Ausbildende Ärzte müssen entweder die volle Weiterbil-
▬ § 8: Qualifikation der Ausbilder dungsberechtigung im jeweiligen Fach besitzen oder fol-
▬ § 9: Apparative Ausstattung gende Bedingungen erfüllen:
▬ §§ 10411: Ärztliche Dokumentation/Überprüfung der – eine abgeschlossene Weiterbildung zum Facharzt
ärztlichen Dokumentation – die Erfüllung der fachlichen und apparativen Voraus-
▬ § 12: Auflage zur Aufrechterhaltung der fachlichen setzungen nach dieser Vereinbarung für den jeweiligen
Befähigung für die sonographische Untersuchung der Anwendungsbereich
Säuglingshüfte – eine mind. 36-monatige eigenverantwortliche Tätigkeit
▬ § 13: Konstanzprüfung im Bereich der Ultraschalldiagnostik
▬ § 14: Genehmigungsverfahren – die 10fache Zahl der in Anlage I Spalte 4 für den jewei-
▬ Anlage I4II: Anforderungen an die fachliche Befähigung ligen Anwendungsbereich geforderten Untersuchungs-
▬ Anlage III: Anforderungen an die apparative Ausstattung zahlen, z. B. Thoraxorgane (ohne Herz), B-Modus,
▬ Anlage V: Regelmäßige Überprüfung der ärztlichen Do- transkutan: 200 Sonographien der Thoraxorgane (ohne
kumentation bei der sonographischen Untersuchung der Herz) oder bei Nachweis der Qualifikation im B-Modus-
Säuglingshüfte nach § 12 Verfahren eines anderen Anwendungsbereichs 50 Sono-
graphien der Thoraxorgane (ohne Herz) während einer
2-monatigen ständigen oder 12-monatigen begleitenden
Tätigkeit
Erwerb der fachlichen Befähigung
Die fachliche Befähigung kann über 3 Wege erreicht werden. Anforderungen an die apparative Ausstattung
1. Im Rahmen der Weiterbildung zum Facharzt,
2. aufgrund ständiger Tätigkeit von mindestens 18 Monaten, ▬ Verfügbare Ultraschallgeräte werden in Stufen eingeteilt,
3. im Kurssystem mit einem Grund-, Aufbau- und Abschluss- die nur bestimmte Untersuchungen durchführen dürfen.
kurs. ▬ Außerdem muss alle 4 Jahre an einer Konstanzprüfung
– Grundkurs über physikalisch-technische Basiskenntnisse, teilgenommen werden.
Indikationsbereich, Basiskenntnisse einer Ultraschallun- ▬ Der Arzt hat jede Veränderung in der apparativen Aus-
tersuchung stattung, die Auswirkungen auf die Bildqualität haben
– Aufbaukurs zur Vertiefung der Kenntnisse der Ult- kann, unverzüglich der Kassenärztlichen Vereinigung
raschalldiagnostik und Verbesserung der Untersu- mitzuteilen.
321
Anhang
Anforderungen nach DEGUM-Stufe (Innere Medizin) ▬ Eigene Untersuchungsfrequenz von wenigstens 1.500 pro
Stufe I: Jahr (oder 750 Patienten mit pathologischem Befund)
▬ Facharzt für Innere Medizin ▬ Regelmäßige Ultraschallbesprechungen in der jeweiligen
▬ Aktive Ultraschalldiagnostik in Innerer Medizin über einen Institution
Zeitraum von mind. 2 Jahren begleitend (oder 6 Monate ▬ Geräte- und Dokumentationsstandard gemäß der aktuel-
ständig) len DEGUM-Empfehlung (Gerätequalifikation Stufe 3)
▬ Mind. 800 eigenverantwortlich durchgeführte Unter- ▬ Der Kursleiter soll mind. 10 Publikationen zu unterschied-
suchungen lichen Themen der Sonographie vorweisen, darunter
▬ Mind. 400 eigene Untersuchungen pro Jahr mind. 5 Artikel in einer begutachteten (Peer-reviewed)
▬ Aktueller Geräte- und Dokumentationsstandard gemäß Zeitschrift. In Zweifelsfällen Bewertung durch die Sekti-
der aktuellen DEGUM-Empfehlung onsleitung gemäß speziellem Punktescore auf dem Semi-
(mind. Gerätequalifikation Stufe 1) narleiterantrag (mind. 25 Punkte)
▬ Mitgliedschaft in der DEGUM ▬ Teilnahme an einem Didaktik-Seminar
▬ Antrag mit Bürgschaft durch einen Seminarleiter oder ▬ Mind. 3 Jahre Mitgliedschaft in der DEGUM
einen Ausbilder des eigenen Fachgebiets ▬ Mind. 2 Jahre Stufe II oder Ausbilder der DEGUM
▬ Keine Prüfung ▬ Für die Bewerbung als Kursleiter benötigt er die Bürg-
▬ Der Tutor erhält eine Urkunde schaft von drei anerkannten DEGUM-Kursleitern, davon
▬ Bearbeitungsgebühr einer aus einem anderen Fachgebiet. Die Empfehlungs-
schreiben der Bürgen müssen dem Bewerber beschei-
Stufe II: nigen, dass er didaktisch geeignet ist und ausreichend
▬ Abgeschlossene Weiterbildung im Fachgebiet (Internist) Bildmaterial für die Ausgestaltung eines Kurses besitzt.
▬ Aktive Ultraschalldiagnostik im jeweiligen Fachgebiet Weiter muss sich der bürgende Seminarleiter vom breiten
über einen Zeitraum von mindestens 4,5 Jahren der inter- und fundierten medizinischen und sonographischen
nistischen Tätigkeit Fachwissen sowie von den Nomenklatur- und Literatur-
▬ Ausbildung oder Hospitation von insgesamt 4 Wochen kenntnissen des Bewerbers überzeugen
bei einem DEGUM-Seminarleiter oder einem DEGUM-
Ausbilder
▬ 6000 eigenverantwortlich durchgeführte Ultraschallun-
tersuchungen (oder 3000 Patienten mit pathologischem
Befund)
▬ Eigene Untersuchungsfrequenz von wenigstens 1.000 pro
Jahr
▬ Aktueller Geräte- und Dokumentationsstandard gemäß
der aktuellen DEGUM-Empfehlung
(mind. Gerätequalifikation Stufe 2)
▬ Verpflichtung zur regelmäßigen Teilnahme an wissen-
schaftlichen Tagungen
▬ Regelmäßige Ultraschallbesprechungen in der jeweiligen
Institution
▬ Möglichst eigene wissenschaftliche Vortragstätigkeit
▬ Mind. 1 Jahr DEGUM-Mitgliedschaft
▬ Antrag mit Bürgschaft durch zwei DEGUM-Seminarleiter
des eigenen Fachgebietes
▬ Bestehen einer theoretischen und einer praktischen
Prüfung
▬ Der Stufe-II-Untersucher erhält eine Urkunde
W
V
Wandnekrose 254
Vagina 128, 131 Warthin-Tumor 244
– Fremdkörper 140 Waschmaschinenphänomen 171
– Sonopathologie 137 Wellenlänge 3
Vagina duplex 137 Wells-Score 276
Vaginalsonde 11 Wiederholungsecho 8
Valsalva-Manöver 279
Varikosis 277, 278
– Diagnostik 278
– Einteilung 277
Z
– internationale Klassifikation nach CEAP
278 Zahnscher Pseudoinfarkt 56
– Klassifikation nach Widmer 278 Zenker-Divertikel 243
Varizen 277 Zirrhoseleber 39
– primäre 277 Zwerchfellinsertion 29
– retikuläre 277 Zystadenokarzinom 43, 98
– sekundäre 277 Zystadenolymphom 244, 245
– Typenübersicht 277 Zystadenom 98
Vaskulitiden 233 Zyste 7, 42
Vena cava inferior 19, 283 – dysontogenetische 98
– Erkrankungen 284 – eingeblutete 43
– Stenose 67 – Hals 239
– Thrombose 67 – Nebennieren 122
Vena portae 284 – parasitäre 98
– Erkrankungen 285 – radiologische Einteilung, Bosniak-
Venen, abdominelle 283 Klassifikation 110
Venen, periphere 275 Zystenleber 36, 45
Venensystem Zystennieren 110, 117, 118, 213
– Einteilung 275 Zystenrandschatten 7
Veno-occlusive disease (VOD) 65, 212, Zystitis, infektiöse 218
252, 284
Verfettungsstörung, fokale
– arterielle Phase 292
– B-Bild 292
– Kontrastphasen 292
– portalvenöse Phase 292
– Spätphase 292
Verkalkungen
– Milz 146
– Nieren 113
Verschluss
– A. carotis communis 272
– A. carotis externa 272
– A. carotis interna 272
– A. subclavia 274
– A. vertebralis 274
Verschlussikterus 221
Verschlusskrankheit, akute periphere
arterielle 265