Japanische Skalen Auf Der NAF Komplett
Japanische Skalen Auf Der NAF Komplett
Japanische Skalen Auf Der NAF Komplett
Es gibt eine ganze Reihe schöner japanischer Skalen. Verwirrend sind dabei oft verschiedene
Bezeichnungen für gleiche Skalen, häufige Variationen und Ableitungen sowie die Tatsache, dass
Unterschiede oft nur in einem einzigen verminderten bzw. erhöhten Ton liegen oder das beim
Aufwärtsspielen einer Skala nicht selten andere Töne gespielt werden als beim Abwärtsspiel. Grund
dafür ist letztendlich das unterschiedliche westliche und fernöstliche Musikverständnis.
Japanische Skalen begründen sich wenig auf Akkorden oder westlicher Chromatik (Tonleiter mit allen
verminderten und erhöhten Tönen), sondern werden häufig direkt von Saiteninstrumenten wie Koto oder
Shamisen abgeleitet. Beim Spielen gleitet man häufig in die Töne und so gibt es manchmal Zwischen-
oder Ziehtöne, die sich nicht exakt in westlicher Notenschrift abbilden lassen. In der indischen oder
arabischen Musik werden solche Töne als Shruti oder Mikrotöne bezeichnet z.B. Töne zwischen zwei
Halbtönen. Ein direkter musiktheoretischer Vergleich ist deshalb manchmal schwierig und immer nur
annäherungsweise möglich. Neben alten überlieferten Skalen mit oftmals starkem regionalem Bezug,
gibt es allerdings auch neuere an westliche Hörgewohnheiten angepasste Ableitungen (z.B. Akebono-
und Miyako Bushi-Skalen)
Recht typisch für Japan ist die häufige Verwendung von pentatonischen Skalen (Tonleitern mit
verschiedenen 5 Tönen plus deren Oktaven). Diese werden oft als sehr schön, offen, schwebend und
meditativ empfunden und eignen sich hervorragend zum intuitiven freien Spielen. Es gibt sowohl Moll-
und als auch Dur- Pentatoniken und häufig Mischungen aus beidem, also Skalen, die weder eindeutig
moll oder dur sind.
Die Eigenarten der japanischen Tonskalen sind tief in der japanischen Kultur verankert und den 5
Tönen einer pentatonischen Skala werden sogar weibliche (Yin) und männliche (Yang) Attribute
zugeordnet und die Töne der Pentatonik symbolisieren die 5 Elemente Erde, Wasser, Feuer, Holz und
Metall. Anders als in der westlichen Musiktradition ist das tonale Zentrum dabei nicht zwangsläufig
identisch mit dem ersten Grundton der Skala (Tonika), sondern oft in schöner ausbalancierter Harmonie
erst die 3. Note in der Mitte mit jeweils 2 Tönen nach oben und unten. Es lohnt sich also ruhig mit dieser
mittleren Note zu beginnen und dann erst in der Skala nach oben oder unten zu gehen. Als Ergebnis
ergeben sich ganz neue schöne fernöstlich klingende Melodien.
In Folgenden werden nur Tonleitern vorgestellt, die man gut auf den indianischen Meditationsflöten
spielen kann. Da auf der „native american style flute“ aber nicht immer alle Töne spielbar sind, muss
man hier manchmal variieren und das tonale Zentrum oder den Anfangston tauschen. Hilfreich ist die
Notierung nach Zahlenformeln bezogen auf die C-Dur-Tonleiter. Die Griffübersichten beziehen sich im
Folgenden dann immer auf eine 6 Loch NAF im Ken Light / Nakai Stil mit Grundton F. Je nach
Flötenhersteller kann es deshalb vor allem im oberen Stimmbereich zu erheblichen Griffalternativen
kommen. Hilfreich ist dann ein digitales Stimmgerät und eine Transponierhilfe.
Hierzu gibt es mittlerweile eine Vielzahl brauchbarer und kostenfreier Smartphone Apps im Playstore
oder bei itunes.
Stand 11/17
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Skalen nach bekannten japanischen Liedern
Immer wieder tauchen Skalen auf die nach bestimmten japanischen Liedern benannt sind und sorgen
dann regelmäßig für Verwirrung. Es handelt sich um sogenannte Honkyoku Skalen, die Bezug nehmen
auf bekannte Lieder wie Sakura, Tamuke, Honshirabe. Da diese eng verknüpft sind mit der Shakuhachi
gehen diese von der üblichen Moll-Pentatonik dieser Bambusflöten aus. (1.Teil beim Hochspielen bis
Oktave dann 2. Teil beim Abwärtsspielen)
Shakuhachi Grundskala in D
D Flöte D F G A C D C A G F D
C Flöte C Eb F G Bb C Bb G F Eb C
Formel 1 b3 4 5 b7 8 b7 5 4 b3 1
NAF in F F G# Bb C Eb F Eb C Bb G# F
Tamuke Scale
D Flöte D Eb G A C D Bb A G Eb D
Formel 1 b2 4 5 b7 8 b6 5 4 b2 1
NAF in F F F# Bb C EB F C# C Bb F# F
Honshirabe Scale
Start mit G G Ab C D F G Eb D C Ab G
Formel 1 b2 4 5 b7 8 b6 5 4 b2 1
NAF in F F F# Bb C Eb F C# C Bb F# F
Sakura Pentatonic Scale (es sind zusätzliche Noten (in Klammern) möglich)
C Flöte C Db F G Ab C
Formel 1 b2 4 5 b6 8 Abwärts b7
NAF in F F F# Bb C C# F Abwärts Eb
Im Prinzip handelt es sich immer um mehr oder weniger gleiche Skalen. Beim Abwärtsspiel wird statt b6
eine b7 (oder umgekehrt) gespielt. Diese Skalen sind auch identisch mit der Kokin-, Insen bzw. In-scale
oder Miyako-Bushi Scale. Da ein F# als 2. Ton auf den NAFs nicht sauber spielbar ist, wird diese Note
als Oktave nach hinten verschoben und man hat dann trotzdem alle gewünschten Töne zur Verfügung.
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Männliche und weibliche Skalen
Eine weitere japanische Besonderheit ist die Aufteilung in Tonleitern mit eher weiblichen und eher
männlichen Attributen nach dem chinesischen Yin und Yang Prinzip (s.a. Ritusen und Ryosen Skala).
D, E, G, A, B, D / C, D, F, G, A, C / 1 2 4 5 6 8
Variante 2
D, E, G, A, C, D / C, D, F, G, Bb, C / 1 2 4 5 b7 8
D, F, G, A, C, D / C, Eb, F, G, Bb, C / 1 b3 4 5 b7 8
E F A B C E / C C# F G G#(Ab) C / 1 b 2 4 5 b6 8
Auf der F NAF sind das die Töne (der 2. Ton F# später) F Bb C C# F# + F‘
Variante 2
E F A B D E / C C# F G Bb C / 1 b2 4 5 b7 8
Auf der F NAF sind das die Töne (der 2. Ton F# später) F Bb C Eb F# + F‘
EGABDE / C Eb F G Bb C / 1 b3 4 5 b7 8
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Hira-Joshi und Akebono Skala
Hira-joshi Skala hat folgende Zahlenformel: 1, 2, b3, 5, b6 auf der C Flöten sind das die Töne C D Eb G
Ab. Auf einer NAF in F braucht man dann F G G# C C# F G#. Andere Bezeichnungen sind Hirachosi,
Hira-choshi, Kata-kumoi oder Yona Nuki minor.
In dieser Form ist die Hira-joshi Skala mit der einfachen Akebono Skala identisch. Allerdings gibt es
noch eine bekanntere Akebono Variation mit 1 2 b3 5 6 - also auf der F Flöte statt C# ein D
Hira-joshi Variante:
Da ein halbes Loch auf manchen NAFs schwierig zu greifen ist und nicht immer befriedigend klingt, gibt
es die Möglichkeit den zweiten Ton G nach oben zu verlagern. Auf der F Flöte hat man die Töne F G# C
C# F´ G´ und G#´.
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Miyako Bushi Scale
Die Miyako Bushi Skala hat folgende Zahlenformel: 1 b2 4 5 6. Auf der C Flöte wären das die Töne C
Db F G A. Auf einer NAF mit Grundton F braucht man folgende Töne: F Bb C C# F´ G’. Ein halber
Tonschritt nach dem Grundton ist bei den meisten NAFs nicht möglich. Man kann die vorgesehenen
Töne der Skala aber in veränderter Reihenfolge spielen und erhält dann für die Miyako-Bushi Scale
folgende Griffe.
Mit einem zusätzlichen Griff erhält man eine schöne erweiterte Skala, die auf Miyako-Bushi aufbaut und
sehr schön asiatisch klingt.
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Kokin scale und Insen scale
Die japanische Kokin joshi scale ist eine sehr schöne pentatonische Skala aus Japan. Als Zahlenformel
kann man sie darstellen mit 1 b2 4 5 b7 also auf einer C Flöte die Töne C Db F G Bb (Db =C#) . Die
Kokin scale ist im Prinzip identisch mit der Insen Scale oder auch In-Scale.
Übertragen auf die indianische Meditationsflöte im Nakai Stil spielt man auf einer F Flöte die Noten F Bb
C Eb F# plus mögliche Oktavtöne also ein F‘. Ein tiefes F# ist auf der F Flöte nicht möglich. Deshalb
greift man zu einem Trick und spielt das F# erst weiter oben und hat damit doch alle Töne der Kokin
scale zusammen hat. Es ergibt sich folgendes Griffschema:
Möglich ist natürlich auch die Griffkombination mit halbem Loch, was unter Umständen etwa schwieriger
zu greifen ist: Bei der F Flöte die Töne: G G# C D F plus Oktavton G. (Griffalternativen für G am
Schluss)
Wenn man mit dem Ton G# beginnt ist auf der F Flöte sogar eine Variation möglich mit G# A C# Eb F#
plus Oktavton G#. Es ergeben sich dadurch allerdings einige anspruchsvolle Gabelgriffe.
Kumoi-joshi
Eine Mischung aus Miyako Bushi und Hirajoshi ist die Kumoi Skala. Diese Pentatonik geht auf einer
NAF sogar 3 mal, je nachdem mit welchem Grundton man beginnt. Als Zahlenformel hat man 1, b2, 4,
5, b6 - auf der C Flöte also die Noten C Db F G Ab
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Ritusen und Ryosen Scale
Die Ritusen Scale ist eine pentatonische Skala, die starke Verbreitung in China und Japan findet.
Andere Namen sind blackkey Pentatonik, Zheng scale, Zhi scale, Yo (shomyo, Gagaku) scale oder
manchmal einfach chinesische Skala. Ritusen ist weder moll noch dur, sondern eine sehr offene
schwebende Skala mit minimalistischer Schönheit
Übertragen auf eine NAF in F hat man folgende Noten: F, G, Bb, C, D, F + zusätzliche Oktavtöne. Bei
NAFs mit Bezug auf die Nakai TABs ergibt sich folgendes Griffschema:
Sehr schön ist die Ergänzung mit der zusätzlichen Note b7 also bei der F Flöte ein Eb . Dann hat man
aber keine Pentatonik mehr.
Die Ryosen Skala ist die männliche Variante der Ritusen und hat die Formel 1 2 3 5 6. Bei der C Flöte
die Noten C D E G A auf einer indianischen F Flöte die Töne F G A C D mit folgendem Griffschema:
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Man Gong-, Yosen- und Banshikicho- Scale
Man Gong scale
Zahlenformel 1 b3 4 b6 b7 auf der C Flöte die Noten C, Eb, F, Ab, Bb und auf der indianischen F Flöte
die Noten F G# Bb D E. Tonales Zentrum ist Bb !
Yosen Scale
Zahlenformel 1 b3 4 5 b7 - auf der C Flöte die Töne C Eb F G Bb und auf der F Flöte die Töne F G# Bb
C Eb. - Tonales Zentrum ist Bb !
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Banshikicho Scale
Manchmal klingen die japanischen Skalen am Anfang etwas schräg. Das liegt aber vor allem an der
fehlenden Hörgewohnheit für westliche Ohren.
Zum Abschluss aber noch eine etwas exotische Skala - die Banshikicho-Scale mit der Zahlenformel 1 2
b3 b4 5 6 b7. Also eine heptatonische Skala mit 7 Tönen. Auf der C Flöte C D Eb E G A Bb. Auf der
Indianischen F Flöte entsprechend F G G# A C D Eb plus Oktavtöne.
G‘ G# F F# C#
Ausklang
Es gibt noch viele weitere japanische Skalen z.B die Hyojo Scale, die Niagari Scale die Nohkan und die
Oshikicho Scale. Diese bringen aber nicht viel Neues oder sind auf den indianischen Meditationsflöten
einfach nicht sauber spielbar. Insgesamt sind die japanischen Skalen aber eine große Bereicherung für
die indianischen Meditationsflöten und bilden die Grundlage für intuitives freies Spielen nach Gehör mit
Hilfe von Skalen.
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