DaF B1 - Einstieg Thema Engagement

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Lieber vor dem Fernseher sitzen als sich engagieren?

Ehrenamtliche Arbeit fordert Zeit und Motivation. Das ist wohl ein Grund, warum sich
Vereine und Verbände für über geringe Mitgliederzahlen beklagen. Hat die Jugend
wirklich keine Lust mehr auf Ehrenämter? Schulstress, Zivildienst und Karrierepläne sind
die Gründe für weniger Engagement – obgleich sich doch alle gerne engagieren würden!

Roman, 18, Schüler aus Offenhausen: „Ich


engagiere mich schon seit 2006 ehrenamtlich bei der
Jungen Presse Bayern. Momentan erledige ich viel
Büroarbeit und bin Sprecher der Regionalgruppe
Nürnberg. Natürlich erhoffe ich mir von meiner
ehrenamtlichen Arbeit später einen Vorteil, wenn es
QuickTime™ and a darum geht, Karriere zu machen. Aber der
decompressor
are needed to see this picture. Hauptgrund für mein ehrenamtliches Engagement ist
der Spaß an der Sache. Ich habe durch die JPB
Freunde in ganz Bayern kennen gelernt, sogar meine
Freundin. Ja, die Arbeit ist anstrengend, aber sie gibt
einem viel zurück. Generell finde ich ehrenamtliches
Engagement sehr wichtig. Es ist der Motor unserer
Gesellschaft! Aber die Zeit, die ein ehrenamtlicher
Job fordert, bereitet oft Schwierigkeiten. Vor allem
Schüler und Studenten, die sich früher sehr viel engagiert haben, schaffen es heute kaum
noch. Trotzdem: in meinem Freundeskreis gibt es noch eine Menge Leute, die ein
Ehrenamt haben. Einige sind bei Jugendorganisationen von Parteien, in der Kirche, im
Sportverein oder bei Rettungsdiensten. An sich ist die Bereitschaft unter Jugendlichen
durchaus vorhanden! Man muss eben nur wissen, wie man seine Zeit richtig einteilt, sich
selbst organisiert, dann bleibt auch genügend Zeit für ein Ehrenamt – nur leider lernt man
das nicht in der Schule!“

Alicia Mittelbach, 18, Schülerin aus


Bronnamberg: „Nein, leider engagiere ich mich
nicht ehrenamtlich. Ich habe einfach nicht die Zeit
dazu, immerhin schreibe ich in ein paar Monaten
QuickTime™ and a Abitur. Für das Studium brauche ich einen sehr
decompressor
are needed to see this picture. guten Abiturschnitt. Da geht einfach die meiste
Zeit für Lernen drauf. Außerdem gebe ich
Nachhilfe um nebenher ein bisschen Geld zu
verdienen. Deshalb bräuchte mein Tag 48 Stunden,
wenn ein Ehrenamt noch darin Platz haben sollte.
Wenn ich aber mehr Zeit hätte, würde ich mich
beim Roten Kreuz engagieren. Da könnte ich
Menschen helfen! Ein bisschen ärgert es mich schon, dass ich nicht ehrenamtlich tätig
bin. Ich will mich nach dem Abitur um ein Stipendium bewerben und da braucht man
nicht nur gute Noten, sondern auch ehrenamtliches Engagement. Aber wie gesagt, ich
habe keine Ahnung, wie ich das alles unter einen Hut kriegen könnte! Klar, habe ich
schon mit dem Gedanken gespielt, nach dem Abitur ein Ehrenamt zu übernehmen oder
sogar ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Aber letztendlich habe ich mich doch
dagegen entschieden. Ich will sofort mit dem Studium beginnen. Es ist besser, so jung
wie möglich danach in einen Beruf einzusteigen – gerade als Frau! Und während dem
Studium wird es auch wieder schwierig. Da muss ich gute Leistungen bringen und
nebenher arbeiten, um Geld zu verdienen. Immerhin muss man als Student auch von
irgendetwas leben.“

Holger Elsen, 18, Schüler aus Fürth: „Ich arbeite als


Chefredakteur bei der Schülerzeitung „Helga“ des
Helene-Lange-Gymnasiums in Fürth. Das ist eine
ehrenamtliche Tätigkeit in der Schule. Ich mache diesen
Job vor allem, weil mir die „Helga“ sehr am Herzen
liegt. Als Redakteur bin ich schon seit der sechsten
QuickTime™ and a
decompressor Klasse dabei. Ein anderer Grund ist aber die Bemerkung
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im Abiturzeugnis. Das macht sich gut im Lebenslauf.
Immerhin zeigt die Arbeit in der Schülerzeitung, dass
man teamfähig ist und als Chefredakteur auch eine
Gruppe leiten kann. Ich möchte später Lehrer werden
und dann ebenfalls eine Schülerzeitung betreuen. Da
werden mir die Erfahrungen, die ich jetzt schon sammle,
sicher helfen. Jedenfalls finde ich es gut, wenn Schüler
sich an ihrer Schule engagieren, sonst wäre der Schulalltag doch ziemlich trist. Und ich
finde es auch gut, dass dieses Engagement freiwillig ist, dass man keine Noten dafür
bekommt. Das garantiert, dass die Schüler mit viel mehr Begeisterung bei der Sache sind,
anstatt nur wegen der Noten mitzumachen. Natürlich ist es stressig, bevor eine neue
Ausgabe erscheint. Aber ich habe trotzdem noch viel Zeit für die Schule, meine Freundin
und andere Hobbys. Hobbys lassen sich auch gut mit dem Schülerzeitungsmachen
verknüpfen, zum Beispiel in dem ich einen Artikel über ein Hobby schreibe, oder einfach
über Dinge, die mich interessieren.“

Andreas Hirneiß, 21, Schüler aus Fürth: „Nein, ich


arbeite nicht ehrenamtlich. Ich hätte zu wenig Zeit und
da ich seit kurzem eine eigene Wohnung habe, muss
ich schon zusehen, dass ich für Geld arbeite.
Ehrenamtliche erweisen der Gesellschaft einen Dienst,
helfen anderen Menschen, das ist natürlich gut! Ein
anderer Grund, der für ehrenamtliche Arbeit spricht,
QuickTime™ and a
decompressor ist, dass man das eigene Gewissen befriedigt. Das
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klingt ein bisschen egoistisch, ist aber in Ordnung: der
ehrenamtlich Arbeitende fühlt sich selbst gut, weil er
das Gefühl hat, einer sinnvollen Aufgabe
nachzugehen. Ausprobieren sollte es jeder einmal. Ich musste zum Beispiel von meiner
Schule aus ein dreiwöchiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung ableisten. Anfangs
war ich weniger begeistert davon im Kindergarten zu arbeiten. Im Nachhinein möchte ich
diese Erfahrung aber nicht missen. Trotzdem möchte ich so schnell kein Ehrenamt
übernehmen. Ich muss jetzt nämlich erst einmal neun Monate Zivildienst ableisten. Da
bin ich auch nur eine günstige Hilfskraft, die das soziale System stützt. Dass man nach
neun oder bald sechs Monaten schlecht bezahltem Dienst keine Lust mehr hat, ist doch
irgendwo verständlich. Klar, finde ich es gut, wenn sich Menschen ehrenamtlich
engagieren. Aber ich würde niemanden als schlechter ansehen, nur weil er kein Ehrenamt
Inne hat. Letztendlich sollte man ein Ehrenamt auch nur übernehmen, wenn man die
nötige Zeit, das geforderte Engagement und ein gewisses Maß an Hingabe mitbringen
kann. Und mal ehrlich: Generell sitzen viele abends einfach lieber vor dem Fernseher als
in einer Kirchengruppe.“

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