Magersucht - Eine Essstörung - BZgA Essstörungen
Magersucht - Eine Essstörung - BZgA Essstörungen
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MAGERSUCHT
Eine Magersucht ist eine schwerwiegende und meist sehr langwierige Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss.
Typisch für eine Magersucht ist ein starker Gewichtsverlust oder anhaltendes Untergewicht. Betroffene haben Angst davor, zuzunehmen oder zu dick zu sein.
Daher schränken sie ihre Nahrungsaufnahme ein und nehmen immer weiter ab. Obwohl sie auffallend dünn sind, empfinden sie sich selbst als unförmig und
dick. Die Magersucht wird auch Anorexie oder Anorexia nervosa genannt.
KRITERIEN
URSACHEN
WEITERE SYMPTOME UND VERLAUF
BEHANDLUNG
„Was esse ich, wenn ich nach Hause komme? Einen halben Kopf Salat, eine Tomate, etwas Essig? Und am Abend muss ich joggen
gehen. Unbedingt bei der Wampe...“
KRITERIEN
Bei einer Magersucht kommt es zu einem starken Gewichtsverlust oder anhaltendem Untergewicht, wobei die Betroffenen häufig keine
Einsicht in die Schwere ihres Zustandes haben.
Menschen mit einer Magersucht leiden unter der ständigen Angst zuzunehmen oder zu dick zu sein. Sie fürchten sich davor, die Kontrolle über
das Essen und ihr Gewicht zu verlieren.
https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/magersucht/?L=0 1/4
6/26/2021 Magersucht - eine Essstörung | BZgA Essstörungen
Betroffene kontrollieren in ausgeprägter Form ihre Nahrungsaufnahme: Sie essen sehr wenig und verzichten vor allem auf kalorienreiche
Speisen. Beim Essen entwickeln sie Rituale. Dazu gehört Kalorienzählen, langsames Essen, Kleinschneiden der Nahrung oder Essen nach
bestimmten Zeitplänen.
Einige Betroffene setzen zusätzlich Medikamente ein oder führen Erbrechen herbei, um noch mehr Gewicht zu verlieren. Darüber hinaus
treiben viele übermäßig Sport. Bei einem sehr niedrigen Gewicht kann es zu Heißhunger- bzw. Essanfällen kommen.
Patientinnen und Patienten mit einer Magersucht fühlen sich in ihrem Körper sehr unwohl. Sie empfinden sich auch dann noch als dick und
unförmig, wenn sie bereits untergewichtig sind.
Körpergewicht oder Figur haben einen übertrieben hohen Einfluss auf die Selbstbewertung von Menschen mit Magersucht.
Es gibt eine Krankheit, die der Magersucht sehr ähnlich ist und als „männliche Anorexie“ bezeichnet wird. Gemeint ist die „Muskelsucht“. Diese
Erkrankung ist keine Essstörung im engeren Sinne. Die Krankheitszeichen und ihre Entwicklung ähneln jedoch einer Essstörung, vor allem der
Magersucht. Sie betrifft vornehmlich Jungen und Männern, doch auch Mädchen und Frauen können betroffen sein.
„Als ich in die Pubertät kam, hasste ich am meisten meine Brüste, die sich so langsam entwickelten. Ich hatte Angst vor einer
weiblichen Figur und wollte sie unbedingt verstecken. Ich weigerte mich, einen BH zu tragen, und zog meine alten Unterhemden
an, die ich so fest in die Unterhose steckte, dass ich flach wie ein Brett war. Kalorienzählen wurde zu meinem Lebensinhalt. Es
machte mir wahnsinnigen Spaß, und ich war stolz, dass ich so diszipliniert war und alles gut im Griff hatte. Ich dachte mir, dann
würde ich so bleiben wie ich bin, doch das war nicht so.“
URSACHEN
Bei der Entstehung der Krankheit wirken verschiedene Faktoren zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen können. Dazu zählen:
Biologische und körperliche Einflüsse: zum Beispiel eine erbliche Veranlagung, ein gestörtes Essverhalten in der frühen Kindheit oder
früheres strenges Diäthalten
Faktoren in der persönlichen Entwicklung: zum Beispiel ein niedriges Selbstwertgefühl, emotionale Labilität oder die Sorge um
Aussehen, Figur und Gewicht
Gesellschaftliche Einflüsse: zum Beispiel das vorherrschende schlanke Schönheitsideal
Auslöser, das heißt Faktoren, die den Zeitpunkt des Ausbruchs einer Essstörung bestimmen, können belastende Erlebnisse sein, wie etwa ein
Verlust, eine Trennung, ein Umzug oder Mobbing. Auch körperliche Erkrankungen und der Beginn körperlicher Veränderungen in der Pubertät
können eine Magersucht auslösen.
Die Magersucht hat ihren Beginn vor allem während der Pubertät. Aber auch junge Erwachsene und ebenso Kinder unter 13 Jahren können
erkranken.
Ein erhöhtes Risiko an der Magersucht zu erkranken, weisen Menschen auf, die Leistungssport treiben. Das trifft besonders auf Sportarten zu,
bei denen Schlankheit und Körpergewicht eine Rolle spielen.
https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/magersucht/?L=0 2/4
6/26/2021 Magersucht - eine Essstörung | BZgA Essstörungen
Eine Magersucht führt auch zu Hautveränderungen: Die Betroffenen haben zum Beispiel Haarausfall oder trockene und juckende Haut. Bei
starkem Untergewicht kann es auch zu einer sogenannten „Lanugo-Behaarung“ kommen, einer feinen, flaumartigen Behaarung.
Es treten hormonelle Veränderungen auf: Bei Jungen und Mädchen kann das zu einer Verzögerung der Pubertät und der körperlichen
Entwicklung führen. Auch das Wachstum verlangsamt sich. Bei Mädchen und Frauen bleibt die Monatsblutung aus. Bei Jungen und Männern
kann es zu Potenzverlust kommen.
Selbst herbeigeführtes Erbrechen schädigt Zähne und Speiseröhre. Oft kommt es zu einer Vergrößerung der Speicheldrüsen sowie Störungen
des Wasser- und Elektrolythaushalts und der Nierenfunktion.
Die Gefahren einer Magersucht werden von den Betroffenen selbst oft nicht wahrgenommen. Sie verstehen nicht, dass ihr Verhalten krankhaft
ist. In vielen Fällen suchen sie sich daher erst spät professionelle Hilfe.
Oft leiden Menschen mit einer Magersucht auch unter anderen psychischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen, Zwängen oder Ängsten.
Die Essstörung kann diese Probleme verstärken. Ebenso können andere psychische Symptome einen negativen Einfluss auf den Verlauf der
Essstörung haben.
Menschen mit Magersucht haben ein mehr als 5-fach höheres Risiko zu sterben als Gleichaltrige ohne Erkrankung. Eine Auswertung von
Patientenakten zeigte, dass die meisten Menschen mit Magersucht an gesundheitlichen Störungen verstorben waren, die die Magersucht
verursacht hatte. Jeder fünfte Todesfall war ein Suizid. Die Todesrate bei Magersucht steigt vor allem, wenn andere Erkrankungen vorliegen -
insbesondere andere psychische Erkrankungen. Menschen mit Magersucht haben im Vergleich zu Gesunden ein 18-fach höheres Risiko, sich
selbst das Leben zu nehmen.
„Irgendwann war meine Krankheit nicht nur mein einziger Lebensinhalt, mein Alibi für alles, was ich nicht leistete oder leisten
wollte, sondern vielmehr ein Freund, ein Schatz, den ich mit allen Mitteln dieser Welt festhalten wollte. Ich hasste jeden, der mir
einzureden versuchte, ich sei krank und bräuchte Hilfe."
BEHANDLUNG
Wird die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt, sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung besonders gut.
In der Behandlung geht es zunächst darum, die akuten Symptome zu lindern und den Patientinnen und Patienten zu helfen, an Gewicht
zuzunehmen und ein gesundes Essverhalten zu entwickeln.
Im weiteren Verlauf der Therapie werden mögliche auslösende und aufrechterhaltende Faktoren betrachtet. Es werden zusammen mit den
Betroffenen Strategien entwickelt, um einen Rückfall in die Erkrankung zu verhindern.
Wie eine Magersucht behandelt wird, ist unter anderem abhängig davon, wie schwer die Erkrankung ausgeprägt ist. Möglich ist
eine ambulante Behandlung,
eine tagesklinische Behandlung oder
eine stationäre Behandlung.
In lebensbedrohlichen Situationen kann auch eine Zwangsbehandlung notwendig werden.
Auch nach einer erfolgreichen Behandlung bleiben oft Symptome bestehen, die zu einem Rückfall in die Krankheit führen können. Die
Nachsorge ist daher bei der Behandlung der Magersucht wichtig.
„Ich fühle mich. Ich kann mich freuen. Ich brauche das Hungern nicht mehr, um daran zu messen, wie stark und leistungsfähig ich
bin. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, noch einmal so tief in eine Krankheit zu rutschen wie damals, als ich magersüchtig war.“
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