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Der Prophet Muhammad

Vorzüge, Wesensart und Eige nheite n

Eine Buchproduktion von:


Inhaltsverzeichnis

Vorwort ................................................................................ 4
War Muhammad ein echter Prophet? ................................... 8
Die Namen des Propheten ...................................................14
Die äußerlichen Eigenschaften des Propheten .....................22
Die Eheschließungen des Propheten Muhammad und seine
Ehefrauen ............................................................................28
Einige Besonderheiten des Propheten Muhammad ..............33
Die Vorzüge des Propheten ..................................................41
Der Prophet Muhammad: Eine Barmherzigkeit für die
gesamte Schöpfung .............................................................45
Die emotionale Seite im Leben des Propheten Muhammad .60
Einige Formen der Sanftmut des Propheten .........................69
Die Vatergefühle des Gesandten Allâhs ................................73
Tränen im Leben des Propheten ..........................................80
Der Optimismus des Propheten ...........................................86
Das Vertrauen des Propheten Muhammad auf Allâh ............89
Die Bescheidenheit des Propheten.......................................93
Über die Tapferkeit des Propheten ......................................98
Das Verhalten des Propheten Muhammad und seine
Wesensart .........................................................................103
Der Prophet war der liebevollste und großzügigste Gatte ..108
Die Sunna des Propheten bei der Schönheitspflege............112

2
Das Lachen des Propheten .................................................117
Das anbetende Dienen des Propheten ...............................122
Der Ehrausspruch (Salawât) für den Propheten ..................129
Die Art des Propheten, die Fehler anderer Menschen zu
korrigieren .........................................................................134
Die Besonderheiten des Propheten in Kriegen ...................138
Die Sunna des Propheten beim Kauf und Verkauf ..............144
Wie der Prophet Predigten hielt.........................................148
Die gerechte Behandlung des Propheten Muhammad .......153
Das Qiyâm-Gebet des Propheten im Ramadân ...................158
Vorgehensweise des Propheten während der letzten zehn
Ramadân-Nächte ...............................................................163
Wie sich der Prophet im Haddsch gegenüber seiner Familie
verhielt ..............................................................................168
Gedanken zum Haddsch des Propheten .............................174
Schluss ...............................................................................179

3
Vorwort

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Er den Gesandten


Allâhs in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken!

Die Menschheit lebte vor der Sendung des Siegels der


Propheten auf den Irrwegen der Ignoranz, im
Polytheismus und Atheismus. Die Araber waren auch ein
Teil dieser Menschheit und im Sumpf des Unglaubens
versunken und benötigten dringend jemanden, der sie
wieder aus diesem Sumpf herauszog.

Die Ignoranz war weit verbreitet, Unterdrückung an der


Tagesordnung und Anarchie die Lebensweise der
Menschen. Man nahm sich einfach die Rechte anderer
und verletzte ihre Würde. Es war kurz gesagt ein Leben
ohne System und feste Regeln, ohne Gesetze und
Ordnung, außer einigen Gewohnheiten und Bräuchen
der Stämme.

Es gab keine Sicherheit mehr. Raub und Plünderungen


waren bereits normal geworden. Es war ein Leben, in
dem es weder Sicherheit noch Ruhe gab. Der Ansässige
war der Schädigung ausgesetzt und der Reisende musste
die ganze Zeit fürchten, Opfer eines Überfalls zu werden.

Mord und Plünderung waren normal und ebenso, dass


der Starke den Armen unterdrückt. Es wurde bereits aus

4
den nichtigsten Gründen ein Krieg angezettelt, in dem
die Menschen vernichtet wurden, Frauen ihre Männer
verloren und Kinder zu Waisen wurden.

Im Schatten dieser Zustände und nach einer


Unterbrechungszeit in der Reihe der Gesandten wurde
der Prophet Muhammad im Alter von 40 Jahren von
Allâh zum Propheten ernannt. Der Engel Gabriel kam zu
ihm in die Höhle Hirâ und übermittelte ihm die ersten
Verse des Qurân: "Lies im Namen deines Herrn, Der
erschaffen hat!" (Sûra 96:1)

Danach folgten nacheinander die Herabsendungen des


Qurân auf den Propheten , und der Prophet begann
mit seiner Da'wa (seinem einladenden Aufruf zum
Islâm). Diese Da'wa hat der Gelehrte Ibn Al-Qayyim in
seinem Buch „Zâd Al-Mi'âd“ in fünf Stufen eingeteilt:

1. Stufe: Die Berufung zum Propheten.


2. Stufe: Das Warnen derer seiner nächsten Sippe.
3. Stufe: Das Warnen seines Volkes.
4. Stufe: Das Warnen eines Volkes, zu dem noch kein
Warner gekommen war, nämlich die Araber im
Allgemeinen.
5. Stufe: Das Warnen aller Menschen und Dschinn,
die die Da'wa erreichte, bis ans Weltende.

5
Der Prophet rief in Makka drei Jahre im Geheimen
zum Islâm auf, bis folgender Vers herabgesandt wurde:
"So verkünde denn laut, was dir anbefohlen wird, und
wende dich von den Götzendienern ab!" (Sûra 15:94)
Alsdann verkündete er seine Da'wa öffentlich.

Allâh hat den Propheten als Barmherzigkeit für alle


Welten entsandt: "Und Wir haben dich nur als
Barmherzigkeit für die Welten gesandt." (Sûra 21:107)

Es wurde authentisch vom Propheten überliefert,


dass er sagte: „Ich bin nur eine Barmherzigkeit und
Rechtleitung.“1

Wer an ihn glaubt und seine Botschaft bestätigt, hat


wahrlich einen gewaltigen Sieg errungen. Allâh, der
Erhabene, sagt: "Und wer Allâh und Seinem Gesandten
gehorcht, der erzielt ja einen großartigen Erfolg." (Sûra
33:71) Wer sich von der Lebensweise des Propheten
abwendet, ist wahrlich weit vom rechten Weg abgeirrt
und gehört zu den Verlierern im Diesseits und im
Jenseits. Allâh, der Erhabene, sagt: "Wer sich aber von
Meiner Ermahnung abwendet, der wird ein beengtes
Leben führen, und Wir werden ihn am Tag der
Auferstehung blind in die Versammlung führen." (Sûra
20:124)

1
Überliefert von Al-Hâkim und Al-Baihaqî. Von Al-Albâni als
authentisch eingestuft.

6
Die Da'wa des Propheten war ein Aufruf zum Glauben
an Allâh, ohne Ihm in der Anbetung etwas beizugesellen,
sowie zu Tugendhaftigkeit, rechtem Handeln, Treue und
Aufrichtigkeit. Ein Aufruf zu allen Arten des Guten und
eine Warnung vor allen Arten des Schlechten. Die
Sendung des Propheten war ein neuer Anfang für die
Menschheit, und ein gewaltiges historisches Ereignis für
das Menschengeschlecht. Allâh, der Erhabene, sagt:
"Sprich: O ihr Menschen, ich bin der Gesandte Allâhs,
Dem die Herrschaft der Himmel und der Erde gehört,
an euch alle. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Er macht
lebendig und lässt sterben. So glaubt an Allâh und
Seinen Gesandten, den schriftunkundigen Propheten,
der an Allâh und Seine Worte glaubt, und folgt ihm, auf
dass ihr rechtgeleitet sein möget!" (Sûra 7:158)

Durch ihn wurden der Glaube der Menschen


vervollkommnet und die Gnadenerweise an ihn
vervollständigt. Allâh, der Erhabene, sagt: "Heute habe
Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine
Gunst an euch vollendet, und Ich bin mit dem Islâm als
Religion für euch zufrieden." (Sûra 5:3)

Der Islâm ist die Religion, die Allâh für die Menschen
auserwählt hat, und Er nimmt keine andere Religion an.
Allâh, der Erhabene, sagt: "Wer aber als Religion etwas
anderes als den Islâm begehrt, so wird es von ihm nicht

7
angenommen werden, und im Jenseits wird er zu den
Verlierern gehören." (Sûra 3:85)

War Muhammad ein echter Prophet?

Muhammad , der Sohn Abdullâhs, ist Allâhs Gesandter


und der letzte Prophet, den Allâh zu allen Bewohnern
der Erde entsandt hat. Man muss wissen, dass er
wirklich und wahrhaftig Allâhs Gesandter ist. Zahlreiche
Beweise belegen diese Tatsache. Nur ein Leugner kann
diese Beweise auf Grund seiner Arroganz ignorieren.

1. Muhammad wuchs als Analphabet auf. Er konnte


weder lesen noch schreiben und dies blieb so bis zu
seinem Tod. Er war in seinem Volk als der
Vertrauenswürdige und Wahrheitsliebende bekannt. Vor
seiner Entsendung, bis zu seinem 40. Lebensjahr, hatte
er keine Kenntnis von irgendeiner Religion oder früheren
Botschaft. Dann bekam er die ersten Offenbarungen,
die uns heute als Qurân vorliegen. Dieser Qurân erwähnt
viele der Ereignisse, die in den früheren Schriften
enthalten sind und zwar in solcher Genauigkeit, als hätte
Muhammad ihnen als Zeuge beigewohnt. Sie sind
genauso wiedergegeben, wie sie in der Thora, die Moses
herab gesandt wurde, und im Evangelium, wie es
Jesus herab gesandt wurde, enthalten waren.
Trotzdem glaubten viele Juden und Christen nicht an
das, was Muhammad sagte.

8
2. Muhammad sagte viele Ereignisse voraus, die ihm
und seinen Gefährten und auch den Generationen nach
ihnen widerfahren sollten, sei dies in Bezug auf die
Eroberung Makkas, die Beseitigung der tyrannischen
Herrschaft des persischen Königsreichs und des
byzantischen Kaisers oder auch der Ausbreitung des
Islâm auf der ganzen Welt. All diese Ereignisse fanden
genauso statt, wie Muhammad sie vorausgesagt
hatte, ganz so, als hätte er die Zukunft unmittelbar vor
seinen Augen gehabt.

3. Muhammad überbrachte einen arabischen Qurân,


der die Spitze an Eloquenz und Klarheit ist. Dieser Qurân
forderte die sprachgewandten, den Qurân als Lüge
bezeichnenden Araber heraus, nur eine einzige
vergleichbare Sûra zu verfassen. Sie waren nicht im
Stande dazu. Tatsächlich hat es bis heute niemand
vermocht etwas zu verfassen, das dem Edlen Qurân in
seiner Ordnung, Anmut, Schönheit und Herrlichkeit auch
nur nahe kommt.

4. Das Leben dieses Propheten ist das perfekte


Vorbild für aufrichtigen, barmherzigen, aufopfernden,
wahrhaftigen, mutigen, großzügigen Charakter, fernab
jeder Untugend. Er legte keinen Wert auf den Reichtum
des Diesseits sondern bemühte sich nur um die
Belohnung im Jenseits. Außerdem war er in allen seinen

9
Taten und Handlungen gottesfürchtig und Allâhs stets
eingedenk.

5. Allâh legte viel Liebe für Muhammad in die Herzen


derer, die an ihn glaubten. Diese Liebe ging soweit, dass
alle Gläubigen bereit waren, sich und ihre Mütter oder
Väter für ihn zu opfern. Bis heute lieben und ehren die
Gläubigen Muhammad . Alle würden sofort ihr
Vermögen und ihre Familien hergeben, um ihn auch nur
für einen Augenblick zu sehen.

6. In der gesamten Menschheitsgeschichte gibt es keine


Biografie, die so gut erhalten ist wie die von Muhammad
, und keine Person, die solch einen Einfluss auf die
Menschheit hat. Zudem gab es nie jemanden, an den
morgens, abends und zu jeder Zeit so oft gedacht und
erinnert wird, wie an Muhammad . Wenn die
Gläubigen dies tun, bitten sie Allâh darum, Muhammad
zu ehren und ihm Wohlergehen zu schenken. Dies tun
sie aus vollem Herzen und aus Liebe zu ihm.

7. Es gab auch niemals einen Mann, der in allem, was er


tat, so befolgt wurde, wie dies bis heute die Gläubigen
tun. Sie schlafen so wie er schlief, sie reinigen sich so wie
er sich reinigte, sie essen, trinken und kleiden sich so wie
er es tat. In allen Lebenssituationen halten sich die
Gläubigen an das Vorbild Muhammad und den Weg,
den er gegangen ist. In jeder Generation von seiner Zeit

10
an bis heute haben sich die Gläubigen an die Lehren
dieses edlen Propheten gehalten. Manch einer möchte
seinem Vorbild sogar soweit folgen, dass er selbst in
persönlichen Eigenheiten mit dem Propheten
übereinstimmt, obwohl Allâh dies nicht gefordert hat. So
essen manche nur genau das, was er gegessen hat,
oder tragen nur genau die Art von Kleidung, die er
mochte.

Die Gläubigen wiederholen all die Gebete und


Lobpreisungen Allâhs, die auch Muhammad in
verschiedenen Situationen gesprochen hat. Dazu
gehören unter anderem die Bittgebete, die er sagte,
wenn er Leute begrüßte, das Haus betrat und verließ,
die Moschee betrat und verließ, das Bad betrat und
verließ, Schlafen ging, aufwachte, den Neumond
sichtete, das Frühobst betrachtete, aß, trank, sich
kleidete, ein Transportmittel bestieg, reiste, von der
Reise zurückkehrte, etc.

Des Weiteren verrichten die Gläubigen alle


Anbetungshandlungen, sei es das Gebet, das Fasten, das
Spenden oder die Pilgerfahrt, wie es ihnen ihr Prophet
lehrte und vormachte.

All diese Angelegenheiten ermöglichen es den


Gläubigen, ihr Leben in allen Details so zu leben, wie es

11
auch der Gesandte Allâhs getan hat, als stünde er vor
ihnen, um als lebendiges
Vorbild zu dienen.

8. Niemals gab es einen Menschen, der eine derartige


Liebe, vergleichbaren Respekt, eine derartige
Ehrbezeugung und solch eine Gehorsamkeit in allen
Dingen erfahren hat, wie der edle Prophet , und es
wird auch nie wieder einen solchen Menschen geben.

9. Schon zu seinen Lebzeiten, und erst recht danach,


folgten ihm Leute aller Nationen, Hautfarben und
Völker. Viele davon waren zuvor Juden, Christen,
Heiden, Götzendiener oder ganz ohne Religion. Unter
ihnen waren Menschen, die für ihre logischen Urteile,
ihre Weisheit, ihren Verstand und ihren Weitblick
bekannt waren. Sie entschieden sich dafür, dem
Propheten zu folgen, nachdem sie seine Zeichen,
seine Wahrhaftigkeit und seine Wunder gesehen hatten.
Sie folgten ihm nicht aus Zwang oder weil ihre Vorfahren
dies auch getan hatten. Ganz im Gegenteil entschlossen
sich viele dazu, den Islâm anzunehmen, als die Muslime
schwach waren und einige sogar, als diese schlimmer
Unterdrückung ausgesetzt waren. Sie entschlossen sich
nicht dazu, um materielle Vorteile zu erlangen. Viele
erlitten großen Schaden und mussten schlimme
Schmerzen und Unterdrückung ertragen, weil sie sich für
diesen Weg entschieden hatten. Trotzdem wandten sie

12
sich nie mehr von dieser Religion ab. All das genügt
jedem, der einen gesunden Verstand hat, um zu
erkennen, dass Muhammad wirklich und wahrhaftig
Allâhs Gesandter ist und nicht einfach ein Mann, der
dies behauptete und ohne Wissen über Allâh sprach.

10. Muhammad beschreibt Allâh mit Seinen perfekten


Eigenschaften und verdeutlicht uns somit, dass Allâh
über jeden Mangel erhaben ist. Weder ein Philosoph
noch ein Weiser könnte von sich aus dasselbe tun, und
es ist wirklich unvorstellbar, dass irgendein Mensch sich
ein Wesen hätte ausdenken können, das eben diese
vollkommenen Eigenschaften und die Größe inne hat,
die gesamte Schöpfung und alles in diesem Universum
zu unterwerfen, ob klein oder groß, und dabei
vollkommen barmherzig ist. Es ist auch nicht vorstellbar,
dass jemand sich ein derart perfektes Gesetz hätte
ausdenken können, das auf einem solchen Maß an
Gerechtigkeit, Gleichheit, Objektivität und
Barmherzigkeit beruht, wie das Gesetz, das Muhammad
offenbart wurde. Es bezieht sich auf alle
Lebensbereiche, sei es das Handeln, die Heirat, die
Scheidung, den Verleih, die Erbschaft, das Testament,
das Verwahren von Gütern oder jegliche Art von
Verträgen, die nötig sind, um das Leben und die
Zivilisation aufrecht zu erhalten.

13
11. Es ist unmöglich, dass sich jemand die Weisheit, die
Moral, das gute Benehmen und die Tugenden ausdenkt,
die der Prophet lehrte. Er war in jeder Hinsicht das
beste Vorbild in Bezug auf gutes Verhalten, gegenüber
Eltern, Familie, Verwandten, Freunden, der gesamten
Menschheit, den Tieren, Pflanzen und der gesamten
Schöpfung. Es ist für den Menschen schwer, dieses
System komplett zu begreifen und unmöglich, etwas
annähernd Vergleichbares hervorzubringen. All das zeigt
eindeutig, dass dieser Gesandte sich diese Religion
nicht ausgedacht hat, sondern von Dem erhalten hat,
der den Himmel und die Erde erschaffen und das
gesamte Universum in dieser wunderbaren
Vollkommenheit gebildet hat.

12. So wie die göttliche Schöpfung unnachahmbar ist, ist


auch das göttliche Gesetz, das Muhammad offenbart
wurde, unnachahmbar. Genauso wenig, wie ein
Geschöpf dieses Universum erschaffen kann, kann ein
Geschöpf ein Gesetz entwerfen, das dem Gesetz, das
Allâh Seinem Diener und Gesandten Muhammad
offenbart hat, gleicht.

Die Namen des Propheten

Eine arabische Redensart besagt: Der Name deutet auf


seinen Besitzer. Oder: Jede Person hat ihren Anteil an
ihrem Namen.

14
Viele Namen zu tragen deutet im Verständnis der Araber
auf die Ehre und Erhabenheit jener Person hin. Es war
bei den Arabern also üblich, dass man eine
bedeutungsvolle angesehene Persönlichkeit mit vielen
Namen ansprach. Die sorgfältige Auswahl des Namens
gehört zu den Angelegenheiten, die der Islâm ernst
nimmt und wünscht.

Zu den Besonderheiten des Propheten , mit denen


Allâh Seinen anbetend Dienenden ehrte, gehört diese
große Anzahl von Namen und lobenswerten
Eigenschaften, die in ihren Bedeutungen einzigartig
waren. Diese Namen waren in ihren Bedeutungen
perfekt auf ihn zugeschnitten und äußerten sich voll und
ganz in seinem Verhalten und in seinen Handlungen.

Zu den Namen des Propheten gehören folgende:

1. Muhammad

Dies ist sein bekanntester Name, der einige Male im


Qurân vorkommt, wie etwa: "Muhammad ist der
Gesandte Allâhs..." (Sûra 48:29)

Der Prophet wurde auch so in der Thora erwähnt, wie


uns Ibn Al-Qayyim berichtete (Hoheslied: 5:16, im

15
hebräischen Original steht hier Muhammadim, "-im" ist
der pluralis majestatis).

2. Ahmad

Das ist der Name, mit dem ihn Jesus benannte, so


heißt es im Qurân: "Und als Jesus, der Sohn Marias,
sagte: «O Kinder Israel, gewiss, ich bin Allâhs Gesandter
an euch, das bestätigend, was von der Thora vor mir
war, und einen Gesandten verkündend, der nach mir
kommen wird: sein Name ist Ahmad.»" (Sûra 61:6)

Was ist der Unterschied zwischen Muhammad und


Ahmad? Hierfür gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten:

- Muhammad ist jemand, der stets und viel gelobt wird.


Das bedeutet, dass es Leute gibt, die ihn ständig loben,
und dies wiederum heißt, dass er viele lobenswerte
Eigenschaften aufweist.

Ahmad hingegen ist der Superlativ des Wortes Lob und


drückt aus, dass das Lob, das jemandem
entgegengebracht wird, besser ist, als das Lob, das
jemandem anderen entgegengebracht wird.

Muhammad steht also für die Höchststufe der Quantität


des Lobes und Ahmad für die Höchststufe dessen
Qualität.

16
- Muhammad ist der stetig und oft Gelobte, wie zuvor,
und Ahmad ist derjenige, dessen Lob bei Allâh besser ist
als das Lob anderer Menschen. So ist Muhammad der
Lobenswerte und Ahmad derjenige, den Allâh am
meisten lobt.

3. Der Versammler (Al-Hâschir)

Der Grund für diesen Namen besteht darin, dass der


Prophet die Leute um sich sammelte, als ob er
entsandt wurde, um die Menschen zu versammeln.

4. Der Auslöscher (Al-Mâhî)

Durch ihn hat Allâh das Leugnen des Islâm ausgelöscht.

5. Der Nachfolger (Al-Âqib)

Al-Âqib ist der Nachfolger eines Vorgängers im Guten. So


ist der Prophet der Nachfolger der Propheten.

Es gibt einen authentischen Hadîth über diese fünf


Namen, so wird von Dschubair ibn Mut'im berichtet,
dass er sagte: "Der Prophet nannte uns seine Namen
und sagte: «Ich bin Muhammad, und ich bin Ahmad, und
ich bin Al-Mâhî, mit dem Allâh das Leugnen des Islâm
auslöscht, und ich bin Al-Hâschir, da die Menschen zu

17
meinen Füßen versammelt werden, und ich bin Al-Âqib,
nach dem es keinen Propheten mehr geben wird.»“ 2

6. Der auf Allâh Vertrauende (Al-Mutawakkil)

Er vertraute in jeder Situation auf Allâh. Es wird von Atâ


ibn Yasâr berichtet, dass er sagte: "Ich traf Abdullâh
ibn Amr ibn Al-Âs und bat ihn: «Berichte mir von den
Eigenschaften des Propheten in der Thora.» Er
antwortete: «Jawohl! Bei Allâh, er ist in der Thora mit
einigen Benennungen beschrieben, die auch im Qurân
stehen. O Prophet, Wir haben dich wahrlich als Zeuge,
Überbringer froher Botschaft und als Warner entsandt.
Und als Zufluchtsort für die Schriftunkundigen, du bist
Mein Diener und Mein Gesandter. Ich nannte dich Al-
Mutawakkil. Du bist weder grob noch hart noch machst
du Lärm auf den Märkten und du erwiderst das
Schlechte nicht mit Schlechtem.»"3

7. Der Prophet der Buße (Nabî At-Tauba)

Durch ihn öffnete Allâh die Tür der Buße für die
Menschheit, denn früher hatte die Buße mehrere
Voraussetzungen.

8. Der Prophet der Barmherzigkeit (Nabî Ar-Rahma)

2
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
3
Überliefert von Al-Buchârî.

18
Allâh hat ihn als Barmherzigkeit für alle Welten
entsandt. Durch ihn erbarmte sich Allâh aller
Weltenbewohner, den gläubigen unter ihnen und den
leugnenden. Es wird von Mûsâ Al-Asch'arî berichtet,
dass er sagte: „Der Prophet nannte uns seine Namen,
indem er sagte: «Ich bin Muhammad und Ahmad und Al-
Muqaffâ (der Nachfolger der Propheten), Al-Hâschir, der
Prophet der Buße und der Prophet der
4
Barmherzigkeit.»"

9. Prophet der Feldzüge

Dieser Name hat seinen Grund darin, dass der Prophet


mit dem Dschihâd gegen die Feinde Allâhs entsandt
wurde. Von Hudhaifa wird berichtet, dass er sagte:
„Während ich in den Straßen von Madîna unterwegs
war, sah ich Allâhs Gesandten gehen und hörte ihn
sagen: «Ich bin Muhammad und Ahmad und der Prophet
der Barmherzigkeit und der Prophet der Buße und der
Versammler, und der Nachfolger und der Prophet der
Feldzüge.»“5

10. Der Gnadenvolle, der Barmherzige

4
Überliefert von Muslim.
5
Überliefert von Ahmad.

19
Allâh, der Erhabene, sagt: "Zu euch ist nunmehr ein
Gesandter aus euren eigenen Reihen gekommen.
Bedrückend ist es für ihn, wenn ihr in Bedrängnis seid,
er ist eifrig um euch bemüht, zu den Gläubigen
gnadenvoll, barmherzig." (Sûra 9:128)

Muhammad ibn Dschubair ibn Mut'im berichtet von


seinem Vater, dass der Prophet sagte: "Ich habe
folgende Namen: Ich bin Muhammad, und ich bin
Ahmad, und ich bin Al-Mâhî, durch den Allâh das
Leugnen des Islâm auslöscht, und ich bin Al-Hâschir, da
die Menschen zu meinen Füßen versammelt werden, und
ich bin Al-Âqib, nach dem es keinen Propheten mehr
geben wird, und Allâh hat ihn als gnadenvollen und
barmherzigen benannt.“6

11. Der Öffnende

Dies, da Allâh durch ihn die Tür der Rechtleitung, die


blinden Augen, die tauben Ohren und die
verschlossenen Herzen öffnete. Durch ihn öffnete Allâh
die Länder der Nicht-Muslime, sowie die Tore des
Paradieses sowie die Pforten des Wissens und der
rechtschaffenen Taten.

Zu den bereits erwähnten Namen können noch folgende


hinzugefügt werden:

6
Überliefert von Muslim.

20
12. Führer unter den Söhnen Adams

Es wird vom Propheten überliefert, dass er sagte: „Ich


bin am Tag des Gerichts der Führer unter den Söhnen
Adams.“7

Die Namen des Propheten kann man in zwei Gruppen


einteilen:

- Namen, die kein anderer Prophet zuvor hatte, wie:


Muhammad, Ahmad, Al-Âqib, Al-Hâschir, Al-Muqaffa
und der Prophet der Feldzüge.

- Namen, die in ihrer Bedeutung auch auf andere


Propheten zutreffen, deren Eigenschaften der Prophet
jedoch auf die beste Weise vollendete, wie z.B.:
Gesandter Allâhs, Sein Diener, As-Schâhid (der Zeuge),
Al-Mubaschschir (der Überbringer froher Botschaft), An-
Nadhîr (Der Warner), der Prophet der Barmherzigkeit
und der Prophet der Buße.

Seine Beinamen:

Der Prophet hatte wegen seines ältesten Sohnes,


Qâsim den Beinamen Abû Qâsim. Von Anas wird
berichtet, dass er sagte: "Der Prophet befand sich

7
Überliefert von Muslim.

21
eines Tages auf dem Markt, da sagte ein Mann zu ihm:
«O, Abû Qâsim!» Der Prophet drehte sich zu ihm und
sagte: «Nennt mich bei meinem Namen und nicht bei
meinem Beinamen!»“8

Dies sind die schönen und vortrefflichen Namen des


letzten Propheten , die auf seine Bedeutsamkeit und
hohe Position deuten. Er wurde von Allâh in allen Dingen
geehrt, in seinen Namen, Eigenschaften, seinem
äußeren Erscheinungsbild und all seinen
Besonderheiten. Nehmen wir als seine Anhänger dies
wirklich zur Kenntnis?

Die äußerlichen Eigenschaften des


Propheten

Allâh gewährte Seinem Propheten großartige edle


Eigenschaften. Es waren moralische Eigenschaften, die
sich in seinem wahrhaften Verhalten äußerten, und
physische Eigenschaften, die sich durch seinen edlen
Körper und seinen reinen Gliedern äußerten. Wir
möchten dir, lieber Leser, einige dieser physischen
Eigenschaften des Propheten , die Allâh ihm gewährte,
nennen.

8
Überliefert von Al-Buchârî.

22
Der Prophet war von mittlerer Größe, nicht zu groß
und auch nicht kurz, wie es Al-Barâ ibn Âzib berichtete:
„Der Prophet war von mittlerer Größe, der Abstand
zwischen seinen Schultern war breit, seine Haare
erreichten seine Ohrläppchen. Ich sah ihn in einer
schönen roten Kleidung und ich sah nie etwas Schöneres
als ihn.“9

Der Prophet war hellhäutig, hatte sanfte Hände und


einen guten Körpergeruch. Dies entnehmen wir dem
Hadîth, der von Anas berichtet wird:

„Der Prophet hatte eine glänzende helle Farbe, als


wenn sein Schweiß Perlen wären, er lief mit festen
Schritten. Ich habe keinen Seidenbrokat noch irgendeine
Seide berührt, die zarter als die Hand des Propheten
war, und ich habe keinen Moschus oder Ambra
gerochen, der besser roch als der Geruch des Gesandten
.“10

Umm Sulaim pflegte die Schweißtropfen des


Propheten zu sammeln, so wird berichet, dass Anas
ibn Mâlik sagte: „Der Prophet trat bei uns ein und
machte einen kurzen Mittagsschlaf. Er schwitzte, worauf
meine Mutter mit einer kleinen Flasche zu ihm kam und
seine Schweißtropfen darin sammelte. Dadurch wachte

9
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
10
Überliefert von Muslim.

23
der Prophet auf und sagte: «O Umm Sulaim, was
machst du da?» Sie antwortete: «Dies ist dein Schweiß.
Wir mischen ihn mit unseren Düften. Und er gehört zu
den wohlriechensten Düften.»“11

Auch sein Speichel war wohlduftend und rein. Es wird


von Abduldschabbâr berichtet, dass er sagte: „Es
berichtete mir meine Frau, dass mein Vater sagte: «Dem
Propheten wurde ein Gefäß Wasser gebracht. Er trank
daraus. Dann spuckte er leicht in das Gefäß und goss
dessen Inhalt in den Brunnen, oder er trank aus dem
Gefäß und spuckte in den Brunnen. Daraufhin stieg vom
Brunnen der Geruch von Moschus auf.»“12

Sein Gesicht war schön und hell leuchtend, besonders


wenn er fröhlich war. Von Abdullâh ibn Ka'b wird
berichtet, dass er sagte: „Ich hörte Ka'b ibn Mâlik, wie er
darüber erzählte, als er von der Schlacht von Tabûk
zurückblieb. Er sagte: «Als ich den Propheten
begrüßte, erstrahlte sein Gesicht vor Freude. Wenn der
Prophet sich über eine Sache freute, leuchtete sein
Gesicht, als ob es ein Stück vom Mond wäre. Wir
kannten diese Besonderheit des Propheten .»“13

11
Überliefert von Muslim.
12
Überliefert von Ahmad und von Al-Arnaût als akzeptabel
eingestuft.
13
Überliefert von Al-Buchârî.

24
Das Gesicht des Propheten war rund, wie der Mond
oder die Sonne. Al-Barâ wurde einmal gefragt, ob das
Gesicht des Propheten wie das Schwert sei. Daraufhin
antwortete er: „Nein, vielmehr wie der Mond.“14

Muslim überliefert: „Das Gesicht des Propheten war


wie die Sonne und der Mond, und es war rund.“

Der Prophet hatte einen langen, dichten Bart. So


beschrieb ihn einer seiner Gefährten, Dschâbir ibn
Samura , als er sagte: „Er hatte einen kräftigen
Bartwuchs.“15

Der Prophet hatte große Hände und schöne Haare.


Anas berichtet: „Der Prophet hatte große Hände.
Ich sah keine wie sie nach ihm, und sein Haar war weder
zu kraus noch glatt.“16

Der Gefährte Dschâbir ibn Samura beschreibt den


Propheten folgendermaßen: „Der Prophet hatte
einen breiten Mund, einen roten Schimmer um die
Pupille und schmale Fersen.“17

Zu den besonderen Eigenschaften des Propheten


zählte ferner, dass ihm mehr Kraft als anderen gegeben
14
Überliefert von Al-Buchârî.
15
Überliefert von Muslim.
16
Überliefert von Al-Buchârî.
17
Überliefert von Muslim.

25
war, wozu auch seine Kampfkraft zählte. Es wird von Alî
berichtet, dass er sagte: „Wenn die Lage in der
Schlacht dringlich wurde, so haben wir uns hinter dem
Propheten versteckt. Niemand war den Feinden so
nah wie der Prophet.“18

Zu den Besonderheiten, die den Propheten


kennzeichnen, gehört das prophetische Siegel, das sich
zwischen seinen beiden Schulterblättern auf der linken
Seite befindet. Es ist eine Wölbung auf seiner Haut, die
die Größe eines kleinen Eies hatte. Al-Qurtubî sagt: "Die
authentischen Hadîthe sagen einheitlich aus, dass dieses
Siegel eine rote Wölbung auf seinem linken Schulterblatt
war. Seine Größe war mindestens wie ein Taubenei, und
höchstens wie eine Faust. Das prophetische Siegel war
ein klares Merkmal, das zahlreiche Gefährten gesehen
hatten.“

Dschâbir ibn Samura sagt, es habe die Form eines


Taubeneies in ähnlicher Farbe wie die Hautfarbe des
Propheten . Er sagte: "Der Prophet kämmte sein
Haupt-, und Barthaar, so dass sich seine weißen mit den
schwarzen Haaren mischten. Auch wenn er seine
Haare einölte, sah man keinen Unterschied. Ließ er sie
jedoch ungekämmt, so unterschieden sie sich. Er hatte
dichten Bartwuchs. Ein Mann fragte: «Ist sein Gesicht
wie ein Schwert?» Er antwortete: «Nein, vielmehr wie

18
Überliefert von Ahmad und Al-Hâkim.

26
die Sonne und der Mond. Und es war rund. Und ich habe
das Siegel auf seinem Schulterblatt gesehen. Es war wie
ein Taubenei und seine Farbe war der seines Köpers
ähnlich."19

Âsim ibn Sulaimân berichtet, dass Abdullâh ibn


Sardschas sagte, dass das Siegel faustgroß war und
das sich ein Muttermal darauf befand. Es war auf dem
linken Schulterblatt des Propheten . Er (Abdullâh)
sagte: "Ich habe den Gesandten Allâhs gesehen und
mit ihm Brot und Fleisch - oder er sagte Tharîd (Gericht
aus eingeweichtem Brot, Fleisch und Brühe) - gegessen,
dann habe ich hinter ihm gestanden und schaute auf das
prophetische Siegel zwischen seinen beiden
Schulterblättern, am oberen Teil seines linken
Schulterblattes. Er war Faustgroß und ein Muttermal
war darauf."20

Auch Salmân Al-Fârisî berichtet uns über seine Annahme


des Islâm, und darüber, dass er das Siegel sah. Er sagt:
"Alsdann kam ich zum Gesandten Allâhs , als er sich
auf dem Baqî (Friedhof) Al-Gharqad befand. Er nahm an
einer Bestattung eines seiner Gefährten teil. Er trug zwei
Überhänge und saß zwischen seinen Gefährten. Da
begrüßte ich ihn, dann drehte ich mich und schaute auf
seinen Rücken, auf dem ich das Siegel erhaschte, das mir

19
Überliefert von Muslim.
20
Überliefert von Muslim.

27
meine Gefährten beschrieben hatten. Als mich der
Prophet sah, wie ich seinen Rücken betrachtete, wusste
er, dass ich etwas, was mir beschrieben wurde, zu
bestätigen suche. Da entblößte er seinen Rücken, und
ich sah mir das Siegel an. Ich erkannte es, beugte mich
zu ihm und küsste es, während ich weinte. Da sagte der
Prophet zu mir: «Drehe dich um.» Da tat ich es und
erzählte ihm meine Geschichte."21

Auch einige der Prophetengefährtinnen sahen dieses


Siegel auf dem Schulterblatt des Propheten .

Dies waren einige körperliche Merkmale des Propheten


, die uns jene authentisch berichteten, die ihn gesehen
hatten, sprich seine Gefährten. Er hatte vorzügliche
Merkmale, und Abû Bakr war im Recht, als er den
Propheten nach dessen Tod küsste und sagte: „Du bist
vorzüglich, sowohl lebendig als auch tot, o Allâhs
Gesandter!“

Die Eheschließungen des Propheten


Muhammad und seine Ehefrauen

Zu den Besonderheiten des Propheten gehörte, dass


er mehr als vier Frauen heiraten durfte, da er frei von
Ungerechtigkeit war und durch die Heirat allgemeiner

21
Überliefert von Ahmad.

28
Nutzen sichergestellt wurde, wie etwa die Verbreitung
des Islâm, das Mitteilen privater Gewohnheiten durch
seine Ehefrauen oder die Verbindung mit mehreren
Stämmen auf Grund der Heirat, was den Islâm stärkte.

Wie Ibn Hadschar in „Fath Al-Bârî“ und Ibn Al-Qayyim in


„Zâd Al-Mî'âd“ festhalten, war der Prophet insgesamt
mit zwölf Frauen verheiratet. Mit elf von ihnen vollzog er
die Ehe.

Die erste Frau des Propheten war Chadîdscha bint


Chuwailid Al-Quraischiyya Al-Asadiyya , die ihm in der
Anfangszeit seines Aufrufes zum Islâm eine hilfreiche
Stütze war. In einem Hadîth, der von Al-Buchârî und
Muslim überliefert wird, heißt es, dass sie die beste Frau
ihrer Zeit war und der Prophet über sie sagte: „Allâh
hat mir niemand Besseren als sie gegeben.“

Wenige Tage nach ihrem Tod heiratete er Saudâ bint


Zamat Al-Quraischîya , die ihren Tag Âischa
schenkte.

Nach ihr heiratete er Umm Abdullâh, Âischa bint Abû


Bakr As-Siddîq , die die beliebteste Frau des Propheten
war. Sie war auch die einzige Frau, die er als
Jungfrau heiratete.

29
Danach heiratete er Hafsa bint Umar ibn Al-Chattâb
und Zainab bint Chuzaima ibn Al-Hârith Al-Qaisiyya
vom Stamm Banû Hilâl ibn Âmir, die jedoch zwei Monate
nach der Heirat starb.

Danach heiratete er Umm Salama, Hind bint Abû


Umaiya Al-Quraschiyya Al-Machzûmiyya . Sie war die
Frau, die als letzte starb. Eine andere Meinung besagt,
dass Safiyya die letzte war.

Daraufhin heiratete er Zainab bint Dschahsch aus dem


Stamme Banû Asad ibn Chuzaima, die Tochter von
Umaima, der Tante des Propheten . Allâh sandte in
Bezug auf sie folgenden Qurân-Vers herab: „Als dann
Zaid keinen Wunsch mehr an ihr hatte, gaben Wir sie
dir zur Gattin, damit für die Gläubigen kein Grund zur
Bedrängnis bestehe hinsichtlich der Gattinnen ihrer
angenommenen Söhne, wenn diese keinen Wunsch
mehr an ihnen haben. Und Allâhs Anordnung wird
ausgeführt.“ (Sûra 33:37)

Sie war zuerst mit Zaid ibn Hâritha verheiratet, der


vom Propheten adoptiert wurde. Nachdem er sich
von ihr hatte scheiden lassen, gab Allâh sie dem
Propheten zur Gattin, um den Muslimen bewusst zu
machen, dass es erlaubt ist, die Frauen der
Adoptivkinder zu heiraten. Zainab war stolz auf die
Heirat mit dem Propheten und sagte: „Mich hat Allâh

30
mit Seinem Gesandten verheiratet und euch verheiraten
eure Väter und eure Verwandten.“ Sie starb zu Beginn
des Kalifats von Umar ibn Al-Chattâb .

Danach heiratete er Dschuwairiya bint Al-Hârith ibn


Dirâr Al-Mustalaqiyya . Sie gehörte zu den
Kriegsgefangenen von Banû Mustalaq. Sie kam zum
Propheten und bat ihn um Unterstützung bei ihrem
Freikauf. Der Prophet übernahm die
Freilassungskosten und heiratete sie danach.

Weiterhin heiratete er Umm Habîba, Ramla bint Abû


Sufyân, Sachr ibn Harb Al-Quraschiyya Al-Umawiyya.

Er heiratete ferner Safiya bint Hayy ibn Achtab,


Tochter des Führers der Banû An-Nadîr, vom Sohn des
Hârûn ibn Imrân, dem Bruder von Mûsâ. Sie war also die
Tochter eines Propheten, und die Ehefrau eines
Propheten, und sie war eine der schönsten Frauen.

Schließlich heiratete er als letzte Frau Maimûna bint


Al-Hârith Al-Hilâliyya.

Es gibt die Meinung, dass auch Raihâna bint Zaid An-


Nadariyya, oder Al-Quradhiyya zu den Frauen des
Propheten gehöre. Sie soll im Feldzug von Banû
Quraidha gefangen und dem Propheten zuteil
geworden sein. Er ließ sie frei und heiratete sie, dann

31
sprach er einmal die Scheidung aus, holte sie aber
wieder zurück.

Zu den Besonderheiten des Propheten gehört, dass


keiner nach ihm seine Ehefrauen heiraten durfte. Allâh,
der Erhabene, sagt: „Und es steht euch nicht zu, dem
Gesandten Allâhs Leid zuzufügen, und auch nicht,
jemals seine Gattinnen nach ihm zu heiraten. Gewiss,
das wäre bei Allâh etwas Ungeheuerliches.“ (Sûra
33:53)

Deswegen sind sich die Gelehrten ausnahmslos darin


einig, dass es verboten war, die Frauen des Propheten
nach seinem Tod zu heiraten, da sie seine Frauen im
Diesseits und im Jenseits und die Mütter der Gläubigen
sind.

Ibn Al-Qayyim sagte im Buch „Zâd Al-Mî'âd“, dass es


keine Meinungsverschiedenheit darin gibt, dass der
Prophet nach seinem Tod neun Frauen zurückließ:
Âischa, Hafsa, Zainab bint Dschahsch, Umm Salama,
Safiyya, Umm Habîba, Maimûna, Saudâ und
Dschuwairiya .

Er teilte seine Tage zwischen acht von ihnen auf, da


Saudâ ihren Tag Âischa geschenkt hatte.

32
Wir sehen also, dass die Eheschließungen des Propheten
mit den Müttern der Gläubigen zu den
Besonderheiten seines Prophetentums gehörten.

Einige Besonderheiten des Propheten


Muhammad

Allâh zeichnete Seinen Gesandten Muhammad mit


einigen Besonderheiten aus, die keinem Menschen vor
oder nach ihm zuteil wurden bzw. werden. Das ist nicht
verwunderlich, denn er ist das geehrteste Geschöpf bei
Allâh, dem Erhabenen, und der beste Prophet, den Er
auswählte und den er zu allen Geschöpfen entsandte.
Der Prophet hatte mehr Vorzüge, als man sie in einem
Buch sammeln könnte. Wir begnügen uns in den
folgenden Passagen damit, einige seiner in einem
authentischen Hadîth erwähnten Besonderheiten
anzuführen. Der Hadîth lautet folgendermaßen: „Der
Prophet sagte: «Mir sind fünf Dinge verliehen worden,
die niemandem vor mir gegeben worden waren: Mir wird
durch Furcht zum Sieg verholfen, auch wenn ich eine
Monatsreise entfernt bin; die Erde wurde mir als
Gebetsplatz und als Mittel zur rituellen Reinigung
gegeben, wer auch immer unterwegs ist und die
Gebetszeit eintrifft, so soll man beten; mir ist die Beute
erlaubt, und sie war niemandem vor mir erlaubt; mir
wurde die Fürsprache gegeben; und jeder Prophet ist nur

33
für sein Volk gesandt worden, während ich zu allen
Menschen gesandt worden bin.»"22

Der Prophet zeichnet sich also unter anderem


dadurch aus, dass ihm zum Sieg verholfen wird,
indem (seinen Feinden) Furcht eingeflößt wird, selbst
wenn er eine Monatsreise entfernt ist. Diese
Besonderheit des Propheten ist uneingeschränkt, er
wird siegreich sein, auch wenn er alleine ohne
Männer oder Ausrüstung wäre. Doch schließt diese
Besonderheit auch seine Gemeinschaft nach ihm ein?

Ibn Hadschar sieht dies als wahrscheinlich an. Die


Meinung wird durch die Tatsache gestärkt, dass die
meisten Besonderheiten, die der Prophet erwähnt,
allgemein waren, und für ihn und auch seine
Gemeinschaft gelten.

Des Weiteren nannte der Prophet die Besonderheit,


dass ihm die Erde als Gebetsstätte und als Mittel zur
rituellen Reinigung gegeben wurde. Diese Besonderheit
gilt auch für seine Gemeinschaft nach ihm, so wie es
schon im Hadîth heißt. Jeder Muslim, den eine
Gebetszeit erreicht, kann beten, wo auch immer er sei.
Das steht im Gegensatz zu allen vorherigen
Himmelsbotschaften, in denen die

22
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

34
Anbetungshandlungen nur an bestimmten Orten
vollzogen werden durften.

Zu den Besonderheiten des Propheten gehört auch, dass


ihm die Kriegsbeute erlaubt war. Diese Beute war
niemandem vor ihm erlaubt, denn die Beute wurde
früher gesammelt und verbrannt oder an einem Ort
gesammelt und dort gelassen, bis ein Feuer vom Himmel
kam und sie verbrannte. Als eine Art Großzügigkeit
Seinem Propheten gegenüber erlaubte Allâh ihm diese
Beute und schloss seine Gemeinschaft in diese
Besonderheit mit ein.

Zu den Besonderheiten des Propheten gehört ferner


die höchste Fürsprache, denn er (der Prophet) legt für
die Menschheit Fürsprache ein, um ihnen den Schrecken
der letzten Stunde und das lange Stehen zu erleichtern,
während sie die Abrechnung abwarten. Kein anderer
Prophet wird dies können. Die enorme Fürsprache - der
sogenannte lobenswerte Rang (Al-Maqâm Al-Mahmûd) -
gebührt laut zahlreicher Hadîthe ihm allein. Von diesen
Hadîthen, die fast die Rangstufe des mutawâtir
(allgemein bezeugter die Lüge ausschließender Hadîth)
erreichen, erwähnen wir hier nur einen, in dem der
Prophet sagt: "Ich bin der Herr (d.h. Führer) der Kinder
Âdams am Tage der Auferstehung und der Erste, dessen

35
Grab sich auftut. Ich bin der Erste, der Fürsprache einlegt
und der Erste, dessen Fürsprache erhört wird."23

Es gibt - wie die Gelehrten erwähnen - verschiedene


Arten der Fürsprache:

- Die Fürsprache zur Befreiung aus der


furchteinflößenden Situation am Tage des Gerichts,

- die Fürsprache für Menschen, um ins Paradies zu


kommen ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden,

- die Fürsprache um eine höhere Stufe im Paradies und

- die Fürsprache für die Befreiung einiger Menschen aus


der Hölle.

Für all diese Fürsprachen des Propheten gibt es


Beweise, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen.

Zu seinen Besonderheiten gehört weiterhin, dass seine


Da'wa eine Botschaft für alle Menschen war, während
die Botschaften früherer Propheten nur für bestimmte
Völker bestimmt waren.

Im Qurân heißt es: "Und Wir haben dich für die


Menschen allesamt nur als Frohboten und Warner

23
Überliefert von Muslim.

36
gesandt. Aber die meisten Menschen wissen nicht."
(Sûra 34:28)

In einem von Muslim überlieferten Hadîth heißt es: "Ich


bin zu jedem Roten und Schwarzen (Ausdruck für die
Menschen und Dschinn: rot = Feuer, schwarz = Erde)
gesandt worden." In einer anderen Überlieferung lautet
es: "Ich bin zur gesamtem Schöpfung gesandt worden."

Wenn wir uns diese fünf Besonderheiten vor Augen


führen, so bemerken wir schnell, dass sie mit dieser
gesegneten Scharî'a, der islâmischen Scharî'a, mit der
unser edler Prophet gesandt wurde, völlig
übereinstimmen. Sie ist die einzige ewige Botschaft, die
alle Menschen umfasst. Sie ist die Botschaft des
Mittelweges. Es herrscht weder Übertreibung noch
Nachlässigkeit. Und sie ist die Botschaft, die für alle
Menschen am Tage des Gerichts Zeugnis ablegen wird.

Das sind nur einige Besonderheiten unseres Propheten


Muhammad , wie sie im genannten Hadîth erwähnt
werden. Du sollst aber nicht denken, dass unser Prophet
nur mit diesen fünf Besonderheiten ausgezeichnet ist,
denn es gibt noch viele andere. Ibn Hadschar schätzte
sie auf ungefähr siebzehn Besonderheiten, mit denen
der Prophet und seine Gemeinschaft ausgezeichnet
sind. Wer möchte, kann die Einzelheiten in den
Biografiebüchern nachlesen. Dort werden sie ausführlich

37
erwähnt. Zu empfehlen ist zum Beispiel das Buch "Zâd
Al-Mî'âd" von Ibn Al-Qayyim oder "Subul Al-Hudâ wa
Ar-Raschâd" von As-Sâlihî .

Zusammenfassend kann man sagen, dass die


Besonderheiten des Propheten verschiedenartig sind;
einige beschränken sich nur auf ihn, z.B. die Fürsprache
am Tage des Gerichts. Und einige wiederum beziehen
sich auf ihn und die muslimische Gemeinschaft, wobei
sie die früheren Propheten und Gesandten nicht
einschließen, zum Beispiel, dass die Erde als
Gebetsstätte und Mittel zur rituellen Reinigung gilt.

In anderen Abhandlungen haben wir über die


besonderen Eigenschaften berichtet, die Allâh Seinem
Propheten Muhammad verliehen hatte, und mit
welchen Wundern Er ihn unterstützte, die keinem
früheren Propheten, geschweige denn normalen
Menschen zuteil wurden. Auch erfuhren wir, dass seine
Besonderheiten zahlreich und unterschiedlich sind,
einige im Diesseits und einige im Jenseits. Wir werden
nun über diese besonderen Eigenschaften berichten, so
dass wir unseren Propheten noch inniger lieben und ihm
noch mehr folgen. Wir hoffen damit, dass folgende
Qurân-Verse auch uns einschließen: „Wenn ihr ihm
gehorcht, seid ihr rechtgeleitet." (Sûra 24:54)
„Wahrlich, Wir helfen Unseren Gesandten und

38
denjenigen, die glauben, im diesseitigen Leben und am
Tag, da die Zeugen auftreten.“ (Sûra 40:51)

Nun zu den weiteren Eigenschaften:

- Er ist der Erste, den die Erde am Jüngsten Tag


preisgeben wird. In einem von Al-Buchârî überliefertem
Hadîth steht: „Ich bin der Erste, den die Erde am
Jüngsten Tag preisgeben wird.“

- Er wird am Jüngsten Tag die Person mit den meisten


Gefolgsleuten sein. Anas ibn Mâlik berichtete, dass
der Prophet sagte: „Ich bin am Jüngsten Tag der
Prophet mit den meisten Gefolgsleuten.“24

Dschâbir ibn Abdullâh sagte: „Ich hörte Allâhs


Gesandten sagen: «Ich hoffe, dass diejenigen aus
meiner Gemeinschaft, die mir folgen, ein Viertel der
Leute des Paradieses ausmachen.» Da riefen wir: «Allâhu
akbar (Allâh ist der Größte)!» Dann sagte er : «Ich
hoffe, dass sie ein Drittel der Leute des Paradieses
ausmachen.» Da riefen wir: «Allâhu akbar!» Da sagte er
: «Ich hoffe, dass ihr die Hälfte ausmacht.»“25

24
Überliefert von Muslim.
25
Überliefert von Ahmad und als authentisch befunden von
Schu'aib Al-Arna'ût.

39
Die Propheten werden am Jüngsten Tag unter seinem
Banner stehen. Er wird der Beste der Kinder Âdams sein
und in seiner Hand wird er die Fahne des Lobes tragen,
wie Abu Sa'îd Al-Chudrî in einem Hadîth berichtete:
„Allâhs Gesandter sagte: «Ich werde am Jüngsten Tag
der Beste der Kinder Âdams sein und in meiner Hand die
Fahne des Lobes tragen, ohne Hochmut. Es wird an
jenem Tage keinen Propheten geben, von Âdam oder
seinesgleichen, ohne dass er unter meiner Fahne sein
wird. Und ich bin der Erste, den die Erde am Jüngsten
Tag preisgeben wird, ohne Hochmut.“26

- Er ist der Erste, dem das Tor des Paradieses geöffnet


wird, so dass er eintreten kann. Er sagte: „Und ich bin
der Erste, der an das Tor des Paradieses klopfen wird.“27

- Er ist der Erste, der Fürsprache einlegen wird, und er


wird im Paradies Fürsprache einlegen. Anas ibn Mâlik
berichtete, dass Allâhs Gesandter sagte: “Ich bin der
erste Mensch, der Fürsprache im Paradies einlegen wird.
Und ich bin der Prophet mit den meisten
Gefolgsleuten.“28

Dies sind einige seiner Besonderheiten, mit denen Allâh


ihn vor den anderen Propheten bevorzugt hat. Wir
26
Überliefert von At-Tirmidhî, der ihn als „hasan sahîh“
bezeichnete. Al-Albânî hat ihn für authentisch befunden.
27
Überliefert von Muslim.
28
Überliefert von Muslim.

40
haben sie hier zusammengefasst, wer mehr erfahren
möchte, den verweisen wir auf die Erklärungen der
genannten Hadîthe. Möge Allâh uns allen das Wissen
über die hohe Stellung dieses Propheten und seinen
besonderen Rang, mit dem Allâh ihn zum geehrtesten
der Schöpfung werden ließ, mehren! Möge Er uns den
Weg Seines Propheten beschreiten lassen, denn darin
liegt der wahre Erfolg. „Wenn ihr ihm gehorcht, seid ihr
rechtgeleitet.” (Sûra 24:54) Und aller Lobpreis gebührt
Allâh, dem Herrn der Geschöpfe.

Die Vorzüge des Propheten

Allâh ehrte den Propheten mit vielen Vorzügen und


Eigenschaften. Er erschuf ihn in bester Weise und gab
ihm den edelsten Charakter. So bezeichnet ihn Allâh mit
folgenden Worten: „Und du bist wahrlich von
großartiger Wesensart.“ (Sûra 68:4)

Der Prophet wurde mit vielen Besonderheiten


ausgezeichnet, die ihn von anderen Menschen
unterscheiden, ganz abgesehen von seiner hohen
Stellung als Prophet, die die höchste aller Stellungen
darstellt. Wir wollen in den folgenden Zeilen einige der
Vorzüge des Propheten anführen:

Er ist Allâhs naher Freund

41
Von Abdullâh ibn Mas'ûd wird berichtet, dass der
Prophet sagte: „Ich sage mich von jedem Freund und
dessen Freundschaft los, und wenn ich einen nahen
Freund genommen hätte, so wäre es Abû Bakr
gewesen. Euer Gefährte (der Prophet ) ist der nahe
Freund Allâhs.“29

Diesen Vorzug hat neben dem Propheten nur der


Prophet Abraham .

Er ist Bringer froher Botschaft und Warner

Von Uqba ibn Âmir wird berichtet, dass der Prophet


eines Tages das Totengebet für jemanden verrichtete
und danach auf sein Podest stieg und sprach: „Ich eile
euch voraus und bin Zeuge für euch. Bei Allâh! ich blicke
gerade auf mein Wasserbecken (Al-Haud) und mir
wurden die Schlüssel zu den Schätzen der Erde gegeben –
oder die Schlüssel der Erde – und bei Allâh, ich fürchte
nicht, dass ihr nach mir Allâh etwas beigesellt, vielmehr
fürchte ich, dass ihr um sie wetteifert!“ 30

Er steht den Gläubigen näher als sie sich selbst

Allâh, der Erhabene, sagt im Qurân: „Der Prophet steht


den Gläubigen näher als sie sich selbst.“ (Sûra 33:6)

29
Überliefert von Muslim.
30
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

42
As-Schaukânî sagt in seinem Buch „Fath Al-Qadîr“:
„Wenn der Prophet sie zu einer Sache aufrief und sie
selbst einer anderen Sache nachgehen wollten, mussten
sie dem Aufruf und der Forderung des Propheten
Folge leisten und ihre persönlichen Vorhaben hinten
anstellen. Sie mussten ihm über sich selbst hinweg
gehorchen und den Gehorsam ihm gegenüber vor ihre
persönlichen Neigungen stellen.“

Er ist der Führer unter den Söhnen Âdams

Von Abû Huraira wird berichtet, dass er sagte: „Wir


waren mit dem Propheten eingeladen. Ihm wurde
eine Hammelkeule gereicht und sie gefiel ihm. Er aß ein
Stück davon und sagte: «Ich bin der Führer der
Menschen am Tag des Gerichts.»“31

Er ist der Bewahrer seiner Gemeinschaft

So heißt es in einem authentischen Hadîth: „Die Sterne


sind die Bewahrer des Himmels. Wenn die Sterne gehen,
so geschieht mit dem Himmel, was ihm angedroht
wurde. Und ich bin der Bewahrer meiner Gefährten.
Wenn ich gehe, trifft meine Gefährten, was ihnen
angedroht wurde. Und meine Gefährten sind die

31
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

43
Bewahrer meiner Gemeinschaft. Wenn sie gehen, dann
wird sie das treffen, was ihnen angedroht wurde.“32

Er ist der Erste, den die Erde freigeben wird, und der
Erste, der Fürsprache einlegen wird

Abû Huraira berichtete, dass der Prophet sagte:


„Ich bin der Führer der Söhne Âdams am Tag des
Gerichts, der Erste, der aus dem Grab herauskommen
wird, der Erste, der um Einlegen der Fürsprache bittet,
und der Erste, dessen Fürsprache erhört wird.“33

Er ist Inhaber lobenswerter Stellung

Von Ibn Umar wird überliefert: „Die Menschen


werden am Tag des Gerichts auf ihren Knien sein. Jede
Gemeinschaft folgt ihrem Propheten, sie werden sagen:
«Du Soundso, lege Fürsprache für uns ein!» Bis die Bitte
um Fürsprache zum Propheten gelangt. An jenem Tag
wird ihn Allâh zu einer lobenswerten Stellung
erwecken.“34

Dies waren einige Vorzüge des edlen Propheten ,


unseres großartigen Gesandten, der von Allâh als Siegel
der Propheten auserwählt und als Barmherzigkeit für

32
Überliefert von Muslim.
33
Überliefert von Muslim.
34
Überliefert von Al-Buchârî.

44
alle Welten entsandt wurde. Wir bitten Allâh, dass Er
uns mit ihm vereint und uns nicht seine Fürsprache
vorenthält - „am Tag, da weder Besitz noch Söhne
nutzen, es sei denn, wer zu Allâh mit reinem Herzen
kommt."

Der Prophet Muhammad: Eine


Barmherzigkeit für die gesamte Schöpfung

„In diesem ist fürwahr eine Botschaft an Leute, die


(Uns) dienen. Und Wir haben dich nur als
Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt.“
(Sûra 21:106-107)

Mitgefühl und Barmherzigkeit anderen gegenüber


gehören zu den Dingen, die Allâh liebt und Seinen
anbetend Dienenden empfiehlt. Der Prophet sagte:
„Den Barmherzigen erbarmt sich der Allerbarmer.
Erbarmt euch denen auf der Erde, dann erbarmt sich
euch Der im Himmel!“35

Der Gesandte Allâhs war der gütigste Mann aller


Zeiten, genauso wie er auch alle anderen in Mut und
Tapferkeit übertraf. Er war äußerst gutherzig und seine
Augen waren beim kleinsten Zeichen von

35
Überliefert von Abû Dâwûd und At-Tirmidhî und von Al-Albânî als
authentisch eingestuft.

45
Unmenschlichkeit randvoll mit Tränen. Ein Gefährte
namens Schaddâd ibn Aus berichtet, dass der
Gesandte Allâhs sagte: „Allâh hat das Gute für alles
festgeschrieben, wenn ihr nun tötet, so tötet auf gute
Weise, wenn ihr schlachtet, so schlachtet auf gute
Weise, und schärft eure Messer und beruhigt das Tier!“ 36
Ibn Abbâs erzählt, dass ein Mann eine Ziege auf die
Seite warf und dann sein Messer zu schärfen begann. Als
der Prophet dies sah, sagte er: „Willst du sie zwei Mal
töten? Warum hast du dein Messer nicht geschärft,
bevor du sie zu Boden warfst?“37

Allâh, der Reine und Erhabene, vereinte im Propheten


die schönsten und vollkommensten menschlichen
Eigenschaften. Seine reine Seele vereinte sich mit den
edelsten moralischen und physischen Attributen und
den ehrenhaftesten Eigenschaften und Taten. Seine
Biografie überwältigte den Nahen und den Fernen und
seine ehrfurchtgebietende Haltung wirkte sich auf
Freund und Feind aus. Der Gefährte Hassân ibn Thâbit
beschrieb uns diese Eindrücke in schönster Weise:

Etwas Schöneres wie dich hat mein Auge nie erblickt


Und etwas Vollkommeneres wie dich hat keine Frau
geboren.

36
Überliefert von Muslim.
37
Mit ähnlichem Wortlaut von Al-Albânî als authentisch eingestuft.

46
Du wurdest erschaffen bar jeglichen Makels,
Als ob du erschaffen wurdest, wie du es willst.

Zu diesen vollkommenen Eigenschaften des Propheten


zählen auch die Barmherzigkeit und Güte gegenüber
Anderen. Er wurde ja als Barmherzigkeit für alle
Geschöpfe entsandt und Allâh gab ihm ein sich
erbarmendes Herz, er hatte Mitleid mit dem Schwachen
und war gütig zum Armen. Er war stets zu allen
barmherzig, bis es eine feste Eigenschaft in ihm wurde.
Seine Barmherzigkeit umschloss Jung und Alt,
Verwandte und Fremde, gläubige Muslime und Islâm-
Leugner. Auf diese Weise erlangte er die
Barmherzigkeit Allâhs, die nur jene bekommen, die auch
barmherzig mit den Anderen sind.

Es gab viele Situationen, in denen die Barmherzigkeit des


Propheten zum Ausdruck kam, darunter folgende:

Eine Barmherzigkeit für die Gläubigen

Die Barmherzigkeit des Gesandten den Gläubigen


gegenüber erreichte das höchstmögliche Maß. Der
Qurân beschreibt seine Barmherzigkeit in folgendem
Vers: „Zu euch ist nunmehr ein Gesandter aus euren
eigenen Reihen gekommen. Bedrückend ist es für ihn,
wenn ihr in Bedrängnis seid, (er ist) eifrig um euch

47
bestrebt, zu den Gläubigen gnadenvoll und
barmherzig.“ (Sûra 9:128)

Sa'd ibn Ubâda erkrankte einst. Daher besuchte ihn


der Gesandte Allâhs in seinem Haus. Als er seinen
gläubigen Gefährten in einem Mitleid erregenden
Zustand sah, kamen ihm die Tränen. Dann sagte er:
„Allâh bestraft nicht aufgrund von Tränen, noch wegen
Kummer, aber wegen dem hier.“ Und er deutete dabei
auf seine Zunge.38

Die Gefährten kannten und lernten diese gute


Charaktereigenschaft vom Propheten und erlebten sie
bei ihrem Umgang mit ihm. Mâlik ibn Al-Huwairith sagte:
„Ich bin mit einigen meiner Angehörigen zum Propheten
gegangen. Wir hielten uns bei ihm zwanzig Tage auf. Er
ging mit uns barmherzig und liebevoll um. Als er dann
bemerkte, dass wir uns nach unseren Familien sehnten,
sagte er: «Geht zurück, haltet euch unter ihnen auf, lehrt
sie und betet! Wenn das Gebet gekommen ist, so soll
einer von euch zum Gebet rufen, und euer Ältester soll
vorbeten.»“39

38
Überliefert von Al-Buchârî.
39
Überliefert von Al-Buchârî.

48
Eine Barmherzigkeit für die Frauen

Der Prophet Muhammad war ebenfalls sehr gütig und


liebevoll zu den Frauen. Frauen wurden damals
normalerweise sehr schlecht behandelt. Der edle
Prophet gab ihnen Ehre und Würde, gleich den
Männern der Gemeinschaft. Umar überlieferte: „Als
wir in Makka waren, hatten wir für Frauen nicht viel
übrig. Jedoch wurden sie in Madîna besser behandelt.
Allâhs Gesandter etablierte mit seinen Reden und
Befehlen die Frauenrechte, die ihre Position und ihre
Stellung verbesserten.“

Er kümmerte sich um die Frauen, da sie von ihrer


natürlichen Veranlagung her schwächer und nicht so
belastbar sind. Deswegen war er noch gütiger zu ihnen,
was wir seiner Biografie sehr gut entnehmen können. Er
ordnete an, die Mädchen gut zu behüten und zu
behandeln: „Wer ein Mädchen bekommen hat und es
gut behandelt, dem wird es ein Schutz vor dem
Höllenfeuer sein.“40 Er wies auch verstärkt an, der
Ehefrau ihr Recht zu geben und sich um sie zu kümmern:
„Ich trage euch auf, die Frauen gut zu behandeln, denn
sie sind euch anempfohlen, darüber hinaus dürft ihr
ihnen nichts antun, es sei denn sie begehen eine
deutliche Abscheulichkeit.“41

40
Überliefert von Al-Buchârî.
41
Von Al-Albânî als „gute Überlieferung“ eingestuft.

49
Der Prophet zeigte uns an einem vortrefflichen
Beispiel, wie er seine Familie mit Güte und Milde
behandelte. Als er bei seinem Reittier saß, kniete er ,
damit sich Safiyya auf ihn stellen und aufsitzen
konnte. Wenn seine Tochter Fâtima kam, nahm er sie
an der Hand, küsste sie und ließ sie an seinem Platz
sitzen.

Eine Barmherzigkeit für die Kinder

Allâhs Gesandter war insbesondere barmherzig mit


den Kindern. Sah er ein Kind weinen, setzte er sich
neben es und teilte seine Gefühle. Er fühlte den Schmerz
einer Mutter für ihr Kind mehr als die Mutter selbst.
Einst sagte er: „Ich stehe im Gebet und wünsche mir, es
zu verlängern. Wenn ich jedoch ein Kind weinen höre
verkürze ich das Gebet wegen der Sorge, die die Mutter
fühlt.“42

Mit seinem Kind ging er ganz besonders mildtätig und


barmherzig um, vom Tage seiner Geburt bis zu seinem
Tod. Von Anas wurde berichtet, dass der Prophet
sagte: „In dieser Nacht wurde mir ein Junge geboren, so
gab ich ihm den Namen meines Ahns Ibrâhîm.“ Dann ließ
der Prophet das Neugeborene zu sich bringen, schloss es
in seine Arme und sagte, was Allâh wollte, dass er es

42
Überliefert von Al-Buchârî.

50
sage. Anas fügte hinzu: „Ich habe ihn (Ibrâhîm) kurz vor
dessen Tod in den Armen des Propheten liegen sehen.
Die Augen des Propheten füllten sich mit Tränen und
sagte: „Die Augen weinen und das Herz trauert, aber wir
sagen nur, was unseren Herrn zufrieden stellt. Bei Allâh,
o Ibrâhîm, wir sind deinetwegen in Trauer.“43

Mit Barmherzigkeit und Mitgefühl ging der Prophet


auch mit seinen Enkelkindern um. In einem von Al-
Buchârî und Muslim überlieferten Hadîth heißt es:
„Während er betete, trug der Prophet manchmal
Umâma, die Tochter seiner Tochter Zainab. Wenn er sich
niederwarf, setzte er sie ab. Wenn er wieder aufstand,
nahm er sie.“ Als ihm eine seiner Töchter mitteilte, dass
eines ihrer Kinder im Sterben liege, gab sie ihm das Kind.

Es lag in seinen letzten Atemzügen und der Prophet


legte es in seinen Schoß und bemitleidete es. Da füllten
sich seine Augen mit Tränen und Sa'd fragte ihn: „Was
ist das, o Allâhs Gesandter?“ Er antwortete: „Das ist
die Barmherzigkeit, die Allâh in den Herzen Seiner
anbetend Dienenden gelegt hat. Allâh erbarmt sich von
Seinen anbetend Dienenden wahrlich nur der
Barmherzigen!“44

43
Überliefert von Muslim.
44
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

51
Zu den Formen der Barmherzigkeit des Propheten
gehört es auch, dass er Kinder trug und mit ihnen sehr
geduldig war und die mit ihnen verbundenen Strapazen
ertrug. Er erteilte seiner Gemeinschaft in diesen
wichtigen Aspekten bedeutsame Lektionen. Von Âischa
wurde folgender Hadîth überliefert: „Einmal wurde
dem Propheten ein Kind gegeben, da urinierte es auf
seine Kleidung. Der Prophet ließ Wasser holen und
sprengte es auf die betroffene Stelle.“45

Er nahm die Kinder in seine Arme und drückte sie an


sich. Einst umarmte er seine geliebten Enkel, Hasan und
Husain. Aqra ibn Hâbis sagte zu ihm: „Ich habe zehn
Kinder. Bis jetzt habe ich kein einziges geküsst.“ Allâhs
Gesandter antwortete: „Wer sich anderer nicht
erbarmt, dem wird keine Barmherzigkeit zuteil.“46

Gemäß einem anderen Wortlaut sagte er: „Was kann ich


für dich tun, wenn Allâh dir das Gefühl der
Barmherzigkeit nahm?“47

Eine Barmherzigkeit für die Schwachen

Der Prophet befahl strengstens die gütige und


großzügige Behandlung der Sklaven, Diener und

45
Überliefert von Al-Buchârî.
46
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
47
Überliefert von At-Tirmidhî.

52
Arbeiter, die mit körperlicher Arbeit beschäftigt waren.
Dschâbir berichtete, dass Allâhs Gesandter sagte:
„Gebt ihnen von dem Essen, das ihr esst, kleidet sie mit
dem, was ihr anzieht, schlagt sie nicht und beschimpft sie
nicht.“48 Der Gesandte sagte weiter: „Jene sind eure
Brüder, die Allâh von euch abhängig machte. Einer,
dessen Bruder ihm untergeordnet wurde, soll ihn mit
dem speisen, das er selbst isst und ihn mit dem kleiden,
was er selbst anzieht. Er darf ihm nicht befehlen, wozu er
unfähig ist. Wenn er ihm etwas Schweres auferlegt, so
soll er ihm helfen, die Arbeit zu erledigen.“49

Ein anderes Beispiel für seine Barmherzigkeit mit den


Schwachen ist seine Aussage: „Wenn einer eurer Diener
euer Essen bringt, so lasst ihn mit euch sitzen oder gibt
ihm etwas von dem Essen, da er dessen Hitze gespürt
und dessen Geruch wahrgenommen hat.“50

Seine Barmherzigkeit umfasste auch die Waisen und


Witwen. Er hielt dazu an, die Waisen in Obhut zu
nehmen, so sagte er : „Ich und der Vormund einer
Waise sind wie diese beiden im Paradies, wobei er seinen
Zeige- und Mittelfinger zeigte.“51 Er setzte jenen, der
sich um die Witwen und Armen kümmert, mit dem, der
sich auf dem Wege für Allâh bemüht, gleich und mit
48
Von Al-Albânî als authentisch eingestuft.
49
Überliefert von Al-Buchârî.
50
Überliefert von Ibn Mâdscha und Muslim.
51
Überliefert von Al-Buchârî.

53
dem, der den ganzen Tag fastet und die ganze Nacht
betet. Er sah die Anwesenheit der Armen in dieser
Gemeinschaft, und den guten und milden Umgang mit
ihnen als Grund für den Sieg gegen die Feinde. Denn er
sagte: „Bringt mir die Schwachen herbei, denn
wahrlich, ihr siegt nur und werdet nur versorgt durch die
Schwachen!“52

Eine Barmherzigkeit für die Tiere

Seine Barmherzigkeit umfasste nicht nur die Menschen,


sondern auch die Tiere. Der Prophet verbat seinen
Gefährten, auch die unintelligenten Geschöpfe nicht
hungrig oder durstig zu lassen, noch sie zu stören oder
zu überlasten. Er befahl ihnen die Sanftheit und
erleichterte es ihnen, sich Allâh mittels verdienstvoller
Taten zu nähern.

Abu Huraira überlieferte, dass der Prophet sagte:


„Während ein Mann unterwegs war, überkam ihn ein
sehr starker Durst. Als er einen Wasserbrunnen sah,
kletterte er in ihn hinab und trank von dem Wasser.
Sobald er aber aus dem Brunnen herausgeklettert war,
fand er einen Hund, der mit lechzender Zunge aus Durst
den Sand fraß. Der Mann sagte zu sich: ‚Dieser Hund
befindet sich auf Grund des Durstes in der gleichen Lage,

52
Überliefert von Abû Dâwûd und von Al-Albânî als authentisch
eingestuft.

54
in der ich mich zuvor befand.’ Er kletterte also wieder
hinab, füllte seinen Lederstrumpf mit Wasser, hielt
diesen mit seinen Zähnen fest (kletterte hinauf) und ließ
den Hund trinken. Allâh dankte ihm (für diese Tat) und
vergab ihm (seine Sünden)!“53 Die Leute sagten: „O
Gesandter Allâhs, werden wir auch für die Tiere
belohnt?“ Der Prophet sagte: „Für jedes Lebewesen
werdet ihr belohnt!“

Abdullah ibn Umar berichtete, dass der Gesandte


Allâhs sagte: „Eine Frau wurde wegen einer Katze
bestraft, weil sie sie solange einsperrte, bis sie
verhungerte. Sie ging dafür ins Höllenfeuer. ... ‚Du hast
ihr weder Nahrung noch etwas zu trinken gegeben, als
du sie einsperrtest, noch ließest du sie laufen, damit sie
sich von den Tieren der Erde hätte ernähren können.’“ 54

Als einst einige Gefährten bei der Heimreise von ihrem


Feldzug die Nestlinge eines Vogels aus dem Nest
nahmen, um sie zu streicheln, kam der Muttervogel
zurück und sah, dass die Vögel sich nicht im Nest
befanden. Daher begann der Vogel kreischend hin- und
herzuflattern. Als der Prophet über die Sache

53
Überliefert von Al-Buchârî, Muslim und Abû Dâwûd.
54
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim mit ähnlichem Wortlaut
von Abû Huraira.

55
informiert wurde, wurde er zornig und befahl, die
Jungvögel in ihr Nest zurückzulegen. 55

Eines Tages trat der Prophet in den Garten eines


Ansârî, in dem sich ein Kamel befand. Als dieses den
Propheten sah, flossen Tränen aus seinen Augen
worauf der Prophet zum Kamel ging und es mit seiner
Hand streichelte, bis es zur Ruhe kam. Er fragte:
„Wem gehört dieses Kamel?“ Daraufhin kam ein Junge
von den Ansâr und sagte: „Mir, o Allâhs Gesandter!“ Er
sagte ihm: „Fürchtest du Allâh denn nicht in Bezug auf
dieses Vieh, das Allâh dir als Besitz gab? Es hat sich bei
mir beschwert, dass du es hungern und zu viel Last
tragen lässt.“56

Die Liebe und die Barmherzigkeit des Gesandten Allâhs


für alle Arten von Geschöpfen glich nicht etwa dem,
was die „Humanisten“ heutzutage von sich behaupten.
Er war in seiner Barmherzigkeit und Liebe aufrichtig und
ausgeglichen. Er war barmherziger als irgendein anderer
Mensch je war. Er war ein Prophet, erzogen von Allâh,
dem Schöpfer und Sachwalter aller Wesen; ein Prophet,
der für die Leitung und Glückseligkeit bewusster Wesen -
der Menschen und der Dschinn - und für die Harmonie
der Existenz zuständig war. Daher lebte er nicht für sich

55
Überliefert von Abû Dâwûd.
56
Überliefert von Abû Dâwûd.

56
selbst, sondern für andere, als eine Barmherzigkeit für
alle Welten.

Eine Barmherzigkeit für die Schöpfung

Seine Barmherzigkeit war nicht nur auf die Tiere


beschränkt, sondern umfasste auch Dinge wie Bäume
und vieles mehr. So lesen wir in den Biografien eine
erstaunliche Geschichte, die uns die Barmherzigkeit und
das Mitgefühl des Propheten mit leblosen
Gegenständen veranschaulicht. Dieses Ereignis ist "die
Sehnsucht des Stammes". Wenn der Prophet
während einer Chutba (Ansprache) wegen des langen
Stehens ermattete, lehnte er sich an einen
Baumstamm neben der Redekanzel. Doch es dauerte
nicht lange, bis ihm die Gefährten ein Podest fertigten.
Daraufhin ließ der Prophet den Baumstamm. Der
Stamm sehnte sich jedoch nach dem Propheten , und
zwar so sehr, dass die Gefährten von ihm Laute wie die
eines Kamels hörten. Der Prophet eilte schnell zu ihm
und umarmte ihn, bis er sich beruhigte. Danach wandte
sich der Prophet an seine Gefährten und sagte: "Hätte
ich ihn nicht umarmt, hätte er sich bis zum Tag der
Auferstehung gesehnt."57

57
Überliefert von Ahmad.

57
Eine Barmherzigkeit für seine Feinde

Die Kriegsgefangenen der Schlacht zu Badr gehörten zu


seinen bittersten Feinden. Nichtsdestotrotz sorgte er
dafür, dass sie die beste Behandlung erfuhren. Unter
ihnen war Suhail ibn Amr, der ein feuriger Redner war
und den Propheten denunziert hatte. Umar , einer
der engen Gefährten des Propheten, schlug vor, dass
man zwei seiner unteren Zähne entfernen sollte, damit
er in seinen Reden nicht so niederträchtig sei. Der
Prophet antwortete: „Würde ich dies tun, würde Allâh
mich am Tage des Gerichtes entstellen, trotz der
Tatsache, dass ich Sein Gesandter bin.“58

In Makka wurden ihm alle möglichen Qualen zugefügt.


Schließlich war er gezwungen, nach Madîna
auszuwandern. Danach führte er gegen seine Feinde aus
Makka fünf Jahre lang Krieg. Als er jedoch Makka ohne
Blutvergießen im 21. Jahr seines Prophetentum
eroberte, fragte er die makkanischen Götzendiener, die
auf sein Urteil über sie warteten: „Was erwartet ihr, wie
ich euch behandeln soll?“ Sie antworteten einstimmig:
„Du bist ein Edler, der Sohn eines Edlen.“ Er verkündete
ihnen seine Entscheidung: „Ihr seid frei! Kein Tadel soll
heute auf euch lasten; möge Allâh euch vergeben.“ 59

58
Mit einer unvollständigen Überliefererkette in mursal-Form
überliefert.
59
Mit einer schwachen Überliefererkette.

58
Obwohl der Prophet und seine Anhänger von den
Islâm-Leugnern erniedrigt und gefoltert wurden, prägte
der Prophet ein Beispiel für das Behandeln von
Feinden.

Die wahrscheinlich deutlichste Geschichte ist die des


Übertrittes von Thumâma ibn Athâl . Als er von den
Muslimen gefangen genommen und zum Propheten
gebracht worden war, banden sie ihn an einen Pfeiler in
der Moschee, und er blieb in dieser Lage drei Tage, an
denen er die Muslime und ihr Verhalten beobachten
konnte. Darauf trat der Glaube in sein Herz ein und der
Prophet ließ ihn frei. Er ging los, bis er zu einer Palme
in der Nähe der Moschee kam. Dort verrichtete er die
Ganzwaschung. Danach betrat er die Moschee und
sagte:

„Ich bezeuge, dass es niemand Anbetungswürdigeren


außer Allâh gibt, und ich bezeuge, dass Muhammad
Allâhs Gesandter ist. O Muhammad! Bei Allâh! Ich hasste
niemanden auf dieser Welt so wie dich; nun aber bist du
der Beliebteste bei mir geworden. Bei Allâh! Ich
verabscheute keinen Glauben wie deinen; nun aber liebe
ich deinen Glauben mehr als alles andere. Bei Allâh! Ich
verabscheute keine Stadt so wie deine Stadt; und nun ist
deine Stadt die beliebteste Stadt bei mir geworden.“

59
Daraufhin ging er zu den Quraisch und drohte ihnen,
deren Handelskarawanen anzugreifen. Er wurde zum
Verteidiger des Islâm und der Muslime.

Sein ganzes Leben war Barmherzigkeit. Er ist


Barmherzigkeit, seine Religion ist Barmherzigkeit, sein
Leben und seine Lebensweise sind Barmherzigkeit. Allâh
spricht wahrlich recht, wenn Er, der Erhabene, sagt:
"Und Wir haben dich nur als eine Barmherzigkeit für
alle Welten entsandt." (Sûra 21:107)

Die emotionale Seite im Leben des


Propheten Muhammad

Wer einen Blick auf die Geschichte des Gesandten


Muhammad wirft, wird feststellen, dass er die
Ehefrau bevorzugte und ihr besondere Aufmerksamkeit
und ihrer Würde entsprechende Zuneigung schenkte.
Man findet in seinem alltäglichen Leben viele
wundervolle Beispiele:

Er ist der Erste, der sie aufheitert, ihre Tränen


zurückhält, ihre Gefühle beachtet, sich nicht über ihre
Aussagen lustig macht, sich ihre Beschwerden anhört
und sie tröstet. Es werden wohl viele mit mir
übereinstimmen, dass es vielen anderen neuen Büchern,
die sich mit dem Eheleben beschäftigen, an richtigen
Beispielen fehlt. Vielmehr ist es nur bloße Theorie. Die

60
meisten auf dem Markt befindlichen Bücher in diesem
Bereich, sind nicht in der Lage das zu erreichen, was der
Prophet an Barmherzigkeit erreicht hat. Hier also
einige wundervolle Beispiele:

- Das Essen und Trinken aus einem Becher, wie aus dem
folgendem Hadîth von Âischa hervorgeht: "Ich trank
und reichte ihn (den Becher) dem Propheten . Da setzte
er seinen Mund an die Stelle, von der ich zuvor getrunken
hatte. Ich gab ihm einen Hähnchenschenkel und er aß
von der Stelle, von der ich zuvor gegessen hatte."60

- Das Sich-Anlehnen an die Ehefrau, nach folgender


Aussage Âischas: "Der Prophet legte sich in meinen
Schoß, während ich meine Monatsblutung hatte."61

- Der nächtliche Spaziergang mit der Ehefrau: Der


Prophet pflegte in der Nacht mit seiner Ehefrau
spazieren zu gehen und sich mit ihr zu unterhalten." 62

- Unterstützung bei ihrer Hausarbeit: Âischa wurde


danach gefragt, was der Prophet zu Hause machte.
Sie sagte: "Er stand im Dienst seiner Familie." 63

60
Überliefert von Muslim.
61
Überliefert von Muslim.
62
Überliefert von Al-Buchârî.
63
Überliefert von Al-Buchârî.

61
- Das Beschenken ihrer Freundinnen: "Der Prophet
pflegte, wenn er ein Schaf schlachtete, zu sagen: Bringt
den Freundinnen Chadîdschas etwas davon!"64

- Das Loben der Ehefrau gemäß seiner Aussage: "Der


Vorzug Âischas den anderen Frauen gegenüber ist wie
der Vorzug des Tharîd (ein sehr beliebtes
Beduinengericht aus eingeweichtem Brot, Fleisch und
Brühe) gegenüber den anderen Speisen."65

- Sich freuen, wenn sie sich mit ihren Freundinnen


trifft: Âischa sagte: "Meine Freundinnen pflegten mich zu
besuchen, allerdings blieben sie auf Grund des
Gesandten zurück, doch er schickte sie zu mir."66

- Er verkündete seine Liebe gegenüber seinen Frauen:


Der Prophet sagte über Chadîdscha: "Mir wurde ihre
67
Liebe beschert."

- Ihre guten Eigenschaften beachten: „Kein Gläubiger


verabscheut eine Gläubige. Wenn er eine ihrer
Eigenschaften hasst, so gefällt ihm doch eine andere.“ 68

64
Überliefert von Muslim.
65
Überliefert von Muslim.
66
Überliefert von Muslim.
67
Überliefert von Muslim.
68
Überliefert von Muslim.

62
- Wenn man eine Frau sieht, soll man mit seiner Frau
verkehren, um das, was in seinem Inneren ist, zu
hemmen: „Wenn einer von euch eine Frau sieht, soll er
mit seiner Frau verkehren, denn das hemmt, was in
seinem Inneren ist.“69

- Man berichtet nicht über ihre besonderen


Eigenschaften: Er sagte: "Zu den schlimmsten
Menschen bei Allâh gehört der Mann, der sich seiner
Frau anvertraut und dem sie sich anvertraut und der
dann ihr Geheimnis verbreitet."70

- Das ständige Parfümieren: Von Âischa wird


berichtet, dass sie sagte: "Es war mir, als ob ich den
Moschus auf dem Scheitel des Gesandten Allâhs hätte
aufleuchten sehen, während er im Ihrâm-Zustand
war."71

- Ihre Gefühle kennenlernen: Vom Propheten wird


berichtet, dass er zu Âischa sagte: "Ich weiß wahrlich,
wann du mit mir zufrieden bist und wann du böse auf
mich bist. Wenn du zufrieden mit mir bist, so sagst du
'Nein, beim Herrn Muhammads'. Wenn du aber böse auf
mich bist, so sagst du 'Nein, beim Herrn Abrahams'." 72

69
Überliefert von Muslim.
70
Überliefert von Muslim.
71
Überliefert von Muslim.
72
Überliefert von Muslim.

63
- Ihre Zurückweisung ertragen: Von Umar ibn Al-Chattâb
wird berichtet, dass er sagte: "Meine Frau sprach laut
mit mir und kritisierte mich. Da wies ich sie zurecht, weil
sie mich kritisierte. Sie sagte: «Wieso weist du mich
zurecht, wenn ich dich kritisiere? Bei Allâh! Sogar die
Ehefrauen des Propheten kritisieren ihn. Eine von
ihnen meidet ihn sogar den ganzen Tag und die ganze
Nacht.»"73

- Sie nicht schlagen: Âischa überlieferte: "Der


Gesandte Allâhs hat niemals eine seiner Ehefrauen
74
geschlagen."

- Sie trösten, wenn sie weint: "Safiyya war mit dem


Gesandten Allâhs auf einer Reise. Es war ihr Tag, und
so empfing sie der Gesandte Allâhs , während sie
weinte und sagte: «Du hast mich auf einem langsamen
Kamel reiten lassen!» Da wischte ihr der Gesandte über
die Augen und beruhigte sie..."75

- Ihr das Essen zum Mund führen: Der Gesandte Allâhs


sagte: "Du wirst für alles, was du ausgibst, deinen
Lohn erhalten, sogar für den Bissen, den du zum Mund
deiner Frau führst."76

73
Überliefert von Al-Buchârî.
74
Überliefert von An-Nasâ'î.
75
Überliefert von An-Nasâ'î.
76
Überliefert von Al-Buchârî.

64
- Ihre Bedürfnisse erfüllen: Der Gesandte Allâhs
sagte: "Speise, wenn du isst, und tränke, wenn du
trinkst!"77

- Ihr Vertrauen schenken: Der Gesandte Allâhs verbot


es, dass der Mann nachts bei seiner Familie anklopft,
damit er sie nicht erschreckt. Und er verbot es, nach
ihren Fehlern zu suchen.78

- Die Gerechtigkeit unter seinen Frauen: "Wer zwei


Frauen hat und die Eine der Anderen (zu ihrem Nachteil)
bevorzugt, wird am Jüngsten Tag mit einer seiner beiden
(Körper-) Hälften schräg ankommen."79

- Seine Frau jederzeit besuchen: Von Anas wird


berichtet, dass er sagte: "Er (der Prophet) pflegte
sowohl tags wie auch nachst in einer Stunde seine Runde
bei seinen Frauen zu machen."80

- Seine Frau nicht während der Monatsblutung meiden:


Von Maimûna wird berichtet, dass sie sagte: "Er kam

77
Überliefert von Al-Hâkim und von Al-Albânî als authentisch
eingestuft.
78
Überliefert von Muslim.
79
Überliefert von At-Tirmidhî und von Al-Albânî als authentisch
eingestuft.
80
Überliefert von Al-Buchârî.

65
zu seinen Frauen über der Kleidung, während sie ihre
Monatsblutung hatten."81

- Seine Frau auf die Reise mitnehmen: Der Gesandte


Allâhs pflegte, wenn er verreisen wollte, unter seinen
Frauen auszulosen. Diejenige, die dann das Los gezogen
hatte, verreiste mit ihm.82

- Mit seiner Frau wetteifern: Von Âischa wird


überliefert: Der Gesandte Allâhs sagte zu mir: «Komm,
wir laufen um die Wette!» Da lief ich mit ihm um die
Wette und ich überholte ihn. Später einmal, als ich an
Gewicht zugenommen hatte, forderte er mich zum
Wettlauf heraus und holte mich ein. Da lachte er und
sagte: «Dieses Mal ist die Revanche für damals!» 83

- Ihr einen Spitznamen geben: Von Âischa wird


berichtet, dass sie sagte: «O Allâhs Gesandter ! Alle
Frauen haben einen Spitznamen, nur ich nicht!» Da gab
er ihr den Spitznamen «Umm Abdullâh»."84

- Sie zu fröhlichen Anlässen begleiten: Âischa sagte:


"Ich und Allâhs Gesandter kamen an einem Stamm der
Habascha vorbei, während sie mit Lanzen trainierten. Da
blieb der Gesandte Allâhs stehen und schaute ihnen
81
Überliefert von Al-Buchârî.
82
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
83
Überliefert von Abû Dawûd.
84
Überliefert von Ahmad.

66
zu. Ich stand hinter ihm, und als ich müde wurde, setzte
ich mich."85

- Keine verletzenden Ausdrücke benutzen: Anas sagte:


"Ich diente Allâhs Gesandten zehn Jahre lang, und er
fragte mich niemals wegen einer Sache, die ich tat:
Warum hast du das getan?"86

- Dem Familienleben reichlich an vergnügtem Charakter


geben: Von Âischa wird berichtet, dass sie sagte:
"Eines Tages besuchte mich Saudâ, und so saß der
Gesandte Allâhs zwischen uns beiden. (Er legte) eins
seiner Beine in meinen Schoß und eins in ihren. Ich
machte ihr eine Suppe und sagte zu ihr: 'Iss!' Da lehnte
sie ab und ich sagte zu ihr: 'Entweder du isst oder ich
bespritze damit dein Gesicht.' Sie lehnte ab und so nahm
ich etwas aus der Holzschüssel und spritzte es ihr ins
Gesicht. Da hob Allâhs Gesandter sein Bein von ihrem
Schoß, damit sie es mir vergelte. Da nahm ich etwas aus
der Holzschüssel und bespritzte damit mein Gesicht,
worüber Allâhs Gesandter lachte."87

- Er verachtete sie nicht, wenn sie etwas anstellte: Von


Âischa ist überliefert, dass sie über die große
Verleumdung berichtete: "(...) doch ich leugnete

85
Überliefert von Al-Buchârî.
86
Überliefert von Ad-Dârimî.
87
Überliefert von An-Nasâ'î.

67
manchmal, dass Allâhs Gesandter mir gutgesonnen war:
Wenn ich mich sonst beschwerte, erbarmte er sich
meiner und empfand Mitleid mit mir, doch als ich mich
über diese Lüge beschwerte, tat er es nicht, was ich ihm
übelnahm. Wenn er bei mir eintrat und meine Mutter bei
mir war, pflegte er mich und fragte: 'Wie geht es jener?'
und fügte dem nichts weiter hinzu."88

- Wenn sie krank ist, liest man Qurân für sie: Von Âischa
wird berichtet, dass sie sagte: "Allâhs Gesandter
pflegte, wenn jemand aus seiner Familie erkrankte, die
Schutzsuren für ihn zu lesen."89

- Den loben, der gut zu seiner Familie ist: Allâhs


Gesandter sagte: "Die Besten von euch sind
diejenigen, die am besten zu ihren Frauen sind."90

- Ihr Zeit geben, bis sie sich für ihn schmückt: Von
Dschâbir wird berichtet, dass er sagte: "Wir waren mit
Allâhs Gesandtem auf einer Reise. Als wir
zurückkamen, wollten wir alsbald unsere Häuser
betreten. Da sagte er: 'Wartet, bis wir abends eintreten,
damit sich diejenige mit zerzaustem Haar kämmt und

88
Überliefert von Al-Buchârî
89
Überliefert von Muslim.
90
Überliefert von At-Tirmidhî und von Al-Albânî als authentisch
eingestuft.

68
sich diejenige, deren Mann abwesend war, das (Achsel-
und Scham-) Haar entfernt!'"91

Einige Formen der Sanftmut des Propheten

Allâh, der Erhabene, lobte jede Charaktereigenschaft


seines Gesandten . Dazu gehört auch der Charakterzug
der Sanftmut, eine Eigenschaft, die ein Hauptmerkmal
seiner Natur war. Der Prophet wurde von allen
gesellschaftlichen Schichten beschimpft und beleidigt,
die Dichter verspotteten ihn und die Herren der
Quraisch verlachten ihn. Selbst die Toren bewarfen ihn
mit Steinen. Sie bezeichneten ihn als Zauberer und
Besessenen und übten noch viele andere Formen der
Pein und der Schändung aus. Der Prophet begegnete
ihnen jedoch mit Langmut, Verzeihung, Sanftmut und
Toleranz. Er betete sogar für diejenigen, die ihm
Schaden zufügten, auf dass sie Vergebung und
Barmherzigkeit erlangten. Allâh spricht die Wahrheit,
wenn Er sagt: "Und du bist wahrlich von großartiger
Wesensart." (Sûra 68:4) Und: "Durch Erbarmen von
Allâh bist du mild zu ihnen gewesen; wärst du aber
schroff und hartherzig, so würden sie wahrlich rings um
dich auseinandergelaufen." (Sûra 3:159)

91
Überliefert von An-Nasâ'î.

69
Der Sanftmut und die Vergebung werden in der Sîra des
Propheten sehr oft erwähnt, deshalb beschränken wir
uns auf einige dieser Beispiele:

1. Als der Prophet zum Stamm von Thaqîf wanderte,


um bei ihnen Schutz vor dem Übel seines Volkes zu
suchen, erreichte er nicht, worauf er gehofft hatte: er
wurde von den Stammesherren aufs Schlimmste mit
Wort und Tat zurückgewiesen. Selbst die Kinder
bewarfen ihn mit Steinen. Der Prophet war auf Grund
dessen so sehr bekümmert, traurig und müde, dass er
auf sein edles Gesicht fiel. Als er wieder zu
Bewusstsein kam, stand Dschibrîl vor ihm, er teilte ihm
mit, dass Allâh ihm den Engel der Berge mit einer
Nachricht gesandt hatte, in der es heißt: "O Muhammad,
wenn du willst, werde ich sie mit den zwei Bergen
begraben." Die Antwort des Propheten war aber
voller Vergebung und lautete: "Ich hoffe darauf, dass
Allâh aus ihren Nachkommen jemanden entstehen lässt,
der Allâh allein anbetet, und Ihm nichts beigesellt." 92

Welche menschliche Verzeihung, Vergebung und


Nachsicht würde der des Propheten gleichen?

2. Als der Eckzahn des Propheten in der Schlacht von


Uhud brach, und sein edles Gesicht verletzt wurde,
nahm es die Gefährten sehr mit und sie sagten: "O

92
Überliefert von Al-Buchârî.

70
Gesandter Allâhs, sprich ein Gebet gegen die
Götzendiener." Da erwiderte er ihnen: "Ich verfluche
nicht, sondern wurde als Barmherzigkeit entsandt." 93

3. Einmal kam At-Tufail ibn Amr Ad-Dausî zum


Propheten und bat ihn, gegen das Volk von Daus zu
beten, denn sie beharrten auf ihren Sünden. Doch der
Prophet hob seine Hände, wandte sich Richtung Qibla
und sagte: "O Allâh, leite das Volk von Daus recht!"94

4. Zur Nachsicht des Propheten mit den


Wüstenarabern zählt folgende Situation: Einst kam ein
grober Wüstenaraber zum Propheten , packte sein
Obergewand, bis der Hals des Propheten aufgeschürft
wurde und brüllte: "Gib mir von dem Geld Allâhs, das bei
dir ist!" Der Prophet wandte sich ihm zu und lächelte
ihn an. Die Gefährten um ihn herum waren über dieses
unhöfliche Benehmen verärgert und wunderten sich
über das Lächeln des Propheten und seine Milde. Am
Ende forderte der Prophet seine Gefährten auf, diesem
Wüstenaraber einen Teil des muslimischen Vermögens
zu geben.

5. Großmütiger als alles bereits Erwähnte war sein


Umgang mit dem Volk von Makka, nachdem er von ihm
vertrieben wurde, obwohl es sein geliebtes Land war. Als

93
Überliefert von Muslim.
94
Überliefert von Al-Buchârî.

71
nun der Sieg Allâhs, des Erhabenen, kam, und Allâh, der
Reine, seinen Propheten mit der Eroberung Makkas
ehrte, fragte sie der Prophet : "Was meint ihr werde
ich mit euch tun? Sie antworteten: "Gutes! Du
großzügiger Bruder und Sohn eines großzügigen
Bruders." Er sagte: "Euch sage ich, was mein Bruder
Yûsuf gesagt hat: "«Keine Schelte soll heute über euch
kommen. Allâh vergibt euch, Er ist ja der Barmherzigste
der Barmherzigen." (Sûra 12:92) Geht, denn ihr seid
frei!»"95

6. Ein anderer Einblick in seine Sanftmütigkeit im Alltag


ist, dass er niemals einen Diener oder eine Frau schlug.
Ebenfalls rächte er sich niemals an einem Menschen, der
mit ihm materiell oder körperlich ungerecht umging.
Vielmehr verzieh er und war nachsichtig. Âischa
sagte: "Der Prophet schlug niemanden mit seiner Hand,
auch keine Frau und keinen Diener. Es sei denn er
kämpfte auf dem Wege Allâhs. Auch rächte er sich an
keinem Menschen, der ihm Unrecht antat, außer wenn
es um die Verbote Allâhs geht, denn da rächte er für
Allâh, den Erhabenen."96

Wie haben wir es nötig, diese edle Eigenschaft des


Propheten zum Vorbild zu nehmen: "Das sind

95
Überliefert von Al-Baihaqî.
96
Überliefert von Muslim.

72
diejenigen, die Allâh rechtgeleitet hat. So nimm ihre
Rechtleitung zum Vorbild!" (Sûra 6:90)

Die Vatergefühle des Gesandten Allâhs

Vatergefühle sind eine angeborene Emotion der Väter


ihren Kindern gegenüber, aber nur wenige Väter haben
diese Eigenschaft vollkommen inne. Unser Prophet
hat diese Eigenschaft - genauso wie alle seine
Eigenschaften - vervollkommnet. Hauptmerkmal dieser
Eigenschaft ist der liebevolle und milde Umgang mit
Kindern. Diese Eigenschaft zeigt sich klar im alltäglichen
Umgang des Propheten , nicht nur mit seinen
leiblichen Söhnen und Töchtern, sondern auch mit allen
anderen Kindern. Das beweist die Stärke und die echte
Vaterliebe des Propheten , denn es kann sein, dass
man nur mit seinen eigenen Kindern liebevoll und
zärtlich umgeht, nur ihnen all seine Liebe, Zärtlichkeit
und Mitgefühle schenkt, aber für die Anderen davon
nichts übrig hat. Die Vaterliebe des Propheten der
Barmherzigkeit war jedoch so vollkommen und
umfassend, dass seine Liebe und Zärtlichkeit alle Kinder
umfasste. Diese Kinder durften sie genießen und in
ihrem Lichte stehen. Es war also eine großzügige,
zärtliche und innige Vaterliebe; eine Liebe, die den
Vätern zeigt, was Frömmigkeit, Barmherzigkeit und
Zärtlichkeit ist, ja, was Vaterliebe überhaupt bedeutet.

73
Die in authentischen Hadîthen zu lesende vollkommene
Vaterliebe leitet die Menschen zur Sunna des Besten der
Geschöpfe . Der Prophet freute sich immer über
Kinder, er gratulierte ihnen zu ihrer Geburt und
wünschte ihnen Segen. Er erfreute sich, wenn ihm
Kinder gebracht wurden; er massierte den Gaumen mit
zerkauten Datteln, gab ihnen Namen und lehrte so die
Muslime, wie sie ihre Kinder empfangen sollten. Er
ermunterte die Eltern dazu, sich über ihre Kinder und
deren Ankunft zu freuen, und empfahl ihnen die Aqîqa –
ein Schlachtopfer – am siebten Tag nach der Geburt. Der
Prophet wohnte diesen Festessen auch bei, um auf sie
und deren Bedeutung hinzuweisen und den Grund ihrer
Veranstaltung zu erwähnen. Von Asmâ bint Abû Bakr ,
wurde berichtet, dass sie sagte: „Ich verließ Makka, als
ich mit Abdullâh ibn Az-Zubair hoch schwanger war. So
kam ich in Madîna an, und ließ mich in Qubâ nieder, dort
habe ich entbunden. Dann brachte ich ihn zum
Propheten und legte ihn in seinen Schoß. Er ließ
eine Dattel bringen, zerkaute sie und führte etwas
Speichel in seinen Mund. So war das erste, das in seinen
Bauch gelangte, der Speichel des Propheten . Alsdann
massierte er den Gaumen Abdullâhs mit dieser Dattel,
bete für ihn und wünschte ihm Segen. Er war das erste
Neugeborene im Islâm."97

97
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

74
Die Situationen, in denen der Prophet so verfuhr wie
mit Abdullâh ibn Az-Zubair, sind nicht aufzuzählen. Es
scheint so, als hätten die Gefährten des Propheten
gewusst, dass dieses Ritual dem Propheten gefällt und
ihn erfreut. Aus diesem Grund pflegten sie es auch und
nahmen es ernst. Darüber hinaus bemerkten sie, dass es
gut für ihre Kinder ist und sie dadurch Segen erhalten.
Diese Aussage wird durch einen authentischen Hadîth
von Anas bekräftigt: Er sagte: „Als Umm Sulaim, die
Ehefrau von Abû Talha und Mutter von Anas, einen Sohn
gebar, sagte Abû Talha: «Bewahre ihn (füttere ihn nicht),
bis du ihn dem Propheten bringst!»" Anas sagt
weiter: „Umm Sulaim brachte mit dem Kind ein paar
Datteln mit. Da nahm der Prophet ihn und sagte: «Hat
er etwas mit sich?» Sie sagten: «Ja, Datteln.» Da nahm
der Prophet sie, zerkaute sie, führte ein wenig davon
in den Mund des Kleinen und massierte seinen Gaumen
damit. Dann nannte er ihn Abdullâh."98

Abû Mûsâ berichtet: „Als ich einen Sohn bekam, brachte


ich ihn dem Propheten . Er nannte ihn Ibrâhîm,
massierte seinen Gaumen mit einer zerkauten Dattel,
bat für ihn um Segen und gab ihn mir dann wieder.“
Ibrâhîm war der älteste Sohn von Abû Mûsâ Al-
Asch'arî.99

98
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
99
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

75
Diese Handlungen waren bei den Muslimen üblich und
bekannt. Von Âischa wird berichtet, dass sie sagte:
"Dem Propheten wurden immer die Kinder gebracht,
er bat für sie um Segen und massierte ihre Gaumen (mit
zerkauten Datteln)."100

Doch die Vaterliebe des Propheten war nicht nur


darauf beschränkt, ihre Gaumen mit zerkauten Datteln
einzureiben, für sie um Segen zu beten, oder ihnen
Namen zu geben, vielmehr behandelte er sie zärtlich,
spaßte mit ihnen und machte sie glücklich und
zufrieden. Al-Buchârî überliefert von Umm Châlid bint
Châlid ibn Sa´îd, dass sie sagte: „Ich kam einmal,
zusammen mit meinem Vater zum Propheten . Ich trug
ein gelbes Kleid. Da sagte der Prophet : «Gut, gut!» Sie
sagte: «Da begann ich mit dem Siegel (dem Merkmal auf
dem Rücken) des Propheten zu spielen, aber mein
Vater untersagte es mir. Der Prophet sagte aber:
«Lass sie!» Dann sagte er : «Trage es (das Kleid) ab
und dann hab ein neues, trage dann dieses ab, dann hab
ein neues, dann trage es ab, dann hab ein neues.»“

Abdullâh ibn Al-Mubârak , der Überlieferer dieses


Hadîth, sagte: „Sie lebte sehr lange.“ Mit dem Ausdruck:
„Trage es ab, dann hab ein neues“ ist gemeint, dass sie
so lange leben wird, bis sie viele Kleider abnutzt. Es ist
also ein Bittgebet für sie um ein langes Leben. Und sie

100
Überliefert von Muslim.

76
erreichte tatsächlich ein hohes Alter, von dem die
Menschen viel erzählten.

Seine Vaterliebe seinen leiblichen Kindern und Enkeln


gegenüber war selbstverständlich vollkommener und
deutlicher, denn von seiner Natur aus liebt der Mensch
seine leiblichen Kinder mehr als andere, auch wenn man
sehr liebevoll ist, denn so ist die menschliche Natur. Der
Prophet ging mit seinen Söhnen und Töchtern gleich
um und gab seinen Töchtern in Bezug auf die Liebe und
Achtung ihr ganzes Recht. Gerade die Töchter hatten in
einer Zeit, in der die Leute, die in einer enormen
Unwissenheit lebten, dieses Benehmen sowohl
theoretisch als auch praktisch dringend nötig. Unter
ihnen gab es solche, die keine Gefühle mehr hatten und
deren Zärtlichkeit verloren war. Einige handelten sogar
wider der Natur und ließen ihre Töchter lebendig
begraben: "Wenn einem von ihnen die frohe Botschaft
(von der Geburt) eines Mädchens verkündet wird,
bleibt sein Gesicht finster, und er hält (seinen Grimm)
zurück. Er verbirgt sich vor den Leuten wegen der
schlimmen Nachricht, die ihm verkündet worden ist.
Soll er es trotz der Schmach behalten oder es in die
Erde stecken? Wie böse ist, was sie urteilen!" (Sûra
16:58-59)

Im Gebet trug der Prophet Umâma bint Abû Al-Âs auf


seinen Schultern. Warf er sich nieder, setze er sie auf

77
den Boden. Stand er wieder auf, nahm er sie wieder
hoch. Der Prophet verwöhnte auch Zainab bint Umm
Salama: Als sie noch ein Baby im Schoß ihrer Mutter
war, sagte er ihr: "O Zanâb (Verniedlichungsform des
Namen Zainab)!" Auch stellte der Prophet Abû Al-Âs
in seinen Schutz, nachdem ihn seine Tochter Zainab
in Schutz nahm, brachte er ihr ihre Kette (,die sie als
Lösegeld gab) zurück und ließ für sie ihren Gefangenen,
nämlich ihren Mann Abû Al-Âs, der in Badr gefangen
genommen worden war, frei.

Die Liebe des Propheten zu seiner Tochter Fâtima, der


vierten Tochter nach Zainab, Umm Kulthûm und
Ruqayya, bedarf keiner Erklärung.

Die väterliche Fürsorge des Propheten wurde durch


seinen Alltag, wie etwa den Kampf, die Sendung von
Brigaden, Delegation und Botschaftern, sowie der
Beschäftigung mit Bildung und Da'wa, nicht
eingeschränkt.

Einmal kam eine Delegation zum Propheten . Ihr


Führer, Al-Aqra ibn Hâbis At-Tamîmî, war sehr
verwundert darüber, dass der Prophet mit Al-Hassan
spielte und ihn küsste. Da sagte er (Al-Aqra) erstaunlich:
"Ich habe zehn Söhne, aber ich habe noch keinen von
ihnen geküsst."

78
Die Berichte über seine liebvolle Väterlichkeit, seine
Zärtlichkeit und Barmherzigkeit zu seinen Kindern sind
sehr zahlreich. Unter anderem der Hadîth, der von
Muslim überliefert wird, und in dem Anas sagt: "Ich
habe keinen Menschen gesehen, der liebevoller und
barmherziger mit seiner Familie war, als den Propheten
; sein Sohn Ibrahîm wurde am Rand von Madîna zu
Stillmüttern gegeben. Der Prophet begab sich mit uns
dort hin, trat in das Haus (der Stillmutter, in dem
Ibrâhîm lag), nahm ihn und küsste ihn. Dann kehrte er
zurück."

Ebenso wird von Âischa berichtet, dass sie sagte:


"Einmal stolperte Usâma über die Türschwelle und
verletzte sich im Gesicht. Da sagte der Prophet :
«Entferne das Blut von ihm.» Aber ich habe mich davor
gescheut. Da begann er das Blut abzutupfen und von
seinem Gesicht zu entfernen. Dann sagte er : «Wäre
Usâma ein Mädchen gewesen, so hätte ich ihn
geschmückt und bekleidet, bis es bei den Männern
begehrt wäre.»"101

Viele Überlieferungen beweisen dieses Benehmen: Er


trug Al-Hassan und Al-Hussain, stieg wegen einer der
beiden vom Minbar herab und verharrte länger in der
Niederwerfung, weil Al-Hassan auf seinem Rücken
saß. Er besuchte auch seine Tochter Fâtima häufig, um

101
Überliefert von Ibn Mâdscha.

79
für seine beiden Enkel zu sorgen und sich an ihrem
Anblick und ihrem Geruch zu erfreuen. Ebenso verhielt
es sich in Bezug auf seinen Sohn Ibrâhîm. Der Prophet
freute sich über seine Geburt, liebte ihn sein ganzes
Leben lang und war traurig, als er starb.

Das ist das Siegel aller Propheten und der Gesandte


Allâhs zu allen Geschöpfen. Er verinnerlichte dieses
gewaltige väterliche Mitgefühl.

Nehmen die Muslime diese Besonderheit war, nehmen


sie ihn als Vorbild und folgen seiner Art und Weise?
Verkünden wir wirklich seine Botschaft, damit sich die
Barmherzigkeit und die Güte verbreitet und so den
Menschen Glück bescheren?

Tränen im Leben des Propheten

Weinen ist eine große Gnade, die Allâh Seinen Dienern


erwies, indem Er, der Erhabene, sagt:"Und dass Er es ist,
Der zum Lachen und Weinen bringt." (Sûra 53:43)

Durch das Weinen spricht man dem Betrübten Trost zu.


Durch das Weinen fühlt sich der Verletzte erleichtert
und von den Sorgen des Lebens sowie von seinen
Erschwernissen befreit. Das Weinen stellt einen Aspekt
der Menschlichkeit des Propheten dar. Auch er
erlebte unterschiedliche Situationen, durch die die

80
Gefühle geweckt und Tränen vergossen wurden. Nicht
nur aus Trauer und Schmerz flossen die Tränen des
Propheten , es gab weitere Motive, wie
Barmherzigkeit, Mitleid mit den Anderen, Sehnsucht,
Liebe, und vor allem die Ehrfurcht vor Allâh, dem
Erhabenen. Immer wenn der Prophet aus
Ehrerbietung und Ehrfurcht vor Allâh, seinem Herrn,
flehend und ihn anrufend stand, liefen ihm die Tränen
über die Wangen. Dieses Bild wurde einmal von einem
Gefährten des Propheten beschrieben, der sagte: "Ich
sah den Propheten , wie seine Brust vor Weinen ein
summendes Geräusch von sich gab, wie das Summen
eines Teekessels."102

Ein ähnliches Bild beschrieb Âischa , die Mutter der


Gläubigen, als sie sagte: "Eines Nachts stand der Prophet
auf und sagte: «O Âischa! Lass mich meinem Herrn
dienen.» Er wusch sich zum Gebet und begann zu beten,
er hörte nicht eher auf zu weinen, bis sein Schoß
durchnässt war. Alsdann weinte er und hörte nicht auf,
bis sein Bart durchnässt war. Dann weinte er, und hörte
nicht auf, bis der Boden nass wurde. Alsdann kam Bilâl
, um zum Gebet aufzurufen. Als er ihn weinen sah,
sagte er verwundert: «O Gesandter Allâhs! Du weinst,
obwohl dir Allâh all deine vergangenen und zukünftigen

102
Überliefert von An-Nasâ'î.

81
Sünden vergab?» Der Prophet erwiderte: «Soll ich
103
denn kein dankbarer Diener sein?»"

Auch traten ihm die Tränen in die Augen, wenn er den


Qurân hörte. Dies wurde uns durch Ibn Mas'ûd
überliefert, der sagte: "Der Prophet sagte mir: «Lies
mir vor!» Ich fragte ihn verwundert: «O Gesandter
Allâhs, soll ich dir vortragen, wo er doch dir offenbart
wurde?» Da sagte der Prophet : «Ja.» So trug ich ihm
die Sûra An-Nisâ vor, und als ich den Vers: "Und wie,
wenn Wir aus jedem Volk einen Zeugen herbeibringen
und dich als Zeugen gegen diese herbeibringen?" (Sûra
4:41), erreichte, sagte er mir: «Dies genügt dir.» Ich
wandte mich zu ihm um und sah wie seine Augen
tränten."104

Der Prophet weinte, weil er aus dem Schicksal des


Menschen nach deren Tod Lehren zog. Von Al-Barâ ibn
Âzib wurde überliefert, dass er sagte: "Wir waren
einmal mit dem Propheten auf einer Beerdigung. Er
setzte sich auf die Kante des Grabes und weinte, bis der
Boden nass wurde. Als dann sagte er uns: «O meine
Brüder! Für (genau) dieses sollt ihr euch vorbereiten.»"105

103
Überliefert von Ibn Hibbân.
104
Überliefert von Al-Buchârî.
105
Überliefert von Ibn Mâdscha.

82
Sein Weinen war so gefühlvoll, da er die Schrecken des
Grabes kannte. In einer ähnlichen Situation sagte er
deshalb: "Wenn ihr wüsstet, was ich weiß, dann würdet
ihr wenig lachen und viel weinen."106

Auch aus Mitleid mit seiner Umma sowie aus Furcht um


sie vor der Strafe Allâhs weinte der Prophet , wie es
der Fall war, als er die Âya rezitierte: "Wenn Du sie
bestrafst, sind sie Deine Diener, und wenn Du ihnen
verzeihst, bist Du wahrlich der Allmächtige, der
Allweise." (Sûra 5:118)

Er hob seine Hände und rief: "O Allâh! Meine Umma,


meine Umma!", und brach in Tränen aus.

In der Schlacht von Badr weinte er aus Angst davor,


dass diese Begegnung den Muslimen ein Ende bereiten
könnte, falls sie von deren Gegnern besiegt würden. So
berichtete Alî ibn Abû Tâlib : "Du sahst uns wahrlich
alle schlafen, außer den Propheten , der unter einem
Baum bis zum Morgen betete und weinte."107

Auch weinte er in dieser Schlacht, da ihm Allâh den


milden Vorwurf erteilte: "Einem Propheten geziemt es
nicht, Gefangene zu (be-)halten, sofern er nicht heftig
auf dieser Erde gekämpft hat. Ihr wollt die Güter dieser

106
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
107
Überliefert von Ahmad.

83
Welt, Allâh aber will (für euch) das Jenseits. Und Allâh
ist Erhaben, Allweise." (Sûra 8:67), da er von den
Gefangenen das Lösegeld annahm. Er weinte so sehr,
dass sich Umar um ihn sorgte.

Sein Leben lang musste er sich von nahen


Verwandten und geliebten Menschen verabschieden,
wie von seiner Mutter Âmina bint Wahb, seiner Frau
Chadîdscha , seinem Onkel Hamza ibn Abdulmuttalib,
seinem Sohn Ibrâhîm und vielen anderen Gefährten.
Seine Tränen waren für seine tiefe Trauer und
Trennungsschmerzen Zeugen.

Als sein Sohn Ibrâhîm verstarb, weinte er und sagte:


"Die Augen weinen und das Herz trauert, doch wir sagen
nur, was unserem Herrn wohlgefällt. Wir sind über deine
Trennung, o Ibrâhîm, wahrlich sehr betrübt."108

Auch als der Prophet das Grab seiner Mutter


besuchen ging, weinte er so sehr, dass die Leute, die ihn
umgaben, auch in Tränen ausbrachen. Alsdann sagte er:
"Besucht die Gräber, denn sie erinnern euch an den
Tod."109l

An dem Tag, an dem eine seiner Töchter ihn berichten


ließ, dass einer ihrer Söhne im Sterbebett lag, reagierte

108
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
109
Überliefert von Muslim.

84
der Prophet nicht nur mit bloßen Worten, die zur
Geduld anspornen oder Trost spenden. Seine Reaktion
äußerte sich durch menschliche Gefühle, die die Herzen
tief berührten und Verwunderung erregten, besonders
in dem Augenblick, an dem er das Kind bei seinen
letzten Atemzügen sah.

Als er über den Grund seines Weinens gefragt wurde,


sagte er: "Es ist eine von Allâh gegebene Barmherzigkeit.
Von Seinen Dienern erbarmt sich Allâh nur den
Barmherzigen."110

Anas berichtet, dass der Prophet die


Todesnachricht von Zaid, Dscha'far, und Abdullâh ibn
Rawâha während des Feldzuges von Mu'ta
überbrachte, indem er sagte: "Der Prophet sagte:
«Zaid nahm das Banner und erlag. Daraufhin nahm es
Dscha'far und erlag. Daraufhin nahm es Ibn Rawâha und
erlag.» Dann fuhr er weinend fort: «Alsdann nahm das
Banner ein Schwert von den Schwertern Allâhs.»" (Al-
Buchârî)

Aus diesen prophetischen Haltungen sollte uns klar


geworden sein, dass Weinen nicht unbedingt ein
Zeichen der Unvollkommenheit oder der
Charakterschwäche ist. Es ist vielmehr ein Zeichen der
wahrhaftigen Gefühle, der tiefen Wachsamkeit des

110
Überleifert von Muslim.

85
Herzens, oder des liebevollen Gemütes, solange man
sich in Geduld übt. Lautes Klagen und Schreien
missfallen jedoch Allâh, dem Erhabenen.

Der Optimismus des Propheten

Allâh verlieh dem Propheten vortreffliche und


lobenswerte Eigenschaften, darunter den Optimismus.
Der Prophet war in allen Lebenslagen optimistisch
und wartete auf eine Erleichterung von Allâh. Er war
zuversichtlich während seiner Reisen und seines
Aufenthaltes, in Kriegs- und Friedenszeiten, bei Hunger
und Durst. In den authentischen Aussagen über ihn
erkennen wir dies, da er in den schwierigsten und
härtesten Situationen seinen Gefährten frohe Botschaft
vom Sieg über die Feinde verkündete. Dies ist
Optimismus. Eine Charaktereigenschaft, durch die
Männer zu Ruhm und Ansehen gelangen. Sie ist in Zeiten
der Finsternis und Härte wie ein Licht, und ein
Hoffnungsschimmer, wenn alle Hoffnungen bereits
aufgegeben wurden. Und sie löst die Probleme und
Schwierigkeiten, die unlösbar schienen.

Diese Eigenschaft und dieses Verhalten traf beim


Propheten zu, da sein Herz stets mit Allâh verbunden
war und er seine Zuversicht auf Allâhs Hilfe und
Unterstützung setzte. Auf Grund dieses Vertrauens
eröffnete Allâh ihm aus jeder Notlage einen Ausweg und

86
aus jeder Schwierigkeit eine Erleichterung. Der Prophet
liebte den Optimismus und tadelte den Pessimismus.
Anas berichtet in einem Hadîth, dass der Prophet
sagte: „Es gibt keine Ansteckungen und kein Omen. Ich
bewundere den aufrichtigen Optimismus: das gute
Wort.“111

Wenn wir die Biografie des Propheten betrachten, so


sehen wir, dass sie voller Optimismus, Hoffnung und
Zuversicht auf Allâhs Barmherzigkeit ist, und es lässt sich
nicht der geringste Pessimismus entdecken.

Ein Beispiel dieses Optimismus war das Ereignis, das


dem Propheten und seinem Gefährten Abû Bakr
geschah, als sie sich auf dem Weg der Hidschra
befanden und von Surâqa verfolgt wurden. Der Prophet
sagte seinem Gefährten voll Optimismus und
Vertrauen zu Allâh: „Sei nicht traurig, Allâh ist wahrlich
mit uns!“ Alsdann betete er zu Allâh, und sogleich
versanken die Beine des Pferdes von Surâqa bis zum
Bauch in der Erde. Dieses Ereignis ist von Al-Buchârî und
Muslim überliefert. In einer ähnlichen Situation sehen
wir den Optimismus des Propheten , als er sich mit
seinem Gefährten in die Höhle zurückgezogen hatte und
nun die Islâm-Leugner am Eingang der Höhle standen.
Doch Allâh verblendete ihre Augen. Anas berichtete,
dass Abû Bakr sagte: „Ich war mit dem Propheten in

111
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

87
der Höhle. Als ich meinen Kopf hob, sah ich die Leute. Ich
sagte zum Propheten : «O Allâhs Gesandter, wenn
einer von ihnen nach unten schaut, sieht er uns!» Da
erwiderte er : «Sei beruhigt, Abû Bakr! Zwei, deren
Dritter Allâh ist!»“112

Zum Optimismus des Propheten gehörten weiterhin


die Zuversicht bei der Schlacht von Badr und als er
bekanntgab, dass die Führer der Islâm-Leugner
niedergestreckt werden, sowie sein Optimismus
während des Aushebens des Grabens um Madîna. Auch
seine frohe Botschaft darüber, dass Äthiopien, Rom und
Persien besiegt werden.

Oder sein Optimismus hinsichtlich dessen, was die


Heilung eines Kranken und die Beseitigung dessen
Schmerzen betrifft, als er seine rechte Hand auf die
schmerzende Stelle legte und sagte: „Es ist nichts
Schlimmes, es ist eine Reinigung, so Allâh will.“

Es gibt noch mehrere Beispiele, die darauf hindeuten,


dass der Prophet zuversichtlich war. Wie sehr
bedürfen wir der Betrachtung der Biografie des
Propheten und der Befolgung seiner Sunna: „Ihr habt
ja im Gesandten Allâhs ein schönes Vorbild, für einen
jeden, der auf Allâh und den Jüngsten Tag hofft und
Allâhs viel gedenkt.“ (Sûra 33:21)

112
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

88
Die heutige Lage der Umma (Gemeinschaft) mit deren
Prüfungen und schweren Schicksalsschlägen muss die
Eigenschaft des Optimismus wiederbeleben. Diese
Eigenschaft, die die Ambition und den Eifer
wiedererweckt und den Weg beleuchtet. Möge Allâh uns
dazu verhelfen!

Das Vertrauen des Propheten Muhammad


auf Allâh

Muhammad predigte den Menschen, auf Allâh zu


vertrauen. Sein gesamtes Leben war ein wunderbares
Beispiel dieser Maxime. In der Einsamkeit Makkas,
inmitten von Verfolgung und Gefahr, in Not und
Drangsal und inmitten der Feinde in den Schlachten von
Uhud und Hunain; ein vollkommener Glaube und
Vertrauen auf Allâh bestimmte sein Leben. Wie groß
auch eine Gefahr gewesen sein mag, der er
gegenüber stand, er verlor niemals seine Hoffnung und
erlaubte sich selbst nicht, übertrieben erschüttert zu
sein. Abû Tâlib wusste um die Gefühle der Quraisch, als
der Prophet mit seiner Einladung zum Islâm begann.
Er wusste auch, wieweit die Quraisch gehen würden und
so bat er den Propheten darum, seiner Einladung zum
Islâm ein Ende zu setzen.

89
Er jedoch antwortete ruhig: „Lieber Onkel! Störe dich
bitte nicht an meiner Einsamkeit. Die Wahrheit wird
nicht für lange Zeit ohne Unterstützung bleiben. Ganz
Arabien und darüber hinaus (auch andere Länder)
werden sie eines Tages unterstützen.“113

Als die Haltung der Quraisch immer bedrohlicher wurde,


flehte Abû Tâlib seinen Neffen erneut an, auf seine
Mission zu verzichten. Der Prophet antwortete
hingegen: „O mein Onkel! Wenn sie die Sonne in meine
rechte Hand und den Mond in meine linke legen und
mich zwingen würden, auf mein Tun zu verzichten,
würde ich davon nicht ablassen, bis Allâh Seine Sache
deutlich gemacht hat oder ich bei meinem Versuch
sterbe.“114

Zu einem anderen Sympathisanten sagte er : „Allâh


wird mich nicht hilflos lassen.“ Ein deprimierter und
unterdrückter Gefährte wurde mit folgenden Worten
getröstet: „Bei Allâh! Der Tag ist nahe, an dem dieser
Glaube seinen Gipfel erreichen wird, und niemand wird
einen anderen außer Allâh fürchten müssen.“115

Es war dasselbe Vertrauen auf Allâh, das den Propheten


ermutigt hat, seine Gebete trotz des Widerstandes

113
Siehe Ibn Hischâm.
114
Siehe Ibn Hischâm.
115
Überliefert von Al-Buchârî.

90
öffentlich in der heiligen Moschee Makkas) zu sprechen.
„Die Quraisch versammelten sich einmal dort und
beschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen, wenn er
das nächste Mal die heilige Moschee betritt. Seine junge
Tochter Fâtima hörte zufällig ihre Gespräche und
rannte weinend zu ihrem Vater und erzählte ihm von den
Plänen der Quraisch. Er tröstete sie, vollzog seine
rituelle Waschung und ging zur Ka´ba, um seine Gebete
zu sprechen. Unter den Quraisch gab es nur Bestürzung,
als sie ihn sahen.“116

Als er schließlich sein Haus verließ, um nach Madîna zu


gehen, bat er Ali darum, dass er in seinem Bett
schlafen solle. Er sagte zu ihm: „Sei nicht traurig;
keiner wird fähig sein, dir zu schaden.“117

Obwohl die Feinde das Haus umzingelt hatten, ging er


aus dem Haus, wobei er folgenden Qurân-Vers las: „Und
Wir haben vor ihnen eine Sperrmauer errichtet und
hinter ihnen eine Sperrmauer und sie so überdeckt,
dass sie nicht sehen (können).“ (Sûra 36:9)

Abu Bakr fürchtete sich, als die Verfolger der Höhle


nahe kamen, in der der Prophet Muhammad sich
während der Flucht versteckte. Der Prophet sagte
jedoch: „Sei nicht traurig. Allâh ist mit uns.“

116
Überliefert von Ahmad.
117
Siehe At-Tabarî und Ibn Hischâm.

91
Ein Wächter wurde vor das Haus des Propheten in
Madîna gestellt, da er von Gefahren umgeben war. Er
ließ ihn jedoch entfernen, als folgender Qurân-Vers
offenbart wurde: „[…] Allâh wird dich vor den
Menschen schützen […].“ (Sûra 5:67)

Ein Mann wurde festgenommen, der einen Hinterhalt


legte, um den Propheten zu attackieren. Jedoch
befahl er mit folgenden Worten, ihn freizulassen: „Selbst
wenn dieser Mann wünschte, mich zu töten, er könnte es
nicht.“118

„Eine jüdische Frau aus Chaibar vergiftete die Speise des


Propheten. Er spuckte sie aus, nachdem er einen
Bissen zu sich genommen hatte. Ein Gefährte hingegen,
der eine größere Menge zu sich nahm, starb am
nächsten Tag. Die Jüdin wurde zum Propheten
gebracht, der sie sodann befragte: „Warum hast du das
getan?“ Sie antwortete trotzig: „Um dich zu töten.“ Es
wurde ihr gesagt: „Allâh hätte dir nicht erlaubt, es zu
tun.“119

Als in der Schlacht von Uhud die Nachhut der


makkanischen Armee die muslimische Armee
durcheinander brachte und sich die Situation zu ihren

118
Überliefert von Ahmad.
119
Überliefert von Muslim.

92
Gunsten wendete, stand der Prophet wie ein Fels,
obwohl er an Verletzungen litt. Als Abû Sufyân die
Muslime verhöhnte und schrie: „Sieg für Hubal“ (Hubal
war einer ihrer Götzen), bat der Prophet Umar
darum, dass er zurückrufen solle: „Allâh ist unser
Beschützer und Freund. Ihr aber habt keinen Beschützer
und keinen Freund. Allâh ist groß, gewaltig.“120

In der Schlacht von Hunain, als der unerwartete Angriff


der Armee den Muslimen den Boden unter den Füßen
nahm und eine Niederlage zu drohen schien, wich der
Prophet nicht zurück. Durch sein Vertrauen auf Allâh
zeigte er solch einen Mut, dass die muslimische Armee
sich hinter ihm sammelte, und einen außergewöhnlichen
Sieg errang.

Die Bescheidenheit des Propheten

Der Prophet Muhammad war ein vollkommenes


Beispiel an Bescheidenheit und Demut. Er sprach
niemals laut oder in einer ungebührlichen Art und
Weise. Auf dem Markt ging er an den Leuten leise und
lächelnd vorbei. Immer wenn er während einer
Versammlung etwas Unerwünschtes hörte, sagte er aus
Respekt den Leuten gegenüber nichts, aber seine
Gesichtsfarbe zeigte seine Gefühle, woraufhin die

120
Siehe Ibn Hischâm.

93
Gefährten achtsam wurden. Aischa sagte, dass sie
den Gesandten Allâhs niemals derart lachen gesehen
hat, dass man seine Backenzähne sehen konnte.
Vielmehr lächelte er.

Abdullâh ibn Maslama überliefert vom Gesandten


Allâhs , dass er sagte: „Zu den Worten der früheren
Propheten gehörte, wenn du kein Schamgefühl kennst,
dann mach was du willst (eine Drohung, keine
Erlaubnis).“ Zaid berichtet vom Gesandten Allâhs ,
dass er sagte: „Jede Religion hat einen Wesenszug, und
der Wesenszug des Islâm ist die Bescheidenheit.“

Der Gesandte Allâhs lebte ein einfaches und


bescheidenes Leben, sowohl vor seinem Prophetentum
als Händler in Makka, als auch in Madîna als
Staatsmann, nachdem er bereits zum Gesandten Allâhs
berufen worden war. Der Wandel seines sozialen
Statuses von einem Kaufmann in Makka zu einem
Staatsmann in Madîna hat keine Veränderung in sein
bescheidenes Leben gebracht. Umar überlieferte,
dass der Prophet sagte: „Übertreibt nicht in Bezug auf
mich, wie die Christen mit Jesus, dem Sohn Mariams,
übertrieben. Ich bin nur Sein Diener, so nennt mich Allâhs
Diener und Gesandten.“

Der Prophet benahm sich weder so, als ob er besser


wäre als andere, noch lehnte er körperliche Arbeit ab.

94
Abdullâh ibn Abû Aufâ berichtete, dass der Prophet
Allâhs es niemals verachtete, einen Sklaven oder eine
Witwe zu begleiten, um seine oder ihre Bedürfnisse zu
befriedigen. Andere überlieferten, dass der Prophet
gewöhnlich sein Haus säuberte, die Kamele festband, die
Tiere fütterte, Speisen zusammen mit seinen Dienern aß,
ihnen beim Teig kneten half und Besorgungen vom
Markt mitbrachte. Anas berichtete, dass der Prophet
die Kranken besuchte, Bestattungen beiwohnte, auf
einem Esel ritt und die Einladungen von Sklaven
annahm. Dschâbir sagte, dass der Prophet seinen
Schritt verlangsamte, damit die Schwachen mithalten
konnten, und er betete für sie.

Als Adiyy ibn Hâtim kam, um den Propheten zu


sehen, rief er ihn von der Straße aus . Er befand sich
im Haus. Eine Magd brachte ein Kissen zum Ausruhen,
aber der Prophet legte es zwischen sich und Adiyy
und setzte sich selbst auf den Boden. Adiyy sagte später,
dass er sofort begriff, dass der Prophet kein König
war. Ähnliches geschah Abdullâh ibn Amr ibn Al-Âs ,
der sagte: „Als der Gesandte Allâhs einst zu mir nach
Hause kam, gab ich ihm ein Kissen, gefüllt mit
Baumrinde. Jedoch setzte er sich auf den Boden,
während er das Kissen zwischen sich und mir platzierte.“

Der Prophet Allâhs war in allen Dingen demütig. Anas


sagte, dass der Prophet eine Einladung annahm,

95
selbst wenn ihm Gerstenbrot und eine Suppe angeboten
wurden, deren Geschmack sich bereits verändert hatte.
Er erzählte auch, dass der Prophet sagte: „Ich bin
Allâhs Diener; ich esse wie ein Diener und sitze wie ein
Diener.“

Auf einer seiner Reisen bat der Prophet seine


Gefährten darum, eine Ziege zu grillen. Einer berichtet,
dass er das Tier schlachtete, ein anderer sagte, dass er
es häutete. Ein Dritter teilte mit, dass er es zubereitete.
Der Prophet sagte dann, dass er Holz als Brennstoff
sammeln gehen würde. Ihre Antwort war: „O Gesandter
Allâhs! Wir machen alles!“ Der Prophet sagte: „Ich
zweifle nicht daran, dass ihr das wollt. Jedoch mag ich es
nicht, dass man zwischen uns unterscheidet, noch liebt
Allâh irgendeinen Seiner Diener, der seine Überlegenheit
über seine Gefährten zeigt.“

Er kritisierte sich derart, dass er einst sagte: „Bei


Allâh! Ich weiß nicht, obwohl ich Allâhs Gesandter bin,
was mein Schicksal im nächsten Leben sein wird, noch
weiß ich, was eures sein wird.“ Abû Dharr Al-Ghifâriy
überlieferte, dass er eines Tages mit einem anderen
Gefährten mit schwarzer Hautfarbe zusammen saß, den
er wie folgt ansprach: „O Sohn einer Schwarzen.“ Als der
Prophet dies hörte, erzürnte er. Er ermahnte Abû
Dharr, anderen gegenüber niemals verächtliche
Bemerkungen zu machen, wer sie auch sein mögen, und

96
jeden gleich zu behandeln. Er sagte: „Kein weißer
Mensch übertrifft einen schwarzen Menschen, es sei
denn in der Gottesfurcht und im verrichten guter
Werke.“

Der Prophet sah einst einen vermögenden Muslim,


wie er seine lockere Kleidung zusammenraffte, so dass
eine gewisse Entfernung zwischen ihm und einem armen
Muslim eingehalten werden konnte, der nahe bei ihm
saß. Er sagte: „Fürchtest du, dass seine Armut sich dir
anhängt?“

Der Prophet lebte wie ein gewöhnlicher Mensch und


nahm für sich keine Privilegien in Anspruch. Er musste
einst etwas Geld von einem Juden namens Zaid ibn
Sana'a ausleihen. Der Jude kam und forderte drei Tage
vor der vereinbarten Frist die sofortige Rückgabe der
Anleihe. Dabei zerrte er am Umhang des Propheten ,
der um seine Schulter hing und spottete, dass die
Nachkommenschaft Abdulmuttalibs schon immer
Schuldner gewesen waren.

Umar , der dieses Benehmen des Juden nicht


tolerieren konnte, beschimpfte ihn und war schon kurz
davor ihn zu schlagen, doch der Prophet lächelte dem
Juden zu und sagte: „Es sind noch drei Tage, bevor das
Versprechen zu erfüllen ist.“ Zu Umar sagte er: „Wir
könnten von dir besseres Benehmen erwarten. Du

97
hättest mich ermahnen können, vorsichtiger mit der
Rückgabe von Darlehen zu sein und zu dem Juden sagen
können, dass er höflicher in der Forderung der
Rückzahlung sein sollte.“ Er bat Umar , dass er
einige Datteln bringen solle, damit das Darlehen
zurückgezahlt werde, und dass er dem Juden zusätzlich
vierzig Kilo für die Schelte, die er erfahren hatte, geben
solle.

Wir können also sagen, dass Bescheidenheit in allen


Bereichen des prophetischen Lebens zu sehen ist. Seine
Art zu reden, zu gehen, zu sitzen, zu essen und wirklich
jeder Aspekt seines Lebens spiegelte Demut wieder.

Über die Tapferkeit des Propheten

Die Tapferkeit ist eine der besten Eigenschaften jedes


Mannes, denn sie ist ein Zeichen der Stärke, von der die
Stärke der Umma abhängt. Ein starker Gläubiger ist bei
Allâh besser angesehen und Ihm lieber als ein schwacher
Gläubiger. Die Tapferkeit ist also eine Eigenschaft der
Starken, die keine Angst haben und nicht schwach und
feige sind. Der Gesandte Allâhs war der tapferste
Mensch überhaupt. Vor ihm flohen die Heere der Feinde
und die Führer des Kufrs in vielen entscheidenden
Kämpfen. Ja, er stellte sich als erster schwierigen
Situationen mit starkem Herzen und tiefem Glauben.
Anas bekräftigte diese Eigenschaft in einem Bericht

98
über ein Ereignis unter den Bürgern von Madîna: Als sie
sich vor einem lauten Geräusch erschreckten und
versuchten, dem Grund dieses Lauts auf die Spur zu
kommen, kam der Prophet ihnen entgegen. Er saß auf
seinem Pferd, hob sein Schwert und sagte: "Habt keine
Angst und erschreckt euch nicht!"121

Diese Situation zeigt deutlich die Tapferkeit des


Propheten, denn er ging als erster hinaus, um die
Ursache des Geräusches zu erfahren und die Gefährten
zu beruhigen.

Diese Tapferkeit bestätigt auch seine Haltung, als sich


die Islâm-Leugner der Quraisch verschworen, ihn zu
töten und sich dafür mit der nötigen Ausrüstung
vorbereiteten, sodass sein Haus von etwa 50 Männern
belagert war. Der Prophet war aber stark und
ängstigte sich nicht, er schlief und schenkte der
Verschwörung keine Beachtung, dann ging er in der
Mitternacht voller Stärke und Tapferkeit hinaus, indem
er Staub in ihre Gesichter warf, seines Weges zog und Alî
an seiner Stelle schlafen ließ.

Auch als sich der Prophet mit seinem Gefährten Abû


Bakr in der Höhle befand und von den Götzendienern
umkreist war, sagte er voller Tapferkeit und

121
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

99
Vertrauen auf den Schutz Allâhs beruhigend zu Abû
Bakr: "Sei nicht traurig! Gewiss, Allâh ist mit uns!"

Einmal rang der Prophet mit Rukâna, der für seine


kämpferische Stärke und Härte bekannt war, der
Prophet besiegte und bezwang ihn. Was für eine
Tapferkeit und Stärke hatte doch der Prophet !

Einmal saß der Prophet in der Mittagszeit unter dem


Schatten eines Baumes, um zu schlafen. Er war erschöpft
wegen der Teilnahme an einem Feldzug. Er hängte sein
Schwert an einen Ast des Baumes. In diesem Moment
und in so einer Lage kam einer der Götzendiener auf ihn
zu, nahm das Schwert des Propheten und fragte ihn:
"Wer kann dich nun vor mir schützen?", heldenhaft und
furchtlos antwortete ihm der Prophet : "Allâh!", dann
stand er auf, nahm sein Schwert voller Mut und
Stärke und fragte nun den Götzendiener: "Wer kann dich
nun vor mir schützen?", da entgegnete dieser: "Nimm es
im Guten!"

Was seine kämpferische Tapferkeit und Stärke betrifft,


so suchten die Gefährten - wenn der Kampf so schwierig
und hart war - Schutz beim Propheten . Alî sagt in
diesem Zusammenhang: "Immer wenn der Kampf seinen
Höhepunkt erreichte und die Kämpfer sich begegneten,

100
suchten wir Schutz beim Propheten . Niemand von uns
war dem Feind näher als er."122

Auch als die Muslime bei der Schlacht von Hunain so viel
Schaden und Verluste erlitten, flohen einige vom
Kampffeld. Der Prophet jedoch floh nicht. Er saß auf
seinem Maultier, dessen Zügel in der Hand von Abû
Sufyân ibn Al-Hârith waren und rief mit lauter Stimme:
"Ich bin der Prophet, das ist keine Lüge! Ich bin ein Sohn
von Abdulmuttalib!"123

Auch während der Schlacht von Uhud, als die


Bogenschützen der Aufforderung des Propheten nicht
folgten, sodass die Götzendiener die Führung des
Kampfs übernahmen, bewegte sich der Prophet nicht
von seinem Standpunkt, sondern hatte wie immer die
Haltung des starken tapferen Führers inne. Die
Gefährten um ihn herum fielen und der Prophet
wurde von den Götzendienern umzingelt, nur eine
geringe Zahl von Gefährten blieben beim Propheten
und beschützten ihn. Unter diesen Gefährten war Sa'd
ibn Abû Waqqâs , einer der hervorragendsten, denn
als ihn der Prophet rief und ihm Pfeile aushändigte,
sagte er : "Schieß, o Sa'd. Für dich würde ich meine

122
Überliefert von Ahmad.
123
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

101
Eltern opfern! (Redewendung als Ausdruck der Respekt-,
und Ehrerweisung.)"124

Die Stärke und Tapferkeit des Propheten wurden von


ihm jedoch nicht für unrechtmäßige Zwecke
angewendet. Âischa sagte: "Der Prophet schlug
niemanden mit seiner Hand, auch keine Frau und keinen
Diener. Außer er kämpfte auf dem Wege Allâhs. Er
rächte sich nie bei einer Person, die ihm Schaden
zugefügt hat, außer wenn dabei die Gebote Allâh
überschritten wurden, dann vergolt er für Allâh, den
Erhabenen.“125

Die Haltung des Gesandten Allâhs war ein beispielloses


Vorbild, das zum Nachdenken anregen sollte; er war
tapfer, wo die Tapferkeit nötig ist, stark, wo man stark
sein soll, aber er war auch zur rechten Zeit liebevoll und
zärtlich.

Es ist dem tapferen Gläubigen Genüge, dass ihn Allâh


liebt. Von Abû Huraira wurde berichtet, dass der
Prophet sagte: "Der starke Gläubige ist bei Allâh
besser und Ihm lieber als der schwache Gläubige, und in
beiden steckt Gutes.“126

124
Überliefert von Al-Buchârî.
125
Überliefert von Muslim.
126
Überliefert von Muslim.

102
Und es reicht dem Feigen an Erniedrigung, dass der
Gesandte Allâhs Allâh regelmäßig um Schutz vor
dieser Eigenschaft bat, er sprach bestimmte Bittgebete
regelmäßig, wie etwa das Folgende: „O Allâh, ich suche
Zuflucht bei dir vor Kummer und Trauer, Unfähigkeit und
Trägheit, Geiz und Feigheit und der Überwältigung der
Männer!“127

Das Verhalten des Propheten Muhammad


und seine Wesensart

Allâh sagt: „Durch Erbarmen von Allâh bist du mild zu


ihnen gewesen; wärst du aber schroff und hartherzig,
so würden sie wahrlich rings um dich
auseinandergelaufen.“ (Sûra 3:159)

Der Prophet sagte über sich selbst: „Allâh schickte


mich als Gesandten, so dass ich die Vervollkommnung
des Charakters, die Verbesserung des korrekten
Verhaltens und die Erhabenheit des Benehmens lehren
möge.“128

Er war von Natur aus sanft und gutherzig, immer dazu


geneigt, großzügig zu sein und die Fehler anderer zu
übersehen. Höflichkeit und Manieren, Schlichtheit und

127
Überliefert von Al-Buchârî.
128
Überliefert von Mâlik und Ahmad.

103
Demut, Mitgefühl und Aufrichtigkeit waren einige
Hauptmerkmale seines Charakters. In Sachen des
Rechtes und der Gerechtigkeit konnte er entschlossen
und streng sein, jedoch wurde seine Strenge häufig
durch seine Großzügigkeit gemildert. Er hatte
bezaubernde Manieren, mit denen er die Zuneigung
seiner Anhänger gewann und ihre Hingabe sicherstellte.
Obwohl so gut wie der König von Arabien und ein
Gesandter Allâhs, hat er niemals mit seiner
Überlegenheit geprahlt. Er verbarg diese nicht als eine
Masche oder als List, sondern aus Furcht vor Allâh und
mit aufrichtiger Demut, die in seinem Herzen verwurzelt
waren. Er sagte gewöhnlich: „Ich bin ein Prophet
Allâhs, aber ich weiß nicht, wie ich enden werde.“129

In einer seiner Predigten, die dafür bestimmt war, die


Furcht vor Allâh und vor dem Tag des Jüngsten Gerichtes
in die Herzen der Menschen einzuflößen, sagte er : „O
Leute der Quraisch! Bereitet euch auf das Jenseits vor;
ich kann euch nicht vor Allâh bewahren! O Abbâs, Sohn
des Abd Al-Muttalib! Auch dich kann ich nicht bewahren.
O Fatima, Tochter Muhammads! Selbst dich kann ich
nicht retten.“130

Er betete gewöhnlich: „O Allâh! Ich bin nur ein


Mensch. Falls ich irgendjemanden auf irgendeine Art

129
Überliefert von Al-Buchârî.
130
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

104
verletzt habe, dann vergib mir und bestrafe mich
nicht.“131 Er begegnete den Menschen stets höflich und
erwies den Älteren Respekt. Er sagte: „Einen alten
Menschen zu ehren ist gleich der Verherrlichung Allâhs.“

Er war nie unhöflich, selbst gegenüber boshaften


Menschen. Es wird erzählt, dass ein Mann zu seinem
Haus kam und um Erlaubnis bat, eintreten zu dürfen.
Der Prophet äußerte, dass er ein schlechter Mensch
sei, gab ihm jedoch Erlaubnis zum Eintritt. Er kam herein
und während seines Aufenthaltes wurde ihm höchste
Höflichkeit geboten. Nachdem er gegangen war, sagte
Âischa : „Du denkst nicht gut über diesen Mann, aber
hast ihn so gut behandelt.“ Der Prophet antwortete:
„Er ist ein schlechter Mensch aus der Sicht Allâhs, da er
sich nicht höflich benimmt und die Menschen seine
Gesellschaft wegen seiner schlechten Manieren
meiden.“132

Er war immer der Erste der grüßte und nie nahm er


seine Hand vom Händeschütteln zurück, bis der andere
nicht zuerst seine Hand zurückzog. Wenn jemand ihm
etwas ins Ohr sagen wollte, wandte er sich solange nicht
ab, bis man damit fertig war, so wie dies in den Büchern
von Abû Dâwûd und At-Tirmidhî berichtet wird. Er
mochte es nicht, dass die Menschen für ihn aufstanden,

131
Überliefert von Ahmad.
132
Überliefert von Al-Buchârî.

105
und er sagte: „Derjenige, der es liebt, dass man für ihn
aufsteht, soll seinen Platz in der Hölle suchen.“ 133

Er stand jedoch auf, wenn ein Würdenträger zu ihm


kam. Er stand auch auf, als er seine Amme empfing,
die ihn in seiner frühen Kindheit großgezogen hatte, und
er breitete sein eigenes Tuch für sie aus. Seinem
Pflegebruder wurde eine ähnliche Behandlung zuteil. Er
vermied es, während einer Versammlung einen Platz
für Prominente einzunehmen, und zwar so strikt, dass
eintretende Menschen Schwierigkeiten hatten, ihn zu
identifizieren. Sie mussten fragen, wer von ihnen der
Prophet ist. Ziemlich häufig sprachen ihn
ungehobelte Beduinen auf ihre eigene schroffe Art an.
Jedoch war er niemals beleidigt oder nachtragend. 134

Er besuchte gewöhnlich die Ärmsten der leidenden


Menschen und ermahnte alle Muslime dazu, es ihm
gleich zu tun.135

Er saß mit den Bedürftigsten und sagte, dass


Rechtschaffenheit allein bestimmt, ob jemand anderen
überlegen ist. Er lud regelmäßig Menschen ein, seien

133
Überliefert von Abû Dâwûd.
134
Überliefert von Abû Dâwûd.
135
Überliefert von Al-Buchârî.

106
sie Sklaven, Diener oder die ärmsten Gläubigen, um an
seinen spärlichen Mahlzeiten teilzunehmen. 136

Wann immer er einen Kranken besuchte, grüßte er


ihn zuerst und bat um Erlaubnis, ins Haus eintreten zu
dürfen. Er ermahnte die Menschen dazu, dieser
Verhaltensregel zu folgen und nicht verärgert zu sein,
wenn jemand seine Erlaubnis verwehrt. Mit großer
Wahrscheinlichkeit war der Betroffene beschäftigt und
beabsichtigte mit seiner Abweisung keine
Respektlosigkeit.

Es gab keine Form der Hausarbeit, die für ihn niedrig


oder unwürdig war, denn Âischa sagte: „Er nahm
immer an der Hausarbeit teil und flickte manchmal seine
Kleider, reparierte seine Schuhe und kehrte den Boden.
Er molk, fütterte und band seine Tiere an und machte
Besorgungen für den Haushalt.“137

Er zögerte nicht, die körperliche Arbeit anderer zu


übernehmen, insbesondere für Waisen und Witwen.138
Als einst kein männliches Mitglied mehr im Hause seines
Gefährten Chabâb ibn Al-Arat , der zur Schlacht

136
Überliefert von At-Tirmidhî.
137
Überliefert von Al-Buchârî.
138
Überliefert von An-Nasâ'î und Ad-Dârimî.

107
gezogen war, verblieb, ging er täglich zu seinem Haus
und molk das Vieh für dessen Bewohner. 139

Der Prophet war der liebevollste und


großzügigste Gatte

Der Prophet als Gatte:

- Er liebte die Frau als Mitmensch... als Mutter... als


Gattin... als Tochter und als Lebensgefährtin.

- Man fragte ihn einmal, welcher Mensch den besten


Umgang (die beste Behandlung) verdient. Er antwortete:
„Deine Mutter, dann deine Mutter, dann deine Mutter,
dann dein Vater.“140

Er sagte auch: „Er ist ein Verlierer, er ist ein Verlierer,


er ist ein Verlierer.“ Jemand fragte daraufhin: „Wer ist er
o Gesandter Allâhs?“ Er sagt: „Es ist derjenige, der eine
Zeit lang mit seinen Eltern, mit einem von ihnen oder mit
beiden gelebt hat und doch nicht ins Paradies geht.“ 141

Er befahl denjenigen, die ihm eine Frage (bezüglich der


Verheiratung ihrer Tochter) stellten, ihre Tochter mit

139
Siehe Ibn Sa'd.
140
Überliefert von Muslim.
141
Überliefert von Muslim.

108
dem armen Mann, den sie liebt, zu verheiraten, nicht
aber mit dem reichen Mann, den sie wollen.

Der Prophet pflegte seine Frau Âischa zu küssen.


Immer wenn er aus einem Krug trank, legte er seine
Lippen auf die gleiche Stelle, von der sie getrunken hatte
und trank auch. Er rezitierte manchmal den Qurân,
während er seinen Kopf in ihren Schoß legte. Er küsste
sie auch dann, wenn er fastete. Sie versuchte ihn
manchmal in der Haustür wegzudrängen, um vor ihm die
Tür zu passieren.

Einmal stritten sich der Prophet und seine Frau Âischa,


da fragte er sie: „Bist du damit einverstanden, dass Abû
Ubaida ibn al-Dscharrâh zwischen uns entscheidet?“ Sie
antwortete: “Nein, er wird nie gegen dich und für mich
entscheiden.“ Er fragte weiter: „Bist du damit
einverstanden, dass Umar zwischen uns entscheidet?“
Sie antwortete: „Nein, ich habe Angst vor Umar.“ Er
fragte weiter: „Bist du mit Abû Bakr (ihrem Vater)
einverstanden?“ Endlich sagte sie: „Ja.“ Da kam Abû
Bakr und der Prophet bat ihn darum, zwischen ihnen zu
entscheiden. Abû Bakr wunderte sich und sagte: „Ich soll
entscheiden, o Gesandter Allâhs?“ So begann der
Prophet ihm die Sache zu schildern, bis Âischa ihn
unterbrach und sagte: „Sei gerecht, o Gesandter Allâhs
(das heißt, sag die Wahrheit!)... Da schlug Abu Bakr ihr
ins Gesicht, sodass ihre Nase anfing zu bluten und sagte:

109
„Wer sagt denn die Wahrheit, wenn nicht der Prophet?“
Dieses Benehmen Abû Bakrs gefiel dem Propheten nicht
und er sagte: „Das haben wir nie gewollt...“ Dann ging
der Prophet, um ihr das Gesicht und ihr Kleid selbst zu
waschen.

Manchmal ärgerte sich Umar über seine Frau, wenn sie


ihn in etwas korrigierte. Da sagte seine Frau zu ihm:
„Warum ärgerst du dich darüber? Bei Allâh, die Frauen
des Propheten unterbrechen ihn und einige meiden
ihn sogar im Bett bis zur Nacht.“142

Wenn der Prophet nachts sehr spät zu seiner Familie


zurückkam, begrüßte er sie mit leiser Stimme, damit die
wache Person es hört, aber die Schlafenden nicht davon
wach werden. Er hielt es auch für unerwünscht, wenn
ein Mann, der eben aus der Fremde ankam, seine
Familie so plötzlich mit seiner Ankunft überraschte.

Vielmehr sollte er ihr jemanden schicken, der ihr seine


Ankunft ankündigt. Einmal besuchte ihn Abû Bakr, als er
gänzlich in seiner Kleidung verhüllt war, wobei es zwei
Mädchen gab, die vor Âischa ein Tamburin mit den
Händen schlugen. Abû Bakr missfiel das. Da zog der
Prophet die ihn verhüllende Kleidung von seinem

142
Überliefert von Muslim.

110
Gesicht und sagte zu ihm: „Lass sie, Abû Bakr, denn es
sind Festtage!“143

Einmal lehnte sich Âischa an seine Schulter, um bei


einem Lanzenspiel zuzusehen, das von den Abessiniern
in der Moschee des Propheten durchgeführt wurde.
Sie schaute ihnen auf diese Weise so lange zu, bis sie
sich langweilte.

Er (der Prophet) sagte in einem Hadîth: "Wer zwei


Töchter versorgt bis sie die Pubertät erreicht haben, so
werden ich und er so das Paradies betreten (während
dieser Worte hielt er seine beiden Finger ausgestreckt
nebeneinander)"144

Er lehnte es ab, dass der Mann den Koitus Interruptus


durchführt, ohne dass seine Frau damit einverstanden
ist. Denn es steht dem Mann nicht zu, dies alleine zu
entscheiden. Auch darf er seine Frau nicht als bloßes
Geschlechtsobjekt betrachten. Am meisten verachtet
eine Frau es, dass ihr Mann gegen eine Schwangerschaft
ist, während sie es sich wünscht.

143
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
144
Überliefert von Muslim.

111
In einem Hadîth sagte der Prophet : "Das Leben ist ein
Genuss. Der beste Genuss des Lebens ist eine
rechtschaffene Frau."145

Die Sunna des Propheten bei der


Schönheitspflege

Zu den Vorzügen des Islâm sowie der Vollkommenheit


der Scharî'a gehört es, dass auf Schönheit Wert gelegt
wird. Das lässt sich durch einige religiöse Gebote und
gottesdienstliche Vorschriften zeigen, die zur
Schönheitspflege und einem ansehnlichen Äußerlichen
ermutigen, da dies von der Scharî'a erwünscht wird. Der
Prophet sagte: "Wahrlich, Allâh ist schön und liebt die
Schönheit."146 Und er sagte: "Gewiss, es freut Allâh, die
Spuren Seiner Gnade an Seinen Diener zu sehen."147

Deshalb war der Prophet das beste Vorbild und


edelste Beispiel. Er war nämlich für sein gutes Ansehen,
sein lauteres Wesen und seine Bedachtheit auf
Schönheit bekannt, womit er die Schönheit der Seele,
die Eleganz des Aussehens und den Wohlgeruch in sich
vereinen konnte. Für das Kämmen seines Haares sowie
seines Bartes sorgte er. Sein Haar reichte bis zu seinen
Ohrläppchen, wie dies von Al-Barâ ibn Âzib einmal
145
Überliefert von Muslim.
146
Überliefert von Muslim.
147
Überliefert von At-Tirmidhî.

112
beschrieben wurde: "Der Prophet hatte langes Haar,
das bis zu seinen Ohrläppchen reichte." Ließ er sein Haar
wachsen, so flocht er sich Zöpfe, worauf die Aussage
Umm Hânîs hinweist: "Der Prophet trug vier Zöpfe,
als er Makka betrat."148

Um sich von den Götzendienern von Makka zu


unterscheiden, ließ der Prophet sein Haar am Anfang
hängen, wobei er die Leute der Schrift nachahmte. Er
ließ also sein Haar hängen, ohne es zu scheiteln. Später
trug er einen Mittelscheitel, wobei er mit der rechten
Seite begann, da es seiner Gepflogenheit entsprach,
alles Gute mit Rechts zu beginnen. Dafür spricht die
Äußerung von Ibn Abbâs : "Der Prophet ließ sein
Haar hängen. Die Götzendiener hingegen scheitelten ihr
Haar in der Mitte. Die Leute der Schrift ließen ihr Haar
auch hängen. Immer neigte der Prophet in den
Dingen, in denen ihm nichts angeordnet wurde dazu, die
Leute der Schrift nachzuahmen. Später scheitelte der
Gesandte Allâhs sein Haar."149

Der Prophet neigte dazu, alles mit Rechts zu


beginnen. Âischa berichtete: "Der Prophet mochte
es, bei seiner Reinigung mit Rechts zu beginnen, wenn er
sich wusch, sich kämmte, und er seine Schuhe anzog."150

148
Überliefert von Abû Dâwûd.
149
Überliefert von Al-Buchârî.
150
Überliefer von Muslim.

113
Auf jeden Fall übertrieb der Prophet mit der
Haarpflege nicht, vielmehr warnte er vor der
Übertreibung darin. Von Abdullâh ibn Mughaffal ist
überliefert, "dass der Prophet das Kämmen nur von
151
Zeit zu Zeit erlaubte."

Ob der Prophet von der Henna Gebrauch machte oder


nicht, darin waren sich seine Gefährten nicht einig.
Einige bejahten dies, andere wiederum verneinten es.
Die zwei Meinungen könnte man jedoch vereinen, wie
Imâm An-Nawawî meint: "Ich bin der Meinung, dass der
Prophet Henna zu einer bestimmten Zeit benutzte,
jedoch meistens davon abließ. Jeder von den Gefährten
berichtete das, was er sah. Somit sind sie alle
wahrhaftig. Diese Auslegung (der Hadîthe) ist
maßgebend."

Wollte der Prophet sein Haar schneiden, rasierte er es


vollständig ab. Der Imâm Ibn Al-Qayyim berichtete:
"Entweder ließ der Prophet sein Haar wachsen, oder
rasierte es vollkommen ab. Niemals nahm er ein
bisschen und lies ein bisschen. Und es ist nicht bekannt,
dass er sein Haar rasierte, außer zur Pilgerfahrt."

Zu seiner Sunna in der Schönheitspflege gehörte, dass er


Kajal gebrauchte. Er hatte ein Behältnis für seinen Kajal,

151
Überliefert von At-Tirmidhî.

114
das er jede Nacht verwendete. Al-Ithmid (Antimon) zog
er vor, zumal es zu den besten Kajal-Arten gehört. Er
sagte: "Bestreicht eure Augenlider mit Ithmid, denn es
schärft wahrlich die Sehkraft und lässt das Haar
wachsen."152

Ebenso pflegte der Prophet die Erscheinungen der


natürlichen Veranlagung, wie den Bartwuchs. Sein Bart
war so lang, dass er von seinen Gefährten gesehen
wurde, auch wenn diese hinter ihm waren. Dafür spricht
die Äußerungen von Chabbâb ibn Al-Arat , als er von
Abû Ma'mar darüber gefragt wurde, woher sie wissen
konnten, dass der Prophet im Mittags- und
Nachmittags-Gebet den Qurân rezitierte. Er (Chabbâb)
sagte: "Durch die Bewegung seines Bartes."153

Zu den Sunnahandlungen der natürlichen Veranlagung


gehörte auch das Schneiden des Schnurrbartes, wozu
der Prophet seine Gefährten aufforderte, indem er
sagte: "Schneidet die Schnurrbärte und lasst die Bärte
wachsen. Unterscheidet euch von den
154
Feueranbetern!"

152
Überliefert von At-Tirmidhî.
153
Überliefert von Al-Buchârî.
154
Überliefert von Muslim.

115
Einer anderen authentischen Überlieferung zufolge
sagte der Prophet : "Wer (von) seinem Schnurrbart
nichts entfernt, der gehört nicht zu uns."155

Außerdem legte der Prophet großen Wert auf seine


Mundpflege, wobei er immer den Siwâk (Wurzel der
Salvadora persica) gebrauchte, wenn er fastete, wenn er
das Fasten brach, wenn er sich rituell wusch, wenn er
betete, wenn er aufwachte und wenn er sein Haus
betrat. Sogar als er im Sterbebett lag, forderte er Âischa
auf, ihm einen Siwâk zu bringen, damit er seinem
Herrn mit bestem Geruch begegne.

Was seine Kleidung betrifft, so trug er die schönste


Kleidung, ob Turban, Lendenschurz, Oberkleid, Gewand,
Schuhe oder Sandalen.

An seinem kleinen Finger trug der Prophet einen Ring


aus Silber, dessen Stein aus Äthiopien war. Er pflegte
damit die Schreiben zu versiegeln, die er an Könige und
Befehlshaber sandte.

Duftstoffe (Parfüme) schätzte der Prophet besonders.


Er sagte: "Vom Diesseits sind mir die Frauen und die
Düfte lieb."156 Aus diesem Grund wies er nie ein Parfüm
zurück.

155
Überliefert von Ahmad.
156
Überliefert von An-Nasâ'î.

116
Zu diesem Zweck hatte er eine "Sukka" (eine
besondere Art von Parfüm, oder ein Behälter für die
Duftstoffe). Am liebsten hatte er Misk (Moschus). Über
seinen Duft während des Ihrâm-Zustands erzählte Âischa
Folgendes: "(Es war mir so) als ob ich den Glanz des
Misk am Scheitel des Propheten sah, als er im Ihrâm-
Zustand war."157

Mit diesen praktischen Sunna-Handlungen belehrte uns


der Prophet , wie sich der Muslim, neben dem
Seelenheil, auch um sein Äußeres kümmern soll.

Das Lachen des Propheten

Lachen ist ein spezifisches Merkmal des Menschen so


wie alle anderen Eigenschaften, durch die er sich von
den Tieren unterscheidet. Es ist Resultat der Freude,
Beweis für Gesundheit, Anstoß zur Vertrautheit und
Liebe, Sympatiemittel für die Da'wa (den einladenden
Aufruf) und Ausdruck einer Empfindung. Durch ein
Lächeln zieht man die Blicke und die Aufmerksamkeit
der Anderen auf sich. Für diese natürliche Eigenschaft
muss es aber Richtlinien geben, damit es den Rahmen
nicht überschreitet und sich gegenteilig auswirkt.

157
Überliefert von Muslim.

117
Aus diesem Grund beinhaltete das Lachen des
Propheten alle schönen Züge und noblen
Gesinnungen, so dass es zu seinen individuellen schönen
Merkmalen und natürlichen Eigenschaften wurde. Sein
Lachen galt der Erziehung und der Leitung, der Einladung
und dem Scherz sowie der Gleichstellung und der
Vereinigung. Zu seinen Anweisungen gehörte es, dass
man nicht zu oft lachen soll. Ebenso soll man nicht
übertrieben lachen. Der Prophet sagte einmal zu Abû
Huraira : „O Abû Huraira, reduziere das Lachen, denn
zu viel Lachen tötet das Herz.“158

Zu seinen Eigenschaften gehörte es, dass sein Lachen


nur ein Lächeln war. Ein Dichter dichtete:

Dich lächelten die Tage an, o Führer der Rechtleitung!


Auf deine Ankunft warteten die Jahre sehnsüchtig.
Die Geschichte blieb für dich gefügig stehen,
dass du und deine Gefährten ihr diktieren.
Lache, denn für die Nachkommenden bist du frohe
Botschaft!
In deinen Händen trägst du den Frieden und den Islâm.
Lache, deine Sendung ist Aufstieg und Entfaltung
Und die Geburt einer Generation ohne Schattenseiten!

Seine Religion ist Barmherzigkeit, sein methodischer


Weg Glückseligkeit und sein Gesetz Erfolg. Deshalb

158
Überliefert von Ibn Mâdscha.

118
machte er ein freundliches Gesicht bei Scherzen und
lächelte sein Gegenüber an und nahm am Alltag seiner
Gefährten sowie an deren Gesprächen teil.

Die Situationen, in denen der Prophet lachte, sind


zahlreich und verschiedenartig:

Manchmal lachte er mit seinen nahegestellten


Gefährten zum Scherz oder zum Trost. Abû Huraira
berichtet: „Ich drückte meinen Bauch auf die Erde vor
Hunger, und ich band einen Stein auf meinen Bauch
wegen meines Hungers. Ich saß einmal auf dem Weg,
den die Menschen einzuschlagen pflegten. Als an mir
Abû Bakr vorbeikam, fragte ich ihn nach einem Vers
aus dem Qurân. Und ich fragte ihn nur, damit er mich
sättigt. Er ging vorbei und tat nichts. Dann kam Umar
an mir vorbei. Ich fragte ihn nach einem Vers aus dem
Qurân. Und ich fragte ihn nur, damit er mich sättigt.
Doch ging er vorbei und tat nichts. Alsdann kam Abû Al-
Qâsim (der Prophet ) an mir vorbei. Als er mich
erblickte, lächelte er mich an und wusste sofort, was mit
mir ist.“159

Der Prophet erkannte, dass Abû Huraira etwas


geheim hielt, und wusste, dass ihm etwas fehlte. Der
Prophet lächelte ihn an und nahm ihn mit sich. In
seinem Haus fand er Milch vor. Er schickte Abû

159
Überliefert von Al-Buchârî.

119
Huraira zu den bedürftigen Leuten in der Moschee
und ließ sie herbeiholen. Als dann wies er ihn an, sie alle
zu tränken. Als Abû Huraira damit fertig war, reichte
er dem Propheten den Krug. Der Prophet lächelte
ihn an und gab ihm den Krug, damit er davon trinke.

Manchmal lachte der Prophet mit den strengen oder


groben Beduinen. Er lachte mit ihnen, damit sie die
Wohlhabenheit, Barmherzigkeit und Gnade des Islâm
fühlen und erfahren, dass die islâmische Religion
ausgeglichen, sanft und mildtätig ist. Deshalb begegnete
er dem Schlechten mit Gutem und der Härte mit
Heiterkeit. Anas ibn Mâlik erzählte Folgendes: „Ich
ging mit Allâhs Gesandten , der ein Gewand aus
Nadschrân mit rauem Saum trug. Ein Beduine holte den
Gesandten ein und zog ihn heftig an seinem Gewand,
dass ich die Reibespuren auf der freien Schulter des
Propheten sehen konnte, die durch den rauen
Kragensaum verursacht wurden. Dann sagte der Mann:
«O Muhammad, gib mir von Allâhs Vermögen, das bei
dir ist!» Da wandte sich der Prophet ihm zu, lachte
160
und ordnete für ihn eine Gabe an.“

Manchmal lachte der Prophet auch aus Freude über


die Verbreitung des Islâm, wie es beispielsweise der Fall
war, als er zu Umm Harâm bint Milhân , eine seiner
zur Heirat verwehrten Verwandten eintrat. Sie speiste

160
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

120
ihn, dann machte sie sich daran, ihn zu kämmen.
Währenddessen schlief der Prophet ein. Als er
aufwachte, lachte er. „Worüber lachst du, o Gesandter
Allâhs?“ fragte sie. Er antwortete: „Leute aus meiner
Gemeinschaft, die mir gezeigt wurden, Kämpfer auf dem
Wege Allâhs, sie fahren auf dem Rücken der Meere. Sie
sind Könige auf ihren Diwanen.“ Oder: „Wie Könige auf
ihren Diwanen.“161

Der Prophet lachte, da er in seinem Traum die frohe


Botschaft empfangen hatte. Er hatte seine Schüler, sein
Gefolge und seine Brigade gesehen, wie sie auf dem
Wege Allâhs die Meere und Ozeane befahren, um den
reinen Monotheismus zu verbreiten.

Diese Leute, die mit ihm lebten, sein Lächeln, seinen


Gruß und seine Neigung zur Erleichterung und
Einfachheit sahen, waren dazu bereit, für ihn alles zu
opfern, damit er nicht von einem Dorn gestochen wird.

Eine derartige Generation, der der Prophet diese


Grundzüge und Lehren beibrachte, war dazu geeignet,
die Welt zu beseelen und sie zu fördern.

161
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

121
Das anbetende Dienen des Propheten

Es gibt zahlreiche Aspekte, die darauf hinweisen, dass


Allâh Seinen Gesandten auserwählte, sei es in Bezug
auf dessen Stellung und Rang sowie Besonderheiten und
Vorzüge oder dessen Eigenschaften beziehungsweise
Attribute. In diesem Artikel wollen wir über den
hochrangigsten und bedeutendsten dieser Aspekte,
nämlich das anbetende Dienen des Propheten
sprechen.

Beweis genug für die Hochrangigkeit dieses Aspektes


und dafür, dass der Prophet darin die höchste Stufe
erreicht hat, ist, dass Allâh Seinen Gesandten mit dem
anbetenden Dienen beschreibt, und zwar im
Zusammenhang mit Herausforderungen und Wundern:
„Und wenn ihr im Zweifel über das seid, was Wir
Unserem anbetend Dienenden geoffenbart haben,
dann bringt doch eine Sûra gleicher Art herbei und ruft
eure Zeugen außer Allâh an, wenn ihr wahrhaftig seid!“
(Sûra 2:23)

Ebenso im Zusammenhang mit der Ehrung des


Gesandten durch die Nachtreise: „Preis sei Dem, Der
Seinen anbetend Dienenden bei Nacht von der Harâm-
Moschee zur Aqsâ-Moschee, deren Umgebung Wir
gesegnet haben, reisen ließ, damit Wir ihm von

122
Unseren Zeichen zeigen. Er ist ja der Allhörende, der
Allsehende.“ (Sûra 17:1)

Auch in Bezug auf die Hinabsendung des Qurân: „Er ist


es, Der Seinem anbetend Dienenden klare Zeichen
offenbart, damit Er euch aus den Finsternissen ins Licht
hinausbringt. Und Allâh ist wahrlich mit euch gnädig,
allbarmherzig.“ (Sûra 57:9)

Im Zusammenhang mit dem Bittgebet zu Allâh: „Und als


Allâhs anbetend Dienender aufstand, um Ihn
anzurufen, hätten sie ihn beinahe erdrückt.“ (Sûra
72:19)

Das anbetende Dienen des Propheten war noch


vollendeter als das der früheren Propheten. Er ist der
beste Allâh anbetend Dienende überhaupt. Seine
unbescholtene Lebensweise veranschaulicht diese
Tatsache am besten. Deshalb verdient er als einziger die
Ehre der Fürsprache und Vermittlung, ein Sonderstatus
am Tage der Auferstehung.

Die Erfahrung des Propheten mit dem anbetenden


Dienen gegenüber Allâh begann in früheren Zeiten, als
er nämlich in die Höhle Hirâ ging und dort viele Nächte
verweilte, um die Nähe Allâhs zu suchen. Das tat er aus
der natürlichen Veranlagung heraus und dem Drang

123
seiner Seele nach Verehrung des Schöpfers und Zuflucht
zu Ihm.

Wie prägnant sind doch die Aussagen jenes Dichters, als


er sagte:

Der Anbetung widmete er sich in der Berghöhle Hirâ,


sogar bevor er damit beauftragt wurde.
Die Nähe Allâhs suchte er aus Sehnsucht nach
Rechtleitung und Lohn,
bis Allâh seine Bittgebete erhörte,
und Gabriel zu ihm mit der frohen Botschaft und den
Qurân-Versen sandte.

Nach seiner Sendung wurde das anbetende Dienen des


Propheten noch umfassender und vielseitiger.
Ausschließlich auf äußere, bekannte rituelle Handlungen
beschränkte sie sich nicht mehr. Sie umfasste alles, was
Allâh liebt, und womit Er an Aussagen und Handlungen
zufrieden ist, ob offen oder verborgen.

Das Gebet des Propheten ist etwas


Bewundernswertes: Seine Gebete waren erleuchtet von
Ruhe und Ausgeglichenheit, sie waren voller
Zwiesprache mit dem Schöpfer und voller Demut. Es war
quasi eine Heilung für all seine Sorgen: „Immer wenn er
von etwas traurig gestimmt war, betete er.“

124
Der Beste, der uns von der Art und Weise des Gebets
des Propheten erzählen kann, ist wohl Auf ibn Mâlik
. Er berichtet: „Einmal begab ich mich mit dem
Propheten zum Gebet. Er putzte sich die Zähne,
vollzog die Gebetswaschung, erhob sich und begann mit
dem Gebet. Er begann seine Rezitation mit Al-Baqara
(der zweiten Sûra des Qurân). Immer wenn er einen Vers
über Barmherzigkeit rezitierte, hielt er inne und bat
Allâh um Seine Barmherzigkeit. Und immer wenn er
einen Vers über Bestrafung rezitierte, hielt er inne, und
suchte Zuflucht bei Allâh vor Seiner Bestrafung. Dann
beugte er sich vor und blieb solange gebeugt, wie er
gestanden war. Er sagte während seiner Verbeugung:
«Gepriesen sei der über Allmacht, Herrschaft,
Souveränität und Stärke Verfügende!» Danach vollzog er
die Niederwerfung, in der er solange verharrte, wie er
auch gebeugt war, und sagte während seiner
Niederwerfung: «Gepriesen sei der über Allmacht,
Herrschaft, Souveränität und Stärke Verfügende!»
Daraufhin stand er wieder auf, rezitierte Âl Imrân (die
dritte Sûra des Qurân), dann weitere Suren. Dann
wiederholte er Verbeugung und Niederwerfung wie
zuvor.“

Al-Mughîra ibn Schu'ba beschrieb seinerseits den Eifer


des Propheten beim Gebet, indem er sagte: „Der
Prophet stand im Gebet, bis seine Füße anschwollen.“

125
Es wird auch überliefert, dass er die ganze Nacht durch
einen Qurân-Vers im Gebet rezitierte. Manchmal
dauerte seine Rezitation so lange, dass er gefragt wurde,
warum er dies auf sich nehme. Er antwortete: „Soll ich
denn kein dankbarer anbetend Dienender sein?“

Was sein Fasten betrifft, so berichtet seine Frau Âischa


, die Mutter der Gläubigen, Folgendes: „Der Prophet
fastete so lange, dass wir dachten, er bricht das
Fasten nie. Und er unterließ das Fasten so lange, dass
wir dachten, er fastet nicht mehr. Ich sah den Propheten
nie einen Monat komplett fasten außer Ramadân. Und
ich sah ihn nie mehr fasten als im Scha´bân.“162

Andere Überlieferungen besagen, dass er montags,


donnerstags und die drei ersten Tage am Anfang jedes
Monats des islâmischen Mondkalenders zu fasten
pflegte.

Zu den Anbetungshandlungen, die der Prophet


regelmäßig verrichtete, gehörte das Sich-Zurückziehen in
die Moschee, besonders in den letzten zehn Tagen des
Ramadân, wobei er sich dem Gebet und der Qurân-
Rezitation sowie der Intensivierung seiner Beziehung zu
Allâh widmete.

162
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim mit dem Wortlaut von Al-
Buchârî.

126
Von Âischa ist überliefert, dass sich der Prophet ,
bis er verstarb, die letzten zehn Tage des Ramadân in die
Moschee zurückzog. Nach seinem Tod zogen sich seine
Ehefrauen in die Moschee zurück.163

Im Bereich der Almosen sowie der unverzüglichen


Bereitschaft und der Neigung dazu war der Prophet
einmalig. Er war unvergleichbar generös. Diese Tatsache
veranschaulicht das Ereignis, das uns der rechtschaffene
Gefährte des Propheten, Uqba ibn Al-Hârith, berichtet.
Er sagte: „Ich verrichtete mit dem Propheten das
Nachmittags-Gebet. Als er das Gebet beendet hatte,
erhob er sich schnell, ging zu einer seiner Frauen und
kam alsdann wieder zurück. Als er die Verwunderung in
den Gesichtern der Leute sah, die sich über seine
Schnelligkeit wunderten, sagte er ihnen: «Während des
Gebetes erinnerte ich mich daran, dass ich noch etwas
Gold im Hause habe. Ich verabscheute es, dass es bei mir
noch bis in die Nacht oder bis morgen bleibt. So wies ich
an es zu verteilen.»“164

Hinsichtlich des Gedenkens Allâhs ist uns der Prophet


ein Vorbild. Immer wieder erinnerte er sich an Allâh, zu
jeder Zeit und unter allen Umständen, ob stehend oder
sitzend, erfreut oder bekümmert, essend oder trinkend,

163
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim mit dem Wortlaut von Al-
Buchârî.
164
Überliefert von Al-Buchârî.

127
morgens oder nachts. Das bewegte die früheren sowie
die zeitgenössischen Gelehrten dazu, alles zu sammeln,
was der Prophet an Bittgebeten zu sprechen pflegte.

Was die Anbetungshandlungen seines Herzens


anbelangt, womit also alle Anbetungshandlungen
gemeint sind, die unmittelbar mit dem Herzen zu tun
haben, wie die Liebe zu Allâh, die Furcht vor Ihm, das
Hoffen auf Ihn, und die Zufriedenheit mit Seinen
Bestimmungen und viele andere Herzensdinge, so war
der Prophet der hochrangigste Mensch, genauso wie
die früheren Propheten, jeder zu seiner Zeit. Sein
absolutes Vertrauen auf Allâh erkennen wir in der
Geschichte seiner Auswanderung, besonders in seinen
an Abû Bakr gerichteten Worten: „O Abû Bakr, was
meinst du von Zweien, deren Dritter Allâh ist?“ Seine
Liebe zu Allâh können wir uns dadurch verdeutlichen,
dass wir seine Worte über den Regen betrachten,
nämlich: “Er ist von Allâh neu erschaffen.“

Seine Furcht und Achtung vor Allâh zeigten sich klar in


der Sanftmut seines Herzens, in der Schnelle seiner
Tränen sowie im Zustand der Demut und Ergebenheit, in
dem sich seine Glieder und sein Herz befanden, sobald
er seinen Schöpfer anrief. Diesen Zustand beschrieb Abû
Mutrif folgendermaßen: „Ich kam zum Propheten ,
während er sein Gebet noch verrichtete. Da er weinte,
gab seine Brust ein Summen von sich, wie das Summen

128
eines Heizkessels.“ So war der Prophet ein
nachahmenswertes Beispiel für alle Rechtschaffenen.

Sein gesamtes Leben bestand aus


Anbetungshandlungen, genau so wie auch sein Tod. Er
war derjenige, der der Anweisungen Allâhs auf bester
und vollkommener Weise nachkam: „Sprich: Gewiss,
mein Gebet und mein Schlachtopfer, mein Leben und
mein Sterben gehören Allâh, dem Herrn der
Geschöpfe.“ (Sûra 6:162)

Wie glücklich ist, wer den Weg des anbetenden Dienens


einschlägt und nach dem Vorbild des Propheten
handelt!

Der Ehrausspruch (Salawât) für den


Propheten

Zu den Besonderheiten des Propheten gehört es, dass


man den Ehrausspruch (As-Salâtu wa As-Salâm alaihi,
oder: salla Allâhu alaihi wa sallam) als regelmäßige
Hinzufügung nach dem Erwähnen seiner Person
ausspricht und aussprechen darf. Dass man den
Ehrausspruch für den Propheten spricht, bedeutet,
dass er bei den Engeln gelobt wird. Abû Al-Âlîya
sagte: „As-Salâ (die Ehrung) von Allâh bedeutet, dass Er
den Propheten bei den Engeln lobt und As-Salâ von

129
den Engeln bedeutet, dass sie Bittgebete für ihn
sprechen.“

As-Salâm hingegen heißt, dass man darum bittet, dass er


vor jedem Übel bewahrt bleibt. Diese Aussage
beinhaltet die Bitte, dass Allâh ihm die guten Dinge
bereitstellt, ihn bei den Engeln lobt, Übel von ihm
fernhält und ihn bewahrt.

In folgenden Situationen ist es erwünscht, den


Ehrausspruch für den Propheten zu sprechen:

1. Im Taschahhud im Gebet

Im Sahîh-Werk von Ibn Hibbân wird berichtet, dass der


Prophet einen Mann beten hörte, der während seines
Gebetes weder Allâh lobte noch den Ehrausspruch für
den Propheten aussprach, woraufhin der Prophet
sagte: „Er hat sich beeilt.“ Danach rief er ihn zu sich und
sagte: „Wenn einer von euch betet, soll er zuerst Allâh
lobend und dankend erwähnen, danach soll er den
Ehrausspruch für den Propheten sprechen und danach
soll er bitten, was er möchte.“165

2. Wenn man ihn erwähnt oder seinen Namen hört


oder liest oder beim Gebetsruf, da der Prophet sagte:

165
Überliefert von Ahmad, Abû Dâwûd und At-Tirmidhî.

130
„Erniedrigt soll der sein, bei dem ich erwähnt wurde und
der den Ehrausspruch für mich nicht spricht.“166

3. Freitags, denn der Prophet sagte: „Der beste von


euren Tagen ist der Freitag. An einem Freitag wurde
Âdam erschaffen, und an einem Freitag starb er, an
einem Freitag wird zweimal das Horn geblasen;
deswegen vermehrt den Ehrausspruch für mich an
diesem Tag, denn eure Aussprüche werden mir wahrlich
zugeleitet" Sie fragten: "O Allâhs Gesandter, wie werden
dir unsere Aussprüche zugeleitet, wenn du bereits Staub
geworden bist?" Er antwortete: "Allâh, der Gewaltige,
hat der Erde untersagt, die Körper der Propheten
(Frieden sei auf ihnen) zu essen.“167

4. Beim Betreten der Moschee

Es wird von Abû Huraira berichtet, dass der Prophet


sagte: „Wenn einer von euch die Moschee betritt, so
soll er den Ehrausspruch für den Propheten sprechen
und sagen: «O Allâh, öffne mir die Tore Deiner
Barmherzigkeit!» Und wenn er die Moschee verlässt, soll
er ebenso den Ehrausspruch für den Propheten

166
Überliefert von Ahmad und At-Tirmidhî.
167
Überliefert von Ahmad und anderen.

131
sprechen und sagen: «O Allâh, beschütze mich vor dem
gesteinigten Teufel!»“168

5. Am Anfang von Briefen und nach dem Lob Allâhs und


der Formel: Im Namen Allâhs, des Allerbarmers, des
Allbarmherzigen.

6. Bei der Antwort auf den Gebetsruf und während des


Rufes zum unmittelbar bevorstehenden Gebetsbeginn.
Es wird von Abdullâh ibn Amr berichtet, dass er den
Propheten sagen hörte: „Wenn ihr den Gebetsrufer
hört, so sagt das, was er sagt, dann sprecht den
Ehrausspruch für mich, denn wer für mich den
Ehrausspruch spricht, den lobt Allâh zehn Mal bei den
Engeln.“169

7. Beim Totengebet nach dem zweiten Takbîr und bei


Ansprachen, wie bei der Freitagsansprache, bei der
Festgebetsansprache, beim Gebet zur Bitte um Wasser
usw.

Wie spricht man Segenswünsche für den Propheten?

Abdurrahmân ibn Abû Laila berichtet: "Ich traf Ka'b ibn


Udschra und er fragte: «Soll ich dir nicht etwas

168
Überliefert von Ibn Mâdscha und von Al-Albânî als authentisch
eingestuft.
169
Überliefert von Muslim.

132
schenken? Der Prophet kam eines Tages zu uns und
wir erkundigten uns bei ihm: 'O Prophet, wir wissen, wie
wir für dich Unversehrtheit erbitten, aber wie sollen wir
für dich den Ehrausspruch sprechen?' Er entgegnete:
'Sagt: O Allâh! Halte Muhammad und dessen Familie in
Ehren, wie Du auch Ibrâhîm und dessen Familie in Ehren
gehalten hast! Du bist ja der Lobenswerte, der
Ruhmreiche. O Allâh! Segne Muhammad und dessen
Familie, wie du auch Ibrâhîm und dessen Familie
gesegnet hast! Du bist ja der Lobenswerte, der
Ruhmreiche.'»"170

Dies ist die beste Art, man darf aber auch mit anderen
Formulierungen Ehraussprüche sprechen, wie z.B.: "O
Allâh, bewahre den Propheten in Ehren!" usw.

Dass man dies für den Propheten spricht, hat viele


Vorzüge, so wird von Abdullâh ibn Amr berichtet: „Ich
hörte den Propheten sagen: „Wenn ihr den
Gebetsrufer hört, so sagt das, was er sagt, dann sprecht
den Ehrausspruch für mich, denn wer für mich den
Ehrausspruch spricht, den lobt Allâh zehn Mal bei den
Engeln.“171

Von Anas ibn Mâlik wird berichtet, dass der Prophet


sagte: „Wer einmal für mich den Ehrausspruch spricht,

170
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
171
Überliefert von Muslim.

133
den erwähnt Allâh zehn Mal bei den Engeln und nimmt
von ihm zehn Sünden.“172

Die Art des Propheten, die Fehler anderer


Menschen zu korrigieren

Anas ibn Mâlik sagte: „Als wir uns mit dem Gesandten
Allâhs in der Moschee aufhielten, kam ein Beduine
und urinierte in eine Ecke der Moschee. Die Gefährten
des Gesandten Allâhs sagten: „Hör auf! Hör auf!“, und
sie waren dabei, ihn anzugreifen. Der Gesandte Allâhs
sagte: „Unterbrecht ihn nicht; lasst ihn allein.“ So ließen
sie von ihm ab, bis er sein Geschäft beendet hatte.
Danach rief der Gesandte Allâhs ihn zu sich und sagte:
„In Moscheen ist es nicht rechtens, dass man in ihnen
uriniert oder defäkiert; sie sind nur für das Gedenken
Allahs, zum Beten, zum Qurân-Lesen oder ähnlichem da.
Danach befahl er einem Mann, der anwesend war, einen
Eimer Wasser zu bringen und ihn darüber (über den Urin)
zu schütten, und dies tat er auch.“173

Der Grundsatz, dem der Prophet im Umgang mit


diesem Fehler folgte, war die gütige Behandlung des
Mannes, so dass er nicht hart zu ihm war.

172
Überliefert von Ahmad und An-Nasâ'î.
173
Überliefert von Muslim.

134
Der Prophet erwog die wahrscheinlichen Folgen
beider Optionen: ihn aufzuhalten oder in Ruhe zu lassen.
Wenn sie versucht hätten, ihn aufzuhalten, indem sie ihn
dazu zwangen, mit dem Urinieren aufzuhören, so hätte
ihm dies schaden können. Demgegenüber hätte sich bei
der zweiten Option, dass man ihn von jener Stelle
entfernt hätte, womöglich die Unreinheit auf weitere
Teile der Moschee und des Körpers und der Kleidung des
Mannes verbreitet. Der Prophet hatte die Weitsicht
zu verstehen, dass dem Mann die ungestörte Erledigung
seines Geschäftes zu ermöglichen, das geringere von
zwei Übeln darstellte, insbesondere auch deswegen,
weil der Mann bereits mit dem Urinieren beschäftigt
war. Letzteres war also ein Problem, das man nur im
Nachhinein mit einer Reinigung aus der Welt schaffen
konnte. Daher befahl er seinen Gefährten, ihn in Ruhe zu
lassen und nicht zu unterbrechen.

Ibn Hadschar erwähnte in seinem Kommentar einige


Dinge, die wir aus diesem Hadith über den Beduinen
lernen. Unter diesen sind:

- Wir sollen mit einem Unwissenden sanft sein und ihn


lehren, was er wissen muss, ohne ihn zu tadeln, solange
er nicht aus Sturheit handelt. Insbesondere gilt dies
dann, wenn es sich um einen Menschen handelt, den
man überzeugen kann.

135
- Der Prophet war freundlich und behandelte ihn
sehr liebenswürdig.

- Die Idee, sich vor Unreinheit in Acht zu nehmen, hatte


sich im Gemüt der Sahâba (Prophetengefährten) fest
verankert. Aus diesem Grund versuchten sie eilig in
Anwesenheit des Propheten die Tat anzuprangern,
ohne ihn zuvor um Erlaubnis zu fragen. Die Idee, das
Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten, war
ebenso in ihren Gemütern fest etabliert.

- Wir sollten uns ebenso beeilen, etwas Abstoßendes zu


entfernen, wenn es nichts gibt, was uns davon abhalten
könnte. Somit befahl der Prophet , dass die Stelle mit
Wasser gereinigt werden sollte.

Die Ernsthaftigkeit des Fehlers erklären

Ibn Umar, Muhammad ibn Ka'b, Zaid ibn Aslam und


Qatâda überlieferten (das Folgende ist eine
Zusammenstellung von ihren Überlieferungen), dass ein
Mann während des Feldzuges von Tabuk sagte: „Wir
haben nie jemanden gesehen, der die Speise und die
Lüge mehr liebt als unsere Führer oder einen, der auf
dem Schlachtfeld feiger wäre (als sie).“ Damit meinte er
den Gesandten Allâhs und seine Gefährten.

136
Auf ibn Mâlik sagte: „Du lügst! Du bist ein Heuchler, und
ich werde dies dem Gesandten Allâhs erzählen. Auf
ging zum Gesandten Allâhs , um ihm zu berichten.
Jedoch sah er, dass hierzu bereits eine Offenbarung
herabgekommen war: Jener Mann kam zum Propheten
, der auf seinem Kamel ritt und sagte: „O Gesandter
Allâhs ! Wir redeten nur so und scherzten, damit die
Zeit während der Reise vergeht.“ Ibn Umar sagte: „Als
ob ich ihn vor mir sehen würde, wie er am Kamelstrick
des Propheten hängt, während er nach Kieseln stieß und
sagt: ‚Wir redeten nur so und scherzten’, während der
Gesandte Allâhs rezitierte: „Sag: Habt ihr euch denn
über Allâh und Seine Zeichen und Seinen Gesandten
lustig gemacht?“ (Sûra 9:65)

Wir sehen, dass die Antwort des Propheten zu diesen


abscheulichen Bemerkungen aus der Rezitation einiger
Verse aus dem Qurân bestand, mit der dem Mann
dargelegt wurde, dass man sich nicht über Allâh und
Seinen Gesandten lustig macht. Er erzürnte weder,
noch befahl er, dass man den Mann schwer bestrafen
solle. Ein Anderer hätte dies wohl getan, aber der
Prophet wurde als Barmherzigkeit für die gesamte
Schöpfung und als Vorbild für das Benehmen aller
Menschen geschickt.

137
Die Besonderheiten des Propheten in
Kriegen

In einer Zeit, in der manche meinen, dass sich die


Ursachen für einen Sieg lediglich auf den Besitz von
Stärke und Ausrüstung an Waffen und Männern sowie
über sonstige materielle Faktoren beschränken, kam die
Sunna, um einen weiteren Aspekt der Ursachen des
Sieges aufzudecken: Den Sieg durch moralische Aspekte
wie Angst und (furchteinflößende) Erhabenheit. Dies
sind einige der Besonderheiten, die Allâh seinem
Propheten erwies und effektiv zur Verkündung der
Da'wa, der Verteidigung der Religion, sowie zur
Einschüchterung der Feinde beitrug. Dschâbir ibn
Abdullâh berichtete, dass der Prophet sagte: “Mir
wurden fünf (Besonderheiten) gegeben, die niemandem
vor mir gegeben worden sind: […] Ich bin mit dem
Schrecken (, der durch Allâh in die Herzen der Feinde
geworfen wird) unterstützt worden, der mir eine
Monatsreise vorauseilt.“174

Die Wirkung dieser (furchteinflößenden) Erhabenheit


lässt sich klar und eindeutig sowohl auf der individuellen
als auch auf der sozialen Ebene erkennen. Entscheidend
auf der individuellen Ebene war der Schutz Allâhs, den Er
Seinen Propheten vor den Menschen gewährte. In

174
Überliefert von Al-Buchârî.

138
dieser Hinsicht sagt Allâh: „Und Allâh wird dich vor den
Menschen schützen.“(Sûra 5:67)

Wenn wir einen Blick auf die Sîra des Propheten


werfen, finden wir zahlreiche Begebenheiten, die diese
Tatsachen auf individueller Ebene bestätigen. Selbst der
Einfluss der Quraischiten und ihre Gewalt, Grausamkeit
und Tyrannei konnten nichts gegen die
respektgebietende Persönlichkeit des Propheten
ausmachen, deren Wirkung auf die Islâm-Leugner und
Hartnäckigen einflussreicher war, als die der Speere und
Lanzen. Eines Tages sammelten sich die Quraschiten, um
den Propheten zu verspotten und zu verhöhnen. Da
sagte er ihnen: „O ihr Quraischiten, hört gut zu! Bei dem,
in dessen Hand die Seele Muhammads ist, ich kam nur,
um euch die Stirn zu bieten!“ Der Schrecken erreichte
dadurch bei ihnen ein ungeheuerliches Ausmaß, und
diese Worte drangen so tief in ihren Herzen ein, dass sie
aussahen, als hätten sie den Tod gesehen. Selbst der
Kühnste unter ihnen versuchte verzweifelt, den
Propheten mit den schönsten Worten zufrieden zu
stellen und sagte zu ihm : „Geh besonnen deines
Weges, O Abû Al-Qâsim! Bei Allâh, du hast dich nie
unangemessen benommen!“175

Als Utba ibn Rabî'a den Propheten folgenden Vers


rezitieren hörte: „Doch wenn sie sich abkehren, so

175
Überliefert von Ahmad.

139
sprich: Ich habe euch vor einem Blitzschlag wie dem
Blitzschlag der Âd und Thamûd gewarnt.“ (Sûra 41:13),
überkam ihn die Angst, worauf er sagte: „Genug,
genug!“

Im Feldzug von Dhât Ar-Riqâ ließ sich das Heer des


Propheten an einem Tal voller Bäume nieder. Die
Menschen strömten auseinander, um nach Schatten zu
suchen. Der Prophet legte sich alleine unter einen
Baum, um etwas Ruhe zu finden. Er hängte sein Schwert
an einen Ast und schlief. Währenddessen näherte sich
ihm ein Beduine, um ihn zu töten. Er griff nach dem
hängenden Schwert und sagte dem Propheten : „Wer
schützt dich nun vor mir?“, „Allâh“, antwortete der
Prophet . Kaum hörte der Beduine seine Antwort,
überkam ihn ein Zittern und das Schwert fiel aus seiner
Hand. Seine Kühnheit und Drohung wandelten sich rasch
in flehende Bitten, als der Prophet nach dem Schwert
griff, und ihn fragte: „Wer schützt dich nun vor mir?“ 176

Auch während des berühmten Gespräches zwischen


Herakleios und Abû Sufyân über den Propheten und
seine Da'wa sagte Herakleios: „Seine Herrschaft wird das
(Land) unter meinen Füßen wahrlich erreichen.“

Als Abû Sufyân dies hörte, sagte er seinen Gefährten,


nachdem sie hinausgegangen waren: „Ihn (den

176
Überliefert von Al-Buchârî.

140
Propheten ) fürchtet sogar der König der Römer!“ Dies
alles bezieht sich auf die individuelle Ebene.

Auf der sozialen Ebene hingegen siegte der Prophet in


der Schlacht von Badr, nachdem Allâh den Schrecken in
die Herzen Seiner Feinde geworfen hatte. Allâh, der
Erhabene, sagt: „Da gab dein Herr den Engeln ein: «Ich
bin mit euch; so festigt denn die Gläubigen. In die
Herzen der Ungläubigen werde Ich Schrecken
werfen.»“ (Sûra 8:12)

Als die Schlacht von Uhud zu Ende ging und nachdem


sich die Götzendiener nach Makka begaben, bereuten
sie, dass sie die Muslime nicht endgültig vernichtet
hatten. Sie machten sich gegenseitige Vorwürfe. Als sie
beschlossen zurückzukehren, warf Allâh die Furcht in
ihre Herzen. Allâh, der Erhabene, sagte darüber: „Wir
werden in die Herzen der Ungläubigen Schrecken
werfen.“ (Sûra 3:151)177

In einer ganzen Sûra erzählt der Qurân über die schwere


Niederlage, die die Juden von Banû An-Nadîr erlitten, als
sie der Prophet aus ihren Häusern vertrieb. So ereilte
sie diese Schicksalswendung, und auf Grund des
Schreckens, den Allâh in ihre Herzen warf, die
Zerstörung ihrer Häuser. Allâh sagte:„Doch Allâh kam
von (dort) über sie, woher sie es nicht erwarteten, und

177
Überliefert von Ibn Abû Hâtim.

141
warf Schrecken in ihre Herzen, so dass sie ihre Häuser
mit ihren eigenen Händen und den Händen der
Gläubigen zerstörten.“ (Sûra 59:2)

Als die Muslime die Juden von Banû Quraidha


belagerten, eilten diese zur Resignation, öffneten die
Tore ihrer Festungen und fügten sich dem Propheten ,
nachdem ihre Moral und ihr Widerstandsgeist immer
weiter sank und Allâh den Schrecken in ihre Herzen
warf. Allâh sagte: „Und Er brachte die aus dem Volk der
Schrift, die ihnen halfen, von ihren Burgen herunter
und warf Schrecken in ihre Herzen. Einen Teil tötetet
ihr, und einen Teil nahmt ihr gefangen. Und Er ließ
euch ihr Land erben und ihre Häuser und ihren Besitz
und ein Land, in das ihr nie den Fuß gesetzt hattet. Und
Allâh hat Macht über alle Dinge.“ (Sûra 33:26-27)

Im Feldzug von Tabûk, wurden die Römer, sowie die mit


ihnen verbündeten Stämmen, als sie vom Anmarsch des
Propheten hörten, zerstreut, nachdem sie versammelt
waren, und zogen den Wohlbehalt ihrer Selbst, ihres
Vermögens und ihrer Landes vor. Dies bewegte sie dazu,
mit dem Propheten Frieden zu schließen und die
Dschizya (den Tribut) zu entrichten, obwohl sie den
Muslimen an Mannen und Ausrüstung überlegen waren.

Dies gehört ebenfalls zum Schrecken, den Allâh in die


Herzen der Feinde des Propheten warf. Die militärischen

142
Besonderheiten des Propheten beschränkten sich
jedoch nicht nur auf diesen Aspekt. Es gab noch weitere
Besonderheiten, die damit in Zusammenhang stehen,
wie zum Beispiel die Erlaubnis der Kriegsbeute, denn
unter den früheren Propheten wurde die Kriegsbeute als
böser Erwerb betrachtet, da sie von den Feinden
genommen wurde. So war es allgemein üblich, dass sie
gesammelt und ein Feuer vom Himmel gesandt wurde,
das sie verbrannte, wie es in der Geschichte des
Propheten Yûscha war, die von Al-Buchârî überliefert
ist. Der Gemeinschaft des Propheten ist es hingegen
erlaubt, diese Beute zu nehmen, und zwar als
Erleichterung für sie, sowie als Ehrung ihres Propheten
, der in diesem Zusammenhang sagte: “Dies ist so, da
Allâh, der Erhabene, unsere Schwäche und Unfähigkeit
sah. So erlaubte er sie (die Beute) uns.“178

Zu den kriegerischen Besonderheiten des Propheten


gehört auch, dass Allâh ihm Makka am Tag der
Eroberung für eine Stunde eines Tages erlaubte. So war
ihm an diesem Tag das Kämpfen in Makka gestattet,
was niemandem vor ihm erlaubt war, und niemand nach
ihm erlaubt sein wird. Allâh erklärte dieses Land für
harâm (unantastbar und verboten) am Tag, an dem Er
die Himmel und die Erde erschuf. Es ist harâm durch die
Unantastbarkeit, die Allâh diesem Ort gewährte, so wird

178
Überliefert von Muslim.

143
es sein bis zum Tage der Auferstehung, wie es in einem
Hadîth, den Al-Buchârî überliefert, heißt.

Die Sunna des Propheten beim Kauf und


Verkauf

Das Leben der Propheten Allâhs ist so umfassend, dass


es sowohl die alltäglichen, als auch die
botschaftsbezogenen Aspekte in sich vereint. Genauso
wie die früheren Propheten und Gesandten Allâhs war
auch unser Prophet . In seiner Lebensgeschichte ist
seine Menschlichkeit jedem Leser wohl erfassbar.
Genauso wie alle anderen Menschen nahm er Nahrung
zu sich, ging auf die Märkte und bemühte sich darum
seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Allâh, der
Erhabene, sagte: "Und sie sagen: «Was ist mit diesem
Gesandten, dass er Speise isst und auf den Märkten
umhergeht? Warum ist kein Engel zu ihm herabgesandt
worden, um als Warner bei ihm zu sein?»" (Sûra 25:7)

Wir wollen uns hier mit einer dieser menschlichen Seiten


im Leben des Propheten beschäftigen, nämlich seiner
Sunna in den Angelegenheiten des Erwerbs des
Lebensunterhalts und des Kaufs und Verkaufs. Seine
Beziehung zu diesen Elementen begann recht früh und
durchlebte mehrere Entwicklungsphasen. Als Knabe
hütete er mit seinen Milchgeschwistern für ein wenig
Geld Schafe bei Banû Sa'd.

144
Durch seine Nähe zu seinem Onkel Abû Tâlib profitierte
der Prophet mit der Zeit von seinen Ansichten und
Erfahrungen. Er lernte durch ihn die Handelskünste.
Kaum hatte er das Jugendalter erreicht, war er in
Makka und dessen Umgebung weithin bekannt, sodass
Chadîdscha auf ihn aufmerksam wurde und mit ihm
Handelsbeziehungen aufnahm. So zog der Prophet
mit ihrem Sklaven Maisara gen Syrien und kehrte mit
reichem Gewinn zu ihr zurück. Schnell wurden seine
Handelsbeziehungen zu ihr fester und später heirateten
sie. So verblieb es, bis ihn Allâh mit der Gesandtschaft
ehrte. Inzwischen unterhielt der Gesandte weitere
Handelsbeziehungen zu einigen Makkanern, worauf der
Hadîth hindeutet, den der Imâm Ahmad überliefert, dass
am Anfang der islâmischen Botschaft As-Sâ'ib ibn Abû
As-Sâ'ib ein Geschäftspartner des Propheten war.
Am Tage der Eroberung Makkas, als ihm der Prophet
begegnete, sagte er ihm: "Willkommen mein Bruder und
Partner."

Nach dem Empfang der Offenbarung kaufte der Prophet


zwar mehr als das, was er verkaufte, was die Bürden
der Botschaft verlangte. Er musste sich dem Aufruf zum
Islâm widmen, den Menschen Anweisungen geben,
zwischen ihnen richten und noch wichtigere
Angelegenheiten erledigen.

145
Zu den eindrucksvollen Situationen, die vom
Kaufgeschäft des Propheten erzählen, gehörte jene,
von der Dschâbir ibn Abdullâh berichtete: "Jemand
gelobte nach seinem Tod seinen Sklaven freizulassen.
Dann mangelte es bei ihm an Geld. Als der Prophet
davon erfuhr, wollte er ihm helfen. So bot er diesen
Sklaven zum Verkauf an. Nu'aim ibn Abdullâh kaufte ihn
für 800 Dirham, die der Prophet dem Herrn des
179
Sklaven überbrachte."

Was seine Kaufgeschäfte anbelangt, so gibt es viele


Überlieferungen, die darauf hinweisen, dass er diesen
Vorgang entweder selber übernahm, oder dazu einen
seiner Gefährten bevollmächtigte. Zu diesen gehörte ein
von Âischa überlieferter Hadîth: "Eines Tages kaufte
der Prophet Essen von einem Juden, auf dass er ihm
später den Preis zahle. Dafür gab er ihm seinen
Eisenschild als Pfand."180

Auf dem Heimweg von einem Feldzug kaufte der


Prophet das Kamel von Dschâbir ibn Abdullâh , das
er ritt. Als sie in Madîna ankamen, gab ihm der Prophet
den Preis des Kameles, und noch mehr dazu. Darüber
hinaus gab er ihm später auch das Kamel wieder. Die
ganze Geschichte findet man bei Al-Buchârî und Muslim.

179
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
180
Überliefert von Al-Buchârî.

146
Urwa ibn Abû Al-Dscha'd Al-Bâriqî gab der Prophet
einen Dînâr, damit dieser für ihn ein Opfertier kauft.
Urwa kaufte mit dem Betrag zwei Schafe und verkaufte
dann eines dieser beiden für einen Dinar. Alsdann kehrte
er zum Propheten mit einem Dinar und einem Schaf
wieder. Der Prophet bat Allâh daraufhin für ihn um
Segen in seinen Kaufgeschäften.181

Manchmal, wenn der Prophet Geld benötigte, lieh er


sich etwas, oder verpfändete deswegen seine eigenen
Gegenstände, wie beispielsweise seine Waffen. Als er
starb, war sein Schild noch bei einem Juden für 30 Sâ
(Maßeinheit) Gerste verpfändet.182

Mit den Juden von Chaibar vereinbarte der Prophet ,


dass sie für die Muslime agrarwirtschaftliche Aufgaben
übernehmen, auf dass sie dafür die Hälfte des erzielten
Ertrages bekommen.183

Über den Handel stellte der Prophet den Muslimen


umfassende Regeln auf: Er verbot ihnen alle
Beziehungen, die mit Schaden und Betrug behaftet sind,
wie den Wucher, den Betrugsverkauf, den Verkauf auf
Kredit und den Handel mit verbotenen Dingen. Er
bestimmte, dass jeder Partner sein Recht erfüllt

181
Überliefert von Abû Dâwûd.
182
Überliefert von Al-Buchârî.
183
Überliefert von Muslim.

147
bekommen muss, wie man ein Geschäft rückgängig
machen kann und auch andere Grundlagen und Normen,
die in seiner Sunna zu finden sind.

Aus dem eben Erwähnten ist zu erkennen, dass der


Prophet seine Umma lehren wollte, dass das Streben
und der Erwerb des Lebensunterhaltes nicht im
Widerspruch mit der Hingabe zum Jenseits steht. Es ist
viel mehr dafür erforderlich und ferner eine
Voraussetzung für den Fortschritt der Umma, sowie für
ihre Entwicklung, falls sie sich eine dominierende
Stellung unter den anderen Nationen verschaffen
möchte.

Wie der Prophet Predigten hielt

Der Prophet verfügte alleine über "die umfassenden


Worte" und aus seinen Worten ergossen sich die
wunderschönsten Weisheiten. Der Prophet sagte: "Ich
wurde mit den umfassenden Worten entsandt." Seine
Reden und Predigten waren durch einfache Worte und
hohen Stil gekennzeichnet. Sie bestanden aus wenigen
Worten mit großer Bedeutung. Sie waren weder schwer
formuliert, noch enthielten sie unwichtige Details. Von
Âischa wurde berichtet, dass sie sagte: "Der Prophet

148
sprach in Worten, die ein Zähler mitzählen hätte
können."184

Wenn man sich die Methodik der Predigten des


Propheten anschaut, so stellt man fest, dass sie kurz
und nicht lang waren. Selbst der Prophet sagte: "Die
Länge des Gebetes und die Kürze der Predigt eines Mann
deuten auf sein Verständnis (der Religion) hin. Also
verlängert das Gebet und kürzt die Predigten!"185

Eine kurze Predigt bedeutet also, dass der Prediger


islâmisch gebildet ist, da er umfassende Ausdrücke
verwendet. So spricht er in prägnanten Worten, statt
ausschweifend und viel zu reden. Die Sunna des
Propheten lautet hier: Nicht so lang reden, dass es
langweilig wird und nicht so kurz reden, dass die
Bedeutungen unklar werden. In diesem Zusammenhang
sagt Dschâbir ibn Samura : "Das Gebet des Propheten
war mittelmäßig lang. Und seine Predigt war
mittelmäßig lang. Er las Qurân-Verse und ermahnte die
Leute."186

Zu seiner Sunna beim Predigen gehört, dass er immer,


wenn er das Minbar bestiegen hatte, sich den Leuten
zuwandte und sie begrüßte, dann erst setzte er sich.

184
Überliefert von Al-Buchârî.
185
Überliefert von Muslim.
186
Überliefert von Abû Dâwûd.

149
Nach dem Adhân (Gebetsruf) von Bilâl eröffnete der
Prophet seine Rede mit der Lobpreisung Allâhs, des
Erhabenen, sprach das Glaubensbekenntnis, dann
erinnerte er die Zuhörer an die Gnaden und Gaben
Allâhs. Dschâbir beschreibt den Propheten
während der Predigt, indem er sagt: "Wenn der Prophet
predigte, erröteten seine Augen, er erhob seine
Stimme, wurde lauter und steigerte sich in Euphorie, als
ob er die Leute vor einem Heer warnte, das tags und
nachts angreift. Dann sagte er: «Die besten Worte sind
das Buch Allâhs, und die beste Rechtleitung ist die
Rechtleitung Muhammads. Und die schlimmsten Dinge
sind die Änderungen (in der Religion) und jede
Veränderung ist ein Irrweg.»"187

In seinen Predigten wählte er die umfassenden Worte


aus, mit denen er seine Gefährten die islâmischen
Grundlagen und die großartige Scharî'a lehrte. Er
empfahl ihnen das an, was sie Allâh, dem Reinen und
Erhabenen, näherbringt und was Er ihnen bereithält: ein
ewiger Aufenthalt in Seinem Paradies. Und er verbot
ihnen alles, was ihnen den Fluch Allâhs und Seinem
Höllenfeuer näher bringt. Seine Predigten waren voller
Qurân-Verse. Es ist überliefert, dass er auf dem Minbar
las: "Und sie rufen: «O Mâlik, dein Herr soll unserem

187
Überliefert von Muslim.

150
Leben ein Ende setzen.» Er sagt: «Gewiss, ihr werdet
(hier) bleiben.»" (Sûra 43:77)188

Seine Predigten beinhalteten stets Qurân-Verse über die


Gottesfurcht. Es ist authentisch überliefert, dass er mit
dem Qurân predigte, sodass er einmal die Sûra Qâf (die
50. Sûra des Qurân) vollständig in einer Predigt vortrug.

Die Predigten des Propheten richteten sich nach


zeitgemäßen Themen, die dem Zuhörer ein Anliegen
waren. Amr ibn Achtab sagte: "Einmal beteten wir hinter
dem Propheten das Morgengebet, dann stieg er auf
den Minbar und begann zu predigen, bis das
Mittagsgebet hereintrat, da stieg er hinab und wir
beteten gemeinsam, dann stieg er wieder hinauf und
predigte weiter bis zum Nachmittagsgebet, dann stieg er
hinab und wir beteten gemeinsam, dann stieg er wieder
hinauf und predigte weiter bis die Sonne unterging. Er
berichtete uns von dem, was war und was sein wird. Der
Wissendste unter uns ist derjenige, der mehr auswendig
lernte."189

Der Prophet berücksichtigte die Interessen der


Menschen während der Predigt; oft predigte er kurz,
aber manchmal hielt er sie lange, wenn es den
Menschen von Bedeutung war, wie es der Fall in der

188
Überliefert von Al-Buchârî.
189
Überliefert von Muslim.

151
Abschiedspredigt war, in der er lange sprach, denn dies
war aller Anliegen, es waren viele Menschen da, die
seine Worte hören wollten.

Zur Vollkommenheit seiner Sunna gehörte, dass er


seine Predigt kurz unterbrach, wenn es nötig war, wie
der Hinweis auf etwas Wichtiges, oder um jemandem,
der sich nicht rechtmäßig verhält, einen Rat zu geben.
Einmal unterbrach er seine Predigt, um auf die
Wichtigkeit des Beten der zwei Rak'as (das
Begrüßungsgebet für die Moschee) hinzuweisen. Von
Dschâbir wurde berichtet, dass er sagte: "Als der
Prophet die Freitagsrede hielt, kam ein Mann. Der
Prophet fragte ihn: «Hast du gebetet, du so und so?»
Er antwortete: «Nein.» Da sagte ihm der Prophet :
«Steh auf und bete zwei Rak'as!»"190

Auch aus Mitgefühl für Kinder unterbrach der Prophet


die Predigt, wie es der Fall war, als er vom Minbar stieg,
um Al-Hasan und Al-Husain zu tragen.

Zu seiner Sunna gehört auch, dass die Predigt in zwei


Teilen, also mit einer Pause, gehalten wurde. In der
Pause sprach er nicht. Von Dschâbir ibn Samura
wurde berichtet: "Ich sah den Propheten stehend

190
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

152
predigen, dann setzte er sich und sprach nicht, dann
stand er auf und predigte nochmals."191

Zum Schluss seiner Predigt betete er für die gläubigen


Männer und Frauen um Vergebung und Barmherzigkeit,
dann beendete er sie mit der Bitte um Vergebung.

Zu seiner Sunna gehört auch, dass er am Freitagsgebet


die 87. und 88. Sûra rezitierte, manchmal die 62. und 63.
Sûra.

In diesem Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass er


nicht nur freitags predigte, sondern auch an den beiden
Festen und beim Istisqâ-Gebet (Gebet um Regen). Aber
auch zu anderen wichtigen Anlässen hielt er Predigten.

Die gerechte Behandlung des Propheten


Muhammad

Der Prophet verlangte von den Menschen, gerecht


und gütig zu sein. Als oberster Richter und
Schiedsrichter, als Führer der Muslime, als
Oberbefehlshaber einer aufsteigenden Macht, als
Reformer und Gesandter, hatte er oft Umgang mit
untereinander feindseligen und sich bekriegenden
Stämmen. Begegnete er nun einem bestimmten Stamm

191
Überliefert von An-Nasâ'i.

153
mit Gerechtigkeit, so brachte dies die Gefahr, dass er
einen anderen Stamm gegen sich aufbrachte. Dennoch
ist er niemals vom Weg der Gerechtigkeit
abgewichen. Bei der Anwendung des Gesetzes
unterschied er nicht zwischen Muslimen und
Nichtmuslimen, Freund oder Feind oder der
gesellschaftlichen Position. Von den unzähligen
Ereignissen, die in der Überlieferung vorkommen,
werden im Folgenden einige dargestellt.

Sachr, ein Stammesführer, hatte dem Propheten bei


der Eroberung von Tâif außerordentlich geholfen, so dass
der Prophet selbstverständlich ihm gegenüber
verpflichtet war. Kurz danach wurden jedoch zwei
Anklagen gegen Sachr vorgebracht: die erste Anklage
kam von Mughîra wegen der illegalen
Gefangennahme seiner Tante. Die andere Anklage kam
von den Banû Salim wegen der gewaltsamen Besetzung
ihrer Quelle durch Sachr. In beiden Fällen urteilte er
gegen Sachr und ließ ihn die Fehler wieder gut
machen.192

Abdullâh ibn Sahl ging zu den Juden nach Chaibar.


Sein Cousin Mahîsa begleitete ihn, aber als sie Chaibar
erreichten, trennten sie sich. Abdullâh wurde
überfallen und ermordet. Mahîsa berichtete diese
Tragödie dem Propheten . Jedoch gab es keine

192
Überliefert von Abû Dâwûd.

154
Augenzeugen, um die Schuldigen zu identifizieren. Daher
verurteilte der Prophet die Juden nicht und bezahlte
das Blutgeld aus den Staatsquellen.193

Eine Frau der Machzûm, einer Familie mit guten


gesellschaftlichen Beziehungen, wurde des Diebstahls
für schuldig befunden. Aufgrund des Ansehens der
Quraisch legten einige der prominenteren Gefährten,
einschließlich Usâma ibn Zayd Fürsprache ein, um sie
vor der Strafe zu retten. Der Prophet lehnte ab, das
Verbrechen zu vergeben und äußerte seine
Unzufriedenheit, indem er sagte: „Viele Gemeinschaften
gingen in der Vergangenheit unter, weil sie nur die
Armen bestraft und die Gesetzesverstöße der
Ranghöheren missachtet haben. Bei Allâh! Selbst wenn
Muhammads Tochter Fâtima gestohlen hätte, würde
ihre Hand abgeschlagen werden.“194

Die Juden waren, trotz ihrer Feindseligkeit dem


Propheten gegenüber, so von seiner Unparteilichkeit
und seinem Sinn für Gerechtigkeit beeindruckt, dass sie
ihm ihre Streitfälle vortrugen, wobei er entsprechend
dem jüdischen Gesetz urteilte.195

193
Überliefert von Al-Buchârî.
194
Überliefert von Al-Buchârî.
195
Überliefert von Abû Dâwûd.

155
Als der Prophet einmal die Kriegsbeute verteilte,
versammelten sich die Leute um ihn herum und ein
Mann stieß mit ihm zusammen. Er traf den Mann mit
einem Stock, wodurch dieser eine leichte Schramme
bekam. Er bedauerte dies so sehr, dass er dem
Mann sagte, dass er es vergelten könne. Doch der Mann
sagte: „O Gesandter Allahs, ich vergebe dir.“ 196

Während seiner schweren Krankheit verkündete der


Prophet in einer Versammlung, die bei ihm zu Hause
stattfand, dass, wenn er jemandem etwas schulde,
der Betroffene es fordern könne und wenn er
jemanden in seiner Ehre oder in seinem Besitz verletzt
habe, dieser eine Wiedergutmachung erhalten könne,
solange er noch in dieser Welt verweile. Stille
überkam die Menschenmenge. Ein Mann kam nach
vorne und verlangte einige Dirham, die ihm sofort
gegeben wurden.197

Die Gleichheit aller Menschen

Muhammad verlangte von den Menschen, dass sie


rassische oder auf die Familienbande bezogene Begriffe
und Vorstellungen oder irgendeine andere Form der
Überlegenheit, die sich auf irdische Dinge stützt,
vermeiden sollen. Er sagte, dass allein die

196
Überliefert von Abû Dâwûd.
197
Überliefert von Ibn Hischâm.

156
Rechtschaffenheit das Kriterium für jemandes
Überlegenheit über andere ist. Es wurde bereits
dargelegt, wie er sich zu gleichen Bedingungen für sich
selbst unter die Leute mischte; wie er mit den
Sklaven, Dienern und den Armen vom gleichen Teller aß
(eine Gewohnheit, die in Arabien immer noch praktiziert
wird); wie er alle Sonderrechte verneinte und wie ein
gewöhnlicher Arbeiter arbeitete. Drei Beispiele mögen
hier jedoch noch einmal genannt werden:

Einst besuchte der Prophet Sa'd ibn Ubâda . Als er


zurückkehrte, schickte Sa'd seinen Sohn Qais mit ihm.
Der Prophet bat Qais darum, mit ihm gemeinsam sein
Kamel zu besteigen. Qais zögerte aus Respekt, aber der
Prophet bestand darauf: „Entweder besteigst du das
Kamel oder du gehst zurück.“ Qais entschied sich,
zurückzugehen.198

Ein anderes Mal reiste er mit einem Gefährten


namens Uqba ibn Âmir auf seinem Kamel über ein
bergiges Gebiet. Nach einer gewissen Entfernung bat er
Uqba darum, das Kamel allein zu reiten, aber Uqba
dachte, dies wäre eine Art Respektlosigkeit dem
Propheten gegenüber. Der Prophet bestand jedoch
darauf, so dass Uqba einwilligen musste. Der Prophet
ging zu Fuß, da er das Tier nicht überlasten wollte. 199

198
Überliefert von Abû Dâwûd.
199
Überliefert von an-Nasâ'î.

157
Unter den Kriegsgefangenen von Badr war auch al-
Abbâs, der Onkel des Propheten . Einige Leute waren
bereit, auf ihren Anteil zu verzichten und dem Propheten
das Lösegeld zu verringern aber er verneinte, indem er
sagte, dass er keine Unterschiede zwischen den
Gefangenen machen könne.200

Als sie auf einer Reise eine Pause einlegten teilten sich
die Gefährten Arbeit zu, um das Essen vorbereiten zu
können. Der Prophet nahm die Arbeit des
Holzsammelns auf sich. Seine Gefährten baten
eindringlich darum, dass sie das machen würden, und er
sich nicht belasten müsse, aber er antwortete: „Das
ist wahr, aber ich mag es nicht, mich in irgendeiner Form
zu unterscheiden. Allâh liebt nicht den, der sich seinen
Gefährten gegenüber als übergeordnet sieht.“201

Das Qiyâm-Gebet des Propheten im


Ramadân

Qiyâm (freiwilliges, zusätzliches rituelles Gebet in der


Nacht) ist eine empfehlenswerte Anbetungshandlung
und im Monat Ramadân sogar noch empfehlenswerter.
Abû Huraira berichtete, dass der Gesandte Allâhs

200
Überliefert von Al-Buchârî.
201
Überliefert von az-Zarqânî.

158
sagte: “Wer in den Ramadân-Nächten den Glauben
verinnerlichend und in der Hoffnung auf Allâhs
Belohnungen rituelle Gebete verrichtet, dessen
vergangene Sünden werden alle vergeben.”202

Der Prophet teilte uns außerdem mit, dass derjenige,


der mit dem Imâm im rituellen Gebet steht, bis dieser
das Gebet beendet, zählt, als hätte er die ganze Nacht
gebetet. Abû Dharr sagte: “Wir fasteten und der
Prophet leitete das rituelle Gebet nicht für uns, bis
noch sieben Tage bis zum Ende des Monats verblieben.
Dann leitete er das Gebet für uns und betete ein Drittel
der Nacht. Dann unterließ er es, in der sechstletzten
Nacht zu beten. Dann leitete er in der darauf folgenden
Nacht die halbe Nacht lang das Gebet für uns. Darum
fragten wir ihn: »O Gesandter Allâhs! Warum leitest du
nicht die ganze Nacht lang das Gebet für uns?« Er
antwortete: »Wer mit dem Imâm das rituelle Gebet
verrichtet und mit ihm bleibt, bis er sein Gebet beendet,
ist so, als hätte er die ganze Nacht gebetet.« Dann
unterließ er das Beten, bis noch drei Nächte des Monats
verblieben. Dann leitete er in den restlichen Nächten das
Gebet für uns. Und er rief seine Frauen und seine Familie
herbei, um daran teilzunehmen. Und er betete, bis wir
fürchteten, das Suhûr-Mahl [die Mahlzeit vor der
Morgendämmerung] zu verpassen.“203

202
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
203
Überliefert von Abû Dâwûd.

159
Es ist auch überliefert, dass er im Ramadân das
Qiyâm-Gebet betete und das Gebet für seine Gefährten
in einigen Nächten leitete. Doch dann unterließ er es,
das Gebet für sie zu leiten. Anas sagte: „Der Gesandte
betete eines Nachts im Ramadân Qiyâm, und als ich
im Begriff war, mich neben ihn zu stellen, kamen ein
anderer Mann und dann ein weiterer, bis wir eine
Gruppe bildeten, die hinter ihm betete. Als er uns
hinter sich spürte, verkürzte er sein Gebet. Dann
beendete er es und ging in sein Haus und verrichtete ein
langes Gebet, wie er es nicht betete, wenn wir mit ihm
waren. Am nächsten Tag fragten wir ihn: »Hast du
gespürt, dass wir hinter dir beteten?« Er antwortete:
»Ja! Und aus diesem Grund habe ich mein Gebet
verkürzt.«“204

Âischa sagte: „Der Gesandte Allâhs ging eines


Nachts im Ramadân mitten in der Nacht hinaus und
verrichtete das rituelle Gebet in der Moschee. Und einige
Männer beteten hinter ihm. Am nächsten Morgen
erwähnten die Leute dies. Darum versammelten sich in
der folgenden Nacht mehr Leute hinter ihm im Gebet.
Am folgenden Tag erzählten es die Leute sich wieder und
die zum Gebet versammelte Gruppe wurde größer. Und
in der Nacht ging er abermals hinaus und betete mit
Leuten hinter sich. In der vierten Nacht waren mehr

204
Überliefert von Muslim.

160
Leute in der Moschee, als diese fassen konnte, doch der
Prophet kam nicht heraus, bis es Zeit war, das
Morgengebet zu verrichten. Nachdem er das
Morgengebet beendet hatte, drehte er sich um und
sagte zu den Leuten: „Nicht, dass ich eure Anwesenheit
in der Moschee nicht bemerkt hätte! Ich befürchtete
jedoch, dass es für euch verpflichtend wird und ihr dann
nicht dazu fähig wäret, euch daran zu halten.“205

Er betete elf Rak'as (Gebetseinheiten) und zog dabei


seine Qurân-Rezitation in die Länge. Abû Salama fragte
Âischa : „Wie viele Rak'as betete der Gesandte im
Ramadân?“ Sie antwortete: „Er betete nie mehr als elf
Rak'as im Ramadân oder außerhalb des Ramadân. Er
betete vier. Frag nicht, wie gründlich sie verrichtet oder
wie lang sie waren! Dann betete er weitere vier. Frag
nicht wie gründlich sie verrichtet waren oder wie lang sie
waren! Dann betete er drei. Ich fragte ihn: »O Gesandter
Allâhs! Schläfst du, bevor du das Witr-Gebet [rituelles
Gebet mit ungerader Anzahl von Rak'as] betest?« Er
antwortete: »O Âischa! Meine Augen schlafen, aber
mein Herz schläft nie!«“206

Hudhaifa berichtete: „Ich verrichtete eines Nachts das


Qiyâm-Gebet mit dem Propheten und er begann die
Sûra Al-Baqara zu rezitieren. Ich dachte, dass er sich

205
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
206
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.

161
nach hundert Versen verbeugen würde, doch er rezitierte
weiter. Ich dachte dann, dass er sich möglicherweise
nach Abschluss der ganzen Sûra innerhalb einer Rak'a
verbeugen würde, doch er fuhr fort und begann die Sûra
An-Nisâ zu rezitieren. Er begann dann die Sûra Âl Imrân
und sein Rezitieren war gemächlich. Und als er die Verse
rezitierte, die von der Verherrlichung Allâhs handelten,
verherrlichte er Ihn. Und als er die Verse rezitierte, die
das Zuflucht-Suchen beim Herrn erwähnten, suchte er
Zuflucht. Dann verbeugte er sich und sagte: »Gepriesen
sei mein Herr der Erhabene ob Seiner Erhabenheit über
jeden Mangel!« Sein Verbeugen dauerte ungefähr
dieselbe Zeit wie sein Stehen. Er sagte: »Allâh hört
denjenigen, der Ihn lobpreist. Unser Herr, und der
Lobpreis gebührt Dir!« Dann stand er ungefähr dieselbe
Zeitdauer, wie er im Verbeugen verbracht hatte. Er warf
sich dann nieder und sagte: „Gepriesen sei mein Herr der
Höchste ob Seiner Erhabenheit über jeden Mangel!« Und
seine Niederwerfung dauerte ungefähr dieselbe
Zeitdauer wie sein Stehen.“207

Die Überlieferung im Werk von Imâm Ahmad deutet


darauf hin, dass dies im Ramadân geschah.

207
Überliefert von Muslim.

162
Vorgehensweise des Propheten während
der letzten zehn Ramadân-Nächte

Âischa berichtete: „Als die letzten zehn Tage des


Ramadân kamen, blieb der Prophet die ganze Nacht
wach, weckte seine Familie und gürtete seine Lenden.“208
Im Werk von Imâm Muslim liest sich diese Überlieferung
wie folgt: „Er bemühte sich sehr und gürtete seine
Lenden.“ Imâm Ibn Hadschar sagte: „Sein
Wachbleiben während der ganzen Nacht verbrachte er
in der Anbetung und in Taten des Gehorsams und der
Grund, warum er seine Familie aufweckte, bestand
darin, dass sie die freiwilligen Nachtgebete verrichteten,
und das Gürten seiner Lenden weist darauf hin, dass er
sich des Schlafens mit seinen Frauen enthielt.“

Âischa berichtete: „Der Prophet pflegte sich in den


letzten zehn Nächten des Ramadân in einer derartigen
Weise (mit der Anbetung) anzustrengen, wie er es zu
keinen anderen Zeiten tat.“209

Zainab bint Umm Salama berichtete: „Wenn immer


die letzten zehn Nächte des Ramadân kamen, ließ der
Prophet kein Mitglied seiner Familie, das körperlich

208
Überliefert von Al-Buchâri und Muslim.
209
Überliefert von Muslim.

163
die Nachtgebete verrichten konnte, ohne es
aufzuwecken.“210

Die Verhaltensweise des Propheten im I'tikâf (Sich-


Zurückziehen in die Moschee

Âischa berichtete: „Der Prophet pflegte I'tikâf


während der letzten zehn Tage des Ramadân zu
verrichten, bis er verstarb, dann praktizierten seine
Ehefrauen I'tikâf nach ihm.“

Ibn Umar berichtete: „Der Prophet pflegte während


der letzten zehn Tage des Ramadân I'tikâf zu verrichten,
bis er verstarb, danach praktizierten seine Frauen nach
ihm I'tikâf.“211

Ibn Umar berichtete: „Der Prophet pflegte in den


letzten zehn Tagen des Ramadân I'tikâf zu verrichten.“212

Âischa berichtete: „Wenn der Prophet I'tikâf


verrichten wollte, betete er das Morgengebet, dann
betrat er den Platz, an dem er I'tikâf verrichten
wollte.“213

210
Überliefert von At-Tirmidhi.
211
Überliefert von Al-Buchâri und Muslim.
212
Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
213
Überliefert von Al-Buchâri und Muslim.

164
Einmal wollte der Prophet in den letzten zehn
Nächten des Ramadân I'tikâf verrichten, daher bat er,
dass ein kleines Zelt für ihn in der Moschee aufgestellt
werden sollte. Zainab bat ebenfalls, dass ein Zelt für
sie für den I'tikâf aufgestellt wird, und danach baten
andere Frauen des Propheten es ebenfalls. Nachdem
er das Morgengebet verrichtet hatte, bemerkte er die
Zelte und bat, dass sein Zelt abgebaut wird, und setzte
für den Rest des Ramadân den I'tikâf nicht fort;
stattdessen ging er in den ersten zehn Nächten des
Monats Schawwâl in den I'tikâf. Dies beweist, dass er
einen besonders abgesonderten Ort fernab von den
Leuten für den I'tikâf hatte, der nur für ihn ausreichte.

Abu Huraira berichtete: „Der Gesandte Allâhs


pflegte jedes Jahr im Monat Ramadân zehn Tage lang
I'tikâf zu verrichten, und im Jahr seines Todes blieb er
zwanzig Tage lang im I'tikâf.“214

Ibn Umar berichtete, dass der Prophet sagte:


„Sucht Laila Al-Qadr (das heißt die Nacht der göttlichen
Verfügung) in den letzten zehn Tagen des Ramadân!“ 215

Abû Sa'îd Al-Chudri sagte: „Der Gesandte Allâhs


verrichtete I'tikâf während der ersten zehn Tage des
Ramadân, dann verrichtete er I'tikâf in den mittleren

214
Überliefert von Al-Buchâri.
215
Überliefert von Al-Buchâri.

165
zehn Tagen in einem türkischen Zelt (mit
einer ringförmigen Bauweise) in das eine Matte gelegt
wurde. Er sagte: »Also nahm er die Matte in seine
Hand und legte sie neben das Zelt, dann erhob er seinen
Kopf, um zu den Leuten zu sprechen, daher kamen sie
ihm näher. Er sagte: ΄Ich verrichtete I'tikâf während
der ersten zehn Tage auf der Suche nach dieser Nacht,
dann verrichtete ich I'tikâf während der mittleren zehn
Tage. Dann kam jemand zu mir und sagte mir, dass sie in
den letzten zehn Tagen ist; wer immer unter euch also
I'tikâf verrichten will, der soll es so machen!΄“ Deshalb
verrichteten die Leute den I'tikâf mit ihm . Er sagte:
΄Mir wurde eine ungerade Nacht gezeigt, an deren
Morgen ich mich im Schlamm und Wasser niederwarf.΄
Dann, am Morgen des 21., stand er auf, um das
Morgengebet zu verrichten, und es regnete; das Dach
der Moschee leckte, und es gab Schlamm und Wasser. Er
kam heraus, als er fertig gebetet hatte, und auf seiner
Stirn und seiner Nase waren Schlamm und Wasser. Das
war der Morgen des 21., einer der letzten zehn
Tage.«“216

Abû Huraira berichtete, dass der Prophet sagte:


„Wer auch immer während Laila Al-Qadr betend wach
bleibt, aus Glauben an und in der Hoffnung auf Allâhs

216
Überliefert von Muslim.

166
Belohnung, dem werden all seine vorherigen Sünden
vergeben werden.“217

Âischa berichtete: „Als der Gesandte im I'tikâf war,


neigte er mir seinen Kopf zu, und ich kämmte sein Haar,
während ich meine Menstruation in meinem Zimmer
hatte [das die Moschee überschaute], und er betrat das
Haus nicht, außer für eine Notwendigkeit [um die
Notdurft zu verrichten].“218 Er begleitete seine Frauen
nach Hause, falls eine von ihnen ihn während des I'tikâf
in der Moschee besuchte.

Al-Husain ibn Ali berichtete: „Safîya, die Frau


des Propheten besuchte ihn während seines I'tikâf an
den letzten zehn Tagen des Ramadân in der Moschee.
Sie sprach mit ihm für eine Weile, dann stand sie auf um
nach Hause zu gehen. Der Prophet stand mit ihr
auf, um sie zurückzubegleiten. Da kamen, als sie die Tür
der Moschee erreichten, bei der Tür von Umm Salama
zwei Männer der Ansâr vorbei und grüßten den
Propheten und gingen zügig weg. Der Prophet
sagte zu ihnen: »Wartet, dies ist Safîya bint Huyai!« Sie
erwiderten: »Gepriesen sei Allâh, o Gesandter Allahs!«
Sie waren bestürzt [dass er dachte, sie könnten etwas
Schlechtes denken]. Der Prophet sagte: »Der Teufel ist
dem Menschen so nah wie sein Blut.« In einem anderen

217
Überliefert von Al-Buchâri und Muslim.
218
Überliefert von Al-Buchâri und Muslim.

167
Bericht heißt es: »Der Teufel fließt durch die Venen eines
Menschen wie Blut. Ich befürchtete, dass der Teufel
vielleicht einige böse Gedanken in eure Herzen
gießt.«“219

Ibn Al-Qayyim sagte: „Wenn auch immer der Prophet


im I'tikâf war, wurde ihm eine Matte ausgelegt und
ein Bett hingestellt, und wenn er herauskam, um das
Bad zu benutzen, sprach er mit niemanden, und sein
I'tikâf-Platz war klein, im Gegensatz zu dem, was einige
unwissende Leute tun, indem sie ihren Bereich passend
für zehn Leute machen, damit sie Besucher empfangen
können. Dies widerspricht der Art des I'tikâf des
Propheten.“

Wie sich der Prophet im Haddsch


gegenüber seiner Familie verhielt

Es gibt viele Beispiele, die die Liebenswürdigkeit des


Propheten , gegenüber seiner Familie und seinen
Verwandten zeigt. Es sollte jedoch betont werden, dass
die Familie des Propheten mit den Leuten teilte, was
sie von ihm lernte. Von Âischa wird berichtet, dass sie
zum Propheten sagte: „Ich habe gehört, was du
deinen Gefährten gesagt hast, und deshalb ließ ich die
Umra.“ (Muslim.) Wenn jemand die Riten der Haddsch

219
Überliefert von Al-Buchâri und Muslim.

168
sorgfältig studiert, dann wird er finden, dass die
Familienangehörigen des Propheten viele
entsprechende Regeln überlieferten, weil sie ihm am
nächsten waren. Nachstehend werden einige der
wichtigen Aspekte der Verhaltensweise des Propheten
ihnen gegenüber aufgelistet:

1. Er lehrte sie, wie sie die Haddsch-Riten verrichten.

Der Prophet tat sein Bestes um seinen


Familienangehörigen die Wichtigkeit der Haddsch-Riten
zu lehren, damit deren Anbetungshandlung korrekt und
bei Allâh akzeptabel ist. „Ich hörte den Propheten
sagen,“ berichtet Umm Salama „«O Muhammads
Familie! Sprecht die Talbiya mit der Absicht die Umra
zusammen mit dem Haddsch zu verrichten!»“ (Muslim).
Er sagte ferner zu Âischa als sie vor dem Verrichten
des Tawâf menstruierte: „Tu alles, was ein Pilger tut,
außer dem Tawâf um die Ka'ba!“ (At-Tirmidhî). Er
sagte des Weiteren zu Ughailama ibn Abdulmuttalib
in der Nacht von Muzdalifa: „Wirf nicht die Steinchen vor
Sonnenaufgang!“ (At-Tirmidhî).

2. Er tröstete und ermutigte sie.

Der Prophet pflegte seine Familienangehörigen in


schwierigen Zeiten zu trösten. Er tat das, was ihnen
gefiel, solange es mit den Anordnungen Allâhs

169
übereinstimmte. Das wichtigste Beispiel besteht darin,
als er Âischa weinen sah, weil sie nicht die Umra
auf Grund ihrer Menstruation verrichten konnte. Er
ermutigte sie und sagte: „Mache dir keine Sorgen! Du
bist weiblich und Allâh hat vorgeschrieben, dass alle
Weiblichen dies (Menstruation) haben sollen; also sei in
deinem Haddsch und bete zu Allâh, dass er akzeptiert
wird!“ – „O Allâhs Gesandter,“ entgegnete sie, “meine
Freundinnen werden mit Haddsch und Umra
zurückkehren, während ich nur mit dem Haddsch
zurückkehre!“ Deshalb wies der Prophet
Abdurrahmân ibn Abû Bakr an, sie nach Tan'îm (ein
Gebiet außerhalb des sakrosankten Bezirks von Makka)
zu bringen. Dort sprach sie die Talbiya mit der Absicht
die Umra zu verrichten (Al-Buchârî).

3. Er schützte sie vor Sünden.

Der Prophet engagierte sich sehr, seine


Familienangehörigen von ihren Sünden und von den
schlechten Taten zu reinigen, die sie vielleicht begangen
hatten. Er rügte und verhinderte jegliche schlechte
Tat, über die sie vielleicht nachdachten, wie zum
Beispiel, als er Al-Fadl ibn Abbâs daran hinderte, auf
die Frau vom Stamme der Chath'amî zu schauen, die
gekommen war, um dem Propheten eine Frage zu
stellen (Muslim).

170
4. Er ermutigte sie Gutes zu tun.

Der Prophet pflegte seinem Familienangehörigen


nahezulegen gute Taten zu tun, da dies in ihr Proviant
für das Jenseits sein werde. Zum Beispiel zog er eines
Tages an einigen seiner Cousins vorbei, die Wasser aus
dem Zamzam-Brunnen zogen, damit die Leute davon
trinken. „Schöpft weiterhin Wasser, o Söhne des
Abdulmuttalib! Würde ich nicht befürchten, dass die
Menschen mit euch wetteifern, hätte ich daran
teilgenommen, das Wasser mit euch zu schöpfen!“ (Al-
Buchârî.)

5. Er wehrte Versuchungen ab.

Die Herzen können schlecht und die Gemüter können


durch Verführungen abgelenkt werden. Wenn eine
große Anzahl an Männern und Frauen sich am selben
Ort versammelt, wird die Gelegenheit für Verführung
günstig, vor allem die der Frauen. Der Prophet war
besorgt und sehr vorsichtig, dass seine
Familienangehörigen vielleicht anfällig für diese Art von
Aufreizung während des Haddsch sein könnten. Zum
Beispiel bedeckten seine Ehefrauen ihr Gesicht im
Ihrâm, wenn immer Männer in ihrer Nähe waren,
lüfteten ihren Schleier jedoch wieder, wenn die Männer
an ihnen vorbeigegangen waren (Al-Buchârî).

171
Der Prophet wies seine Ehefrauen an, sich nicht mit
Männern während des Tawâf zu vermischen, obwohl
Männer und Frauen während dessen Verrichtung
zusammen waren, wie es vom Hadîth, der von Umm
Salama überliefert ist, verstanden wird. Sie
berichtete, dass der Prophet ihr sagte: „Verrichte
Tawâf hinter den Leuten auf dem Rücken deines
Kamels!“ (Al-Buchârî). Eine weitere Version besagt, dass
der Prophet ihr sagte: „Wenn das Gebet der
Morgendämmerung ausgerufen wurde, verrichte Tawâf
auf dem Rücken deines Kamels, während die Pilger ihr
Gebet verrichten!“ Und so tat sie es.

6. Er war wohltätig zu ihnen.

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die sanftmütige


Einstellung des Propheten gegenüber seinen
Familienangehörigen in der Tat eine Form von
Nächstenliebe (oder Almosen) war. All seine Handlungen
offenbaren, wie großzügig und edelmütig er ihnen
gegenüber war. Es folgt ein Beispiel:

Der Prophet war eifrig darin, all seine


Familienangehörigen mit zur Verrichtung der Haddsch-
Riten mitzunehmen und überredete jene, die sich
sträubten mit ihm aufzubrechen, wie in der Geschichte
von Dhiba'a. „Ich habe Schmerzen,“ sagte sie, als der
Prophet ihr sagte, dass er wolle, dass sie den Haddsch

172
verrichte. „Verrichte den Haddsch vorläufig und sage: 'O
Herr, Ich werde meinen Ihrâm dort beenden, wo Du mich
festhältst!'“ (Prophetenbiografie).

7. Er fragte nach ihrer Hilfe und beschäftigte sie.

Der Prophet bat Mitglieder seiner


Familienangehörigen um Hilfe und beschäftigte manche
von ihnen. Nachstehend sind einige Beispiele:

Der Prophet bat seine Ehefrau Âischa Girlanden für


seine Opferkamele zu fertigen, indem sie etwas Wolle
benutzte, die sie in Madîna hatte, bevor er in den
Ihrâm-Zustand eintrat (Ibn Mâdscha).

Ibn Abbâs überlieferte ein anderes Beispiel. Er sagte:


„Auf dem Rücken seiner Kamelstute sitzend sagte der
Prophet zu mir bei Aqaba: «Sammel sieben Steinchen
für mich!» Und so tat ich es.“ (Ibn Mâdscha.)

Der Prophet bat Ali die restlichen Schlachtkamele


für ihn zu schlachten und wies ihn an, Fleisch, Häute und
Decken an die Armen als Almosen zu verteilen. (Al-
Buchârî).

173
Gedanken zum Haddsch des Propheten

Allâh, der über alles Erhabene, befahl Seinen Dienern in


vielen Qurân-Versen Seinem Propheten , in allem zu
folgen. Er sagt zum Beispiel: „Was nun der Gesandte
euch gibt, das nehmt; und was er euch untersagt,
dessen enthaltet euch.“ (Sûra 59:7)

Allâh, der Allmächtige, machte den Gehorsam


gegenüber dem Propheten zum wesentlichsten
Beweis dafür, dass man Ihn, den über alles Erhabenen,
liebt. Er sagt: „Sag: Wenn ihr Allâh liebt, dann folgt mir.
So liebt euch Allâh und vergibt euch eure Sünden. Allâh
ist Allvergebend und Barmherzig.“ (Sûra 3:31)

Der Haddsch ist eine gottesdienstliche Handlung, bei der


sich die wahre Gehorsamkeit gegenüber dem Propheten
und die Befolgung seines Beispiels deutlich
manifestieren. Daher müssen die Pilger, die auf einen
richtig ausgeführten und von Allâh angenommenen
Haddsch hoffen, sich mit der prophetischen Sunna in
Bezug auf die Verrichtung des Haddsch dahingehend
vertraut machen, dass sie sich nicht nur auf das Erlernen
der Regeln der Haddsch-Riten beschränken, sondern
auch die korrekte Art, dem Vorbild des Propheten
hinsichtlich seines Verhältnisses zu Allâh, dem über alles
Erhabenen, und der Schöpfung erlernen.

174
Wir wollennun über einige Ereignisse nachdenken, die
sich beim Haddsch des Propheten zutrugen, um den
Pilgern Beispiele zu geben, die von ihnen befolgt werden
können. Dabei sollte zur Kenntnis genommen werden,
dass die folgenden Punkte nur dazu dienen, uns
überhaupt erst einmal bewusst zu machen, worum es
geht; keinesfalls jedoch ist das Folgende als eine
umfassende Darstellung zu verstehen.

Einer der erwähnenswerten Punkte in Bezug auf den


Haddsch des Propheten ist, dass er während des
gesamten Ereignisses bei all seinen Handlungen den
Tauhîd besonders bekräftigte und somit allen zeigte, wie
man den Haddsch aufrichtig für das Wohlgefallen Allâhs
verrichtet. Deshalb betete er wiederholt zu Allâh, ihm
dabei zu helfen, jegliche Augendienerei und jedweden
Ruhm von ihm abzuwenden. Er sagte: „O Allâh, ich
verrichte diesen Haddsch (für Dein Wohlgefallen), ohne
dabei nach Augendienerei oder einem guten Ruf zu
streben.“220 Er erklärte und praktizierte, wie bereits
oben erwähnt, eifrig den Tauhîd bei allen Haddsch-Riten;
angefangen von der Talbiya, bei den zwei Rak'as des
Tawâf, dem rituellen Lauf zwischen As-Safâ und Al-
Marwa bis hin zum Aufenthalt in Arafa, usw.

Während seines Haddsch war der Prophet stets


wachen Herzens, sehr ergeben, ausschließlich auf seine

220
Überliefert von Ibn Mâdscha.

175
persönlichen Bittgebete konzentriert und damit
beschäftigt, seine Ruhe und Gelassenheit zu bewahren.
Hierzu überliefert Dschâbir : „Allâhs Gesandter brach
(von Arafa) in vollkommener Gelassenheit auf.“ Am Tag
von Arafa hörte er die Menschen, wie sie ihre Reittiere
anschrien und schlugen, um sie zum Weitergehen zu
zwingen. Die Kamele knurrten. Daher sagte er zu diesen
Menschen: „Seid maßvoll, denn die Belohnung kann
nicht durch Hast erlangt werden.“221

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die intensive Neigung


zum Jenseits und seines Verzichtes auf irdische Freuden
während des Haddsch. Dies zeigt sich besonders deutlich
an seiner Reise auf einem Kamel, das nur mit einem
schäbigen Samtstoff gesattelt war, dessen Wert keine
vier Dirham überstieg. (Vgl. Ibn Mâdscha) Er sagte
während seines Aufenthalts in Arafa: „Labbaika
Allâhumma labbaik. Innamâ Al-Chairu Al-Âchira!“ - „O
Allâh, ich bin hier zu Deinen Diensten. Das Gute ist allein
das Jenseits.222“ In diesem Kontext sagte Ibn Al-Qayyim
: „Er verrichtete den Haddsch auf seinem Sattel; […]
nicht auf einem Sitz auf dem Rücken eines Elefanten,
noch auf irgendeiner anderen bequemen Einrichtung.“
Diese Form der Sitzmöglichkeit macht das Reiten sehr
komfortabel.

221
Überliefert von Al-Buchârî.
222
Von Al-Hâkim und Al-Baihaqî überliefert.

176
Der Prophet brachte auch kein zweites Kamel mit um
seine Lebensmittel und sein Gepäck zu tragen. Vielmehr
packte er dies alles auf sein eigenes Kamel. Während der
Haddsch-Saison unterschied sich der Prophet also
bezüglich seines Äußeren und seiner Ausstattung in
keiner Weise von den anderen und er wollte auch keine
Bevorzugungen gegenüber anderen, selbst als er sich zur
Tränke begab. Die Menschen boten ihm an, ihm eigenes
Wasser zu bringen, er aber sagte: „Ich möchte das nicht.
Gebt mir von dem, was die Menschen trinken.“223

Während des Haddsch erzog der Gesandte Allâhs die


Menschen in ihren religiösen Angelegenheiten soweit,
dass es keine Entschuldigung mehr für jemandes
Unwissenheit gab. Ja, er tat dies gar so eifrig, dass er
sich keine Gelegenheit entgehen ließ, die Menschen zu
unterrichten und die Botschaft zu übermitteln. Er
erklärte ihnen die Regeln der Haddsch-Riten und die
Grundlagen des Islâm und bekräftigte viele Male
während seines Haddsch, dass sie nichts Verwehrtes wie
Blut, Besitz und Ehre verletzen dürften, auf deren Erhalt
alle himmlisch-offenbarten Gesetze großen Wert legten.

Die Bescheidenheit des Gesandten Allâhs offenbarte


sich den Menschen unter anderem in dem Moment, als
er Usâma ibn Zaid hinter sich auf seinem Kamel reiten
ließ, obwohl Usâma „nur“ ein freigelassener Sklave war.

223
Von Ahmad überliefert.

177
Er hielt auch an um eine gewöhnliche Frau anzuhören
und ihre Fragen zu beantworten. Er hatte keine
Sicherheitskräfte um sich, die die Menschen auf Distanz
hielten. Jedermann konnte bei Bedarf einfach zu ihm
gelangen.

Auch die Barmherzigkeit und das Mitgefühl des


Propheten für alle anderen Menschen sind zu
unterstreichen. Beispielsweise übte er Nachsicht mit
denjenigen seiner Gefährten, die keine Opfertiere
mitbrachten, als er ihnen befahl, ihren Ihrâm zu
beenden und somit ihren Zustand zu erleichtern. Er legte
das Mittags- und das Nachmittagsgebet sowie das
Abend- und das Nachtgebet zusammen, um es den
Menschen nicht zu erschweren.

Er erlaubte auch den Schwachen, nach Monduntergang


von Muzdalifa aufzubrechen, um sie von dem qualvollen
Gedränge der Menschenmassen zu bewahren. Ferner
rügte er die Menschen nicht für das Vertauschen der
Haddsch-Riten am Tag des Opferfests. Wenn man diese
Dinge hier gesondert erwähnt, sollte man natürlich alle
anderen Erscheinungen seiner Barmherzigkeit für die
Umma außerhalb des Haddsch nicht außer Acht lassen.

Der Prophet war auch während des Haddsch äußerst


freigebig. Er opferte hundert Tiere und befahl Ali das

178
dadurch gewonnene Fleisch und die Tierhäute unter den
Bedürftigen zu verteilen.

Beim Haddsch verherrlichte der Gesandte Allâhs die


Riten Allâhs besonders und hatte gleichzeitig Geduld mit
Menschen unterschiedlicher Klassen und Sprachen.
Nicht zu vergessen sind natürlich all seine anderen
Vorzüge, die man hier gar nicht alle erwähnen kann.

Das hier Erwähnte stellt nur einige Aspekte des Haddsch


des Propheten dar. Insgesamt sind alle Dâ'iyas (Rufer
zu Allâh) und alle Anhänger des Propheten dazu
angehalten, immer nach seiner Anleitung zu handeln,
seinen Fußstapfen zu folgen, ihm zu gehorchen und ihm
nicht zu widersprechen.

Schluss

Damit die Muslime die Stellung ihres Propheten


kennen! Damit die Muslime die richtige Liebe für diesen
bedeutsamen Propheten kennen, berichten wir
folgende Situationen:

Abû Bakr : Lies nachstehende Gefühle, die das Herz


von Abû Bakr in Worten fasst. Er sagte: „Wir waren im
Zimmer und ich war sehr durstig. Da brachte ich ein
bisschen verdünnte Milch und gab sie dem Gesandten
als Trank und sagte zu ihm: „Trink, o Gesandter Allâhs!“

179
Abû Bakr berichtete weiter: „Da trank der Prophet , bis
er seinen Durst gestillt hatte.“

Du hast schon richtig gelesen! Diese Worte sind in der


Tat richtig und beabsichtigt. So hat es Abû Bakr As-Siddîq
gesagt. Spürst du diese schöne Liebe? Es ist eine
besondere Liebe. Wo ist unsere Liebe? Wundere dich
nicht, es ist die Liebe! Und es haben noch mehr Leute
den Propheten geliebt.

Am Tag der Einnahme von Makka trat Abû Quhâfa, der


Vater von Abû Bakr, dem Islâm bei. Er war dem Islâm
sehr spät beigetreten, er war sogar bereits erblindet.
Abû Bakr nahm ihn mit zum Propheten , um seinen
Übertritt bekannt zu geben und ihn den Treueschwur für
den Propheten leisten zu lassen.

Da sagte der Prophet : „O Abû Bakr, hättest du doch


den alten Mann in seinem Haus gelassen und wir wären
zu ihm gegangen!“ Da sagte Abû Bakr: „Du hast
wahrhaftig mehr Recht darauf, dass man zu dir kommt,
o Gesandter Allâhs!“ Abû Quhâfa trat dem Islâm bei und
Abû Bakr weinte. Da sagten sie zu ihm: „Das ist ein
freudiger Tag. Dein Vater ist dem Islâm beigetreten und
hat sich vor dem Feuer gerettet. Was bringt dich also
zum Weinen?"

180
Kannst du dir vorstellen, was Abû Bakr entgegnete? Er
sagte: „Weil ich mir wünschte, dass derjenige, der dem
Propheten jetzt die Treue schwört, nicht mein Vater,
sondern Abû Tâlib sei, weil das den Propheten mehr
erfreuen würde.“

Gepriesen sei Allâh! Seine Freude für den Propheten


war größer als die Freude für seinen Vater. Wie steht es
mit uns?

Wer diese Worte nur liest, der wird sie nicht richtig
spüren. Diese Gefühle brauchen ein Herz, dass den
Propheten liebt, damit sie diese Worte so empfangen,
wie sie sind: Zart und weich.

Und abschließend: Sei nicht weniger als der Palmstumpf!


Der Prophet pflegte, bevor das Redepodest aufgestellt
wurde, in seiner Moschee neben einem Palmstumpf
Ansprachen zu halten, damit ihn die Gefährten sahen.
Der Prophet stand und fasste den Stamm an. Als sie ihm
das Redepodest gebaut hatten, ließ er von dem
Palmstumpf ab und ging zum Redepodest.

Da hörten wir den Palmstumpf wimmern, weil der


Prophet ihn verlassen hatte, und sahen den
Propheten , wie er vom Redepodest herunterkam und
zum Palmstumpf zurückkehrte. Er strich über ihn und
sagte zu ihm: „Bist du nicht damit zufrieden, dass du hier

181
begraben wirst und mit mir im Paradies sein wirst?“ Da
schwieg der Palmstumpf...

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