Artenkunde 1
Artenkunde 1
Artenkunde 1
Fische sind die älteste und umfangreichste ling und Namaycush sind eingeführte Sal-
Gruppe der Wirbeltiere. Es gibt sie seit rund moniden aus Nordamerika.
R139 450 Millionen Jahren. Bis heute sind über Die artenreichste Familie sind die Karpfenar-
30 000 Arten beschrieben, jedes Jahr werden tigen (Cyprinidae), die Karpfen und Schleie
es mehr. Sie haben sich angepasst an die un- sowie diverse Weissfische wie Brachsmen,
terschiedlichsten Bedingungen und Lebens- Rotauge, Alet oder Barbe und viele Kleinfische
räume. Von der düsteren Tiefsee bis in winzige umfassen. Der grösste Fisch unserer Gewässer,
Bergbächlein, von tropischen Korallenriffen der Wels, gehört zur Familie der Welsfische
bis unter das ewige Eis der Polargewässer. (Siluridae). Die Barsche (Percidae) sind in der
Aber natürlich kann kein Fisch in all diesen Schweiz mit den begehrten Arten Egli und
Umgebungen überleben. Jede einzelne Art hat Zander vertreten. Einziger, aber gewichtiger
ihre Ansprüche und Grenzen. Einige anpas- Vertreter der Hechtfamilie, ist der Hecht, wis-
sungsfähige Fische können viele verschiedene senschaftlich Esox lucius.
Gewässer und damit grosse Gebiete besie- In den Schonvorschriften tauchen die diversen
deln, andere sind durch ihre Spezialisierung Kleinfischarten, die in unseren Gewässern le-
auf wenige Gewässer beschränkt. ben höchstens bei den Köderfischbestimmun-
gen auf. Sie spielen für das Ökosystem aber
Einheimische Arten eine wichtige Rolle, nicht zuletzt als Beute für
117 Die einheimischen Fische muss jeder Sport- grössere Fische. Die meisten Kleinfischarten
fischer kennen, nicht nur der gesetzlichen in unseren Gewässern gehören zu den Karp-
Fangmindestmasse und Schonzeiten wegen. fenartigen, nämlich Elritze, Moderlieschen,
In den Gewässern der Schweiz leben ver- Schneider, Laube (Läugel), Bitterling, Strömer,
gleichsweise wenige Fischarten. Es sind Hasel und Gründling. Zur Familie der Schmer-
gegen 70 Arten, von denen einige selten len gehören die Bartgrundel und Steinbeisser
geworden oder sogar vom Aussterben be- (Dorngrundel). Die Groppe ist ein weit verbrei-
droht sind. 13 Arten kommen nur auf der teter Kleinfisch in Schweizer Fliessgewässern.
Alpensüdseite im Einzugsgebiet des Ticino Im Fischereigesetz werden neben den Fischen
vor. Durch Kraftwerksbau und Gewässerver- auch die Krebse und ihr Fang behandelt. Wer
schmutzung sind sechs Arten bereits ausge- Krebse fangen und nutzen will, muss deshalb
storben, darunter Fische wie Lachs, Meerfo- auch die einheimischen und eingeführten
L38 relle und Stör. Strikt geschützt sind derzeit Krebsarten kennen und oft ein spezielles Pa-
R115 die Marmorata-Forelle, die Nase (mit den tent lösen. Der Edelkrebs, der Dohlenkrebs und
Unterarten Sofie im Jura und Savetta im Tes- der Steinkrebs sind einheimische Arten.
sin), der Rhone-Streber (Roi du Doubs) und Für sämtliche nicht einheimischen Arten gilt
der Schlammpeitzger. Diese Fische müssen ein Lebendtransport-Verbot. Sie sind nämlich
R114 sofort schonend zurückgesetzt werden! oft Träger der Pilzerkrankung «Krebspest», die
Die fischereilich wichtigste Fischfamilie in für die europäischen Arten tödlich ist. Folgende
der Schweiz sind die Forellenartigen (Salmo- nordamerikanische und osteuropäische Krebse
nidae), die man auch Edelfische nennt. Zu kommen in der Schweiz vor: Kamberkrebs, Sig-
ihnen gehören Bach- und Seeforelle, See- nalkrebs, Galizierkrebs und der rote amerika-
saibling, Äsche und die vielfältige Gruppe nische Sumpfkrebs.
der Felchen. Regenbogenforelle, Bachsaib-
28
Der Hecht ist perfekt an das
Leben als Unterwasser-
jäger angepasst.
Der Fisch ist perfekt an das Leben unter Was- Das beginnt bei den speziell an das Wasserle-
ser angepasst. Sein Körper ist so geformt, ben angepassten Organen und Körperteilen. L25
dass er möglichst wenig Wasserwiderstand
bietet. Der Fisch atmet Wasser, er ernährt sich Atmung und Kreislauf
im Wasser und er pflanzt sich im Wasser fort. Der Fisch atmet den im Wasser gelösten Sau-
Der entscheidende Unterschied zwischen erstoff. Ein Teil dieses Gasaustauschs geschieht R30
Fischen und Landtieren ist der Lebensraum über die dünne Haut, den grössten Teil aber R31
Wasser. Wasser unterscheidet sich in vielen nehmen die Kiemen auf. Das sind intensiv
Eigenschaften von der Luft. Wasser durchblutete Büschel aus besonders
ist in seinen chemischen und gasdurchlässigem Gewebe.
physikalischen Eigenschaf- Hier nimmt das Fischblut
ten weniger stabil als Sauerstoff auf und gibt
Luft. Zudem ist die Kohlendioxid und
Fortbewegung im Wasser Stoffwechselproduk-
Wasser dank des te ans Wasser ab.
Auftriebs mit ge- Kiemen Der Übergang der
ringerem Energie- Gase vom Wasser
bedarf verbunden. ins Blut ist 20 Mal
Im Wasser ist aber besser als von der
auch viel weniger Luft ins Blut und
Sauerstoff verfüg- umgekehrt. Die fein
bar. Bei 10 °C sind verästelten Kiemen-
Herz
nur 11 Milligramm (mg) blättchen bilden eine
Sauerstoff pro Liter Wasser grosse Oberfläche auf klei-
gelöst, pro Liter Luft sind es nem Raum. Sie sind deshalb
260 mg, also rund 25 mal mehr! Kein auch empfindlich. Ausserhalb des Was-
Wunder unterscheidet sich der Fischkörper sers trocknen sie schnell aus und bei Berüh-
deutlich von dem eines landlebenden Tiers. rung werden sie leicht beschädigt.
29
Das Fischherz ist kleiner und einfacher ge- Zander. Manche Fischarten wie Groppe und
baut als das höherer Wirbeltiere. Es besteht Wels haben in Anpassung an ihre Lebensweise
aus zwei Kammern. Auch der Kreislauf ist am Grund gar keine Schuppen mehr.
einfach. Das «verbrauchte» Blut gelangt Ausserhalb des Wassers trocknet die Fischhaut
über grosse Venen ins Herz und wird von rasch aus und bei unvorsichtiger Behandlung
R29 dort in die Kiemen gepumpt, wo es wieder wird sie verletzt. Hautschäden können zu In-
Sauerstoff aufnimmt und direkt in den Kör- fektionen und Pilzerkrankungen, ja sogar zum
per weiterfliesst. Tod führen.
Seitenlinie 1. Rückenflosse
Kiemendeckel 2. Rückenflosse Schwanzflosse
Nasenöffnung Fettflosse
Bartfaden Schwanzstiel
(Bartel) Brustflosse
(paarig) After Afterflosse
Bauchflosse
(paarig)
30