KOLLEKTIVMASSLEHRE Deutsch Gustav Theodor Fechner
KOLLEKTIVMASSLEHRE Deutsch Gustav Theodor Fechner
KOLLEKTIVMASSLEHRE Deutsch Gustav Theodor Fechner
VON
HERAUSGEGEBEN
VON
GOTTL.FIEDR.LIPPS
LEIPZIG
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1897.
Inhalt
Erster Teil
Vorläufige Darlegungen
Vorwort
I. Einleitung. § 1, 2
IX. Bestimmung von åa, å a,, å a', m,, m', åQ,, åQ ' . § 68–75 .
Anhangskapitel.
XXIII. Abhängigkeitsverhältnisse. § 152–155
Zweiter Teil.
Spezielle Untersuchungen.
XXIV. Über den räumlichen und zeitlichen Zusammenhang der Variationen der
Rekruten größe. § 136–163
XXV. Gliederung und Asymmetrie des Roggens. § 164–169
XXVI. Die Dimensionen der Galleriegemälde. § 170–175
XXVII. Kollektivgegenstände aus dem Gebiete der Meteorologie. § 176–179
XXVIII. Die Asymmetrie der Fehlerreihen. § 180–182
Anhang. Die t-Tabelle. § 183
Vorwort.
Vorliegendes Werk ist schon seit vielen Jahren von mir angelegt, Material dazu
gesammelt und in der Ausarbeitung desselben vorgegangen, diese aber vielfach durch
andere Arbeiten unterbrochen, längere Zeit ganz beiseite gelegt und somit der
Abschluß des Werkes bisher verzögert worden. Ihn länger zu verzögern, möchte bei
meinem Alter nicht rätlich sein, wenn das Werk überhaupt erscheinen soll; auch
glaube ich wohl, daß es sich nach wiederholtem Zurückkommen darauf endlich
getrauen darf, zu erscheinen, zwar nicht als ein vollkommenes Werk, aber als
Unterlage für einen weiteren Ausbau der hier behandelten Lehre. Bestimmter spricht
sich das folgende Einleitungskapitel über die Aufgabe der Lehre aus; und so mögen
hier nur noch folgende allgemeine Bemerkungen darüber Platz finden.
Mit dem neuen Namen, unter dem die Lehre hier auftritt, gebe ich sie doch nicht
als eine ganz neue Lehre; nur daß der bisherige Stand ihrer Entwicklung das
Bedürfnis noch nicht nahe legte, sie überhaupt unter einem besonderen Namen für
sich aufzustellen. Überall spezialisiert sich ja die Wissenschaft im Wege ihrer
wachsenden Entwicklung und verlangt demgemäß trennende Bezeichnungen ihrer
verschiedenen Gebiete. Nun dürfte das Allgemeinste, Interessanteste,
Verdienstlichste, was von unserer Lehre bisher vorlag, in quetelet's "Lettres sur la
théorie des probabilités" (1846) und seiner "Physique sociale." (1869) zu finden sein,
und wenn man will, kann man in ihm ebenso den Vater der Kollektivmaßlehre, wie in
E. H. weber den der Psychophysik sehen; doch wird man sich aus dem Verfolg dieses
Werkes überzeugen können, wieviel Anlaß doch war, nicht nur wesentlich erweiternd,
sondern auch berichtigend über ihn hinauszugehen.
In dieser Beziehung mache ich von einer Seite als Hauptfrucht, von anderer als
Hauptwur-zel der ganzen folgenden Untersuchung die sich gegenseits kontrollierende
mathematische Begründung und empirische Bewährung einer Verallgemeinerung des
GAUSS'schen Gesetzes zufälliger Abweichungen geltend, wodurch die
Beschränkung desselben auf symmetrische Wahrscheinlichkeit und verhältnismäßige
Kleinheit der beiderseitigen Abweichungen vom arithmetischen Mittel gehoben wird,
und bisher unbekannte gesetzliche Beziehungen auftreten, deren wichtigste man § 33
zusammengestellt findet. In der Tat ist in dieser Verallgemeinerung der allgemeinste
Regulator aller in der Kollektivmaßlehre zur Sprache kommenden Verhältnisse
ebenso gegeben, als im einfachen GAUSS'schen Gesetze der Regulator aller
physikalischen und astronomischen Genauigkeitsbestimmungen, und dürfte sich
selbst noch fragen, ob nicht prinzipiell auch hier auf das allgemeinere Gesetz zu
rekurrieren wäre, worüber man die Bemerkungen in § 8 nicht unberücksichtigt lassen
möge.
Insofern die Kollektivmaßlehre auf einer Verbindung von Beobachtung- und
Rechnung in gegenseitiger Beziehung beruht, darf sie sich zu den exakten Lehren
rechnen. Die Lehren, die auf eine solche Bezeichnung Anspruch haben, lassen aber
überhaupt einen sehr verschiedenen Grad der Sicherheit ihrer Resultate zu. Obenan
stehen Mechanik, Astronomie, Physik; die Physiologie steht wegen der
Schwierigkeiten, welche die Komplikation und Variabilität ihrer Objekte
entgegenstellen, weit dahinter zurück; noch weiter, wegen noch größerer
Schwierigkeiten in dieser Hinsicht, die Psychophysik. Die Kollektivmaßlehre teilt
Schwierigkeiten dieser Art, ohne gleichen prinzipiellen Schwierigkeiten zu
unterliegen als die Psychophysik, überbietet diese an praktischem Interesse, indes sie
ihr an philosophischem Interesse weit nachsteht. Doch fehlt es auch der
Kollektivmaßlehre nicht ganz an einem solchen, sofern die darein eingehende
Unterordnung des Zufalls unter allgemeinere Gesetze hier in einem Gebiete und in
einer Weise zur Geltung kommt, welche bisher der Betrachtung nicht unterlegen
haben.
In betreff der Form und Weite so mancher Ausführungen wird zu berücksichtigen
sein, daß das Werk nicht sowohl für Fachmathematiker bestimmt ist, denen die hier in
Rücksicht kommenden fundamentalen Punkte schon geläufig sind, als für solche,
denen es um Kenntnisnahme und Anwendung der Lehre zu tun ist, ohne daß sie
schon im Besitz solcher Vorkenntnisse sind.
Hiernächst möchte ich zur Förderung unserer Lehre noch einen Wunsch an
Rechner vom Fach richten. In den bekannten Tabellen, welche das GAUSS'sche
Wahrscheinlichkeitsintegral der zufälligen Abweichungen vom Mittel
(Beobachtungsfehler) gewöhnlich als
ausgedrückt darstellen, ist das Argument t bloß bis auf zwei Dezimalen ausgeführt,
was für den beschränkten Gebrauch, den Physiker und Astronomen davon zu machen
haben, unter Zuziehung einer Interpolation mit ersten und zweiten Differenzen
ausreicht; aber für den weit ausgedehnteren Gebrauch, der in der Kollektivmaßlehre
davon zu machen ist, auf dasselbe herauskommt, als wenn man für die vielen
Rechnungen, die mittelst Logarithmen zu führen sind, das Zahlenargument, wozu die
Logarithmen gehören, bloß auf zwei oder drei Ziffern reduzieren und
Zwischenbestimmungen nur der Interpolation anheimgeben wollte. Also wäre
erwünscht, wenn im Interesse unserer Lehre, was übrigens von der psychophysischen
Methode der richtigen und falschen Fälle geteilt wird, Tabellen vorlägen,
worin t mindestens auf vier Dezimalen ausgeführt ist 1), um Interpolationen teils zu
ersparen, teils zu erleichtern, und jedenfalls habe ich selbst solche Tabellen bei
Ausführung dieser Arbeit schmerzlich vermißt. Natürlich würde die Ausdehnung der
Tabellen damit wachsen, aber der Vorteil schien mir in stärkerem Verhältnisse damit
zu wachsen. Und sollte es denn kein astronomisches oder statistisches Institut geben,
was über mechanische Rechenkräfte zu verfügen hat, das sich der Sache annähme!
Auch ließe sich wohl eine Preisaufgabe darauf stellen.
1 ) Eine Ausführung dieser Tabelle auf drei Dezimalen von t, mit Beschränkung des
Integralwertes auf vier resp. fünf Dezimalen, findet man im Anhang § 183.
I. Einleitung.
§ 1. Unter einem Kollektivgegenstande (kurz K.-G.) verstehe ich einen
Gegenstand, der aus unbestimmt vielen, nach Zufall variierenden, Exemplaren
besteht, die durch einen Art- oder Gattungsbegriff zusammengehalten werden.
So bildet der Mensch einen Kollektivgegenstand im weiteren Sinne, der Mensch
von bestimmtem Geschlechte, bestimmtem Alter und bestimmter Rasse einen solchen
im engeren Sinne, wie überhaupt das, was man den Umfang eines K.-G. nennen
kann, sich nach der Ausdehnung des Gattungs- oder Artbegriffs, unter den er tritt,
ändert.
Die Exemplare eines K.-G. können räumlich oder zeitlich verschieden sein und
hiernach einen räumlichen oder zeitlichen K.-G. bilden. So können die Rekruten
eines Landes oder Ähren eines Kornfeldes als Exemplare eines räumlichen K.-G.
gelten. So gibt die (mittlere) Temperatur des 1. Januar, an einem gegebenen Orte
durch eine Anzahl von Jahren verfolgt, ebenso viele Exemplare eines zeitlichen K.-
G.. Statt des 1. Januar kann man jeden anderen Jahrestag, statt eines bestimmten
Tages einen bestimmten Monat, statt der Temperatur den Barometerstand setzen u. s.
w. und wird damit Exemplare eben so vieler zeitlicher K.-G. erhalten.
Anthropologie, Zoologie, Botanik haben es überhaupt wesentlich mit K.-G. zu tun,
da es sich darin nicht um eine Charakteristik einzelner Exemplare, sondern nur um
das handeln kann, was einer Gesamtheit derselben zukommt, die aus dem oder jenem
Gesichtspunkte als Gattung oder Art in größerer oder geringerer Weite
zusammengefaßt wird. Die Meteorologie bietet nach eben angeführten Beispielen in
ihren nicht periodischen Witterungsphänomenen zahlreiche Beispiele davon dar; und
selbst in der Artistik läßt sich von solchen sprechen, sofern Bücher, Visitenkarten
darunter gehören.
Die Exemplare eines K.-G. nun sind einerseits qualitativ, andererseits quantitativ, d.
i. nach Maß und Zahl, bestimmt, und nur um letztere Bestimmtheit handelt es sich in
der Kollektivmaßlehre. Ein K.-G. macht in der Tat hinsichtlich seiner quantitativen
Bestimmtheit dieselben Ansprüche als ein einzelner Gegenstand; nur daß in gewisser
(freilich nur gewisser) Hinsicht die Teile des einzelnen Gegenstandes durch die
Exemplare des K.-G. vertreten werden. Gelte es z. B. Rekruten eines gegebenen
Landes, so fragt es sich: wie groß sind die Rekruten im Mittel, wie stark schwanken
die einzelnen Maße um ihr Mittel, wie groß sind die größten und kleinsten, wie
verhalten sich die Rekrutenmaße nach diesen Bestimmungen in den einzelnen
Jahrgängen, wie in verschiedenen Ländern unter einander. Solche und damit
zusammenhängende, später zu betrachtende Fragen lassen sich bei jedem K.-G.
aufwerfen; und sofern ein räumlicher Gegenstand verschiedene zu unterscheidende
Teile und Dimensionen hat, lassen sie sich auf jeden dieser Teile und Dimensionen
besonders aufwerfen, und diese sich insofern als besondere K.-G. behandeln, so
Schädel, Gehirn, Hände, Füße eines Menschen, Höhe, Gewicht, Volumen des ganzen
Menschen oder gegebener Teile des Menschen; aber auch quantitative Verhältnisse
werden in Frage kommen, wie denn bei Vergleichung der Menschen verschiedener
Rassen die Verhältnisse der mittleren Höhe, Breite, Länge des Schädels ein
besonderes Interesse in Anspruch nehmen.
§ 2. Über alle diese Einzelfragen aber erhebt sich eine allgemeinere, die wichtigste,
um die es sich überhaupt in dieser Lehre handeln kann und demgemäß im Folgenden
handeln wird, die Frage nach dem Gesetze, wie sich die Exemplare eines K.-G. nach
Maß und Zahl verteilen. Unter dem Ausdrucke Verteilung aber ist die Bestimmung zu
verstehen, wie sich die Zahl der Exemplare eines gegebenen K.-G. mit ihrer Größe
ändert. Bei jedem, in einer größeren Zahl von Exemplaren vorhandenen K.-G.
kommen die kleinsten und größten Exemplare, kurz Extreme, am seltensten vor, am
häufigsten solche von einer gewissen mittleren Größe. Aber gibt es nicht ein
allgemeines, auf alle oder wenigstens die meisten K.-G. anwendbares Gesetz der
Abhängigkeit der Zahl von der Größe der Exemplare? In der Tat wird sich ein solches
aufstellen lassen, und eine Hauptaufgabe des Folgenden auf seine Feststellung gehen.
Von vornherein freilich kann man bezweifeln, daß bei der außerordentlichen
Verschiedenheit der K.-G. gesetzliche Verteilungsverhältnisse in einer gewissen
Allgemeinheit dafür überhaupt zu finden sind. Inzwischen, da nach dem Begriffe
der K.-G. ein solcher aus nach Zufall variierenden Exemplaren besteht, finden
jedenfalls auch die allgemeinen Wahrscheinlichkeitsgesetze des Zufalls – und jeder
Mathematiker weiß, daß es solche gibt – darauf Anwendung. In der Tat werden die
Verteilungsverhältnisse der K.-G. allgemein von solchen beherrscht, indes dieselben
Wahrscheinlichkeitsgesetze bei physikalischen und astronomischen
Maßbestimmungen nur nebensächlich für die Sicherheitsbestimmung der erlangten
Mittelmaße in Betracht kommen, hiermit hier eine ganz andere und viel
unwesentlichere Rolle spielen als in der Maßlehre der K.-G.. Insofern aber der Zufall
unter bestimmten, für die verschiedenen K.-G. verschiedenen, äußeren und inneren
Bedingungen spielt, lassen sich, durch alle Zufälligkeiten durch, die
verschiedenen K.-G. durch charakteristische, aus ihren Verteilungsverhältnissen
ableitbare Konstanten unterscheiden. Diese sind es, worin die Bestimmtheit derselben
gegen einander ruht; und diese gilt es mit Berücksichtigung der allgemeinen
Wahrscheinlichkeitsgesetze aufzusuchen. Nun hat man schon von jeher in dieser
Hinsicht den arithmetischen Mittelwert der Exemplare ins Auge gefaßt und Fleiß auf
seine Bestimmung bei den verschiedenen K.-G. gewandt, daneben auch wohl noch
die Extreme, seltener die mittlere Abweichung vom Mittel berücksichtigt. Aber so
wichtig diese Bestimmungsstücke sind und immer bleiben werden, sind sie doch
bisher zu einseitig berücksichtigt worden, indes andere, prinzipiell nicht minder
wichtige, dabei außer Acht fallen.
Insofern nun die Behandlung der K.-G. nach der Gesamtheit der vorigen
Beziehungen überhaupt anderen Gesichtspunkten unterliegt und andere
Bestimmungsweisen mitführt, als bei physikalischen und astronomischen
Maßnahmen in Rücksicht kommen, kann die Maßlehre der K.-G., oder sagen wir
kurz Kollektivmaßlehre, als eine Lehre ihrer Art besonders aufgestellt und behandelt
werden, und wird dies folgends zur Aufgabe gemacht werden.
Da in unseren Begriff der K.-G. der Begriff einer zufälligen Variation der
Exemplare eingeht, kann man vorweg eine Definition des Zufalls und Erklärung über
sein Wesen wünschen. Der Versuch, eine solche aus philosophischem Gesichtspunkte
zu geben, würde aber für die folgende Untersuchung wenig fruchten. Es muß hier
genügen, den, für das Folgende zu Grunde gelegten, faktischen Gesichtspunkt von
mehr negativem als positivem Charakter dafür anzugeben. Unter einer zufälligen
Variation der Exemplare verstehe ich eine solche, welche ebenso unabhängig von
einer auf die Größenbestimmung gehenden Willkür, als von einer die
Größenverhältnisse dazwischen regelnden Naturgesetzlichkeit ist. Mag die eine oder
andere an den Bestimmungen der Gegenstände Anteil haben, so sind doch zufällig
nur die davon unabhängigen Veränderungen. Daher kann durch kein Zufallsgesetz
bestimmt werden, wie groß dieses oder jenes einzelne Exemplar ist, obwohl, in
welchen Größengrenzen sich eine gegebene Zahl derselben mit diesem oder jenem
Grade der Wahrscheinlichkeit halten wird.
Damit wird nicht geleugnet, daß es aus allgemeinstem Gesichtspunkte keinen
Zufall gibt, indem durch die bestehenden Naturgesetze unter den bestehenden
Bedingungen die Größe jedes einzelnen Exemplares mit Notwendigkeit als bestimmt
angesehen werden kann. Aber wir sprechen so lange von Zufall, als wir zu einer
Ableitung der Einzelbestimmungen aus solchen allgemeinen Gesetzlichkeiten weder
aufzusteigen, noch aus den vorliegenden Tatsachen darauf zu schließen im stande
sind. Insoweit es der Fall ist, hört der Zufall auf, und hört die Anwendbarkeit der hier
vorzuführenden Gesetze auf oder wird dadurch gestört.
Wo nun das empirische i sehr klein ist, unterscheiden sich die Resultate der
empirischen Tafel, soweit sie die Größe und Verhältnisse der daraus ableitbaren
Hauptwerte und Hauptabweichungswerte betreffen, nicht erheblich von denen der
idealen; doch bleibt der Unterschied allgemein gesprochen zu berücksichtigen und
wird später diese Berücksichtigung da finden, wo er in erheblichen Betracht kommt.
Empirische Bestimmungen und Verhältnisse, in denen er nicht erforderlich
berücksichtigt ist, sondern es so angesehen wird, als wenn wirklich
das z jedes a diesem a ganz zukäme, nenne ich rohe, solche, wo er tunlichst
berücksichtigt ist, scharfe.
§ 6. In jedem Falle nun muß man von den Resultaten der empirischen Tafel zu den
idealen der idealen Tafel, hiermit von unwesentlichen zu wesentlichen, von rohen zu
scharfen aufzusteigen suchen, wozu eine demgemäße Bearbeitung der
Verteilungstafeln gehört.
In dieser Hinsicht ist ein Unterschied zwischen primären und reduzierten Tafeln zu
machen. Unter primären Tafeln verstehe ich solche, wie sie unmittelbar durch
Ordnung der Maße aus der Urliste erhalten werden und hiermit dieselben
Erfahrungsdata wie diese, nur eben geordnet, darbieten. Reduzierte Tafeln heiße ich
solche, in denen die z für größere Maßintervalle, als in den primären Tafeln
unterschieden sind, und zwar für gleich große durch die ganze Tafel zusammengefaßt
werden, die z dieser größeren Intervalle aber den Mitten derselben, als
reduzierten a, beigeschrieben werden, mit dem Vorteile, dadurch einen
regelmäßigeren Gang der z in der Tafel und eine geeignetere Unterlage für
Rechnungen zu erhalten, wenn schon nicht ohne Konflikt mit einem Nachteile wegen
Vergrößerung des i, worauf später zurückzukommen. Eingehender ist überhaupt von
der Aufstellungsweise und den Verhältnissen der primären und reduzierten Tafeln in
den Kapiteln VII und VIII gehandelt, wobei die Möglichkeit verschiedener
Reduktionsstufen und Reduktionslagen zur Sprache kommt.
§ 7. In jeder nicht zu unregelmäßigen primären oder durch Reduktion regelmäßig
gemachten Tafel findet man Folgendes.
Die kleinsten z finden sich nach den beiden Grenzen der Tafel zu, wonach, wie
schon früher berührt, die kleinsten und größten a am seltensten vorkommen, die
größten z aber im allgemeinen in einem mittleren Teile der Tafel. Das Maximal-z fällt
auf ein gewisses a in diesem mittleren Teile, von wo nach beiden Seiten die z nach
den Extremen hin kontinuierlich, wenn auch bei ungenügender Reduktion hier und da
noch durch Unregelmäßigkeiten unterbrochen, abnehmen. Den Wert a einer nicht zu
unregelmäßigen primären oder reduzierten Verteilungstafel, auf den das Maximal-
z fällt, nenne ich den dichtesten Wert der Tafel oder auch empirisch dichtesten Wert
des Gegenstandes, welcher sich freilich nur als Annäherung an den ideal dichtesten
Wert betrachten läßt, den man bei unendlich großem m und unendlich
kleinem i erhalten würde, was aber nicht minder vom A der Tafel gilt, doch schon als
solche Annäherung besondere Beachtung verdient und die Unterlage zu einer
genaueren Annäherung durch Rechnung in später zu betrachtender Weise bietet. Sei
er empirisch oder ideal, in dieser oder jener Annäherung gefaßt, bezeichne ich ihn
allgemein mit D.
Man könnte glauben, daß der dichteste Wert wesentlich, also aus sehr großem,
streng genommen unendlichem m und bei sehr kleinem, streng genommen unendlich
kleinem i,bestimmt, mit dem arithmetischen Mittel zusammenfallen würde, und in
der Tat weichen bei der Mehrzahl der K.-G. beide nach Bestimmung aus
großem m und kleinem i wenig genug von einander ab, daß man geneigt sein kann
und bisher in der Tat dafür gehalten hat, daß die noch übrige Abweichung bloß eine
Sache unausgeglichener Zufälligkeit sei. Es wird aber eins der wichtigsten Resultate
der folgenden Untersuchung sein, daß eine wesentliche Abweichung zwischen
arithmetischem Mittel und dichtestem Werte vielmehr der allgemeine Fall ist, der Art,
daß Größe und Richtung dieser Abweichung selbst charakteristisch für verschiedene
K.-G. sind. Insofern nun auch die Abweichungen bezüglich beider Werte
verschiedene Verhältnisse einhalten, ist der empirisch dichteste Wert D als ein vom
arithmetischen Mittel A derselben Tafel zu unterscheidender, wichtiger Hauptwert d.
i. Ausgangswert von Kollektivabweichungen anzuerkennen.
Zu beiden vorigen Hauptwerten A, D aber tritt noch ein von beiden vorigen zu
unterscheidender, dritter, den ich als Zentralwert oder Wertmitte mit C bezeichnen
werde, d. i. der Wert von a, der eben so viele größere a über sich als kleinere unter
sich hat und in dieser Einsicht die Reihe der a mitten durchteilt. Auf dasselbe kommt
es heraus, wenn man sagt, es sei der Wert, bezüglich dessen die Zahl der positiven
Abweichungen gleich der Zahl der negativen ist. Vom arithmetischen Mittel
unterscheidet er sich durch die beiden Bestimmungen, daß, während bezüglich A die
Summe der beiderseitigen Abweichungen gleich ist, hingegen bezüglich C die Zahl
der beiderseitigen Abweichungen gleich ist, und daß, während bez. A die Summe der
Quadrate der Abweichungen ein Minimum, d. i. kleiner als bez. irgend eines anderen
Ausgangswertes ist, hiergegen bez. C die Summe der einfachen Abweichungen (die
negativen dabei nach absolutem Werte gerechnet) in demselben Sinne ein Minimum
ist 2). Mit dem Zutritte dieses dritten Hauptwertes zu den beiden vorigen eröffnen
sich nun abermals neue charakteristische Beziehungen für die K.-G. von welchen zu
sprechen sein wird.
Außer den genannten drei Hauptwerten können noch andere, aus der
Verteilungstafel mathematisch ableitbare als Ausgangswerte von Abweichungen und
hiermit als Hauptwerte dienen und teils unabhängig von den vorigen betrachtet, teils
mit denselben in Beziehung gesetzt werden; doch sind jedenfalls die vorigen die
wichtigsten, und ich bleibe zunächst dabei stehen. In einem späteren Kapitel (Kap. X)
jedoch werde ich nebensächlich noch drei andere Hauptwerte als Scheidewert R,
schwersten Wert T und Abweichungsschwerwert Fberücksichtigen, welche jedenfalls
ein mathematisches Interesse darbieten.
§ 8. Ein Tier ist seinem inneren Baue nach charakterisiert durch Gehirn, Herz,
Magen, Leber u.s.w., die Größe und Lage dieser Organe gegen einander, die
zuführenden und abführenden Wege dazu. So ist ein K.-G. seiner inneren
quantitativen Bestimmtheit nach charakterisiert durch arithmetisches Mittel,
Zentralwert, dichtesten Wert und sonst etwa zuzuziehende Hauptwerte, die Größe und
Lage dieser Hauptwerte gegen einander und die Abweichungen davon; und diese
Werte stehen nicht minder in mathematischem als jene Organe in organischem
Zusammenhange. Ein K.-G. bildet so zu sagen einen mathematischen Organismus,
welcher einer Zergliederung fähig ist, auf die im Folgenden einzugehen sein wird.
Und wenn damit nicht gesagt ist, daß jeder Gegenstand auf die Durchführung einer
solchen Zergliederung Anspruch zu machen hat, so hat sich jedenfalls eine
allgemeine Kollektionsmaßlehre mit den allgemeinen Gesichtspunkten derselben zu
beschäftigen.
Zum Voraus läßt sich dabei bemerken, daß allerdings unter einer gewissen
Voraussetzung die beiden Hauptwerte D und C mit A und mithin alle drei unter
einander zusammenfallen würden, unter der Voraussetzung nämlich, daß die
beiderseitigen Abweichungen bez. A eine symmetrische Wahrscheinlichkeit besäßen,
also mit wachsendem m sich in der Art einer symmetrischen Verteilung (in obigem
Sinne) näherten, daß man bei unendlichem m eine solche als erreicht ansehen könnte.
Aber es wird sich zeigen, daß man für K.-G. vielmehr eine asymmetrische
Wahrscheinlichkeit der Abweichungen bez. A vorauszusetzen hat, welcher gemäß
man bei wachsendem m sich nicht einer symmetrischen Verteilung, sondern einer auf
ein gewisses Gesetz zu bringenden, wesentlich asymmetrischen Verteilung nähert. Ja
es läßt sich abgesehen von dem nur als Ausnahme anzusehenden wesentlichen
Zusammenfallen von D und C mit A überhaupt kein Wert für K.-G. finden, bez.
dessen eine symmetrische Wahrscheinlichkeit der Abweichungen nach beiden Seiten
statt fände.
Wenn man nun bisher bei Behandlung der K.- G. bloß auf A, die Abweichungen
davon und etwa die Extreme Rücksicht genommen, so sieht man nicht nur schon aus
Vorigem, daß ganz wichtige charakteristische Verhältnisse und Unterschiede der
Gegenstände dabei außer Acht fallen, sondern es wird sich auch zeigen, daß ein
allgemeines Verteilungsgesetz der Exemplare von K.-G. gar nicht durch diese
beschränkte Behandlungsweise zu gewinnen ist.
Sie hat aber unstreitig darin ihren Grund, daß man die leitenden Gesichtspunkte der
physikalischen und astronomischen Maßlehre auf die Kollektivmaßlehre übertragen
hat, ohne zwei wesentliche Unterschiede, die zwischen beiden bestehen, zu
berücksichtigen, wodurch jene beschränkte Behandlungsweise für erstere Lehre eben
so motiviert, als für letztere verwehrt ist. Für erstere hat der arithmetische
Mittelwert A der Beobachtungswerte des seinem Maße nach zu bestimmenden
einzelnen Gegenstandes mit den Abweichungen von A, d. i. Beobachtungsfehlern, die
dominierende, ja im Grunde allein zählende, Bedeutung, da man nach Gründen, die
den Fach-Mathematikern und Physikern bekannt sind, in dem Werte, bezüglich
dessen die Summe der Quadrate der Abweichungen, d. i. Fehler, die kleinstmögliche
ist, dem arithmetischen Mittel, zugleich den Wert sieht, welcher dem wahren Werte,
um dessen Bestimmung es zu tun ist, mit überwiegender Wahrscheinlichkeit am
nächsten kommt, in den Abweichungen davon aber ein Mittel findet, die Größe zu
bestimmen, um welche der wahre Wert doch noch mit gegebener Wahrscheinlichkeit
nach einer oder der anderen Seite verfehlt wird. Warum sich also in dieser Lehre noch
um andere Hauptwerte kümmern, die und deren Abweichungen zur Erfüllung der
Aufgabe dieser Lehre nichts helfen! Also ist auch weder von einem dichtesten Werte,
noch Zentralwerte in der astronomischen und physikalischen Maßlehre die Rede,
ungeachtet die verschiedenen Beobachtungswerte eines und desselben Gegenstandes
in ihr, als a gefaßt, an sich ebenso gut zur Ableitung eines Dund C Anlaß geben
könnten; als die verschiedenen Exemplare eines K.-G. Aber es wäre müßig, eine
Sonderbetrachtung derselben zuzuziehen, und geschieht jedenfalls nicht.
Für die Kollektivmaßlehre aber hat der Gesichtspunkt, welcher in der
physikalischen und astronomischen Maßlehre den arithmetischen Mittelwert mit den
Abweichungen davon prinzipiell bevorzugen läßt, gar keine Bedeutung. Alle
Exemplare eines K.-G., mögen sie noch so weit vom arithmetischen Mittelwerte oder
irgend einem anderen Hauptwerte abweichen, sind gleich wirklich und wahr, und eine
vorzugsweise Berücksichtigung des einen vor dem anderen aus einem für alle gleich
nichtigen Gesichtspunkte hat natürlich keinen Sinn. Hiergegen hat jeder andere
Hauptwert nach anderer Beziehung seine charakteristische und zum Teil selbst
praktische Bedeutung für einen K.-G., wodurch er zur Unterscheidung desselben von
anderen Gegenständen beiträgt.
Zweitens aber unterscheiden sich nach der in der physikalischen und
astronomischen Maßlehre freilich vielmehr postulierten oder vorausgesetzten als
zweifelsfrei erwiesenen, symmetrischen Wahrscheinlichkeit der Beobachtungsfehler
bez. des arithmetischen Beobachtungsmittels bei guter Beobachtung die drei
Hauptwerte nicht wesentlich, sondern nur durch unausgeglichene Zufälligkeiten von
einander, so daß man in dem wegen des angegebenen Umstandes vorzuziehenden
arithmetischen Mittel der Beobachtungswerte zugleich die wahrscheinlichsten Werte
der anderen Hauptwerte mittrifft, wogegen für die K.-G. bemerktermaßen eine
asymmetrische Wahrscheinlichkeit der Abweichungen bez. des arithmetischen Mittels
als der allgemeine Fall anzusehen ist, wonach auch die verschiedenen Hauptwerte
wesentlich auseinanderfallen.
Übrigens kann es sogar noch fraglich erscheinen, ob man mit jenem Postulat bei
den Beobachtungsfehlern wirklich ganz im Rechte ist, eine Frage, die uns zwar hier
nicht wesentlich angeht, doch später in einem besonderen Kapitel 3) berücksichtigt
werden wird.
3 ) [Mit
.Rücksicht auf diese Frage wird im zweiten Teile, Kap. XXVIII, die
Asymmetrie von Fehlerreihen untersucht.]
Kehren wir aber jetzt zu den für die Kollektivmaßlehre wesentlichen Verhältnissen
zurück.
§ 9. Unter Elementen oder Bestimmungsstücken eines K.-G. werde ich bei der
Analyse eines solchen überhaupt folgende Werte unter folgenden, zum Teil schon
früher gebrauchten, Bezeichnungen verstehen.
1) Die allgemein mit m bezeichnete Gesamtzahl der Exemplare a einer in Betracht
gezogenen Verteilungstafel.
2) Die allgemein mit H bezeichneten Hauptwerte oder Ausgangswerte von
Abweichungen, wovon bemerktermaßen der arithmetische Mittelwert A, der
Zentralwert C und dichteste Wert D die wichtigsten sind. Da der Zentralwert
allgemein zwischen A und D zu suchen ist, wie später zu zeigen, so werden die
vorigen drei Hauptwerte künftig allgemein in der Ordnung A, C, D von mir
aufgeführt werden. Hierzu noch einige, nebensächlich zu berücksichtigende
Hauptwerte, welche im X. Kapitel besprochen werden.
Der arithmetische Mittelwert wird, aus den a einer primären Tafel bestimmt,
mit A1 , aus denen einer reduzierten bestimmt, mit A2 bezeichnet werden;
entsprechend mit C. Bei D ist kein solcher Unterschied gemacht, weil er wegen der
Unregelmäßigkeiten der zu Gebote stehenden primären Tafeln überall bloß aus
reduzierten Tafeln hat abgeleitet werden können, hiermit überall mit D2 zu
bezeichnen wäre. Hiergegen ist. nach der Herleitungsweise ein Unterschied
dazwischen zu machen. Nach dem von mir so genannten Proportionsverfahren,
welchem ich das meiste Zutrauen schenke, abgeleitet, bezeichne ich ihn mit Dp , nach
dem weniger sicheren Interpolationsverfahren abgeleitet, mit Di . Von dem
Unterschiede beider Verfahrungsweisen wird weiterhin die Rede sein.
Alle Werte, welche auf die positive Seite des Hauptwertes, zu dem sie in Beziehung
stehen, fallen, bezeichne ich mit einem Strichelchen oben, alle, welche auf die
negative Seite fallen, mit einem Strichelchen unten, indes ich bei solchen, welche
sich unterschiedslos auf beide Seiten beziehen, die Strichelchen ganz weglasse,
wonach a' einen Wert a bezeichnet, welcher H übersteigt, a, einen solchen, welcher
von H überstiegen wird.
Unter Q verstehe ich allgemein Abweichungen von irgend einem
Hauptwerte H; unter Q¢ = a' - H also eine positive, unter Q,= a,- H eine negative,
wenn der negative Charakter von Q, beibehalten werden soll; da aber allgemein die
negativen Abweichungen nach ihrem absoluten Werte, wie positive, zu verrechnen
sein werden, ist vielmehr zu setzen Q,= H - a,.Hiernach ist mit åQ’= å(a´- H) die
Summe der positiven Abweichungen, mit åQ,= å(H- a,) die der negativen
Abweichungen nach absolutem Werte, mit åQ = åQ’+ åQ,die Gesamtsumme der
Abweichungen bez. H bezeichnet.
3) Die Hauptabweichungszahlen d.i. die Zahl der Abweichungen Q von gegebenen
Hauptwerten H, welche natürlich mit der Zahl der abweichenden
Werte a zusammenfällt, also der Gesamtzahl nach unabhängig von der Natur der
Hauptwerte gleich m ist, wogegen die Zahl der positiven und
negativen Q insbesondere sich mit der Natur der Hauptwerte ändert und als positive
allgemein mit m', als negative mit m,bezeichnet werden. Von m’und m,sind dann die
Unterschiede ± (m' - m,) und die Verhältnisse m' : m,und m,: m' abhängig, welche
statt m’und m,angeführt werden können, sofern aus ihnen unter Zuziehung von m die
Werte von m' und m,folgen (s. unten).
4) Die Hauptabweichungssummen und. daraus folgenden mittleren Abweichungen,
d. i. Summen der Abweichungen, dividiert durch die Zahl derselben. Die Totalsumme
der Abweichungen nach beiden Seiten zusammen, nach absolutem Werte, wie wir sie
immer fassen, drückt sich durch åQ aus, nach beiden Seiten einzeln, insbesondere
durch åQ' und åQ,, so daß åQ = åQ' + åQ,. Davon abhängig sind dann die
einfachen mittleren Abweichungen oder mittleren Abweichungen schlechthin 4):
Die Totalsummen der Abweichungen åQ bleiben sich nicht wie die Totalzahlen m je
nach den Hauptwerten gleich, sondern ändern sich nicht minder als die einseitigen
Summen je nach dem Hauptwerte.
zurückkommt; sondern dies ist nur der Fall, wenn man bei der Mittelziehung
aus e' und e,die Gewichte berücksichtigt, welche ihnen vermöge des m’ und m,,
woraus sie erhalten sind, zukommen, hiernach setzt:
und .
Nur bei sehr kleinem m unterscheiden sich jedoch die korrigierten Werte erheblich
von den unkorrigierten, und da wir im allgemeinen mit großem m, wogegen 1
merklich verschwindet, zu tun haben, begnüge ich mich in Aufführung der Elemente
allgemein mit Angabe der gemeinen, d. i. unkorrigierten Werte åQ, e, woraus sich
mit Zuziehung des stets bekannten mdie korrigierten Werte leicht finden lassen, wenn
es darum zu tun ist. Eine entsprechende Bemerkung wird unstreitig für die
Abweichungssummen und mittleren Abweichungen bez. anderer Hauptwerte
als A gelten, wenn schon die direkte Untersuchung in dieser Hinsicht sich bisher bloß
auf die Abweichungen von A erstreckt hat. Es ist aber um so weniger Anlaß bei
Anführung und Verwertung der bei einem gegebenen endlichen m erhaltenen
Elemente die korrigierten Werte zu bevorzugen; als nicht nur die
Abweichungssummen und mittleren Abweichungen bez. der verschiedenen
Hauptwerte, sondern auch die Abweichungen der Hauptwerte selbst von einander
unter dem Einflusse desselben endlichen m stehen, die Verhältnisse derselben sich
also nicht durch die gemeinsame Korrektion ändern würden. Bei Untersuchung der
Verteilungsgesetze aber hat es uns vielmehr auf diese Verhältnisse als auf absolute
Werte anzukommen. Wo man aber doch auf solche gehen will, hat bezüglich
Korrektion der einseitigen Werte åQ', åQ, und e', e,die Anmerkung statt zu finden,
daß sie nicht respektive durch und , sondern wie die
von åQ und e durch
zu geschehen hat, weil man sonst durch Addition der korrigierten Werte åQ', åQ,die
korrigierte Summe åQ nicht wiederfinden würde. Auch liegt dabei der rationelle
Gesichtspunkt unter, daß die Abweichungssummen jeder Seite als Glieder der totalen
Abweichungssumme von der Größe ihres m gemeinsam influiert werden müssen.
die Korrektion wegen des endlichen m bestimmt; wonach die erstere durch
Multiplikation mit m : (m - l ), die letztere übereinstimmend mit unserer Korrektion
des einfachen Mittelfehlers durch geschieht. Die theoretische Ableitung und
empirische Bewährung unserer Korrektion von åQ und e aber ist von mir in den
Berichten der Kgl. Sächsischen Gesellschaft, Math.-Phys. Klasse, Bd. XIII, 1861, S.
57 f. geschehen, und da die Bewährung mit entschiedenem Erfolge an
Kollektivabweichungen geführt ist, kann sie als zweifelsfrei für solche gelten.
.
Statt für beide Seiten gemeinschaftlich, können diese Werte eben so wie die. einfache
mittlere Abweichung e für beide Seiten besonders bestimmt und wegen des
endlichen m korrigiert werden, worauf ich hier nicht eingehe, indem ich das, was
darüber zu sagen, noch auf das Nachtragskapitel über das GAUSS'sche Gesetz (Kap.
XVII) verspare, nach welchem diese Werte bestimmte Beziehungen unter einander
haben, welche eine Ableitung derselben aus einander gestatten, was ersparen wird, sie
nach Aufführung von e unter den Elementen noch besonders aufzuführen.
6) Die extremen Werte a der Tafel, d. i. das kleinste und größte a der Tafel, ersteres
als E', letzteres als E,zu bezeichnen. Nach der hergebrachten Einrichtung der Tafel
aber steht das dem Werte nach höhere Extrem zu unterst, das niederere zu oberst.
§ 10. Wenn zwei Werte a, b in folgender Weise durch runde Klammern verbunden
sind, wie a(b ), so ist dieser Ausdruck gleichgeltend mit ab , d. i. Produkt
von a und b, wenn sie aber durch eckige Klammern in folgender Weise verbunden
sind: a[ß] , so bedeutet dies nicht, daß a mit b multipliziert werden soll, sondern
daß a Funktion von b ist; also z. B. Q [A] bezeichnet eine Abweichung von A, Q[C]
eine solche von C u. s. w., m[A] die Gesamtzahl der Abweichungen bez. A; m[C] die
damit gleiche bez. C u. s. f..
Da aber bei dem vorzugsweise häufigen Gebrauche der Hauptwerte A und D die
darauf bezüglichen Ausdrücke und Formeln durch solche Zufügung unbequem und
unbehilflich werden würden, ziehe ich es im allgemeinen vor, für Q, m, e je nach
ihrer Abhängigkeit von A oder D gleich verschiedene einfache Bezeichnungen zu
setzen, und zwar wird dies durch folgende, unter den betreffenden Hauptwerten
stehende Bezeichnungen geschehen, welche ohne Strichelchen sich unterschiedslos
auf die beiderseitigen Abweichungen beziehen, je nachdem sie aber der positiven
oder negativen Seite besonders angehören, noch mit einem Strichelchen oben oder
unten zu versehen sind:
A D
Q D ¶
m m m
e h E
.
Für die mehrfach in Betracht zu ziehenden Abweichungen des oberen und unteren
Extremes vom arithmetischen Mittel nach absolutem Werte dienen die
Bezeichnungen:
U' = E' - A und U,= A - E,.
Anstatt die Gesamtzahl der Abweichungen, sei es nach beiden Seiten oder nach
jeder Seite insbesondere, in Betracht zu ziehen, werden wir auch Anlaß finden, sie
vom Hauptwerte aus nur bis zu gewissen Grenzen oder zwischen gegebenen
Grenzen, sei es ihrem absoluten Werte oder ihrem Verhältnisse zu m, m' oder m,nach,
in Betracht zu ziehen, was unter Gebrauch der Zeichen F und j später (im V. Kap.)
besonders besprochen wird.
In gewohnter Weise ist in den Tafeln von den kleinen Maßen a nach den größeren,
also nach der natürlichen Lage des Blattes vor den Augen von dem oberen nach dem
unteren Teile der Tafel fortgeschritten, was freilich in Konflikt damit kommt, daß
man kleinere Werte als niedere, untere; größere als höhere, obere Werte faßt. Man
muß also nach dem Zusammenhange oder ausdrücklicher Angabe entscheiden, ob die
Ausdrücke "höhere", "niedrigere"; "obere", "untere Werte" auf die Lage der Tafel
oder das Größenverhältnis der Werte bezogen sind. Zur Vermeidung dieses etwas
lästigen formellen Konfliktes würde es künftig besser sein, die Verteilungstafeln mit
dem größten Werte a anfangen zu lassen; aber nachdem ich durch den früheren
größeren Teil meiner Untersuchungen der üblichen Aufstellungsweise gefolgt war,
konnte ich es nicht mehr ändern, ohne meine Tafeln umzubauen und Gefahr zu
laufen, mich selbst zu verwirren. Die Strichelchen oben und unten an den Werten
beziehen sich jedenfalls auf das Größenverhältnis der Werte, nicht ihr
Lagenverhältnis in der Tafel.
Hiernach ist noch die Bedeutung und Bezeichnungsweise folgender Ausdrücke zu
besprechen, welche in unseren Untersuchungen eine wesentliche Rolle spielen.
Unter Vorzahl, Vorsumme verstehe ich respektive die Zahl å z und
Summe å a der a, welche einem gegebenen Werte a der Tafel in Größe vorangehen,
unter Nachzahl, Nachsumme die, welche einem gegebenen Werte a der Tafel in
Größe folgen. Natürlich ändern sich diese Zahlen und Summen mit den Werten a der
Tafel, denen sie vorangehen und folgen, und zur Verhütung von Weitläufigkeiten
führe ich auch hier für die Fälle, welche es in den Anwendungen vorzugsweise zu
berücksichtigen gilt, besondere Bezeichnungen ein. Allgemein mögen mit v, V, n,
N die Vorzahl, Vorsumme, Nachzahl, Nachsumme bezüglich irgend eines in Betracht
kommenden Anfangs-a und Schluss-a einer gegebenen Tafelverteilung bezeichnet
werden, unter v, V,n,N die betreffenden Werte bezüglich des a, dem das
größte z zukommt, d. i. des empirisch dichtesten Wertes D,
unter vi,Vi, ni,Ni, bezüglich eines a,dessen Umkreisintervall zur scharfen
Bestimmung der Elemente in später anzugebender Weise zu interpolieren ist, der
übrigens in den meisten Fällen mit dem vorigen, dem dichtesten Werte
zusammenfällt, wo dann auch die Bezeichnung durch den Index wegfallen kann.
§ 11. Endlich noch folgende Bemerkung. Es wird Anlaß sein, eine arithmetische
und eine logarithmische Behandlung der K.-G. zu unterscheiden, von welchen erstere
für solche Gegenstände in Anwendung kommt, deren mittlere Abweichungen
bezüglich ihrer Hauptwerte nur klein sind, die andere für solche, wo sie
verhältnismäßig dazu groß sind. Ersteres ist nicht nur der, bei weitem häufigere und
daher in größerer Ausdehnung als der zweite zu berücksichtigende, sondern auch
einfacher zu behandelnde Fall, und alle Bestimmungen und Bezeichnungen dieses
Kapitels sind zunächst auf diesen Fall zu beziehen; doch würde ohne
Mitberücksichtigung des zweiten Falles der ganzen Untersuchung die erforderliche
Allgemeinheit fehlen.
Der wesentliche Unterschied beider Behandlungsweisen ist dieser:
Bei der arithmetischen Behandlung werden die Abweichungen der einzelnen a von
ihren Hauptwerten im gewöhnlichen Sinne als arithmetische, d. i. als positive und
negative Unterschiede von ihren Hauptwerten gefaßt, und die Hauptwerte selbst
direkt nach angegebenen Regeln aus den a der Verteilungstafel bestimmt. Bei der
logarithmischen Behandlung werden die Abweichungen, mit denen man operiert, als
logarithmische gefaßt, d. h. als Unterschiede der Logarithmen der a von sog.
logarithmischen Hauptwerten, d. i. Hauptwerten, die nach ganz denselben Regeln aus
den log a, als die arithmetischen Hauptwerte aus den einfachen a abgeleitet werden.
Der Übergang von der arithmetischen zur logarithmischen Behandlung bringt manche
neuen Gesichtspunkte, Bestimmungen und Bezeichnungen mit, auf die jedoch erst
später einzugehen, nachdem sich Anlaß dargeboten haben wird, darauf Bezug zu
nehmen (s. insbesondere Kap. V (§ 36) und XXI).
Unter p wird in gewohnter Weise die LUDOLF'sche Zahl = 3,1415927, unter e die
Grundzahl der natürlichen Logarithmen = 2,7182818, unter Mod. = log. comm. e der
sog. Modulus des gemeinen logarithmischen Systemes = 0,4342945 verstanden;
wovon es, wegen des häufig davon zu machenden Gebrauches, nützlich sein kann,
die gemeinen Logarithmen anzuführen. Man hat:
log p = 0,4971499; log e = 0,4342945 ; log Mod. = 0,6377843 - 1.
Unter t, t ‘, t,respektiv werden respektiv die Werte:
verstanden. Unter t- Tabelle eine im Anhang, § 183, folgende Tabelle, welche die
zu t in Bezug stehenden, im V. Kapitel zu besprechenden Werte F im Sinne des
GAUSS'schen Gesetzes zufälliger Abweichungen angibt. Da der Wert exp
[- t2] 7) von häufiger Anwendung und etwas komplizierter Berechnung ist, so mag
hier die Berechnung seines Logarithmus angegeben werden, woraus er selbst
unmittelbar ableitbar ist.
Um log exp [- t²] = log 1 : exp [t2] zu finden, addiere 2 log t zu 0,63778 - 1 (d. i. zu
log Mod.), suche dazu in den Logarithmentafeln die Zahl und nimm sie negativ, so
hast du darin den verlangten Logarithmus 8), aber in einer von der gebräuchlichen
abweichenden und für die Anwendung der Logarithmentafeln zur Ableitung von exp
[- t²] selbst daraus ungeeigneten Form. Um ihn in der dazu brauchbaren Form zu
erhalten, ziehe seinen absoluten Wert von der um 1 höheren ganzen Zahl ab und füge
diese der Differenz hinten mit dem Zeichen - zu. So, wenn log exp[-t²] = - 0,25 oder -
1,25 oder - 2,25 gefunden wäre, würde man dafür zu setzen haben resp. 0,75 - 1; oder
0,75 - 2 oder 0,75 - 3 u. s. f.
8) In
der Tat, der Logarithmus von exp [t²] ist gleich t² log e, mithin der Log. von l :
exp [t²] gleich dem negativ genommenen Logarithmus von exp [t²].
1) [Dr. Boyd's Tables of the weights of the human body and internal organs.
Philosophical Transactions of the Royal Society of London; 1861.]
II. Botanisches.
Von mir selbst gemessene Roggenähren (Secale cereale) von demselben Standorte
und Jahrgange, 217 sechsgliedrige (abgesehen von der Fruchtähre) und 138
fünfgliedrige; jedes der Glieder besonders gemessen und teils als besonderer K.-G.
behandelt, teils nach seiner Beziehung zu den übrigen Gliedern in Betracht
genommen.
III. Meteorologisches.
a) Thermische und barometrische Tages- und Monatswerte oder Abweichungen in
dem unter § 19 und 20 näher zu besprechenden Sinne. Darunter gehören die von
QUETELET in seinen Lettres sur la prob. verzeichneten, folgends unter § 21 zu
besprechenden, 10 jährigen sog. "variations diurnes" mit einem m von 282 bis 310;
hierzu eigene Zusammenstellungen thermischer und barometrischer Tageswerte nach
Beobachtungen auf dem Peissenberge durch eine längere Reihe von Jahren, und von
thermischen Monatsabweichungen nach DOVE'schen Abhandlungen.
b) Tägliche Höhen gefallenen Wassers für Genf durch viele Jahre, ans der
Bibliothèque universelle de Genève (Archives des sciences physiques et naturelles)
von mir zusammengestellt.
IV. Artistisches.
a) Visitenkarten und Adresskarten von Kaufleuten und Fabrikanten, von mir selbst
nach Länge und Breite besonders gemessen.
b) Dimensionen, Höhe h und Breite b, von Galleriegemälden (im Lichten des
Rahmens) ans den Katalogen der Sammlungen unter Reduktion auf dieselbe
Maßeinheit für Genrebilder, Landschaften, Stillleben von mir besonders bestimmt;
dabei der Fall unterschieden, wo b > h und wo h > b.
Dies nur zur vorläufigen Übersicht; spezieller wird auf vorstehendes Material unter
besonderen Kapiteln des zweiten Teiles einzugehen, wo die hier noch zu
vermissenden näheren Angaben darüber zu finden, sowie darauf zu verweisen sein,
wenn schon im vorliegenden ersten Teile auf dies Material Bezug zu nehmen ist.
Man kann bemerken, daß unter vorigen Gegenständen solche vorkommen, mit
denen sich zu beschäftigen kein oder nur ein geringes sachliches Interesse vorhanden
ist. Aber der Gesichtspunkt eines sachlichen Interesses daran ist überhaupt hier nicht
maßgebend für ihre Wahl und Behandlung gewesen; sondern eben nur ihre
Benutzbarkeit als Unterlage für unsere Untersuchung, in welcher Hinsicht manche
unbedeutend scheinende Gegenstände, als wie die Dimensionen der Galleriegemälde
und die täglichen Regenhöhen wichtig geworden sind.
Insoweit aber ein sachliches Interesse an den Gegenständen vorlag, darf man aus
demselben Grunde nicht erwarten, die Behandlung derselben in diesem Interesse hier
erschöpft zu finden, wenn schon so manche Resultate, die in dasselbe hineintreten,
von selbst als Nebenprodukte der Behandlung abfallen werden. Jeder der genannten
Gegenstände könnte zu einer monographischen Behandlung Anlaß geben; aber ein
wie großes Werk würden nur die Rekrutenmaße erfordern, sollte eine vergleichende
Darstellung und Diskussion derselben für die verschiedenen Länder und in denselben
Ländern für die verschiedenen Jahrgänge oder eine solche für die
Schädeldimensionen der verschiedenen Rassen oder für die Gliederungsverhältnisse
der verschiedenen Gramineen durchgeführt werden! An Durchführungen dieser Art
ist hier nicht zu denken. Dagegen macht das, was hier an Beispielen aus
verschiedenen Gebieten erläutert und bewiesen wird, allerdings Anspruch, bei jeder
ausgedehnteren Behandlung derselben Gebiete Anwendung und Berücksichtigung zu
finden.2 )
2) [Anmerkung: Den Angaben dieses Kapitels ist hinzuzufügen, daß eine teilweise
Neubeschaffung des Untersuchungsmaterials nötig war, da außer Bruchteilen der
Rekrutenmaße und der Maße der Roggenhalme von keinem der bezeichneten K.-G.
Urlisten oder primäre Verteilungstafeln sich vorfanden. Zwar wurde, soweit es
tunlich war, das Untersuchungsmaterial aus den angegebenen Quellen ergänzt;
insbesondere wurden Maße für Galleriegemälde den Katalogen der alten Pinakothek
zu München und der Gemäldegallerie zu Darmstadt; für die täglichen Regenhöhen
von Genf den Archives des sciences physiques et naturelles der Bibliothèque
universelle entnommen (s. Kap. XXI, sowie XXVI und XXVII). Aber an Stelle der
Beobachtungen thermischer und barometrischer Tageswerte auf dem Peissenberge
dienten entsprechende Werte, die für Utrecht im Niederländischen Jahrbuche für
Meteorologie publiziert sind (s. Kap. XXIII und XXVII). Den Ersatz für die
Schädelmaße schließlich (s. Kap. VII und XXII) verdanke ich Herrn Prof.
WELCKER, der die Güte hatte, mir die Maße von rund 500 europäischen
Männerschädeln zu übermitteln.]
Dabei ist nicht zu behaupten, daß, wenn wir die Rekruten des Proletariats wirklich
ebenso für sich vor uns hätten als die der wohlhabenden Klassen in den Studenten,
sich unsere fundamentalen Verteilungsgesetze ebenso gut bei jenen als bei diesen
bestätigen würden, weil das Proletariat selbst noch ein weiter Begriff ist, welcher der
Spezialisierung nach verschiedenen Richtungen fähig ist, und nicht apriori zu
versichern ist, daß seine Spezialitäten im obigen Sinne einstimmig sind. Ja von
vornherein würde dasselbe ebenso wenig von den durch die Studenten vertretenen
wohlhabenden Klassen zu behaupten sein; aber da die Erfahrung selbst lehrt, daß die
Spezialisierung in den Studentenmaßen weit genug getrieben ist, um eine Bestätigung
der betreffenden Gesetze zu gestatten, so weit es überhaupt wegen unausgeglichener
Zufälligkeiten möglich ist, so dürfen wir uns auch dabei beruhigen, wogegen wir hier
wie dort die Spezialisierung noch weiter zu treiben hätten, wenn sie nicht genügte.
Auch kann recht wohl zugestanden werden, daß, wenn wir nur das m der
Studentenrekrutenmaße recht vergrößerten und dann nach verschiedenen
Gesichtspunkten, z. B. je nach der Herkunft aus Dörfern oder Städten oder aus
verschiedenen Jahrgängen oder verschiedenen Ständen in Abteilungen sonderten, die
noch ein, hinreichendes m hätten, um feine Unterschiede der wesentlichen Elemente
mit Sicherheit entdecken zu können, es an solchen nicht fehlen würde, welche einer
vollkommenen Einstimmigkeit zuwiderlaufen; und es hindert nichts, eine Aufgabe
der Untersuchung daraus zu machen.
Aber wenn diese Unterschiede nur klein sind, und die mancherlei Abteilungen, die
man nach den verschiedensten Gesichtspunkten machen kann, hiermit die
Unterschiede zwischen den Elementen selbst, mit dem Charakter der Zufälligkeit
variieren, so läßt sich nicht nur vernünftigerweise voraussetzen, sondern lehrt die
Tatsache selbst, daß die betreffenden Unterschiede der Elemente in den
unvermeidlichen unausgeglichenen Zufälligkeiten ununterscheidbar mit aufgehen
und der Bewährung der fundamentalen Gesetze kein wesentliches Hindernis
entgegensetzen.
§ 16. Um so weniger aber darf man in den Abweichungen, welche die
Verteilungsverhältnisse zu weit gefaßter und dadurch zwiespältiger K.-G. von den
fundamentalen Gesetzen zeigen, einen Widerspruch gegen diese Gesetze sehen, als es
prinzipiell hinreicht, die Mischungsverhältnisse und wesentlichen Elemente der
komponierenden Gegenstände eines zwiespältigen Gegenstandes zu kennen, um nach
den fundamentalen Gesetzen selbst die Verteilungsverhältnisse des
zusammengesetzten Gegenstandes zu berechnen, so daß sie also auch in dieser
Hinsicht ihre allgemeine Gültigkeit behaupten.
Allgemein folgt aus Vorstehendem, daß wir uns bei Feststellung und Prüfung der
fundamentalsten Verteilungsgesetze nicht nur hüten müssen, die nach verschiedensten
Richtungen auseinander weichenden Verteilungsresultate zu weit gefaßter, untriftig
gemischter Gegenstände gegen die Allgemeingültigkeit der für hinreichend eng
gefaßte, einheitliche Gegenstände in Anspruch genommenen Gesetze geltend zu
machen, sondern auch bei der Wahl zwischen den Resultaten einer weiteren und
engeren Fassung, unter sonst gleichen Umständen, die der engeren für die
Konstatierung der fundamentalen Gesetze vorzuziehen haben. Den vorigen
Betrachtungen ordnen sich wesentlich die folgenden unter.
Die Herkunft der Exemplare eines K.-G. aus verschiedenen Räumen oder Zeiten
oder beiden zugleich führt leicht nicht nur qualitative, sondern auch quantitative
Verschiedenheiten derselben mit sich, was eine besondere Beachtung insofern
verdient, als man, um ein hinreichend großes m für eine erfolgreiche Untersuchung
zu erlangen, sich meist veranlaßt oder genötigt findet, den K.-G. aus Exemplaren
zusammenzusetzen, welche verschiedenen Räumen oder Zeiten angehören, ja ganz
demselben Raume und derselben Zeit können sie überhaupt nicht angehören. In
dieser Beziehung findet nun ein Konflikt statt. Die Exemplare aus sehr von einander
entlegenen oder sehr weiten Räumen und Zeiten zusammenzunehmen, setzt in
Gefahr, disparate Gegenstände zu vereinigen und hiermit die fundamentalen
Verteilungsverhältnisse zu verfehlen; die Exemplare aus zu engen Raum- und
Zeitgrenzen zusammenzunehmen, gibt den unausgeglichenen Zufälligkeiten zu
großen Spielraum, um wesentliche Bestimmungen überhaupt mit irgend welcher
Sicherheit abzuleiten. Die einzuhaltenden Grenzen in dieser Hinsicht aber lassen sich
nicht a priori ziehen, und schließlich muß der Erfolg selbst entscheiden, ob man mit
der angenommenen zeitlichen oder räumlichen Weite des Gegenstandes zu einer
befriedigenden Erfüllung der fundamentalen Verteilungsgesetze gelangt; wo nicht,
die Verengerung weiter treiben, und wenn man damit in zu kleine Werte von m hinein
kommt um Resultate von genügender Sicherheit zu erlangen, die Untersuchung bis
zur Erlangung einer größeren Anzahl von Exemplaren aufgeben. Im allgemeinen
dürfte dies jedenfalls das Praktischste sein.
§ 17. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen bei der Frage, ob ein Gegenstand
aus disparaten Komponenten zusammengesetzt ist, folgende zum Teil schon berührte
Verhältnisse der Verteilungstafeln.
In unseren Fundamentalgesetzen liegt begründet, daß die z kontinuierlich mit
den a bis zu einer gewissen Größe des a aufsteigen, bei weiter wachsendem a aber
ebenso kontinuierlich absteigen, so daß es ein Maximum der z in einem mittleren
Teile der Verteilungstafel (beim sog. dichtesten Werte) und zwei Minima respektive
beim Anfange und Ende der Tafel (bei den extremen a) gibt. Wenn man die a als
Abscissen, die z als die Ordinaten nimmt, kann man dadurch in bekannter Weise die
gesetzliche Verteilung graphisch darstellen und erhält damit eine Kurve, welche bei
klein genommenen i glatt bis zu einem Gipfel ansteigt und von da wieder absteigt.
Aber bei den von mir sogenannten primären, d. h. unmittelbar aus den Urlisten der
Maße abgeleiteten Tafeln wird man insgemein vom Anfange herein durch die ganze
Tafel ein unregelmäßiges Auf- und Absteigen der z bei kontinuierlichem Wachsen
der a, hiermit eine höckerige Beschaffenheit der Verteilungskurve finden; wozu die
primären Verteilungstafeln des VII. Kapitels hinreichende Beispiele gewähren. Die
allgemeinste, ja nie fehlende Ursache solcher Unregelmäßigkeiten nun liegt
jedenfalls in unausgeglichenen Zufälligkeiten, und die hiervon abhängigen Höcker
der Kurve schwinden durch eine hinreichend weit getriebene Reduktion der Tafel, d.
h. nach früher (§ 6) angegebener Erklärung, Zusammennahme der z für gleich
gehaltene Intervalle der a durch die ganze Tafel wie in Kapitel VIII auszuführen und
durch Beispiele reduzierter Tafeln zu belegen. Aber zum Teil kann die Ursache auch
darin liegen, daß K.-G. von disparater Beschaffenheit ihrer Hauptwerte sich gemischt
haben.
In der Tat läßt sich schon aus allgemeinem Gesichtspunkte übersehen, daß, wenn
wir z. B. die Maße von gleich viel Männern und Frauen, die im arithmetischen
Mittelwert wie dichtesten Wert sehr von einander abweichen, vermischen wollten,
dadurch wesentlich, d. i. abgesehen von unausgeglichenen Zufälligkeiten, ein Anlaß
zur Entstehung zweier Maximal-z mithin zweier dichtesten Werte entstehen würde, ja
es könnten durch Vermischung von noch mehr disparaten Gegenständen
Verteilungstafeln mit wesentlich noch mehr Maximal-zentstehen. Jedenfalls nun
eignen sich zur Prüfung der Fundamentalgesetze der Verteilung nur Verteilungstafeln
mit einem Maximal-z im Hauptbestande der Tafel, wogegen kleine
Unregelmäßigkeiten nach den Enden der Tafel zu ohne erhebliche Störung sind.
Liegen daher Verteilungstafeln vor, welche dieser Bedingung nicht entsprechen, so
sind sie zur Prüfung der Gesetze nur nach solcher Reduktion brauchbar, daß sie durch
hinreichende Ausgleichung der Zufälligkeiten derselben entsprechen, wonach sich die
betreffenden Gesetze an der reduzierten Tafel noch sehr wohl bestätigen können,
wenn die Mehrheit der Maximal-z im Hauptbestande der Tafel wirklich nur von
unausgeglichenen Zufälligkeiten abhing.
Jedoch ist nicht außer Acht zu lassen, daß, da durch die Reduktion einer
Verteilungstafel deren Intervalle vergrößert werden, mit den unausgeglichenen
Zufälligkeiten zugleich die, von disparater Beschaffenheit der Komponenten der
Tafel abhängige, Mehrheit der Maximal-z schwinden kann, wenn diese nämlich auf
einander nahe a fallen, welche gemeinsam in das durch die Reduktion vergrößerte
Intervall treten, hiermit ununterscheidbar werden, ja man braucht nur mit der
Reduktion und hiermit Vergrößerung der Intervalle beliebig weit zu gehen, um dies
sicher zu erreichen. Also wird zwar die Regel, die hinsichtlich der Verteilung zu
prüfende Tafel durch Reduktion auf bloß ein Maximal-z und einen von da nach
beiden Seiten absteigenden Gang der z zu reduzieren, beizubehalten sein, doch eine
etwaige Abweichung von den Fundamentalgesetzen dann immer noch
möglicherweise von einer disparaten Beschaffenheit der Komponenten der Tafel, die
sich durch die Reduktion verwischt hat, abhängen können; mithin auch in dieser
Beziehung nur die Untersuchung der Verteilung selbst entscheidend sein können.
§ 18. Jedoch wir sind mit unseren Requisiten noch nicht zu Ende. Gegenstände,
welche von Menschen mit Bezug auf gewisse Zwecke oder Ideen gestaltet sind, kurz
nennen wir sie artistische, unterliegen trotz der Absicht, die bei ihrer Entstehung
obgewaltet hat, doch hinsichtlich der Größenbestimmungen, welche dem Zufall noch
freien Raum lassen, den Kollektivmaßgesetzen; wenn aber Nebenrücksichten oder
Nebenzwecke die Freiheit des Zufalls durch Bevorzugung oder Ausschließung
einzelner Dimensionen wesentlich beschränken, so kann den Gesetzen auch
wesentlich Abbruch geschehen, was sich durch folgende Beispiele erläutert.
Visitenkarten, sowie die sog. Adreßkarten von Kaufleuten und Fabrikanten sieht
man auf das Mannigfaltigste nach Länge wie Breite variiert, und ich glaubte anfangs,
ein vorzügliches Objekt zur Prüfung unserer Gesetze darin zu haben, da sie sich in
großer Anzahl, sei es aus dem täglichen Verkehr, sei es aus den Musterbüchern ihrer
Verfertiger, worin sich Probeexemplare eingeklebt finden (deren ich viele von
verschiedenen Verfertigern zu Messungen benutzt habe), erhalten lassen und dabei
den Vorteil gewähren, daß man die Genauigkeit der Messung und Schätzung mehr als
bei vielen anderen Gegenständen in der Hand hat. Aber obwohl sie sich, sei es nach
Länge, sei es nach Breite gemessen, unseren Gesetzen keineswegs ganz entziehen,
bieten sie, doch nur eine sehr unvollkommene Bewährung derselben dar, wovon man
den Grund in folgenden Umständen suchen kann.
Bei aller Variation ihrer Dimensionen wird doch die Freiheit des Zufalls dadurch
eingeschränkt, daß die Verfertiger insgemein solche Dimensionen vorziehen, welche
gestatten, die Kartonbogen, aus denen die Karten geschnitten werden, möglichst
auszunutzen, d. h. so vollständig als möglich zu verbrauchen, dabei auch wohl
gewisse, besonders beliebte Verhältnisse zwischen Breite und Länge, insbesondere 2 :
3 oder 3 : 5 (Annäherungen an den goldenen Schnitt) einzuhalten; und in der Tat habe
ich mich bei den Messungen solcher Karten, die ich in den Musterbüchern einer
Mehrheit von Fabrikanten vorgenommen, überzeugt, daß bei jedem derselben
gewisse Dimensionen öfter vorkommen, als daß man es als zufällig ansehen könnte.
Die Dimensionen der Galleriegemälde im Lichten des Rahmens aber unterliegen
nicht demselben Nachteil und werden, nachdem ich eine große Menge Maße
derselben aus den Katalogen der verschiedensten Gallerien zusammengebracht
(vergl. Kap. XXVI), ein vorzügliches Material zur Bewährung der logarithmischen
Maßgesetze liefern.
§ 19. Bei den Naturgegenständen andererseits gehört zu den durch den Begriff
selbst bedingten Requisiten, daß die Exemplare nicht in einer naturgesetzlichen
Abhängigkeit von einander stehen, welche aus den Zufallsgesetzen heraustritt. Dieser
Punkt kommt namentlich bei meteorologischen K.-G. in Rücksicht. Thermometer-
und Barometerstände, sowie andere meteorologische Werte zeigen an jedem Orte ein
zwar im einzelnen durch Zufälligkeiten gestörtes, aber in Mittelwerten sich
entschieden herausstellendes, gesetzliches Auf- und Absteigen schon beim Verfolge
durch die Stunden eines Tages, nicht minder durch die Tage oder Monate eines
Jahres. Diese sog. periodischen meteorologischen Werte fallen nicht unter den Begriff
eines K.-G., sondern nur die nicht periodischen, insofern sie als zufällig wechselnd
angesehen werden können. In dieser Beziehung können wir in Kürze meteorologische
Tageswerte, Monatswerte und Jahreswerte, insofern sie von ihren vieljährigen Mitteln
abweichen, und diese Abweichungen selbst als Tagesabweichungen;
Monatsabweichungen und Jahresabweichungen unterscheiden, worauf hier etwas
bestimmter einzugehen sein wird, da vielfach Anlaß sein wird. auf solche
zurückzukommen. Knüpfen wir die Erläuterung an die thermischen Werte und
Abweichungen, wovon sich die Übertragung auf andere Arten meteorologischer
Werte und Abweichungen von selbst ergibt.
Thermische Tageswerte kann jeder nach seinem Jahresdatum bestimmte Tag
insbesondere geben, sagen wir z. B. der 1. Januar. Nehmen wir als Temperatur dieses
Tages an einem gegebenen Orte in einem gegebenen Jahre, kurz als thermischen
Tageswert des 1. Januar sei es den aus seinen 24 Stunden bestimmten Mittelwert oder
die Temperatur einer, dann konsequent beizubehaltenden, bestimmten Tagesstunde
oder auch das Mittel aus der Maximal- und Minimaltemperatur des Tages. Dieser
Tageswert des 1. Januar sei durch eine Reihe von Jahren hinter einander beobachtet.
Die nach den Jahren zufällig wechselnden Tageswerte repräsentieren die
Exemplare a eines zeitlichen K.- G. Man ziehe daraus den arithmetischen Mittelwert,
indem man die Summe der Tageswerte mit der Zahl derselben dividiert, welche mit
der Zahl der Jahre, durch welche man beobachtet hat, zusammenfällt. Dieses Mittel
heiße das allgemeine thermische Tagesmittel des 1. Januar, und die Abweichungen
der in den verschiedenen Jahren erhaltenen Tageswerte a von dem allgemeinen
Tagesmittel A bilden dann die einzelnen Tagesabweichungen, welche nach der
angegebenen Bezeichnungsweise mit D zu bezeichnen sind. Entsprechende
Bestimmungen können für den 2. Januar und jeden anderen Jahrestag an jedem
Beobachtungsorte insbesondere erhalten werden.
Anstatt für jeden Tag des Jahres aber können solche Bestimmungen auch für jede
bestimmte Woche des Jahres, für jeden Monat des Jahres und für das ganze Jahr
selbst aus mehrjährigen Beobachtungen erhalten werden, die dann als Wochenwerte,
Wochenabweichungen, Monatswerte, Monatsabweichungen, Jahreswerte,
Jahresabweichungen zu bezeichnen sind. Hiervon verdienen die thermischen
Monatswerte und Monatsabweichungen besondere Beachtung, weil besonders
zahlreiche Bestimmungen an vielen Orten dafür vorliegen. Die thermischen
Monatswerte als a erhält man also z. B. für den Januar (und entsprechend für jeden
anderen Monat) in den durch eine Reihe von Jahren bestimmten Mitteltemperaturen
des Januar, welche aus den 31 Tagen desselben zu gewinnen sind; die thermischen
Monatsabweichungen des Januar als D in den Abweichungen dieser a von dem
allgemeinen Mittel der a.Anstatt arithmetischer Mittel und Abweichungen davon,
lassen sich aber auch andere Haupt-werte und Abweichungen davon aus solchen
Werten ableiten.
Meteorologische K.-G. dieser Art sind für die Untersuchung ihrer allgemeinen
Gesetze überhaupt aus mehreren Gesichtspunkten schätzbar; einmal wegen des
reichlichen Materials, was dafür in den Quellen der Meteorologie vorliegt oder
daraus zusammengestellt werden kann, zweitens wegen der Genauigkeit der
Bestimmungen, die mit den meteorologischen Beobachtungsmitteln und Methoden
erreichbar ist, drittens weil diese Gegenstände bisher das einzige Material liefern,
wonach zu beurteilen, ob zeitliche K.-G. denselben Gesetzen unterliegen als
räumliche. Nur leiden sie an dem sehr wichtigen Nachteil, daß, da das m derselben
mit der Zahl der Jahre, durch welche die Beobachtungen reichen, zusammenfällt,
nicht leicht ein großes m derselben, ja nirgends bisher ein solches vorliegt, wie es für
die Sicherheit der daraus zu ziehenden Resultate erwünscht wäre.3)
§ 20. Nun kann man allerdings ein viel größeres m aus einer gegebenen Anzahl von
Jahren, als die Zahl der Jahre beträgt, auf folgendem Wege erhalten, der bei wichtigen
Bedenklichkeiten doch nicht schlechthin zu verwerfen ist.
Um von den bestimmten Vorstellungen eines QUETELET’schen Beispiels (s.
quete-let’s Lettres, letzte Vertikalspalte der Tabelle p. 78) auszugehen, nehmen wir
an, die Temperatur aller Januartage als Mittel zwischen Minimum- und Maximum-
Temperatur jedes Tages an einem bestimmten Orte (Brüssel) sei durch 10 Jahre
beobachtet worden, so werden wir nach angegebener Bestimmungsweise, welche als
korrekt anzusehen ist, für jeden der 31 Januartage als K.-G., den ersten, zweiten,
dritten u. s. w. ein m = 10 erhalten, was viel zu wenig ist, um die Verteilungsgesetze
daran zu studieren; hiergegen werden wir ein m = 310 für den ganzen Januarmonat
als K.-G. erhalten, wenn wir nach quetelet’s Vorgange bei dem betreffenden Beispiele
so verfahren, daß wir die 31 Tagestemperaturen des Januar als Exemplare der Januar-
Tagestemperatur für die 10 Jahre zusammennehmen, gibt 310 Exemplare, hieraus das
arithmetische Mittel durch Division mit 310 ziehen, hiervon die 310
Abweichungen Dnehmen und, wenn wir wollen, auch die anderen Hauptwerte mit
den Abweichungen davon daraus bestimmen.
Nun leuchtet freilich von vornherein ein, daß, da abgesehen von den zufälligen
Änderungen die Temperatur des Januar vom 1. bis zum 31. Tage gesetzlich wächst,
wir hiermit eine Komplikation des zufälligen Ganges mit einem naturgesetzlichen
Gange der Tageswerte erhalten, indes streng genommen der naturgesetzliche Gang
bei Untersuchung der wesentlichen Verteilungsgesetze ausgeschlossen sein soll. Indes
läßt sich wohl zugeben, daß die Änderungen der Tagestemperatur, welche durch den
gesetzlichen Fortschritt derselben während eines Monates bedingt sind, gegenüber
der durchschnittlichen Größe der zufälligen Änderungen der einzelnen
Tagestemperaturen zu wenig in Betracht kommen, um die Zufallsgesetze erheblich zu
stören; jedenfalls dieselben nicht aufheben, sondern eben nur stören können. Aber ein
wichtigeres Bedenken erhebt sich daraus, daß ganz abgesehen von dem gesetzlichen
Fortschritte durch einen Monat die meteorologischen Zustände der unmittelbar auf
einander folgenden Tage überall eine gewisse Abhängigkeit von einander verraten,
welche in den Gesetzen des Zufalls nicht vorgesehen ist. Im allgemeinen folgen sich
mehrere warme, d. i. über der Wertmitte der Temperatur des Januar stehende, und
mehrere kalte, d. i. unter dieselbe fallende Tage hinter einander, und vollzieht sich der
Übergang von den einen zu den anderen nicht sprungweise, sondern durch
sukzessives Aufsteigen bis zu einer gewissen Höhe über die Wertmitte und, da das
Steigen doch nicht ins Unbestimmte gehen kann, Wiedersinken bis zu einer
geringeren Höhe oder bis unter die Wertmitte, nur daß keine regelmäßige Periodizität
in diesem Wechsel zwischen Aufsteigen und Absteigen sichtbar ist. Ähnlich mit allen
sog. unregelmäßigen periodischen Veränderungen.
Hierzu scheint nur nützlich, die Bemerkung zu machen, daß es ein sehr einfaches
Mittel gibt, sich eben so von den Forderungen des reinen Zufalls für derlei Fälle als
der Nichtbefriedigung durch diese Fälle zu überzeugen. Ich habe mir aus einer Reihe
von Jahren die Ziehungslisten sächsischer Lotterien verschafft, in welchen die
Gewinnummern nach der Reihenfolge, wie sie herausgekommen, verzeichnet sind.
Wenn irgendwo, spielt hier der Zufall seine reine Rolle. Bezeichnen wir nun die
geradzahligen Nummern mit einem +, die ungeradzahligen mit einem -, und
verfolgen die Reihe der Zeichen durch eine große Anzahl von nacheinander
folgenden Gewinnummern, so finden wir, abgesehen von einem kleinen Unterschiede
wegen unausgeglichener Zufälligkeiten, eben so viel Folgen gleicher Zeichen als
Wechsel der ungleichen. Tun wir aber ebenso mit den + Fällen über und - Fällen
unter der aus der Gesamtheit der Fälle bestimmten Wertmitte bei meteorologischen
Tagestabellen, so überwiegt entschieden die Anzahl der Folgen über die der Wechsel,
Beweis einer aus den Zufallsgesetzen heraustretenden Abhängigkeit der aufeinander
folgenden meteorologischen Tageswerte. Weiter aber, wenn wir statt voriger
Bezeichnung der aufeinander folgenden Lotterienummern jedes Übersteigen einer
Nummer durch die folgende mit +, jedes Herabsinken der folgenden unter die vorige
mit - bezeichnen, so finden wir beim Verfolg durch eine große Zahl Nummern
(abgesehen von unausgeglichenen Zufälligkeiten) die Zahl der Wechsel doppelt so
groß als die der Folgen; tun wir aber eben so mit einer entsprechenden Bezeichnung
der aufeinander folgenden meteorologischen Tageswerte, so bleibt die Zahl der
Wechsel weit hinter der doppelten Zahl der Folgen zurück, zweiter Beweis, daß das
Steigen und Fallen der meteorologischen Werte von Tag zu Tag nicht den reinen
Zufallsgesetzen gehorcht. Man vervollständigt und verschärft diese Untersuchung,
die ich für jetzt nur andeute, um in einem späteren Kapitel darauf zurückzukommen,
dadurch, daß man, um auch die Abweichungen von jenen Gesetzen des reinen
Zufalls, welche streng nur für unendliches m gelten, durch unausgeglichene
Zufälligkeiten zu berücksichtigen, auch die von der Endlichkeit des m abhängigen
wahrscheinlichen und mittleren Abweichungen von der Aussage der Gesetze
bestimmt, wofür sich in der Tat Formeln aufstellen lassen.
Aus einer eingehenden Untersuchung hat sich mir nun ergeben 4), daß, während die
meteorologischen Werte aufeinander folgender Tage desselben Monates die
angegebenen Merkmale der Abhängigkeit in eminentem Grade zeigen, selbst die
Monatsabweichungen aufeinander folgender Jahre derselben nicht ganz entzogen
sind, wenn schon sie so schwach und wenig entschieden zeigen, um bei Benutzung
derselben keine erhebliche Störung der Zufallsgesetze besorgen zu dürfen; und es
verdient aber dieser Gegenstand unstreitig eine noch eingehendere und ausgedehntere
Untersuchung seitens Fachmeteorologen mit Hilfe jener Kriterien im Interesse der
Meteorologie selbst, als ich ihm hier habe zu Teil werden lassen, wo es nur in dem
Interesse geschah, zu ermitteln, welcherlei K.-G. sich überhaupt zur Prüfung und
Anwendung der reinen Zufallsgesetze eignen.
Da wir nun bei der Aufgabe, ein allgemeines Verteilungsgesetz für K.-G. zu finden,
jedenfalls von dem GAUSS'schen Gesetze (kurz G. G.) werden auszugehen,
wiederholt darauf zurück zu kommen haben, und es in der Tat in gewisser
Beschränkung für K.-G. annähernd zulänglich finden, nur schließlich einem
allgemeineren Gesetze sich unterordnen werden sehen, so wird hier Einiges über dies
Gesetz vorauszuschicken sein. Fach-Astronomen und Physikern ist es zwar längst
bekannt und geläufig, indem sie auf Grund desselben den bei Bestimmung eines
Beobachtungsmittels gemachten wahrscheinlichen Fehler berechnen; aber ich habe
hier auch andere Kreise der Leser und andere Verwendungsweisen des Gesetzes
vorauszusetzen und gehe deshalb zunächst, anstatt von dem unpopulären
Integralausdrucke des Gesetzes, von dem leicht verständlichen tabellarischen
Ausdrucke aus, in den sich dasselbe übersetzen läßt und für die praktische
Verwertung ohnehin überall übersetzt werden muß. Später (Kap. XVII) wird auf
dasselbe im Ausgange von seinem Integralausdrucke zurückgekommen werden; für
jetzt wird das Folgende genügen.
Was darin vom Gesetze ausgesagt wird, sind nur wesentliche Bestimmungen
desselben in dem, § 4, besprochenen Sinne; denen man aber, insoweit überhaupt das
Gesetz besteht, um so näher zu kommen erwarten darf, je mehr sich die Zahl der
Werte und mithin Abweichungen, worauf es bezogen wird, vervielfältigt. Besprechen
wir nun dasselbe gleich in seiner Anwendung auf Kollektivabweichungen. Nach der
Konvention, § 10, kann der allgemeine Ausdruck Q in Bezug auf A mit D ,
und e mit h vertauscht werden; doch bleiben wir hier bei den allgemeinen
Ausdrücken stehen.
§ 25. Der allgemeine Sinn des GAUSS'schen Gesetzes ist nach schon oben
gemachter Andeutung der, unter Voraussetzung einer symmetrischen
Wahrscheinlichkeit der Abweichungen bez. des arithmetischen Mittels A und eines
großen, streng genommen unendlichen m, was der Ableitung des A zu Grunde liegt,
die relative oder absolute Zahl der Abweichungen Q und hiermit abweichenden a zu
bestimmen, welche zwischen gegebenen Abweichungsgrenzen enthalten ist, mit
Rücksicht, daß diese Bestimmung empirisch durch unausgeglichene Zufälligkeiten
um so mehr alteriert werden kann, je kleiner das der Ableitung des A zu Grunde
liegende m und hiermit das m dieser Abweichungen selbst ist.3) Kurz das G. G. ist ein
Verteilungsgesetz der Abweichungen und hiermit abweichenden a unter obigen
Voraussetzungen.
3) Es kann auch der Fall vorkommen, daß das A aus einem großen m abgeleitet ist,
aber die Verteilungsverhältnisse nur für eine kleine Zahl von Abweichungen
untersucht werden, doch abstrahiere ich hier von diesem uns wenig interessierenden,
zusammengesetzten Fall.
Man habe also einen vielzahligen K.-G. vor sich, welcher den im vorigen Kapitel
angegebenen Requisiten genügt, habe aus den, bemerktermaßen mit a zu
bezeichnenden, Exemplaren das arithmetische Mittel A = åa : m gezogen, habe die
positiven und negativen Abweichungen ± Q aller einzelnen a von A genommen und
aus der Gesamtheit der Q ohne Rücksicht auf ihr Vorzeichen, d. i. aus ihren absoluten
Werten, das Mittel e = åQ : m gezogen, so hat man darin nach schon früher
gegebenen Erklärungen die sog. einfache mittlere Abweichung bez. A, die hier als
mittlere Abweichung schlechthin gilt.
§ 26. Um nun die Anwendung des Gesetzes zuerst an seiner Aussage für einen
bestimmten Fall zu erläutern, so soll die Zahl der Abweichungen gefunden werden,
welche von A an, d. i. von Q = 0 bis zu einer Abweichungsgrenze Q= 0,25 e reicht,
oder, was sachlich dasselbe ist, welche von Q : e = 0 bis Q : e = 0,25 reicht, so findet
sich diese Zahl nach einer Tabelle, in welche sich das G. G. übersetzen läßt, gleich
15,81 p. C. der Gesamtzahl m oder = 0,1581 m, wobei vorausgesetzt ist, daß die Zahl
nach beiden Seiten von A bis zur selben Grenze verfolgt und für beide Seiten
zusammengezählt wird. Für jede andere Abweichungsgrenze als Q : e = 0,25 gibt
dieselbe Tabelle eine andere relative Abweichungszahl; aber erläutern wir zunächst
die vorige Bestimmung an einem konkreten Beispiel.
Nehmen wir an, wir hätten 10000 Rekruten, hätten deren A und e bestimmt,
ersteres = 71,7 Zoll, letzteres = 2,0 Zoll gefunden (wie es nahehin für die Leipziger
Studentenrekrutenmaße gilt), so würden unter Voraussetzung, daß das G. G. dafür
gelte, 1581 Rekruten zwischen A + 0,25 e einerseits und A - 0,25 e andererseits, d. i.
zwischen 71,2 und 72,2 Zoll fallen. Sei in demselben Sinne die Grenzabweichung Q ,
bis zu der man von Q = 0 an zählt, gleich 0,5 e genommen, mithin Q : e = 0,5, so
wird nach der Tabelle des Gesetzes die Zahl der von Q = 0 bis dahin nach beiden
Seiten zugleich reichenden Abweichungen und mithin abweichenden Werte a, d. i.
die Zahl zwischen 70,7 und 72,7 Zoll, 31,01 p. C. der Gesamtzahl oder
0,3101 m betragen. Und so wird es nach dem Gesetze eine entsprechende
Bestimmung für jeden beliebigen Wert Q : e als Grenzwert, bis zu dem man
von Q : e = 0 an zählt, geben. Insofern sich aber doch nicht alle möglichen
Werte Q : e mit den zugehörigen Prozent- oder Verhältniszahlen in die Tabelle des
Gesetzes eintragen lassen, findet man in einer hinreichend ausgeführten Tabelle jene
äquidistant und einander so nahe genommen, daß sich dazwischen interpolieren läßt.
Die folgende Tabelle nun gibt sie freilich nicht in einer zur genauen Interpolation
hinreichenden Nähe, wozu man sich an eine vollständigere Tabelle halten muß, aber
doch für das Verständnis und die hier anzuknüpfenden Erörterungen genügend. Dabei
bemerke ich, daß ich die Zahlen wie 0,1581 und 0,3101 kurz Verhältniszahlen nennen
und mit F bezeichnen werde, und zwar mit F [Q : e ], wenn sie, wie in folgender
Tabelle, als Funktionen von Q : e ausgedrückt sind. Durch Multiplikation der
Verhältniszahl F mit der Totalzahl m, kurz durch mF , erhält man die absolute Zahl
von Q : e = 0 bis zu gegebener Grenze Q : e. Umgekehrt erhält man, wenn die
absolute Zahl zwischen diesen Grenzen bekannt ist, die Verhältniszahl F durch
Division der absoluten mit m.
t F[t]
0,00 0,0000
0,25 0,2763
0,50 0,5205
0,75 0,7112
u.s.w.
4) [Eine solche, auf den wahrscheinlichen Fehler w bezogene Tabelle findet sich am
Schlusse des Berliner Astronom. Jahrbuches für 1834 (herausgeg. von Encke) als
Tafel II; auszugsweise wird sie in § 108 mitgeteilt.]
Übrigens ist eine solche Tabelle ganz entsprechend als die e-Tabelle zu benutzen,
wie am obigen Beispiel zu erläutern, wo A = 71,7, e = 2,0 Zoll angenommen ist. Vor
allem hat man e mit , d. i. 1,77245 zu multiplizieren, gibt 3,5449 und wird nun
nach der t -Tabelle z. B. die Zahl der Q und mithin a, die zwischen A + 0,25 ï 3,5449
und A - 0,25 ï 3,5449, d. i. zwischen 71,7 + 0,25 ï 3,5449 und 71,7 - 0,25 ï 3,5449,
kurz zwischen 72,5862 und 70,8138 enthalten ist, = 0,2763 m finden.
Der Grund, uns künftig nicht an die e-Tabelle zu halten, was doch am einfachsten
schiene, ist der, daß eine e-Tabelle in entsprechender Ausführung als die t -Tabelle
bisher noch gar nicht, vorliegt, und daher nur einfachster Erläuterung halber von
der e-Tabelle der Ausgang genommen wurde, welche übrigens, wenn sie ausgeführt
vorläge, nur den Vorteil böte, die Multiplikation von e mit überall zu ersparen.
Eine ausgeführte t -Tabelle aber findet sich an verschiedenen Orten, z. B. am
Schlusse des Berliner Astronom. Jahrbuches für 1834 und in quetelet's Lettres sur la
théorie des probab. p. 389 flg., beidesfalls bloß bis t = 2,00 ausgeführt. Eine, mir zu
Gebote stehende, lithographierte Tabelle, die aber nicht mehr im Buchhandel ist, gibt
die Ausführung bis t = 3,00 mit 7 Dezimalen für F5). Die obige e-Tabelle aber ist von
mir durch Interpolation mit zweiten Differenzen aus der t -Tabelle, so weit diese
reicht, erhalten und für noch höhere Werte direkt berechnet worden.
5) [Eine entsprechende Tabelle von gleicher Ausdehnung findet sich bei A. MEYER,
Vorlesungen über Wahrscheinlichkeitsrechnung (deutsch bearbeitet von CZUBER),
Leipzig 1879, S. 545ó549, wo tdurch g ersetzt ist. Auf Grund derselben hat KÄMPFE
die im Anhang § 183 mitgeteilte, in den Philosophischen Studien (herausgeg. von
WUNDT), Band IX, S. 147ó150, zuerst publizierte Tabelle berechnet, in welcher die
Funktionswerte F auf 4 Dezimalen abgekürzt, die Argumente t resp. g jedoch
zwischen den Grenzen 0 und 1,51 auf 3 Dezimalstellen erweitert sind. Eine Tabelle
von entsprechender Ausdehnung mit fünfstelligen Funktionswerten findet man
gleichfalls im Anhang. ó Die erste Tabelle dieser Art, auf welche wohl die genannten
Tabellen als Quelle zurückzuführen sind, hat KRAMP berechnet, der die Integrale
über exp[ - t² dt von endlichen Werten t bis t = ¥ und die Logarithmen dieser
Integrale gibt. Siehe: "Analyse des réfractions astronomiques et terrestres"; par le
citoyen KRAMP, Strasbourg, l'an VII, p. 195ó206.]
§ 30. Hiernach komme ich zu den Gründen, welche Anlaß sind, bei
Kollektivabweichungen über das einfache G. G., wie es bisher erläutert worden ist,
hinauszugehen.
Von Gauss selbst ist das Gesetz nicht für Kollektivabweichungen, als
Abweichungen der einzelnen Exemplargrößen a von ihrem arithmetischen Mittel,
sondern bemerkter- und bekanntermaßen für Beobachtungsfehler, als Abweichungen
der einzelnen Beobachtungswerte eines Gegenstandes von ihrem arithmetischen
Mittel aufgestellt; und an sich ist nichts weniger als selbstverständlich, daß eine
Übertragbarkeit des Gesetzes von letzteren auf erstere stattfinde. In der Tat ist es doch
von vornherein etwas sehr Anderes, Abweichungen vor sich zu haben, die wegen
mangelnder Schärfe der Meßinstrumente oder Sinne und zufälliger äußeren
Störungen bei wiederholter Messung eines einzelnen Gegenstandes vom
arithmetischen Mittel der Maße erhalten werden, und Abweichungen, welche die
vielen Exemplare eines K.-G. von ihrem arithmetischen Mittel aus Gründen
darbieten, welche in der Natur der Gegenstände selbst und der sie beeinflussenden
äußeren Umstände gelegen sind. Es ließ sich also auch durchaus nicht a
priori voraussagen, daß die Natur in diesen Abweichungen vom Mittel das Gesetz der
Beobachtungsfehler befolgt, sondern galt erst, eine direkte Prüfung desselben an K.-
G. selbst vorzunehmen.
Inzwischen, da man von vornherein leicht wahrnahm, daß bei großem m ebenso bei
Kollektivabweichungen bez. A als Beobachtungsfehlern die Zahl der
Abweichungen z für einen Wert in einem mittleren Teile der Verteilungstafel ein
Maximum ist, von da an aber nach den Extremen zu um so regelmäßiger abnimmt, je
größer m ist, außerdem kein anderes Gesetz als das GAUSS'sche vorlag, an das man
bei Aufsuchung eines Verteilungsgesetzes für K.-G. denken konnte, war es natürlich,
daß man vor allem dieses der Prüfung unterzog. Und zwar sind Rekrutenmaße der
erste Gegenstand gewesen und (mit Einschluß von Brustumfang und Lungenkapazität
der Rekruten) bisher seitens anderer der einzige geblieben, an denen das Gesetz
versucht worden ist.
Diese mehrseitig (von QUETELET, BODIO, GOULD, ELLIOTT und vielleicht
noch anderen) 6) vorgenommene Prüfung an Rekrutenmaßen verschiedener Länder
schien nun zunächst überall eine Bestätigung des Gesetzes zu ergeben, indem die
Abweichungen von den Forderungen des Gesetzes klein genug erschienen, um nur
als unwesentlich im angegebenen Sinne zu gelten; und eine angenäherte Gültigkeit
besitzt das G. G. jedenfalls für Rekrutenmaße, nur keine so weitgehende, als man
bisher geglaubt hat, annehmen zu können, wie ich mich teils durch kritische Revison
der bisher darüber geführten Untersuchungen, teils durch eigene Untersuchung
selbstbeschaffter vielzahliger Rekrutenmaßtafeln überzeugt habe, wogegen es andere
K.- G. gibt, bei denen das einfache G. G. gänzlich fehlschlägt, indes sie doch einer
Verallgemeinerung dieses Gesetzes genügen.
6) [BODIO, La taille des recrues en Italie; Ann. de démographie intern. Paris 1878.
GOULD, Investigations on the military and anthropological statistics of American
soldiers; United States Sanitory Comission memoirs. New-York 1869. ELLIOTT, On
the military statistics of the United States of America. Berlin 1863.]
In der Tat aber lassen sich nach meinen erweiterten Erfahrungen folgende zwei
Gesichtspunkte angeben, welche es überhaupt von vornherein unmöglich erscheinen
lassen, dem einfachen G. G. eine allgemeine Gültigkeit für K.-G. zuzugestehen. Der
erste ist dieser7):
,
wovon folgendes Korollare sind.
a) Die Quadrate der beiderseitigen Abweichungszahlen, d. i. m' 2, m,2 verhalten sich
wie die beiderseitigen Abweichungssummen å¶', å¶,, also:
m' 2: m,2 = å¶' :å¶,.
b) Der dichteste Wert D kann selbst als der Wert bestimmt werden, dessen
beiderseitigen Abweichungszahlen und mittleren Abweichungen dem
Proportionsgesetze genügen. Ja ich halte dies, allgemein gesprochen, für seine zwar
nicht bequemste, aber genaueste Bestimmungsweise und gebe später (Kapitel XI) an,
wie sie auszuführen ist. Kürze halber mag sie die proportionale heißen und das so
bestimmte D, wenn es gilt, auf diese Bestimmungsweise ausdrücklich hinzuweisen,
mit Dp bezeichnet werden. Dies Dp kann man dann mit dem empirisch direkt
bestimmten D, d. i. dem Werte, auf den das Maximum der Zahl z in einer
Verteilungstafel fällt, vergleichen, und daraus, daß es doch nur in den Grenzen der
zuzugestehenden Unsicherheit davon abweicht, einen der Beweise für die Triftigkeit
unserer asymmetrischen Gesetzlichkeit finden.
4) Die Abstandsgesetze. Die Abstände zwischen den drei Hauptwerten bestimmen
sich so. Sei m" die Gesamtzahl, å¶" die Gesamtsumme, e" = å¶ " : m" das Mittel
der mit C oder A (je nachdem man den Abstand des C oder A von D sucht)
gleichseitigen Abweichungen bez. D, d. h. welche nach derselben Seite
von D abgehen, nach welcher C oder A davon abliegt, mag dies die positive oder
negative Seite sein, indes der Index von zwei Strichelchen unten die entsprechende
Bedeutung für die ungleichseitigen Werte haben mag, so findet sich nach § 131:
C - D = t"e" ,
worin t" den Wert von t bedeutet, der in der Tabelle der t zu
,
kurz zu F " gehört. Ferner:
ein Wert, der nach dem Proportionalgesetze mit 2 F"e" übereinkommt, wie in § 131
zu zeigen, wonach man auch setzen kann:
.
Hiernach ist A - C als Differenz der beiden vorigen Abstände:
A ñ C = (A ñ D) ñ (C ñ D) = ( 2F² - t² )e²,
worin F " und t" in angegebener Weise bestimmt sind.
5) Die p -Gesetze. Für den in der Regel stattfindenden Fall, daß der Abstand
des C von D ein kleines (streng genommen unendlich kleines) Verhältnis zur
mittleren Abweichung e'oder e,der Seite, nach welcher C von D abliegt, kurz
zu e" hat, hat man merklich:
,
worin x ein positiver Wert ist, welcher 1 in kleinem Verhältnisse übersteigt.
Die theoretisch ableitbare Bedingung, daß unter Voraussetzung verhältnismäßiger
Kleinheit von C - D gegen e" der Wert
approximativ = ¼p = 0,78540 sein muß, gehört bei der Allgemeinheit, in der er sich
empirisch wiederfindet, zu den schlagendsten Bewährungen unserer asymmetrischen
Verteilungsgesetze, und der Wert p wird daher künftig in den Tafeln der Elemente der
von mir behandelten Gegenstände besonders angegeben werden, um sich von der
Approximation desselben an ¼p zu überzeugen. Eine genaue Übereinstimmung
damit ist prinzipiell nicht zu fordern, der Theorie nach sollte er, wie oben bemerkt,
um eine Kleinigkeit größer als ¼paus den Versuchen hervorgehen, aber dies kleine
theoretische Übergewicht kann leicht durch unausgeglichene Zufälligkeiten
überboten werden, und so hat er sich (nach möglichst genauer proportionaler
Bestimmung von D als Dp ) in den aus den verschiedensten Gebieten entnommenen
K.-G., die sich in Bezug auf die Gültigkeit vorstehender Gesetze untersuchen ließen
(Schädelmaßen, Rekrutenmaßen, botanischen, meteorologischen Maßen), bei den
verschiedensten Reduktionsstufen und Reduktionslagen der Verteilungstafeln
zwischen 0,6 und 0,9 gefunden.
Statt sich an p zu halten, könnte man sich auch an die beiden anderen p -
Funktionen halten, nur daß wegen des kleineren Verhältnisses, was A - C gegen C -
D und vollends gegen A - D hat, diese anderen Funktionen in stärkerem Verhältnisse
von unausgeglichenen Zufälligkeiten affiziert werden können.
Aus der dritten p-Gleichung, wonach
,
läßt sich ein sehr einfacher Weg ableiten, D approximativ noch auf einem anderen
Wege als direkt empirisch oder proportional zu bestimmen, welcher darin besteht,
daß, nachdem man A und C bestimmt hat, man den Abstand des
gesuchten D von C 3,66 mal so groß nimmt, als der Abstand des A von C gefunden
ist. In Kürze mögen wir den so bestimmten D-Wert als Dp bezeichnen. ñ Inzwischen
ist diese Bestimmung zu unsicher, um ihr überhaupt Wert beizulegen; zumal außer
der mühsamen Bestimmung des D als DP , noch ein anderer verhältnismäßig
einfacher Weg sehr approximativer Bestimmung als sog. Di , zu Gebote steht, wovon
in Kap.XI. die Rede sein wird.
Um statt bloß approximativer, genaue Bestimmungen der drei Abstandsverhältnisse
zu erhalten, hat man auf die genauen Werte der drei Abstände selbst zurückzugehen,
welche unter den Abstandsgesetzen angeführt sind, wonach:
Diese Verhältnisse haben zwei Grenzwerte, zwischen welchen sie sich halten, wovon
der erste dem Falle m" = m", d. i. dem Falle verschwindender Asymmetrie, wo x = 1,
entspricht; der zweite dem Falle, wo m", gegen m" verschwindend klein, mithin = 0
gesetzt werden kann. Dies gibt für
1.Grenze: 2.Grenze:
= p 0,7
8540 0,84535
0,21460 0,15465
3,65979 5,46609.
Der Wert p kann also normaler Weise überhaupt nicht unter 0,78540 fallen und nicht
über 0,84535 steigen.
6) Lagengesetz. Der Zentralwert C und das arithmetische Mittel A liegen nach
derselben Seite vom dichtesten Werte D ab, und zwar so,
daß C zwischen A und D fällt (s. § 134).
7) Umkehrgesetz. Die Asymmetrie der Abweichungen bez. D hat das
entgegengesetzte Vorzeichen als die der Abweichungen bez. A, d. i., wenn m' -
m,bez. A (d. i. µ' - µ,) positiv ist; so ist m' - m,bez. D (d.i. m' - m,) negativ, und
umgekehrt (s. § 134). Ferner hat der Unterschied zwischen den extremen
Abweichungen bez. A, d. i. U' - U,, das entgegengesetzte Vorzeichen als der
Unterschied zwischen den Abweichungszahlen, d. i. u = µ' - µ,(s. § 142).
8) Die Extremgesetze. [Ist die Anzahl der oberhalb resp. unterhalb D liegenden
Abweichungen gleich m' resp. m,,so besteht die Wahrscheinlichkeit:
dafür, daß:
U' = t'e'
den extremen Wert der oberen Abweichungen darstelle. Entsprechend ist die W.
dafür, daß:
U,= t,e,
das Extrem der unteren Abweichungen sei, gleich:
.
Hiernach ist der wahrscheinliche Wert der oberen resp. unteren extremen
Abweichung gleich:
resp. ,
Wenn t' und t, mittelst der t-Tabelle aus:
resp.
bestimmt werden. (Vergl. Kap. XX )]9)
Abgesehen von den p -Gesetzen 5) und Extremgesetzen 8), welche ich erst der
Theorie verdanke, nachher aber auch empirisch bewährt fand, sind die vorigen
Gesetze von mir zuerst rein empirisch gefunden worden, wonach diese Gesetze auch
eine empirische Gültigkeit rücksichtslos auf alle Theorie in Anspruch nehmen können
und gegenseits für eine damit zusammentreffende Theorie Zutrauen erwecken
können. Vergeblich freilich würde man durch rohe Bestimmung aus primären, mit
großen Unregelmäßigkeiten durchsetzten Tafeln eine genaue Bestimmung des D und
der damit in Beziehung stehenden Werte zu erlangen und hiermit eine Kontrolle der
vorigen Gesetze zu gewinnen suchen; es wird also noch zu besprechen sein, wie man
durch angemessene Reduktion und Interpolation der Verteilungstafeln zum Zwecke
kommt.
§ 34. Ausdrücklich ist erwähnt worden, daß die vorigen Gesetze für den Fall nicht
zu starker verhältnismäßiger Schwankung der K.-G. (im Sinne von § 9 ) als genügend
angesehen werden können, bei starker verhältnismäßiger Schwankung aber eine
weitere Verallgemeinerung des G. G. fordern. Nun ist noch anzugeben, was hierzu
Anlaß geben kann, und wie diese Verallgemeinerung zu fassen.
Das G- G. kann seiner Natur nach selbst bei unendlichem m nur ein
Annäherungsgesetz sein und ist von GAUSS selbst nur dafür erklärt worden10); denn
es setzt der Größe der Abweichungen von A nach beiden Seiten keine Grenze,
sondern läßt nur die W. der Abweichungen mit wachsender Größe derselben immer
mehr abnehmen. Es leuchtet aber ein, daß, wenn die Abweichungen von A ins
Negative größer als A selbst werden sollten, die abweichenden Werte a kleiner als
Null werden, was unmöglich ist. Also kann das G. G. von vornherein keine
unbeschränkte Gültigkeit in Anspruch nehmen, wenn schon mit größter
Approximation für Fälle gültig bleiben, wo die Abweichungen vom arithmetischen
Mittel, mindestens die an Zahl weit überwiegenden, in dessen Nähe und
durchschnittlich sehr klein bleiben. Dasselbe aber, was in dieser Hinsicht betreffs der
negativen Abweichungen von Anach dem reinen G. G. gilt, gilt nicht minder von den
negativen Abweichungen bez. D und der vorigen Verallgemeinerung und hiermit
Modifikation des G. G., und es gibt K.-G., bei denen die verhältnismäßige
Schwankung um D so groß ist, daß man mit dem vorigen Prinzip der
Verallgemeinerung nicht mehr ausreicht.
10) Theoria motus corporum coelestium; Lib. II. Sect. III. artic. 178. Theoria
combinationis observ. error. minim. obnoxiae; Pars prior, art. 17; Comment. societ.
Götting. rec. Vol. V.
Hiernach ist eine Verallgemeinerung des G. G. zur Anwendbarkeit auf K.-G. nach
zwei Richtungen oder in doppeltem Sinne zu unterscheiden: 1) sofern
Kollektivabweichungen nicht die den Beobachtungsfehlern zugeschriebene
symmetrische W. bezüglich des arithmetischen Mittels zeigen, der Fall der
Asymmetrie aber als der allgemeinere angesehen werden kann, welcher den der
Symmetrie nur als besonderen Fall unter sich begreift; 2) sofern
Kollektivabweichungen, wenn auch bei der Mehrzahl der K.-G., doch nicht bei allen
die den Beobachtungsfehlern zukommende geringe verhältnismäßige Schwankung
um die Hauptwerte zeigen.
Da nun die K.-G., bei welchen man mit einer Verallgemeinerung des G. G. in erster
Richtung auskommt, nicht nur bei weitem zahlreicher, sondern auch viel einfacher zu
behandeln sind als die, bei welchen es nötig ist, die noch weitere Verallgemeinerung
in zweiter Richtung Platz greifen zu lassen, und da durch Vorwegnahme der
Verallgemeinerung in erster Hinsicht sich die Darstellung des Prinzips der
Verallgemeinerung in zweiter Hinsicht erleichtert, so ist diese Vorwegnahme hier
geschehen, nun aber doch, um unserer Untersuchung überhaupt die erforderliche
Allgemeinheit zu geben, auf die Verallgemeinerung in zweiter Hinsicht einzugehen,
und zwar begegnen sich von vornherein zwei Gesichtspunkte, dem Gedanken eine
Richtung zu geben, wie diese Verallgemeinerung zu fassen sein möchte.
§ 35. Bisher haben wir immer bloß arithmetische Abweichungen bezüglich irgend
welcher Hauptwerte im Auge gehabt, d. h., welche als positive und negative
Unterschiede davon gefaßt werden können, und gewöhnlich werden solche, wie auch
hier ferner geschehen wird, unter Abweichungen schlechthin verstanden. Ich
bezeichne sie angegebenermaßen allgemein mit Q . Aber man kann auch von
Verhältnisabweichungen bezüglich gegebener Hauptwerte sprechen, d. h.
Verhältnissen, in welchen ein gegebener Hauptwert H überstiegen oder unterstiegen
wird, die wir allgemein mit y bezeichnen wollen. Wenn also Q = a - H eine
arithmetische Abweichung ist, ist y = a : H eine Verhältnisabweichung, und während
wir Q ' und Q,als positive und negative arithmetische Abweichungen unterscheiden,
je nachdem a > H oder < H, unterscheiden wir ans demselben Gesichtspunkte y
¢ und y,als obere und untere Verhältnisabweichungen.
Während nun starke arithmetische Abweichungen von einem Hauptwerte ins
Negative bis unter die Größe des Hauptwertes hinabführen und hiermit unmöglich
werden, gilt dies nicht von starken unteren Verhältnisabweichungen, die vielmehr, so
weit sie nach unten gehen mögen, nur bis zu immer kleineren Bruchwerten des
Hauptwertes führen, welche aber eben so positiv als der Hauptwert selbst bleiben, auf
den sie sich beziehen; denn negative Verhältnisabweichungen gibt es überhaupt nicht,
sondern nur positive, welche 1 übersteigen; und solche, welche (als echte Brüche) 1
nicht erreichen. Wonach sich daran denken ließ, daß das Verteilungsgesetz, um auf
verhältnismäßig stark schwankende K.-G. nach unten noch eben so anwendbar zu
bleiben als auf schwach schwankende, prinzipiell überhaupt statt auf arithmetische
Abweichungen auf Verhältnisabweichungen beziehbar sein möchte.
Mit diesem mathematischen Gesichtspunkte aber trifft folgender empirischer in
derselben Richtung zusammen.
Beobachtungsfehler sind, allgemein gesprochen, wenigstens bezüglich der
Messung von Raumlängen, wesentlich unabhängig von der Größe des zu messenden
Gegenstandes, insofern nicht mit dessen Größe die Maßmittel sich ändern, sich
zusammensetzen, komplizieren; denn freilich die Beobachtungsfehler bei Messung
einer Meile werden größer sein als bei Messung einer Fußlänge, aber nur, weil mehr
und zusammengesetztere Operationen zur Messung der ersteren gehören; indes die
Beobachtungsfehler bei Messung eines hohen Thermometer- oder Barometerstandes
allgemein gesprochen nicht größer sind als bei Messung eines niedrigen.
Hiergegen variieren K.-G. im allgemeinen in wesentlicher Abhängigkeit von ihrer
Größe, wenn dies im Sinne folgender Beispiele verstanden wird. Ein Floh ist
durchschnittlich ein kleines Wesen, und so sind auch die Abweichungen der einzelnen
Flohexemplare vom mittleren Floh durchschnittlich nur klein, nur Bruchteile von
dessen mittlerer Größe, und der ganze Unterschied zwischen dem größten und
kleinsten Floh bleibt nur klein. Die Maus ist durchschnittlich viel größer als der Floh,
das Pferd wieder viel größer als die Maus, ein Baum viel größer als ein Kraut u. s. w.,
und überall kehrt eine entsprechende Bemerkung wieder. Die Abweichungen der
einzelnen Mäuseexemplare von der mittleren Maus sind durchschnittlich größer als
die der einzelnen Flohexemplare vom mittleren Floh u.s.f.. Auch läßt sich diese
Abhängigkeit der durchschnittlichen Größe der Variationen von der
durchschnittlichen Größe des Gegenstandes daraus verstehen, daß die inneren und
äußeren ändernden Ursachen auf große Gegenstände mehr Angriffspunkte finden als
auf kleine. Zwar auch die Qualität der Gegenstände hat durch die größere oder
geringere Leichtigkeit, mit der sie den ändernden Einflüssen nachgibt, Einfluß; ferner
kann die Zugänglichkeit für äußere ändernde Einflüsse nach Umständen verschieden
sein. Also ist eine genaue Proportionalität der mittleren Größe der Abweichungen mit
der mittleren Größe der Gegenstände von vornherein nicht zu erwarten. Aber
jedenfalls bleibt die Größe der Gegenstände ein Hauptfaktor für die Größe ihrer
Änderungen, und wenn schon deren durchschnittliche Größe bei verschiedenen K.-G.
nicht der Mittelgröße der Gegenstände rein proportional ist, bleibt doch sehr denkbar,
daß für jeden insbesondere bei der für ihn gegebenen Leichtigkeit, den ändernden
Einflüssen zu folgen, und Zugänglichkeit zu denselben das einfachst mögliche
Verteilungsgesetz der Abweichungen sich vielmehr auf Verhältnisabweichungen als
arithmetische Abweichungen beziehe.
§ 36. Zunächst freilich tritt diesem Gedanken die scheinbare Schwierigkeit
entgegen, daß das G. G. seiner Natur nach nur auf Abweichungen beziehbar ist,
welche als positive und negative Unterschiede von ihrem Ausgangswerte faßbar sind,
hiernach nicht als besonderer Fall unter ein Gesetz treten kann, welches sich auf
Verhältnisabweichungen bezieht, und doch suchen wir ein Gesetz, welches für den
Fall verschwindender Asymmetrie und schwacher verhältnismäßiger Schwankung in
das G. G. übergeht oder dessen Verteilungsweise wiedergibt. Aber übersetzen wir die
Verhältnisabweichungen y = a : H in ihre Logarithmen, log y = log a - log H, die wir
kurz als logarithmische Abweichungen mit l bezeichnen mögen, und bemerken dazu:
1) daß die logarithmischen Abweichungen l = log a - log H den Charakter der
arithmetischen Q teilen, sich als positive und negative Unterschiede von einem
gegebenen Ausgangswerte fassen zu lassen, nur daß dieser selbst ein logarithmischer,
nicht mehr H, sondern log H ist;
2) daß, solange die arithmetischen Abweichungen verhältnismäßig klein gegen
ihren Hauptwert sind, also eine verhältnismäßig geringe Schwankung um denselben
stattfindet, wie es beim G. G. vorausgesetzt ist, die Verhältnisse der arithmetischen
Abweichungen mit denen der zugehörigen logarithmischen merklich
übereinstimmen, was nicht nur mathematisch beweisbar, sondern auch empirisch an
den Logarithmentafeln nachweisbar ist, indem man die Differenzen der Logarithmen
mit denen der zugehörigen Zahlen vergleicht.
Also würden wir auch bei verhältnismäßig schwacher Schwankung von dem
logarithmischen Prinzip, als dem allgemeinst zulänglichen, mit Vorteil Gebrauch
machen können, nur daß dieser Vorteil bei verhältnismäßig schwacher Schwankung
zu gering ist, um die vermehrte Mühe zu lohnen, welche die logarithmische
Behandlung mitbringt, indes er bei verhältnismäßig starker Schwankung entschieden
hervortritt, wozu die empirischen Belege folgen werden; denn freilich ohne
empirische Belege könnte die vorige Auffassung überhaupt nur als eine in die Luft
gebaute Hypothese erscheinen. Die Anwendung der logarithmischen Behandlung auf
die Empirie aber ist diese.
Man reduziere die gegebenen Einzelmaße a des K.-G. auf ihre Logarithmen a
= log a, suche in derselben Weise, als es bei Aufsuchung des dichtesten Wertes D aus
den a geschieht, worauf später bestimmter einzugehen, den dichtesten Wert
dieser a, welcher D heiße, und der, wie später bestimmter zu erläutern, nicht mit
log D zu verwechseln ist, nehme von diesem Werte D die logarithmischen
Abweichungen l= a ñ D = log a - D, welche teils positiv, teils negativ sein werden,
suche von den l nach jeder Seite insbesondere, d. i. l' und l,, die einfachen
arithmetischen Mittel oder sog. mittleren logarithmischen
Abweichungen e', e, respektive:
, ,
wobei m' und m,die Zahl der positiven und negativen Abweichungen, nicht wie
früher der a von D, sondern der a von D bedeuten, und bestimme dann die Verteilung
der logarithmischen Abweichungen l ', l, auf jeder Seite insbesondere ebenso in
Bezug auf e¢, e,, m', m,nach zwiespältigem G. G., wie es oben (§ 33) unter 2)
angegeben ist, nur daß e',e,,m', m,hier in angegebener Weise logarithmisch, statt wie
früher arithmetisch bestimmt sind.
Aus diesen für die logarithmischen Abweichungen geltenden Bestimmungen folgen
dann durch Übersetzung derselben in die nach den Logarithmentafeln zugehörenden
Zahlen Bestimmungen für die Verhältnisabweichungen und deren Hauptwerte,
worauf aber für jetzt nicht einzugehen, indem die erforderlichen Ausführungen
darüber einem späteren Kapitel vorbehalten bleiben, welches überhaupt auf die
logarithmische Behandlung der K.-G. näher eingeht (Kap. XXI).
Außer dem logarithmisch dichtesten Werte D kann man dann auch das
logarithmische Mittel G als åa : m, d. h. als arithmetisches Mittel der Logarithmen
von a, und den logarithmischen Zentralwert C, als den Wert von a, der
gleichviele a über sich und unter sich hat, bestimmen.
Von den logarithmischen Werten kann man ferner zu den Zahlwerten, die ihnen
nach den Logarithmentafeln zugehören, übergehen, und besondere Bezeichnungen
dafür festsetzen, was nicht müßig ist, da diese Werte ihre beachtenswerte Bedeutung
haben. So läßt sich der zu D gehörige Zahlwert mit J als dichtester Verhältniswert
bezeichnen, indem er die Bedeutung hat, daß in gleichem Verhältnisabstande von ihm
nach jeder Seite mehr Werte a und mithin a vereinigt sind als in demselben
Verhältnisabstande von irgend einem anderen a.
Der zu dem logarithmischen Zentralwerte C gehörige Zahlwert stimmt mit dem
arithmetisch bestimmten C überein; denn wenn ein Wert von a, d. i. C,
gleichviel a über sich und unter sich hat, so hat auch der Logarithmus von C, d. i. C,
gleichviel Logarithmen der a, d. i. gleichviel a, über sich und unter sich.
Der mit G zu bezeichnende, welcher als Zahlwert zu G gehört, stellt das
geometrische Mittel der a dar.
§ 37. Wir haben also folgende drei allgemeine Gesetze oder Prinzipe zu
unterscheiden, von denen jedes folgende als eine Verallgemeinerung und zugleich
Verschärfung des vorhergehenden betrachtet werden kann, und deren wesentliche
Unterschiede hierbei kurz resumiert werden sollen.
1) Das reine, einfache, ursprüngliche GAUSS'sche Gesetz oder Prinzip, für die
Voraussetzung symmetrischer Wahrscheinlichkeit der beiderseitigen arithmetischen
Abweichungen Q', Q,vom arithmetischen Mittel. Hierbei wird der Ausgang vom
arithmetischen Mittel A genommen, die beiderseitigen Abweichungen davon als
arithmetische bestimmt, die mittlere Abweichung e = å Q : m für beide Seiten
gemeinsam als Quotient der Summe der beiderseitigen Abweichungen nach
absolutem Werte durch die Gesamtzahl derselben direkt (oder nach einer bekannten
Formel aus der Summe der Abweichungsquadrate als ) berechnet und nach
der t -Tabelle die Verteilung bestimmt. Zur ausdrücklichen Unterscheidung der
Beziehung der Abweichungen auf A ersetze ich die allgemeinen
Bezeichnungen m, Q, e durch µ, D , h.
2) Die arithmetische Verallgemeinerung des G. G., für die Voraussetzung
asymmetrischer W. der Abweichungen Q' ,Q,vom arithmetischen Mittel, allgemein
gültig für die verschiedensten Grade der Asymmetrie, doch nur zureichend für
verhältnismäßig schwache Schwankung um die Hauptwerte, wie sie den meisten K.-
G. zukommt. Hier wird der Ausgang von dem arithmetisch dichtesten
Werte D genommen, der aus den Maßwerten a in später zu betrachtender
Weise l1) erhalten wird, ohne sie vorher in Logarithmen übersetzt zu haben. Die
beiderseitigen Abweichungen Q ' , Q, werden als arithmetische nach beiden Seiten
von D besonders genommen, ihre mittleren Werte e' = åQ ' :
m' und e,= åQ,:m,bestimmt, und nun für jede Seite insbesondere die Verteilung
nach dem zweispaltigen G.G. (§ 33) unter Setzung von t' = Q ' : e' für positive
Seite und von t, = Q,: e, für negative Seite nach der t -Tabelle bestimmt. Zur
ausdrücklichen Unterscheidung der Beziehung der Abweichungen auf D ersetze ich
die allgemeinen Bezeichnungen m, Q , e durch m,¶,e.
11) [S. Kap. XL]
3) Die logarithmische Verallgemeinerung des vorigen Gesetzes oder Prinzips,
gültig für beliebig große Asymmetrie und beliebig große verhältnismäßige
Schwankung. Hiernach sind von allen einzelnen Maßwerten a die
Logarithmen a = log a zu nehmen, hieraus der dichteste Wert D zu bestimmen, die
logarithmischen Abweichungen l ' , l, nach beiden Seiten zu nehmen, hieraus die
Mittel derselben e' , e,zu nehmen und auf a, D, l í , l,, e' , e, ganz entsprechende
Bestimmungen anzuwenden als nach der vorigen, der arithmetischen
Verallgemeinerung auf a, D, ¶ ' , ¶,, e' , e,. Von den logarithmischen Werten läßt
sich dann auf die Verhältniswerte als nach den Logarithmentafeln zugehörige Zahlen
kommen.
Als prinzipiell streng sehe ich nun eigentlich bloß die logarithmische
Verallgemeinerung des G. G., d. i. 3) an; aber sie ist in ihrer Anwendung sehr
umständlich, und bei verhältnismäßig schwacher Schwankung kann man sehr wohl
nach der arithmetischen Verallgemeinerung 2) verfahren, wie sich erfahrungsmäßig
beweisen wird. Am wenigsten genügt überall das einfache G. G. 1), indes es am
einfachsten anwendbar ist, weil der arithmetische Mittelwert A als Ausgangswert der
Abweichungen leichter als die dichtesten Werte D und Dmit verhältnismäßiger
Genauigkeit zu bestimmen ist; bei schwacher Asymmetrie aber weichen die Resultate
von 1), 2) und 3) wenig von einander ab.
Je nachdem ich nun folgends die Behandlung eines Gegenstandes unter
Voraussetzung symmetrischer W. der Abweichungen bez. A, also nach erstem Prinzip,
oder unter Voraussetzung asymmetrischer W. bez. A, also nach zweitem oder drittem
Prinzip im Auge habe, werde ich kurz von Behandlung nach symmetrischem oder
asymmetrischem Prinzip sprechen; und je nachdem ich die Behandlung mit
Anwendung arithmetischer Abweichungen, also nach erstem oder zweitem Prinzip,
oder mit Anwendung logarithmischer Abweichungen, also nach drittem Prinzip, im
Auge habe, werde ich von arithmetischer oder logarithmischer Behandlung sprechen.
Im allgemeinen findet man für das Folgende die Behandlung der Gegenstände und
Aufstellung der Sätze nach arithmetischem Prinzip geführt; der Übergang zum
logarithmischen Prinzip und die Behandlung der eine solche wesentlich fordernden
Gegenstände wird aber dem Kapitel XXI besonders vorbehalten.
§ 38. Gehen wir auf die schon früher (Kap. II) bezüglich der Charakteristik der K.-
G. gemachten allgemeinen Bemerkungen jetzt etwas bestimmter ein.
Sollte ein K.-G. vollständig nach Maß und Zahl bestimmt sein, so würde es
überhaupt gelten, nicht nur alle gegenwärtigen, sondern auch gewesenen und
künftigen Exemplare desselben zu zählen und von jedem das Maß nach den
Hinsichten zu nehmen, die einer quantitativen Bestimmung Raum geben, als wie
Größe nach den drei Hauptdimensionen, Gewicht, Dichtigkeit, Dauer. Dies ist im
allgemeinen unmöglich. Die Menge der Exemplare eines gegebenen Gegenstandes ist
überhaupt meist unbestimmbar groß, und von dieser unbestimmbar großen Menge
steht meist nur eine sehr beschränkte Anzahl für Maßnahmen daran zu Gebote. Dazu
erhellt, daß, wenn z. B. das Gehirngewicht des Europäers und Negers verglichen
werden soll, dies nicht dadurch geschehen kann, daß man die Gewichte von tausend
europäischen Gehirnen den Gewichten von tausend Negergehirnen gegenüberstellt.
Es gilt ein einheitliches Resultat. Also wird es zwar nach schon früher gemachten
Bemerkungen gelten, so viele Exemplare der zu untersuchenden und zu
vergleichenden Gegenstände als möglich ohne willkürlichen Ausschluß gewisser
Größen zu messen, worin man nicht zu viel tun kann, um unausgeglichenen
Zufälligkeiten nicht zu viel Raum zu geben, die erhaltenen Maße in angegebener
Weise nach Zahl und Größe in Verteilungstafeln zu ordnen, und, da dies aber doch
erst dazu führt, den Gang der Werte im allgemeinen übersehen zu lassen, aus diesen
Verteilungstafeln gewisse Werte, die sog. Bestimmungsstücke oder Elemente des K.-
G. abzuleiten, welche eine Charakteristik des Gegenstandes und Möglichkeit seines
Vergleiches mit anderen Gegenständen nach quantitativer Beziehung gewähren. In
der Tat hat man hierin die Frucht der vielen einzelnen Maßbestimmungen zu sehen
und zu bieten.
Begnügt man sich nun, wie es häufig der Fall ist, mit der Angabe des
arithmetischen Mittels eines K.-G., so hat man darin allerdings einen wichtigen und
in keinem Falle zu vernachlässigenden Bestimmungswert und Vergleichswert mit
anderen Gegenständen; aber es können zwei K.-G. ganz oder nahe darin
übereinstimmen und doch nach anderen Beziehungen sehr auseinander weichen. Nun
konnte es früher genug erscheinen, auch die mittlere Schwankungsgröße und ganze
Schwankungsweite eines K.-G. durch Angabe der mittleren Abweichung vom
arithmetischen Mittel und der Extreme zu berücksichtigen, um die wesentliche
Charakteristik damit erschöpft zu haben, und in der Tat ist dies mitunter geschehen.
Aber mit der Erkenntnis der den K.-G. in so großer Allgemeinheit und in so
verschiedenem Grade nach einer oder der anderen Richtung zukommenden
Eigenschaft der Asymmetrie ist das bisher nicht gefühlte Bedürfnis eingetreten, die
K.-G., die man überhaupt einer eingehenden Untersuchung und Vergleichung wert
hält, auch nach dieser Richtung zu charakterisieren, d. i. die verschiedenen
Hauptwerte, deren Unterscheidbarkeit durch die Asymmetrie bedingt ist, und die
Abweichungswerte bezüglich derselben ins Auge zu fassen, womit nicht gesagt ist,
daß jeder Gegenstand an sich Interesse genug hat, um sich auf eine solche
Erweiterung seiner Charakteristik einzulassen, indes jedenfalls in einer allgemeinen
Kollektivmaßlehre darauf eingegangen werden muß.
§ 39. Wenn nun schon die allgemeine Kollektivmaßlehre nicht bei der früher
gewohnten, beschränkten Berücksichtigung von A und der dazu in Beziehung
stehenden Abweichungen stehen bleiben kann, und doch, wie schon oben zugegeben,
nicht jeder K.-G. auf eine Berücksichtigung aller möglichen Bestimmungsstücke, die
im II. Kapitel angegeben sind, Anspruch machen kann, so wird überhaupt nicht leicht
Anlaß sein, auf eine allseitige Berücksichtigung derselben einzugehen, es sei denn bei
einem K.-G., dem man eine ganz besondere Wichtigkeit beilegt, und der als Beispiel
für die Durchführbarkeit der allseitigen Berücksichtigung selbst dienen soll. Also
kann man leitende Gesichtspunkte für eine zu treffende Auswahl wünschen.
Alles zusammengenommen nun glaube ich, daß, wo man mit Bestimmungen
sparen will, und es eine Konvention gilt, an welchen Hauptwert man sich
vorzugsweise zur charakteristischen Unterscheidung gegebener K.-G. halten soll,
dem arithmetischen Mittel mit seinen Abweichungen immer der ihm bisher gewahrte
Vorzug bleiben wird, nur daß man mit Übergehung der übrigen Bestimmungsstücke
zugleich an Einsicht in die quantitative Konstitution der K.- G. verliert und
Charaktere derselben außer Acht läßt, die an sich nicht minder bedeutsam sind, als
die sich an das arithmetische Mittel knüpfen, und auf die Aufstellung eines
allgemeinen Verteilungsgesetzes emporheben. Zur Klarstellung hiervon wird auf die
schon oben (Kap. II) angegebenen Eigenschaften der verschiedenen Hauptwerte mit
erweiternder und erläuternder Betrachtung zurückzukommen sein.
[Dies wird ausführlich im X. Kap. geschehen. Während aber dort die Eigenschaften
jedes einzelnen Hauptwertes für sich vorgeführt werden, handelt es sich hier um eine
vergleichende Beurteilung der Hauptwerte selbst rücksichtlich ihrer Leistungen zur
Charakteristik der K.-G. Aus diesem Grunde kommen bloß der arithmetische
Mittelwert A, der Zentralwert C und der dichteste Wert D in Betracht; denn der
Scheidewert R, sowie der schwerste Wert T und der Abweichungsschwerwert F sind
von vornherein wegen ihrer geringeren Bedeutung bei einer zu treffenden Auswahl
bei Seite zu lassen. Dabei ist jedoch ein Unterschied dazwischen zu machen, ob jene
drei Hauptwerte mit Rücksicht auf ein als gültig vorausgesetztes Verteilungsgesetz
oder ohne Rücksicht auf ein solches betrachtet werden sollen, da je nachdem eine
ganz verschiedene Wertschätzung derselben Platz greift.]
§ 40. [Läßt man nämlich die Voraussetzung fallen, daß ein Verteilungsgesetz den
Gang der z-Werte einer Verteilungstafel regelt, so ist die letztere prinzipiell nur als
eine regellose Ansammlung von Werten aufzufassen, und es kann darum den
Hauptwerten nur die Bedeutung zukommen, als Mittelwerte jenen regellosen
Komplex in mehr oder minder zutreffender Weise zusammenzufassen und zu
vertreten. Dann ist aber keinem Zweifel unterworfen, daß die Bestimmung
des A wertvoller ist als diejenige des C oder des D. Denn A stellt als arithmetisches
Mittel den Durchschnittswert dar, der tatsächlich an Stelle jedes einzelnen Wertes
gesetzt werden kann, wenn dieselben zu einer Summe zusammengefaßt werden
sollen.C dagegen gibt bloß die Wertmitte an, die eben so oft überschritten als
unterschritten wird, und repräsentiert somit die Tafelwerte mit geringerer
Zuverlässigkeit, weil es nicht wie A von der Summe, sondern nur von der Anzahl der
beiderseitigen Abweichungen abhängt. D schließlich kann gar nicht als
stellvertretender Mittelwert zugelassen werden, da es nur den empirisch dichtesten
Wert in seiner durch kein Gesetz geregelten Zufälligkeit bezeichnet und seiner Lage
nach nicht rechnerisch bestimmt, sondern bloß durch den Anblick der Tafel gefunden
werden kann. Überhaupt ist sein tatsächliches Vorhandensein in einer regellos
verlaufenden Tafel nur als ein glücklicher Zufall anzusehen, dem keine Wichtigkeit
beizumessen ist.]
[Anders ist es, wenn das Bestehen eines Verteilungsgesetzes angenommen wird.
Dann behält zwar A die Bedeutung als Durchschnittswert, die es auch in der
regellosen Tafel hat, ohne direkt etwas zu gewinnen. Die Bedeutung von C dagegen
wird größer, da es, mit Rücksicht auf die nunmehr in Kraft tretenden
Wahrscheinlichkeitsbegriffe, als Wertmitte den wahrscheinlichen Wert darstellt. In
den Mittelpunkt des Interesses rückt aber D, da es als empirisch dichtester Wert,
wenigstens angenähert, d. h. von den unausgeglichenen Zufälligkeiten abgesehen,
denjenigen Wert bezeichnet, dem die größte W. zukommt. D steht somit in
solidarischem Zusammenhange mit dem Verteilungsgesetze, dessen Maximalwert
prinzipiell mit ihm zusammenfallen muß. Auch erhellt unmittelbar, daß nach
Aufstellung eines zutreffenden Verteilungsgesetzes ein doppelter Weg zur
Bestimmung von D offen steht: der eine auf Grund des Gesetzes, dessen
Maximalwert theoretisch den wahrscheinlichsten Wert bezeichnet; der andere auf
Grund der Tafel, deren dichtester Wert empirisch den wahrscheinlichsten Wert angibt.
Dabei ist es gleichgültig, ob der Gang der z in der Tafel den dichtesten Wert direkt
oder nur die Tendenz zur Erzeugung eines solchen erkennen läßt. Denn infolge des in
Kraft getretenen Gesetzes stehen die a und die z in funktionalem Zusammenhange, so
daß nach bekannten Regeln das dichteste z durch Interpolation aus den gegebenen
Tafelwerten berechnet werden kann, wenn seine rohe Bestimmung aus dem
unmittelbaren Anblick der Tafel versagt oder ungenau erscheint. Insofern nun aber
diese empirische Bestimmung des wahrscheinlichsten Wertes mit jener theoretischen
übereinstimmen soll, müssen dem D alle die Eigenschaften beigelegt werden, die den
Maximalwert des Verteilungsgesetzes auszeichnen, so daß einesteils die Berechnung
des D durch Interpolation ein Mittel bietet, die Triftigkeit eines aufgestellten
Verteilungsgesetzes zu erhärten, anderenteils, vor Kenntnis des aufzustellenden
Gesetzes, die Erkenntnis der Eigenschaften des empirisch konstatierten D der Tafeln
Fingerzeige zur Auffindung eines Verteilungsgesetzes geben kann.]
§ 41. [Dieser solidarische Zusammenhang zwischen den Eigenschaften des
dichtesten Wertes D und dem Verteilungsgesetze, der dem D den unbedingten
Vorrang vor jedem anderen Hauptwerte sichert, tritt auch in der physikalischen und
astronomischen Fehlertheorie zu Tage. Dieselbe betrachtet bekanntlich als den
wahren Beobachtungswert das arithmetische Mittel der beobachteten Werte, deren
Abweichungen von jenem die Beobachtungsfehler sind. Der wahre Wert ist aber
nichts anderes als der wahrscheinlichste Wert, der in einer Fehlerreihe, die
hinreichend groß ist, um einen gesetzmäßigen Gang erkennen zu lassen, als empirisch
dichtester Wert sich zu erkennen gibt. Es wird also durch Aufstellen des Prinzips, daß
der wahre oder wahrscheinlichste Wert das arithmetische Mittel A sei, dem A die
Bedeutung zugelegt, zugleich der dichteste Wert D zu sein. Diese Forderung des
prinzipiellen Zusammenfallens von A und D führt nun zum GAUSS’schen
Fehlergesetz, wie das z. B. aus ENCKE’s 1) Darstellung der Methode der kleinsten
Quadrate zu ersehen ist. Auf Grund desselben folgt dann weiterhin auch die
prinzipielle Übereinstimmung des Zentralwertes C mit A und mit D, deren vereinigte
Lage für den Gang der Tafel Symmetrie bez. A bedingt, während ihr
Auseinanderweichen Asymmetrie zur Folge hat.]
1) [Berliner astronomisches Jahrbuch für 1834, S. 264 fg.]
[Jenes Prinzip muß natürlich durch die Erfahrung Bestätigung finden. Damit wird
jedoch nicht verlangt, daß für Fehlerreihen, deren Ausdehnung in den Stand setzt,
einen dichtesten Wert durch den unmittelbaren Anblick der Reihe oder durch
interpolationsmäßige Berechnung anzugeben, derselbe genau mit A zusammenfalle;
denn man wird stets auf unausgeglichene Zufälligkeiten Rücksicht zu nehmen haben,
die ein empirisches Auseinanderweichen der Hauptwerte verursachen können, ohne
zugleich die Gültigkeit des aufgestellten Prinzips in Frage zu stellen. Überdies wird
man eine Bewährung des Prinzips vielmehr in der Übereinstimmung des in der
Fehlerreihe tatsächlich vorliegenden Ganges der Werte mit dem durch das Gesetz
geforderten Gange, als in dem empirischen Zusammenfallen von A und D suchen und
finden; wie denn auch z. B. BESSEL in den "Fundamenta astronomiae" durch
Gegenüberstellen des Ganges der Fehler nach der Theorie und nach der Erfahrung
eine Bewährung des G. G. gegeben hat. Es werden nämlich die unausgeglichenen
Zufälligkeiten, insbesondere bei hinreichender Reduktion der Fehlertabelle, den Gang
der Tafelwerte im ganzen wenig beeinflussen, während zu erwarten ist, daß sie die
Lage einzelner Werte mitunter erbeblich stören und leicht ein verhältnismäßig
beträchtliches Auseinanderweichen der Hauptwerte, deren Zusammenfallen von der
Theorie verlangt wird, verursachen können.]
Insofern aber ein solches Auseinanderweichen stattfindet, behält das arithmetische
Mittel den Vorzug, sei es, daß man nach GAUSS’schen Prinzipien als den
wahrscheinlichsten Wert denjenigen ansieht, bezüglich dessen die Summe der
Abweichungsquadrate die kleinstmögliche ist, oder bezüglich dessen die Summe der
Abweichungen nach beiden Seiten gleich ist; beide Werte aber fallen im
arithmetischen Mittel zusammen, mag Symmetrie oder Asymmetrie bezüglich
desselben stattfinden. Also bleibt der Vorzug für das arithmetische Mittel auch da, wo
es nicht mit den anderen Hauptwerten zusammenfällt, in der physikalischen und
astronomischen Maßlehre nach den Zwecken derselben jedenfalls entschieden.
[Dies gilt jedoch nur unter der Voraussetzung, daß prinzipiell das arithmetische
Mittel als der wahrscheinlichste Wert zu betrachten sei. Verliert dieses Prinzip seine
Geltung, so verliert auch A seine bevorzugte Stellung; denn es behält zwar seine
ursprüngliche Bedeutung als Durchschnittswert, aber mit Rücksicht auf das
Verteilungsgesetz tritt jetzt derjenige Wert an seine Stelle, der dem nunmehr
aufzustellenden Prinzipe gemäß die Rolle des wahrscheinlichsten Wertes übernimmt
und prinzipiell mit dem dichtesten Werte zusammenfällt. Wird beispielsweise der
Zentralwert C oder ein anderer "Potenzmittelwert", bezüglich deren Aufstellung und
Erörterung auf die Abhandlung2): "Über den Ausgangswert der kleinsten
Abweichungssumme" zu verweisen ist, als der Wert angesehen, dem die größte W.
zukommen soll, so tritt im Zusammenhange damit jedesmal ein anderes
Verteilungsgesetz in Kraft, durch dessen Bestehen der zu Grunde gelegte
wahrscheinlichste Wert ganz ebenso die Vorherrschaft erhält wie bei Geltung des G.
G. das arithmetische Mittel.]
§ 42. [Für die Kollektivmaßlehre ist nun in gleicher Weise der dichteste Wert von
fundamentalem Interesse, sobald das die Verteilung der Exemplare eines K.-G.
beherrschende Wahrscheinlichkeitsgesetz in Frage kommt. Betreffs der Feststellung
der Eigenschaften des dichtesten Wertes und der auf dieselben zu gründenden
Ableitung jenes Gesetzes kann aber hier nicht das Prinzip des arithmetischen Mittels
oder irgend ein anderes Prinzip a priori aufgestellt werden. Denn die K.-G. sind nur
durch die Erfahrung gegeben, und es besteht von vornherein nicht einmal Sicherheit
darüber, daß für dieselben insgesamt ein bestimmter Wert als wahrscheinlichster Wert
zu finden ist, oder daß – mit anderen Worten – der empirisch dichteste Wert bei den
verschiedenen K.-G. durch die nämlichen Eigenschaften charakterisiert werden kann.
Es ist darum als ein grundlegendes Resultat der Erfahrung anzusehen, daß die
verschiedensten K.-G., die in Untersuchung genommen wurden, in der Tat die
Bestimmung eines wahrscheinlichsten Wertes gestatten, und daß der letztere nahe
genug mit demjenigen Werte zusammentrifft, für den das Verhältnis der
beiderseitigen mittleren Abweichungen (e' : e,) gleich ist dem Verhältnisse der
beiderseitigen Abweichungszahlen (m' :m,). Der dichteste Wert ist somit in der
Kollektivmaßlehre von dem arithmetischen Mittel prinzipiell verschieden und steht
vielmehr in prinzipiell geforderter Übereinstimmung mit dem durch die Proportion e'
: e,= m' : m,definierten Werte. Der letztere (welcher nach der in Kap. II getroffenen
Festsetzung mit Dp zu bezeichnen ist, während Di den interpolationsmäßig
berechneten, empirisch dichtesten Tafelwert benennt) beansprucht mithin hier die
nämliche Beachtung wie der arithmetische Mittelwert in der Fehlertheorie. Auch hat
er die ganz entsprechende Bedeutung; denn auf Grund des Prinzips, daß der
wahrscheinlichste Wert eines K.-G. die Proportion e' : e, = m' : m, erfüllen, oder
daß Dp = Di sein soll, findet man als Verteilungsgesetz das im vorigen Kapitel bereits
vorgreiflich aufgestellte erweiterte G. G. in ähnlicher Weise, wie auf Grund des
Prinzips, daß der wahrscheinlichste Wert das arithmetische Mittel, oder daß A =
Di sein soll, das einfache G. G. als Fehlergesetz sich ergibt.]
[Nur insofern kann A auch hier die Vorherrschaft behaupten, als es bei den mit
schwacher Asymmetrie begabten K.-G. so nahe mit Dp zusammenfällt, daß es genügt,
approximativ das einfache G. G. an Stelle des zweispaltigen in Anwendung zu
bringen.]
§ 43. Nicht unberücksichtigt darf bei der Wahl zwischen den verschiedenen
Hauptwerten der Grad der Leichtigkeit und Bestimmtheit bleiben, mit dem sie zu
gewinnen sind. Kommt es auf bloß rohe Bestimmung an, so ist die des dichtesten
Wertes entschieden die einfachste und leichteste, da man ja in einer Verteilungstafel
bloß nach dem a zu sehen braucht, welchem das größte z zugehört; demnächst folgt
in dieser Hinsicht die Bestimmung des Zentralwertes, wozu es nur einer Abzählung
der a oder Q von beiden Seiten nach der Mitte bis zur erlangten Gleichheit von m
¢ und m,bedarf; am umständlichsten die des A, da die Addition aller einzelnen a einer
vielzahligen Verteilungstafel oder, was auf dasselbe herauskommt, die Bildung und
Addition der Produkte za zur Erlangung der Summe åa, welche mit m zu dividieren
ist, eine bei großem m langwierige und mühsame Operation ist.
Aber anders, ja gerade umgekehrt, stellt sich das Verhältnis, wenn man zu scharfen,
den idealen sich möglichst nähernden Bestimmungen übergehen will. Von der rohen
Bestimmung des dichtesten Wertes nach dem auf ihn fallenden Maximal-z ist
überhaupt nur eine sehr unsichere Approximation an den Idealwert zu erwarten; die
schärfstmögliche aber, auf das Verhältnis m' : m, = e¢ : e,zu gründende, ist zwar auf
eine bestimmte und nicht schwierig zu führende Rechnung zu bringen, aber wird in
der Ausführung unstreng, fordert Reduktion und Interpolation, die zuletzt noch einen
kleinen Spielraum für das zu rechnende Resultat lassen. Auch die scharfe
Bestimmung des C, obwohl viel einfacher als die des D, kann ohne solche Hilfsmittel
nicht auskommen, wogegen die Bestimmung des A solcher nicht bedarf. Die
Umständlichkeit der Bildung der Produkte za kann durch ein später (Kap. IX)
anzugebendes Verfahren vermieden werden.
§ 44. Nach voriger Besprechung der Eigenschaften und Leistungen der
verschiedenen Hauptwerte wird noch etwas von den Gesichtspunkten zu sagen sein,
aus denen die Extreme und Abweichungsfunktionen in Rücksicht kommen.
Es können zwei K.-G. ganz oder nahe in ihren Hauptwerten übereinstimmen und
doch noch die Schwankungsweite und der mittlere Schwankungswert der Exemplare
um ihre Hauptwerte sehr verschieden sein, worin keineswegs gleichgültige
Unterscheidungsmerkmale liegen. So kann die Mitteltemperatur einer Insel mitten im
Ozeane und einer Örtlichkeit mitten in einem Kontinente dieselbe sein; aber die
Abweichungen der einzelnen Temperaturen von der Mitteltemperatur halten sich bei
der ersten in engeren Grenzen und sind im Durchschnitte kleiner als bei der zweiten,
wonach wir Seeklima und Kontinentalklima unterscheiden.
[Man wird nun geneigt sein, derartige Unterschiede durch Angabe des größten und
des kleinsten Wertes, d. i. des E' und des E,, die in einer Reihe von Exemplaren eines
K.-G. vorkommen, in einfachster Weise zu charakterisieren.]
So empfehlenswert aber die Angabe der extremen Werte E' und E,ist, um erkennen
zu lassen, in welchen Grenzen die Größe der Exemplare geschwankt hat, so ist doch
der Nutzen davon aus mehr als einer Beziehung prekär und beschränkt. Einmal
unterliegen diese Werte großen Zufälligkeiten, so daß man nicht darauf rechnen kann,
wenn man die Extreme und extreme Schwankung aus einer neuen Serie von
Exemplaren mit demselben m bestimmt, dieselben Werte wieder zu finden; zweitens
hat die Angabe derselben überhaupt nur für die Anzahl der Exemplare, das m ,
woraus dieselben abgeleitet sind, einen Wert, indem bei größerem m der Spielraum
der Veränderungen größer wird, so daß man bei größerem m im allgemeinen weiter
auseinanderliegende Extreme, ein kleineres E,, ein größeres E' und mithin eine
größere extreme Schwankung E' - E,erhält als bei kleinerem m . Gesetzt nun z. B.
man will einen Maßstab für die absolute und relative Veränderlichkeit eines K.-G. in
dem Werte E' - E, oder (E' - E,) : A suchen, wie es wohl geschieht, und danach
verschiedene K.- G. vergleichen, so wird man die größten Irrtümer begehen, wenn die
Gegenstände ein verschiedenes m haben, und ich bin Irrtümern dieser Art, die auch zu
irrigen Folgerungen führten, wirklich anderwärts begegnet.3)
Besser als die Schwankungsweite E' - E,eignet sich daher die mittlere
Schwankung, identisch mit mittlerer Abweichung, zum Maße der Veränderlichkeit
eines Gegenstandes, da sie ziemlich unabhängig von m ist und durch eine geeignete
Korrektion vollends unabhängig davon gemacht werden kann. Allerdings ändert sich
dies Maß nach dem Hauptwerte, von dem man die Abweichungen rechnen will, und
ist, allgemein gesprochen, für positive und negative Seite verschieden. Der
Berücksichtigung letzterer Verschiedenheit aber entgeht man, wenn man überall die
Totalsumme der Abweichungen nach beiden Seiten, dividiert mit der Totalzahl der
Abweichungen nach beiden Seiten, dazu verwendet, also nach unserer allgemeinen
Bezeichnung als mittlere Schwankung oder mittlere Abweichung schlechthin
bezüglich eines gegebenen Hauptwertes setzt:
.
Ob man dazu die Abweichungen des einen oder anderen Hauptwertes verwenden
will, kommt darauf an, auf welchen man sich überhaupt beziehen will, und eins
schließt das andere nicht aus. Wie man sieht, ändert sich das Maß bei
gegebenem m nach der Totalsumme der beiderseitigen Abweichungen bezüglich der
verschiedenen Hauptwerte; bis jetzt hat man bloß von den Abweichungen des
arithmetischen Mittels Gebrauch gemacht, und bleiben wir zunächst dabei stehen, so
erhalten wir als mittleren Schwankungswert im Sinne obiger Bezeichnung:
.
Nun ist allerdings h nicht ganz unabhängig von der Größe des m , sondern es
verhält sich so: Der Wert A, von dem die Abweichungen genommen werden, ändert
sich etwas je nach der Zahl der a , mithin des m derselben, woraus er das Mittel
bildet; und das genauest mögliche A könnte nur aus einem unendlichen m erhalten
werden. Mit der Größe des endlichen m,also jedenfalls ungenauen A aber ändert sich
auch die Größe der Abweichungen und mithin die Summe derselben, durch deren
Division mit m der Wert h gewonnen wird, und zwar lehrt Theorie und Erfahrung4),
daß å D und mithin h = åD : m bei wachsendem m durchschnittlich im
Verhältnisse wächst, wonach man å D , sowie h auf den Normalfall, daß
die Bestimmung des A mit seinen Abweichungen aus einem
unendlichen m geschehen wäre, zurückführen kann, indem
man åD resp. h mit , merklich = 2 m : (2 m - 1), multipliziert, was man die
Korrektion wegen des endlichen m nennt. Das so korrigierte h heiße hc , und findet
sich also:
Diese Korrektion trifft zwar nicht in jedem einzelnen Falle, aber im Durchschnitte
der Fälle zu, und da man kein Mittel hat, sie für jeden einzelnen Fall zutreffend genau
zu bestimmen, muß man sich an den Wert halten, der doch im Durchschnitte der Fälle
zutrifft, und kann sich also, wenn man die kleine Mühe der Korrektion nicht scheut,
auch in der Kollektivmaßlehre lieber an hcals an h halten.
Soll die mittlere Schwankung bezüglich C oder D bestimmt werden, so hat man
ohne Korrektion erstenfalls e = åQ: m , zweitenfalls e = å¶ : m , die Korrektion aber
würde, so viel ich übersehe, dieselbe bleiben. Die mittlere Schwankung
bezüglich C hat das Interesse, daß sie kleiner als bezüglich A und D , überhaupt die
kleinstmögliche ist, weil nach schon früher gemachter Angabe die Summe der
Abweichungen bezüglich C überhaupt die kleinstmögliche ist, und dies sich auf ihren
Quotienten durch m überträgt.
Allgemein gesprochen, obwohl dies Ausnahmen erleiden kann, und eine genaue
Proportionalität nicht statt findet, wächst die mittlere Schwankung mit der Größe der
Gegenstände, und so kann es von Interesse sein, diesen Einfluß so weit als möglich
dadurch zu eliminieren, daß man die mittlere Schwankung durch die Größe des
schwankenden Gegenstandes dividiert, hiermit das relative außer dem absoluten
Schwankungsmittel in Betracht zieht.
§ 45. Eine wichtigere Bedeutung als zum Maße der Schwankung eines
Gegenstandes um seine Hauptwerte gewinnt die mittlere Abweichung als Mittelglied
für Bestimmung der Verteilung des Gegenstandes. Die physikalische und
astronomische Maßlehre macht zu diesem Zwecke von der mittleren
Abweichung ebezüglich A oder dem zu ein Beziehung stehenden Werte
Gebrauch, was aber nur für die in dieser Lehre vorausgesetzte symmetrische W. der
Beobachtungsfehler zulässig ist, wogegen die Kollektivmaßlehre nach der für sie
tatsächlich bestehenden allgemeineren Voraussetzung der Asymmetrie nur von der
mittleren Abweichung bezüglich D, und zwar nicht gemeinschaftlich für beide Seiten,
sondern jede Seite insbesondere Gebrauch machen kann (vergl. § 33), also von:
.
Auch hierbei ist streng genommen eine Korrektion wegen des
endlichen m anzubringen; aber die korrigierten Werte sind nicht, wie man meinen
könnte, zu setzen:
, ,
sondern:
,
In der Tat würde sonst die auf die Abweichungssummen bezügliche Korrektion der
beiden Seiten nicht mit der gemeinsamen Korrektion der Totalsumme derselben
stimmen.
Für die Totalsumme hat man nämlich:
.
Wollte man nun für die beiderseitigen Abweichungssummen besonders setzen:
, ,
so würde man durch Summierung dieser Werte erhalten:
,
was mit obigem Werte für å¶c nicht stimmt.
§ 46. Endlich ist noch einiger Werte zu gedenken, welche zu den schon wiederholt
berührten, doch erst später eingehend zu besprechenden, sehr wichtigen
Asymmetrieregeln in Beziehung stehen. Vorläufig nur folgendes über diese Werte.
Es ist zunächst der Unterschied µ' - µ,= u zwischen der Zahl der positiven und
negativen Abweichungen von A und der Unterschied U¢- U, = (E¢- A) - (A - E,) = E'
+ E,-2Azwischen der Größe der positiven und negativen extremen Abweichung
von A, welche in dieser Hinsicht in Betracht kommen. Noch wichtiger aber als diese
absoluten Unterschiede sind die relativen:
und .
Hier nur vorläufig in Rücksicht auf den später davon zu machenden Gebrauch
folgendes darüber.
Von einem Unterschied zwischen der Summe der positiven und negativen
Abweichungen von A , d. i. åD ' und åD,, kann natürlich nicht die Rede sein, da
ja A ausdrücklich so bestimmt wird, daß beide Summen gleich werden; aber das führt
noch nicht mit, daß zugleich beide Abweichungszahlen µ' , µ,einander gleich
werden, und höchstens zufällig wird man es einmal finden. Was man aber allgemein
oder nur mit zufälliger Ausnahme, jedenfalls im Durchschnitt bei den
Kollektivabweichungen bezüglich A findet, ist, daß µ' - µ,mit der Größe
von m wächst.
Unter Voraussetzung gleicher W. positiver und negativer Abweichungen lehrt
nämlich die Wahrscheinlichkeitsrechnung nach Zurückführung des Falles auf die
Urne mit der gleichen Zahl schwarzer und weißer Kugeln, daß µ¢ - µ,seinem
absoluten Werte nach durchschnittlich im Verhältnisse von steigt. Je mehr
aber m steigt, desto kleiner wird das Verhältnis von : m, so daß, bei
[Tafel III enthält die Rekrutenmaße von 2047 zwanzigjährigen Leipziger Studenten
aus den 20 Jahrgängen 1843 - 1862. Von der Urliste dieser Maße ist zu bemerken, daß
sie durch eine in ihrer Herstellungsweise beim Aushebungsgeschäfte begründete,
reine Zufälligkeit in der Folge der Maßgrößen ausgezeichnet ist, weshalb dieselbe in
Kap. XX zur Bewährung der Extremgesetze verwendet wird. Die Maßeinheit ist der
sächsische Zoll = 23,6 mm; es wurden jedoch nicht nur die ganzen, sondern auch
halbe und viertel Zoll gemessen.]
[In Tafel IV sind die Maße für das oberste Glied (Internodium) von 217
sechsgliedrigen Roggenhalmen verzeichnet. Genauere Angaben über die Gewinnung
dieses Materiales finden sich im zweiten Teile, Kap. XXV. Mit dem eben dort
beschriebenen Messungsverfahren hängt es zusammen, daß als Maßeinheit das halbe
Zentimeter auftritt.]
§ 50. [Die vier Tafeln lauten der Reihe nach:2)]
Tafel I. 450 europ. Männerschädel; Vertikalumfang.
E = 1 mm; m = åz = 450; A1 = 408,5.
a z a z a z
368 1 400 13 425 8
371 2 401 12 426 7
376 1 402 13 427 3
378 1 403 6 428 4
379 1 404 10 430 3
380 2 405 18 431 3
381 1 406 8 432 2
382 2 407 8 433 5
383 3 408 16 434 5
384 3 409 13 435 4
385 8 410 20 438 1
386 2 411 9 440 3
387 6 412 15 442 1
388 4 413 8 443 1
389 5 414 12 447 1
390 7 415 21 448 1
391 7 416 6
392 7 417 5
393 2 418 16
394 8 419 9
395 12 420 15
396 4 421 8
397 7 422 7
398 14 423 5
399 3 424 12
2) [Da weder die Urlisten, noch die primären Tafeln der hier behandelten K.-G. sich
vorfanden (vergl. Anmerkung zu Kap. III), so mußten die obigen Tafeln rekonstruiert
werden. Tafel I und III konnten aus den fünf resp. vier Reduktionslagen, die im
folgenden Kapitel (§ 64 und 65) verzeichnet sind, wieder hergestellt werden, für Tafel
II und IV lagen die entsprechenden Bearbeitungen nicht in hinreichender
Vollständigkeit vor. Indessen fanden sich für Tafel IV die Logarithmen der a-Werte.
Die Werte der Tafel II dagegen wurden aus den von Prof. WELCKER mir
übermittelten Maßen von 500 europäischen Männerschädeln gewonnen. Dabei
mußten aber 63 Maße nach ihrer wahrscheinlichen Zugehörigkeit zu den
entsprechenden Vertikalmaßen ergänzt werden, da nur so eine Übereinstimmung mit
der reduzierten Tafel des folgenden Kapitels (§ 58) erzielt werden konnte. Die
hierdurch möglicherweise bedingten, geringfügigen Abweichungen beeinträchtigen
jedoch das Bild der Tafel nicht, die überdies im folgenden nicht wesentlich in
Betracht kommt.]
Tafel II. 450 europ. Männerschädel; Horizontalumfang.
E = 1 mm; m = åz, = 450; A1 = 522,2.
a z a z a z
a z a z a z
60,00 1 70,00 70 76,00 24
64,00 2 70,25 65 76,25 17
64,75 4 70,50 71 76,50 9
65,00 6 70,75 61 76,75 7
65,25 3 71,00 78 77,00 14
65,50 5 71,25 75 77,25 9
65,75 5 71,50 81 77,50 7
66,00 8 71,75 89 77,75 3
66,25 6 72,00 79 78,00 3
66,50 9 72,25 81 78,25 2
66,75 19 72,50 82 78,50 3
67,00 7 72,75 63 79,00 1
67,25 11 73,00 79 79,50 2
67,50 25 73,25 79 80,00 1
67,75 15 73,50 68 80,75 1
68,00 35 73,75 56 82,50 1
68,25 27 74,00 64
68,50 37 74,25 42
68,75 34 74,50 55
69,00 43 74,75 33
69,25 48 75,00 43
69,50 57 75,25 26
69,75 54 75,50 25
75,75 17
Tafel IV. Das oberste Glied von 217 sechsgliederigen Roggenhalmen.
E = 0,5 cm; m = å z = 217; A1= 86,54.
a z a z a z a z a z
42,9 1 75,6 1 85,4 1 91,7 1 99,0 2
49,7 1 75,8 2 85,5 1 91,9 2 99,2 1
52,8 1 76,1 1 85,7 1 92,0 2 99,3 1
55,6 1 76,2 2 85,8 1 92,3 1 99,4 1
57,6 1 76,4 2 85,9 1 92,8 1 99,5 1
58,9 1 76,7 1 86,0 2 93,0 2 100,3 1
59,0 1 77,0 1 86,2 1 93,1 1 100,5 1
61,4 1 77,2 1 86,3 1 93,3 1 100,8 1
61,9 1 77,5 1 86,8 2 93,4 1 100;9 1
62,2 1 77,6 1 86,9 1 93,5 2 101,0 1
62,3 1 77,7 1 87,0 3 93,7 1 101,1 1
63,0 1 77,9 1 87,1 2 94,4 1 101,3 1
64,1 1 78,0 1 87,4 2 94,6 2 101,5 1
64,3 1 78,1 2 87,5 1 94,7 1 101,9 1
65,5 1 78,4 1 87,8 1 95,7 1 102,2 1
67,4 1 78,8 1 87,9 2 95,8 2 102,3 1
67,7 1 79,0 1 88,0 2 95,9 1 102,7 1
67,8 1 79,4 1 88,3 1 96,0 1 102,8 1
68,1 1 80,0 2 88,6 1 96,1 1 103,3 1
68,3 1 80,4 1 88,8 1 96,2 1 103,4 1
68,9 1 80,7 1 88,9 2 96,3 1 104,0 1
69,6 1 80,9 2 89,2 2 96,5 1 104,2 1
69,9 1 81,3 1 89,3 2 96,8 1 104,4 1
70,5 1 81,9 1 89,4 1 96,9 1 105,3 1
71,4 1 82,0 2 89,7 2 97,0 1 105,5 1
72,0 2 82,1 2 89,9 2 97,1 1 105,6 1
72,1 1 82,3 3 90,0 1 97,5 2 105,8 1
72,5 1 82,4 1 90,2 3 97,6 1 106,0 1
72,9 1 82,8 1 90,4 1 97,7 1 106,2 1
73,7 1 83,0 1 90,5 1 97,8 1 106,3 1
73,9 1 83,1 1 90,6 1 97,9 1 108,0 1
74,1 1 83,4 1 90,7 3 98,0 1 110,0 1
74,8 2 83,7 4 91,2 1 98,2 1 111,2 1
75,1 2 83,9 2 91,3 1 98,6 1 112,0 1
75,2 1 84,6 1 91,4 1 98.8 1 112,2 1
§ 51. [Ein vergleichender Blick auf diese Tafeln zeigt ebenso bezüglich des Ganges
der z wie bezüglich der Aneinanderreihung der a eine wesentliche Verschiedenheit
der drei ersten Tafeln von der letzten. Die ersteren besitzen nämlich einen mittleren
Hauptbestand, dessen z gegen die Tafelmitte zu im allgemeinen wachsen, und
dessen a , von einzelnen Unterbrechungen gegen die Enden zu abgesehen, eine
aquidistante Reihe bilden. So erstrecken sich in I. die äquidistanten a in
ununterbrochener Folge von 378 bis 428 und von 430 bis 435, während gleichzeitig
die z , allerdings mit ständig wiederkehrenden Schwankungen, erst wachsen und dann
wieder abnehmen. In II. geht die Reihe der äquidistanten a von 488 bis 550 und setzt
sich, nach Unterbrechung durch das fehlende a = 551, von 552 bis 555 fort, während
wiederum die z einen ähnlichen Gang zeigen. Tafel III. schließlich zeichnet sich bei
entsprechendem Verhalten der z zwischen den Grenzen 64,75 und 78,50 durch eine
ungestörte Äquidistanz der a aus. Diesem Hauptbestande schließt sich in jeder der
drei Tafeln zu Anfang und zu Ende eine verhältnismäßig geringe Anzahl von a-
Werten an, deren Distanzen regellos wechseln, und deren z überwiegend gleich 1
sind: sie stellen Endabteilungen mit zerstreuten a dar. In der vierten Tafel dagegen
schreiten die a durchweg in unregelmäßigen Intervallen vor, und es läßt sich nur
bemerken, daß die kleineren Intervalle häufiger in der Mitte als an den Enden sich
finden; zugleich ist die überwiegende Mehrzahl der z gleich 1. Man kann somit
Tafeln, die einen Hauptbestand äquidistanter a neben Endabteilungen mit
zerstreuten a besitzen, und solche, deren a durch die ganze Tafel durch unregelmäßig
sich zerstreuen, unterscheiden. Als Repräsentanten des ersten Typus haben die Tafeln
I. bis III. zu gelten; den zweiten Typus stellt die Tafel IV. dar. Beide Typen sind
wesentlich von einander verschieden; denn es wird sich zeigen, daß Tafeln vom
zweiten Typus einer viel weiter gehenden Reduktion bedürfen als solche vom ersten,
falls ihre Behandlung Erfolg haben soll.]
[Bei der Abgrenzung des Hauptbestandes einer Tafel ist nun aber zu
berücksichtigen, daß er sich nicht in scharfer Bestimmtheit von den Endabteilungen
loslöst. Man könnte zwar jeder Unbestimmtheit durch Aufstellen der Kegel
begegnen, daß der Hauptbestand sich genau so weit erstrecken solle, als die
Aquidistanz der a reicht. Es ist jedoch von vornherein klar, daß so keine wesentliche
Bestimmung getroffen würde. Denn vielfach kann der Fall eintreten, daß selbst gegen
die Mitte der Tafel zu die Äquidistanz durch ein fehlendes a gestört wird; noch
häufiger wird von der Mitte aus gegen Anfang oder gegen Ende auf ein
fehlendes a nochmals eine Reihe äquidistanter a folgen, wie dies tatsächlich für I und
II infolge des Fehlens von a = 429 resp. a = 551 zutrifft. In solchen Fällen würde der
Hauptbestand bei Festhalten der obigen Regel entweder übermäßig beschränkt oder
völlig in Frage gestellt. Andererseits ist es auch möglich, daß die a zwar lückenlos
verlaufen, der Gang der z aber ihre Ausschließung vom Hauptbestande als
wünschenswert erscheinen läßt. Es muß daher die Bestimmung des Hauptbestandes
innerhalb eines gewissen Spielraumes der Willkür überlassen bleiben, da eine Regel
nur insoweit sich aufstellen läßt, daß die Äquidistanz der a -Werte nicht erheblichen
Störungen unterworfen und bezüglich der z , wenigstens im ganzen, ein Wachstum
gegen die Mitte zu erkennbar sein soll. So kann man denn als Grenzen des
Hauptbestandes für I 378 und 435, für II 488 und 555, für III 64,75 und 78,50
festsetzen, mit der Bemerkung jedoch, daß diese Grenzen sehr wohl eine
Verschiebung gestatten.]
[Übrigens kann die Äquidistanz der a wenigstens formal auch im Falle
fehlender a hergestellt werden, wenn die fehlenden a , mit einem z = 0 versehen, in
die Tafel aufgenommen werden. Es soll dies als Einschieben leerer a bezeichnet
werden. Beispielsweise wird der Hauptbestand von I und II in dieser Weise durchweg
äquidistant, wenn in I 429, in II 551 mit einem z = 0 eingeschoben wird.]
Was ferner den Gang der z im Hauptbestande der Tafeln I – III betrifft, so wurde
bereits bemerkt, daß die Zunahme gegen die Mitte zu ständigen Schwankungen
unterworfen ist. Nun ist allerdings ein ununterbrochenes Wachsen und
Wiederabnehmen schon wegen der nie fehlenden unausgeglichenen Zufälligkeiten
gar nicht zu erwarten. Sollte aber hierin allein die Ursache liegen, so bliebe die
unverkennbar hervortretende Periodizität in dem Schwanken der z unerklärlich. Es
muß daher noch eine andere Ursache zu Grunde liegen. Dieselbe erhellt aus
folgenden Bemerkungen.]
[Im Hauptbestande von I treten im ganzen 18 relative Maxima, 17 dazwischen
liegende Minima auf; 8 Maxima fallen auf solche a , die ganze oder halbe Zentimeter
darstellen, während kein einziges Minimum einem solchen a zugehört. Von den 17
Maxima des Hauptbestandes von II fallen 10, von den 16 Minima keines auf a der
bezeichneten Art. Dies zeigt zur Genüge, daß bei der Messung der Schädel mittelst
des Bandmaßes, wobei offenbar die Millimeter durch Schätzung gewonnen wurden,
ganze und halbe Zentimeter bevorzugt wurden; denn anderenfalls müßten sich der
Wahrscheinlichkeit gemäß die Maxima und Minima gleichmäßig auf die
Unterabteilungen des Zentimeters verteilen. In der ungleichförmigen Schätzung, d.h.
in der Bevorzugung der ganzen und halben Abteilungen des benutzten Maßstabes,
findet man somit die Quelle der periodisch wiederkehrenden Unregelmäßigkeiten im
Gange der z. Dies bestätigt sich an der Tafel III. Von den 19 Maxima ihres
Hauptbestandes fallen 9 auf ganze, 7 auf halbe Zoll; von den 18 Minima gesellen sich
nur 2 ganzzolligen Werten zu, während die übrigen ¼ - oder ¾-zolligen Werten
zugehören.]
[Man wird sich daher bei der Bearbeitung der Verteilungstafeln vor den Fehlern
wegen ungleichförmiger Schätzung zu hüten haben und auf ihre Beseitigung durch
eine angemessene Reduktion bedacht sein müssen. Dies führt dazu, die Tafeln, der
Periode der ungleichförmigen Schätzung entsprechend, in Hauptabteilungen zu
gliedern. Dieselben müssen beispielsweise in den Tafeln I und II von 5 zu 5 mm, in
der Tafel III nach halben Zoll oder besser nach ganzen Zoll fortschreiten. Im
allgemeinen wird man diese Hauptabteilungen mit dem Hauptbestande der Tafel
beginnen lassen. Man kann es dann vorteilhaft finden, den Hauptbestand so zu
umgrenzen, daß er gerade eine volle Anzahl von Hauptabteilungen faßt. Dann müssen
z. B. in Tafel I drei Werte von dem wie oben definierten Bestande abgeschnitten und
etwa die Werte 380 und 434 als Grenzen gewählt werden, zwischen welchen 11
Hauptabteilungen Platz finden, wie in der Tafel selbst angedeutet wurde.]
§ 52. [Schließlich sind noch folgende, für jede Verteilungstafel in ihrem ganzen
Umfange gültige Punkte zu erwähnen. Jeder Messung sind Grenzen der Genauigkeit
gestellt, so daß die a niemals kontinuierlich sich aneinanderreihen können, sondern
durch ein Intervall, dessen Größe von dem Genauigkeitsgrade der Messung abhängt,
getrennt verlaufen müssen. Dieses Intervall soll das primäre Intervall heißen und
mit i bezeichnet werden. Es ist für die Erstreckung der ganzen Tafel konstant, da es ja
nur durch den Maßstab, nicht durch die Größe der gemessenen Gegenstände bedingt
wird.]
[In seiner Existenz hat man den Grund dafür zu suchen, daß ein äquidistanter
Hauptbestand in den Verteilungstafeln überhaupt möglich ist. Denn das Intervall des
Hauptbestandes ist eben nichts anderes als jenes primäre i , das nicht unterschritten
werden kann, sondern nur um so deutlicher hervortritt, je größer die Anzahl der
gemessenen Exemplare des K.-G. – das m der Tafel – wird. Das primäre i ist aber
natürlich auch für Tafeln ohne Hauptbestand aus den a-Werten direkt zu ersehen. Für
Tafel IV z. B. ist es gleich dem zehnten Teile von E , d. i. = 0,05 cm.]
[Die wesentliche Bedeutung des Vorhandenseins eines primären Intervalles besteht
nun aber darin, daß es die Zugehörigkeit der z zu den a , welchen jene in den Tafeln
beigeschrieben werden, in das richtige Licht setzt. Man erkennt nämlich, daß
die a bloß als Vertreter der primären Intervalle aufzufassen sind, deren Mitten sie
darstellen; es sind darum auch die z nicht als den a , sondern als den durch
die a bezeichneten, primären Intervallen zugehörig aufzufassen und innerhalb der
letzteren gleichmäßig verteilt zu denken, da es an jedem Anhalte für eine anders
gestaltete, gesetzmäßige Verteilung fehlt. Insofern so das primäre Intervall
das a umschließt oder umkreist, soll es das Umkreisintervall des a genannt werden.
Seine beiderseitigen Grenzen sind a - ½ i und a + ½ i ; dieselben schließen sich durch
die ganze Tafel durch unmittelbar aneinander, so daß die erste Grenze eines
beliebigen Intervalles mit der zweiten des vorhergehenden zusammenfällt.]
[Die a- und z-Werte sind somit mittelst des zugehörenden Umkreisintervalles
aneinander gebunden. Soll diese Verbindung gelöst und das a für sich allein
betrachtet und aufgefaßt werden, so soll es als nacktes a bezeichnet werden.]
[Die soeben erläuterte Zugehörigkeit der z zu den a gestattet nun auch eine
zutreffende geometrische Darstellung der Verteilungstafeln. Es sind nämlich die a in
einer Abszissenlinie aufzutragen und durch Markieren der Werte a - ½ i und a +
½ i die Umkreisintervalle derselben beizufügen; sodann sind auf den letzteren
Rechtecke zu errichten, deren Inhalte die den a der Tafel
beigeschriebenen z repräsentieren müssen; hierbei kann natürlich sowohl der
Abmessung der a , als auch der Konstruktion der Rechtecke ein beliebiger Maßstab
zu Grunde gelegt werden, da es nur gilt, ein Bild von den Verhältnissen der
Tafelwerte zu gewinnen.]
[Man erhält so z. B. folgende Darstellung des mittleren Teiles von Tafel I:]
Fig. 1.
a Intervalle z
a Intervalle z
primär
Intervalle z
64,875 – 65,125 6
65,125 – 65,375 3
65,375 – 65,625 5
u. s. w.
folgende zusammengehörige Intervall- und z-Reihe:
primär (halbiert)
Intervalle z
64,875 – 65,0 3
65,0 – 65,125 3
65,125 – 65,25 1,5
65,25 – 65,375 1,5
65,375 – 65,5 2,5
65,5 – 65,625 2,5
u. s. w.
Verschiebt man jetzt den Hauptbestand statt um ein ganzes um ein halbes
primäres i , und läßt man denselben mit 65,0 statt mit 64,875 beginnen, wobei diese
Werte Intervallgrenzen und nicht a-Werte bedeuten, so erhält man folgende a- und
Intervalltafel:
reduziert
a Intervalle Z
65,5 65,0 – 66,0 20
66,5 66,0 – 67,0 41,5
Läßt man jedoch den Hauptbestand mit 64,5 als Intervallgrenze beginnen, so erhält
man:
reduziert
a Intervalle z
65,0 64,5 – 65,5 15,5
66,0 65,5 – 66,5 26
Auf diese Weise, durch Verschiebung und Teilung der Intervalle, kann stets erreicht
werden, daß mindestens die Intervallgrenzen oder die a-Werte der reduzierten Tafel
ganzzahlig werden, falls nur das reduzierte i gleich der zu Grunde liegenden
Maßeinheit oder ein Vielfaches derselben ist.]
§ 56. Nun gibt es aber auch Tabellen, wie Tafel IV für die Roggenähren, wo die
Maße sich durch die ganze Tabelle sehr zerstreuen, wo ein Hauptbestand mit
äquidistanten a von vornherein nicht vorhanden ist und nur durch eine praktisch
kaum durchführbare Einschaltung unzähliger leerer a hergestellt werden könnte.
Dann wird man wie folgt zu verfahren haben.
Zunächst hat man sich nach den alsbald (§ 60) aufzustellenden Gesichtspunkten zu
entscheiden, auf ein wie großes i man reduzieren will. Um einen nahehin
regelmäßigen Gang der Werte z zu erhalten, wird man bei unserer Tafel mit i nicht
unter vier Maßeinheiten gehen dürfen. Gehen wir nun, um das erste primäre a = 42,9
noch in das erste reduzierte Intervall einzuschließen, mit dessen erster Grenze so weit
zurück, daß dieser Zweck erreicht wird, wozu genügt, die erste Grenze des ersten red.
Intervalles = 42 anzunehmen, indem dann 42,9 in das erste Intervall 42 – 46 fällt 1) .
Das reduzierte z dieses Intervalles ist dann die Summe der primären z , die in das
Intervall 42 – 46 fallen, d.i. 1, das red. A die Mitte zwischen 42 und 46, also 44. Das
zweite red. Intervall ist hiernach 46 – 50, worein wieder nur ein z fällt, mithin das
red. z = 1 ist, u. s. f., was von vornherein folgende reduzierte Tafel gibt:
reduziert
a Intervalle z
44 42 – 46 1
48 46 – 50 1
52 50 – 54 1
56 54 – 58 2
Wenn eine der Intervallgrenzen zufällig mit einem a der primären Tafel
zusammenfällt, so ist nur das halbe primäre z dieses a in das reduzierte z des
Intervalles einzunehmen, indem das andere halbe z (wie nach der Methode der
geteilten z) dem Nachbarintervall angehört.
1) Zu demselben Zwecke könnte man auch noch weiter mit der ersten Grenze
zurückgehen, bis 41, bis 40, bis 39, wo dann die ersten Intervalle respektiv sein
würden 41–45, 40–44, 39–43. In jedes derselben aber fiele 42,9. Dies gibt
verschiedene Reduktionslagen, wovon nachher; jedenfalls aber genügt schon 42 als
erste Intervallgrenze dem Zwecke.
§ 57. Kommen wir jetzt auf Verteilungstafeln wie I, II, III zurück, in denen sich ein
Hauptbestand mit äquidistanten a der a-Spalte von Endabteilungen mit
zerstreuten a unterscheiden läßt, so ist noch anzugeben, wie mit letzteren zu
verfahren. Dies kann in doppelter Weise geschehen. Entweder a ) macht man
die a der Endabteilungen durch Einschaltung leerer a ebenso äquidistant, als es in den
Hauptabteilungen der Fall ist, und reduziert sie hiernach ganz nach vorigen
Prinzipien, da sie sich danach von den Hauptabteilungen prinzipiell nicht mehr
unterscheiden; oder b ) man setzt die Reduktion durch die Endabteilungen nicht fort,
sondern begnügt sich mit Bauschangaben darüber. Letzteres Verfahren ist, soviel ich
sehe, bisher das allein übliche, das erstere aber das aus anzugebenden Gründen
vorzuziehende und künftig von mir allein befolgte.
So sieht man überall nach Verfahren b ) bei Rekrutenmaßen dem reduzierten
Hauptbestande die Bauschangabe der Zahl von Maßen vorangehen, welche kleiner
als die erste Grenze des reduzierten Hauptbestandes sind, und die Tabelle mit der
Bauschangabe der Zahl von Maßen schließen, welche größer als die zweite Grenze
des reduzierten Hauptbestandes sind, ohne Spezifikation dieser Maße: worauf man
sich aber doch nicht beschränken sollte, da man danach zwar noch den Zentralwert,
aber nicht mehr das arithmetische Mittel bestimmen kann, anderer Nachteile nicht zu
gedenken; vielmehr sollte, wenn man überhaupt auf die Durchführung der Reduktion
durch die Endabteilungen verzichten will, außer der Summe der Anzahl der Maße
auch die Summe der Maße selbst, welche in den Endabteilungen enthalten sind,
angegeben werden, und nicht unzweckmäßig wird man die primären Extreme
hinzufügen. Bezeichnen wir also einerseits als Vorzahl v und Vorsumme V die Zahl
(åz) und Summe (åaz) der primären a , welche kleiner als die erste Grenze des
reduzierten Hauptbestandes sind, andererseits als Nachzahl n und Nachsumme N die
Zahl und Summe der primären a , welche größer als die zweite Grenze dieses
Bestandes sind, als E,und E' das kleinste und größte a der ganzen primären Tafel
überhaupt, so ist der reduzierte Hauptbestand noch durch Angabe
von v , V , n , N , E,, E' zu ergänzen, wodurch man die Tabelle brauchbarer macht,
aber freilich dafür an dem Vorteil der Kürze, den nur das reine b -Verfahren gewährt,
einbüßt.
Das Verfahren a ) aber ist nicht nur methodischer, indem sich danach die
Reduktion der ganzen primären Tafel ohne die immer etwas willkürliche Abgrenzung
zwischen Hauptbestand und Endabteilungen und ohne eine Ergänzung letzter Art
nach demselben Prinzip durchführen läßt, sondern streng genommen sind auch nur so
reduzierte Tafeln für die vorzunehmenden Verteilungsrechnungen brauchbar.
Führe ich nun nach diesem Prinzip die Reduktion auf ein i = 5 mm durch die
ganzen Tafeln I und II durch, mit Rücksicht, durch Einschaltung leerer a nicht nur
die a der ganzen Tabelle äquidistant zu machen, sondern auch dem ersten primären
geltenden a so viele leere a vorangehen zu lassen, daß das erste primäre a (bei I 368,
bei II 481) noch in das erste reduzierte Intervall hineinfällt, so kann man zur
Erfüllung dieser Bedingung je nach der gewählten Reduktionslage 1, 2, 3 oder 4
leere a vorangehen lassen und wird, wenn man beispielsweise zwei vorangehen läßt,
die ersten durch leere a ergänzten Abteilungen der primären Tafel I so zu schreiben
haben:
primäre a 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375
primäre z 0 0 1 0 0 2 0 0 0 0
u. s. w.
Das erste red. Intervall ist hiernach, mit Rücksicht auf die Umkreisintervalle der
primären Grenz-a, 366 - ½ bis 370 + ½, d. i. 365½ – 370½, das zweite 370½ – 375½;
das red. a des ersten Intervalles ist 368 als Mitte zwischen 366 und 370, das zweite
373; und das durch Summierung der primären z jeder Abteilung erhaltene
reduzierte z ist für die erste Abteilung 1, für die zweite 2, was als Anfang der
reduzierten Tafel gibt:
reduziert
a Intervalle z
primäre a 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489
primäre z 0 1 0 0 2 2 1 0 1 2
hiernach als Anfang der reduzierten Tafel:
reduziert
a Intervalle z
482 479,5 – 484,5 3
487 484,5 – 489,5 6
§ 58. Führen wir nun diese Reduktion durch die ganzen Tafeln I und II durch, so
erhalten wir unter Beschränkung auf die Form der a-Tafeln folgende reduzierte
Tafeln, deren jeder eine für späteren Gebrauch sehr nützliche Spalte S,beigefügt ist,
welche dadurch entsteht, daß man die z der z-Spalte vom Anfang herein bis zu
dem a (inkl.) der a-Spalte, wozu das betreffende S,gefügt ist, summiert:
Reduktion der primären Tafeln I (Vertikalumfang) und II
(Horizontalumfang) mit red. i = 5 mm.
I
II
a z S, a z S,
368 1 1 482 3 3
373 2 3 487 6 9
378 5 8 492 10 19
383 17 25 497 13 32
388 24 49 502 30 62
393 36 85 507 28 90
398 41 126 512 52 142
403 59 185 517 50 192
408 65 250 522 60 252
413 65 315 527 53 305
418 51 366 532 39 344
423 40 406 537 43 387
428 17 423 542 30 417
433 19 442 547 14 431
438 4 446 552 12 443
443 2 448 557 3 446
448 2 450 562 1 447
567 2 449
572 0 449
577 1 450
Der Vergleich vorstehender reduzierter Tafeln mit den primären, aus denen sie
entstanden sind, gibt zu folgenden Bemerkungen von allgemeiner Tragweite Anlaß.
Verstehe ich überhaupt unter einem regelmäßigen Gange der z einen solchen, daß
sie mit aufsteigenden a ohne Unterbrechung durch Absteigen bis zu einem Maximum
wachsen, von da an aber ebenso ohne Unterbrechung durch Aufsteigen wieder
abnehmen, hiermit eine glatte Verteilungskurve im Sinne von § 17 geben, so zeigen
sämtliche reduzierte Tafeln auf den ersten Blick gegen die primären, aus denen sie
abgeleitet sind, den auffälligsten Vorteil der Regelmäßigkeit. Und erst nachdem der
Gang der Werte durch die Reduktion mindestens um die Mitte herum regelmäßig
geworden ist, wird sich von einer Gesetzlichkeit derselben sprechen, dieselbe
bestimmen oder eine voraussetzliche Gesetzlichkeit daran prüfen lassen.
Daß I zwei benachbarte gleiche Maximal-z zeigt, ist nur zufällig und steht dem
regelmäßigen Gange nicht im Wege, wie es der Fall sein würde, wenn sie durch
zwischenliegende amit kleinerem z geschieden wären. II hat, wie gewöhnlich, nur ein
Maximal-z. Näher zugesehen, zeigt I nur noch nach einem Ende hin eine
unbedeutende Ausnahme vom regelmäßigen Gange, sofern die z = 17 und 19 ihre
Größe vertauschen müßten, um sich richtig zu folgen; und selten fehlt es gegen die
Enden hin ganz an solchen kleinen Unregelmäßigkeiten, ohne daß bei Verwertung der
Tafeln viel darauf ankommt, um so mehr, wenn solche in der Gegend des
dichtesten a , d. h. was das größte z hat, stattfinden; und verstehen wir der Kürze
halber unter Kern der Tafel das dichteste a mit seinen zwei höheren und zwei tieferen
Nachbar-a , so werden wir vorzugsweise von diesem Kerne Regelmäßigkeit zu
fordern haben, um unsere Normalgesetze der Verteilung mit befriedigender
Approximation bestätigt zu finden. Während nun der Kern von I, der sich wegen des
doppelten Maximal-z auf sechs a erstreckt, der Bedingung der Regelmäßigkeit
genügt, ist dies bezüglich II nach oben hin (nach den kleineren Maßen zu) nicht der
Fall, und auch nach unten zu folgt die Zahl 43 unrichtig gegen die Grenzzahl 39 des
Kernes.
Hiernach läßt sich von vornherein schließen, daß die Tafel II für Horizontalumfang
sich der normalen Verteilungsweise weniger gut fügen und weniger geeignet zur
Bewährung der Normalgesetze sein wird, als Tafel I für Vertikalumfang.
§ 59. Nun aber reicht es hin, Tafel I und II auf das doppelte i als vorhin, statt auf
5mm auf 10mm zu reduzieren, um beide Tafeln ausnahmslos regelmäßig zu machen,
was sehr einfach dadurch geschehen kann, daß man je zwei sukzessive a der auf i = 5
mm reduzierten Tafeln zu ihrem Mittel und ihre zugehörigen z zur Summe vereinigt.
Geschieht dies mit der Tafel I (§ 58) von oben herein, so bleibt wegen der unpaaren
Zahl der nackten a dieser Tabelle das a = 448 mit z = 2 übrig; es hindert aber nichts,
die a-Tafel über 448 hinaus konsequent fortzuführen, indem man zu dem a = 448 ein
um 5mm größeres a = 453 mit z = 0 hinzufügt; das mittlere a zwischen 448 und 453
gibt dann ein reduziertes a = 450,5 mit einem reduzierten z = 2. In der Tat erhält man
folgende Tafeln:
Die Tafeln I und II, auf i = 10mm reduziert.
I II
a z S, a z S,
370,5 3 3 484,5 9 9
380,5 22 25 494,5 23 32
390,5 60 85 504,5 58 90
400,5 100 185 514,5 102 192
410,5 130 315 524,5 113 305
420,5 91 406 534,5 82 387
430,5 36 442 544,5 44 431
440,5 6 448 554,5 15 446
450,5 2 450 564,5 3 449
574,5 1 450
Aus den vorigen Tafeln wird man, nach demselben Prinzip, auf i = 20 mm
reduzierte Tafel ableiten können, u. s. f., was ich als verschiedene Reduktionsstufen
bezeichne. Mit jeder neuen Reduktionstufe verkleinert sich die Tafel, bis man zuletzt
auf ein einziges red. a mit einem einzigen red. z kommt.
Um dies nur für Tafel I durchzuführen, so erhält man bei Reduktion respektiv auf
20, 40 mm u. s. f. aus der Reduktion für i = 5 mm folgende a-Tafeln:
20 mm 40 mm 80
mm 160 mm
a z a z a z a z
i 5E 10 E 20 E 40 E
A2 408,2 408,1 408,2 409,2
C2 408,6 408,6 2) 409,1 411,6
Dp 409,7 410,1 — —
e¢ 10,4 10.4 — —
p 0,74 0,75 — —
2 ) Es könnte als Versehen erscheinen, dass C2 für i = 10 ganz denselben Wert als
für i = 5 erhalten hat. [Es rührt dies jedoch daher, daß das Intervall, in welches C2 für
i = 10 fällt, ein doppelt so großes z besitzt als das Intervall, in welches C2 für i = 5
fällt, was durch die beiden benachbarten gleichen Maximal-z der Reduktions-stufe i =
5 bedingt wird.]
Man sieht, daß, abgesehen von der letzten hier berücksichtigten Reduktionsstufe,
auf i = 40, wo die reduzierte Tafel auf drei Werte zusammenschrumpft, die
Hauptwerte je nach der Reduktionsstufe nur um zu vernachlässigende und zufällig
scheinende Größen von einander abweichen; wogegen u , u und
mithin µ ,, µ' , m,,m' sich nicht unerheblich danach ändern, woraus zu folgern ist,
daß, wenn es sich nur um Bestimmung der Hauptwerte handelt, auf die
Reduktionsstufe nicht viel ankommt, wenn man nur nicht bis zu den höchsten Graden
damit geht; wogegen die Verteilungsrechnungen von den Reduktionsstufen
wesentlich influiert werden müssen, und man also auch aus diesem Grunde wohl tun
wird, sofern es gilt, beobachtete mit berechneter Verteilung zu vergleichen, bei der
möglichst niedrigen Stufe, welche noch eine regelmäßige Verteilung im Kerne gibt,
stehen zu bleiben. Wo nun die niedrigste Stufe nicht durch Rücksicht auf eine etwa
vorhandene ungleichförmige Schätzung bedingt ist, wie bei Tafel I, II und III, ist man
auch nicht gebunden, das erst gewählte i gerade zu verdoppeln, um zum Zwecke
eines regelmäßigen Kernes zu gelangen, was nur den formalen Vorteil hat, daß man
die höhere Stufe einfach aus der vorherigen niederen Stufe ableiten kann. Wenn man
aber einen regelmäßigen Kern mittelst einer schwächeren Reduktion als durch
Verdoppelung des vorherigen i erlangen kann, so wird man nicht zu dieser
Verdoppelung greifen, muß aber dann zur Ableitung der betreffenden Reduktion auf
die primäre Tafel zurückgehen.
§ 62. Um nun zu sehen, wie sich diese Resultate bei anderen K.-G. unter anderen
Bedingungen wiederfinden, wenden wir uns von Tafel I, welche für Schädelmaße
mit m = 450 gilt3), zu Tafel III für Studentenrekrutenmaße mit m = 2047.
3 ) TafelII übergehe ich, nicht nur, weil sie analoge Verhältnisse als I darbietet,
sondern auch, weil sie wegen Unregelmäßigkeit im Kerne der primären Tafel weniger
sicheren Anhalt bietet.
Bei Tafel I waren wir durch das Verhalten der ungleichförmigen Schätzung
genötigt, das primäre i = 1 mm bei der ersten Stufe auf das Fünffache zu reduzieren;
bei Tafel III sind wir aus demselben Grunde gehalten, das primäre i = 0,25 Zoll auf
das Vierfache, d. i. 1 Zoll zu reduzieren, wobei aus dem oben § 55 angegebenen
Grunde das Verfahren mit geteilten zanzuwenden ist. Dies gibt, wenn wir von einer
solchen Lage der ersten Reduktion ausgehen4), daß die a derselben ohne Bruch
auftreten, folgende Verteilungstafeln und Elemente.
i 1E 2E 4E 8E
A2 71,75 71,76 71,77 71,64
C2 71,81 71,83 71,91 71,58
Dp 71,99 72,06 — —
42 1 44 1 48 4 56 26
46 0 52 3 64 22 88 176,5
50 1 60 8 80 85 120 14,5
54 2 68 14 96 91,5
58 3 76 35 112 14,5
62 5 84 50
66 6 92 51,5
70 8 100 40
74 15 108 13
78 20 116 1,5
82 25
86 25
90 32
94 19,5
98 24,5
102 15,5
106 10
110 3
114 1,5
118 0
Hieraus begnüge ich mich, nur die Hauptwerte abzuleiten, welche ebenfalls eine
sehr geringe Änderung je nach der Reduktionsstufe zeigen.
5 ) [Die Übereinstimmung der Werte von A2 für i = 8 und i = 16, sowie von C2 für i
= 4 und i = 8 ist durch die Beschaffenheit der Tafel IV begründet, und zwar folgt die
Gleichheit der beiden A2 daraus, dass in der Reduktionsstufe i = 8 die Summe des
ersten, dritten, fünften z u.s.w. zufällig gleich der Summe des zweiten, vierten z u.s.w.
ist, während die gleichzahligen z der Stufe i = 4 (für a = 82 und 86) die Gleichheit der
beiden C2 bedingen.]
§ 64. Inzwischen außer der Wahl zwischen den Reduktionsstufen handelt es sich
nach schon gemachter Bemerkung noch um die Wahl zwischen den Reduktionslagen.
Die Verschiedenheit der Reduktionslagen beruht darauf, daß, je nachdem man den
Ausgangswert des Zusammennehmens der primären nackten a ändert, die reduzierte
Tafel verschieden ausfällt. Betrachten wir dies zuerst in Bezug auf den Hauptbestand
der primären Tafel I. Das Zusammennehmen der a begann im Beispiele § 53 mit dem
ersten a = 380 der ersten Hauptabteilung, und wir erhielten damit als
reduziertes a 382 mit dem reduzierten z = 11. Gehen wir nun konsequent damit vor,
so wird die Reduktion der zweiten Hauptabteilung mit den fünf nackten a 385, 386
flg. ein reduziertes a = 387 mit dem reduzierten z = 25 geben. Nun hindert aber
nichts, den Anfang des Zusammennehmens von je fünf nackten a um
ein a vorzuschieben, womit andere zu reduzierende Abteilungen entstehen, nämlich,
um bei den zwei ersten stehen zu bleiben:
nackte a 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390
primäre 1 2 3 3 8 2 6 4 5 7
z
woraus folgt:
reduziert
a Intervalle z
383 380,5 – 385,5 17
388 385,5 – 390,5 24
u. s. w.
Dies gibt, wie man sieht, eine andere reduzierte Tafel des Hauptbestandes als die
vorige, welche primär mit a = 380, reduziert mit 382 anhob, statt daß diese primär
mit 381, reduziert mit 383 anhebt. Weiter könnte man auch, statt mit primärem a =
380 oder 381 anzuheben, mit 382, 383 oder 384 anheben, und erst wenn man mit 385
den Anfang machte, würde man in die erste Reduktionsweise zurückfallen, indem
diese, mit 380 beginnend, die mit 385 beginnende als Fortsetzung einschließt.
Im ganzen sind so viele Reduktionslagen möglich, als die Zahl der
primären a oder i beträgt, welche in dem i der Reduktionsstufe zusammengefaßt
werden. Sofern nun das i = 1mm der primären Tafel I in der ersten Reduktionsstufe
auf i = 5 mm gesteigert ist, sind hier fünf Reduktionslagen möglich, bei Reduktion
auf 10 mm würden zehn Lagen möglich sein u. s. f.. Und wenn wir im Sinne der
Methode a) die primären Endabteilungen durch Ergänzung mit leeren a in
einheitlichem Zusammenhange mit den Hauptabteilungen behandeln, so dehnt sich
die betreffende Zahl der Reduktionslagen mit auf diese aus.
Um nun die möglichen Reduktionslagen einer gegebenen Reduktionsstufe zu
erschöpfen, haben wir nicht nur die Lücken zwischen den primären a durch leere a zu
ergänzen, sondern auch hinter das erste geltende a so weit und in so vieler Weise mit
leeren a zurückzugehen, daß das erste geltende a noch unter den
zusammenzunehmenden a mit enthalten ist, d. i. bei fünf möglichen Lagen je nach
der Lage respektive mit vier, mit drei, mit zwei, mit einem leeren a. Also werden wir
in TafelI, wo 368 das erste geltende a mit z = 1 ist, für die erste Lage zu setzen
haben:
41 1 42 1 43 1 44 1
45 0 46 0 47 0 48 1
49 1 50 1 51 2 52 1
53 1 54 2 55 1 56 2
57 3,5 58 3 59 3 60 4
61 5 62 5 63 7 64 6
65 3,5 66 6 67 7 68 8
69 9 70 8 71 9 72 9
73 11 74 15 75 17,5 76 21,5
77 23,5 78 20 79 18,5 80 15.5
81 19 82 25 83 21 84 24
85 23 86 25 87 30 88 33,5
89 35,5 90 32 91 30 92 27,5
93 22 94 19,5 95 22,5 96 23,5
97 24 98 24,5 99 22 100 18,5
101 18 102 15,5 103 13,5 104 13,5
105 12 106 10 107 8 108 4
109 2 110 3 111 4 112 3,5
113 3 114 1,5 115 0 116 0
Elemente der Tafel IV nach Reduktion in vier Lagen.
E = 0,5 cm; i = 4; m = 217; A1 = 86,54.
E, 41 42 43 44 Mittel
3 2-4 1 3 1 80
5 4-6 2 10 3 79
7 6-8 5 35 8 77
9 8 - 10 10 90 18 72
11 10 - 12 30 330 48 62
13 12 - 14 20 260 68 32
15 14 - 16 10 150 78 12
17 16 - 18 2 34 80 2
Summe 80 912 304 416
In voriger Tafel ist die Bedeutung der Werte in den Spalten a , Interv., z , z.a nach
den früheren Erklärungen bekannt, die der Werte S,, S' aber erläutert sich so: Das
erste S,ist gleich dem ersten z , das zweite S,gleich dem ersten + zweiten z, das
dritte gleich dem ersten + zweiten + dritten z u.s.f., so daß das letzte gleich der
Summe aller z und hiermit = m wird. Hiernach wird jedes, einem
gegebenen a zugehörige S,durch Summierung des zum
vorangehenden a gehörigen S,mit dem z des betreffenden a erhalten.
In der Spalte der S ¢ ist dasselbe Verfahren, aber mit Summierung von unten in
entgegengesetzter Richtung angewandt.
§ 69. Nun ist, abgesehen von der Totalsumme åa und der Totalzahl m , eine rohe
und eine scharfe Bestimmung der betreffenden Werte in dem schon früher
angegebenen Sinne zu unterscheiden; eine rohe, sofern man so rechnet, als wenn die
Zahl z , die auf jedes a einer primären oder reduzierten Tafel geschrieben ist,
demselben ganz angehöre; eine scharfe, sofern darauf Rücksicht genommen wird,
daß sie eigentlich in dem Umkreisintervall jedes a verteilt zu denken ist, wonach der
Wert der zu bestimmenden Elemente in dem Intervall, worin die Bestimmung
derselben eingreift, kurz dem Eingriffsintervall, interpolationsmäßig zu bestimmen
ist, wie im Folgenden gezeigt wird. Bisher ist man hierauf nicht eingegangen; im
Folgenden wird darauf einzugehen sein und der Vorteil davon bewiesen werden.
Das bei scharfer Bestimmung zu interpolierende Intervall, sog. Eingriffsintervall,
werde ich seiner Lage und Größe nach allgemein mit I bezeichnen. In unserer
Beispielstabelle ist es, übereinstimmend mit dem durch die Tabelle
durchgehenden i seiner Größe nach = 2, indes seine Lage nach Beschaffenheit der
Aufgabe wechseln kann. Allgemein sei seine, aus der Spalte der Intervalle sich
ergebende erste Grenze mit g1, seine zweite mit g2bezeichnet; also, wenn 10 – 12 das
Eingriffsintervall ist, g1 = 10, g2 = 12.
Sei ferner allgemein:
zo der Wert z , welcher auf das Eingriffsintervall I fällt,
ao der in der Spalte der a dem betreffenden I zugehörige Wert von a , welcher die
Mitte von I ist,
zo.ao das demgemäße Maßprodukt, welches auf I fällt,
v die sog. Vorzahl, d. i. die Summe der z und V die Summe der z.a , welche vom
Anfange der Tabelle herein bis zum Anfange von I reicht,
n die sog. Nachzahl und N Nachsumme, welche vom Schlusse des I bis zum
Schlusse der Tabelle reicht,
x = H - g1 , Eingriffsmaß, der Wert, um welchen der in I fallende Hauptwert H den
Anfang von I , d. i. g1, überreicht,
y = m,–v, Eingriffszahl, die Zahl, um welche die vom Anfange herein
bis H reichende Zahl die bis zum Anfange von I reichende überreicht,
Y Eingriffssumme, die Summe der a , welche vom Anfange des I bis zu H reicht.
Allgemein hat man:
v + n + zo = m ,
V + N + zo ao = åa = åza.
Sofern nun für die folgende Erläuterung das Intervall 10 – 12 unser I vorstellen
wird, haben wir:
m = 80; åa = åza = 912 ;
g1 = 10; g2 = 12;
zo = 30; ao = 11; zo ao = 330;
v = 18; V = 138;
n = 32; N = 444;
x = H - 10; y = m,- 18.
Als H kann jeder beliebige Wert auftreten, doch werden wir die Erläuterung
vorzugsweise an den arithmetischen Mittelwert der Tafel als H knüpfen, welcher sich
durch Division von åza = 912 mit åz = 80 gleich 11,4 findet, und mithin x = 1,4
gibt; doch soll auch der Zentralwert als H dienen.
§ 70. Bestimmung einer Wertsumme åa.
Diese Bestimmung geschieht direkt durch Summierung der za , so
daß åa mit åza gleichbedeutend gebraucht wird.
Bei so kleinen Tafeln als unserer Beispielstafel macht nun die Bildung und
Summierung der za keine Schwierigkeit; aber wenn eine Tafel weit ausläuft,
die a der a-Spalte und hiermit zu bildenden Maßprodukte za sehr zahlreich sind, was
namentlich die primären Tafeln trifft, wird diese Bildung und Summierung
außerordentlich umständlich und unterliegt leicht Rechenversehen. Man versuche es
nur mit irgend einer unserer primären Tafeln; und selbst bei den reduzierten Tafeln
macht sich dieselbe Beschwerlichkeit, wenn auch in vermindertem Grade, noch
geltend. Demnach ist sehr erwünscht, daß eine auf primäre wie reduzierte Tafeln
jeder Stufe und Lage gleich anwendbare Methode zu Gebote steht, åa (und
hiernach A) mit ganz demselben Werte, aber in weit bequemerer Weise als nach dem
vorigen Verfahren zu finden, welches ich das der z a nennen will, indes ich das
folgends auseinanderzusetzende das der S nenne. Es gehört nur dazu, was für das
Verfahren der za nicht wesentlich ist, daß die Tafeln, auf welche das Verfahren
der S Anwendung finden soll, äquidistant oder durch Einschaltung
leerer a äquidistant gemacht sind, wonach man sich darauf beschränken kann, die
unbequeme Methode der za auf die Fälle zu beschränken, wo die Aquidistanz doch
nicht hergestellt ist.
Man kann sich nun beliebig der S,oder S' zur Bestimmung der
Summe åa bedienen. Erstenfalls geschieht die Bestimmung nach folgender Formel:
å a = mE' - Z,i ; (1)
zweitenfalls nach der Formel:
å a = mE,+ Z' i. (2)
Darin haben die Buchstaben folgende Bedeutung. Unter m wird die gesamte Zahl
der a verstanden, deren Summe zu nehmen ist, d. i. åz , unter E' das größte a oder
obere Extrem (was freilich in der Tabelle unten steht), unter E,das kleinste a oder
untere Extrem unter diesen a , welche Werte, wann etwa die zu summierenden a bloß
ein Stück einer ganzen Verteilungstafel ausmachen sollten, nur auf das Stück, nicht
auf die ganze Tafel zu beziehen sind. Ferner sei Z,die Totalsumme der S,, welche
den zu summierenden a zugehören, weniger dem S,, das zu E' gehört, oder, was
dasselbe sagt, die Totalsumme der S,exklusive des extremen S,; ferner Z' die
Totalsumme der S¢exklusive dessen, was zu E,gehört; i die konstante Differenz, um
welche die a der a-Spalte auseinanderweichen.
Sei nun das åa der ganzen Beispielstafel zu nehmen, so ist das m = åz derselben
80; E' = 17; E,= 3; Z,= 304 - 80 = 224; Z' = 416 - 80 = 336; i = 2. Mag man nun die
erste oder zweite Formel anwenden, so wird man nach diesen Werten åa = 912,
übereinstimmend mit der direkt bestimmten Summe der za finden, welche unter der
Spalte der za steht.
Ganz auf dieselbe Weise läßt sich die Summe åa für jedes Stück der Beispielstafel
finden, nur daß die Werte m , E' , E,, S,, S' sich demgemäß abzuändern haben, wie
denn, wenn die Summierung bloß für die vier a der a-Spalte von 5 bis 11 zu
geschehen hätte, man hätte: m = åz = 47, E¢ = 11, E,= 5, i = 2. Die Spalten
der S,, S' aber wären so zu bilden:
S, S¢
2 47
7 45
17 40
47 30
Summe: 73 162
mithin Z,= 73 - 47 = 26; Z' = 162 - 47 = 115 ;
was gibt: åa = 465 .
Bei sehr langen Reihen kann man es unbequem finden, im Fortschritte zu sehr
großen Werten von S aufsteigen zu müssen; welchem sich aber leicht abhelfen läßt,
indem man die ganze Reihe in zwei oder mehr Abteilungen teilt, und deren åa auf
vorigem Wege besonders sucht, um schließlich dieselben zu vereinigen. Als noch
praktischer aber empfiehlt sich die vereinigte Anwendung der Spalte S,und S' in
folgender Weise.
Man sondere irgendwo, am praktischsten ungefähr um die Mitte der Tafel, einen
Wert a aus, welcher c heiße, führe die Spalte der S,bis zu diesem c , exkl. desselben,
und ebenso die Spalte der S' exkl. c fort, summiere die so
erhaltenen S,wie S' besonders; erstere Summe heiße wie früher Z,, die zweite Z' ,
dann hat man:
å a = mc + (Z' - Z,)i, (3)
woraus:
, (4)
wobei m die Totalzahl aller zu summierenden a ist.
§ 71. Ich habe das S-Verfahren in einer amerikanischen Abhandlung über
Rekrutenmaße (von ELLIOTT) 1) angeführt gefunden ohne Angabe, wie der Verf.
dazu gekommen ist, und ohne Beweis seiner Allgemeingültigkeit. Nun läßt sich
dieser Beweis wohl führen, ist aber, obwohl elementar 2), doch ziemlich umständlich
und mühsam zu verfolgen; ich übergehe ihn daher, da das Verfahren jede empirische
Probe besteht, füge aber demselben zur Sicherung seiner Anwendung noch folgende
Bemerkungen hinzu.
a z S, S¢
3 2 2 50
5 0 (2) (48)
7 0 (2) (48)
9 10 12 48
11 30 42 38
13 5 47 8
15 0 (47) (3)
17 3 50 3
Summe 50 204 246
Wenn, wie häufig, in den Endabteilungen primärer Tafeln eine größere Anzahl
leerer a und mithin wiederholter eingeklammerter S hinter einander folgen, wird man
es am einfachsten finden, diese gleich in Summa einzuklammern, nur daß man sich
zu hüten hat, das darauf folgende S dann nicht als Summe dieser Summe von S mit
dem neuen z , sondern als Summe des der Einschaltung vorhergehenden
nackten S mit dem neuen z zu bestimmen. So wird die Reihe der S, voriger Tafel
folgende Gestalt annehmen:
2 , (4) , 12 , 42 , u.s.w.,
also das zu a = 9 mit z = 10 gehörige S,= 12 nicht durch Zufügung von 10 zum
vorangehenden summierten (4), sondern zu dem der Einschaltung vorangehenden
nackten 2 zu bilden sein; eine Regel, die wohl zu beachten ist. Wenden wir nun dies
auf den Eingang unserer primären Tafel I (Kap. VII) an, so wird sich nach
erforderlicher (in Gedanken ausführbarer) Einschaltung der leeren a , deren zwei
zwischen 368 und 371, vier zwischen 371 und 376, eins zwischen 376 und 378 fallen,
die Reihe der S,so gestalten:
1 , (2) , 3 ; (12); 4 , (4) , 5 , 6 u.s.w.
In der primären Tafel III, wo i = 0,25 Zoll ist, fallen zwischen die zwei ersten
geltenden a , d. i. 60 und 64 ganze Zoll respektiv mit z = 1 und 2, gar 15 leere a ,
weiter zwischen 64 und 64,75 zwei, und gestaltet sich der Anfang der S,-Reihe so:
1 , (15), 3 , (6), 7 u.s.f.
Es ist wichtig, sich mit. dieser Verwendung der leeren a wohl vertraut zu machen
und die richtige Vornahme derselben in jedem Falle wirklichen Gebrauchs durch
sorgfältige Revision zu kontrollieren, weil man sich nur zu leicht darin versieht, und
weil die obige Kontrolle der richtigen Bildung der S-Kolumnen, daß ihr letzter Wert
mit m übereinstimme, auch bei Einschaltung der leeren a noch zutreffen muß, also
nicht zu vernachlässigen ist, aber auch, wenn sie zutrifft, nicht gegen eine falsche
Verwendung der leeren a sicherstellt.
§ 72. Bestimmung der unteren und oberen Summen, resp. åa,und åa' ,
bezüglich eines gegebenen Hauptwertes H.
Sei beispielsweise A der Hauptwert, in unserer Beispielstabelle 11,4, so hat man
nach roher Bestimmung alle a , welche kleiner als 11,4 sind, also von a = 3 bis
inkl. a = 11 zu summieren, d. h. die entsprechenden za zu summieren, um åa,zu
haben; indes man åa¢durch Summierung der za von a = 13 bis zum Schluß erhält, d.
i. åa,= 468, åa' = 444. Außer durch direkte Summierung der betreffenden za kann
man diese Summen in angegebener Weise nach dem S - Verfahren erhalten.
Zur scharfen Bestimmung hat man die Summe åa,aus zwei Teilen
zusammengesetzt zu denken, der Vorsumme V , welche vom Anfange der Tabelle
herein bis zum Anfange des Eingriffsintervalles I reicht, und der Eingriffssumme Y ,
welche von da bis zu H , unseren Falles bis A , reicht und durch einfache
Interpolation erhalten wird, indem man setzt, daß sich die Eingriffssumme Y zur
Totalsumme des Intervalles I , d. i. zu z0a0, verhält wie das Eingriffsmaß x zum
totalen Intervall I ; mithin:
Y : z0 a0= x : I , (5)
also:
; (6)
hiernach:
. (7)
In unserer Beispielstabelle ist V = 138 , z0a0 = 330 , x = 1,4 , I = 2 ; mithin:
å a,= 369 ; åa¢ = åa - åa,= 912 - 369 = 543,
was von den rohen Bestimmungen sehr abweicht.
Sollte statt A irgend ein anderer Hauptwert H eintreten, so würden die vorigen
Formeln dieselben bleiben, nur daß x statt = A - g1, vielmehr = H - g1, zu nehmen
wäre. Sei z.B. das scharf bestimmte C als H genommen. Nach § 82 findet es sich für
unsere Tabelle, mit Abrundung in der letzten Dezimale, wenig, doch etwas
abweichend von A , gleich 11,467, mithin x = 1,467; gibt:
(8)
statt, wie oben, gleich z0a0x : I setzen. Die Summe der a , findet man alsdann gleich:
, (9)
wo der dem Summenzeichen beigefügte Index zur Unterscheidung von der Formel
(7) dienen mag. Bei proportionaler Bestimmung von Y wird demnach åa,um den
Betrag
, (10)
aus welcher schließlich:
(11)
folgt.
(13)
und hiernach:
. (14)
Nehmen wir für H den Wert A = 11,4 und hiernach die obigen Werte v =18; x =
1,4; z0 = 30; I = 2 , so erhalten wir µ,= 39, µ¢ = 80 - 39 = 41, eine Bestimmung, die
wiederum von der rohen sehr abweicht, ja das Übergewicht auf die entgegengesetzte
Seite fallen läßt.
Soll m¢ nicht durch Abzug des m,von m , sondern direkt bestimmt werden, was zur
Kontrolle nützlich sein kann, so hat man scharf allgemein:
, (15)
was bei Setzung von H = A vermöge n = 32 zu
zurückführt.
Sei statt A vielmehr C als H genommen. Nach scharfer Bestimmung im X. Kap.
findet es sich für unsere Beispielstabelle wenig, doch etwas abweichend von A ,
gleich 11,467, mithin x = 1,467 indes die übrigen Werte dieselben als für A bleiben.
Dies gibt:
.
Beide Werte sind, wie es dem Begriffe des Zentralwertes entspricht, einander gleich,
gleich ½m = 40, indem der kleine positive und negative Zusatz dazu wieder nur von
Abrundung des C in Dezimalen abhängt.
[Diese Bestimmung der Eingriffszahl y durch einfache Interpolation hat als exakt
zu gelten, so lange die Verteilung der a innerhalb der einzelnen Intervalle als
gleichförmig angenommen werden darf. Ist dies jedoch nicht der Fall, so kann durch
scharfe Interpolation, unter Benutzung zweiter und höherer Differenzen jeder
beliebige Grad von Genauigkeit erreicht werden. Denn das intervallweise
Zusammenfassen der Anzahlen der a zu den z -Werten, die der Interpolation als erste
Differenzen zu Grunde zu legen sind, ist nicht wie das entsprechende
Zusammenfassen der Summen der a zu den za - Werten von einer bestimmten
Voraussetzung über die Verteilung der a innerhalb der zugehörigen Intervalle
abhängig. So erhält man denn bei Zuziehung zweiter Differenzen, d. h. bei
Mitberücksichtigung des auf das Eingriffsintervall unmittelbar folgenden Intervalles,
dessen z wie oben gleich z1 gesetzt werde, die Formel:
. (16)
Berücksichtigt man aber überdies auch noch das unmittelbar vorangehende Intervall,
dessen z durch z-1ausgedrückt werde, so dient zur Berechnung von y die Formel:
(17)
in welcher dritte Differenzen zugezogen sind. Dabei ist zu beachten, daß eine
derartige Verschärfung in der Berechnung von y die entsprechende Verschärfung in
der Berechnung von Y , V und N bedingt. Insbesondere hat die Benutzung der
Formel (16) das Inkrafttreten der Formeln (10) und (11) zur Folge.]
scharf
scharf ,
denen analoge Formeln für die oberen Abweichungssummen zur Seite stehen.]
(21)
.
Nach Kap. X. wird sich C für unsere Beispielstabelle nach scharfer Bestimmung =
11,467 ergeben, indes ½m = 40 ist. Und bestimmen wir nun auch åa,und åa' nach
angegebener Regel scharf, so erhalten wir:
åQ,= 40 × 11,467 - 380 = 78,7
åQ ' = 532 – 40 × 11,467 =73,3
[resp. å ' Q,= 40 × 11,467 - 374,13 = 84,5
å ' Q' = 537,87 – 40 × 11,467 = 79,2.]
§ 75. Machen wir jetzt die Anwendung von vorigen Bestimmungsweisen an einem
unserer K.-G. und untersuchen wir, in wie fern die scharfe Bestimmung Vorteile vor
der rohen in betreff der Übereinstimmung der Elemente bei Ableitung aus
verschiedenen Reduktionslagen gewährt, so zeigt sich, daß sie in betreff der
Bestimmung von µ,(woraus µ' = m - µ,folgt) höchst bedeutend, in betreff
von åD, (womit åD' gleich ist) aber fehlt oder zweifelhaft bleibt, [in betreff
von å'D,dagegen beachtenswert hervortritt].
Ich habe den ziemlich mühsamen Vergleich an den 5 Reduktionslagen der
Verteilungstafel des Schädelvertikalumfanges vorgenommen, welche in § 64
ausgeführt sind, und deren scharf bestimmte Elemente ebendort verzeichnet sind.
und . (22)
Untriftig wäre es, wie ELLIOTT in seiner Abhandlung über amerikanische
Rekrutenmaße getan, h als Mittel von h,= åD, : µ,und h¢= åD ' : µ' d. i. = ½(h,
+ h') bestimmen zu wollen; denn nicht nur läuft das wider den Sinn der
ursprünglichen GAUSS'schen Regel, sondern man vernachlässigt auch dabei die
verschiedenen Gewichte, welche dem h,oder h¢ je nach ihrer Ableitung aus µ,und µ'
Werten zukommen; wonach das richtige Mittel:
(23)
ist.
§ 76. Außer den im ganzen von mir bevorzugten drei Hauptwerten, dem
arithmetischen Mittel A , dem Zentralwert C und dem dichtesten Wert D werden
folgends noch drei nebensächlich von mir berücksichtigt werden, die ich als
Scheidewert R , schwersten Wert T und Abweichungsschwerwert F aufführe.
Übersichtlich nach ihren Hauptunterschieden zusammengestellt, sind es folgende.
Scheidewert R , der Wert a , bezüglich dessen åa' = å a,= ½åa , mithin die
Summe der größeren Werte gleich der Summe der kleineren und mithin jeder von
beiden gleich der halben Gesamtsumme der a ist.
Arithmetisches Mittel A , der Wert a , bezüglich dessen åQ ' = åQ,, d. h. die
Summe der positiven Abweichungen gleich der Summe der negativen ist; und bez.
dessen åQ2ein Minimum ist.
Zentralwert C , der Wert a , bezüglich dessen m' = m,, d.h. die Zahl der positiven
Abweichungen gleich der Zahl der negativen Abweichungen, und åQ ein Minimum
ist.
Dichtester Wert D , der Wert a , bezüglich dessen sich die Abweichungszahlen
beider Seiten m, : m' wie die mittleren Fehler derselben e,: e' verhalten, und die
Maßzahl z ein Maximum ist.
Schwerster a-Wert T , der Wert a , dessen Maßprodukt za ein Maximum ist.
Abweichungsschwerwert F , der Wert a , bezüglich dessen zQein Maximum ist.
Ich werde jedoch diese Werte nicht in der vorigen Reihenfolge, sondern nach der
Folge A , C , D , R , T , F behandeln.
Abgesehen von A sind die vorigen Werte wie die Werte des vorigen Kapitels einer
rohen und scharfen Bestimmung fähig, indes bei A sich eine solche nicht
unterscheiden läßt. Dieselbe kleine Verteilungstabelle wird hier wie dort zur
Erläuterung der Ableitung dienen, und die dabei gebrauchten Bezeichnungen werden
in dem, § 9 und 10 angegebenen Sinne zu verstehen sein. Bez. A gehen auch
hier m,, m' , in µ,, µ' , und Q,,Q' in D,, D ' über.
§ 77. Arithmetischer Mittelwert A .
Der arithmetische Mittelwert einer Reihe von Werten a vereinigt folgende drei
Eigenschaften in sich:
1.Die Eigenschaft selbst, wonach er definiert wird, daß er der Quotient der
Summe der a durch die Zahl derselben m ist, also:
(1)
oder, insofern åa durch Summierung der za zu gewinnen, = åaz : m ;
1.daß die Summe der positiven Abweichungen D ' von ihm gleich der Summe
der negativen D, nach absolutem Werte ist, also:
åD¢ = åD, oder åD¢ - åD,= 0 ;
(2)
3) daß die Summe der Quadrate der Abweichungen von ihm kleiner als von jedem
anderen Werte ist, kurz:
åD2
=å
D'²
+å
D,2
=M
inim
um
(3)
Die vorigen Eigenschaften des A hängen so solidarisch zusammen, daß mit der
einen zugleich die anderen gegeben sind, und er nach jeder derselben mit identischem
Resultate abgeleitet werden kann, nur daß die Ableitung nach der ersten Eigenschaft
die praktischste bleibt. Auch sind sie unabhängig von einem bestimmten
Verteilungsgesetze der a und gelten über die Kollektivmaßlehre hinaus nicht bloß für
eine als unendlich angenommene ideale, sondern auch jede endliche Reihe von a in
willkürlicher Verteilung.
Der Zusammenhang des zweiten und dritten Satzes mit dem durch die Definition
gegebenen ersten findet sich so.
Zweiter Satz. Jede positive Abweichung von A ist a' - A , jede negative nach
absolutem Werte A - a,, hiernach entwickelt:
åD¢
= (a
¢– A)
+ (a¢
¢– A)
+×××××
× (4)
åD,
=
(A –
a,)
+
(A –
a")
+ ××××
×
mithin, wenn µ' die Zahl der positiven, µ,die der negativen Abweichungen ist,
åD¢
=å
a¢ -
µ¢ A
åD,
= µ,
A-
åa,
åD¢ - åD ,=
åa¢ + åa,- (µ
¢ + µ,) A (5)
und weil A = åa : m
åD¢ - åD, =
åa - åa = 0
(7)
Dritter Satz. Sei der Wert, bez. dessen åD2 ein Minimum ist, zunächst als
unbekannt = x gesetzt, so haben wir:
åD ² = (a ¢ - x)² + (a¢¢- x)² + ×××× + (a,- x)² +
(a"- x)² + ××××× (8)
Zwar sollte, sofern wir die negativen Abweichungen nach absolutem Werte als positiv
nehmen, jede negative Abweichung statt a,- x u.s.w. vielmehr x - a, u.s.w. gesetzt
werden; aber (a,- x)2 ist gleich (x - a,)2,was gestattet, den vorigen Wert von åD ² in
angegebener Weise zu entwickeln. Nun erhalten wir den Minimumwert
von åD2 durch Setzen des Differentials seines Ausdruckes bez. x gleich Null; dies
gibt:
2[(a ¢ - x) + (a¢¢ - x) + ×××× + (a,- x)
+ (a"- x) + ××××× ] dx = 0 (9)
.
(10)
§ 78. Wenn schon der arithmetische Mittelwert für die Kollektivmaßlehre nicht ein
gleich überwiegendes Interesse in Anspruch nehmen kann als für die physikalische
und astronomische Maßlehre, so gewährt ihm doch die Verbindung seiner drei
Haupteigenschaften auch für jene ein an sich mathematisches Interesse, was um so
mehr dadurch wächst, daß durch ihn eine Beziehung zwischen beiden Lehren
hergestellt wird. Gegen D steht er noch insbesondere durch die größere Leichtigkeit
und Einfachheit seiner genauen Bestimmung im Vorteil; von C wird er darin zwar
noch übertroffen, aber daß in die Gleichheitsbestimmung seiner zweiten Eigenschaft
mit der Zahl zugleich die Größe der Abweichungen eingeht, gibt ihm ein
gewichtigeres Interesse als dem C . Auch läßt sich Folgendes bemerken. Wenn man
eine beliebige Reihe von a nach der zufälligen Ordnung, wie sie in der Urliste
enthalten sind, in eine gegebene Zahl Fraktionen aus gleichviel a geteilt hat und aus
jeder derselben das A besonders bestimmt, so stimmt das arithmetische Mittel
dieser A mit dem allgemeinen Mittel der ganzen Reihe von a überein. Verfährt man
aber entsprechend mit der Bestimmung von C , so stimmt weder der Zentralwert,
noch Mittelwert der verschiedenen spezialen C allgemein gesprochen mit dem aus
der Totalität der a gewonnenen C überein. Verfährt man entsprechend mit dem D , so
stimmt zwar das D , aber nicht der Mittelwert der spezialen D mit dem D der Totalität
der a überein.
Endlich knüpft sich an die Bestimmung von A folgender praktische Vorteil. Hat
man das A eines K.-G. aus einer Verteilungstafel mit nicht zu kleinem m bestimmt, so
wird man nicht nur die Gesamtgröße "Gr." des Gegenstandes für diese Tafel durch
Multiplikation des A mit dem m , sondern auch nach Wahrscheinlichkeit die
Gesamtgröße des Gegenstandes für jedes größere oder kleinere m durch
Multiplikation jenes erst bestimmten A mit dem neuen m erhalten, nur mit einem um
so größeren wahrscheinlichen Fehler dabei, je kleiner das m ist, und je weiter
das m , auf das man schließt, von demselben abweicht. Umgekehrt wird man auf die
Zahl von Exemplaren m , welche dazu gehört, eine gegebene Gesamtgröße Gr. zu
geben, nach Wahrscheinlichkeit schließen können, indem man setzt m = Gr. : A ; da
ja åa = mA = Gr. , mithin m = Gr. : A .
Diese Sätze können z. B. von Nutzen sein, wenn man den Raum bestimmen will,
der eine gegebene Anzahl Menschen von zufällig wechselnder Größe faßt. Weder der
Zentralwert, noch der dichteste Wert lassen eine entsprechende Verwendung zu.
§ 79. Es kann sein, daß man aus den A verschiedener K.-G. oder auch den
besonders bestimmten A verschiedener Abteilungen desselben K.-G. ein
gemeinsames Mittel ziehen will, und hat, wenn diese A aus verschiedenen m erhalten
sind, zu unterscheiden, ob das definitive Mittel ohne oder mit Rücksicht auf die
Verschiedenheit der m gezogen werden soll. Seien A1, A2 , A3 ... besondere Mittel,
respektiv aus m1, m2, m3 ... Maßen gezogen. Ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit
der m wird das Mittel der betreffenden A sein:
, (11)
wo N die Anzahl der A ; mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der m aber wird es
sein:
(12)
und mit dem Mittel übereinkommen, welches man erhält, wenn man die
Gesamtsumme aller a mit der Gesamtsumme aller m dividiert.
Ersteres Mittel heiße das singuläre, letzteres das summarische. Je nach der Natur
der Aufgabe kann die eine oder andere Art der Mittelziehung vorzuziehen sein.
Gesetzt das Mittel aus der Körperlänge der Chinesen, Neger, Malaien, Amerikaner
und Europäer kaukasischer Rasse soll bestimmt werden; aber von den Europäern
liegen dazu 1000 Maße, von jeder der anderen Rassen nur 10 – 20 Maße vor; so
würde die zweite, die summarische Art der Mittelziehung unzulässig sein; denn, wie
leicht zu erachten, würde die mittlere Körperlänge dieser verschiedenen Rassen
wegen des unverhältnismäßig überwiegenden Gewichtes, was die Europäer durch ihr
großes m erhalten, fast ganz mit dem der Europäer übereinkommen, und überhaupt
das definitive Mittel vorwiegend, durch das Spezialmittel mit dem
größten m bestimmt werden, was der Natur der Aufgabe widerspricht. Hier ist nur die
erste, die singuläre Art der Mittelziehung brauchbar; und daß nicht alle m dieselbe
Größe haben, vermindert bloß die Sicherheit der Bestimmung gegen den Fall, daß die
Gesamtheit der m sich gleich zwischen alle A verteilt. Überhaupt werden disparate
Gegenstände (vgl. § 14) mehr Anlaß zur ersten als zweiten Mittelbestimmung geben;
wogegen die Spezial-A aus verschiedenen Abteilungen eines einstimmigen
Gegenstandes nach dem Prinzip der zweiten Mittelbestimmung zu kombinieren sind.
Es kann auch sein, daß man. statt aus verschiedenen A ein arithmetisches Mittel aus
verschiedenen C oder D zu ziehen hat, und es gilt dann dafür die entsprechende
Unterscheidung zwischen singulärem und summarischem Mittel, und gelten
dieselben Gesichtspunkte der Bevorzugung des einen oder anderen.
§ 80. Zentralwert C .
Den drei Haupteigenschaften des arithmetischen Mittels A gegenüber vereinigt der
Zentralwert C folgende drei Haupteigenschaften:
1. Die durch seine Definition gegebene Eigenschaft, ebensoviel größere a' über
sich als kleiner a,unter sich zu haben.
2. Die Eigenschaft, gleich viel positive und negative Abweichungen von sich
abhängig zu haben, so daß m' = m, = ½m .
3. Die Eigenschaft, daß die Summe der positiven und negativen Abweichungen von
ihm nach absolutem Werte kleiner als von jedem anderen Werte, mithin bez.
desselben åQ ein Minimum ist.
Auch diese Eigenschaften sind unter einander solidarisch und gelten für jede
beliebige Reihe von a , rücksichtslos auf ein besonderes Verteilungsgesetz,
entsprechend wie es von den drei Haupteigenschaften des A gilt.
Die Folgerung der zweiten Eigenschaft aus der ersten ist selbstverständlich und
bedarf keiner Erläuterung.Der Zusammenhang der dritten damit aber folgert sich so.
Sei der Wert, von dem die dritte Eigenschaft gilt, zunächst als unbekannt
= x gesetzt, so ist die Summe der Abweichungen bezüglich x nach absolutem Werte
so anzusetzen:
åQ = (a' - x) + (a¢¢ - x) + ×××××× +(x - a,) + (x - a")
+×××× (13)
Um das Minimum dieser Summe zu erhalten, haben wir das Differential derselben
bez. x gleich 0 zu setzen; das gibt:
- m'dx + m,dx = 0 , (14)
mithin:
m¢ = m,, (15)
was dem Begriffe des Zentralwertes entspricht.
Ich habe diese Eigenschaft des Zentralwertes zuerst in einer Abhandlung 1) über
denselben bewiesen und durch Verallgemeinerung des Weges, welcher dazu führt,
allgemeinere Folgerungen gezogen, auf die ich jedoch hier keinen Anlaß habe
einzugehen.
1) [Überden Ausgangswert der kleinsten Abweichungssumme, dessen Bestimmung,
Verwendung und Verallgemeinerung; Abhandlungen der math.-phys. Klasse der Kgl.
Sächs. Gesellsch. d. Wissensch. XI. Band; 1878. S. l - 76.]
§ 81. Man kann dem Zentralwert folgende Bedeutung für die Kollektivmaßlehre
beilegen.
Dächte man sich alle Exemplare eines K.-G. in eine große Urne getan, wofür man
die Welt selbst ansehen kann, und nach Zufall ein Exemplar herausgezogen, so würde
die Wahrscheinlichkeit gleich stehen, ein größeres und ein kleineres Exemplar
als C herauszuziehen, und bei sehr vielen Zügen würde wirklich diese gleiche
Wahrscheinlichkeit sich bewahren, wogegen bezüglich größerer Werte als C die
Wahrscheinlichkeit des Herausziehens eines kleineren Gegenstandes, bezüglich
kleinerer Werte als C die Wahrscheinlichkeit des Herausziehens eines größeren
Exemplares überwiegt. Hiernach kann man C in demselben Sinne den
wahrscheinlichen Wert eines K.-G. nennen, wie man den wahrscheinlichen Fehler
eines Beobachtungsmittels so nennt, insofern die Wahrscheinlichkeit seiner
Überschreitung und Unterschreitung gleich steht.
Bei der gemeinüblichen Weise, die Verteilungstafelm von K. G., namentlich
Rekrutenmaßtafeln, so aufzustellen, daß von den Exemplaren, die unter und über eine
gewisse Größengrenze gehen, nur die Zahl, nicht die Größensumme angegeben wird,
fällt die Möglichkeit weg, ein genaues arithmetisches Mittel zu ziehen; und dann
kann anstatt desselben der Zentralwert, welcher sich eben nach der bloßen Zahl
bestimmen läßt, diesen, Vergleiche z. B. zwischen verschiedenen Jahrgängen und
Örtlichkeiten, woher die Maße stammen, zu ziehen, ein Verfahren, was mir bei
Bearbeitung langjähriger belgischer Rekrutenmaße aus den verschiedenen Provinzen
Belgiens gedient hat, den Gang und Parallelismus diese Maße durch Zeit und Raum
zu konstatieren.
§ 82. Die Herleitung des C aus einer Reihe von Werten a , die ihrer Größe nach
geordnet sind, hat prinzipiell dadurch zu geschehen, daß man von jedem Ende der
Reihe nach der Mitte zu gleichviel Werte abzählt und den Wert oder Zwischenwert
zwischen zwei Werten als C nimmt, in dem beide Zählungen zusammentreffen,
sofern hiermit dem Begriffe des C ,nach beiden Seiten gleichviel Abweichungen und
mithin gleichviel abweichende Werte über sich und unter sich zu haben, offenbar
genügt ist. Es sind aber dabei zwei Fälle zu unterscheiden, erstens, wo das a , auf das
man bei dieser doppelten Abzählung kommt, oder die zwei a , zwischen welchen das
Resultat der Abzählung eintrifft, einfach sind, oder wo sie, wie im allgemeinen bei
unseren Verteilungstafeln der Fall, mit einem z > 1 behaftet sind.
Fassen wir zunächst den ersten einfacher scheinenden Fall ins Auge. Für den ersten
Anblick nun erscheint obige Regel hierbei darauf hinauszulaufen, daß man, wenn die
Zahl der Werte m ist, ½m Werte, sei es von der einen oder anderen Seite her abzählt,
und den ½m-ten Wert als C nimmt. Inzwischen überzeugt man sich leicht, daß diese
Abzählung, je nachdem sie von der einen oder anderen Seite her geschieht, zu einem
verschiedenen Werte fuhrt. Denn sei z. B. folgende Reihe von vier Werten:
a,b,c,d
gegeben, so würde man den ½m-ten, d. i. den 2-ten Wert von links herein = b , von
rechts herein = c finden. Oder nehmen wir statt eines geraden ein ungerades m , z. B.
5, indem wir folgende Reihe aufstellen:
a,b,c,d,e,
so würde man den 2½-ten Wert von links herein zwischen b und c , von rechts herein
zwischen c und d finden, indes nur c der Grundregel entspricht, nach einer Seite eben
so viele größere Werte über sich, als nach der anderen unter sich zu haben. Hingegen
genügt man der Forderung, von einer wie der anderen Seite her auf dasselbe C zu
kommen, bei geraden wie ungeraden m , wenn man den ½(m + 1)ten Wert (d. i. das
Mittel zwischen ½m und ½m + 1) dafür nimmt. In der Tat, bei unserem Beispiel mit
dem geraden m = 4 kommt man von einer wie der anderen Seite her auf einen Wert
zwischen b und c , bei dem Beispiel mit ungeradem m = 5 beidesfalls auf den Wert c.
Nehmen wir nun aber den zweiten, uns eigentlich allein interessierenden Fall, der
bei unseren Verteilungstafeln stattfindet, daß die Zählung von beiden Seiten her in
ein a eintrifft oder zwischen zwei a eintrifft, die mit einem z > 1 behaftet sind, so
würden wir nach roher Bestimmung, indem wir diese z ganz auf die
betreffenden a selbst fallend denken, auch das Cerstenfalls mit jenem a selbst
zusammenfallend oder zweitenfalls zwischen jene zwei a fallend und bei
mangelndem bestimmten Anhalte als Mittel zwischen beiden zu nehmen haben. Und
so hätte in unserer Beispielstabelle (§ 68) 11 als Zentralwert zu gelten, indem, wenn
wir voriger Regel folgend ½ × 81 = 40½ von beiden Seiten abzählen, diese innerhalb
des dem a= 11 zugeschriebenen z = 30 eintreffen.
Aber um eine schärfere Bestimmung zu erhalten, haben wir zu berücksichtigen, daß
die z = 30 Exemplare sich durch das ganze Intervall von 10 bis 12 verteilen, und
gelangen mit Rücksicht hierauf unter Zuziehung einer Interpolation dieses
als I genommenen Intervalles zu einem übereinstimmenden C durch Abzählen von
beiden Seiten her nicht von ½(m + 1),sondern von ½m Exemplaren, wie von vorn
herein am natürlichsten erschien. In der Tat, um von oben herab (nach Lage der
Tabelle) zum 40-sten (d. i. ½m-ten) Werte zu gelangen, haben wir zu berücksichtigen,
(was sich unmittelbar in der Spalte der S,ablesen läßt) daß bis zu Ende des
vorhergehenden Intervalles, mithin bis zu Anfang des I 18 Exemplare reichen; fehlen
also zur Erfüllung der 40 noch 22 Exemplare, die ins Intervall I übergreifen. Nun
schließen wir: wie sich diese ins Intervall übergreifenden 22 zur Totalzahl 30
des I verhalten, so der zum Anfang des I , d. i. zu 10 noch zuzufügende Wert x , sog.
Eingriff in I , zur Größe von I , d. i. zu 2, mithin:
22 : 30 = x : 2 ,
d. i. x = 44/30= 1,467
C = 10 + 1,467 = 11,467 .
Gehen wir jetzt mit der Abzählung von unten aufwärts, so reichen 32 Exemplare
bis an das Intervall I , fehlen also zu 40 noch 8, die in das Intervall I selbst fallen, und
zwar den Teil I – x davon einnehmen, der von x bis zur zweiten Grenze des I , d. i. bis
zu 12 reicht. Nun schließen wir wieder:
I - x : I = 8 : 30 .
Da nun I = 2 , hat man
30
(2
- x)
= 16
,
woraus sich der Zuwachs x zur ersten Grenze 10 wie oben = 1,467 bestimmt, was
zu C = 11,467 zurückführt.
Da nun die zweite Bestimmungsweise nach ½m von unten herauf zu demselben
Resultate führt als die erste, diese aber einfacher ist, so können wir uns zur
Bestimmung von C bei dieser begnügen, und erhalten zur Bestimmung
von C folgende Formel 2):
, (16)
wobei g1 wie früher den Anfangswert oder die erste Grenze des zu interpolierenden
Intervalles, z0 das z dieses Intervalles, y den Zahleneingriff in dasselbe, d. h. die Zahl
bedeutet, um welche die Vorzahl v noch vermehrt werden muß, um ½m zu gehen.
2 ) [Sollte
an Stelle der einfachen Interpolation die schärfere, unter Benutzung 2ter
Differenzen, treten, so müßte x = C - g1durch Auflösen der Gleichung (16) des Kap.
IX statt wie oben durch Auflösen der Gleichung (13) ebendesselben Kapitels
gewonnen werden.]
3)Sollte freilich die bis jetzt nicht beanstandete Annahme, daß die
Beobachtungsfehler bei einwurfsfreien Beobachtun-gen eine symmetrische W. bez.
des arithmetischen Beobachtungsmittels haben, irrig sein, so würde sich die große
Wichtigkeit des D auch auf die physikalische und astronomische Maßlehre
erstrecken. [Hierüber vergl. Kap. XXVIII.]
,
so daß eine Gleichheit der unteren mit der oberen Summe nur für einen Wert, der
größer als C ist, erreicht werden kann. Er liegt somit zugleich oberhalb A oder
oberhalb D ; je nachdem A oder D kleiner als C ist, wogegen er möglicherweise
unterhalb des einen oder des anderen dieser beiden Hauptwerte liegen kann, wenn der
eine oder der andere größer als C ist. Um jedoch seine Lage zunächst mit Rücksicht
auf das in der Regel als bereits bekannt vorauszusetzende A zu bestimmen, werde
angenommen, daß R oberhalb A liege.]
Seien nun åa,, åa' die Summen unterhalb und oberhalb R , å a" und åa" die
Summen unterhalb und oberhalb A , so zähle man s = ½ (åa" - å a") nach oben, d.
i. nach den größeren Werten zu von A ab, um zu R zu gelangen.
Beweis. Nach Anschauung des Linienschemas
¾¾¾¾¾¾¾¾|¾¾¾¾¾¾|
¾¾¾¾¾¾¾¾
A R
ist die untere Summe der a bez. R gleich der unteren Summe bez. A plus der Summe
zwischen A und R , welche sheiße, d. i.
åa,= åa" + s.
Die obere Summe bez. R aber ist gleich:
åa¢ = åa¢¢- s,
also, da
åa, = åa' , åa" + s = åa" - s,
, (17)
Da
åa" = µ, A - åD,
åa" = µ¢ A + åD ' ,
so hat man auch:
(18)
Diese Bestimmungsweisen gelten rücksichtslos auf ein besonderes
Verteilungsgesetz, nur daß eine rohe und scharfe Bestimmung dabei in gewohnter
Weise unterschieden werden kann. [Sie behalten ihre Geltung auch für den Fall,
daß A oberhalb R liegt; swird jedoch alsdann negativ und ist daher, seinem absoluten
Werte nach genommen, nach unten d. i. nach den kleineren Werten zu
von A abzuzählen, um zu R zu gelangen.]
In unserem Erläuterungsbeispiel ist nach früherer Bestimmung A =
11,4; åa"= 369; åa" = 543, mithin unser jetziges ? = 87; diese Summe haben wir
von 11,4 an aufwärts, d. i. nach den größeren a zu, zu zählen, um zu R zu gelangen
und dazu das Intervall 10 – 12 mit za = 330 zu interpolieren, was dazu führt,
2 × 87 : 330 = 0,527 zu 11,4 zu fügen; gibt R = 11,927. [Setzt man jedoch wie früher
(§ 72) å'a" = 362,7 ; å' a" = 549,3 , mithin s = 93,3 , so ist konsequenterweise die
Differenz R – A = x aus der Gleichung: 93,3 = (11,4 + ½x) ×15x mit dem Werte 0,533
zu finden; gibt mit obigem Werte wesentlich übereinstimmend R = 11,933.]
[Statt nun, wie hier geschehen, R in Abhängigkeit von A zu bestimmen, kann es
ganz ebenso in Abhängigkeit von C oder von D gefunden werden; dann sind
natürlich åa", å a" und entsprechend die Abweichungszahlen und
Abweichungssumme bez. C oder D statt bez. A zu nehmen. Man erhält so beim
Ausgange von C die Bestimmung: s = ½åQ (bez. C); beim Ausgange
von D dagegen: s = ½(m' – m,) D + ½ å¶ . Überdies kann R auch direkt, ohne
Anlehnung an einen vorbestimmten anderen Hauptwert gefunden werden. Es
geschieht dies, indem man durch Addieren der a von beiden Enden der
Verteilungstafel das Intervall aufsucht, in welches R zu liegen kommt, und dann in
diesem Eingriffsintervall die EingriffssummeY der Art bestimmt, daß die Vorsumme
vermehrt um die Eingriffssumme gleich der halben Gesamtsumme der a ist. Dies
führt, unter Benutzung der (§ 69) definierten Bezeichnungen, zu der Formel:
(19a)
oder zu
, (19b)
je nachdem, im Einklange mit den § 72 getroffenen Bestimmungen, das
Eingriffsmaß x , d. i. der Wert, um welchen R die untere Grenze g1 des
Intervalles I überragt, nach der Proportion
x : I = Y : a0z0
oder genauer nach der Gleichung:
. (20)
Aus unserer Beispielstabelle § 68 findet sich nach dem im nächsten Kapitel
auseinander zu setzenden Proportionsverfahren
D = 11,6 ; e' = 1,9 ;
hiernach
T = 12,1 .
Nun kann man fragen, was hat es für eine empirische Bedeutung, daß auf den so
bestimmten Wert von T das Maximum von za fällt. In dieser Hinsicht hat man sich zu
erinnern, daß nach scharfer Betrachtung jedes a einer Verteilungstafel eigentlich ein
ganzes Intervall von der Größe des i dieser Tafel repräsentiert, wovon das
betreffende a die Mitte ist. Also ist mit dem Werte T = 12,1 für unsere
Verteilungstafel, deren i = 2 ist, gesagt, daß unter allen Intervallen dieser Tafel von
der Größe 2 das Intervall, dessen Mitte T = 12,1 ist, also das Intervall 11,1 – 13,1 ein
größeres za enthält, als jedes andere Intervall von der Größe 2.
[Dies findet sich nun aber nicht bestätigt; denn das za des Intervalles 11,1 – 13,1 ist
gleich 296, während das za des Intervalles 10 – 12 gleich 330 ist. Dadurch wird
jedoch nicht die Unrichtigkeit der obigen theoretischen Bestimmungsweise
von T nachgewiesen, sondern nur nahe gelegt, daß die theoretisch geforderte Lage
des schwersten Wertes nicht mit seiner, in der Tafel empirisch dargebotenen Lage
genau übereinstimmt, was übrigens von vornherein nicht anders zu erwarten ist. Daß
dies auch bei den Tafeln empirisch gegebener K.-G. nicht wesentlich anders ist,
erhellt aus folgendem Beispiel.]
Die Verteilungstafel für den vertikalen Schädelumfang mit i = 5 mm (§ 58) gibt
nach Bestimmung des D mittelst des Proportionsverfahrens:
D = 409,7 ; T = 410,1 ;
wonach hier auf das Intervall 407,6 – 412,6 das größte za fällt. Ob sich dies nun
wirklich findet, läßt sich empirisch an der Verteilungstabelle prüfen, und wählen wir
zum Vergleich das Intervall des dichtesten Wertes 409,7 , d. i. nach entsprechender
Bestimmung 407,2 – 412,2 .
Da die za der betreffenden Intervalle in der Verteilungstafel nicht unmittelbar
gegeben sind, weil diese Intervalle selbst mit ihren za nicht darin gegeben sind,
vielmehr das Intervall des schwersten Wertes, ebenso wie das des dichtesten Wertes,
zwischen zwei Intervalle der gegebenen Tafel übergreift, so muß man
interpolationsmäßig berechnen, welchen Anteil zum gesuchten za jedes beider
Intervalle liefert, und durch Summierung dieser Anteile sowohl das za des Intervalles,
was für D , als was für T einzustellen hat, finden, was ich hier nicht detaillieren
will 4). Hiernach fand ich für obiges Beispiel das za des dichtesten Wertes 26631, das
des T gleich 26656, also, wie zu erwarten, das letztere sehr wenig, aber, wie zu
verlangen, doch etwas größer als das erstere. [Aber trotzdem ist das theoretisch aus
(20) bestimmte T von dem empirisch aus der Tafel zu entnehmenden verschieden;
denn für a = 413 ergibt sich der noch größere Wert za = 26845.]
4) [Indem vorliegenden Falle vereinfacht sich infolge des für a = 408 und a = 413
gemeinsamen z = 65 diese Rechnung, und findet man das za für D resp. T gleich
65. D resp. 65. T.]
T = D + ¶, (21)
wo ¶ eine positive Abweichung von D ist, und bestimmen ¶ , indem wir
za =
z(D
+¶ )
(22)
, (23)
wovon der letzte Wert z ist. Um nun zu finden, muß z als Funktion
von ¶ ausgedrückt werden, was geschehen kann, indem wir nach dem zweispaltigen
G. G. die Wahrscheinlichkeitsverhältnisse für ¶ positiverseits von D in Anspruch
nehmen. Hiernach ist bekanntlich die Wahrscheinlichkeit j¶ eines Wertes ¶
, (24)
worin h = 1 : e . Bei dem normaler Weise vorauszusetzenden großen m aber
kann j¶ auch durch z : m' ausgedrückt werden, mithin
, (25)
woraus folgt:
(26)
und, weil
, (27)
also:
, (28)
worin z als gemeinsamer Faktor wegfällt, und man mit Umkehrung der Vorzeichen
und Rücksicht, daß h = 1 : e , folgende quadratische Gleichung erhält:
2¶ ² + 2D¶- pe² = 0, (29)
aus der sich ¶ bestimmen läßt.
Dies gibt zunächst:
, (30a)
wovon bloß das obere Vorzeichen brauchbar ist; oder:
(30b)
und:
(31)
§ 86. Abweichungsschwerwert F .
Man kann noch von einem charakteristischen Abweichungswerte sprechen, welcher
dem schwersten a-Werte analog ist und analog zu berechnen ist, hiernach der
schwerste Abweichungswert heißen kann. Dort fragte man, auf welches a fällt das
größte za , hier fragt man, auf welches Q fällt das größte zQ , und sofern bei Ausgang
von einem gegebenen Hauptwerte H mit Q zugleich a = H ± Q gegeben ist, auf
welches a fällt das größte zQ , ein Wert, der keineswegs mit dem schwersten a-Werte
zusammenfällt. Inzwischen schlägt die Analogie in folgenden Punkten fehl. Das
Maximum von za ist unabhängig von dem Hauptwerte, den man etwa bevorzugen
will, da dieser ja an den faktischen Werten der a und darauf bezogenen z nichts
ändert, nur daß eine einfache Berechnung des größten za bloß unter Ausgang
von D nach unserem allgemeinen Verteilungsgesetze möglich ist. Hiergegen hängt
der Wert zQ mit von dem Hauptwerte ab, von dem an man die Abweichungen
rechnen will, da die Werte Q selbst ihrer Größe nach davon abhängen. Es bleibt sich
aber mit der Berechnung des schwersten a-Wertes gleich, daß sie auch bei dem
schwersten Q -Wert nur im Ausgange von D unter Zugrundelegung unseres
allgemeinen Verteilungsgesetzes geschehen, und das Zutreffen des Resultates durch
mangelnde Erfüllung der Requisiten gestört werden kann. Endlich hält die Analogie
insofern nicht Stich, als es normaler Weise nur ein Maximum von za'in jeder
Verteilungstafel geben kann; wogegen es für jede Seite des gewählten Hauptwertes
ein besonderes Maximum von zQ resp. von z'Q ' und z,Q,kurz F' und F, gibt, was
eben bei Ausgang von D einer ganz entsprechenden Berechnung unterliegt.
Zur Erläuterung nehmen wir die reduzierte Tabelle für den Vertikalumfang des
Schädels (§ 58) mit E, = 368 ; i = 5 , wofür nach § 61:
Man sieht hier, daß ¶ und z insofern einen umgekehrten Gang nehmen, als ¶ mit
Annäherung seiner a an D auf jeder Seite abnimmt, z wächst; umgekehrt bei
Entfernung der a von D .Sollten nun z und ¶ hierbei ein umgekehrtes Verhältnis
befolgen, so würde z¶ durch die ganze Reihe der Werte konstant bleiben, was aber
keineswegs der Fall ist, wie man sich aus der letzten Spalte überzeugen kann, wonach
für die a,-Seite ein Maximum von z,¶ ,, kurz F,, bei ¶,= 16,7 und a,= D - ¶,=
393 ; und auf der a'-Seite ein Maximum von z'¶ ' , kurz F' , bei ¶¢= 13,3
und a' = D + ¶' = 423 stattfindet. [Die nämlichen Werte markieren auch bei scharfer
Bestimmung mittelst einfacher Interpolation die Maxima der z¶.]
Wie man nun sieht, stimmt der so empirisch bestimmte Maximumwert
von z,¶ ,=F, sehr nahe mit dem oben angegebenen Werte e, = 14,9 und der
empirisch gefundene Maximumwert von z'¶ ' = F' auf der a'-Seite sehr nahe mit dem
oben angegebenen Werte e' = 13,0 ; und in der Tat ist das Resultat der nachher zu
begründenden Rechnung auf Grund der Gültigkeit unseres Verteilungsgesetzes, daß
; (32)
[Bestimmt man aber interpolationsmäßig die den Werten ¶,=14,9 und ¶' = 13,0
zugehörigen z,¶, und z'¶' mit Rücksicht, daß i = 5, so findet, man z,¶ ,= 563 ; z¢¶ '
= 529, deren Vergleich mit den wirklichen Maximalwerten der Tafel den Grad der
Übereinstimmung zwischen den theoretisch geforderten und empirisch dargebotenen
Werten erkennen läßt.]
[Beweis. Setzt man auf Grund des als gültig vorauszusetzenden zweispaltigen G.
G.:
, (33)
wo h' = 1 : e' , so ist zur Erlangung der Maximumgleichung für z' ¶ ' der Wert:
(34)
in Bezug auf ¶' zu differenzieren und das Differential gleich Null zu setzen. Man
erhält so:
, (35)
also, da der Koeffizient von ( 1 - 2h'² ¶ '² ) seiner Natur nach nicht verschwinden
kann,
oder . (36)
In gleicher Weise folgt für die unteren Abweichungen:
. (37)
§ 87. [Da der dichteste Wert als Ausgangswert des für K.-G. in Anspruch zu
nehmenden Verteilungsgesetzes eine fundamentale Stellung in der Kollektivmaßlehre
einnimmt, so ist eine Erörterung seiner mathematischen Bedeutung und seiner, auf
letztere zu gründenden rechnerischen Bestimmung notwendig. Hierbei ist es
wesentlich, den als Di bezeichneten empirisch dichtesten Wert, den die Tafel hergibt,
von dem als Dpbezeichneten theoretisch wahrscheinlichsten Wert, den das
Verteilungsgesetz verlangt, zu scheiden und jeden gesondert zu behandeln.]
[Die Existenz von Di gründet sich darauf, daß die z der Tafel, die für einen K.-G.
die Anzahl der Exemplare von der Größe a angeben, nicht durchweg konstant sind,
sondern steigen und fallen. So lange nun bei roher Bestimmung die z direkt als den
beigeschriebenen a zugehörig aufgefaßt und demgemäß die zwischen die
gemessenen a der Tafel fallenden a-Werte als überhaupt nicht vorkommend
angesehen werden, kann nur das mit dem größten z behaftete a selbst als dichtester
Wert beansprucht werden; und es gibt alsdann kein Mittel, für den Fall, daß mehrere
aufeinander folgende a das nämliche Maximal-z besitzen, den Zweifel, welches a nun
in Wirklichkeit den dichtesten Wert darstelle, zu heben 1). Wird aber berücksichtigt,
daß die Intervalle zwischen den gemessenen a nur der relativ geringen Anzahl der
gemessenen Exemplare und der Ungenauigkeit der Messung ihr Dasein verdanken,
während die unbegrenzte Gesamtheit der Exemplare des K.-G. sich ohne
Unterbrechung auf alle, zwischen den Extremen liegende a verteilt, so hat man in den
gegebenen Tafelwerten nur die Unterlage zu suchen, auf der ein funktioneller
Zusammenhang zwischen den z und den a sich aufbaut. Ist derselbe hergestellt, so
ergibt sich der dichteste Wert in einfacher Weise als Maximum der konstruierten
Funktion.]
1) [Das Vorkommen von zwei einander gleichen, durch Zwischenwerte getrennten
Maximal-z ist nicht zu berücksichtigen, da dies das Auftreten von zwei verschiedenen
dichtesten Werten bedingen und so eine Mi-schung disparater K.-G., auf welche die
Verteilungsgesetze keine direkte Anwendung finden, anzeigen würde.]
[Bei der Herstellung dieses funktionellen Zusammenhanges ist nun darauf zu
achten, daß – was schon durch die Ungenauigkeit der Messung und durch die daraus
folgende Existenz der primären Intervalle bedingt ist – die z der Tafel nicht als
Einzelwerte der gesuchten Funktion, sondern als Summenwerte; die auf die
zugehörigen Intervalle zu beziehen, mithin als Integralwerte, genommen für die
Grenzen der Intervalle, zu gelten haben. Im übrigen sind die Prinzipien der
Interpolationsrechnung in Anwendung zu bringen, was darauf hinauskommt, die
Anzahl der Exemplare von der Größe a , die allgemein mit z bezeichnet werde,
innerhalb eines bestimmten Bereiches als eine ganze rationale Funktion
von a vorauszuset-zen und dann mittelst der gegebenen z der Tafel ihre Koeffizienten
so zu bestimmen, daß die Summen der z , d. i, ihre Integrale zwischen den Grenzen
der in Betracht gezogenen Intervalle, mit den gegebenen z der Tafel für eben
dieselben Intervalle übereinstimmen; dabei ist die Anzahl der zu berücksichtigenden,
aufeinanderfolgenden Intervalle von dem Grade der vorausgesetzten Funktion oder
der Anzahl der zu bestimmenden Koeffizienten abhängig, und es wächst mit dem
Steigen jener Anzahl zugleich der Grad der erreichten Genauigkeit.]
[Wird also vorausgesetzt, daß für den Bereich eines Wertes a , der in dem Intervall
mit der Mitte a0 und mit einem z gleich z0 liege, z entweder konstant sei oder durch
eine lineare Funktion von a oder durch eine solche vom zweiten Grade dargestellt
werde, so ist im ersten Falle nur das z0des Intervalles selbst, im zweiten Falle
das z eines der beiden benachbarten Intervalle, im dritten Falle das z der beiden
Nachbarintervalle zu benutzen, um die Konstanten zu bestimmen. Man findet so,
wenn das z des nach dem oberen Extrem zu gelegenen Intervalles mit z1 , das in
entgegengesetzter Richtung liegende mit z-1bezeichnet und die in Erstreckung der
ganzen Tafel sich behauptende Intervallgröße nach früherer Festsetzung i genannt
wird, im ersten Falle:
; (1)
im zweiten Falle:
oder = ; (2)
im dritten Falle:
; (3)
Formeln, deren Gültigkeitsbereich in jedem Falle über das Intervall mit den
Grenzen a0 - ½i und a0 + ½i sich erstreckt.]
[Will man nun auf Grund der so konstruierten funktionellen Abhängigkeit das
dichteste a des Intervalles bestimmen, so erweist sich bloß die Formel (3) hierzu
brauchbar; denn (1) liefert durchweg konstante, (2) ständig wachsende oder ständig
abnehmende Werte. Aus (3) aber ergibt sich der Maximalwert oder dichteste Wert:
, (4)
sofern nur 2z0 - z1 - z-1 > 0 . Ist letzterer Wert kleiner als Null, so stellt a ein
Minimum dar, ist aber 2z0 - z1 - z-1 = 0 , so wird (3) linear und zur Bestimmung eines
Maximums unbrauchbar. Soll überdies, wie erforderlich, das Maximum innerhalb des
untersuchten Intervalles liegen, so muß sowohl z1als auch z-1 , jedes für sich, kleiner
als z0 sein.]
[Statt auf die Mitte a0kann sich die Bestimmung des dichtesten Wertes auch auf die
Grenzen des Intervalles: g1= a0 - ½i und g2 = a0 + ½i beziehen. Man findet, wenn a
- g1 = x gesetzt wird:
; (5)
z = a +b (i - x) - g (i - x)2 - d (i - x}3 ;
12ia = 7z0 + 7z1 – z-1 – z2 ; 12i²b= 15z0 -
I5z1 – z-1 + z2
4i³g = z0 + z1 – z-1 – z2 ; 6i4d = 3z0 –
3z1 – z-1 + z2 . (7)
Hieraus folgt als Maximalwert, wenn z. B. z0= z1 und z0 > z2 > z-1 :
. (8)
Man findet ferner:
, wenn z2 = z1 = z0 ;
; ;
; ;
so daß als Lösungen der Gleichung:
e,m' - e' m, = 0
nur die beiden Werte a = 0 und a = c resultieren, für
welche e,und m, resp. e' und m' gleich Null sind. Von diesen Grenzwerten wird aber
von vornherein in jeder Tafel die Bedingungsgleichung für Dperfüllt, ohne daß man
sie als Dp-Werte in Anspruch nimmt. Es gibt somit in diesem Falle kein Dpinnerhalb
der Tafel.]
[Infolge dieses Vorkommens kann es wünschenswert erscheinen, ein Kriterium für
das Vorhandensein von Dp zu besitzen. Ein solches bietet sich in einfacher Weise
durch folgende Erwägung. Ist für den Beginn der Tafel nachweisbar e,:m, > e' : m' ,
für das Ende e,:m,< e' : m’,so muß für einen mittleren Wert e,: m, = e' : m' sein, da
die Quotienten e,:m, und e' :m'infolge der stetigen Verteilung der z auf die einzelnen
Intervalle sich mit der Lage des Wertes, auf den sie sich beziehen, stetig ändern. Nun
ist aber, wenn za das z von E,, zw dasjenige von E' darstellt und die untere Grenze
des Intervalles von E, mit b , die obere Grenze des Intervalles
von E' mit c bezeichnet wird, für den Anfang der Tafel:
; ;
für das Ende der Tafel:
; .
Es existiert daher jedenfalls ein Wert Dpinnerhalb der Tafel, wenn:
; ist.] (12)
§ 90. [Zur Berechnung von Dpkann zunächst nur die Proportion (11) dienen, da sie
diesen Wert definiert. Es lassen sich jedoch auf Grund jener Proportion folgende
Eigenschaften des Wertes Dpnachweisen, die in gleicher Weise zu einer Berechnung
benutzt werden können:
1.Das arithmetische Mittel der unterhalb Dpgelegenen a , d. i. åa,:m,,
vermehrt um das arithmetische Mittel der oberhalb Dp liegenden a , d.
i. åa' : m¢, ist gleich dem arithmetischen Mittel aller a , vermehrt um Dp selbst.
Mithin:
.
(13)
2) Die Differenz der Mittelwerte aus den unteren und oberen Abweichungen
der a bezüglich Dpist gleich der Differenz aus dem Werte Dp selbst und dem
arithmetischen Mittel der a ; somit:
e, - e' = Dp – A . (14)
Die Verbindung letzterer Gleichung mit (11) führt zu der weiteren Bestimmung:
, (15)
wo u = m' - m,. Durch Addition und Subtraktion von (14) und (15) gewinnt man
ferner:
(16)
Der Beweis von (13) wird erbracht, indem durch Substitution der Werte
; (17)
in die aus der Proportion (11) sich ergebende Gleichung e' m,= e,m¢ mittelst
einfacher Rechnung die Gleichung:
(18)
hergeleitet und in derselben
;
gesetzt wird. In der Tat folgt aus der so resultierenden Gleichung:
(19)
durch Division mit m die Formel (13). Ist aber diese Formel gewonnen, so folgt aus
ihr, wenn åa,:m, und åa¢ : m' aus (17) durch Dp und e,resp. e' ausgedrückt werden,
unmittelbar die Gleichung (14).]
§ 91. [Zur rechnerischen Bestimmung von Dp bietet nun die Gleichung (13) den
bequemsten Ansatz. Hierzu ist jedoch eine Kenntnis des Intervalles, in das Dp fällt,
erforderlich, da die Eigenschaften des gesuchten Wertes auf die Abweichungszahlen
und Abweichungssummen sich gründen und nicht eine absolute Bestimmung, wie sie
für A möglich ist, gestatten. Es muß somit, wo eine solche Kenntnis, die z. B. durch
vorgängige Berechnung von Di erworben werden kann, fehlt, versuchsweise der
Ansatz für irgend ein Intervall gemacht und, wenn nicht zufällig das richtige Intervall
getroffen wurde, für ein anderes Intervall wiederholt werden, wobei indessen das
Ergebnis der zuerst geführten, fehlschlagenden Rechnung die Wahl des Intervalles bei
der Wiederholung des Versuches zu beeinflussen hat. Bietet die Tafel keine großen
Abnormitäten, so wird es sich bei diesen Versuchen nur um die Wahl zwischen
benachbarten Intervallen handeln.]
[Hat man demgemäß ein bestimmtes Intervall, dessen Mitte a0 , dessen untere
Grenze g1 und dessen z gleich z0 sei, als Eingriffsintervall gewählt und für
dasselbe v, n, V,Nberechnet, so ist bei roher Bestimmung in Übereinstimmung mit
(13):
; (20a)
oder:
; (20b)
je nachdem Dp kleiner oder größer als a0 . Es ist somit die erstere Formel zutreffend,
wenn a0 - Dp < ½i , die letztere, wenn Dp - a0 < ½i sich ergibt.
Für scharfe Bestimmung ist aber von dem Ansatz:
(21)
auszugehen, wo Y die Eingriffssumme, y die Eingriffszahl bedeutet. Setzt man hier
nach Kap. IX, Formel (8) und (13), wenn x das Eingriffsmaß = Dp - g1 angibt 2) :
; ;
so erhält man folgende Gleichung für x = Dp - g1 ;
ax² - bx +g = 0 ;
; (22)
;
mit der Bedingung, daß x positiv und kleiner als I sei.]
2) [Wollte man die einfacher scheinende, jedoch ungenauere Formel (6) des Kap.
IX, nämlich Y = a0z0x : I, benutzen, so würde an Stelle von (22) eine Gleichung
dritten Grades für x resultieren; es hätte somit der Verlust an Genauigkeit überdies
eine Einbuße an rechnerischer Bequemlichkeit zur Folge.]
; .
Man gewinnt dann aus dem Ansatze:
(23)
für x' = Dp - H die Gleichung:
a¢x¢² - b¢ x¢ + g¢ = 0 ;
;
; (24)
;
die für H = g1in (22) übergeht. Aus derselben muß sich ein x' ergeben, das entweder
positiv und kleiner als g2- H (wo g2die obere Grenze des Eingriffsintervalles ist),
oder negativ und seinem absoluten Werte nach kleiner als H - g1ist.]
[Diese Gleichung führt nun, wenn entweder das arithmetische Mittel A oder der
Zentralwert C oder der Scheidewert R in das Intervall von Dpfällt und als H gewählt
wird, zu folgenden Bestimmungen :
1.Es sei: H = A ; x = Dp - A ; dann ist:
; (25)
wo µ, und µ' die Abweichungszahlen, åD die Gesamtsumme der Abweichungen
bez. A vorstellen.
1.Es sei sodann: H = C ; x = Dp – C ; dann resultiert:
; (26)
wo åa" und åa" auf C sich beziehen.
3) Es sei schließlich: H = R ; x = Dp – R ; dann ergibt sich:
; (27)
wo m" und m¢¢bezüglich R zu nehmen sind.]
[Der Anwendungsbereich dieser Bestimmungsweisen wird noch erweitert, wenn
man für den Fall, daß Dpund der Hauptwert, auf den die Rechnung Bezug nimmt, in
benachbarte Intervalle fallen, eine Verschiebung des Eingriffsintervalles vornimmt
oder, mit anderen Worten, das Eingriffsintervall aus aneinanderstoßenden Teilen
zweier Nachbarintervalle zusammensetzt. Das z0dieses zusammengesetzten
Intervalles setzt sich dann aus den proportional bestimmten z seiner Teile zusammen,
während die bez. des Hauptwertes geltenden Bestimmungen erhalten bleiben.]
§ 92. [Von diesen Formeln wird (26) im allgemeinen vorzuziehen sein. Denn (27)
bezieht sich auf einen wenig interessierenden Hauptwert, dessen genaue Berechnung
selbst schon nach Kap. X (19b) die Auflösung einer Gleichung zweiten Grades
erfordert; während (25) dadurch im Nachteil steht, dasß A dem Lagengesetze gemäß
von Dp durch C getrennt ist und somit, weniger häufig als C mit Dpim nämlichen
Intervalle liegen wird. Es ist ferner nicht als Nachteil zu empfinden, daß die
Gleichung (26) die Kenntnis der beiden Werte A und C erheischt, da man
neben Dp stets auch A und C berechnen wird.]
[Es ist darum angezeigt, die auf die Kenntnis von C und A zu gründende
Berechnung von Dpnach (26) auf eine möglichst einfache Form zu bringen.]
[Zu diesem Zwecke dividiere man (26) durch ¼ m²x und schreibe die Gleichung
wie folgt:
(28)
Setzt man nun:
, also ,
so erhält man:
, (29)
wodurch eine Kettenbruchdarstellung für x gegeben wird, die rasch konvergiert, da
2z0(C - A) : (Im) für unsere Tafeln kleine Werte darstellt.]
[Der Gang der Rechnung ist mithin der Art einzurichten, daß auf Grund von
;
der Reihe nach:
x1 = a - 1 ;
;
etc.
bestimmt und, wenn die Rechnung zum Stehen gekommen, aus dem gefundenen
Werte von x der Wert von x = Dp – C hergeleitet wird. Zugleich ergibt sich dann in
einfacher Weise der Wert von
gleich .]
[Aus der Gleichung (26) folgt überdies, daß von den empirisch bestimmten
Hauptwerten A , C und Dp bei den für unsere Tafeln geltenden Größenverhältnissen
das Lagengesetz von vornherein erfüllt wird. Bringt man nämlich jene Gleichung in
die Form:
,
so folgt, wofern
,
daß A – C und x , d. i. Dp – C , weder gleichzeitig positiv, noch gleichzeitig negativ
sein können. Es ist daher, da die angegebene Bedingung in der Tat von den
Verteilungstafeln erfüllt wird,
entweder A > C > Dp oder A < C< Dp ,
wie das Lagengesetz es verlangt.]
XII. Gründe
dafür, daß wesentliche Asymmetrie der Abweichungen bezüglich des
arithmetischen Mittels und Gültigkeit des asymmetrischen Verteilungsgesetzes
bezüglich des dichtesten Wertes D im Sinne des verallgemeinerten Gauss'schen
Gesetzes (Kap. V) der allgemeine Fall sei.
§ 93. Gemäß dem (§ 4) gemachten Unterschiede zwischen wesentlichen und
unwesentlichen Bestimmungen kann man geneigt sein, auch eine wesentliche und
unwesentliche (oder zufällige) Asymmetrie der Abweichungen bezüglich eines
Hauptwertes, wie des arithmetischen Mittels oder dichtesten Wertes, zu
unterscheiden. Richten wir hier die Betrachtung in dieser Hinsicht zunächst auf das
arithmetische Mittel A . Gewiß ist, daß selbst bei symmetrischer W. der
Abweichungen bez. A durch unausgeglichene Zufälligkeiten ein Unterschied
zwischen dem Abstande der Extreme E' , E,von A und ein Unterschied u zwischen
der Zahl der beiderseitigen Abweichungen µ' und µ,hervorgehen kann, und so kann
man nach Merkmalen fragen, wodurch sich eine wesentliche Asymmetrie bez. A , die
nicht von unausgeglichenen Zufälligkeiten abhängt, von einer unwesentlichen oder
zufälligen, die davon abhängt, unterscheidet. Abgesehen nun von den in Kap. II
angegebenen allgemeinen, etwas unbestimmten Merkmalen, wodurch wesentliche
von unwesentlichen Bestimmungen zu unterscheiden sind, kann man hierbei darauf
fußen, daß der durch bloße unausgeglichene Zufälligkeiten entstehende
Unterschied u zwischen µ' und µ,einer Wahrscheinlichkeitsbestimmung fähig ist,
und daß sich die wahrscheinliche Größe desselben angeben läßt. Nach Maßgabe nun,
als dieser wahrscheinliche Unterschied überschritten wird, wird es
unwahrscheinlicher, daß die Asymmetrie eine bloß zufällige sei, und gibt es selbst
Regeln, den Grad der Unwahrscheinlichkeit zu bestimmen, ohne daß freilich eine
absolute Gewißheit hierbei erreichbar ist; worüber ich auf die Bemerkungen in § 31
(historisch) zurückweise und auf die Wahrscheinlichkeitsformeln des XIV. Kapitels
verweise. Und so könnte man als leitenden Gesichtspunkt nach vorwiegender
Wahrscheinlichkeit aufstellen, nur solche Fälle der Asymmetrie bezüglich A für
wesentlich zu halten und eine Bewährung der Gesetze wesentlich asymmetrischer
Verteilung dafür zu suchen, wo der bezüglich A sich ergebende wahrscheinliche Wert
von u nicht unerheblich überstiegen wird.
In der Tat habe ich von vornherein die Sache so gefaßt, aber mich nachmals
überzeugt, wie schon in § 32 bemerkt, daß diese, zunächst so natürlich, ja geboten
erscheinende Auffassung gänzlich den richtigen Gesichtspunkt verfehlt. Sie würde
haltbar sein, wenn die symmetrische W. der Abweichungen bezüglich A der allgemein
vorauszusetzende Fall wäre, und nur, wie man vom Anfange herein voraussetzen
konnte und noch von QUETELET vorausgesetzt wird, Ausnahmen erlitte, die
besonders herausgesucht und rechnend behandelt sein wollten. Anders stellt es sich
aber, wenn vielmehr im Sinne der schon vorgreiflich ausgesprochenen Ansicht die
wesentliche Asymmetrie der allgemeine Fall ist, welcher unter den unzähligen
Graden, in welchen die Asymmetrie vorkommen kann, den, wo sie verschwindet, nur
als besonderen, in aller Strenge vielleicht nie vorkommenden Fall enthält.
§ 94. Dann ist ein prinzipieller Unterschied zwischen wesentlicher und
unwesentlicher Asymmetrie gar nicht zu machen; alle K.-G. dürfen, ja müssen unter
der Voraussetzung der asymmetrischen W. behandelt werden, mit Rücksicht nur, daß
bei endlichem m wegen unausgeglichener Zufälligkeiten die Größe und Richtung der
Asymmetrie zufällig von derjenigen abweichen kann, welche bei unendlichem m sich
als wesentliche herausstellen würde; und der durchschlagende Grund, es so zu fassen,
ist, daß selbst in den Fällen, wo nach den vorliegenden Wahrscheinlichkeitsformeln
die Asymmetrie bezüglich A möglicherweise nur zufällig sein könnte, die in § 33
angeführten Gesetze der Asymmetrie sich in einer mir selbst unerwarteten
Allgemeinheit bestätigen.
Nun gestehe ich allerdings, daß es mir selbst befremdend erschienen ist, und
überhaupt ein Rätsel darin gefunden werden kann, daß bei so schwacher Asymmetrie,
wie sie vielfach bei den K.- G. des VII. und VIII. Kap. vorkommt, in Konflikt mit den
unausweichlichen Zufälligkeiten wegen Endlichkeit des m , doch die oben
aufgestellten Gesetze der Asymmetrie sich mit merkwürdiger Allgemeinheit und
Approximation bestätigen.
Nehmen wir z. B. die Schädeldimensionen. 450 Exemplare europäischer Schädel
geben für den Vertikalumfang (bei i = 5 mm E,= 368) 220 negative, 230 positive
Abweichungen von A2 , dieselben Schädel für den horizontalen Umfang unter
entsprechenden Verhältnissen gar 226 negative, 224 positive Abweichungen,
Unterschiede, die viel zu unbedeutend sind, um nicht von unausgeglichenen
Zufälligkeiten überwuchert zu werden; und doch geben diese Fälle, sowie zahlreiche
andere von gleicher Ordnung der Unterschiede, nicht minder gute Bestätigungen der
aufgestellten Asymmetriegesetze als die Beispiele von stärkerer Asymmetrie, was ich
mir bisher nur so zu erklären weiß, daß die verschiedenen Elemente, auf deren
Verhältnisse sich die betreffenden Gesetze beziehen, von den unausgeglichenen
Zufälligkeiten im Zusammenhange betroffen, hieraus in gleicher Richtung und
nahehin um gleiche Größen oder in gleichem Verhältnis abgeändert werden, so daß
vielmehr nur die absoluten Größen als die gesetzlichen Unterschiede oder
Verhältnisse der Elemente darunter leiden, womit nicht behauptet ist, daß diese
gleiche oder proportionale Änderung genau erfolge, sondern nur so weit, daß der
Spielraum, den die Gesetze noch übrig lassen, nicht überschritten wird. Diese
Auffassung mag noch einer gründlicheren mathematischen Diskussion bedürftig sein;
in Erwartung einer solchen bleibt jedenfalls die Tatsache bestehen, daß selbst die
schwächsten Grade der Asymmetrie bezüglich A den aufgestellten
Verteilungsgesetzen der Asymmetrie noch ihre Gültigkeit bewähren und dadurch
selbst beitragen, die Allgemeinheit einer mehr als bloß zufälligen Asymmetrie zu
beweisen1).
dürfen.]
Besteht nun aber eine solche im angegebenen Sinne für die K.-G., so ist die
Anwendung mathematischer Wahrscheinlichkeitsformeln zur Unterscheidung
wesentlicher und unwesentlicher Asymmetrie eigentlich müßig. Möchte immer für
Gegenstände von schwacher Asymmetrie dadurch nachweisbar sein, daß die
Asymmetrie bezüglich A möglicherweise nur zufällig sein könnte; was ist damit
getan, wenn die faktische Untersuchung beweist, daß sie den Gesetzen wesentlicher
Asymmetrie gehorchen; indes, da diese Formeln doch ein gewisses theoretisches
Interesse für unser Gebiet behalten, will ich in den folgenden Kapiteln darauf
eingehen ohne folgends praktischen Anlaß zu haben, darauf zu fußen.
§ 95. Stelle ich nun überhaupt die Gründe zusammen, welche uns zu veranlassen
haben, statt einer wesentlichen Symmetrie eine wesentliche Asymmetrie
bezüglich A und eine Verallgemeinerung des G. G. im Sinne der § 33 angeführten
Gesetze zuzulassen, so sind es folgende.
1) Da es jedenfalls Fälle eines so großen u : m gibt, bei denen man nach weit
überwiegenden Wahrscheinlichkeitsgründen nicht umhin kann, das Vorhandensein
wesentlicher Asymmetrie bezüglich A zuzulassen, so kann der allgemeine Fall
keinesfalls in wesentlicher Symmetrie bez. A gesucht werden; wohl aber, wenn
überhaupt etwas Allgemeines für K.-G. in dieser Beziehung gelten soll, in
wesentlicher Asymmetrie, worunter wesentliche Symmetrie und schwache
Asymmetrie als besondere Fälle treten.
2) Wenn man einen und denselben K.-G. einer vergleichenden Verteilungsrechnung
nach dem für wesentliche Asymmetrie geltenden, zweispaltigen GAUSS'schen
Verteilungsgesetze (§ 33) und dem für wesentliche Symmetrie geltenden, einfachen
GAUSS'schen Verteilungsgesetze (§ 24 flgd.) unterzieht, so ist die erstere
Verteilungsrechnung von vornherein dadurch im Vorteil, daß sie das empirisch
verschiedene m', m, bez. D beiderseits genau wiedergibt, wogegen letztere für das
empirisch verschiedene µ¢, µ,bez. A denselben Wert ½(µ' + µ,) = ½m gibt, der also
für die eine Seite um ebensoviel gegen die empirische Abweichungszahl zu groß als
auf der anderen zu klein ausfallen muß. Dieser im Prinzip der verglichenen
Rechnungsweisen begründete Vorteil für die Rechnung nach der Verallgemeinerung
des G. G. für Asymmetrie würde nun zwar an sich nicht hindern, daß in den einzelnen
Verteilungsbestimmungen der m' j ' und m, j , (§ 27) sich um so größere und im
ganzen überwiegende Nachteile gegen die Rechnungsweise nach dem einfachen G.
G. geltend mach-ten; aber so weit ich Vergleiche angestellt habe, ist das Gegenteil der
Fall.
3) Die Gesetze der wesentlichen Asymmetrie, welche §33 für den Fall eines
hinreichend großen m und Erfüllung der in Kap. IV angegebenen Requisiten
aufgestellt sind und weiterhin ihre theoretische Begründung finden werden,
bestätigen sich an dem vorliegenden Untersuchungsmaterial allgemein mit solcher
Annäherung an die idealen Forderungen, wie es nur bei den doch nicht ganz
ausschließbaren unausgeglichenen Zufälligkeiten erwartet werden kann, und
beweisen damit zugleich die Richtigkeit dieser Theorie.
So gilt es zuvörderst bezüglich des Proportionalgesetzes. Nach den gegebenen
Erklärungen besteht es darin, daß bezüglich des Wertes, auf den das größte z fällt,
kurz bezüglich des dichtesten Wertes, die Zahl der beiderseitigen Abweichungen sich
wie die Größe ihrer mittleren Werte, d. i. m,: m' = e,: e' verhält, wonach umgekehrt
der Wert, bezüglich dessen dies Verhältnis zutrifft, mit dem durch sein z-Maximum
direkt bestimmten dichtesten Werte zusammenfallen muß. Nachdem wir nun eine
Verteilungstafel durch angemessene Reduktion auf einen so regelmäßigen Gang
der z gebracht haben, daß eine Untersuchung seiner Gesetze und Verhältnisse
überhaupt möglich ist, finden wir den daraus nach der Bedingung bestimmten Wert,
daß sich bezüglich desselben m,: m' = e,: e' verhalte, in das Intervall fallend, auf
welches das größte z fällt, wie man sich überzeugen kann, wenn man einerseits das in
den Tabellen der Elemente aufgeführte, überall nach jener Bedingung bestimmte Dp ,
andererseits die auf die Form der Intervalltafel gebrachte Verteilungstafel, aus
welcher, die Ableitung geschehen ist, vor Augen nimmt. Mittelst des Kap. XI
angegebenen Interpolationsverfahrens aber kann man das D in dem Intervalle, worin
es liegt, noch genauer bestimmen, als wenn man es direkt nach der Größe seines z zu
bestimmen sucht, wonach man dann freilich in den Tabellen der Elemente nicht eine
weitere Bestätigung des Proportionalgesetzes darin finden darf, daß bezüglich des
darin aufgeführten dichtesten Wertes Dp sich wirklich m,: m' = e,: e¢verhält,
da Dp selbst als der Wert bestimmt ist, bezüglich dessen dieses Verhältnis besteht.
Nun kann allerdings ausnahmsweise dieser Wert unter dem Einflusse starker
unausgeglichener Zufälligkeiten und bei ungünstiger Reduktionslage statt in das
Intervall mit dem Maximal-z selbst, in das Nachbarintervall fallen; doch reicht es
dann im allgemeinen hin, die Reduktionslage zu ändern , um ihn in das betreffende
Intervall hineinzubringen.
Weiter aber finden wir in dem möglichst scharf auf Grund jener Proportion
bestimmten Werte Dp einen Ausgangswert für Abweichungen, welche dem
zweispaltigen G. G. genügen, mit zufälligen Störungen allerdings, die ja nirgends
fehlen können, aber nur solchen von gleicher Ordnung, als auch bei der Verteilung
der Beobachtungsfehler bezüglich des arithmetischen Mittels vorkommen und
geduldet werden, wie die BESSEL’schen Vergleichstabellen2) zwischen Beobachtung
und Rechnung beweisen.
2) [Fundamente astronomiae, Sectio II, p. 19. 20.]
Was das Lagengesetz anlangt, wonach der Zentralwert C und das arithmetische
Mittel A nach derselben Seite vom dichtesten Werte in der Art abliegen,
daß C zwischen A und Dpfällt, so wird man es mit seinen Konsequenzen ausnahmslos
selbst bei den schwächsten u : m in den Tabellen der Elemente bestätigt finden, und
könnte geneigt sein, hierin den allerschlagendsten Beweis für wesentliche
Asymmetrie zu finden, da bei wesentlicher Symmetrie vielmehr Dp , C , A nur durch
unausgeglichene Zufälligkeiten, und dann in unbestimmter gegenseitiger Lage, von
einander abweichen könnten. Doch ist hierauf nichts zu geben. Es läßt sich nämlich
nachweisen, daß das Lagengesetz eine notwendige Konsequenz des
Proportionalgesetzes ist 3), und sofern Dp in den Tabellen der Elemente durch das
Proportionalgesetz bestimmt ist, muß sich dann freilich auch das Lagengesetz
bezüglich desselben bestätigen, ohne damit beweisen zu können, daß dieser Wert dem
Maximal-z entspricht, was fundamental immer nur durch den direkten Vergleich
geschehen kann.
3 ) [Vergl. den Schluß des vorhergehenden Kapitels.]
Hiergegen setzen die p -Gesetze, wodurch für die Abstände zwischen Dp , C ,
A bestimmte Werte festgestellt werden, die Gültigkeit des zweispaltigen G. G. voraus,
ohne daß dieses eine notwendige Folge des Proportionalgesetzes ist, und tragen also,
insofern sie sich in der Erfahrung mit solcher Annäherung bestätigen, als es
unausgeglichene Zufälligkeiten gestatten, allerdings wesentlich bei, das
Vorhandensein wesentlicher Asymmetrie zu beweisen, sofern solche mit dem
zweispaltigen G. G. solidarisch ist.
Schließlich also kommen die aus den Tabellen der Elemente und den damit in
Beziehung stehenden Vergleichstabellen zwischen beobachteter und berechneter
Verteilung zu entnehmenden Merkmale für das Vorhandensein wesentlicher
Asymmetrie darauf zurück: a) daß das nach dem Proportionalgesetz
bestimmte Dp mit dem direkt bestimmten Di so nahe zusammentrifft, als es
unausgeglichene Zufälligkeiten gestatten; b) daß die Abweichungen von dem in
ersterem Wege möglichst genau bestimmten Dp dem zweispaltigen G. G. in
zufriedenstellender Weise genügen; c) dass die p-Gesetze mit hinreichender
Annäherung erfüllt werden. Selbstverständlich muß bei all dem die Erfüllung der
Requisiten des Kap. IV vorausgesetzt werden, die überhaupt zu einer erfolgreichen
Untersuchung der K.-G. erfüllt sein müssen. Sofern nun unter diesen
Voraussetzungen die angegebenen Kriterien allgemein zutreffen, kann allerdings ein
Schluß auf das allgemeine Vorkommen wesentlicher Asymmetrie, daraus gezogen
werden.
4) Verstehen wir verwandte K.-G. im Sinne folgender Beispiele, so gibt es nicht
wenige Fälle, wo das u derselben bei dem zu Gebote stehenden m zu klein ist, um
nicht bei jedem insbesondere die Möglichkeit der Abhängigkeit von bloß zufälliger
Asymmetrie übrig zu lassen, in der Richtung aber bei allen so übereinstimmend, oder
einer Abwandelung der Gegenstände so gesetzlich folgend, als sich nicht mit bloßer
Zufälligkeit verträgt.
So habe ich bei Rekrutenmaßen ganz verschiedener Länder, so weit sie als
vollzählig anzusehen sind, die Asymmetrie bezüglich A immer positiv gefunden, bei
täglichen und monatlichen Regenmengen (Genf, Freiberg) für alle Monate negativ,
für die verschiedensten Bauch- und Brustorgane des Menschen (nach BOYD) immer
negativ gefunden. Bei den thermischen Monatsabweichungen andererseits kehrt sich
die Richtung der Asymmetrie im Fortschritt der Monate durch das Jahr gesetzlich um,
so daß sie in den Wintermonaten positiv, in den Sommermonaten schwächer negativ,
in den Zwischenmonaten dazwischen schwankend ist. Bei den Roggenähren ist
das u dies obersten Gliedes positiv, schwächt sich beim Herabsteigen zu den unteren
Gliedern und schlägt bei den untersten ins Negative um. Unstreitig zwar könnte
das m aller dieser Fälle klein genug genommen werden, daß die Konstanz oder
Gesetzlichkeit gestört würde oder verloren ginge, sofern mit der Kleinheit des m die
unausgeglichenen Zufälligkeiten einen wachsenden Einfluß gewinnen; aber das m ,
was zu Gebote stand, hat hingereicht, es zu verhüten. Wäre aber keine wesentliche
Asymmetrie vorhanden gewesen, so hätte sie auch bei keiner Größe des m ein so
konstantes oder gesetzliches Übergewicht über die Zufälligkeiten gewinnen können.
Das mehrfache Vorkommen solcher Fälle hat mich zuerst darauf geführt, der
wesentlichen Asymmetrie überhaupt eine allgemeine Rolle im Gebiete der K.-G.
zuzuschreiben; und unstreitig würden sich die Fälle dieser Art häufen, wenn nur
hinreichende Untersuchungen mit hinreichendem m in Bezug darauf vorlägen.
XIII. Mathematische Verhältnisse der Verbindung von
wesentlicher und unwesentlicher Asymmetrie.
§ 96. Sei irgend, ein Wert H als Ausgangswert der Abweichungen genommen, und
bestehe asymmetrische W. (wesentliche Asymmetrie) bezüglich desselben, so würde
ohne Zutritt unausgeglichener Zufälligkeiten (zufällige Asymmetrie) der
Unterschied u zwischen den beiderseitigen Abweichungen einfach proportional mit
der Vergrößerung oder Verminderung resp. wachsen oder abnehmen. In der Tat sei er
bei einem gegebenen Ausgangs-m gleich x , so würde er bei n-maliger Wiederholung
der Beobachtung an jedesmal neuen Exemplaren desselben Gegenstandes denselben
Wert x n-mal erreichen, mithin auch bei Zusammensetzung der n Beobachtungsreihen
zu einer einzigen kontinuierlichen der Unterschied x in nx übergehen. Wenn dagegen
die wesentliche Asymmetrie ganz wegfiele, und der Unterschied bloß von
unausgeglichenen Zufälligkeiten abhinge, so würde, wenn wir beim Ausgangs-m den
Unterschied y fänden, dieser Unterschied bei n-fachem m nicht gleich ny werden
können, weil die Richtung und Größe des Unterschiedes bei den Wiederholungen
zufällig wechselt, und, wenn schon allgemein gesprochen ein Übergewicht,
unbestimmt nach welcher Seite, bleibt, ändert sich dieses, also der definitive
Unterschied, solange man sich in großen Zahlen von Abweichungen bewegt, und
durchschnittlich auch bei kleinen Zahlen, nach bekanntem Prinzip statt im
Verhältnis n vielmehr im Verhältnis . Führen wir nun das zu ver-n-fachende m als
Einheit der Ver-n-fachung ein und bezeichnen die von der Größe des n abhängigen
Werte mit n als Index, so werden wir zu setzen haben1):
für den Fall bloß wesentlicher Asymmetrie:
un = nx1 (1)
für den Fall bloß unwesentlicher Asymmetrie:
(2)
(3)
(4)
. (7)
Also bei Verhundertfachung des Ausgangs-m ist nach (6) das Ausgangs-x auf das
100-fache, das Ausgangs-y bloß auf das 10-fache gesteigert, und sollte n ins
Unbestimmte vergrößert werden, so würde das definitive y , d. i. der von
unausgeglichenen Zufälligkeiten abhängige Unterschied, gegen den von wesentlicher
Asymmetrie abhängigen x ganz verschwinden; umgekehrt ist nach (7) bei
Herabsetzung des Ausgangs-m auf 1 : 100 das Ausgangs-x auf 1 : 100, das Ausgangs-
y bloß auf 1 : 10 herabgekommen, und ersteres würde bei weiterer Verkleinerung
von m gegen letzteres merklich ganz verschwinden können, was nur insofern nicht
ganz parallel mit der Vergrößerung von m geht, als m ins Unendliche vergrößert, aber
nur bis auf 2 verkleinert werden kann, soll überhaupt noch ein
Unterschied u bestehen. Allgemein aber folgt hieraus, daß die wesentliche
Asymmetrie leichter bei großem, die unwesentliche bei kleinem m überwiegt, sofern
wir jenes als ein in starkem Verhältnisse vergrößertes, dieses als ein in starkem
Verhältnisse verkleinertes Ausgangs-m , welches man immer dafür nehmen möge,
betrachten können, wovon natürlich das Bedürfnis abhängt, ein möglichst
großes m anzuwenden, um die wesentliche Asymmetrie möglichst ungestört von
unwesentlicher zu erhalten.
1) Der Wert x hat hier konsequent mit obiger Bezeichnungsweise den Index 1,
sofern er den beim Aus-gangs-m, wo n = 1, stattfindenden Wert von x bezeichnet,
entsprechend mit y. [Auch ist zu beachten, daß Formel (3) nur die schematische
Darstellung der Mischung von wesentlicher und unwesentlicher Asymmetrie geben
will, ohne zu besagen, dasß y1 denselben Wert wie in (2) repräsentiert. In der Tat sind
beide Werte verschieden. Denn das auf unwesentlicher Asymmetrie beruhende
Glied y1 ist nichts weiter als die nach W. zu erwartende durchschnittliche
Schwankung des Wertes von u n , während das in der wesentlichen Asymmetrie
begründete Glied nx1 den wahrscheinlichsten. Wert von u n darstellt; die
durchschnittlich zu erwartende Schwankung um den wahrscheinlichsten Wert ist aber
von dem letzteren abhängig und besitzt mithin verschiedene Werte, je nach-dem der
wahrscheinlichste Wert gleich Null ist oder eine endliche Größe darstellt. Vergl.
hierzu den Zusatz zum folgenden Kap, (§ 101).]
§ 97. Wenn schon oben Merkmale zur Unterscheidung der wesentlichen von der
unwesentlichen Asymmetrie gegeben sind, ist doch zu gestehen, daß sie keinen
absoluten Charakter haben. Auch kann man in der Tat nie absolut versichern, daß eine
wesentliche Asymmetrie vorliegt, sondern nur, daß eine überwiegende
Wahrscheinlichkeit für dieselbe besteht, eine um so mehr überwiegende, je mehr die
oben angegebenen Unterscheidungsmerkmale von der zufälligen bestehen und
zusammentreffen.
Um doch ein etwas bestimmteres Wahrscheinlichkeitsurteil zu fällen, ist es
nützlich, zu wissen, welchen Unterschied man nach W. und im Durchschnitte schon
bei wesentlicher Symmetrie nach bloßer Zufälligkeit zu finden erwarten kann.
Unter wahrscheinlicher Differenz verstehe ich diejenige, die in einer großen, streng
genommen unendlichen Zahl von Fällen eben so oft unterschritten (nicht erreicht), als
überschritten wird; unter mittlerer oder durchschnittlicher die, die man erhält, wenn
man die bei oft wiederholten Versuchen mit gegebenem m erhaltenen Werte
von u ohne Rücksicht auf das Vorzeichen addiert und mit der Zahl n der
vorgenommenen Wiederholungen dividiert. In der Tat, hat man den einen oder
anderen beider Werte für den Fall wesentlicher Symmetrie allgemein bestimmt, so
wird man jeden, bei einer gegebenen Mittelbestimmung erhaltenen Wert von u damit
vergleichen können. Überwiegt er jene Werte in starkem Verhältnisse, so wird man es
sehr unwahrscheinlich zu finden haben, daß er bei Symmetrie erreicht werden konnte,
weil die Unwahrscheinlichkeit davon mit der Größe dieses Übersteigens wächst,
hiergegen eine wesentliche Asymmetrie vom Vorzeichen des u sehr wahrscheinlich
halten dürfen. Bleibt er erheblich unter diesen Werten, so hat man mit großer W. auf
Symmetrie oder geringe Asymmetrie von zweifelhaftem Vorzeichen zu schließen. Ja,
man kann noch genauere Schlüsse ziehen. Die Theorie lehrt, und die Erfahrung
bestätigt es, daß die Wahrscheinlichkeitsverhältnisse, welche nach G. G. für die
Beobachtungsfehler im Sinne des bekannten, tabellarisch darstellbaren Integrals
bestehen, sich bei wesentlicher Symmetrie auf die u in der Art übertragen lassen, daß
das Übersteigen des mittleren oder wahrscheinlichen u bis zu gegebenen Grenzen
gleicher W. unterliegt wie das Übersteigen des einfach mittleren oder
wahrscheinlichen Beobachtungsfehlers.
Dies wird ausführlicher und genauer in den beiden folgenden Kapiteln theoretisch
erwiesen, empirisch bewährt und die Anwendung davon gezeigt werden. Hier
beschränke ich mich, vorgreiflich folgende Hauptbestimmungen daraus zu entlehnen,
welche geeignet sind, den allgemeinsten Anhalt zu geben.
§. 98. Man hat dabei zwei Fälle zu unterscheiden, den eigentlich nur idealen Fall,
daß die Werte D vom wahren A gerechnet werden, wie es aus einer unendlichen Zahl
von Einzelwerten, also im absoluten Normalfalle zu erlangen sein würde, und den
Fall der Wirklichkeit, wo sie von dem in gewisser Weise unrichtigen A gerechnet
werden, wie es aus einer endlichen Zahl von Werten zu erlangen ist. Erstenfalls ist
gleichgültig, welchem Gesetze der Verteilung die einzelnen Werte nach Maß und
Zahl gehorchen, nicht die Größe, nur die Zahl derselben bei gleicher W. der + und -
kommt in Betracht, und man kann den bekannten Sack mit einer gleichen Anzahl
weißer und schwarzer Kugeln statt + und - als Anhalt zur Berechnung nehmen.
Letztenfalls muß für die theoretische Berechnung des mittleren und
wahrscheinlichen u ein bestimmtes Gesetz der Verteilung zu Grunde gelegt werden,
weil sich hiernach die durchschnittlich und wahrscheinlich zu erwartende
Abweichung des falschen vom wahren A richtet, und diese wieder auf die Größe des
durchschnittlichen und wahrscheinlichen u von Einfluß ist. Wir legen demgemäß
zweitenfalls für die Verteilung das G. G. zufälliger Abweichungen vom
Beobachtungsmittel unter, welches durch das bekannte Integral dargestellt wird, da
diese Verteilung als normal für den idealen Fall eines wesentlich symmetrischen K.-
G. gelten kann.
Sei nun U das mittlere, V das wahrscheinliche u in dem soeben (§ 97) angegebenen
Sinne unter Voraussetzung des ersten Falles, U und V unter Voraussetzung des
zweiten Falles 1), so hat man, bis zu sehr kleinem m merklich zutreffend folgende
Normalbestimmungen:
, (1)
, (2)
, (3)
, (4)
log 0,79788 = 0,90194 - 1 , log 0,67449
= 0,828 97 - 1 ,
log 0,48097 = 0,68212 - 1 , log 0,40659
= 0,60916 - 1 .
In dem Werte von U und U ist das obere Vorzeichen respektive von 0,5 und 1,5 bei
ungeradem, das untere bei geradem m zu verwenden.
l)V und V haben sonach hier eine andere Bedeutung als die in § 10 festgesetzte.
§ 99. Hierzu folgende Bemerkungen. Sämtliche vier Formeln sind prinzipiell nur
als approximative für größere m hergeleitet, und bei dieser Herleitung die mit ±
behafteten Korrektionen 0,5 und 1,5 der Werte U und U (die füglich gegen
größeres m verschwindet) nicht mit gefunden. Aber es findet sich empirisch, daß
durch Anbringung derselben die betreffenden Formeln bis zu viel kleineren m – ja
fast bis zu den kleinsten – herab merklich zutreffend werden als ohne sie.
Ein Erfolg der Korrektion ± 0,5 für U ist, daß der Wert desselben für jedes
ungerade und das nächst größere gerade m gleich groß ist, und ein Erfolg der
Korrektion ± 1,5 für U , daß der Wert für jedes ungerade und das um 3 Einheiten
größere gerade m gleich groß ist. Durch Rückgang auf ganz genaue Formeln
für U, welche aber bei größerem m zu umständlich in der Anwendung werden, läßt
sich beweisen, daß der erste Erfolg normalerweise von dem kleinsten bis zu dem
größten m streng und allgemein gültig ist; was den zweiten anlangt, so kann ich
dasselbe nicht mit gleicher Sicherheit, sondern nur nach den in Kap. XVI folgenden
empirischen Ergebnissen behaupten, welche diesen Erfolg so nahe, als man es nach
der Unsicherheit solcher Ergebnisse erwarten kann, zeigen; auch ist die theoretische
Herleitung der gegebenen Formeln für U und V nicht ganz so sicher als
für U und V , und da doch gerade von jenen allein für unsere jetzige Untersuchung
eine praktische Anwendung zu machen ist, indes die für U und V in anderen
Untersuchungen größere Wichtigkeit gewinnen, so ist diesbezüglich auf die nach
einer sehr eigentümlichen, sehr mühsamen Methode von mir erlangten, empirischen
Bewährungsresultate für U und V in § 115 zu verweisen.
Es wird nützlich sein zu bemerken, daß die vorigen Formeln auch für den Fall
Anwendung finden können, wenn man statt des m einer einzelnen Serie das
summatorische åmmehrerer, bezüglich verschiedener Mittel erhaltener Serien, sei es
mit gleichem oder verschiedenem m vor sich hat, indem sich dann dies åm für m in
vorigen Formeln substituiert; nur muß dabei die Bedingung erfüllt sein, daß die
Zufälligkeiten, welche in den einzelnen Serien auf die Größe des u Einfluß haben, als
ebenso unabhängig von einander angesehen werden können, und mithin bei
Zusammenrechnung der verschiedenen m entsprechend zur Kompensation tendieren,
als wenn man das m derselben Serie vergrößert.
§ 100. Noch möchten einige theoretische Bedenken zu heben sein, die sich bei
Betrachtung der vorigen Formeln leicht aufdrängen könnten.
Nach der bei vorigen Formeln vorausgesetzten gleichen Wahrscheinlichkeit der D '
und D, hatte man im Sacke mit unendlich vielen weißen und schwarzen Kugeln,
welche uns die D' und D,vertreten können eine gleiche Anzahl beider anzunehmen;
und wenn die ganze unendliche Anzahl gezogen würde, das m des Zuges also
unendlich wäre, so sollte hiernach der Unterschied u Null sein und zwar bei jeder
Wiederholung eines solchen Zuges Null sein, also auch der mittlere und
wahrscheinliche Unterschied Null sein, wogegen die Formeln einen, mit m ins
Unbestimmte wachsenden und bei m = ¥ unendlichen Wert von U , V , U , V finden
lassen.
Von anderer Seite jedoch leuchtet ein, daß mit wachsendem m auch der Spielraum
eines möglichen zufälligen Unterschiedes zwischen µ' und µ,sich vergrößert, und
insofern allerdings ein Wachstum des mittleren und wahrscheinlichen Unterschiedes
mit m erwartet werden kann, wovon keine Grenze abzusehen ist, hiernach bei
unendlichem m in der Tat ein unendlicher Unterschied erwartet werden kann.
Diese scheinbare Antinomie hebt sich dadurch daß, wenn schon der mittlere und
wahrscheinliche Unterschied bei unendlichem m den Formeln gemäß an sich selbst
unendlich groß wird, er doch als mit proportional, als Größe zweiter Ordnung,
gegen m sowohl als µ' und µ,, die selbst mit m gleicher Ordnung sind, verschwindet,
so daß man aus diesem mathematischen Gesichtspunkte das größtmögliche µ' , was
sich ziehen läßt, immer noch gleich µ,, oder µ' : µ,der Einheit gleich setzen kann,
wie es als Bedingung der Symmetrie festzuhalten ist, wenn schon µ¢ von µ,sich um
eine gegen beide verschwindende Größe unterscheidet.
Auch kann man vielleicht die Sache so fassen: Da eine Unendlichkeit mit einer
Unendlichkeit multipliziert gedacht werden kann, was wieder eine Unendlichkeit
gibt, so folgt daraus, daß man einfach eine unendliche Zahl Kugeln zieht, nicht, daß
man die ganze Zahl zieht, und es könnte immerhin in der absoluten Unendlichkeit die
Zahl der weißen und schwarzen Kugeln gleich sein, ohne daß bei m = ¥ diese
Gleichheit einträte, sofern das ¥ nicht die absolute Unendlichkeit bedeutete.
Jedenfalls kann man der Erfahrung nicht anders als durch obige Gestalt der
Formeln entsprechen, und rechtfertigt sich hierdurch dieselbe gegen jedes Bedenken
der Theorie, was aus vorigem Gesichtspunkte übrig bleiben könnte.
Zweitens kann man aufstellen, daß, da mit wachsendem m der Unterschied
zwischen dem wahren und falschen A sich mehr und mehr verkleinert und bei
unendlichem m verschwindend klein wird doch nach obigen Formeln das vom
falschen A gerechnete U zu dem vom wahren A gerechneten U ein bei
größerem m merklich konstantes Verhältnis hat, dessen genauer Grenzwert für
unendliches m statt 1 vielmehr
(5)
ist.
Dies aber hat folgenden Grund: Die Zahl von Abweichungen, welche zwischen
dem wahren und dem falschen Mittel liegen, und wovon der Unterschied
zwischen U und U abhängt, nimmt freilich mit der Annäherung des falschen an das
wahre Mittel ab, aber mit der Größe des m zu; und insofern die Annäherung beider
Mittel durch die Größe des m bedingt wird, kompensiert sich dies so, daß jenes
konstante Verhältnis bei wachsendem m herauskommt; und selbst bei unendlicher
Annäherung beider Mittel kann vermöge Unendlichkeit des mnoch eine unendliche
Menge unendlich kleiner Abweichungen zwischen beiden mathematisch liegend
gedacht werden. Auch in dieser Hinsicht ist übrigens die Erfahrung entscheidend.
Nach den in § 115 angeführten, mit einander vergleichbaren Werten
von U und U findet man für m = 10; 50; 100 der Reihe noch den Wert U : U gleich
0,554; 0,558; 0,608, was von dem theoretischen Verhältnisse und von der Konstanz
nur in den Grenzen der zu erwartenden Unsicherheit abweicht, die natürlich für das
Verhältnis zweier Werte erheblich größer als für die Einzelwerte ist.
Drittens kann der folgende Umstand auffallen. Je nachdem man Abweichungen
vom wahren oder falschen Mittel rechnet, fällt die Summe derselben verschieden aus,
und zwar durchschnittlich um so kleiner bei Rechnung vom falschen Mittel gegen die
Rechnung vom wahren Mittel, je kleiner m und je falscher mithin das Mittel ist. Aber
der Unterschied ist schon bei mäßigem m fast verschwindend, indem, wie ich in einer
besonderen Abhandlung2) theoretisch und empirisch gezeigt, die falsche zur wahren
Summe sich durchschnittlich wie zu verhält, welches Verhältnis mit
wachsendem m sich der Einheit rasch nähert. Hiergegen erscheint auffällig, daß der
mittlere Unterschied zwischen der Zahl der positiven und negativen Abweichungen
so beträchtlich verschieden ist, als sich nach obigem Grenzverhältnis U : U = 0,6028
ergibt.
2 ) ["Über
die Korrektionen bezüglich der Genauigkeitsbestimmung der
Beobachtungen" etc. in den Berichten der Kgl. Sächs. Gesellschaft der
Wissenschaften. 1861.]
Dies läßt sich wie folgt verständlich machen. Wenn die Abweichungen, die man in
Wirklichkeit erhält, vom wahren Mittel gerechnet werden könnten, würde bei
endlichem m nicht nur die Zahl, sondern auch die Summe derselben nach beiden
Seiten nach Zufall ungleich sein. Nun geschieht die Bestimmung des falschen Mittels
so, daß man die Summen der D nach beiden Seiten künstlich gleich macht, da dies ja
die Bedingung des arithmetischen Mittels ist, und man hätte hiernach zu erwarten,
daß mit dem Summenunterschiede auch der Zahlenunterschied bei Rechnung von
falschem Mittel ganz verschwände, wenn beide Unterschiede proportional gingen.
Dies ist nun nicht der Fall; aber jedenfalls sieht man ein, daß das Verschwinden des
Summenunterschiedes beim Übergange vom wahren zum falschen Mittel recht wohl
mit einer so bedeutenden Reduktion des Zahlenunterschiedes zusammenhängen kann,
wie sie sich im Verhältnisse U : U herausstellt.
Was die wesentliche Asymmetrie anlangt, so nimmt sie an dieser Reduktion nur
geringen Anteil. Wie oben (Kap. XIII) bemerkt, kann sich zwar weder wesentliche,
noch unwesentliche Asymmetrie bei gar zu kleinem m recht entwickeln; indem aber
die Abweichung des falschen vom wahren Mittel durchschnittlich ebenso oft im
Sinne als wider den Sinn der wesentlichen Asymmetrie geschieht, findet bei
großem m eine Kompensation des Einflusses hiervon für die wesentliche Asymmetrie
statt.
§101. [Zusatz. Um schließlich noch die Modifikationen, welche die obigen
Formeln für den Fall der wesentlichen Asymmetrie erleiden, anzugeben und zugleich
die Triftigkeit des im vorigen Kapitel gegebenen Schemas der Mischung von
wesentlicher und unwesentlicher Asymmetrie zu erweisen, ist zu beachten, daß bei
wesentlich asymmetrischen K.-G. nicht vom arithmetischen Mittel, sondern vom
dichtesten Werte prinzipiell auszugehen ist. Bezüglich des letzteren Wertes sind dann
die Wahrscheinlichkeiten positiver und negativer Abweichungen nicht gleich,
sondern, in Übereinstimmung mit der theoretischen Bestimmung des dichtesten
Wertes, im Verhältnisse der beiderseitigen einfachen mittleren
Abweichungen e' und e, anzunehmen. Denn die Proportion e' : e,= m' : m,definiert
den dichtesten Wert, so daß die Gesamtzahl der Exemplare sich im
Verhältnisse e' : e, auf beide Seiten des dichtesten Wertes verteilt, und mithin eben
dies Verhältnis die Wahrscheinlichkeiten p und q = 1- p für positive und negative
Abweichungen bestimmt. Es sei demgemäß für einen K.-G. mit
gegebenem e' und e, bez. des dichtesten Wertes 3):
; (6)
Dann ist zunächst die wahrscheinlichste Differenz zwischen positiven und negativen
Abweichungen für ein beliebiges m gleich:
m (p - q) . (7)
Wird ferner die mittlere und wahrscheinliche Abweichung von diesem Werte in
gleicher Weise durch U und V bezeichnet, wie dies oben betreffs der mittleren und
wahrscheinlichen Abweichung vom Nullwerte geschah, so erhält man mit
Beiseitelassen der Korrektionen:
(8)
V= 0,6745× (9)
Es sind mithin die wahrscheinlichen Grenzen der Differenzen u gleich
3) [Eine eingehendere Diskussion lehrt, daß bei schwacher Asymmetrie die eine
arithmetische Behandlung des K.-G. gestattet, p und q nur um Größen von der
Ordnung 1: , wo m die Gesamtzahl der Exemplare des K.-G. ist, von ½
verschieden sind.]
(11)
setzt und hieraus unter Voraussetzung eines großen Wertes von m den
Näherungswert:
(12)
ableitet]
§ 102. Im allgemeinen findet sich bei K.-G. zwischen der Zahl der positiven und
negativen Abweichungen µ ', µ,bez. des arithmetischen Mittels A ein
Unterschied u = µ' - µ,, von dem sich fragt, ob er nicht bei wesentlich gleicher W.
der beiderseitigen Abweichungen bloß durch unausgeglichene Zufälligkeiten wegen
Endlichkeit des m erklärlich ist, oder ob die Mitbeteiligung einer asymmetrischen W.
der Abweichungen nach beiden Seiten als mitwirkend anzunehmen ist, da
unausgeglichene Zufälligkeiten bei dem endlichen m , mit dem man immer zu tun
hat, überhaupt nicht fehlen können, ohne daß sie aber deshalb den gefundenen
Unterschied allein zu bedingen brauchen. Hierüber lassen sich
Wahrscheinlichkeitsbestimmungen angeben, die zwar aus dem in § 94 angegebenen
Grunde für unsere Lehre keine fundamentale Wichtigkeit, aber immerhin ein
Interesse haben, was mich veranlaßt, ohne diesen Gegenstand hier erschöpfen und in
seiner mathematischen Tiefe verfolgen zu wollen, bis zu gewissen Grenzen darauf
einzugehen.
Das Allgemeinste, was sich darüber sagen läßt, ist, daß je größer der
Unterschied u dem absoluten Werte nach im Verhältnisse zur Totalzahl m ist, und je
größer m selbst ist, desto unwahrscheinlicher wird die Abhängigkeit von bloßen
unausgeglichenen Zufälligkeiten, oder, wie wir kurz sagen mögen, die bloße
Zufälligkeit des Unterschiedes, um so wahrscheinlicher die Mitabhängigkeit von
asymmetrischer W., ohne freilich eine absolute Gewissheit auf diesem Wege
überhaupt erreichen zu können. Wohl aber läßt sich angeben, wie groß bei wesentlich
symmetrischer W. der zufällige mittlere und wahrscheinliche
Unterschied u zwischen µ' und µ,ist, der je nach dem vorhandenem m erwartet
werden kann, wenn unter mittlerem Unterschiede, kurz U , der Unterschied
verstanden wird, der bei oftmaliger Wiederholung der Beobachtung unter denselben
Umständen mit demselben m aus immer neuen Exemplaren desselben Gegenstandes
als arithmetisches Mittel der verschiedenen dabei erhaltenen Werte von u (dem
absoluten Werte nach) hervorgeht; unter wahrscheinlichem Unterschiede, kurz V , der
Wert, der dabei ebenso oft überschritten als unterschritten wird, wovon der erste
bezüglich der u-Werte dasselbe, als A bez. der a-Werte, der zweite dasselbe als der
Zentralwert bez. der a-Werte ist. In je stärkerem Verhältnisse nun das nach der
Wahrscheinlichkeitsrechnung bestimmbare, rein zufällige mittlere und
wahrscheinliche u in einer gegebenen Verteilungstafel, resp. U und V , von dem
vorgefundenen u überschritten wird, desto unwahrscheinlicher wird die Abhängigkeit
desselben von bloßer Zufälligkeit; und es lassen sich selbst nach dem Verhältnisse
dieser Überschreitung Grade der Unwahrscheinlichkeit angeben, wofür die Regeln
den Mathematikern bekannt sind, worauf ich aber hier nicht näher eingehen will.
Nun scheint es zunächst natürlich, bei der Feststellung der Verhältnisse der u von
der bekannten Urne der Wahrscheinlichkeitsrechnung unter der Bedingung
auszugehen, daß darin unendlich viele, an Zahl aber gleich viele, weiße und schwarze
Kugeln enthalten sind, indem bei Ziehung von je m Kugeln eine gleich große W. für
den Zug weißer und schwarzer Kugeln besteht, wonach der Zahlenunterschied u der
Kugeln Null sein müßte, nach Zufall aber bei wiederholten, sagen wir n Zügen von
je m Kugeln bald die Zahl der einen, bald der anderen Kugeln bald mehr, bald
weniger überwiegt, kurz ein zufälliger Unterschied u von zufälliger Größe in
zufälliger Richtung erhalten wird. Es läßt sich nicht nur berechnen, sondern auch
durch Erfahrung bewähren, wie groß im Falle vieler (streng genommen unendlich
vieler) Züge das mittlere und wahrscheinliche u dem absoluten Werte nach sind, und
es liegt nahe, das Resultat hiervon, auf den mittleren und wahrscheinlichen Wert
des u zu übertragen, was nach bloßem Zufall zwischen der Zahl der positiven und
negativen Abweichungen vom arith-metischen Mittelwerte eines K.-G. unter
Voraussetzung symmetrischer W. bezüglich desselben erhalten wird. Nun wird
allerdings weiterhin (§ 109) ein Umstand angegeben werden, welcher die reine
Übertragung des Resultates vom einen auf den anderen Fall untunlich macht; aber
gehen wir doch von dem eben besprochenen Falle aus, wobei sich einige interessante,
wenn ich nicht irre, bisher unbekannte Verhältnisse herausstellen werden, um erst
später auf den verwickelteren, welchen die Kollektivabweichungen darbieten,
überzugehen; kurz be-sprechen wir zunächst das Resultat des Zuges der Kugeln aus
der Urne unter den angegebenen Verhältnissen, wobei ich mich in betreff der
Resultate für größeres m auf Sätze stütze, die ich in den "Recherches sur la
probabilité des jugements" von POISSON und den Abhandlungen von HAUBER im
7., 8. und 9. Bande der Zeitschrift für Physik und Mathematik von BAUMGARTNER
und ETTINGSHAUSEN finde, und die unstreitig auch anderwärts 1) zu finden sind,
indes ich für kleineres m , wofür meines Wissens nach keine Untersuchung vorliegt,
auf eigener Untersuchung fuße.
l) [Z.B. in MEYER’s Vorlesungen über Wahrscheinlichkeitsrechnung, im
Zusammenhang mit der Behandlung des BEBNOULLI'schen Theorems; Kap.
III.]
§ 103. Nun finde ich zunächst in jenen Quellen das allgemeine Resultat begründet,
daß die Wahrscheinlichkeitsverhältnisse des u bei sehr großem m und n unter den
angegebenen Bedingungen in ihren Beziehungen untereinander dasselbe Gesetz
zufälliger Abweichungen befolgen, als die Abweichungen D vom arithmetischen
Mittel nach dem G. G. der Beobachtungsfehler, und daß mithin, wenn Q2 - das Mittel
aus den Quadraten aller möglichen u bei gegebenem m ist, auch
zwischen Q , U und V bei großem m und n dasselbe Verhältnis besteht als nach G. G.
zwischen q2 , e und w , wenn q2 das mittlere Fehlerquadrat åD ² : m , eder einfache
mittlere Fehler åD : m , und w der wahrscheinliche Fehler ist. Wonach:
Allgemein, bei gegebenen m , sind die möglichen u-Werte m + 1, wenn die positiven
und negativen u unterschieden werden, hingegen bloß ½m + 1 bei geradem m , ½(m
+ 1) bei ungeradem m , wenn die u nach absolutem Werte, also positive und negative
als gleich gezählt werden. Für jedes nicht zu große m sind die möglichen u nach
vorigem Schema leicht empirisch zu finden, und es fragt sich nun, wie oft bei sehr
oftmaligen Zügen von m , also diesfalls von 4 Kugeln jedes der möglichen u im
Verhältnisse zur Gesamtzahl der möglichen u vorkommt, oder kurz, welche W.
jedes u hat. Sei diese W. in gleich anzugebender Weise gefunden. Multipliziert man
dann jedes u mit seiner W. und addiert diese Produkte, so hat man darin nach
bekanntem Prinzip der Wahrscheinlichkeitsrechnung das genaue mittlere u , was
wir U nennen. Zunächst scheint es zwar, daß die Summe jener Produkte noch mit der
Summe der W. dividiert werden müßte, um das mittlere u zu erhalten; aber jede
einzelne W. stellt sich als ein Bruchwert von 1 dar, und die gesamte Summe dieser
Bruchwerte gibt 1, was keine besondere Division nötig macht. Ebenso erhält man das
mittlere u2 , was wir Q2 nennen, durch Summierung der Produkte der einzelnen u2 in
ihre respektive W.
Es gilt also, um U und Q² für ein gegebenes m zu finden, die dabei möglichen u im
Sinne obigen Beispieles zu verzeichnen, die W. eines jeden wie folgt zu bestimmen,
und dann die Summe der Produkte wie angegeben zu nehmen.
Um nun die W. eines u , kurz W [u] oder W [µ' - µ,], unter Sonderung der positiven
und negativen Werte für gegebenes m zu erlangen, hat man folgende, den
Mathematikern bekannte Formel 2):
, (4)
wobei 1.2.3 ... m das Produkt aller ganzen Zahlen von 1, an bis inkl. M bedeutet,
entsprechend mit µ¢ und µ,, in dem Falle aber, daß µ¢ oder µ,= 0 ist, der Wert
1.2.3... µ' oder 1.2.3... µ ,gleich 1 zu setzen ist.
Wenden wir dies auf unser Beispiel m = 4 an, nehmen µ' für die Zahl der
weißen, µ,für die der schwarzen Kugeln, 1× 2× 3× 4 = 24; ; so erhalten wir:
µ' µ, u W [u]
4 0 +4
3 1 +2
2 2 0
1 3 -2
0 4 -4
Nehmen wir nun u nach absolutem Werte rücksichtslos auf sein Vorzeichen, wie
wir zu tun haben, weil U als Mittel aus den absoluten Werten gefaßt wird, so
verdoppelt, sich bei ungeradem m die W. für jedes, u , bei geradem m , wie es bei m
= 4 ist, für jedes u mit. Ausnahme von u = 0 , und haben wir das vorige Beispiel so
zu schreiben:
± u W[± u]
4
2
0
6
4
2
0
[Daraus folgt aber U = 1½ , Q² = 4 für m = 4 ; U = 17/8 , Q2 = 5 für m = 5 und U =
17/8 , Q² = 6 für m = 6 , so daß sich die obigen Sätze bestätigt finden, indem Q² =
m für m = 4, 5 und 6, und U für m = 5 und 6 den nämlichen Wert erhält. In gleicher
Weise kann für beliebige andere m durch direkte Rechnung eine Bestätigung erzielt
werden.]
[Um jedoch die beiden Sätze in ihrer allgemeinen Gültigkeit zu beweisen,
bezeichne man Q und U rücksichtlich der Abhängigkeit von m durch Qm und Um ,
und setze zunächst:
, (5)
wo die Summation über alle Wertenpaare ( µ' , µ,) = ( m , 0 ); ( m - 1,1 ); ×××× (1, m
- 1); (0, m ) auszudehnen ist, für welche µ' + µ,= m . Somit ist (µ' - µ,)² = (µ
¢ + µ,)²-4µ¢ µ, = m² - 4µ'µ,, und man erhält durch Substitution des letzteren
Wertes:
, (6)
Da
,
wenn µ¢ = 0 oder µ,= 0, so ist die zweite Summe bloß noch über die Wertpaare (µ
¢, µ,) = (m – 1, 1), (m – 2, 2 ),× × × (1, m – 1) zu erstrecken, und man kann darum
Qm2 in folgender Form darstellen:
. (7)
Es ist aber die erste Summe gleich (1 + 1)m : 2m , die zweite gleich (1 + 1)m-2 : 2m-2 ,
wie unmittelbar zu erkennen, wenn die Dividenden nach dem binomischen Satze
entwickelt werden, und der Wert jeder der beiden Summen ist gleich Eins. Daher
erhält man:
1) Qm2 = m2 – m (m – 1) = m .
Man setze ferner für ein gerades m , das gleich 2µ angenommen werde:
(8)
für das um 1 kleinere ungerade m = 2µ - 1:
(9)
und erstrecke erstenfalls die Summation über die Wertpaare: (µ¢, µ,) = (2µ, 0), (2µ -
1, 1), ××××× (µ + 1, µ - 1); zweitenfalls über die Wertpaare (µ¢, µ,) = (2µ - 1, 0), (2µ - 2,
1),××××× (µ , µ - 1). Man kann nun im ersteren Falle µ¢ = µ + 1 + l , µ,= µ - 1 - l , im
letzteren Falle µ¢ = µ + l , µ,= µ - 1 - l , setzen, wo beidesfalls l die µ Werte µ -
1, µ - 2, ×××× 0 anzunehmen hat, so daß man folgende Darstellungsformen gewinnt:
; (10)
; (11)
Da aber für beliebige positive, ganze Zahlen µ und v 3):
, (12)
so ist auch:
(13)
und man erhält durch einfache Reduktion:
1. .]
§ 105. In den beiden vorigen Sätzen ist nichts über die Zahlenbeziehung enthalten,
welche in den Formeln (1), (2), (3) auf Grund der Anwendbarkeit des G. G. auf die
Wahrscheinlichkeitsverhältnisse der u zwischen den Werten U , Q und V aufgestellt
sind, und liegt im Bisherigen noch keine [einfache] Abhängigkeit der
Werte U und V von der Größe des m vor, wie wir eine solche doch brauchen.
Substituieren wir nun aber in die obigen Formeln auf Grund von Satz 1) den
Wert für Q , so erhalten wir folgende zwei Formeln, welche das Verlangte
4)
leisten :
U = 0,79788 (14)
V = 0,67449 , (15)
Formeln, die man übrigens aus allgemeinen Formeln der angezeigten Quellen
ableiten kann, so daß nichts wesentlich Neues damit geboten wird; hiergegen läßt
sich auf Satz 2)folgende, wie mir scheint, bisher unbekannte Korrektion der Formel
(14) gründen, wozu folgendes vorauszuschicken.
ersetzt.]
4) [Man gelangt zu der nämlichen Formel für U , wenn man in der obigen
Darstellung von U2µ , die der Einfachheit wegen in der unreduzierten Form
resp.
;
somit für gerades m die Formel:
.
Man gewinnt somit auf diesem Wege die unter (16) angegebene Korrektion für U.].
Während die obigen Sätze 1) und 2) für beliebig kleines und großes m bei nur
hinreichend großem n gültig bleiben, setzen die Formeln (14) und (15), ebenso wie
die Formeln (1), (2) und (3), aus denen sie folgen ein großes, streng genommen
unendliches m voraus, ohne ein größeres n als 1 zu fordern. Wollte man sie aber auf
so kleine m wie 3, 4 oder 5 anwenden, so würden sie selbst im Mittel unendlich vieler
Züge, also bei unendlich großem n ein merklich falsches Resultat, hingegen schon bei
einem einmaligen Zuge eines sehr großen m ein merklich richtiges Resultat geben.
Ersetzen wir aber die Formel (14) durch folgende:
U = 0,79788 (16)
unter Anwendung des oberen Zeichens für gerades, des unteren für ungerades m , so
entsprechen wir damit der Forderung des Satzes 2) und finden zugleich empirisch,
daß diese Formel selbst bis zu den kleinsten m herab zwar nicht absolut, aber fast
genau mit den genauen theoretischen Zahlen stimmt, die in oben angegebenem Wege
prinzipiell gleich genau für kleines wie für großes m erhalten werden, nur daß für
großes m die Rechnung nicht mehr durchführbar ist. In der Tat erhält man hiernach
folgende Vergleichstabelle:
Vergleich der genauen Werte von U mit den nach (16) berechneten.
Wie man sieht, weichen alle nach Formel (16) berechneten Werte von U in minus
von den genauen ab, aber selbst bei m = 1 und 2 ist die Abweichung sehr
unbedeutend, beträgt bei m = 25 und 26 nur noch 4 Einheiten der 4. Dezimale und
nimmt mit Vergrößerung des m weiter ab. Natürlich gibt die unkorrigierte Formel
(14) bei kleinem m viel größere Abweichungen von dem genauen Werte; bei m = 25
beträgt sie noch - 0,0401, bei m = 26 noch + 0,0389; und nur bei viel
größerem m wird sie nach Formel (14) wie nach Formel (16) merklich
verschwindend.
§ 106. Was den Wert V anlangt, so würde derselbe prinzipiell genau dadurch
gegeben sein, daß man den Wert u bestimmte, bezüglich dessen die
Wahrscheinlichkeit größerer u gleich der Wahrscheinlichkeit kleinerer u ; aber
versuchen wir dies auf Beispiele mit kleinem m , wie die obigen mit m = 4, 5 oder 6
anzuwenden, so geben dieselben keinen solchen Wert her, sondern welche Werte wir
dafür nehmen wollen, so ist die Wahrscheinlichkeitssumme der größeren und
kleineren u ungleich, und hätte man denselben, wenn man überhaupt einen
bestimmten Wert dafür verlangt, zwischen zweien von den u zu suchen, die um je 2
auseinanderliegen, z. B. bei m = 5 zwischen u = 3 und 1, bei m = 6 zwischen u = 2
und 0, ohne daß, so viel ich sehe, ein rationelles Prinzip für eine genauere
Bestimmung vorliegt, was doch nicht hindert, bei einem so großen m , daß ± 2
dagegen verschwindet, die Formel (15) dafür zulässig zu finden. Inzwischen schien
mir von Interesse, eine Bestimmung auch für kleinere m nach folgendem Prinzip zu
versuchen.
Die Zahl der Werte z , die auf einen Wert a eines K.-G. geschrieben wird, sei es in
einer primären oder reduzierten Tafel, ist nach früheren Auseinandersetzungen
eigentlich auf ein ganzes Intervall verteilt zu denken, dessen Grenzen bei
äquidistanten a in die Mitte zwischen je zwei a fallen. Vergleichen wir nun die
äquidistanten u mit den äquidistanten a , so lassen sich nach Analogie die
Wahrscheinlichkeiten, die jedem u zukommen, auf ein Intervall von der Größe 2
verteilt denken, und hiernach ganz in derselben Weise, wie wir den Zentralwert
der a durch Interpolation des Intervalles, in welches er fällt, finden (s. § 82), so den
Zentralwert der u , d. i. V ; durch Interpolation seines Intervalles finden. Ich sage
nicht, daß diese Betrachtung streng ist; denn jene Verteilung der z bei K.-G. ist durch
die Natur der Sache als notwendig gegeben, hiergegen bei den u an sich durch nichts
gefordert, und eine durch Interpolation gefundene Bestimmung nicht mit einer
genauen zu verwechseln. Indessen ließ sich doch der Versuch machen, was dabei
herauskommt, und ließen sich die so gefundenen Werte für gegebene m mit den für
großes m durch Formel (15) gegebenen vergleichen. Anstatt aber bloß Interpolation
mit ersten Differenzen habe ich die genauere mit zweiten Differenzen dabei
angewandt und folgende Resultate erhalten:
Vergleich der interpolierten V mit den nach (15) berechneten.
Man sieht, daß der Vergleich in der Tat nicht erfolglos ist, indem die durch
Interpolation erhaltenen V-Werte selbst bei ganz niederen Werten von m mit denen,
welche der Formel (15) entsprechen, fast genau übereinkommen. Und es bleibt nur
auffällig, daß die Differenzen zwischen den zusammengehörigen Werten keinen
regelmäßigen Gang befolgen, und, während die meisten nach (15) berechneten Werte
um eine Kleinigkeit kleiner als die interpolierten Werte sind, bei ein paar (für m = 5
und 10) das Umgekehrte statt findet, was nicht auf Rechenversehen beruht, wie ich
mich durch sorgfältige Revision überzeugt habe.
[Gerade diese durchgängige Übereinstimmung zeigt jedoch, daß die
interpolationsmäßige Bestimmung nur insoweit zutreffend ist, als die Formel (15) den
wahrscheinlichen Wert von u mit hinreichender Annäherung darstellt. Da aber dies –
der Herleitung jener Formel zu folge – nur dann der Fall ist, wenn Größen von der
Ordnung 1 : vernachlässigt werden dürfen, so wird man sich für kleinere m weder
der Formel (15), noch des Interpolationsverfahrens mit Vorteil bedienen, vielmehr
lieber an genauere Bestimmungen von V sich halten. Solche lassen sich in
sukzessiver Annäherung an den wahren Wert mittels der Summenformel von MAC
LAURIN, die auch EULER's Summenformel heißt, gewinnen. Es besteht nämlich die
prinzipielle Bedeutung jener Summenformel darin, daß sie die Berechnung einer
diskreten Summe, bei Erfüllung gewisser Bedingungen, auf Integration und
Differentiation zurückführt und dadurch an Stelle des von Intervall zu Intervall
sprungweise sich ändernden Summenwertes einen stetiger Veränderung fähigen
Ausdruck setzt. Geschieht dies für die Summe der Werte W[± u], so kann
dasjenige u bestimmt werden, bis zu welchem die Summe der oberhalb und unterhalb
gelegenen Werte gleich ½ ist, wodurch eben V gefunden wird.]
[Es ergibt sich nun, wie im ersten Zusatz (§ 110) dargelegt wird, für gerade und
ungerade m:
V = 0,674 489 - 1 ; (17)
wofern Größen von der Ordnung 1 : berücksichtigt, solche von der Ordnung
1 : m vernachlässigt werden. Bei Mitnahme der Größen von der Ordnung 1 : m ferner
findet man:
1.für gerades m = 2µ
; (18a)
2.für ungerades m = 2µ - 1
;
(18b)
wo der Wert von c mittelst der t-Tabelle in beiden Fällen für ein
gegebenes µ = ½m resp. ½(m + 1) aus:
(18c)
zu finden ist. Die beiden Formeln (18a), (18b) bilden das Analogon zu (16); sie haben
zur Folge, daß nahehin die V für ein gerades m und und das nächst folgende ungerade
einander gleich sind und völlig gleich würden, wenn c mit Vernachlässigung des
Gliedes 1 : 16µ in (18c) gleich 0,67449 gesetzt würde.]
[Zum Vergleiche der drei Näherungsformeln (15), (17) und (18), deren V der Reihe
nach als V1 , V2 und V3 bezeichnet werden, dient folgende Zusammenstellung:
m V1 V2 V3
Erläutern wir die Anwendung hiervon zunächst an dem einfachen Fall von m = 3,
wo bloß die beiden ± u = 1 und 3 mit der theoretischen W[u] = 0,75 respektive 0,25
möglich sind, welche sich nach angegebenen Regeln finden lassen. Bei 2000maliger
Wiederholung der Bestimmung von m = 3 aus immer neuen Nummern, also n = 2000,
wurden im ganzen folgende Resultate erhalten:
Empirische Zahl, wie oft ein ± u in n Serien von je m = 3 Werten vorkam,
verglichen mit der theoretischen Zahl
m = 3; n = 2000 .
±u theoretisch Empirisch
1 1500 1494
3 500 506
Dividiert man die erhaltenen Zahlen mit n , so erhält man aus voriger Tabelle
folgende Bestimmungen:
W[± u]
±u theoretisch Empirisch
1 0,750 0,747
3 0,250 0,253
Die möglichen Werte u in voriger Tabelle sind für m = 50 und 100 nicht bis zu
Ende durchgeführt, die noch fehlenden aber von merklich verschwindender W., so
daß ein ungeheures n nötig gewesen sein würde, sollten solche ein oder das andere
Mal vorkommen.
Aus voriger Tabelle ist folgende Tabelle der empirischen Q² , U , V im Vergleich
mit den theoretischen Werten abgeleitet.
m n Q² U V
theoretisch empirisch theoretisch empirisch 0,674 empirisch
49 interpol.
3 2000 3,00 3,02 1,50 1,51 1,17 1,18
10 5000 10,00 10,13 2,46 2,49 2,13 2,19
50 1000 50,00 52,02 5,61 5,71 4,77 4,76
100 600 100,00 101,68 7,96 8,05 6,74 6,94
Die nahe Übereinstimmung der empirischen Werte mit den theoretischen ist
unstreitig befriedigend und nur auffällig, daß bei allen Werten von m sich das
empirische Q² und U ein wenig größer als das theoretische findet, was wohl nur
deshalb der Fall ist, weil die Serien für die größeren m größtenteils durch
Zusammenlegen der Serien, welche für die kleineren m erhalten worden waren,
erhalten wurden, so daß diese ihren Einfluß auf erstere mit erstrecken konnten, was
wegen der Quadrierung des u bei Bestimmung von Q2 merklicher werden mußte als
bei U , wo sich das Entsprechende in geringerem Grade zeigt.
§ 108. Die vorigen Betrachtungen und Formeln können vielfach von nützlicher
Anwendung bei statistischen Untersuchungen sein. Z. B. es gelte zu untersuchen, ob
der Unterschied, der zwischen der Zahl der Geburten oder Todesfälle oder
Selbstmorde in zwei verschiedenen Jahreszeiten, oder zwischen der Zahl der
männlichen und weiblichen Geburten, oder zwischen der Zahl der Gewitter an zwei
verschiedenen Lokalitäten besteht, rein zufällig ist, oder ob die Beschaffenheit der
Jahreszeiten, des Geschlechtes, der Lokalität einen wesentlichen Einfluß auf die
Größe und Richtung des Unterschiedes hat. Sei in Summa für beide unterschiedenen
Bedingungen eine sehr große Zahl, sagen wir m , Fälle beobachtet worden und
hierbei gefunden, daß auf die eine Seite µ' , auf die andere µ,Fälle kommen, mithin
der absolute Unterschied u ist, so wird es darauf ankommen, ob der gefundene
Unterschied u im absoluten Werte den wahrscheinlichen V übersteigt oder untersteigt,
und in welchem Verhältnisse dies der Fall ist, um Wahrscheinlichkeitsschlüsse
folgender Art zu machen.
Wäre die W. von µ' und µ,gleich, mithin der gefundene Unterschied u rein
zufällig, so würde es eben so wahrscheinlich sein, daß er den für diese Voraussetzung
symmetrischer W. nach vorigen Formeln bestimmten, wahrscheinlichen
Unterschied V überstiege und unterstiege, und wenn die Beobachtung mit
demselben m sehr oft wiederholt würde, würde er im Mittel mit V merklich gleich
gefunden werden; hiergegen wird ein bloß zufälliger Unterschied natürlich um so
unwahrscheinlicher, in je größerem Verhältnisse er den unter Voraussetzung bloßer
Zufälligkeit bestimmten wahrscheinlichen V übersteigt; hieraus die W., daß er nicht
bloß zufällig sei, um so größer, in je größerem Verhältnisse dieses Übersteigen
stattfindet; und sofern die Verhältnisse rein zufälliger u bei großem m mit den
Verhältnissen der Beobachtungsfehler nach G. G. zusammenstimmen, werden auch
nach einer Tabelle des G. G., welche die Wahrscheinlichkeitsverhältnisse der Fehler
als Funktion des Verhältnisses gibt, in dem der wahrscheinliche Fehler w von ihnen
überstiegen oder unterstiegen wird, sich unter Substitution von V für w noch
bestimmtere Wahrscheinlichkeitsrechnungen in vorigen Beziehungen anstellen
lassen.
Gegen diese allgemeinen Sätze dürfte sich meines Erachtens kein haltbarer
Einwand erheben lassen; in betreff der bestimmten Auslegung aber, die ich folgends
den Verhältnissen u : V im Interesse ihrer praktischen Verwertung gebe, dürfte bei der
großen Leichtigkeit von Fehlbegriffen und Fehlschlüssen in diesem Felde die
prinzipielle Revision seitens eines mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung vollkommen
vertrauten Fachmathematikers wohl noch erwünscht sein.
Seien beispielsweise m = 1000 Gewitter während derselben Zeitperiode an zwei
Orten, für beide zusammengenommen, beobachtet, am einen µ' = 530 , am
anderen µ,= 470 , also u= 60 ; so ist, nach Formel (15), der wahrscheinliche
Unterschied V , den wir nach bloßem Zufalle erwarten und, unter der gleichen
Voraussetzung symmetrischer W. für u und D , für das w der Fehlertabelle einsetzen
können:
V = 0,6745 = 21,33 .
Dieser Wert 21,33 wird in beträchtlichem Verhältnisse vom gefundenen
Unterschiede u = 60 überstiegen; indem 60 = 2,81 V ist, also ist es erheblich
wahrscheinlicher, als das Gegenteil, daß der Unterschied nicht rein zufällig ist,
sondern ein lokaler Einfluß an seinem Zustandekommen Anteil hat, ohne es aber
deshalb überwiegend wahrscheinlich finden zu dürfen, daß er bloß auf dem lokalen
Einfluß beruht, sondern eben nur, daß ein lokaler Einfluß von bestimmter Richtung
vorhanden ist, welcher über den bloß nach Zufall bei symmetrischer W. zu
erwartenden hinaustreibt. Wäre andererseits der gefundene Unterschied, u kleiner als
der wahrscheinliche V , z. B. µ' = 505, µ,= 495, mithin u = 10 =
0,47 V ,indes V= 21,33 bleibt, so würde eine überwiegende W. nicht dafür bestehen,
daß bloß ein zufälliger Unterschied vorhanden, sondern daß der zufällige Einfluß
groß genug ist, um einen etwaigen lokalen Einfluß zu überwiegen, indes keine
Wahrscheinlichkeitsrechnung dafür besteht, daß der gefundene Unterschied sei es
bloß zufällig oder bloß von lokalem Einflusse abhängig sei. Kurz es handelt sich
hierbei um die W., ob der eine oder andere Einfluß überwiege, nicht ob bloß der eine
oder andere bestehe. Wenn aber die W., daß der lokale überwiegt, sehr groß ist, so ist
damit natürlich zugleich die W. sehr groß, daß ein solcher vorhanden ist; und werden
dadurch Rechnungen dieser Art von Nutzen für den Wahrscheinlichkeitsbeweis des
Daseins anderer als bloß zufälliger Einflüsse. Wenn hiergegen die W. überwiegt, daß
der zufällige Einfluß den nicht zufälligen überwiegt, so bleibt es zweifelhaft, ob ein
solcher überhaupt vorhanden sei, und hat man bloß einen Wahrscheinlichkeitsbeweis
dafür, daß er überhaupt klein sei.
Lassen wir diese Betrachtungsweise gelten und gehen damit auf die vorigen
Beispiele zurück, so findet sich erstenfalls, wo der gefundene Unterschied u = 60
und V = 21,33, mithin u : V = 2,81 ist, nach der Tabelle des G. G., daß die W., der
Unterschied u werde als rein zufällig unter diesem Werte bleiben, sich zur W. des
Gegenteils wie 0,942 gegen 0,058 verhält; und sofern jener Wert u doch erreicht ist,
wird man in runder Zahl 94 gegen 6 wetten können, er sei nicht bloß zufällig. Im
zweiten Falle, wo u =10 = 0,47 V , findet sich nach der betreffenden Tabelle, daß
die W., der Unterschied u werde als zufälliger unter diesem Werte bleiben, sich zum
Gegenteil wie 0,249 zu 0,751 verhält, sofern er aber nicht unter diesem Werte
geblieben ist, findet die entgegengesetzte W. dafür statt, daß er als zufälliger diesen
Wert erreicht hat, und wird man in runder Zahl nur 1 gegen 3 wetten können, daß ein
lokaler Einfluß den zufälligen überboten habe, 3 gegen 1 aber für das Gegenteil, ohne
doch wetten zu können, daß ein lokaler Einfluß überhaupt nicht vorhanden gewesen
sei. Ich wüßte wenigstens nicht, wie diese Verhältnisse anders zugleich praktisch und
rationell zu fassen seien.
Sei Ww die W., daß D oder u unter Voraussetzung symmetrischer W. unter einem
gegebenen Bruchteile oder Multiplum von w oder V bleiben werden, so hat man, um
einen kleinen Auszug aus der hierher gehörigen Tabelle 6) des G. G. zu geben, zu
einander gehörig:
u Ww u Ww
Man hat sich aber bei Anwendung voriger Bestimmung vor einer fehlerhaften
Anwendung derselben in folgendem Sinne zu hüten. Gesetzt man hat, sei es irgend
zwei Monate oder irgend zwei Jahreszeiten, ohne die übrigen, in betreff der Anzahl
von Gewittern in Untersuchung genommen, so wird nichts hindern, die vorige
Bestimmung in betreff der Frage, ob der Unterschied der beiden Monate oder
Jahreszeiten einen anderen als bloß zufälligen Einfluß auf die Zahl der Gewitter habe,
eben so in Anwendung zu bringen, als wenn es sich um den lokalen Einfluß der
Örtlichkeit handelt. Aber gesetzt, man habe die Beobachtung der Gewitterzahl mit
gegebenem m für alle 12 Monate vorgenommen, so wird, auch wenn für alle Monate
dieselbe W. der Gewitterzahl besteht, das u bei Vergleich je zweier derselben nach
Zufall verschieden ausfallen, und es werden sich darunter zwei Monate finden lassen,
die das größte u geben, was leicht so groß sein könnte, daß nach seinem Verhältnisse
zu V auf überwiegende W. eines wesentlichen Einflusses zu schließen. Aber dieser
Schluß würde in sofern irrig sein, als unter einer größeren Anzahl von Fällen auch bei
geringer W. doch große Abweichungsunterschiede auftreten können. Jedenfalls
bleiben dann die betreffenden Monate wegen eines spezifischen Einflusses
verdächtig; zur Sicherstellung aber müßte meines Erachtens an ihnen die
Beobachtung noch besonders erweitert und z. B. bis zur doppelten Zahl fortgesetzt
werden, um zu sehen, ob sich der Wahrscheinlichkeitsschluß bestätigt 7).
6 ) [Diese Tabelle findet man im Berliner Astronom. Jahrbuch für 1834, S. 309 flgd.]
7 ) [Vergl. zu diesem Paragraphen den zweiten Zusatz (§ 111).]
§ 109. Zunächst scheint nun, daß von vorigen Betrachtungen und Formeln auch
unmittelbare Anwendung auf die Aufgabe zu machen, aus der Größe des
Unterschiedes u , der zwischen der Zahl der positiven und negativen Abweichungen
+ D und - D bez. des arithmetischen Mittels A besteht, nach W. zu schließen, ob der
Unterschied bloß von Zufälligkeiten abhängen könne, oder ob in der Natur des
Gegenstandes und seiner Existenzbedingungen ein Einfluß begründet liegt, der am
Übergewicht der Zahl der einen oder anderen Abweichungen wenn schon nicht
alleinige doch Mitschuld trägt, oder kurz, ob wesentliche Asymmetrie an dem
Unterschiede Anteil hat. Und in der Tat, wenn wir von vornherein versichert wären,
daß die Abweichungen der Exemplare a von ihrem arithmetischen Mittel A dieselbe
symmetrische W. nach beiden Seiten zeigen, als die weißen und schwarzen Kugeln
bei Ziehung derselben, so würden die vorigen Betrachtungen und Formeln ganz
darauf anwendbar sein; aber das ist nach folgenden Betrachtungen nicht der Fall.
Nennen wir im Sinne eines bekannten Sprachgebrauches wahres Mittel A¥das
Mittel aus einer unendlichen Zahl von Exemplaren, falsches Mittel Am das uns nur zu
Gebote stehende aus einer endlichen Zahl m . Setzen wir nun symmetrische W. der
Abweichungen bez. des wahren Mittels voraus, so werden doch sowohl die
beiderseitigen Abweichungssummen, als die beiderseitigen Abweichungszahlen bez.
desselben nach Zufall ungleich sein und sich normaler Weise bei Änderung der
Gesamtzahl m der Abweichungen zwar nicht einander proportional, aber in
funktionalem Zusammenhange nach gleicher Richtung, d. h. in Zunahme oder
Abnahme ändern 8). Wird nun aus einer endlichen Zahl von a das falsche Mittel
gezogen, so verschwindet damit der Unterschied zwischen den beiderseitigen
Abweichungssummen, da das ja im Wesen des arithmetischen Mittels liegt; man
macht dabei die Summen so zu sagen künstlich gleich, und wenn sich Summen und
Zahlen einander proportional änderten, so würde mit dem Unterschiede zwischen den
beiderseitigen Summen zugleich der Unterschied u zwischen den beiderseitigen
Zahlen verschwinden, was nicht nur erfahrungsmäßig nicht der Fall ist, sondern auch
wegen nicht proportionaler Änderung nicht zu erwarten ist. Aber jedenfalls mindert
sich mit Aufhebung des Unterschiedes zwischen den beiderseitigen
Abweichungssummen der funktional damit zusammenhängende Unterschied
zwischen den beiderseitigen Zahlen gegen den Fall, daß die Abweichungen vom
wahren Mittel genommen wurden, für welchen die obigen Formeln gelten, und läßt
sich also voraussehen, daß der mittlere und wahrscheinliche Wert von u bez. des
falschen Mittels, von dem wir sie doch nur rechnen können, bei gleichem m geringer
ausfallen müssen, als bez. des wahren, und daß obige Formeln also nicht mehr dafür
maßgebend sein können.
8 ) Man berücksichtige, daß, während das wahre Mittel immer aus einer unendlichen
Zahl von a gezogen zu denken ist, doch die Zahl m der genommenen Abweichungen
eine mehr oder weniger große endliche sein kann.
Inzwischen lassen sich doch aus Vorigem zunächst folgende zwei Folgerungen
ziehen: 1) die W. eines wesentlichen Einflusses ist bei Anwendung der obigen
Formeln auf den Abweichungsunterschied u bez. des arithmetischen Mittels Am bei
gegebenem m für noch größer anzunehmen, als es nach obigen Formeln erscheint,
weil V , im Verhältnisse zu welchem u in Betracht kommt, bezüglich Am jedenfalls
kleiner als bez. A¥ ist, wofür die obigen Formeln gelten.
2) Lassen wir bez. des falschen Mittels Am ebenso wie bez. des wahren A¥ die
Voraussetzung symmetrischer W. gelten, nennen aber dann die oben bezüglich des
ersteren mit u , Q , U , V bezeichneten Werte, wenn sie vielmehr bez. des letzteren
bestimmt werden resp. V, Q, U, V, so wird es nur gelten, diese entsprechend als
Funktion des m bez. Am zu bestimmen, als jene in Bezug auf A¥ bestimmt wurden,
um damit Formeln zu erlangen, welche zu entsprechendem Gebrauche dienen
können.
§ 110. [Erster Zusatz. Bestimmung des wahrscheinlichen
Unterschiedes V mittelst der Summenformel von MAC LAURIN oder von
EULER:]
[Diese Summenformel lautet 9):
, (19)
wo b = a + nh und B1 = 1/6 ; B3 = 1/30 × × × × die BERNOULLI'schen Zahlen sind.]
[Um nun die W[± u] nach dieser Formel zu summieren, ist nicht die ursprüngliche
Form (4), sondern die hieraus auf Grund der Näherungsformel:
, (20)
oder, wenn man Glieder von der Ordnung 1 : n berücksichtigt, auf Grund der
korrigierten Formel:
(21)
resultierende Form zu Grunde zu legen.]
[Benutzt man zunächst (20), so ist für m = 2µ ; µ¢ = µ + v ; µ,= µ - v ; u = 2v :
; . (22)
Die Summe der W [u] zwischen den Grenzen + 2 n und - 2 n , oder die Summe
der W [± u] zwischen den Grenzen 0 und 2 n wird somit gegeben durch:
. (23)
Nun ist aber nach (19), wenn im Einklänge mit der durch (20) gegebenen
Annäherung Glieder von der Ordnung 1 : µ vernachlässigt werden:
. (24)
Folglich erhält man:
. (25)
Der rechten Seite gibt man eine bequemere Form, wenn man x2 = µt2 ; n2 = µt2 ; dx
= dt substituiert. Man gewinnt alsdann als Ausdruck der
Wahrscheinlichkeit W , daß:
; oder
die Bestimmung:
. (26)
9) [EULER leitet sie ab in den Institutiones calculi differentialis, Pars post., Cap.V.
– Reprod. z. B. in SCHLÖMILCH's Kompendium der höheren Analysis, zweiter
Band, S. 226.]
, (27)
wenn t der Bedingung:
(27a)
genügt. Denn es ist alsdann die W., daß ± u < 2t gleich ½ . Um hieraus t zu
berechnen, setze man t = c + g, und bestimme c aus
,
so daß es sich der t-Tabelle zufolge gleich 0,476 936 findet; dann zerlegt sich das
Integral zwischen den Grenzen 0 und c + g in zwei Integrale zwischen den Grenzen 0
und c und zwischen den Grenzen c und c + g, und es resultiert:
.
Da aber geine Größe von der Ordnung 1 : ist, so erhält man eine genügende
2
Genauigkeit, wenn exp [- t ] in Erstreckung des Integrals konstant gehalten und
gleich exp [- (c + g )2] gesetzt wird. Es wird somit, nach Division mit exp [- (c + g )2]:
oder .
Auf Grund dessen erhält man10):
. (28)
Da anfänglich m = 2µ gesetzt wurde, so könnte es scheinen, daß diese Formel nur für
geradzahlige m gelte. Indessen ergibt sich für m = 2µ - 1 das nämliche Resultat, wie
nicht anders zu erwarten ist, da nur Größen von der Ordnung 1 : berücksichtigt
werden.]
10 ) [Eben
diese Formel gibt auch MEYER in den Vorlesungen über
Wahrscheinlichkeitsrechnung bei der Behandlung des BERNOULLI'schen Theorems,
S.107.]
[Will man aber Größen von der Ordnung 1 : m berücksichtigen, so muß man statt
(20) die Näherungsformel (21) benutzen und den Fall, daß m geradzahlig, von dem
Falle, daß m ungeradzahlig ist, scheiden.]
[Erstenfalls ist von (22) auszugehen, nachdem den dortigen Bestimmungen der
Faktor (1 - 1 : 8µ) beigefügt ist. Man findet alsdann mittelst (19) unter Mitnahme der
ersten Ableitungen:
, (29)
wenn Glieder von der Ordnung 1 : µ bei Seite gelassen werden. Hieraus resultiert,
wenn n2 = µt2 , x2 = µt2 gesetzt wird, als Ausdruck der Wahrscheinlichkeit W , daß:
oder ,
. (30)
zu berechnen und
(31a)
zu setzen. Man nehme nun wie oben t = c + g an, bestimme c der Art, daß nach
Division der Gleichung (31) mit (1 –1 : 8µ) oder, was dasselbe ist, nach
Multiplikation mit (1 +1 : 8µ)
, (32)
und finde g aus:
. (33)
Diese Gleichung nimmt mit Rücksicht, daß g eine kleine Größe von der Ordnung
l: ist, nach Division mit exp[ - (c + g )2] die einfache Form:
oder (33a)
an, woraus, da B1 = 1 : 6 und 2µ = m , als wahrscheinlicher Wert für geradzahlige m :
(34)
folgt.]
[Ist m ungerade = 2µ - 1 , so ist, wenn µ' = µ + v ; µ,= µ - v – 1 ; u = 2v + 1 :
, (35)
. (36)
Somit besteht auf Grund von (19), wenn n = t , die Wahrscheinlichkeit:
(37)
dafür, daß
oder . (37a)
Bestimmt man nun wieder t aus der Gleichung:
, (38)
indem man wie in (32) c berechnet und t = c + g setzt, so resultiert aus:
(39)
, (39a)
folglich
und schließlich:
,
woraus mit Rücksicht auf m = 2µ - 1 als wahrscheinlicher Wert für ungerade m
(40)
sich ergibt]
§ 111. [Zweiter Zusatz. Den Erörterungen des § 108 liegt das Problem zu Grunde,
aus einer großen Zahl beobachteter Fälle unbekannte Wahrscheinlichkeiten zu
ermitteln. Dasselbe steht zu der Umkehrung des BERNOULLl'schen Theorems in
Beziehung, wonach für die unbekannte W. Grenzwerte angegeben werden können
und zugleich der Wahrscheinlichkeitsgrad berechnet werden kann, mit dem die
unbekannte W. innerhalb jener Grenzen zu suchen ist. Hat man nämlich zwei,
einander ausschließende Ereignisse A und Bin einer großen Zahl m von Fällen
beobachtet und dabei das Ereignis A µ'-mal, das Ereignis B µ,-mal gefunden, so
kann man zunächst die W. für das Stattfinden des Ereignisses A gleich µ' : m , die W.
für B gleich µ,: m setzen, ohne dabei den Zufälligkeiten, die der Bestimmung von µ'
und µ,anhaften, Rechnung zu tragen. In der Tat kann man µ' : m und µ,: m nur als
die wahrscheinlichsten Werte der unbekannten W. x und 1 – x auffassen und es als
wahrscheinlich bezeichnen, daß bei einer Wiederholung der Beobachtungen aus einer
anderen Reihe von Fällen die nunmehr sich ergebenden wahrscheinlichsten Werte in
der Nähe der früher gefundenen liegen. An Stelle dieser unbestimmten Aufstellungen
gibt nun die Umkehrung des BERNOULLI'schen Theorems folgende
Bestimmungen.]
[Es besteht die W. :
(41)
dafür, daß die unbekannte Wahrscheinlichkeit x für das Eintreten des
Ereignisses A zwischen den Grenzen:
und (41a)
liegt; die entgegengesetzte Wahrscheinlichkeit 1 – x ist dann gleichzeitig zwischen
den Grenzen
(41b)
zu suchen; während für den mit der W. W zu erwartenden Unterschied u zwischen der
beiderseitigen Anzahl der Fälle die Ungleichung :
(41c)
gilt. Setzt man insbesondere W = ½ , so wird c = 0,476 936 , und die Substitution
dieses Wertes gibt die wahrscheinlichen Grenzen für x ; 1 - x und u .]
[Demnach ergeben sich für m = 1000 Gewitter, die während der nämlichen
Zeitperiode an zwei Orten beobachtet wurden, als wahrscheinliche Grenzen für die
Werte der W., mit denen an dem einen oder anderen Orte das Stattfinden eines
Gewitters zu erwarten ist:
1) an dem einen Orte 0,541 und 0,519, an dem anderen Orte 0,459 und 0,481, wenn
an dem ersteren Orte 530, am letzteren 470 Gewitter beobachtet wurden.
2) an dem einen Orte 0,516 und 0,494, an dem anderen Orte 0,484 und 0,506, wenn
die beiderseits beobachteten Anzahlen der Gewitter 505 resp. 495 betrugen.
Entsprechend sind die wahrscheinlichen Grenzen für u im ersten und zweiten Falle
60 ± 21,29 resp. 10 ± 21,33.]
[Diesen Bestimmungen liegt die Voraussetzung unter, daß die Zahl der
beobachteten Fälle hinreichend groß sei, um die Annahme zu gestatten, der
beobachtete Unterschied u sei nicht rein zufällig, sondern durch die Verschiedenheit
der unbekannten W. x und 1 – x bedingt, und zwar wird, wie bereits angegeben,
vorausgesetzt, daß die wahrscheinlichsten Werte von x , 1 – x und u eben die
beobachteten Werte µ' : m , µ,: m und µ¢- µ, seien.]
[Es liegt aber kein zwingender Grund vor, gerade diese Werte als die
wahrscheinlichsten Werte vorauszusetzen. Denn vor Anstellung der Beobachtungen
besaß jede Hypothese über die wahrscheinlichsten Werte von x und u die nämliche
W., und mit Rücksicht auf die gemachten Beobachtungen kann eine dieser
Hypothesen vor der anderen nur durch größere W. ausgezeichnet sein, nicht aber eine
Gewißheit für sich beanspruchen. Es ist somit noch der Grad der W. zu bestimmen,
den die Hypothese, die beobachteten Werte seien die wahrscheinlichsten, im
Vergleiche zu anderen Hypothesen, die andere Werte als die wahrscheinlichsten
einführen, besitzt. Hierzu dient das Prinzip, das ENCKE in der Abhandlung über die
Methode der kleinsten Quadrate 11 ) in folgender Form gibt, wobei zu beachten, daß
die Abweichungen beobachteter Werte von den wahrscheinlichsten Werten als Fehler
bezeichnet werden.]
["Die W. zweier, vor den gemachten Beobachtungen gleich wahrscheinlichen und
einander ausschließenden Hypothesen verhalten sich direkt wie die W. der aus ihnen
hervorgehenden Fehler oder Fehlersysteme".]
[Zum Vergleiche soll die Hypothese dienen, daß die wahrscheinlichsten Werte
von x und 1 – x einander gleich, somit gleich ½ seien, wonach als wahrscheinlichste
Differenz u = 0 zu erwarten ist. Es besitzt alsdann die tatsächlich beobachtete
Differenz u die W.:
. (42)
Auf Grund der bisherigen Hypothese, daß die wahrscheinlichen Werte von x und 1
- x resp. µ' : m = p und µ,: m = q seien, ergibt sich dagegen für das
beobachtete u der Maximalwert der W., nämlich:
. (43)
Es verhält sich somit die W., daß das beobachtete u rein zufällig sei, d. h. bei
Gleichheit von x und 1 – x sich ergeben habe, zu der W., daß das beobachtete u den
wahrscheinlichsten Differenzwert der beiderseitigen Anzahlen µ' und µ,darstelle,
wie
und
gehören, wo für Q der obige Wert zu substituieren ist; für W[v = 0] inbesondere aber
den zu t = 1: Q gehörigen F -Wert. Ww [v] , d. i. die W., daß der gegebene Wert
von v nicht erreicht wird, findet man als den F -Wert, welcher zu t = (v - 1) : Q
und Wa [v] , d. i. die für v selbst und die unterhalb v gelegenen Werte bestehende W.,
als den, welcher zu (v + 1) :Q gehört.
In der Formel für U gilt das obere Vorzeichen der Korrektion ± 1,5 für ungerades,
das untere für gerades m , und eine Folgerung dieser Korrektion, sowie der Grund
derselben ist das erfahrungsmäßige Datum, wofür jedoch die Theorie noch zu suchen,
daß jeder Wert von U für ein gerades m merklich übereinstimmt mit dem um drei
Einheiten kleineren Werte von U für ein ungerades m , wozu die Belege unten
folgen.
Leider stehen bis jetzt zur Kontrolle für diese Approximationsformeln
bezüglich v nicht ebenso, wie bezüglich deren für u im vorhergehenden Kapitel
genaue Formeln für kleines m zu Gebote; ein um so fühlbarerer Mangel, als die
theoretische Begründung und Ableitung obiger Formeln im Zusatz lückenhaft ist, und
die Korrektion für U sogar sonderbar erscheinen kann. Ich würde daher dieselben mit
wenig Zutrauen darbieten, wenn ich nicht durch eine sehr ausgedehnte empirische
Bewährung diesen Mangel insoweit zu ersetzen vermocht hätte, daß man sicher sein
kann, bei Benutzung derselben keinen in Betracht kommenden Irrtum zu begehen,
wennschon eine genauere Begründung und Revision der Theorie durch einen
Mathematiker von Fach sehr erwünscht wäre.
Die empirische Bewährung beruht wie die der früheren Funktionswerte von u auf
einer Benutzung von Lotterielisten, welche aber ohne Vergleich umständlicher war
als für die Werte des vorigen Kapitels. Denn es galt dazu, zuvörderst die Nummern
jeder Liste in Werte von + D und - D in der Art zu übersetzen, daß für die ganze Liste
die dem Integral Fentsprechende Verteilung nach Zahl und Größe bei Rechnung vom
wahren Mittel herauskam, welche durch die t- Tabelle im Anhang §183 repräsentiert
ist; dann für jede zufällige Serie solcher Abweichungen von gegebenem m das falsche
Mittel zu bestimmen, die positiven und negativen Abweichungen von diesem
falschen Mittel zu rechnen und den Unterschied zwischen der Zahl beider als v zu
nehmen. Etwas ausführlicher ist hiervon im Zusatz (§ 117) gehandelt und das
Beispiel einer Bestimmung von v für eine zufällig genommene Serie mit m = 6
daselbst gegeben.
§ 114. Hiernach lasse ich zuvörderst in einigen Tabellen die Gesamtheit der
empirischen Data folgen, welche ich bezüglich unserer Aufgabe direkt erhielt, um
nachher die daraus abgeleiteten Hauptwerte zusammengestellt mit den nach obigen
Formeln berechneten Werten anzuschließen. Wenn vielfach Zahlenangaben mit einem
Bruchwerte 0,5 vorkommen, so rührt dies daher, daß, wenn zufällig, wie dies
mitunter vorkam, das falsche Mittel mit einem wahren Abweichungswerte genau
zusammentraf, die Abweichung vom falschen Mittel mit + 0,5 und - 0,5 nach beiden
Seiten gezählt werden mußte, wodurch ein v entstand, was in die Mitte zwischen die
um je 2 distanten Werte der v-Skala fiel, dann aber mit je 0,5 auf die beiden
Nachbarwerte verteilt wurde.
I. Zahl z , wie oft ein Unterschied v zwischen der Zahl der positiven und
negativen Abweichungen vom falschen Mittel aus m Werten bei n-maliger
Wiederholung der Bestimmung vorkam.
a) bei ungeradem m
b) bei geradem m
0 94 49 19 2
2 169 84 31 2
4 90 51 13 3
6 36 32 22 3
8 8 14 18 2
10 3 8 9 2
12 — 3 5 2
14 — — 2 5
16 — — 1 0
24 — — — 1
28 — — — 1
34 — — — 1
III. Mit den vorigen Tabellen vergleichbare Tabelle für den Unterschied u bei
Rechnung vom wahren Mittel.
u m = 10 m = 50 m = 100
0 301 23 10
2 467 52 17
4 299 44 14
6 102 42 13
8 29 28 22
10 2 16 16
12 — 17 10
14 — 7 2
16 — 10 5
18 — 0 4
20 — 1 2
22 — — 4
28 — — 1
In den beiden Tabellen für Rechnung vom falschen Mittel ist die Zahl z¢, wie oft
ein v das gleiche Vorzeichen mit der Abweichung des falschen vom wahren Mittel
hatte, und die Zahl z,, wie oft es das entgegengesetzte Vorzeichen hatte, kurz, wie oft
ein v mit dem falschen A gleichseitig oder ungleichseitig war, zur Zahl z = z'
+ z,zusammengezogen. Geben wir jetzt die Werte z = z' - z,für die Werte von m = 6
bis m = 30, da für die anderen die Sonderung von z' und z, nicht geschehen ist.
Unter å (± z) ist eine Summe der z nach absolutem Werte, unter åz mit Rücksicht
auf das Vorzeichen verstanden.
IV. Unterschied z = z¢ - z, zwischen der Zahl z' der mit dem falschen Mittel
gleichseitigen und der Zahl z, der damit ungleichseitigen Werte von v gleicher
Größe, welche sich zum z in vorigen Tabellen vereinigen, von m = 6 bis m = 30.
a) bei ungeradem m
v m=7 m=9 m = 11 m = 13 m = 15 m = 17 m = 19
n = 1700 n = 1320 n= 820 n = 840 n = 800 n = 600 n = 600
1 + 33,5 + 0,5 - 33 - 25,5 + 29 +1 - 20,5
3 + 46,5 - 4,5 + 9,5 + 21,5 -7 - 10 + 11,5
5 0 +1 - 0,5 - 8,5 + 7,5 -5 - 15
7 — — — + 0,5 + 1,5 +3 -4
9 — — — — — — -2
å(± 80 6 43 56 45 19 53
z)
å ( + 80 -3 - 24 - 12 + 31 - 11 - 30
z)
b) bei geradem m
v m=6 m=8 m = 10 m = 12 m = 14 m = 16 m = 18 m = 20 m
=30
n n=
n = 2000 n = 1500 n = 1200 n = 1000 n = 830 n = 750 n = 600
= 660 400
2 - 24 +42,5 + 20 +8 +1,5 - 29 - 35,5 - 16,5 +5
4 +13 +11,5 + 16 +8 +0,5 - 14 -8 + 1,5 0
6 — 0 -4 0 +3 +2 +2 -1 +4
8 — — — — +1 +2 +1 -3 -2
10 — — — — — — — -1 -1
å( 37 54 40 16 6 47 46,5 23 12
±z)
å ( - 11 +54 +32 +16 +6 - 39 - 40,5 - 20 +6
z)
Es kann etwas auffällig erscheinen, daß die Werte von z und mithin auch åz bei
den kleineren, namentlich geradzahligen Werten m fast alle positiv sind.
Wahrscheinlich aber hat dies denselben Grund, der für eine analoge Erscheinung (§
107) geltend gemacht wurde, daß nämlich die Serien mit kleinerem m in die Serien
mit größerem m mit eingehen, so daß die Serien mit verschiedenem m nicht ganz
unabhängig von einander sind, indes aber nicht nur jede Serie für sich, die ein v gab,
sondern alle n-Serien für ein gegebenes m zusammen rein nach Zufall geordnet sind.
§ 115. Aus den ersten beiden Tabellen leiten sich folgende Hauptwerte ab, deren
Zusammenstellung mit den beistehenden theoretischen Werten, nach obigen Formeln,
zur Prüfung dieser Formeln dienen kann.
m Q2 U V
beobachtet 0,36338 m Beobachtet 0,48097 beob. 0,40659
2)
Man dürfte die durchschnittliche Übereinstimmung der empirischen Werte mit den
berechneten sehr befriedigend finden. Wenn aber hier und da auch nicht unerhebliche
Abweichungen vorkommen, so kann dies bei der sorgfältigen Revision dieser Werte
nicht auf Versehen geschrieben werden, sondern es liegt in der Natur der Sache, daß
unter vielen, nach ihrer W. berechneten, zufälligen Werten auch zufällig stärkere
Abweichungen von den Normalwerten vorkommen. [Überdies können die
verhältnismäßig starken Abweichungen, die sich unter den Werten der vier letzten
Zeilen finden, auf Rechnung des geringen n derselben gesetzt werden.]
[Berücksichtigt man neben den Tabellen I und II die Vergleichstabelle III, so findet
man folgende, mit einander vergleichbare Hauptwerte für den Ausgang vom wahren
und vom falschen Mittel:
m Q² Q² U U V V
Dieselben zeigen, daß der Übergang vom wahren zum falschen Mittel in der Tat eine
Verringerung der mittleren und wahrscheinlichen Unterschiede mit sich führt, die in
genügender Übereinstimmung mit der theoretisch geforderten Verringerung steht. Es
ist nämlich:
m Q² : Q² U:V V:V
U = 0,48097
und 4) :
e[U] = 0,48262 ,
als es sich empirisch für größeres m bestätigt.
[Auf Grund der obigen Zusammenstellung der Werte von U und U insbesondere
ergibt sich e[U] für m = 10; 50; 100 resp. gleich: 1,64; 3,44; 4,40. Es ist somit in der
nämlichen Reihenfolge e [U] - U resp. gleich: 0,26; 0,19; - 0,47.]
Auch kann man nicht versichern, ob der Zahlenkoeffizient für beide Werte nicht
wirklich mit Vorteil als gleich anzunehmen ist, da beide auf verschiedenen Wegen
abgeleitete und hiernach etwas verschieden sich ergebende Koeffizienten beiderseits
überhaupt nur Approximativbestimmungen liefern, mithin keine absolute Gültigkeit
haben.
U=U ,
so folgt auf Grund der Übereinstimmung von e[U] und U, daß, wie an jener Stelle
angegeben wird, approximativ
0,60488 gleich
gesetzt werden kann.]
Vergleich der beobachtetenZahlen von v in obigen Tabellen mit den nach § 113
berechneten für einige Werte von m .
v m=4 m= 10 m = 20 m = 30 m = 50
beob. ber. beob. ber. Beob. ber. beob. ber. beob. ber.
0 1950 1779 494 480 176 174 94 95 49 44,5
2 1050 1182 588 581 256,5 267 169 159,5 84 80
4 — 38 112 128 130,5 121 90 93,5 51 57,5
6 — — 6 10 33 32 36 38,5 32 33,5
8 — — — — 3 6 8 13 14 16
10 — — — — 1 — 3 0,5 8 6
12 — — — — — — — — 2 2
14 — — — — — — — — — 0,5
;
da – nach bekanntem Satze der Wahrscheinlichkeitsrechnung – die W. für das
Zusammentreffen mehrerer, von einander unabhängiger Ereignisse gleich dem
Produkte der W. für das Eintreffen jedes einzelnen Ereignisses ist. Es ist schließlich
die W. für das Vorkommen irgend eines Systemes D1 . . . Dm , das einer wohl
definierten, stetigen Mannigfaltigkeit solcher Systeme angehört, gleich:
. (7b)
Man erhält somit als Ausdruck für die W., daß
von m Abweichungen D1 . . . Dm die µ ersten unterhalb, die v letzten oberhalb des
Mittelwertes D0 liegen, das Integral:
. (8)
,
wo über D0 von - ¥ bis + ¥ , über d von 0 bis ¥ und über jedes der a und ß von 0 bis
1 zu integrieren ist. In Übereinstimmung damit drückt sich die W., daß überhaupt
von mAbweichungen µ unterhalb und v oberhalb des Mittelwertes liegen, daß
mithin v = v - µ , aus durch:
×
, (9)
wo das Integral zwischen eben denselben Grenzen zu nehmen ist.]
[Da sich die Integration über D0 und über dsofort ausführen läßt, indem:
;
und für gerades m :
;
für ungerades m :
;
so erhält man für W [v] den vereinfachten Ausdruck:
(10)
woselbst:
;
für gerades m :
;
für ungerades m :
;
und wo die Integration für jedes aund bvon der unteren Grenze 0 bis zur oberen
Grenze 1 zu erstrecken ist.]
[Die Formel (10) erprobt sich zunächst in den einfachsten Fällen für m = 2 und 3,
deren W[0] resp. W[1] von vornherein bekannt ist. Es ist nämlich, da für m = 2
stets v = 0 ist, W[0] = 1 und, da v für m = 3 entweder gleich + 1 oder gleich - 1, und
beide Werte gleich wahrscheinlich sind, W[+1] = W[-1] = ½. Und in der Tat erhält
man aus (10) für m = 2 :
;
ferner für m = 3 :
.]
[Aus (10) ergeben sich sodann durch Ausführen der Integrationen die Werte
von W[v] für größere m . Dabei ist zu beachten, daß die Summe aller W[v] für ein
gegebenes m gleich 1, und daß
W[+v] = W[-v] , (11)
da v in - v übergeht, vom µ mit v vertauscht wird, was auf den Wert des Integrals
keinen Einfluß hat.]
[Hiernach findet man für m = 4 :
; ;
.
Daraus folgt:
W[0] = 0,64908 ; W[+ 2] = W[- 2] = 0,17546 ;
Q² = 1,40368 ; U = 0,70184 .
In ähnlicher Weise ergibt sich für m = 5 :
W[+1] = W[-1] = 0,451075 ; W[+ 3]
= W[- 3] = 0,048925 ;
Q² = 1,7828 ; U = 1,1957 .
Für die beiden Fälle m = 4 und m = 5 werden so die exakten Werte
für Q2 und U geboten, deren Vergleich mit den entsprechenden Werten des § 115 die
Zuverlässigkeit der dortigen Bestimmungen zu beurteilen gestattet.]
[Um aber auf diesem Wege in gleicher Weise, wie es im vorigen Kapitel für die
Abweichungen vom wahren Mittel geschah, Formeln für W [v] und hiernach solche
für Q2 , U und V zu gewinnen, welche die Abhängigkeit dieser Werte
von m explicite darstellen, müßte das (m - 2)-fache Integral von (10) in allgemein
gültiger Ausführung vorliegen. Nun läßt sich allerdings eine solche Ausführung, am
bequemsten aus (9), durch Entwicklung in Reihen gewinnen. Da dieselbe jedoch zu
Weitläufigkeiten führt, so ist es angezeigt, den Wert von Q2direkt zu bestimmen, um
sodann – mit dem Zugeständnis, daß so eine für die hier verfolgten Ziele
unbedenkliche Lücke bleibt – U und V daraus unter der Voraussetzung abzuleiten,
daß für große m die Wahrscheinlichkeitsverhältnisse der v durch das G. G. geregelt
werden. Diese Voraussetzung ist zulässig, da nach (11) das Wahrscheinlichkeitsgesetz
für v symmetrisch ist bezüglich des Maximalwertes v = 0 , und da ferner die aus dem
G. G. folgenden Beziehungen zwischen Q2 , U und V , die den Formeln (1) bis (4)
zu Grunde liegen, eine hinreichende empirische Bewährung gefunden haben. Es wird
dann allerdings auch auf eine theoretische Begründung der für U gegebenen
Korrektionen verzichtet.]
[Die direkte Bestimmung von Q2 läßt sich wie folgt erreichen. Man beachte, daß für
ein beliebiges System von Abweichungen D1, D2 ... Dm , deren arithmetischer
Mittelwert D0 sei, die Differenz v = v - µ zwischen den Anzahlen der oberhalb und
unterhalb D0 liegenden Di (i = 1, 2.. m) darstellbar ist durch:
; (12)
, (13)
wo die Integration über jedes Di von - ¥ bis + ¥ zu erstrecken ist.]
[Nun ist aber:
wo die Summation über alle i und k aus der Reihe der Zahlen von 1
bis m , ausgenommen die Werte i = k , auszudehnen ist. Es ist daher, da
,
und alle m (m - 1) Integrale:
, (14)
wo die Grenzen der Integration, wie oben angegeben, zu nehmen sind.]
[Um nunmehr das m-fache Integral auszuwerten, setze man:
D1 = D0 + d1
D 2 = D0 + d2
..................
(15)
Dadurch treten an Stelle der unabhängig voneinander zwischen den Grenzen - ¥ und
+ ¥ variierenden D1 , D2 .. Dm die gleichfalls unabhängig voneinander zwischen den
nämlichen; Grenzen variierenden D0 , d1 , d2 ... dm-1 , und man erhält:
wo:
(16)
Hieraus gewinnt man durch Ausführung der Integration bez. D0 , d3 ,d4 . . dm :
(17)
(18)
oder, wenn ; :
(19)
Nun ist:
(20)
Aus diesem Resultate wird aber der gesuchte Wert von Q2 , wie ihn die Formel (1)
darstellt, gewonnen, wenn Größen von der Ordnung 1 : m vernachlässigt werden.
Durch Entwicklung nach Potenzen von 1 : m erhält man nämlich:
; (21)
somit in erster Annäherung:
. (22)
Hieraus folgen dann unmittelbar die Formeln (3) und (4) für U und V – jedoch ohne
die für U empirisch gefundene Korrektion – wenn das G. G. für die
Wahrscheinlichkeitsverhältnisse der v bei großem m in Anspruch genommen wird.]
§117. [Zweiter Zusatz. Erläuterungen zur empirischen Bewährung der
Wahrscheinlichkeitsbestimmungen für Q , U und V mittelst der Lotterielisten.]
Zunächst könnte es überhaupt unmöglich scheinen, ein Prinzip empirischer
Bewährung dafür zu finden, da ja die Formeln wesentliche Symmetrie und Gültigkeit
des G. G. zufälliger Abweichungen voraussetzen; aber an welchem Gegenstande man
auch die Bewährung versuchen will, man kann für die Abweichungen vom
Mittel A weder die eine, noch die andere Bedingung von vornherein als erfüllt
voraussetzen. Aber man kann sich künstlich einen Gegenstand herstellen, der diese
Bedingungen erfüllt, nach folgendem Prinzip.
Denke man sich, um das Prinzip zuerst in möglichst faßlicher Form zu erläutern, in
eine Urne eine sehr große Anzahl, ich will sagen 15 000 weiße und ebenso viele
schwarze Kugeln getan, wovon die ersten als positive, die letzten als negative
Abweichungen zählen mögen; es sollen diese Kugeln aber mit positiven und
negativen Größenwerten beschrieben sein, jede Größe in solcher Wiederholung, wie
es der W. der entsprechenden Fehlergrößen nach dem G. G. entspricht. Als richtiger
Mittelwert, von dem die Fehler ihren Ausgang nehmen, gilt hierbei der Nullwert.
Man ziehe nun m Kugeln und nenne positive Summe åD' die Summe, die man erhält,
wenn man jede positive Fehlergröße mit der Zahl, wie oft sie gezogen ist,
multipliziert; entsprechend mit der negativen Summe åD,. Sofern nun åD '
und åD,nach Zufall nicht gleich gefunden sind, erscheint der Mittelwert um (åD'
- åD,) : m , welcher Wert c heiße, vermehrt oder vermindert, je nachdem åD'
> åD, oder umgekehrt. Der falsche Mittelwert ist also statt 0 gleich ± c . Hat man
also solchergestalt c bestimmt, so kann man jetzt zählen, wie viel Fehler größer und
wie viel kleiner als c sind und hiernach ein ± (µ' - µ,) oder v für diesen Fall finden
und, nachdem man n Züge getan hat, hieraus sowohl ein mittleres v als
wahrscheinliches v finden, welches letztere nur eine Interpolation fordert.
Nun würde ein solches Verfahren mit der Urne und so vielen weißen und
schwarzen, mit Größenwerten beschriebenen Kugeln praktisch undurchführbar sein;
aber man kann die Urne durch das Lotterierad, die weißen und schwarzen Kugeln
durch geradzahlige und ungeradzahlige Nummern ersetzt halten. Man kann ferner,
um unter den 30 000 Nummern Verhältnisse herzustellen, welche den
Wahrscheinlichkeitsverhältnissen der Fehler entsprechen, allen Nummern von 1 bis
incl. 338 die Größe 0,25 beilegen, allen von da bis incl. 1015 die Größe 1, allen von
da bis 1691 die Größe 2, allen von da bis 2366 die Größe 3 u. s. w. und diese
Übersetzung in eine Tabelle bringen, welche bei jeder Lotterienummer, auf die man
im Durchgehen der Liste trifft, sofort Auskunft gibt, welche Größe sie repräsentiert.
[Die Herstellung dieser Tabelle erfolgt mittelst der t-Tabelle (§ 183), wie folgt.
Zunächst ist eine Entscheidung zu treffen, nach welchem Intervalle die zu Grunde zu
legenden t-Werte fortschreiten sollen. Im Interesse der Bequemlichkeit werde das
Intervall 0,02 , mit dem Anfangs-t = 0,01 , gewählt. Da nun die vorausgesetzte
Anzahl der Lotterienummern, die als ebensoviele Exemplare eines K.-G. zu
interpretieren sind, 30 000 ist, so sind die den Intervallgrenzen entsprechenden F -
Werte mit 30 000 zu multiplizieren, um in ihren sukzessiven Differenzen die
Anzahlen der Abweichungen zu erhalten, die in die aufeinander folgenden Intervalle
fallen. Die Abweichungen selbst aber sind, wie das für unsere K.-G. durchweg
geschieht, in der Mitte des Intervalles, in das sie gehören, vereinigt zu denken. Es
wäre somit, da t = D : e , das erste D gleich e • 0,005 ; das zweite gleich e
• 0,02 ; das dritte gleich e • 0,04 u.s.w. zu setzen; da jedoch die Größe der
mittleren Abweichung ebeliebig festgesetzt werden darf, so kann e = 1 : 0,02 =
28,2095 angenommen werden, wonach das erste D gleich 0,25 , das zweite D gleich 1
, das dritte gleich 2 u.s.w. gefunden wird. Um endlich diesen D die Häufigkeit des
Vorkommens, wie sie das G. G. gemäß der t-Tabelle verlangt, zu sichern, sind jedem
einzelnen so viele Lotterienummern zuzuweisen, als die Anzahl der zugehörigen
Abweichungen beträgt. Diese Zuordnung könnte an sich ganz willkürlich
vorgenommen werden, da jede der 30 000 Nummern des Glücksrades die
nämliche W. besitzt, gezogen zu werden. Selbstverständlich wird jedoch dabei die
natürliche Reihenfolge der Nummern beobachtet; es werden mithin dem ersten D die
ersten 338 Nummern, dem zweiten D die 677 folgenden Nummern u.s.w., wie oben
angegeben, beigesellt, so daß eine Tabelle entsteht, die auszugsweise folgendermaßen
lautet:]
Eigentlich freilich ändern sich die Abweichungen kontinuierlich, während hier jede
Abweichungsgröße um 1 von der folgenden abweicht; dieses Abweichungsintervall
ist aber im Verhältnisse zur einfachen mittleren Abweichung, also nach dem
getroffenen Verhältnisse 1 : 0,02 = 28,2095 klein genug, um ein merklich
übereinstimmendes Resultat mit kontinuierlicher Größenänderung zu geben.
Es haben mir nun sächsische Lotterielisten von 10 Jahren zu Gebote gestanden,
jede von 32 000 bis 34 000 Nummern, wovon ich aber die Nummern über 30 000 in
den Listen als nicht vorhanden bei Seite gelassen habe. [Aus diesen 10 Listen wurden
mittelst voriger Methode die empirischen Data der obigen Tabellen I und II und
hiernach die Bewährungen der Wahrscheinlichkeitsbestimmungen
von Q , U und V gewonnen.]
[Es gelte z. B. die Bestimmung von v für m = 6 . Man hat dann je sechs aufeinander
folgende Nummern der Listen zusammenzunehmen, wobei die Nummern über 30
000 nicht berücksichtigt werden; also, wenn die Nummern 28 904 , 24 460 , 32 305 ,
16 019 , 157 , 3708 , 16928 getroffen werden, mit Beiseitelassen der 3-ten, da sie 30
000 übersteigt, die übrigen sechs nach obiger Tabelle in
Abweichungsgrößen D umzusetzen, die positiv zu nehmen sind für geradzahlige
Nummern, negativ für ungeradzahlige Nummern. Es stellen somit die bezeichneten
Nummern die Größen + 74 , + 47 , - 26 , - 0,25 , + 5 , + 28 mit dem Mittelwert + 21,3
dar; mithin ist bezüglich des letzteren µ' = µ,= 3 und v = 0 . Diese Bestimmung,
2000 mal ausgeführt, ergab die in Tab. I, b unter m = 6 , n = 2000 aufgeführten
Werte.]
, (1)
worin , .
Um sie zwischen gegebenen Grenzen von D zu haben, hat man vorigen Ausdruck
mit dDzu multiplizieren und das Integral davon zwischen den betreffenden Grenzen
zu nehmen; gibt allgemein:
(2)
oder nach Ersatz von h durch 1 : h , D durch h t , dD durch h dt :
(3)
und die W. oder verhältnismäßige Zahl der D zwischen t = D:h = 0 und einem
gegebenen t ist hiernach:
(5)
Da die F folgends immer bez. t genommen sind, kann die Zufügung [t] übergangen
werden. Alle Potenzen von t sind positiv, weil t = D : h , D und h aber zugleich
positiv und negativ werden.
Nun ist wichtig zu bemerken, daß, wenn, wie vielfach bei unseren Anwendungen
der Fall, der Wert D , welcher in t = D : h eingeht, sehr klein gegen den
Mittelfehler h, mithin t selbst sehr klein ist, alle Glieder der Reihe (5) gegen das erste
vernachlässigt werden können; wonach approximativ:
(6)
. (7)
Doch wird bei dieser Vernachlässigung der höheren Glieder nach Ansicht von (5) der
Wert F um eine Kleinigkeit zu groß bestimmt, und haben wir also genauer zu setzen:
, (8)
wo w ein sehr kleiner positiver Wert ist. Aus (8) aber folgt:
, (9)
wonach t bei Vernachlässigung von w, d. i. nach dem approximativen Werte (7),
etwas zu klein gefunden wird.
§ 119. Der Wert h hat nach dem G. G. bestimmte Normalbeziehungen zu manchen
anderen, aus den Verteilungstafeln ableitbaren Werten, insofern sie dem G. G.
unterliegen, deren Bestätigung um so approximativer zu erwarten ist, je
mehr m wächst.
oder t = , (11)
Hiernach erscheint es zunächst gleichgültig, an welchen Ausdruck für t man sich
hält. Nur ist es nicht ganz gleichgültig, ob man zunächst q aus den Quadraten der
Abweichungen, åD2, bestimmt, um danach hoder w mittelst der vorigen Formeln zu
finden, oder umgekehrt hoder w aus den einfachen Abweichungen, um aus einem
dieser Werte die anderen zu finden, sondern die direkte Bestimmung von q aus den
Quadraten der Abweichungen hat eine etwas größere Sicherheit, als die von hals
Mittel der einfachen Abweichungen, und letztere eine nicht unerheblich größere, als
die von w durch Abzählen der Abweichungen, was sich auf die nach obigen Formeln
daraus abgeleiteten Werte überträgt. Daher hält man sich in der physikalischen und
astronomischen Maßlehre am liebsten an den Wert t = D : q , nach direkter
Bestimmung von q aus den Quadraten der Abweichungen; gewönne aber auch
dieselbe Sicherheit durch Anwendung der anderen Ausdrücke für t , wenn
man h oder w darin nach obigen Formeln aus dem direkt bestimmten q abgeleitet hat,
wogegen die Sicherheit geringer ist, wenn man hoder gar w im Ausdruck von t direkt
aus den einfachen Abweichungen bestimmt, und man gewinnt nichts durch
Anwendung des Ausdruckes t =D : q , wenn q darin durch Anwendung voriger
Formeln aus dem direkt bestimmten h oder w abgeleitet ist.
Obschon nun nach Vorigem die Benutzung des Wertes t = D : q , nach direkter
Bestimmung von q , einen prinzipiellen Vorteil der Sicherheit vor den anderen
Bestimmungsweisen von t voraus hat, wird man sich doch in der Kollektivmaßlehre
im allgemeinen lieber des Wertes t = D : h nach direkter Bestimmung
von h aus åD bedienen, weil bei der großen Menge der Abweichungen, mit welchen
man im allgemeinen in dieser Maßlehre zu tun hat, die Quadrierung derselben zu
umständlich sein würde, der Vorteil der Sicherheit bei Anwendung des direkt
bestimmten q vor der des direkt bestimmten h doch nur unbedeutend ist, und bei
großem m überhaupt seine Bedeutung merklich verliert. In der Tat, während der
wahrscheinliche Fehler des direkt bestimmten q gleich
ist, ist der des direkt bestimmten h gleich und der des
1) .
§ 120. Alles Vorige sind bekannte Dinge. Es mag aber nicht ohne Interesse sein,
hierzu noch einige, von mir selbst aus dem G. G. abgeleitete Sätze zu fügen.
Man muß sich hüten, die Summe der Abweichungsquadrate åD 2 mit dem
Quadrate der Abweichungssumme (åD )2 zu verwechseln. Wenn man sich nun die
Mühe gibt, außer dem letzteren, einfach durch Quadrierung von åD zu gewinnenden
Werte auch ersteren mühseliger durch Bestimmung der Abweichungsquadrate zu
erhalten, so kann man mit Rücksicht, daß (åD )2 = (mh)2 und åD 2= mq2 ,aus der
Gleichung:
, (12)
oder, wenn man den Ausdruck auf linker Seite P nennt,
P=p (12a)
ableiten, wonach die mit 2m , d. i. der doppelten Abweichungszahl multiplizierte
Summe der Abweichungsquadrate, dividiert durch das Quadrat der
Abweichungssumme, gleich dem Kreisverhältnisse p ist. Kurz mag die Formel die P-
Formel heißen.
Andererseits erhält man nach voriger Formel die direkt mühsam zu berechnende
Summe der Abweichungsquadrate aus dem leichter zu bestimmenden Quadrate der
Abweichungssumme nach der Formel:
, (13)
nur daß die direkt bestimmte Summe åD2 etwas sicherer bestimmt ist als die nach
voriger Formel aus (åD )2 abgeleitete.
Zu den beiden Mittelfehlern, dem einfachen h = åD :m und
quadratischen , läßt sich noch ein dritter
(14)
fügen, den ich den Kreismittelfehler nennen will, und der gemäß obigen Ausdruckes
dadurch erhalten wird, daß man die Summe der Abweichungsquadrate mit der
Summe der Abweichungen oder, was auf dasselbe herauskommt, das Quadrat des
quadratischen Mittelfehlers mit dem einfachen Mittelfehler dividiert.
Ich gebe ihm obigen Namen, weil er in Bezug auf das durch die P-Gleichung
ausgedrückte Kreisverhältnis peinen Wendepunkt in folgendem Sinne darstellt.
Setzen wir zuerst, die Gleichung sei genau durch die vorhandenen Abweichungen
erfüllt, so wird in dem Falle, daß Abweichungen, welche größer als hp sind,
wachsen, P größer als p; hingegen wird P kleiner als p, wenn Abweichungen, die
kleiner als hp sind, wachsen. Die Änderung ist dem Abstande der betreffenden
Abweichung von hpproportional. Den Beweis hiervon übergehe ich 2).
2) [Er folgt daraus, daß P in seiner Abhängigkeit von einem beliebigen einzelnen
, (15)
und es läßt sich zeigen, daß die Abweichungssummen oberhalb dieser Mittelfehler
zur Totalsumme der Abweichungen nach Kap. XVIII folgende Verhältnisse haben,
wo e wie immer die Grundzahl der natürlichen Logarithmen bedeutet:
, (16)
approximativ mit
stimmend.
So wie man den Wert p durch eine Funktion der Abweichungen nach G. G.
darstellen kann, so auch den Wert e . Sofern nämlich nach obiger Angabe die
Abweichungssumme oberhalb q dividiert durch die totale Abweichungssumme
gleich ist, ist umgekehrt die totale Abweichungssumme dividiert durch die
obere bez. q und der Quotient quadriert gleich e .
§ 121. Alle vorigen Sätze über das G. G. setzen zu ihrer vollen Gültigkeit eine
große, streng genommen unendliche Zahl der Abweichungen voraus, aus denen die
betreffenden Größen abgeleitet werden, was doch, wie schon früher bemerkt, nicht
hindert, daß schon bei einer sehr mäßigen Zahl von Abweichungen eine sehr
angenäherte empirische Bestätigung der vorigen Sätze zu finden sei; und da zur
erfolgreichen Behandlung eines K.-G. jedenfalls eine nicht unbeträchtliche
Zahl m von Exemplaren a und mithin Abweichungen desselben nach beiden Seiten
von D gehört, so kann man nicht nur [nach Ersatz des einfachen G. G. durch das
zweispaltige] eine sehr angenäherte Bestätigung der bisherigen Sätze dadurch
erwarten, sondern auch finden. Inzwischen verdienen die Abweichungen von den sog.
wahren Werten, d. h. welche aus einem unendlichen m folgen, oder sog. Fehler,
welche je nach der Größe des endlichen m nach beiden Seiten und des m' und m,nach
jeder Seite insbesondere noch übrig bleiben, immerhin wesentliche Beachtung; und
es beziehen sich darauf teils die sog. wahrscheinlichen Fehler, teils die Korrektionen
der Bestimmung aus endlichem m , je nachdem die Fehler den wahren Wert
gleichgültig und zufällig ins Positive oder Negative ändern oder in bestimmter
Richtung um einen von der Größe des m abhängigen Wert sei es vergrößern oder
verkleinern 3).
3) [Die Korrektionen für die mittleren Abweichungswerte wurden in § 44 u. 45
mitgeteilt; die wahrschein-lichen Fehler für h , q und w finden sich oben § 119
angegeben. Erwähnenswert ist auch der wahrscheinliche Fehler, der bei Bestimmung
des arithmetischen Mittels A aus m Werten zu erwarten ist, und der gleich w : zu
setzen ist, wenn w , wie üblich, den wahrscheinlichen Fehler d.i. die wahrscheinliche
Abweichung der Einzelwerte (s. oben unter (10)) vorstellt.
§ 122. [Um nun die Triftigkeit des zweiseitigen G. G. im Vergleich mit dem bisher
allein als Verteilungsgesetz der K.-G. in Anspruch genommenen einfachen G. G. zu
erproben, sollen auf Grund der Tafeln I und III des VIII. Kapitels Vergleichstabellen
zwischen den beobachteten und berechneten z-Werten hergestellt werden. Es eignen
sich jene Tafeln zu einem solchen Vergleiche, da sie eine bloß schwache Asymmetrie
besitzen und somit zu der Erwartung berechtigen, daß ein durch die Anwendung des
zweiseitigen Gesetzes gebotener Vorteil bei stärkerer Asymmetrie sich in verstärktem
Maße wiederfinden werde.]
[Aus den 5 Reduktionslagen der Tafel I (§ 64) wähle ich die Lage E,= 368 und aus
den 4 Reduktionslagen der Tafel III (§ 65) die Lage E,= 60 mit dem Bemerken, daß
die erstere die relativ schwächste, die letztere die relativ stärkste Asymmetrie im
Vergleiche mit den übrigen Lagen aufweist. Für beide Tafeln werden nun sowohl mit
Bezug auf A die Werte t = D:h und hiernach F [t] als auch mit Bezug auf Dp die
Werte t' = ¶' : e¢ und t,= ¶,: e, und hiernach F[t¢] und F [t,] berechnet, wo
die D , ¶' , ¶, von A oder Dp aus bis zu den jeweiligen Intervallgrenzen a ± ½i (nicht
bis zu den a selbst) sich erstrecken. Es werden sodann die Differenzen der
aufeinanderfolgenden F -Werte, die als j -Werte zu bezeichnen sind, gebildet und die
gefundenen j[t] mit ½m , die j [t'] resp. j [t,] mit m' resp. m, multipliziert. Auf
diese Weise resultieren die nach dem einfachen und nach dem zweiseitigen G. G.
berechneten z-Werte im Vergleich mit den beobachteten Tafelwerten in den beiden
folgenden Tabellen. Hierbei sind die Zahlenwerte von h, e¢ und e,ohne Korrektion zu
Grunde gelegt, da die Anbringung derselben bei der Größe des m und dem
angestrebten Genauigkeitsgrade belanglos ist:
Vergleich der empirischen z von Tafel I (Vertikalumfang des Schädels) mit den
theoretischen nach einfachem und zweiseitigem G. G.
E = 1 mm ; i = 5 ; A = 408,2 ; Dp = 409,7 ; h = 11,1 ; e' = 10,4 ; e,= 11,9 ; m =
450 ; m' = 210 ; m,= 240 .
a empirische z Theoretische z Differenz
Vergleich der empirischen z von Tafel III (Rekruten) mit den theoretischen nach
einfachem und zweiseitigem G. G.
E = 1 Zoll ; i = 1 , A = 71,75 ; Dp = 71,99 ; h = 2,04 ; e¢ = 1,92 ; e,= 2,16 ; m =
2047 ; m' = 963,5 ; m,= 1083,5 .
60 1 — — -l -1
61 0 — — 0 0
62 0 — 0,5 0 + 0,5
63 0 1 1,5 +1 + 1,5
64 2 3,5 4 + 1,5 +2
65 15,5 10 12 - 5,5 - 3,5
66 26 26 28 0 +2
67 54 58 59 +4 +5
68 108 110 108 +2 0
69 172 179 174 +7 +2
70 253 252 243 -1 - 10
71 290 304 298 + 14 +8
72 330,5 315 318 - 15,5 - 12,5
73 296 282 291 - 14 -5
74 223,5 217 226 - 6,5 + 2,5
75 142 143 145,5 +1 + 3,5
76 75 81 80,5 +6 + 5,5
77 38 40 37 +2 -1
78 13 17 15 +4 +2
79 3,5 6 5 + 2,5 + 1,5
80 2 2 1 0 -1
81 1 0,5 — - 0,5 -1
82 0,5 — — - 0,5 - 0,5
83 0,5 — — - 0,5 - 0,5
Summe 2047 2047 2047 90 72
Wie man sieht, ist in beiden Tabellen die Gesamtsumme der Abweichungen
zwischen beobachteten und berechneten Werten, dem absoluten Betrage nach
genommen, für das zweiseitige Gesetz kleiner als für das einfache, wenn schon der
Unterschied namentlich für die erste Vergleichstabelle unbedeutend ist. Was aber
mehr ins Gewicht fällt, ist die größere Treue, die durch das zweiseitige Gesetz im
Vergleiche zum einfachen in der Darstellung des Kernes beider Tafeln, den
Endabteilungen gegenüber, erzielt wird.]
[Übrigens zeigt der Vergleich der z-Werte des zweiseitigen Gesetzes mit den
entsprechenden z-Werten des einfachen Gesetzes in beiden Fällen übereinstimmend,
daß von der Tafelmitte aus für wachsende a jene zuerst größer und dann kleiner, für
abnehmende a jene zuerst kleiner und dann größer als diese sind. Der Grund hierfür
liegt in der beiden Tafeln gemeinsamen Richtung der Asymmetrie, und es würden
sich diese Verhältnisse gerade umkehren, wenn die Asymmetrie die entgegengesetzte
Richtung erhielte.]
§ 123. Bisher ist das G. G., soviel mir bekannt, bloß zur Bestimmung der
verhältnismäßigen oder absoluten Zahl der Abweichungen D von A zwischen
gegebenen Grenzen der Abweichung benutzt worden; aber es lassen sich in
Zusammenhang damit und gewissermaßen als Korollar davon auch Formeln für die
verhältnismäßige und absolute Summe der Abweichungen von A zwischen gegebenen
Grenzen der Abweichung entwickeln, welche, wie die Formeln bez. des G. G.
überhaupt, so lange gültig und für die beiderseitigen Abweichungen gemeinsam
anwendbar bleiben, als eine symmetrische W. der Abweichungen bez. A besteht; im
Falle der asymmetrischen W. aber wiederum nach dem zweispaltigen G. G. ihre
Gültigkeit für jede Seite insbesondere in Anspruch nehmen, wenn man die
Abweichungen bez. D statt bez. A nimmt, und m , åD , h, t für jede Seite
insbesondere respektiv durch m,, å¶,, e,, t,und m' , å¶' , e' , t' ersetzt.
Es verdienen aber die Ergebnisse in Bezug auf die Summe der Abweichungen um
so mehr Beachtung, als sie den Nachteil der Ergebnisse bezüglich der Zahl der
Abweichungen nicht teilen, nur durch ein auf einen endlichen Ausdruck nicht
zurückführbares Integral oder eine unendliche Reihe, hiernach tabellarisch dargestellt
werden zu können, da sie vielmehr in endlicher Form ausdrückbar sind, außerdem
durch das Supplementarverfahren (§128), das sie ermöglichen, wichtig werden, Es
gilt nämlich nach dem unten auseinander zu setzenden Gange folgendes.
§ 124. Um die Summe der Abweichungen bis zu einer gewissen
Abweichungsgrenze vom dichtesten Werte aus nach einer Seite, sagen wir der
positiven, also bis zur Grenze ¶' , zu bestimmen, wovon das Entsprechende für die
negative Seite gilt, nehme man die Totalsumme der Abweichungen nach dieser Seite,
d. i. å¶' , bilde hieraus die einfache mittlere Abweichung e' = å¶ ' : m' , nehme t
= ¶ ' : e' , bilde daraus nach unten folgender Regel den Wert exp [ - t2], dann ist
die absolute Summe der Abweichungen von ¶' = 0 bis zum
gegebenen ¶' gleich: å¶'(1 - exp [ - t²]) und die darüber hinaus von ¶' bis ¥ liegende
gleich: å¶'×exp[ -t²]; die verhältnismäßige Summe bis ¶' aber, d. i. die vorige
absolute, dividiert durch die Gesamtsumme å¶' , welche mit T bezeichnet werde,
gleich 1 - exp [ - t2], darüber hinaus exp [ - t2].
Anstatt die absolute und verhältnismäßige Summe bis zu einer gewissen
Grenze ¶' und darüber hinaus zu bestimmen, kann man diese Bestimmung auch bis
zu einer gewissen Zahl der Abweichungen, welche z' heiße, vornehmen, sofern bei
großem m' , wie es hier vorausgesetzt ist, z¢: m' nach dem in voriger Weise
bestimmten t und umgekehrt als F in der t - Tabelle gefunden werden kann. Sei
also z' :m¢ gegeben, so suche man in der t - Tabelle das t und verwende es in voriger
Weise zur Summenbestimmung.
Insofern jeder Wert a in der a - Spalte der Verteilungstafel eigentlich ein ganzes
Intervall i repräsentiert, in welchem sich die auf a geschriebenen z - Werte verteilen,
was wir das Umkreisintervall des betreffenden a nennen, so ist die Grenze, bis zu
welcher wir die Summe wie Zahl der Abweichungen zu nehmen haben, nicht durch
ein a der a - Spalte selbst, sondern durch die Grenze von dessen Umkreisintervall,
wodurch es sich an das Umkreisintervall des benachbarten a anschließt, als bestimmt
anzusehen.
Anstatt die Summe bis zu gegebenen Grenzen von D aus jederseits zu bestimmen,
kann man sie auch zwischen beliebigen Grenzen jederseits ganz in derselben Weise
als die Zahl jederseits bestimmen, indem man die den Grenzen nach ersterer
Bestimmungsweise zugehörigen Summen von einander abzieht.
§ 125. Um exp [ - t2] zu finden, addiere 2 log t zu 0,63778 - 1, suche hierzu die
Zahl in den Logarithmentafeln, nimm sie negativ, d. h. ziehe sie von der nächst
größeren ganzen Zahl ab und füge diese hinten mit negativem Vorzeichen hinzu;
hierzu suche wieder die Zahl, so ist dies exp [ - t2].
Diese Berechnung hat an sich natürlich keine Schwierigkeit, ist aber, wie man
sieht, etwas umständlich, und um sie für die einzelnen Fälle zu ersparen, kann man
dann allerdings für äquidistante t =D : h oder, um die Multiplikation
von h mit zu ersparen, für solche von D :h die zugehörigen Werte von
und hiernach 1 - exp [ - t2] angeben und die äquidistanten Werte einander nahe genug
nehmen, um dann dazwischen zu interpolieren. Hier folgt eine solche Tabelle, deren
Werte freilich noch einander näher liegen müßten, um eine sehr genaue Interpolation
zu gestatten.
Tabelle über die Abweichungssummen von D bis ¥ , die Totalsummme als
Einheitgesetzt ,
6,00 0,00001
6,15 0,00001
6,20 0,00000
§ 126. Die Ableitung des Summengesetzes in Abhängigkeit von A nach
einfachem G. G. ist diese.
Nach dem einfachen G. G. ist die beiderseits zusammengenommene absolute Zahl
der Abweichungen zwischen t = 0 und einem gegebenen Werte von t = D : h :
. (2)
Da aber t = D: h mithin D = th , so hat man durch Substitution dieses Wertes
für Din voriges Integral:
. (3)
Das allgemeine Integral von 2 òt exp[ - t²] dt ist mit Rücksicht, daß tdt = d t2, in
endlicher Form integrierbar, nämlich gleich - exp[ -t2] und mithin zwischen den
Grenzen t = 0 und t = t gleich (1 - exp [ - t2]), was mit mh = åD multipliziert, gibt:
åD (1 – exp [ - t²]) , (4)
als Summe der D zwischen t = 0 und einem gegebenen t .
Sei kurz
1- exp[- t²] = T (5)
gesetzt, so ist
åD ×T (6)
der verlangte Wert.
Nun ist in unendlicher Reihe ausgedrückt:
, (7)
wovon es bei sehr kleinem t d. i. D:h hinreicht, die beiden ersten Glieder
beizubehalten, was bei sehr kleinem t merklich gibt:
åD ×T = t² × åD. (8)
Im Falle der Asymmetrie hat man von D statt von A auszugehen und das
zweispaltige G. G. anzuwenden, d, i. statt åD zu setzen å¶' oder å¶,und t jederseits
ebenso von e¢ odere,abhängig zu machen, wie vorhin von h.
§ 127. Um Beobachtung mit Rechnung zu vergleichen, gilt es natürlich, die
Abweichungssumme selbst bis zu gegebenen Grenzen zu bestimmen. Nun gilt für die
empirische Bestimmung der totalen å¶ jeder Seite (nach § 74):
å¶,= m,D - å a, ;
å¶' = åa' - m¢D ; (9)
Formeln, die sich für die Bestimmung bis zu gegebener Grenze ¶,oder ¶' jeder Seite
bloß insofern ändern, als unter m,und m' nicht mehr die Totalität der
Abweichungszahlen jeder Seite, sondern bloß die Abweichungszahlen bis zur
betreffenden Grenze, und unter åa,, åa' nicht die Totalität der a jeder Seite, sondern
wieder nur bis zur gegebenen Grenze zu verstehen sind, wonach wir die betreffenden
Werte mit zwei Strichelchen unten und oben, statt bezüglich der Totalität bloß mit
einem Strichelchen bezeichnen. Sofern nun D im allgemeinen in ein gewisses
Intervall hineinfällt, ist der Teil von m" , m" , å a" , å a" , der in jenes Intervall
hineinfällt, wie früher (§ 72 u. 73) angegeben, durch Interpolation zu bestimmen,
indes der übrige Teil durch die Beobachtung selbst gegeben ist.
Erläutern wir dies an der Tafel I der 450 Schädel. [Für die Reduktionslage E,= 368
(§ 64) fällt Dp = 409,7 in das Intervall 405,5 – 410,5. Es ist somit a0 = 408; z0 =
65; i = 5; g1 =405,5; x = 4,2 , und man erhält für das von Dpbis zur ersten
Intervallgrenze 405,5 reichende å¶" , d. i. für y Dp – Y , wo y die Zahl und Y die
Summe des Eingriffsintervalles angibt, nach den Formeln (13) und (8) des IX.
Kapitels:
Hieraus ist zu ersehen, mit welcher Annäherung die absoluten und relativen
Abweichungssummen, wie sie die Tafel hergibt, durch das Summengesetz dargestellt
werden. Dabei ist in Rücksicht zu ziehen, daß die empirischen Werte unter der
Voraussetzung einer gleichmäßigen Verteilung der a resp. ¶ innerhalb der einzelnen
Intervalle bestimmt wurden, während der theoretischen Berechnung die Annahme zu
Grunde liegt, daß die Verteilung auch innerhalb der Intervalle dem G. G. entspreche.]
§ 128. Zusatz. Das Supplementarverfahren.
Wenn, wie allgemein üblich, in einer Verteilungstafel bloß die Gesamtzahl, aber
nicht die Gesamtsumme der a , welche über und unter einen gewissen Wert fallen,
kurz bloß die Vorzahl v und Nachzahl n , aber nicht die Vorsumme V und
Nachsumme N gegeben ist, so läßt sich zwar C , aber weder A noch Dpdirekt
erhalten, ebensowenig die Abweichungsfunktionen bezüglich dieser Werte, also wird
auch keine Verteilungsrechnung möglich sein. Inzwischen kann man dazu nach
folgendem, freilich etwas mühsamem, Verfahren, welches ich das
Supplementarverfahren nenne, gelangen.
Man bestimmt statt Dpvielmehr Di , welches in der Regel von Dp so wenig
abweicht, um dafür substituiert werden zu können, läßt zunächst eine Rücksicht auf v
, V , n , N bei Seite, sondern bestimmt die noch unvollständigen
Abweichungszahlen m" , m" und Abweichungssummen å¶" , å¶" nach bekannter
scharfer Methode bloß aus dem ausgeführten Teile der Tafel. Man bestimmt aber
auch die totalen Abweichungszahlen m,= m" + v und m' = m" + n ,
hiernach v : m,und n : m' . Diesen Werten zugehörig kann man in folgender Tabelle
Werte afinden, deren Berechnungsweise nachher angegeben wird, durch die Tabelle
aber soll, wenigstens für einige Werte, die Mühe der Berechnung erspart werden. Die
Tabelle ist bloß auf kleine Werte v : m,und n : m¢ ausgedehnt, da es sich in weit den
meisten Fällen nur um solche handelt; wo die Tabelle nicht ausreicht, muß adirekt
berechnet werden.
Hiernach findet man die volle Summe der unteren und oberen Abweichungen
von Di wie folgt:
, . (10)
Hiernach1):
, ;
. (11)
0,1626 0,37726
0,1105 0,27992
0,0726 0,19960
0,0461 0,13677
0,0282 0,09006
0,0167 0,05700
0,0095 0,03466
0,0052 0,02026
0,0028 0,01138
0,0014 0,00614
0,0007 0,00319
0,0003 0,00159
0,0002 0,00076
0,0001 0,00035
Die Berechnung von a geschieht so: Man suche zu m":m,, oder zu m": m' , je
nachdem es sich um die negative oder positive Seite handelt, als F[t] genommen, den
Wert t und nehme a = exp [ - t²] .
Diese Bestimmungsweise ist davon abhängig, daß man für jede Seite der
Abweichungen von Diaus das einfache G. G. nach der insbesondere für diese Seite
gefundenen Zahl und mittleren Abweichung für gültig hält, kurz das modifizierte G.
G. für die Totalität statuiert, und hängt an dem in folgender Einschaltung
entwickelten Prinzip.
[Die drei Werte: 1) die relative Zahl der Abweichungen, 2) die relative Summe der
Abweichungen, 3) der Quotient aus der Abweichung selbst, bis zu welcher von Di aus
die relative Zahl und Summe bestimmt werden, und aus der mittleren Abweichung,
stehen in solcher Abhängigkeit von einander, daß je zwei aus dem dritten berechnet
werden können. Es ist nämlich auf Grund des G. G. für die Abweichungen einer
Seite, beispielsweise der positiven:
; ; ; (12)
wo m' und å¶' die gesamte Zahl und Summe der Abweichungen dieser Seite
vorstellen, ¶" aber die Abweichung bedeutet, bis zu welcher die unvollständige
Zahl m" und die unvollständige Summe å¶'' erstreckt werden. Es kann daher, in der
oben angegebenen Weise, zu m" : m' resp. m":m,durch Vermittlung von t der
Wert å¶'': å¶ ' resp. å¶": å¶,berechnet und hieraus, wenn å¶" resp. å¶"empirisch
gefunden ist, å¶' resp. å¶, nach (10) bestimmt werden.]
Um diese Bestimmung an einem speziellen Beispiele zu erläutern, so ist in
QUETELET's Tafel der französischen Rekruten2) v = 28 620 ; n = 2490 ; m = 100
000 . [Man findet nun Di= 1,6273 m, also m,= 55 951 ; m' = 44 049 ; m":m,=
0,48848 ; m": m' = 0,94347 ; hiernach aus der t - Tabelle erstenfalls t = 0,46420 und 1
- exp [ - t2] = 0,19385 ; zweitenfalls t = 1,34843 und 1 - exp [ - t2] = 0,83769 .
Folglich erhält man aus (10) die Totalsumme å¶, = 3740,5 ; å¶' = 2410,7 ,
da å¶"= 725,1 und å¶" = 2019,4 . Schließlich ergibt sich auf Grund von
(11) e,= 0,0669 ; e' = 0,0547 ; A = 1,6140 . Es ist somit D - A = 0,0133, während e,-
e' = 0,0122 ; beide Werte sollten einander gleich sein, ihr Auseinanderweichen aber
hat darin seinen Grund, daß der Ausgangswert Divon dem proportional
bestimmten Dp etwas abweicht. QUETELET selbst, der durch abschätzende
Vergleichung der beobachteten Wahrscheinlichkeitswerte mit den theoretischen
Werten seiner Wahrscheinlichkeitstafel zur Aufstellung einer durchgeführten
Verteilungstafel gelangt, sagt: "la taille moyenne est de 1,62 m environ".]
2 ) [Lettres sur la théorie des probabilités, p. 401. "Taille des conscrits francais".]
Man könnte nun meinen, daß auch in Fällen, wo eine vollständige Reihe vorliegt,
die beobachteten Werte aber nach unten abnorm zu klein werden, wie es bei den
Leipziger und Annaberger Rekrutenmaßen der Fall ist, man nur das
Supplementarverfahren auf den höheren Teil der Reihe, der aber noch auf derselben
Seite von D liegt, anzuwenden brauche, um ein å¶,zu erhalten, was am Einflüsse der
Abnormität nach unten unbeteiligt oder so beschaffen ist, als wenn das normale
Verhältnis zwischen Zahl und Größe der Abweichungen, was man nach oben
voraussetzt, auch bis zum unteren Ende reichte. Aber dies ist nicht der Fall, vielmehr
kann man vom Supplementarverfahren nur insoweit ein brauchbares Ergebnis
erwarten, als der bei der Berechnung ausgeschlossene untere Teil der Reihe,
welcher b heiße, ebenso normal ist, als der bei der Berechnung zugezogene ,
welcher a heiße. In der Tat nehmen wir an, die verhältnismäßige Zahl der
Abweichungen von einem gewissen Abweichungswerte bis zum Ende, d. i. im
Teile b , sei zu groß, so wird die verhältnismäßige Zahl darüber, im Teile a , abnorm
zu klein sein; beim Supplementarverfahren aber setzt man voraus, daß sie normal sei,
was sich widerspricht. Daher kommt man auch, wenn man doch nach dem
Supplementarverfahren bei solch abnormen Reihen verfährt, zu absurden
Folgerungen. Natürlich vermindert sich in solchen Reihen durch das
Supplementarverfahren der direkt erhaltene Wert å¶,, und steigt der Wert von A .
— So habe ich bei den Leipzigern als a nach negativer Seite den Teil genommen, der
von D = 69,71 bis 66,5 reicht, als b den Teil von da bis zu Ende, wobei man sich
(nach § 15) erinnern kann, daß 66 der Wert ist, unterhalb dessen die Untermäßigen
fallen. Der aus der Totalität abgeleitete Wert von å¶, war 9935 , der nach dem
Supplementarverfahren abgeleitete 9097, merklich gleich mit dem Werte von å¶'
= 9070 , welcher aus dem als normal angesehenen positiven Teile der Reihe folgt.
Der aus der Totalität der Reihe direkt abgeleitete Wert von A war 69,62 , der nach
dem Supplementarverfahren gewonnene 69,70 , also dem Werte D merklich gleich.
Wäre nun aber D wirklich der Mittelwert, so müßte auch der Zentralwert damit
zusammenfallen, also m' = m,sein, wogegen m,= 4257 ; m' = 4145 ist.
§ 129. [In den beiden vorhergehenden Kapiteln wurde das G. G. so weit entwickelt,
daß es als geeignetes Instrument für die Verteilungsrechnung der K.- G. ebensowohl
bei wesentlicher Symmetrie als bei wesentlicher Asymmetrie der Abweichungen zur
Benutzung bereit steht. Da nun die Erfahrung lehrt, daß in der Tat das GAUSS'sche
Fehlergesetz bei geringer Schwankung der Einzelwerte um ihren Mittelwert das
zutreffende Verteilungsgesetz darstellt, und daß selbst bei schwacher Asymmetrie, bei
der es zweifelhaft bleibt, ob nur eine Störung wesentlicher Symmetrie oder
wesentliche Asymmetrie vorliegt, das zweiseitige Gesetz Vorteile dem einfachen
Gesetze gegenüber gewährt, so kann man das zweiseitige G. G. als das hinreichend
sich bewährende Verteilungsgesetz der K.-G. mit schwacher verhältnismäßiger
Schwankung aufstellen. Dieses Grundgesetz der Verteilung für K.-G. stützt sich
alsdann lediglich auf die Erfahrung und bedarf keiner theoretischen Begründung. Es
bleibt daher vom empirischen Standpunkte aus bloß noch die Aufgabe, die bereits
früher (im V. Kap.) vorgreiflich aufgeführten Spezialgesetze wesentlich
asymmetrischer Verteilung als Folgerungen des Grundgesetzes abzuleiten.
[Wenn aber auch dieses Grundgesetz durch die Erfahrung hinlänglich gestützt wird,
so ist es doch wohl von Interesse, theoretische Voraussetzungen betreffs der K.-G. zu
entwickeln, um das zweiseitige G. G. in ähnlicher Weise, wie es für das einfache
Gesetz in der Fehlertheorie geschehen ist, theoretisch zu begründen. Dies soll nach
Ableitung der Spezialgesetze in dem Zusatze zu diesem Kapitel geschehen.]
§ 130. [Die Spezialgesetze wesentlich asymmetrischer Verteilung zerfallen in zwei
Gruppen. Die erste enthält Bestimmungen des Ausgangswertes, denen zufolge
letzterer
1.der dichteste Wert ist, d. h. das Maximal-z aufweist,
2.die in dem Proportionalgesetze ausgesprochene Eigenschaft besitzt.
Die zweite Gruppe gibt Beziehungen zwischen den Hauptwerten, dem arithmetischen
Mittelwerte A , dem Zentralwerte C und dem dichtesten Werte D , insofern die
Abstände dieser Werte und ihre relative Lage theoretisch bestimmt und Eigenschaften
der zu A und D gehörigen Abweichungszahlen entwickelt werden1).]
[Zur Ableitung dieser Gesetze ist das zweiseitige G. G. zu Grunde zu legen, das als
Verteilungsgesetz der Exemplare eines K.- G. folgende Form erhalten soll:
. (1)
Hier bedeuten, wie üblich, m¢ und m,die Anzahlen der oberhalb und unterhalb des
Ausgangswertes D gelegenen Abweichungen, ¶' und ¶, die ihrem absoluten Werte
nach genommenen Abstände der Abweichungen von D , h' und h,schließlich die
reziproken Werte von e' und e, wo e' und e,die Mittelwerte
der ¶' und ¶,sind. Es soll aber dabei der Ausgangswert D nicht von vornherein als
dichtester Wert noch auch als der durch das Proportionalgesetz bestimmte Wert
gelten, da ja beide Eigenschaften erst bewiesen werden sollen. Es ist vielmehr D als
ein vorerst willkürlich gewählter Ausgangswert anzusehen, der erst auf Grund des
Gesetzes (1) als der mit jenen beiden Eigenschaften behaftete Wert nachzuweisen ist.
Noch ist zu bemerken, daß z ' und z,keine Anzahlen bedeuten, sondern bei
geometrischer Interpretation nur die zu ¶' resp. ¶,als Abszissen gehörigen, auf
letzteren senkrecht stehenden Ordinaten des Verteilungsgesetzes vorstellen. Die
Anzahlen der Abweichungen dagegen beziehen sich stets auf Intervalle und werden
durch Flächenstreifen repräsentiert, so daß die Gleichungen
z' = z¢ d¶' ; z,= z, d¶, (2)
angeben, wie viel Abweichungen dem Gesetze (1) zufolge zwischen den unendlich
nahen Grenzen ¶' und ¶' + d¶ ' resp. ¶, und ¶, + d¶,auf das von letzteren
eingeschlossene Intervall von der Größe d¶ ' resp. d¶,fallen. Entsprechend bestimmt
sich auch die W. W¢und W,, daß eine Abweichung zwischen den angegebenen
Grenzen sich findet. Sie wird durch:
(3)
bezeichnet.]
[Durch die Gleichungen (1) ist für jeden endlichen Wert von ¶' und ¶,der
zugehörige Wert von z ' und z, und damit auch der zugehörige Wert von z'
und z,oder von W¢ und W, in eindeutiger Weise bestimmt. Für den Ausgangswert
selbst jedoch, dem die Abweichungswerte ¶' = 0 und ¶,= 0 zugehören, fehlt diese
Eindeutigkeit, es sei denn, daß
; (5)
so, daß ein ununterbrochener Übergang der beiden Kurvenzüge, welche die
Gleichungen (1) darstellen, in der Tat nur bei Erfüllung der Bedingungsgleichung (4)
stattfindet. Daß aber diese Bedingungsgleichung notwendig erfüllt werden muß,
erhellt aus folgender Überlegung.]
[Es ist selbstverständlich, daß einem Intervalle von gegebener Größe und
gegebener Lage nur eine ganz bestimmte Anzahl von Abweichungen angehören kann.
Dies hat zur Folge, daß auch einem unendlich kleinen Intervalle, das als Grenze eines
endlichen Intervalles zu betrachten ist, die nämliche Anzahl zukommen muß, mag es
als Grenze eines in den oberen oder eines in den unteren Teil der Verteilungstafel sich
erstreckenden Intervalles angesehen werden. Ist aber für den
Ausgangswert z' verschieden von z,, so ist auch die Anzahl der Abweichungen für
das dem Ausgangswerte zugehörige Intervall davon abhängig, ob das letztere von
Seiten der oberhalb oder von Seiten der unterhalb des Ausgangswertes gelegenen
Abweichungen erreicht gedacht wird. Da dies nicht zulässig ist, so muß z ' = z, sein
und somit die Bedingungsgleichung (4) erfüllt werden.]
[Untriftig wäre es, dem entgegenzuhalten, daß man so zwar für die Anzahlen, nicht
aber für die W. der Abweichungen die Eindeutigkeit erziele. Denn die
Wahrscheinlichkeitsbestimmungen (3) beziehen sich auf jede Seite der
Abweichungen besonders, ohne dabei die andere Seite zu berücksichtigen oder von
ihr in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Will man eine beide Seiten gemeinsam
berücksichtigende Bestimmung der W., so muß dieselbe auf die Gesamtanzahl m = m
¢ + m,der Abweichungen Bezug nehmen, und es ist alsdann zu setzen:
, (6)
so daß, wie es sein muß, für ¶' = ¶,= 0 die Eindeutigkeit der
Wahrscheinlichkeitsbestimmung auf Grund von (4) sich ergibt.]
[Es ist somit bei Aufstellung des Verteilungsgesetzes (1) die Bedingungsgleichung
(4) beizufügen. Damit wird aber von dem Ausgangswerte die Erfüllung des
Proportionalgesetzes
e' : e,= m' : m, (7)
gefordert. Zugleich gibt sich dieser Wert als dichtester Wert zu erkennen, da
sowohl z' als auch z, für den Nullwert der Abweichungsgröße ¶' und ¶,das
Maximum erreicht.]
[Zur Veranschaulichung dieses Verteilungsgesetzes mögen die beiden folgenden
Kurvenzüge dienen, von welchen der erste den Verlauf der oberhalb D gelegenen
Werte mit Angabe der wahrscheinlichen und mittleren Abweichungen w = DW ; e' =
DE' ; q = DQ ; der zweite den Verlauf der beiderseits von D gelegenen Werte mit
Angabe der beiden Haupt-werte A und C neben D und der beiden einfachen mittleren
Abweichungen e' = DE' ; e,= DE, vor Augen stellt.
Hierzu ist zu bemerken, daß die Ordinaten relative Werte vorstellen, indem an Stelle
der Werte z ' und z, der Formel (1) die durch 2 h'm' = 2 h,m,dividierten
Werte z' : 2 h'm' und z,:2h,m, gesetzt wurden. Es wurde ferner h'
= 1 ; h,= 2/3angenommen. Daher ist der Maximalwert DB in beiden Kurvenzügen
gleich 1 : ; ferner:
e¢: e,= 2 : 3 ; e¢= 0,564 ; e,= 0,846 ; D - A = 0,282 ;
D – C = 0,222 ; .
Die Maßeinheit ist für den ersten Kurvenzug gleich 5,6 cm, für den zweiten gleich
3,2 cm.]
§ 131. [Nur ausnahmsweise werden die Anzahlen m' und m,der oberhalb und
unterhalb des Ausgangswertes D gelegenen Abweichungen einander gleich sein. In
diesem Ausnahmefalle liegen der Zentralwert C und der arithmetische
Mittelwert A mit D vereint. Denn es ist ja m' = m,,so daß die den Zentralwert
charakterisierende Bedingung erfüllt ist; aus der Gleichheit von m' und m,folgt aber
weiterhin auf Grund des Proportionalgesetzes, daß auch e' = e,und mithin m'e'
= m,e,. Dies besagt, daß auch die beiderseitigen Abweichungssummen einander
gleich sind, wodurch der arithmetische Mittelwert bestimmt wird.]
[Ist jedoch, wie in der Regel vorauszusetzen, m' von m,verschieden, so liegen die
beiden Hauptwerte A und C niemals mit D vereint, und es lassen sich ihre Abstände
von D aus dem G. G. wie folgt ableiten.]
[Man bezeichne die größere der beiden Anzahlen m' und m,durch m", die kleinere
durch m" und kennzeichne die auf Seite der m" liegenden Werte ¶ , e , h und t im
Einklange mit den früher (§ 33) getroffenen Bestimmungen durch zwei Strichelchen
oben. Dann ist der Zentralwert C als derjenige Wert zu suchen, der im Vereine
mit D ein Intervall abgrenzt, das ½ (m" - m") Abweichungen enthält; denn es ist:
, (8)
so daß oberhalb und unterhalb des der Art bestimmten Wertes gleich viel
Abweichungen liegen, wie es für den Zentralwert zu fordern ist. Aus dem
Verteilungsgesetze folgt aber, wenn g= C – D den Abstand der Werte C und D ohne
Rücksicht auf ihre gegenseitige Lage angibt:
, (9)
oder, wenn h" ¶¢ ' = t; h"g = t" gesetzt wird:
. (10)
Man findet somit mit Rücksicht, daß h" = e" ,
C - D = g = t"e" , (11)
wo entweder g direkt aus (9) zu berechnen oder t" mittelst der t-Tabelle auf Grund
von (10) als derjenige Wert zu bestimmen ist, der zu kurz zu F" gehört.]
[Der Abstand C – D ist demnach wesentlich von dem Quotienten
(m"- m") : m'' abhängig. Ist der letztere gleich Null, so wird auch g gleich Null,
und C fällt, wie schon bemerkt, mit D zusammen. Ist jedoch dieser Quotient zwar
nicht gleich Null, wohl aber hinreichend klein, so daß seine zweite Potenz
vernachlässigt werden kann, so ist es erlaubt, F [t"] als Größe der nämlichen
Ordnung angenähert durch:
oder (12)
darzustellen und mithin:
(13)
oder:
(14)
zu setzen. Andererseits erreicht C – D den größtmöglichen Wert, wenn (m" - m"):m"
den Wert 1 annimmt, d. h. wenn m" = 0 und m" = m , wenn also die Gesamtheit der
Abweichungen auf einer und derselben Seite des Ausgangswertes liegt, und die
Asymmetrie infolgedessen unendlich groß wird. Es wird in diesem Grenzfalle aus
(10) die einfachere Gleichung:
, (15)
so daß t" = w : e" , wo w den wahrscheinlichen Wert der Abweichungen darstellt,
der nach § 119 gleich 0,845347 × e" zu setzen ist. Für den Abstand C – D erhält man
sonach die Gleichung:
C - D = w = 0,845347×e".]
(16)
[Diese Bestimmung von C – D ist ebenso im allgemeinen Falle (11) wie in den
beiden Grenzfällen (14) und (16) durchaus auf das zweiseitige G. G. als
Verteilungsgesetz gegründet. Es wird darum die empirische Bestimmung dieses
Abstandes in einer vorgelegten Verteilungstafel, die am einfachsten nach direkter
Berechnung von C und A mittelst der Gleichung (26) oder (29) des XI. Kapitels
geleistet wird, im allgemeinen einen von der hier gefundenen theoretischen
Bestimmung abweichenden Wert ergeben. Anders ist es bezüglich des Abstandes A –
D zwischen dem arithmetischen Mittelwerte A und dem Ausgangswerte D , da die
Aufstellung der Formeln für diesen Abstand lediglich auf den Eigenschaften
von A und D fußt, die auch der empirischen Berechnung zu Grunde liegen, während
zu einer Verwendung des G. G. kein Anlaß sich bietet.]
[Beachtet man nämlich, daß die größere der beiden
Abweichungssummen å¶' und å¶, infolge des Proportionalgesetzes auf der
nämlichen Seite von D sich findet, auf der die größere der beiden
Abweichungszahlen, nämlich m" , zu suchen ist, wonach die größere der beiden
Summen durch å¶", die kleinere durch å¶" bezeichnet wird, so kann man setzen:
å¶" = å a" - m"D
å¶"= m"D - å a" .(17)
Hieraus folgt durch Subtraktion:
å¶" - å¶" = åa" + å a" - (m" + m") D = å a – mD ,
und man erhält nach Division mit m unter Berücksichtigung, daß:
,
die Gleichung:
, (18)
die jedoch die Eigenschaft von D , das Proportionalgesetz zu erfüllen, noch nicht
berücksichtigt. Zu diesem Zwecke setze man in (18):
å¶" = m"e" ; å¶"= m"e"
oder, was dasselbe ist, da m" = m - m" und m" = m - m" :
å¶" = me" - m"e'' ; å¶"= me" - m"e" .
Man gelangt so zu der Gleichung:
, (19)
in welcher dem Proportionalgesetze zufolge:
m" e'' - m"e" = 0
ist, so daß schließlich:
A – D = e" - e" (20)
resultiert, eine Beziehung, die schon im XI. Kap. aufgestellt wurde, als es sich um die
Verwertung der Eigenschaften von Dp im Interesse seiner Bestimmung aus den
empirisch gegebenen Tafelwerten handelte.]
[Da nach dem Proportionalgesetze:
(21)
oder, wenn wie oben:
(24)
abgeleitet werden kann.]
§ 132. [Auf Grund obiger Bestimmung der Abstände C – D und A – D läßt sich
auch A – C als Differenz der beiden vorigen Abstände finden, wonach die
Abstandsgesetze für die drei Hauptwerte A , C und D in folgender Form gegeben
werden können:
1) für ganz beliebige Werte m" und m" , d. i. für einen ganz beliebigen Grad der
Asymmetrie, hat man nach den Formeln (11) und (20) resp. (22):
C – D = t"e"
A - D = e" - e" = 2F "× e" (25)
3) wenn (m" - m") :m" eine kleine Größe vorstellt, deren zweite Potenz
vernachlässigt werden kann, wenn also die Asymmetrie sehr klein ist, kann man nach
den Formeln (14) und (24) setzen:
; (27)
4) für den Fall, daß gar keine Asymmetrie vorhanden ist, in welchem Falle m'
= m, ist, wird schließlich:
C-D=0
A - D = 0 (28)
A-C=0.
Dabei ist zu beachten, daß zwar, wie die Herleitung der Abweichungen für A –
D und C - D unmittelbar erkennen läßt, A und C zugleich auf der Seite der m" liegen,
daß aber nur die absoluten Werte dieser Abstände bestimmt werden, und es mithin
dahingestellt bleibt, ob A und C in der positiven oder in der negativen Richtung
von D abweichen. Das erstere ist der Fall, wenn m¢> m,; das letztere, wenn m, > m' .]
§ 133. [Aus diesen Abstandsgesetzen lassen sich die Abstandsverhältnisse und
insbesondere die p - Gesetze durch Division gewinnen. Man erhält:
1) für den allgemeinen Fall, in welchem der Grad der Asymmetrie keiner
Bedingung unterworfen ist:
(29)
;
2) für den Fall sehr schwacher Asymmetrie:
(30)
;
3) für den Fall unendlich großer Asymmetrie:
(31)
.
Die unter 2) und 3) mitgeteilten Werte stellen die Grenzen dar, zwischen
welchen die für den allgemeinen Fall geltenden Bestimmungen variieren.
Insbesondere sind die für schwache Asymmetrie geltenden Relationen von
Interesse, da dieser Fall bei der hier vorauszusetzenden geringen Schwankung
der Exemplare der K.-G. so häufig vorkommt, daß er als Regel bezeichnet
werden kann. Aus diesem Grunde erhalten die Relationen (30) einen
besonderen Namen und heißen die p- Gesetze.]
[Von den drei Quotienten wird gewöhnlich der an erster Stelle stehende
berücksichtigt und darum der Einfachheit wegen durch einen besonderen.
Buchstaben, nämlich durch p bezeichnet. Es ist somit zu erwarten, daß p oder
(C - D) :(A - D) nicht kleiner als 0,785 und nicht größer als 0,845 wird, wofern
nicht Unregelmäßigkeiten den Gang der empirischen Werte einer
Verteilungstafel stören und die Übereinstimmung mit der Theorie, die allein für
die obigen Bestimmungen maßgebend ist, beeinträchtigen.]
§ 134. [Daß C und A auf der nämlichen Seite von D liegen, wurde schon
bemerkt; daß aber C zwischen A und D liegt, erhellt aus folgender Darlegung.]
[Nach Formel (29) ist ganz allgemein:
, (32)
wo t" der zu F" in der t - Tabelle gehörige Wert ist. Beachtet man nun,
daß F" nur Werte zwischen 0 und ½ darstellen kann, da
,
so lehrt ein Blick auf die t - Tabelle, daß durchweg
t" < F " , (33)
denn erst von dem Werte F= 0,6209 ab sind die dreistelligen t -Werte größer
als die zugehörigen F - Werte, um bis zum Schlusse der Tabelle größer zu
bleiben. Da überdies:
<2
und somit um so mehr:
t¢¢ < 2F " ,
so ist in der Tat:
C – D < A – D . (34)
Dies Gesetz, nach welchem C stets zwischen A und D liegt, heißt das
Lagengesetz.]
[Das Lagengesetz hat zur Folge, daß die Asymmetrie der Abweichungen
bez. D das entgegengesetzte Vorzeichen hat als die der Abweichungen
bez. A . Da nämlich bezüglich Cdie beiderseitigen Abweichungszahlen
einander gleich sind, so besteht für jeden Wert oberhalb C die
Ungleichung m' < m,und für jeden Wert unterhalb C die
Ungleichung m' > m,. Es ist somit, wenn A oberhalb C liegt,
µ¢ < µ, d. h. µ' - µ, negativ.
Dann liegt aber D unterhalb C , so daß:
m¢ > m, d. h. m' - m,positiv ist.
Umgekehrt ist es, wenn A unterhalb und D oberhalb C liegt. Diese Umkehrung
der Asymmetrie bezüglich A und D wird das Umkehrgesetz genannt, das
mithin ein Ausfluß des Lagengesetzes ist.]
oder, wenn die unteren Abweichungen durch ¶1, ¶2. . . die oberen durch ¶',¶ ", .
. . bezeichnet werden:
m'²¶,+ m' ² ¶2+××× + m,2¶' + m,2¶" +××× = 0. (35)
Es mögen nun die W. der
Abweichungen ¶1, ¶2××׶ ' , ¶ " × ××durch j (¶1), j (¶2)×××j (¶'), j (¶ ") ×××bezeich
net werden. Dann wird die W. für das Zusammentreffen aller m Abweichungen
durch das Produkt der m W., also durch:
ausgedrückt.]
[Da aber a0 nach der zu Grunde gelegten Hypothese den wahrscheinlichsten
Wert darstellen soll, so muß nach den bekannten Prinzipien der
Wahrscheinlichkeitsrechnung auch das Produkt der W. für die Abweichungen
der vorgelegten Werte a von a0 größer sein als für die Abweichungen von
irgend einem anderen, von a0verschiedenen Werte. Es muß daher
so ist demnach:
(36)
zu setzen.]
[Diese Gleichung muß mit der Gleichung (35) zugleich bestehen. Bringt man
daher (36) in die Form:
so erhellt, daß:
, (37)
wo k eine beliebige Konstante ist. Aus:
folgt aber
, (39)
wo c, eine noch näher zu bestimmende Konstante und - h,² = ½km' 2ist. Für
die oberhalb D = a0liegenden Abweichungen dagegen, die unterschiedslos
durch ¶' repräsentiert werden mögen, findet man:
, (40)
wo wiederum die Bestimmung von c' noch aussteht, während - h¢ ² =
½km,2ist]
[Um schließlich die Konstanten c' und c,zu bestimmen, ist die W., daß von
den m' oberen und den m,unteren Abweichungen irgend eine zwischen 0
und ¥ liegt, – wie sich von selbst versteht – gleich 1 zu setzen. Es muß daher:
und:
,
zu:
. (41)
(42)
mit der aus den angegebenen Werten für h' und h,folgenden Bedingung :
.] (42a)
§ 136. [Bei dieser Begründung des zweiseitigen G. G. kann es als ein Mangel
empfunden werden, daß die zu Grunde gelegte Hypothese des
Proportionalgesetzes der Hypothese des arithmetischen Mittels in der
Fehlertheorie an Einfachheit und Evidenz nachsteht. Denn man kann zunächst
nur in der Erfahrung eine Stütze für dieselbe suchen, wie es denn auch in § 42
als eine fundamentale Tatsache der Erfahrung bezeichnet wurde, daß die K.-G.
die Bestimmung eines dichtesten Wertes gestatten, der hinreichend nahe mit
dem durch das Proportionalgesetz definierten Werte zusammenfällt.]
[Es ist darum von Interesse, daß eine andere Hypothese aufgestellt werden
kann, die sich auf einfache und nahe liegende Überlegungen über die
Entstehungsweise der K.-G. stützt. Sie führt vorerst zu einem einheitlichen
Verteilungsgesetz; indem jedoch das letztere die Bestimmung eines dichtesten
Wertes gestattet, der approximativ dem Proportionalgesetze genügt, stellt sich
auch das zweiseitige G. G. als Approximation an jenes einheitliche Gesetz dar.
Man gelangt so zu der Erkenntnis, daß die Zweiteilung des
Verteilungsgesetzes, wie sie durch die Verwendung des G. G. bedingt ist, nicht
durch die Natur der K.-G. gefordert wird, wohl aber durch das Bedürfnis
motiviert werden kann, das aus der aufzustellenden Hypothese folgende Gesetz
einer bequemen, den Anforderungen der Kollektivmaßlehre genügenden
Verwendung zugänglich zu machen.]
[Um die wesentlichen Punkte in der Entwicklung dieser Hypothese klar
hervortreten zu lassen, werde zunächst, entgegen den tatsächlich bestehenden
Verhältnissen, ein K.-G. vorausgesetzt, dessen Exemplare nur eine kleine
Anzahl äquidistanter und endlicher Abstufungen bezüglich der Größe
unterscheiden lassen. Beispielsweise mögen fünf Größenstufen existieren, und
die Größen selbst der Reihe nach gleich:
a, a + i , a + 2 i , a + 3i , a + 4i (43)
sein. Dann liegt es nahe, die Verschiedenheit der Größe dem Spiele besonderer
Kräfte zuzuschreiben, von welchen jede im Falle ihres Wirkens den
Zuwachs i erzeugt. Man wird daher vier Kräfte K1, K2, K3, K4 annehmen, der
Art, daß jede ebensowohl wirken als auch nicht wirken kann. Tritt keine der
vier Kräfte in Wirksamkeit, so entsteht ein Exemplar von der Größe a ; wirkt
nur eine der vier Kräfte, so erhält das Exemplar die Größe a + i ; wirken aber
zwei, drei oder alle vier Kräfte, so wird die Größe a + 2i , a + 3i oder a
+ 4i erzeugt. Von der W., die für das Wirksamwerden jeder einzelnen Kraft
besteht, wird dann die Häufigkeit des Auftretens der Exemplare einer
bestimmten Größenstufe abhängen und hierdurch das Verteilungsgesetz
bedingt sein. Man erhält nämlich, wenn die Kräfte unabhängig von einander
mit den W. p1, p2, p3 , p4wirken und entsprechend die W. für das Ausbleiben
ihrer Wirkung durch q1 = 1 - p1 , q2 = 1 - p2, q3= 1 - p3 , q4 = 1 - p4 angegeben
werden, folgende Darstellungen für die W. der verschiedenen Größenstufen:
W[a] = q1q2 q q4 ;
3
3) Jede Kraft erzeugt im Falle ihres Wirkens den Zuwachs i , wo i eine so kleine
Größe vorstellt, daß ihre zweite Potenz neben endlichen Größen vernachlässigt
werden darf.]
2) [Die Bezeichnung "Kräfte" wird bloß der Kürze halber gewählt; es mögen darunter
alle die Besonderheiten, welcher Art sie auch seien, verstanden werden, die einen
ändernden Einfluß auf die Größe der Exemplare eines K.-G. auszuüben imstande
sind.]
[Hiernach erhält ein Exemplar, an dessen Erzeugung sich keine der n Kräfte
beteiligt, die Größe a , deren W. W[a] = qn, während bei Auftreten aller Kräfte die
Größe a + ni entsteht, für welche W[a + ni] = pnist. Beteiligen sich aber an einem
Exemplare x Kräfte, so wird die Größe desselben a + xi ; und da
verschiedene Systeme von je x Kräften gebildet werden können, für jedes System
aber die W.
px × qn-x
besteht, so ist:
. (46)
Nun gelten für große n , x und n - x die Formeln:
.
Mit Rücksicht hierauf erhält man:
(47)
Setzt man hier pn und qn als ganze Zahlen voraus, nimmt man also an, daß n durch
den gemeinsamen Nenner der Brüche p und q teilbar sei, wodurch die Allgemeinheit
der folgen-den Entwicklung nicht beschränkt wird, so kann man statt x und n – x mit
Vorteil pn + x und qn – x schreiben, wo nunmehr x alle positiven Zahlen von 0 bis
+ nq und alle negati-ven Zahlen von 0 bis - np zu durchlaufen hat; zugleich
ist a + xi durch a + pni + xi oder, wenn a + pni kurz durch a0 bezeichnet wird,
durch a0 + xi zu ersetzen. Man findet so:
(48)
folgende Darstellungsform:
(49)
Dieselbe ist gültig, solange x : pn und x : qn kleiner als 1.]
[Soll dieses Gesetz die W. für die endlichen Werte der
Abweichungen xi von a0darstellen, so muß x als Größe von der Ordnung
1 : i vorausgesetzt werden. Es ist dagegen n eine Größe höherer Ordnung, wenn die
extremen Abweichungen pni und qni im Vergleich zu den in Betracht gezogenen
Werten xi sehr groß sind. Dies trifft aber in der Tat zu, da die extremen
Abweichungen mit der Zahl der Exemplare beiderseits wachsen und somit, vom
Standpunkte der Theorie aus, als ins Unbegrenzte wachsend anzunehmen sind. Es
werde darum n als eine Größe von der Ordnung 1 : i2 vorausgesetzt. Alsdann
repräsentiert der Quotient x2: n eine endliche Größe und der Quotient x : n in gleicher
Weise wie der Quotient x3:n2eine Größe von der Ordnung i . Man kann somit, wenn
Größen von der Ordnung i² und höherer Ordnung in der Reihendarstellung
von j und yvernachlässigt werden, das Wahrscheinlichkeitsgesetz (49) in folgende
einfache Form bringen:
,
oder:
, (50)
wenn xi = D und ni2 = k gesetzt wird.]
[Bei der Ableitung dieses Gesetzes wurde vorausgesetzt, daß die Exemplare des K.-
G. in den Mitten a0+ xi der durch die Wertenreihe (45) repräsentierten Intervalle
vereinigt gedacht werden dürfen. Es verteilen sich aber in Wirklichkeit die Exemplare
stetig innerhalb der Intervalle, so daß auch die Wahrscheinlichkeitsfunktion als eine
stetige Funktion der Abweichungen D anzunehmen ist, deren Integrale zwischen den
Grenzen der Intervalle durch die W[a0+ D ] angegeben werden. Bezeichnet man
demnach die Wahrscheinlichkeitsfunktion durch w[a0 +D] so ist:
W[a0 + D ] = ò w × dD ,
oder mit Rücksicht auf den Kleinheitsgrad von i :
=w×i.
Man findet daher zunächst für die Intervallmitten:
; (51)
da aber w eine stetige Funktion von D ist, so hat diese Darstellung für beliebige Dzu
gelten.]
[Hiernach findet man durch Differentiation den Maximalwert von w aus der
Gleichung:
;
oder (mit Rücksicht, daß einesteils w nicht verschwindet, anderenteils D hier eine
Größe von der Ordnung i , und folglich iD2zu vernachlässigen ist) aus:
.
Somit fällt der dichteste Wert D auf:
.
Wird dieser Wert als Ausgangswert für das Wahrscheinlichkeitsgesetz gewählt, wird
also a0 = D + ½i (q - p) ; D = ¶ - ½i (q - p) gesetzt, so resultiert schließlich,
wenn w[D +¶ ] durch j(¶ ) ersetzt wird:
(52)
als endgültige Form des abzuleitenden Gesetzes.]
[Es handelt sich nun noch um den Nachweis, daß der Ausgangswert D auf Grund
des Gesetzes (52) approximativ das Proportionalgesetz erfüllt. Zu diesem Zwecke
werde:
gesetzt, so daß:
. (53)
Nun ist, wenn m¢ die oberhalb D gelegene Anzahl und m die Gesamtzahl der
Abweichungen angibt:
.
Entsprechend ist für die unterhalb D gelegene Anzahl m,:
.
Bezeichnet man ferner die oberhalb und unterhalb D gelegenen Summen der
Abweichungen durch å¶' und å¶,, so wird:
.
Man findet hieraus:
; . (54)
Somit ist:
, (55a)
wie das Proportionalgesetz es verlangt.]
[Gilt aber das Proportionalgesetz, so kann mit entsprechender Approximation das
zweiseitige G. G. an Stelle des einheitlichen Wahrscheinlichkeitsgesetzes (52) treten.
Dasselbe ist in der Form (6), welche sich auf die beiderseitigen Abweichungen
bezieht, vorauszusetzen, da auch das Gesetz (52) die oberen und unteren
Abweichungen zugleich berücksichtigt. Es sei also:
. (56)
Hier ist auf Grund der berechneten Abweichungszahlen und Abweichungssummen:
. (56a)
Da jedoch die approximative Geltung des Proportionalgesetzes verlangt, daß ¾p auf
den ganzzahligen Wert 2 abgerundet wird, so ist auch hier ½p und 4/3 für
gleichwertig anzusehen und
(56b)
zu setzen; auch kann mit der nämlichen Berechtigung in der Darstellung
von h' und h, statt ½p- 2/3ebensowohl ¼p als auch 2/3gesetzt werden.]
[Die Ersetzung des einheitlichen Gesetzes (52) durch das zweiseitige G. G. hat
demnach zur Folge, daß an Stelle des Gliedes
das Glied
tritt, das für positive ¶ ein positives, für negative ¶ ein negatives Vorzeichen erhält.]
[Sowohl (52) als auch (56) stellt für p = q das einfache G. G. dar, das somit als
Spezialfall zugleich mit jenen allgemeinen Gesetzen aus der aufgestellten Hypothese
entwickelt wird. Wird letztere diesem Falle von vornherein angepaßt, so
unterscheidet sie sich nicht wesentlich von der Hypothese, die HAGEN3) zur
Ableitung des einfachen G. G. für die Fehlertheorie aufgestellt hat.]
[Beachtung verdient es, daß die Asymmetrie hier durch Größen von der
Ordnung i repräsentiert wird. Sie wird daher unendlich klein, wenn i unendlich klein
wird. Bei der obigen Ableitung wurde aber i nicht als unendlich klein, sondern nur als
so klein vorausgesetzt, daß i2gegen endliche Größen vernachlässigt werden darf.]
[Noch ist zu erwähnen, daß für das einheitliche Wahrscheinlichkeitsgesetz an Stelle
des dichtesten Wertes D ebensowohl ein anderer Wert als Ausgangswert gewählt
werden kann. In der Darstellungsform (51) ist es beispielsweise der arithmetische
Mittelwert, der zum Ausgangspunkt der Abweichungen gemacht ist. Man findet
nämlich bezüglich a0die Summen der beiderseitigen Abweichungen einander gleich,
so daß a0in der Tat das arithmetische Mittel A darstellt.]
Demgemäß ist in der Tat bisher weder von einer theoretischen, noch
erfahrungsmäßigen Untersuchung und Feststellung gesetzlicher Verhältnisse dieser
Werte die Rede gewesen, und so dürfte nicht nur eine gewisse Lücke in dieser
Hinsicht durch die folgende Untersuchung ausgefüllt werden, sondern auch die
faktische Beseitigung des Verdachtes, daß die extremen Werte überhaupt keinen
gesetzlichen Verhältnissen unterliegen, an sich ein gewisses Interesse in Anspruch
nehmen.
Nun ist es allerdings richtig, daß mitunter Extreme oder extreme Abweichungen
aus exzeptionellen Ursachen herrühren können, die aus der Reihe der Bedingungen
heraustreten, unter welchen ein K.-G. als bestehend aufgefaßt und der Untersuchung
unterworfen wird; z. B. faßförmig aufgetriebene oder entschieden mikrocephale
Schädel, wo es sich um gesunde Schädel handelt. Solche Extreme sind in der Tat
unberechenbar. Aber da sich die aufzustellenden Gesetzmäßigkeiten nur auf solche
K.-G. beziehen, die den früher (Kap. IV) angegebenen Requisiten genügen, so kann
ein Heraustreten der Extreme aus den gesetzlichen Beziehungen geradezu als ein
Anzeichen dafür gelten, daß diese Extreme abnorm sind, die, wo es sich um normale
Verhältnisse handelt, auszuschließen sind.
§ 139. Empirisch kann man sich von der Änderung der Extreme mit der Größe
des m leicht in folgender Weise überzeugen.
Man bestimme aus der Totalität einer Urliste von gegebenem m , in welcher die
Maße in zufälliger Ordnung enthalten sind, die beiden Extreme E' und E,, teile dann
ohne Änderung der zufälligen Ordnung der Maße die Gesamtheit derselben in eine
Anzahl von gleichen Fraktionen z. B., wenn das totale m = 1000 wäre, in 10
Fraktionen von je m = 100, und bestimme nun auch die Extreme dieser Fraktionen.
Wenn nicht zufälligerweise, was doch bei großem Total - m nur ausnahmsweise der
Fall sein kann, dieselben Extreme schon in der Totalität mehrfach vorkommen, wird
man sie in den Fraktionen nicht wiederfinden, sondern diese werden durchschnittlich
nur kleinere E' und größere E,geben; und wiederholt man an jeder Fraktion von m =
100 das Verfahren, indem man sie z.B. in 10 Fraktionen von m = 10 teilt, so wird
natürlich der entsprechende Erfolg eintreten. Nun kann man die Totalität der Maße
von gegebenem m , die man zuerst vor sich hatte, selbst als Fraktion einer Totalität
von größerem m betrachten und schließen, daß, wenn man mehrere solcher
Fraktionen von demselben m vor sich hätte, die E' und E,, die man aus denselben
erhält, auch durchschnittlich von dem E' und E,der größeren Totalität aller
Exemplare in Plus und Minus überboten werden würden.
Man kann bemerken, daß die E , welche aus den gleichzahligen Fraktionen
derselben Totalität erhalten werden, eine etwas abweichende Größe haben, und indem
man die Totalität selbst als eine Fraktion unter anderen gleichzahligen Fraktionen
einer größeren Totalität mit gegebenem m betrachten kann, würde man noch
zwischen den E dieser größeren Fraktionen Verschiedenheiten finden, so daß man
also überhaupt nicht darauf rechnen kann, ein von gegebenem m abhängiges ganz
bestimmtes E' und E,zu finden; wohl aber kann man erstlich bestimmt sagen, daß
normalerweise in dem oben dafür eingeführten Sinne die von
gegebenem m abhängigen E durchschnittlich um so weiter in + steigen und in -
abnehmen, je größerm ist; zweitens kann man ihre Variation bei gegebenem m als
Sache einer Unsicherheit wegen unausgeglichener Zufälligkeiten, die sich einer
näheren Untersuchung fügt, betrachten, worauf unten zurückzukommen.
Erläutern wir das Vorige an der Studentenmaßtafel4) mit m = 2047 , deren
Elemente in § 65 gegeben sind, wonach A1 der primären Tafel = 71,77; Dp nach
Reduktion auf i = 1 Zoll aber im Mittel von 4 Lagen = 71,96 ist. Da jedoch die
Benutzung des ganzen m = 2047 ungeheuer umständlich sein würde, benutze ich nur
360 Werte wie folgt.
Aus der Urliste, in welcher die Maße sich ganz zufällig folgen, wurden von jedem
der 20 Jahrgänge die ersten 18 Maße in ihrer zufälligen Folge ausgeschrieben und zur
Totalität von 360 Maßen vereinigt. Hierin wurde E¢ = 77,5 , E,= 64 Zoll gefunden.
Hiernächst wurden diese 360 Maße in 180 Fraktionen mit einem m = 2 geteilt, in
deren jeder natürlich das eine Maß unmittelbar, als E¢, das andere als E,auftritt, und
durch Division der Summe der so erhaltenen E' und E,mit 180 wurden das
mittlere E' = 73,16 und mittlere E,= 70,26 erhalten; weiter wurde eine Teilung der
360 Maße in 120 Fraktionen mit einem m = 3 vorgenommen, deren
mittleres E' und E,berechnet u. s. f. wovon die Resultate in folgender Tabelle
zusammengestellt sind.
I. Mittelwerte der oberen und unteren Extreme aus n Fraktionen mit
je m Gliedern.
0,00 12 1
0,25 28 1
0,50 25 4
0,75 21 9 1
1,00 16 6 — 1
1,25 31 11 4 —
1,50 35 14 7 —
1,75 29 13 5 2
2,00 24 18 13 13 4 3
2,25 23 12 9 5 2 —
2,50 15 7 6 3 2 1
2,75 16 9 7 4 1 —
3,00 11 10 7 7 3 —
3,25 12 8 7 5 3 1
3,50 5 4 4 4 3 3
3,75 16 14 11 9 8 5 1
4,00 7 5 6 5 4 2 1
4,25 10 10 10 9 8 6 3
4,50 4 4 3 3 3 3 1
4,75 3 3 3 3 3 2 2
5,00 5 5 5 5 5 4 2 2
5,25 6 6 6 6 5 4 4 3 2
5,50 1 1 1 1 1 1 1 — —
5,75 2 2 2 2 2 2 2 2 —
6,00 1 1 1 1 1 1 1 1 1
6,25 — — — — — — — — —
6,50 1 1 1 1 1 1 1 1 1
6,75 — — — — — — — — —
7,00 — — — — — — — — —
7,25 — — — — — — — — —
7,50 — — — — — — — — —
7,75 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
Diese Reihen, welche Verteilungstafeln für die extremen Abweichungen darstellen,
lassen schon durch das sukzessive Vorrücken der kleinsten Werte das Anwachsen der
Extreme bei wachsendem m erkennen. Eine genauere Vorstellung hiervon gewährt
jedoch folgende Zusammenstellung von mittleren Werten der U , als welche das
arithmetische Mittel Ua, der Zentralwert Ucund der dichteste Wert Uddienen sollen:
III. Die mittleren Werte Ua, Ucund Ud der extremen Abweichungen aus m-
gliedrigen Fraktionen.
m m
m= 1 m =2 m = 3 m = 4 m = 18 m = 36 m = 72 m = 360
=6 =9
Ua 2,00 2,72 3,27 3,61 4,10 4,39 5,14 5,75 6,15 7,75
Uc 1,73 2,41 3,16 3,65 4,13 4,33 5,13 5,50 6,00 7,75
Ud 1,50 2,00 2,00 2,00 4,00 4,25 5,25 5,25 5,25 7,75
Hierzu ist zu bemerken, daß Ucdurch einfache Interpolation, Udaber als derjenige
Wert bestimmt wurde, auf den die größte Anzahl der U fiel; nur für m = 6 wurde das
Mittel der beiden Werte genommen, die gemeinsam die Maximalzahl 8 besitzen. Von
dem unsicher bestimmten dichtesten Werte abgesehen, lassen diese Werte ein
ständiges Anwachsen bei wachsendem m bemerken. Doch nimmt auch Ud nicht ab,
sondern behält nur zweimal für je drei aufeinanderfolgende m seinen Wert.]
[Hätte man die oberen von den unteren Abweichungen getrennt, statt beide in einer
Reihe zu vereinigen, so wären an Stelle der einen Tabelle II zwei Tabellen getreten,
die eine für die D' , die andere für die D,; da indessen die Gesamtzahl der
Abweichungen für jede einzelne sich etwa auf die Hälfte vermindert hätte, so wäre
die Unsicherheit der Bestimmungen wesentlich größer geworden. Hätte man
ferner D an Stelle von A als Ausgangswert gewählt, so wäre eine Trennung der Reihe
von Abweichungswerten in eine Reihe der ¶' und eine solche der ¶,prinzipiell zu
fordern gewesen.]
§ 141. [Um diesen emprischen Werten theoretische Bestimmungen zur Seite zu
stellen, ist das Wahrscheinlichkeitsgesetz W[U] abzuleiten, das angibt, mit welcher
W. unter m Abweichungswerten der extreme Wert U zu erwarten ist. Soll aber U den
extremen Wert darstellen, so muß eine der m Abweichungen jenen Wert haben,
während die m - 1 übrigen beliebige Werte zwischen 0 und U annehmen können. Das
Gesetz W[U] drückt somit die W. aus, daß von m Abweichungen irgend eine
gleich U sei und die übrigen zwischen den Grenzen 0 und U sich halten.]
[Es ist nun, wenn die absoluten Werte der Abweichungen durch Q bezeichnet werden,
die W., daß eine Abweichung zwischen die unendlich nahen Grenzen Q und Q+
d Q falle, gleich:
. (1)
Dabei ist es gleichgültig, ob beim Ausgange vom arithmetischen Mittel die
beiderseitigen Abweichungen + D und - D oder beim Ausgange vom dichtesten Werte
die einseitigen Abweichungen ¶' resp. ¶, unter den Q zu verstehen sind; wofern nur
im ersteren Falle h = 1 : h ,im letzteren Falle h = 1 : e' resp. = 1 : e, gesetzt
wird, wo h den Mittelwert der D , e' resp. e,den Mittelwert der ¶¢resp. ¶, darstellt.
Soll daher von den m Abweichungen Q1 , Q2 .... Qmbeispielsweise die erste
gleich U und jede folgende kleiner oder höchstens gleich U sein, so besteht für jene
erste die W.:
.
Die W. für das Zusammentreffen von m Abweichungen, von welchen die erste
gleich U ist, und jede folgende einen beliebigen Wert zwischen 0 und U besitzt, ist
somit gleich:
Eben dieser Wert bestimmt jedoch in gleicher Weise dieW., wenn statt der ersten
Abweichung eine der folgenden gleich U gesetzt wird, und jedesmal die m - 1
übrigen dem Wertenbereiche zwischen 0 und U angehören. Es wird folglich die W.,
daß von m Abweichungen irgend eine gleich U sei, und die übrigen zwischen den
Grenzen 0 und U sich halten oder – mit anderen Worten – die W., daß U der extreme
Wert unter m Abweichungen sei, durch:
, wo t = hU , (2)
dargestellt. Da
,
,
so kann man auch:
; (t = hU) (3)
setzen.]
[Aus letzterer Darstellungsform ist ersichtlich, daß das Integral über W[U]
unmittelbar angebbar ist. Dieses Integral, zwischen bestimmten Grenzen genommen,
drückt aber die W. aus, daß die extreme Abweichung zwischen jene Grenzen falle. Es
ist daher die W., daß die extreme Abweichung kleiner als U1 = t1: h und größer
als U2= t2 : h , gleich:
, (4)
so daß insbesondere die W., daß U = t : h die obere resp. untere Grenze der Extreme
sei, durch:
resp.
bezeichnet wird.]
[Bestimmt man nun einen Wert Uc = tc : h der Art, daß
oder , (5)
m tc m tc m tc
1 0,4769 9 1,2628 500 2,2611
2 0,7437 18 1,4689 1000 2,3988
3 0,8936 36 1,6576 5000 2,6946
4 0,9957 72 1,8319 10000 2,8134
6 1,1330 360 2,1933
[Neben dem Zentralwerte ist es von Interesse, denjenigen Wert zu kennen, der als
Einzelwert die größte W. besitzt. Er gibt sich bei hinreichend oft wiederholter
Bestimmung des Extrems von m Abweichungen als dichtester Wert kund und wird
theoretisch als Maximalwert von W[U] bestimmt. Er genügt somit für t = hU der
Gleichung:
,
oder:
, (6)
und soll durch Ud = td : h bezeichnet werden. Die Berechnung von tdaus der
Gleichung (6) für ein vorgelegtes m ist, wie diejenige von tc , mittelst der t-Tabelle
vorzunehmen. Man findet so folgende zusammengehörige Werte von m und td :
m td m td m td
1 0,000 9 1,194 500 2,203
2 0,620 18 1,404 1000 2,342
3 0,801 36 1,594 5000 2,641
4 0,914 72 1,770 10000 2,761
6 1,060 360 2,134
Dieselben zeigen, daß td < tc , also auch Ud unterhalb Ucliegt, daß aber bei
wachsendem m diese Werte sich einander nähern.]
[Schließlich kann auch der arithmetische Mittelwert der extremen Abweichungen
bestimmt werden. Nennt man ihn Ua, so erhält man aus (2):
(7)
oder – nach partieller Integration – :
. (8)
Für m = 1 resultiert aus (7) Ua = 1 : h d. i. der einfache Mittelwert der
Abweichungen selbst. Für m = 2 gewinnt man aus (8) Ua = :h , d. i. den
mit = 1,4142 multiplizierten Mittelwert der Abweichungen selbst. Für
größere m kann F [t] nach § 118 in Reihenform dargestellt und somit auch Ua in eine
Reihe entwickelt werden. Beispielsweise gelangt man auf diesem Wege für m = 3 zu:
oder, da
,
zu:
.
Es wird somit Ua gleich dem mit 1,6623 multiplizierten Mittelwerte der
Abweichungen selbst.]
[Jeder einzelne von den drei Werten Uc , Ud und Uastellt in besonderer Weise die
Abhängigkeit der extremen Abweichungen von der Anzahl m der Abweichungen, aus
welchen die Bestimmung erfolgt, vor Augen. Es ist jedoch, wenn es gilt, die
theoretischen Werte mit den empirischen zu vergleichen, ebensowohl die Sicherheit
der empirischen Bestimmung als auch die Leichtigkeit der theoretischen Berechnung
zu berücksichtigen und mit Rücksicht hierauf zu erwägen, welcher von den drei
Werten den größten Vorteil bietet. Nun ist die Berechnung des theoretischen Wertes
von Ucbequemer als diejenige von Ud oder von Ua, bezüglich der empirischen
Bestimmung steht aber Ud hinter Uc und Ua an Sicherheit zurück,
während Uc und Ua im allgemeinen gleiches Zutrauen verdienen. Man wird sich
daher mit Vorteil des Zentralwertes Uc zum Vergleiche der Theorie mit der Erfahrung
bedienen.]
[Für die Rekrutenmaße, für welche die empirisch bestimmten Werte von Ucin Tab.
III verzeichnet sind, führt dieser Vergleich zu folgenden Resultaten, wobei der
Mittelwert h der einfachen Abweichungen nach § 65 gleich 2,045 , also 1: h = h
= 3,625 gesetzt ist:
IV. Vergleich der theoretischen Werte von Ucmit den empirischen, aus m-
gliedrigen Fraktionen bestimmten.
Uc Uc
m Diff. m Diff.
theor. empir. theor. empir.
1 1,73 1,73 0 9 4,58 4,33 - 0,25
2 2,70 2,41 - 0,29 18 5,32 5,13 - 0,19
3 3,24 3,16 - 0,08 36 6,01 5,50 - 0,51
4 3,61 3,65 +0,04 72 6,64 6,00 - 0,64
6 4,11 4,13 +0,03 360 7,95 7,75 - 0,20
Man wird, insbesondere in Anbetracht der geringen Anzahl von 360 Werten, die der
empirischen Bestimmung unterliegen, die Übereinstimmung der theoretischen und
empirischen Werte ohne Zweifel befriedigend finden, so daß hiernach das aufgestellte
Wahrscheinlichkeitsgesetz durch die Erfahrung bestätigt wird.]
§ 142. [Die wichtigsten Folgerungen aus den vorstehenden Entwicklungen sind
diese:
l) Ist ein K.-G. mit wesentlicher Asymmetrie – wie als Regel vorauszusetzen –
vorgelegt, und hat das zweiseitige G. G. für denselben Geltung, so besteht,
wenn t' = U' : e' gesetzt wird, die W.:
(9)
dafür, daß der extreme Wert der m' oberhalb D gelegenen Abweichungen
gleich U' und mithin das obere Extrem selbst gleich:
(9a)
sei. In entsprechender Weise besteht die W.:
(10)
dafür, daß U,= t,e, derextreme Werth der m,unterhalb D gelegenen Abweichun-
gen oder das untere Extrem selbst gleich
(10a)
sei. Ist es nun möglich, in fortgesetzter Wiederholung immer wieder m' oberhalb
und m,unterhalb D gelegene Exemplare des vorliegenden K.-G. nach Zufall
auszuwählen, so wird der Zentralwert der auf diese Weise entstehenden oberen und
unteren Extreme durch:
; wo
; wo (11)
der dichteste Wert durch:
; wo
; wo (12)
der arithmetische Mittelwert durch:
; wo
; wo (13)
sich darstellen lassen.]
[2) Da mit wachsenden m' und m,die ihnen nach obigen Formeln zugehörenden
Werte t' und t,wachsen, so besitzen zunächst die Differenzwerte t' -
t,und m' - m' gleiches Vorzeichen; da ferner nach dem Proportionalgesetze auch e' -
e,das gleiche Vorzeichen wie m' - m,hat, so gilt dasselbe von den Differenzen e't' -
e,t, und m¢- m,. Die Asymmetrie der extremen Abweichungen bez. D hat somit die
nämliche Richtung wie die Asymmetrie der Abweichungszahlen bez. D . Will man
dieses Gesetz auf die Abweichungen bez. des arithmetischen Mittels A übertragen, so
gelangt man zu dem in § 33 unter 7) an zweiter Stelle angegebenen Umkehrgesetze
auf Grund folgender Überlegung. Da die extremen Abweichungen groß sind und
relativ großen Schwankungen unterliegen, ist die Annahme gestattet, daß die
Differenz der Abweichungen ihr Vorzeichen nicht ändere, wenn man von D zu dem
relativ nahen Werte A übergeht. Die Differenz der Abweichungszahlen bez. A hat aber
das entgegengesetzte Vorzeichen wie die Differenz der Abweichungszahlen bez. D .
Es hat somit, sofern jene Annahme zutrifft, der Unterschied der extremen
Abweichungen bez. A das entgegengesetzte Vorzeichen wie der Unterschied
zwischen den Abweichungszahlen bez. A . In der Tat findet dieses Umkehrungsgesetz
z. B. in den Tabellen III und IV des XXV. Kapitels für die Glieder der Roggenhalme
(mit nur einer Ausnahme unter 15 verschiedenen Fällen) seine Bewährung. Dasselbe
kann jedoch bloß als ein empirisches Gesetz gelten, das für den Fall wesentlicher
Asymmetrie in der Regel zutrifft. Bei unwesentlicher Asymmetrie hingegen dürfte es
seine Geltung nicht mehr behaupten (vergl. § 181.)]
[3) Verschwindet die Asymmetrie des K.-G., so sind auch für die extremen
Abweichungen prinzipiell gleiche Werte zu fordern, als deren Ausgangswert nunmehr
das mit D zusammenfallende A unter Beiziehung des einfachen G. G. an Stelle des
zweiseitigen zu gelten hat. Für diesen Fall bleiben die unter 1) angegebenen Formeln
bestehen, wenn nur m' und m, durch ½m und e' sowie e,durch das für beide Seiten in
gleicher Weise gültige hersetzt wird. Da sich aber für wesentliche Symmetrie das
Verteilungsgesetz bei Zugrundelegen des Gesamt-m auf beide Seiten
von A gemeinsam bezieht, so ist es zutreffender, die positiven und negativen
Abweichungen gemeinsam der Extrembestimmung zu unterwerfen, was zu fol-
genden Aufstellungen führt. Setzt man t = U : h ,so besteht die W.:
(14)
dafür, daß der extreme Wert der Abweichungen ± D bez.. A gleich U sei. Es bleibt
jedoch unentschieden, ob U im positiven oder im negativen Sinne dem
Ausgangswerte beizufügen sei. Es läßt sich daher nur sagen, daß alsdann entweder
oder (14a)
ist, und zugleich im ersteren Falle E,oberhalb A – U , im letzteren
Falle E' unterhalb A + U bleibt. Entsprechende Bemerkungen sind auch bezüglich der
Hinzufügung der gemäß den Formeln (5), (6) und (8) zu bestimmenden mittleren
extremen Abweichungswerte Uc , Ud und Uazum Ausgangswerte zu machen. Denn
man erhält hierdurch nicht die mittleren Extreme selbst, sondern nur eine obere resp.
untere Grenze für das obere resp. untere mittlere Extrem.]
¢ - log H ; ;
l,= log y, = log H – log a, (1)
zu setzen und insbesondere der dichteste Wert der a durch D, ihr arithmetisches Mittel
durch G und ihr Zentralwert durch C zu bezeichnen, während die oberen und
unteren Abweichungszahlen und mittleren Abweichungen bez. D in gleicher Weise
wie bez. D durch m' ,m, und e' , e,anzugeben sind, so daß:
z
a
empir. theor.
— — 1
15 13 15
25 41 38
35 54 39 1)
45 43 36
55 22 31
65 20,5 26
75 15 21
85 10 16
95 8,5 11
105 5 8
115 3 5
125 6 3
135 3 2
145 5 1
155 0 ——
165 1 ——
195 1 ——
235 1 ——
265 1 ——
A2 = 55,3
C2 = 44,3
Di = 35,4
Dp = 24,9
m' = 220
m,= 33
e' =
35,8
e,= 5,4
1) [Hier fällt das Maximum der theoretischen Werte nicht auf das Intervall 20 - 30,
welches den dichtesten Wert Dp einschließt. Dies wird jedoch nur durch die obige
intervallweise Zusammenfassung der z bedingt. In der Tat findet man bei anderer
Zusammenfassung beispielsweise:
Intervalle z
20 - 24 14,0
24 - 28 15,9
28 - 32 15,8
so daß ein geringer Überschuß dem Intervall 24 - 28 mit dem dichtesten Werte 24,9
zukommt.]
Ersetzt man aber in der primären Tafel die a -Werte durch die logarithmischen
Werte a = log a , die nunmehr zwischen den Grenzen a= 1 ,11 und a= 2,42
variieren, und wählt man ein reduziertes Intervall von der Größe 0,08, so erhält man,
wenn diese Tabelle der aganz ebenso behandelt wird wie die vorige Tabelle der a ,
folgende Resultate:
II. Höhendimension der Genrebilder in logarithmischer Behandlung.
i = 0,08 ; m = 253 .
a Z
empir theor.
1,04 — 0,5
1,12 4 1,5
1,20 5 4
1,28 5 10
1,36 19 18
1,44 22 27
1,52 38 32
1,60 32 32
1,68 31 30
1,76 26 26
1,84 18 22
1,92 19 17
2,00 13 12
2,08 9 8,5
2,16 8 5,5
2,24 1 3
2,32 1 2
2,40 2 1
2,48 —— 1
G = 1,669
C = 1,644
Di = 1,538
Dp = 1,549
G = 46,7
C = 44,1
Ti = 34,5
Tp = 35,4
m' = 165
m,= 88
e' = 0,256
e,= 0,136
Vergleicht man nun beide Tabellen, so tritt der Vorteil der logarithmischen
Behandlung entschieden zu Tage. Denn in der arithmetischen Tafel ist die Summe der
absoluten Differenzen zwischen empirischen und theoretischen Werten gleich 74; in
der logarithmischen Tafel dagegen nur gleich 37, also genau halb so groß. Es weichen
ferner der empirische und der theoreti-sche dichteste Wert, Diund Dp, um 10,5
Einheiten von einander ab; während die mit jenen vergleichbaren Werte Tiund Tpnur
um 0,9 sich unterscheiden. Auch ist zu erwähnen, daß der arithmetisch bestimmte
Quotient
den Wert 0,792 darstellt, so daß jener ganz außerhalb der theoretischen Grenzen
von p , d. i. 0,785 und 0,845, fällt, während dieser dem durch die p -Gesetze
geforderten Werte ¼p = 0,785 innerhalb jener Grenzen sehr nahe kommt. All dies
zeigt, daß in der Tat die arithmetische Behandlung hier versagt, die logarithmische
dagegen sich bewährt. Dabei ist zu beachten, daß trotz des geringen m der
empirischen Tafel die hervorgehobenen Beziehungen für die Dimensionen der
Genrebilder als typisch zu gelten haben.]
[Als Beispiel für die täglichen Regenhöhen sollen die in Genf während der Jahre
1845 – 1892 im Monat Januar gefallenen Regenmengen (geschmolzener Schnee oder
Regen) dienen, die in den meteorologischen Tabellen der Bibliothèque Universelle de
Genève (Archives des Sciences Phys. et Nat.) unter der Rubrik "Eau tombée dans les
24 heures" verzeichnet sind. Die Gesamtzahl der Regentage während des
bezeichneten Zeitraumes von 48 Jahren beträgt 477; für jeden derselben sind die
Regenhöhen bis auf Zehntelmillimeter angegeben. 16 Regentage sind mit 0,0 mm
verzeichnet; die größte Regenhöhe ist gleich 40,0; das arithmetische Mittel A1gleich
4,45; der Zentralwert C1gleich 2,24 mm. Aus der primären Verteilungstafel wurde
eine reduzierte Tafel mit dem Intervall i = 1 mm hergestellt, die bei arithmetischer
Behandlung folgende Werte ergab:
III. Die Regenhöhen des Monats Januar für Genf in arithmetischer
Behandlung.
m = 477 ; i = 1 ; A1 = 4,45 ; E = 1mm.
z
a
emp. theor.
0,5 133 67
1,5 88 63
2,5 43,5 61
3,5 28 56
4,5 27 49
5,5 28 42
6,5 27,5 35
7,5 14,5 28
8,5 16 22
9,5 11,5 16
10,5 12 12
11,5 10 8
12,5 6,5 6
13,5 5,5 4
14,5 3 2
15,5 3 2
16,5 2 1
17,5 5 1
18,5 1 ——
19,5 3 ——
20,5 0 ——
21,5 3 ——
22,5 0 ——
23,5 2 ——
28,5 1 ——
30,5 1 ——
32,5 1 ——
40,0 1 ——
A2 = 4,49
C2 =2,40
Di = 0,75
Dp = 0
e' = A2
e,= 0
m' = m
m,= 0
Wie man sieht, stellen die täglichen Regenhöhen einen K.-G. mit unendlich großer
Asymmetrie dar, indem Dp = 0, und somit alle Werte oberhalb Dpliegen. Es stimmen
aber die theoretischen Werte der z mit den empirischen so wenig überein, daß die
arithmetische Behandlung als unanwendbar sich erweist. Will man aber zur
logarithmischen Behandlung übergehen, so muß zuvor über die Auffassung der 16
Regentage, die mit 0,0 mm verzeichnet sind, ein Übereinkommen getroffen werden,
denn es war doch an jenen Tagen die Regenhöhe nicht völlig gleich 0, sondern nur so
klein, daß sie ein Zehntelmillimeter nicht erreichte. Ich nehme darum 0,05 mm an
Stelle von 0,0 mm an, so daß die Logarithmen der a zwischen den Grenzen - 1,30 und
+ 1,60 variieren. Reduziert man nach dieser, im Grunde willkürlichen Festsetzung die
primäre Tafel auf ein Intervall von der Größe 0,2 , und wählt man als untere Grenze
des ersten Intervalles - 1,50 , so erhält man folgende Resultate:
IV. Die Regenhöhen des Monats Januar für Genf in logarithmischer
Behandlung.
m = 477 ; i = 0,2 .
Z G = 0,313 G = 2,06
a
empir. theor. C = 0,374 C = 2,37
— — 5 Di= 0,800 Ti= 6,31
- 1,4 8 4 Dp = 0,843 Tp = 6,97
- 1,2 8 6
e' = 0,219
- 1,0 9 9 e, = 0,749
- 0,8 9 14 m' = 108
- 0,6 28 19 m, = 369
- 0,4 14 26
- 0,2 34 34
0,0 45 42
+ 0,2 66 50 Es zeigen zwar hier die unterhalb des dichtesten
+ 0,4 47 56 Wertes liegenden z bei - 0,4 und + 0,2 starke
Unregelmäßigkeiten, die bei Änderung der
+ 0,6 53 60 Reduktionslage nicht verschwinden, vielmehr durch
+ 0,8 67 63 den Gang der z in der primären Tabelle und deren
+ 1,0 53 52 Zusammenfassung in die logarithmischen Intervalle
begründet sind; trotzdem ist aber die
+ 1,2 27 27 Übereinstimmung zwischen Theorie und Erfahrung
+ 1,4 7 8 so gut, daß die Differenzen zwischen den
+ 1,6 2 2 theoretischen Werten und den empirischen als eine
Ausgleichung der Zufälligkeiten, die letzteren anhaften, sich darstellen. Es bewährt
sich somit das logarithmische Verteilungsgesetz auch an den Regenhöhen durchaus
befriedigend.]
§ 145. [Auf Grund des im Vorstehenden durchgeführten Vergleiches zwischen
Theorie und Erfahrung erweist sich das logarithmische Verteilungsgesetz für K.-G.
mit starker verhältnismäßiger Schwankung als zutreffend. Da nun dasselbe – nach
den Erörterungen des V. Kapitels – bei schwacher verhältnismäßiger Schwankung der
Einzelwerte um die Hauptwerte mit der arithmetischen Verallgemeinerung des G. G.
merklich übereinstimmt, so ist es – wie am Schlusse des angegebenen Kap. schon
hervorgehoben wurde – überhaupt als das streng gültige Verteilungsgesetz der K.-G.
in Anspruch zu nehmen. Somit bestimmt sich die Wahrscheinlichkeit W¢ oder W,,
daß eine logarithmische Abweichung vom dichtesten Werte Dzwischen die unendlich
nahen Grenzen l ' und l ' + dl¢ oder l, und l,+ dl, falle für jeden K.-G. durch:
; (4)
und es findet sich die Anzahl der Abweichungen zwischen den angegebenen Grenzen
gleich:
z¢ = W ' ×m' ; z,= W,m, ;(5)
wobei h' m' = h,m,; h' = 1 : e' ; h,= 1 : e, und e¢ , e,,m' ,m,auf D als
Ausgangswert zu beziehen sind.]
[Für die Hauptwerte G ,Cund D der logarithmischen Abweichungen gelten daher
die nämlichen Gesetze, die im XIX. Kapitel für die arithmetischen
Hauptwerte A , C und Dabgeleitet wurden. Ersetzt man aber G ,C und D der Reihe
nach durch log G , log C und log T ,so erhält man unmittelbar die für die
Hauptwerte G , C und T der Verhältnisabweichungen gültigen Gesetze.]
[Es ergeben sich so insbesondere folgende Bestimmungen:
1.der Zentralwert C liegt stets zwischen dem geometrischen Mittelwerte G und
dem dichtesten Verhältniswerte T, da nach dem Lagengesetze das Gleiche
von C , G und D gilt.
2.Bezeichnet man das geometrische Mittel der oberhalb resp.
unterhalb T liegenden a-Werte durch G' resp. G,, so daß:
e' = log G' - log T ; e,= log T - log G,,
so ist auf Grund des Proportionalgesetzes:
e' - e, = log G - log T ; (6)
G' × G,= G × T .
3.Bestimmt man ebenso, wie in § 131 mit Bezug auf D , hier in Bezug
auf D den Wert t" aus:
,
oder mit Rücksicht auf (6):
. (9)
Hiernach kann man G approximativ aus A ableiten.
. (10)
Darin bedeutet e,die untere mittlere logarithmische Abweichung = å l,: m,, Mod
den Modulus unseres üblichen logarithmischen Systems = 0,43429, p wie immer
3,14159. Diese Beziehung ist an die Gültigkeit der logarithmischen
Verallgemeinerung des G. G. geknüpft und kann daher zu den empirischen
Bewährungen dieser Verallgemeinerung mit benutzt werden.
[Beweis. Der logarithmisch dichteste Wert D bezeichnet dasjenige logarithmische
Intervall, das von allen Intervallen der nämlichen Größe die meisten z auf sich
vereint. Er wird daher durch das Maximum der Wahrscheinlichkeitsfunktion (4) bei
konstantem dl¢und dl,, d. i. durch den Ausgangswert der Abweichungen l '
und l,bestimmt. Der arithmetisch dichteste Wert D dagegen liegt in demjenigen
arithmetischen Intervall, das unter allen Intervallen der nämlichen Größe das
Maximal - z, besitzt. Man findet daher diesen Wert bei Gültigkeit des logarithmischen
Verteilungsgesetzes als das Maximum der auf konstante arith-metische Intervalle
bezogenen Wahrscheinlichkeitsfunktion (4). Man bezeichne demgemäß die
arithmetischen Abweichungen der a von dem dichtesten Verhältniswerte T durch Q '
= a' - T und Q,= T - a,,so daß dQ' = da' und dQ,= -da, und setze auf Grund
der Definitionen l' = log a' -D = log a' - log T ; l,= D - log a, = log T - log a, in
den Funktionen (4):
. (11)
Dann erhält man für konstante dQ ' und dQ, zur Bestimmung des Maximums von:
;
die Gleichungen:
;
.
Nun sind aber die l¢ und l,ihrem Wesen nach positiv. Es bietet daher nur die zweite
der beiden Gleichungen ein Maximum für:
(12)
dar. Setzt man hier, um den zu l, gehörigen a-Wert durch D zu bezeichnen:
. (13)
Setzt man aber a= log a und i = log i , so wird a+ xi = log (aix),und man erhält als
Ausdruck für die W., daß der Logarithmus der Größe eines Exemplares gleich a+
xi sei:
. (14)
Hiernach gelten die früheren Entwicklungen in der nämlichen Weise und in dem
nämlichen Umfange für das logarithmische Verteilungsgesetz , wenn nur
überall a durch a= log a und i durch i = log i ersetzt wird.]
XXII. Kollektive Behandlung von Verhältnissen zwischen
Dimensionen. Mittlere Verhältnisse.
§ 147. Hiernach will ich noch etwas von einer Aufgabe sagen, welche in der
Kollektivmaßlehre eine ziemliche Rolle spielt, und deren Besprechung hier
zweckmäßig eine Stelle finden kann, da auch durch sie das Bedürfnis einer
logarithmischen Behandlung unmittelbar nahe gelegt wird.
Bemerktermaßen können nicht bloß einfache Dimensionen eines Gegenstandes,
sondern auch Verhältnisse derselben kollektiv behandelt werden, und schon oben
(Kap. I und III) erwähnte ich in dieser Hinsicht die Verhältnisse zwischen den
Schädeldimensionen einer gegebenen Rasse und den Stengelabteilungen, sog.
Gliedern oder Internodien einer Graminee, wozu sich genug andere Beispiele finden
lassen. Halten wir uns an das Verhältnis zwischen der vertikalen Dimension a und der
zugehörigen horizontalen b des Schädels einer gegebenen Rasse, was zum Vergleiche
mit anderen Rassen bestimmt werden soll, und setzen dabei in der Regel a in den
Zähler, b in den Nenner, obwohl das Verhältnis ebenso gut umgekehrt genommen
werden kann. Das Verhältnis a : b ist nun schon zwischen den Exemplaren einer und
derselben Rasse etwas verschieden; aber zur vergleichenden Charakteristik anderen
Rassen gegenüber gehören statt der wechselvollen Einzelbestimmungen einheitliche
Resultate daraus. Man kann daher nur ein mittleres Verhältnis
zwischen b und a verlangen, was im allgemeinen mit M [a : b] bezeichnet wird.
Jenachdem man das arithmetische oder geometrische Mittel im Auge hat,
treten A oder G an die Stelle von M . Die entsprechende Aufgabe kann bezüglich der
zu einander gehörigen Dimensionen desselben Teiles oder derselben Dimensionen an
verschiedenen Teilen nicht nur des Menschen, sondern irgend welchen Gegenstandes
aufgestellt werden. So kann man fragen, wie verhält sich im Mittel die Länge des
einen Fingers zu der des anderen, die Länge des einen Gliedes zur Länge des zweiten
Gliedes einer Ähre, die Länge zur Breite einer Visitenkarte, die Mitteltemperatur
eines Monats zu der eines anderen u. s. w., kurz, dieselbe Aufgabe bietet sich
unendlich oft dar.
§ 148. Ein mittleres Verhältnis kann nun aber auf verschiedene Weise gewonnen
werden; namentlich auf folgende, wobei zu einander gehörige Werte von a und b mit
gleichem Index bezeichnet werden sollen. Die für die Richtung a : b aufgestellten
Beispiele können natürlich für die Richtung b : a umgesetzt werden.
1) Das arithmetische Mittel von Verhältnissen A [a : b] wird dadurch erhalten, daß
man alle Einzelwerte a : b addiert und mit der Zahl derselben dividiert; also:
. (1)
2) Als summarisches Mittel bezeichne ich dasjenige, welches man erhält, wenn
man die Summe aller a mit der Summe aller b oder, was auf dasselbe herauskommt,
das arithmetische Mittel aller a mit dem arithmetischen Mittel aller b dividiert, nach
der Formel:
. (2)
Man könnte gegen die Anwendung dieses Mittels geltend machen, es sei vielmehr
ein Verhältnis zwischen Mitteln als ein Mittel aus Verhältnissen; aber indem es das
eine ist, ist es zugleich das andere in dem weiteren Begriffe des Mittels, den wir hier
überhaupt gebrauchen, sofern es nach einem bestimmten Prinzip zwischen die
Einzelwerte von a : b und zwar, abgesehen von ganz exzeptionellen Fällen, in die
Nähe der anderen Mittel fällt.
3) Prozentisches Mittel. Zur Gewinnung dieses Mittels bildet man die
Werte a : (a + b) und b : (a + b) und dividiert die Summe der einen durch die der
anderen nach der Formel:
. (3)
4) Das geometrische Mittel, repräsentiert durch die Formel:
, (4)
ist das geometrische Mittel aus dem Produkt der einzelnen Verhältnisse a : b oder,
gleichgeltend damit, das geometrische Mittel aus dem Produkte der a , dividiert durch
das der b , und wird in praktischem Wege als der in den Logarithmentafeln gesuchte
Zahlwert zu (å log a - ålog b) : m erhalten.
Fragt man nun nach der Wahl zwischen diesen verschiedenen Mittelbestimmungen,
so ist zuvörderst im allgemeinen ebenso wie bezüglich der einfachen Maße
vorzubemerken, daß, insofern es sich nur um eine Charakteristik der Verhältnisse
eines K.-G. handeln sollte, welche einen Vergleich desselben mit anderen
Gegenständen gestattet, jedes der angeführten Mittel nur aus einem anderen
Gesichtspunkte zu einer solchen Charakteristik beiträgt, und daß, wo das
Verhältnis a : b überhaupt nur verhältnismäßig wenig schwankt, alle vier
Bestimmungsweisen fast auf denselben Wert führen. So gaben z. B. 10 Visitenkarten,
nach Zufall aus einem Paket herausgezogen, wenn die kurze Seite mit a , die lange
mit b bezeichnet wird, als Mittel:
arithmetisch 0,5654
summarisch 0,5634
prozentisch 0,5650
geometrisch 0,5649.
Die extremen Werte a : b waren 0,5333 und 0,6053.
Inzwischen, wo die Schwankungen zwischen den a : b bedeutend sind, können
auch die verschiedenen Mittelbestimmungen ein erheblich verschiedenes Resultat
geben, und überhaupt gilt es, die Gesichtspunkte anzugeben, welche die Wahl der
einen Bestimmungsweise vor der anderen entscheiden können.
In dieser Hinsicht kann man allgemein sagen, daß das arithmetische und
prozentische Mittel in jeder Beziehung den beiden anderen Mittelwerten nachstehen
und allgemein gesprochen das geometrische Mittel den Vorzug verdienen dürfte, aber
auch das summarische unter Umständen eine nützliche Verwendung finden kann.
In der Tat leidet zunächst das arithmetische Mittel von Verhältnissen an folgenden
Nachteilen.
a) Um die einzelnen Brüche a : b addieren zu können, muß man erst jeden
einzelnen auf einen Dezimalbruch reduzieren, was bei vielen Werten a : b sehr
mühsam ist.
b) An sich ist es gleichgültig, ob man die direkten Werte a : b oder die reziproken
Werte b : a zur Mittelziehung benutzen will, um das mittlere Verhältnis
der a und b zu bestimmen; und man sollte natürlich auf beiden Wegen ein
übereinstimmendes Resultat erlangen; dies gewährt aber diese Methode nicht, wie
sich zeigt, wenn man das aus den reziproken Werten gewonnene Mittel umkehrt,
wodurch man das sog. harmonische Mittel zu dem aus den direkten Werten
gewonnenen erhält; beide stimmen nicht überein, kurz A [a : b] ist nicht gleich dem
dazu harmonischen Mittel 1 : A [b : a]. Sei z. B., um ein ganz einfaches Beispiel von
nur zwei Verhältnissen zu nehmen:
; ;
so ist:
; ; ; ; ,
10/16 aber ist = 0,625 , 6/10 = 0,600. Nimmt man noch weiter von einander
abweichende Brüche als in unserem Beispiel, so wird auch der Unterschied zwischen
dem direkten und harmonischen Mittel noch größer. Bei solchen K.-G., wo sich die
meisten Werte a : b nicht sehr weit von einem mittleren Werte entfernen, ist er in der
Regel zwar nur sehr gering, aber doch nicht überall zu vernachlässigen, und das
Verfahren wegen der Zweideutigkeit seiner Resultate jedenfalls prinzipiell zu
verwerfen.
c) Hat man die mittleren Verhältnisse zwischen dreierlei Werten a , b , c zu
bestimmen, so sind drei Verhältnisse a : b , b : c , a : c mit ihren reziproken Werten
möglich, und man kann wünschen, aus zweien dieser Verhältnisse (sei es direkter
oder reziproker) unmittelbar das dritte ableiten zu können. Dies leistet aber diese
Methode nicht, indem man z. B. A [a :c] nicht dadurch erhalten kann, daß man A [a :
b] mit A [b : c] multipliziert.
Das prozentische Mittel teilt diese sämtlichen Nachteile des arithmetischen. Doch
findet man mitunter sowohl das eine wie das andere gebraucht.
Das summarische und geometrische Mittel sind hingegen frei von diesen
sämtlichen Nachteilen. Wollte man aber doch dem direkten arithmetischen und
prinzipiell gleichberechtigten harmonischen, aber vom direkten verschiedenen Mittel
ein besonderes Zutrauen schenken, so würde man sich nur an das arithmetische oder
geometrische Mittel des direkten und harmonischen Mittelwertes halten können. Aber
da es ja auch freistände, statt von a : b , von b : a als direktem Verhältnis auszugehen,
so würde nicht nur hierdurch eine Zweideutigkeit bleiben, sondern auch bei Wahl des
arithmetischen Mittels wieder die Frage entstehen, ob man das direkte oder
harmonische vorziehen sollte, also die Zweideutigkeit auch von dieser Seite nicht
gehoben sein. Nach einem Beweise aber, den ich Prof. SCHEIBNER 1) verdanke,
fällt der geometrische Mittelwert gegebener Verhältnisse in dem bei K.-G. in der
Regel stattfindenden Falle, daß das direkte und harmonische arithmetische Mittel sich
wenig unterscheiden, merklich genau mit dem arithmetischen Mittel beider
zusammen, und man kann dies an selbst gemachten Beispielen leicht bestätigt
finden.
§ 149. Schließlich also dürfte es sich nur um die Frage, wiefern das summarische
oder geometrische Mittel vorzuziehen, handeln.
Nun empfiehlt sich das summarische Mittel vor allem durch die Leichtigkeit seiner
Bestimmung, da es dazu nur der Summierung aller a , sowie aller b und der Division
der einen Summe durch die andere bedarf, indes es zur Gewinnung des
geometrischen Mittels gilt, erst alle a und b in Logarithmen zu übersetzen. Beide
haben aber folgenden prinzipiellen Unterschied in der Bedeutung.
Sei ein summarisches Mittel:
gegeben, so leuchtet ein, daß wenn etwa ein Exemplar nach seinen beiden in das
Verhältnis eingehenden Komponenten a' und b' sehr groß gegen die übrigen wäre, das
Mittelverhältnis merklich bloß noch von dem Verhältnis a' : b' abhängen würde,
indem dann a" + a"' + × ×× gegen a' und b" + b"' + × ×× gegen b¢ verschwinden, und daß
überhaupt die größeren Exemplare nach Maßgabe ihrer Größe auch mehr Einfluß auf
das Mittel gewinnen. Dies ist nun ganz in der Ordnung, wenn man größeren
Exemplaren mehr Gewicht für die Mittelbestimmung beilegt als kleineren, was unter
Umständen sehr wohl der Fall sein kann, und jedenfalls hindert nichts in dem
summarischen Mittel, was diesen Umstand mitführt, so gut ein charakteristisches
Verhältnis des gegebenen K.-G. zu sehen, als in jedem anderen Mittelverhältnis, was
ihn nicht mitführt, indem es den Gegenstand nur eben in anderem Sinne
charakterisiert.
Hingegen kann es freilich auch in der Absicht liegen, große und kleine Exemplare
mit gleicher Wichtigkeit zur Mittelbestimmung beitragen zu lassen, z. B. das
Verhältnis zwischen horizontaler und vertikaler Dimension bei größeren Köpfen nicht
wichtiger zu nehmen als bei kleineren, und dieser doch wohl häufiger vorkommenden
Absicht entspricht das geometrische Mittel.
Den dem arithmetischen und prozentischen Mittel abgehenden Vorteil, daß, wenn
von drei Verhältnissen a : b , b : c , a : c zwei im Mittel bestimmt sind, das Mittel des
dritten unmittelbar daraus folgt, teilt das summarische Mittel mit dem geometrischen,
indem man nach beiden hat:
. (5)
Hingegen hat das summarische Mittel folgenden Vorteil vor dem geometrischen
voraus. Gesetzt, man hat bei einem mehrgliedrigen Gegenstande, z. B.
Getreidehalmen gegebener Art, für jedes Glied insbesondere das mittlere Verhältnis
seiner Länge zur Totallänge des Halmes summarisch bestimmt, so braucht man diese
Verhältnisse nur für irgend welche zwei Glieder zu addieren, um damit das mittlere
Verhältnis der Verbindung dieser zwei Glieder zur Totallänge zu haben, was beim
geometrischen Verfahren nicht der Fall ist, wie man leicht beweist; was man kurz so
ausdrücken kann: die Verhältnismittelbestimmungen für die Teile und das Ganze
hängen nach dem summarischen Verfahren rationeller zusammen als nach dem
geometrischen und überhaupt jedem anderen.
Außerdem ist folgender Fall zu berücksichtigen. Setzen wir, bei einem K.-G.
kommen unter anderen Exemplare vor, für welche der eine oder andere von beiden
Werten a oder b Null ist; wie denn z. B. bei Bestimmung des mittleren Verhältnisses
zwischen den Gewichten der festen und weichen Teile verschiedener Tiere manchen
feste Teile ganz abgehen können. In diesem Falle wird das geometrische Mittel
unbrauchbar, weil, je nachdem der Nullwert im Zähler oder Nenner auftritt, das
Mittel Null oder unendlich wird. Dann kann man sich doch nur an das summarische
Mittel halten, wenn man nicht das Prinzip aufstellen will, daß solche Fälle überhaupt
nicht mit solchen, wo a und b überall endliche Werte behalten, unter demselben
Mittel zu vereinigen sind.
§ 150. Da jedenfalls der vorliegende Gegenstand durch das summarische und
geometrische Verhältnis der Komponenten a und b , welche in seine Bestimmung
eingehen, in verschiedener Weise bestimmt ist, so wird, allgemein gesprochen, zur
Vollständigkeit seiner Bestimmung gehören, daß man beiderlei Mittel bestimmt, was
nicht hindert, nach Maßgabe der Umstände doch lieber von dem einen vor dem
anderen Gebrauch zu machen2). Es hat aber die Bestimmung von beiden außer dem
allgemeinen Beitrag zur Charakteristik eines gegebenen K.- G., dessen
Komponenten a und b sind, noch den Vorteil, daß mit dem Verhältnisse beider Mittel
nicht unwichtige spezielle charakteristische Bestimmungen zusammengehören,
nämlich folgende:
1) Wenn das Verhältnis von a zu b unabhängig von der absoluten Größe
der a und b für alle Exemplare gleich ist, also für große Exemplare ebenso groß als
für kleine, ist das sum-marische Mittel gleich dem geometrischen.
2) Wenn a mit b immer zugleich wächst oder abnimmt, aber nicht allgemein im
gleichen Verhältnisse, so kann es sein, daß das Verhältnis a : b mit wachsender Größe
von a und b zunimmt, oder daß es abnimmt; ersteres ist der Fall, wenn das
geometrische Mittel der a : b kleiner ist als das summarische, letzteres, wenn es
größer ist.
3) Wenn die verhältnismäßige Schwankung der Werte a um ihr arithmetisches
Mittel A gleich der verhältnismäßigen Schwankung der Werte b um ihr arithmetisches
Mittel B ist, so ist das geometrische Mittel gleich dem summarischen. Als Maß der
verhältnismäßigen Schwankung gilt hierbei bez. A die einfache oder quadratische
mittlere Abweichung von A , dividiert durch A , nämlich ea: A oder qa : A , sagen
wir kurz P ; entsprechend eb: B oder qb : B , kurz Q , bezüglich B .
4) Je nachdem die verhältnismäßige Schwankung der Werte, im vorigen Sinne
verstanden, stärker um A oder um B ist, ist das geometrische Mittel kleiner oder
größer als das summarische.
5) Aus Kombination von 1) und 2) mit 3) und 4) folgt dann weiter noch, daß, je
nachdem die verhältnismäßige Schwankung um A gleich der um B , größer oder
kleiner ist, der Wert a : b unabhängig von dem absoluten Werte der a und b konstant
ist oder mit wachsender Größe von a und b zunimmt oder abnimmt [vorausgesetzt,
daß überhaupt der Wert a : b ein reguläres Verhalten zeigt und bloß zwischen
Konstanz, ständiger Zunahme und ständiger Abnahme eine Entscheidung zuläßt].
2) So gut man zwei oder mehrere K.-G. nach dem Verhältnisse ihrer
Mittel A und G vergleichen kann, kann man sie natürlich auch nach dem Verhältnisse
ihrer C und D vergleichen, und es geben sich diese sämt-lichen Resultate keineswegs
allgemein proportional; doch gehe ich auf allgemeine Erörterungen hierüber nicht
näher ein. – Beispielsweise war bei 237 deutschen Männerschädeln das mittlere
Verhältnis (Hor. : Vertik.) des Vertikalumfanges der Schädelkapsel zum
Horizontalumfang summarisch 1,2830; geometrisch 1,2827; zentral 1,2837.
Hiernach also kann man aus dem Verhältnisse des geometrischen zum
summarischen Mittel, ohne eine weitere Rechnung anzustellen, unmittelbar Schlüsse
ziehen, ob mit wachsender Größe eines Gegenstandes und hiermit seiner
Komponenten a und b das Verhältnis a : b überall (oder doch vorwiegend) wächst
oder abnimmt, und ob die eine oder andere Komponente a , b in stärkerem
Verhältnisse um ihr arithmetisches Mittel schwankt.
Folgendes zum Beweis für vorstehende Sätze. Den ersten anlangend, so seien das
summarische und geometrische Mittel:
und
einander gegenüberstellt. Nun beweist CAUCHY in seinem cours d'analyse p. 15 und
447, daß
allgemein zwischen a' : b' , a" : b", ... fällt. Sind nun a' : b' , a" : b", ... sämtlich
gleich a: b, so wird das Zwischenfallen zur Gleichheit mit a : b , während nicht
minder das geometrische Mittel sich für den Fall der Gleichheit zwischen a' : b
¢, a" : b" , ... auf a : b reduziert. Nach Maßgabe aber als die Gleichheit zwischen den
einzelnen Werten a : b aufhört, hört auch, allgemein gesprochen, die Gleichheit
zwischen beiden Mitteln auf, und es kann nun sein, daß a : b mit Änderung der
absoluten Größe von a und b teils zunimmt, teils abnimmt, für welchen Fall sich
nichts Allgemeines festsetzen läßt. Gesetzt aber, a und b nehmen überall mit einander
zugleich zu oder ab, ohne daß es doch überall in gleichem Verhältnisse geschieht, so
gibt es für den Satz 2) einen allgemeinen Beweis, den ich Herrn Prof. SCHEIBNER
verdanke, der jedoch umständlich und nicht elementar ist, daher ich hier vorziehe, auf
die empirische Bewährung der Regel durch beliebige, selbst gemachte Beispiele zu
verweisen. Und natürlich wird die Regel auch für den Fall noch gelten, wenn
nur a undb in der Überzahl der Fälle mit einander zugleich zu- oder abnehmen. Den
dritten und vierten Satz anlangend, so sind sie eine Folgerung des von
SCHEIBNER3) gegebenen Verhältnisses zwischen arithmetischem und
geometrischem Mittel der einfachen Werte. Hiernach hat man unter Setzung
von P und Q als qa : A und qb : B :
;
; (6)
woraus die Sätze 3) und 4) folgen. Sind nun schon die betreffenden Formeln nur
approximative, so wird doch durch die weggelassenen kleinen Glieder die Richtung
der Resultate nicht geändert. Der Satz 5) folgt aus den vorgängigen.
a z
empir. theor.
— — 1
0,084 l 2
0,087 4 5
0,090 12 10
0,093 17 19
0,096 29 32
0,099 47 46
0,102 64 58,5
0,105 64 65
0,108 67 64
0,111 61 58
0,114 45 47
0,117 36 36
0,120 28 24,5
0,123 11 15
0,126 7 9
0,129 3 4,5
0,132 2 3
0,135 1 0,5
0,138 0 —
0,141 0 —
0,144 0 —
0,147 1 —
Summe 500 500
XXIII. Abhängigkeitsverhältnisse
§ 152. Man kann fragen, ob die Mitteltemperaturen der aufeinanderfolgenden Jahre
nach reinem Zufallsgesetze variieren oder eine gewisse Abhängigkeit in ihrer
Aufeinanderfolge von einander zeigen; eine Frage, die auf viele analoge Fälle
übertragen werden kann. Nun können die Abhängigkeitsverhältnisse verschieden, und
die Untersuchungen darauf demgemäß verschieden zu führen sein. Eine der
einfachsten Fragen und Untersuchungswege aber knüpft sich an folgende
Bemerkung.
Ich nehme eine Liste gezogener Lotterienummern. Eine solche beginnt
beispielsweise mit:
26 826 _
21 460 +
31 094 _
22 120 _
16 226 (+)
Ich bezeichne, wie beistehend, jede Abnahme von einer zur folgenden Nummer mit
– , jede Zunahme mit + und erhalte so ohne Rückgreifen auf die erste Nummer
folgende Reihe: – + – – und hiervon ohne Rückgreifen auf das erste Vorzeichen zwei
Zeichenwechsel und eine Folge gleicher Zeichen; oder wenn ich sowohl mit Zahl als
Zeichen zurückgreife: – + – – + und hierin vier Wechsel und eine Folge; allgemein,
wenn ich die Zahl der Nummern m und die Zahl der Wechsel und Folgen z nenne,
erstenfalls z = m – 2 , letzterenfalls z = m .Ersteres heiße Methode a , letzteres
Methode b .
Mag ich nun die Methode a oder b anwenden, so finde ich bei großem m die Zahl
der Zeichenwechsel so approximativ gleich dem Doppelten der Zahl der
Zeichenfolgen, daß ich die W. der einen zur W. der anderen wie 2 : 1 annehmen
kann1). Dies das Gesetz des reinen Zufalls.
1)
[Theoretisch leitet man dieses Verhältnis aus der Bemerkung ab, daß drei
Werte a, b, c, die frei von Successionsabhängigkeit sind, mit der nämlichen
Wahrscheinlichkeit in jeder der sechs Successionen:
a,b,c,
c,b,a,
b,a,c,
c,a,b,
a,c,b,
b,c,a
auftreten können, so daß, wenn z. B. a <b < c, die beiden ersten Successionen je eine
Zeichenfolge, die vier letzten je einen Zeichenwechsel ergeben, und mithin die W.
einer Zeichenfolge gleich 1/3 die W. eines Zei-chenwechsels gleich 2/3zu setzen ist.]
Sollte aber eine Abhängigkeit der aufeinander folgenden Zahlen der Art stattfinden,
daß sie in kontinuo durch ein gewisses Intervall stiegen und wieder sänken, so würde
die Zahl der Zeichenfolgen sich über das vorige Verhältnis hinaus vergrößern. Ja,
wenn die Abhängigkeit immer in derselben Richtung fortginge, so würde man nach
Methode a lauter Zeichenfolgen, nach Methode b m – 2 Folgen, 2 Wechsel erhalten.
Bleiben wir bei Methode a stehen und nennen die Zahl der Wechsel w , die der
Folgen f ,so wird die volle Unabhängigkeit durch f = 1/3z , die volle Abhängigkeit
durch f = z und die partielle Abhängigkeit durch Werte von f zwischen diesen
charakterisiert, und man wird ein Maß der partiellen Abhängigkeit bei
gegebenem f und z in dem Verhältnisse finden können, in welchem der Überschuß
von f über das Maß der vollen Unabhängigkeit zum Totalüberschuß der vollen
Abhängigkeit über die volle Unabhängigkeit steht, d. i. wenn wir dieses Maß mit
Abh. bezeichnen:
Abh. = . (1)
Inzwischen ist f wegen des endlichen m unsicher, und von dieser Unsicherheit ist
Abh. mit beteiligt. Die Bestimmung dieser Unsicherheit ist in den Wert von Abh. als
wahrscheinlicher Fehler mit aufzunehmen.
[Man leistet diese Bestimmung durch Berechnung der wahrscheinlichen Grenzen,
die sich aus der Umkehrung des sog. BERNOULLI-schen Theorems für die W. einer
Zeichenfolge auf Grund der beobachteten Werte von f und z ergeben. Setzt man
nämlich die unbekannte W. für das Auftreten einer Zeichenfolge gleich x , die W.
eines Zeichenwechsels gleich 1- x ,so besteht dem angeführten Satze der
Wahrscheinlichkeitsrechnung2) zufolge die W.:
(2)
dafür, daß der Wert von x zwischen den Grenzen:
und (2a)
liege. Da nun für W = ½ der Wert von c = 0,476 94 wird, so sind die
wahrscheinlichen Grenzen von x gleich:
. (3)
Dem entsprechend sind die wahrscheinlichen Grenzen von Abh. gleich:
. (4)
Es ist somit 1 gegen 1 zu wetten, daß das wie oben definierte Maß der Abhängigkeit
nicht kleiner als die untere und nicht größer als die obere der beiden angegebenen
Grenzen sei.]
[Dasselbe kann auch negative Werte annehmen und so eine Abhängigkeit anzeigen,
die sich durch vorwiegenden – im extremen Falle durch ständigen – Wechsel der
Zeichen kund gibt. Hierzu ist erforderlich, daß die Anzahl f der Zeichenfolgen unter
den Wert 1/3z sinke und im Grenzfalle gleich 0 werde.]
§ 153. [Die Anwendung des Abhängigkeitsmaßes (4) zur Prüfung der
Sukzessionsabhängigkeit meteorologischer Monats- und Tageswerte führt zu
folgenden Resultaten.]
[DOVE stellt in einer seiner Abhandlungen3) für eine Reihe von Orten die
"Abweichungen der einzelnen Monate vom vieljährigen mittleren Werte derselben"
zusammen. Für Berlin umfaßt diese Zusammenstellung den Zeitraum von 1719 bis
1849 mit dem Ausfalle von bloß 3 bis 7 Jahren für die einzelnen Monate. Hieraus
ergeben sich für alle Monate zusammen genommen nach Methode a 1421
Sukzessionen von Zeichen, und zwar 913 Zeichenwechsel und 508 Zeichenfolgen.
Die W. x einer Zeichenfolge hat somit die wahrscheinlichen Grenzen:
3)
[Bericht über die in den Jahren 1848 und 1849 auf den Stationen des
meteorologischen Instituts angestellten Beobachtungen. Berlin 1851. S. XX flgd.]
gefunden werden. Hier wird sich der Wert f : z bei stattfindender partieller
Sukzessionsabhängigkeit, die sich als Häufung der Folgen im Vergleiche zu den
Wechseln zu erkennen gibt, zwischen dem Werte ½ , der für volle Unabhängigkeit
gilt, und dem Werte 1, der für f = z volle Abhängigkeit anzeigt, halten. Man kann
daher wiederum in dem Verhältnisse des Überschusses der partiellen Abhängigkeit
über die volle Unabhängigkeit, d. i. des berechneten x über ½ , zu dem
Totalüberschusse der vollen Abhängigkeit über die volle Unabhängigkeit, d. i. von 1
über ½ , ein Maß der Abhängigkeit gewinnen und
Abh.= , (5)
oder, wenn für x die wahrscheinlichen Grenzwerte genommen werden,
Abh.=
(6)
setzen. Auch dieses Maß der Abhängigkeit behält für negative Werte seine
Bedeutung, indem es alsdann das Überwiegen der W. eines Zeichenwechsels über die
W. einer Zeichenfolge anzeigt.]
[Als Beispiel für diese Abhängigkeitsbestimmung diene einesteils die Reihe der
Monatsabweichungen für Berlin, anderenteils die Reihe der Rekrutenmaße, deren
Sukzessionsabhängigkeiten nach Formel (4) bereits berechnet wurden, so daß
zugleich ein Vergleich zwischen beiden Weisen der Bestimmung möglich wird.]
[Bezüglich der Monatsabweichungen ist zunächst für jeden Monat die
Wertmitte C zu bestimmen. Dieselbe fällt für einige Monate unterhalb, für die
Mehrzahl der Monate oberhalb des jeweiligen vieljährigen Mittels. Es kann indessen
– was die Anwendung dieser Methode sehr erleichtert – sehr wohl der Mittelwert
selbst als Wertmitte angenommen werden, so daß die positiven und negativen
Abweichungswerte zugleich als + Werte und - Werte im Sinne unserer Methode
gelten dürfen. Denn die 12 Monate ergeben, zusammengenommen, nach Bestimmung
der Zentralwerte 768 Zeichenfolgen und 665 Zeichenwechsel; bei direkter
Bezugnahme auf die Mittelwerte dagegen finden sich 769 Zeichenfolgen und 664
Zeichenwechsel, was keinen wesentlichen Unterschied für das Abhängigkeitsmaß mit
sich führt. Aus ersteren Bestimmungen resultieren als wahrscheinliche Grenzen für
die W. einer Zeichenfolge die Werte:
0,536 ± 0,009 ;
aus letzteren die Werte:
0,537 ± 0,009 ;
und im ersteren Falle wird:
Abh. = 0,072 ± 0,018
im letzteren Falle:
Abh. = 0,073 ± 0,018 .
Das Abhängigkeitsmaß (6) führt somit hier zu größeren Werten als das
Abhängigkeitsmaß (4).]
[Der Zentralwert C der 360 Rekrutenmaße findet sich gleich 71,75. Hiernach
ergehen sich unter 359 Sukzessionen von Zeichen 165 Zeichenfolgen und 194
Zeichenwechsel. Die wahrscheinlichen Grenzen für die W. einer Reihenfolge sind
daher:
0,460 ± 0,018
und:
Abh. = - 0,081 ± 0,035 .
Man erhält demnach in diesem Falle einen relativ kleineren Wert als nach Formel (4);
derselbe weicht jedoch in stärkerem Maße von dem idealen Werte 0 ab.]
§ 155. [Das Abhängigkeitsmaß (6) kann auch der Bestimmung der wechselweisen
Abhängigkeit von je zwei Dimensionen eines mehrdimensionalen K.-G. oder von
Dimensionen verschiedener, aber zeitlich zusammengehöriger K.-G. dienstbar
gemacht werden. Zu diesem Zwecke bezeichne man das Wachsen von jeder der
beiden verglichenen Dimensionen durch +, das Abnehmen durch - , so daß eine Reihe
von m Paaren zusammengehöriger Werte durch m – 1 Zeichenpaare ++, - - , + - , - +
charakterisiert wird. Unter letzteren werden sich bei voller Unabhängigkeit der
beiden Dimensionen von einander und ohne Hinzutreten unausgeglichener
Zufälligkeiten ebensoviele Zeichenfolgen als Zeichenwechsel befinden, da die W. für
jede der vier Arten von Zeichenpaaren gleich groß anzunehmen ist. Es ist daher,
wenn unter z Beobachtungen f Folgen und w Wechsel auftreten, die W. einer
Zeichenfolge nach Formel (3) zu berechnen und das Abhängigkeitsmaß nach Formel
(6) zu bestimmen.]
So besteht beispielsweise zwischen der Größe des Horizontalumfanges und des
vertikalen Scheitelbogens der 500 europäischen Männerschädel, die im vorigen
Kapitel der Behandlung von Verhältnissen zwischen Dimensionen als Beispiel
dienten, eine Abhängigkeit, die sich nach der angegebenen Methode wie folgt
bestimmen läßt. Die 500 Schädelmasse sind in der Urliste in 34 Gruppen von 6 bis 30
Schädel zusammengefaßt (die beiden ersten enthalten 20 Breisgauer und 15
Schwaben; die beiden letzten 6 Serben und 22 Großrussen); in jeder Gruppe aber sind
die Maße nach wachsendem Horizontalumfange geordnet. Ich zählte nun für jede
Gruppe die Anzahl der Zeichenfolgen und Zeichenwechsel ab, die sich für den Gang
der beiden verglichenen Werte ergeben, wobei die Fälle, in denen ein Stillstand in der
Veränderung einer der beiden Größen eintrat, zur Hälfte den Folgen und zur Hälfte
den Wechseln beigezählt wurden. Hiernach fanden sich 273 Zeichenfolgen und 193
Zeichenwechsel unter 466 Zeichenpaaren, so daß sich:
Abh.
ergab.]
[Ein zweites Beispiel entnehme ich den von Prof. WELCKER in der Abhandlung5):
"die Kapazität und die drei Hauptdurchmesser der Schädelkapsel" mitgeteilten
Maßen des Innenraumes I und der Länge L , Breite B und Höhe H von 101 Schädeln
verschiedener Völkerschaften, um insbesondere die Abhängigkeit des WELCKER-
schen "Schädelmodulus" L+B+H und des Produktes L× B × H vom zugehörigen
Innenraume zu berechnen. Werden die einzelnen, nach zunehmendem Innenraume
geordneten Schädelgruppen, deren Anzahl 13 ist, hier ebenso behandelt wie
bezüglich der Gruppen der Horizontal- oder Vertikalmaße angegeben wurde, so
resultieren sowohl für L+B+H und I als auch für L . B . H und I 59,5 Zeichenfolgen
gegenüber 26,5 Zeichenwechsel unter 86 Zeichenpaaren. Es ist somit sowohl für die
Abhängigkeit der Summe als des Produktes der drei Hauptdurchmesser vom
Innenraume:
§ 156. Die Feldfrüchte bringen es je nach Beschaffenheit der Jahrgänge nicht nur
zu einem verschiedenen Ertrage, sondern wachsen auch in verschiedenen Jahren bis
zu einer verschiedenen Höhe heran, was hauptsächlich von Temperatur- und
Feuchtigkeitsverhältnissen der verschiedenen Jahrgänge abhängt. Insofern diese
Verhältnisse größeren Landstrecken gemeinsam zukommen, macht sich auch ihr
Einfluß auf das Wachstum der Feldfrüchte im Zusammenhange für alle Teile solcher
Strecken geltend; ändert sich aber von Strecke zu Strecke, so wie sich diese
Verhältnisse dafür ändern.
Es fragt sich, ob für die Größe der in gleichen Jahrgängen geborenen Menschen
etwas Entsprechendes stattfindet, ob auch sie sich nach Beschaffenheit der Jahrgänge
in gewissem Zusammenhange für zusammenhängende Landstriche ändert, ja
vielleicht gar im Zusammenhange mit der der Pflanzen ändert. Nun läßt sich freilich
kaum ein entsprechender direkter Einfluß von Temperatur- und
Feuchtigkeitsverhältnissen auf das Wachstum der Menschen wie auf das der Pflanzen
voraussetzen; auch wachsen die Menschen nicht wie die Feldfrüchte in jedem Jahre
vom Keim aus neu heran, noch schließen sie ihr Dasein in demselben Jahre ab, so daß
man dabei nur auf die Verhältnisse eines Jahres zu achten hätte; aber es wäre doch
denkbar, daß die Fruchtbarkeit eines Jahres, indem sie die Ernährungsverhältnisse der
Eltern zur Zeit der Erzeugung des Kindes oder während der Schwangerschaft, oder
des Kindes selbst während der Wachstumszeit, insbesondere der ersten, beeinflußte,
auch einen indirekten Einfluß auf das Wachstum des Kindes äußerte, und insofern
wirklich Wachstum der Pflanzen und Menschen sich im Zusammenhange änderten.
Es hängen aber die Ernährungsverhältnisse der Menschen in einem Lande nicht bloß
von der Fruchtbarkeit der Jahre ab; auch Kriegs- und Friedenszustand, Stand der
Industrie und des Handels haben darauf Einfluß, und nicht bloß
Ernährungsverhältnisse können in Betracht kommen; auch alles, was die körperliche
und geistige Kraft und Gesundheit der Eltern zur Zeit der Erzeugung des Kindes und
bei der Schwangerschaft über ein gewisses Land im Zusammenhange betrifft,
vielleicht sogar epidemische und selbst kosmische Einflüsse. Kurz, man ist nicht in
Verlegenheit, mögliche Ursachen zu finden, daß sich die Durchschnittsgröße der in
demselben Jahre geborenen Menschen über größere Raumstrecken im
Zusammenhange so gut als die der Pflanzen, sei es mit oder ohne Beziehung zu
dieser, ändert. Nur fragt sich vor allem, ob die Tatsache eines solchen
Zusammenhanges über größere oder geringere Landstrecken nachweisbar ist; und die
folgende Untersuchung wird beweisen, daß es der Fall ist. Abgesehen hiervon wird
sich die folgende Untersuchung mit der Frage beschäftigen, ob die Einflüsse, welche
auf die Größenänderung wirken, auch einen zeitlichen Zusammenhang der Art
verraten, daß statt unregelmäßig, im Sinne unausgeglichener Zufälligkeiten,
wechselnden Steigens und Fallens der Größenmaße im Verlaufe der Jahrgänge immer
mehrere Jahrgänge nach einander geneigt sind, zu steigen, und wieder mehrere, zu
fallen. Für die zwanzig Jahrgänge sächsischer Studentenrekruten wird sich nichts der
Art nachweisen lassen, hingegen ergibt sich ein um so entschiedeneres Resultat für
Jahrgänge belgischer Rekruten.
Außer den beiden vorigen Fragen habe ich auch noch die Frage untersucht, ob sich
zwischen den hauptsächlichsten Fruchtpreisen, welche um die Gehurtszeit der
Rekruten stattgefunden haben, und der durchschnittlichen Größe der aus dieser Zeit
hervorgegangenen Rekruten eine Beziehung entdecken ließe, und ich habe diese
Untersuchung in RECLAM's hygienistischer Zeitschrift "Gesundheit" (1876)
mitgeteilt 1); da sie jedoch zu einem wesentlich negativen Resultate geführt hat, so
komme ich folgends nicht darauf zurück.
Zur Untersuchung über die hier zu behandelnden Fragen aber vereinigen jedenfalls
Rekrutenmaße mehrere der günstigsten Bedingungen; man möchte sagen, sie sind
wie gemacht dazu; sind auch das einzige Material, was bis jetzt zu einer solchen
Untersuchung zu Gebote steht. Einmal sind die Rekrutenmaße jedes Jahrganges von
Personen genommen, die auch in demselben Jahre, 20, 19 oder 18 Jahre rückwärts, je
nach Verschiedenheit der Länder, geboren sind. Zweitens erstrecken sich die
Rekrutenmessungen über alle kultivierten Länder durch längere Epochen, sind
spezifiziert nach ganzen Ländern, Landesteilen, Distrikten, Städten, gewähren also
Gelegenheit, die Wirkung allgemeinerer und speziellerer Einflüsse in größerem
Maßstabe vergleichungsweise zu untersuchen. Drittens ist die Zahl der Einzelmaße,
selbst nur für einen mäßigen Distrikt, um so mehr für eine ganze Provinz oder ein
ganzes Land, in jedem Jahrgange schon sehr groß, wodurch bemerktermaßen die
Kompensation eines Nachteiles entsteht, der sonst freilich sehr bedenklich erscheinen
müßte, daß sie nämlich im einzelnen sehr ungenau sind.
Meinerseits ist die ganze Untersuchung in Beziehung auf vorige Fragen nur auf
Grund des sehr beschränkten Materiales, was mir in den sächsischen und belgischen
Maßen vorlag, geführt worden, was teils darin seinen Grund hatte, daß ich anderes
brauchbares Material nicht vorfand, teils daß diese Untersuchung überhaupt bloß als
Nebenuntersuchung geführt worden. Denn für Sachsen hätte ich mir wohl noch
Urlisten für andere Landesteile und spätere Jahrgänge nachträglich verschaffen
können; aber schon die Durcharbeitung des bisher benutzten Materiales war zeit- und
gedulderschöpfend. Eine allgemeinere Untersuchung über die hier behandelten
Fragen kann überhaupt nur Sache statistischer Institute sein, denen mit einem
ausgedehnten Materiale hinreichende mechanische Rechenkräfte zu Gebote stehen,
welche in der Tat durch derartige Untersuchungen außerordentlich in Anspruch
genommen werden. Bei alledem dürfte die folgende Untersuchung, so weit sie hat
geführt werden können, das doppelte Interesse behalten, einmal daß sie Wege
bezeichnet und erörtert, auf denen eine solche Untersuchung überhaupt zu führen,
zweitens in den doch bemerkenswerten Resultaten, die sich damit für beschränkte
Räume und Epochen erhalten ließen, eine Einladung für andere enthält, der
Untersuchung weitere Folge zu geben.
Bei diesen Vorteilen, welche die Rekrutenmaße als Unterlage für Untersuchungen
dieser Art überall darbieten könnten, ist nur zu bedauern, wie schon früher berührt
worden, daß sie in den statistischen Werken, wo man die Data darüber zu suchen
hätte, im allgemeinen in keiner dazu geeigneten Form dargeboten sind.
Jahresmittelwerte A finden sich teils gar nicht, teils nicht in hinreichender
Ausdehnung oder Folge, Spezialisierung, Schärfe gezogen, und die Maßlisten, so
weit ich solche kenne, nirgends so aufgestellt, daß sich solche mit Genauigkeit daraus
ziehen ließen, ihre Ziehung aus Urlisten aber erfordert eine mühselige Arbeit, und die
Beschaffung der Urlisten selbst steht nicht überall zu Gebote.
§ 157. Hiernach zur allgemeinen Bezeichnung der Methode der Untersuchung.
Nennen wir überhaupt die Änderung einer Größe von einem Jahrgange zum
anderen Bewegung der Größe und sprechen von einem Parallelismus der Bewegung
zweier Größen, z. B. der Jahresmittel der Rekrutenmaße in zwei benachbarten
Landesteilen, wenn die beiderseitigen Bewegungen dieselbe Richtung in Abnahme
oder Zunahme haben, ohne dazu zu verlangen, wie es in mathematischer Bedeutung
des Wortes Parallelismus gefordert wäre, daß die Änderung beider verglichenen
Größen auch gleich groß sei oder einander proportional gehe; genug, wenn sie sich
nur in der Richtung korrespondiert. Ein Fall des Parallelismus werde mit | | , ein Fall
des Nichtparallelismus oder, wie wir sagen wollen, Antiparallelismus
mit ´ bezeichnet; die Zahl der | | unter einer gegebenen Zahl z verglichener
Bewegungsfälle mit p , die der ´ mit q . Sollte keine Abhängigkeit beider Größen von
einander oder von einer gemeinsamen Ursache stattfinden, so würde im Verfolg
durch eine größere Reihe von Jahren und mithin von Bewegungsfällen die | | mit
den ´ gleichgültig wechseln, und die Zahl beider einander nahe, d. i. bis auf
unausgeglichene Zufälligkeiten, gleich sein müssen. Sollten alle Fälle parallel
ausfallen, so hätte man zu schließen, daß eine Ursache oder eine Zusammensetzung
mehrerer Ursachen, welche auf die Bewegung der beiden Größen einwirkt, alle in
entgegengesetztem Sinne einwirkenden stetig überwiegt. Sollte nur ein erhebliches
Übergewicht der | | über die ´ stattfinden, so würde man nach Maßgabe des größeren
Übergewichtes es auch wahrscheinlicher finden können, daß ein gemeinsamer
Einfluss in betreffender Hinsicht zwar stattfinde, der aber doch mitunter einem
Überwiegen entgegengesetzter Einflüsse Raum gebe. Sollten endlich
die ´ ausschließlich oder sehr überwiegend vorkommen, so würde dies nicht eine
Unabhängigkeit beider Größen von einander beweisen, sondern daß derselbe Einfluß,
der zur Vergrößerung der einen Größe wirkt, zur Verminderung der anderen wirkt.
Außer dem Parallelismus und Antiparallelismus im angegebenen Sinne, wobei die
Größe der Bewegungen nicht beachtet wird, kann man nun aber auch noch diese
Größe in Rücksicht ziehen, indem die W. einer Abhängigkeit oder eines gemeinsamen
Einflusses sich erheblich verstärkt, wenn es vorzugsweise die starken Bewegungen
sind, bei welchen sich der Parallelismus oder (bei Wirkungsgegensatz)
Antiparallelismus ausnahmslos oder weit überwiegend zeigt; indes man bei
schwächeren Bewegungen dem Einflusse unausgeglichener Zufälligkeiten Rechnung
zu tragen hat, und es ist daher in Fällen, wo eine größere Reihe von Jahrgängen
vorliegt (wie in Tab. III, siehe § 160) zweckmäßig, nachdem man erst die
Bewegungen nach der Folge der Jahrgänge aufgeführt hat, um zu sehen, ob sich nicht
das Verhältnis der | | und ´ im Laufe der Zeit auffällig ändert, sie auch noch einmal
nach Ordnung der Bewegungsgröße, der einen oder anderen Größe, aufzuführen, wo
sich dann die zur Voraussetzung des gemeinsamen Einflusses zutreffenden Fälle
vorzugsweise auf Seiten der größeren, die nicht zutreffenden und gleichgültig
wechselnden auf Seiten der kleineren Bewegungen zusammenfinden müssen, soll ein
solcher Einfluß annehmbar sein.
Hierbei fragt sich, ob das Gewicht, was man einem Falle von | | oder ´ beizulegen
hat, der Summe oder dem Produkte der darein eingehenden Bewegungsgrößen
proportional zu nehmen ist. Unstreitig dem Produkte, weil, wenn die eine beider
Bewegungen, die in einen Fall eingehen, null ist, das Gewicht des Falles, als
unentschieden zwischen | | und ´ , null sein muß, und weil Parallelismus zwischen
positiven Bewegungen dem zwischen negativen Bewegungen gleich gilt, was nur
durch das Produkt beider Bewegungen zu erzielen.
Dies vorausgeschickt, wird man ein noch sichereres Urteil als nach der bloßen Zahl
der | | und ´ durch folgende Berücksichtigung der Gewichte gewinnen. Man nehme
die Bewegungsprodukte der zusammengehörigen Größen sowohl für die | |
als ´ besonders, nenne die Summe der ersten P, die der zweiten Q , und urteile nun,
statt nach dem Verhältnisse oder verhältnismäßigen Unterschiede von p zu q , nach
dem von P zu Q . Wenn ein gemeinsamer Einfluß annehmbar sein soll, so muß nicht
nur überhaupt ein bedeutendes verhältnismäßiges Übergewicht des einen von beiden
Werten P, Q über den anderen stattfinden, sondern auch der verhältnismäßige
Unterschied von p zu q darin übertroffen werden, kurz (P - Q):(P + Q) dem absoluten
Werte nach größer als (p – q):(p + q) sein, weil bei letzterem Verhältnisse das größere
Gewicht der starken Fälle zu Gunsten des Einflusses nicht mit in Rücksicht kommt.
Es ist also in jedem Falle nützlich, sowohl p und q als P und Q zu bestimmen, um,
wenn der aus dem Verhalten der ersten zu ziehende Schluß sich nicht durch das
Verhalten der zwei-ten noch verstärkt, den gemeinsamen Einfluß für zweifelhaft zu
halten.
Die Sicherheit des Schlusses wächst überhaupt einerseits mit der Zahl der
Bewegungsfälle z , andererseits der Größe der verhältnismäßigen Unterschiede
.
Aus gar zu kleinem z oder gar zu geringen relativen Überschüssen läßt sich überhaupt
kein beachtenswertes Ergebnis ziehen; je mehr sich beide vergrößern, und in je
stärkerem Verhältnisse sich der zweite über den ersten vergrößert, desto näher kommt
die W. eines Einflusses der Gewißheit, und es würde unstreitig nichts hindern,
genauere Wahrscheinlichkeitsbestimmungen in dieser Hinsicht vorzunehmen, worauf
ich jedoch hier nicht eingehen will2).
2) [Vergl.hierzu § 155. Es ist nur nötig, den Parallelismus als Zeichenfolge, den
Antiparallelismus als Zeichenwechsel zu deuten, um einen direkten Anschluß an die
dortigen Bestimmungen zu gewinnen.]
§ 158. Die Bewegung der Maße dürfte an jedem der Hauptwerte A , C , D verfolgt
werden können, die leichteste Bestimmung aber den praktischen Ausschlag geben;
und in dieser Hinsicht C um so mehr im Vorteil sein, als es auch noch aus
Rekrutenmaßtafeln gewinnbar ist, in welchen nach dem so gewöhnlichen Fehler zur
Vorzahl und Nachzahl nicht auch die Vorsumme und Nachsumme angegeben ist. Will
man sich aber die Bildung einer Verteilungstafel ganz ersparen, so empfiehlt sich
folgendes Verfahren. Man zähle die Zahl der Maße ab, welche kleiner, und die,
welche größer sind als ein ein- für allemal bestimmtes Maß oder kleines
Maßintervall, nenne die Zahl der ersten k , die der anderen g und urteile nun nach
dem Parallelismus oder Antiparallelismus des Verhältnisses g : k oder g : m . Bei den
belgischen Maßen habe ich das Intervall 1618 bis 1643 mm dafür angenommen, wo
dann g die Zahl der Maße bedeutet, welche größer als die obere, und k die Zahl derer,
welche kleiner als die untere Grenze dieses Intervalles sind; und die folgende
Untersuchung wird lehren, daß das Urteil hiernach mit dem Urteile nach C wohl
stimmt, indem ich bei den belgischen Maßen g : k und g : m zum Teil
vergleichungsweise mit C angewandt habe. Da mir jedoch bei den sächsischen
Maßen vollständige primäre Tafeln zu Gebote standen, aus denen sich genaue
arithmetische Mittel A1ziehen ließen, so habe ich mich hierbei an diese gehalten.
Da die Werte A1, A2 , C , g : k , g : m sich nicht genau proportional ändern, so
würden allerdings bei kleinem m und schwacher Bewegung Unterschiede je nach
dem vergleichsweisen Verfolg der Änderungen des einen oder anderen dieser Werte
eintreten können; aber für größeres m und stärkere Bewegung, welche überhaupt nur
ein durchschlagendes Resultat geben können, wird der Parallelismus, wo ein solcher
wesentlich besteht, nicht gestört werden können. Dies ließ sich
für A1 (primär), A2 (reduziert) und C (reduziert) durch einen Vergleich in dieser
Hinsicht nach den zwanzig Jahrgängen der Studentenrekrutentafel feststellen.
Über den räumlichen Zusammenhang der Variationen der Rekrutengröße.
§ 159. An sich nun liegt nichts Auffälliges darin, daß die mittleren Rekrutengrößen
an demselben Orte variieren; denn wer kann bei der Menge zufälliger Umstände, von
welchen das Größenwachstum der einzelnen Menschen abhängt, erwarten, daß die
Verschiedenheiten darin sich durch die Mittelziehung zu ganz denselben Werten ein
Jahr wie das andere ausgleichen. Allerdings aber kann auffällig erscheinen, daß die
Schwankungen der mittleren Rekrutengröße zwischen verschiedenen Jahren groß
genug sind, um den mit der Rekrutenmessung Betrauten auch ohne Mittelziehung
spürbar zu werden. So sagte man mir auf dem Leipziger Quartieramte, von dem ich
Listen für die Leipziger Rekruten einholte, daß man von guten und schlechten
Jahrgängen in dieser Hinsicht spreche, und ein höherer österreichischer Offizier,
welcher lange Jahre den Rekrutenmessungen vorgestanden, erklärte, als man ihm von
meinen, in dieser Hinsicht gemachten Bemerkungen sprach: Daran könne gar nicht
gezweifelt werden, daß die Rekrutengröße sich nach Jahrgängen ändere. Mir selbst
war nämlich aufgefallen, als ich behufs meiner allgemeinen Untersuchung
arithmetische Mittel aus den 17 Jahrgängen der Leipziger Stadtmaße zog, daß der
letzte Jahrgang 1862 das Maximum, der vorletzte 1861 das Minimum aller 17
Jahrgänge gab, und der Unterschied 1,17 Zoll erschien mir durch seine Größe so
merkwürdig, daß ich ihm näher auf den Grund zu kommen suchte. Hiervon hat die
ganze folgende Untersuchung den Ausgang genommen.
Zunächst nämlich entstand der Verdacht, daß der große Unterschied auf einem
konstanten Messungsfehler von entgegengesetzter Richtung in beiden Jahren beruhe.
Dann ließ sich nicht erwarten, daß er sich bei anderswo als in Leipzig gestellten und
gemessenen Rekruten entsprechend wiederfinde. Ich verschaffte mir also die Urlisten
der Maße für die drei letzten Jahrgänge der ganzen Amtshauptmannschaft Borna,
brachte sie in Verteilungstafeln und zog die Mittel A nicht nur für die verschiedenen
Jahrgänge, sondern auch verschiedenen Abteilungen der Amtshauptmannschaft
Borna, und es fand sich das überraschende Resultat, daß ausnahmslos in allen die
Mittelmaße der Jahre 1860 und 1861 nahe übereinstimmten, das Mittelmaß von 1862
aber erheblich größer war, daß also in der ganzen Amtshauptmannschaft eine
parallele Änderung der mittleren Rekrutengröße im Laufe jener Jahre stattgefunden.
Dies wird durch folgende Tabelle belegt, wobei zu bemerken, daß unter dem
Ausdrucke Gerichtsamt im allgemeinen Dorfschaften und kleine Flecken begriffen
sind. Von den Zeichen | | und ´ , welche für den Vergleich zweier Ortlichkeiten
bestimmt sind, ist hier noch nicht Gebrauch gemacht, weil es mehrere auf einmal zu
vergleichen gilt.
I. Mittelwerte A für 20jährige sächsische Rekruten in den verschiedenen Teilen
der Amtshauptmannschaft Borna in den Jahren 1860, 1861, 1862.
(Gesamtes m = 4736 ; E = 1 sächs. Zoll = 23,6 mm.)
A m
1860 1861 1862 1860 1861 1862
Zwenkau .........
A m
1860 1861 1862 1860 1861 1862
3) Derselbe wurde gefunden, indem sowohl für 1861 als für 1862 der
wahrscheinliche Fehler in der Bestim-mung des A berechnet und aus der Summe
ihrer Quadrate die Quadratwurzel gezogen würde.
Insoweit sich nun aus vorigen, noch sehr beschränkten Daten überhaupt ein Schluß
ziehen läßt, würde es der sein, daß sich in den betreffenden Jahren zwar ein sehr
allgemeiner Einfluß gleicher Richtung auf die Größenbewegung über ganz Sachsen
erstreckt hat, der aber durch lokale Gegenwirkungen in der A.-H. Annaberg nur in
stark vermindertem Grade hat zur Geltung kommen können. Und daß überhaupt in
der A.-H. Annaberg andere Bedingungen der Größenentwicklung stattfinden als in
der A.-H. Borna, ergibt sich direkt daraus, daß auch die Mittelmaße in jener absolut
kleiner sind, als sie sich in dieser gefunden haben.
§ 160. Nachdem die Frage des Parallelismus im Vorigen bloß durch Folgen von je
drei Jahren verfolgt war, hatte es unstreitig ein Interesse, sie durch eine längere Reihe
von Jahren zu verfolgen, wobei sich die Behauptung zu bewähren hatte, daß der
Parallelismus vorzugsweise bei den größeren Bewegungen zu suchen. In dieser
Beziehung haben mir von sächsischen Maßen zum Vergleiche nur die Leipziger
Stadtmaße mit den darin nicht eingehenden Studentenmaßen von 1846 - 1862 zu
Gebote gestanden; und ich gebe in folgender Tabelle das Ergebnis des Vergleiches.
Nachdem darin für das erste Jahr der volle Wert des A1 angegeben ist, sind folgends
bloß die Bewegungen jedes Jahres vom je vorhergehenden angegeben. Dabei halte
man im Auge, daß das einer Bewegung beistehende Jahr stets das zweite von den
beiden ist, wozwischen die Bewegung stattfindet. Wenn also z. B. dem Jahre 1849 die
Zahl - 0,12 beisteht, so heißt dies, das A1 des Jahres 1849 war um 0,12 Zoll kleiner,
als das des vorhergehenden Jahres 1848.
; .
Man sieht nun zuvörderst im allgemeinen, daß die parallelen Fälle die
antiparallelen Fälle bei weitem überwiegen; und stellt man die Tabelle nach der
Größenfolge der Maße um, so gehen bei Ordnung nach den Leipziger Maßen die
ersten sechs Bewegungen ausnahmslos, nach den Studenten die ersten zehn nur mit
Ausnahme von 1851 einander parallel, erst von da wechseln | | und ´ ziemlich
gleichgültig, woraus das große Verhältnis von P zu Q folgt. Dabei ist doch auffällig,
daß der stärksten Bewegung bei den Studenten von 1851–52 gleich - 1,02 nur eine
sehr unbedeutende, wennschon von gleicher Richtung gleich - 0,11 bei den
Leipzigern entspricht. Durch sorgfältige Revision habe ich mich überzeugt, daß dies
nicht von einem Rechenversehen meinerseits abhängt, übrigens ist nicht außer Acht
zu lassen, daß das verhältnismäßig geringe m jedes Jahrganges bei den Studenten die
Sicherheit der Bestimmung schwächt.
Anstatt wie in voriger Tabelle die Bewegung von einem Jahre zum je nächsten zu
verfolgen, kann man sie auch von einem ersten zu einem je späteren verfolgen und
die Ergebnisse dafür sehr einfach aus einer Tabelle wie der vorigen ableiten, indem
man die Bewegungen durch die betreffenden Jahre algebraisch, d. h. mit Rücksicht
auf die Vorzeichen addiert; so erhält man die Bewegungen:
G:k m
1852 1858 1852 1858
C g:k m
1.Epoc 2. 2. 1.Epoc 2.
1. Epoche
he Epoche Epoche he Epoche
Mm
Anvers .... 1645,8 - 3,6 1,584 - 0,097 17368 18382
Brabant .... 1650,4 - 9,4 1,767 - 0,389 29301 30444
Flandr. occ. . . 1634,7 - 0,2 1,124 - 0,005 28169 28471
Flandr. or. . . . 1633,2 - 1,1 1,075 - 0,027 34648 35483
Hainaut .... 1638,1 - 1,8 1,289 - 0,081 33063 36204
Liège ..... 1647,6 - 6,9 1,602 - 0,259 19842 22206
Limbourg . . . 1656,7 - 6,3 2,021 - 0,378 8696 8837
Luxembourg . . 1658,6 - 9,4 2,167 - 0,460 8279 8823
Namur..... 1662,3 - 5,3 2,344 - 0,264 12102 12921
Royaume .... 1643,1 - 3,7 1,443 - 0,140 191468 201771
C g:m m
Über die Frage nach einem zeitlichen Zusammenhange der Variationen der
Rekrutengröße.
§ 162. Wie diese Frage zu verstehen, ist § 156 angegeben. Untersuchen wir sie
zunächst in Bezug auf die sächsischen Maße, die uns dazu zu Gebote stehen, d. i. die
Leipziger und Studenten. Das allgemeine summarische A der ersten ist 69,61 , womit
das singuläre übereinstimmt. Bezeichnen wir nun bei jetziger Untersuchung die
sukzessiven 17 Jahrgänge von 1846 an mit + oder - je nachdem ihr A über oder unter
diesem Mittel steht, so finden wir folgende Vorzeichenreihe:
----++-++++-+---+.
Bei den Studenten ist das summarische A der zwanzig Jahrgänge 71,76 ; womit das
singuläre ebenfalls übereinstimmt. Und die Folge der Zeichen hiernach:
+-++-+-++-++++-+---+.
Nun würden nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung bloßen Zufalles eben so viele
Zeichenwechsel als Folgen zu erwarten sein, wie man sich überzeugen kann, wenn
man eine Urliste von Rekrutenmaßen vornimmt, in welcher die Maße sich nach
Zufall folgen, und die einzelnen Maße ebenso nach der Reihe mit + oder - bezeichnet,
je nachdem sie größer oder kleiner als das A1 der Liste sind 8). Bei den Leipziger
Maßen aber beträgt die Zahl der Zeichenfolgen 9, die der Wechsel 7, bei den
Studenten die der Zeichenfolgen 7, die der Wechsel 13. Hieraus ist also kein
zeitlicher Zusammenhang zu folgern, denn sollte ein solcher bestehen, so müßten die
Zeichenfolgen entschieden überwiegen.
Hiergegen ergibt sich bei den belgischen Maßen (s. unten Tab. VIII) ein sehr
auffälliger Zusammenhang. Das singuläre mittlere C aller 33 Jahrgänge von 1843 bis
1875 inklusive ist 1645,8 mm. Hiergegen sind die gesamten ersten 22 Jahrgänge in
minus, die letzten 11 in plus; und sondert man die 33 Jahrgänge in zwei Abteilungen,
16 von 1843 bis 1858 inkl. mit mittl. C = 1641,3 und 17 von 1859 bis 1875 mit
mittl. C = 1650,0, so erhält man in Bezug dazu respektiv folgende Reihen von
Zeichen:
++++----+++-+---;
---------++++++++.
Noch mehr, es zeigt sich bei den belgischen Maßen nicht bloß eine Neigung,
mehrere Jahre hinter einander über und dann wieder unter dem allgemeinen Mittel zu
verharren, sondern auch die Neigung, durch eine Reihe von Jahren kontinuierlich zu
steigen und dann wieder zu sinken. Wir finden nämlich die Bewegungen in dieser
Hinsicht von 1843 bis 1875 sich mit folgenden Vorzeichen folgend:
++---++++--+---+-+++++-++-++-+++.
Der Zeichenfolgen (Folgen gleicher Zeichen) sind hier 17, der Zeichenwechsel bloß
14. Nach bloßem Zufalle aber würden hier doppelt so viel Zeichenwechsel als Folgen
zu erwarten gewesen sein. (So findet es sich nämlich, wie ich mich überzeugt habe,
wenn man die Vorzeichen in entsprechender Weise an den Bewegungen der zufällig
aufeinander folgenden Rekrutenmaße der Urlisten bestimmt, oder in Listen von
gezogenen Lotterienummern, worin die Zahlen sich nach Zufall folgen, eine solche
Bestimmung an den Bewegungen der auf einander folgenden Zahlen vornimmt.)
In Sachsen zeigen die Bewegungen der Rekrutenmaße durch 20 Jahrgänge, sei es
an A1, A2 oder C verfolgt, 5 Folgen auf 13 Wechsel; also noch mehr Wechsel als
erforderlich, um bloß für zufällig zu gelten.
Da sich in Sachsen bei den viel kleineren Maßabteilungen, als für ganz Belgien
vorliegen, nichts Entsprechendes von einem zeitlichen Zusammenhange der Variation
gezeigt hat, so dürfte dies beweisen, daß jener Zusammenhang überhaupt auf sehr
allgemeinen Ursachen beruht, die durch lokale Einflüsse, welche sich über größere
Landesstrecken kompensieren, leicht versteckt werden können; und es liegt nicht nur
eine interessante Aufgabe vor, dies weiter auch bei anderen Ländern zu verfolgen,
sondern auch zu untersuchen, mit welcher Periodizität von Einflüssen die Periodizität
im Menschenwachstum zusammenhängt.
§ 163. Ich gebe nun die Zentralwerte C für die 33 Jahrgänge 1843–1875, welche
von mir aus den Originaltabellen abgeleitet sind; sowie die zugehörigen Werte g : k ,
wobei g die Zahl der Maße, welche das Intervall 1618 bis 1643 an Größe
übersteigen, k die Zahl derer, welche es nicht erreichen, bedeutet. Bei diesen
Bestimmungen war das Total-m aller 33 Jahrgänge (ohne taille inconnue) 1304764;
das mittlere m also 39538; das Minimum 35584 im Jahre 1852; das Maximum 41851
im Jahre 1860.
VIII. Zentralwerte C und Werte g: k für 19 jährige Rekruten in Belgien von
1843 bis 1875 9).
Jahrgang C g:k Jahrgang C g:k
mm mm
1843 1642,1 1,412 1860 1639,5 1,316
1844 1642,3 1,414 1861 1642,0 1,432
1845 1644,6 1,515 1862 1642,6 1,474
1846 1642,3 1,428 1863 1643,1 1,495
1847 1640,8 1,357 1864 1645,1 1,577
1848 1635,1 1,159 1865 1647,6 1,694
1849 1639,6 1,308 1866 1646,2 1,583
1850 1641,0 1,340 1867 1648,7 1,692
1851 1644,1 1,468 1868 1653,8 2,022
1852 1644,7 1,539 1869 1651,27 1,892
1853 1644,3 1,504 1870 1651,33 1,876
1854 1641,2 1,361 1871 1656,6 1,930
1855 1641,5 1,370 1872 1654,2 1,923
1856 1640,3 1,321 1873 1659,2 2,233
1857 1640,2 1,336 1874 1664,4 2,549
1858 1637,4 1,229 1875 1664,5 2,570
1859 1639,8 1,320
9) Diese Tabelle weicht in den Bestimmungen für die sechs ersten Jahrgänge,
welche durch Reduktion 18jähriger Rekruten auf 19jährige entstanden sind, etwas
von der ab, die ich in RECLAM's Zeitschrift gegeben habe, weil die Reduktion
der C in obiger Tabelle ebenso wie der g : k nach singulärer Mittelziehung geschehen
ist, indes sie in der Zeitschrift für erstere nach summarischer, nur für letztere nach
singulärer Mittelziehung geschehen, was der Vergleichbarkeit einigen Eintrag tut.
Prinzipiell muß eben unserenfalls erstere Mittelziehung vorgezogen werden.
Man sieht, daß abgesehen von den Jahrgängen 1857 und 1870 der Gang der
Werte g :k mit dem der Werte C in Richtung von Abnahme und Zunahme überall
parallel geht.
Zu bemerken ist, daß nur die Werte der Jahrgänge von 1849 an nach direkten
Messungen 19 jähriger Rekruten bestimmt sind, die Werte der sechs ersten, durch
einen Strich davon getrennten, Jahrgänge aber durch Reduktion aus Messungen 18
jähriger, je ein Jahr vorher ausgehobener Rekruten; so daß z. B. das C = 1642,1 ,
welches in der Tabelle als für 19 jährige Rekruten des Jahres 1843 gültig angegeben
ist, aus einem C = 1632,5 abgeleitet ist, welches direkt aus Maßen von 18jährigen
Rekruten im Jahre 1842 erhalten war 10). Hierzu folgende Erläuterung.
10) Die direkt für dag C der 18jährigen Rekruten erhaltenen Werte sind nach der
Reihe: 1632,5 ; 1632,7 ; 1635,0 ; 1632,6 ; 1631,2 ; 1625,5 .
Bis zum Jahre 1847 inkl. wurden bemerktermaßen die Rekruten mit vollen 18
Jahren gemessen, und waren dann natürlich kleiner, als wenn sie ein Jahr später mit
19 Jahren gemessen worden wären. Um sie hierauf zu reduzieren, habe ich das
singuläre Mittel der sechs C , sowie g : k der Jahrgänge 18 jähriger Rekruten von
1842 bis 1847 inkl. bestimmt und ersteres 1631,6 , letzteres 1,033 gefunden;
andererseits die entsprechenden Bestimmungen für die 13 Jahrgänge 19 jähriger
Rekruten von 1849 bis 1861 gesucht und respektiv 1641,2 und 1,373 gefunden,
wonach die C der 18 jährigen Rekruten mit 1641,2 : 1631,6 = 1,0059 , die g : k mit
1,373 : 1,033 = 1,329 multipliziert worden sind, um sie darauf zurückzuführen, daß
sie ein Jahr später gemessen worden wären.
Daß ich bloß 13 Jahrgänge 19 jähriger Rekruten zum Vergleiche mit den sechs
Jahrgängen 18 jähriger Rekruten behelfs Bestimmung des Reduktionsfaktors
genommen, während 27 zu Gebote stehen, hatte zunächst den Grund, daß mir zur
Zeit der Vornahme dieser Reduktion nicht mehr Jahrgänge zu Gebote standen; ich bin
aber dabei stehen geblieben, weil es an sich nicht zweckmäßig sein dürfte, zu
entfernte Jahrgänge zur Reduktion zu benutzen.
Sollte die Reduktion nach dem Verhältnisse der sechs obersten C zu den gesamten
27 übrigen geschehen, so würde der wegen Mitzuziehung der zeitlich sehr entfernten
großen Werte von C unstreitig zu große Reduktionsfaktor 1646,8 : 1631,6 = 1,0093
sein, und das allgemeine singuläre Mittel aller 33 Werte von C 1646,8 statt 1645,8
betragen.
§ 165. [Auf diesem Wege wurden die primären Tafeln für die Rispe und die
einzelnen Glieder des Halmes gewonnen, von welchen Tafel IV in Kap. VII (für das
oberste Glied der 217 sechsgliedrigen Halme) ein Beispiel gibt. Aus denselben
wurden sodann zunächst die folgenden Tabellen abgeleitet.]
Da die Maßeinheit E für den Roggen überall ½ cm ist, so unterlasse ich folgends
eine besondere Anführung derselben.
I. Wert von A1 für Rispe und Glieder je nach verschiedener Gliederzahl und
verschiedenem Standort, die Totallänge des Halmes gleich 100 gesetzt.
7 gliedr. 6 gliedr. 5 gliedr.
L. (10) L. (217) St. (20) Sch. (18) L. Tbch.
(138) (20)
Rispe ..... 5,8 5,9 7,1 5,7 6,5 5,0
1. Glied .... 27,5 31,4 31,6 33,7 35,4 34,6
2. Glied .... 23,6 26,1 25,3 28,7 28,5 28,8
3. Glied .... 15,6 16,3 15,7 15,6 16,0 16,9
4. Glied .... 12,3 11,8 12,0 10,0 10,2 10,5
5. Glied .... 9,3 6,7 6,8 5,1 3,4 4,2
6. Glied .... 5,2 1,8 1,5 1,2 — —
7. Glied .... 0,7 — — — — —
Absolute Werte
von A1 für den 318,9 275,2 344,7 286,9 261,1 222,1
ganzen
Halm .....
2 ) 0,168,obwohl durch Revision als richtig berechnet erwiesen, ist doch als
anormal anzusehen, da sonst überall das h : A des dritten Gliedes kleiner als das des
vierten ist.
III. Elemente der 217 sechsgliedrigen Halme Leutzscher Pflege nach primärer
Tafel.
IV. Elemente der 138 fünfgliedrigen Halme Leutzscher Pflege nach primärer
Tafel.
Rispe 1. Gl. 2. Gl. 3. G1. 4. Gl. 5.Gl. Halm
§ 166. Die Resultate vom meisten allgemeinen Interesse, welche sich aus
vorstehenden Tabellen ziehen lassen, scheinen mir folgende zwei zu sein.
1) Daß sich bestimmte gesetzliche Gliederungsverhältnisse beim Roggen der Art
finden, daß sie als charakteristisch für den Roggen gelten können und unstreitig
Anlaß geben können, nicht nur die verschiedenen Getreidearten und überhaupt
Gramineen danach im Interesse ihrer vergleichenden Charakteristik zu untersuchen,
sondern auch den Einfluß der äußeren Umstände, wie der Bodenbeschaffenheit und
Jahreswitterung darauf zu studieren.
2) Daß sich daraus entscheidende Beweise für das Dasein einer wesentlichen
Asymmetrie und eine Unterlage für Prüfung ihrer Gesetze ergeben.
Gehen wir zuerst dem ersteren Interesse der Untersuchung nach.
Man kann es fraglich finden, ob die Variationen, welche die einzelnen
Roggenhalme in betreff ihrer Länge und ihrer Gliederungsverhältnisse zeigen,
vielmehr von einer zufälligen Verschiedenheit der Samenkörner oder der
Beschaffenheit des Bodens, von dem jedes einzelne umlagert wird, abhängen,
wahrscheinlich von beiden Ursachen, ohne daß sich bisher empirisch darüber
entscheiden läßt. Jedenfalls finden folgende Kollektivverhältnisse statt.
1) Trotzdem, daß die mittlere Länge A1 der ganzen Halme je nach dem Standorte
zwischen 344,7 und 222,1 schwankt, worüber die Angaben unter Tabelle I
nachzusehen, sind doch die Verhältnisse der Glieder (ihren arithmetischen Mitteln
nach) zur Totallänge unabhängig davon und nur mit der Zahl der Glieder als variabel
anzusehen, kurz sie können für den Roggen bei gegebener Gliederzahl als konstant
und mithin charakteristisch gelten. Tabelle I enthält dazu die Belege, sofern darin alle
Glieder, sowie die Rispe nach Verhältnis des Halmes (gleich 100) reduziert sind. Da
außer Leutzsch mit m = 217 und 138 die anderen Standorte nur ein m = 10; 18 und 20
haben, hätte ich nicht geglaubt, daß bei der durch dieses geringe m bedingten
Unsicherheit die Übereinstimmung der relativen Gliederlängen für gegebene
Gliederzahl so weit hätte gehen können, als es der Fall ist. Nur bei Schönefeld
(mit m= 18) zeigen sich einige größere Differenzen von den anderen Standorten für
die sechsgliedrigen Halme; aber man vergleiche hingegen für die sechsgliedr. Halme
die überraschende Einstimmung der Gliederverhältnisse zwischen L. (217) und St.
(20) bei den sehr verschiedenen Totallängen 275,2 und 344,7 ; sowie die nicht minder
bemerkenswerte für die fünfgliedr. Halme zwischen L. (138) und Tbch. (20) bei der
verschiedenen Totallänge 261,1 und 222,1. Ja selbst Sch. fünfgliedr. mit m = 4 stimmt
merkwürdig damit zusammen, und nur Tbch. sechsgliedr. mit m = 4 und L. viergliedr.
mit m = 6 zeigen nicht unerhebliche Abweichungen; aber Vergleiche bei so
kleinen m können überhaupt nicht maßgebend sein und sind daher in voriger Tabelle
übergangen. Übrigens dürfte es überhaupt zweckmäßiger gewesen sein, die einzelnen
Glieder im Verhältnisse zur Summe der Glieder d. i. zum Halme ohne Rispe als mit
Rispe, wie es hier geschehen ist, in Betracht zu ziehen.
2) Vergleicht man die Kolumnen für die sieben-, sechs- und fünfgliedr. Halme der
Tab. I, so findet man allgemein, daß mit Absteigen in dieser Gliederzahl die drei
ersten Glieder an verhältnismäßiger Länge zunehmen, die letzten aber abnehmen.
Oder kurz: wenn die Gliederzahl abnimmt, so verlängern sich die oberen Glieder und
verkürzen sich die unteren im Verhältnisse zur Totallänge. Für die Rispe ist keine
bestimmte Regel in dieser Hinsicht sichtbar.
3) Wirft man etwa die Frage auf, ob in den Gliederungsverhältnissen des Roggens
die von ZEISING aufgestellte und mehrfach akzeptierte Behauptung sich bestätige,
daß in der Natur das irrationale Verhältnis des goldenen Schnittes, d. i. merklich
genau 100 : 162, eine ausgezeichnete Rolle spiele, so wird man dies nach Tabelle I
nicht bejahen können, da das Verhältnis der aufeinander folgenden Glieder zu
einander überhaupt ganz variabel ist. Eben so wenig scheint eine Tendenz zu
einfachen rationalen Verhältnissen vorhanden zu sein.
4) Der einfache Mittelfehler oder die einfache mittlere
Schwankung h = åD : m bez. A nimmt im absoluten Werte vom obersten bis zum
untersten Gliede ab, wofür ich keine Tabelle beigefügt habe. Da nun aber auch der
Wert A in dieser Richtung abnimmt, so fragte sich, wie es sich mit dem
verhältnismäßigen Werte h: A = åD : m A , oder der verhältnismäßigen Schwankung
in dieser Hinsicht verhält, was nach Tab. II zu beurteilen. Hier nun zeigt sich das
Bemerkenswerte, daß das h : A der zwei bis drei obersten Glieder weder nach der
Ordnungszahl dieser Glieder (ob erstes, zweites Glied u. s. w.), noch nach der Art der
Halme (ob sieben-, sechs- oder fünfgliedrig), noch endlich nach dem Standorte in
erheblichem Grade variiert, nur daß bei den sieben- und sechsgliedrigen Halmen die
merkliche Konstanz sich auf die drei 3), bei den fünfgliedrigen nur auf die zwei
obersten Glieder erstreckt. Nach Maßgabe aber, als man zu tieferen Gliedern absteigt,
wächst nicht nur h : A allgemein mit der Tiefe der Glieder bei Gleichheit des
Standortes und der Gliederzahl, sondern ändert sich auch bei Gleichheit der
Ordnungszahl nach diesen beiden Momenten. Das h : A der Rispe ist überall
erheblich größer, durchschnittlich etwa doppelt so groß, als das des ersten Gliedes,
hingegen das h : A des ganzen Halmes kleiner als das irgend einer Abteilung; was
sich leicht versteht.
3 ) Der Wert0,168 beim dritten Gliede Stünz ist, ohne auf Rechnungsfehlern zu
beruhen, erkennbar abnorm, da ihm der kleinere Wert 0,094 beim vierten Gliede
folgt.
Da in den Werten von h : A der Tab. II das hunkorrigiert ist, so würden durch
Anbringung der Korrektur (s. § 44) die angegebenen Werte eigentlich
noch für folgende Werte m in folgendem Verhältnisse v zu erhöhen sein:
m 10 ; 20 ; 138 ; 217
v 1,054; 1,026 ; 1,004 ; 1,002 .
Man sieht aber leicht, daß dies in den gezogenen Folgerungen nichts ändern würde.
§ 167. Hiernach komme ich zu dem Teile der Untersuchung, welcher auf die
Asymmetrieverhältnisse Bezug hat; wozu bloß die vom Standorte Leutzsch
erhaltenen Daten mit 217 sechsgliedr. und 138 fünfgliedr. Halmen ein
hinreichendes m gewähren. Auch selbst ein m = 217 ist freilich noch nicht groß genug
um den Einfluß. unausgeglichener Zufälligkeiten bis zu einem erwünschten Grade
herabzudrücken 4), doch wird sich zeigen, daß bei erforderlicher Reduktion und
scharfer Behandlung sich die Rechnungsresultate in sehr guter Einstimmung mit den
Sätzen der kollektiven Asymmetrie, finden; ohne alle Reduktion aber geben schon die
Werte von u = m ' - m, und U¢ - U, (wovon U¢ = E' – A ; U,= A - E,) in Tafel III
und IV den Beweis, daß wesentliche Asymmetrie hier vorliegt.
4) [In der Tat ist der wahrscheinliche Wert V der Differenz u = m ' - m, bez. A1 bei
Voraussetzung wesentlicher Symmetrie nach § 98 auf Grund der Formel V = ± 0,6745
gleich ± 10.]
V. A1 und u für die Standorte Tbch. und St., beide mit m = 20.
A1 u
Tbch. 5
St. 6 gl. Tbch. St.
gl.
Hiernach aber darf man allerdings mit ziemlicher Sicherheit vermuten, daß der
Standort von wesentlichem Einfluß auf den Gang der u und hiermit die
Asymmetrieverhältnisse des Roggens ist, da für Tbch. alle u negativ oder null sind,
für St. unbestimmt in Größe und Vorzeichen wechseln 5).
5 ) [Dabei ist jedoch zu beachten, daß hier der wahrscheinliche Wert von u bei
Voraussetzung wesentlicher Symmetrie bez. A1 aus der Formel V = ± 0,67 (s. §
98) gleich ± 3 sich ergibt, wonach bloß drei von den obigen dreizehn Werten den
wahrscheinlichen Wert V übersteigen. Es ist folglich in der Tat ein Überwuchern rein
zufälliger Asymmetrie anzunehmen, was keineswegs ausschließt, daß für Tbch. und
St. bei größerem m ähnliche Gesetzmäßigkeiten auftreten können wie die für L.
beobachteten.]
§ 168. Für die ganzen bisherigen Ergebnisse lagen nur die primären Tafeln unter,
welche aber keine zulängliche Bestimmung des dichtesten Wertes, Berechnung der
davon abhängigen Verteilung und überhaupt Untersuchung der zu D in Beziehung
stehenden Verhältnisse gestatten. Wir gehen also jetzt zu reduzierten Tafeln über,
welche sich fortan bloß auf das Leutzscher Material und zwar das sechsgliedrige
mit m = 217 beschränken werden.
[Aber auch von diesem Material sollen bloß die fünf oberen Glieder
Berücksichtigung finden. Denn sie genügen zur Bewährung der asymmetrischen
Verteilungsgesetze und gestatten eine ausreichende, berichtigende Kontrolle des in
Tafel III hervortretenden Ganges der Asymmetrie. Es ist überdies angezeigt, gerade
von der Rispe und dem untersten Gliede abzusehen, da aus den oben (§ 164)
angegebenen Gründen die Ergebnisse einen nur zweifelhaften Wert besitzen würden.
Ich gebe demgemäß folgends die z-Werte der fünf ersten Glieder für ein reduziertes i
= 4E in übrigens beliebig gewählter Reduktionslage und füge den beobachteten
Werten die berechneten Werte, wie sie das zweiseitige G. G. hergibt, unmittelbar bei.
In direktem Anschluß daran finden sich die Elemente, die der Berechnung zu Grunde
gelegt wurden, verzeichnet:
z z z z z
a beob. ber. a beob. ber. a beob. ber. a beob. ber. a beob. ber
44 1 1 38 1 1 18 1 0 15 3 1,5 3 0 2
48 1 1 42 1 1 22 1 0,5 19 5 6 7 11,5 10
52 1 1 46 1,5 3 26 2,5 2 23 12,5 17 11 29 28
56 2 2 50 6,5 5 30 4,5 6 27 38 36 15 48 50
60 4 3 54 6,5 8,5 34 16,5 15 31 55,5 53,5 19 63,5 56
64 6 6 58 15,5 13 38 20,5 29 35 57,5 54 23 38 41
68 8 9 62 17,5 18,5 42 43,5 42,5 39 31,5 34 27 15,5 21
72 9 13 66 25,5 24 46 58,5 49 43 11 12 31 8 7
76 21,5 17 70 29,5 29 50 39 41 47 3 3 35 3,5 2
80 15,5 22 74 30,5 32 54 19 22
84 24 25 78 32 32 58 7 8
88 33,5 28 82 25,5 25 62 4 2
92 27,5 28 86 16 15
96 23,5 24 90 6,5 7
100 18,5 18 94 0,5 2
104 13,5 11 98 1,5 1
108 4 6
112 3,5 3
VII. Elemente der 217 sechsgliedrigen Halme (L. nach reduzierter Tafel.
zu setzen und auf Grund der Proportion p :q = e' : e, zu berechnen, wonach sich im
vorliegenden Falle für jedes der fünf Glieder abgerundet der Wert ± 10 als obere und
untere wahrscheinliche Grenze, von den in der Tabelle angegebenen
wahrscheinlichsten u-Werten gerechnet, ergibt. Hieraus folgt allerdings nicht nur, daß
jedem Gliede für sich betrachtet wesentliche Asymmetrie zukommt, sondern auch,
daß die Schwankungen zwischen den aufeinander folgenden Gliedern mit Ausnahme
derjenigen zwischen dem dritten und vierten Gliede als wesentliche anzuerkennen
sind. Da jedoch hierbei die in der Kleinheit von m und in der Wahl der
Reduktionslage begründete Unsicherheit in Bestimmung von Dp nicht berücksichtigt
ist, wird es geraten sein, auf die absoluten Werte der beobachteten u kein
allzugroßes Gewicht zu legen und nur im allgemeinen die Tendenz zur Abnahme der
Asymmetrie beim Absteigen in der Reihe der Glieder und zur Umkehr der
Asymmetrie bei den unteren Gliedern zu betonen.]
§ 169. [Schließlich erhebt sich noch die Frage, ob die Verhältnisse der
Roggenglieder einer kollektiven Behandlung sich fügen. Diesem Interesse dienen die
beiden folgenden Tabellen, welche für die Verhältnisse des ersten und zweiten
Gliedes und des zweiten und dritten Gliedes reduzierte Tabellen zum Vergleiche
zwischen Beobachtung und Rechnung, sowie jedesmal nebenstehend die Werte der
Elemente unter Zugrundelegen des logarithmischen Verteilungsgesetzes bringen. Die
drei auf einander folgenden kleinsten und größten Werte der Verhältnisse des ersten
und zweiten Gliedes sind 0,64 , 0,98 und 1,00 einerseits; 1,50 , 1,97 und 2,11
andererseits. Die entsprechenden Werte für die Verhältnisse des zweiten und dritten
Gliedes sind 1,12 , 1,15 und 1,16 einerseits; 2,22 , 2,42 und 2,63 andererseits. Die
mit a zu bezeichnenden Logarithmen halten sich somit im ersteren Falle zwischen
den Grenzen - 0,19 und + 0,32 ; im letzteren Falle zwischen den Grenzen 0,05 und
0,42 . Dies führt bei einem reduzierten i = 0,02 zu folgenden Werten:
VIII. Verhältnisse der drei obersten Glieder der 217 sechsgliedrigen Halme (L.)
und ihre Elemente.
i = 0,02 ; m = 217 .
1. Glied : 2. Glied
Z
beob. ber.
- 0,19 1 0 G= 0,080
- 0,03 0 1
C = 0,079
- 0,01 1,5 3
+0,01 11,5 9 Dp= 0,076
+0,03 15 21
+0,05 35 34 Di= 0,080
+0,07 47 43
u = + 13
+0,09 47 41
+0,11 30 31 e,= 0,030
+0,13 16 19
e' = 0,034
+0,15 7 10
+0,17 4 4 p = 0,75
+0,19 0 1 G = 1,202
+0,29 1 0
C = 1,199
+0,33 1 0
Tp= 1,191
Ti= 1,202
2. Glied : 3. Glied
a z
beob. ber.
0,05 1 1 G = 0,206
0,07 5 2
C = 0,206
0,09 3 5
0,11 8 8 Dp = 0,206
0,13 14 13
Di = 0,210
0,15 17,5 19
0,17 23,5 24 u=0
0,19 26 28
e,= 0,048
0,21 37 29
0,23 26 36
0,25 17 22 e' = 0,048
0,27 14 16
p=0:0
0,29 9 11
0,31 9 7 G = 1,607
0,33 2 3 C = 1,607
0,35 3 2
Tp= 1,607
0,37 0 1
0,39 1 0 Ti = 1,622
0,41 1 0
Bemerkenswert ist der geringe Grad der Asymmetrie, die für das Verhältnis des
zweiten und dritten Gliedes sogar völlig fehlt und erst beim Fortgang zur vierten
Dezimalen der Hauptwer-te G , C und Dprechnerisch auftreten würde. Die
Berücksichtigung der vierten Dezimalstelle würde jedoch an der theoretischen
Verteilung der z auf die einzelnen Intervalle nichts ändern, da sie nur auf die
Bruchteile der z Einfluß hätte. Die Werte G sind nach Bestimmung aus den primären
Tabellen für das Verhältnis des ersten und zweiten Gliedes gleich 0,081 und für das
Verhältnis des zweiten und dritten Gliedes gleich 0,205. Die extremen a für das erste
und zweite Glied stellen sich auf Grund der Verteilungsrechnung als entschieden
abnorm dar.]
Intervalle z
cm cm
179,5 - 91
189,5
189,5 - 89
199,5
199,5 - 93
209,5
welche Zahlen nahe übereinstimmen, wie bei aneinandergrenzenden Intervallen zu
erwarten. Aber hierbei sind sämtliche 22 SUEUR'sche Bilder von 193 cm Höhe nur
zweimal gerechnet, hätte man sie 22 mal rechnen wollen, so hätte man statt der
aufeinander folgenden Zahlen 91; 89; 93 erhalten: 91; 109; 93; was die Verteilung
sehr unregelmäßig gemacht haben würde. Entsprechend in anderen Fällen. Da nun
aber eine Mehrzahl zusammengehöriger Bilder von denselben Dimensionen
immerhin eine gewisse starke Bevorzugung dieser Dimensionen voraussetzt und
mithin ein vermehrtes Gewicht in Anspruch nimmt, so habe ich mich entschlossen,
kurz und rund alle Fälle, wo zwei oder mehr zusammengehörige Bilder von
denselben Dimensionen vorhanden waren, zweimal, aber nicht mehr als zweimal, in
der Verteilungstafel zählen zu lassen.
Wenn daher folgends die Gesamtzahl der in Untersuchung genommenen Bilder zu
10558 angegeben wird, so ist diese Zahl insofern nicht streng, als nach voriger
Bemerkung von einer größeren Zahl zusammengehöriger Bilder von gleichen
Dimensionen überall eben nur zwei in Rechnung genommen sind, andererseits aber
Landschaftsbilder, in welchen religiöse und my-thologische Staffage vorkommt,
sowohl bei den Landschaftsbildern als religiösen oder mythologischen Bildern, also
doppelt aufgenommen sind. Da jedoch der Einfluß beider Umstände überhaupt nicht
beträchtlich und überdies von entgegengesetzter Richtung ist, bleibt obige Zahl nahe
genug zutreffend.
Es sind nur Galleriebilder, und zwar aus zweiundzwanzig öffentlichen
Gallerien2) gemessen oder vielmehr die in den Galleriekatalogen angegebenen Maße,
auf die Bildergröße im Lichten des Rahmens gehend, benutzt und der
Vergleichbarkeit halber alle auf metrisches Maß reduziert worden.
2) Benutzte Kataloge.
Amsterdam. Beschriving der Schilderijen ops Rijks Museum te Amsterdam 1858.
Antwerpen. Catalogue du Musée d'Anvers, ohne Jahreszahl.
Berlin. a) Verzeichnis der Gemäldesammlung des Königl. Museums zu Berlin 1834.
b) Verzeichnis der Gemäldesammlung des Konsul Wagener 1861.
Braunschweig. PAPE, Verz. d. Gemäldesamml. d. Herz. Museums zu Braunschweig
1849.
Brüssel. FÉTiS, Catalogue descript. et histor. du Mus. roy. de Belgique 1804.
Darmstadt. MÜLLER, Beschreibung d. Gemäldesamml. in d. Großherz. Mus. zu
Darmstadt.
Dijon. Notice des objets d'art exposés au Mus. de Dijon 1860.
Dresden. HÜBNER, Verz. der Königl. Gemäldegallerie zu Dresden 1856.
Florenz. CHIAVACCHI, Guida della R. Gall. del Palazzo Pitti 1864.
Frankfurt. PASSAVANT, Verz. d. öffentl. ausgest. Kunstgegenst. d. Städel'schen
Kunstinstituts 1844.
Leipzig, a) Verz. d. Kunstwerke d. städt. Mus. zu Leipzig 1862.
b) Verz. d. Löhr'schen Gemäldesammlung zu Leipzig 1859.
London. The national Gallery, its pictures etc. Ohne Jahreszahl.
Madrid. PEDRO DA MADRAZO, Catalogo de los quadros del real Mus. de Pintura
y Escultura 1843.
Mailand. Guida per la regia Pinacotheca di Brera.
München. a) Verz. d. Gem. in d. Königl. Pinakothek zu München 1860.
b) Verz. d. Gem. d. neuen Königl. Pinakothek in München 1861.
Paris. VILLOT, Notice des tabl. exp. dans les gal. du Mus. imp. du Louvre 1859.
Petersburg. WAAGEN, Die Gemäldes. in der Kaiserl. Eremitage zu St. Petersburg
1864.
Venedig. Catalogo degli oggetti d'arte esposti al Publico nella L. Roy. Accad. di belli
arti in V. 1864.
Wien. v. MECHEL, Verz. d. Gem. der K. K. Bildersammlung 1781.
Als Einheit der Maße dient daher folgends ausnahmslos das Zentimeter.
§ 172. Auf die oben bezeichneten Klassen hat sich die Untersuchung erstreckt;
doch sind aus angegebenen Gründen die religiösen und mythologischen nur zu
wenigen Bestimmungen mit zugezogen worden. In jeder Klasse aber werden zwei
Abteilungen unterschieden; nämlich von Bildern, an denen die Höhe h größer als die
Breite b ist, und solchen, von denen das Umgekehrte gilt; erstere mit h > b , letztere
mit b > h zu bezeichnen. Zwischen beiden Abteilungen sind die sehr selten
vorkommenden quadratischen Bilder abwechselnd, wie sie sich darboten, gleich
verteilt worden3). Es sind aber auch aus der Zusammenrechnung beider Abteilungen
Bestimmungen gezogen, welche für das h und bderselben gemeinsam gelten.
3) Dies ist jedenfalls richtiger, als sie sowohl der einen als der anderen Abteilung
ganz zuzurechnen, weil bei den als quadratisch aufgeführten Bildern doch bald die
eine, bald die andere Dimension um etwas größer als die andere sein wird, nur daß
die Messung sehr kleine Unterschiede nicht berücksichtigt.
Hiernach nun bedeutet z. B. h ; h > b Höhenmaße von Bildern, deren Höhe größer
als die Breite, ferner b ; h > b Breitenmaße von Bildern, deren Höhe größer als die
Breite u. s. f., endlich h ; komb. oder b ; komb. Höhenmaße oder Breitenmaße von
Bildern der vereinigten Abteilungen h > b und b > h .
Die primären Verteilungstafeln der in Untersuchungen genommenen Klassen und
Abteilungen, deren i = 1 cm, besitzen naturgemäß eine große Ausdehnung und sind
mit starken Unregelmäßigkeiten behaftet. Die folgende Probe muß genügen, um eine
Vorstellung von dem Aussehen derselben zu geben:
I. Probe aus den primären Verteilungstafeln.
(Genre: h ; h > b ).
a z a Z
29 13 41 17
30 15 42 14
31 13 43 14
32 20 44 12
33 21 45 15
34 9 46 10
35 17 47 17
36 13 48 10
37 22 49 12
38 26 50 4
39 8 51 12
40 9 u. s. w.
h b h b h B h b h b
5 — 5 — — — — 6,5 1,5 — —
15 30,5 88 23 6 2 8,5 66 18 — 4
25 133 190,5 90,5 38,5 17,5 23 200,5 90 10,5 16,5
35 161 167,5 109 78,5 26,5 53,5 278,5 166 24,5 44
45 127,5 100,5 114,5 80,5 32,5 40 257,5 189 50,5 45
55 75,5 62,5 79,5 75,5 22 33 219 168 27 51
65 70 58,5 65,5 86 41,5 21 165 202 31,5 45
75 47 31,5 40,5 34,5 25 13,5 139 135,5 29 32
85 39,5 18 28 63,5 8,5 20 79 139,5 38 22
95 20,5 21 33 36,5 20,5 14 93 125,5 23,5 17,5
105 12,5 8 17 26,5 13,5 8,5 69 78 17,5 12
115 11,5 10 25,5 29 10 9 45 63 14,5 2,5
125 12,5 2,5 24 24 6,5 5 36,5 58,5 16 6,5
135 12,5 1,5 11 12 7,5 2 28,5 71,5 5,5 3
145 7,5 5 15 19 7,5 10 19,5 39 2 1
155 11 2,5 6 9,5 5 9,5 29 33,5 1 3
Rest 3 2,5 20 82,5 36 11,5 62,5 215,5 17 3
m = 775 775 702 702 282 282 1794 1794 308 308
Man sieht, daß die Verteilung überall wesentlich denselben Gang befolgt. Überall
gibt es ein Hauptintervall, worin die Maßzahl ein Maximum ist, von wo nach beiden
Seiten die Maßzahlen rasch abnehmen, und zwar liegt das Hauptintervall dem oberen
Ende der Tafel, welches mit den kleinsten Maßen anfängt, viel näher als dem unteren,
welches mit den größten Werten abschließt, was sogar noch viel auffälliger sein
würde, wenn nicht die Zahlen für alle Maße über 160 cm in Bausch und Bogen (als
Rest) zusammengefaßt wären. Hiermit bietet die Tafel ein besonders interessantes
Beispiel eines K.-G. von sehr stark asymmetrischer Verteilung dar. Dabei sieht man,
daß der Gang der Werte vom Hauptintervalle ab nach beiden Seiten einem
regelmäßigen sich sehr genähert hat. Hier und da freilich, so namentlich bei
Genre b ; b > h Landschaft h ; h > b und b ; b > h finden auch noch starke
Unregelmäßigkeiten statt und fehlen nirgends bei den kleinen Zahlen im untersten
Teile der Tafel; aber es läßt sich voraussetzen, daß diese vollends verschwinden oder
sich doch sehr mindern würden, wenn eine viel größere Zahl der Exemplare zu
Gebote gestanden hätte, so wie sie sich auch um so mehr ausgleichen, in je größere
Intervalle man die Maße zusammenfaßt.
Einen ganz ähnlichen Gang als die Genre-, Landschafts- und Stillleben-Bilder
zeigen auch die religiösen und mythologischen, nur daß bei diesen Klassen, unstreitig
wegen ungünstiger Zusammenfassung der darunter gerechneten Bilder, einige sehr
große Unregelmäßigkeiten im Gange bleiben, die sich kaum durch
vergrößertes m ausgleichen dürften, daher sich diese Klassen nicht zur Prüfung der
Verteilungsgesetze eignen und nicht so weit von mir durchgearbeitet worden sind als
die anderen. Auch für Stillleben b > h sind verhältnismäßig stärkere
Unregelmäßigkeiten geblieben, als daß sich eine vollständige Durcharbeitung gelohnt
hätte.
§ 173. Einen genaueren Einblick in die Maßverhältnisse und Asymmetrie der
Galleriegemälde erhält man jedoch erst aus den folgenden Angaben über ihre
Elemente, zu deren Berechnung die originalen Verteilungstafeln zu Grunde gelegt
wurden.
III. Elemente für Genre, Landschaft, Stillleben, Religiöse und Mythologische
nach primärer Tafel.
E = 1 cm.
m A1 G1 C1 h h:A1 u
Zuvörderst lassen sich aus den Werten m in voriger Tabelle Bestimmungen über die
relative Häufigkeit des Vorkommens von Bildern gegebener Klasse und Abteilungin
Gallerien ableiten, wobei freilich zu erinnern, daß die Verhältnisse dieser Häufigkeit
sich nach den einzelnen Gallerien sehr unterscheiden; die Spezialstatistik in dieser
Hinsicht würde nur zu viel Raum im Verhältnisse zu ihrem Interesse kosten. Halten
wir uns an das Gesamtergebnis der zweiundzwanzig Gallerien, so folgen sich (ohne
Unterscheidung der Abteilungen h > b und b > h) nach den kombinierten Werten die
fünf untersuchten Klassen in betreff der Häufigkeit der Bilder so: Religiöse,
Landschaften, Genre, Mythologische, Stillleben. Das Verhältnis der Landschaften zu
Genre insbesondere (2076 : 1477) übersteigt etwas das Verhältnis 4 : 3 .
Von Genrebildern sind die, deren Höhe größer als die Breite (h > b) etwas
zahlreicher als die, deren Breite größer als die Höhe (b > h), wogegen bei
Landschaften die b > h mehr als sechsmal so zahlreich sind als die h > b . Einiges
Interesse kann es haben, daß bei religiösen Bildern die h > b ungefähr doppelt so
zahlreich sind als die b > h , unstreitig, weil der Himmel oft in großer Höhe zur
Darstellung zugezogen wird, während bei den mythologischen Bildern umgekehrt die
Breite bevorzugt ist, indem der b > h fast doppelt so viel (609 gegen 350) sind als
der h > b .
Die durchschnittliche Größe ist aus den Werten A1 oder G1 , die durchschnittliche
Schwankung aus den bez. A1 geltenden h zu ersehen. Der Vergleich
von hund A1 insbesondere zeigt, daß mit der durchschnittlichen Größe auch die
durchschnittliche Schwankung wächst, so zwar, daß die verhältnismäßige
Schwankung h: A1keine sehr starken Unterschiede nach Klasse und Abteilung
aufweist.
Um neben der durchschnittlichen Schwankung auch die extreme Schwankung zu
berücksichtigen, gebe ich noch in folgender Tabelle die Extreme E' und E,sowie die
Differenz U' - U,= (E' - A1) - (A1,- E,). Die außerdem angegebenen
Werte E" und E" stellen die den Extremen E' und E,unmittelbar vorangehenden und
folgenden Werte der Verteilungstafel vor.
IV. Die extremen Werte und die extreme Schwankung für Genre, Landschaft,
Stillleben,Religiöse und Mythologische.
E = 1 cm.
E' E" E" E, U¢ - U,
h 223 215 13 12 + 126
h>b
b 212 162 10 9 + 134
Genre ....
b>h h 273 240 12 11 + 156
b 401 351 16 16 + 243
h>b h 300 269 16 14 + 138
b 244 240 16 11 + 117
b>h h 340 340 7 7 + 218
Landschaft . .
b 464 464 10 10 + 293
h>b h 241 238 22 22 + 102
b 228 190 16 16 + 120
b>h h 221 204 17 16 + 95
Stillleben . .
b 343 317 20 19 + 172
h>b h 1000 610 13 10 + 739
b 769 568 8 7 + 562
Also betrug z. B. die größte Höhe h , die bei einem Genrebilde h > b vorgekommen
ist, 223 cm, die nächst größte 215 cm; die kleinste 12 cm, die nächst kleinste 13 cm;
u. s. f. Die absolut größte Höhe und Breite ist bei religiösen Bildern vorgekommen.
Der Vergleich der Werte E' und E" einerseits, E,und E" andererseits läßt erkennen,
daß im allgemeinen die mit den größten Werten abschließenden Teile der primären
Verteilungstafeln größere Unregelmäßigkeiten zeigen als die mit den kleinsten
Werten beginnenden; nur die Landschaften und Mythologischen scheinen dies nicht
zu bestätigen, doch würde auch bei diesen beiden Klassen die Hinzunahme der
weiterhin benachbarten Werte den angegebenen Unterschied zwischen dem oberen
und dem unteren Ende der Tafel hervortreten lassen.
Zur Beurteilung der Asymmetrie dienen am zweckmäßigsten die u -Werte der
Tabelle III. Ihnen zufolge ist die Asymmetrie bez. A überall negativ und stark
hervortretend. Auch kann man auf Grund jener Werte bemerken, daß h mit dem
zugehörigen b in der Asymmetrie übereinstimmt, indem die geringen Unterschiede,
welche die Tabelle dazwischen zeigt, als zufällig betrachtet werden können. Nur bei
den Religiösen ist der Unterschied in dieser Beziehung etwas größer; aber die großen
Unregelmäßigkeiten dieser Klasse erlauben überhaupt nicht, sichere gesetzliche
Bestimmungen daraus zu gewinnen.
Die Werte U' - U, der Tabelle IV bestätigen das Vorhandensein wesentlicher
Asymmetrie und bewähren zugleich das Umkehrgesetz für die Asymmetrie von u
= m¢ - m, und U¢ - U,, indem hier beide Wertenreihen durchweg entgegengesetzte
Vorzeichen haben.
Übrigens läßt schon das weite Auseinanderweichen der Werte A und C in Tabelle
III, sowie die Lage von C unterhalb A das Vorhandensein starker Asymmetrie von
negativer Richtung erkennen. Der Vergleich von G mit C lehrt ferner, daß die
Asymmetrie bez. G weit geringer und für Stillleben h > b sogar von
entgegengesetzter Richtung als bez. A ist. Dies hängt damit zusammen,
daß G notwendig kleiner als A ist und, da auch C kleiner als A ist, oberhalb oder
unterhalb C , jedenfalls aber letzterem Werte näher liegt als A .
§ 174. [Um nun noch das logarithmische Verteilungsgesetz an den Dimensionen
der Galleriegemälde zu bewähren, müssen die arithmetisch reduzierten Intervalle der
Tafel II in logarithmisch reduzierte umgesetzt werden. Zu diesem Zwecke ist mittelst
der in Tabelle IV enthaltenen Angaben über die extremen Werte der Gesamtbereich,
innerhalb dessen die beobachteten Maße sich bewegen, und insbesondere der Bereich
des Intervalles, auf welches die als "Rest" bezeichneten Maßzahlen sich verteilen,
abzugrenzen und sodann die Verteilung der arithmetisch reduzierten Maßzahlen auf
die logarithmischen Intervalle interpolationsmäßig zu berechnen.]
[Als Beispiele wähle ich: Genre h ; h > b und h ; komb., ferner
Landschaft h ; b > h und Stillleben b ; h > b und erhalte so folgende Vergleichstabelle
zwischen Theorie und Erfahrung, in welcher das logarithmische Intervall gleich 0,08
mit der untersten Grenze 0,76 = log 5,8 angenommen wurde. In unmittelbarem
Anschlusse finden sich die Elemente der vier Beispielstabellen verzeichnet.]
V. Logarithmisch reduzierte Verteilungstafel für Genre, Landschaft und
Stillleben.
i = 0,08 .
VII. Geometrische Mittel und der Verhältnisse von Höhe und Breite.
Diese Bestimmungen enthalten das, wie mir scheint, sehr interessante Resultat, daß
das Verhältnis der größeren zur kleineren Dimension bei den verschiedenen
Bilderklassen denselben (vom goldenen Schnitt sehr abweichenden) Wert hat – denn
die Unterschiede in der Tabelle können als zufällig gelten – einen verschiedenen aber,
je nachdem h > b oder b > h . Bei h > b verhält sich die Höhe zur Breite merklich
genau wie 5 : 4 , bei b > h die Breite zur Höhe ungefähr wie 4 : 3 .
Weiterhin kann man bemerken, daß, während in den beiden
Abteilungen h > b und b > h für sich die Höhe von der Breite in so beträchtlichem
Verhältnisse abweicht, hingegen das Verhältnis beider sich in den kombinierten
Abteilungen bei Genre und Stillleben fast zur Gleichheit (dem Werte 1)
akkommodiert. Allerdings könnte man meinen, da h von b in geringerem Verhältnisse
bei h > b als bei b > h abweicht, müßte letzteres in der Kombination den Ausschlag
nach seiner Seite geben; aber das kompensiert sich ungefähr dadurch, daß sowohl bei
Genre als Stillleben die h > b in größerer Zahl in die Kombination eingehen als die b
> h . Bei Landschaften hingegen, wo die b > h an Zahl ungeheuer überwiegen, findet
eine solche Kompensation nicht statt.
Bei Genre habe ich die geometrischen Mittel von h : b für h > b und b :
h für b > h noch nach spezialen Richtungen verfolgt. Die Konstanz dieser
Verhältnisse erscheint um so merkwürdiger, wenn man sie für Bilder verschiedener
Gallerien besonders untersucht, indem man dabei so angenähert dieselben Werte
wiederfindet, daß die Abweichung als zufällig gelten kann, wenn nur jede Gallerie
oder Zusammenfassung von Gallerien eine hinreichende Zahl solcher Bilder
darbietet, um der Unsicherheit der Bestimmung nicht zu viel Spielraum zu lassen.
Dies beweist sich durch folgende Tabelle, in welcher die Exemplare von solchen
Gallerien, die nur eine kleine Anzahl von Genrebildern darboten, zur Mittelziehung
zusammen genommen sind.
m m
775 702
Auch mit dem absoluten Werte der Breite b scheint sich nach der Untersuchung an
Genrebildern das Verhältnis zwischen h und b nicht erheblich zu ändern. Ich finde
nämlich folgende geometrische Mittel aus folgenden Zahlen m von Exemplaren
zwischen folgenden Größengrenzen:
IX. Geometrische Mittel von h : b und b : h bei verschiedener Größe von b (für
Genre).
Für die geometrischen Mittel der Flächenräume h b erhält man folgende Werte in
qcm.
X. Geometrische Mittel von hb.
E = 1 qcm.
Das arithmetische Mittel der h b habe ich wegen der großen Mühseligkeit seiner
Bestimmung bloß für Genre h > b bestimmt und 3289 qcm gefunden, was, wie man
sieht, von dem geometrischen Mittel außerordentlich abweicht.
Unter den gesamten 10558 Bildern, welche in Tab. II eingegangen sind, sind die
drei größten im Flächenraume drei Bilder von PAUL VERONESE, sämtlich
Gastmahle darstellend, bei denen Christus gegenwärtig war, nämlich:
Gastmahl bei Levi (Luc. V) h = 595 cm b = 1277 cm
(Venedig; Nr. 547)
Hochzeit zu Kana h = 666 cm b = 990 cm (Paris; -
103)
Gastmahl beim Pharisäer h = 515 cm b = 1000 cm
(Venedig; - 513).
Die drei kleinsten Bilder sind drei Landschaften auf Kupfer, zwei gleich große
angeblich von PAUL BRILL: h = 7,4 cm , b = 9,1 cm (ältere Pinakothek zu München;
2. Abt. 244 a u. c) und eine von JAN BREUGHEL: h = 7,4 cm , b = 9,9 cm (Mailand
Nr. 443); wonach der Flächenraum zwischen 67,34 und 759815 qcm variiert oder das
größte Bild 11283 mal das kleinste Bild aufzunehmen vermag.
Quadratische Bilder kamen unter den 10558 zur Untersuchung zugezogenen
Bildern nur 84 d. i. 1 auf 126 vor.
§ 176. [Die täglichen Regenhöhen für Genf. – Eine Untersuchung der Genfer
Regenverhältnisse hat bereits PLANTAMOUR in seinen "Nouvelles études sur le
climat de Genève" in dem Abschnitt "de la pluie" gegeben1). Er stützt sich dabei auf
die fünfzigjährigen Beobachtungen der Regenhöhen und Regentage während der
Jahre 1826–1875.Da er jedoch seinen Berechnungen nur Monatswerte für die
Häufigkeit und Menge des Regens zu Grunde legt, und sein Ziel die gesetzmäßige
Verteilung des Regens im Verlaufe des Jahres, sowie der Charakter der einzelnen
Monate des Jahres hinsichtlich ihrer Trockenheit oder Feuchtigkeit bildet, kann die
folgende Untersuchung nicht in Anlehnung an diejenige PLANTAMOUR's geführt
werden. Denn hier handelt es sich um den Nachweis der Asymmetrie und um
Bewährung des logarithmischen Verteilungsgesetzes für die Regenhöhen, wofür die
50-jährigen Monatswerte bei den überaus großen Schwan-kungen zwischen den
einzelnen Werten keineswegs ausreichen. Es muß vielmehr auf die täglichen
Regenhöhen zurückgegangen werden.]
1) [Publiziert
in: Mémoires de la société de physique et d'histoire naturelle de Genève.
Tome XXIV; II. Partie. Genève 1875–76. S. 397–658.]
[Das Aussehen der primären Verteilungstafeln wird aus folgender Probe ersichtlich,
die für den Monat Januar den Anfang, einen mittleren Teil und den Schluß der
beobachteten Werte angibt:
I. Probe aus der primären Verteilungstafel für die Regenhöhen des Monats
Januar.
m = 477 ; i = 0,1 mm.
a z a z a z a z
mm mm mm mm
0,0 16 5,0 3 6,1 6 19,6 1
0,1 9 5,1 2 6,2 2 19,7 1
0,2 18 5,2 2 6,3 5 19,8 1
0,3 19 5,3 5 6,4 5 21,4 1
0,4 9 5,4 1 6,5 1 21,6 1
0,5 10 5,5 2 6,6 1 21,8 1
0,6 11 5,6 4 6,7 2 23,6 2
0,7 18 5,7 5 6,8 1 28,4 1
0,8 8 5,8 1 6,9 1 30,4 1
0,9 10 5,9 4 7,0 2 32,7 1
1,0 10 6,0 1 7,1 4 40,0 1
In der Tat zeigen alle Monate im Intervalle 0 – 1 mm die stärkste Häufung, aber
schon von 2 mm ab findet man eine rasche Abnahme der Werte, die nach längerem
unentschiedenen Schwanken sehr unregelmäßige Endabteilungen mit
zerstreuten a bilden. Die Erstreckung der letzteren variiert jedoch für die einzelnen
Monate in hohem Maße, indem sie für den Februar mit 31,3 mm, für den Oktober
dagegen erst mit 97,6 mm abschließt, während ihr Beginn für jenen Monat etwa auf
12 mm, für diesen auf 18 mm zu legen ist. Für den Monat Januar sind die Grenzen
dieser Endabteilung 12 mm und 40 mm.]
(Diese allgemeinen Angaben lassen schon das Vorhandensein einer überaus starken
Asymmetrie für alle Monate des Jahres erkennen. Dieselbe tritt zugleich mit dem
Gange der Hauptwerte im Verlaufe des Jahres in der folgenden Tabelle der Elemente
mit voller Deutlichkeit hervor:
II. Elemente der Regenhöhen für die einzelnen Monate des Jahres nach
primären Verteilungstafeln.
E = 1 mm
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. nov. Dez.
M 477 437 532 621 637 596 521 531 497 617 572 505
A1 4,45 4,17 4,60 4,94 6,12 6,58 6,95 7,93 8,46 8,49 6,09 4,97
C1 2,5 2,1 2,6 3,0 3,6 3,3 3,8 4,1 4,6 4,9 3,3 3,0
h 3,82 3,79 4,03 4,14 5,24 5,93 6,11 7,10 7,57 7,49 5,23 4,11
h : A1 0,86 0,91 0,88 0,84 0,86 0,90 0,88 0,90 0,89 0,88 0,86 0,83
E' 40,0 31,3 51,0 38,3 80,7 82,5 60,6 61,1 82,6 97,6 56,7 40,0
U' +31,1 +23,0 +41,8 +28,4 +68,5 +69,3 +46,7 +45,2 +65,7 +80,6 +44,5 +30,1
-U,
u -131 -167 -164 -197 -195 -196 -177 -189 -177 -209 -168 -141
u :m 0,27 0,38 0,31 0,32 0,31 0,33 0,34 0,36 0,36 0,34 0,29 0,28
Die Werte der unteren Extreme E,sind hier nicht aufgenommen worden, da sie
durchweg gleich 0,0 mm sind. Sie kommen überall, wie die obige Probe zeigt, in
mehrfacher Auflage vor.]
[Das Auseinanderweichen der Werte von A und C um 2 bis 4 mm einerseits, die
Differenzen U' - U,= (E' - A) - (A - E,)andererseits und insbesondere die
Differenzen u = m' - m,beweisen übereinstimmend das Vorhandensein wesentlicher
Asymmetrie bez. A1 für alle Monate des Jahres. Dieselbe ist, dem Vorzeichen
der u gemäß, überall negativ und zeigt auch hinsichtlich ihrer Größe keine
erheblichen Schwankungen; denn die relativen Werte der u bez. m , d. i. u : m , sind
beinahe konstant, und ihre geringen Unterschiede verraten keinen gesetzmäßigen
Gang, so daß sie als zufällig zu gelten haben.]
[Weiterhin verdient der Gang der m , A und hin obiger Tabelle beachtet zu werden.
Aus den m-Werten folgt, daß die Häufigkeit des Regens zwei Perioden im Verlaufe
des Jahres besitzt, deren Minima die Monate Februar und Juli, und deren Maxima die
Monate Mai und Oktober bilden, während dazwischen ein ständiges Steigen oder
Fallen stattfindet. Nur der September durchbricht die Regelmäßigkeit; diese Störung
ist jedoch als zufällig zu betrachten, da sie für die aus PLANTAMOUR's
Tabellen 4) zu entnehmenden m -Werte der Jahre 1826–1875 fehlt, wofür dann der
Monat Januar störend auftritt. Dies ist aus folgender vergleichender
Zusammenstellung der m -Werte für die Zeiträume 1826–1875 und 1845–1892 zu
ersehen, wobei die Reihenfolge der Werte von links nach rechts der Reihenfolge der
Monate von Januar bis zum Dezember entspricht:
1836– 505 413 496 525 589 532 471 503 521 576 539 454
1875
1845– 477 437 532 621 637 596 521 531 497 617 572 505
1892
Im Gegensatze zu den m zeigen die A nur eine Periode, die ohne Störung verläuft und
ihr Minimum im Februar, ihr Maximum im Oktober hat. Damit parallel gehen die
Werte der h, d. i. der mittleren Abweichungen bez. A , deren Minimum gleichfalls auf
den Februar fällt, während sie ihr Maximum einen Monat früher, im September,
erreichen. Die großen Werte der h, die den A selbst durchweg sehr nahe kommen,
lassen die Stärke der Schwankungen, die zwischen den einzelnen Regenhöhen statt
hat, erkennen. Die verhältnismäßige mittlere Schwankung ist, wie die
Werte h : A angeben, annähernd konstant, gleich 0,9.]
4) A. a O. S. 628.
[Hiernach wächst die Durchschnittshöhe des Regens während des Jahres vom
Februar bis zum Oktober, um von da ab wieder bis zum Februar zu fallen. Ein
richtiges Bild von der Verteilung des Regens auf die einzelnen Monate erhält man
aber auf diesem Wege nicht. Denn hierbei kommt auch die Häufigkeit der
Niederschläge in Betracht. Verteilt man dementsprechend die Gesamtmenge des
Regens, die in einem Monat während des 48-jährigen Zeitraumes vorkommt, nicht
auf die einzelnen, wirklich statt gehabten Regentage, sondern auf alle Tage
überhaupt, so erhält man auch für die Regenmenge, ebenso wie für die Häufigkeit des
Regens, innerhalb des Jahres eine zweifache Periodizität, wie sie PLANTAMOUR
nachgewiesen hat. Man findet nämlich für die einzelnen Monate des Jahres folgende
Regenmengen durchschnittlich für jeden Tag des Monates, wobei wiederum den für
den Zeitraum 1845–1892 geltenden Werten die von PLANTAMOUR für 1826–1875
gefundenen Werte zum Vergleiche gegenübergestellt werden, und die Reihe der Werte
von links nach rechts der Reihe der Monate vom Januar bis zum Dezember
entspricht:
1826– 1,57 1,29 1,52 1,89 2,55 2,53 2,29 2,59 3,14 3,26 2,47 1,65
1875
1845– 1,42 1,34 1,64 2,13 2,62 2,72 2,43 2,83 2,92 3,52 2,42 1,68
1892
In der Tat fallen hier die beiden Minima übereinstimmend auf die Monate Februar
und Juli; das erste Maximum schwankt zwischen Mai und Juni, während das zweite
Maximum beidenfalls dem Oktober angehört 5).]
5)[Hinsichtlich dieser zweifachen Periodizität sagt PLANTAMOUR a. a. O. (S. 640):
"Cette division de l'année en deux Saisons humides et dem Saisons sèches, l'une de
celles-ci tombant sur l'été, accuse très-nettement l'influence du climat méditerranéen;
en effet, le caractère du climat méditerranéen est la sècheresse de l'été, tandis que
dans les autres régions de l'Europe continentale, l'été n'est pas une saison sèche."]
III. Arithmetisch reduzierte Tafel der Regenhöhen für Genf während der
Monate Januar, April, Juli, Oktober 1845–1892.
IV. Logarithmisch reduzierte Tafel der Regenhöhen für Genf während der
Monate Januar, April, Juli, Oktober 1845–1892.
i = 0,2
6) [Wenn hier auf das theoretisch dichteste Intervall 0,9–1,1, das den dichtesten
Wert Dp einschließt, weniger Werte fallen als auf das vorhergehende, so beruht dies
nicht auf einem Versehen, sondern auf der Zusammenfassung der theoretischen Werte
in die vorgegebenen Intervalle. Werden beide Intervalle in je vier gleiche
Teilintervalle von der Größe 0,05 gesondert, so erhält man an Stelle von 66 und 64
vielmehr:
| 16,2 ; 16,3 ; 16,6 ; 16,6 | und | 16,7 ; 16,4 ; 15,6 ; 14,9 | ,
so daß nun in der Tat das Maximum 16,7 auf das mit Dp behaftete Teilintervall 0,9–
0,95 fällt.]
7) [Lettressur la théorie des probabilités, S. 168. – Hierzu ist es von Interesse, die von
QUETELET in den angehängten Noten mitgeteilten brieflichen Äußerungen von
BRAVAIS über verschiedene Formen möglicher Wahrscheinlichkeitsgesetze zu
vergleichen, weil sie zeigen, daß auch BRAVAIS ebenso wie QUETELET selbst die
Möglichkeit eines asymmetrischen Verteilungsgesetzes zwar einsah, dabei jedoch
dem Mittelwerte irrtümli-cherweise die Rolle des dichtesten Wertes zuerteilte und
somit die Auffassung des asymmetrischen Gesetzes prinzipiell verfehlte. Die
diesbezügliche Stelle des BRAVAIS'schen Briefes lautet (a. a. O. S. 413): "On sait
que les plus grands écarts du barométre vers le haut de la colonne, ne sont guére que
la moitié ou les 2/3 des écarts du barométre vers ]e bas; de sorte que l'on aura une
courbe de possibilité de la forme . . . dont les deux moitiés ne seront pas
symmétriques; seulement l'ordonnée moyenne doit toujours partager le segment total
en deux aires égales."].
8) [Meteorologisch Jaarboek uitgegeven door het Kon. Nederlandsch Meteorologisch
Instituut.]
Hiernach ist der mittlere Normalstand für Januar, April, Juli und Oktober der Reihe
nach: 2°,94 ; 12°,20 ; 21°,22 und 13°,23 .]
[Bestimmt man nun die Größe des reduzierten Intervalles gleich 1°, so erhält man
folgende Ergebnisse:
Auch hier ist die Übereinstimmung zwischen Theorie und Erfahrung befriedigend,
wenn auch, der relativ kleineren Reduktionsstufe entsprechend, anscheinend weniger
gut als für die Barometerabweichungen. Die Asymmetrie ist nur für den Januar
positiv bez. A ; für die drei anderen Monate dagegen negativ. Jene Ausnahme könnte
nun als zufällig angesehen werden, da der beobachtete u-Wertüberdies klein ist. Da
sich jedoch auch für den Dezember, den ich diesbezüglich zum Vergleiche heranzog,
die nämliche Richtung der Asymmetrie, wiederum mit einem ähnlich schwachen
Werte, wie für den Januar ergab, so darf man wohl annehmen, dass die Asymmetrie
während des größten Teiles des Jahres negativ bez. A ist, während des Winters
dagegen dem Nullwerte sich nähert mit der Neigung, ins Positive umzuschlagen.
Schließlich verdient noch Erwähnung, dass die durchschnittliche Schwankung hfür
die untersuchten Monate (und wohl auch für das ganze Jahr) ziemlich konstant ist.]
10)
[Die h beziehen sich hier, wie bei den Barometerabweichungen, auf den
Normalstand.]
§ 179. [Die täglichen Variationen der Temperatur für Utrecht. – Während die
Thermometerabweichungen auf eine bestimmte Stunde des Tages (2 Uhr
nachmittags) sich beziehen, geben die täglichen Variationen die Differenzen zwischen
Maximum und Minimum der Tagestemperaturen an. Ihre kollektive Behandlung nach
arithmetischem Prinzip hat auf Grund der Bemerkungen in § 21 ein doppeltes
Interesse. Denn sie können als frei von Sukzessionsabhängigkeit gelten und gestatten
somit eine ungehinderte Bewährung der Verteilungsgesetze. Sie wurden ferner von
QUETELET als Unterlage für die Erörterung der Asymmetrie benutzt; es ermöglicht
daher der Vergleich zwischen der Behandlung dieser K.-G. nach zweiseitigem G. G.
und den Darlegungen QUETELET's in den "Lettres sur la théorie des probabilités"
einen unmittelbaren Einblick, in wie weit die Theorie QUETELET's unvollständig
oder unzutreffend ist,]
[Zunächst teile ich in den beiden folgenden Tabellen die erhaltenen Resultate mit.
Das Untersuchungsmaterial wurde wie für die Barometer- und
Thermometerabweichungen dem Niederländischen Jahrbuche für den Zeitraum
1884–1893 und den Beobachtungsort Utrecht unter Beschränkung auf die Monate
Januar, April, Juli und Oktober entnommen. Man findet es dort in der Abteilung
"driemaaldaagsche Waarnemingen" unter der Rubrik "Temperatuur". Als reduziertes
Intervall wurde (wie in den entsprechenden, von QUETELET für Brüssel gegebenen
Verteilungstafeln) 1 ° Celsius gewählt:
Auf Grund dieser Ergebnisse kann die Gültigkeit des zweiseitigen G. G. nicht
bezweifelt werden. Die Differenzen zwischen den empirischen und theoretischen
Werten sind hier im Durchschnitte geringer als in den entsprechenden
Vergleichstabellen der Barometer- und Thermometerabweichungen. Ebenso genügen
die Hauptwerte und die Verhältniswerte der pden theoretischen Forderungen,
während zugleich die Asymmetrie einesteils durch die Beständigkeit ihrer Richtung,
anderenteils durch ihre besonders im u-Werte des Januar hervortretende Stärke als
wesentliche sich dokumentiert. Indem so die täglichen Variationen im ganzen
günstigere Resultate liefern als die Barometer- und Thermometerabweichungen, die
beide mit Sukzessionsabhängigkeit behaftet sind, scheint in der Tat das Fehlen von
Sukzessionsabhängigkeit die Entwicklung der Gesetze des reinen Zufalls zu
begünstigen.]
[Um ferner hierzu die Erörterungen QUETELET's über Asymmetrie11) zu
vergleichen, ist folgendes über die Methode seiner Untersuchung mitzuteilen.
QUETELET geht davon aus, dass bei wesentlicher Symmetrie die W. positiver und
negativer Abweichungen vom arithmetischen Mittel gleich groß sind, und knüpft
daran den Schluß, daß die Asymmetrie in der Ungleichheit der W. für die
beiderseitigen Abweichungen vom Mittel ihren Grund hat. Er illustriert demgemäß
die hier auftretenden Wahrscheinlichkeitsverhältnisse durch die Urne, die eine
unendlich große Anzahl schwarzer, und weißer Kugeln in verschiedenen, aber in
jedem Falle bestimmt zu wählenden Verhältnissen enthält. Insbesondere gibt er eine
tabellarische Zusammenstellung der W. , die beim Ziehen von 16 Kugeln für das
Auftreten von Kugeln der einen Art bestehen, wenn 50 ; 55 ; 60 ; .... 90; 95 Kugeln
der einen Art unter je 100 Kugeln vorkommen. Mit diesen Tabellen der theoretischen
W. vergleicht er nun die Tabellen der empirischen W., die aus den reduzierten
Verteilungstafeln für die täglichen Variationen der Temperaturen (für Brüssel)
resultieren, indem das z jedes Intervalles durch das zugehörige m dividiert wird. So
findet er für den Monat Januar, den er seinen Ausführungen zu Grunde legt, daß der
Gang der empirischen W. sich beträchtlich dem Gange derjenigen theoretischen W.
nähert, für welche die Anzahlen der weißen und schwarzen Kugeln das Verhältnis 80
zu 20 besitzen, und bemerkt, daß die Analogie noch größer wäre, wenn das Verhältnis
80 : 20 durch 81 : 19 ersetzt würde. Hieraus schließt er mit Rücksicht auf den früher
von ihm mitgeteilten Mittelwert folgender l2): « 1) il existe une Variation diurne de
température de quatre à cinq degrés, ou plus exactement de 4°, 7 ; elle est donnée par
la moyenne de toutes les observations; 2) cette Variation subit l'influence de causes
inegales; 3) les causes qui tendent à faire tomber la Variation diurne à son minimum,
ont plus de chances en leur faveur que celles qui tendent à l'élever à son maximum, et
les chances sont dans le rapport de 81 à 19, ou plus simplement de 4 à 1 ; 4) les
distances de la moyenne aux deux valeurs limites sont réglées par ce même rapport
de 4 à 1«].
11) [Lettressur la théorie des prob.; Lettre XXV: Des causes accidentelles quand
les chances sont inegales; Lettre XXVI: Loi de sortie de deux événements, dont les
chances sont inégales. Hierzu die Tabellen (s. Kap. XXV.).]
12) A. a. O. S. 181.
[Hieraus ist zu ersehen, daß die Theorie QUETELET's insofern prinzipiell
unzulässig ist, als der arithmetische Mittelwert auch bei vorherrschender Asymmetrie
als wahrscheinlichster Wert angesehen wird. Wenn aber trotzdem diese irrtümliche
Annahme durch die Erfahrung eine Stütze zu erhalten scheint, so ist weiterhin zu
beachten, daß der Vergleich zwischen Theorie und Erfahrung nur auf das Aussehen
der Tafeln, d. i. die Lage der extremen Werte bezüglich des Mittelwertes und den
Gang der dazwischen liegenden Werte, sich stützt. Infolge davon besitzt die ganze
Untersuchungsweise nur geringe Schärfe und trägt den Charakter des
Unvollständigen. Andererseits ist jedoch hervorzuheben, daß die Auffassungsweise
QUETELET's zum zweiseitigen G. G. führt, sobald der dichteste Wert, wie ihn das
Proportionalgesetz definiert, an die Stelle des arithmetischen Mittels tritt. Der Zusatz
zum XIX. Kapitel (§ 136) stellt diesen Zusammenhang vor Augen.]
Jede Gruppe enthält, den acht Fadendistanzen entsprechend, ebenso viele Reihen von
Beobachtungswerten, deren Form aus folgender, der Gruppe a ) entnommener Probe
zu ersehen ist. Als Maßeinheit dient hier und im Folgenden durchweg die
Zeitsekunde = 1s
Aus diesen Beobachtungsreihen lassen sich folgende Elemente für die acht
Fadendistanzen gewinnen:
II. Elemente der Fadendistanzen.
E = 1s .
Fadendistanz 2 - 12 5 - 12 6 - 12 10 - 12 14 - 12 18 - 12 19 - 12 22 - 12
M 41 41 40 40 40 40 41 40
A 37,405 31,146 22,314 13,994 14,633 22,938 31,759 38,028
h 0,062 0,077 0,084 0,074 0,080 0,074 0,072 0,069
E' 37,57 31,38 22,54 14,17 14,81 23,21 31,93 38,22
E, 37,16 30,96 22,03 13,78 14,41 22,73 31,56 37,78
u -4 -3 +5 +1 +2 +2 0 +2
U' - U, -0,08 +0,05 - 0,06 - 0,04 +0,05 +0,06 - 0,03 - 0,06
Fadendistanz 2 - 12 5 - 12 6 - 12 10 - 12 14 - 12 18 - 12 19 - 12 22 - 12
m 124 124 124 124 124 123 123 123
A 37,453 31,229 22,374 14,050 14,593 22,864 31,713 37,976
h 0,090 0,089 0,085 0,089 0,089 0,083 0,105 0,094
E' 37,92 31,53 22,61 14,33 14,91 23,16 31,99 38,28
E, 37,13 30,92 22,10 13,75 14,30 22,62 31,41 37,67
U -8 +8 +2 -2 +2 -4 0 +6
U' - U, + 0,14 - 0,01 - 0,04 - 0,02 + 0,02 + 0,05 - 0,03 0,00
Hier stellen die A die gesuchten Fadendistanzen dar, indem sie als die arithmetischen
Mittel aus den m Beobachtungswerten zugleich die wahrscheinlichsten Werte
bezeichnen, falls das einfache G. G. als zutreffend anzusehen ist. Diese Werte
weichen für die verschiedenen Gruppen von einander ab, was zunächst wegen der
Endlichkeit der m , die der Bestimmung unterliegen, nicht anders zu erwarten ist,
außerdem aber auch durch den zwischen den Lagen Klemme Ost und West
bestehenden Unterschied bedingt wird. Denn in den Gruppen gunddsind die vier
ersten Distanzen durchweg größer, die vier letzten in der Mehrzahl der Fälle kleiner
als die entsprechenden Distanzen der Gruppen aund b, wie es bei der verspäteten
Fixierung des Durchganges durch den Mittelfaden in der Lage Klemme West
vorauszusetzen ist. Das Entsprechende zeigt der Vergleich obiger Werte mit den von
Herrn Dr. KOBOLD 1) aus anderweitigen Beobachtungen mit größerer
Zuverlässigkeit gewonnenen Werten, die der folgenden Zusammenstellung zu
entnehmen sind:
Fadendistanz 2 - 12 5 - 12 6 - 12 10 - 12 14 - 12 18 - 12 19 - 12 22 - 12
A 37s,44 31s,19 22s,35 14s,03 14s,59 22s,89 31s,73 38s,00
3 5 5 0 1 3 5 6
Die h geben als Mittelwerte der Differenzen zwischen den beobachteten Werten und
den A die einfachen Durchschnittsfehler an. Dieselben zeigen innerhalb der einzelnen
Gruppen nur geringe Schwankungen, wonach die acht Fehlerreihen jeder Gruppe ein
gleichartiges System bilden, wie schon auf Grund ihrer Entstehung anzunehmen war.
Die Schwankungsweite der Fehler ist aus den Differenzen der oberen und unteren
Extreme E' und E ,zu ersehen; sie beträgt nur für die Fadendistanz 2 – 12 der
Gruppe a0s,95 ; die Größe dieses Wertes ist aber wesentlich durch den Betrag der
oberen extremen Abweichung U' = 0s,66 bedingt, der den durchschnittlich zu
erwartenden Betrag erheblich übersteigt und als abnorm zu betrachten ist.]
1) [Vergl. Annalender Kaiserl. Universitäts-Sternwarte in Straßburg; I. Bd. 1896. S.
XXII: Die Fadendistanzen und die Winkelwerte der Schraube.]
[Vor Allem aber interessieren die Werte der u und im Zusammenhange damit
diejenigen der U' - U,, da sie eine Beantwortung der Frage gestatten, ob die
Asymmetrie der Fehlerreihen als wesentliche oder unwesentliche zu gelten habe. Nun
sind die u -Werte durchweg sehr klein und besitzen in ungeregelter Folge bald
positives, bald negatives Vorzeichen. Entsprechendes ist von den Differenzen U' -
U, zu sagen, die nur in der Gruppe akeinen Wechsel zwischen den Vorzeichen auf
weisen und hier nur in dem einen Werte 0s,37 zu einer bedeutenden Höhe ansteigen,
der nach den obigen Bemerkungen bezüglich der zugehörigen oberen extremen
Abweichung nicht in Betracht kommen kann. Hieraus folgt mit Entschiedenheit der
Schluß, daß keine wesentliche Asymmetrie vorhanden ist. Eine Bestätigung hiervon
kann man überdies darin finden, daß nur in 18 unter 32 Fällen die Vorzeichen
von u und U' - U, einander entgegengesetzt sind, und somit das Umkehrgesetz der
Asymmetrie zwischen der Differenz der Abweichungszahlen und derjenigen der
extremen Abweichungen bez. A sich nicht bewährt, während dasselbe bei
vorwaltender wesentlicher Asymmetrie erfahrungsgemäß Geltung hat.]
§ 182. [Es ist sonach kein Grund vorhanden, für die Fehlerreihen die Prinzipien der
kollektiven Asymmetrie in Anwendung zu bringen. Um jedoch zu zeigen, daß auch
bezüglich der Übereinstimmung zwischen Theorie und Erfahrung mit der
Anwendung des zweiseitigen G. G. keine Vorteile gegenüber dem einfachen Gesetze
verknüpft sind, gebe ich im Folgenden Vergleichstabellen in solcher Form, daß den
empirischen Werten sowohl die nach einfachem G. G. bez. A als auch die nach
zweiseitigem G. G. bez. D berechneten theoretischen Werte zur Seite stehen. Die
empirischen Werte wurden aus den vier Gruppen von je acht Beobachtungsreihen in
der Weise gewonnen, daß zunächst in jeder Beobachtungsreihe die beobachteten
Werte durch ihre Differenzen mit dem zugehörigen A d. i. durch die
Beobachtungsfehler D ersetzt und sodann die acht Fehlerreihen jeder Gruppe zu einer
einzigen Reihe zusammengelegt wurden. Den vier Gruppen a, b , g , dentsprechend
entstanden so vier Fehlerreihen, die als die Reihen a, ß , g , d bezeichnet werden
sollen. Das Zusammenlegen der ursprünglichen Reihen unterlag keinem Bedenken,
da sie auf Grund der Übereinstimmung zwischen den zugehörigen
Durchschnittsfehlern hals gleichartig sich erwiesen hatten.]
[Bei Reduktion auf ein i = 0s,05 erhält man so folgende Resultate:
Reihe g Reihe d
D theor. D theor.
emp. Bez. A bez. Dp emp. bez. A Bez. Dp
a b g d
Anhang.
Die t-Tabelle.
§ 183. [Die t - Tabelle gibt die Werte des G. G., d. i. des Integrals
auf Grund der siebenstelligen Tafelwerte, unter Benutzung ihrer zweiten Differenzen
interpo-liert. Die dritten Differenzen konnten unberücksichtigt bleiben.]
[Die Einrichtung der Tabellen ist derjenigen der Logarithmentafeln nachgebildet.
Insbeson-dere haben die Sternchen, die in einzelnen Horizontalreihen der Tafel II sich
vorfinden, die Bedeutung, daß die der Zeile vorgedruckte erste Dezimale um 1 zu
erhöhen ist.]
Die t-Tabelle I.
t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
0,00 0,0000 0011 0023 0034 0045 0056 0068 0079 0090 0102
01 0,0113 0124 0135 0147 0158 0169 0181 0192 0203 0214
02 0,0226 0237 0248 0259 0271 0282 0293 0305 0316 0327
03 0,0338 0350 0361 0372 0384 0395 0406 0417 0429 0440
04 0,0451 0462 0474 0485 0496 0507 0519 0530 0541 0552
05 0,0564 0575 0386 0597 0609 0620 0631 0642 0654 0665
06 0,0676 0687 0699 0710 0721 0732 0744 0755 0766 0777
07 0,0789 0800 0811 0822 0833 0845 0856 0867 0878 0890
08 0,0901 0912 0923 0934 0946 0957 0968 0979 0990 1002
09 0,1013 1024 1035 1046 1058 1069 1080 1091 1102 1113
0,10 0,1125 1136 1147 1158 1169 1180 1192 1203 1214 1225
11 0,1236 1247 1259 1270 1281 1292 1303 1314 1325 1336
12 0,1348 1359 1370 1381 1392 1403 1414 1425 1436 1448
13 0,1459. 1470 1481 1492 1503 1514 1525 1536 1547 1558
14 0,1569 1581 1592 1603 1614 1625 1636 1647 1658 1669
15 0,1680 1691 1702 1713 1724 1735 1746 1757 1768 1779
16 0,1790 1801 1812 1823 1834 1845 1856 1867 1878 1889
17 0,1900 1911 1922 1933 1944 1955 1966 1977 1988 1998
18 0,2009 2020 2031 2042 2053 2064 2075 2086 2097 2108
19 0,2118 2129 2140 2151 2162 2173 2184 2194 2205 2216
0,20 0,2227 2238 2249 2260 2270 2281 2292 2303 2314 2324
21 0,2335 2346 2357 2368 2378 2389 2400 2411 2421 2432
22 0,2443 2454 2464 2475 2486 2497 2507 2518 2529 2540
23 0,2550 2561 2572 2582 2593 2604 2614 2625 2636 2646
24 0,2657 2668 2678 2689 2700 2710 2721 2731 2742 2753
25 0,2763 2774 2784 2795 2806 2816 2827 2837 2848 2858
26 0,2869 2880 2890 2901 2911 2922 2932 2943 2953 2964
27 0,2974 2985 2995 3006 3016 3027 3037 3047 3058 3068
28 0,3079 3089 3100 3110 3120 3131 3141 3152 3162 3172
29 0,3183 3193 3204 3214 3224 3235 3245 3255 3266 3276
0,30 0,3286 3297 3307 3317 3327 3338 3348 3358 3369 3379
31 0,3389 3399 3410 3420 3430 3440 3450 3461 3471 3481
32 0,3491 3501 3512 3522 3532 3542 3552 3562 3573 3583
33 0,3593 3603 3613 3623 3633 3643 3653 3663 3674 3684
34 0,3694 3704 3714 3724 3734 3744 3754 3764 3774 3784
35 0,3794 3804 3814 3824 3834 3844 3854 3864 3873 3883
36 0,3893 3903 3913 3923 3933 3943 3953 3963 3972 3982
37 0,3992 4002 4012 4022 4031 4041 4051 4061 4071 4080
38 0,4090 4100 4110 4119 4129 4139 4149 4158 4168 4178
39 0,4187 4197 4207 4216 4226 4236 4245 4255 4265 4274
0,40 0,4284 4294 4303 4313 4322 4332 4341 4351 4361 4370
41 0,4380 4389 4399 4408 4418 4427 4437 4446 4456 4465
42 0,4475 4484 4494 4503 4512 4522 4531 4541 4550 4559
43 0,4569 4578 4588 4597 4606 4616 4625 4634 4644 4653
44 0,4662 4672 4681 4690 4699 4709 4718 4727 4736 4746
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46 0,4847 4856 4865 4874 4883 4892 4901 4910 4919 4928
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49 0,5117 5126 5134 5143 5152 5161 5170 5179 5187 5196
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t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Die t-Tabelle I.
t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
0,50 0,5205 5214 5223 5231 5240 5249 5258 5266 5275 5284
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52 0,5379 5388 5396 5405 5413 5422 5430 5439 5448 5456
53 0,5465 5473 5482 5490 5499 5507 5516 5524 5533 5541
54 0,5549 5558 5566 5575 5583 5591 5600 5608 5617 5625
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57 0,5798 5806 5814 5823 5831 5839 5847 5855 5863 5871
58 0,5879 5887 5895 5903 5911 5919 5927 5935 5943 5951
59 0.5959 5967 5975 5983 5991 5999 6007 6015 6023 6031
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t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Die t-Tabelle I.
t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
1,00 0,8427 8431 8435 8439 8444 8448 8452 8456 8460 8464
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t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Die t-Tabelle I.
t 0 1 2 3 4 6 6 7 8 9
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2,0 0,9953 9955 9957 9959 9961 9963 9964 9966 9967 9969
2,1 0,9970 9972 9973 9974 9975 9976 9977 9979 9980 9980
2,2 0,9981 9982 9983 9984 9985 9985 9986 9987 9987 9988
2,3 0,9989 9989 9990 9990 9991 9991 9992 9992 9992 9993
2,4 0,9993 9993 9994 9994 9994 9995 9995 9995 9995 9996
2,5 0,9996 9996 9996 9997 9997 9997 9997 9997 9997 9998
2,6 0,9998 9998 9998 9998 9998 9998 9998 9998 9998 9999
2,7 0,9999 9999 9999 9999 9999 9999 999? 9999 9999 9999
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t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
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03 3384 3497 3610 3722 3835 3948 4060 4173 4286 4398
04 4511 4624 4736 4849 4962 5074 5187 5299 5412 5525
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5637
06 6762 6875 6987 7099 7212 7324 7436 7549 7661 7773
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08 0,0 9120 9232 9344 9456 9568 9680 9792 9904 *0016
9008
09 0,1 0240 0352 0464 0576 0687 0799 0911 1023 1135
0128
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1246
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12 3476 3587 3698 3809 3921 4032 4143 4254 4365 4476
13 4587 4698 4809 4919 5030 5141 5252 5363 5473 5584
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6800
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t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
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2050
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9594
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0386
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4203
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68 6378 6449 6520 6591 6662 6732 6803 6873 6944 7014
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4210
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93 1156 1204 1251 1298 1346 1393 1440 1487 1534 1580
94 1627 1674 1720 1767 1813 1859 1905 1951 1997 2043
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2089
96 2542 2587 2632 2677 2721 2766 28 10 2855 2899 2943
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4270
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Die t-Tabelle II.
t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
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4270
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6244
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8021
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1031
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22 1553 1579 1604 1630 1655 1680 1705 1730 1755 1780
23 1805 1830 1855 1879 1904 1929 1953 1978 2002 2026
24 2051 2075 2099 2123 2147 2171 2195 2219 2243 2266
25 0,9 2314 2337 2361 2384 2408 2431 2454 2477 2500
2290
26 2524 2547 2570 2593 2615 2638 2661 2684 2706 2729
27 2751 2774 2796 2819 2841 2863 2885 2907 2929 2951
38 2973 2995 3017 3039 3061 3082 3104 3126 3147 3168
29 3190 3211 3232 3254 3275 3296 3317 3338 3359 3380
1,30 0,9 3422 3442 3463 3484 3504 3525 3545 3566 3586
3401
31 3606 3627 3647 3667 3687 3707 3727 3747 3767 3787
32 3807 3826 3846 3866 3885 3905 3924 3944 3963 3982
33 4002 . 4040 4059 4078 4097 4116 4135 4154 4173
4021
34 4191 4210 4229 4247 4266 4284 4303 4321 4340 4358
35 0,9 4394 4413 4431 4449 4467 4485 4503 4521 4538
4376
36 4556 4574 4592 4609 4627 4644 4662 4679 4697 4714
37 4731 4748 4766 4783 4800 4817 4834 4851 4868 4885
38 4902 4918 4935 4952 4968 4985 5002 5018 5035 5051
39 5067 5084 5100 5116 5132 5148 5165 5181 5197 5213
1,40 0,9 5244 5260 5276 5292 5307 5323 5339 5354 5370
5229
41 5385 5401 5416 5431 5447 5462 5477 5492 5507 5323
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43 5686 5700 5715 5729 5744 5758 5773 5787 5801 5815
44 5830 5844 5858 5872 5886 5900 5914 5928 5942 5956
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5970
46 6105 6119 6132 6145 6159 6172 6185 6198 6211 6224
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6611
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Die t-Tabelle II.
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6611
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Die t-Tabelle II.
t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
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9999